Don Quijote LANDESTHEATER SCHWABEN - Theaterpädagogische Materialmappe

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Don Quijote LANDESTHEATER SCHWABEN - Theaterpädagogische Materialmappe
LANDESTH EATER
                                SCH WABEN

  Theaterpädagogische Materialmappe

                       Don Quijote
nach dem gleichnamigen Roman von Miguel de Cervantes

      Claudia Hoyer (Theaterpädagogin) TEL: 08331 94 59 14 FAX: 08331 94 59 33
                 MAIL: claudia.hoyer@landestheater-schwaben.de
Don Quijote LANDESTHEATER SCHWABEN - Theaterpädagogische Materialmappe
LANDESTH EATER
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Inhalt
Besetzung ........................................................................................................................................................................... 4

Termine................................................................................................................................................................................ 5

Interview mit der Regisseurin Anne Verena Freybott ................................................................................................. 6

Miguel de Cervantes Saavedra ....................................................................................................................................... 9

Glossar ...............................................................................................................................................................................11

Spanien um 1600............................................................................................................................................................13

Inszenierungsbilder .........................................................................................................................................................14

Vor- und Nachbereitung im Unterricht ........................................................................................................................17

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                                            ★★★
Ein verarmter Landjunker schmückt seinen tristen Alltag damit aus, sich in die Welt seiner geliebten
Ritterromane zu träumen. Freunde und Nachbarn versuchen so verzweifelt, ihn von der gefährlichen
Literatur fernzuhalten, dass er schließlich mit einem zwangsverpflichteten Knappen in die große weite
Welt zieht, um nun endlich außeralltägliche Heldentaten zu begehen: Don Quijote und Sancho Panza sind
geboren! Der verträumte Idealist mit seinem anachronistischen Hang zum Heroischen, der Windmühlen
als zu bekämpfende Riesen sehen will und der pragmatische Realist, der seinem Freund und Herrn in die
verrücktesten Abenteuer folgt. Gemeinsam kämpfen sie ebenso gegen Alltägliches in monströser
Erscheinung wie gegen den Zwang zur vorgeschriebenen Norm. Auf der endlosen Suche nach der
perfekten Aventüre begegnen Don Quijote und Sancho Panza mächtigen Gegner, wunderschönen Fräulein
und schließlich sogar dem eigenen Ruhm, da ihre Geschichte erfolgreich niedergeschrieben und verbreitet
wurde.
Miguel de Cervantes' Roman war 1605 ein fulminanter Startschuss in die literarische Moderne. Die
weltberühmte Erzählung ist eine verrückte Hypersatire, ein zeitloser philosophischer Spiegel, eine
großartige Erzählung von unverbrüchlicher Freundschaft, eine Huldigung der Fantasie als bestes Mittel
gegen die Unbill des Lebens und ein bis heute gültiger Appell, die eigene Geschichte trotz aller
Hindernisse selbst zu schreiben!

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Besetzung                       SCH WABEN

Inszenierung                     Anne Verena Freybott
Bühne und Kostüm                 Franziska Isensee
Musikalische Leitung             Sebastian Kern
Dramaturgie                      Thomas Gipfel
Regieassistenz und Inspizienz    Mattia Cedric Meier

Mit
Tim Weckenbrock                  Don Quijote
Tobias Loth                      Sancho Panza
Elisabeth Hütter                 Erzählerin

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Termine                                           SCH WABEN

Abendvorstellungen
Fr      25.09.2020        20:00 Uhr        Premiere
Sa      26.09 2020        20:00 Uhr
So      27.09.2020        19:00 Uhr
So      04.10.2020        16:00 Uhr
Sa      17.10.2020        20:00 Uhr
So      18.10.2020        19:00 Uhr
Di      20.10.2020        20:00 Uhr

Kartenreservierung:
08331 – 9459 16                                             Mo-Fr       11-18 Uhr
vorverkauf@landestheater-schwaben.de                        Sa         10-14 Uhr

     Schulvorstellung
     Termine für die SCHULVORSTELLUNGEN werden 2020/2021 nicht für das ganze Jahr,
     sondern kurzfristiger bekanntgeben. Alle Termine bis einschließlich Februar 2021
     werden Mitte Oktober und Termine ab März 2021 im Dezember über den Newsletter,
     den Leporello und auf der Homepage bekanntgegeben. Für Schulvorstellungen haben
     wir ein eigenes Hygienekonzept erarbeitet, dass den Besuch von Schulklassen auch in
     dieser Zeit ermöglicht. Details finden Sie auf unserer Homepage.

     Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung, kontaktieren Sie uns
     einfach per Mail oder Telefon!

Kartenreservierung Schulvorstellung:
Anja Eibl         anja.eibl@landestheater-schwaben.de               08331 94 5923
Mo – Do 8 -16 Uhr, Fr 8 – 12 Uhr

Spieldauer: ca. 100 Minuten

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Interview mit der Regisseurin Anne Verena Freybott

Don Quijote ist ein 400 Jahre alter Ritterroman. Was würdest du sagen, welche Themen und
Motive sind für uns heute noch spannend? Und welche sind wichtig für deine Inszenierung?

AVF: Der Roman ist 1605 rausgekommen, aber er enthält Themen, die einfach immer wichtig waren und sein werden.
Es geht letztendlich um zwei sehr gegensätzliche Menschen, die eine Freundschaft entwickeln, mit der man zu Beginn
gar nicht rechnet. Es geht um Gegensätze die sich aneinander anpassen. Es geht um Freundschaft und Loyalität. Es geht
darum wie man auf sein Leben schaut, ob immer das Vorgegebene, das Richtige ist oder ob man sich auch mal mal traut
und zum Beispiel Freund mit jemandem wird, der einen ganz anderen Stand in der Gesellschaft hat als man selber und
daraus was Besonderes für sich ziehen kann. Es geht aber auch darum, welchen Blick ein Mensch auf die Realität, ob
man seine Wirklichkeit einfach lebt und sich sagt, „ich sehe die Welt anders als ihr alle und ihr denkt vielleicht alle, dass
ich verrückt bin, aber ich mach das trotzdem“.
Zusammengefasst: Die großen Motive in diesem Roman die uns bis heute wichtig und die spannend sind, sind
letztendlich die eigene Gestaltung und der Umgang mit der Welt, Freundschaft, Loyalität und Phantasie.

Welche Rolle spielt die Frage nach Wahrheit versus Lüge/ Phantasie in der Inszenierung?

AVF: Seit 400 Jahren wird dem Roman und dem Stoff immer wieder die Frage gestellt: Ist Don Quijote verrückt oder
weiß er, dass er sich komisch benimmt und sich eigenen Regeln in seinem Spiel bastelt? Das ist etwas, dass nicht im
Roman beantwortet wird und dass wir auch nicht beantworten wollen. Wir finden gerade den Raum zwischen diesen
beiden Möglichkeiten sehr spannend. Im Theater sind die Probleme und die Bewältigung dieser das Interessante oder das
was im Ungefähren bleibt. Es geht nicht darum, eine vorgefertigte Antwort mit nach Hause zu nehmen. Wir haben zwei
Menschen, die sich auf ein gemeinsames Abenteuer begeben. Dabei wird klar, dass beide einen subjektiven Blick auf die
Wahrheit haben. Und aus diesem unterschiedliches Handeln entsteht, finde ich auf unsere Zeit bezogen sehr interessant,
wie man sich eine eigene Wirklichkeit stricken und man auf alternative Wahrheiten reagieren kann.

Don Quijote und Sancho Panza, die beiden ungleichen Freunde, ziehen gemeinsam in eine
Abenteuerreise. Was ist ihr größtes Abenteuer?

AVF: Don Quijote ist eines der bekanntesten ungelesenen Bücher der Welt. Fast alle Menschen antworten auf die Frage,
ob sie Don Quijote kennen: „Ja, vom Namen. Das ist doch der mit den Windmühlen“ Das ist das wohl bekannteste
Abenteuer von Don Quijote: Er reitet auf die Windmühlen, die er als Riesen sieht und ihn und seinen Knappen angreifen.
Aber das eigentliche Abenteuer, und darum geht es auch bei uns auf der Bühne, ist die Freundschaft, ist der Umgang
miteinander, die Loyalität zueinander. Der verantwortungsvolle Umgang von Sancho mit seinem auf irgendeine Art
verrückten Herren. Eine Freundschaft, die am Anfang unwahrscheinlich und am Ende unverbrüchlich ist und durch die
beide unglaublich viel lernen. Von dem anderen, über die Welt des anderen.

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Wem begegnet der Zuschauer in der Inszenierung
                                       SCH WABEN neben Don Quijote und Sancho Panza
noch?

AVF: Es gibt in dem Roman einen interessanten Erzähler. Man weiß nie so richtig, aus welcher Haltung heraus er
eigentlich erzählt. Entweder behauptet er, die Geschichte in Chroniken gefunden zu haben oder aus Büchern zu kennen,
die er von einem Straßenjungen in Toledo gekauft hat. Als ich angefangen habe, die Fassung zu machen, fand ich diese
Erzählerfigur so großartig und habe mich dafür entschieden sie dazu zu nehmen. Bei uns ist es eine Erzählerin. Es gibt
Verweise im Text, die dafür sprechen, dass sie eventuell irgendwas mit Dulcinea1 zu tun hat. Das ist aber etwas, was wir
nicht genauer anlegen wollen. Ich finde es schön, die Leute mit einer Frage zu entlassen und nicht mit einer richtigen
Antwort.

Ich nehme an, dass deine Inszenierung nicht das Rittertum auferstehen lassen will. Wir
werden wahrscheinlich keine Rüstung sehen, keine Schwerter, vielleicht auch kein Pferd?
Was für einen Zugriff, was für eine Form habt ihr für die Inszenierung gewählt, um den alten
Stoff den Zuschauern heute zu erzählen?

AVF: Die Ausstattung macht Franziska Isensee, mit der ich ja auch schon häufiger zusammengearbeitet habe. Ich habe
ihr erzählt, dass ich es spannend finde, dass Don Quijote und Sancho Panza so abhängig voneinander sind. Dass ich
dieses Bild habe, wie die zwei über die Mancha reiten - ein eher umspannender Teil Spaniens, damals auch wirklich
entvölkert - und dass ich fasziniert bin von der Kraft der Phantasie Quijotes, die auf eine Art und Weise wirklich auch
Berge bewegt. Er steigert sich so in Dinge hinein, bis man sich irgendwann fragt: „Vielleicht stimmt es ja doch“. So geht
es Sancho Panza ein bisschen.
Entstanden ist ein Bühnenbild das Quijote und Sancho auf eine Art Karussell setzt, das aus zwei Fahrrädern und zwei
Diskokugeln besteht. Ich finde es eine schöne Darstellung der Monotonie, die bei so einer Reise vorherrscht., da man in
so einem Karussell immer im Kreis fährt.
In ihren Kostümen haben die drei Figuren auf der Bühne Anmutungen, die auf eine geschichtliche Vergangenheit
verweisen. Es sind eigentlich historische Zitate, die den Figuren eine schönere, bedeutendere Körperlichkeit geben und
auch einen Kontrast zu dem doch eher modernen Fahrrad ergeben.
Bühne und Kostüm bildet eine eigene Wirklichkeit. Wenn man den beiden zusieht, könnte man auch vermuten, dass sie
nie von der Stelle kommen in ihrer Erzählung. Das sie eigentlich im Garten von Don Quijote und Sancho Panza unterwegs
sind.
Die Metaebene im zweiten Teil des Romans, in dem die Figuren über sich selbst als literarische Figur reden, nehmen wir
auf durch viele Bücher auf der Bühne.

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  Die höfische Liebe konstruierte ein Idealbild der Frau, der ein Mann sein Leben widmen kann. Alles was er erlebt, was
im Heldentum natürlich auch immer mit körperlicher Stärke mit geistiger Schläue, Wissen um die Welt zu tun hat, das
widmet er einer Herzensdame. Don Quijote, der sich ja selber als Ritter erfindet, erfindet sich auch eine Herzensdame. Da
gibt es eine Frau, er hat sie einmal gesehen, in einem anderen Dorf und macht sie zu seiner Sehnsucht, gibt ihr, wie er
sich und sein Pferd neu benennt, einen neuen Namen: Dulcinea. Dulce ist die Süße im Spanischen. Es ist ein Name, der
einer Herzensdame würdig erscheint.

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Corona ist nicht ohne Einfluss auf die Theaterarbeit
                                           SCH WABEN geblieben. Wie oder an welcher Stelle
hast du das während der Arbeit gespürt? Gab es Momente, die vielleicht befremdlich oder
einschränkend waren? Oder gab es auch Augenblicke, in denen, was neues ungeahntes
entstanden ist?

AVF: Das war nach der Pause, die wir im Theater eingelegt haben, für mich die erste Produktion an der ich wieder
beteiligt war. Tatsächlich ist die Corona Problematik in alles miteingeflossen. Zunächst haben wir unseren Spielplan
komplett umgeändert, um kleinere Ensembles für die einzelnen Stücke zu haben und überhaupt proben zu können. Dabei
fiel auch die Entscheidung Don Quijote zu spielen, allein dadurch ist es für mich überall mit drin. Beim Bühnenbild haben
wir von vornherein darauf geachtet, dass es den Schauspieler*innen möglich ist, immer 1,50m Abstand einzuhalten.
Außerdem haben wir in den Proben etwas entwickelt, das ich sehr mag. Der Ritter macht, wenn der Knappe ihm zu nah
kommt, einen Seitschritt. Er besteht auf den Abstand und der Knappe ist im Zweifel derjenige, der den Abstand
unterläuft. Das passt total für die Figuren. Das ist etwas was mir Corona geschenkt hat, der Ausweichschritt des Ritters.
Das war so ein Moment, an dem man plötzlich über Umsetzungsprobleme stolperte, die es sonst gar nicht gegeben hätte
und es entsteht eine Phantasie, die sonst eventuell nicht da gewesen wäre.
Mit Corona hat auch zu tun, dass wir fast alle Produktionen dieser Spielzeit im Großen Haus spielen, wo wir eine
bestimmte Weite haben. Das bietet der dritten Schauspielerin genügend Platz, um darin herum zu mäandern und so zu
erzählen, dass sie diese Welt und die zwei Figuren erfindet. Ein anderes Thema von Corona war, dass man wenn
irgendwie möglich keine gleichen Requisiten anfassen soll. Auch dafür mussten wir Lösungen finden beispielsweise beim
unsere Umsetzung vom Verarztet werden; aber das werde ich nicht erzählen, dass muss man sehen.

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Miguel de Cervantes Saavedra
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                                                         Es gibt kein gesichertes Portrait von Cervantes. Dieses Bild
                                                         wird Juan de Jáuregui zugeschrieben und ist eins von zwei
                                                         Bildern, die meist für eine Darstellung Cervantes verwendet
                                                         werden.

                                                          Miguel de Cervantes Saavedra wird am 29. September 1547
                                                          in Alcalá de Henares geboren. Alcalá war eine ehemalige
                                                          maurische Festung, dreißig Kilometer von Madrid entfernt und
                                                          im 16. Jahrhundert eine Hochburg der Bildung.
                                                          Vor Cervantes Geburt hatte Spanien einen großen Teil der Welt
                                                          beherrscht – Wandel und Reformation hatten das Interesse an
                                                          neuem Wissen und kulturellen Einflüssen befördert. Während
                                                          Miguel heranwächst, steht jedoch alles im Zeichen einer
                                                          bemühten Restauration, die nicht gelingen will und das Land
                                                          dem Niedergang entgegenführt.
                                                          Miguels Vater Rodrigo, von Kindheit an taub, ist Wundarzt und
                                                          hat sein Leben lang gegen Schulden anzukämpfen – u.a. auch
                                                          im Schuldturm. Es gibt Dokumente die zeigen, dass Rodrigo
immer wieder dafür gekämpft hat, als „Hidalgo“ anerkannt zu werden. Die Hidalgos waren seit dem Mittelalter ein
niedriger, spanischer Adelsstand, deren Mitglieder meist mit dem Vornamen angesprochen, den der Titel „Don“ oder
„Doña“ vorgesetzt wurde.

1568 tritt Miguel de Cervantes zum ersten Mal als Dichter an die Öffentlichkeit mit Gelegenheitsgedichten zum Tode der
spanischen Königin Elisabeth von Valois.

1569 soll ein Miguel de Cervantes bei einem verbotenen Duell einen Gegner verletzt haben. Sollte es sich dabei um den
Dichter handeln, könnte man die plötzliche Flucht nach Rom als Reaktion auf die angedrohte Strafe verstehen: Abhacken
der rechten Hand und 10 Jahre Verbannung. Da ist eine Stelle als Kammerdiener bei einem römischen Kardinal
angenehmer.

1571 schreibt er sich zusammen mit seinem Bruder als Soldat in die Kompagnie von Diego de Urbina ein und nimmt
am 07. Oktober an der Seeschlacht von Lepanto teil, bei der seine linke Hand verstümmelt wird. Trotzdem bleibt er vier
Jahre lang Soldat.

1575 Auf der Rückreise nach Spanien werden er und sein Bruder von Piraten gefangen genommen und nach Algerien
verschleppt. Die Piraten setzen ein enorm hohes Lösegeld für die beiden an, so dass die Familie Cervantes nach 2 Jahren
erst den Bruder Rodrigo und nach insg. 5 Jahren Miguel freikaufen kann. Miguel de Cervantes unternimmt während der
fünf Jahre immer wieder abenteuerliche Fluchtversuche, die alle zum scheitern verurteilt sind und ihn ständig einer
Todesstrafe aussetzen, der er aber glücklich entkommt.

1580 Wieder in Spanien unternimmt Miguel de Cervantes viele Versuche, ein stetiges Einkommen zu sichern. Er erhält
ein kleines königliches Amt, das ihm aber nicht viel Geld einbringt und auch seine schriftstellerischen Versuche sind
zunächst wenig lukrativ.
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1584 heiratet Cervantes die 18 Jahre jüngere Catalina de Salazar, die einer Familie mit bescheidenem Vermögen
entstammt und unter deren Ahnen sich ein Alonso Quijada befindet, ein leidenschaftlicher Leser von Ritterromanen. Die
Ehe bleibt kinderlos. Cervantes bekennt sich zu einer unehelichen Tochter, Isabel, aber es bleibt unklar, ob es sich
wirklich um sein eigenes Kind handelt oder er versuchte, einen Fehltritt seiner Schwester Magdalena zu vertuschen.

1585 bringt ihm sein Schäferroman »La Galatea« einen gewissen literarischen Ruf, doch bleibt der Verkaufserlös
gering. Zwar ist er sehr dem Geschmack der Zeit verhaftet, aber Cervantes bedient nicht die gängigen Klischees der
Schäferdichtung. Seine Schäferin Galatea hat z.B. einen eigenen Charakter und wird nicht nur von den Männern
angehimmelt.

Seine königlichen Ämter ändern sich im Laufe der Zeit immer wieder. Er muss z.B. Proviant für die Seezüge der Armada
gegen England organisieren oder Steuergelder eintreiben. In seiner Tätigkeit als Steuereintreiber gerät er unter dubiosen
Umständen 1597 für mehrere Monate in das Gefängnis von Sevilla. Die Behauptung, dass er dort den Großteil des DON
QUIJOTE geschrieben hat ist aber nicht wirklich zu belegen.

Um 1603 scheint sich die Feindschaft zwischen dem 15 Jahre jüngeren Lope de Vega und Miguel de Cervantes
zuzuspitzen. Die genauen Begebenheiten sind unklar, aber Lope de Vega schreibt am 14. August 1604 an den Herzog
von Sessa über die Autoren, die für das nächste Jahr Texte angekündigt haben: „Keiner ist so schlecht wie Cervantes
oder so dumm, dass er den DON QUIJOTE loben würde.“

Ende 1604, jedoch bereits mit dem Datum von 1605, erschien der erste Teil des DON QUIJOTE und wurde umgehend
ein Riesenerfolg. Zwei Monate später erscheint die zweite Auflage, mehrere Raubdrucke sind im Umlauf und im Februar
bereits Exemplare in die Neue Welt unterwegs. Um finanzielle Sicherheit muss Cervantes zwar weiter bangen, aber
immerhin kann er sich eine Zeitlang nur mit dem Schreiben beschäftigen.

1613 bringt Cervantes mit den »Novelas ejemplares« als Erster in Spanien die Gattung der Novelle nach italienischem
Vorbild heraus. Auch seine Novellen sind ein großer Erfolg für Cervantes und bringen andere spanische Autoren dazu,
sich ebenfalls der Novelle zu widmen.

1614 stellt Cervantes sein satirisches Versepos »Viaje del Parnaso« fertig, in dem 150 Dichterkollegen sich in einer
Schlacht zwischen guten und schlechten Dichtern mit Romanen, Sonetten und anderen Werken bewerfen.

Im Juli 1614, als Cervantes den zweiten Teil seines DON QUIJOTE schon angekündigt hatte, erscheint unter dem
Pseudonym Alonso Fernández de Avellaneda ein neuer Teil mit den Abenteuern Don Quijotes. Im Vorwort wird Cervantes
beleidigt und als schlechterer Autor als Lope de Vega bezeichnet und es wird als normal beschrieben, sich literarische
Figuren anderer Autoren anzueignen. Es gibt viele Theorien darüber, wer sich hinter dem Pseudonym Avellaneda verbirgt,
u.a. dass es Lope de Vega selber war oder Gerónimo de Pasamonte. Die Handlungsstränge des apokryphen und des
echten zweiten Teils treffen sich in einigen Punkten, so als wäre der Autor über Cervantes Absichten informiert gewesen.
Der große Unterschied zwischen den beiden Texten besteht jedoch in der Eindimensionalität der Figuren (die bei
Avellaneda der lächerliche Narr und der dumme Fresser sind) und der flachen, einfachen Sprache Avellanedas, die
Cervantes Können nicht einmal nahe kommt.

1615 erscheint der zweite Teil des DON QUIJOTE, dessen Veröffentlichung Cervantes noch erlebt.

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1616 vervollständigt Cervantes den allegorischen Roman
                                                    SCH»Los
                                                       WABENtrabajos de Persiles y Sigismunda« wenige Tage vor
seinem Tod. Das gedruckte Werk kann er vor seinem Tod nicht mehr in Händen halten.

Am 23. April 1616 stirbt Cervantes in Madrid, der Tag der auch bei William Shakespeare als Todestag angegeben
wird. (Jedoch hatte Spanien 1582 den gregorianischen Kalender eingeführt, der dem bis dahin gültigen julianischen
Kalender um zehn Tage voraus war. England akzeptierte den neuen Kalender erst 1752.)

Glossar
AMADIS VON GALLIEN
Held eines Ritterromans, der – zusammen mit Erweiterungen und Fortsetzungen – in der Renaissance eine der
beliebtesten Lektüren in Westeuropa bildete; wahrsch. zuerst verfasst von Heinrich von Kastilien (1230-1304), selbst als
Ritter tätig und ein Sohn des Königs Fernando III.

AVENTIURE
Eine zentrale Vorstellung der weltlichen Dichtung des Hochmittelalters. Ausgehend von der Grundbedeutung „Zufall,
Geschick“ bezeichnet sie vor allem seit Chrétien de Troyes (ca. 1140-1190) die ritterlichen Bewährungsproben, die der
Held zu bestehen.

BERNARDO DEL CARPIO
legendärer Held des mittelalterlichen Königreichs Asturien, Held erfolgreicher Ritterromane des 13. Jh., es gibt keinen
realen, historisch belegten Bezug.

CIDE HAMETE BENENGELI
Ein fiktiver arabisch-muslimischer Historiker. „Cide“ ist das arabische „Sidi“ = Herr phonetisch ins Spanische übertragen.
„Hamete“ enstpricht dem arabischen „Hamid“ = der den Herren lobt. „Benengeli“ ist wahrsch. aus dem spanischen
„berenjena“ = Aubergine. (Es gibt viele andere Auslegungen, die u.a. auf „Sohn des Hirschen“ oder „Sohn des
Evangeliums“ hinauslaufen.)

DIE RUHMREICHEN NEUN
Neun Männer, die allen Rittern als Vorbild dienen sollten. Drei Juden: Josua, David und Judas Makkabäus; drei
heidnische Helden: Hektor, Alexander und Julius Caesar; sowie drei Christen: König Artus, Karl der Große und Gottfried
von Bouillon, der Eroberer Jerusalems auf dem ersten Kreuzzug.

DIE ZWÖLF PALADINE
Die zwölf Paladine oder Pairs, die das altfranzösische Rolandslied im 11. Jh. besingt waren der Sage nach franz. Ritter,
die einander gleich an Mut, Adel und Fähigkeiten sein sollten und von Karl dem Großen ausgewählt worden waren.

DULCINEA
Der Vorname ist abgeleitet vom spanischen „dulce“ = süß.

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EL CID                                                  SCH WABEN
Rodrigo Díaz de Vivar (ca. 1045 - 1099) war ein kastilischer Ritter und
Söldnerführer aus der Zeit der Reconquista, der in der Neuzeit zum spanischen Nationalhelden avancierte. „El Cid“
stammt vom arabischen as-sayyid = ‚mein Herr‘.

FELICIANO DE SILVA
(1491 – 1554) spanischer Schriftsteller, der einer bedeutsamen Familie entstammte und verschiedene Ritterromane
schrieb, hauptsächlich Fortsetzungen von Romanen anderer Autoren.

FIERABRAS
Ein altfranzösisches Heldenepos des 12. Jh. aus dem Sagenkreis um Karl den Großen. Es erzählt vom Riesen Fierabras,
einem heidnischen Sarazenen, der vom christlichen Ritter Olivier in Spanien besiegt und zum Christentum bekehrt wird.

GUBERNATOR
Diese Bezeichnung kommt aus dem Lateinischen. Sie ist ein griechisches Lehnwort und abgeleitet von Kubernétes, dem
‚Steuermann‘ eines Schiffes, später auch im übertragenen politischen Sinne für ‚Statthalter‘ verwendet. Bereits bei den
Römern gab es diesen Ausdruck als politisches Amt.

HELIGE BRUDERSCHAFT
Die Santa Hermandad war eine zentral geführte Polizei- und Militärorganisation die von 1476 bis 1498 in den Reichen
der Krone von Kastilien bestand. Seit dem 13. Jahrhundert gab es in Kastilien durch die Städte unterhaltene bewaffnete
Gruppen, die in den ländlichen Gebieten außerhalb der Städte und auf den Landstraßen gegen Straftäter vorgingen. Diese
als Laienbruderschaften organisierten Gruppen bezeichnete man in Spanien als Hermandades. Sie wurden durch die
Städte finanziert. Die zentrale Vereinigung sollte die Qualität der Arbeit sichern, was nur bedingt funktionierte.

HIDALGO
„Hijo de algo“ = Sohn einer Familie mit Besitz. Die Hidalgos waren seit dem Mittelalter ein niedriger, spanischer
Adelsstand, deren Mitglieder meist mit dem Vornamen plus Titel „Don“ oder „Doña“ angesprochen wurden.
MONTIEL Montiel ist eine Gemeinde in der Provinz Ciudad Real, Kastilien-La Mancha. Die Schlacht von Montiel fand in der
Stadt statt und es war der Ort, an dem 1369 Pedro I. von Kastilien von Heinrich von Trastamara getötet wurde.

PALMERIN VON ENGLAND
eine Serie von Ritterromanen, verfasst von Francisco de Moraes Cabral in den 1540ern, Palmerin war ein Spin Off von
Amadis

PHIOLE
Birnenförmiges Glasgefäß, meist mit einem Korken verschlossen, das schon die Alchemisten der Antike benutzten.

QUIJOTE
Oberschenkelschiene einer Rüstung

ROCINANTE
Kombination aus spanisch „rocín“ = Gaul, Klepper, Tölpel + „antes“ = vorher

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SANCHO PANZA                                           SCH WABEN
Der spanische Begriff „Panza“ bedeutet so viel wie „Plauze“. Der Vorname Sancho hat es seit dem Erscheinen des QON
QUIJOTE in viele spanische Sprichwörter geschafft. Z.B. „Dem Sancho den Eintopf, dem Grafen den Titel.“

TOBOSO
El Toboso ist eine Kleinstadt und eine zentralspanische Gemeinde mit 1.831 Einwohnern in der Provinz Toledo in der
Autonomen Gemeinschaft Kastilien-La Mancha

Spanien um 16002
Als das Weströmische Reich im 5. Jh. zusammenbrach eroberten Westgoten die iberische Halbinsel. Ab 711
beendeten muslimische Heere ihre Vorherrschaft. Diese als Mauren bezeichneten Berbergruppen kämpften sich bis 750
bis nach Nordspanien vor. Den südlichen Teil Spaniens machten sie unabhängig vom arabischen Weltreich und riefen
929 ein eigenes Kalifat aus.
Der Norden Spaniens war in einzelne Königreiche aufgeteilt – Galicia, León, Castille, Navarra, Aragón, Catalan - die sich
untereinander bekämpften bis sie sich im Kampf gegen die Mauren vereinten.
1492 eroberten die vereinigten Reiche mit Granada das letzte muslimische Herrschaftsgebiet, die „Reconquista“, die
Rückeroberung der iberischen Halbinsel war vollendet. Die katholischen Könige, Isabella I. und Ferdinand II., lassen die
Juden und die Mauren aus Spanien vertreiben. Die Intensität, mit der diese Vertreibung umgesetzt wurde, wechselte von
König zu König sehr. Karl V. übernahm 1516 von seinem Großvater Ferdinand die Macht und war ein weitgereister,
offener Herrscher. Auf ihn folgte jedoch 1556 sein Sohn Philipp II., der eine katholische Universalmonarchie aufbauen
möchte. Als Mittel dazu nutzt er die spanische Inquisition, die unter Philipp von einer Prüfstelle (ob nach 1492
konvertierte Juden und Moslems auch wirklich christlich lebten) zu einer brutalen Geheimpolizei wurden.
In der Mancha wurden nach 1492 viele Gebiete den militärischen Ritterorden zugeteilt. Da diese doch immer mehr
Macht ansammelten, stellten die kastilischen Könige 1523 das Territorium wieder unter die Herrschaft der Krone. Das
stiftete so große Verwirrung in der Mancha, dass man sich dort meist niemandem mehr zugehörig fühlte.
In Teilen Südspaniens (besonders in Granada) lebte eine starke Moriskengemeinde, äußerlich zum Christentum bekehrte
Mauren, die aber weiterhin an ihrer Religion und ihrem Brauchtum festhielten. Da Philipp II. sie als mögliche Verstärker
bei einem Angriff der Türken fürchtete und glaubte, sie würden den Türken helfen, im Land Fuß zu fassen, wurden sie
1565 durch Erlasse gezwungen, sich in Kleidung und Gebräuchen nach christlichen Vorgaben zu richten und auch
untereinander nur noch Spanisch zu reden. Diese, ein dem Koran getreues Leben verunmöglichenden, Erlasse wurden mit
brutaler Härte umgesetzt, so dass es 1568 in Granada zum Moriskenaufstand kam. Der Aufstand wurde blutig
niedergeschlagen und alle Morisken über die iberische Halbinsel verstreut, um eine Zusammenrottung untereinander und
mit den Türken zu erschweren. Viele der Morisken siedelten sich in der Mancha an, betrieben Landwirtschaft und
machten aus der brachliegenden Gegend bald blühende Felder.
Das drohende Schreckgespenst der türkischen Invasion und der katholische Dogmatismus führte trotzdem dazu, dass die
Intoleranz gegenüber den Morisken immer weiter anstieg.
In Rom wurde im Mai 1571 zwischen Papst Pius V., Spanien, Venedig und Genua die Heilige Allianz geschlossen, um
dem türkischen Vormarsch im Mittelmeer Einhalt zu gebieten. Im Oktober 1571 kam es zur berühmten Seeschlacht
von Lepanto – bei der Cervantes verletzt wurde. Die Spanier errungen zwar einen Sieg, der aber eigentümlich folgenlos
blieb. Die Türken orientierten sich einfach in ihren Expansionswünschen nach Osten und das eben von Philipp als
Schauplatz der Weltpolitik entdeckte Mittelmeer hatte plötzlich nur noch Piraten zu bieten.

2   Zusammengestellt aus: Cervantes: Don Quijote von der Mancha. Gesamtausgabe in einem Band. Neu übersetzt von Susanne Lange. München: Carl Hanser Verlag, 2016.

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Philipp II. annektierte 1580 zwar noch Portugal, scheitert    aber bei dem Versuch England zu erobern 1588 kläglich an
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der Flotte des Admirals Sir Francis Drake. Die Feldzüge zu Land und See schwächen die Kassen der spanischen Krone
enorm, so dass es 1597 zum dritten Staatsbankrott Philipps II. kam. Sein Sohn Philipp III., der 1598 auf den Thron
steigt, führt den Ausverkauf des Staates durch Luxussucht und Verschwendungslust weiter fort.
1609 unterschrieb Philipp III. das Dekret zur endgültigen Vertreibung der Morisken und bis 1613 wurde die
Ausweisung mit aller Härte durchgesetzt, obwohl dies auch in der christlichen Bevölkerung auf Widerstand stoß. Viele
Morisken waren vollkommen in die Gesellschaft integriert, entrichteten folgsam ihre Steuern und lebten so weit abseits
auf dem Land, dass sie in keinerlei Konflikt mit christlichen Normen gerieten. Auf die Abgaben und die Arbeitskraft der
Bauern wollten besonders die Adligen ungern verzichten.
Am Ende sind mindestens 300.000 Morisken vertrieben, Spanien hat ein Drittel seiner Bevölkerung verloren und die
Landwirtschaft erleidet einen dramatischen Einbruch, so dass der wirtschaftliche Niedergang im 17. Jahrhundert
vorgezeichnet ist.
Die Mancha war in der Folge eine entvölkerte Durchgangsregion, in der Reisende von oder nach Andalusien oder Madrid
durchzogen. Verstreut lebten dort Adlige in Verschwendung und Faulheit, die das Herzogspaar in DON QUIJOTE, die ihren
Spaß mit den beiden Reisenden treiben, um ihrer Langweile zu entkommen.

Inszenierungsbilder
Foto: Forster

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Vor- und Nachbereitung SCHim
                           WABENUnterricht

Anregungen und Fragen für ein Gespräch mit Schülern
★        Gibt es Szenen/Momente/Figuren die Euch besonders gut gefallen haben, im Gedächtnis geblieben sind oder
         berührt haben? Beschreibt warum.
★        Habt Ihr etwas nicht verstanden oder fandet etwas seltsam?
★        Wie sah der Raum aus? Welche Orte sind dadurch entstanden?
★        Wie sahen die Kostüme aus (Farbgebung, Stil, etc.)? Wie haben die Kostüme auf Euch gewirkt, was erzählen
         sie über die Figur und/oder ihren Charakter?
★        Von Don Quijote hat fast jeder schon einmal gehört (auch ohne es jeh gelesen zu haben). Woran denkt ihr als
         erstes, wenn ihr den Namen hört?
★        Freundschaft ist ein wichtiges Motiv in Don Quijote. Wie würdet ihr die Freundschaft der beiden beschreiben?
         Was verbindet Quijote und Sancho? Was ist euch in Freundschaften wichtig?
★        Was in den Erzählungen Quijotes Wahrheit ist und was ein Produkt seiner Phantasie, bleibt ungewiss.
         Was glaubt ihr? Was ist wahr? Was ausgedacht? Was übertrieben?
         Wie wichtig ist für euch Phantasie? Wie oder wo kann Phantasie positive oder negative Auswirkungen habe?

Übungen

★ Phantasie, Wahrheit, Traum

Die Themen Wahrheit versus Trugbilder, übermächtige Phantasie, Realitätsverzerrung und „Lüge“ sind zentral in Don
Quijote. Mit untenstehenden Übungen kann man diesen auf die Spur kommen und erproben, wie leicht aus einem „realen
Kern“ eine „große Geschichte“ wird.

Kleiner Anfang – Großes Ende                           ca. 10- 12 Personen – Erzählübung – sprachliches Spiel

Das Prinzip „Stille Post“ kennt jeder. Ein Sachverhalt wird flüsternd weitergegeben. Jedes Mal, wenn ein anderer das
Ereignis weitergibt, kann es zu Veränderungen kommen. Bei dieser Übung führt man die Veränderungen offen und
bewusst und nicht verdeckt herbei.
Jede Gruppe beginnt, eine Geschichte mit einem einfachen Einstieg. Dieser ist für jede Gruppe der Klasse gleich z.B.:
„Am Montagmorgen auf dem Weg in die Schule saß ich neben Lisa im Bus…“.
Die/Der erste Schüler*in beginnt mit dem vorgegebenen Satze und muss nun die Geschichte fortsetzten. Fällt ihm/ihr
nichts mehr ein, wird weitergegeben. Reihum muss die Gruppe die Geschichte nun vervollständigen, dabei muss jede/r
der das Wort hat a) die Story fortsetzten b) schon genanntes erweitern und übertreiben.
Im Anschluss tauschen sich die Gruppen aus und erzählen, welche abenteuerliche Geschichte bei ihnen entstanden ist.

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Schattenphantasie                                    SCH WABEN
                                                      Einzelarbeit  -   Schreibaufgabe - automatischen Schreiben

Die Schüler*innen bekommen ein Schattenbild gezeigt. Sie sollen das Bild mindestens drei Minuten betrachten. Ein
Zettel und ein Stift liegen vor ihnen bereit.
Wenn die drei Minuten um sind, bekommen sie ein Zeichen und jeder nimmt nun Zettel und Stift und beginnt eine
Geschichte auszuschrieben, die sich an diesem Ort zugetragen hat. Dabei sollen die Schüler*innen möglichst nicht mehr
absetzt, sondern ohne Zensur einfach „drauflos“ schreiben. Die Schreibphase sollte ebenfalls mindesten 3 Minuten
dauern. Auf ein Zeichen hören alle auf zu schreiben, egal, ob sie fertig sind oder nicht.
Danach kann jeder, der will, seine Geschichte vorlesen.

Was ist wahr? Was ist Lüge?                                                 2er Gruppen - Erzählübung

Jeder sucht sich ein selbsterlebtes reales Ereignis aus, dass er einem/er Mitschüler*inn erzählen möchte. Alle
bekommen ein paar Minuten Zeit, sich noch mal gründlich zu erinnern. Außerdem sollen sie in die Geschichte drei Lügen
einbauen.
Dann gehen die Schüler*innen paarweise zusammen und erzählen sich die Erlebnisse - mit den Lügen. Anschließend
muss der Zuhörer versuchen zu erraten, was gelogen und was wahr war.
Je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht, können die Gruppen auch zwei, drei mal durchtauschen.

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★ Idole, Ziele, Sehnsüchte                              SCH WABEN

Don Quijote – Heute
                            Einzelarbeit - Rollenentwurf – Rollenbiografie – Aktualisierung von Figuren – Collagenarbeit

Don Quijot möchte ein großer Ritter sein, der Abenteuer und große Kämpfe austrägt und gewinnt. Er möchte mutig, stark,
ruhmreich und ehrenvoll sein
Ritter sind Idole vergangener Zeiten. Welche Idole oder Vorbilder könnte Quijote haben, wenn er heut leben würde? Wäre
er gerne ein Politische Kämpfer, Musiker, Blogger oder Schauspieler? Wem könnte er nacheifern wollen, welche
Abenteuer könnte er erleben, welche Ziele verfolgen, welche Kämpfe fechten, welche Eigenschaften haben und wie
gesehen werden wollen?
Jede/r Schüler*in solle die Silhouette einer Person auf ein Blatt Papier malen. Dann soll er/sie sich überlegen, wie so ein
heutiger Quijote sein könnte welchen Idolen (das kann auch eine Schnittmenge von mehreren sein) er haben könnte.
Jeder soll nun die Silhouette füllen - über Zeichnungen, Collage, Steckbrief o.ä. (jeder was im liegt und einfällt). So
entsteht eine Figur, ein Rollenentwurf für Quijote.
Wenn alle fertig sind, werden die entstanden Figuren im Raum ausgebreitet und können wie in einer Ausstellung
(anonymisiert) von allen angeschaut werden.

Die Klasse kann sich austauschen, welche Personen sind erkennen, was für neue Charaktere entstanden sind, was die
Figuren ausmacht und bewegen könnte.

AUßERDEM:
Don Quijot hat eine ausgedachte Sehnsucht, eine Liebe: Dulcine – sie ist real und doch nicht. Es kennt sie eigentlich gar
nicht und dennoch ist sie sein Halt, der Gedanke an sie, hilft ihm, alle Abenteuer durch zu stehen. Welche Sehnsucht
könnte diese neu erschaffene Figur haben, was oder wer könnte ihr in schweren Zeiten helfen durchzuhalten?

★ Spielen auf Abstand

Immer im Kreis                                                     2er Gruppen – Dialogübung – Spielform

Die beiden Schauspieler, die Quijot und Sancho spielen, dürfen und sollten sich nicht zu nahe kommen. Dafür sorgt auch
das Bühnenbild, das die beiden immer auf der gleichen Bahn im Kreis fahren. Sie kreisen umeinander wie zwei Planeten.
Mit folgender Übung kann man die Spannung, die bei dieser Art von Spielweise entsteht, verdeutlichen.
Wenn die Schüler*innen das Stück gesehen haben, sollen sie sich einen Moment der Erzählung aussuchen, den sie in
der Übung versuchen mit eignen Worten nachzuerzählen. Wenn sie die Geschichte noch nicht kennen, nehmen sie eine
zurückliegende Lektüre, einen Film, eine Serie etc.., wichtig ist nur, das beide Spielpartner den Inhalt kennen.
Die zwei Personen stellen sich nun ca. zwei Meter voneinander entfernt auf. Dann beginnen sie, sich synchron im Kreis
zu bewegen. Das heißt sie bilden konstant eine Gerade über den Kreis, dabei verändert sich der Durchmesser des Kreises
nicht. Während der Übung sehen sie sich in die Augen. Bleibt einer stehen, muss der anderer logischerweise aus stehen
bleiben. Ändert einer die Richtung, muss das der andere auch tun. Wird einer langsamer oder schneller, muss sich der
anderer anpassen. Lassen sie die Schüler die Bewegungen mindestens ein, zwei Minuten erproben. Wenn die
Bewegungen gut funktioniert, beginnen sie, den Inhalt der zuvor bestimmten Geschichte nachzuerzählen. Dabei darf jeder
immer nur einen Satz sagen, dann ist der anderer dran.
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Sprechen Sie danach mit der Gruppe über die Übung. Wie
                                                    SCH hat es sich angefühlt, so „abhängig“ vom anderen zu sein?
                                                        WABEN
Welche Spannungen sind entstanden? Oder welche lustigen Momente?

★ Textverständnis

Berner lesen                                                        2er Gruppen - Textzugang erhöhen – Leseübung

Sprachlich ist der Text nicht leicht zugänglich. Es hat eine ungewohnte, altertümliche Form, in die man sich erst einhören
oder lesen muss.Folgende Übung kann dabei helfen, dass Verständnis zu erhöhen
Immer zwei Schüler*innen arbeiten zusammen und setzten sich gegenüber. Beide haben einen dialogischen Textauszug.
Sie müssen nun entscheiden wer welche Figur liest.
Dann wird der Dialog in folgender Form mit verteilten Rollen gelesen.
Der erste Leser schaut auf das Blatt und liest stumm den ersten Satz und prägt ihn sich ein. Ist der Satz zu lang, um ihn
sich komplett zu merken, merkt er sich einen (sinnvollen) Abschnitt. Dann schaut er auf und spricht den gemerkten Text
zu seinem Partner/seiner Partnerin. Dann schaut er sich den nächsten Satz oder Abschnitt stumm an und wieder holt
den Vorgang so lange, bis sein Text beendet ist. Nun setzte der zweite mit seinem Dialogteil auf die gleiche Weise ein.
Im Anschluss sprechen die 2er Gruppen darüber, was der Kern des Textausschnittes war, worum es ging, welche
Anliegen die Figuren hatten usw.

Textauszug:                       WIE SANCHO ZUM KNAPPEN WURDE

SANCHO
Herr Quijana, wer hat euch bloß so zugerichtet?
QUIJOTE
Ihr sollt wissen, werter Don Rodrigo, die liebliche Dulcinea von Toboso ist es, für die ich die trefflichsten Ritterwagnisse wagte, wage und
wagen werde, die die Welt je sah, sieht und sehen wird.
SANCHO
Aber lieber Herr, um Himmels willen, ich bin doch euer Nachbar, Sancho Panza und ihr, ihr seid der ehrenwerte Hidalgo Herr Quijana!
QUIJOTE
Ich weiß wer ich bin und weiß, ich kann nicht nur all die sein, von denen ich sprach, sondern alle zwölf Paladine Frankreichs und die
ruhmreichen Neun obendrein, denn die Heldentaten, die sie zusammen oder jeder für sich vollbrachten, werde ich durch meine übertreffen.
Sancho, will er mein Schildknappe werden?
SANCHO
Ich habe Land zu bestellen.
QUIJOTE
Ich will Land verkaufen und verpachten, um für pralle Taschen voll Geld zu sorgen. Er müsste nur einen Knappsack besorgen. Wir könnten
schon morgen losziehen.

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                                                                  SCH WABEN

                                                                  LANDESTH EATER
SANCHO                                                            SCH WABEN
Ich habe Weib und Kinder.
QUIJOTE
Es wird uns bestimmt bald ein Abenteuer begegnen, bei dem er im Handumdrehen ein Eiland gewinnt, zu dessen Gubernator ich ihn
ernennen würde.
SANCHO
Könnte ich meinen tüchtigen Esel mitnehmen?
QUIJOTE
Der Esel gibt mir zu denken. Mir fällt kein fahrender Ritter ein, den je ein Knappe hoch zu Esel begleitet hat.
SANCHO
Ich bin kein Freund von Schusters Rappen, Herr Quijana.
QUIJOTE
Nun gut. Wir werden die ersten mit Esel sein.
Mein Gaul wird Rocinante heißen und fortan ein Ross sein, gemäß der neuen Pflicht, die ihm obliegt als Streitross des fahrenden Ritters Don
Quijote de la Mancha.
SANCHO
Und, Herr Don Quijote, wie heiße denn dann ich?
QUIJOTE
Sancho Panza.
SANCHO
Aber ich heisse doch schon Sancho Panza

QUIJOTE
Das trifft sich doch hervorragend!
SANCHO
Dass mir Euer Gnaden, der fahrende Ritter, nur nicht das mit dem Eiland vergisst, das er mir versprochen hat, ich werd's schon zu
gubernieren wissen, so groß es auch sein mag.
QUIJOTE
Lass dir gesagt sein, lieber Freund, wenn du und ich am Leben bleiben, ist es sehr gut möglich, dass ich binnen sechs Tagen ein Reich
erobert habe, das ein paar Vasallenländer besitzt, die wie geschaffen wären, dich zum König von einem zu krönen. Und denke nicht, ich
übertreibe.
SANCHO
Gewiss nicht, lieber Herr.
QUIJOTE
Nun beginnen unsere ruhmvollen Taten, würdig in Bronze geritzt, in Marmor gehauen und auf Tafeln gemalt zu werden!

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