Gesundheit aktuell frühjahr 2013

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Gesundheit aktuell frühjahr 2013
frühjahr 2013

                                                     www.oeaab-wien.at
                         Das Magazin des ÖAAB Wien

         Gesundheit
         aktuell

4 ELGA stärkt Patientenrechte
5 Warum uns Burnout (über)fordert
12 Unterrichtsverwaltung am Limit
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
inhalt n editorial n impressum

                  inhalt                                                                                                                                           editorial

                                                           n aus dem verband                                                                                                Ein neues,
                                                           auf ein wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3              erfrischendes
                                                           Das Wiener Stadtfest feiert sein 30. Jubiläum . . . . . . . . . . . .6                                             Lächeln
                                                 4
                                                           Karl Lugmayer: Gründer und Vordenker . . . . . . . . . . . . . . .11                                   Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser!
                                                                                                                                                                  Wenn sie regelmäßig unsere Zeitschrift „wien mor-
                                                                                                                                                                  gen“ lesen, wissen sie, dass sich diese Kolumne im-
                                                                                                                                                                  mer mit dem Haupftthema des jeweiligen Heftes
                                                                                                                                                                  beschäftigt. Von der Praxis möchte ich dieses Mal
                                                           n bildung                                                                                              abweichen und über Grundsätzliches schreiben,
                                                                                                                                                                  wobei ich mir sicher bin, dass sich der Kreis zum
                                                           Die Bildungsteilzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3            Themenfeld „Gesundheit“ schließen kann, geht es
                                                                                                                                                                  doch auch ganz wesentlich um eine seelische Ge-
                                                 6         Lehrlingsabend 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6                 sundheit in einer wertestabilen Umgebung.
                                                                                                                                                                  Das Grundsatzprogramm und somit die Grundwerte
                                                           Unterrichtsverwaltung am Limit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12                           des ÖAAB basieren auf der christlichen Soziallehre
                                                                                                                                                                  und diese wiederum auf der Enzyklika „rerum nova-
                                                                                                                                                                  rum“ von Papst Leo XIII (1891). So alt diese Schriften
                                                                                                                                                                  auch sein mögen, sie haben nichts an Aktualität ein-
                                                                                                                                                                  gebüßt. Spätere Päpste haben „rerum novarum“ wei-
                                                                                                                                                                  terentwickelt und die christliche Soziallehre zu dem
                                                           n thema: gesundheit
                                                                                                                                                                  gemacht, was sie heute ist: Eine moderne Betrach-
                                                           ELGA stärkt Patientenrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4                     tung einer solidarischen Gesellschaft, die einen ganz
                                                 6                                                                                                                speziellen Focus auf die Wichtigkeit, die Einzigartig-
                                                           Warum uns Burnout (über)fordert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5                           keit und die Würde des Menschen legt. Subsidiarität
                                                                                                                                                                  oder die Hilfe zur Selbsthilfe als Gegenkonzept zur
                                                           Gesundheitssystem / Gesundheitsreform . . . . . . . . . . . . . . . .7                                 sozialistischen Gießkanne sollen hier nur beispielge-
                                                                                                                                                                  bend Erwähnung finden.
                                                                                                                                                                  Mit diesem Leitbild im Hinterkopf agiert der ÖAAB
                                                                                                                                                                  seit seiner Gründung 1945. Wenn Karl Lugmayer
                                                                                                                                                                  im „Wiener Programm“ des ÖAAB von 1946 über
                                                                                                                                                                  ein „Volk von Eigentümern“ schreibt und die Arbeit
                                                           n aus dem rathausklub                                                                                  mit einem angemessenen Lohn als Basis dafür
                                                11                                                                                                                sieht, dass der Einzelne unabhängig und in Würde
                                                           Sozial- und Gesundheitspolitik erfordern präventives                                                   leben kann, dann bräuchten wir nur die Jahreszahl
                                                                                                                                                                  auf 2013 korrigieren und wir könnten dieses Pro-
                                                           Handeln! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9      gramm neu auflegen, betrachtet man zum Beispiel
                                                                                                                                                                  aktuell die Situation vieler Leiharbeiter oder den
                                                                                                                                                                  Problemkreis „working poor“.
                                                                                                                                                                  Oft ist man etwas schief angesehen worden, hat
                                                                                                                                                                  man über diese christliche Soziallehre philosophiert.
                                                           n soziales und familie                                                                                 Christentum und Kirche werden gerne als altmo-
                                                                                                                                                                  disch, verstaubt, konservativ u.s.w. schubladisiert.
                                                12         Direktauszahlung Familienbeihilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11                            Und dann kommt plötzlich ein neuer Papst, der sich
                                                                                                                                                                  wegweisend Franziskus nennt, der für die Armen
                                                                                                                                                                  einsteht, der von Bescheidenheit nicht nur spricht,
      impressum

                  Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Österreichischer Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund – Landesgruppe
                  Wien, Laudongasse 16, 1080 Wien, Tel. 01/40 143-230. Chefredaktion: Philip Steffel. Anzeigenverwaltung: Doris Neumayer.                         sondern diese auch lebt, der christliche Solidarität
                  Verleger: ARBMEDIA Institut, 1080 Wien, Laudongasse 16. www.oeaab-wien.at. Fotos: Philip Steffel. Namentlich gezeichnete                        einfordert – ja der letztendlich somit die christliche
                  Artikel müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Layout & Umsetzung: Breiner Grafik, www.breiner-grafik.com.                     Soziallehre wieder ganz stark vor den Vorhang bittet
                  Coverfoto: Werner Heiber/fotolia.com                                                                                                            – mit einem neuen, erfrischenden Lächeln.
                  Offenlegung gemäß § 25 (1) Mediengesetz: Medieninhaber und Herausgeber: Österreichischer Arbeitnehmerinnen- und
                  Arbeitnehmerbund – Landesgruppe Wien (LO Gabriele Tamandl, LGF Michael Wiesinger), Laudongasse 16, 1080 Wien,                                   Herzlichst Ihr
                  Tel. 40 143-230. Unternehmensgegenstand (Vereinszweck): Förderung der österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbewegung                       Michael Wiesinger Landesgeschäftsführer
                  durch Herausgabe von Zeitungen, Zeitschriften, Flugschriften, Büchern und Broschüren. Sitz: Laudongasse 16, 1080 Wien.
                  Blattlinie: Wiener Programm des ÖAAB.                                                                                                           michael.wiesinger@oeaab.at

2   wienuumorgen – frühjahr 2013
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
bildung   n   auf ein wort

Sinnvolle Weiterbildung bei gleichzeitigem Verbleib im Betrieb                                                  auf ein wort

Die Bildungsteilzeit                                                                                           Schöne neue
Wir wollen die Arbeitslosigkeit bereits                   und verdient 1.250 Euro (brutto) = 1.035                   Welt?
an ihren Wurzeln bekämpfen. Ein                           Euro (netto)
wichtiger Ansatzpunkt dabei ist die                     n Das AMS finanziert für die Dauer der Bil-
                                                          dungsteilzeit die Lebenshaltungskosten
Aus- und Weiterbildung: Hier wurde
                                                          mit einem Bildungsteilzeitgeld in der Höhe
ein neues berufsbegleitendes Ange-                        von 15,20 Euro je Kalendertag (0,76 Euro          Wer kennt das nicht – Handy auf Dauerbe-
bot für Qualifizierung geschaffen: Die                    pro Stunde x 20 Stunden in der Woche),            trieb, Mails immer aktualisiert und auch
Bildungsteilzeit als Ergänzung zur be-                    das sind (bei 30 Tagen/Monat) 456 Euro.           der SMS-Verkehr im Dauereinsatz. Es ist in
                                                        n Damit hat der Arbeitnehmer für die Dauer          der heutigen Zeit privat wie beruflich ein
stehenden Bildungskarenz!                                                                                   „absolutes MUSS“ permanent online zu
                                                          der Bildungsmaßnahme 1.491 Euro mo-
                                                          natlich zur Verfügung.                            sein. Dass Handys nur zum Telefonieren
Warum ist die Bildungsteilzeit so wichtig?              n Je nach Arbeitszeitreduzierung in Stun-           genutzt werden ist längst Geschichte; heu-
In einer Arbeitswelt die sich rasch ändert, ist           den ändert sich die Höhe des Bildungsteil-        te sind andere Funktionen eher gefragt als
das lebensbegleitende Lernen ein Schlüssel                zeitgeldes.                                       die Telefonfunktion selbst. Viele Arbeitneh-
zum Aufstieg und zum beruflichen Erfolg.                                                                    merinnen und Arbeitnehmer ziehen aus
                                                                                                            der Nutzung eines Firmenhandys durch-
                                                        Eckpunkte der Bildungsteilzeit:
                                                                                                            aus ihre Vorteile, sodass die Nebenwirkun-
Die bisherige Bildungskarenz wurde nur zu               n Wird am 21.03.2013 im Nationalrat be-
                                                                                                            gen der permanenten Erreichbarkeit an-
1,6 Prozent von gering qualifizierten Perso-               schlossen und tritt mit 01.07.2013 in Kraft.
                                                                                                            fänglich gerne in Kauf genommen werden.
nen mit Pflichtschulabschluss genutzt. Mit              n Voraussetzung für die Vereinbarung der
der Bildungsteilzeit soll gerade für diese Ziel-           Bildungsteilzeit ist, dass das Arbeitsver-       Anfänglich – wohlgemerkt, denn nach ei-
gruppe ein faires Angebot zur Weiterbildung                hältnis bereits ununterbrochen sechs Mo-         ner gewissen Zeit kann die Dauererreich-
geschaffen werden. Mit dieser neuen Form                   nate gedauert hat.                               barkeit durchaus zu einem Dauerstress
der Weiterbildung schaffen wir ein Win-Win-             n Die Dauer der Bildungsteilzeit darf vier          führen, den viele Arbeitnehmerinnen und
Szenario für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.                 Monate nicht unter- und zwei Jahre nicht         Arbeitnehmer unterschätzen. Die Nutzung
                                                           überschreiten.                                   eines Firmenhandys führt grundsätzlich zu
Die Bildungsteilzeit bedeutet                           n Der Antrag auf Gewährung von Bildungs-            mehr Flexibilität und moderner Ausstat-
n man reduziert die Arbeitszeit um 25 oder                 teilzeitgeld muss mindestens vier Wochen         tung im Arbeitsalltag. Ob es allerdings not-
   50 Prozent,                                             vor dem vereinbarten Beginn der Bil-             wendig ist, ein dienstliches Mail nach 20
n erhält dafür vom AMS ein Weiterbildungs-                 dungsteilzeit beim AMS gestellt werden.          Uhr zu empfangen oder gar zu beantwor-
   geld                                                 n Während des Bezuges von Bildungsteil-             ten sei dahingestellt. Allein die Tatsache,
n und kann so, neben dem Beruf, eine Aus-                  zeitgeld muss ein aufrechtes Arbeitsver-         dass das besagte Mail nach Ende der
   bildung absolvieren.                                    hältnis mit einem Entgelt über der Gering-       Dienstzeit oder gar am Wochenende emp-
                                                           fügigkeitsgrenze vorliegen. Beim Bildungs-       fangen werden kann, bedingt bei vielen
Was wollen wir damit erreichen?                            teilzeitgeld liegt im Regelfall ein karenzier-   Bediensteten die glaubliche Verpflichtung
Die Vorteile der Bildungsteilzeit liegen auf               tes, nicht beendetes Arbeitsverhältnis vor.      zur Beantwortung desselben.
der Hand:                                               n Nachweis der abgelegten Prüfungen bei
n Leichterer Zugang zur Bildung auch für                   Studium: Es sollen für ein Jahr Prüfungen        In einigen europäischen Ländern gibt es
   Gering-Qualifizierte                                    über acht Semesterwochenstunden oder             diesbezüglich Regelungen, ab wann und
                                                                                                            bis wann dienstliche Mails von Mitarbeite-
n Attraktivierung der Aus- und Weiterbil-                  16 ECTS-Punkte erbracht werden (analog
                                                                                                            rinnen und Mitarbeitern empfangen wer-
   dung, da während der Ausbildung ein                     zum Nachweis des Studienerfolges für die
                                                                                                            den müssen. Diesbezüglich gibt es in
   Auskommen mit dem Einkommen mög-                        Familienbeihilfe). Die Hälfte davon ist nach
                                                                                                            Österreich jedoch noch keine gesetzlichen
   lich ist.                                               sechs Monaten nachzuweisen.
                                                                                                            Regelungen obwohl erwiesen ist, dass die-
n Durch den Verbleib im Betrieb ist eine                                                                    se Art der Dauererreichbarkeit krank
   Neuorientierung bzw. berufliche Weiter-              Höhe des Bildungsteilzeitgeldes:                    macht.
   entwicklung möglich. Und das noch bevor              n Wichtig dabei ist, dass das verbleibende
   die Gefahr besteht, den Job zu verlieren               Entgelt aus dem bestehenden Dienstver-            Gabriele Tamandl
   oder in die Arbeitslosigkeit abzudriften.              hältnis nicht unter die Geringfügigkeits-         Landesobfrau
                                                          grenze (386,60 Euro/Monat) sinken darf.
Beispiel Bildungsteilzeit                               n Das Bildungsteilzeitgeld beträgt für jede
n Ein Arbeitnehmer verdient 2.500 Euro                    volle Arbeitsstunde, um die die wöchentli-
   (brutto) = ca. 1.700 Euro (netto)                      che Normalarbeitszeit verringert wird,
                                                                                                            gaby.tamandl@oeaab.at
n Dieser reduziert Arbeitszeit auf die Hälfte             0,76 Euro täglich.. n

                                                                                                                                   wienuumorgen – frühjahr 2013   3
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
thema: gesundheit

    ELGA stärkt Patientenrechte
    Mit der elektronischen Gesund-
    heitsakte (ELGA) zu verbesserter
    Behandlung durch bessere Infor-
    mation.

    Schon heute hat jeder Patient
    in Österreich das Recht, Ein-
    sicht in seine eigenen Gesund-
    heitsdaten zu nehmen (Artikel
    19 der Patientencharta). Die
    Durchsetzung dieses Rechtes ist in der Praxis
    nicht immer leicht. In Zukunft werden die Pa-
    tienten über das ELGA-Bürgerportal ihre eige-

                                                                                                                                                         Foto: Scanrail/fotolia.com
    nen Befunde und ihre persönliche Medika-
    mentenübersicht über einen sicheren Inter-
    netzugang selbst zeit- und ortsunabhängig
    aufrufen, ausdrucken oder speichern können.
    Durch ELGA werden keine neuen Gesund-             lung oder Betreuung sind, zu verwalten, d.h.       mentenregister, Berechtigungs- und Proto-
    heitsdaten erzeugt, sondern geordnete Zu-         sie zu verkürzen, zu verlängern oder zu sper-      kollierungssystem), die schrittweise Bereit-
    griffsrechte auf jene Daten geschaffen, die       ren. Über ein Zugriffsprotokoll ist für den Pa-    stellung von Gesundheitsdaten (zunächst
    von Spitälern und niedergelassenen Ärzten         tienten ersichtlich, wann welcher Arzt welche      Spitalsentlassungsbriefe, Labor- und Radiolo-
    im Rahmen ihrer bereits bestehenden Doku-         Dokumente abgerufen hat.                           giebefunde) für die Verwendung in unter-
    mentationspflichten gespeichert werden. In                                                           schiedlichen Gruppen des medizinischen
    einem ersten Schritt werden Spitalsentlas-        Jene Patienten, die (noch) nicht über einen        und pflegerischen Personals und die e-Medi-
    sungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde         eigenen Computer mit Internetanschluss ver-        kation als erste ELGA-Anwendung.
    (in Zusammenarbeit mit Vertretern der be-         fügen, können mit Hilfe einer noch zu errich-
    troffenen medizinischen Fachgesellschaften)       tenden ELGA-Ombudstelle ihre Teilnehmer-           Die technische Herausforderung bei der Um-
    in eine neue, vereinheitlichte Struktur ge-       rechte ausüben.                                    setzung der bundesweiten ELGA besteht
    bracht und für die Anwendung in ELGA und                                                             darin, Pionierlösungen einzelner Spitalsträ-
    die Darstellung auf dem Computerbildschirm        Das technische Netzwerk ELGA bringt nicht nur      ger, Pilotprojekte der Länder und Kranken-
    vorbereitet. Im Rahmen der e-Medikation, die      eine Stärkung der Patienten. Es wird auch den      anstaltenverbünde sowie innovative Produk-
    als erste ELGA-Anwendung geplant ist, wer-        Menschen, die als Ärzte in eigener Praxis oder     te auf einen gemeinsamen Nenner zu brin-
    den die vom Arzt verordneten und die in der       im Spital, in der Pflege und in den Apotheken      gen und – im Sinne der Patientensicherheit -
    Apotheke abgegebenen Arzneimittel gespei-         arbeiten, ermöglichen, abgesicherte und ver-       die Anwendung moderner Standards sicher-
    chert. Der so gewonnene Überblick über den        lässliche Gesundheitsinformationen zu erzeu-       zustellen. n
    Medikationsstatus hilft, z. B. Doppel- oder       gen und zu nützen. Ihr gemeinsamer Nutzen
    Mehrfachverordnungen oder potenzielle             liegt in der Erleichterung von Arbeitsprozessen
    Wechselwirkungen auszuloten und bringt ein        und besser aufbereiteter Information. Die Zeit
    Plus an Sicherheit für den Patienten.             und Energie, die beim oftmals mühsamen Do-
                                                      kumentenmanagement und in der Überbrük-
    ELGA wird als moderne und sichere Infrastruk-     kung von Informationslücken (beispielsweise
    tur allen Patienten des österreichischen Ge-      zwischen Spitälern, niedergelassenen Ärzten
    sundheitssystems zur Verfügung stehen. Wer        und Pflegeeinrichtungen) eingespart wird,
    nicht davon Gebrauch machen möchte, kann          kann verstärkt dem Patienten zugute kommen.
    seinen Widerspruch („Opt Out“) im Wege des
    ELGA-Bürgerportals oder bei der noch einzu-       Mit dem ELGA-Gesetz, das am 1.1.2013 in
    richtenden Widerspruchstelle bekanntgeben.        Kraft getreten ist, hat das Parlament nach
    Dieser kann auch nur Teile von ELGA betreffen     umfassenden Verhandlungen die Rechts-
    und jederzeit rückgängig gemacht werden.          grundlage für ELGA geschaffen. Dazu gehö-
    Das ELGA-Bürgerportal ermöglicht den Patien-      ren die Errichtung der technischen Bestand-             Mag. Theresa Philippi, LL.M, MAS
    ten auch, die Zugriffsrechte für einen Arzt       teile (ELGA-Bürgerportal, Patientenindex, In-
                                                                                                              ist seit 2006 für ELGA tätig
    oder ein Spital, bei dem sie aktuell in Behand-   dex der Gesundheitsdiensteanbieter, Doku-

4   wienuumorgen – frühjahr 2013
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
thema: gesundheit

Warum uns Burnout (über)fordert
Als Gesellschaft haben wir mit dem Thema Burnout massiv zu kämpfen. Bei immer mehr Berufsgruppen zeigt
sich bei rund 30% der Beschäftigten ein hohes Risiko, ein Burnout zu entwickeln. Benötigen jetzt alle Betrof-
fenen eine Psychotherapie, muss überall mehr Personal eingestellt werden, oder sind die meisten Vorgesetz-
ten selbstsüchtige Idiot/innen, die sich nicht um Mitarbeiter/innen kümmern?

Mit dem arbeitswissenschaftlichen Begriff
Burnout werden Rahmenbedingungen am
Arbeitsplatz bezeichnet, die dazu führen kön-
nen, dass Menschen an der scheinbaren
Sinnlosigkeit ihres Arbeitsengagements ver-
zweifeln. Wer etwa kranke Menschen pfle-
gen, Personen in sozialen Problemlagen un-
terstützen, oder Kinder unterrichten soll und
immer wieder wegen des Unverständnisses
des Umfelds oder unzureichender Ressour-
cen Rückschläge hinnehmen muss, kann
schon an der Sinnhaftigkeit des eigenen Ein-
satzes zu zweifeln beginnen.

Burnout entwickelt sich schrittweise. Es be-
ginnt mit erhöhtem Engagement, Vernach-
lässigung eigener Bedürfnisse, es folgen Be-
findensbeeinträchtigungen und psychoso-
matische Beschwerden, in weiterer Folge
können Verhaltensänderungen auftreten -

                                                                                                                                                                    Foto: Coldwaterman/fotolia.com
und schließlich kann die Dynamik bis zum
Zusammenbruch führen. Als Hauptsympto-
me werden körperlich-seelische Erschöp-
fung, zynisches und distanziertes Verhalten
und das Erleben von Sinnleere und abneh-
mender Selbstwirksamkeit beschrieben.            gen, oder schwierige Kolleg/innen und           abbauen. Und schließlich brauchen wir eine
                                                 schwache Führungskräfte handeln, was            Aufklärungs- und Präventionsarbeit, die die
Erfahrungen belegen weiters, dass Men-           durch gewerkschaftliche Maßnahmen aufzu-        Arbeitnehmer/innen nicht mit unseriösen
schen, die sich aktiv gegen Job-Probleme         arbeiten wäre. Und paradoxer Weise führt die    Statistiken, überzeichneten Problemdarstel-
stemmen und sich nicht unterkriegen lassen       vielfältige Aufklärungsarbeit über Burnout      lungen und entmündigenden Hilfsangebo-
wollen, ein höheres Risiko haben, ein Bur-       auch dazu, dass viele Menschen aus Angst        ten verunsichert. n
nout zu entwickeln. Typisch für Burnout ist      normale Unzufriedenheit und Belastung als
auch, dass die Niedergeschlagenheit haupt-       Vorboten eines bevorstehenden Burnout se-
sächlich im beruflichen Zusammenhang be-         hen. Anstatt sich selbst gegen vermeidbare
steht, während man in privaten Situationen       Probleme einzusetzen, wird dann oftmals in
vorerst noch Freude und Ausgeglichenheit         Kleinkindmanier genörgelt und trotzig die
empfinden kann – was bei einer Depression        Herstellung einer heilen Welt gefordert.
so nicht der Fall ist.
                                                 Als Gesellschaft stehen wir vor der schwieri-
Besondere Probleme bereitet uns Burnout,         gen Aufgabe, dies alles auseinanderzuhalten.
weil sich dahinter auch andere Phänomene         Wir sind verpflichtet, für Menschen mit psy-
verbergen. So kann etwa eine Arbeitssucht        chischen Erkrankungen therapeutische Un-
bestehen, die andere psychische Ursachen         terstützung und adäquate betriebliche Wie-
hat und andere therapeutische Maßnahmen          dereingliederung zu organisieren. Miteinan-
erfordern würde. Es kann sich andererseits       der müssen wir für bessere Arbeitsbedingun-         Kurt Obermülner, MAS (Mediation)
um Arbeitsüberlastung durch Personalman-         gen eintreten und den ansteigenden Vertrau-
                                                                                                     Seit 20 Jahren Berater bei psychosozialen Krisen.
gel, nicht altersgerechte Arbeitsbedingun-       ensverlust gegenüber den Gewerkschaften

                                                                                                                                     wienuumorgen – frühjahr 2013                                    5
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
bildung   n   aus dem verband

                                    Lehrlingsabend 2013
                                                                                                                       seinem Lehrlingsteam: „Als staatlich ausge-
    … mit dem Motto „OSCAR-Nacht“ im Renaissance Wien Hotel –
                                                                                                                       zeichneter Lehrlingsbetrieb trägt man gegen-
    ein Vorzeigebeispiel für erfolgreiche Lehrausbildung                                                               über seinen Lehrlingen eine besonders hohe
                                                                                                                       Verantwortung das Wissen und Können um die
    Auch heuer nahmen wieder rund 60 Gä-                         VertreterInnen der Stadt Wien und Abteilungs-         Schönheit unseres Berufes weiterzugeben. Je-
    ste, darunter LehrerInnen, Familie und                       leiterInnen des Renaissance Wien Hotel.               des Jahr aufs Neue zeigen unsere Lehrlinge ihr
    Freunde der Auszubildenden und auch die                      Das Highlight des Abends war ein 6-Gänge              Können und ihre Kreativität im Rahmen dieser
    hohe Politik am Lehrlingsabend im Renais-                    Menü mit regionaler Weinbegleitung, welches           Gala-Abende, worauf wir sehr stolz sind. Wir
    sance Wien Hotel teil. Mitunserer Bundesob-                  von den Lehrlingen selbst ausgesucht, gekocht         freuen uns, dass unsere Lehrlinge auch dieses
    frau Bundesministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner              und serviert wurde. Das Motto „OSCAR-Nacht“           Jahr wieder die Möglichkeit haben unsere Eh-
    und Landesobfrau Nationalratsabgeordnete                     zog sich dabei von der Einladung über die             rengäste begeistern zu dürfen.“
    Gaby Tamandl, Klubobmann Roman Adametz,                      Raumdekoration bis hin zur Abstimmung des
    FCG-Landesgeschäftsführer KR Fritz Pöltzl und                wunderbaren Menüs durch.                              Der Lehrlingsabend, der mittlerweile ein jähr-
    KR Lazhar Nafati war auch der ÖAAB unter den                                                                       lich fixer Bestandteil des Hotels Renaissance
    Ehrengästen prominent vertreten.                             Das Renaissance Wien Hotel bildet seit seiner         Wien darstellt, wurde heuer letztmalig von
    Der feierliche Gala-Abend stand ganz im Zei-                 Eröffnung im Jahre 1988 pro Jahr rund 15              General Manager Thomas Eder ermöglicht,
    chen des Mottos „OSCAR-Nacht“, das die Lehr-                 Lehrlinge aus. Derzeit sind 107 MitarbeiterIn-        da er demnächst eine neue Herausforderung
    linge selbst gewählt hatten und wie jedes Jahr               nen im Hotel beschäftigt, davon aktuell 19            in der Hotelkette annimmt. „Es ist daher zu
    als GastgeberInnen durch den glanzvollen                     Lehrlinge. Das Lehrlingsteam besteht aus              hoffen, dass auch sein/e NachfolgerIn diesen
    Abend führten. 19 Lehrlinge stellten ihr Können              zwei ÖHV-Trainees, sieben Hotel- und Gastge-          tollen Fixpunkt in der Lehrausbildung des Ho-
    in der Küche und im Service unter Beweis – die               werbe-AssistentInnen, drei Restaurantfach-            tels weiterführt und Selbstständigkeit und Ei-
    Gäste erwarteten wundervoll geschmückte Ti-                  frauen/-männern und sieben Kochlehrlingen.            genverantwortung der Jungen Menschen för-
    sche, kulinarische Köstlichkeiten und stim-                                                                        dert“, so Landesobfrau Gaby Tamandl, die ein
    mungsvolle Musik. Die Lehrlinge widmeteten                   Thomas Eder, General Manager des Renais-              begeisterter Stammgast der Lehrlingsabende
    diesen Gala-Abend ihren Eltern, LehrerInnen,                 sance Wien Hotel, ist wieder beeindruckt von          im Renaissance Wien Hotel ist. n

          veranstaltungsankündigung

          Vom 3. bis 5. Mai 2013
          feiert das Wiener Stadtfest sein 30. Jubiläum.
          Unter dem Motto „Stadt in Bewegung“ wird der Heldenplatz am 3. und 4. Mai zum
          Open Space.
          In dem gestalteten Areal finden sich Märkte, Shops, Kunsthandwerk, Kulinarisches und
          der „Boulevard der erfüllten und unerfüllten Träume“, der mit Studios, Hand-
          werk live, etc … zum Mitmachen einlädt.

          Wir laden Sie herzlich ein, den ÖAAB Wien auf dem Stadtfest zu besuchen.
          An unserem Stand erhalten Sie unter anderem Informationen zum Jobticket.

6   wienuumorgen – frühjahr 2013
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
thema: gesundheit

Warum reformieren wir unser Gesundheitssystem?
Worum geht es bei der aktuellen Gesundheitsreform?
Vorab die gute Nachricht: Das österreichische Gesundheitssystem wird von den                        die Sozialversicherungen und Länder unter
                                                                                                    Beteiligung des Bundes sollen es ermögli-
hier lebenden Menschen mit großer Mehrheit als „eines der besten Gesund-
                                                                                                    chen, die bereits vorhandenen Mittel effizien-
heitssysteme im Vergleich zu anderen Ländern Westeuropas“ wertgeschätzt.                            ter zu nutzen. Die Ausgaben sollen sich – in
Eine entsprechende Aussage wurde beispielsweise in einer GfK Umfrage (Au-                           Relation zur Wirtschaftsleistung – nicht weiter
                                                                                                    erhöhen, die vorhandenen Mittel sollen aber
gust 2011, Stichprobengröße 2000 (!) Personen) von 85% der befragten Perso-                         effizienter und zielgerichteter eingesetzt wer-
nen mit sehr glaubwürdig, bzw. eher glaubwürdig bewertet. Übrigens eine Ver-                        den. Meta-Ziel ist somit die Sicherung der
                                                                                                    nachhaltigen Finanzierung des Gesundheits-
besserung gegenüber einer entsprechenden Umfrage im Jahr 2010 (82%).
                                                                                                    wesens mit den vorhandenen BIP Anteilen.

Zunächst erscheint es dann widersinnig,           Österreich liegt bei den Gesundheitsausga-        Das konkrete und quantifizierte Ziel dieser
wenn ein fast ebenso großer Anteil von 82%        ben (öffentliche + private, kaufkraftbereinigt)   Reform im Kontext der Ausgabenentwick-
aus eben dieser repräsentativen Stichproben-      im europäischen Spitzenfeld und fast 35%          lung ist eine merkbare Kostendämpfung bei
gruppe die Notwendigkeit von Reformen im          über dem OECD Durchschnitt. Bei insgesamt         den öffentlichen Gesundheitsausgaben im
Gesundheitsbereich für sehr dringlich/not-        steigender Lebenserwartung liegt Österreich       Zeitraum bis 2016. Kostendämpfung meint:
wendig bzw. eher dringlich/notwendig hält.        aber beim Indikator „Gesunde Le-                  Ohne Maßnahmen würden die öffentlichen
Ein Beispiel für die auch von höchsten Funkti-    benserwartung in Jahren“                          Gesundheitsausgaben von 22 Milliarden Euro
onsträgern mitunter vermutete „übliche Su-        mit 59,4 Jahren beispiels-                                          im Jahr 2012 auf 26,9 Milli-
derei“ ? Keineswegs. Zwei weitere Aussagen        weise mehr als ein Lebens-                                              arden Euro (entspricht
und ihre Zustimmungsergebnisse bringen            jahr unter dem EU-Schnitt                                                 einem jährlichen Plus
unmittelbar Licht ins Dunkel dieses scheinba-     mit 60,7 Jahren1. Wenn wir                                                  von 5,11 Prozent) bis
ren Widerspruchs. Der Aussage „Aufwändige         also unseren relativen finan-                                               zum Jahr 2016 anstei-
Doppeluntersuchungen (…) erhöhen eher             ziellen Einsatz jenem relati-                                               gen. Durch moderate
die Kosten als die Patientensicherheit“ wird      ven Ergebnis gegenüberstel-                                               Kostendämpfungs-
zu 86% sehr bzw. eher zugestimmt, die doch        len, das beim Menschen                                                   maßnahmen werden
eher abstrakt gehaltene und etwas sperrig                                                                                die Ausgaben im öffentli-
formulierte Feststellung „Ich habe das Gefühl,                                                                         chen Bereich trotzdem
dass trotz der hohen Kosten des österreichi-                                                                           steigen, jedoch auf (ledig-
schen Gesundheitssystems die linke Hand                                                                                   lich) 25,6 Milliarden Euro
nicht weiß was die rechte tut, die interne Ab-                                                                               im Jahr 2016, was ei-
stimmung fehlt“ trifft zu 78% auf Zustim-                                                                                      ner Steigerung von
mung oder eher Zustimmung. In Anbetracht                                                                                        jährlich 4,08 Prozent
dieser Zustimmungsprozentsätze ist es sehr                                                                                       entspricht. Die Ge-
gut nachvollziehbar, dass auch außerhalb der                                                                                       samtreduktion
Expertenzirkel Reformbedarf vermutet wird.                                                                                        beträgt knapp 3,4
                                                                                                                                  Milliarden Euro im
Aber! Ist denn so eine Fragestellung nicht                                                                                        Betrachtungszeit-
etwa polemisch? Können wir eine Formulie-                                                                                       raum.
rung in der Art „ … trotz der hohen Kosten
des österreichischen Gesundheitssystems …“                                                                            Ist das ein Schritt in die richti-
überhaupt als Diskussionsprämisse gelten                                                                            ge Richtung? Definitiv ja!
lassen, oder wird hier unser Gesundheitssy-       (Patienten, Beitragszahler, Steuer-
stem durch die Unterstellung „hoher Kosten“       zahler, …) letztendlich ankommt, kann ein           Sind wir damit am Ende des Reformweges
unsachlich angegriffen? Vielleicht gar aus        wesentliches Effizienzsteigerungspotenzial        angelangt? Nein, das sind wir nicht. n
verwerflichen ideologischen Gründen? Lau-         seriös kaum bestritten werden.
                                                                                                    1
ert gar ein schlimmer Privatisierer hinter der                                                          Nur am Rande sei vermerkt, dass Großbritannien in die-
                                                                                                        ser Statistik einen Wert von 64,9 Jahren aufweist, ob-
nächsten Spitalsecke, dem der Vorhalt der         Worauf zielt nun die aktuelle Gesundheitsre-          wohl das dortige Gesundheitssystem sowohl aus Exper-
„hohen Kosten“ in die Karten spielen soll?        form ab? Kurz gesagt: Es geht sozusagen um            tensicht, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung
Das ist eine beruhigende und politisch nicht      die rechte Hand, die linke Hand und die bis-          eher kritisch gesehen wird.
unbequeme Antwort.                                herigen Koordinationsmängel (siehe oben).
Leider ist sie falsch.                            Gemeinsame Planung und Steuerung durch            Thomas Mück, Wien

                                                                                                                                     wienuumorgen – frühjahr 2013   7
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
Unbezahltes Inserat
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
aus dem rathaus

Sowie Sozial- als auch Gesundheitspolitik
erfordern präventives Handeln!
Die Gesundheits- und Sozialpolitik ist für die Wienerinnen und Wiener ein ganz                            2012 einen Spitzenwert von über 130.000 er-
                                                                                                          reicht. Und dies ist nicht ein österreichischer
wichtiger und zentraler Bereich der Stadtpolitik. Vom Gesamtbudget, welches                               Schnitt, sondern ein trauriges Alleinstellungs-
bei fast 12 Milliarden Euro liegt, macht alleine dieser Bereich rund ¼ aus.                               merkmal der Sozialpolitik der Hauptstadt!
                                                                                                          Rot-Grün erklärt seit Ausbezahlung der Min-
Grundsätzlich bekennt sich die Wiener ÖVP           kunft, die Kinder und Jugendlichen, werden in         destsicherung, dass dies positiv sei, weil man
durchaus zu dieser Größenordnung, da wir            dieser Stadt oft sträflich vernachlässigt. Bei die-   sich um die Wienerinnen und Wiener küm-
die Wichtigkeit der Gesundheits- und Sozial-        ser Altersstufe anzusetzen ist Prävention per se.     mert und sich deren Schicksal annimmt.
politik erkennen.                                                                                         Die ÖVP Wien ist sich aber sicher, dass die
                                                    Prävention ist das Gebot der Stunde                   Wienerinnen und Wiener keine soziale Ab-
Gesundheitsreform 2030                              In den nächsten zehn Jahren wird – wenn               hängigkeit wollen, sondern stattdessen lie-
Die Gesundheitsreform 2030 der Stadt Wien           nicht jetzt etwas passiert – die Zahl der Über-       ber Arbeit haben würden, um sich und ihr
ist ein Beginn, von dem man die Produktivi-         gewichtigen Kinder und Jugendlichen um                Leben finanzieren zu können.
tät noch nicht abschätzen kann. Diese ent-          über 50 % zunehmen. Warum vernachlässigt
hält Forderungen, die die Wiener ÖVP seit           die Stadt Wien unsere Zukunft, die die Kinder         Arbeitsmarktpolitik ist die beste Sozialpolitik
Jahren stellt und auf deren Umsetzung hofft.        darstellen, so fahrlässig?                            Stadträtin Wehsely hat es seit Jahren selber in
Ob Rot-Grün dies auch wirklich tun wird,            In Sachen Prävention ist die Stadt Wien bisher        der Hand! Denn eine vernünftige Arbeits-
steht auf einem anderen Blatt Papier.               absolut untätig. Dies ist für betroffene Kinder       marktpolitik ist die beste soziale Absicherung!
Die ÖVP Wien muss und wird der Stadtregie-          unzumutbar. Die ÖVP fordert deshalb ein ver-          Wie unsozial Rot-Grün in Wien agiert, hat erst
rung, im Interesse der Wienerinnen und Wie-         stärktes Vorgehen in punkto Gesundheitsvor-           vor wenigen Wochen zum wiederholten Male
ner, ganz genau auf die Finger schauen und          sorge bei Kindern und Jugendlichen. Schon in          das Kontrollamt in einem Prüfbericht bei Wie-
diese gegebenenfalls mit Bestimmtheit zur           der HELENA-Studie (2008) wurden allein in Wien        ner Wohnen festgestellt. Aus diesem ging klar
Vernunft aufrufen!                                  22,3 % der Jugendlichen als übergewichtig, da-        hervor, dass die Stadt in einer äußerst unso-
Es darf allerdings nicht sein, dass wir in die      von 4,5 % als adipös, bezeichnet. Erschreckende       zialen Art die Betriebskosten bei den Gemein-
Falle einer 2 Klassenmedizin hineintappen so        Zahlen, die von Rot-Grün ignoriert werden.            debaumietern ins Uferlose gehoben hat.
wie es mehrere Fälle im Jahr 2013 schon auf-        Statt mehr für Prävention zu tun, zahlt man           Durch eine mäßige Arbeitsmarktpolitik und
gezeigt haben. Sollte ein Patient eine künstli-     lieber später die teure Spitalsbehandlung.            die ständige Preistreiberei bei den Grundko-
che Hüfte benötigen und dies von einem              Die ÖVP Wien fordert seit Jahren Initiativen          sten durch die Gemeinde Wien werden die
Facharzt verschrieben bekommt, darf es              der Stadt Wien in Richtung richtiger Ernäh-           Wienerinnen und Wiener in diese unsoziale
nicht passieren, dass diese medizinische Not-       rung, mehr Bewegung und Stärkung der Ei-              Abhängigkeit getrieben werden!
wendigkeit aus finanziellen Gründen nicht           genverantwortung.                                     Die Bürger dieser Stadt verdienen etwas Bes-
gewährleistet wird. Das österreichische medi-       Es gibt Ausgaben im Gesundheitsbereich,               seres als eine Rot-Grüne Stadtregierung, die
zinische System muss für jede Wienerin und          welche die Stadt tätigen muss um später ein-          den Fokus, warum man in die Politik geht
jeden Wiener zugänglich sein und die selbe          sparen zu können.                                     und Politik machen will, schon lange verloren
Leistung parat haben.                               Für die ÖVP Wien sind gerade die Aspekte              hat. – Ja, vielleicht auch nie gehabt hat!
Auch in Bezug auf die Grundleistung sollte man      der Sparsamkeit, der Effizienz und der Wirt-          Es geht um die Bürgerinnen und Bürger! –
meinen, dass jeder Patient gleich ernst genom-      schaftlichkeit immer auch Entscheidungskri-           Und zwar um jeden in dieser Stadt!
men und auch so behandelt wird. Dies ist in         terien um über Projekte urteilen und ent-             Es geht nicht um billige Klientelpolitik, sondern
Wien noch nicht der Fall. Gerade unser aller Zu-    scheiden zu können.                                   um das Wohl aller Einwohner dieser Stadt! n
                                                    Rund 1,2 Milliarden Euro des Wiener Haus-
                                                    halts werden jährlich dem Sozialbudget zuge-
                                                    teilt. Die Frage, die man sich stellen muss ist,
                                                    ob dieser enorme Betrag auch sinnvoll für die
                                                    Wienerinnen und Wiener ausgegeben wird.
                                                    Vor allem bei der Bedarfsorientierten Mindestsi-
                                                    cherung gibt es sicherlich offene Punkte und Fra-
                                                    gen, die man als Oppositionspartei stellen muss.

                                                    Sozialpolitik sieht anders aus!
    Landesparteiobmann Mag. Manfred Juraczka        Im Großen und Ganzen nehmen die Bezieher                  Ingrid Korosec
                                                    der bedarfsorientierten Mindestsicherung
    manfred.juraczka@wien.oevp.at                                                                             ingrid.korosec@wien.oevp.at
                                                    von Jahr zu Jahr stetig zu. Wien hat im Jahr

                                                                                                                                     wienuumorgen – frühjahr 2013   9
Gesundheit aktuell frühjahr 2013
aus dem verband   n   soziales & familie

Wurzeln ehren – Zukunft gestalten
Karl Lugmayer, Gründer und Vordenker
Wer seine Wurzeln kennt und sie immer wieder ins Bewusstsein ruft, der
weiß, woher er kommt. Mit diesem Wissen gepaart mit festgeschriebe-
nen und persönlichen Grundwerten lässt sich eine politische Zukunft
gestalten, kann ein thematischer Weg zum Wohl der Menschen gegan-
gen werden. So eine „Wurzel“ des ÖAAB war Karl Lugmayer.

Ab Ende April wird eine Büste aus dem Fa-                   Die Personalität des Menschen
milienbesitz des Volksbildners, Philosophen                 Das Denken Lugmayers orientierte sich ganz
und Politikers im christlichen Vereinshaus in               stark an der Personalität des Menschen, wie
der Laudongasse ausgestellt. Neben den Er-                  Paul Tarmann in einer Publikation des Kum-

                                                                                                                                                                                   © Österreichische Nationalbibliothek
innerungen an Lois Weinberger, Leopold                      mer-Institutes treffend schreibt. Und diese
Kunschak, Gassner, Klein u.s.w. soll dieses                 Personalität, dieses Herausheben des einzel-
Kunstwerk kein statisches Objekt sein, son-                 nen Menschen in seiner Würde, mit seinen in-
dern die Großtaten des Programmatikers                      dividuellen Bedürfnissen entstammt der
Lugmayer präsent werden lassen.                             christlichen Soziallehre (siehe dazu auch die
                                                            Kolumne auf Seite 2) und zeigt den Unter-               „Wir erkennen als wesentliche Rechtsbezie-
Professor Dr. Karl Lugmayer wurde 1892 in                   schied zu sozialistischen Ideologien, bei de-           hung der Menschen ,..., im besonderen
Oberösterreich geboren. Er studierte Philo-                 nen nicht der Einzelne sondern das Kollektiv            n das Recht auf Leben und die Pflicht zur Er-

sophie, Latein, Französisch und Naturwissen-                im Vordergrund steht.                                     haltung des Lebens;
schaften, war Unterstaatssekretär in der Re-                                                                        n das Recht auf Arbeit und die Pflicht zur Arbeit;

gierung Renner, Bundesrat, Ministerialrat und               Das „Wiener Programm“ hat bis heute                     n das Recht auf den Ertrag der Arbeit und die

Honorarprofessor. Er starb 1972 in Wien.                    Gültigkeit.                                               Pflicht zur Leistung;
                                                            Diese Gedankenbasis war das Fundament, auf              n das Recht auf Eigentum und die Pflicht aus

Mitbegründer des ÖAAB und der ÖVP                           dem die Inhalte des „Wiener Programmes“ des               dem Eigentum;
Lugmayer war nach den Wirren des 2. Welt-                   Bundes ÖAAB von 1946, das Karl Lugmayer                 n das Recht auf gesellschaftlichen Zusammen-

krieges, wo er in der Widerstandsgruppe                     verfasst hatte, basieren. Alle Kernpunkte ha-             schluss und die Pflicht in der Gemeinschaft;
rund um Lois Weinberger aktiv war, am 14.                   ben bis heute Aktualität, bilden also die oben          n das Recht auf Bekenntnis und die Pflicht dazu;

April 1945 Mitbegründer des ÖAAB und am                     genannten Wurzeln für das politische Han-               n Für die Rechtsbildung und den Rechtsschutz

17.April 1945 der ÖVP. Weiters wirkte er auch               deln des ÖAAB in der Gegenwart und Zu-                    halten wir die Form des wahrhaft demokra-
als Gründungspersönlichkeit des Dr. Karl                    kunft. Einige Auszüge, aus dem am ersten                  tischen Lebens für notwendig.“ n
Kummer Institutes, welches bis heute im                     Bundestag des ÖAAB am 9.2.1946 beschlos-
christlichen Vereinshaus seinen Sitz hat.                   senen Papiers, sollen dies verdeutlichen:               Michael Wiesinger Landesgeschäftsführer

    factbox

                                                                                       n 270.000 Volljährige können in Zukunft Direktauszahlung beantragen
    Direktauszahlung Familienbeihilfe                                                  n Sonderlösung: Für 17-Jährige Lehrlinge können Eltern eine Direktauszahlung
                                                                                         beantragen
    Studierende und andere Volljährige, die sich noch in Ausbildung befinden, können
                                                                                       n Aktuell 130,90 € für 18-Jährige pro Monat und 152,70 € ab dem 19. Lebensjahr
    sich die Familienbeihilfe ab September direkt auszahlen lassen. Diese Reform er-
                                                                                       n Die Geschwisterstaffel wird nicht als Gesamtsumme an die Eltern, sondern auf-
    möglicht mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit junger Menschen
                                                                                         geteilt auf die einzelnen Geschwister ausgezahlt.
                                                                                       n Anspruch bis zum 24. Lebensjahr (in Ausnahmefällen bis zum 25.)
    n Gültig ab 1. September 2013
    n Für Volljährige für die noch Unterhaltspflicht besteht
    n Ermöglicht es Studierenden sich ihrer steuerlichen und unterhaltsbezogenen       Tipp: Wer sich die Familienbeihilfe ab dem 1. September direkt auszahlen lassen
      Situation bewußt zu werden                                                       will, muss lediglich einen Überweisungsantrag beim zuständigen Finanzamt stel-
    n Derzeit im Regelfall für 1,8 Millionen Kinder durch die Eltern bezogen           len. Eine Zustimmung der Eltern bzw. des Anspruchsberechtigten ist erforderlich.

                                                                                                                                                    wienuumorgen – frühjahr 2013                                          11
bildung
     Foto: Demit/fotolia.com

                               Unterrichtsverwaltung am Limit
                                                                                       Mit dem Stabilitätspakt 2012–2016 wur-             Die Einsparungsmaßnahmen haben an Bun-
                                                                                       de auch eine restriktive Bundespersonal-           desschulen dazu geführt, dass das Reini-
                                                                                       politik beschlossen. Das bedeutet einer-           gungspersonal (h5) nicht mehr nachbesetzt
                                                                                       seits die Einsparung von rund 4.000 Per-           wird, sondern durch Fremdreinigungsfirmen
                                                                                       sonalstellen bis 2016 und andererseits ei-         ersetzt wird. Es gibt Bundessschulen, die
                                                                                       nen grundsätzlicher Aufnahmestopp bis              über 900 SchülerInnen (36 Klassen) haben
                                                                                       2014. Ausgenommen sind Lehrerinnen                 und die Schulverwaltung aus 3 Personen be-
                                                                                       und Lehrer, Exekutive, Justizwache und             steht – 2 Schulwarte und 1 Schulsekretärin.
                                                                                       Finanzpolizei.                                     Österreich liegt im OECD/EU Länder Ver-
                                                                                                                                          gleich LehrerInnen:administratives Personal
                                                                                       Im Bereich des BMUKK sollen in der Bundes-         bei einem Verhältnis 25:1. Der OECD Durch-
                                                                                       schulverwaltung 880 Vollzeitäquivalente ein-       schnitt liegt bei 9:1. Ein ordnungsgemäßer
                                                                                       gespart werden. Die Auswirkung dieser Per-         Schulbetrieb mit so wenig Verwaltungsper-
                                                                                       sonalkürzungen nehmen mittlerweile untrag-         sonal ist nicht möglich, auch wenn die Kolle-
                                                                                       bare Dimensionen an. Außerdem trat mit             ginnen und Kollegen bis ans Limit gehen um
                                                                                       1.1.2013 die zweite Etappe der Haushalts-          genau das zu gewährleisten.
                                                                                       rechtsreform in Kraft. „Das ist nicht mehr zu
                                                                                       schaffen. Ich kann nicht gleichzeitig ein neues    Für unsere Schülerinnen und Schüler brau-
                                                                                       aufwändiges Buchhaltungsprogramm bear-             chen wir moderne Rahmenbedingungen und
                                                                                       beiten, die vielen zusätzlichen administrativen    dazu gehört auch eine effiziente Verwaltung
                                                                                       Aufgaben erledigen und gleichzeitig für unsere     mit ausreichend Personal. Dies kann nur mit
                                                                                       Schüler und Lehrer da sein! Vor 3 Tagen war die    dem Ende des Aufnahmestopps für die Un-
                                                                                       Rettung da, weil ich einen Nervenzusammen-         terrichtsverwaltung und der Nachbesetzung
                                                                                       bruch hatte.“ sagt eine Budget- und Rech-          der fehlenden Planstellen erreicht werden. n
                                                                                       nungsführerin an einem Wiener Gymnasium.
                                                                                       Sie ist kein Einzelfall. Langzeitkrankenstände
                                Österr. Post AG – Sponsoring Post, 1080 Wien –                                                            Claudia Biegler, MA
                                                                                       und Burn Out wegen Überlastung im Schul-           GÖD BV 3 – Unterrichtsverwaltung; Frauen-, Organisations- und
                                GZ 02Z033703 S – Retouren an Postfach 555, 1008 Wien
                                                                                       verwaltungsbereich nehmen drastisch zu.            Schulungsreferentin, Stadtschulrat für Wien

12                             wienuumorgen – frühjahr 2013
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