DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt

Die Seite wird erstellt Hellfried John
 
WEITER LESEN
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
Dorfblatt April - Juni 2021

                                                DAS THEATER-                DIE FACHTAGE           UNSER SPIEL UND
                                                  PROJEKT                             Seite 3     BEGEGNUNGSPLATZ

          DORFBLATT
                                                          Seite 2                                              Seite 8

Der Sommer bringt alles zum Blühen
von Klaus Krebs
    Jede Zeit ist anders und ich sehe,           Die Theaterwerkstatt präsentierte        Im Fachforum vom 7. Juni wurden
dass unsere Zeit in vieler Hinsicht be-    ihr erstes Projekt, das mit großem Bei-   die Grundlagen für das Konzept für
sonders ist.             ULRICH ZIMMER     fall und viel Blumen aufgenommen          älter werdende Bewohner*innen erar-
     Nachdem in den vergangenen            wurde. Sehr überraschend und berüh-       beitet. Neben einem Fachvortrag zum
Monaten vieles überschattet war von        rend war die ganz andere Rolle, in der    Thema Alter gab es auch ein Interview
Einschränkungen, Vorsichtsmaßnah-          sich die Schauspieler*innen ungeach-      mit unserer ältesten Bewohnerin zu
men und ungewissen Perspektiven,           tet ihres Unterstützungsbedarfs prä-      ihren eigenen Erfahrungen als Pensio-
kommen jetzt im Sommer endlich die         sentieren konnten.                        nistin in der Dorfgemeinschaft.
ersehnten Blüten der sorgfältig gesetz-          Um die Bedeutung von wertge-             Das Wien Museum hat unseren
ten Samen und Keime der letzten Jah-       schätzten Rollen ging es auch bei den     Dorfrat um Unterstützung gebeten,
re zum Vorschein.                          Fachtagen Ende Mai. Der Rollenarmut       was es zu berücksichtigen gilt, wenn
     Am Wienerwaldsee blüht die neue       von „Betreuern und Betreuten“ wurde       ein Museum inklusionstauglich ge-
Dorfgemeinschaft auf, die 30 Bewoh-        der ganze Reichtum und die Vielfalt       macht werden soll. Aufgrund der be-
ner*innen erfüllen den Ort, der lange      von Rollen im Leben gegenüberge-          sonderen Umstände fand dieses Tref-
eine Baustelle war, mit frischem blü-      stellt. In zwei Fachvorträgen und Ar-     fen mit dem Dorfrat als „Zoom Mee-
henden Leben. Der Bürgermeister von        beitsgruppen wurde das Thema von          ting“ vor dem Bildschirm statt.
Purkersdorf empfing den Dorfrat nebst      verschiedenen Seiten beleuchtet.               Und sogar bis nach Rwanda, wo
Angehörigen im Rathaus, würdigte das       Selbstverständlich war die Veranstal-     eine neue Camphill Gemeinschaft im
gelungene Projekt, auf das die Stadt       tung inklusiv und erstmals waren          Entstehen ist, sind über Michael Mul-
Purkersdorf stolz ist, und sicherte sei-   diesmal auch Bewohner*innen und           lan gedankliche Samen der Dorfge-
ne weitere Unterstützung zu.               Mitarbeiter*innen vom Wienerwaldsee       meinschaft hinübergeflogen, um dort
                                           mit dabei.                                zu blühen und Früchte zu tragen.
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021

Das Theaterprojekt

                                          drehenden Hüten fand ich spannend.        Handgriffe in so einem Theaterstück
                                          Ich habe gelernt, wie man gemeinsam       stecken.
Ich habe eine Rolle übernommen, da
ein Schauspieler krank war. Es war        gut zusammen spielen kann.                Florian Mischinger
                                          Michael Buchinger
sehr schön für mich, mitspielen zu
                                                                                    Es war schön, den Hutmacher zu
können. Ich habe gut gespielt. Als
                                          Ich habe den König gespielt und habe      spielen. Es hat mir Spaß gemacht,
Soldat habe ich mit Anika als Elfe gut
                                          meinen Text gut gekannt. Das Auftre-      Theater zu spielen, ich möchte das
mit einem Schwert gekämpft.
                                          ten hat mir gefallen. Die Szene mit       noch mehr machen.
Michael Kiprov
                                          dem Fußhocker hat mir am meisten          Moritz Seiler-Tarbuk
                                          Spaß gemacht.
Es war sehr schön, gemeinsam mit
                                          Andreas Szakacs                           Das Theaterstück war für mich eine
Moritz zu spielen, toll zu erleben, wie
                                                                                    ganz neue Erfahrung und ich hatte
er sich eingebracht hat. Für mich per-
                                          Für mich war es interessant, etwas        sehr viel Spaß an den Vorbereitungen.
sönlich war es eine Überwindung, die
                                          ganz Neues zu machen, womit ich           Am schönsten war für mich das End-
eine Bereicherung für mich darstellt.
                                          vorher so noch keine Erfahrungen          produkt bzw. das Resultat zu sehen,
Daniel Thurner
                                          hatte. Nichtsdestotrotz war es eine       an dem so viele Werkstätten beteiligt
                                          tolle Erfahrung, auf der Bühne zu ste-    waren.
Das Kaninchen zu spielen, hat mir viel
                                          hen und zu sehen, wie viele ´kleine´      Elena Widschwendter
Spaß gebracht. Die Szene mit den

                                                        Seite 2
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021

Die Fachtage
von Christoph Schöck

     Am Fachtag 2021 wollten wir uns mit dem
Thema Rollen beschäftigen. Einerseits biogra-
phisch und andererseits ganz spezifisch mit
den Rollen in den Dorfgemeinschaften. In der
Gesellschaft wuchsen die Möglichkeiten, für
die Menschen immer mehr Rollen anzuneh-
men. Sowohl beruflich als auch privat. Durch
unsere neuen Rollen der Mitarbeiter in der
Struktur des Projektes DORF2025 wollen wir
auch unseren Bewohnern oder zu begleiten-
den Mitarbeitern mehr Möglichkeiten bieten,
um neue Rollen anzunehmen. Dazu ist es für
uns Begleiter auch notwendig, bewusst unsere
Rollen einzunehmen. Was bedeutet es Hand-
werker, Hauswirt oder Begleiter zu sein? Wie
unterstütze ich den Menschen vom (voll) Be-
treuten zum Bewohner oder zu begleitenden
Mitarbeiter? Lauter Fragen, die wir in Arbeits-
gruppen und fachlichen Impulsen bewegten.
Ein Meilenstein und Start, um neues Bewusst-
sein und neue Möglichkeiten für die Menschen
der Dorfgemeinschaften Wienerwald zu schaf-
fen. Wir blicken mit Spannung vorwärts.

                                                  Beitrag von Stefan Loibl (mit Hilfe    MENDE DINGE SEHR MITGESTAL-
                                                  gestützter Kommunikation):             TERISCH WERDEN.
                                                  ES IST SEHR VIEL FÜR DIE MITAR-        Vielleicht hilft das Rollenbewusstsein
                                                  BEITER ES IST GUT WENN DIE MIT-        dazu dass es mitgestalterisch wird?
                                                  ARBEITER JETZT MUTIG SIND UND          JA DAS HILFT DABEI DAS IST GUT.
                                                  DAS BESTE TUN WAS SIE KÖNNEN.
                                                  SEHR SCHÖN WAR ES HIER ICH             Das hat mich überrascht:
                                                  SEHE DASS DIE MENSCHEN DAS             DAS QUAQARISCHE WESEN HAT
                                                  SEHR ARBEITSREICH VORBEREI-            MICH ARBEITEND VERWUNDERT.
                                                  TET HABEN. … DAS WAR SEHR              Das freut mich:
                                                  SCHÖN DESHALB WEIL DIE BE-             DAS FREUT ARBEITEND MUTIG
                                                  WOHNER DABEI WAREN. ES AR-             MICH DASS ES MACHEND VIELES
                                                  BEITEN ALLE ZUSAMMEN.                  GIBT DAS GETAN WERDEN KANN.
                                                  Besondere Rollen benennen, wie
                                                                                         Das irritiert mich:
                                                  „Beobachter“, etc. auch Arbeitsklei-
                                                                                         ARBEITEN IST SCHWER DADURCH
                                                  dung dazu…
                                                                                         DASS ARBEITEN MENSCHEN DIE
                                                  SEHR GUT WENN MAN DAS                  ÜBERFORDERT SIND.
                                                  MACHT
                                                                                         Das probiere ich aus:
                                                  DAS LEBEN IST SEHR VERMISCHT
                                                                                         VERSCHIEDENES DAS NEU IST
                                                  DAS FINDE ICH SCHÖN. KREIEREN
                                                                                         DAS PROBIERE ICH.
                                                  WUERDE ICH GERNE DASS KOM-

                                                   Seite 3
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021

Besuch beim Bürgermeister
Vom Dorfrat

     Am 7. Juni haben sich der Dorfrat
und Vertreter der Angehörigen bei Bür-
germeister Stefan Steinbichler im Rat-
haus Purkersdorf vorgestellt und ihr
Anliegen nach einem Schutzweg über
die B13 vorgebracht.
     Die Querung stellt ein Sicherheits-
risiko dar, weil die Straße stark befah-
ren ist, die Geschwindigkeitsbegren-
zung nicht immer eingehalten wird und
manche beim Überqueren langsam
sind. Für die Bewohner*innen ist die
Querung der Straße notwendig, wenn
sie die Bushaltestelle nutzen oder den
Weg um den See genießen wollen.
     Bürgermeister Steinbichler und
Vizebürgermeister Viktor Winziger ha-
ben ihre Anerkennung für das gelunge-
ne Projekt zum Ausdruck gebracht und
versprochen, sich für das Anliegen ein-
zusetzen.

Interview mit Ingrid Stülpnagel im Fachforum
Von Klaus Krebs

      Das Fachforum am 7. Juni hatte       es ist, in der Dorfgemeinschaft als
 zum Thema, Grundlagen für ein Kon-        Pensionistin zu leben.
 zept zum Älterwerden in der Dorfge-
 meinschaft zu erarbeiten.                 Was machst Du, um mit anderen in
      Das Thema hat bereits eine län-      Kontakt zu bleiben?
 gere Geschichte in der Dorfgemein-
                                                 Telefonieren, Besuche machen,
 schaft. 2015 gab es einen Fachtag mit
                                           andere einladen, spazierengehen,
 Prof. Maximilian Buchka zum Thema
                                           Ausflüge machen, ausgehen ins Thea-
 Älterwerden in der Sozialtherapie.
                                           ter, ins Kaffeehaus, auf Parties.
 2018 wurde mit externer Hilfe Kriteri-
 en für die Unterscheidung von Alters-     Wofür fühlst Du dich noch gebraucht?
 erscheinungen und behinderungsbe-
                                               Im Alltag helfen, im Garten, er-
 dingten Symptomen erarbeitet. 2019
                                           zählen aus dem Leben, Post verteilen,
 wurde beschlossen, im Haus Boros-
                                           Blumen abholen und verteilen.
 tyán eine Wohngruppe für ältere Men-
 schen einzurichten und 2020 wurden        Wie kommst Du an Deine Lieblings-
 die entsprechenden Umzüge reali-          plätze?
 siert.
                                               Mit dem Fahrrad, mit dem Bus,
      Nach einem Fachvortrag von
                                           mit dem Auto. Ich kann meine Familie
 Dieter Kumrow, der 25 Jahre in der
                                           fragen, mich abzuholen.
 Altenpflege und vor 15 Jahren auch
 einmal in der Dorfgemeinschaft gear-      Wo möchtest Du unbedingt noch
 beitet hat, wurde Ingrid Stülpnagl als    einmal hinfahren?
 älteste Bewohnerin der Dorfgemein-
 schaft von Veerle Godaert befragt, wie        Zur Jedermann Aufführung.
                                           Kennst Du Deine Biographie und
                                           kannst Du sie annehmen?
                                               Ja! Weil das Leben schön ist. Ich
                                           bin zufrieden und dankbar für jeden
                                           Tag. Sophia hat mit mir zusammen
                                           meine Biographie aufgeschrieben.
                                           Kannst Du in der Pension endlich tun,
                                           was Dir Spaß macht?
                                               Ja! Kartenspielen, spazierenge-
                                           hen, ausschlafen.

                                                        Seite 4
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021

Zoom Meeting des Dorfrates mit dem Wien Museum
Von Veerle Godaert
                         Teilnehmer*innen: Nina, Thomas, Julia, Veerle, 3 Mitarbeiter*innen Wien Museum.

                         Das Wienmuseum hat beim Dorfrat angefragt, was den Bewohner*innen wichtig ist bei
                     einem Museumsbesuch. Darüber hat sich der Dorfrat sehr gefreut. Wir haben die Frage im
                     Dorfrat besprochen. Auch Thomas Schuller (WWS) hat sich darüber Gedanken gemacht. Am
                     5.Mai haben wir uns über Zoom mit den Mitarbeiter*innen des Wien Museums getroffen.

                        Wir haben uns alle vorgestellt. Dann haben Nina und Thomas über die Werkstätten und
                     Wohngruppen in den Dorfgemeinschaften erzählt.

                         Die Mitarbeiter*innen haben uns erzählt, dass das Wien Museum im Moment umgebaut
                     wird. In der Planungszeit wird überlegt, wie das Museum nach der Eröffnung aussehen soll.
                     Und was das Museum Neues anbieten kann. Dazu werden viele Menschen befragt. Nicht nur
                     der Dorfrat.

                         Nina und Thomas erzählen, was den Bewohner*innen der Dorfgemeinschaften wichtig ist.

                          Natürlich soll das Museum baulich barrierefrei sein. Das heißt zum Beispiel, dass es für
                     Rollstuhlfahrer genügend Platz, Rampen und Aufzüge statt Stiegen geben soll. Aber auch, dass
                     alle Informationen und Schalter auf einer Höhe hängen, die von Rollstuhlfahrern gut erreicht
                     werden können. Thomas ist Rollstuhlfahrer. Er wünscht sich bei Führungen vorne stehen zu
                     können, damit er auch etwas sehen kann. Und die Möglichkeit, eine Pause machen zu können.

                         Auch die Sprache soll barrierefrei sein. Im Museum, in Broschüren, bei Führungen und auf
                     der Homepage. Einfache Sprache ist für alle besser zu verstehen. Beim Hören und beim Lesen.
                     Es wäre gut, wenn es bei Ausstellungen auch Informationen über Sprachausgabe (per Taster
                     oder über Kopfhörer) geben würde. Dann könnte jeder in seinem eigenen Tempo durch das
                     Museum gehen.

                          Thomas wünscht sich eine Online Plattform für die Anmeldung im Museum. Für die Men-
                     schen, die nicht leicht telefonieren können.
                          Nina findet es schade, dass manche Menschen Angst vor Menschen mit einer Beeinträch-
                     tigung haben. Sie wünscht sich Verständnis. Wenn etwas nicht gleich verstanden wird, zum
                     Beispiel. Oder wenn es mal etwas lauter wird.
                          Das ist den Mitarbeiter*innen sehr wichtig. Sie denken, dass alle Mitarbeiter*innen des
                     Wien Museums das wissen sollen. Und, dass man immer Fragen stellen darf. Auch sie lernen
                     von unseren Fragen!

                          Im Wien Museum kann man manche Sachen auch ausprobieren. Zum Beispiel eine Ritter-
                     rüstung.

                         Etwas angreifen zu dürfen, ist nochmal ganz was anderes, als es nur zu sehen.

                          Das Museum ist groß und hat viele Themen. Die Mitarbeiter*innen fragen, ob es eine gute
                     Idee ist, wenn sie eine Art „Orientierungs Werkstatt“ anbieten im Museum. Hier wird das Muse-
                     um vorgestellt. Danach kannst du entscheiden, was du dir genau bei deinem Besuch ansehen
                     willst. Und was du dir für das nächste Mal aufheben möchtest. Die Idee gefällt Nina und Tho-
                     mas gut.

                         Nina fragt, ob sie uns mal besuchen kommen wollen, wenn es wieder möglich ist. Thomas
                     würde die Dorfgemeinschaft vorstellen. Alle sind begeistert und wollen gerne kommen. Sie
                     könnten sogar etwas aus dem Museum mitnehmen, um es uns hier zu zeigen!
                         Es war ein sehr schönes Gespräch. Wir hoffen, dass wir uns bald wieder sehen und in Zu-
                     kunft in Kontakt bleiben.

                                              Seite 5
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021

Fortbildungsprojekt Rwanda
von Michael Mullan

                                          iert worden. Die Kollegen aus Rwanda       Jahren wollen wir diese Initiative in der
                                          haben bei dieser Gelegenheit ihr Pro-      sogenannten „Schweiz Afrikas“ kräftig
                                          jekt vorgestellt und dabei wichtige        unterstützen.
                                          weiterführende Kontakte zu Camphill
                                                                                          Von 1884 bis 1916 war Rwanda
                                          Bewegungen in Nordamerika bewirkt.
                                                                                     als Teil Deutsch-Ostafrikas eine deut-
                                               Das hat auch dazu geführt, dass       sche Kolonie. Nach dem Ersten Welt-
                                          Camphill Nord Amerika und das Ru-          krieg wurde es 1919 belgisches Völ-
                                          dolf-Steiner-Seminar gemeinsam mit         kerbundsmandat bzw. nach 1945 UN-
                                          der Crowd Funding Plattform Respek-        Treuhandsgebiet. 1962 erfolgte die
                                          t.Net. diese Einrichtung durch die Zeit    Unabhängigkeit.
                                          des "Covid Lockdowns" unterstützen
                                                                                          Rwanda ist ein schönes Land mit
                                          konnten. Mit einer gemeinsamen Akti-
                                                                                     rollenden Hügeln, Wäldern, Flüssen
     Durch meine Tätigkeit seit den       on konnten die Gehälter der KollegIn-
                                                                                     und Seen. 'Pays de Mille Collines' –
90iger Jahren bei "Europäische Ko-        nen in Afrika aufrechterhalten werden
                                                                                     so lautet Rwandas Spitzname, was
operation für anthroposophische Heil-     und Lebensmittel für die betroffenen
                                                                                     übersetzt 'Land der tausend Hügel'
pädagogik und Sozialtherapie“ (ECCE)      Familien mit Kindern gekauft werden.
                                                                                     bedeutet. Die Bezeichnung kommt
einerseits und die Mitarbeit im Ausbil-        Das Ubumwe Center ist eine her-       nicht von ungefähr – der ostafrikani-
dungskreis in Kassel, sowie durch         vorragende heilpädagogische und            sche Binnenstaat ist von sanften,
meine Fortbildungskurse in China und      sozialtherapeutische Einrichtung, die      grasbewachsenen Hügeln sowie Ge-
Süd- Korea, ist eine Anfrage von          in den Jahren nach dem Genozid in          birgen durchzogen. Der größte Berg
"Freunde der Erziehungskunst" (Nana       Rwanda gegründet worden ist. Viele         ist der 4.507 Meter hohe Karisimbi,
Göbel) an mich herangetragen wor-         der Menschen, die dort betreut wer-        der zu den Virunga-Vulkanen im Nor-
den, ob ich mir eine Fortbildungsar-      den, haben ihre Eltern beim Genozid        den der Republik gehört. Hier befindet
beit in Rwanda vorstellen könnte.         in Rwanda verloren. Zacharie Dusingi-      sich zudem eines der nur zwei kleinen
     Im Jahre 2017 bin ich erstmalig      zimana und Frederick Ndabaramiye           Gebiete in Ostafrika, in denen noch
zum Ubumwe Center in Gisengyi,            sind die Gründer dieser Einrichtung.       Berggorillas leben.
Rwanda, gereist und habe dort mit         Frederick ist selbst ein Opfer der Ter-
                                                                                          Der Landwirtschaftssektor gilt als
den MitarbeiterInnen einen Kurs in        ror-Milizen, die auch Jahre nach dem
                                                                                     einer der wichtigsten Kernbereiche
anthroposophischer heilpädagogi-          Genozid ihren Terror verbreitet haben,
                                                                                     der rwandischen Wirtschaft. Dreivier-
scher Methode gegeben. In den fol-        und hat dabei beide Unterarme verlo-
                                                                                     tel der Bevölkerung leben in direkter
genden Jahren hat sich die Arbeit dort    ren. Er widmet sich seither dem Auf-
                                                                                     Abhängigkeit von diesem Sektor. Die
fortgesetzt und entwickelt. Am            bau dieser Schule für Kinder in Not.
                                                                                     am meisten in Rwanda angebauten
Ubumwe Center werden ca. 800 Kin-              Die Bewohner des Landes haben         Produkte sind Kochbananen, Maniok,
der, Jugendliche und Erwachsene           sich in einen friedvollen Versöhnungs-     Kartoffeln, wobei auch Süßkartoffeln,
schulisch und berufsausbildungsmä-        Prozess begeben. Es werden jährlich        Mais und trockene Bohnen, Kaffee
ßig gefördert. 150 Kinder und Jugend-     eine ganze Woche friedliche und ver-       und Tee eine nicht unwesentliche Rol-
liche mit Behinderung werden inklusiv     söhnende Feierlichkeiten abgehalten,       le spielen. Neben Tee ist Kaffee das
beschult und therapiert.                  um des Genozids zu gedenken.               wichtigste Exportgut des Landes,
     Die erwähnten Fortbildungen                                                     denn er macht rund die Hälfte der
                                               Die Kollegen am Ubumwe Center
haben dazu geführt, dass 3 Kollegen                                                  Exporterträge aus. Die Qualität des
                                          wollen nun die Arbeit mit Camphill
aus Rwanda vom Ubumwe Center                                                         rwandischen Kaffees ist herausragend
                                          intensivieren. Die ersten Schritte sind
einerseits an der heilpädagogischen                                                  – dafür sorgen eine ideale Anbauhöhe,
                                          getan: eine landwirtschaftlich gepräg-
Tagung in Dornach im Jahre 2018                                                      regelmäßiger Niederschlag und das
                                          te Camphill inspirierte Einrichtung
teilnehmen konnten und im folgenden                                                  tropische Klima.
                                          wurde gegründet. Jan Göschel und
Jahr mit Camphill KollegInnen in Ame-     Becky Rutherford sind jetzt in Rwanda           Durch die Camphill- Initiative
rika zusammen trafen, um ihr Projekt,     und unterstützen dort den Kollegen         hoffen wir, gerade in der Landwirt-
das Ubumwe Center vorzustellen.           Viateur Uwambajimana bei diesem            schaft sinnvolle Beschäftigung für
Zurzeit sind zwei KollegInnen aus         Vorhaben. Ich habe eine Spende für         Menschen mit Behinderung zu eta-
Camphill USA dort und arbeiten einen      den Kauf von landwirtschaftlichen          blieren, die im Einklang mit den Bege-
weiteren     Fortbildungskurs mit den     Flächen organisiert. Das Land ist be-      benheiten des Landes und der Kultur
MitarbeiterInnen durch.                   reits gekauft und wird bearbeitet. Acht    stehen soll.
     Frau Natascha Hermann vom            Familien mit Kindern und Jugendli-
                                                                                          Wer bei diesem Projekt mithelfen
Rudolf- Steiner- Seminar Breitenfurt      chen mit Behinderungen bauen biolo-
                                                                                     will, kann eine Spende mit Zweck-
hat mich hierbei unterstützt. Sie hat     gisch–dynamisches Gemüse für den
                                                                                     widmung Rwanda Projekt an folgen-
die Mitarbeiter des Ubumwe Centers        eigenen Bedarf an. Hier soll in der
                                                                                     des Konto senden:
auf die Präsentation in Amerika vorbe-    Zukunft eine Dorfgemeinschaft nach
reitet und sie auch zu diesem Treffen      Vorbild der Dorfgemeinschaft Breiten-          Spendenkontonummer
begleitet. Diese Tagung „International    furt entstehen. Die Mahle-Stiftung-        HYPO NOE Landesbank AG
Communal Studies Association 2019         Stuttgart hat bereits Unterstützung zur    IBAN: AT53 5300 0023 5400 0418
Conference“ ist von Prof. Dan McKa-       Verfügung gestellt für die Fortführung     BIC: HYPNATWWXXX
nan von der Harvard Universität initi-    der Fortbildungen. In den nächsten

                                                        Seite 6
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021

„Sichtweisen“
Jetzt ist eine Zeit, die es verlangt, dass man spricht über den inneren Menschen
Ulrich Zimmer im Gespräch mit Patrik Berger

      JEDE ZEIT IST ANDERS UND ICH             DABEI SEHR WESENTLICH IST.                 SEHR SEHR VERKANNT WIRD DER
 MEINE DASS UNSERE ZEIT IN VIE-                OHNE DAS ZU GIERIGE UND SEHR               INNERE MENSCH VON DEN MEIS-
 LER HINSICHT SEHR BESONDERS                   UNGUTE SCHWERE IN UNS IST DER              TEN MENSCHEN, ABER MANCHE
 IST. UNSERE ZEIT IST JEZT GERADE              MENSCH EIGENTLICH SEHR GUT                 UNTER UNS DENKEN DARAN, UND
 SCHWER.                                       UND IN DER ZU KUNFT JEDER WIRD             ES IST SEHR GUT DARAN ZU DEN-
      ICH SEHE HEUTE VIELE MEN-                DAS VERSTEHEN, ABER JEZT IST ES            KEN. ICH DENKE VIEL AN DEN IN-
 SCHEN, DIE DEN SEHR GUTEN                     NOCH SEHR SCHWER DAS ZU VER-               NEREN MENSCHEN…
 CHARAKTER HABEN ANDEREN VIEL                  STEHEN. ICH SEHE DASS ES VIELE
 ZU HELFEN. ICH FREUE MICH SEHR                NOCH NICHT SEHR GUT VERSTE-                     (Der Text ist ein Auszug aus ei-
 DARUEBER UND DAS IST FUER DEN                 HEN HEUTE.                                 nem Beitrag, der nach Weihnachten
 GUTEN VERLAUF DER ZEIT SEHR                       ICH SEHE DASS IN DER KOM-              im Rundbrief „ECCE-link“ veröffent-
 WICHTIG.                                      MENDEN ZEIT MANCHES SEHR                   licht wurde, es waren Gedanken über
      JEDER MENSCH ZERSTERT IN                 SCHWER WERDEN WIRD, ABER ES                „Weihnachten in unserer Zeit“. Wir
 SEINER UMGEBUNG ETWAS WENN                    ERMÖGLICHT AUCH ZU SPRECHEN                gehen jetzt dem Johanni-Fest entge-
 ER INNERSEHERISCH ARGE DINGE                  UEBER DEN INNEREN MENSCHEN.                gen (Johannes der Täufer, 24. Juni),
 MACHT. ABER DAS ZU SAGEN IST                      DER INNERE MENSCH IST SEHR             welches dem Weihnachtsfest im Jahr
 SCHWER.                                       SEHR GUT UND UEBERAUS LICHT                gegenüber liegt - so ist dieser Auszug
      JEZT IST EINE ZEIT DIE ES VER-           UND SCHÖN ABER ICH SEHE DASS               auch jetzt eine Einladung zur Besin-
 LANGT DASS MAN SPRICHT UEBER                  DIE MENSCHEN DAS NICHT ER-                 nung zu Johanni - „ändert den Sinn!“;
 DEN INNEREN MENSCHEN, UND DIE                 WARTEN DASS DIESER INNERE                  PB)
 MENSCHEN SOLLTEN HÖREN WAS                    MENSCH ETWAS BESONDERES SEI.

Interview
Michael Radics im Gespräch mit Patrik Berger

                                               kenpflicht ist, dann fahren wir mit dem    MR: Ja, stimmt!
                                               öffentlichen Bus, raus in die Freiheit!
                                                                                          Welche Erwartungen verbindest du mit
                                               Mit wem möchtest du dann weg fah-          diesem Jahr?
                                               ren oder etwas unternehmen?
                                                                                          MR: Ich finde diese Zeit, wie sie jetzt
                                               MR: Mit meiner Frau Nina.                  ist, sehr schön. Einfach so, es gibt
                                                                                          keinen Grund...
                                               Gab es einen besonders schönen oder
                                               lichten Moment, eine Begegnung, ein        Brachte der Verlust gewohnter Abläufe
                                               Erlebnis?                                  auch positive Entwicklungen der Klien-
                                                                                          ten mit sich?
                                               MR: Ich spiele wieder Fußball! Ich
                                               trainiere bei der Wiener Viktoria, mit     (Hast du in der letzten Zeit bei anderen
                                               dem Matthäus, wir laufen, machen           Klienten positive Entwicklungen gese-
                                               Aufwärmübungen, wir passen, einfach        hen?)
                                               viele Übungen.
 Michael, wie hast du das vergangene                                                      MR: Ich weiß es nicht.
 Jahr in der Dorfgemeinschaft erlebt?          Worauf freust du dich?
                                                                                          Wie geht es dir beim Dorfrat zur Zeit?
 MR: Seit der Corona Zeit war es für           MR: Auf's Fußball Trainieren. Ich freue
                                                                                          MR: Mir geht es sehr gut beim Dorfrat!
 mich schwer, wiklich schwierig, aber          mich schon, wenn alles sich wieder
 ich hab trotzdem den Menschen ge-             aufgelockert hat, dass man wieder          Was macht ihr zur Zeit – was machst
 holfen.                                       was machen kann. Ich freue mich,           du zur Zeit?
                                               wenn die Werkstatt wieder aufmacht.
 Gibt es Einsichten oder Erfahrungen,                                                     MR: Wir konnten längere Zeit nichts
 die es ohne die Krise (oder die beson-        In welche Werkstatt gehst du dann?         machen, weil wir nicht alle zusammen
 dere Situation) nicht gegeben hätte?                                                     waren.
                                               MR: In die Theaterwerkstatt. Ich hätte
 MR: Vor der Coronazeit haben wir viel         gerne, dass sie schon früher aufsperrt!    Ich habe gehört, dass du beim Fach-
 mehr Ausflüge gemacht, das hat mir            (Anm.: Geplant ist September.)             tag dabei sein wirst?
 mehr getaugt, da bin ich viel nach
                                               Macht dir zur Zeit irgendetwas Sor-        MR: Ja, ich werde den Leuten Fragen
 Wien rein gefahren... und das alles,
                                               gen?                                       stellen – Interviews machen und fil-
 das hat mir sehr gefehlt.
                                                                                          men.
                                               MR: Nein.
 Jetzt hat es sich verbessert. Jetzt
 kann man wieder die Gruppen besu-                                                        Dann alles Gute! Vielen Dank für das
                                               Es ist ja auch schön, wenn man keine
 chen. Wir warten ab bis keine Mas-                                                       Gespräch!
                                               größeren Sorgen hat!

                                                             Seite 7
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
DORFBLATT April - Juni 2021
Unser Spiel- und Begegnungsplatz
Von Andreas Nagl

                                                                                                   Zum Schwerpunkt der Sinnes-
                                                                                              wahrnehmung gehört eindeutig der
                                                                                              Schwingschalenbrunnen, der durch
                                                                                              seinen besonderen Klang, erzeugt
                                                                                              durch das Wirbeln des Wassers, eine
                                                                                              ganz besondere Stimmung aufkom-
                                                                                              men lässt. Von oben betrachtet fällt
                                                                                              auf, dass das Wasser in jeder der
                                                                                              sieben Schalen eine Lemniskate bil-
                                                                                              det, bevor es in die nächste Schale
                                                                                              läuft. Das Modell heißt Sevenfold,
                                                                                              Prinz Charles hat das gleiche! Entlang
                                                                                              der Schwingschalen stehen Sträucher
                                                                                              mit essbaren Früchten (Dirndl, Berbe-
                                                                                              ritzen und Aronia) und im Sommer
                                                                                              verwöhnt uns der süße Duft der Frau-
                                                                                              enmantelblüte.
                                                                                                   Verbunden werden diese Berei-
                                                                                              che durch Kieswege und –plätze. Der
                                                                                              Kies erzeugt ein anderes Gehgefühl
                                                                                              und auch die Führung der Rollstühle
                                                                                              ist eine andere, als im restlichen Gar-
                                                                                              ten auf asphaltierten Wegen. Und
      Im Jahr 2006 wurde uns vom                  Zum Spielplatz im engeren Sinn              zwei schattige Sitzplätze laden be-
 Rotaryclub Perchtoldsdorf eine Spen-        gehören eine Rutsche und eine Wippe              sonders an heißen Tagen dazu ein, in
 de zur Errichtung eines Spielplatzes        sowie ein Sandspielplatz mit einem               der Kühle zu verweilen. Über eine
 angeboten. Da ein Spielplatz im her-        Spielbrunnen. Rutsche und Wippe                  Begegnung am Begegnungsplatz
 kömmlichen Sinn von unseren Betreu-         bieten die Möglichkeit intensiver Kör-           freut sich               Andreas Nagl
 ten kaum benützt werden kann, be-           perwahrnehmung über die besondere
 gann eine lange Planungsphase mit           Art der (Fort)bewegung. Die taktile
 vielen Gesprächen, um vorhandene            Wahrnehmung steht beim Sandspiel-
 Bedürfnisse festzustellen. Daraus           bereich im Mittelpunkt. Dabei ist ein
 ergab sich der Wunsch nach einem            Teil der Sandmulde als unterfahrbarer
 Bereich, der die Sinneswahrnehmung          Sandtisch angelegt und somit auch
 in den Mittelpunkt stellt. Folgende         für Rollstuhlbenützer geeignet. Das
 Elemente sind nun als Ergebnis die-         Wasser des Brunnens fließt durch
 ses Planungsprozesses als Spiel- und        beide Sandbereiche und regt zum
 Begegnungsplatz für unsere Betreu-          „Gatschen“ und Experimentieren an.
 ten und Mitarbeiter benützbar:              Beschattet wird dieser Platz durch ein
                                             dicht verwachsenes Weidenhaus.

 Die 10 Schließungstage der Werkstätten 2021:
 Donnerstag, 01.04.2021/ Freitag, 02.04.2021 (Gründonnerstag und Karfreitag)
 Dienstag, 06.04.2021 (Dienstag nach Ostern)
 Freitag, 14.05.2021, Fenstertag nach Christi Himmelfahrt
 Freitag, 04.06.2021, Fenstertag nach Fronleichnam
 Montag, 25.10.2021, Fenstertag vor dem Nationalfeiertag
 Montag, 27.12.2021- Donnerstag, 30.12.2021, Weihnachtsferien

                                                          Impressum
                                                         DORFBLATT
                       Medieninhaber und Herausgeber: Karl Schubert - Bauverein - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
                                     A-2384 Breitenfurt, Hauptstrasse 99, +43 2239 5808-0
                                          k.krebs@dg-breitenfurt.at    www.dg-breitenfurt.at
          Vorstand: Michael Mullan (Vereinsvorsitzender), Renate Chwatal, Boris Kiprov, Dr. Alexander Schall, Nina Hartmann
                              Beiräte: Patrik Berger, Franz Windisch, Andrea Mayrl, Roman Grössl
                                        Redaktion und Gestaltung: Patrik Berger, Klaus Krebs
                                      Erscheinungsweise: Quartal Erscheinungsort: Breitenfurt

                                                             Seite 8
DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt DORFBLATT - Dorfgemeinschaft Breitenfurt
Sie können auch lesen