Dr. House Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ?
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Dr. House ‐ Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Hannover, 04.06.2010 WARNHINWEIS: Die durchgeknallte Persönlichkeit eines Dr. House entspricht in keinster Weise dem Arztbild und dem Leitbild der Philipps‐Universität Marburg Jürgen R. Schäfer Prof. Dr. R. Pohl Stiftungsprofessur „Präventive Kardiologie“ Universitätsklinik Giessen – Marburg, Marburg Zentrum Innere Medizin Kardiologie
Einige Infos zur Serie: Dr. House (Originaltitel: House, M.D.) ist eine US‐ amerikanische Fernsehserie über den Arzt Dr. Gregory House, der ein Gespür für die Diagnose außergewöhnlicher Krankheitsbilder hat. Die Serie wird seit dem 9. Mai 2006 vom RTL in Deutschland gesendet (USA seit 2004). Es gibt derzeit 132 Episoden in 6 Staffeln. Jede Episode hat eine Länge von 43 Minuten. Die Serie wurde mehrfach ausgezeichnet (u.a. Emmy, Golden Globe Award)
Einige Infos zur Serie: Dr. Eric Foreman Das Team von Dr. House Dr. Eric Foreman ist Mitglied vom Spezialisten‐Team um Dr. House. Er ist Neurologe und der ehrgeizigste der drei Kollegen. Fachlich möchte er so gut werden wie House aber er hat Angst davor dafür auch menschlich so wie House werden zu müssen. Dr. Allison Cameron Das Fachgebiet von Dr. Allison Cameron ist die Immunologie. Durch einen schweren Schicksalsschlag ( Ihr Mann starb nach 6 Monaten Ehe an Krebs ) als sie 21 war, ist sie die Mitfühlendste aus dem Team von Dr. House. Das Leid ihrer Patienten macht ihr häufig zu schaffen und ihre Art mit den Patienten umzugehen schafft auch häufig Konfrontationen mit House. Dr. Robert Chase Der Australier Dr. Robert Chase ist Spezialist für Intensivmedizin und stammt aus wohlhabenden Verhältnissen. Sein Vater ist ebenfalls ein bekannter Arzt, er war Spezialist für Rheumatologie. Nur mit Daddy’s Hilfe kam Dr. Chase in das Team von Dr. House.
Wie es mit Dr. House in Marburg begann: WS 07/08 Idee zum Dr. House Seminar, Nutzung einzelner Clips Testung auf technische Machbarkeit, Kontaktaufnahme mit RTL wg Nutzungsrechten, Einholung einer SS 2008 Rechtsauskunft (UrhG § 52a: Öffentliche Zugänglichmachung für Unterricht und Forschung), …. Beginn mit dem Dr. House Seminar (Samstag, 9:00‐10:30) WS 08/09 unter dem Titel: „Dr. House revisited, oder: hätten wir den Patienten in Marburg auch geheilt“ Oktober FOCUS online (Nicole Lauscher) berichtet über unser 2008 Seminar, was einen enormen Medienrummel auslöst Dr. House Seminar wird (auf Wunsch der Studenten und seit SS 2009 meiner Frau) auf einen Dienstag verlegt (17:30‐19:00 Uhr) seit SS 2009 Externe Evaluierung (durch Prof. Glowalla, Giessen)
Zur eigentlichen Frage: Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Logo, ‐ weil frei nach J.W. v. Goethe gilt: „Es lernt (irrt) der Mensch, solang er lebt (strebt)“ Rembrandts Faust oder nach Wilhelm Busch: „Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss“
Zur eigentlichen Frage: Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Aber, ‐ es lernt sich unterschiedlich leicht von unterschiedlichen Sendungen, da gilt: Fernsehserie ≠ Fernsehserie
Zur eigentlichen Frage: Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Fernsehserie ≠ Fernsehserie Schwarzwaldklinik versus Dr. House
Diagnosen bei Dr. House 1. Staffel Wikipedia.de
Diagnosen bei Dr. House 2. Staffel Wikipedia.de
Fallbeispiel I WARNHINWEIS: Die durchgeknallte Persönlichkeit eines Dr. House entspricht in k i t W i d A tbild d d L itbild d Phili U i ität M b
Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Hier: Herzinfarkt bei einer 10 Jährigen WARNHINWEIS: Die durchgeknallte Persönlichkeit eines Dr. House entspricht in k i t W i d A tbild d d L itbild d Phili U i ität M b
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Diagnose Herzinfarkt (CK, ST‐Hebung) Stadium I = akutes Stadium
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Diagnose Herzinfarkt (CK, ST‐Hebung) Metabolisches Syndrom als Risikofaktor Nach NCEP-ATP-III wird die Diagnose metabolisches Syn- drom gestellt, wenn minde- stens drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt sind:
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Diagnose Herzinfarkt (CK, CK‐MB, ST‐Hebung) Metabolisches Syndrom als Risikofaktor Steilvorlage zur Besprechung des „hyperinsulinämisch, euglycämischen Clamp Versuches“ Man bestimmt die Insulin‐Dosis (in vivo die Insulin‐Freisetzungsrate), der zur Aufrecht‐ erhaltung einer bestimmten Glucosekonzentra‐ tion (Euglycämie) notwendig ist.
Fallbeispiel II WARNHINWEIS: Die durchgeknallte Persönlichkeit eines Dr. House entspricht in k i t W i d A tbild d d L itbild d Phili U i ität M b
Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Hier: Zystizerkose WARNHINWEIS: Die durchgeknallte Persönlichkeit eines Dr. House entspricht in k i t W i d A tbild d d L itbild d Phili U i ität M b
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Der Entwicklungszyklus des Schweinebandwurms (= Taenia solium; Einsiedlerbandwurm) wird umfassend erklärt
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Der Entwicklungszyklus des Schweinebandwurms (= Taenia solium; Einsiedlerbandwurm) wird umfassend erklärt Die Komplikationen eines Wurmbefalls werden erklärt, incl. Zystizerkose T. Solium Zystizerkose
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Der Entwicklungszyklus des Schweinebandwurms (= Taenia solium; Einsiedlerbandwurm) wird umfassend erklärt Die Komplikationen eines Wurmbefalls werden erklärt, incl. Zystizerkose Der Stellenwert einer Eosinophilie bei der Diagnostik eines Wurmbefalls wird kritisch diskutiert Eosinophiler Neutrophiler Basophiler Granulozyt Granulozyt Granulozyt Normales Blutbild
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Der Entwicklungszyklus des Schweinebandwurms (= Taenia solium; Einsiedlerbandwurm) wird umfassend erklärt Die Komplikationen eines Wurmbefalls werden erklärt, incl. Zystizerkose Der Stellenwert einer Eosinophilie bei der Diagnostik eines Wurmbefalls wird kritisch diskutiert Bedeutung einer intakten Arzt/Patienten Beziehung, die von Wertschätzung und Vertrauen geprägt sein muss, wird anhand der Patientenverweigerung einer lebensrettenden Therapie deutlich
Was können unsere Studenten von der „Dr. House“ Serie lernen ? Der Entwicklungszyklus des Schweinebandwurms (= Taenia solium; Einsiedlerbandwurm) wird umfassend erklärt Die Komplikationen eines Wurmbefalls werden erklärt, incl. Zystizerkose Der Stellenwert einer Eosinophilie bei der Diagnostik eines Wurmbefalls wird kritisch diskutiert Bedeutung einer intakten Arzt/Patienten Beziehung, die von Wertschätzung und Vertrauen geprägt sein muss, wird anhand der Patientenverweigerung einer lebensrettenden Therapie deutlich Die Diskussion mit Kollegen wird als ein wichtiges diagn. Instrument eingesetzt (Team Arbeit)
Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Was hat „Dr. House“, das andere nicht haben ? Die Fernsehserie „Dr. House“ macht Spaß, ist in aller Regel gut recherchiert, befasst sich mit seltenen Erkrankungen (Erdheim‐Chester Disease, M. Wilson, akut intermitt. Porphyrie, M. Addison, M. Cushing,…) „Fallbezogenes“ Lernen wird ermöglicht und diagn. Schritte können besprochen werden, ‐ unabhängig davon wie viel davon „Fakt oder Fiktion“ ist ABER: Die Hauptfigur ist rein menschlich betrachtet eine Katastrophe und darf nicht zum Vorbild werden
Externe Evaluierung des „Dr. House“ Seminars durch die Forschungs- gruppe „Instruktion und Interaktive Medien“ (Prof. Glowalla, Gießen) … die folgenden Ergebnisse beruhen auf einer Erhebung von 33 Studenten/innen, die regelmäßig an den „Dr.House revisited“ Seminaren teilgenommen haben. Die meisten Fragen bestehen aus einer Aussage mit einer 9-stufigen Skala von „Trifft voll zu“ bis „Trifft gar nicht zu“. Diese Fragen werden in der Regel über den Mittelwert der Zustimmung ausge- wertet.
Vergleich des Dr. House-Seminars mit einem typischen Seminar in Bezug auf Lernerfolg, Motivation, Interesse, Konzentration, Spaß und Wichtigkeit der Erläuterungen des Dozenten = P < 0.001 Daten von Glowalla und Herder; FB Psychologie, Uni Gießen
Vergleich des Dr. House-Seminars mit einem typischen Seminar in Bezug auf die Relevanz des Stoffs für das weitere Studium bzw. den späteren Beruf Daten von Glowalla und Herder; FB Psychologie, Uni Gießen
Was sind Gründe dafür, dass Sie das Dr. House-Seminar besuchen? Daten von Glowalla und Herder; FB Psychologie, Uni Gießen
Was trägt Ihrer Meinung nach am meisten zum Lerneffekt bei? Daten von Glowalla und Herder; FB Psychologie, Uni Gießen
Grad der Zustimmung zum Verhalten des Dr. House Daten von Glowalla und Herder; FB Psychologie, Uni Gießen
Dr. House als ärztliches Vorbild Daten von Glowalla und Herder; FB Psychologie, Uni Gießen
Fazit der Evaluierung: Das „Dr. House“ Seminar findet bei allen Teilnehmern großen Anklang. Das Seminar macht (allen Beteiligten) Spaß und vermittelt Inhalte, die ansonsten nicht vermittelt werden. Die Person des „Dr. House“ wird von den Studenten durchaus kritisch distanziert gesehen. Aber: die Inhalte finden sich nur bedingt im Curriculum wieder, daher fehlt die Nachhaltigkeit. Subjektiv wird zwar ein Wissensgewinn angegeben, objektive Kontrollen liegen uns jedoch (noch) nicht vor.
Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Eigene Erfahrungen: Selbst zu „studentenunfreundlichen“ Zeiten starker Zulauf hoch motivierter Studenten/innen. Breite Unterstützung für dies (zugegebenermaßen ungewöhnliche) Seminar durch die gesamte Fakultät (vom Dekanat, Fotolabor, k‐Med Plattform) und Kollegen der Inneren Medizin (i.e. Prof. Neubauer; Dr. Jerrentrupp; PD Dr. Kuhlmann) Unterstützung durch externe Evaluierung durch den FB Psychologie in Gießen (Prof. Dr. Glowalla)
Können Hochschullehrer von Fernsehserien lernen ? Zusammenfassung: Die Fernsehserie „Dr. House“ wird von uns erfolgreich als „Türöffner“ genutzt und unser Seminar findet eine große Akzeptanz bei den Studenten/innen. Die klassische Vorlesung hat im Zeitalter von Internet und neuen Medien „Probleme“ und muss durch innovative Elemente weiterentwickelt werden. Hier könnten wir von Fernsehprofis / Videoproduzenten profitieren.
Können Hochschullehrer von Fernsehserien lernen ? Zusammenfassung: Hier wäre die Einrichtung einer „Nationalen Mediensammlung“ durch den Medizinischen Fakultätentag ein enormer Gewinn. Die Fernsehserie „Dr. House“ zeigt den Bedarf an „allgemeininternistischen Diagnostik Zentren“. Einrichtungen, die uns heutzutage im Rahmen der Zersplitterung der Inneren Medizin schmerzlich fehlen.
Dr. House ‐ Können Medizinstudenten von Fernsehserien lernen ? Hannover, 04.06.2010 ! nk Da en el Vi WARNHINWEIS: Die durchgeknallte Persönlichkeit eines Dr. House entspricht in keinster Weise dem Arztbild und dem Leitbild der Philipps‐Universität Marburg Jürgen R. Schäfer Prof. Dr. R. Pohl Stiftungsprofessur „Präventive Kardiologie“ Universitätsklinik Giessen – Marburg, Marburg Zentrum Innere Medizin Kardiologie
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