Ring of Fire in M 87 - Aktuell: Erstes Bild von einem Schwarzen Loch Bild: Event Horizon Telescope Collaboration 2019 - LSW Heidelberg
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Ring of Fire in M 87 Aktuell: Erstes Bild von einem Schwarzen Loch Bild: Event Horizon Telescope Collaboration 2019
Diskussion • Die Pressekonferenz vom 10.4.2019 • Warum gerade Messier 87 ? • Was wissen wir über Messier 87 ? • Das Event Horizon Teleskop EHT mit seinen Teleskopen. • Welche Information enthält ein Interferometer ? • Was bedeutet das Bild von Messier 87 ?
First Results from EHT 6 Papers erschienen am 10.4.2019 in ApJ Letters 300 Autoren von 60 Instituten • I. The Shadow of the Supermassive Black Hole Übersichtsartikel. • II. Array and Instrumentation. • III. Data Processing and Calibration. • IV. Imaging the Central SM Black Hole. • V. Physical Origin of the Asymmetric Ring. • VI. Shadow and Mass of the Central Black Hole.
Heino Falcke: Schwarze Löcher haben wir bisher immer indirekt wahrgenommen. Jetzt sehen wir die Gegend, in der Licht verschwindet.
Warum gerade Messier 87 ? • Alle Galaxien weisen SL im Zentrum auf! • Das nächste Objekt wäre das Schwarze Loch im galaktischen Zentrum mit 4,4 Mio. Sonnenmassen in 8 kpc Entfernung. • Messier 87 ist 2000 mal weiter entfernt – 16,8 Mpc - dafür ist der Horizont auch 1500 mal größer, da die Masse des Schwarzen Lochs 6,6 Mrd. Sonnenmassen beträgt. • Der scheinbare Winkeldurchmesser ist für beide Horizonte damit etwa gleich!
Virgo-Haufen mit M 87 Distanz: 16 Mpc = 50 Mio.LJ M 87: elliptische Galaxie E1
Messier 87 Teleskop: CFHT
Canada-France-Hawaii-Telescope
4-m-Canada-France-Hawaii-Telescope
Bewegung der Sterne in M87 MH = (6,6 +- 0,4) Mrd. MS Schwarzes Loch zwingt Sterne zu immer schnellerer Bewegung --------------------- 1 arcsec = 80 pc 1 pc = 206.264 AE Gebhardt et al. 2011 Bewegung arXiv:1101.1954 in Ellipse
SL in Messier 87 ist Quelle eines großräumigen Jets Radioblase / VLA Schwarze Loch rotiert schnell – a > 0,95
M87 Jet to Bubble Montage
M 87 Jet & Counter- Jet ----------- Core mit Schwarzem Loch VLBA 43 GHz Craig Walker 2018 arXiv:1802.06166
Teleskop des VLBA-Netzwerks
25-m-Teleskope des VLBA-Netzwerks Beobachtung bei 0,3 – 96 GHz
VLBA: 10 25m dishes, 8000km baseline
MH = 6,6x109 MS Messier 87 a = 0,95 Black Hole rg = 66 AE rH = 86 AE
2 Radioteleskope wirken wie ein Doppelspaltexperiment
Das Doppelspaltexperiment Beugungsgrenze Fringe Pattern
Der Doppelspalt Wasserwellen
Radio-Interferometrie Größte Basislinie Auflösungsvermögen Messe elektrische Felder Korreliere dies im Computer Wiederhole für jedes Paar
Event Horizon Telescope EHT Interferometer von 8 Teleskopen
Global Network of 8 Telescopes 2017 ALMA
ALMA @ Chajnantor 5000 müM
IRAM 30-m-Teleskop Sierra Nevada Europas Beitrag zum EHT auf 2850 müM
Südpol-Teleskop SPT – 10 m Die Daten (27 PB!) blieben ein halbes Jahr am Südpol, bis es wieder Sommer wurde!
Neu: Grönland 12-m-Teleskop
Neu: IRAM NOEMA 8 Plateau de Bure 10 15-m-Antennen auf 2550 müM
EHT Daten- Handling --------------- Die ganzen Daten (ein paar Petabyte) wurden auf Festplatten zu MIT und MPIfR in Bonn geschickt und dort im Korrelator verarbeitet
Der Korrelator in Haystack (MIT)
Interferometer Visibility Bild-Funktion V(u,v) Ein Interferometer liefert 2 Zahlen: das Signal im Realteil (V R) und Imaginärteil (VI), die zusammen die komplexe Visibilität V(u,v) bestimmen. Diese ist genau die 2D Fourier-Transformierte der Intensitätsverteilung I(x,y). Dabei sind u und v die Koordinaten der Basislinien in EW- und NS- Richtung, gemessen in Einheiten der verwendeten Wellenlänge l (1,3 mm).
V(u,v) ist eine komplexe Zahl r: Betrag (Amplitude); f: Phase
Was ist Fourier-Transformation ? Da kommt jetzt ein kompliziertes, aber sehr wichtiges Stück Mathematik ins Spiel: Die Fourier-Transformation. Simpel gesagt geht es dabei um die Tatsache, dass man jedes Signal (also zum Beispiel eine Lichtwelle) auch als Überlagerung von einfachen Sinus- Schwingungen darstellen kann. Je komplexer das Signal ist, desto mehr unterschiedliche Schwingungen braucht man. Die Fourier- Transformation ist nun genau die mathematische Technik mit der man ein Signal in die Überlagerung von Schwingungen umrechnen kann bzw. aus einer Überlagerung von Schwingungen wieder ein Signal rekonstruiert. Das geht auch zweidimensional: Ein Teleskop misst ja die Intensität von Licht am zweidimensionalen Himmel. Diese Helligkeitsverteilung kann man in ein entsprechendes Fourier- Muster aus Schwingungen umrechnen. Und aus dem Muster kann man die ursprüngliche Intensitätsverteilung wieder rekonstruieren. Also das Bild des Himmels, das man eigentlich sehen will.
Je mehr unterschiedliche Anordnungen von Teleskopen man verwendet, desto mehr unterschiedliche Muster kriegt man und desto mehr Informationen über die Struktur der Lichtquelle kann man sammeln. Diese Informationen schmeißt man wieder in die Maschine der Fourier-Transformation und rekonstruiert damit das ursprüngliche Bild der Quelle. Je weiter die Teleskope auseinander stehen, je länger also die Basislinie ist, desto feiner wird das Streifenmuster der Schablone und desto besser kann man die Quelle auflösen. Um ein virtuelles Riesen-Teleskop zu konstruieren, verteilt man also jede Menge Teleskope über die Erde und schaltet sie in allen möglichen Kombinationen zusammen. Jede Kombination aus zwei Teleskopen liefert eine neue Basislinie, eine neue Schablone und damit ein neues Muster. Die Größe des virtuellen Teleskops und damit sein maximales Auflösungs- vermögen entspricht dabei dem größten Abstand zwischen zwei der Einzelgeräte.
Winkeldurchmesser Messier 87 SL • Gravitationsradius GM/c² = 66 AE = 4 µas • ISCO-Radius = 2GM/c² = 132 AE @ a = 0,95 • Der Scheibeninnenrand wird durch ISCO bestimmt. • Winkeldurchmesser ISCO in d = 16 Mpc • q = (4GM/c²)/d = 264 AE / 16 Mpc = 264 /(16 x 106 x 206.264) = 8,0 x 10-11 rad = 1,64 x 10-5 arcsec = 16,4 µas Auflösungsvermögen von EHT @ 230 GHz: q = l/BLmax = l/13.000 km [Erddurchmesser] = 1,3 mm/13.000 km = 1,0 x 10-10 rad = 20,6 µas 20 µas (EHT) ISCO-Durchm.
Die Umkehrung ist nicht eindeutig da V(u,v) nicht in der ganzen (u,v)-Ebene bekannt!
Genau das hat das Event Horizon Telescope getan. Acht Radioteleskope auf der ganzen Erde wurden eingesetzt, um am Ende das Bild des Schwarzen Lochs zu erhalten. Das Radiosignal wurde dabei aber natürlich nicht real durch die Gegend zu einem Interferometer geschickt. Das wäre nicht möglich gewesen; immerhin stand eines der Teleskope in Grönland, ein anderes in der Antarktis, ein paar auf Hawaii, und so weiter. Man hat jeweils zur gleichen Zeit die Region am Himmel beobachtet, alle Daten aufgezeichnet und mit extrem genauen Zeitstempeln versehen (das ging nur durch den Einsatz von Atomuhren). Die ganzen Daten (ein paar Petabyte) wurden auf Festplatten zu MIT und MPIfR in Bonn geschickt, in einen Supercomputer geladen und dort quasi noch mal als “Playback” abgespielt und dann virtuell überlagert und analysiert. Die eigentlichen Beobachtungen fanden während nur vier Tagen statt, die Auswertung der Daten hat sehr, sehr viel länger gedauert …
Die Bedeckung der (u,v)- Fourier- Ebene ist unvoll- ständig für M87 -------------- N(N-1)/2 Basislinien N=7 Erddurchmesser = 10 Gl
Visibilität-Amplitude (Jy) vs. Basis-Linie Modell einer Ringemission mit Durchmesser 47 µas
Die Interpretation des EHT-Bildes Schwarzes Loch + Akkretions-Torus
100 pc Füttert Schwarzes Loch
Magnetfelder treiben Turbulenz in der Scheibe und kollimieren Jets
Kleinster Beam-Size = ISCO-Durchmesser Torus-Struktur Jet-Inklination: 17° Max. Intensität @ r = 24 µas = 6 GM/c² ISCO Beam-Size 20 µas Beaming Scale: 50 µas
EHT-Collaboration April 2019 Ringdurchmesser = 11 Gravitationsradien Spin-Parameter a unbekannt, a > 0,9 ?
Optisch dünne Emission aus einem Akkretions-Torus Jet 1,3 mm Synchrotron-Emission von thermischen Elektronen in Magnetfeldern
Wie wird Sgr A* aussehen ? wahrscheinlich größere Inklination
Was bringt die Zukunft ? Das Event Horizon Telescope hat seine Aufgabe mehr als nur zufriedenstellend gelöst. Aber es wird natürlich nicht aufhören! Auch andere Schwarze Löcher wollen beobachtet werden. Und neben den ursprünglichen acht Teleskopen haben sich mittlerweile auch einige andere Sternwarten der Organisation angeschlossen. Es wird also bei zukünftigen Beobachtungen noch mehr Basislinien geben, noch mehr Informationen und damit noch bessere Bilder. Prinzipiell spricht auch nichts dagegen, die Löcher noch ein wenig größer zu machen: Man könnte ein Radioteleskop auch irgendwo im All platzieren (Mond z.B.) und mit den Teleskopen auf der Erde kombinieren. Und wer weiß, was wir dann damit alles sehen können…
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