Echo Digitalisierung und Handelskrieg - Zeit für eine engere Kooperation zwischen Japan und Deutschland
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Mitteilungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB) Nr. 129, Dezember 2019 echo Digitalisierung und Handelskrieg – Zeit für eine engere Kooperation zwischen Japan und Deutschland Gerhard Wiesheu, Vorsitzender des JDZB-Stiftungsrates Die Welt befindet sich inmitten einer Bankkredit hinterlegt werden können. Phase eines rapiden technologischen Digitale Geschäftsmodelle können so- Wandels. Die Taktgeber dabei sind die mit überwiegend nur mit Eigenkapital USA und China, während Deutschland finanziert werden – in den USA durch und Japan weit abgehängt sind. Um die Venture-Capital-Firmen und in dies zu sehen, reicht schon ein Blick China durch den Staat. Darüber hinaus auf die Aktienmärkte der entwickelten können digitale Güter leicht kopiert Volkswirtschaften: so kommen mehr werden, sodass Unternehmen oft das als 85 % der an den Börsen notierten Risiko einer Investition scheuen und zu IT-Unternehmen aus den USA, etwa wenig investieren. In den USA investie- 5,4 % aus Japan und nur 2,4 % aus ren Venture-Capital-Firmen oft in einen Deutschland. Auch hat China mit ganzen Strauß von Unternehmen, Huawei, Tencent und Alibaba drei sodass infolge der Diversifikation die globale Schwergewichte und eine negativen Effekte des Verlusts an gei- © Bankhaus Metzler Reihe weiterer stark wachsender jun- stigem Eigentum eines einzelnen Un- des Stärkeren, die sie perspektivisch in ger Technologieunternehmen. Die ternehmens stark abgemildert werden, den kommenden Jahren jedoch zuneh- neuen digitalen Technologien haben während in China der Staat mithilfe von mend verlieren könnten. Daher sind eine erhebliche Zerstörungskraft auf Subventionen dieses „Marktversagen“ die USA bereit, im Handelskonflikt mit die traditionellen Geschäftsmodelle, korrigiert. In Deutschland und Japan China hohe Risiken einzugehen und da sie universell einsetzbar sind. Die überwiegt dagegen die Fremdkapital- sogar das seit dem Zweiten Weltkrieg etablierten Unternehmen unter ande- finanzierung und der Staat zog sich in aufgebaute Welthandelssystem bis an rem im Mediensektor, im Einzelhandel den vergangenen Jahren eher zurück. den Rand des Kollapses zu bringen. sowie im Finanzsektor sind oft nur noch INHALT ein Schatten ihrer selbst und kämpfen Das technologische Wettrennen zwi- derzeit um ihr Überleben. Seit 2011 schen den USA und China ist nur einer Digitalisierung und Handelskrieg tendieren vor diesem Hintergrund die von vielen Konfliktherden zwischen Gerhard Wiesheu 1–2 Unternehmensgewinne der etablierten der bisherigen Weltmacht USA und der Unternehmen in den traditionellen aufstrebenden Macht aus Fernost, bei Konferenzbericht Sektoren nur seitwärts, während die dem es um die digitale Vorherrschaft Universal Design 3 Musik mit stark steigenden Gewinnen eines marktwirtschaftlich dominierten im Technologiesektor spielt. Der Erfolg Systems gegenüber einem staatlich do- Austauschprogramm der USA und Chinas hängt sehr stark minierten Systems auf globaler Ebene Young Leaders Forum 4 damit zusammen, dass für digitale geht. Die USA haben dabei vor Augen, Veranstaltungen Herbst 2019 5 Güter andere Spielregeln gelten als dass Schätzungen internationaler Or- für Sachgüter. Digitale Güter sind oft ganisationen zufolge China schon ab Kultur-Veranstaltungen 6 firmenspezifisch, sodass es keinen 2035 die USA bei den Militärausgaben Veranstaltungsvorschau 2020 7 Zweitmarkt für sie gibt und sie daher überflügeln könnte. Das heißt, die USA auch nicht als Sicherheit für einen befinden sich jetzt noch in der Position Nō- und Kyōgen-Theater 8
2 FORTSETZUNG VON SEITE 1 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser! Entsprechend verunsichert sind die mächten der Zukunft zu verhindern. In seinem Leitartikel plädiert Gerhard Unternehmen weltweit und halten sich Eine Kooperation zwischen den großen Wiesheu, der Vorsitzende des Stiftungs- zunehmend mit neuen Investitionen Wirtschaftsblöcken ist nämlich eine not- rates, für eine noch engere Zusammen- zurück. Der Kollateralschaden des wendige Voraussetzung dafür, dass der arbeit Deutschlands und Japans. In globalen Handelskonflikts ist der glo- Klimawandel perspektivisch unter Kon- Zeiten drohender Handelskriege und existentieller globaler Herausforderun- bale Aufschwung, der in eine Rezession trolle gebracht werden kann, den einige gen, wie des Klimawandels, böten sich überzugehen droht. Im internationalen Experten sogar als ein „Wettrennen der hierfür zahlreiche Möglichkeiten. Vergleich scheint sich die japanische Menschheit um ihr Überleben“ bezeich- Hieran anknüpfend freue ich mich, an Industrie immer noch gut behaupten nen. Auch sollten die EU und Japan dieser Stelle mitteilen zu können, dass zu können, da die Konjunkturdaten eine versuchen, gemeinsam eine vertiefte Herr Wiesheu vor Kurzem als Vorsitzen- nur leicht schrumpfende Industrie in Handelsintegration mit den USA anzu- der des Stiftungsrates für eine weitere Japan signalisieren. Im Gegensatz dazu streben, um eine gefährliche Eigendy- Amtszeit wiedergewählt worden ist. ist die deutsche Industrie in eine tiefe namik der USA in Richtung Isolierung Hierzu gratuliere ich herzlich. Wir sind Rezession gefallen. Interessanterweise und Protektionismus aufzuhalten. Dar- dankbar für die bisherige Unterstüt- verzeichnete die deutsche Industrie in über hinaus ist die Signalfunktion des zung und freuen uns auf die weitere der Finanzmarktkrise einen geringeren EU-Japan-Partnerschaftsabkommens Zusammenarbeit auch in den kom- Rückgang der Industrieproduktion von nicht zu unterschätzen. Berechnungen menden Jahren. in der Spitze -23,6 % im April 2009 als zufolge könnten die Exporte beider Das 25-jährige Bestehen der Städte- die japanische mit -35,7 % im Februar Handelspartner jeweils um mehr als 30 partnerschaft Berlin-Tōkyō 2019 und 2009. Diesmal scheint die deutsche Mrd. Euro in den kommenden Jahren die bevorstehenden Olympischen und Industrie jedoch härter getroffen zu zunehmen. Die EU und Japan zeigen Paralympischen Spiele in Tōkyō 2020 sein, vor allem wegen ihrer starken damit der Welt, dass auch in der heu- bildeten die Bezugspunkte für das Sym- Abhängigkeit vom Automobil- sowie tigen Zeit auf partnerschaftlicher Basis posium über „Universelles Design“ in der Stadtplanung in Berlin und Tōkyō, Investitionsgütersektor. Darüber hinaus moderne Abkommen abgeschlossen das im November im JDZB stattfand belasten merkliche Exportrückgänge werden können, bei denen beide und über das in dieser Ausgabe berich- nach Großbritannien und in die Tür- Parteien profitieren. Auch sollten die tet wird. kei. Dagegen scheint die japanische EU und Japan gemeinsam versuchen, Zum Jahresende finden Sie, wie üblich, Industrie unbeeindruckt von der hohen zu den USA und China wieder tech- eine kleine Vorschau auf das geplante globalen Unsicherheit verstärkt in Di- nologisch aufzuschließen. Dabei wäre Programm 2020. Ich hoffe, dass diese gitalisierung und Automatisierung zu zu überlegen, wie die gemeinsamen Veranstaltungen Ihr Interesse finden investieren, da die alterungsbedingte Forschungsanstrengungen vertieft und dass wir Sie auch im kommenden Knappheit der Arbeitskräfte sie mehr werden und wie die EU und Japan als Jahr hier im Haus begrüßen dürfen. oder weniger dazu zwingt. So planen gemeinsamer Wirtschaftsraum eigene Mit den besten Wünschen für die die Großunternehmen laut der Tankan- Technologiestandards setzen können. Festtage und ein gutes und friedliches Umfrage (vierteljährlicher kurzfristiger Ein gutes Beispiel dafür ist das Abkom- Neues Jahr. Wirtschaftsausblick der Bank of Japan), men zur Datensicherheit im Rahmen Claudia Schmitz ihre Investitionsausgaben im laufenden des Partnerschaftsabkommen. Gleich- Generalsekretärin des JDZB Fiskaljahr merklich zu erhöhen. Japan zeitig sollten die EU und Japan jedoch und Deutschland haben zwar die oben das Risiko einer übertriebenen Bürokra- jdzb echo genannten großen Schwächen in der tisierung im Blick behalten. In der EU erscheint vierteljährlich im März - Juni - Sept. - Dez. „Software und bei den Internetplattfor- mehren sich schon jetzt die Stimmen Herausgeber: men“, aber ihre Stärke in der Hardware, aus dem Unternehmenssektor, dass die Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin (JDZB) wie die weltweit führenden Einsatzquo- Bürokratie überhand genommen habe Redaktion: Michael Niemann ten von Robotern zeigt. und den Anreiz für neue Investitionen Tel.: (030) 839 07 186, E-Mail: mniemann@jdzb.de merklich zu reduzieren drohe. Gerade Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Deutschland und Japan sind seit dem die Digitalisierung und die Automati- Meinung des Autors/der Autorin und nicht un- Ende des Zweiten Weltkrieges enge sierung bieten demnach eine Chance bedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Verbündete der USA, denen sie ihren für die alternden Gesellschaften in Eu- schnellen Wiederaufbau verdanken. ropa und Japan, wenn sie gemeinsam Anschrift JDZB: Saargemünder Str. 2, 14195 Berlin Trotz ihrer natürlichen Nähe zu den angegangen werden. Tel.: (030) 839 07 0 Fax: (030) 839 07 220 USA sollten beide Länder eine Ver- E-Mail: jdzb@jdzb.de URL: http://www.jdzb.de mittlerrolle einzunehmen versuchen, Gerhard Wiesheu ist Partner der B. Metzler um eine gefährliche Eskalation des seel. Sohn & Co. Holding AG, Frankfurt a.M. Öffnungszeiten der Bibliothek: Di + Mi 12–18 Uhr, Do 10–18 Uhr Konflikts zwischen den beiden Groß-
KONFERENZBERICHT 33 Symposium: Tōkyō und Berlin – Universal Design und Stadtentwicklung Die dritte Sektion, moderiert vom Journalisten 11. November 2019, JDZB Dr. Oliver Herwig, stellte innovative Projekte Andreas Eder-Ramsauer, M.A., Freie Universität Berlin und Geschäftsmodelle vor. Dabei präsentierte Dr. Kawauchi die Gestaltung von Tōkyōs Das Symposium versammelte Stimmen aus der immer die Evaluation eines (Vorgänger-) internationalem Flughafen Haneda, bei der Wissenschaft und Design, Verwaltung und Projektes und die Erfahrung von Betroffenen nach den Ansprüchen von UD bis hin zur Wirtschaft, um über Wege und Chancen für mit diesem Projekt miteinbezieht. In Abwe- Auswahl von Teppichmustern viele Blickwin- ein tatsächlich inklusives, universell nutzbares senheit von Dr. Wolfgang Sattler von der kel und Bedürfnisse miteinbezogen wurden. Umfeld im urbanen Raum zu sprechen. Einen Bauhaus-Universität Weimar wurde dessen Gregor Strutz stellte anschließend die Ar- gleichberechtigten Zugang für Menschen Keynote verlesen, die eindringlich den beit der Designagentur inkl. Design GmbH, jeden Alters und jeglicher Befähigung zu allen Stellenwert von UD verdeutlichte, indem es deren Geschäftsführer er ist, im Museum Bereichen einer Gesellschaft herzustellen, gilt weniger eine Eigenschaft von Dingen, son- Nikolaikirche vor. Hier wurde angestrebt, die neben Fragen einer auf bestimmten Werten dern vielmehr eine Frage von Interaktion und ästhetischen Welten von Menschen mit und beruhenden Haltung vor allem im Zuge des Haltung sei. Insbesondere wurden dabei die ohne Behinderung zu verbinden, etwa durch demografischen Wandels und den damit ver- menschlichen Verhaltensweisen im Umgang die Erstellung von Exponaten zum Anfassen. bundenen Herausforderungen als dringend mit Technologie reflektiert. Ushiyama Junko, Senior Engineer bei der umzusetzende gesamtgesellschaftliche Aufga- In der zweiten Sektion, die Prof. Pelin Ce- Hitachi Ltd. Corporation, präsentierte eine be – sowohl in Deutschland als auch in Japan. lik, Professorin für Industrial Design an der individuell auf besondere Bedürfnisse – von In den Eröffnungsworten durch die General- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Rollstuhlfahrer*innen bis hin zu Schwangeren sekretärin des JDZB, Claudia Schmitz, und (HTW), moderierte, wurden Sichtweisen der – einstellbare Navigations-App. Dabei können des Direktors des Japanischen Kulturinstituts Stadtverwaltungen von Tōkyō und Berlin auf Routen auf unterschiedliche Schwierigkeiten Köln, Prof. Dr. Aizawa Keiichi, der als Vertreter die Umsetzung von UD dargelegt. Ingeborg hin genau berechnet werden, etwa zum des Kooperationspartners Japan Foundation Stude von der Koordinierungsstelle „Barriere- Vorhandensein von Blindenampeln. André an dem Symposium teilnahm, wurde auf die freies Bauen“ der Berliner Senatsverwaltung Heikenroth erläuterte das Datenbankprojekt Notwendigkeit von Universal Design (UD) für Stadtentwicklung und Wohnen betonte die „Mobidat“, das Informationen zu Barriere- hingewiesen, wolle man Diversität nicht nur zentrale Rolle der Schaffung eines rechtlichen freiheit in Berlin sammelt und bereitstellt. im Abstrakten, sondern auch in der Realität Rahmens und die Notwendigkeit, Betroffene Tamino Takero stellte das Inklusionskonzept leben. Die 25jährige Städtepartnerschaft und Behindertenverbände in verschiedene seiner Firma Mirairo Inc. vor, die in der zwischen Berlin und Tōkyō und die bevorste- Phasen öffentlicher Bauprojekte mit einzu- eigenen Arbeit und der Beratung anderer henden Olympischen und Paralympischen binden. Shino Kazuko vom Tōkyō Metro- Unternehmen Inklusion als wirtschaftliche Spiele in Tōkyō 2020 boten einen Anlass, das politan Government stellte Richtlinien bei Chance begreift. Christiane Bausback von Thema UD, insbesondere im Zusammenhang der Errichtung der Veranstaltungsorte für die N+P Industrial Design GmbH sprach zuletzt mit Barrierefreiheit und Inklusion, durch die Olympischen und Paralympischen Spiele vor, über die Notwendigkeit, individuelle Bedürf- Gelegenheit zum internationalen Austausch die insbesondere darin bestanden, die Anre- nisse in die Umsetzung öffentlichen Verkehrs weiter zu fördern. gungen verschiedener Gruppen miteinzube- miteinzubeziehen. Zwei Keynote-Reden in der ersten Sektion setz- ziehen. Dazu zählte etwa, dass Rollstuhlplätze Aus einem intensiven Austausch ließen sich ten einen Rahmen für das Konferenzthema UD in verschiedenen Sektoren der Sportstätten vielerlei Lehren ziehen. Vor allem unter dem in Japan und Deutschland aus akademischer eingerichtet werden. Die Stadtverwaltung Leitsatz „nothing about us without us“ ist Sicht. Dabei gab der Architekt Dr. Kawauchi Tōkyō, so Shino, beziehe sich auf den „spiral festzuhalten, dass die Beteiligung von Men- Yoshihiko, ein führender Wissenschaftler und up“-Ansatz und begreife Erfahrungen im Zuge schen mit unterschiedlichen Bedürfnissen Verfechter von UD in Japan, in seiner Keynote der Olympischen und Paralympischen Spiele an Design- und Entwicklungsprozessen ein Plädoyer für ein Verständnis von UD als als Lehren für die Zukunft. Asada So von der wesentlich ist. UD bietet den stetigen Anreiz kontinuierlicher Prozess. UD kenne kein finales Bezirksverwaltung Kōtō in Tōkyō fügte Einbli- zur Verbesserung und durch die fokussiert Ziel, sondern würde stets die fortschreitende cke in Studienspaziergänge mit verschiedenen extensive Beteiligung, wie Prof. Birgit Weller, Verbesserung von Inklusion und Gleichstel- Interessensgruppen, Workshops in Schulen Professorin für Industrial Design von der HTW, lung anstreben. Dabei gilt es folglich schon und eigens erstellte UD-Landkarten, welche festhielt, zugleich die demokratischste Art der bei der Konzeptionsarbeit von Projekten zwi- Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen Gestaltung. Nicht zuletzt können auch durch schen dem fluiden „design for all“ und dem Informationen für das Bewegen im öffentli- die Schaffung multisensorischer Erfahrungen statischen „one design for all“ zu unterschei- chen Raum liefern, hinzu. Ein Ergebnis aller alle Menschen von Universal Design profitie- den. Der erste Ansatz betrachtet Bedürfnisse drei Vorträge war, dass die stetige Einbindung ren. Die Konferenz lieferte vielfältige Einblicke als fluide und bedingt stetige Überarbeitung von vielfältigen Bevölkerungsgruppen und und Aufträge für den Weg zu einer faireren und Anpassung. Dadurch ergibt sich ein so Bewusstseinsbildung essenzielle Bestandteile und inklusiveren Gesellschaft. genannter „spiral up“-Entwicklungsprozess, öffentlicher Gestaltung sein müssen.
4 AUSTAUSCHPROGRAMM 14. German-Japanese Young Leaders Forum 2019 denen Widerworte oft nicht toleriert werden. Sommerschule mit Alumni-Konferenz zum Thema “The Future of Globalization – Und genau darum ging es auch in der Diskus- Challenges and Opportunities”, 6.-15. September 2019 sionsrunde später. Bericht von Kiyo Dörrer, Wirtschaftsjournalistin, Deutsche Welle, Berlin Der TÜV Rheinland öffnete für die Gruppe samt Alumni sogar die Pforten an einem „Geht‘s eigentlich hier in Japan immer so mokratie, Zukunft der deutsch-japanischen Sonnabend, mit einer Führung durch die ab?“, fragt mich ein deutscher Teilnehmer Beziehungen. Und insgesamt acht Stunden Testlabore in Yokohama. Dass die dort getes- verwundert und begeistert, als zwei sonst Zeit dafür – jeweils 30 Minuten Präsentation, teten Prototypen und Geräte oft abgedeckt eher zurückhaltende japanische Mitstreiter das steile Anforderung. waren und nicht fotografiert werden durften Mikrofon ergreifen und tanzend ihr Bestes ins Hilfe bekamen wir von Experten beider Länder (Geschäftsgeheimnisse!) half natürlich beim Mikrofon grölen – zusammen mit der gesam- mit Vorträgen über die Geschichte Japans und VIP-Feeling. ten Gruppe. „Welcome to Japan“, grinse ich Deutschlands, Erneuerbare Energien und ihren Sonst business casual, kamen an einem Abend zurück. Es ist das erste Mal Karaoke für viele Ausbau in Japan, Wirtschaftsstrukturen und dann doch die mitgebrachten Sakkos, High hier – oder Japan überhaupt. Beste Einführung Globalisierungsgeschichte, Sicherheitspolitik Heels und Krawatten ans Tageslicht – für den in die Kultur, meiner Meinung nach… sowie deutsch-japanische und internationale Empfang in der Botschaft mit der erst kürzlich Der erste Sightseeing-Tag ist auch für viele Beziehungen. Schnell merkten wir aber: Das angekommenen Botschafterin Ina Lepel. Locals voller erster Male: Tōkyō Skytree Ertragreichste waren die Diskussionen, und Allen offenen, ernsthaften Fragen zum Trotz (Highlight: die furchtlosen Fensterputzer auf diskutiert wurde viel. Verfallen wir in ein super- blieb im Programm natürlich auch Zeit für 450m Höhe, sehr insta-worthy), Foto-Safari am kapitalistisches System oder gibt es eine Post- abendliche, weniger ernste Diskussionsrunden Sensōji (Lowlight: das Walfisch-Spezialitäten- Wachstums-Wirtschaft? Welche Möglichkeiten – über Sukiyaki, Sushi, Sashimi und Izakaya- Restaurant, weniger insta-worthy), abge- gibt es, Japanern und Deutschen gegenseitig Häppchen. Todesmutig wurden natürlich schlossen in einem Robata-Yaki Restaurant ihre Kulturen nahezubringen? Was kann man auf eigene Kosten auch die lokalen Getränke in Asakusa (Highlight: Sich einmal wie Abe gegen die sinkende Wahlbeteiligung in bei- ausprobiert: Calpis, Hoppy, Sake, Sour mit und Trump fühlen), mitsamt dem auch für den Ländern tun? Verschmelzen wir zu einer grünem Tee und Grapefruit. viele Teilnehmer neuen Konzept des All-You- globalisierten Welt ohne Nationalstaaten oder Die Alumni-Konferenz am Ende der Summer Can-Drink. gewinnen die separatistischen Bewegungen? School zeigte deutlich: die „Nomunication“ Sechzehn Teilnehmer sind es insgesamt. Zwischen den Diskussionen haben wir doch (Trinken + Kommunikation) hat Tradition beim Beamte aus Deutschland und Japan, zwei gelegentlich das International House verlas- Young Leaders Forum und hält die Ehemaligen Sicherheitsexperten, drei, die irgendwas mit sen. Der erste Unternehmensbesuch führte zusammen. Mehrere aus dem letzten Jahrgang Medien machen, ein Doktor in Medizin und uns zu Fujitsu in Kawasaki, um über die He- kamen aus Deutschland geflogen, um die einer in Chemie, um nur ein paar zu nennen. rausforderungen der Digitalisierung und Konferenz zu planen und das letzte Forum Manche noch etwas mitgenommen vom Jet- dem Umgang mit künstlicher Intelligenz zu Revue passieren zu lassen. Was das Forum lag und vom vollen Sightseeing-Programm, diskutieren. Auch hier, offene Fragen: Wie geht ausmacht, sagen uns viele Ehemalige, sind die saßen wir also sonntagmorgens versammelt man mit algorithmischem Bias um? Wie kann zwischenmenschlichen Beziehungen. im Konferenzraum des International House of man sichergehen, dass künstliche Intelligenz Und das gilt auch für unseren Jahrgang. Die Japan. Thema: Globalisierung, Chancen und sicher ist? gemeinsame WhatsApp-Gruppe leuchtet in Herausforderungen. Besonders interessant: Der Besuch bei Den- den Wochen nach dem Forum oft mit Wie- Kurz darauf prangte dann in unserer Arbeits- tsu, der größten PR-Firma der Welt. Schon im dersehens-Bildern auf: Ob beim Klimastreik in gruppe die Frage „Zukunft des Kapitalismus?“ Zug zur imposanten Geschäftszentrale waren Tōkyō, einer Rhein-Tour in Düsseldorf oder auf auf dem Whiteboard. Es waren große, wenn die in den letzten Jahren heftig diskutierten spontanem Besuch im Berliner Rathaus. Wir nicht die größten Fragen unserer Zeit, die schlechten Arbeitsbedingungen bei Dentsu bleiben verbunden. Und sehen uns hoffentlich wir beantworten sollten. Noch im Angebot: Thema: Überstunden, die Mitarbeiter in den auch mal wieder – beim gemeinsamen Ins- Zukunft des Nationalstaats, Zukunft der De- Tod treiben, rigide Führungsstrukturen, in Mikrofon-Grölen und Tanzen beim Karaoke.
VERANSTALTUNGEN IM HERBST 2019 55 Symposium „The Roles of Germany and Japan in Global Health III“ am 25. Oktober im JDZB, in Zusammenarbeit mit dem Global Health Center (GHC)/Graduate Institute Geneva (IHEID, Genf), dem Institute for Global Health Policy Research (iGHP)/National Center for Global Health and Medicine (NCGM, Tōkyō), dem Heidelberg Institute of Global Health HIGH), dem World Health Summit (WHS) und der Verband Forschender Arzneimittelherstel- ler e.V. (vfa, Berlin). Das Symposium war eine Satelliten-Veran- staltung des World Health Summit 2019 und beschäftigte sich v.a. mit der Frage, was seit dem G20-Gipfel in Ōsaka im Juni 2019 erreicht wurde. Prof. Dr. Richard Samuels ( Ford International Professor of Political Science and director of the Center for International Studies at the Massachusetts Institute of Technology) stellte am 9. Oktober im JDZB sein neuestes Buch „Special Duty – A History of the Japanese Intelligence Community“ vor. Nach dem Vortrag folgte ein Gespräch mit Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott (Vize- Präsidentin der FU Berlin für International Affairs und Direktorin der Graduate School of East Asian Studies GEAS), an dem sich auch das Publikum rege beteiligte. Symposium „LegalTech: Künstliche Intelligenz im Recht und in der Justiz – Chancen und Risi- ken“ am 4. Oktober in Tōkyō, in Zusammen- arbeit mit der Deutsch-Japanischen Juristen- vereinigung (DJJV, Hamburg), der Friedrich- Ebert-Stiftung (Büro Tōkyō), dem Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus Tōkyō (DWIH), der Bundesrechtsanwaltskammer (Berlin) und der Keiō-Universität (Tōkyō). Im Bild Dr. Margaretha Sudhof, Staatsekre- tärin des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz, und der scheidende Präsident der DJJV, Dr. Jan Grotheer. Workshop „Forefront of UV-Light Emitting Devices and Future Expec- Vortrag von Prof. Watanabe Shino (Sophia University, Tōkyō) und Prof. tations“ am 28. und 29. August im JDZB, in Zusammenarbeit mit der Koga Kei (Nanyang Technological University Singapore) zum Thema Japan Science and Technology Agency (JST, Tōkyō), der TU Berlin und „Japanese and Chinese Concepts and Funding for Infrastructure in der Meijō Universität (Nagoya). South-East Asia – a Comparison“ am 5. September im JDZB.
6 KULTURELLE VERANSTALTUNGEN HERBST 2019 VORSCHAU 2020 Tagungen nach Themenschwerpunkten Globale Verantwortung Konferenz: Tr ilaterale Kooperation Deutschland – Japan – Indonesien Z: Auswärtiges Amt, Berlin Termin: 1. Quartal 2020, in Jakarta Symposium: The Roles and Responsibilities of Japan and Germany in a Sustainable International Order Z: Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Bonn; Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin Termin: April 2020, in Tōkyō Ausstellung „Morgenwolken“ von Higashiyama Kaii – Lithografien aus den Archivbeständen des JDZB zum 20. Todesjahr eines der bekanntesten Vertreter der Nihonga-Malerei (JDZB-Stiftungsrat Konferenz: EU-Japan Relations: Beyond the 1985-94). 28. November bis 28. Februar 2020 im JDZB. (Foto: „Morgenwolken“ von Higashiyama Strategic Partnership Agreement Kaii @ v. Bruchhausen/JDZB) Z: European Advanced Research Network (EJARN), Stockholm School of Economics; Freie Universität Berlin Termin: 5.-6. Juni 2020 Symposium: Perspektiven für die eurasi- sche Infrastruktur Z: Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS), Paris Termin: Juli 2020 Sicherheitspolitischer Workshop, Track 1.5 Z: Auswärtiges Amt, Berlin; Ministry of Foreign Affairs, Tōkyō; The Japan Institute of Internati- onal Affairs (JIIA), Tōkyō Termin: Herbst 2020, in Tōkyō Konferenz: Abrüstung und die Rolle der Stummfilm-Konzert „Express 300 Meilen“ (Regie Saegusa Genjirō, Japan 1928) am 14. November im Vereinten Nationen: Deutsche und japani- JDZB. Der international bekannte Stummfilmspezialist Günter A. Buchwald begleitete die Berliner sche Perspektiven Erstaufführung live und improvisierend, zusammen mit Musikern der Silent Movie Music Company. Z: Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin Termin: unbestimmt in 2020 Symposium: Global Health IV Z: Global Health Center (GHC), Graduate Institute of International and Development Studies, Genf; National Center for Global Health and Medicine (NCGM), Tōkyō Termin: unbestimmt in 2020, in Tōkyō Nachhaltigkeit und Umwelt Deutsch-japanischer Expertenrat zur Ener- giewende (GJETC) Z: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH; Hennicke Consult, Wuppertal; ECOS Consult, Osnabrück; Institute for Energy Eröffnung der Ausstellung „SPAGAT – Fotografien, Zeichnungen und Installationen von Kimbara Economics Japan, Tōkyō Akane und Laure Catugier“ am 20. September im JDZB mit Performances von Takahashi Marie Termin: 18.-19. März 2020 (Viola) und Yoann Sarrat (Breakdance); die Ausstellung war bis zum 15. November zu sehen.
VERANSTALTUNGSVORSCHAU 2020 77 Symposium: Bioeconomics Konferenz: Shaping Institutional Profiles in Re- Konzert Z: JSPS-Club, Bonn search, Teaching and Community Engagement Termin: 15.-16. Mai 2020 Z: Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Bonn; Neujahrskonzert mit Ania Filochowska Japan Committee of Universities for Internati- (Violine), Satō Haruma (Violoncello) und Konferenz: Klimafreundliche Mobilität onal Exchange (JACUIE), Tōkyō Hisasue Wataru (Klavier) Z: Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), Termin: 22.-23. Juni 2020 Termin: 16. Januar 2020, 19 Uhr Köln; Fujitsu Research Institute, Tōkyō Termin: Mai 2020 Symposium: Sportrecht Konzert mit zeitgenössischen Komposi- Z: Deutsch-Japanische Juristenvereinigung tionen mit Maurizion Barbetti (Bratsche) e.V., Hamburg und Inoue Satoko (Klavier) Demografischer Wandel Termin: unbestimmt in 2020, in München Termin: 27. November 2020, 19 Uhr Symposium: Demografie und Gesundheit Konferenz: Attraktiv für Immigranten? Japan, Z: Bundesministerium für Gesundheit, Berlin; Deutschland und Frankreich im Vergleich Vortrag Ministry of Health, Labor and Welfare, Tōkyō Z: Universität Duisburg-Essen Termin: 6.-7. Februar 2020 Termin: unbestimmt in 2020 „Kabuki und sein Einfluss in Europa“ von Prof. Hasebe Hiroshi (Tokyo University of Arts) Symposium: Alterung und Pflege in deut- Termin: April 2020 schen und japanischen Gemeinden Kultur und Wandel Z: Deutsches Institut für Japanstudien (DIJ), Tōkyō; Universität Dortmund; Mitsubishi Filmvorführung + Expertengespräch: Das Sonstiges Research Institute, Tōkyō Hokkaido Universum Termin: 17.-19. März 2020, in Tōkyō Z: Deutsches Archäologisches Institut (DAI), Tag der offenen Tür Berlin; Jomon World Heritage Promotion Of- Termin: 13. Juni 2020, ab 14 Uhr Symposium: Demografischer Wandel in fice, Hokkaidō Government, Sapporo Deutschland und Japan Termin: 13. Februar 2020 Japanischkurse Z: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin; Ministry of Health, Deutsch-Japanischer Architektendialog Beginn der neuen Kurse Labour, and Welfare, Tōkyō Z: Bund Deutscher Architekten (BDA), Berlin; am 20. Januar 2020 Termin: Mai 2020, in Tōkyō Technische Universität Berlin Anmeldung am 18. Januar Termin: unbestimmt in 2020 von 14 bis 16 Uhr im JDZB Digitale Transformation Sonderprojekt Austauschprogramme Symposium: The Future of Work and Di- - Junior Experts Exchange Program gitalization 28. Deutsch-Japanisches Forum - German-Japanese Young Leaders Forum Z: Universität Shinshū, Nagano; Fraunhofer Z: Japan Center for International Exchange, Tōkyō - Studienprogramm für Fachkräfte der Institute for Applied Information Technology Termin: Herbst 2020 Kinder- und Jugendhilfe (FIT), Sankt Augustin - Austauschprogramm für junge Termin: 29. Oktober 2020 Berufstätige - Austauschprogramm für junge Symposium: Research and Innovation Co- Kulturelle Ehrenamtliche operation with China Veranstaltungen - JDZB ScienceYouth Program Z: Mercator Institute for China Studies, Berlin Einzelheiten der Programme aktuell unter: Termin: Oktober 2020 www.jdzb.de/Austauschprogramme Ausstellung Öffnungszeiten der Ausstellungen Montag bis Donnerstag 10 bis 17 Uhr, Staat, Wirtschaft, Governance „Morgenwolken“ Higashiyama Kaii. Freitag 10 bis 15:30 Uhr Lithografien von Nihonga (neo-traditionelle Anmeldebeginn für die Kulturveranstaltun- Podiumsdiskussion: The Current Transna- japanische Malerei) aus dem Archiv des JDZB gen wird jeweils zeitnah bekanntgegeben. tional Environmental Movement Among anlässlich des 20. Todesjahrs des Künstlers Young People Dauer: 28. Nov. 2019 bis 28. Feb. 2020 Z: = Zusammenarbeit mit Z: Aoyama Gakuin University, Tōkyō Veranstaltungsort ist das JDZB, wenn nicht Termin: Anfang März 2020 „Lost in Transformation“ Matsubara Katsuhi- anders angegeben. ko und Kyle Egret. Malerei und Installationen Podiumsdiskussion: Olympia 2020. Die Eröffnung: 13. März 2020, 19 Uhr Weitere Informationen unter Bedeutung von Sportgroßveranstaltungen Dauer: 16. März bis 19. Juni 2020 http://www.jdzb.de/Veranstaltungen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft Informationen zu allen Japanischkursen Z: Deutsches Institut für Japanstudien (DIJ), Tōkyō im JDZB unter Termin: 2. April 2020 http://www.jdzb.de/Japanischkurse
8 JAPANISCHES NŌ- UND KYŌGEN-THEATER AM 3. SEPTEMBER 2019 IN DER PHILHARMONIE BERLIN (1) (3) (1) (2) Durch die Initiative und die Kontakte des JDZB bot sich dem Berliner Publikum die seltene Gelegenheit, eine Nō-Theateraufführung mit echten Meistern ihres Fachs zu erleben. Das Tōkyōter Ensemble Umewaka Kennōkai zeigte an diesem Abend drei klassische Stücke, die jeweils ihre eigene Stimmung haben, die sich in den Bewegungen und den Kostümen spiegelt. Das Ensemble besteht aus den Shite-Hauptdarstellern der Umewaka-Familie, den Waki-Nebendarstellern sowie den Kyōgen-Zwischenspielern. Die Umewaka-Familie, die das Ensemble und die zugehörige Stiftung leitet, ist eine der ältesten Schauspieler-Dynastien Japans. (1) „Shōjō – Midare: Sō Nō mai“ (Der Geist des Reisweins): Das erste Stück dreht sich um die im Nō-Theater legendäre Figur Shojo, den Gott des Reisweins, um den sich viele Legenden ranken. In dieser Erzählung schenkt Shojo einem treuen Bauern einen Krug mit Reiswein, der niemals leer wird. Der Gott wird durch zwei zusammen auftretende Darsteller verkörpert, die immer eine rote Perücke und die für die Figur typische Maske mit lachendem Mund und in die Stirn hängendem Haar tragen. (2) „Kaminari“ (Der Donnergott): Das zweite Stück ist ein Kyōgen, eine Posse, und erzählt eine Episode um den Donnergott, der vom Himmel fällt und sich beim Sturz die Hüfte zerrt. Ein junger Heiler findet ihn und behandelt ihn mittels Akupunktur. Im Gegensatz zu den ernsten Stücken sind die Bewegungsabläufe im Kyogen wesentlich dynamischer, dafür ist die Musik zurückhaltender. (3) „Koi Nō Omoni“ (Die Last der Liebe): Das dritte Stück ist der dramatische Höhepunkt des Abends. Es erzählt die unerwiderte Liebe des alten Gärtners Shoji zu einer eleganten Hofdame, gespielt von Umewaka Norika, einer von inzwischen etwa 200 Nō- Schauspielerinnen. Das eindrücklichste Gewand des Abends trägt der Shite, nachdem er sich in seinen Geist verwandelt hat. Etliche Lagen goldenen, weißen und schwarzen Brokats lassen den Zuschauer an einen verschneiten Berg denken. Die Aufführung war ein Gastspiel im Rahmen der Europa-Tournee 2019 (Zürich – Basel – Köln – Berlin) anlässlich des 50. Gründungsjubiläums des Japanischen Kulturinstituts Köln (JKI) und 25 Jahre Städtepartnerschaft Tōkyō – Berlin. Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele/Musikfest Berlin und The Japan Foundation/JKI in Zusammenarbeit mit dem JDZB. (Text: Felicitas Blanck, Kulturjournalistin, Berlin; hier gekürzt, Gesamttext auf jdzb.de. Fotos © Adam Janisch) Anlässlich des Gastspiels hielt Dr. Annegret Bergmann einen Vortrag zum Thema „Nō – Faszination des Minimalismus“ am 22. August im JDZB, in dem sie die Geschichte dieser traditionellen wie lebendigen Theaterkunst und die Rezeptionsgeschichte in Europa vorstellte. Unmittelbar vor der Aufführung gab es dann eine unterhaltsame Einführung im Südfoyer der Philharmonie von Heinz-Dieter Reese vom Japanischen Kulturinstitut Köln.
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