Grenzerfahrungen Die Charité im Sommer 1961 - Dritte Staffel der historischen ARD-Serie

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Grenzerfahrungen Die Charité im Sommer 1961 - Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Grenzerfahrungen
Die Charité im Sommer 1961
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Grenzerfahrungen Die Charité im Sommer 1961 - Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
2   Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                                                               Dritte Staffel
                                                               der historischen
                                                               ARD-Serie
                                                               „CHARITÉ“

                 Nach dem großen Erfolg der ersten beiden Staffeln starten im Januar 2021 sechs
                 neue Folgen über die Charité in historischen Umbruchsphasen. Reale und fiktive
                 Figuren nehmen uns dieses Mal mit auf eine Reise in den August 1961.

                 Ab 5. Januar online first in der ARD-Mediathek

                 Ab Dienstag, den 12. Januar in Doppelfolgen um 20:15 Uhr in der ARD

                 Am Dienstag, den 12. Januar um 21:50 Uhr in der ARD die Begleitdokumentation
                 „Die Charité – Ein Krankenhaus im Kalten Krieg“ zur 3. Staffel der Serie „Charité”
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Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   3

Berlin als Vier-Sektoren-Stadt
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird
Berlin von den Alliierten – Sowjetunion, USA,
Frankreich und Großbritannien – besetzt und in
vier Sektoren aufgeteilt. Die Charité befindet
sich direkt an der Grenze der sowjetischen zur
britischen Besatzungszone.

Im    Jahr     1949    führen    die   divergenten
politischen Interessen letztlich dazu, dass die
„Westmächte“ in der Tri-Zone die BRD und
die Sowjetunion auf ihrem Gebiet die DDR
gründen. Damit wird die Sektorengrenze zur
Staatsgrenze und auch Berlin ist endgültig
geteilt.

In den fünfziger Jahren verbessern sich
die    wirtschaftlichen     Lebensbedingungen
in der Bundesrepublik und in West-Berlin
deutlich. Gleichzeitig führen der Aufbau des
Sozialismus,     die   zentralistische    Lenkung
vieler Lebensbereiche und Mangelwirtschaft
in der DDR zu einer Massenflucht in den
„goldenen“ Westen. Bis 1961 verliert die
DDR rund ein Sechstel ihrer Bevölkerung.
Um die Abwanderung zu stoppen, erwägt
die   DDR-Regierung       eine   Schließung   der
Grenze. Dies hatte Walter Ulbricht im Juni
1961 noch öffentlich verneint und berät dann
Anfang August in einem Geheimgespräch mit            Haupteingang zum Charité-Gelände an der Schumannstraße, 1958

dem sowjetischen Staatschef Nikita Chruschtschow doch über eine Abriegelung
Ost-Berlins.

In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 beginnen schließlich NVA, Grenzpolizei
und Volkspolizei im Auftrag der DDR-Führung mit der Sperrung von Straßen und
Gleiswegen nach West-Berlin. Sowjetische Soldaten kontrollieren und unterstützen
diese Aktion. Um den nordwestlichen Teil des Charité-Geländes, zwischen
Invalidenstraße, Humboldthafen und S-Bahn-Trasse, werden Grenzanlagen errichtet
und die Charité zum „Grenzobjekt“ erklärt.
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4   Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961        Undatierte Luftaufnahme mit
                                                     Sperrgebiet und Grenzanlagen an
                                                        Psychiatrie und Pathologie mit
                                                    S-Bahn-Trasse am Humboldt-Hafen
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Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   5

Sechs neue Folgen „CHARITÉ“
Wurde die Charité 1710 noch vor den Toren der Stadt erbaut, liegt sie 1961 nun mitten
in der Stadt und damit unmittelbar im Grenzgebiet des sowjetischen zum britischen
Sektor. Überall und besonders deutlich sichtbar am Zustand der Gebäude zeigen sich
die Nachwehen des Zweiten Weltkrieges. Zugleich ist der Anspruch der Mediziner
an der Charité und an die Charité weiterhin hoch. Im Alltag zeigt sich eine deutliche
Mangelsituation, die teilweise durch die Improvisationsfähigkeit der medizinischen
Akteure wettgemacht wird. Ab dem 13. August bestimmt dann die Mauer die Abläufe
und den Arbeitsalltag im gesamten Klinikbereich.

Die sechs neuen Folgen werden als Doppelfolgen ausgestrahlt und nehmen die
Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die Tage des August 1961. Erzählt wird
abermals von einer Zeit, in der die Menschen nicht nur medizinisch gefordert sind,
sondern auch politisch, moralisch und persönlich Haltung zeigen müssen. Vor
diesem Hintergrund verknüpft die dritte Staffel erneut historische mit fiktionalen
Charakteren. Fiktive Hauptfigur ist die junge Ärztin Ella Wendt, die sich nach
dem frühen Tod der Mutter dem Kampf gegen den Krebs verschrieben hat. Sie
versucht, den fordernden Klinikalltag und ihre eigene ambitionierte Forschung
zur Krebsfrüherkennung sowie die zwischenmenschlichen Herausforderungen
unter einen Hut zu bringen. Mit ihr erleben wir politisch wie persönlich schwierige
Zeiten, aber auch den großen Zusammenhalt und die Leidenschaft, mit der sich
das medizinische Personal für das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten einsetzt.
Zugleich wird erneut Emanzipationsgeschichte erzählt: Engagierte Medizinerinnen in
der jungen DDR, die in Forschung und Heilung neue Wege gehen. Schließlich gelangt
Dr. Ella Wendt zu Forschungsergebnissen, die sie nach dem Mauerbau auf einem
Kongress in West-Berlin vorstellen darf. So wird auch für sie die Frage relevant, ob sie
anschließend wieder an die Charité zurückkehrt oder wie so viele ihrer Kolleginnen
und Kollegen lieber im „Westen“ bleibt.

Am Mikrokosmos Charité thematisiert die neue Staffel eine weitere historische
Umbruchphase. Wir begegnen drei bekannten Medizinern: der herausragenden
Kinderärztin Dr. Ingeborg Rapoport, dem ausgezeichneten Frauenarzt Prof. Helmut
Kraatz und dem berühmten Gerichtsmediziner und Serologen Prof. Otto Prokop.
Lokalkolorit verleihen die „kleinen Leute“, personifiziert in der anfangs schroff
wirkenden Oberschwester Gerda und dem allgegenwärtigen und immer hilfsbereiten
Hausmeister Fritz „Pflaster“ Krug. Nicht fehlen darf zudem der Parteisekretär, der
ein Bekenntnis der Ärzteschaft zum Mauerbau verlangt und einem DDR-kritischen
Arzt eine Beförderung in Aussicht stellt, wenn er Loyalität zeigt und in die SED
eintritt. Klammer und Hauptfigur ist die junge Ärztin und Forscherin Dr. Ella Wendt.
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6   Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                 Die Charité-Serie verweist auf historische Ereignisse – im Hintergrund der das
                 Rauschen des Kalten Krieges und seiner Rhetorik. Dokumentiert ist beispielsweise
                 eine Erklärung des Fakultätsrates, in der dessen Mitglieder den Mauerbau begrüßen.
                 Ebenso authentisch sind die Kriminalfälle, die Prof. Otto Prokop „auf dem Tisch“ hat
                 sowie die Sektion des ersten „Mauertoten“ durch den Gerichtsmediziner und seine
                 Gedächtnisprotokolle, nachdem die eigentlichen Sektionsprotokolle samt Durchschlag
                 einkassiert worden waren. Die Themen der Zeit werden anhand medizinischer Fälle
                 illustriert: Ein Westberliner Kind mit Polio, das auf das unentschlossene Vorgehen
                 gegen die Epedemie in Westdeutschland und West-Berlin verweist. In der DDR
                 hingegen wird ab 1960 ein in der Sowjetunion hergestellter Impfstoff eingesetzt,
                 der zur rasanten Senkung der Polio-Fälle führt. Dem Wilmersdorfer Jungen rettet
                 schließlich die externe Beatmung mit der „Eisernen Lunge“ das Leben. Ebenso
                 thematisiert werden Intersexualität und Hermaphroditismus, die Mangelernährung
                 der Landwirte und der als Reparationsleistung an die UdSSR betriebene Uranerz-
                 Abbau sowie die damit verbundenen Risiken für die Bergleute.

                 Dargestellt wird auch, wie Dr. Ingeborg Rapoport versucht, neben dem traditionellen
                 Fachbereich der Frauenheilkunde die Neonatologie als neue Disziplin zu etablieren,
                 um die Behandlung von Neugeborenen zu verbessern und die Säuglingssterblichkeit
                 zu verringern. Denn häufig sind schon der Transport von der Frauen- zur Kinderklinik
                 ­über 1,5 km Entfernung und die Zeitverzögerung lebensbedrohlich für Frühgeborene
                 oder kranke Neugeborene.
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Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   7

          Dr. Ella Wendt
          Im Sommer kommt die junge Ärztin und fiktive Hauptfigur Dr. Ella Wendt (Nina
          Gummich) an die Charité. Sie wurde aufgrund des Weggangs von Ärzten und
          Pflegepersonal aus der Provinz nach Ost-Berlin beordert, um die Gesundheitsver-
          sorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Das Krankenhaus steht in diesen Tagen
          vor großen Problemen, und die Charité droht personell auszubluten. Dr. Ella Wendt
          hofft, an der Charité ihre Forschung zur Krebsfrüherkennung voranzubringen und
          sucht den Kontakt zu Prof. Otto Prokop (Philipp Hochmair), der einen herausragenden
          Ruf als Serologe genießt. Prokops eigentliches Steckenpferd ist jedoch die
          Gerichtsmedizin. Seine Obduktionen tragen zur Klärung von Kriminalfällen bei und
          auch die ersten “Mauertoten” liegen auf seinem Tisch.

          Ella kann nur nach Feierabend forschen, denn die Arbeit auf der Inneren Station fordert
          sie. Sie stemmt den Klinikalltag gemeinsam mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Dr.
          Alexander Nowack (Max Wagner). Doch die politischen Ereignisse erschüttern das
          gegenseitige Vertrauen. Besonders als Ella sich zunehmend auf den Chirurgen Dr.
          Curt Bruncken (Franz Hartwig) einlässt, der sie mit seinem Freiheitsdrang und seiner
          rebellischen Art fasziniert.

                                                                                         Videoclip

Nina Gummich über ihre Rolle Dr. Ella Wendt
   Innerhalb weniger Wochen an der Charité
sehen wir, vor welche Hindernisse Ella gestellt
wird – sie wird abgewiesen, nicht ernst
genommen, fühlt sich einsam. Wir sehen ihr
dabei zu, wie sie kämpft, wie sie scheitert,
wie sie ihren Mut nicht verliert. Wir sehen,
wie sie sich verliebt und wie sie sich zwischen
der   Liebe    und   ihrer   inneren     Berufung
entscheiden muss. Wie sie Menschen rettet
und verabschieden muss. Wir sehen einer
Frau dabei zu, wie sie erwachsen wird und
Verantwortung übernimmt, in einer Zeit,
in der über Nacht eine Mauer nicht nur das
ganze Land teilt, sondern auch die Identität
eines jeden Einzelnen. Nicht zuletzt sehen wir auch zu, wie sich Ella Wendt emanzipiert und einen
modernen Weg beschreitet, ohne sich von vorgegebenen Rollenbildern und Strukturen einschränken zu
lassen.
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8    Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                        Prof. Dr. Ingeborg Rapoport
                                               * 2. September 1912, Kribi, Kamerun
                                               † 23. März 2017, Berlin

                                               Ingeborg Rapoport ist Kinderärztin, Neonatologin und überzeugte
                                               Sozialistin. In den sechziger Jahren kämpft sie für eine engere
                                               Verknüpfung von Geburtshilfe und Kinderklinik, um Neugeborene
                                               besser versorgen zu können.

                                               Geboren wird die spätere Professorin für Neonatologie 1912
                                               als Ingeborg Syllm in der deutschen Kolonie Kamerun. Sie
                                               wächst in Hamburg auf, wo sie Medizin studiert und 1937 ihr
                                               Staatsexamen ablegt. Dort schreibt sie auch ihre Dissertation –
                                               eine experimentelle Arbeit über Diphtherie. Allerdings wird ihr
                                               der Dr. med. verweigert, weil ihre Mutter Jüdin war. Im September
                                               1938 emigriert sie kurz vor der Progromnacht in die Vereinigten
                                               Staaten. Dort wird ihr Staatsexamen nicht anerkannt, so dass sie
                                               zwei weitere Jahre am Women’s Medical College of Pennsylvania
                                               in Philadelphia studiert. Sie arbeitet dort in verschiedenen
Prof. Dr.               Krankenhäusern, erwirbt den Medical Doctor (MD) und spezialisiert sich auf die
Ingeborg Rapoport
                        Pädiatrie. 1946 heiratet sie den österreichischen Biochemiker und Kinderarzt Samuel
                        Mitja Rapoport, mit dem sie vier Kinder bekommt. Als Mitglieder der Communist
                        Party USA engagieren sie sich für die Bürgerrechte der Afroamerikaner und geraten
                        beide 1950 ins Visier des McCarthy-Untersuchungsausschusses. Die Familie wird
                        rechtzeitig gewarnt und kehrt aufgrund der politischen Verfolgung in den USA nach
                        Europa zurück.

                                                           1952 wird Mitja Rapoport die Leitung des Instituts für
                                                           Physiologische und Biologische Chemie der Humboldt-
                                                           Universität angeboten und die Familie findet in der
                                                           Hauptstadt der DDR eine neue Heimat. Ingeborg
                                                           Rapoport    arbeitet   zunächst   als   Ärztin,   später
                                                           wissenschaftlich als Aspirantin und kann sich 1959 auf
                                                           der Grundlage ihrer Forschungen habilitieren. Ab 1958
                                                           ist sie an der Kinderklinik der Charité tätig und leitet
                                                           die Säuglings- und Frühgeborenenstation, aus der sie
                                                           allmählich eine Abteilung für Neugeborenenheilkunde
                                                           entwickelt. Ab 1964 erhält sie zunächst die Professur
                                                           für Pädiatrie und 1969 dann den europaweit ersten
                                                           Lehrstuhl für Neonatologie.
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Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   9

        Mit der Umstrukturierung der Charité-Frauenklinik 1970 zu einer Art Perinatalzentrum
        werden der Lehrstuhl und die neugegründete Abteilung Neonatologie integriert. Bis
        zu ihrer Emeritierung 1973 entwickelt Prof. Rapoport ihre Abteilung inhaltlich und
        strukturell mit dem Neuaufbau einer Station für Neugeborenen-Intensivtherapie
        und einer Forschungsabteilung (Schwerpunkte Hypoxie, Bilirubin, Surfactant) weiter.
        Damit gehören auch die Forschungen in der Neonatologie und der Pädiatrie zu ihren
        Verdiensten. Nach der Emeritierung ist Prof. Rapoport weiterhin wissenschaftlich
        tätig und engagiert sich in der Nachwuchsförderung. Im Mai 2015 verteidigt sie vor
        drei Professoren der Universität Hamburg erfolgreich ihre Doktorarbeit von 1938 und
        bekommt 77 Jahre nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten in einer feierlichen
        Zeremonie ihre Promotionsurkunde überreicht. Mit ihren damals 102 Jahren ist sie
        der bislang älteste Mensch, der jemals ein Promotionsverfahren abgeschlossen hat.

                                                                                     Videoclip

Nina Kunzendorf über ihre Rolle Dr. Ingeborg Rapoport
  Mich hat an Ingeborg Rapoport am meisten ihre
liebevolle Hartnäckigkeit begeistert. Sie war eine
herausragende,     leidenschaftliche      Kinderärztin.
Ihr   gesamtes   Berufsleben    über     hat   sie   sich
dafür eingesetzt, dass die Gynäkologie und die
Kinderheilkunde Hand in Hand miteinander arbeiten.
Die Auseinandersetzung mit alten, patriarchalen,
verkrusteten Strukturen hat sie nicht gescheut, im

                                                                                                                     Fotoordner 5_III_Charite_2020
Gegenteil. Das imponiert mir zutiefst.
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                        Prof. Dr. Otto Prokop
                                              * 29. September 1921 in St. Pölten
                                              † 20. Januar 2009 in Ottendorf (bei Kiel)

                                              Otto Prokop wird 1921 in St. Pölten/Österreich geboren und
                                              studiert nach der Maturaprüfung in Salzburg Medizin in Wien und
                                              Bonn. Dort folgen 1948 die Promotion und 1953 die Habilitation für
                                              Gerichtliche Medizin. Während zahlreiche Mediziner zu Beginn der
                                              1950er Jahre die junge DDR gen Westen verlassen, folgt Prokop
                                              als Österreicher 1956 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Gerichtliche
                                              Medizin der Humboldt-Universität zu Berlin und ist zugleich bis
                                              1987 Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin der Charité.
                                              Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem der gewaltsame
                                              Tod, die Forensische Serologie, Spurenkunde und Genetik. Bei der
                                              Erforschung der Blutgruppenmerkmale ist er deutschlandweit
                                              ein führender Wissenschaftler. Für seine Blutgruppengutachten
                                              in Vaterschaftsprozessen gibt er eine Wahrscheinlichkeit von 98
                                              Prozent an.
Prof. Dr. Otto Prokop
                         Prokops Arbeit genießt national wie international
                         großes Renommee. Zudem bildet er Studenten
                         unterschiedlicher Fachgruppen aus und hat als
                         Hochschullehrer viele tausend Studierende begeistert.
                         Während seiner dreißigjährigen Amtszeit seziert er mit
                         seinem Team mehr als 30.000 Leichname, analysiert
                         Todesursachen mit naturwissenschaftlichem Blick und
                         protokolliert sie. Politisch brisante Obduktionsberichte
                         werden vom Ministerium für Staatssicherheit geheim
                         gehalten. Als Wissenschaftler hat er mit mehr als
                         1.000 Publikationen zur Blutgruppenserologie, zur
                         forensischen Pathologie und zur Traumatologie eine
                         herausragende Produktivität bewiesen. Sein “Atlas der
                         Gerichtlichen Medizin” wurde beispielsweise zu einem
                         Standardwerk. Prokop gehört zu den herausragenden
                         Gerichtsmedizinern des 20. Jahrhunderts, und unter
                         seiner Leitung haben sich 25 Mediziner habilitiert.
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   11

                                            Seinen     „Wiener   Charme“       und    die     österreichische
                                            Staatsbürgerschaft gibt er nicht auf, er besitzt zwei Pässe und
                                            kann also auch nach dem Mauerbau relativ unproblematisch
                                            und spontan überall hinreisen. So hält er weiterhin enge
                                            Kontakte mit den Kollegen im „kapitalistischen Ausland“.
                                            Lang ist die Liste der nationalen und internationalen
                                            Auszeichnungen und Ehrungen, wie beispielsweise die
                                            Ehrendoktorate in Leipzig, Szeged und Tokio sowie die
                                            Mitgliedschaft in der Leopoldina. Nach der deutschen
                                            Wiedervereinigung sind Prokops fachliches Wissen weiterhin
                                            gefragt, beispielsweise in Kommissionen und Ausschüssen
                                            des Landes Berlin. In den Mauerschützenprozessen werden
                                            seine damaligen Obduktionsberichte herangezogen. Auch
                                            im Ruhestand arbeitet er noch viele Jahre im Institut in der
                                            Hannoversche Straße 6 und geht täglich in sein “Emeritus-
                                            Zimmer”.
Sonntagsvorlesung im September 1985

             Philipp Hochmair über seine Rolle Prof. Dr. Otto Prokop
                 Professor Prokop war und ist post mortem eine Koryphäe
             auf dem Gebiet der Gerichtsmedizin. Er sagte über sich
             selbst: ,Ich bin der Blutgruppen-Papst‘ und pflegte sogar fast
             eine Art ,Popstar‘-Attitüde bei seinen Vorlesungen in den
             übervollen Hörsälen. Diesen berühmten österreichischen
             Pathologen in dieser politisch extrem bewegten Zeit in Berlin
             zu verkörpern, war eine wirklich spannende Erfahrung!
             Ihm wurde, unter anderem, auch die Obduktion der ersten
             Mauertoten aufgetragen. Und sein Bestreben – gegen den
             Willen des sozialistischen Systems – die wahre Sachlage der
             Todesumstände der an der Grenze erschossenen Flüchtigen der
             Nachwelt zu überliefern, macht ihn für mich zu einem Helden.
             Die Energie und Widersprüchlichkeit der Figur, sein positiver
             Narzissmus, sein Brennen für die Sache und sein unermüdlicher
             Kampf um das Fortbestehen des Krankenhauses, haben mich
             besonders an dieser Rolle gereizt. Dass er nie an seinem Genius
             zweifelt, führt oft zu recht humorvollen Szenen.
12    Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                          Prof. Dr. Helmut Kraatz
                                                 * 6. August 1902 in Wittenberg
                                                 † 13. Juni 1983 in Berlin

                                                 Helmut Kraatz wird 1902 in Lutherstadt Wittenberg geboren.
                                                 1928 legt er sein Staatsexamen in Medizin ab und promoviert
                                                 zum Dr. med. an der Universität Heidelberg. 1929 erhält
                                                 er die Approbation in Karlsruhe und ab 1930 arbeitet er
                                                 als Assistenzarzt an der Berliner Universitätsfrauenklinik
                                                 in   der   Tucholskystraße.    Nach     der   Machtergreifung   der
                                                 Nationalsozialisten tritt er 1933 der SA bei und ist 1937 als
                                                 Parteianwärter der NSDAP registriert. 1939 wird er Facharzt für
                                                 Frauenheilkunde, Oberarzt und stellvertretender Direktor der
                                                 Universitätsfrauenklinik unter Walter Stoeckel. Kraatz habilitiert
                                                 sich 1940 an der Berliner Universität. Nach Kriegsende gilt er als
                                                 belastet und es wird ein Entnazifizierungsverfahren eingeleitet.
                                                 Er erklärt, dass er im Zuge der Zeit der Aufforderung, der
                                                 SA beizutreten, nachgekommen und darüber in die NSDAP
Prof. Dr. Helmut Kraatz   aufgenommen worden sei. Im Entnazifizierungsverfahren belegen Kollegen aus der
                          Klinik, dass er sich nie aktiv im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie betätigt
                          habe. Auch sein Chef Prof. Stoeckel setzt sich intensiv für eine Beschleunigung des
                          Entnazifizierungsverfahrens ein.

                                                                   So    wird   Kraatz     1948   zunächst   wieder
                                                                   Dozent, später Professor mit Lehrauftrag
                                                                   an der heutigen Humboldt-Universität. 1949
                                                                   wird er auf den Lehrstuhl für Gynäkologie
                                                                   und Geburtshilfe an die Universität Halle
                                                                   (Saale) berufen. 1951 kehrt er nach Berlin
                                                                   zurück und übernimmt den Lehrstuhl für
                                                                   Frauenheilkunde       der   Humboldt-Universität
                                                                   sowie die Leitung der Universitätsfrauenklinik
                                                                   der Charité. Damit wird er zum Chef der
                                                                   aus seiner Sicht bedeutendsten deutschen
                                                                   Universitätsfrauenklinik       und    Nachfolger
                                                                   des großen bewunderten Vorgängers Prof.
                                                                   Stoeckel.
Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   13

        Kraatz begreift sich in seinem Fach, der Gynäkologie und Geburtshilfe, als Bewahrer
        der Stoeckelschen Schule. Er achtet auf das orthodoxe Einhalten der Stoeckelschen
        Operationsmethoden und betreibt die Geburtshilfe eher konservativ. Von 1954 bis
        1956 ist er zudem Dekan der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität. Im
        Jahr 1953 wird er zum Mitglied der Leopoldina gewählt, seit 1956 gehört er der
        Berliner Akademie der Wissenschaften an. 1961 wird er zusätzlich auf den Lehrstuhl
        für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe der Akademie für Ärztliche Fortbildung der
        DDR berufen. Prof. Kraatz ist in vielen Gremien des Gesundheitswesens der DDR und
        des Auslandes aktiv und gilt als der bedeutendste Gynäkologe der DDR. Er prägt über
        20 Jahre die Umgestaltung und Neuprofilierung der Klinik, aber auch maßgeblich die
        Gynäkologie und Geburtshilfe in der gesamten DDR. 25 seiner Schüler habilitieren
        sich, er veröffentlicht rund 700 Publikationen. Sein besonderes Interesse gilt der
        Karzinomchirurgie, den Sterilitätsoperationen, der operativen Geburtshilfe, vor allem
        aber der Uro-Gynäkologie. Hier beschreibt er zwei eigene Operationsmethoden.

        Durch den Wiederaufbau der Frauenkliniken in Halle und Berlin sowie durch seine
        Kompetenz in der Gynäkologie, erhält er verschiedene Auszeichnungen. Nach seiner
        Emeritierung 1970 wirkt er ab 1972 als Mitglied des Präsidiums des Kulturbundes der
        DDR und als Vorsitzender des Clubs der Kulturschaffenden „Johannes R. Becher“.

                                                                                     Videoclip

Uwe Ochsenknecht über seine Rolle Prof. Dr. Helmut Kraatz
   Historische Figuren sind immer schwierig darzustellen, da
man Vergleiche anstellen kann. Kraatz war ein herausragender
Gynäkologe und Geburtshelfer. Und das mit Leidenschaft, wie
alle genialen Geister. Solche Menschen haben es oft schwer,
damit klarzukommen, dass die meisten anderen Mitarbeiter
weit unter seinem Niveau agieren. Und das muss er auch ab
und zu den Betreffenden deutlich machen.
14    Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                        Die Charité – Ein Krankenhaus
                        im Kalten Krieg
                         Film von Dagmar Wittmers

                         Das berühmteste deutsche Krankenhaus – die Charité – ist auch im Kalten Krieg ein
                         Ort von Lehre, Forschung und Heilung mit enormer Strahlkraft. Zunächst bleibt die
                         Charité ein Ort der bürgerlichen Eliten, die in Anpassung und Opportunismus geübt
                         sind. Aus den Göttern in Weiß werden nicht über Nacht Götter in Rot. Medizinische
                         Koryphäen, die eine kurze Phase der Entnazifizierung überstanden haben, bleiben
                         in ihren Positionen oder zumindest in den alten Fachabteilungen. Diese Kontinuität
                         beherrscht das Klima im Vorzeigekrankenhaus der noch jungen DDR.

                         Der ererbte Ruhm des Hauses wirkt weiter. Der österreichische Forensiker Otto
                         Prokop wechselt von der Universität Bonn an die Charité – und übernimmt dort
                         die Gerichtsmedizin. Er bleibt aber ein Pendler zwischen den Welten und wird
                                        international bekannt als „Blutgruppenpapst“. Andere, wie der
                                        renommierte Biochemiker Mitja Rapoport und die Kinderärztin Ingeborg
                                        Rapoport, entscheiden sich bewusst für das sozialistische Land. Für sie,
                                        als zurückgekehrte jüdische Emigranten, ist die DDR die vermeintliche
                                        Alternative zu dem Deutschland, das Faschismus und Rassenverfolgung
                                        hervorgebracht hat.

                                        Seit dem Kriegsende liegt die Charité in der Mitte Berlins direkt an
                                        der Grenze zwischen sowjetischem und britischem Sektor; im August
                                        1961 wird der Außenzaun der Charité mit Stacheldraht abgeriegelt und
                                        von Grenztruppen bewacht. Ärzte und Wissenschaftler der Charité
                                        entfalten Ehrgeiz und Ethos, den guten Ruf trotz Mangelwirtschaft und
Mitarbeiterin            schwieriger Finanzlage zu bewahren. Der Kardiologe Joachim Witte knüpft über
der Universitäts-
frauenklinik             die Grenze hinweg Kontakte zur West-Berliner Firma Biotronik und entwickelt auf
bei der Unter-           eigene Faust den ersten eigenen Herzschrittmacher der DDR. Das bringt ihm anfangs
suchung von
Präparaten               Misstrauen und Ärger ein, rettet aber vielen Patienten das Leben. Im Spannungsfeld
                         des Kalten Krieges ist die Charité das Prestigeobjekt der DDR, das renommierteste
                         Krankenhaus im ganzen Ostblock, ein Sehnsuchtsort für Kranke und Mediziner.

                         „Die Charité – Ein Krankenhaus im Kalten Krieg“ ist die Begleitdokumentation
                         zur 3. Staffel der Serie „Charité” | am 12. Januar, um 21:50 Uhr in der ARD
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   15

                  Die Charité in den 60er Jahren
                  Interview mit Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des
                  Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité

                  Wie wirken sich die politischen Verhältnisse nach 1945 auf die Mitarbeiter der
                  Charité aus?
                      Die neuen politischen Verhältnisse wirken sich 1945 natürlich direkt auf die
                  Mitarbeiter aus. Es beginnt eine Phase der Entnazifizierung. Einzelne Abteilungen
                  werden umstrukturiert und die Neuberufungen von Klinik- und Institutsleitern
                                                            gestartet. Mitarbeiter ideologiegeprägter
                                                            Fächer wie „Rassenhygiene“ werden
                                                               sofort entlassen. Beschäftigte in
                                                               klinischen Bereichen werden hingegen
                                                               als Einzelfälle geprüft. Prämisse ist
                                                               hier der Erhalt der Arbeitsfähigkeit des
                                                               Klinikums und die Bereitschaft, das
                                                               kommunistische System zu unterstützen.
                                                               Dabei werden durchaus Kompromisse
                                                               eingegangen und beispielsweise
                                                               Professoren, um deren Verstrickungen
                                                               im NS-System wir inzwischen wissen,
                                                               behalten ihre Positionen. Zu nennen
                                                               wären etwa Walter Stoeckel und
                                                               Hermann Stieve.
Prof. Dr.         Eine weitere entscheidende Phase folgt im Spannungsfeld des zunehmenden
Thomas Schnalke
                  Ost-West-Konflikts. So gibt es zahlreiche „Republikfluchten“, zudem werden ab
                  1952 in West-Berlin lebende Medizinstudenten von der Humboldt-Universität
                  relegiert und ab 1961 im Westteil lebende Mitarbeiter entlassen. Die Aufnahmelager
                  in Westdeutschland und West-Berlin sind überfüllt. Da die DDR-Abschlüsse auf
                  medizinischem Gebiet anerkannt werden, sehen viele Ärzte und Schwestern im Falle
                  eines Weggangs einer durchaus positiven beruflichen Zukunft entgegen. Bis zum
                  Mauerbau verliert die DDR insgesamt etwa ein Sechstel ihrer Bevölkerung an den
                  Westen.
                  Außenansicht der Hautklinik   Außenansicht der Kinderklinik mit Pavillons und Gartenanlage
16   Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                       Hatte die besondere geographische Lage einen Einfluss auf die Charité?
                           Begründet durch ihren ausgezeichneten Ruf war die Charité trotz starker
                       Zerstörung und ihrer Lage in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ein
                       attraktiver Arbeitsort für Ärzte und medizinisches Personal. Doch bereits zur Zeit
                       der Sowjetischen Militäradministration – verstärkt aber nach der Gründung der
                       DDR – ist eine nie versiegende Ärzteflucht zu verzeichnen. Diese erreicht Ende
                       der 50er Jahre einen ersten Höhepunkt und bricht selbst nach dem Mauerbau
                                               nicht ab. Aufgrund der Lage des Geländes an der Grenze
                                               werden Sperrzonen eingerichtet und zahlreiche bauliche
                                               Veränderungen an Klinikgebäuden vorgenommen, um
                                               „Republikfluchten“ zu verhindern. So werden die Gebäude
                                               beispielsweise wasserseitig zugemauert und der erst kurz
                                               zuvor wieder instandgesetzte Hörsaal der Alten Frauenklinik
                                               gesperrt, weil er zu dicht an der innerdeutschen Grenze
                                               liegt. Es wurde ein „Grenzsicherheitsaktiv“ eingerichtet und
                                               „Freiwillige Grenzhelfer“ ausgebildet, die Fluchtverdächtige
                                               melden. Festgenommene „Republikflüchtige“ werden in
                                               der Charité-Nervenklinik auf ihre Zurechnungsfähigkeit
                                               untersucht, getötete Flüchtige werden in der
                                               Gerichtsmedizin obduziert.
Psychiatrische
und Nervenklinik,
Mauer mit Tor zum
Innenhof
                       Wie hat sich die Charité nach dem Mauerbau weiterentwickelt?
                           Lassen Sie mich etwas ausholen: Zu Beginn
                       der 1950er Jahre waren die wesentlichen
                       kriegsbedingten Rekonstruktionsmaßnahmen
                       an den schwer beschädigten Charité-Gebäuden
                       zum Abschluss gekommen. Forschung, Lehre und
                       Krankenversorgung hatten wieder, dem historisch
                       gegründeten hohen Anspruch folgend, Fahrt
                       aufgenommen. Ende der 50er Jahre wurden erste
                       Nachkriegsneubauten an der Charité in Betrieb
                       genommen. So zum Beispiel 1959 eine eigene
                       Geschwulstklinik (heutige Strahlentherapie),
                       1960, im Jahr des 250. Charité-Jubiläums, eine
                       Hautklinik. In den 1960er Jahren gewann die
                       Charité auf einigen Forschungsfeldern – sowohl in den Grundlagenfächern als auch       Arzt und Schwester
                                                                                                                bei der ärztlichen
                       in anwendungsorientierten Bereichen – wieder internationalen Anschluss. Das                    Versorgung
                       zeigte sich nicht zuletzt in der Einrichtung neuer medizinischer Abteilungen, wie
                       etwa einer eigenen Neugeborenenstation (Neonatologie), der Schaffung neuer
                       Institute sowie der Gründung nationaler Referenzzentren an der Charité.
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   17

                    Wie stand das medizinische Personal zum System?
                        Bis heute gibt es an der Charité ein historisch gewachsenes und durch
                    gemeinsam durchgestandene Stürme erprobtes Zusammengehörigkeitsgefühl. In
                    der Grundhaltung fand sich seinerzeit unter der zahlenmäßig starken Belegschaft
                    sicherlich die gesamte Spannbreite von Einstellungen hinsichtlich der damaligen
                                             Gesellschaft und dem politischen System. Auffällig
                                             ist jedoch nach meiner Beobachtung, dass sich viele
                                             Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch wenn Sie den
                                             Verhältnissen loyal gegenüberstanden, einen kühlen Kopf
                                             bewahrten und eine eigene Meinung behalten haben.
                                             Zeitzeugen berichten bis heute von gewissen Freiheiten
                                             an der Charité hinsichtlich der beruflichen Entwicklung,
                                             Reisetätigkeit und Meinungsäußerung. Allerdings achteten
                                             eine ausgebaute politisch dirigierte Kaderstruktur und
                                             zunehmend auch das System der Staatssicherheit stets
                                             auch höchst rigide auf die Einhaltung entsprechender
Universitäts-       Konformitäten und Grenzen.
frauenklinik 1963
Weihnachtsfeier
der Schwestern
                    Welche Rolle spielte die Charité für den Staat DDR?
                        Für die DDR bot die Charité unter anderem
                    die Möglichkeit, auf einem zentralen Bereich des
                    gesellschaftlichen und kulturellen Lebens – der
                    Medizin – gegenüber der eigenen Bevölkerung,
                    aber auch über die Landesgrenzen hinaus, einen
                    wissenschaftlichen wie sozialen Anspruch sowie eine
                    entsprechende Leistungsfähigkeit sichtbar unter Beweis
                    zu stellen. Dabei diente die Charité nach innen, in das
                    DDR-Gesundheitswesen hinein, als Impulsgeber, Motor
                    und auch als Versuchsfeld für den gesellschaftlichen
                    Anspruch, eine bestmögliche Medizin für Alle zu
                    realisieren.

                                                                              Operationssaal der Chirurgischen Klinik, 1958

                    Die 1960 eröffnete Hautklinik                             Charité-Gebäude in der Luisenstrasse
18    Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                        Kommende Ausstellung:
                        Sezierte Wahrheiten.
                        Otto Prokop und sein Institut für Rechtsmedizin im
                        geteilten Berlin
                                                    Immer mit Fliege. Immer mit Anspruch. Immer wieder
                                                    lenkte er seinen Blick tief unter die Haut. 33.947 Sektionen
                                                    fanden unter seiner Leitung am renommierten Institut
                                                    für Gerichtliche Medizin der Charité statt. Was für Otto
                                                    Prokop zählte: gut dokumentierte Befunde vom Tatort,
                                                    nüchterne Beobachtungen am Leichnam und sorgfältig
                                                    ermittelte Befunde aus dem Labor. Als überzeugter
                                                    Naturwissenschaftler machte er sein Fach nach den
                                                    Verheerungen des Zweiten Weltkriegs in Berlin wieder groß.
                                                    Genauer: in Ost-Berlin – zwischen Mauerbau und Mauerfall. Im
                                                    Ost-West-Spannungsfeld sezierten er und seine Mitarbeiter
                                                    auch „Mauertote“. Dies erforderte eine berufliche Nähe zur
                                                    Staatsgewalt. Zwar hielt sich Prokop politisch auf Distanz,
                                                    die gesellschaftlichen Verhältnisse trug er jedoch loyal mit.

                                                    In fünf Kapiteln folgt die Ausstellung dem ungewöhnlichen
                                                    Lebensweg einer ärztlichen Persönlichkeit, die wie kaum eine
                                                    zweite das Ansehen der Charité im geteilten Berlin prägte.
Prof. Dr. Otto Prokop   Vor den jeweiligen zeithistorischen Hintergründen blickt sie auf die medizinischen
                        Schwerpunkte seines Schaffens. Gleichzeitig leuchtet sie sein berufliches Umfeld
                        aus. Wichtige Fälle aus seiner gerichtsmedizinischen Praxis belegen einen klaren
                        Kopf. Als Forscher und Wissenschaftsorganisator, Gutachter und Autor ist er ein
                        international angesehener Wanderer zwischen den Welten. In seinen überfüllten
                        Sonntagsvorlesungen bezieht der charismatische Redner gegen medizinische
                        Paraphänomene und Okkultismus Position.

                        Die Prokop-Ausstellung knüpft an die dritte Staffel der historischen Charité-Serie in
                        der ARD an. Darin werden fiktive und historische Persönlichkeiten – unter anderem
                        Otto Prokop – rund um den Bau der Berliner Mauer Mitte August 1961 in den Blick
                        genommen. Zur breiteren Einordnung präsentiert die Ausstellung ein umfassenderes
                        Lebensbild Prokops mit etlichen Höhen und manchen Tiefen.
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   19

Bis heute bleibt es erstaunlich, mit welcher Zielstrebigkeit und Entschlossenheit
der österreichische Staatsbürger 1957 den Standortwechsel von Bonn in die DDR
vollzogen hat. Das Ost-Berliner Gerichtsmedizinische Institut in der Hannoverschen
Straße wurde nicht nur beruflich, sondern auch privat sein Zuhause. Dort wohnte
und lebte er mit seiner Familie über weite Strecken seiner aktiven Laufbahn. In
umfassender Weise machte er es zu „seinem“ Institut.

Die Ausstellung zu Otto Prokop soll ab Frühjahr 2021 in einer digitalen Version                     Aquarell von
                                                                                                      W. Rohde
der Präsentation als virtueller Rundgang im Internet und zusätzlich im flexiblen
                                                                                                    Institut für
Tafelformat gezeigt werden. Sie wird gemeinsam von den Charité-Instituten für                      Gerichtliche
                                                                                                    Medizin der
Rechtsmedizin und für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin sowie vom
                                                                                                       Charité,
Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité konzipiert.                                      Hannoversche
                                                                                                         Straße

    Videoclip: Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner
    Medizinhistorischen Museums der Charité, über die Prokop-Ausstellung
20            Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

                                                       Umgebungskarte 1961
                                                       1 Kinderklinik | Charité-Gelände, Nähe Eingang Schumannstraße
                                                       2 Universitätsfrauenklinik | Tucholskystraße / Ziegelstraße / Monbijoustraße
                                                       3 Institut für Gerichtsmedizin | Hannoversche Str. 6

                                                                                                                                        Ch
                                                                                                                                          au
                                                                                                                                               ss
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                                                                                                                                                    st
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                                                                                                                                        3
                                                                                       a
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                                                                                 Inv

                                                                                          e              rsche      tr                                                                                                    .
                                                                                   Hannov                                                                                                                             Str
                                                                                                                 S

                                                                                                                         aß
                                                                                                                              e                                                                                i eck-
                                                                                                                                                                                                             -P
                                                                                                                                                                                                       elm
                                                                                                                                                                                                   Wilh
                                                                                                                                                                                                                                .
                                                                                                                                                                                                                          str                                              str.
                                                                                                                                                                                                                      ie n                                             u st
                                                                                                                                                                                                                  Lin

                                                                                                                                                                                                                                                      olsk ystr.
                                                                                                                                                                                                                                                                     ug
                                                                           Universitäts-                                                                                                                                                                           A
                                                                           klinikum                                                                                                                Ora
                                                                                                                                                                                                          nie
           Humboldt-                                                       Charité                                                                                                                              nbu
                                                                                                    Luisen

                                                                                                                                                                                                                                                Tu c h
             hafen                                                                                                                                                                                                    rge
                                                                                                                                                                                                                            r S
                                                                                                                                                                                                                                tr.
                                                                                                                                                                                 F r ie d r
                                                                                                        str.

                                                                                                                                                                           tr.

                                                                                   1
                                                                                                                                                                    ipps
                                                                                                                                                             Phil
                                                                                                                                                                                    ic h s t r .

                                                                                                                                                                                                    Johannisstr.
                                                                                                                                                                                                                                                 2

                                                                                                                                                                                                                                                                         .
                                                                                                                                                                                                                                                                     ustr
                                                                                                                                                                                                                                            .
                                                                                                                                                                                                                                        ystr

                                                                                                                                                                                                                                                                    bijo
                                                                                                                                                                                                                                    olsk

                                                                                                                                                                                                          Ziegelstr.
                                                                                                              st   r.
                                                                                                          ann
                                                                                                                                                                                                                                Tuch

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                                                                                                                                                                                    S

© Charité – Universitätsmedizin Berlin | Unternehmenskommunikation 12/20
21   Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961                                   Dritte Staffel der historischen ARD-Serie   21

                 „CHARITÉ“: Besetzung & Stab
                  Dr. Ella Wendt Nina Gummich | Dr. Ingeborg Rapoport Nina Kunzendorf | Prof. Dr. Otto
                  Prokop Philipp Hochmair | Prof. Dr. Helmut Kraatz Uwe Ochsenknecht | Dr. Alexander
                  Nowack Max Wagner | Dr. Curt Bruncken Franz Hartwig | Oberschwester Gerda Hildegard
                  Schroedter | Fritz „Pflaster“ Krug Uwe Preuss | Krankenschwester Arianna Patricia Meeden
                  | Parteisekretär Lehmann Nicholas Reinke | Prof. Dr. Mitja Rapoport Anatole Taubman |
                  Lernschwester Petra Amber Marie Bongard | Laborgehilfe Wittenberg Thimo Meitner | Frau
                  Dammrau Cristin König | Frau Jasinski Natalia Rudziewicz | Simone Weiser Johanna Link
                  | Hauptmann Hertweck Christian Beermann | Krankenschwester Paula Kamila Ondrušková
                  | Frau Simoneit Anne Kanis | Herr Simoneit Ulrich Friedrich Brandhoff | Christa Rösler
                  Muriel Bielenberg | Walter Neumann Hilmar Eichhorn | Gisela Neumann Johanna Klante |
                  Robert Richter Aurel Manthei | Sybille Richter Markéta Richterová | Sophie Melster Pia-
                  Micaela Barucki | Thomas Melster Leonard Hohm | Katharina Lilly von Klitzing | Soldat
                  Bernd Macke Tillmann Eckardt | Hebamme Witt Zdeňka Sajfertová | Oberarzt Senkbeil Kai
                  Ivo Baulitz | Prof. Dr. Klare Max Urlacher

                  Stab
                  Drehbuch Stefan Dähnert, Regine Bielefeldt, John-Hendrik Karsten, Christine Hartmann
                  | Drehbuch Mitarbeit & Konzeption Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Dr. Christine Otto, Dr.
                  Jakob Hein | Regie Christine Hartmann | Bildgestaltung Holly Fink (BVK) | Casting Nina
                  Haun | Musik Fabian Römer, Matthias Hillebrand-Gonzalez | Montage Andreas Althoff
                  (BFS), Cosima Schnell | Szenenbild Petra Albert | Kostümbild Heike Hütt | Maske Jeanette
                  Latzelsberger, Gregor Eckstein (SFX) | Medizinhistorische Fachberatung Prof. Dr. Thomas
                  Schnalke, Dr. Rainer Herrn, Dr. Sven Hartwig, Prof. Dr. Michael Tsokos, Dr. Mark Benecke
                  | Produktionsleitung Franziska Strutz-Zander, Petr Bílek | Herstellungsleitung Natalie
                  Clausen, André Naumann (MDR) | Dramaturgie Thomas Laue | Koproduzenten Michal
                  Pokorný, Zbynék Pippal | Produzenten Benjamin Benedict, Markus Brunnemann, Henriette
                  Lippold | Redaktion Jana Brandt (MDR), Johanna Kraus (MDR)

                  „CHARITÉ“ ist eine Produktion der UFA FICTION im Auftrag der ARD-
                  Gemeinschaftsredaktion Serien im Hauptabendprogramm und der ARD Degeto für Das Erste.
                  Koproduzent ist MIA Film. Mit freundlicher Unterstützung der Charité – Universitätsmedizin
                  Berlin. Gefördert vom Tschechischen Staatsfonds der Kinematographie.

                  Gedreht wurde von Mitte November 2019 bis Anfang März 2020 in Prag und Umgebung.
22   Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961

               Bild- und Textnachweise
               Fotos
               • Bildarchiv des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin
                 (S. 3, 4, 8, 10, 11 o., 12, 14, 15 u., 16, 17, 18)
               • ARD/Stanislav Honzik (S. 2, 6, 7, 9, 11 u., 13)
               • Anja Käumle (S. 1, 21, 22)
               • Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité (S. 15 o.)
               • Institut für Rechtsmedizin der Charité (S. 19, Reproduktion 2003)

               Titelbild
               • In der Drehpause: Dr. Ella Wendt (Nina Gummich), Prof. Dr. Otto Prokop (Philipp Hochmair), Prof. Dr. Mitja Rapoport
                 (Anatole Taubman), Dr. Ingeborg Rapoport (Nina Kunzendorf), Prof. Dr. Helmut Kraatz (Uwe Ochsenknecht).
                 Foto: Anja Käumle

               Gruppenbild am Filmset, S. 21
               • Das Film-Team mit Prof. Dr. Heyo K. Kroemer Vorstandsvorsitzender der Charité (2. v. l.), Prof. Dr. Thomas Schnalke,
                 Direktor der Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité (l.) und Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, der von 2008-19
                 Vorstandsvorsitzender der Charité war und in der 3. Staffel einen Gastauftritt hat(6. v. l.). Foto: Anja Käumle

               Texte
               Übergreifend
               • Herrn, Rainer Herrn/Hottenrott, Laura (Hrsg.): Die Charité zwischen Ost und West 1945-1992. Zeitzeugen erinnern
                 sich. Berlin 2010.
               • https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/denkmale-der-alliierten/die-alliierten-in-berlin/berlin-unter-
                 verwaltung-der-vier-maechte-1945-1948-646239.php

               Prof. Dr. Ingeborg Rapoport
               •   https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/charite_trauert_um_prof_dr_dr_ingeborg_rapoport/
               •   https://www.charite.de/forschung/meldungen/meldung/artikel/detail/symposium_zu_ehren_von_ingeborg_rapoport/
               •   https://www.aerzteblatt.de/archiv/187704/Ingeborg-Rapoport-Begruenderin-der-Neonatologie
               •   https://de.wikipedia.org/wiki/Ingeborg_Rapoport
               • www.bpb.de/318155

               Prof. Dr. Otto Prokop
               • https://rechtsmedizin.charite.de/ueber_das_institut/geschichte_des_instituts/
               • https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Prokop
               • https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=16&aid=63808&s=prokop
               • https://www.tagesspiegel.de/berlin/portraet-otto-prokop-nie-ohne-meine-fliege/259950.html

               Prof. Dr. Helmut Kraatz
               •   http://www.ggg-b.de/index.php?lang=de&site=archiv_2011_kraatz_preis
               •   https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2003-44475
               •   https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10260?show=full
               •   https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13748
               • https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kraatz

               Schauspieler-Zitate
               • ARD-Broschüre zur dritten Staffel „CHARITÉ”
               • https://www.daserste.de/unterhaltung/serie/charite/index.html

               Impressum
               Herausgegeben von:            Charité – Universitätsmedizin Berlin | Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation

               Redaktion und Text:           Verena Wolff
               Grafik und Bildredaktion:     Constanze Gutwasser
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