Editorial Sandra Plontke, Astrid Utler & Carlos Kölbl - ZEITSCHRIFTENARCHIV - Psychosozial-Verlag
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ZEITSCHRIFTENARCHIV Sandra Plontke, Astrid Utler & Carlos Kölbl Editorial psychosozial 43. Jahrgang, Nr. 2, 2020, Seite 5–15 Psychosozial-Verlag DOI: 10.30820/0171-3434-2020-2-5 26406
Impressum psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) https://doi.org/10.30820/0171-3434-2020-2 ISSN (Print-Ausgabe): 0171-3434 · ISSN (Online-Ausgabe): 2699-1586 https://www.psychosozial-verlag.de/ps HerausgeberInnen: Michael B. Buchholz, Pradeep Chakkarath, Oliver Decker, Jörg Frommer, Benigna Gerisch, Rolf Haubl, Marie-Luise Hermann, Vera King, Carlos Kölbl, Joachim Küchenhoff, Jan Lohl, Katja Sabisch, Jürgen Straub, Hans-Jürgen Wirth und David Zimmermann Ehemalige HerausgeberInnen: Hellmut Becker, Dieter Beckmann, Iring Fetscher, Hannes Friedrich, Hartmut von Hentig, Albrecht Köhl, Annegret Overbeck, Horst-Eberhard Richter, Hans Strotzka, Ambros Uchtenhagen, Eberhard Ulich, Jürg Willi, Hans-Jürgen Wirth, Gisela Zenz und Jürgen Zimmer Mit Heft I/2014 fusionierte die Zeitschrift Psychotherapie & Sozialwissenschaft mit der Zeitschrift psychosozial. Ehemalige HerausgeberInnen der Zeitschrift Psychotherapie & Sozialwissenschaft: Jörg Bergmann, Brigitte Boothe, Michael B. Buchholz, Oliver Decker, Jörg Frommer, Bernhard Grimmer, Martin Hartung, Marie-Luise Hermann, Tom Levold, Kathrin Mörtl, Annegret Overbeck, Jürgen Straub, Ulrich Streeck und Stephan Wolff Geschäftsführende HerausgeberIn und Redaktion: Dr. Marie-Luise Hermann, Rychenbergstr. 26, CH-8400 Winterthur, E-Mail: mlhermann.praxis@bluewin.ch Abo-Verwaltung: Telefon 06 41 - 96 99 78 18, E-Mail: aboservice@psychosozial-verlag.de Verlag: Psychosozial-Verlag, Walltorstraße 10, D-35390 Gießen E-Mail: info@psychosozial-verlag.de, www.psychosozial-verlag.de Umschlaggestaltung: nach Entwürfen des Ateliers Warminski, Büdingen Umschlagabbildung: Sandra del Pilar, Boschs Kinder, 2018, Öl auf Leinwand und transparenter Synthetikfaser, 150 x 150 cm © Carlo Sintermann Satz: metiTec-Software, me-ti GmbH, Berlin, www.me-ti.de Bezugsgebühren: Für das Jahresabonnement EUR 59,90 (inkl. MwSt.) zuzüglich Versandkosten. Studentenabon‐ nement 25% Rabatt (inkl. MwSt.) zuzüglich Versandkosten. Lieferungen ins Ausland zuzüglich Mehrporto. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein Jahr, sofern nicht eine Abbestellung bis acht Wochen vor Beendigung des Bezugszeitraums erfolgt. Preis des Einzelheftes: EUR 19,90. Bestellungen richten Sie bitte direkt an den Psychosozial-Verlag oder wenden Sie sich an Ihre Buchhandlung. Anzeigen: Anfragen bitte an: anzeigen@psychosozial-verlag.de Copyright: © 2020 Psychosozial-Verlag, Gießen Erscheinungsweise: Viermal im Jahr Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, bleiben vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmi‐ gung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Manuskripte: Die Redaktion lädt zur Einsendung von Manuskripten ein. Vor der Veröffentlichung durchlaufen die Beiträge ein Peer-Review-Verfahren. Mit der Annahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche Verlagsrecht auch für etwaige spätere Veröffentlichungen. Datenbanken: Die Zeitschrift psychosozial wird regelmäßig in der Internationalen Bibliographie der geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur (IBZ – De Gruyter Saur) und in der Publikationsdatenbank PSYNDEX des Leibniz-Zentrums für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) erfasst. CIP-Einheitsaufnahme der Deutschen Bibliothek: Psychosozial. – Gießen: Psychosozial-Verl. Erscheint jährlich viermal – Früher im Rowohlt-Taschenbuch Verl., Reinbek bei Hamburg, danach in der Psychologie Verl. Union, Beltz Weinheim. – Erhielt früher Einzelbd.-Aufnahme. – Aufnahme nach 53. Jg. 16, H. 1 (1993). 142 psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160)
Bilderfluten und die psychosoziale Rolle des Bildes Editorial psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) 5–15 https://doi.org/10.30820/0171-3434-2020-2-5 www.psychosozial-verlag.de/ps Zusammenfassung: Dieses Editorial leitet in ein Schwerpunktheft ein, das mit seinen Beiträgen auf das nicht selten mit dem Schlagwort »Bilderflut« bezeichnete Phänomen der Omnipräsenz von Bildern in unterschiedlichen Bereichen menschlichen Lebens interdisziplinär Bezug nimmt und dabei immer auch auf die psychosoziale Rolle von Bildern und den mit ihnen verbundenen Bildpraktiken fokussiert. In den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften haben Bilder in dra‐ matischer Unterschätzung ihrer ganz eigenen Potenzialität lange Zeit vorwiegend zur Illustration von Texten gedient, ein Defizit, auf das dieses Heft reagiert. Für eine weitere Kontextualisie‐ rung der Beiträge wird zunächst die viel bemühte Metapher der »Bilderflut« diskutiert, sodann auf die ikonische Verfasstheit des Menschen und die Rolle von Bildern für dessen Selbst- und Weltverständnis hingewiesen, sowie auf die Potenzialität ikonischer Kommunikation und (Selbst‑)Artikulation. Abschließend wird das Verhältnis von Sprache und Bild in den Blick ge‐ nommen und der sich im Horizont einer Logozentrismuskritik entfaltende iconic und pictorial turn mit seinen jeweiligen Annahmen. Schlüsselwörter: Bilderfluten, Ikonizität, iconic turn, pictorial turn, Bildpraktiken, Mediatisie‐ rung, Bildwissenschaft, Visual Culture »Wir haben kaum mehr die Wahl zwischen en – die vermutlich aus dem Jungpaläolithikum Bildern und einer bildlosen Erfahrung, weil stammenden Höhlenbilder von Lascaux bezeu‐ wir es mit dem weltumspannenden Netz einer gen das eindrucksvoll –, haben Bilder für den unbegrenzten Bildproduktion zu tun haben, Menschen eine wichtige Rolle gespielt, wobei der wir kaum noch entfliehen können.« das Herstellen und die Verwendung von Bildern Hans Belting (Das echte Bild, 2006, S. 18) als anthropologische Universalie und Konstante gelten kann (siehe hierzu etwa Patrick Krügers Den Menschen als ein vernunft- und sprachbe‐ Beitrag in diesem Heft). So sei der Mensch, gabtes Wesen zu verstehen, darüber herrschte wie Hans Jonas, ein Mitbegründer der Bildan‐ bereits lange vor dem linguistic turn (Rorty, thropologie, konstatiert, ein homo pictor, ein 1967) Einigkeit. Die ikonische Verfasstheit des bildschaffendes und bildgebrauchendes Wesen Menschen scheint hingegen weniger selbstver‐ (Jonas, 1994 [1973]). ständlich. Doch der Mensch denkt, lebt und kommuniziert nicht einzig im Modus der Spra‐ che. Zwar ist er unzweifelhaft ein zoon logon »Bilderfluten«? echon, aber er ist eben auch mehr oder zumin‐ Ein neues altes Phänomen dest noch etwas anderes als das: Seit seinen frü‐ hesten Anfängen, nachweislich spätestens seit Die Geschichte der Bilder, ihre Herstellung, ihr dem Aufkommen der Fels- und Höhlenmalerei‐ Gebrauch und ihre Distribution ist so alt wie © Psychosozial-Verlag, Gießen • www.psychosozial-verlag.de 5
Schwerpunktthema: Bilderflut die Menschheitsgeschichte selbst und dennoch, men wird, zeigt jedoch, dass es Phänomene so scheint es, leben wir in einem Zeitalter, das der Bilderflut durchaus schon früher gegeben stärker denn je von Bildern durchzogen ist, wie hat, es sich also um kein ausschließlich »neu‐ das Eingangszitat des Kunsthistorikers Hans zeitliches« Phänomen handelt. Was jeweils zu Belting verdeutlicht. Weltweit sind Menschen einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten tagtäglich mit einer Vielzahl an Bildern kon‐ Ort, von bestimmten Personen als »Bilderflut« frontiert: Smartphones, die mit Kameras aus‐ wahrgenommen und erfahren wird, und wie gestattet sind, ermöglichen jeder*m, jederzeit man bestimmten Bildern überhaupt begegnet, Fotos oder Videos aufzunehmen, zu bearbei‐ beispielsweise mit einem Gefühl der Sättigung ten und zu verbreiten. Internetplattformen wie und des Überdrusses, oder ob man sie gar Instagram leben davon, dass die Menschen die als Bedrohung empfindet, wie Menschen sich gemachten Bilder im Anschluss online stellen, schließlich gegenüber dem Phänomen Bild po‐ mit anderen teilen, gemeinsam betrachten und sitionieren, all das ist stets auch eine psycho‐ erörtern, beurteilen und vielleicht verändern. soziale Frage, deren Beantwortung dem sozio- Alle, die gängige Free-Mailprogramme nutzen, historischen wie kulturellen Wandel unterliegt. sehen sich mit Bildern in Form von Werbung Dabei scheinen Bilderfluten das Resultat (kul‐ konfrontiert, und schließlich sind die Interfaces tur‑)technischer Neuerungen und Erfindungen von derartigen und anderen Softwareprogram‐ zu sein, die es allerdings immer schon in je men selbst aus einer Vielzahl visueller Ele‐ unterschiedlichen Ausformungen gegeben hat mente komponiert. Diese Beispiele könnten und wohl immer geben wird. Medientechni‐ beliebig fortgeführt werden und illustrieren die sche Innovationen – schon vor der Erfindung Omnipräsenz von Bildern in unterschiedlichen der Lithografie und der Fotografie –, etwa der Bereichen menschlichen Lebens. Buchdruck oder Bilddruckverfahren wie der Dieses Phänomen findet nicht selten in der Holzschnitt, der Kupferstich oder die Radie‐ Metapher der »Bilderflut« seinen Ausdruck. rung, haben in der Vergangenheit zu einer mas‐ Auf den ersten Blick sind solche diagnosti‐ senhaften Herstellung und Verbreitung von Re‐ schen Bezeichnungen naheliegend und mehr produktionsgrafiken geführt, die unter anderem als gerechtfertigt. Kaum eine*r wird anzwei‐ einen visuellen Transfer von Wissen ermög‐ feln wollen, dass im Reigen massenmedialer lichten und zu einer Popularisierung von zuvor Spektakel die Menge an Bildern und ihre Zir‐ exklusiven Bildern beigetragen haben (Würg‐ kulation insbesondere in den letzten zehn bis ler, 2013). Waren zum Beispiel kostspielige fünfzehn Jahren rapide zugenommen hat und Ölbilder Unikate und lediglich einer Elite vor‐ sich in vielen gegenwärtigen – vor allem digital behalten, so konnten mit den spätestens seit dem vermittelten – Bildpraktiken ein inflationärer 15. Jahrhundert entwickelten, neuen Repro‐ Gebrauch, ein zum Teil unreflektierter Konsum duktionsverfahren kostengünstigere Kopien der und manipulative Effekte von Bildern abzeich‐ Werke hergestellt und der weiteren Öffentlich‐ nen. Kritisch betrachtet mag die Metapher der keit zugänglich gemacht werden (ebd., S. 31). »Bilderflut« aber auch etwas plakativ erschei‐ Aber auch zu propagandistischen Zwecken, wie nen, suggeriert sie doch zum einen, dass Bil‐ etwa zur Vervielfältigung und Verbreitung re‐ derfluten etwas gänzlich Neues seien bzw. eine formatorischen Gedankenguts, wurden Bilder Erfahrung darstellen, die lediglich den im Zeit‐ beispielsweise in Form satirischer Flugschrif‐ alter der Mediatisierung und Digitalisierung ten unter die Menschen gebracht. Von Martin lebenden Subjekten vorbehalten ist. Zum ande‐ Luther lässt sich wie wohl von kaum einem ren impliziert der Begriff der Bilderflut, dass anderen sagen, dass er seine schnelle Karrie‐ sich der Mensch dieser Flut an Bildern kaum re mithilfe der damaligen Printmedien gemacht erwehren und sich dadurch sogar bedroht füh‐ hat, insbesondere durch den Einsatz von bissi‐ len könnte. gen, sich gegen Papst und Kirche wendenden Ein Blick in die Geschichte, wie er etwa Flugblättern (vgl. Tieke, 2016). Ob die Zeit‐ in diesem Heft von Patrick Krüger unternom‐ genoss*innen des Wittenberger Theologen die 6 psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160)
S. Plontke, A. Utler & C. Kölbl: Bilderfluten und die psychosoziale Rolle des Bildes Flugblätter als Flutblätter empfunden haben, der Musik oder dem Tanz stellen Bilder ein dem wäre weiter nachzugehen; abwegig er‐ wichtiges Medium der Selbstartikulation der scheint dies keinesfalls. Person dar. Bilder haben Anteil an der Bil‐ Und wie steht es um die mit dem Begriff dung und Auseinandersetzung mit der eigenen der Bilderflut suggerierte Bedrohung durch die Identität, mit den eigenen Erwartungen, Erfah‐ Bilder, denen wir uns scheinbar nicht erweh‐ rungen und Orientierungen (siehe Straub et al., ren können, die sich uns gleichsam aufzwingen 2020). Denkt man darüber hinaus an nicht-ma‐ und sich in unsere Retina brennen, bevor wir terielle Bilder, das heißt an mentale Bilder wie überhaupt die Augen vor ihnen verschließen Erinnerungen, Ideen, Vorstellungsbilder, Träu‐ können? Der*die Einzelne hat stets die Mög‐ me und Fantasien (für eine Klassifizierung in lichkeit, sich der Flut an Bildern, wie auch unterschiedliche Bildtypen und ihre Funktio‐ immer geartet, zumindest ein Stück weit zu nen siehe Mitchell, 2008; für ein empirisches entziehen oder sich irgendwie dazu zu ver‐ Beispiel siehe Utler, 2017), so zeigt sich auch halten (sie zu kritisieren, zu verändern, sie hier, dass die Art, sich zu sich selbst zu ver‐ weniger zu konsumieren und so weiter). Nie‐ halten und in Beziehung zu seinem eigenen mand ist beispielsweise dazu verpflichtet, sich Inneren zu treten, häufig im Modus des Ikoni‐ einen Instagram-Account anzulegen oder Ins‐ schen operiert (vgl. Plontke, 2020; Plontke et tagram zu nutzen. Niemand muss ein Smart‐ al., 2020). phone verwenden und damit Bilder oder Vide‐ Sprache stellt damit immer nur einen Mo‐ os aufnehmen. Der kommerziellen Einführung dus der Erfahrungsbildung und eine Art zu von Fernsehgeräten und alltäglichen -sendun‐ wissen, lediglich ein Register menschlicher Ar‐ gen im geteilten Deutschland vor etwa sieben tikulation und Kommunikation dar. Vieles, was Jahrzehnten folgten die kulturkritischen Emp‐ gesagt werden kann, lässt sich auch in anderen fehlungen, dieses bildintensive Medium mit Medien kommunizieren (eine Verkehrsregel et‐ Bedacht oder gar nicht zu nutzen auf den Fuß. wa lässt sich auch in einem Verkehrsschild Individuen haben und nutzen die Möglichkeit, symbolisieren, ein wortreicher Befehl auch mit sich zu (gängigen) Bildpraktiken zu positionie‐ einer knappen Geste kommunizieren). Vieles, ren, so auch in diesem Band. Abigail Nieves das nicht gesagt werden kann, da es sich der dekonstruiert beispielsweise die Praktik biome‐ diskursiven und linearen Ordnung der Spra‐ trischer Bildverfahren. Sandra del Pilar zeigt che entzieht, findet seinen Ausdruck oftmals in auf, wie künstlerische Bilder ihrerseits dazu Form einer »präsentativen Symbolik«, zu der beitragen können, Bilder des Kollektivwissens nach Susan K. Langer insbesondere auch Bilder in neue Kontexte zu setzen. Marc Dietrich und beitragen (Langer, 1979 [1942]). Es ist unter Günter Mey begegnen dem Phänomen Bild anderem die Simultanität, die Bilder und das mit der Entwicklung eines methodisch kontrol‐ in und mit ihnen Dargestellte oder Mitgeteilte lierten Verfahrens der Bildanalyse und Sabine kennzeichnet und von der Linearität der sprach‐ Moller zeigt, wie filmische Narrative zur Kon‐ lichen Logik abgrenzt. Die Möglichkeit, etwas struktion von (Familien‑)Geschichte beitragen ausdrücken zu können, was sich in Worten nicht können. sagen und vermitteln lässt – weil die Botschaft und das Medium inkommensurabel sein kön‐ nen –, zeichnet Bilder aus. Wir alle kennen das, Zur ikonischen Verfasstheit zum Beispiel wenn es um die Artikulation des des Menschen eigenen Inneren geht – von kaum in Worte zu fassenden Gefühlen etwa – oder darum, hilfrei‐ Von jeher spielen Bilder also eine wichtige Rol‐ che Abbreviationen komplexer Phänomene und le im Leben des Menschen, für dessen Selbst- unüberschaubarer Sachverhalte zu finden. Hier und Weltverständnis, für die Beziehung zu sich sagen Bilder oftmals viel schneller und dich‐ selbst und zu anderen. Neben der Sprache und ter einfach mehr oder auch etwas Anderes als anderen Ausdrucksformen wie zum Beispiel es tausend Worte vermögen. Gottfried Boehm psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) 7
Schwerpunktthema: Bilderflut spricht ferner von dem Moment der Deixis, Köhnen & Plontke, 2018; zum kulturpsycholo‐ das der Potenzialität des Ikonischen innewoh‐ gischen Verständnis der Ko-Konstitution von ne, und konstatiert (Boehm, 2007, S. 39): »Die Kultur und Psyche siehe etwa Chakkarath & Macht des Bildes bedeutet: zu sehen geben, die Straub, 2020). Augen zu öffnen. Kurzum: zu zeigen.« Dieses In dieser Perspektive sind menschliche Kul‐ Zeigen, so Boehm (ebd., S. 19), sei immer ein turen mitsamt ihren selbstreflexiven Bemühun‐ doppeltes: Bilder zeigen in diesem Sinne im‐ gen aufs engste auch mit Bildern verwoben, mer sich selbst, verweisen aber auch stets über womit die Frage nach dem Bild stets auch die sich hinaus und geben den Blick frei auf et‐ Fundamente menschlichen Lebens und Daseins was jenseits ihrer selbst, womit sie für den*die berührt und neue Anforderungen an diejenigen Betrachter*in Abwesendes anwesend machen Wissenschaftsdisziplinen stellt, die sich der Er‐ (siehe hierzu del Pilar in diesem Heft). Dieser forschung des Menschen, seiner Kultur(en) und Aspekt spiegelt sich auch in Boehms Idee der seiner Praxen widmen. »ikonischen Differenz«, die sich unter anderem durch ein spielerisches »Spannungsverhältnis« und einen Kontrast von »Sichtbarem und Un‐ Sprache und Bild sichtbarem« (Boehm, 2007, S. 210) konstitu‐ iert. Trotz der nicht zu leugnenden großen Bedeutung Als ein Mittel sozialer Kommunikation von Bildern für den Menschen und ihrer ins‐ sind Bilder schließlich auch ein wichtiger Ka‐ besondere im Zuge gegenwärtiger Mediatisie‐ talysator und ein Vehikel für Prozesse der rungs- und Digitalisierungsprozesse stetig wach‐ Vergemeinschaftung (siehe hierzu auch Diet‐ senden Relevanz in diversen gesellschaftlichen rich und Mey in diesem Heft). Menschen Lebensbereichen, die bereits Walter Benjamin produzieren, reproduzieren und distribuieren (1991 [1936]) mit der Möglichkeit der »techni‐ Bilder bzw. bestimmte Bildtypen und Bildmo‐ schen Reproduzierbarkeit« beschrieb, kann sich tive, um mit anderen Beziehungen einzugehen, das Bild jedoch nur schwer aus dem Schatten Bindungen zu pflegen oder einfach in Aus‐ der Sprache befreien. Angesichts der vielfältigen tausch zu bleiben. Neben vergemeinschaften‐ Verquickungen von Sprache und Bild scheint den oder sozial-integrativen Funktionen kön‐ dies auch weder ganz möglich noch sinnvoll zu nen Bilder auch gegenteilige Funktionen erfül‐ sein. Bilder sind immer auch mit Sprache, mit len: Konflikte und Krisen können ebenso auf Worten, Texten und ganzen Narrativen einer Per‐ ihr Konto gehen. Um ihre sozialen, kommuni‐ son, einer Gruppe, Gesellschaft oder Kultur ver‐ kativen Dienste erweisen zu können, sind sie bunden und unterhalten komplexe Beziehungen auf aktive, kompetente Nutzer*innen angewie‐ untereinander, worauf beispielsweise in kultur‐ sen. Menschen bilden im Laufe ihrer medialen semiotischer Perspektive unter anderem Roland und medientechnischen Sozialisation spezifi‐ Barthes (1972) und Umberto Eco (1987) hinge‐ sche Modi und Praktiken des Sehens bzw. wiesen haben, wenn sie sich auf die narrative bestimmte Sehkonventionen und -ordnungen Eingebundenheit und sprachliche »Hinterfan‐ aus (für das Phänomen der »Selfies« siehe genheit« von Bildern beziehen (vgl. Köhnen & Ullrich, 2019). Die vom Menschen gemach‐ Plontke, 2018). Dass sich dieses Band zwischen ten Bilder wirken auch immer auf ihn selbst, Sprache und Bild kaum durchtrennen lässt, kul‐ auf seine Wahrnehmung und sein Erleben zu‐ miniert schließlich in der Tatsache, dass sich rück. Wie wir die Welt sehen, was für ein Bild über Bilder sprechen lässt, was wir bekanntlich wir uns von uns selbst und von anderen ma‐ unentwegt tun – auch in diesem Heft. chen, ist damit bereits durch die Bilder, die Es muss in den Subjekt-, Sozial- und Kul‐ wir schaffen und die uns umgeben, gerahmt. turwissenschaften also darum gehen, die Un‐ Bilder als Teil unserer Kultur sind somit auch terschiede zwischen Sprache und Bild systema‐ immer konstitutiv für das psychische Erleben tisch zu erfassen und anzuerkennen, wobei sich des Einzelnen (siehe Plontke, 2020; siehe auch beim Phänomen Bild ein stärkerer Nachholbe‐ 8 psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160)
S. Plontke, A. Utler & C. Kölbl: Bilderfluten und die psychosoziale Rolle des Bildes darf diagnostizieren lässt. Das gilt in besonderer che bzw. Texte (etwa in den Subjekt- und Weise für die Psychologie. Sozialwissenschaften in Form von Fragebögen Die Mediengeschichte beginnt in aller Re‐ und Interviews) und deren Analyse das episte‐ gel mit der Sprache und nicht mit dem Bild mische Einfallstor zum Subjekt und zu Phäno‐ (Hörisch, 2001). Die Sprache ist Mittel der menen, Prozessen und Praktiken gesellschaft‐ Erkenntnis, nicht etwa das Bild, das – nach lichen Zusammenlebens darstellen. Vor die‐ »konventioneller« Auffassung – vielmehr da‐ sem Hintergrund konturiert sich sodann auch zu neigt, jegliche wahre Erkenntnis aufgrund das Bemühen einer am Menschen sowie an seiner Unbestimmtheit, Polyvalenz und seines seiner Lebenswelt und seinen Praktiken in‐ semantischen Überschusses zu verhüllen oder teressierten Wissenschaft, Sprache kritisch zu zu vereiteln. Bildern wurde, blickt man in die reflektieren und – methodisch – zu kontrollie‐ etablierte Mediengeschichte, eher eine obskure ren. Macht zugesprochen. Bereits Platon, der als ei‐ Einen der Höhepunkte, Sprache und ins‐ ner der ersten Medienkritiker angesehen werden besondere ihre Funktion als Erkenntnismittel kann, schreibt den Bildern in seiner Ideenlehre infrage zu stellen, bildet sicherlich das Un‐ einen trügerischen Charakter zu. Auch die grie‐ terfangen einer analytischen Philosophie, wie chischen Wurzeln des Begriffes »Bild« verraten sie sich im Tractatus logico-philosophicus des dies. So bezeichnet das Wort »eidolon« im Grie‐ frühen Ludwig Wittgenstein (1997a [1921]) chischen nicht nur das Bild oder Abbild, son‐ und im logischen Empirismus des Wiener dern es steht auch für das »Trug‑«, »Schatten‑« Kreises zeigte und im Desiderat einer »Philo‐ und »Scheinbild«. Tendenziell ließen sich auch sophie der idealen Sprache« ihren Ausdruck die Ikonophobie und der Ikonoklasmus mo‐ findet. Dabei ging es darum, mittels Analy‐ notheistischer Religionen hier einordnen, wie se und formaler Logik den Unschärfen und sie sich beispielsweise im alttestamentarischen Unklarheiten der Sprache und der Philoso‐ Bilderverbot im Buch Exodus oder im byzanti‐ phie beizukommen und sich dieser Unzuläng‐ nischen Bilderstreit darstellen. Dem Wort wird lichkeiten zu entledigen oder sie zumindest Wahrheit, dem Bild eine Scheinhaftigkeit attes‐ einzuhegen. Das war ein sehr ambitionier‐ tiert. tes und letztlich uneinlösbares Vorhaben, von Der Weg zur Wahrheit und Erkenntnis führt dem sich unter anderem Wittgenstein in sei‐ über das Wort bzw. über sprachliche Formen, nen späteren Philosophischen Untersuchun‐ denen gegenüber dem Bild eine epistemische gen distanzierte (Wittgenstein, 1997b [1953]). Vorrangstellung eingeräumt wird. An die Stelle der Idee einer idealen formalen In den Subjekt-, Sozial- und Kulturwissen‐ Sprache rückte dann eine »praxeologische« schaften gilt nach wie vor der Text als Primär‐ Perspektive, welche die Alltagssprache und medium, als erste Quelle wissenschaftlicher ihren situativen Gebrauch – die in Lebensfor‐ Analysen. Entsprechend sind der wissenschaft‐ men eingebetteten Sprachspiele – sowie ihre lichen Auseinandersetzung sodann auch Texte Deskription und Analyse in den Fokus rück‐ vertrauter als Bilder. Textanalytische Verfah‐ te. ren sind beim heutigen Stand der Methoden‐ An diese praxistheoretischen Überlegungen entwicklung vielfältiger und elaborierter. Das knüpfen dann auch Ansätze der Sozialwissen‐ verwundert auch nicht weiter, wenn »die Welt schaften an, beispielsweise die Ethnomethodo‐ als Text« (vgl. Garz & Kraimer, 1994; Bach‐ logie Garfinkels oder die von ihr informier‐ mann-Medick, 1996) und das menschliche Da‐ te praxeologische Wissenssoziologie und ih‐ sein als eine im Wesentlichen sprachlich struk‐ re qualitativ-empirische Forschungsmethodo‐ turierte Angelegenheit verstanden wird. Wenn logie, die sich nicht mehr nur alltagssprachli‐ menschliches Denken, Wahrnehmen und Erle‐ chen Phänomenen, sondern auch Bildern des ben sowie menschliche Erfahrungen und Er‐ Alltags und ihrem spezifischen modus ope‐ kenntnis sprachlich verfasst sind, so liegt in randi zuwendet (Bohnsack, 2011; Przyborski, dieser Annahme a priori begründet, dass Spra‐ 2018). psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) 9
Schwerpunktthema: Bilderflut Pictorial und iconic turn kurz skizziert – dem Medium Sprache wi‐ derfahren). Ein weiteres Desiderat der Aus‐ Bei all dem Interesse, das dem Text zukam und einandersetzungen mit dem Phänomen Bild nach wie vor zukommt, dürfen die insbesondere ist es schließlich, dieses als eigenständiges seit den 1990er Jahren durch die Ausrufung ei‐ Erkenntnismittel zu begreifen und in seiner nes pictorial (Mitchell, 1992) bzw. iconic turn heuristischen Potenzialität ernst zu nehmen. (Boehm, 1994) aufgekommenen Bemühungen Dieser letzte Aspekt findet sich insbesonde‐ der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften re in den Analysen wissenschaftlicher und nicht unbeachtet bleiben. Ungeachtet aller Un‐ medizinischer Bildpraktiken und hier speziell terschiede im Einzelnen hat man sich seither im Bereich sogenannter bildgebender Verfah‐ verstärkt auch dem Medium Bild zugewandt. ren (zum Beispiel Burri, 2008). Bilder – und Beide »Wenden« kritisieren den insbesonde‐ zwar meistens hoch artifizielle, nicht selten re tief in der sprachanalytischen Philosophie an Kunstwerke erinnernde visuelle Artefakte, wurzelnden Logozentrismus und die Annah‐ die, je künstlicher sie sind, desto natürlicher me, dass jede Form menschlicher Erkenntnis erscheinen (Bredekamp et al., 2013) – wer‐ als ein Problem sprachlicher Logik aufzufassen den hier zu Katalysatoren von Erkenntnis, sei. zu epistemischen Werkzeugen, die allerdings Galt lange Zeit die Kunstgeschichte (vertre‐ die Phänomene, die erforscht werden, nicht ten etwa durch Erwin Panofsky, Max Imdahl etwa neutral, objektiv oder positivistisch-re‐ und Aby Warburg) mit ihrem umfangreichen präsentativ abbilden, sondern aktiv herstel‐ methodischen, theoretischen und terminologi‐ len (Bredekamp, 2004; Rheinberger, 2006). schen Repertoire als Leitdisziplin, wenn es um Im Rahmen dieser Bildpraktiken rücken dann Bilderfragen ging, so hat sich aus dieser her‐ auch die medialen bzw. materiell-apparativen aus und zunächst in enger Verbindung mit der Konfigurationen von Ikonizität und Erkennt‐ Philosophie (etwa mit der Hermeneutik Hans- nis verstärkt in den Fokus. Dasselbe gilt für Georg Gadamers) im deutschsprachigen Raum die Beobachtung, wie Technologien und die eine interdisziplinär ausgerichtete Bildwissen‐ mit ihnen hergestellten Bilder an Praktiken schaft zu etablieren begonnen, die heterogene des Sehens sowie an der Ausbildung von visuelle Phänomene in den Blick nimmt und Sichtbarkeits- und Wissensordnungen partizi‐ sich neben der Frage nach dem Bild selbst, pieren, das heißt wie sie diese orchestrieren seiner Ontologie und Eigengesetzlichkeit, auch und modellieren. Die politischen Implikatio‐ der Produktion, Rezeption und Distribution von nen derartiger und ähnlicher Bildpraktiken Bildern zuwendet (Sachs-Hombach, 2005; Bel‐ dürften auf der Hand liegen (siehe hierzu den ting, 2001). Das geschieht mit dem Ziel, diese Beitrag von Abigale Nieves in diesem Heft). Praxen und ihre Ergebnisse und Folgen syste‐ Ähnliche und ergänzende Bemühungen wie in matisch zu erfassen und theoretisch aufzuarbei‐ der bislang erwähnten Bildwissenschaft (im ten. deutschsprachigen Raum) finden sich auch Auch die Entwicklung von methodisch in den im angelsächsischen Sprachraum be‐ kontrollierten Zugängen zum Bild, wie sie heimateten Cultural und Visual Studies (Mir‐ sich mit der ikonischen Wende insbesonde‐ zoeff, 1999), deren Fragen sich aber dezidier‐ re in der qualitativen Sozialforschung zeigt ter an der politischen Dimension von Alltags- (siehe Dietrich und Mey in diesem Heft), bzw. Bildpraktiken und visueller Kultur ge‐ stellt eine symptomatische Reaktion auf die nerell orientieren. In diesem Kontext steht Allgegenwärtigkeit der Bilder dar. So kon‐ auch der von Mitchell proklamierte pictori‐ statiert Bachmann-Medick (2006, S. 333), al turn, wohingegen der iconic turn Boehms dass es eines der Anliegen des iconic turns den Impulsgeber für die deutschen Bildwis‐ sei, »die zunehmende Flut der Bilder durch senschaften darstellt. kritische Bildanalysen in den Griff zu be‐ Beeinflusst durch die kritische Theorie der kommen« (ähnliches ist bereits – wie oben Frankfurter Schule und den Poststrukturalis‐ 10 psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160)
S. Plontke, A. Utler & C. Kölbl: Bilderfluten und die psychosoziale Rolle des Bildes mus (Mitchell, 2007) stellen Vertreter*innen fassen sich die hier versammelten interdiszipli‐ der Visual Studies ihre Frage nach dem Bild nären Beiträge thematisch mit verschiedenen und den Massenmedien nicht vom Bild selbst Bildphänomenen (so werden bewegte wie stil‐ her, sondern im Kontext kultur- und gesell‐ le Bilder in den Blick genommen, darunter schaftskritischer, hegemonialer und diskursi‐ filmisch vermittelte Bilder und Fotografien, ver Medienanalysen. Sie interessieren sich aber auch Bilder der Kunst) und -praktiken so‐ hierbei unter anderem für Politiken und Prak‐ wie Produktions- und Aushandlungsprozessen tiken des Sehens, der (Un‑)Sichtbarmachung von Bildern. Die in diesem Heft versammel‐ sowie für die materiellen und apparativen Di‐ ten Beiträge zeigen beispielhaft, wie Bilder mensionen des Bildes (Boehm & Mitchell, hergestellt, verwendet und rezipiert werden 2007). So konstatiert der unter anderem von (können). Zudem illustrieren sie, dass es sich Marshall McLuhan, Michel Foucault, Nelson bei der Produktion und Rezeption von Bil‐ Goodman und Louis Althusser inspirierte Wil‐ dern letztlich nie um einseitige »Operationen« liam J. T. Mitchell in einem Briefwechsel mit (der Produktion und Rezeption), sondern stets dem deutschen Protagonisten der ikonischen um interaktive oder relationale Prozesse han‐ Wende, Gottfried Boehm, dass »[d]as Bild als delt, da Bilder Aushandlungsprozesse ansto‐ komplexes Wechselspiel von Visualität, Appa‐ ßen oder nach sich ziehen und die Art, wie rat, Institutionen, Diskurs, Körpern und Figu‐ Bilder rezipiert werden, eine (Rück‑)Wirkung rativität« (Mitchell, 1997, S. 19) zu verstehen auf die Produktion von Bildern hat und um‐ sei. gekehrt. Die angesprochenen Aushandlungen erfolgen auch auf einer Metaebene, in die‐ sem Heft in Form einer kritischen Reflexion Zu den Beiträgen in diesem Heft der Gefahren, die mit bestimmten Bildprakti‐ ken einhergehen können (vgl. Nieves) sowie in Vor dem oben skizzierten jüngeren Diskurs‐ Form einer Auseinandersetzung mit der Fra‐ horizont ist auch das vorliegende Schwer‐ ge, wie ein methodisch kontrollierter Zugang punktheft zu verorten: Unter dem eingangs zum Bild aussehen könnte (vgl. Dietrich und diskutierten Schlagwort der »Bilderflut« wid‐ Mey). met sich das Heft dem Phänomen der Omni‐ Den Anfang macht Patrick Krügers Bei‐ präsenz von Bildern in unterschiedlichen Be‐ trag »Vom Kultbild zum Stifterkult. Wie Bilder reichen menschlichen Lebens (in diesem Heft zur Konstruktion religiöser Stifterfiguren bei‐ beispielhaft in der digitalen Jugendkultur, in tragen«. Darin wird deutlich, dass Bilderfluten Kunst, Spiel- und Dokumentarfilmen sowie weder ein bloß »westliches«, noch ein aus‐ in der Religion und der Politik). Dabei wird schließlich neuzeitliches Phänomen darstellen. der Versuch unternommen, eben diese Bil‐ Vielmehr reichen Bilderfluten zumindest bis derflut interdisziplinär und aus verschiedenen ins 1. Jahrhundert zurück, wie Krüger am Bei‐ Blickwinkeln zu kartieren, um das fragliche spiel der Jaina-Religion in Indien nachzeichnet. Phänomen in seiner Vielfalt offenbar werden Der Autor skizziert in seinem Beitrag zudem ein zu lassen und gleichzeitig diverse Umgangs- Phänomen wechselseitiger Bild- und Schrift‐ und Positionierungsmöglichkeiten aufzuzei‐ beeinflussung, an deren Anfang jedoch nicht gen. die schriftliche Überlieferung, sondern das Bild Inhaltlich werden Fragen nach den psycho‐ stand: Wie er herausarbeitet, war es vermutlich sozialen, identitäts- und orientierungsstiften‐ nicht die Legende vom Jina, die zur Produktion den Funktionen von Bildern, ihrer epistemolo‐ von Bildern angeregt hat, sondern existieren‐ gischen und ihrer sinn- und bedeutungskonsti‐ de Jina-Bilder (die ursprünglich zur Verehrung tuierenden Rolle sowie nach dem methodisch der jainistischen Lehre dienten) lieferten den kontrollierten Zugang zum Bild gestellt, wobei Anstoß für die Entwicklung einer Jina-Legen‐ auch Fragen nach der Ontologie des Bildes und de, die ihrerseits zu einer Vergottung des Jina seiner Besonderheit berührt werden. Dabei be‐ beitrug. psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) 11
Schwerpunktthema: Bilderflut Sandra del Pilar diskutiert in ihrem Beitrag rendes gesellschaftliches Phänomen dar, wel‐ »Sehnsucht nach Leben. Die Konsequenzen ei‐ ches uns in unterschiedlichen Lebensberei‐ nes uralten Traums in der bildenden Kunst« chen (etwa im institutionellen Kontext) und die Medialität des Bildes. Dabei greift sie auf in Alltagspraktiken begegnet, bei denen es die Überlegungen des Philosophen und Kunst‐ um die Identifikation und Verifizierung per‐ theoretikers Arthur C. Danto zur Transparenz sonaler Identität geht. Die rege Produktion und Opazität von Bildern zurück (Danto, 2014 von Gesichtsbildern, ihre Verwendung, Dis‐ [1981]). Vereinfacht gesprochen verweist die tribution und Interpretation untersucht Nieves Opazität auf die Materialität, die Transparenz unter Bezugnahme auf das Konzept der »Fa‐ auf die Repräsentanz des Bildes. Gerade in ei‐ cilization« von Deleuze und Guattari (1987), nem Kontext – nämlich dem aktuellen Kontext welches als mächtige politische und institu‐ von uns Heutigen –, in dem die Bildhaftig‐ tionalisierte Maschinerie Prozesse der Homo‐ keit von Bildern, mithin ihre materielle Ge‐ genisierung und Reproduktion von gleichen bundenheit oder eben Opazität in Auflösung Gesichtern durch die Nivellierung und Ein‐ begriffen zu sein scheint, beharrt die Auto‐ ebnung von Unterschieden beschreibt, indem rin auf der unhintergehbaren Medialität des diese Differenzen und schließlich die Identität Bildes als der conditio sine qua non seiner spe‐ der Person selbst als normativ gefasst wer‐ zifischen ästhetischen, aber auch politischen den. Technologien der Gesichtserkennung, ihr und epistemischen Möglichkeiten, ohne die es Gebrauch und die aus ihnen hervorgehenden schlicht keine Transparenz geben könne. Ne‐ Bilder, so zeigt die Autorin, sind aufs Engs‐ ben solch begrifflich-konzeptuellen Klärungen te mit Vermessungs-, Standardisierungs- und in der Auseinandersetzung mit einschlägigen Kategorisierungspraktiken verbunden, die zu Autoren – wie Hans Belting, Max Imdahl einer Limitierung, Reproduktion und Wieder‐ oder Gottfried Boehm – erfolgen auch spora‐ belebung von physiognomischen Annahmen dische Ausflüge in die ältere Kunstgeschichte und Beurteilungen (beispielsweise zu Schön‐ zur weiteren Untermauerung der Kernannah‐ heit, »Rasse«, Gefährlichkeit) führen und da‐ me des Textes. Den größten Teil nehmen aber mit spezifische Macht- und Wissensordnungen mit dem erarbeiteten begrifflich-konzeptuellen generieren bzw. vorhandene Ordnungen stabi‐ Instrumentarium vorgenommene Beschreibun‐ lisieren und zu Diskriminierungen beitragen gen von und Überlegungen zu Bildern aus der können. eigenen künstlerischen Praxis der Autorin ein. Sabine Moller widmet sich in ihrem Beitrag Diese Bilder bestehen aus mehreren bemalten »Wie schreiben Filme (Familien-)Geschichte? halbtransparenten Trägermaterialien, die so auf Ein Essay zu den sozialen Bezugsrahmen von eine ihrerseits bemalte Leinwand gespannt wer‐ populären Bewegtbildern« ausgewählten ge‐ den, dass Zwischenräume entstehen. Die sich je schichtsmächtigen Spielfilmen, wie The Birth nach Blickwinkel offenbarenden oder überde‐ of a Nation, der den amerikanischen Bürger‐ ckenden Bildanteile verleihen den Bildern – in krieg behandelt, ferner aber auch der The‐ den Worten der Autorin – räumliche und tem‐ matisierung von Familiengeschichte unter do‐ porale Tiefe und Beweglichkeit, und es ist just kumentarischen Gesichtspunkten, wie in der die Transparenz ihres Materials, die ihre Opa‐ Dokumentation Familie Brasch aus dem Jahr zität unterstreicht. 2017. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Abigale Nieves begibt sich mit ihrem Bei‐ empirischen Erinnerungs- und Tradierungsfor‐ trag »Facial recognition technologies and the schung und mit Konzepten aus der Visual His‐ new physiognomic era« in das Feld politisch- tory. Im Durchgang durch Filme wie die eben technologischer Bildpraktiken im Kontext bio‐ Erwähnten, aber auch einer Reihe weiterer, metrischer Verfahren und befasst sich mit der kann Moller unterschiedliche Erzählmuster und Herstellung von Gesichtsabbildungen und -er‐ -schablonen sowie psychosoziale Funktions‐ kennungstechnologien. Der Gebrauch von Ge‐ weisen von Filmen, die (Familien‑)Geschichte sichtserkennungssystemen stellt ein expandie‐ schreiben, herausarbeiten. Schlussendlich – so 12 psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160)
S. Plontke, A. Utler & C. Kölbl: Bilderfluten und die psychosoziale Rolle des Bildes verdichtet die Autorin ihre Rekonstruktionen – Literatur geht es uns bei diesen Filmen weniger dar‐ Bachmann-Medick, D. (1996). Cultural turns. Neuorien‐ um zu erfahren, wie es »wirklich gewesen ist«. tierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek: Ro‐ Vielmehr triumphiere unsere emotionale Be‐ wohlt. dürftigkeit beständig über unseren empirischen Barthes, R. (1972). Rhétorique de l’ image. In W. A. Koch Realismus. (Hrsg.), Strukturelle Textanalyse – Analyse du récit – Den Aufhänger für Marc Dietrichs und Gün‐ Discourse Analysis (S. 240–251). Berlin et al.: de Gruyter. ter Meys Beitrag »Perspektiven einer Audio‐ Belting, H. (2001). Bild-Anthropologie. Entwürfe für eine visuellen Grounded-Theory-Methodologie und Bildwissenschaft. München: Fink. ihr Potenzial im Forschungsfeld ›digitale Ju‐ Belting, H. (2006). Das echte Bild. Bildfragen als Glau‐ gendkulturen‹« bildet ein Defizit ab, das die Au‐ bensfragen (2. Aufl.). München: C. H.Beck. toren bei der visuellen Jugendkulturforschung Benjamin, W. (1991 [1936]). Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Frankfurt/M.: ausmachen und das sie als »umständliches La‐ Suhrkamp. vieren« bezeichnen: Bei empirischen Auswer‐ Boehm, G. (1994). Die Wiederkehr der Bilder. In ders. tungen würden die verwendeten Auswertungs‐ (Hrsg.), Was ist ein Bild? (S. 11–38). München: Fink. methoden nur sehr unsystematisch miteinander Boehm, G. (2007). Wie Bilder Sinn erzeugen. Die Macht kombiniert. Diesem Defizit (das unseres Er‐ des Zeigens. Berlin: UP. Boehm, G. & Mitchell, W. J. T. (2007). Briefwechsel: achtens auch andere Forschungsbereiche kenn‐ Gottfried Boehm und Tom Mitchell. In H. Belting zeichnet) setzen Dietrich und Mey den Ansatz (Hrsg.), Bilderfragen. Die Bildwissenschaften im Auf‐ der Audiovisuellen Grounded-Theory-Metho‐ bruch (S. 37–46). München: Fink. dologie (AVGTM) entgegen, deren Schritte sie Bohnsack, R. (2011). Qualitative Bild- und Videointerpreta‐ tion: Die dokumentarische Methode. Opladen: Budrich. in ihrem Beitrag an ausgewählten Musikvi‐ Bohnsack, R. (2017). Praxeologische Wissenssoziologie. deos exemplarisch nachzeichnen. Um sowohl Opladen: Budrich. dem Bild- als auch dem Text-/Tonmaterial ge‐ Bredekamp, H. (2004). Drehmomente. Merkmale und An‐ recht zu werden, schlagen Dietrich und Mey sprüche des iconic turn. In H. Burda & C. Maar (Hrsg.), die Erstellung getrennter, aber gleichberechtig‐ Iconic turn. Die neue Macht der Bilder (S. 15–26). Köln: DuMont. ter Partituren vor. Die darin herausgearbeiteten Bredekamp, H., Fischel, A., Schneider, B. & Werner, G. Kategorien werden erst in einem anschließen‐ (2003). Bildwelten des Wissens. In H. Bredekamp & den Schritt übereinandergelegt bzw. miteinan‐ G. Werner (Hrsg.), Bilder in Prozessen (S. 9–20). Ber‐ der in Beziehung gesetzt. Neben diesen metho‐ lin: Akademie. dischen Weiterentwicklungen widmet sich der Burri, R. (2008). Doing images. Zur Praxis medizinischer Bilder. Bielefeld: transcript. Beitrag einem in der Jugendkulturforschung Chakkarath, P. & Straub, J. (2020; i. D.). Kulturpsychologie. bisher eher unterbelichteten Gegenstand: Mu‐ In G. Mey & K. Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitati‐ sikvideos aus dem Internet, da dieses – so ve Forschung in der Psychologie (2., aktual. u. erw. die These der Autoren – (mittlerweile) einen Aufl.). Wiesbaden et al.: Springer. zentralen Ort jugendkultureller Aushandlungen Danto, A. C. (2014 [1981]). Die Verklärung des Gewöhnli‐ chen. Eine Philosophie der Kunst. Frankfurt/M.: Suhr‐ darstellt. kamp. Abschließend sei den Autor*innen und den Deleuze, G. & Guattari, F. (1987). Year zero: Faciality. Gutachter*innen für die gute Zusammenarbeit, In dies., A thousand plateaus. Capitalism and schizo‐ Dr. Sandra del Pilar und dem Kunstmuseum phrenia (S. 167–191). Minneapolis: UP. Wilhelm Morgner für die Erlaubnis, ihr Bild Garz, D. & Kraimer, K. (Hrsg.). (1994). Die Welt als Text. Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneu‐ Boschs Kinder auf dem Heftumschlag verwen‐ tik. Frankfurt/M.: Suhrkamp. den zu dürfen, sowie Christina Huschke (Uni‐ Hörisch, J. (2001). Der Sinn und die Sinne. Eine Geschich‐ versität Bayreuth) für ihre Unterstützung bei te der Medien. Frankfurt/M.: Eichborn. den redaktionellen Arbeiten sehr herzlich ge‐ Jonas, H. (1994 [1973]). Homo Pictor. Von der Freiheit dankt. des Bildens. In G. Boehm (Hrsg.), Was ist ein Bild? (S. 105–124). München: Fink. Köhnen, R. & Plontke, S. (2018). Bild. In C. Kölbl & Sandra Plontke, Astrid Utler A. Sieben (Hrsg.), Stichwörter zur Kulturpsychologie & Carlos Kölbl (S. 71–79). Gießen: Psychosozial-Verlag. psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) 13
Schwerpunktthema: Bilderflut Langer, S. K. (1979 [1942]). Philosophie auf neuem Wege. »Bilderfluten« and the psychosocial role of images Mittenwald: Mäander. Abstract: This editorial introduces the current edition Mirzoeff, N. (1999). An introduction to Visual Culture. of psychosozial dedicated to the notion of Bilderflut. London et al.: Routledge. Mitchell, W. J. T. (1992). The pictorial turn. Artforum, The notion of Bilderflut (literally a »flood of images« 30(7), 89–94. in German) speaks to the omnipresence of images in Mitchell, W. J. T. (1997). Der Pictorial Turn. In C. Krav‐ various aspects of human life and to the psychosocial agna (Hrsg.), Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur roles played by images and image-related practices. (S. 15–40). Berlin: Edition ID-Archiv. Within the social sciences, images have long been Mitchell, W. J. T. (2008). Bildtheorie (übers. v. H. Jatho et al., hrsg. u. mit einem Nachw. v. G. Frank). Frank‐ dramatically underappreciated, being seen primarily furt/M.: Suhrkamp. in their role as illustrations of text. The current edi‐ Plontke, S. (2020; i. V.). Bild. In J. Reichmayr, P. Chakka‐ tion is an attempt to address this deficit. In order to rath & E. Haldorsson (Hrsg.), Psychotherapie. Sozial- further contextualize the contributions, the metaphor und kulturwissenschaftliche Grundbegriffe für Ausbil‐ Bilderflut which is widely used is discussed. Then dung und Praxis. Wien: Mandelbaum. Plontke, S., Przyborski, A. & Straub, J. (2020; i. V.). the iconic constitution of humans and the role of im‐ Qualitative Methoden der Bildinterpretation, Bildge‐ ages for their self- and world-understanding and the brauchs- und -wirkungsanalyse in der Psychologie. In possibilities of iconic communication and (self‑)ar‐ G. Mey & K. Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitati‐ ticulation are indicated. Finally the relations between ve Forschung in der Psychologie (2., aktual. u. erw. Aufl.). Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/ language and image are focused and the iconic and referencework/10.1007%2F978-3-658-18387-5 pictorial turn with their respective assumptions with‐ Przyborski, A. (2018). Bildkommunikation. Qualitative in the horizon of a critique of logocentrism. Bild- und Medienforschung. Berlin et al.: de Gruy‐ ter. Keywords: Bilderfluten, iconicity, iconic turn, pic‐ Rheinberger, H.-J. (2006 [1997]). Experimentalsysteme und epistemische Dinge. Eine Geschichte der Proteinsyn‐ torial turn, image practices, mediatization, pictorial these im Reagenzglas. Frankfurt/M.: Suhrkamp. sciences, Visual Culture Rorty, R. (Hrsg.). (1967). The linguistic turn. Essays in philosophical method. Chicago: UP. Die Herausgeberinnen und der Herausgeber Sachs-Hombach, K. (Hrsg.). (2005). Bildwissenschaft. Sandra Plontke, M. A., ist wissenschaftliche Mitar‐ Disziplinen, Themen, Methoden. Frankfurt/M.: Suhr‐ kamp. beiterin am Lehrstuhl für Sozialtheorie und ‑psy‐ Straub, J., Przyborski, A. & Plontke, S. (2020; i. D.). Bild‐ chologie und wissenschaftliche Assistentin am Hans theorie. Eine sozialwissenschaftliche, handlungs- und Kilian und Lotte Köhler-Centrum (KKC) für sozial- kulturpsychologische Perspektive im Kontext multi- und kulturwissenschaftliche Psychologie und histo‐ und interdisziplinärer Bildwissenschaften. In J. Straub, rische Anthropologie sowie Koordinatorin der Pro‐ Psychologie als interpretative Sozial- und Kulturwis‐ senschaft. Grundzüge einer handlungstheoretischen jektlinie Forschendes Lernen bei inSTUDIESplus an Kulturpsychologie. Teilband 1: Wissenschaftsverständ‐ der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschungsinter‐ nis, Theorie, Programmatik. Ausgewählte Schriften. essen liegen in den Bereichen Bildwissenschaften, Gießen: Psychosozial-Verlag. Visual Culture, Design und Media Studies, Kul‐ Ullrich, W. (2019). Selfies. Berlin: Wagenbach. turpsychologie und Science & Technology Studies. Tieke, H. (2016). »Martin Luther, Mediengigant«. Frank‐ furter Rundschau. https://www.fr.de/kultur/luther-med Gegenwärtig arbeitet sie an einer Praxeografie des iengigant-11080763.html (Stand: 31.03.2020). digitalen Bildes, in der sie sich mit der Ko-Konstruk‐ Utler, A. (2017). »There is nobody here – no German tion von Bildern, Technik und Wissen in der Ent‐ body«. Deutschlandbild(er) eines Geflüchteten. psy‐ wicklung von Computerspielen auseinandersetzt. Zu chosozial, 40(4), 41–56. Wittgenstein, L. (1997a [1921]). Tractatus logico-philo‐ ihren jüngsten Publikationen gehört der mit Jürgen sophicus. In ders., Werkausgabe, Bd. 1 (S. 7–85). Straub herausgegebene Band 5: Soziologische, sozi‐ Frankfurt/M.: Suhrkamp. alpsychologische und zeitdiagnostische Analysen der Wittgenstein, L. (1997b [1953]). Philosophische Untersu‐ Gesammelten Schriften Hans Kilians (Gießen: Psy‐ chungen. In ders., Werkausgabe, Bd. 1 (S. 225–580). chosozial-Verlag 2020). Frankfurt/M.: Suhrkamp. Würgler, A. (2013). Medien in der Frühen Neuzeit. En‐ zyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 85. München: Astrid Utler, Dr., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin Oldenbourg. am Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Bay‐ 14 psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160)
S. Plontke, A. Utler & C. Kölbl: Bilderfluten und die psychosoziale Rolle des Bildes reuth. Zu ihren Forschungsinteressen und ‑schwer‐ (2020) sowie Ernst Boesch’s cultural psychology of punkten gehören insbesondere interkulturelle, kul‐ education. Culture & Psychology, 26(2), 159–172 turpsychologische Fragestellungen. Derzeit arbeitet (2020). sie an einem Forschungsprojekt zu Deutschland‐ bildern von Geflüchteten und Nicht-Geflüchteten, Kontakt wobei sie zu deren Erfassung sowohl Interviews als Sandra Plontke, M. A. auch (von den Teilnehmenden gemachte) Fotos her‐ Ruhr-Universität Bochum anzieht. Zu ihren Publikationen gehört »Aber der Fakultät für Sozialwissenschaft Tongchun is’ echt komisch«: Differenzerfahrungen Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie im Migrationskontext (Bochum: Westdeutscher Uni‐ D-44801 Bochum versitätsverlag 2014). E-Mail: sandra.plontke@rub.de Carlos Kölbl, Prof. Dr. phil., ist Inhaber des Lehr‐ Dr. Astrid Utler stuhls für Psychologie an der Kulturwissenschaft‐ Universität Bayreuth lichen Fakultät der Universität Bayreuth. In seiner Kulturwissenschaftliche Fakultät Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit Illi‐ Lehrstuhl für Psychologie teralität in urbanen Kontexten, der Entwicklung von D-95440 Bayreuth Gesellschaftsverständnis und Geschichtsbewusstsein E-Mail: astrid.utler@uni-bayreuth.de sowie der kulturhistorischen Psychologie (Vygotskij, Lurija, Leont’ev). Zu seinen jüngeren Veröffentli‐ Prof. Dr. Carlos Kölbl chungen gehören der gemeinsam mit Anna Sieben Universität Bayreuth herausgegebene Band Stichwörter zur Kulturpsycho‐ Kulturwissenschaftliche Fakultät logie (Gießen: Psychosozial-Verlag 2018) und die Lehrstuhl für Psychologie Zeitschriftenartikel: Fausto Reinaga sobre educa‐ D-95440 Bayreuth ción. Un esbozo. Foro de educación, 18(1), 67–84 E-Mail: carlos.koelbl@uni-bayreuth.de psychosozial 43. Jg. (2020) Heft II (Nr. 160) 15
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