Eine Forschungsinitiative von Durchführung von - Media Impact
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_vorwort 04 _a zielsetzung 06 Die Suche nach dem Wirkungsdifferenzial bewusst genutzter Medien _b forschungsfragen 08 Die Forschungsfragen und die Ergebnisse im Überblick _c methodik 11 Die Nutzung eines iterativen und ergebnisoffenen Designs _d ergebnisse 31 Die relevanten Treiber für die Werbewirkung _e beispiele für die mediapraxis 44 Berechnung eines Planungsparameters _kontakt 50 _inhalt
W erbungtreibende sind auf die chungsdesigns, die zudem häufig nur Transparenz und Vergleich- (Schein-) Korrelationen belegen. Denn barkeit von Medien angewie- nichts ist härter als die Realität. sen. Sie benötigen aktuelle und ver- lässliche Daten, mit deren Hilfe sie die Aus diesem Grund haben Axel Sprin- Leistung von Werbeträgern bewerten ger, Mediaplus, facit und Media Im- und vergleichen können. pact - aufbauend auf den anregen- den Diskussionen zu den Ergebnissen Grundlage dafür sind seit jeher Reich- der Auftaktstudie „Bewusste Reichwei- weite, Affinität und TKP. Doch die Zei- te“ von Axel Springer und dem Institut ten haben sich geändert. Dieser Pla- für Demoskopie in Allensbach - die nungsdreiklang greift bei einer stetig Forschungsinitiative ins Leben gerufen. wachsenden Kanalvielfalt und immer stärkerer Zielgruppenfragmentierung „MEDIENWIRKUNGSDIFFERENZIALE: zu kurz. Um die veränderten Bedin- different media – different effects“ gungen auch in der Mediaplanung zu berücksichtigen, bedarf es weiterer Erste Ergebnisse dieses iterativen For- qualifizierender Parameter, die die schungsprojekts wurden bereits mit Werbewirkung der Medien vergleich- dem FIPP AWARD in GOLD for Best & _vorwort bar und damit planbar macht. Reich- Innovative Use Of Insights ausgezeich- weite bleibt wichtig, denn ohne Reich- net „aufgrund der hohen praktischen weite ist alles nichts. Ebenso wichtig Relevanz für alle Markteilnehmer*in- bleiben auch Affinität und TKP für eine nen“, so die Begründung der Jury. Grundverortung der Medien. Aber welche Spillover-Effekte existieren, d.h. Das interdisziplinäre Projektteam setzt _a zielsetzung welche Werbeträgereffekte es von be- sich zusammen aus: wusst genutzten Medien (am Beispiel _b forschungsfragen des Nachrichtengenres in TV, Print, On- _AS und media impact: Auftraggeber line und Social Media) tatsächlich auf und Konzeption, _c methodik Werbeerinnerung gibt, da tappt die _facit: durchführendes Institut Forschung bisher – so ehrlich sollten _mediaplus: Beratung auf mediapla- _d ergebnisse wir sein – noch ziemlich im Dunkeln. Zu nungssicht, häufig werden vermeintliche Gewiss- _einem Kundenbeirat: der regelmäßig _e beispiele für die mediapraxis heiten aus der Wissenschaft zitiert, frische Impulse für die konkreten Fra- die gar keine sind, wie unsere umfang- gestellungen liefert, _kontakt reiche Analyse von (inter-) nationalen _der Texas Tech University (USA): eine wissenschaftlichen Studien zum The- der forschungsstärksten Universitä- ma Werbewirkung aufdeckt. „Gewiss- ten der USA, verantwortlich für die heiten“, die ungeprüft, limitierende kritisch-neutrale, wissenschaftliche Auswirkungen auf Fragestellungen und Begutachtung, vertreten durch Dr. Studiendesigns haben. Tino Meitz, _ISBA Informatik Service GmbH: zur Wir wären daher gut beraten, in der Überprüfung der statistischen Not- Werbewirkungsforschung nichts vo- wendigkeit einer nachträglichen rauszusetzen und eher getreu dem Werbekontaktnormierung je Medium, Motto: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ vertreten durch Jan Otto Buhr. zu agieren, wenn wir echte, medien- differenzierende Effekte erforschen Diese Kombination ist einzigartig in der wollen. Prämisse sollte viel häufiger Werbewirkungsforschung. Ein beson- ein ergebnisoffener Forschungsansatz derer Dank gilt daher allen beteiligten sein, der möglichst die Realität abbil- Kundenvertreter und kritischen wissen- det und die Zusammenhänge kausal schaftlichen Begleiter*innen. nachweist, statt konstruierte Untersu- Clarissa Moughrabi 4 5
E ine entscheidende Frage in der Die Forschungsgemeinschaft aus Werbewirkungsforschung lautet: Mediaplus, Axel Springer und Media Welche Faktoren beeinflussen Impact hat sich zum Ziel gesetzt: die Werbewahrnehmung und gibt es unterschiedliche Effektstärken je Me- _Alle bewusst genutzten Mediengat- dium? Die Standardinstrumente der tungen (d.h. TV, Online, Print), inklu- klassischen Marktforschung liefern sive Social Media, in ihrer Wirkung hier keine ausreichenden Antworten vergleichbarer zu machen und beleuchten meist nur (korrelative) Einzelaspekte. Zudem mangelt es an _Werbewirkungsrelevante Einflussfak- Untersuchungen, die Kausalzusam- toren zu ermitteln und Wirkungs-Zu- menhänge belegen. Die Mediennut- sammenhänge zu entschlüsseln zungsrealität ist komplexer geworden, deshalb bedarf es auch Studien- _Ausgangspunkt ist die Aufmerksam- designs, die diese Realität abbilden. keit der Basis KPI Ziel der Forschungsinitiative „MEDIEN- WIRKUNGSDIFFERENZIALE“ ist es, die _Einen essenziellen Mehrwert für die entscheidenden Variablen – über die Vermarktung und Mediaplanung zu Standard-KPIs hinaus – als medien- schaffen und auf Wirkung basie- _a zielsetzung qualifizierende Wirkungsfaktoren zu rende Gewichtungsfaktoren für die identifizieren und diese perspektivisch Reichweite der einzelnen Medien(- zur leichteren mediaplanerischen gattungen) zu identifizieren Operationalisierung in einen Pla- nungsparameter zusammenzuführen. Denn auch Kund*innen und Agenturen Die Zielsetzung und Ausrichtung der _b forschungsfragen fordern neue Lösungen: Forschungsinitiative wurde maßgeb- lich durch die Bedarfe der Kund*innen _c methodik – in Form eines eigens berufenen Bei- rats – bestimmt: _d ergebnisse Das Zählen gattungs- Sebastian Sroka, Lidl / Dieter Lutz / bezogener Kontakte und _e beispiele für die mediapraxis Helmut Huber, Check24 / Andreas deren (Schein-) Vergleich Urbach, LG Electronics _kontakt bringen uns nicht weiter […], gesucht seien Die Anforderungen des Kundenbeirats vielmehr ganzheitliche fokussierten sich dabei auf die folgen- Erklärungen dazu, was bei den Fragen: der Werberezeption im Menschen vorgehe. _Wie erzielt man im Werbe-Clutter (Klaus-Peter Schulz, HORIZONT 2020) Aufmerksamkeit? _Was genau erhält Aufmerksamkeit und wie kann es für Werbung genutzt Unsere Guideline daher: wir setzen werden? nichts als Fakt voraus, sondern hinter- fragen auch Sichergeglaubtes, gehen _Wirkt nur die Werbung an sich oder sorgfältig Schritt für Schritt anhand gibt es Medieneffekte, von denen eines mehrstufig.–.validierenden For- Werbekund*innen profitieren kön- schungs.–.Designs vor und achten auf nen? medienadäquate Stichproben und Fallzahlgüte. Die Suche nach dem Wirkungsdifferenzial bewusst genutzter Medien 6 7
_attention Welche Dimensionen – operationalisiert durch Content- und Werbe-Erinnerung – _b forschungsfragen führen zu erhöhter Aufmerksamkeit? _reputation _c methodik Haben unterschiedliche Dimensionen der Medienreputation und Erwartungshaltung _d ergebnisse an ein Medium Auswirkungen auf die _e beispiele für die mediapraxis Werbewahrnehmung (gemessen als Erinnerung)? Wenn ja, wie stark sind _kontakt diese Effekte? _content Generieren unterschiedliche Medien (-kanäle) mit ihrem spezifischen Mix an Content-Elementen Unterschiede in der Erinnerung von Content und Werbung? Die Forschungsfragen im Überblick 8 9
_ZWISCHENFAZIT Die Identifizierung relevanter Einflussfaktoren der Mediennutzung auf Werbewirkung ist gelungen. Durch praxisnahe Implikationen kann zu- dem ein konkreter Mehrwert für die Vermarktung und Mediaplanung geschaffen werden. _Ein Vergleich der bewusst genutzten Mediengattungen1 (inklusive Social Media) in ihrer Wirkung ist möglich. _Eine Grundlage für die Operationalisierung auf Wirkung basierender übergreifender KPIs für die Media- und Kommunikationsplanung ist geschaffen. 1 am Beispiel des reichweitenstarken Nachrichtengenres 2 Mit Bezug auf Werbe- und Markenerinnerung _Zusammenfassung der Ergebnisse _c methodik Um die grundsätzlichen Medienwir- klassischen Medien gegenüber kungsdifferenziale darzustellen, wer- Nachrichteninhalten auf Social Media den zunächst auf Gattungsebene dargestellt. Hier zeigen sich die _d ergebnisse Nachrichtenangebote in stärksten Werbeträgereffekte. _e beispiele für die mediapraxis _kontakt Abb. 1 Überblick Kernergebnisse - Einflussgrößen auf die Werbewirkung (operationalisiert als Werbe- bzw. Markenerinnerung) und ihre Bedeutsamkeit Die Nutzung eines iterativen und ergebnisoffenen Designs 10 11
U m neue, entscheidende MEDIENWIRKUNGSDIFFERENZIALE zu erforschen, wurde strikt iterativ, also step by step vorgegangen (s. Abb. 2). Nach jedem Schritt wurde geprüft, ob sich die Ausgangshypothesen bestätigen oder ob die Vorgehensweise korrigiert werden musste – es wurde ergebnisoffen geforscht. Nach jedem Schritt wurde geprüft, ob sich die Ausgangshypothesen bestätigen oder ob die Vorgehensweise korrigiert werden muss. Zudem wurde nach jedem Schritt wurde der Methoden- sowie der Kundenbeirat konsultiert. _Überblick zur Methodik des Forschungsprojekts Im ersten Schritt wurden umfassende Befragungsphasen: Screener-, Vor- Meta- und Sekundäranalysen (Ana- und Nachbefragung, sowie als ergän- lysen der angewandten- und Grundla- zendes Instrument eine physiolo- genforschung zu den Themen: Repu- gische Messmethode, den Hautleit- tation und Attention) zur Hypothesen- wert (Elektrodermale Aktivität; EDA), bildung und Sammlung möglicher Trei- der die Aktivierung auf einen Reiz ber für die Werbewahrnehmung (in zeigt. Form von Werbeerinnerung) durchge- führt. (Schritt 1) Die Forschungsinitiative hat eine ein- zigartige Datengrundlage generiert, Einbezogen wurden nur Studien, die die nicht nur die zentralen Fragestel- Kausalzusammenhänge zwischen Me- lungen beantwortet und Zusammen- Abb. 2 Forschungsprojektphasen dienangeboten und Werberezeption hänge aufdeckt, sondern auch ganz belegen und einer methodischen praktische, für den Vermarktungs- und Überprüfung standhalten. Agenturalltag dringend benötigte In- sights bietet. Anschließend flossen die Erkenntnisse aus den Sekundäranalysen zur weite- ren Untersuchung zunächst in tiefen- psychologische Einzelinterviews und nachfolgend in Gruppendiskussionen ein. (Schritt 2) Zudem wurden weitere Forschungshypothesen und mögliche Treiber von Werbewirkung exploriert. Identifiziert wurden die Treiber Auf- merksamkeit, Content, Erwartungs- haltung, Intensität, Reputation und Sympathie. Die Ergebnisse der zwei Analysen und der qualitativen Vorstudie flossen schließlich zur Validierung der relevan- ten Treiber für Werbewirkung in einen Live-Mediennutzungs-Test ein, der mit 511 Interviews der größte seiner Art ist. (Schritt 3) Dieser umfasste neben zwei Medien- nutzungssituationen insgesamt drei Abb. 3 Eingesetzte Forschungsmethoden 12 13
Schritt _2 Qualitative Vorstudie Schritt _2 Qualitative Vorstudie METHODENDETAILS ZUNÄCHST: Qualitative Vorstudie _Tiefeninterviews (,um Motive und individuelle Erfahrungen - auch seltene und abweichende - zu verstehen), Face-to-Face Feldzeit August 2019 Themen Reputation & Vertrauen, Aufmerksamkeit & Wirkungspotential, Nutzungsmotivation, Content & Abstrahleffekte, Werbeakzeptanz Abb. 4 Studiendesign Abb. 6 Medienauswahl Abb. 5 Zusammensetzung der Stichprobe (Ausgewogenheit im biologischen Geschlecht und Alter), Dauer und Be- fragungsorte) 14 15
Schritt _2 Qualitative Vorstudie METHODENDETAILS ANSCHLIEẞEND: Qualitative Vorstudie _Gruppendiskussionen (,um sicherzustellen, dass ein breites Spektrum an Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen generiert wird), Fokusgruppen, Face-to-Face Feldzeit August 2019 Themen Vertrauen, Aufmerksamkeit, Content & Abstrahleffekte Abb. 7 Studiendesign Abb. 9 Fallzahl, biologisches Geschlecht Abb. 8 Zusammensetzung der Stichprobe Abb. 10 Medienauswahl 16 17
Schritt_3 Quantitativer Live-Test B eim Live-Test handelt es sich Videomaterial = 1,2 Terrabyte, das um eine „problemorientierte entspricht 122 Spielfilmen à 95 Minu- Grundlagenforschung“ mit ten. Um auch Unterbrecherwerbung hohem Praxisbezug, die am Beispiel in TV untersuchen zu können und des Nachrichtengenres durchgeführt erste Hypothesen für fiktionale wurde. Einerseits handelt es sich Unterhaltungsumfelder zu er- um das in jedem Kanal mit Abstand möglichen, wurde exemplarisch reichweitenstärkste Genre. Zudem “Two and a Half Men“ (Pro 7) als können durch die hohe Aktualität Content- und Werbeumfeld in den mögliche Content-bezogene Effekte Test integriert, da TV-Nachrichten so leichter kontrolliert werden, da nicht von Werbung unterbrochen über die meisten (Groß-)Ereignisse werden dürfen. (z.B. Demos gegen Klimawandel, Ausstieg USA aus Klimaabkommen, Für YouTube und facebook wurden Mauerfall Jubiläum, Brexit) auf allen – aus datenschutzrechtlichen Kanälen – mit leichten, dem Charakter Gründen - realitätsnahe Mockups des Medium entsprechenden mit einer Mischung aus aktuellen Unterschieden – berichtet wird. nachrichtlichen und unterhaltenden Inhalten erstellt und für die rando- Es wurden dabei folgende Medien- misierte Ausspielung ein Pool aus Abb. 12 Mockup-Beispiel facebook, insgesamt 47 Artikel inkl. Videos (konnten gescrollt werden), 9 überscrollbare gattungen-/Angebote im Zeitraum insgesamt 11 Bewegtbildspots Video Ad Posts, Dauer der Bewegbildwerbung zwischen 15-22 Sekunden, keine Displaywerbung 06. November bis 09. Dezember 2019 (YouTube: Pre-Roll, facebook: betrachtet: Video Ad Post) vorgehalten. _Nachrichtensendungen im TV: TV tagesschau, rtl aktuell, WELT Livenutzung der _Tages- und Wochenzeitungen: BILD, Nachrichtensendungen zum BILD am SONNTAG, SPIEGEL, stern, Ausstrahlungszeitpunkt WELT, WELT am SONNTAG Print _digitale Ausgaben von Nachrichten- angeboten: BILD, Spiegel Online3 , Vorlage der tagesaktuellen WELT Ausgaben am Morgen _Social Media: facebook und YouTube Online Die natürliche Mediennutzung der Nutzung des Chrome Extension jeweils tagesaktuellen Ausgaben Managers zur Steuerung der Live- wurde durch eine Videoaufzeichnung Nutzung ergänzt, zudem erfolgte vor Ort eine Live-Codierung der Werbemarken Social Media und deren Einpflegen in den Online- Fragebogen. Insgesamt gab es 1.022 Realitätsnahe Mockups inklusive Nutzungssessions und 193 Std. Bewegtbildwerbung aus unterschiedlichen Branchen Abb. 13 Mockup-Beispiel YouTube, insgesamt 22 Videos, aus denen 6 Videos frei ausgewählt und gesehen wurden, 6-Pre-Rolls non-skippable, Dauer der Bewegtbildwerbung zwischen 15-22 Sekunden Abb. 11 Natürliche Mediennutzungssituation 3 Vor Umstellung der Digital-Marke 18 19
_Forschungssetting Quantitativer Live-Test _Forschungssetting Quantitativer Live-Test Feldzeit und Ort November-Dezember 2019, München Methode Studiotest mit Live-Mediennutzung, Online-Fragebogen (Online- Vor- und Nachbefragung CAWI) und impliziter Messung (EDA Messung sog. Hautleitwert) zur Ergänzung/Validierung der Befragungs-Insights Abb. 15 Studienablauf, insgesamt ca. 1.022 Nutzungssessions Teststudio 4 Vor Umstellung der Digital-Marke Krämer Marktforschung September – Partner für implizite Messmethoden Special Features Begleitende Videoaufzeichnung der natürlichen Mediennutzung, Live-Codierung der Werbemarken und deren Einpflegen in den Online-Fragebogen, keine Manipulation des Test-Materials, d.h. sehr realitätsnahes Untersuchungsdesign. Codierung des gesamten Contents nach strukturellen Mustern (wie Bild-, Video-, Textgestaltung, Inhalte etc.). Abb. 14 Studiendesign Abb. 16 Durch die Rotation 2er-Medienkombinationen ergeben sich insgesamt 12 Teilgruppen 20 21
_Screener _Vorfragebogen Abb. 17 Abb. 19 _Verteilung der Proband*innen pro Medium _Nachfragebogen Abb. 18 Abb. 20 1 Vor Umstellung der Digital-Marke 22 23
_Eingesetzte statistische Verfahren in den verschiedenen Projektphasen U m echte Zusammenhänge, Anders als in der wissenschaftlichen nicht bloß beschreibende Literatur bisher festgestellt, steht Korrelationen herauszufinden, beim Attribut „leicht verständlich“ bedarf es diverser statistischer im Vordergrund, dass die Nutzung Verfahren. Bei den, der MEDIEN- der Medienangebote möglichst WIRKUNGSDIFFERENZIALE-Studie wenig Anstrengung verursacht zugrundeliegenden Verfahren, (Aspekt der Unterhaltung / Auszeit / handelt es sich vor allem um die Gesprächsstoff). Faktorenanalyse (explorativ) und die multiple logistische Regression. Die zwei Faktoren wurden auf ihre Un- abhängigkeit voneinander getestet _Faktorenanalyse und anschließend sukzessive in die logistische Regression einbezogen. Die Faktorenanalyse ist ein Parallel wurde jeweils die Güte und Verfahren, bei dem eine Vielzahl Interpretierbarkeit jedes Regressions- von Variablen auf eine geringere modells überprüft. So kann für jedes Anzahl an Faktoren reduziert wird, Medium ermittelt werden, welcher die dafür aber zentraler sind und Faktor am ehesten arbeitet und ob Abb. 21 Reputation: Wertebereich -1,81 bis 1,93 // Affektive Erwartungshaltung: Wertebereich -2,66 bis 1,51 / In der eine gemeinsame Interpretation dieser Faktor, angewandt auf dieses Interpretation wurde sich auf unabhängige Variablen mit einer Irrtumswahrscheinlicht von kleiner-gleich 5% fokussiert. mehrerer Einzelvariablen erlauben. Medium, einen signifikanten Einfluss Es geht um Dimensionsreduktion zur auf die Werbewirkung hat. Identifizierung von beschreibenden, zusammenfassenden Faktoren. Anschließend gingen die Faktorwerte _Multiple logistische Regression als unabhängige Prädiktoren in eine multiple Regressionsanalyse Regressionsanalysen sind statistische Verfahren, mit denen berechnet werden Auf diese Weise konnten 2 Faktoren ein. Vor diesem Hintergrund wurde kann, ob eine oder mehrere unabhängige Variablen (UV) eine abhängige identifiziert werden: für die Faktorenanalyse die in Variable (AV) – beispielsweise Werbeerinnerung – beeinflussen. Dabei lässt der Praxis gängige Methode der sich auch berechnen, wie stark der Zusammenhang zwischen diesen Variablen _Hirn Basis sind 4 Variablen mit Hauptkomponentenanalyse mit ist. Im Gegensatz zu einer Korrelation ist es somit möglich, kausale Effekte, die Faktorladung > 0,6 und 2 weitere > 0,5. Varimax-Rotation angewandt. in ihrer Wirkrichtung bestimmt sind (A beeinflusst B), zu untersuchen und nicht Hat einen eher rationalen Charakter nur bloße Zusammenhänge zu ermitteln, die keine Auskunft darüber geben, in und wird durch: Maßstäbe setzen, Handlungsleitend für Auswahl und welche Richtung ein Zusammenhang wirkt (A beeinflusst B oder B beeinflusst A). Vertrauen in Information, Ich weiß, Formulierung der abgefragten Die hier angewandte multiple logistische Regression ermöglicht es dabei den was Ich bekomme, Standpunkt haben, Items sind die Ergebnisse der Einfluss mehrerer unabhängiger Variablen auf eine abhängige Variable (bspw. auf Neues aufmerksam werden, qualitativen Forschung sowie die Werbeerinnerung) zu überprüfen. Themen, die bewegen, beschrieben Bestätigung aus der Metaanalyse →„Reputation“ und Sekundäranalyse, dass es bei einer Hinwendungsentscheidung viel _Signifikanz _Herz Basis sind 3 Variablen mit weniger um Reputation geht, sondern Faktorladung > 0,6 & 1 Variable um die affektive Erwartungshaltung. Wird ein statistisches Ergebnis als signifikant bezeichnet, so drückt mit Faktorladung > 0,4. Und be- dies aus, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit eine angenommene Hypothese schreibt einen eher entlastenden, Alter./ biologisches Geschlecht treffe auch auf die Grundgesamtheit zu, nicht über einem festgelegten Niveau entspannten, emotionalen Faktor: dienten als Kontrollvariablen, um die liegt. Einfach gesagt: Ein gemessener Zusammenhang zwischen zwei Variablen Auszeit vom Alltag, Gesprächsstoff, Fehlervarianz zu minimieren und damit tritt in der Stichprobe nicht einfach zufällig auf, sondern trifft auch für die leicht verständlich, unterhalten wer- die Belast-barkeit der Ergebnisse zu Grundgesamtheit zu. Irrtumswahrscheinlichkeit. den./.gute Unterhaltung bekommen erhöhen. → „Affektive Erwartungshaltung“ Scannen, um die Erklärung zur Hauptkomponenten- 24 analyse zu lesen: 25
fern kausal, als dass hier strukturprüfend vorge- Insbesondere in explorati- gangen wird. ven Verfahren können Zu- (Dr. Tino Meitz, 2020) sammenhänge und Ablei- tungen bei einem Großteil der betrachteten aktuel- Zudem basieren bisher vergleichende len Studien statistisch nur Medien- oder Werbewirkungsstudien vermutet werden, da im aus der angewandten Forschung fast eigentlichen Sinne keine immer auf einem strikt kontrollieren- experimentelle Anordnung den Design. Das meint vor allem: in je- zugrunde liegt. dem Medium und in jedem Kanal muss (Dr. Tino Meitz, 2020) die gleiche Werbung bzw. die gleiche Kampagnen(-kreation) vorhanden sein, sonst könne – aufgrund des mög- lichen Einflusses der Kreation oder Abb. 22 Erläuterung Irrtumswahrscheinlichkeit Die Mühe Kausalzusammenhänge vorhandener Ad-Stock-Unterschiede (beispielsweise via Regressionsana- kein isolierter Einfluss des Mediums lysen) herauszufinden, machen sich erforscht werden. Die strikte, auch die Wenigsten. Der Grund liegt auf der heute immer noch, vor allem in der _Zur Einordnung: Güte der Studie / Forschungsdesign im Härtetest Hand: Qualität kommt von Quälen, psychologischen, wissenschaftlichen aber zur Wahrheit gehört auch: Qua- Forschung vermittelte Lehre, findet so lität muss man sich leisten – sprich: auch als Quasi-Gesetzmäßigkeit Ein- Hinsichtlich der Untersuchung rele- sondern offenbart zum Teil schlicht qualitativ hochwertige Forschung gang in die angewandte Marketing- vanter Treiber der Werbewirkung und nicht haltbare Dateninterpretationen gibt es nicht umsonst. Zur Beantwor- forschung. Die Forschungsinitiative der hierfür eingesetzten Forschungs- und Ableitungen. Woran liegt das? tung von Kund*innenfragen bedarf es MEDIENWIRKUNGSDIFFERENZIALE hat methodik wurden insbesondere zwei eines ausreichend hohen Forschungs- sich mit dem Live-Test bewusst für ein Punkte kontinuierlich diskutiert: Die DNA jedes Forschungsprojektes ist budgets oder eben eines Zusammen- anderes Vorgehen entschieden. die Stichprobe. Und hier überwiegen – schlusses in Form einer Forschungsini- Warum? Der wissenschaftliche An- _Ist ein offenes Studiendesign tragbar in der Wissenschaft sog. Student Sam- tiative. spruch scheitert schon daran, dass bzw. inwieweit müssen Studiende- ples, also eine willkürliche Ansprache es kaum Kampagnen gibt, die kanal- signs kontrolliert sein? von Kommiliton*innen für die Teilnah- übergreifend ausgespielt werden, sie me an den aktuellen Arbeiten anderer deshalb auch nicht getestet werden _Ist eine Normierung der Werbekon- Kommiliton*innen - und in der an- Insofern ist die von facit können. Wieso also etwas nachbilden (bspw. via aufwändig konstruierter takte bzw. Kontaktdosis notwendig? gewandten Forschung vor allem On- umgesetzte Feldanord- Dummies und Inserts), was nicht der line-Samples, die natürlich nicht per Wie wichtig es ist, neue Wege in se weniger Qualität haben, wohl aber nung vor allem eines: ehr- (Buchungs-) Realität entspricht? Des- der Untersuchungsanlage von For- durch ihren strukturell-inhärenten Bias lich! Hier wird tatsächlich halb gibt es auch so wenige übergrei- schungsdesigns – unter Wahrung (non repräsentativ, selbstrekrutierend, explorativ das Medien- fend vergleichende Medientests. Die größtmöglicher Sorgfalt – zu gehen, non controlled, incomplete data base) nutzungsverhalten in Konsequenz: die relevanten Kund*in- zeigt sich nach den weltweit wohl keine Allgemeingültigkeit haben kön- einer ‘natürlichen‘ Um- nenfragen bleiben häufig unbeant- umfassendsten Sekundäranalysen nen. Bei den wenigen Studien – aus gebung operationalisiert, wortet. zur angewandten Werbewirkungsfor- angewandter und wissenschaftlicher und gängige Messver- schung (facit, 2019) und wissenschaft- Forschung, die diese Anforderungen licher Grundlagenforschung, mit Blick erfüllen – basieren vermeintliche Ge- fahren, einschließlich der auf die KPIs Reputation und Attention wissheiten meist nur auf deskriptiven Arousal-Messung, werden (Meitz, 2019/2020) als direkte Einfluss- Analysen oder korrelativen Einzelas- über einen vergleichswei- faktoren auf Werbewirkung. pekten. Das Fazit von Dr. Tino Meitz se langen Messzeitraum Das Ergebnis für beide Disziplinen ist von der Texas Tech University an die- auf ihre Eignung geprüft. eindeutig: Der Großteil der Veröffent- ser Stelle lautet daher: Das Vorgehen ist nicht lichungen hat nicht nur Schwächen, experimentell, aber inso- 26 27
Zur Ergebnissicherung wurde zusätz- Die Anzahl der ausgespielten Mar- lich ein unabhängiger Statistiker be- ken/ Werbungen hat keinen we- auftragt, die Studienergebnisse einem sentlichen Einfluss auf die Wer- Härtestest zu unterziehen. Hierfür beerinnerung und sind durch wurden eine konkrete Forschungsfra- Fallzahlschwankungen bedingt. ge und Einfluss-Hypothese formuliert, die es zu überprüfen galt. _Das bedeutet, dass die Kontaktdo- sis nicht normiert werden muss und es im Nachgang „keinen Anlass und keine Handhabe gibt, die gemesse- _Forschungsfrage nen Werte zu korrigieren“. (ISBA, 2020) Nimmt mit jedem zusätzlich in einem _Die gattungsspezifischen Niveau- Medium ausgespielten Marken-/ Wer- unterscheide in der Erinnerungs- bekontakt die Wahrscheinlichkeit ab, leistung liegen in der Werbeform dass diese Marke/ Werbung erinnert begründet: Bewegtbildwerbung wird? (Nachrichtenformaten in TV, YouTube und facebook) und Bild-/Text-Wer- _Hypothese bung (Nachrichtenangebote in Print und Online). Es ist wahrscheinlicher, dass 2 von 4 Siehe dazu auch Kapitel _d Ergebnisse. ausgespielten Marken erinnert wer- den, als 10 von 20 ausgespielten Marken. _ZWISCHENFAZIT Hierfür kooperierte facit eng mit der Mediaforschungsabteilung der Me- Die Werbewirkungsforschung diaplus sowie dem externen Institut neigt zum „German Over-En- ISBA in Hamburg, welche hinsichtlich gineering“. Werbewirkungs- derartiger Fragestellungen auf ein forschung sollte nicht nur breites Erfahrungsspektrum zurück- die (Buchungs-)Realität zum greifen können. ISBA hat geprüft, ob Vorbild nehmen, sondern die- und wie das Antwortniveau bezüglich se als Untersuchungsdesign der Werbeerinnerung von der Anzahl standardmäßig etablieren. Die der vorgelegten Werbemittel abhängt. Realität muss nicht normiert Diese wurden auf Personenebene, ge- werden. Denn nichts ist härter trennt nach Gattung, mit Hilfe einer als die Realität. linearen Regression in Beziehung zur Anzahl erinnerter Werbemittel gesetzt. ISBA kommt zu folgendem Ergebnis: Abb. 23 (Basis: Lineare Regression auf Basis ungestützter Markenerinnerung, Abweichungen fallzahlbedingt, ISBA) 28 29
Zusätzlich wurde der Live-Test durch Es zeigten sich hierbei jedoch auch die eine Messung des Hautleitwertes (EDA) Grenzen psychophysiologischer Mess- der Proband*innen ergänzt, um die Ak- verfahren: während die EDA-Messung tivierungsleistung zusätzlich technisch für TV und Social Media aufgrund messbar zu machen. Hierbei unter- der statischen Abfolge von Content scheiden wir zwischen der Aktivierung und Werbung zur Untermauerung der durch Ergebnisse herangezogen werden konnte, ist die Hautleitwert-Messung _den Content (z.B. durch News-Sen- für Print/Online problematisch. Be- dung X, Nachrichtenmagazin Y, etc.) dingt durch den permanenten Wech- sowie sel zwischen Content und Werbung (im Sinne einer nicht-chronologischen _mögliche – auch gattungsüber- Rezeption der Inhalte) – wie Analysen greifende – Gestaltungsmuster des aus Eyetrackings belegen – ist eine Stimulus (wie etwa Bild/ Video/Ton eindeutige Zuordnung der EDA-Werte etc.) und zu bestimmten Ereignissen (Content oder Werbung) hier nur eingeschränkt _den Werbeblock, bzw. die Anzeigen, möglich. Banner und Co. und deren strukturel- _d ergebnisse len Muster. _e beispiele für die mediapraxis _kontakt Abb. 24 Beispiel: Live-Mediennutzungssession mit EDA-Messung Die EDA (Elektrodermale Aktivität) misst die Schweißdrüsen-Aktivität auf der Handfläche und wird durch das autonome Nervensystem (speziell vom Sympa- thikus) gesteuert. Sie zeigt das generelle Arousal bzw. die Aktivierung auf einen Reiz und ist nicht steuerbar. Die EDA unterscheidet nicht zwischen positiven und negativen emotionalen Reaktionen. Die Aktivierungsmessung zeigt, wie stark die Betrachter*in durch das Gesehene aktiviert worden zu sein scheint. Die relevanten Treiber für die Werbewirkung 30 31
D ie Forschungsinitiative konn- folgende Eigenschaften verspricht: er te zwei grundlegende – für die muss eine Auszeit vom Alltag ermögli- Branche essenzielle - Zusam- chen, er muss unterhalten, Gesprächs- menhänge identifizieren: stoff bieten und er darf kognitiv nicht zu sehr überfordern. Was für eine _Damit Werbung von zusätzlichen nette Abendveranstaltung, eine Par- Effekten profitieren kann, muss eine ty oder einen Konzertbesuch gilt, gilt wesentliche Eingangsvoraussetzung umso mehr für Werbeträger – gerade erfüllt sein: es bedarf einer hohen af- auch für nachrichtliche. fektiven Erwartungshaltung gegen- über dem Werbeträger. Der übergeordnete Begriff hinter die- sen Kriterien ist die affektive Erwar- tungshaltung. Er beschreibt die über- wiegend von kurzen, impulsartigen _AFFEKTIVE Gefühlsregungen und nicht von kogni- ERWARTUNGSHALTUNG tiven, rationalen Prozessen bestimmte emotionale Hinwendung. Sprich, wenn viel mehr „Bauch oder Herz“ und nicht _Es gibt darüber hinaus 3 weitere so sehr „Hirn“ handlungsleitend ist. entscheidende Treiber für Werbe- Oder übersetzt auf das Eingangsbei- wirkung. Sortiert nach Einflussstärke spiel Party oder Konzertbesuch: Ge- sind das spanntheit, Vorfreude vs. eigentlich keine Lust und Pflichtveranstaltung. Wie jemand emotional spontan zu et- Abb. 25 Affektive Erwartungshaltung (_Treiber 1) als Eingangsvoraussetzung für Werbewirkung (Basis: was steht, entscheidet also, ob er/sie Faktorenanalyse, multiple logistische Regression, auf dem Niveau p
_Treiber 3 Involvement Der Zusammenhang „je höher die me der Content-Erinnerung – Content-Erinnerung, desto höher gleich ob detailreich oder nicht die Werbeerinnerung“ deutet schon – die Wahrscheinlichkeit einer Mar- auf die Nutzungsintensität bzw. auf kenerinnerung signifikant um 5,2% einen entsprechenden Grad des steigt, lässt sich dieser Effekt für Involvements. Es beschreibt aber Social Media nicht bestätigen. Wird strenggenommen eher die Quan- allerdings der Detailgrad der Content- tität als die Qualität. Denn: es gibt Erinnerung betrachtet, so zeigt Unterschiede im Detailgrad der sich ein umgekehrter signifikanter Erinnerung. Zum Beispiel kann man Zusammenhang, jedoch nur für sich nach einem Nutzungsvorgang Social Media. Je detaillierter die sehr global an das Wetter erinnern Contenterinnerung, desto niedriger oder schon sehr genau an „morgen die Wahrscheinlichkeit einer wird es vormittags in Berlin 15 Grad, Werbeerinnerung: minus 43%. Der am Nachmittag zieht es zu und wird Grund liegt an dem identifizierten regnen.“ „Vampir-Effekt“, der womöglich durch eine erhöhte Content-Flut Und hier zeigt sich, wie unter- und einen stärkeren Content-Fokus schiedlich Werbeträger an sich bedingt ist. Bildlich gesprochen: und deren Nutzung Werbewirkung „saugen“ im Social Web die Inhalte die beeinflussen: Während bei TV, Aufmerksamkeit von der untersuchten Abb. 26 (Basis: multiple logistische Regression, auf dem Niveau p < 0.001 signifikant) Print und Online mit jeder Zunah- Werbung ab. Durch die Machart und Komposition des Contents ergeben sich messbare Unterschiede in der Wahrnehmung. Die Verpflichtung der Medienschaffenden zur kontinuierlichen Verbesserung des Medienerlebnisses sollte daher nicht nur gegenüber den Nutzer*innen bestehen. Auch gegenüber den Werbekund*innen sollte ein nach Wirkungsgesichtspunkten optimierter Werbeträger angeboten werden. Abb. 27 Basis: n=511 Proband*innen, Frage: An welche Inhalte (Themen, Videos, Bilder, Grafiken, Fotos oder Texte) können Sie sich erinnern? Was kommt Ihnen da spontan in den Kopf? 34 35
Abb. 28 (Basis: multiple logistische Regression auf dem Niveau p < 0.05 signifikant) Abb. 29a Basis: multiple logistische Regression auf dem Niveau p < 0.05 signifikant, b4p 2020 I _Treiber 4 Nutzungshäufigkeit Hat die Anzahl der Nutzungsanlässe 7% bis maximal 62%. D.h.: eine (nicht zu verwechseln mit der Anzahl Kampagnenplanung z.B. für facebook der Werbemittelkontakte – siehe sollte verstärkt Heavy-User im Blick Methode) einen erhöhten Einfluss haben – allerdings im Bewusstsein, auf die Werbewirkung? Und ist dass bspw. dann nur noch knapp die Ansprache von regelmäßigen 40% der User von facebook erreicht Seher*innen, Heavy Readern und werden können. (b4p 2020 I) Usern – sprich Fans eines Ange- botes – ein Erfolgsfaktor für mehr Bei TV, Print und Online ist Werbewirkung? Die Nutzungs- dieser Zusammenhang nicht zu häufigkeit ist der entscheidende beobachten. Die Nutzungshäufigkeit Faktor mit dem größten Einfluss führt zu keinem signifikanten für Social Media. Ganz konkret: mit Unterschied in der gemessenen Zunahme der Nutzungsfrequenz, Werbewahrnehmung. steigt auch die Wahrscheinlichkeit der Werbeerinnerung von mind. Abb. 29b Basis: multiple logistische Regression auf dem Niveau p < 0.05 signifikant, b4p 2020 I 36 37
_ZUSATZOUTCOMES _FAZIT _Reputation Hier deutete sich schon an, dass Die Reputation = Faktor "Hirn", die nachweislichen Effekte lediglich Keine Studie hat bis dato die Relevanz von wird operatio-nalisiert durch die Statements: schwach ausgeprägt waren (r=.32) und durch die hochgradige Werbeträgereffekten so umfänglich erforscht. Heterogenität der Ausgangsdaten Die Gegenüberstellung zeigt umfassend und _ "Ich weiß, was ich bekomme" keine Verallgemeinerung quantifizierbar die Werbeträgerunterschiede möglich ist. Reputation ist kein _ "Themen, die mich bewegen" MEDIENWIRKUNGSDIFFERENZIAL und zwischen klassischen Medien und Social Media. _ "Auf neue Dinge aufmerksam werden" _ "Setzt Maßstäbe" damit vernachlässigbar. Unter Wirkgesichtspunkten unterscheiden sich _ "Den Informationen kann ich Medienangebote und Plattformen. Damit kann vertrauen" _Sympathie erstmalig in der Werbewirkungsforschung nicht nur _ "Klarer Standpunkt" Auch der Faktor Sympathie hat aufgezeigt werden, welche Faktoren entscheidend Sprich das einem Medium zuge- keine signifikante Auswirkung auf für Wirkung sind, sondern auch wie relevant jeder schriebene rationale Image hat die Werbeerinnerung. Ob jemand einzelne Faktor ist. Das Einzigartige: es können keinen signifikanten Einfluss auf ein Medium sympathisch findet, die Werbeerinnerung. Dieses ist lediglich eine persönliche Unterschiede in der Wirkung von Medien anhand Ergebnis erweitert die bereits Geschmacksfrage, aber keine dieser entscheidenden Faktoren quantifiziert gewonnenen Erkenntnisse aus der wirkungsrelevante. Sekundäranalyse der (inter-)nationalen werden. Damit ist der Grundstein für eine Planungs- wissenschaftlichen Studien. und Buchungsmöglichkeit nach Wirkungskriterien _ZWISCHENFAZIT gelegt. Content ist ein Wirkverstärker für Werbewahrnehmung bei Classics Media, bei Social Media kehrt sich der Effekt um, die Werbeerinnerung sinkt. Reputation hat eine geringere Relevanz als angenommen. Je höher die Erwartungshaltung gegenüber einem Medium, desto höher die Werbeerinnerung. Die Diskussionen um das jeweilige Medienimage haben eine lange Die Fokusänderung bei Social Media zu häufigen Nutzern ist sinnvoll, Historie in der Mediaplanung. Unter geht aber mit geringeren Reichweiten einher. Wirkungsgesichtspunkten sind zugeschriebene Images oder gar „Labels“ („Qualitätsmedium ja/nein“) oder auch Randnotiz Sympathieempfinden nicht relevant und führen daher in die Irre. Über Geschmack Die Bruttospendings der Marken / Unternehmen, die im Untersuchungszeitraum lässt sich streiten, aber über Fakten in der Werbungen geschaltet haben, wurden zusätzlich kontrollierend im Modell Wirkungsforschung nicht. Die „affektive getestet. Hier zeigt sich für TV, Print und Online ein signifikant positiver Effekt Erwartungshaltung“ (aus Nutzersicht) unterstreicht die überfällige Änderung des (p < 0.001 signifikant). Für YouTube und facebook war eine Einbeziehung dieser Blickwinkels in der Mediaplanung, wenn es um Variable nicht möglich, die Beurteilung von Medien geht. Klischees haben in der Mediaplanung Darüber hinaus wurden für die erinnerten Marken schon erste weitere Funnel- nichts zu suchen. Stufen betrachtet (Produktinformationsinteresse, Content-Fit zu Werbung, Kaufwahrscheinlichkeit), allerdings zeigen sich bisher lediglich korrelative Effekte. Eine Einladung/ein Aufruf für zukünftige Forschung. 38 39
_PRAXIS OUTCOMES Die Studie bietet über die bereits Print-Nutzer*innen geben in der aufgeführten Ergebnisse hinaus Nach-befragung ungestützt am weitere interessante Einblicke in die meisten Inhalte wieder, gefolgt von Wirkzusammenhänge von Content Online, obwohl auf Nutzer*innen und Werbung und liefert damit dieser Gattungen sehr viel Content wertvollen Praxisinput. Nachfolgend „einprasselt“. sind die relevantesten Erkenntnisse kompakt aufgeführt. Erinnern sich Menschen also besser an gelesene Inhalte? Nicht unbedingt: _Content die Beiträge in TV, facebook und YouTube werden zwar deutlich Content ist initial und einer der wich- weniger häufig erinnert, wenn es tigsten Treiber für Werbewirkung. Zwei aber darum geht, wie detailliert Gattungen bedienen das im News- sich erinnert wird, nähern sich die Segment besonders gut: Print und Gattungen wieder an. Online. Abb. 31 Basis: n = 511 Proband*innen, Frage/ Hauptfragebogen. An welche Inhalte (Themen, Videos, Bilder, Grafiken, Fotos oder Texte) können Sie sich erinnern? Was kommt Ihnen da spontan in den Kopf? Abweichungen von gesamten 100% sind durch Rundungen entstanden Allgemein Print-, Online- und TV-Inhalte wer- den am detailreichsten erinnert. Ins- TV – Tagesschau - PISA-Studie besondere der Bewegtbild-Kontext (audio-visuelle Sinnesansprache) Detailliert ist ein Treiber für die Content-Erin- nerung. Auffällig dabei: Videos wer- TV - Tagesschau - PISA-Studie PISA den allgemein über alle Medien (in - Studie schlechter als vor ein paar Relation an ihrem Content-Anteil) Jahren hinweg auf einem ähnlichen Niveau erinnert. Sehr detailliert TV- Tagessschau - PISA-Studie - schlechter als vor ein paar Jahren, Deutschland ist gesunken, Statistiken über einzelne Länder, Deutschland weltweit auf Platz 20, wird von den Schüler*innen als Druck empfunden. Abb. 30 Content-Erinnerung nach Gattung Abb. 32 Lese-Beispiel Content-Erinnerung 40 41
Das Content-Erinnerungs-Niveau scheint facebook und YouTube vor ein doppeltes Problem zu stellen: Neben dem gemessenen „Vampir-Effekt - eine detaillierte Content-Erinnerung wirkt sich negativ auf die Werbeerinnerung aus (minus 43%) – könnte das Trendwerbeformat „Native Advertising“ aufgrund der geringen detailreichen Erinnerung an Content auf facebook und YouTube hinter seinen Möglichkeiten bleiben. Abb. 33 Auffällig ist hier, wie stark bildlastig- besten erinnert. Bilder werden in Print geprägte Inhalte (wie beispielsweise und Online stärker erinnert als Texte. in BILD oder stern) im Vergleich Auch auf facebook fällt die Erinnerung zu anderen Angeboten erinnert für Bilder höher aus als für Texte. werden. Nicht nur in Print, auch im Als Hinwendungsinitial werden Visuals Vergleich der Webseiten zeigt sich, benötigt, Texte sind erst bei (sehr) das bildlastiger Content die höchste detaillierter Erinnerung im Vorteil. Erinnerung aufweist. Was bedeutet das nun für den mediaplanerischen Alltag? Visuelle Inhalte, sowohl gedruckt als auch elektronisch, werden spontan am Abb. 32 Basis; n = 511 Proband*innen, Fragen / Hauptfragebogen, An Welche Inhalte (Themen, Videos, Bilder, Grafiken, Fotos oder Texte) können Sie sich erinnern? Was kommt Ihnen da spontan in den Kopf? Angaben: durchschnittliche Antwortanzahl pro Proband*in 42 43
Erstmals ist es gelungen, Kausalef- tungen festgestellt werden. Zudem fekte auf Werbewirkung umfassend konnten für alle relevanten Treiber nachzuweisen. Dabei konnten unter- auch die jeweiligen Effektstärken schiedliche Treiber für Mediengat- ermittelt werden. _e beispiele für die mediapraxis _kontakt Abb. 34 Übersicht der wirkrelevanten Treiber Abb. 35 Übersicht Effektstärken der relevanten Treiber 44 45
Dadurch sind die Erkenntnisse in der _Bildung des Werbe-Erinne- Mediaplanung einsetzbar. Allerdings rungs-Plus für Klassik Media zeigen sich Wirkunterschiede bei den Mediengattungen und sollten daher Die additive Werbeerinnerung, die auch differenziert in die Mediapraxis sich jeweils aus der affektiven Er- einfließen. wartungshaltung an ein Medium (wie z.B. Top Box stimme voll und ganz zu = erhöhte Werbeerinnerung + 22%) und dem erinnerten Content (+ 5,2% _VORSCHLÄGE ZUR OPERATIONALISIERUNG DER ERGEBNISSE je erinnerter Beitragsanzahl) ergibt, FÜR KLASSIK MEDIA wird anschließend miteinander zum Werbe-Erinnerungs-Plus addiert oder alternativ multipliziert. Die konkrete _Treiber 1: _Treiber 2: Berechnungskonvention sollte unter Affektive Erwartungshaltung Content den Marktpartner*innen diskutiert und festgelegt werden. Mit jeder Zunahme des Erfüllungs- Während bei TV, Print und Online grades der affektiven Erwartungs- mit jeder Zunahme der Content-Er- haltung, steigt die Wahrscheinlich- innerung – gleich ob detailreich oder keit einer Markenerinnerung um je- nicht – die Wahrscheinlichkeit einer _WERBE-ERINNERUNGS-PLUS FÜR KLASSIK MEDIA weils 11%. Dieser Zusammenhang gilt Markenerinnerung signifikant um allerdings nur für Nachrichten in TV, 5,2% steigt, lässt sich dieser Effekt für Print und Online. Für facebook und Social Media nicht bestätigen. YouTube ist dies nicht nachweisbar. Für Social Media nicht signifikant! *Untersuchung von 3 TV-, 6 Print- und 3 Online-News-Medien (Auswahlkriterium: Reichweite); TV-Serie „Two & A Half Men (Pro 7) als fiktionales Genre zum Vergleich herangezogen sowie Social Media (facebook und YouTube); errechneter Mittelwert anhand der untersuchten "Stellvertretermedien" je Gattung Abb. 37 Beispielhafte Berechnung zur Operationalisierung der Ergebnisse Mit Hilfe dieses neugeschaffenen Pa- rameters könnten so bei einem gege- benen Budget zusätzliche Planungs- varianten mit unterschiedlichen Budget-Shifts in Richtung einer be- stimmten Mediengattung oder inner- Abb. 36 Bildung des Werbe-Erinnerungs-Plus für Klassik Media halb einer Gattung in Richtung spezi- fischer Medienangebote erstellt und Um die additive Werbeerinnerung für Klassik Media zu ermitteln, sollten die rele- bewertet werden. vanten Treiber Affektive Erwartungshaltung und Content im Zusammenspiel be- trachtet werden und nicht losgelöst voneinander. 46 47
_VORSCHLÄGE ZUR OPERATIONALISIERUNG DER ERGEBNISSE FÜR SOCIAL MEDIA _ABSCHLUSSEMPFEHLUNG _Treiber 3: noch 11% bei YouTube erreicht wer- Um die Erkenntnisse dauerhaft nutz- Involvement den können. (b4p 2020 I). Bei TV, Print bar für die Mediapraxis zu machen, und Online ist dieser Zusammenhang sollte folgendes zwischen Agenturen, Je detaillierter die Content-Erinne- hingegen nicht zu beobachten. Die Kund*innen, Medienanbieter*innen rung, desto niedriger die Wahrschein- Nutzungshäufigkeit führt zu keinen und Vermarkter*innen diskutiert wer- lichkeit einer Werbeerinnerung: mi- signifikanten Unterschieden in der ge- den: nus 43%. Der Grund liegt an einem messenen Werbewahrnehmung. identifizierten „ Vampir-Effekt“: wo- _Ausweitung der Studie auf andere möglich bedingt durch eine erhöhte Die Berücksichtigung der Nutzungs- Genres Content-Flut und stärkeren Content- häufigkeit von YouTube und facebook Fokus „saugen“ im Social Web – bild- im Kampagnenplanungsprozess ist _Regelmäßigkeit der Datenerhebung lich gesprochen – die Inhalte die Auf- unmittelbar in den gängigen gat- merksamkeit von der untersuchten tungsübergreifenden Markt-/Media- _Übertragung der Ergebnisse in Werbung ab. Studien möglich. Zusätzlich wird die Markt-Media-Studien Nutzungshäufigkeit von den Optimie- Innerhalb der untersuchten nach- rungs-Algorithmen der Plattformen _Sicherstellen der Auswertbarkeit in richtlichen und unterhaltenden In- YouTube und facebook bereits in der Zähltools halte kann Werbung auf Social Me- Kampagnen-Aussteuerung berück- dia nicht von zusätzlichen Werbe- sichtigt, allerdings bis dato nicht in Damit wäre eine effektivere und trägereffekten aus dem Content Form eines vordefinierten und in den effizienter Mediaplanung im Sinne profitieren, Werbung muss aus sich Buchungstools verfügbaren Targe- von MEDIENWIRKUNGSDIFFERENZIALE selbst heraus wirken. Zusätzlich zeigt ting-Kriteriums. Die Bereitstellung ei- möglich. sich bei sehr detaillierter Content-Er- nes „Heavy User“-Targetings ist unter innerung eine um minus 43% niedri- Wirkungsgesichtspunkten erwägens- gere Wahrscheinlichkeit der Werbe- wert. Im Planungsprozess könnten so erinnerung. Daher wäre es gut, wenn Entscheidungen hinsichtlich der Ziel- es für die Kampagnenplanung und setzung einer möglichst hohen Ziel- -buchung die Möglichkeit gäbe, auf gruppendurchdringung mit möglichst den Content-Flow zu targeten, um sparsamer Kontaktdosierung auf eine dem Vampir-Effekt zu entgehen. breitere Basis gestellt werden. _Treiber 4: Nutzungshäufigkeit Die Nutzungshäufigkeit ist der ent- scheidende Faktor für Social Media. Mit Zunahme der Nutzungsfrequenz, steigt auch die Wahrscheinlichkeit der Werbeerinnerung von mind. 7% bis maximal 62%. D.h.: eine Kampagnen- planung für Social Media sollte ver- stärkt Heavy-User (mehrmals tägliche Nutzung) im Blick haben – allerdings im Bewusstsein, dass dann nur noch 38% der User von facebook bzw. nur Abb. 38 Neuer Planungsparameter MEDIENWIRKUNGSDIFFERENZIALE 48 49
_KONTAKT Axel Springer SE Axel-Springer-Straße 65 I 10888 Berlin Tel.: +49 30 2591 0 information@axelspringer.de Vorstand: Dr. Mathias Döpfner, Jan Bayer, Dr. Stephanie Caspar, Dr. Julian Deutz Ansprechpartner zur Studie: Clarissa Moughrabi I Leitung Marktforschung I clarissa.moughrabi@axelspringer.de Media Impact GmbH & Co. KG Zimmerstraße 50 I 10888 Berlin _ kontakt Tel.: +49 30 2591 0 kontakt@media-impact.de Geschäftsführer: Carsten Schwecke, Julia Wehrle Ansprechpartner zur Studie: Carsten Schwecke I Vorsitzender der Geschäftsführung I carsten.schwecke @mediaimpact.de Facit Research GmbH & Co. KG Augustenstraße 24 I 80333 München Tel.: +49 89 740420 5570 info@facit-group.com Geschäftsführer: Christian Bopp, Barbara Evans, Dr. Andrea Malgara, Michael Wörmann Ansprechpartner zur Studie: Sandra Heinze I Team Lead Research & Consulting I s.heinze@facit-group.com Mediaplus Gruppe für innovative Media GmbH & Co. KG Brienner Str. 45 a-d I 80333 München Tel.: +49 89 2050 50 info@mediaplus.com Geschäftsführer: Matthias Brüll, Barbara Evans, Andreas Fuhlisch, Florian Haller, Oliver Hey, Jochen Lenhard, Dr. Andrea Malgara, Regina Schwob, Dominik Terruhn Ansprechpartner zur Studie: Dr. Tanja Boga I General Manager I T.Boga@mediaplus.com 50 51
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