Eine retrospektive Analyse multimodaler Therapiekonzepte für Keloide im Ohrbereich
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Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Leiter: Prof. Dr. T. Hoffmann Eine retrospektive Analyse multimodaler Therapiekonzepte für Keloide im Ohrbereich Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin (Dr. med. dent.) der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm Migle Walther, geb. Kaupyte Vilnius 2019
Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth 1. Berichterstatter: Prof. Dr. Marc Scheithauer 2. Berichterstatter: Prof. Dr. Johannes Weiss 3. Tag der Promotion: 30.07.2020
Teile dieser Arbeit wurden publiziert: Thierauf J, Walther M, Rotter N, Scheithauer M O, Hoffmann T K, Veit J A: Treatment of ear keloids: algorithm for a multimodal therapy regimen. Eur Arch Otorhinolaryngol 274: 3859–3866 (2017). Der Eigenanteil der Autorin wird im Kapitel 2 „Material und Methoden“ angegeben. Es werden nur Ergebnisse aufgeführt, welche aus der Arbeit der Autorin stammen. Die im Einleitungsteil veröffentlichten Abbildungen 1, 6, 7 sind genehmigte Inhalte der oben genannten Publikation und wurden mit der Quellenangabe (Thierauf et al.2017) kenntlich gemacht. Die Genehmigung zur Verwendung dieser Inhalte wurde von Frau Paloma Hammond vom Springe Nature schriftlich bestätigt.
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis…………………...……………………………………………..III 1. Einleitung ............................................................................................................... 4 1.1 Historischer Überblick ........................................................................................ 4 1.2 Pathophysiologie der Keloidbildung ................................................................... 4 1.3 Keloide und Hypertrophe Narben im Vergleich.................................................. 6 1.4 Epidemiologie .................................................................................................... 8 1.5 Keloid-Therapien ................................................................................................ 9 1.5.1 Operative Exzision .................................................................................... 10 1.5.1.1 Exzision mit primärem Wundverschluss ............................................. 10 1.5.1.2 Fillet-Technik ...................................................................................... 11 1.5.1.3 Vollhauttransplantat ............................................................................ 12 1.5.2 Steroidinjektionen ...................................................................................... 13 1.5.4 Druckapplikation durch Ohrclip ................................................................. 14 1.7 Fragestellung ................................................................................................... 17 2. Material und Methoden ....................................................................................... 19 2.1 Patientendaten ................................................................................................. 19 2.2 Aufbereitung der Patientendaten ..................................................................... 21 2.2 Auswertung der Patientendaten ....................................................................... 22 3.Ergebnisse ............................................................................................................ 27 3.1 Alters- und Geschlechtsverteilung der Patienten ............................................. 27 3.2 Charakteristika der Keloide .............................................................................. 28 3.2.1 Hauttypen .................................................................................................. 28 3.2.2 Lokalisation der Keloide ............................................................................ 28 3.2.3 Die Ursachen der Entstehung ................................................................... 29 3.3 Überblick der Rezidivraten ............................................................................... 30 3.3.1 Chi- Quadrat Test und der exakte Test nach Fisher ................................. 31 I
3.4 Behandlungsmodalitäten ................................................................................. 33 3.4.1 Kaplan- Meier Analyse der Behandlungsmodalitäten ............................... 34 3.5 Untersuchung der Operationstechniken .......................................................... 35 3.5.1 Kaplan- Meier Analyse der Operationstechniken ...................................... 36 3.5.2 Chi-Quadrat Test der Operationstechnik und Lokalisation........................ 37 3.5.3 Kaplan- Meier Analyse der Lokalisation .................................................... 38 3.6 Untersuchung der Triam Injektionen ................................................................ 40 3.6.1 Kaplan- Meier Analyse des Kortisoneffektes ............................................. 40 3.6.2 Anzahl, Dauer und Frequenz der Triam Injektionen.................................. 42 3.6.3 Kaplan- Meier Analyse der Anzahl der Triam Injektionen ......................... 43 3.7 Therapeutischer Algorithmus……………………………………………………… 50 4. Diskussion ........................................................................................................... 47 4.1 Die Rezidivpatienten ........................................................................................ 47 4.2 Anzahl der Behandlungsmodalitäten ............................................................... 48 4.3 Chirurgische Therapie ...................................................................................... 49 4.3.1 Chirurgische Therapie mit Bezug auf die Lokalisation .............................. 50 4.4 Triam Injektion ................................................................................................. 51 4.5 Standardisierter Ohrclip ................................................................................... 52 5. Zusammenfassung .............................................................................................. 54 6. Literaturverzeichnis ............................................................................................ 56 Danksagung ............................................................................................................. 63 Lebenslauf ................................................................................................................ 64 II
Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abkürzung Erklärung cm2 Quadratzentimeter EPA ® Elektronische Patientenakte H. E- Färbung Hämatoxylin- Eosin- Färbung HNO- Klinik Hals- Nasen- Ohren- Klinik IGF Insulin- like- growth factor (engl.), Insulinähnliche Polypeptide iNOS induzierbare Stickstoffmonoxid- Synthase, Isoform des Enzyms Stickstoffmonoxid- Synthase, vorkommend in Makrophagen/Mikrogliazellen mg Milligramm mm Millimeter mRNA Messenger ribonucleic acid (engl.), Boten- Nukleinsäure, Vorlage während Translation für Proteinbiosynthese NaCl Natriumchlorid NEDD4 E3 ubiquitin- protein ligase (engl.), Enzym OP Operation PDGF Platelet- Derived Growth Factor (engl.), Wachstumsfaktoren, Freisetzung von durch Blutplättchen bei Trauma TAC Triamcinolonacetonid, Glukokortikosteroid TGF- ß 1 bis 3 Transforming Growth Factor 1 bis 3 (engl.), Wachstumsfaktoren, Signalmolekül bei Differenzierung von Zellen und Geweben z. B. zum Beispiel III
1. Einleitung 1. Einleitung 1.1 Historischer Überblick Im 17. Jahrhundert v. Chr. wurden Keloide im Edwin Smith Papyrus, eines der ältesten Dokumente über Traumen und deren medizinische Heilverfahren, erwähnt (Breasted. 1930). Zurückgehend bis zu dem frühen 13. Jahrhundert, stellten die Yorubas im Westen Nigerias Skulpturen mit Keloiden dar (Oluwasanmi 1974). Die rituelle Skarifizierung als Methode zur Selbstheilung, die Keloide sowie hypertrophe Narben hervorbringt, ist bis heute fest in der traditionellen Medizin Nigerias verankert (Babatunde u. Oyeronke 2010). In Europa wurde das Krankheitsbild des Keloids erstmals 1806 von Jean-Louis Alibert, einem der Urväter der französischen Dermatologie als cancroïde beschrieben (Alibert 1806). Die leicht rosafarbene mit weißen Linien durchzogene Wulstnarbe, die sich über ihre Grenzen hinausstreckt, erinnerten ihn an eine Krebsschere. Um eine Assoziation mit cancer zu umgehen, änderte er 1816 den Begriff zu cheloide oder keloid, abgeleitet vom Griechischen für „chele“ (Alibert 1816). Die Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft definiert aktuell das Keloid als eine selten auftretende gutartige Bindegewebsvermehrung, die über ihre ursprüngliche Läsion hinauswächst und nicht in der Lage ist, sich von selbst zurückzubilden (Nast et al. 2012). Es entsteht als Antwort auf ein vorangegangenes Trauma und entwickelt sich teilweise erst nach mehreren Jahren (Andrews et al. 2016; Berman et al. 2017). 1.2 Pathophysiologie der Keloidbildung Durch eine Verletzung wird ein dynamischer Reparaturmechanismus aktiviert, der das Ziel verfolgt, die Struktur und Funktion der Haut wiederherzustellen (Diegelmann u. Evans 2004). Normalerweise ist die daraus resultierende Narbe dünn und kaum sichtbar (Bermann et al. 2017). Kommt es jedoch zu einer Beeinträchtigung dieses Prozesses, sind zwei pathologische Erscheinungsformen möglich: Chronische Wunden oder ein Überschuss an Narbengewebe, das sich 4
1. Einleitung entweder in einer Hypertrophen Narbe oder zu einem Keloid ausbildet (Bran et al. 2009). Die Erforschung der genauen Pathophysiologie stellt eine Herausforderung dar, da Keloide nur in Menschen vorkommen. Das Fehlen von brauchbaren Tiermodellen erschwert die Suche nach dem nötigen Verständnis da die Testung verschiedener Behandlungsmethoden nur am Patienten selbst durchführbar ist (Marttala et al. 2016). Die Dysregulation der Wundheilung und die Unfähigkeit, den Prozess der anhaltenden Synthese von Narbengewebe zu stoppen, sind die ausschlaggebenden Faktoren für die Keloidbildung (Bran et al. 2009; Arno et al. 2014). Nach neuesten Erkenntnissen sind folgende 3 Faktoren die treibende Kraft: Eine verstärkte Entzündungsphase, sowie die Überexpression von Wachstumsfaktoren und Fibroblasten (Berman et al. 2017). Eine ausgedehnte Inflammationsphase führt zu einem Ungleichgewicht in der darauffolgenden proliferativen Phase. Die Zytokine und Wachstumsfaktoren, welche im Entzündungsprozess ausgeschüttet werden, lösen die Migration und Proliferation von Fibroblasten und Keratinozyten aus (Bran et al. 2009). Im Vergleich zur gesunden Haut reagieren die aus Keloid isolierten Fibroblasten in vitro viel empfindlicher auf die Signale der Wachstumsfaktoren TGF-ß1, PDGF und IGF-1. Als Resultat kommt es zu einer höheren Expression von Kollagen und anderen Proteinen (Babu et al. 1992). Die Dichte und Proliferationsrate der Fibroblasten zeigt sich erhöht, während die Rate der Apoptose herabgesetzt ist. Dies fördert zusätzlich eine exzessive Formation der extrazellulären Matrix (Niessen et al.1999). Gaulitz et al. sahen darin eine mögliche Erklärung für die Tatsache, dass Keloide über die Grenze der eigentlichen Wunde hinauswachsen und sich nicht zurückbilden (Gauglitz et al. 2011). Die 3 Isoformen des Zytokins TGF-ß (TGF-ß 1 bis 3) sind in mehreren Schritten aktiv an der Wundheilung beteiligt. TGF-ß 1 und 2 beeinflussen die Aktivierung von Fibroblasten, während TGF-ß 3 als Antagonist entgegegensteuert. In Keloiden sind 5
1. Einleitung die Isoformen 1 und 2 vermehrt vorhanden, während die Isoform 3 Expression verringert ist (Berman et al. 2017). Mehrere Studien schreiben Mastzellen eine mögliche Rolle in der Pathophysiologie der Keloidentstehung zu. Durch die erhöhte Konzentration des Zytokins Chymase kommt es zu einer verstärkten Aktivierung von TGF-ß (Dong et al. 2014). Es besteht zudem eine Korrelation zwischen der Bildung und Konzentration von Immunglobulinen (Placik u. Lewis. 1992). Im Vergleich zwischen Patienten mit hypertrophen Narben, weisen Patienten mit Keloiden eine höhere Anzahl an allergischen Symptomen auf (Smith et al.1987). Selbst wenn jeder Schritt der Wundheilung einwandfrei abläuft, kann die Haut sich nicht zur Originalstruktur zurückbilden. Das Narbengewebe bleibt schwächer als das umliegende Gewebe (Diegelmann u. Evans. 2004). Narbengewebe wird deshalb auch als Ersatzgewebe bezeichnet. 1.3 Keloide und Hypertrophe Narben im Vergleich Da in der Literatur teilweise die Begriffe des Keloids und der Hypertrophen Narbe austauschbar benutzt werden, kann es zu einer falschen Identifikation, Diagnose und daraus zu einem unpassenden Therapiekonzept führen. Aufgrund dessen ist es notwendig, beide Krankheitsbilder klar voneinander abzugrenzen. Beide Formen sind gutartige fibrotische Bindegewebsvermehrungen, die sich klinisch und histologisch voneinander unterscheiden lassen (McGrouther 1994). Tabelle 1 : Die wichtigsten Unterschiede zwischen Keloiden und Hypertrophen Narben. Modifiziert nach (Gauglitz et al. 2011, Bran et al. 2009 und Park et al. 2015). Keloid Hypertrophe Narben Inzidenz • selten • häufig Vorangegangenes • Ja • 40- 70% nach operativen Trauma Eingriffen • 91% nach Verbrennungen 6
1. Einleitung Prädilektionsstellen • Überall möglich • Überall möglich • Am häufigsten: • Am häufigsten: o Sternum o Schulter o Schulter (Deltoid) o Nacken o Ohrläppchen o Knie o Kiefer o Gelenken Ausdehnung • infiltriert das umliegende • eingeschränkt auf die Gewebe Wunde Zeitlicher Verlauf • innerhalb mehrerer Jahre • innerhalb 4- 8 Wochen nach einem Trauma der Haut nach einem Trauma der • persistierendes Wachstum Haut • keine spontane Regression • schnelles Wachstum bis • hohe Rezidivrate nach zu 6 Monaten Exzision • bis zu mehreren Jahren anhaltende Regression • niedrige Rezidivrate Histologischer • große, dicke wellenartige • feine, gutorganisierte, Befund Kollagen Typ 1 und 3 Bündel wellenartige Kollagen Typ • desorganisierte Anordnung 3 Bündel • Erhöhte Fibroblastendichte • parallel zu Epidermis und Proteinproduktion • üppige Knötchen gefüllt • schlechte Vaskularisierung mit Myofibroblasten und weit verstreute • mRNA Konzentration Blutgefäße erhöht Eine verheilte Narbe ist eine helle, flache Linie, die selten symptomatische Defizite innerhalb des umgebenden Gewebes verursacht und in der Regel nach Abheilen keine weitere Therapie benötigt (Bran et al. 2009). Hypertrophe Narben sind prall, rot oder pinke wulstige Erhebungen, die sich aufgrund einer Verletzung oder eines operativen Eingriffs innerhalb von 4 bis 8 Wochen entwickeln. Im Gegensatz zu Keloiden, ist auf eine aggressive Phase des Wachstums eine stetige Regression möglich (Berman et al. 2017). Keloide hingegen können erst selbst nach Jahren auftreten und aus einer bis dato unauffälligen Narbe entspringen (Schlemp u. Kirschner 2006). Keloide sind prall, stellenweise leicht weiche wulstige Erhebungen mit einer glänzenden Oberfläche. Durch Teleangiektasien variiert die Farbe zwischen rosa und lila und manchmal sind Hyperpigmentationen sichtbar. Das Epithel ist dünn und gelegentlich ulzeriert. 7
1. Einleitung Hypertrophe Narben hingegen tauchen selten wieder auf (Gauglitz et al. 2011). Abbildung 1 zeigt ein mikroskopisches Bild eines Keloides. Abbildung 1: Mikroskopisches Bild eines Keloides (5x und 10x Vergrößerung) in H.E.- Färbung (Thierauf et. al 2017 zur Verfügung gestellt von Stephanie E. Weissinger, Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Ulm) 1.4 Epidemiologie Die typischen Prädikationsstellen von Keloiden sind am Handgriff des Sternums, Deltoid, Ohr und Kiefer zu finden (Park u. Chang 2015). Überwiegend treten Keloide bei Frauen sowie bei Männern zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr auf. Die meist öfter höhere Inzidenzrate bei Frauen kann damit erklärt werden, dass diese sich aus kosmetischen Gründen die Ohren öfter piercen lassen als Männer (Berman u. Bieley 1995). Zudem tendieren Keloide während der Pubertät und Schwangerschaft zu wachsen (Garcia-Ulloa u. Arrieta 2005). Eine Komponente die zur Entstehung beiträgt, ist die Hautfarbe. Menschen afrikanischer, hispanischer oder asiatischer Herkunft haben ein höheres Risiko ein Keloid zu bekommen als Kaukasier (Andrews 2016). Ein Patientenfall in Verbindung mit Albinismus ist nicht bekannt (Baisch u. Riedel 2006). Die Vererbung ist ein weiterer wichtiger Faktor. Im Vergleich von 211 afro- karibischen Patienten fanden Bayat et al 2005 heraus, dass 50% in ihrer Familienhistorie Keloide zu verzeichnen hatten (Bayat et al. 2005). Zwar wurde bis 8
1. Einleitung dato kein spezifisches Gen identifiziert, jedoch konnten in mehreren Studien vier Einzelnukleotid-Polymorphsimen (single-nucleotide polymorphism, SNP) in 3 Chromosomenregionen identifiziert werden (Andrews et al. 2016). Marneros et al untersuchten eine afro-amerikanische und eine japanische Familie, die beide autosomal- dominante Vererbungsmuster von Keloiden innerhalb deren Familien aufwies. Dabei konnte eine Verbindung zwischen dem Lokus auf Chromosomen 7p11 für die afro- amerikanische und dem Lokus auf Chromosom 2q23 für die japanische Familie nachgewiesen werden (Maneros et al. 2004). Velez et al. konnten in einer Kohorte von Patienten mit afrikanischer, japanischer und chinesischer Abstammung ein gemeinsames Chromosom 15q21.2-22.3 nachweisen (Velez et al. 2014). Darin ist das Gen NEDD4 enthalten, das zur übermäßigen Ansammlung von extrazellulärer Matrix beiträgt, indem es die Bildung von Fibronektin und Kollagen Typ 1 verstärkt (Chung et al. 2011). 1.5 Keloid- Therapien Als Standardtherapie gilt die chirurgische Exzision. Ob diese intra- oder extramarginal durchgeführt werden soll, bleibt zum aktuellen Zeitpunkt ungeklärt (Nast et al. 2012). Die Behandlung findet in den meisten Fällen unter Lokalanästhesie statt. Im Anschluss sollte die betroffene Stelle zusätzlich mit einer weiteren Maßnahme behandelt werden, da nur die chirurgische Therapie allein zu Rezidivraten von 45- 100 % führt (Berman u. Bieley 1996). Es werden eine Vielzahl von Methoden wie intraläsionale Kortikosteroide, Druckbehandlung, Radiatio und Kryotherapie empfohlen. Welche Kombination dabei die besten Ergebnisse erzielen, ist nicht bekannt (Nast et al. 2012). Die Erforschung von passenden Therapiealgorithmen wird dadurch erschwert, dass Keloide nur in Menschen vorkommen (Marttala et al. 2016). Die Pathophysiologie gilt bis dato als nicht vollkommen entschlüsselt und passende Tiermodelle für experimentelle Untersuchungen befinden sich noch in der Anfangsphase. Shang et al. gelang es 2018 erstmals Mäusen menschliches Keloidgewebe zu transplantieren. Dabei konnte RANTES, ein Chemokin nachgewiesen werden, das 9
1. Einleitung bei vielen fibrotischen Krankheiten exprimiert wird. Ein möglicher Therapieansatz von RANTES Antagonisten wurde dabei diskutiert (Shang et al. 2018). In diesem Kapitel werden die am Universitätsklinikum für Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde in Ulm durchgeführten Therapiemodalitäten einzeln vorgestellt. 1.5.1 Operative Exzision Aufgrund des persistierenden Wachstums und der störenden Ästhetik stellt die chirurgische Exzision eines Keloides am Ohr eine grundlegende Methode zur Behandlung dar. Um Komplikationen bei operativen Maßnahmen zu vermeiden, sind laut Kim et. al die 5 A’s und das 1 B zu beachten: Asepsis, Atraumatische Technik, Abwesenheit von rohen Oberflächen der Haut, Akkurater Verschluss der Wunde, (Avoidance) Vermeidung übermäßiger Hautdehnung und Blutungskontrolle (Kim et al. 2004). Um die Wundheilung zu optimieren ist es essentiell, die Wunde spannungsfrei zu verschließen. Anschließend sollte diese kontinuierlich gepflegt werden. Dies hilft, das Risiko des Einschlusses von Fremdkörpern zu minimieren. Zusätzlich sollten die Nähte, soweit nicht selbstauflösend, entfernt werden um weitere Entzündungen zu vermeiden (Schlemp u. Kirschner 2006). 1.5.1.1 Exzision mit primärem Wundverschluss Der primäre Wundverschluss besteht aus einer Subkutannaht, deren Knoten in der Haut versenkt werden und einer Hautnaht, die die Hautränder anschließend mit einzelnen Nähten adaptiert (Theissing et al. 2006). Diese Methode wird nach vollständiger Resektion des Keloides angewandt und bietet ein simples Verfahren des Wundverschlusses. In einer Studie von Bermueller et al. konnte nachgewiesen werden, dass die Ästhetik sowie die Patientenzufriedenheit bei dieser Methode sehr gut waren (Bermueller et al. 2009). Bei größeren Defekten kann es bei dieser Methode 10
1. Einleitung allerdings zu einer erhöhten Spannung der Dermis kommen, die die Ausbildung eines erneuten Rezidivs begünstigt (Ogawa et al. 2015). Um dies zu vermeiden schlagen Bermueller et al. vor, nur kleinere und am Ohrläppchen lokalisierte Keloide nach der Resektion primär zu verschließen (Bermueller et al. 2009). 1.5.1.2 Fillet-Technik Diese Technik zur operativen Entfernung von Keloiden am Ohr wurde erstmals 2004 beschrieben (Kim et. al 2004). Abbildung 2 A-F stellt den Behandlungsablauf der Fillet-Technik schrittweise dar. Abbildung 2 A-F: Behandlungsablauf der Fillet-Technik, A) präoperativer Befund an der Cavum- Conchae Rückfläche, B) mittige Inzision innerhalb der Keloidmitte, C)Herausschälen des Keloides, D) Situation nach der Keloidentfernung, E) Einzelknopfnaht, F) postoperativer Befund nach 2,5 Monaten, HNO- Klinik der Universität Ulm Bei dieser Technik wird nach vorheriger Inzision das Keloid „herausgeschält“. Die überlappende Haut, die vom subkapsulären vaskulären Plexus versorgt wird, dient nun als gestielter Lappen zur Deckung des Defektes. Dabei ist zu beachten, dass die Haut während der Operation intakt bleibt, damit die 11
1. Einleitung Blutversorgung gewährleistet wird und beim Wundverschluss die Ränder gut zu adaptieren sind. Abschließend wird mit monofilen Einzelknopfnähten die Wunde adaptiert. Bei korrekter Ausführung dieser Technik kommt es zu einem spannungsfreien Verschluss am Ohr. Zudem kommt diese Methode ohne eine zusätzliche Entnahmestelle für eine Hauttransplantat aus (Kim et al. 2004). 1.5.1.3 Vollhauttransplantat Abbildungen 3 A- F verdeutlicht schrittweise das Vorgehen bei der Behandlung mit einem Vollhauttransplantat. Abbildung 3 A-F: Behandlungsablauf der chirurgischen Exzision eines Keloides und Deckung der Wunde mit einem Vollhauttransplantat, A) präoperativer Befund an der Cavum Conchae Rückfläche, B) Situation nach der Entfernung; C )Keloid, D) Markierung der Entnahmestelle des Transplantates an der Leiste, E) Vollhauttransplantat; F) Adaption des Transplantates mit Nähten an Wunde, HNO- Klinik der Universität Ulm Beginnend mit der chirurgischen Exzision wird das Keloid zunächst im Ganzen entfernt und die Wunde mit einem autogenen Vollhauttransplantat gedeckt. Dabei wird die gesamte Kutis als Transplantat verwendet. Die Dicke entspricht ca. £ 0,5 mm und darf kein subkutanes Fettgewebe an der Unterfläche aufweisen, da es zur Ernährung in Kontakt mit der Empfängerstelle treten muss. Das Vollhauttransplantat 12
1. Einleitung wird dabei aus Arealen entnommen, die einen Hautüberschuss ausweisen wie z. B. Leiste oder Oberarm (Theissing et al. 2006). Einen Vorteil dieser Methode bietet der spannungsfreie Verschluss, die daraus resultierende geringe Schrumpfungstendenz des Transplantates und somit ein akzeptables ästhetisches Ergebnis. Diese Methode wird bei größeren sowie bei retroaurikulären Keloiden empfohlen (Bermueller et al. 2009). Ein Nachteil ist der iatrogen verursachte Hautdefekt der Entnahmestelle, der verschlossen werden muss (Henne-Bruns et al. 2012). Durch das Hinzufügen einer zusätzlichen Wunde sind Komplikationen wie Infektionen und Wundheilungsstörungen möglich. 1.5.2 Steroidinjektion Intraläsionale Stereoidinjektionen gelten bereits seit den 60er-Jahren als gängige Therapie zur Behandlung von Keloiden (Jalali u. Bayat 2007). Am Universitätsklinikum für Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde in Ulm werden Patienten mit Keloiden am Ohr standardmäßig intraläsional mit Volon® A 10 oder 40 Kristallsuspension versorgt. Laut Verpackungsbeilage der Dermapharm AG enthält Volon® A den Wirkstoff Triamcinoloacetonid. Es handelt sich dabei um ein abgewandeltes Glukokortikoid, ein Nebennierenrindenhormon, das antiinflammatorisch und allergiehemmend wirkt (Dermapharm AG). Glukokortikosteroide schränken nachweislich mehrere Komponenten ein, die zu einer exzessiven Narbenbildung führen. Durch die Hemmung der iNOS-Transkription, die die Kollagenproduktion in Fibroblasten reduziert, kommt es zu einem Rückgang der Kollagensynthese. Zusätzlich erfolgt eine Hemmung der Alpha2-Markoglobulinsynthese, die ein Inhibitor der Kollagenase ist. Die Glukosaminoglykansynthese wird reduziert und die Fibroblastenproliferation gehemmt (Nast et al. 2012). Analog zur Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft sollte die Applikation folgendermaßen ablaufen: Triam, 10-40 mg, max. 5mg/cm2 pur, mit NaCl 0,9% oder Lidocain 1:2 bis 1:4 verdünnt. Es ist darauf zu achten, dass die Injektion mit einer Luerlock- Spritze streng intraläsional durchgeführt wird. Der Endpunkt der Injektion wird durch einen Blanching-Effekt (Abblassen) des 13
1. Einleitung betroffenen Gewebes angezeigt (Nast et al. 2012) Abbildung 5 zeigt die Triam Injektion nach chirurgischer Exzision Abbildung 5: Intraoperative Triam Injektion nach chirurgischer Exzision, HNO- Klinik der Universität Ulm Die Ansprechrate auf Glukokortikosteroidinjektionen variieren zwischen 50-100 %. Die Rezidivrate schwankt zwischen 9-50%. Ein Grund für diese schwankenden Zahlen ist, dass die Resultate von der zusätzlich gewählten Keloid- Therapien abhängig sind (Jalali u. Bayat 2007). Präoperative Injektionen zeigen gegenüber postoperativen keine signifikanten Vorteile im Behandlungsergebnis (Aluko-Olokun et al. 2018). Intraläsionale Glukokortikoidinjektionen, die als Monotherapie zum Einsatz kommen, haben die höchsten Erfolgsraten bei jüngeren Keloiden. Diese können nur durch Injektionen wieder abflachen (Atiyeh 2007). Bei Bedarf sollen in einem Abstand von 3-4 Wochen die Injektion wiederholt werden (Nast et al. 2012). Injektionen am Ohr sind besonders schmerzhaft. Wird die Injektion zu tief ausgeführt, drohen zudem Atrophien der Subkutis. Bei zu oberflächlichen Injektionen können Teleangiektasien und Pigmentstörungen entstehen. Außerdem kann die Kristallsuspension zu weißlichen Ablagerungen führen (Nast et al. 2012). 1.5.4 Druckapplikation durch Ohrclip Die Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft empfiehlt die Druckbehandlung nach chirurgischer Exzision im Ohrbereich (Nast et al 2012). Zwar konnte Anzarut et. al. in einer Metaanalyse keinen signifikanten Nutzen der 14
1. Einleitung Drucktherapie feststellen, jedoch zeigen mehrere Studien mit individuell gefertigten Ohrclips eine gute Erfolgsrate zur Behandlung von Keloiden am Ohr (Anzarut et al. 2009; Kadouch et al. 2010; Tanaydin et al. 2016). In Kombination mit der chirurgischen Therapie sinkt die Rezidivrate auf 8-17% (Kadouch et al. 2010; Tanaydin et al. 2016). Hierbei handelte es allerdings um Fallstudien ohne Kontrollgruppe, sodass ein direkter Vergleicht fehlt. In der Klinik für Hals- Nasen Ohrenheilkunde der Universität Ulm durchgeführte Studie von Thierauf et. al wurden standardisierte Ohrclips (K. Egner, Zahntechnik, Neu-Ulm, Deutschland) aus transparentem Methamethylacrylat (Heraeus Kulzer GmbH) benutzt (Thierauf et al. 2017). Abbildung 6 zeigt die Ohrclips. Zur Verfügung standen zwei standardisierte Clips, jeweils für einen kleinen oder größeren Defekt. Abbildung 6: Die zwei vorhandenen Größen der Standardisierte Ohrclips aus Methamethyacrylat (Heraeus Kulzer GmbH, HNO- Klinik der Universität Ulm, (Thierauf et al.2017) Als Befestigungselement am Ohr dienten die eingebrachten Schrauben. Die Patienten wurden für einen Zeitraum von 6 Monaten angewiesen, den Clip mindestens 16 von 24 Stunden zu tragen. Durch die Transparenz war es möglich, eventuelle Hautveränderungen oder allergische Reaktionen zu beobachten. Die Abbildungen7 A- F zeigt den Behandlungsablauf mit einer Anwendung des Ohrclips 15
1. Einleitung Abbildung 7 A- F:: Behandlungsablauf der Keloid-Therapie mit einem Ohrclip nach Anwendung der Fillet-Technik, A) & B) präoperative Vorder- und Rückansicht des Keloids an der Helix, C) & D) postoperative Vorder-und Rückansicht nach Anwendung der Fillet-Technik, E) Applikation des Ohrclips, F) Ausgangssituation nach der Therapie, HNO- Klinik der Universität Ulm , (Thierauf et al.2017) Im Idealfall sollte die Therapie mit Abschluss der Reepithelialisierung beginnen. Durch die Ohrclips ist es möglich eine gezielte Druckapplikation zu erzielen. Es kommt zu einer Verminderung der kapillaren Perfusion (Nast et al. 2012). Durch den Druck werden zusätzlich Mechanorezeptoren aktiviert, die Apoptose induzieren. Die Kollagenreifung wird beschleunigt und die Narbe flacht ab (Li et al. 2007). Ekzeme sowie Druckerosionen und –ulzerationen können als mögliche Komplikationen während der Behandlung auftreten (Nast et al. 2012). Diese Form der Therapie wird als aufwendig betrachtet, da diese stark von der Compliance des Patienten sowie der engmaschigen Kontrolle des Arztes abhängig ist. Zudem ist die Herstellung im Falle von individualisierten Ohrclips aufwendig und kostenintensiv (Park et al. 2011). 16
1. Einleitung 1.7 Fragestellung Es existieren diverse Methoden der Keloid-Therapie, jedoch gibt es keinen Goldstandard. Aufgrund des persistierenden Wachstums und der störenden Ästhetik besteht bei einer Vielzahl von betroffenen Patienten der Wunsch zur Therapie. Diese kann zwar durch chirurgische Exzision sofortige Abhilfe schaffen, jedoch tendieren Keloide häufig zu Rezidiven. Aufgrund dessen ist die Keloid- Therapie meistens ein langwieriger Prozess, der eine engmaschige Nachbehandlung benötigt. Die Daten werden in einem Zeitraum von 11 Jahren retrospektiv erhoben. Die Patienten, die in diesem Zeitraum eine Keloid-Therapie am Ohr erhalten haben, werden durch die elektronischen Patientenakte der HNO- Klinik EPA ® identifiziert. Die persönlichen Daten werden pseudonymisiert. Diese Arbeit schließt an die bereits von Dr. J. Thierauf (Ethikantrag 68/14) prospektiv durchgeführte Studie an. Dabei wurden 18 Patienten mit der Fillet-Technik operiert und für 6 Monate alle 4-6 Wochen mit einer Triam Injektion behandelt. Davon wurden 8 Patienten zusätzlich mit einem Ohrclip behandelt. Um einen optimierten Behandlungsalgorithmus zu kreieren, werden die im Kapitel 1.5 genannten Behandlungsmodalitäten, sowie das Patientenkollektiv von Thierauf et al. nach den Parametern dieser Arbeit untersucht, ausgewertet und miteinander verglichen. Zunächst sollen die chirurgischen Techniken analysiert werden. Es liegen zum aktuellen Zeitpunkt keine Studien vor, die die Methoden Fillet-Technik, Vollhauttransplantat und den primärer Wundverschluss in Verbindung zur Keloid- Therapie am Ohr vergleichen. Im weiteren Verlauf, soll untersucht werden, inwiefern die begleitenden Therapien der Triam Injektion und die Verwendung eines Ohrclips die Rezidivfreiheit beeinflussen. Unter der Annahme, dass die Kombination von mindesten 2 Modalitäten effektiver ist, als die Behandlung mit einer alleinigen, wird der Chi- Quadrat Test sowie der exakte Test nach Fisher verwendet. Des Weiteren soll durch die Kaplan- Maier Analyse die Rezidivfreiheit abhängig von der gewählten Therapie dargestellt werden. Ob letztendlich das Zusammenspiel der 17
1. Einleitung einzelnen Behandlungsmodalitäten untereinander von Bedeutung ist, kann durch den Log- Rank Test verifiziert werden. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, welche Komponenten das Zusammenspiel der einzelnen Behandlungsmodalitäten beeinflussen und auf diese Weise einen optimierten und standardisierten Behandlungsalgorithmus für die Therapie von Keloiden im Ohrbereich zu schaffen. 18
2. Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1 Patientendaten Zwischen 2006 und 2017 wurden laut Datenlage 52 Patienten mit der Diagnose eines Keloides im Ohrbereich an der Klinik für Hals- Nasen Ohrenheilkunde der Universität Ulm behandelt. Die elektronische Patientenakte EPA® diente zur Recherche der behandelten Patienten. Patienten mit Immunschwäche sowie infektiösen Krankheiten wurden exkludiert. Der festgelegte Beobachtungszeitraum zur Rezidivfreiheit betrug 12 Monate. Alle Patienten, deren in der EPA® dokumentierte Behandlungsverlauf weniger als 12 Monate betrug, wurden nach vorheriger schriftlicher Kontaktaufnahme und Aufklärung telefonisch kontaktiert und befragt. In der prospektiven Studie von Dr. J. Thierauf et al. (Ethikantrag 68/14) wurden an der Klinik für Hals- Nasen Ohrenheilkunde der Universität Ulm bereits 17 Patienten untersucht. Diese erhielten ausschließlich eine OP mittels Fillet-Technik und bekamen über einen Zeitraum von 6 Monaten alle 4 bis 6 Wochen Triam Injektionen je 10mg/ml verabreicht. 8 Patienten wurden als zusätzliche Behandlungsmodalität mit einem Ohrclip versorgt. Dieser sollte mindestens 16 von 24 Stunden am Tag für 6 Monate getragen werden. Auch in dieser Kohorte wurden Patienten mit Immunschwäche sowie infektiösen Krankheiten exkludiert. Zur Vergrößerung der Kohorte, Steigerung der Aussagekraft und um ein Gesamtbild des Zusammenspiels der einzelnen Behandlungsmethoden zu erhalten, wurden die Daten dieser Studienpatienten miteingeschlossen und nach den Parametern dieser Arbeit verglichen und analysiert. Charakterisierung der Keloide Aufgrund teilweise vorliegender bilateraler Keloide wurde in dieser Arbeit jedes Keloid als einzelner Fall behandelt. Insgesamt wurden 52 Individuen behandelt. Anhand der ermittelten Patientenanzahl von 52 wurden die einzelnen Keloide 19
2. Material und Methoden quantifiziert und jeweils mit einer Fallnummer versehen. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden Keloide als Patientenfälle bezeichnet. Patienten, die ein beidseitiges Keloid aufwiesen (n= 9), wurden daher doppelt in die Excel- Tabelle aufgenommen (2 Fälle). Diese wurden, genau wie die Patienten (n=6), die mehrmals aufgrund von Keloiden behandelt wurden, mit einer Studiennummer versehen. Somit werden in den epidemiologischen Daten die Patienten als Individuen gekennzeichnet. Von den 52 ermittelten Patienten, gab es 15 doppelte Fälle. Dies entspricht der Gesamtzahl von 67 Patientenfällen. 51 Patientenfälle konnten per EPA® oder telefonisch nachverfolgt werden. Zusätzlich wurden die einzelnen Keloide nach ihrem Auftreten charakterisiert: Primärkeloid bezeichnet Keloide, die zum ersten Mal beim Patienten auftraten. Sekundärkeloid sind die jeweiligen Keloide, die nach einer Behandlung wieder beim Patienten an derselben Lokalisation auftraten. Lokalisation Die 67 untersuchten Patientenfälle wurden nach Lokalisation kategorisiert. Abbildung 8 verdeutlicht, wie die Einteilung vorgenommen wurde. Abbildung 8: Vereinfachte Darstellung der Ohrstruktur Hauttypen Da das Auftreten von Keloiden bereits in mehreren Studien mit verschiedenen Hauttypen assoziiert werden konnte, wurde für diese Arbeit die Fitzpatrick Skala als Hilfsmittel genutzt, um die Hauttypen der Patienten einzuteilen. In der folgenden 20
2. Material und Methoden Tabelle 2 werden die jeweiligen Hauttypen mit den zugehörigen Erkennungsmerkmalen erläutert. Tabelle 2: Hauttypen I-VI nach Fitzpatrick. Modifiziert nach (Sterry et. al 2011). Hauttypen Charakteristika 1. keltischer Typ • sehr helle Haut • Rothaarig • helle Augenfarbe 2. Kaukasier • helle Haut • blonde Haare • helle Augenfarbe 3. Mischtyp • hellbraun • helle bis dunkle Haare • helle/braune Augen 4. mediterraner Typ • mittelbraune Haut • dunkle Haare • braune Augen 5. Asiate, Lateinamerikaner • dunkelbraune Haut 6. Afrikaner, Afroamerikaner • schwarze Haut In Patientenfällen, bei denen die Haare offensichtlich gefärbt waren, sind die Augen- und Hautfarbe die entscheidenden Parameter für die Zuteilung. 2.2 Aufbereitung der Patientendaten Das Forschungsvorhaben wurde zum Beginn der Studie durch die Ethikkomission der Universität Um geprüft und positiv bewertet (Antrag- Nr.361/17). Alle Patienten die im festgelegten Zeitraum von 2006 bis 2017 in der Abteilung der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Universitätsklinik Ulm eine Keloid-Therapie am Ohr erhalten haben, wurden mithilfe der EPA® ermittelt. 21
2. Material und Methoden Aus den vorliegenden EPA® Einträgen des Patientenkollektives und nach erfolgter Pseudonymisierung wurden folgende Parameter in Microsoft Excel Version 16.7 (Microsoft, Redmond, WA, USA) gespeichert: 1. Subjektnummer 2. Geschlecht 3. Alter zum OP Zeitpunkt 4. Hauttyp nach Fitzpatrick 5. Lokalisation Keloid: Lobulus, Helix, Cavum-Conchae Rückfläche 6. Art des Keloides: Primärkeloid, Sekundärkeloid 7. Trigger: Stecker/Piercing, Plastiken, Trauma, OP (nicht- ästhetischer Natur) 8. Zeitintervall zwischen Trigger und Auftreten Keloid in Monaten 9. Gesamt Follow-up Zeit in Monaten 10. Anzahl der Behandlungsmodalitäten: OP, OP+ Injektion, OP+ Ohrclip 11. OP-Technik: Vollhauttransplantat, Fillet-Technik, primärer Wundverschluss 12. Injektion erhalten: ja, nein 13. Datum erste Injektion 14. Datum letzte Injektion 15. Anzahl der Injektionen 16. Zeitintervall zwischen den erfolgten Injektionen in Monaten Datum letzter Injektion- Datum erster Injektion 17. Frequenz der Injektionen pro Monat: Anzahl der Injektionen 18. Ohrclip: ja, nein 19. Rezidiv: ja, nein 20. Rezidiv: beidseitig: rechts, links, beide, kein Rezidiv 21. Auftreten des Rezidivs in Monaten 22. Rezidivfreiheit innerhalb der 12 Monate: ja, nein 23. Kommentare der Patienten 2.2 Auswertung der Patientendaten Einteilung der Patientenfälle nach mindestens 12-monatigem Follow-up a) Patienten Follow-up vollständig (EPA®, postalisch/telefonisch kontaktiert) 22
2. Material und Methoden b) Patienten Follow-up unvollständig (EPA®, telefonisch/postalisch nicht erreichbar) Einteilung der Behandlungsergebnisse nach 12 Monaten postoperativ a) Rezidivpatient b) Rezidivfreier Patient Einteilung der Patientenfälle nach Behandlungsmethoden a) Vollhauttransplantat + Injektion b) Fillet-Technik + Injektion c) primärer Wundverschluss + Injektion d) Ohrclip Einteilung der Patienten nach Anzahl der Behandlungsmodalitäten a) 1: OP b) 2: OP+ Injektion c) 3: OP+ Injektion+ Ohrclip Statistische Erhebung der Patientendaten Die in der Excel-Tabelle gespeicherten Daten wurden mit dem Programm IBM Statistics 25 (IBM; Armonk, NY; USA) aufbereitet und ausgewertet. Wahl des Signifikanzniveaus: Das ausgewählte Signifikanzniveau ! entspricht in dieser Arbeit ! = 0,05 Daraus resultiert: • p ≤ ! Ablehnung der Hypothese '( • p > ! Beibehalten der Hypothese '( Für die statistischen Auswertungen wurde das Signifikanzniveau folgendermaßen definiert: 23
2. Material und Methoden Tabelle 3: Darstellung des Signifikanzniveaus Signifikanzniveau Bedeutung Symbolisierung p > 0,10 nicht signifikant 0,05 > p ≤ 0,10 tendenziell signifikant * 0,01 < p ≤ 0,05 signifikant fett markiert +* 0,001 < p ≤ 0,01 sehr signifikant fett markiert +** p ≤ 0,001 höchst signifikant fett markiert +*** Chi-Quadrat Test Dieser Test wurde für die Prüfung der Unabhängigkeit von qualitativen Parametern verwendet. Da es sich bei der untersuchten Patientengruppe um eine kleine Anzahl handelt, wurde dieser Test ab einer beobachteten Häufigkeit von ≥ 5 verwendet. Es werden alle 51 Patienten miteinbezogen, die 12 Monate nachverfolgt werden konnten. Die Untersuchungshypothese lautet: '( = Die Rezidivfreiheit ist unabhängig von den Parametern: • Geschlecht • Lokalisation • Keloidart (Primär-/Sekundärkeloid) • Anzahl der Behandlungsmodalitäten • OP-Technik • Anzahl Injektion • Dauer Injektionstherapie • Frequenz der Injektionstherapie Um bei dem Chi-Quadrat Test die Kontingenztafeln zu verkleinern und die erwarteten sowie beobachteten Häufigkeiten zu erhöhen, wurden folgende Parameter in Kategorien eingeteilt: • Hauttypen o heller Hauttyp: keltischer Typ, Kaukasier, Mischtyp 24
2. Material und Methoden o dunkler Hauttyp: mediterraner Typ, Asiate, Lateinamerikaner, Afrikaner, Afroamerikaner • Altersgruppen o ≤ Medianes Alter o > Medianes Alter Exakte Test nach Fisher Dieser Test wurde, wie der Chi-Quadrat Test, für die Prüfung auf Unabhängigkeit von qualitativen Zielgrößen verwendet. Der exakte Fisher- Test kam zum Einsatz, wenn in einer 2 x 2 Kontingenztafel eine beobachtete Häufigkeit von < 5 zu verzeichnen war. Es wurden alle 51 Patienten miteinbezogen, die im 12-monatigen Beobachtungszeitraum nachverfolgt werden konnten. Die Untersuchungshypothese lautet: '( = Die Rezidivfreiheit ist unabhängig von den möglich beeinflussenden Parametern: • Hauttypen • Injektion • Ohrclip Kaplan-Meier Überlebensanalyse Um den Verlauf des Rezidivaufkommens in Abhängigkeit von den, in der Excel- Tabelle erfassten Parametern zu analysieren, wurde die Kaplan-Meier Überlebenszeitanalyse angewandt. Dabei wurde die Wahrscheinlichkeit berechnet, bis zum Ende des Beobachtungszeitraumes von 12 Monaten Rezidivfrei zu sein. Der Effekt, den die Triam Injektionen auf die Rezidivfreiheit haben, wurde in Kapitel 3.6.1 als Kortisoneffekt bezeichnet. Die x-Achse stellt in allen Analysen die Rezidivfreie Zeit in Monaten dar. Dabei wurden alle Fälle, die länger als 12 Monate postoperativ in der EPA® erfasst sind, 25
2. Material und Methoden in 12 Monaten umkodiert, da nur der definierte Beobachtungszeitraum in der Analyse untersucht werden sollte. Beim Rezidivpatienten setzt sich die Rezidivfreie Zeit aus dem Datum der Operation sowie dem subjektiven Empfinden des Patienten, nach wie viel Monaten postoperativ ein Rezidiv aufgetreten ist, zusammen. Die y-Achse stellt in allen Analysen die kumulierte Rezidivfreiheit in Prozent dar. Eine Zensur kommt dann zustande, wenn ein Patient aus der Beobachtung ausscheidet. Dafür gibt es folgende Gründe: • Das Follow-up des Patientenfalls ist unvollständig. • Es kam im Beobachtungszeitraum zu keinem Rezidiv. Alle 51 Patientenfälle, die am Ende des Beobachtungszeitraumes kein Rezidiv aufwiesen, sind somit zensiert. Im Falle eines Rezidivs kommt es zum erfassten Zeitpunkt zu einer Stufe 1/n nach unten in der Überlebenskurve. Dabei entspricht n= Anzahl der bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht zensierten Personen. Die Rezidivfreiheit wird anschließend für die verbliebenden Patientenfälle neu berechnet. Log Rank Test Dieser Test erfolgt im Anschluss jeder Kaplan- Meier Überlebensanalysen. Dabei wird folgende Nullhypothese überprüft: '( = Die Überlebenskurven aller untersuchten Gruppen sind gleich In jeder Gruppe wird die unter der Nullhypothese erwartete Anzahl von Rezidiven errechnet und mit der Anzahl der beobachteten Rezidive im Chi-Quadrat Test verglichen. 26
3. Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1 Alters- und Geschlechtsverteilung der Patienten Im Zeitraum von 2006 bis 2016 wurden in 67 Patientenfällen eine Keloid- Therapie am Ohr durchgeführt. Davon waren 27 männlich (40%) und 40 weiblich (60%). Abbildung 9 verdeutlicht die Altersverteilung der Patienten zum Zeitpunkt der Operation. Abbildung 9: Altersverteilung der Patienten mit Keloiden im Ohrbereich zum Zeitpunkt der Operation, HNO- Klinik der Universität Ulm; Anzahl der Keloide (n = 67). Zum Zeitpunkt des operativen Eingriffs lag das Alter im Median bei 20 Jahren. Der jüngste Patient war 10 Jahre und der älteste Patient 81 Jahre alt. 27
3. Ergebnisse 3.2 Charakteristika der Keloide 3.2.1 Hauttypen Hauttypen nach Fitzpatrick 6% 8% 3% 30% 15% 38% keltischer Typ Kaukasier Mischtyp mediterraner Typ Asiate, Lateinamerikaner Afrikaner,Afroamerikaner Abbildung 10: Hauttypen der untersuchten Patientengruppe mit Keloiden im Ohrbereich, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n = 67) In 26 Patientenfällen handelte es sich um einen Mischtyp (38%) und in 20 um einen kaukasischen Hauttyp (30%). 10 von 67 Patientenfällen (15%) entsprachen dem mediterranen Typen. Jeweils 4 Patientenfälle entsprachen dem asiatischen/ lateinamerikanischen (6%) sowie 5 dem afrikanischen/afroamerikanischen (8 %) Hauttypen. Nur 2 Patientenfälle (3 %) entsprachen dem keltischen Typen. 3.2.2 Lokalisation der Keloide Tabelle 4: Lokalisation der Keloide im Ohrbereich, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n= 67) Lokalisation Anzahl Keloide (n) Prozent (%) Lobulus 25 37 Helix 18 27 Cavum-Conchae Rückfläche 24 36 Summe 67 100 28
3. Ergebnisse In der untersuchten Patientengruppe handelte es sich bei 43 Keloiden (64%) um ein Primärkeloid und bei 24 Keloiden (36%) um ein Sekundärkeloid. Abbildung 11 verdeutlicht stichprobenartig die Erscheinungsformen sowie die Ausmaße des Wachstums der untersuchten Patientengruppe. Abbildung 11: Beispiele für Erscheinungsformen von Keloiden im Ohrbereich an der HNO- Klinik der Universität Ulm A) afrikanisch/afroamerikanischer Hauttyp, Keloid an der Cavum- Conchae Rückfläche, B) afrikanisch/afroamerikanischer Hauttyp und C) mediterraner Hauttyp, Keloide am Lobulus, D) kaukasicher Hauttyp, Keloid an der Helix 3.2.3 Die Ursachen der Entstehung Die Auslöser, welche zu einem Keloid am Ohr führten, sind in Abbildung 12 nach ihrer Häufigkeit gelistet. Dabei wurde lediglich die primäre Ursache, die in der Patientenakte notiert wurde, berücksichtigt. URSACHEN Anzahl der Keloide (n=67) PIERCING/STECKER 37 PLASTIKEN 13 SONSTIGE OP 12 TRAUMA 5 Abbildung 12: Ursachen die zur Entstehung eines Keloides im Ohrbereich geführt haben, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n = 67). 29
3. Ergebnisse Hierbei zeigte sich, dass der häufigste Auslöser für das Auftreten eines Keloids das Stechen und Tragen eines Ohrsteckers-/Piercings in 37/67 Patientenfällen (55%) war. Die operativen Eingriffe wie z. B. Ohrmuschelplastiken wurden in der Gruppe Plastiken zusammengefasst und ausgewertet. Insgesamt waren 13/67 Patientenfälle (19%) waren davon betroffen. Unter den 24/67 Patientenfällen die von Sekundärkeloiden betroffen waren, gab es 7 Keloide, bei denen als Ursachen entweder eine Resektion oder eine Rezidiventfernung an derselben Lokalisation vermerkt wurde. Die Ursache des Primärkeloides wurde dabei nicht notiert. Diese bilden zusammengefasst eine eigene Gruppe sonstige Operationen (12/67 (18%)) mit zusätzlich 4 Patientenfällen, bei denen der primäre Auslöser für die Entstehung des Keloids nicht mehr nachvollziehbar war. In dieser Gruppe wurde auch ein Patientenfall inkludiert, welcher nach Knorpelentnahme an der Cavum-Conchae Rückfläche ein Keloid an der Entnahmestelle entwickelte. 5/67 Keloide (8%) entwickelten sich aufgrund eines vorherigen Traumas am Ohr. Im Median von 24 Monaten nach der Entstehungsursache, entwickelte sich ein Keloid in den untersuchten Fällen. Das frühste Auftreten bei einem Patientenfall war 3 Monaten nach auslösendem Faktor. Das späteste Auftreten betrug 84 Monate in einem Patientenfall. 3.3 Überblick der Rezidivrate Von den 51 untersuchten Patientenfällen, die im Beobachtungszeitraum von 12 Monaten telefonisch interviewt werden konnten, entwickelten 16 Patientenfälle (31%) ein Rezidiv. Das Follow- up betrug im Median 22 Monate. Im Median bekamen die untersuchten Patienten nach 6 Monaten (±3 Monaten) ein Rezidiv. Das erste Rezidiv entstand in 2 Fällen bereits nach 2 Monaten. Ein Fall entwickelte am Ende des Beobachtungszeitraumes von 12 Monaten ein Rezidiv. 30
3. Ergebnisse 3.3.1 Chi- Quadrat Test und der exakte Test nach Fisher Tabelle 5 veranschaulicht die jeweilige Verteilung der 51 Patientenfälle abhängig von ihren äußerlichen Merkmalen. Zudem verdeutlicht der Chi-Quadrat Test sowie der exakte Test nach Fisher, welche Faktoren einen signifikanten Einfluss auf das Rezidivaufkommen haben. Tabelle 5: Kreuztabelle der Merkmale von Patienten mit Keloiden im Ohrbereich, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n= 51) Rezidiv p - Wert ja nein Anzahl Anzahl Altersgruppe 0,718 ≤ 20 Jahre 10 20 > 20 Jahre 6 15 Geschlecht 0,246 männlich 5 17 weiblich 11 18 Hauttypen 0,075* heller Hauttyp 15 24 dunkler Hauttyp 1 11 Keloidart 0,683 Primärkeloid 11 22 Sekundärkeloid 5 13 * p - Werte mit einer Tendenz zur Signifikanz (< 0,1) sind mit * markiert. Da der Median des Patientenalters zum Zeitpunkt der Operation bei 20 Jahren (s. Kapitel 3.1) lag, wurden die Patientenfälle in die Subgruppen ≤ 20 Jahre und > 20 Jahre eingeteilt. Das Alter (p = 0,718) sowie das Geschlecht (p = 0,246) sind laut dem Chi-Quadrat Test keine beeinflussenden Faktoren auf die Rezidivfreiheit. Die Skala nach Fitzpatrick unterscheidet 6 Hauttypen. Um diese zusammenzufassen, wurden die Hauttypen 1 bis 3 in helle Hauttypen eingeteilt sowie die Hauttypen 4 bis 6 in dunkle Hauttypen. Dabei ist erkennbar, dass der 31
3. Ergebnisse Hauttyp nach dem exakten Fisher- Test eine Tendenz zur Signifikanz hat (p = 0,075). Die Tatsache, ob das Keloid ein Primärkeloid war oder ein Sekundärkeloid war, hat nach dem Chi-Quadrat Test keinen Einfluss auf das Rezidivaufkommen (p = 0,683). Die in den 51 Patientenfällen angewandte Keloid- Therapien sind in Tabelle 6 aufgeführt. Um den jeweiligen Einfluss auf das Rezidivaufkommen beurteilen zu können, wurde der Chi-Quadrat Test sowie der exakte Test nach Fisher verwendet. Tabelle 6: Kreuztabelle der Keloid- Therapien im Ohrbereich, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n = 51) Rezidiv p - Wert ja nein Anzahl Anzahl Behandlungsmodalitäten 0,028* 1 4 2 2 12 25 3 0 8 OP- Technik 0,013* Vollhauttransplantat 8 9 Fillet-Technik 1 17 primärer Wundverschluss 7 9 Injektion 0,069* ja 12 33 nein 4 2 Ohrclip 0,045* Ja 0 8 Nein 16 27 Signifikante p - Werte (< 0,05) wurden fett und mit * markiert. Werte mit einer Tendenz zur Signifikanz (p = 0,1) sind mit * markiert. Zunächst wurden die angewandten Behandlungsmodalitäten in 3 Subgruppen 1 Operation (n = 6), 2 Operation und Injektionstherapie (n = 37) sowie 3 Operation, Injektionstherapie und Ohrclip eingeteilt (n = 8). Aus der Tabelle 3 ist zu entnehmen, dass die Wahl der Behandlungsmodalitäten laut dem Chi-Quadrat Test einen 32
3. Ergebnisse Einfluss auf das Therapieergebnis hat (p = 0,028). Dabei ist die Wahl der OP- Technik signifikant (p = 0,013). Der Erhalt der Triam Injektionen (p = 0,069) zeigt nach dem exakten Fisher-Test eine Tendenz zur Signifikanz. Die zusätzliche Anwendung des Ohrclips prägt das Ergebnis der Therapie (p = 0,045). 3.4 Behandlungsmodalitäten Um das Zusammenwirken der angewandten Behandlungsmodalitäten analysieren zu können, wurden die Patientenfälle wie in Kapitel 3.3.1 in die 3 Subgruppen 1 Operation (n = 6), 2 Operation und Injektionstherapie (n = 37) sowie 3 Operation, Injektionstherapie und Ohrclip eingeteilt (n = 8). Es sollte analysiert werden, inwiefern Anzahl der Behandlungsmodalitäten, unabhängig von der Art der der angewandten OP-Technik, sowie die Anzahl, Dauer und Frequenz der Injektionstherapie, einen Einfluss auf die Rezidivfreiheit haben. Rezidivaufkommen 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 kein Rezidiv Rezidiv Abbildung 13: Das Rezidivaufkommen von Keloiden im Ohrbereich abhängig von der angewandten Behandlungsmodalität, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n = 51) Bei 6/51 Keloiden, die nur operativ behandelt wurden, entstanden 4 Rezidive (67%). Die Kombination von Operation und Injektionstherapie, die in 37/51 Fällen 33
3. Ergebnisse angewandt wurde, weist 12 Rezidive (32%) auf. Bei der zusätzlichen Anwendung des Ohrclips waren bei 8/51 Patientenfälle keine Rezidive zu beobachten (0%). 3.4.1 Kaplan- Meier Analyse der Behandlungsmodalitäten Die Kaplan- Meier Analyse verdeutlicht in Abbildung 14 den Entwicklungsverlauf des Rezidivaufkommens abhängig von den angewandten Behandlungsmodalitäten. Abbildung 14: Kaplan- Meier Kurve der Rezidivfreiheit von Keloiden im Ohrbereich in Abhängigkeit der Anzahl der angewandten Behandlungsmodalitäten, HNO- Klinik der Universität Ulm, Anzahl der Keloide (n = 67) Insgesamt wurde in 7/67 Patientenfällen (10%) das Keloid nur operativ entfernt und davon entstanden 4 Rezidive (57%). In 52/67 Patientenfällen (78%) wurde zur Operation zusätzlich mit mindestens einer Triam Injektion therapiert. In dieser untersuchten Gruppe kam es zu 12 Rezidiven (23%). Laut Log Rank Test hat die Anwendung von 1 Behandlungsmodalität Operation gegenüber der Anwendung von 2 Behandlungsmodalitäten Operation und Injektion (p = 0,068) eine Tendenz zur Signifikanz. Die zusätzliche Behandlung mit dem Ohrclip (p = 0,005) ist im Ergebnis sehr signifikant gegenüber 1 Behandlungsmodalität. Es wurden 8/67 Patientenfälle (12%) damit behandelt. Hierbei kam es zu keinem Rezidiv. Die Anwendung von 3 Behandlungsmodalitäten hatten gegenüber von 2 einen tendenziell signifikanten 34
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