BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT

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BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
Sydbank Markets informiert
Stand Oktober 2007

   Achterbahnfahrt der Aktienmärkte setzt sich fort
   – wenn die Ruhe wieder an den Aktienmärkten einkehrt, folgt ein Aufschwung

   Emerging Markets hart von der Unruhe betroffen
   – der Internationale Währungsfonds könnte an den Emerging Markets als Feuerlöscher
   zum Einsatz kommen

   Barack Obama, John McCain
   und die US-Wirtschaft
   – so wirken sich die Präsidentschaftswahlen auf die Wirtschaft der USA aus
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
Inhalt

                                                                                           Michael Andersen
                                                                                           Redakteur (V. i. S. d. P.)
      3	Investitionszusammen-
         setzung
                                                                      Ruhe bewahren trotz Börsenkrise
      4	Obama, McCain und
                                                                      Die Finanzmärkte erleben derzeit die umfassendsten Kurseinbußen bei Aktien, Kre-
          die US-Wirtschaft
                                                                      ditanleihen und sonstigen Risikowerten der jüngsten Börsengeschichte. Leider kön-
                                                                      nen weder wir noch die anderen finanziellen Akteure Näheres über den Umfang
      6         Monatsrückblick                                       oder die Nachhaltigkeit der gegenwärtigen Krise sagen. Unseres Erachtens dürfte
                                                                      die Krise in diesen Wochen ihren Höchststand erreichen.
                                                                          Angesichts der sehr bedeutenden Kurseinbrüche sind wir davon überzeugt, dass
      8         Die Weltwirtschaft                                    der Marktpreis der Aktien und vor allem der Kreditanleihen derzeit deutlich unter
                                                                      den langfristigen Fundamentalniveaus liegt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der
    12		        Der Aktienmarkt                                       Marktpreis kurzfristig nicht weiter nachgeben kann, sondern lediglich, dass dieser
                                                                      unserer Meinung nach auf Sicht von zwei bis drei Jahren bedeutend höher sein
                                                                      dürfte.
    16		        Emerging Markets                                          Um eine Rezession in den USA und in Europa dürften wir kaum herumkom-
                                                                      men. Weitere massive geldpolitische Lockerungen sowie umfassende finanzpoli-
                                                                      tische Lockerungen dürften jedoch die Nachhaltigkeit und den Umfang der Wirt-
                                                                      schafts- und Finanzkrise begrenzen.
                                                                          Wir empfehlen deshalb Anlegern mit langem Zeithorizont im Hinblick auf freie
                                                                      Mittel und Pensionsmittel die Ruhe zu bewahren und bei diesen Kursniveaus keine
                                                                      merkbaren Verkäufe zu tätigen. Sämtliche Erfahrungen aus früheren Börsenkrisen
                                                                      zeigen nämlich, dass sich fundamentale Börsenverhältnisse und Preisfestsetzungen
                                                                      früher oder später wieder einstellen.
                                                                          Ein solches ruhiges Abwarten setzt jedoch voraus, dass das Portfolio die Risiko-
                                                                      fähigkeit und vor allem die Risikobereitschaft des Anlegers spiegelt. Anderenfalls
                                                                      sollte das Portfolio entsprechend umgeschichtet werden. Ferner erfordert diese
                                                                      Strategie eine vernünftige Risikostreuung im Portfolio auf Vermögensklassen und
                                                                      Titel. Wenn Sie sich in dieser Hinsicht nicht sicher sind, sollten Sie unbedingt Ihren
                                                                      Anlageberater kontaktieren.

                                                                      Ich wünsche Ihnen beim Lesen viel Vergnügen! ■

    Sydbank Markets – Analyseabteilung                                                   Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir
    Postfach 169 · DK-6200 Aabenraa · Tel. +45 74 36 36 36 · Fax +45 74 36 35 49         für zuverlässig halten. Die Bank übernimmt keinerlei Haftung für die Vollständigkeit
    info@sydbank.dk · sydbank.dk                                                         oder Genauigkeit des Inhaltes. Die Bank behält sich außerdem Druckfehler, Berech­
                                                                                         nungsfehler und etwaige sonstige Fehler vor. Die Sydbank haftet nicht für Schäden
    Redaktion:                                                                           oder Verluste, die sich – direkt oder indirekt – aus der Nutzung dieser Publikation
    Abteilungsdirektor Michael Andersen · Tel. +45 74 36 44 90 (V. i. S. d. P.)          oder deren Inhalt ergeben. Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten
    Aktienanalysechef Bjørn Schwarz · Tel. +45 74 36 44 56                               Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. (Die Sydbank oder
    Chefökonom Jacob Graven · Tel. +45 74 36 44 51                                       Angestellte der Sydbank können Positionen in Wertpapieren, die in dieser Publika-
                                                                                         tion erwähnt sind, halten.) Die Angaben dieser Publikation sind vertraulich und nur
    Redaktionsschluss: 24. Oktober 2008.                                                 für Kunden der Sydbank bestimmt und dürfen weder veröffentlicht noch in son-
    Die nächste Ausgabe von „Anlageinfo“ erscheint Ende November 2008.                   stiger Weise weitergegeben werden.

    Die Artikel in „Anlageinfo“ sind von Ökonomen und Analysten der Sydbank
    verfasst, es sei denn dem einzelnen Artikel ist etwas anderes zu entnehmen.

2   Anlageinfo – Oktober 2008
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
Investitionszusammensetzung

Zwangsverkäufe lösen Börsenpanik aus
Tabellele 1
 Zeithorizont         Risiko                          Bareinlagen       Anleihen         Aktien                  Aktien und Kreditanleihen
                      Niedrig
                                    Anteil            5%                85 %             10 %                    sind jetzt bedeutend unter-
                                    Gewichtung        Übergewicht       Untergewicht     Neutral
                                                                                                                 bewertet.
                                    Anteil            5%                70 %             25 %
 Mittelfristig        Mittel
                                    Gewichtung        Übergewicht       Untergewicht     Neutral
                                                                                                                 Von Michael Andersen
                                    Anteil            5%                40 %             55 %
                      Hoch
                                    Gewichtung        Übergewicht       Untergewicht     Neutral                 Weltweite Aktienkurseinbußen von 25 bis 30
                                    Anteil            5%                20 %             75 %                    Prozent während des letzten Monats und 40
 Langfristig          Hoch
                                    Gewichtung        Übergewicht       Untergewicht     Neutral                 bis 50 Prozent im bisherigen Jahresverlauf
                                                                                                                 sind eindeutige Zeichen einer umfassenden
In neun verschiedenen Modellportfolios macht die Sydbank laufend Vorschläge, wie Anleger mit                     finanziellen Vertrauenskrise und zahlreicher
jeweils kurz-, mittel- und langfristigem Anlagehorizont ihre Mittel auf Aktien, Anleihen und Bareinlagen         Zwangsverkäufe vor allem bei den Hedge-
verteilen sollten. Jeder der drei Zeithorizonte ist wiederum in niedriges, mittleres und hohes Risiko auf-       fonds.
geteilt. Die neun Modelle dienen als Modellportfolios bei der Beratung, die Sie von den Anlagebe-                Die Aktien und vor allem die Unternehmens-
ratern unserer Bank erhalten, ebenso wie Sie hier in ”Anlageinfo” die Empfehlungen einiger aus-                  anleihen und Anleihen der Emerging Mar-
gewählter Modellportfolios finden.                                                                                kets spiegeln die Erwartung an eine sehr
                                                                                                                 nachhaltige Rezession, die sich zu einer
                                                                                                                 Depression entwickeln könnte. Unseres
                                                                                                                 Erachtens ist das jedoch unwahrscheinlich.
Tabellele 2 · Aktienanteil                              Tabellele 3 · Zinssensitivität
                           0                                                    0                                Nicht zumindest angesichts der massiven
                 -1             1                                        -1              1
                                                                                                                 geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen und
           -2                           2                          -2                          2
                                                                                                                 unserer Erwartung, dass die Geld- und
      -3                                     3                -3                                    3            Finanzpolitik weltweit in den kommenden
                                                                                                                 Monaten merkbar gelockert werden dürfte.
 -4                                              4       -4                                             4        Wir erhöhen deshalb den Aktienanteil von
                                                                                                                 untergewichten auf neutral und erwarten,
-5                                                5     -5                                                   5   dass die massiven Lockerungen die voraus-
                                                                                                                 sichtlich sehr negativen Nachrichten im Rah-
                                                                                                                 men der Wirtschaftsdaten und Bilanzen der
Tabellele 4 · Anteil an Emerging Markets-Aktien         Tabellele 5 · Hochzinsanleihen
                           0                                                    0                                nächsten Monate wettmachen könnten.
                 -1             1                                        -1              1
                                                                                                                 Emerging Markets-Anleihen sollten unserer
           -2                           2                          -2                          2
                                                                                                                 Empfehlung nach übergewichtet werden. Wir
      -3                                     3                -3                                    3            bevorzugen konkret auf USD oder EUR lau-
                                                                                                                 tende EM-Anleihen, die im bisherigen Jah-
 -4                                              4       -4                                             4        resverlauf um etwa 25 bis 30 Prozent nach-
                                                                                                                 gegeben haben; unseres Erachtens war das
-5                                                5     -5                                                   5   eine starke Überreaktion beispielsweise
                                                                                                                 infolge der Zwangsverkäufe seitens Anleger
Der Pfeil in den vier ”Tachometern” kann sich von -5 bis +5 bewegen. Wenn der Pfeil auf Null
                                                                                                                 mit Hebelinvestments.
steht, stimmen die Portfolioanteile mit den langfristigen Empfehlungen der Modellportfolios über-
ein, die lediglich vom Anlagehorizont des Kunden und seiner Risikobereitschaft abhängen.
Steht der Pfeil auf Plus oder Minus, handelt es sich um eine Über- bzw. Untergewichtung im Ver-                  Unsere allgemeinen Portfolioempfehlungen:
gleich zur langfristigen Empfehlung. Je größer die Zahl, um so nachdrücklicher ist derzeit die Sydbank-          • Amerikanische und europäische Aktien
Empfehlung. Der graue Pfeil gibt die Schätzungen in der vorherigen Ausgabe von Anlageinfo an.                      untergewichten.
                                                                                                                 • EM-Aktien geringfügig übergewichten. Vor
                                                                                                                   allem Fernostaktien, die nach umfassenden
                                                                                                                   Kurseinbußen von den jüngsten Rohstoff-
                                                                                                                   preisrückgängen profitieren könnten
                                                                                                                 • Zinsempfindlichkeit mit Aussicht auf
                                                                                                                   merkbare weltweite Zinssenkungen über-
                                                                                                                   gewichten. Vor allem dänische Hypothe-
                                                                                                                   kenanleihen, die historisch günstig sind.
                                                                                                                 • Barmittel infolge der nach wie vor hohen
                                                                                                                   Geldmarktzinsen übergewichten. ■

                                                                                                                                 Anlageinfo – Oktober 2008      3
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
US-Präsidentschaftswahlen

    Obama, McCain und die
    US-Wirtschaft
    Trotz der unterschiedlichen politischen Programme der Kandidaten dürfte sich das Ergebnis
    der Präsidentschaftswahlen in den USA am 4. November nicht maßgeblich auf die Wirt-
    schaft auswirken.
                                                       Von Makroökonomin Camilla Erichsen              sum positiv, den öffentlichen Haushalt
                                                                                                       jedoch negativ beeinflussen.
                                                       Wenn sich die Amerikaner am 4. November             Obamas politisches Programm umfasst
                                                       entweder für den Demokraten Barack              ebenfalls Maßnahmen zur Erhöhung der
                                                       Obama oder den Republikaner John                Besteuerung von Aktienerträgen. Diese wür-
                                                       McCain als ihr 44. Präsident entscheiden,       den sich negativ auf den Aktienmarkt aus-
                                                       wählen sie auch zwischen zwei verschie-         wirken, könnten sich jedoch als positiv für
                                                       denen wirtschaftspolitischen Grundeinstel-      die Rentenmärkte erweisen. McCain möchte
                                                       lungen.                                         die Körperschaftssteuer reduzieren, wovon
                                                           John McCain befürwortet Steuererleich-      der Aktienmarkt profitieren könnte.
                                                       terungen für sämtliche Einkommensgruppen,           Die zentralen Punkte in Obamas Han-
                                                       während Obama vor allem den Geringver-          delspolitik sind verbesserte Umwelt- und
                                                       dienern besondere Bedeutung beimisst, siehe     Arbeitsstandards, was die Wettbewerbsfähig-
                                                       Tabelle 1. Über 10 Jahre gerechnet, kosten      keit des Exportsektors beeinträchtigen und
                                                       Obamas Steuerpolitik etwa 2.900 Mrd. US-        sich demnach negativ auf den Aktienmarkt
                                                       Dollar bzw. McCains Steuererleichterungen       auswirken dürfte. McCain ist dagegen für
                                                       etwa 4.200 Mrd. US-Dollar.                      den freien Handel.
                                                           Obamas Steuerpolitik hat einen negativen
    – Infolge der Finanzkrise sind die unter-          Effekt auf den Konsum der US-Amerikaner         Unterschiedliche Maßnahmen zur
    schiedlichen politischen Programme der
                                                       mit hohen Einkommen. Die erhöhten Steuer-       Bekämpfung der Rezession
    Kandidaten nicht im gleichen Maße für die
                                                       einkommen dieser Einkommensgruppen              Vor kurzem präsentierten beide Kandi-
    zukünftige Wirtschaftsentwicklung maßgeb-
    lich. Dagegen ist die Entwicklung der welt-        werden jedoch positiv auf den öffentlichen      daten ihre jeweiligen Rettungspakete ange-
    weiten Finanzkrise und die voraussichtliche        Haushalt abfärben. Da McCains beabsichti-       sichts der voraussichtlichen US-Rezession.
    Rezession von größerer Bedeutung, so               gte Steuererleichterungen alle Einkommens-      Obamas Maßnahmen kosten rund 175
    Makroökonomin Camilla Erichsen.                    gruppen umfassen, werden diese den Kon-         Mrd. Dollars, während McCains Maßnah-

    Abbildung 1                                        Tabelle 1
    Durchschnittliche Aktienerträge gegenüber Anlei-   US-Steueränderungen 2009
    hen über eine vierjährige Amtszeit.
                                                       Die grünen Zahlen zeigen die größten Steuereinsparungen unter den zwei möglichen Präsidenten.
    30 %
                                                        Einkommen in USD        Änderung der durchschnittli-      Änderung der durchschnittli-
                                                                                chen jährlichen Steuer in USD     chen jährlichen Steuer in USD
    20 %                                                                            unter Barack Obama                 unter John McCain
                                                        > 2,9 Mio.                                    +701.885                           -269.364
    10 %                                                 603.000 – 2,9 mio                            +115.974                            -45.361
                                                         227.000 – 603.000                                  +12                             -7.871

     0%                                                  161.000 – 227.000                               -2.789                             -4.380
                                                         112.000 – 161.000                               -2.204                             -2.614

    -10 %                                                 66.000 – 112.000                               -1.290                             -1.009
                                                          38.000 – 66.000                                -1.042                               -319

    -20 %                                                 19.000 – 38.000                                  -892                               -113
               Republikaner         Demokraten          < 19.000                                           -567                                -19
    • yr1      • yr2       • yr3      • yr4

4   Anlageinfo – Oktober 2008
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
US-Präsidentschaftswahlen

men etwa 389 Mrd. Dollars kosten, siehe                                                     Ein Demokrat wäre historisch gesehen für
                                                  tion der Republikaner jedoch nicht so umfas-
Tabelle 2.                                        send ist wie die der Demokraten.          Aktien von Vorteil
   Keiner der Kandidaten hat konkrete                Ein republikanischer Präsident ist zudem
                                                                                            Aus historischer Perspektive schneiden US-
Finanzierungsvorschläge für die Pakete vor-       für die Verteidigungsindustrie von Vorteil,
                                                                                            Aktien unter republikanischen Präsidenten
gelegt. McCain stellt jedoch in Aussicht, dass    wogegen sich der erhöhte inländische Fokusbesser ab als US-Anleihen, siehe Abb. 1.
diese durch eine Kürzung des öffentlichen         der Demokraten positiv auf die Sicher-        Seit 1929 sind beide Parteien jeweils 40
Konsums finanziert werden sollen. Beiden          heitsinvestitionen sowie den IT- und Tele-Jahre an der Macht. Der Ertrag aus einer
Kandidaten dürfte jedoch die Verabschie-          kommunikationssektor auswirken könnte.    rein demokratischen Investition hat den einer
dung der kostenaufwendigen Vorschläge im          Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass im
                                                                                            rein republikanischen um mehr als das
Kongress Schwierigkeiten bereiten.                Hinblick auf den Aktienmarkt insgesamt die20-Fache übertroffen.
                                                  Wirtschaftsentwicklung und die Stabilisie-    Mit Ausnahme von Erträgen, die vorü-
Die Präsidentschaftswahlen und die Aktien         rung des Finanzsektors gegenwärtig        bergehend markant anders ausfielen als der
Falls die Republikaner nach einem Wahlsieg        schwerer ins Gewicht fallen als das Ergebnis
                                                                                            Durchschnitt, ist der Unterschied jedoch
ihre aktuelle Politik realisieren können,         der Präsidentschaftswahlen. Auf Sektoren- nicht so groß. Abgesehen von der Amtszeit
dürfte das Wahlergebnis                                                                                            des Republikaners
die Aktien mehr begün-             Vestas, Danisco und Novozymes würden von Obamas grü-                           Herbert Hoover wäh-
stigen als ein demokra-                                                                                            rend der Depression
tischer Wahlsieg.
                                    nerem Profil und dessen positiven Einstellung zu Ethanol der und der Amtszeit des
    Unterschiedliche                zweiten Generation als Brennstoff und zu Windenergie als                       Demokraten Bill Clin-
Branchen dürften von                Energiequelle profitieren.                                                     ton von 1993 bis 2001
den jeweiligen Partei-                                                                                             ist der Ertrag aus einer
programmen profitieren. Im Falle eines          basis dürfte sich das Ergebnis jedoch deut- demokratischen Investition „nur“ etwa dop-
demokratischen Präsidenten würden umwelt-       licher abzeichnen.                          pelt so groß wie der aus einer republika-
freundliche Unternehmen und Industrien              Aus dänischer Unternehmenssicht wäre es nischen.
mehr profitieren als unter einem republika-     für die Pharmaunternehmen H. Lundbeck           Die Beispiele lassen andeuten, dass die
nischen Präsidenten.                            und Novo Nordisk sowie für die Trans-       unterschiedlichen finanziellen Erträge eher
    Die protektionistischen Maßnahmen           portaktivitäten der A.P. Møller-Mærsk von   auf historische Zufälle zurückzuführen sind
eines demokratischen Präsidenten würden         Vorteil, wenn McCain die Wahl gewinnen      als auf die Wahl eines politischen Ober-
zudem vor allem den Exportsektor treffen, d.    würde. So hat A. P. Møller-Mærsk in diesem  hauptes. Infolge der Finanzkrise dürften die
h. Industrie-, Pharma- und IT-Unternehmen.      Jahr Transportaufgaben für das US-Militär   Unterschiede der politischen Programme der
Erhöhte Steuern für wohlhabende US-Ameri-       durchgeführt. Dagegen würden Vestas,        jeweiligen Kandidaten für die zukünftige
kaner beeinträchtigen die Konsumlust und        Danisco und Novozymes von Obamas grü-       Wirtschaft nicht von so großer Bedeutung
belasten konsumorientierte Unternehmen im       nerem Profil und dessen positiven Einstel-  sein wie es bisher der Fall war. Die Entwick-
Falle eines demokratischen Präsidenten.         lung zu Ethanol der zweiten Generation als  lung der weltweiten Finanzkrise sowie die
    Das Programm beider Kandidaten              Brennstoff und Windenergie als Energie-     voraussichtliche Rezession sind dagegen von
umfasst eine Reduktion der Kosten im            quelle profitieren.                         größerer Bedeutung. ■
Gesundheitssektor, wobei die Kostenreduk-

Tabelle 2
Die politischen Programme der Kandidaten
 Politische Themen        Barack Obama                                                  John McCain
 US-Rezession             • E
                             in zweijähriger Plan, der während der nächsten zwei       • M
                                                                                           ehrere Maßnahmen in Höhe von voraussichtlich etwa
                            Jahre voraussichtlich etwa 175 Mrd. USD kosten wird.          389 Mrd. USD. Beispielsweise Steuererleichterungen für
                            Beispielsweise Steuererleichterungen auf Unternehmen-         Senioren, die Geld von ihren Pensionsersparnissen abhe-
                            sebene, wenn diese neue Mitarbeiter einstellen. Die           ben, eine Halbierung der Steuer auf Aktienerträgen über
                            Möglichkeit 10.000 USD steuerfrei auf den Pensionser-         2 Jahre, und der Kauf kriselnder Hypothekenkredite
                            sparnissen abzuheben und ein Aufschub von Zwangsver-          durch den US-Staat.
                            steigerungen um drei Monate.
 Steuern                  • S teuererhöhungen für die höchsten Einkommensgruppen.      • Steuererleichterungen für alle Einkommensgruppen.
                          • Steuererleichterungen für den Mittelstand und Geringver-
                            diener.
 Handel                   • V
                             erbesserte Arbeits- und Umweltstandards.                  • Freihandel.
 Gesundheitswesen         • E
                             in Ausbau des gegenwärtigen Gesundheitswesens und         • E
                                                                                           in neues System, wo frei zwischen konkurrierenden Ver-
                            eine Basiskrankenversicherung für US-Amerikaner, die          sicherungsgesellschaften gewählt werden kann. Steuer-
                            keine Versicherung haben – zunächst sind davon nur            vergünstigungen im Rahmen von Krankenversiche-
                            Kinder umfasst.                                               rungen.
                                                                                                                                                     5
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
Monatsrückblick

    Die umfassendste Finanzkrise dieses
    Jahrhunderts
    Die Finanzkrise erreichte bisher ungesehene Höhen und Regierungen und
    Notenbanken greifen mit gigantischen Hilfspaketen ein.
     Foto: shutterstock

    Abbildung 1 · Aktienindizes: Emerging Markets                   Abbildung 2                                       Abbildung 3
    (MSCI EM), USA (S&P 500), Deutschland (DAX)                     VIX-Index                                         USD, TRY, ZAR, CHF und JPY gg. EUR.
    und Dänemark (C20). 1. Januar 2008 = Index 100                                                                    1. September = Index 100
    110                                                             80                                                130
                                                                                                                                                               JPY
    100                                                             70
                                                                                                                      120
                            USA
                                                       Dänemark     60
      90                                                                                                                                                      USD
                                                                                                                      110
                                                                    50
      80
                                                                                                                                                              CHF
                                    Deutschland                     40                                                100
      70
                                                                    30
                                                                                                                       90
      60                                                                                                                                                      TRY
                                                                    20                                                                                  ZAR
      50                                                   EM                                                          80
                                                                    10

      40                                                             0                                                 70
                          Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt        91   93   95   97   99   01   03   05   07                 Sep                 Okt

6   Anlageinfo – Oktober 2008
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
Monatsrückblick

Von Jacob Graven                                  Umfassende Rettungsaktionen                     Unveränderte Rendite bei den Staatsanleihen
                                                  Die Regierungen und Notenbanken weltweit        In Zeiten unruhiger Finanzmärkte flüchten
“Zusammenbruch“ ist die beste Bezeichnung         zeigten große Tatkraft und versuchten mit       die Anleger in der Regel in einen sicheren
für die Entwicklung der Finanzmärkte wäh-         bisher ungesehenen Maßnahmen die Krise zu       Hafen, indem sie westliche Staatsanleihen
rend der letzten Wochen. Renommierte              bekämpfen. Die Notenbanken gewährten            kaufen, und dadurch einen Abwärtsdruck
Finanzhäuser in den USA und in Europa kol-        zunächst Rekordkredite an die liquiditäts-      auf die Renditen bewirken. In den letzten
labierten, machten Konkurs, wurden von            hungernden kommerziellen Banken und             Wochen ist das jedoch nur selten vorgekom-
anderen übernommen oder von den jewei-            akzeptieren jetzt weit mehr Vermögenswerte      men, zumal die Rendite der Staatsanleihen in
ligen Regierungen gerettet.                       als Sicherheit für die Kredite. Die US-Noten-   sowohl den USA als auch in Dänemark etwa
    Die Geldmärkte, wo sich die Banken            bank gewährt heute sogar direkt Kredite an      auf dem gleichen Niveau wie Anfang Sep-
gegenseitig Kredite gewähren, froren              US-Unternehmen mittels so genannter Com-        tember verharrten, siehe Abb. 5.
Anfang Oktober in zahlreichen Ländern             mercial Papers.                                     Dieser Umstand ist teilweise auf die
ganz zu. Gleichzeitig kam der Markt völlig            Am 8. Oktober griffen die Noten-            teuren staatlichen Hilfspakete zurückzufüh-
zum Stillstand, beispielsweise Unterneh-          banken mit einer koordinierten internatio-      ren, die während der nächsten Jahre enorme
mensanleihen und Anleihen der Emerging            nalen Zinssenkung in den USA, in Euro-          Haushaltsdefizite und von daher ein umfas-
Markets und die Titel konnten praktisch           land, Großbritannien, Kanada, der               sendes Angebot an Staatsanleihen bewirken
nicht gehandelt werden. Seit Anfang Sep-          Schweiz und Schweden ein, und zahlreiche        könnten. Eine weitere Ursache sind die
tember sind die Aktienmärkte weltweit um          Länder sind diesem Schritt seitdem              hohen Geldmarktzinsen, die jetzt infolge
etwa 35 Prozent abgestürzt, siehe Abb. 1.         gefolgt. Mit Hilfe von gigantischen Ret-        der Staatsgarantie eine attraktive Alterna-
Die Schwankungen fielen umfassender aus           tungsplänen versuchten Banken und               tive zu Anlagen in Staatsanleihen darstellen.
als es bisher der Fall war, und der VIX-          Regierungen in zahlreichen Ländern wei-         Dadurch werden die Nachfrage nach Staats-
Index, der die kurzfristige Erwartung des         tere Kollapse zu vermeiden. Beispielsweise      anleihen reduziert und die Zinsen in die
Marktes für die zukünftigen Aktienkurs-           durch Verstaatlichungen und direkte             Höhe getrieben.
schwankungen misst, brach alle Rekorde,           Unterstützung auserwählter Banken sowie
siehe Abb. 2.                                     durch Garantien der Einlagen der Kunden         Ein Licht im Dunkeln
    Am Währungsmarkt gab es ebenfalls             bei den Banken und der Interbankenkre-          Obwohl die schlechten Nachrichten im Spät-
umfassende Schwankungen und eine bedeu-           dite. Ferner werden in mehreren Ländern         sommer und Herbst geradezu Schlange stan-
tende Abwertung von beispielsweise Hoch-          kriselnde Anleihen der Banken aufgekauft.       den, konnten sich die Verbraucher jedoch
zinswährungen wie dem südafrikanische             Die Rettungspakete haben bisher astrono-        über eines freuen, nämlich über den Absturz
Rand, ZAR, und der türkischen Lira, TRY,          mische 4.000 Mrd. USD gekostet – das ist        der Rohstoffpreise infolge der Finanzkrise
wogegen die herkömmlichen Darlehenswäh-           mehr als das Zehnfache des gesamten BIP         und den verschlechterten weltweiten Kon-
rungen JPY und CHF wie üblich gestärkt            Dänemarks.                                      junkturaussichten.
aus den finanziellen Unruhen hervorgingen.            Während der letzten Tage scheinen diese        So hat beispielsweise der Ölpreis seit sei-
Der USD wurde ebenfalls markant aufge-            Maßnahmen positiv auf die Geldmärkte            nem Hoch von rund 140 USD pro Barrel
wertet, siehe Abb. 3. Einige Länder sind so       abzufärben, die allmählich wieder auftauen.     Anfang Juli um mehr als die Hälfte nachge-
hart von der Finanzkrise betroffen, dass die      Das ist u. a. daran zu erkennen, dass die       geben. Das hat hauptursächlich dazu beige-
Anleger die Flucht ergriffen und dadurch          Geldmarktzinsen, nach ihrem Höhenflug           tragen, dass der Listenpreis für Benzin in
die Länder an den Rand des Konkurses              gegenüber den Leitzinsen der Notenbanken        Dänemark erstmals seit mehr als einem Jahr
getrieben haben. Das trifft vor allem auf         während der letzten Wochen, wieder nach-        auf unter 10 Kronen pro Liter zurückfiel,
Island zu, aber auch Ungarn, Ukraine und          geben, siehe Abb. 4.                            nach seinem Rekordhoch von 11,50 Kronen
Argentinien etc. sind hart betroffen.                                                             pro Liter im Sommer, siehe Abb. 6. ■

Abbildung 4                                       Abbildung 5                                     Abbildung 6
Leitzinsen und 3M Zinsen in den USA und in        10-jährige Rendite in den USA und Deutschland   Listenpreis für Benzin, Oktan 95, in Dänemark,
Euroland                                                                                          Kronen pro Liter
6,0                                               4,8                                             12,0
                    3M USA
5,5
                                                  4,6                                             11,5
5,0                                   3M EUR
                                                  4,4
4,5                                                            Deutschland                        11,0
                                                  4,2
4,0
                Leitzinsen,                                                                       10,5
3,5             EUR                               4,0
                                                                                                  10,0
3,0                                               3,8
2,5                                                                                                9,5
                                                  3,6                  USA
2,0
                              Leitzinsen, USA     3,4                                              9,0
1,5

1,0                                               3,2                                              8,5
      J F M AM J J A S O N D J F MA M J J A S O         Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt            2006            2007          2008

                                                                                                                    Anlageinfo – Oktober 2008      7
BARACK OBAMA, JOHN MCCAIN UND DIE US-WIRTSCHAFT
Die Weltwirtschaft

    Die Finanzkrise erreicht ihren
    Kulminationspunkt – doch für die
    Wirtschaft beginnt die Talfahrt jetzt erst
    Die gigantischen Rettungspläne von Regierungen und Zentralbanken in aller Welt wer-
    den die Finanzkrise wahrscheinlich lösen können. Doch die Wirtschaft hat bereits Scha-
    den genommen, und die Weltwirtschaft steuert in eine Rezession.

    Von Jacob Graven                                helfen. Erst wenn die Geldmärkte funktionie-       Wirtschaft har betroffen
                                                    ren, fließt wieder Liquidität in den Markt für     Die ganz große Frage ist jetzt, wie groß der
    Panik. Kernschmelze. Zusammenbruch.             Unternehmens- und Hypothekenanleihen.              Schaden ist, den die ohnehin schwache Wirt-
    An plastischen Ausdrücken ist kein Mangel,      Gerade die Liquidität in diesen Märkten ist        schaft durch das Wüten der Finanzkrise erlit-
    wenn es gilt, die dramatische Entwicklung an    ganz entscheidend dafür, dass die Zinssen-         ten hat. Leider deutet vieles auf großen Scha-
    den Finanzmärkten in den letzten Wochen zu      kungen der Zentralbanken Anreize für die           den hin. Wenn große Teile des finanziellen
    beschreiben, denn die Krise ist in vielerlei    Wirtschaft geben können. Eines der ganz            Systems praktisch zusammengebrochen sind,
    Hinsicht beispiellos. Wie in „Monatsrück-       großen Probleme der Finanzkrise bestand            werden Unternehmen und Verbraucher von
    blick“ erwähnt, gibt es deutliche Anzeichen     denn auch darin, dass die Zinsen für Immo-         höheren Zinsen und einer strafferen Kredit-
    dafür, dass die Geldmärkte allmählich auf-      bilienbesitzer und Unternehmen durch die           vergabe getroffen. Damit erstickt die wirt-
    tauen.                                          Zinssenkungen der Notenbanken nicht nach           schaftliche Aktivität in einem so genannten
        Es wird aber noch geraume Zeit dauern,      unten gedrückt wurden. Am deutlichsten war         „credit crunch“.
    bis die Finanzkrise überstanden sein wird.      das in den USA, wo die US-Notenbank die               Hinzu kommen die psychologischen Aus-
    Zum einen tauen die Geldmärkte nur lang-        Zinsen seit September 2007 um insgesamt            wirkungen – je mehr von Krise die Rede ist,
    sam auf, und es wird sicher noch etliche        3,75 Prozentpunkte gesenkt hat, während            desto stärker halten sich die meisten beim
    Wochen dauern, bis sie wieder als normal        die Zinsen für viele Immobilien- und Unter-        Geldausgeben zurück, auch wenn sie die
    arbeitend bezeichnet werden können.             nehmenskredite im gleichen Zeitraum gestie-        Krise noch nicht am eigenen Leib spüren.
        Zum anderen sind funktionierende Geld-      gen sind, vgl. Abbildung 1 und 2. Eine ver-        Wie die Indexe zeigen, schwindet das Ver-
    märkte nur ein erster Schritt, um dem gesam-    gleichbare Entwicklung war auch in anderen         trauen von Verbrauchern und Wirtschaft in
    ten Finanzsystem wieder auf die Beine zu        Ländern zu beobachten.                             nahezu allen Ländern rapide; dies zeugt

    Abbildung 1                                     Abbildung 2
    Einjährige Immobilienzinsen und Leitzins, USA   Leitzins und Zinsen für Unternehmenskredite, USA            nserer Einschätzung
                                                                                                               U
                                                                                                               nach wird das US-Wirt-
    8                                               10
         Einjährige Immobilienzinsen
                                                                                                               schaftswachstum im 3.
                                                     9
    7                                                                                                          und 4. Quartal negativ
                                                     8
                                                                          Mittleres Kreditrating
                                                                                                               sein – die USA befinden
    6
                                                     7                                                         sich aktuell in einer
    5                                                6                                                         Rezession. Die Aussichten
    4                                                5                                                         für 2009 sind nicht viel
                                                                                Hohes Kreditrating
                                                     4                                                         freundlicher, und wir
    3
                                                     3
                                                                                                               erwarten ein Wachstum
                            Leitzins
    2
                                                                            Leitzins                           nahe Null.
                                                     2

    1                                                1
        J FM AM J J A S ON D J F M AM J J A S O          J F M A M J J A SO N D J F MAM J J A S O

8   Anlageinfo – Oktober 2008
Die Weltwirtschaft

davon, dass der Effekt ziemlich kräftig aus-    Japan im Rückwärtsgang                         ordentliche Wachstumsraten an den Tag
fallen kann. So fiel beispielsweise der ameri-  Auch Japan hat nach einer Reihe von Jahren     legen können, allerdings in einem erheblich
kanische Vertrauensindex für die Industrie,     mit guten Wachstumsraten den Rückwärts-        langsameren Tempo als in den zurücklie-
ISM, im September auf nur 43,5 – den nied-      gang eingelegt. Das Wachstum im 2. Quartal     genden Jahren.
rigsten Stand seit sieben Jahren. Historisch    war negativ, und die Wirtschaft kann im 3.         Auch wenn die Emerging Markets, an
gesehen war ein ISM-Index unter 45 ein          und 4. Quartal durchaus weiter schrumpfen.     ihrer Spitze China, ein Licht im globalen
deutliches Zeichen für ein negatives Wachs-     Es gibt klare Anzeichen dafür, dass der japa-  ökonomischen Dunkel sind, wäre es naiv zu
tum der amerikanischen Wirtschaft, vgl.         nische Exportsektor, das Zugpferd beim Auf-    glauben, sie allein könnten die Weltwirt-
Abbildung 3. Etliche andere Indikatoren wei-    schwung der letzten Jahre, von der globalen    schaft über Wasser halten. Angesichts der
sen in die gleiche Richtung.                    Abschwächung stark in Mitleidenschaft          Aussichten auf ein ungefähres Nullwachstum
     Unserer Einschätzung nach wird das ame-    gezogen wurde. Die Stärkung des JPY in den     in den drei großen, traditionellen Volkswirt-
rikanische Wirtschaftswachstum daher im 3.      letzten Monaten wird zusammen mit der          schaften im Jahr 2009 dürfte das weltwirt-
und 4. Quartal negativ sein – die USA befin-    Abschwächung in anderen Ländern diese          schaftliche Wachstum 2-2,5 Prozent kaum
den sich aktuell in einer Rezession. Die Aus-   Entwicklung verstärken.                        übersteigen, und das bezeichnet man als glo-
sichten für 2009 sind nicht viel freundlicher,      Alle drei traditionellen wirtschaftlichen  bale Rezession.
und wir erwarten ein Wachstum nahe Null.        Kraftzentren der Welt – USA, Euroland und
     Auch in anderen Ländern haben sich die     Japan – scheinen somit in eine Rezession       Mögliche Schritte
Wachstumsaussichten deutlich verschlech-        geraten zu sein. Ganz wie erwartet gibt es     Was also kann getan werden, um der Rezes-
tert. Nicht zuletzt in der Eurozone, wo eine    jetzt auch deutliche Anzeichen dafür, dass die sion entgegenzuwirken? Regierungen und
Rezession nun auch                                                                                                    Notenbanken haben
gefährlich nahegerückt             Für das 3. und 4. Quartal deutet vieles auf ein negatives                         mit den gigantischen
ist. Bereits im 2. Quartal          Wachstum hin – auch Euroland befindet sich aktuell in einer Hilfspaketen bereits
war das Wachstum                                                                                                      viel getan. Ziel dieser
negativ, was allerdings
                                    Rezession.                                                                        Maßnahmen war vor
vor dem Hintergrund eines überraschend          Rezession die Schwellenländer erfasst, die –   allem, die Finanzkrise zu stoppen und die
starken 1. Quartals zu sehen ist. Für das 3.    an ihrer Spitze China – der amerikanischen     Geldmärkte wieder funktionieren zu lassen.
und 4. Quartal deutet aber vieles auf ein       Abschwächung bisher trotzen konnten, vgl.      Wie gesagt scheinen diese Maßnahmen nun
negatives Wachstum hin – auch Euroland          dazu auch den Artikel über die Emerging        auch endlich zu greifen. Mit der Zeit wird
befindet sich aktuell in einer Rezession. Das   Markets.                                       dies dazu beitragen können, die Zinsen für
deutet sich u. a. im zusammengefassten Stim-        Die chinesischen Behörden haben daher      Verbraucher und Unternehmen sinken zu
mungsindex für das Verbraucher- und Wirt-       die Geldpolitik bereits mehrfach gelockert, u. lassen und damit der Wirtschaft Anreize zu
schaftsvertrauen, Economic Sentiment, an,       a. durch Zinssenkungen. China hat zudem        geben.
der im September auf den tiefsten Stand seit    die Möglichkeit, große öffentliche Investiti-      Wahrscheinlich aber stehen weitere
sieben Jahren zurückfiel, vgl. Abbildung 4,     onen u. a. in die Infrastruktur vorzunehmen,   Schritte bevor. Insbesondere Europa hat mit
und aller Wahrscheinlichkeit nach im Okto-      um die niedrigen Wachstumsraten im pri-        einem Leitzins von 3,75 Prozent sein Zins-
ber infolge der starken finanziellen Turbu-     vaten Sektor und beim Export auszugleichen.    pulver noch nicht verschossen. Wir gehen
lenzen weiter fallen wird.                      Wahrscheinlich wird China auch weiterhin       davon aus, dass der Zinssenkung im Okto-

Abbildung 3                                                                                          Abbildung 4
ISM Industrievertrauensindex und BIP-Wachstum, in %, quartalisiert, auf Jahresebene, USA             Economic Sentiment-Index und BIP-Wachstum,
                                                                                                     in %, quartalisiert, Euroland
10                                                                                              70   1,4                                          120
                  ISM (rechts)                                                                       1,2
                                                                                                                Sentiment (rechts)
 8                                                                                              65
                                                                                                                                                  115
 6                                                                                              60   1,0
                                                                                                                                     BIP          110
 4                                                                                              55   0,8

 2                                                                                              50   0,6                                          105

 0                                                                                              45   0,4                                          100
                  BIP
-2                                                                                              40   0,2
                                                                                                                                                   95
-4                                                                                              35     0
                                                                                                                                                   90
-6                                                                                              30   -0,2

-8                                                                                              25   -0,4                                          85
     80     82    84     86      88   90    92     94     96    98     00    02     04     06               99 00 01 02 03 04 05 06 07

                                                                                                                       Anlageinfo – Oktober 2008        9
Die Weltwirtschaft

     Foto: shutterstock

                                 Abbildung 5                                           Abbildung 6
                                 Globale Leitzinsen                                    10-jährige Zinsen in Deutschland und in den USA

                                 7                                                     7,0

                                 6                                                     6,5
                                                        Großbritannien
                                                             USA                       6,0
                                 5
                                                                                       5,5
                                 4                                                                                    USA
                                                                                       5,0
                                 3
                                                                                       4,5
                                 2
                                                             Euroland                  4,0

                                 1                                                     3,5
                                          Japan
                                 0                                                     3,0                    Deutschland
                                     01    02     03   04   05   06     07   08   09         00 01 02 03 04 05 06 07 08

10   Anlageinfo – Oktober 2008
Die Weltwirtschaft

ber in den kommenden Monaten weitere fol-      Hohe öffentliche Defizite                      punkte ausgedehnt, den höchsten Stand seit
gen werden und rechnen auf 12 Monate           Die vielen Hilfspakete haben jedoch den        der Russlandkrise 1998. Die dänischen
gesehen mit einem Zinssatz von ca. 2,5 Pro-    Nachteil, dass das Defizit der öffentlichen    Anleihenzinsen sind dadurch unter Auf-
zent.                                          Haushalte dramatisch wächst. Besonders kri-    wärtsdruck geraten. Kurzfristig kann es zwar
    In den USA liegt der Leitzins bei nur 1,5  tisch ist das in den USA, wo das Jahresdefizit zu weiteren Zinserhöhungen kommen, wir
Prozent, der Spielraum hier ist also erheblich bis zum 2. Quartal auf die Rekordsumme         gehen aber auf 12 Monate gesehen von einer
geringer. Unserer Einschätzung nach ist die    von 700 Mia. USD anschwoll, vgl. Abbil-        erheblichen Einengung der Zinsspanne auf
Wachstumssituation aber so kritisch, dass      dung 7. Angesichts eines sehr schwachen        etwa 0,5 Prozentpunkte aus. Damit kann
man sämtliches Geschütz, das man hat, auf-     Wirtschaftswachstums, steigender Arbeitslo-    auch die Zinsspanne zwischen dänischen und
fahren muss. Wir erwarten daher weitere        senzahlen und nicht finanzierter öffentlicher  deutschen Staatsanleihen schrumpfen, und
Zinssenkungen, sodass sich der Rekord-Tief-    Hilfspakete wird das Defizit in den kommen-    wir erwarten daher für die nächsten 12
stand von 1,0 Prozent von 2003-2004 wie-       den Jahren weiter steigen. Das wird zu einem   Monate nachgebende dänische Anleihenzin-
derholt. Wir wollen sogar einen noch tieferen  großen Angebot an Staatsanleihen führen,       sen – vor allem bei den kurzen Laufzeiten.
Stand nicht ausschließen, weil kräftig nach-   was für sich gesehen die Zinsen nach oben
gebende Aktien- und Immobilienpreise und       drücken wird. Dem gegenüber stehen die         Große Unsicherheit am Devisenmarkt
eine daraus folgende wirtschaftliche Rezes-    Aussichten auf sehr geringes Wachstum, eine    Am Devisenmarkt wird die kurzfristige Ent-
sion die Gefahr einer Deflation – ein generell ebenso geringe Inflation sowie die Erwar-      wicklung davon abhängen, wie sich die
fallendes Preisniveau – heraufbeschwören       tungen, dass die Leitzinsen außerordentlich    Finanzkrise entwickelt. Falls die Finanzkrise
können.                                        niedrig sein werden. Für sich gesehen, wird    – wie wir erwarten – langsam abklingt und
    Außer Zinssenkungen können weitere         dies die Anleihenzinsen nach unten drücken.    von einer Krise der globalen Wirtschaft
finanzpolitische Locke-                                                                                             abgelöst wird, wird es
rungen zur Sprache
                                  In mehreren europäischen Ländern kann es zu Steuererleich- voraussichtlich zu
kommen. Wie im Son-                                                                                                 einer Stärkung der
derartikel erwähnt,                terungen kommen, um die Wirtschaft anzuregen. Aktuell sind meisten EM-Wäh-
haben beide amerika-               auch weitere Verstaatlichungen im Finanzsektor möglich.                          rungen und u. a. auch
nischen Präsident-                                                                                                  der norwegischen und
schaftskandidaten Pläne in der Schublade,      Es sind also sehr starke, auseinanderstre-     dänischen Krone kommen.
wie die Rezession bekämpft werden soll.        bende Kräfte am Werk, und die Unsicherheit        Der USD kann bei kräftigen Zinssen-
Ganz unabhängig vom Ausgang der Wahlen         ist daher größer als sonst.                    kungen durch die EZB weiter gestärkt wer-
wird vermutlich ein neues Hilfspaket               Wir gehen davon aus, dass der hohe         den, doch kaum im gleichen Maß wie in
geschnürt werden, das den Verbrauchern,        Angebotsdruck dominieren wird und rech-        den letzten Monaten. In den nächsten 6-12
und hier vor allem den Wohnungseigentü-        nen daher für die nächsten 6-12 Monate mit     Monaten wird der USD vermutlich wieder
mern, weitere Steuererleichterungen bringen    steigenden amerikanischen Anleihenzinsen.      schwächer werden. Die Aussicht auf ein
wird.                                              In Dänemark ist ein großes Angebot an      Abklingen der Finanzkrise wird für sich
    Auch in mehreren europäischen Ländern      Staatsanleihen vorläufig kein Thema, da die    gesehen die Kreditwährungen JPY und
werden wahrscheinlich Steuererleichterungen    öffentlichen Finanzen weiterhin einen soliden  CHF schwächen. Wir betrachten den JPY
erfolgen, um die Wirtschaft anzuregen. Aktu-   Überschuss zeigen. Die dänische Notenbank,     aber weiterhin als fundamental unterbe-
ell sind auch weitere Verstaatlichungen im     Danmarks Nationalbank, hat im Oktober          wertet, sodass eine Stärkung selbst bei
Finanzsektor und Aufkäufe von Hypothe-         den Unterschied zwischen dem Leitzins in       Abklingen der finanziellen Unruhe weiter-
kenanleihen durch den Staat möglich.           Dänemark und in der Eurozone um 1,4 Pro-       gehen kann. ■
                                               zentpunkte auf insgesamt 1,75 Prozent-

Abbildung 7                                        Abbildung 8                                      Tabelle 1
Öffentliche Finanzen, Mia. USD, USA                EUR/USD                                          Erwartungen an das Wirtschaftswachstum
                                                                                                    2009, in %
 300                                               1,6
 200                                                                                                                Sydbank          IWF
                                                   1,5
 100                                                                                                 USA               0             0,1
   0                                               1,4                                               Euroland          0             0,2
-100                                               1,3                                               Japan             0             0,5
-200                                                                                                 China             8             9,3
                                                   1,2
-300                                                                                                 Welt              2             3,0
-400                                               1,1

-500                                               1,0
-600
                                                   0,9
-700
-800                                               0,8
       80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06         00   01   02   03   04   05   06   07 08

                                                                                                                  Anlageinfo – Oktober 2008     11
Der Aktienmarkt

     Das gewaltige Auf und Ab der
     Aktien hält an
     Ein gewaltiger Auftrieb steht bevor, wenn sich die Ruhe
     früher oder später wieder an den Aktienmärkten einstellt.

     Von Bjørn Schwarz                                finanzpolitische Stimuli ergänzt werden dürf-
                                                                                                  realwirtschaftliche Entwicklung und der
                                                      ten, um in zahlreichen Ländern eine sehr    Ertragskraft der Unternehmen und ihre tat-
     Der Aktienmarkt durchlebte einen schwie-         harte Landung der Realwirtschaften und eine sächliche Performance. Kurz bevor sich
     rigen Monat mit umfassenden Kursschwan-          daraus folgende nachhaltige Rezession abzu- dieses Gleichgewicht eingestellt hat, dürften
     kungen in Auf- und Abwärtsrichtung.              wenden.                                     sich die Aktien allmählich wieder erholen,
         Die Turbulenzen bewirkten insgesamt              Im Zuge der umfassenden Kurseinbußen    und die Voraussetzung einer nachhaltigen
     eine Reduzierung des Wertes zahlreicher          erfolgte während der letzen Wochen eine     Hausse wäre vorhanden. Die Entwicklung
     Aktienmärkte um 25 bis 30 Prozent. Um            bedeutende Herabsetzung der Ertragserwar-   während der letzten vier Wochen hat diesen
     einen vollständigen Kollaps der Finanzmär-       tungen der Unternehmen unter den Analy-     Prozess zweifelsohne beschleunigt, aber psy-
     kte zu vermeiden, schnürten Regierungen          sten, siehe Abb. 4 und 5. Diese Entwicklung chologische Aspekte, die Furcht zahlreicher
     und Notenbanken welt-                                                                                                Anleger vor dem Aus-
     weit Rettungspakete                                                                                                  maß der Krise und die
     und führten Zinssen-              Zahlreiche Aktien sind günstig – sowohl aus historischer als                      geringe Risikofreude
     kungen durch, um den              auch aus fundamentaler Perspektive. Das heißt jedoch nicht,                        bewirkten zusammen
     Finanzsektor zu stabili-                                                                                             mit den anhaltenden
                                       dass alle Aktien eine Kaufmöglichkeit für Anleger mit langem
     sieren und um dem Aus-                                                                                               Kreditstraffungen, dass
     verkauf von Vermögens-            Zeithorizont darstellen.                                                           langfristige Fundamen-
     werten weltweit zu                                                                                                   talbetrachtungen und
     begegnen.                                      spiegelt die Furcht der Anleger vor einer     rationale Argumente bei den Anlegern bis-
         Die Tatsache, dass der festgefrorene Geld- nachhaltigen Rezession, fehlende Transpa-     lang nicht schwer ins Gewicht fallen.
     markt allmählich wieder auftaut deutet         renz und eine nachlassende Risikofreude.          Die Frage, die nach wie vor viele Anleger
     darauf hin, dass die Aktion gelingen könnte,       Das Positive an dieser Entwicklung ist,   beschäftigt ist, wie sehr die zahlreichen Ver-
     wobei die Konsequenzen der Finanzkrise für     dass die Rohstoffpreise während der letzten   mögenswerte noch nachgeben müssen, bevor
     die Realwirtschaft eine Rezession 2009 in      Monate bedeutend nachgegeben haben, die       eine Trendwende eintritt und sich die Aktien
     großen Teilen der Welt werden könnten,         Inflationsrate nachgibt und die Bewertung     allmählich wieder erholen. Unseres Erach-
     siehe Artikel über die Weltwirtschaft.         der Aktien historisch günstig ist. Allmählich tens stehen die Chancen einer Stabilisierung
         Gegenwärtig sieht es so aus, dass die      besteht auch ein gutes Gleichgewicht zwi-     des Aktienmarktes zum Jahresende nach wie
     Hilfspakete für den Finanzsektor bald durch    schen den Erwartungen der Anleger an die      vor gut, nachdem eine erhöhte Transparenz

     Abbildung 1                                      Abbildung 2                                       Abbildung 3
     Entwicklung – S&P 500 und Nasdaq, seit dem 1.    Entwicklung C20, S30 und DAX seit dem 1. Januar   Entwicklung Nikkei, EM und Weltindex seit dem 1.
     Januar 2003                                      2003                                              Januar 2003
     220                                              300                                               400
                                                                                                DAX                                              EM
     200                                                                                                350
                                  Nasdaq              250
     180                                                                                                300

                                                      200
     160                                                                                                250
                                                                                     C20        S30                                            Nikkei
     140                                                                                                200
                                                      150
                            S&P 500
     120                                                                                                150
                                                                                                                                     Welt
                                                      100
     100                                                                                                100

      80                                               50                                                50
            03     04      05     06       07    08         03      04     05     06       07     08          03      04     05      06     07        08

12   Anlageinfo – Oktober 2008
Der Aktienmarkt

hergestellt worden ist, die Hilfspakete all-
mählich durchschlagen und eventuell durch
weitere finanzielle und geldpolitische Maß-
nahmen ergänzt worden sind, und die
Erwartungsbildung noch weiter in die Tiefe
getrieben worden ist. Die größte Gefahr für
eine solche Stabilisierung stellen eine weitere
Verschärfung der wirtschaftlichen Konse-
quenzen der Finanzkrise in Form einer nach-
haltigen weltweiten Rezession und die Rück-
kehr des Deflationsgespenstes zum Jahres-
ende infolge der Preisrückgänge bei zahl-
reichen Vermögenswerten dar.

Die Erwartungen werden
drastisch herabgesetzt
In den letzten vier Wochen konnten die Anle-
ger erleben, wie Analysten weltweit die seit
1987 drittgrößte monatliche Abwärtskorrek-
tur der Erwartungen an die Ertragskraft der
Unternehmen vornahmen.
    Somit gaben die Erwartungen an die

                                                                                                                                                     Foto: shutterstock
Gewinnzuwächse der Unternehmen 2008 um
weitere 3,5 Prozent nach, während sie für
2009 um ganze 6 Prozent herabgesetzt wur-
den. Wir sind jedoch nach wie vor der Mei-
nung, dass die Erwartungen an 2009 weiter-
hin zu hoch sind, angesichts der schwachen

Abbildung 4                                        Abbildung 5                                            Abbildung 6
Entwicklung der Erwartungen der Analysten an die   Entwicklung der Erwartungen der Analysten an die       Entwicklung des Rohstoffindex und des USD/DKK
Unternehmenserträge, regional                      Unternehmenserträge, regional                          seit 2006
20                                                 40                                                     180
                                                                                        Norwegen                                 Rohstoffindex CRB
15
                                                   30
                                                                                                          160
                                      Europa
10
       USA                                         20
 5                                                                                                        140
                                                                   Schweden
 0                                                 10
                                    Japan                                                                 120
 -5                                                  0
-10                                                                                                       100
                                                   -10
-15                                                                                                                                     USD/DKK
                                                                                             Dänemark      80
                      • Welt                       -20
-20

-25                                                -30                                                     60
      00   01   02   03   04   05   06   07 08           90   92   94   96    98   00   02   04   06 08            2006          2007          2008

                                                                                                                           Anlageinfo – Oktober 2008                      13
Der Aktienmarkt

     Tabelle 1
     Prognostizierte Preisfestsetzung dänischer Aktien aus internationaler Perspektive
                                                        KGV                                                 Gewinnzuwachs je Aktie
                                   2006                 2007                   2008                 2006                2007                  2008
      MSCI Europa                  14,1                 12,1                   8,1                  12 %                8%                    -3 %
      MSCI USA                     17,0                 15,8                   10,3                 15 %                6%                    -1 %
      MSCI Japan                   19,8                 13,6                   9,8                   8%                14 %                   -9 %
      MSCI Welt                    16,2                 14,1                   9,7                  13 %                9%                    -5 %
      MSCI EM                      14,0                 14,3                   6,5                  12 %               20 %                   15 %
      MSCI Dänemark                18,7                 15,3                   9,2                   6%                25 %                   -1 %
      MSCI Schweden                15,5                 11,3                   7,6                  14 %               13 %                   -5 %
      MSCI Norwegen                12,6                 12,9                   5,4                  37 %               13 %                   13 %

      S&P 500                      16,2                 16,8                   11,6                 14 %                -6 %                  -6 %
      Eurostoxx 600                14,2                 11,7                   7,0                  13 %                7%                    -2 %
      DAX                          14,6                 12,5                   8,6                  10 %               21 %                  -12 %
      OMX S30                      15,1                 11,4                   6,9                  16 %               12 %                   -2 %
      OMX C20                      14,8                 12,6                   7,9                   1%                12 %                   -4 %

     Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft.         hervorgehen und welche sehr hart betroffen            Auf allen Ebenen der Branchen beschäfti-
     Die Aktienkurse spiegeln jedoch bereits             sein werden. Die Anleger erhalten einen           gen sich die Unternehmen intensiv mit der
     größtenteils eine weitere Korrektur der             immer besseren Überblick über die Unter-          Optimierung ihrer Kostenstruktur, um die
     Erwartungen.                                        nehmen, die eine starke Wettbewerbsfähig-         positive Entwicklung der Rentabilität der
         Die Bewertung zahlreicher Aktien spie-          keit und Strategie besitzen, um den weiterhin     vergangenen Jahre aufrechtzuerhalten, siehe
     gelt nicht länger die langfristige Funda-           großen Herausforderungen zu begegnen, die         Abbildung 6 und 7.
     mentalentwicklung vieler Unternehmen.               sich in den kommenden Quartalen häufen                Die Rentabilität vieler Unternehmen ist
     Das bedeutet, dass zahlreiche Aktien gün-           dürften.                                          nach wie vor hoch, und unserer Auffassung
     stig sind – sowohl aus historischer als auch            Außer der Konjunkturabkühlung handelt         nach dürfte es vielen Unternehmen schwer
     aus langfristiger fundamentaler Perspek-            es sich vor allem um die Anpassung der            fallen, das gegenwärtige Rentabilitätsni-
     tive. Das heißt jedoch nicht, dass alle             Kostenstruktur und der Produktivität, um          veau im kommenden Jahr zu erhalten.
     Aktien zwangsläufig eine Kaufmöglichkeit            die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder zu      Rückläufige Rohstoffpreise und der gestär-
     für Anleger mit langem Zeithorizont dar-            verbessern. In schwierigen Zeiten müssen          kte USD kommen jedoch vielen Unterneh-
     stellen.                                            sich Strategien und Wettbewerbsfähigkeit der      men gelegen, zumal sich das Konjunktur-
         Das harte Ausscheidungsrennen unter den         Unternehmen bewähren, und unseres Erach-          bild verschlechtert, obwohl sich der volle
     Unternehmen vermittelt den Anlegern all-            tens dürfte die Streuung im Feld der börsen-      Effekt voraussichtlich erst im Laufe von
     mählich ein noch größeres Verständnis dafür,        notierten Unternehmen in den nächsten             2009 zeigen wird. Diese Entwicklung
     welche Unternehmen gestärkt aus der Krise           Monaten noch größer werden.                       kommt vor allem solchen Unternehmen

     Abbildung 7 · Die Entwicklung der Umsatzrendite     Abbildung 8                                       Abbildung 9
     (EBITDA-Marge) der Unternehmen in verschie-         Preisfestsetzung gemessen am KGV der letzten 10   Preisfestsetzung gemessen am KGV der letzten 10
     denen Gebieten                                      Jahre                                             Jahre

     0,25                                                60                                                40

                                                                       Japan                               35
                                            Europa       50                                                                    Schweden
     0,20
             USA                                                                                           30
                                                         40
                                                                                                           25
     0,15                                                                                                       Deutschland
                                                         30                                                20
                   Welt                                            USA                                                                      Welt
     0,10                                                                                                  15
                                                         20
                      Japan                                                                                10
     0,05                                                                  Europa                                                         Dänemark
                                                         10
                                                                                                            5
                                                                  • Welt
        0                                                 0                                                 0
            88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08                  97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08               96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08

14   Anlageinfo – Oktober 2008
Der Aktienmarkt

gelegen, die die früheren Rohstoffpreisstei-      Wir gehen grundsätzlich davon aus,        Umfassende Schwankungen kennzeichnen
gerungen durch Preiserhöhungen auszu-          dass die großen Unternehmen den Heraus-      die kommenden Wochen
gleichen konnten, sowie europäischen           forderungen besser gewachsen sind als        Der Finanzsektor hat die Schwierigkeiten
Unternehmen, die netto von der USD-Auf-        mehrere der kleinen und mittelständischen    noch nicht überwunden, obwohl die Hilfspa-
wertung profitieren. Das trifft vor allem      Unternehmen. Wir ziehen daher Anlagen in     kete den Sektor stabilisiert haben. In den
auf eine Reihe von Pharmaunternehmen,          großen Unternehmen den Anlagen in klei-      USA und in Großbritannien werden die
die Industrie und einige Nahrungsmittelun-     nen und mittelständischen Unternehmen        Hilfspakete bereits fleißig in Anspruch
ternehmen zu.                                  vor. Obwohl die Aktien grundsätzlich sehr    genommen, wogegen es in vielen anderen
                                               günstig bewertet sind, empfehlen wir         Ländern nur wenige Banken gibt, die vom
Selektive Aktienauswahl                        unseren Anlegern dennoch, sich bei der       Hilfsangebot ihrer Regierung Gebrauch
Nach unserem Ermessen stellen Unterneh-        Aktienwahl sehr selektiv zu verhalten.       gemacht haben. Unseres Erachtens wird sich
men, die sich durch hohe Wettbewerbskraft,                                                  das jedoch in den nächsten Wochen wesent-
solide Bilanzen und starkes Kostenmanage-      Möglicher Aufschwung                         lich ändern, und es besteht daher die Gefahr
ment auszeichnen, eine gute Anlagemöglich-     Unseres Erachtens fallen die Aktien im       weiterer Aktienkursschwankungen – vor
keit für Anleger mit einem Horizont von drei   gegenwärtigen Szenario grundsätzlich dem     allem im Finanzsektor.
bis fünf Jahren dar.                           Umstand zum Opfer, dass sie sich zwecks          Insgesamt erwarten wir, dass die Aktien-
    Vor allem dürften Unternehmen mit einer    Liquiditätsbeschaffung in einer Zeit, in der kurse bis zum Jahreswechsel auf einem sich
relativ hohen Ausrich-                                                                                              seitwärts bewegenden
tung auf Wachstums-                                                                                                 Markt hin und her
märkte in Lateiname-
                               Die Aktien fallen dem Umstand zum Opfer, dass sie sich für                          schwanken werden,
rika, Osteuropa, Nah-           viele Anleger zwecks Liquiditätsbeschaffung leichter verkaufen zum Jahresende jedoch
und Fernost bei den             lassen als andere Vermögenswerte, zumal andere Bereiche der                         mit etwas positiveren
Erträgen gut abschnei-          Finanzmärkte festgefroren sind.                                                     Untertönen. Vor dem
den, wogegen kleine und                                                                                             Hintergrund der
mittelständische Unternehmen in den USA,       die übrigen Teile der Finanzmärkte mehr      schwächeren Wachstumsaussichten 2009
Europa und Japan am meisten betroffen sein     oder weniger festgefroren sind, für viele    haben wir unsere Kurserwartungen korri-
dürften. Es dürfte solchen Unternehmen         Anleger leichter verkaufen lassen.           giert, die jedoch nach wie vor weit über dem
Schwierigkeiten bereiten, die steigenden          Die Wirtschaftsdaten werden in den        gegenwärtigen Niveau der Aktienmärkte lie-
Kosten auf die Verbraucher überzuwälzen,       kommenden Monaten zweifelsohne               gen, zumal die Fundamentalfaktoren für ein
und sie sind anfälliger für heimische Kon-     schlechte Nachrichten auslösen. Ein anhal-   bedeutendes Kurspotenzial sprechen, sobald
junkturabkühlungen.                            tendes Auftauen des Geldmarktes, weitere     an den Finanzmärkten wieder Ruhe einge-
    Wir sind ferner der Meinung, dass es den   Zinssenkungen und finanzpolitische Sti-      kehrt ist.
europäischen Unternehmen infolge eines         muli zusammen mit anfänglichen Übernah-          Eine nachhaltige weltweite Rezession
weniger flexiblen Arbeitsmarktes und eines     mespekulationen und einem besseren           spiegelt sich nicht in den langfristigen Erwar-
größeren Lohndruckes im Vergleich zur ame-     Gleichgewicht bei der Erwartungsbildung      tungen. ■
rikanischen Konkurrenz kurzfristig schwerer    könnten sich als genau die richtige Medi-
fallen dürfte, die steigenden Kosten wett zu   zin für einen Auftrieb der Aktienkurse
machen. Vor diesem Hintergrund kommt die       erweisen. Die gegenwärtig niedrige Bewer-
umfassende Wachstumsverlangsamung in           tung deutet auf ein erhebliches Kurspoten-
Europa vielen europäischen Unternehmen         zial der Aktien hin.
sehr ungelegen.

Abbildung 10                                   Tabelle 2
Entwicklung Finanzaktien                       Branchengewichtung
                                                Branche                                 Weltindex                    Gewichtung
110
                                                Energie                                   7,2 %                     Übergewichten
100                                             Basisindustrie                            4,7 %                     Untergewichten
                           Weltindex            Industrie                                 9,9 %                     Übergewichten
 90
                                                Nicht-Basiskonsumgüter                   11,2 %                     Untergewichten
 80                                             Basiskonsumgüter                          9,3 %                     Untergewichten
       Globaler
       Bankenindex                              Gesundheitswesen                         11,8 %                         Neutral
 70
                                                Finanzwesen                              23,9 %                     Übergewichten
 60
                                                Informationstechnologie                  13,2 %                         Neutral
 50                                             Telekommunikation                         5,1 %                     Übergewichten
                      Dänischer Bankenindex
                                                Versorgungsbetriebe                       3,7 %                     Untergewichten
 40
      Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep

                                                                                                               Anlageinfo – Oktober 2008      15
Emerging Markets

     Die Emerging Markets leiden
     schwer unter der finanziellen
     Unruhe
     Die Finanzkrise hat sich in den Emerging Markets ernsthaft stabili-
     siert. Es wird befürchtet, dass der Internationale Währungsfonds
     Gefahr laufen kann, Erste Hilfe leisten zu müssen.

     Von Christian Hilligsøe Heinig                      nur Barmittel Schutz vor dem Orkan gebo-Peso etwa 15 Prozent, die türkische Lira hat
                                                         ten. Selbst die Rohstoffpreise, die früher im
                                                                                                 um 23 Prozent nachgegeben, die ungarische
     Panik und Ratlosigkeit sind nur einige der          Jahr als Zuflucht gegen einen fallenden Dol-
                                                                                                 Währung hat 16 Prozent verloren, und nicht
     Begriffe, mit denen sich der Gemütszustand          lar und steigende Inflation galten, haben sich
                                                                                                 zuletzt hat der südafrikanische Rand 27 Pro-
     von Politikern, Analysten und Anlegern ange-        den zunehmenden Wachstumssorgen beugen  zent seines Wertes eingebüßt.
     sichts des Finanzdramas der letzten Wochen          müssen. Der tonangebende Rohstoffindex     An den Aktienmärkten ist der tonange-
     beschreiben lässt.                                                                                                   bende Emerging
         Diese Begriffe prä-      Die Formel, dass sich das Wirtschaftswachstum in den Schwellen-                        Market-Index MSCI
     gen insbesondere              ländern von der Wachstumsentwicklung in der industrialisierten                         EM seit der vorigen
     auch den VIX-Index,                                                                                                  Ausgabe von
     der typisch als Maß
                                   Welt abkoppeln ließe, ist definitiv hinfällig geworden.                                „Anlageinfo“ um
     für den Risikoappetit der Anleger benutzt    S&P GSCI hat seit dem Höchststand im Juli      über 30 Prozent und in diesem Jahr um über
     wird. Je höher dieser Index steigt, desto    50 Prozent verloren, vgl. Abbildung 2.         50 Prozent gefallen, vgl. Abbildung 4. Alle
     düsterer ist die Weltsicht der Anleger. Wie      Auch die Währungen der Emerging Mar-       tonangebenden Anleihenindexe haben hohe
     Abbildung 1 zeigt, hat der VIX-Index in den  kets gerieten stark unter Druck, nachdem sie   Einbußen erlitten, kein Index befindet sich in
     letzten Wochen die höchsten Werte seit 1990  sich die meiste Zeit des Jahres 2008 als über- diesem Jahr noch im grünen Bereich, vgl.
     erreicht; um ein Vielfaches höher als wäh-   raschend widerstandsfähig gegen die finanzi-   Tabelle 1.
     rend der Asienkrise 1997-1998.               ellen Turbulenzen erwiesen hatten. Wie
         Nicht viele Vermögenswerte haben der     Abbildung 3 zeigt, hat die brasilianische      Finanzkrise trifft die
     sehr pessimistischen Stimmung der Anleger    Währung seit September 27 Prozent gegenü-      Emerging Markets schwer
     standhalten können, im Wesentlichen haben    ber dem EUR verloren, der mexikanische         Emerging Markets-Vermögenswerte sind nun

                                                                                                          Abbildung 1
     Tabelle 1                                                                                            VIX-Index
     Rendite ausgewählter EM-Indizes
                                                                                                          80
                                                   USD                               EUR
      Anleihen                        Lauf. Jahr     16.09.-22.10.      Lauf. Jahr      16.09.-22.10.     70
      EMBI Global Diversified1)
                                       -24,8 %           -22,7 %         -26,1 %*          -24,7 %*
                                                                                                          60
      GBI EM Broad2)                   -15,1 %           -15,3 %           -3,8 %           -7,4 %
                                                                                                          50
      Aktien
      MSCI EM                          -56,0 %           -31,7 %         -50,2 %           -25,3 %        40

      Zinsspread                         31.12.07               16.09.08                22.10.08          30
      Zinsspread3)                2,64 Prozentpkt.          4,37 Prozentpkt.         8,19 Prozentpkt.
                                                                                                          20
      1)
        EM-Anleihen in USD 2) EM-Anleihen in Lokalwährung 3) Zinsspread zwischen EMBI Glo-
      bal Diversified und der 10-jährigen US-Rendite                                                      10
                                                                                                               90   92   94   96   98   00   02   04   06   08
      * Währungsabgesichert

16   Anlageinfo – Oktober 2008
Emerging Markets

             Foto: shutterstock

                                  17
Emerging Markets

     durch das Eskalieren der finanziellen Turbu-  dung 6. Auch China – eines der wichtigsten         Schreckensszenario ist dabei der finanzi-
     lenzen so stark in Mitleidenschaft gezogen    Bollwerke unter den Schwellenländern –         elle Kollaps in Island. Der IWF hat zwar jetzt
     worden, dass kein Zweifel mehr bestehen       schwächelt überraschend stark. Das chine-      ein Hilfspaket für Island geschnürt, wird sich
     kann: Die internationale Finanzkrise wird     sische BIP-Wachstum im 3. Quartal landete      aber kaum entspannt zurücklehnen und auf-
     der Weltwirtschaft, die sich ohnehin in einem bei 9 Prozent, erwartet worden waren 9,7       atmen können, sondern muss damit rechnen,
     Abschwung befand, negative Wachstumsra-       Prozent. Das ist das schwächste Wachstum       den Schwellenländern als „Feuerlöscher“ mit
     ten bescheren. Negativ auf das Wirtschafts-   seit mehr als fünf Jahren.                     einem Angebot für Kredite in ausländischen
     wachstum in den Schwellenländern auswir-           Die Olympischen Spiele können die tri-    Währungen beistehen zu müssen. Jedenfalls
     ken werden sich die schlechteren Exportbe-    sten chinesischen Wachstumszahlen aber         wenn es sich zeigt, dass die vielen, von Regie-
     dingungen, ein nachlassendes Interesse aus-   zumindest teilweise erklären. Während der      rungen überall in der Welt geschnürten Hilfs-
     ländischer Anleger, niedrigere Rohstoffpreise Olympischen Spiele lag ein Teil der Industrie  pakete die Spannungen im finanziellen
     und vor allem schlechtere Möglichkeiten der   still, und es wird interessant sein, zu sehen, System nicht aufweichen.
     Kreditaufnahme.                               wie stark sich der „Rückstoßeffekt“ auf die        Außer Island hat der IWF im letzten
         Die Formel, dass sich das Wirtschafts-    BIP-Zahlen für das 4. Quartal auswirkt.        Monat auch Ungarn eine helfende Hand
     wachstum in den Schwellenländern von der      Unbestreitbar ist aber, dass China auf eine    gereicht und „technischen und finanziellen“
     Wachstumsentwick-                                                                                                      Beistand angeboten.
     lung in der industria-                                                                                                 In gewissen Kreisen
     lisierten Welt abkop-
                                     Der IWF wird sich kaum entspannt zurücklehnen und aufatmen wird Ungarn bereits
     peln ließe, ist damit            können, sondern muss damit rechnen, den Schwellenländern als                          als „das nächste
     definitiv hinfällig              „Rettungssanitäter“ mit einem Angebot für Kredite in auslän-                          Island“ bezeichnet.
     geworden. Wie Abbil-                                                                                                   Die Ukraine,
                                      dischen Währungen beistehen zu müssen.
     dung 5 zeigt, verläuft                                                                                                 Serbien, Weißruss-
     das Wirtschaftswachstum in den genannten      langsamere Wachstumsbahn als in den letz-      land und Pakistan haben sich von sich aus
     Märkten synchron.                             ten Jahren eingebogen ist.                     an den IWF gewandt und um finanzielle
         Der Internationale Währungsfonds, IWF,                                                   Unterstützung im derzeitigen herausfor-
     hat in seiner kürzlich veröffentlichten Pro-  Der IWF als Feuerlöscher                       dernden Finanzklima gebeten.
     gnose die Wachstumsaussichten für die Welt-   Vor allem die Schwellenländer mit hohen            Island ist aber nicht ohne weiteres mit
     wirtschaft kräftig nach unten korrigiert. Der Zahlungsbilanzdefiziten und starkem Kre-       den Volkswirtschaften der Schwellenländer
     IWF geht jetzt für 2009 nur noch von einem    ditwachstum – viele Privat- und Unterneh-      zu vergleichen. Nicht jedes Land, das in den
     globalen BIP-Wachstum von 3 Prozent aus;      mensdarlehen wurden in ausländischen           letzten Jahren ein hohes Zahlungsbilanzdefi-
     das entspricht einer weltweiten Rezession,    Währungen aufgenommen – laufen Gefahr,         zit und ein starkes Kreditwachstum hatte,
     wenn beispielsweise die demografische Ent-    in den kommenden Jahren in wirtschaft-         steht notwendigerweise vor einem Abgrund.
     wicklung berücksichtigt wird.                 liche und finanzielle Probleme zu geraten;         Island war in vielerlei Hinsicht ein
         Die Wachstumsaussichten an den            und zwar im gleichen Maße, in dem sich die     Extremfall – man schaue sich nur die Ent-
     Emerging Markets für 2009 wurden auf 6,1      internationale Kreditparty der letzten Jahre   wicklung der Zahlungsbilanz an, vgl. Abbil-
     Prozent nach unten korrigiert; das wäre das   in eine Veranstaltung zum Abbau von            dung 7. 2002 betrug der Überschuss 1,5 Pro-
     schwächste Wachstum seit 2002, vgl. Abbil-    Schulden verwandelt.                           zent vom BIP – 2006 war daraus ein Defizit

     Abbildung 2                                         Abbildung 3                                                                     Abbildung 4
     Starke Preisrückgänge bei Rohstoffen                Emerging Markets-Währungen unter Druck                                          Rendite der Aktienmärkte – MSCI EM, MSCI EM
                                                                                                                                         geografisch verteilt und MSCI World

     900                                                             Laufendes Jahr                                                              Rendite in EUR für das laufende Jahr 2008
           Index                                                     September bis jetzt                                                         Rendite in EUR, seit 16. September 2008
                                                         10
     800                                                                                                                                  0%
                                                                           Stärkung gegenüber dem EUR
                                                          0                                                                              -10 %
     700

                                                         -10                                                                             -20 %
     600
                        S&P GSCI, Spot Index                                                                                             -30 %
     500                                                 -20
                                                                                                                                         -40 %
     400                                                 -30
                                                                                                                                         -50 %
     300                                                 -40
                                                                                                                                         -60 %
     200                                                                   Schwächung gegenüber dem EUR
                                                         -50                                                                             -70 %
                                                               Brasilien

                                                                             Mexiko

                                                                                      Polen

                                                                                              Südafrika

                                                                                                          Tschechien

                                                                                                                       Türkei

                                                                                                                                Ungarn

                                                                                                                                                 EM

                                                                                                                                                        EMEA

                                                                                                                                                               Far East

                                                                                                                                                                          BRIC

                                                                                                                                                                                 LATAM

                                                                                                                                                                                         World

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