Einflüsse des Klimawandel auf die technische Resilienz von Wasserfassungen - von Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis
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Einflüsse des Klimawandel auf die technische Resilienz von Wasserfassungen von Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis 27.08.2021 BBT 2020/21 1
Klimawandel – bisher erkennbare Auswirkung auf die Wasserressourcen • Rückgang der Sommerniederschläge • Zunahme der Starkniederschläge • Erhöhte Verdunstung durch steigende Temperaturen • Erholungsphasen werden durch intensive Stressphasen immer kürzer • Folge: geringere Neubildungsmengen • Seit 2003 erkennbar: Bilanzdefizite und allmählich spürbare Qualitätseinflüsse wie z.B. Salzwasserintrusionen auch in Mitteleuropa 27.08.2021 BBT 2020/21 2
84,0 83,5 83,0 Grundwasserstand [NN+m] 82,5 82,0 81,5 81,0 80,5 80,0 01/1997 01/1999 01/2001 01/2003 01/2005 01/2007 01/2009 01/2011 01/2013 01/2015 01/2017 01/2019 Grundwasserstände in einem Entnahmegebiet 4/G/PL117 4/G/PL04 im Rheintal 27.08.2021 BBT 2020/21 3
Beispiel: Ausreichende Niederschläge Anfang 2019 führten zur Auffüllung der Talsperren, aber… LfU (für Bayern): „Im Winter wird es insgesamt mehr Niederschlag geben, der aber immer seltener als Schnee fällt. Dadurch verringert sich die Speicherwirkung einer Schneedecke, die Hochwassergefahr steigt.“ Hieraus ergeben sich Veränderungen beim Abflussregime der Fließgewässer, aber auch bei der Neubildung von Grundwasser und bei den Wasserständen in den Grundwasserspeichern. 27.08.2021 BBT 2020/21 4
…im Laufe des Jahres 2019 sanken die Fluss- und Talsperrenpegel wieder stark ab…auch das Jahr 2020 folgte diesen Trend ..die Uferfiltratbildung (Influenz des Gewässers) nahm ab, die Kolmation der stagnierenden …und die Abwasserfracht in den Fließgewässern mit Wasserzonen nahm zu… Kläranlageneinleitungen nahm zu… 27.08.2021 BBT 2020/21 5
Erneuerbare Grundwasserressourcen in Deutschland 300 Daten aus: Umweltbundesamt (Hrsg.) (2019): Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel - Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung: 276 S.; Berlin 257 250 237 Erneuerbare Wassermenge [Mrd. m³/a] 210 200 190 191 181 170 172 167 169 161 160 150 130 131 132 99 100 50 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Erneuerbare Wassermenge [Mrd. m³/a] Mittelwert 1961-90 [Mrd. m³/a] Linear (Erneuerbare Wassermenge [Mrd. m³/a]) 27.08.2021 BBT 2020/21 6
Grund für das langfristige Bilanzdefizit: „Beschleunigung“ der Grundwasserumsätze durch Entnahmen und das Ausbleiben einer Grund: Grundwasser nachhaltigen Bildung längerfristig ausreichender Überschüsse wird über lange Zeiträume gebildet und über kurze Zeitspannen entnommen Bild aus Treskatis (2017) 27.08.2021 BBT 2020/21 7
„Resilienz gegenüber Klimawandel und Extremwetter“ Je mehr wir auf das Funktionieren technischer Systeme in unserem Alltag angewiesen sind, desto wichtiger wird deren Resilienz. Wassergewinnungsanlagen müssen wie alle anderen Anlagen der Wasserversorgung auch beim Auftreten innerer und äußerer Ausfälle und Störungen jederzeit in der Lage sein, die erforderlichen Systemleistungen zu erbringen. 27.08.2021 BBT 2020/21 8
Wasserfassungen – Einflüsse durch Trockenheit und Starkregen sowie Stürme • Zunahme der Betriebszeiten der • Überflutung der Bauwerke Brunnenpumpen • Direkte Einträge von Oberflächenwasser in • Mehr Brunnen länger in Betrieb die Fassungen • Konkurrenz mit anderen Entnahmen • Bauwerke werden zerstört durch (Private, Landwirte…) Unterspülung oder sind zeitweise nicht mehr zugänglich • Erhöhung der Absenkung und hydraulischen Beanspruchung; Abnahme • Versickerung von Oberflächenwasser in der von QE Zone I und II • Auslösung von Fremdwasserzuflüssen • Erhöhung des Grundwasseranteils mit (Auswirkungen auf Verockerungen und geringer Verweilzeit (mögliche Folgen: Baks, Trübung) Salzgehalte möglich) • Zunahme des DOC im Sickerwassers und • Folge: Abnahme des dynamischen oberflächennahen Grundwassers Vorrats mit Inanspruchnahme des statischen Vorrats 27.08.2021 BBT 2020/21 9
Beispiel für sinkende Wasserstände aufgrund ausbleibender Neubildung und gesteigerter Förderung aufgrund Bedarfszunahme Insgesamt wurden 29 langjährig beobachtete Grundwasser-Messstellen des LANUV für den Zeitraum 1951 bis 2014 ausgewertet. Davon zeigten 21 Messstellen einen signifikant fallenden Trend für den mittleren Grundwasserstand im Wasserwirtschaftsjahr. Text-Quelle: https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/klimawandel- und-anpassung/ 27.08.2021 BBT 2020/21 10
Overpumping in ariden Gebieten zeigt uns die Folgen für die Wasserressourcen Beispiel: Großskalige Folgen des "Overpumpings" im Sana'a Becken, Jemen bei verschiedenen Förderraten 2200 2150 Wasserstand [masl] 2100 Wasserspiegel bei 50 Mio. m³/a Wasserspiegel bei 25 Mio m³/a 2050 constraint (Trockenlaufniveau) 2000 1950 masl: meters above sea level 1900 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 Quelle: IAH 2020 Jahr Daten-Quelle: Shahin 1996 27.08.2021 BBT 2020/21 11
Langfristige Abnahmen der Quellschüttung am Beispiel des Odenwaldes Quellgruppe A (Tallage): Quellschüttung 2003 bis 2018 Quellgruppe B (Wald): Quellschüttung 2003 bis 2018 27.08.2021 BBT 2020/21 12
Beispiel einer periodisch „versiegenden“ Quelle am Alpenrand - Hydrogeologische Modellvorstellung Überdeckung des Quellhorizontes GW-Stockwerk 1 (Moränenkiese; Quellhorizont) gespanntes GW, Aufstieg Stauende Basis des Quellhorizontes 1 (Geschiebelehme) Mühlbach GW-Stockwerk 2 (Quellhorizont im Abstrom gelegenen gespanntes GW Taleinschnitt des Mühlbachs) Schema von Dr. Ebel & Partner 27.08.2021 BBT 2020/21 13
Schematisches Höhenprofil Nordfassung Höhe in [NN+m] 873,00 RKS 4 872,00 871,00 Einlauf 870,00 Strang Nord 869,00 Schacht 868,00 Nord Senke mit 867,00 Feuchtigkeit am Zaun KB 1 866,00 Strangkopf 865,00 864,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 GOK [NN+m] Wasserspiegel NN+m] Entfernung von der RKS-Reihe im Westen [m] 27.08.2021 BBT 2020/21 14
Schematisches Höhenprofil Nordfassung GOK [NN+m] Wasserspiegel NN+m] klimatisch abgesenkter Wasserspiegel [NN+m] Rohr Nord [NN+m] Höhe in [NN+m] 873,00 RKS 4 872,00 871,00 870,00 Fassungsstrang fällt 869,00 868,00 Einlauf trocken! Strang Nord 867,00 Senke mit Feuchtigkeit am Zaun 866,00 865,00 864,00 Sommer 2019: Wasserstand > 1 m gesunken! 863,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 27.08.2021 BBT 2020/21 Entfernung von der RKS-Reihe im Westen [m] 15
Folgen von sinkenden Wasserständen bei Quellfassungen… 1. Nachlassende Schüttungen bis hin zum Versiegen der Quelle 2. Setzungen im Bereich der entwässerten Schichtkörper mit Einfluss auf das Verlaufen der Quelle 3. Zunahme der Bauwerksschäden durch Windwurf bei trockenheitsgeschädigten Bäumen 4. Tierbefall aufgrund von Zugangsmöglichkeiten für Kleintiere und Insekten über Setzungs- und Trockenrisse im Boden 5. Trübungseinbrüche nach Starkregen auf ausgetrockneten und gerissenen Böden 27.08.2021 BBT 2020/21 16
Beispiel: Brunnen mit Zuflüssen Brunnen ist 120 m tief! FiOk bei 54 m u. GOK aus der Verwitterungszone oder oberflächennahen GWL Rückläufige Ergiebigkeit aufgrund fehlender Neubildung aus influenten Vorflutern 27.08.2021 BBT 2020/21 17
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Eine weitere wasserwirtschaftlich relevante Folge des Klimawandels… Überflutungen und Zerstörung der Infrastrukturen Zwischen 1881 und 2015 hat der mittlere Jahres-Niederschlag z.B. in NRW um 107 Millimeter (mm) zugenommen, was einer Zunahme von fast 14 Prozent entspricht. Die Niederschläge haben über den gesamten Messzeitraum (1881 bis 2015) mit etwa 60 mm vor allem in den Wintermonaten hochsignifikant zugenommen. Außerdem zeigt sich eine zunehmende Tendenz der Anzahl der sommerlichen Starkregentage basierend auf den Tagesniederschlagssummen. Text-Quelle: https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/klimawandel-und-anpassung/ 27.08.2021 BBT 2020/21 19
…zunehmende Anzahl und Intensität der Starkregen- und Flutereignisse zerstören die Infrastruktur, da sie dafür nicht ausgelegt ist 27.08.2021 BBT 2020/21 20
Überflutungen von Brunnen bei der Schneeschmelze oder bei Hochwasser Sandeinbruch in einem Brunnen nach einer Überflutung des Abschlussbauwerkes 27.08.2021 BBT 2020/21 21
Baustellen und Zuwegungen zu Brunnen und Quellfassungen sind immer wieder Opfer von Überflutungen 27.08.2021 BBT 2020/21 22
Schäden durch Überflutung von Brunnen 27.08.2021 BBT 2020/21 23
Beispiel: Schäden durch Sturm und Orkan 27.08.2021 BBT 2020/21 24
Überflutung von Quellschächten im Winter 2017/18 27.08.2021 BBT 2020/21 25
Folgen: Trübung, Sand, „Baks“ und Tiere… Bildquelle: J. Schrott, Lohr a. Main 27.08.2021 BBT 2020/21 26
Handlungsmöglichkeiten zur Resilienzsteigerung von WGA • Verzögerung des Abflusses zur lokalen Steigerung der Grundwasserneubildung (Entsiegelung, Nutzung von natürlichen Retentionsräumen, Sensibilisierung der Bevölkerung bzgl. der Gestaltung der Grundstücksbebauung etc.) • Sicherung der Wassergewinnungsanlagen gegenüber exogenen Einflüssen wie Starkregen, Überflutung, Sturmfolgen oder Erdbewegungen/Erosion • Sicherung und Sanierung der Quellfassungen gegenüber Umläufigkeiten, Wasserverlusten und Überflutungen • Sicherung der Wasserzuflüsse und Sanierung von Alt-Brunnen, Abstellen von Fremdwasserzuflüssen mit Abdichtung der unerwünschten Zuflusszonen • Überprüfung der Wieder-Nutzbarmachung von Altanlagen • Gezielte Wassereinspeicherung in den Untergrund über geschlossene und damit im Vergleich zu Becken schützbare Sickerschlitzgräben etc. 27.08.2021 BBT 2020/21 27
Fazit Eine zentrale Frage im Bereich der Resilienz bedeutet in diesem Nachhaltigkeit der Kontext Nutzungssicherheit und technische Robustheit und damit Wassergewinnung gegenüber den Erhalt einer langfristigen Folgen des Klimawandels ist die Perspektive für eine technische Resilienz der Gewinnungsanlage sowohl bei zunehmender Trockenheit und Fassungsanlagen und der gleichzeitig hoher Entnahme als genutzten Grundwasserleiter, d.h. auch bei exogenen Einflüssen, wie ihre Anpassungs- und z.B. Trockenheit, Starkregen, Stürmen, verstärkte Bodenersion Reaktionsfähigkeit bei kurz- und und mittelfristig immer geringerer langfristigen Veränderungen der Grundwassererneuerung. äußeren Bedingungen. 27.08.2021 BBT 2020/21 28
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! © für Bilder und Texte (sofern nicht anders vermerkt): Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis apl. Professor am IWAR der TU Darmstadt c/o Bieske und Partner Beratende Ingenieure GmbH Im Pesch 79 D-53797 Lohmar 27.08.2021 BBT 2020/21 E-Mail: c.treskatis@bieske.de 29
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