Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie

 
WEITER LESEN
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Entwicklung braucht Energie
Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung)
der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen
von Wien Energie
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Inhalt
    Strom und Wärme                           4
    Ausgezeichnete Energieversorgung          5
    Gemeinsam stark                           8
    Gut versorgt                             10
    Gründlich gepflegt                       14
    Erfolgreich vernetzt                     16

    Rohstoff und Energie                     18
    Rohstoff ist nicht gleich Rohstoff       19
    Vom Wald zu Watt                         22
    Energiegeladene Rohstoffe                24
    Wärmeplus für Spitzenzeiten              27
    Gemeinsam Ziele erreichen                28

    Umwelt                                   30
    Wärme für später                         31
    Erfolgreiche Partner                     33
    Grundsätze, rechtliche Verpflichtungen   34
    Qualitätssicherung innen und außen       35
    Erfolgsbilanz 2013                       47
    Blick in die Zukunft                     49
    Die zertifizierten Erzeugungsanlagen     51

2
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Höchste Standards
Das Wohl unserer KundInnen und MitarbeiterInnen liegt uns
als Unternehmen ebenso sehr am Herzen wie eine intakte                  Susanna Zapreva, Robert Grüneis und Thomas Irschik,
Umwelt. Weil wir uns unserer Verantwortung bewusst sind,                             GeschäftsführerInnen von Wien Energie
tragen wir in den täglichen Abläufen dafür Sorge, dass
nicht nur gängige Standards eingehalten werden, sondern
stecken uns selbst stets noch höhere Ziele. Eines davon ist,   gelagert und versorgt bei Bedarf unsere KundInnen. Mit der
den Anteil der erneuerbaren ­Energien an der Stromerzeu-       neuen Speicheranlage sparen wir außerdem 11.000 Tonnen
gung bis 2030 in Wien auf bis zu 50 Prozent zu erhöhen.        CO2-Emissionen ein.
Bereits jetzt versorgt Wien Energie über zwei Millionen
Menschen und 230.000 Gewerbe- und Industrieanlagen
mit Strom, Erdgas und Fernwärme. In der Bundeshaupt-
                                                               Kostengünstig und effizient
stadt können wir z. B. jährlich rund drei Millionen ­Tonnen    Im Frühjahr 2012 unterzog Wien Energie das Mana­
CO2 vermeiden, da von uns produzierte Energie um               gementsystem in den drei thermischen Abfall-
ein Vielfaches ­effizienter ist als vergleichbare              behandlungsanlagen Spittelau, Flötzersteig und Sim-
Energieformen.                                                   meringer Haide zum wiederholten Male einem Zerti-
                                                                        fizierungsverfahren im Hinblick auf die Bereiche
Das Wiener Modell                                                       Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit. Erstmals
                                                                      wurden bei der Zertifizierung die Unternehmensbe-
Große Herausforderungen und Chancen bringt                        reiche Fernwärme Steuerung (neue Abteilungsbezeich-
aber auch das starke Wachstum der Stadt Wien                   nung seit März 2014), Bauprojekte und Elektrotechnik
mit sich. Im Jahr 2013 ist die EinwohnerInnen-                 berücksichtigt. Das Kraftwerk Simmering 1 wurde 2010 für
zahl um 25.000 Personen gestiegen, in einigen Jahren wird      die Bereiche Umwelt und Arbeitssicherheit zertifiziert. Die
Wien gar um die EinwohnerInnenzahl von Graz gewachsen          ­Zertifizierungsverfahren sind sowohl für uns als auch für
sein. Für uns bedeutet das ein großes Wachstums-, Innova-       unsere KundInnen das Qualitätsmerkmal für ein sicheres
tions- und Effizienzpotenzial in der Erzeugung von Strom,       und sauberes Produkt. Die vorliegende Umwelterklärung
Wärme und Kälte.                                                spiegelt unser ­Handeln wider und zeigt Ihnen, dass wir uns
Dabei vertrauen wir auf das bewährte Wiener Modell,             an die strengen Umweltauflagen halten.
dank dem wir zu den Vorreitern sauberer Energieproduk-
tion zählen. Das Wiener Modell bedeutet eine intelligente      Susanna Zapreva, Robert Grüneis und Thomas Irschik,
Kombination aus Strom- und Wärmeerzeugung über Kraft-          GeschäftsführerInnen von Wien Energie.
Wärme-Kopplung mit Wärme aus der Abfallverbrennung,
dem Ausbau erneuerbarer Energien sowie einer fundierten
Beratung für optimale Energielösungen und eine Verbesse-
rung der Energieeffizienz.
Auf erneuerbare Energie setzen wir etwa im Wald-Biomas-
sekraftwerk in Wien-Simmering: Holz wird als Brennstoff
                                                                Gut informiert
bestmöglich genützt und in Strom und Wärme umgewan-
delt. Die Kraft der Sonne macht sich die an der Südseite        Weitere Informationen zu Wien Energie finden Sie
des Kraftwerks Simmering installierte Photovoltaikanlage        auch unter wienenergie.at
zunutze. Der so gewonnene Strom wird ebenfalls in das Netz
eingespeist.                                                    Nähere Details zum sogenannten Wiener Modell
Die Umwelt schonen wir auch mit der effizienten Kraft-Wär-      ­finden Sie im Wien Energie Jahrbuch 2013 unter
me-Kopplung, die den Wirkungsgrad eines kalorischen Kraft-      wienenergie.at
werks um bis zu 86 Prozent fast verdoppelt. Überschüssige
Energie wird im neuen Hochdruck-Wärmespeicher zwischen-

                                                                                                                              3
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Strom und Wärme
    Rund zwei Millionen Menschen und 230.000 Gewerbe- und Industrieanlagen
    werden rund um die Uhr mit Strom, ein Drittel davon mit Fernwärme versorgt.
    Ihr zuverlässiger Partner ist dabei Wien Energie. Österreichs führendes
    Energie­unternehmen steht für Qualität und Verlässlichkeit und hat dabei Tag
    und Nacht den Umweltschutz im Auge.

4
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Strom und Wärme
Ausgezeichnete Energieversorgung
Rund zwei Millionen Menschen, 230.000 Gewerbe-                 barer Energien gewonnen. Zudem betreibt Wien Energie
und Industrieanlagen sowie 4.500 landwirtschaftliche           mehrere Kleinwasserkraftwerke, Windpark- und Photo­
Betriebe versorgt Wien Energie mit Strom, ein Drittel          voltaik­anlagen sowie Österreichs größtes Wald-Biomas-
davon mit Fernwärme. Darüber hinaus ist das größte             sekraftwerk in Simmering. Auch im Hinblick auf einen
Energiedienstleistungsunter­nehmen Österreichs in den          effizienten Umgang mit Energie beraten die kompetenten
Bereichen Abfallverwertung, Gebäudewartung, Telekom-           MitarbeiterInnen von Wien Energie von der Planung bis zur
munikation, Energieberatung und Energiedienstleistungen        Umsetzung. „Dank modernster Systeme können wir bei
zuständig. Um die 2.700 MitarbeiterInnen sorgen inner-         der Fernwärme- und Fernkälte-Produktion rund 1,5 Millio-
                halb der Wien-Energie-Gruppe dafür, dass       nen Tonnen CO2 jährlich einsparen“, betont Ammer. Zählt
                die Menschen und Betriebe im Großraum          man die Einsparungen bei Strom und Gas dazu, ergibt
                Wien 24 Stunden täglich zuverlässig            sich sogar eine Reduktion um drei Millionen Tonnen CO2.
                mit Strom und Wärme versorgt werden.           „Das ist schon sehr gut, aber wir arbeiten laufend daran,
                Umweltbewusstes Handeln, Innovation            diese Zahl stetig zu verbessern.“ Der Anteil erneuerbarer
                und Teamgeist werden dabei großge-             Energieträger belief sich im Geschäftsjahr 2013 bereits auf
                schrieben, wie Unternehmenssprecher            rund 25 Prozent, so Ammer: „In den kommenden Jahren
                Christian Ammer erklärt: „Unser Ziel ist       wollen wir diesen Anteil aus Wind, Wasser, Sonne und
                es, innovative Produkte und Dienstleis­        Biomasse kontinuierlich weiter steigern, bis 2030 auf bis
Christian        tungen in bester Qualität zu marktge-         zu 50 Prozent.“
Ammer,           rechten Bedingungen anzubieten. Bei der
Unternehmens- Einhaltung von Umweltschutzstandards
sprecher         verbessern wir uns laufend.“                  Qualität und Verlässlichkeit
                                                               Im Fokus der Unternehmenspolitik stehen ­insbesondere
Alles aus einer Hand                                           Qualität und Verlässlichkeit für die KundInnen, wie Ammer
                                                               erklärt: „Dank unserer Transparenz als Unternehmen
Mit der Umstrukturierung des Energiesektors im Jahr 2013       ­können KundInnen darauf vertrauen, dass stets in
ist nun Erzeugung und Vertrieb von Strom und Fernwärme          ihrem und im Sinne der Umwelt gehandelt wird.“
unter dem Dach der Wien Energie GmbH vereint. Diese
wiederum ist eine 100-prozentige Tochter der Wiener
Stadtwerke Holding. „Im Bereich Vertrieb verantworten wir
den gesamten Energievertrieb, entwickeln neue Produkte
und tragen Sorge für die Preisgestaltung“, führt Ammer
aus. Wien Energie beliefert heute mehr als ein Drittel aller
Wiener Haushalte und Großkunden mit Fernwärme für Hei-             Der Schmetterling
zung und Warmwasser und zählt mit einem Leitungsnetz
von fast 1.200 Kilometern zu den größten Fernwärmeunter-           Sicher wird Ihnen in dieser Broschüre der bunte
nehmen Europas.                                                    Schmetterling auffallen. Zu Beginn seines Lebens
Die Wärme, die für die laufende Produktion von Fern-               scheint er eher hässlich und unansehnlich. So wie
wärme und Fernkälte zuständig ist, stammt mehrheit-                der Abfall, den Sie jeden Tag in Ihren Mistkübel
lich aus den Abfallverwertungsanlagen und Kraftwerken              werfen. Aber ebenso, wie ein Schmetterling sich
an den Wiener Standorten Simmering und Donaustadt.                 entpuppt und zu einem prächtigen, nützlichen Falter
Beim Herzstück der Energieeffizienzstrategie, dem soge-            wird, entsteht auch in den Erzeugungsanlagen von
nannten „Wiener Modell“, werden in Kombination Strom               Wien Energie aus unansehnlichen Rohstoffen etwas
und Wärme sowohl über Kraft-Wärme-­Kopplung als                    Schönes und ­Nützliches – nämlich Strom und Wärme.
auch über Abfallverbrennung und den Ausbau erneuer-

                                                                                                                             5
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Das Unternehmen Wien Energie steht für Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

    „Und weil nur zufriedene MitarbeiterInnen gute Mitarbeite-         1985    Beginn der Ausrüstung der thermischen
    rInnen sind, messen und verbessern wir die Zufriedenheit                   Kraftwerke mit modernen Filteranlagen zur
    laufend, bieten leistungsorientierte Entlohnung und attrak-                Reduktion von Schadstoffen
    tive Arbeitsplätze, fördern Aus- und Weiterbildung ebenso          1987–92 Die Spittelau fällt einem Brand zum
    wie persönliche Stärken, bilden junge Menschen aus und                     Opfer. Nach dem Großbrand folgen der
    achten strengstens darauf, dass ein sicherheitsgerechtes,                  Wiederaufbau der Anlage und die Gestaltung nach
    gesundheitsbewusstes sowie umweltschutzrelevantes                          einem Entwurf von Friedensreich Hundertwasser
    Arbeiten möglich ist“, so Ammer.                                   1992    Inbetriebnahme des neuen Blocks 3 mit
    Als ein auf Wirtschaftlichkeit basierendes Unternehmen                     Kraft-Wärme-Kopplung im Kraftwerk Simmering
    ist Wien Energie freilich auf nachhaltigen Unternehmens­           1997    Eröffnung des Beratungszentrums
    erfolg ausgerichtet, muss sich im Wettbewerb behaupten                     Wien Energie-Haus Mariahilfer Straße
    und setzt daher stark auf Forschung und Entwicklung neuer          2001    Gründung von Wien Energie
    Produkte, vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit, denn,           2002    Gründung der Wien-Energie-Tochter
    so Ammer: „Das ist die Zukunft!“ Um seine Bemühungen                       „Wien Energie Vertriebs GmbH & Co KG“
    zu unterstreichen und gleichzeitig als Qualitätsmerkmal            2006    Zertifizierung der thermischen Abfallbehandlungs-
    für sichere und saubere Energieversorgung, unterzog das                    anlage Simmeringer Haide in den Bereichen
    Unternehmen bereits zehn seiner Produktionsstandorte                       Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit
    einer Zertifizierung nach EMAS-Kriterien, also im Hinblick         2006    Eröffnung von Österreichs größtem
    auf die Bereiche Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit.                   Wald-Biomassekraftwerk in Wien Simmering
    Das größte Kraftwerk in Wien-Simmering ist nun der                 2007    Zertifizierung der thermischen Abfallbehandlungs-
    jüngste zertifizierte Standort.                                            anlage Flötzersteig in den Bereichen Umwelt,
                                                                               Qualität und Arbeitssicherheit
    Geschichte von Wien Energie                                        2009    Gemeinsame Zertifizierung der Wärmeerzeugungs-
                                                                               anlagen von Fernwärme Wien
    1899      Unternehmensgründung E-Werk                                      Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks Simmering 1
    1902      erste Stromproduktion KW Simmering                       2010    Zertifizierung des KW Simmering 1 nach ISO 14001
    1944/45   Schwere Zerstörungen an allen Anlagen, Ende                      und OHSAS 18001
    1945      sind rund zwei Drittel aller Anlagen wieder              2011    Beginn des Umbaus der Abfallbehandlungsanlage
              betriebsbereit                                                   Spittelau
    1969      Gründung der Fernwärme Wien                              2012    Zertifizierung von Fernwärme Wien nach ISO
    1970      Einstellung des Kohlebetriebes im Kraftwerk                      9001 (Qualität)
              Simmering                                                2013    Verschmelzung von Wien Energie mit der ehemaligen
    1978      Gründung der Wien-Energie-Tochter                                Tochtergesellschaft Fernwärme Wien
              „Energiecomfort“                                         2013    Zertifizierung gesamter Kraftwerkstandort Simmering
    1979      Beginn der Fernwärmelieferung aus der
              Kraft-Wärme-Kopplungsanlage Simmering

6
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Versorgungsgebiet und Kraftwerksstandorte
     Strom/Fernwärme                                                              FHW Leopoldau
     Abfallbehandlung           Donaukraftwerk Greifenstein

                                                                                                                                               Strom und Wärme
     Windkraft                  Strombezugsrecht
     Wasserkraft
     Sonnenkraft                                                            KWK-Kraftwerk Donaustadt 3

                                                                                                        Photovoltaik-Anlagen
                                                                                                         8 Sonnenkraftwerke in Wien und
                                                                                                        3
                                                                                                   Niederösterreich, davon 16 Bürger­
                                                                                                   Innen-Solarkraftwerke (Details zu den
                                                                                                   Standorten siehe Seite 38)
              Wasserkraftwerk Nußdorf

Abfallbehandlungsanlage Spittelau

                                                                     WIEN                       Windpark Glinzendorf
Abfallbehandlungsanlage Flötzersteig

          KWK-Kraftwerksstandort Simmering                                                           Windrad Donauinsel
          mit Wald-Biomassekraftwerk
          Wasserkraftwerk
          Photovoltaikanlage

                                                                                                Donaukraftwerk Freudenau
                                                                                                Strombezugsrecht

                                                                                     Abfallbehandlungsanlage Pfaffenau
                                                                                     Betriebsführung

Innkraftwerke
13 Wasserkraftwerke in Bayern                           Windpark Unterlaa

                                                                                                                 Ungarn
                                                                      Abfallbehandlungsanlage                     indpark Lével
                                                                                                                 W
                                                                      Simmeringer Haide

     Wasserkraftwerk, PV-Anlage,
     Biomasse-Kraftwerk Trumau
                                                                                                                 Burgenland
                                                                                                                  indpark Zurndorf und
                                                                                                                 W
                                                                                                                 Pama Gols

  Wasserkraftwerk Opponitz
                                                                                                   Rumänien
                                                                                                    8 Wasserkraftwerke
                                                                                                   2

   Wasserkraftwerk Gaming 1 und 2

                                                                                         üdosteuropa
                                                                                        S
                                                                                        Neun Wasserkraftwerke
   Fernwärmeversorgung,
   Gasversorgung, Stromversorgung
   Gasversorgung, Stromversorgung
   Stromversorgung                           Steiermark
   EMAS-zertifizierte Standorte               indpark Steinriegel
                                             W

                                                                                                                                           7
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
18
                                                                                                                                    16

                                                                      7

                                                                           6

                                                                               5

                                                                       4
                                                                                   3
                           17                                                                             10
                                                                                            1

                                                                                                      8

                                                                                                2

                                                                                                                                9

    Gemeinsam stark
    Seit dem Abschluss des „Repowering Simmering 1/2“-Pro-       steckt, vom ­Kraftwerk in zwei andere Energieformen, näm-
    jekts im Jahr 2009 sind die beiden neuen Gasturbinen         lich Elektrizität und Wärme, transformiert. Simmering 1 ver-
    der Anlage Simmering 1 am Kraftwerksstandort Simme-          sorgt mit einer elektrischen Leistung von 710 MW bei einer
    ring in Betrieb. Das Großkraftwerk sorgt mit modernster      Fernwärmeleistung von 450 MW rund 80.000 Haushalte
    Technik und nach höchsten Ökostandards für eine ausge-       mit Strom und rund 200.000 Haushalte mit Fernwärme.
    sprochen wirtschaftliche Nutzung. Erreichte die Altanlage
    Simmering 1 vor dem Austausch der Gasturbine einen
    Wirkungsgrad von 43 Prozent bei der Stromproduk­tion,        Strom- und …
    verzeichnet das jetzige Gas- und Dampfkraftwerk eine         Christian Vettinger, der Abteilungsleiter des Kraftwerkbe-
    Steigerung des Wirkungsgrades um 14 Prozentpunkte auf        triebs am Standort Simmering, erklärt: „Bei jeder der neuen
    beachtliche 57 Prozent. Der Wirkungsgrad gibt an, welcher    Gasturbinen gelangen 75.000 Normkubikmeter (Nm³) Gas
    Prozentsatz der zugeführten Energie, die bei der Verbren-    pro Stunde mit einem Druck von ca. 28 bar über je 24 Bren-
    nung freigesetzt wird, tatsächlich verwendet werden kann.    ner in die Brennkammer der Turbine. Gleichzeitig werden
    Die Kombination von Strom- und Fernwärmeproduktion           im selben Zeitraum rund zwei Millionen Nm³ Luft über den
    liefert sogar einen Wirkungsgrad von 81 Prozent. Durch       Verdichter angesaugt und auf 18 bar komprimiert.“ Die
    ein ­ausgeklügeltes System wird die Energie, die im Erdgas   Luft vermischt sich mit dem Gas, eine elektrische Zünd-

8
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
1 Gasturbine                                                                       10 Ansaugluftfilterhaus
                                                         2 Gasturbinengenerator                                                             11 Dampfturbine
                                                         3 Abgasdiffusor                                                                    12 Dampfturbinengenerator
                                                         4 Abhitzekessel                                                                    13 DT-Blocktransformator
                                                         5 SCR-Katalysator                                                                  14 Kondensatpumpen
                                                         6 Schalldämpfer                                                                    15 Schalthaus
                                                         7 Kamin                                                                            16 Bestehendes Kesselhaus
                                                         8 GT-Generatorableitung                                                            17 Photovoltaikanlage

                                                                                                                                                                                                    Strom und Wärme
                                                         9 GT-Blocktransformator                                                            18 Gasreduzierstation

                                                                                                                                 welchen wiederum Wasser in Dampf umgewandelt wird“,
 11                                         13                                                                                   erklärt Vettinger. Durch die Kombination von Gas- und
                                                                                                                                 Dampfturbine werden die Abgase der Gasturbinen genützt,
          12
                                                                                                                                 sie erzeugen im Wärmetauscher, dem sogenannten Abhit-
                                                                                                                                 zekessel, ohne zusätzliche Feuerung 530 °C heißen Dampf.
                                                                                                                                 „Mit einem Druck von 130 bar wird dieser auf die Tur-
                                                                                                                                 binenschaufeln der Dampfturbine gelenkt und dadurch
                              14                                                                                                 Wärmeenergie in mechanische Energie umgewandelt. Die
                                                                                                                                 Dampfturbine treibt einen Generator an und erzeugt auf
                                                                                                                                 diese Weise Strom“, erläutert Vettinger.
15
                                                                                                                                 … Fernwärmeerzeugung
                                                                                                                                 Die Fernwärmeerzeugung erfolgt in zwei verschiedenen
                                                                                                                                 Kreisläufen. Im ersten Kreislauf werden 1.500 t Fernwärme­
                                                                                                                                 wasser pro Stunde in einem eigenen Leitungssystem in den
                                                                                                                                 Abhitzekesseln durch die heißen Rauchgase von der Rück-
                                                                                                                                 lauftemperatur von 60 °C auf 100 °C erwärmt. Im zweiten
                                                                                                                                 Kreislauf wird aus der Dampfturbine Dampf entnommen
                                                                                                                                 und in Wärmetauscher geleitet. Damit werden 4.000 t Fern-
                                                                                             Illustration: SIEMENS/R. SCHUBERT

                                                                                                                                 wärmewasser pro Stunde von 60 °C auf 150 °C erwärmt. Die
                                                                                                                                 Wasserströme beider Kreisläufe werden miteinander ver-
                                                                                                                                 mischt und in das Netz von Wien ­Energie
                                                                                                                                 eingespeist, welche damit wiederum ihre
                                                                                                                                 KundInnen mit Wärmeenergie versorgt.
                                                                                                                                 Der für die Stromerzeugung erforderliche
                                                                                                                                 Dampf wird, nachdem seine Energie in
                                                                                                                                 der Dampfturbine genützt wurde, im Kon-
                                                                                                                                 densator mithilfe von Donaukanalwasser
                                                                                                                                 verflüssigt und wieder in den Kreislauf
      flamme entflammt das Gas-Luft-Gemisch und es kommt                                                                         rückgespeist.
      zur Verbrennung. Mit einer Temperatur von 1.200 °C wird                                                                                                                       Christian
      das Rauchgas auf die Turbinenschaufeln des Läufers 1
      geleitet und somit die Wärmeenergie in mechanische Ener-
                                                                                                                                 Auflagen erfüllt                                  Vettinger,
                                                                                                                                                                            Abteilungsleiter
      gie umgewandelt. Der Läufer ist mit dem Generator ver-                                                                     „Die Anlage erfüllt die rechtlichen Anfor-   Kraftwerktsbe-
      bunden. Im Generator entsteht aus mechanischer Energie                                                                     derungen. Erdgas ist ein besonders         trieb Simmering
      durch die Erzeugung eines Magnetfeldes schlussendlich                                                                      umweltfreundlicher fossiler Brennstoff,
      elektrische Energie (Strom). „Im Prinzip funktioniert das                                                                  weil er ohne Rückstände verbrennt. Reststoffe sind Stick-
      wie ein Fahrraddynamo“, so der Experte. Die Generator-                                                                     oxide, die der Katalysator im Abgas reduziert. Wir liegen
      spannung wird von 20 Kilovolt (kV) über den Transformator                                                                  mit unseren Werten unter den vorgegebenen Grenz-
      auf eine Spannung von 380 kV transformiert – die hohe                                                                      werten“, informiert Christian Vettinger. Mit der Kraft-
      Spannung ist für einen Transport mit möglichst geringen                                                                    Wärme-Kopplung spart Wien Energie im Rahmen des
      Verlusten über das Verteilnetz unerlässlich. Wird ein Ver-                                                                 ­Wiener Modells jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen CO2
      braucher zugeschaltet, entsteht Stromfluss. Die über das                                                                   (Kohlenstoffdioxid) und ca. 1.850 Tonnen NOx (Stickoxid)
      elektrische Netz angeschlossenen Verbraucher werden mit                                                                    an Emissionen ein.* Der Vorteil dieser Energiegewinnung
      Strom versorgt. Die heißen Abgase der Gasturbinen gelan-                                                                   liegt auf der Hand: Durch die Nutzung der Abwärme zur
      gen durch die Abgasdiffusoren in die Abhitzekessel. „Die                                                                   Fernwärmegewinnung wird der Primärenergieträger Gas
      Kessel kann man sich als riesige Behälter mit Stahlwänden                                                                  wesentlich effizienter genützt – ein wertvoller Beitrag
      vorstellen, in denen kilometerlange Rohre verlegt sind, in                                                                 zum Klimaschutz.
      * Im Österreich-Vergleich zur getrennten Produktion von Strom in Kraftwerken und Wärme in Einzelöfen.

                                                                                                                                                                                                9
Entwicklung braucht Energie - Umwelterklärung 2014 (Aktualisierung) der Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen von Wien Energie
Zertifiziert
                                                                                Das Managementsystem der im Eigentum von Wien
                                                                                Energie stehenden thermischen Abfallbehandlungs-
                                                                                anlagen Flötzer­steig, Simmeringer Haide, Spittelau,

     Gut versorgt                                                               der Instandhaltung und der Fernheizwerke Spittelau,
                                                                                Arsenal, Inzersdorf, Kagran und Leopoldau sowie der
                                                                                Betriebsführung der thermischen Abfallbehandlungs-
     Die KundInnen von Wien Energie werden durch das Wärmever-                  anlage ­Pfaffenau wurde 2009 in Bezug auf Umwelt,
     bundnetz bequem mit sauberer, sicherer und umweltfreund-                   Qualität und Arbeitssicherheit durch die Quality Austria
     licher Energie – mit Fernwärme – versorgt. Im Vordergrund                  zertifiziert. 2010 und 2011 wurde das Managementsy-
     steht für Wien Energie in erster Linie der Schutz unserer                  stem begutachtet, und bei der Rezertifizierung 2012
     Umwelt. Was hinter diesem Erfolgskonzept steckt? Zukunfts­                 konnte der Gültigkeits­rahmen auf drei weitere Unter-
     orientiertes Denken und gute Zusammenarbeit.                               nehmensbereiche, Fernwärme Steuerung, Bauprojekte
                                                                                und Elektrotechnik, erweitert werden. Ebenso wurde
     Der Mann, der die Fäden zieht                                              das Kraftwerk ­Simmering 2013 OHSAS 18001 (Arbeitssi-
     Das Unternehmen Wien Energie ist um reibungslose und                       cherheit) und ISO 14001 (Umwelt) zertifiziert.
     möglichst effiziente Abläufe bemüht. Das bestätigt Gerald
     ­Wustinger, der Leiter des Unternehmensbereichs Fernwärme
      Steuerung am Standort Spittelau. Er geht mit den ­WienerInnen
                        durch Kalt und Warm und weiß um ihre
                        Bedürfnisse: „Sowohl im Winter als auch                die KundInnen zu jeder Zeit versorgt sind, und berücksichtigt
                        im Sommer ist eine Spitzenlast in den Mor-             dabei die Verfügbarkeit der verschiedenen Erzeugungsanla-
                        genstunden zwischen sieben und neun Uhr                gen. Er kümmert sich jeden Tag um die Energie fürs Heizen und
                        sowie in den Abendstunden zwischen 17                  Duschen und schaut darauf, dass die Produktionsstandorte
                        und 19 Uhr im Tagesverlauf erkennbar.“                 optimal ausgelastet sind. Neben der Versorgungssicherheit
                        Der Unternehmensbereich Fernwärme Steu-                und Wirtschaftlichkeit hat Gerald Wustinger den Umweltschutz
                        erung ist durch einen Schichtdienst geregelt           im Auge: Er achtet auf den Einsatz besonders umweltfreund-
                        und rund um die Uhr besetzt. Das ist auch              licher Energie, wie z. B. die Nutzung der Abwärme aus der
      Gerald           gut so. Schließlich ist die Fernwärme Steu-             thermischen Abfallbehandlung und der Kraft-Wärme-Kopp-
     Wustinger,        erung das wichtigste Instrument für eine                lungsanlagen. Dadurch steigt der Wirkungsgrad kalorischer
     Leiter
                       wirtschaftliche Erzeugung von Fernwärme                 Kraftwerke, wie z. B. Simmering, und die Energieeffizienz kann
     Fernwärme
     Steuerung
                       in den ­jeweiligen Produktionsstandorten                erheblich gesteigert werden. Gerald Wustinger ist immer auf
                       und für eine sichere und umweltfreundliche              der Suche nach der kosten- und energieeffizientesten Lösung.
                       Versorgung der KundInnen. Von der Warte                 Er ist der Mann, der die Fäden zieht.
     Fernwärme Steuerung wird das Primärnetz, also das Wär-
     meverbundnetz, gesteuert und überwacht. Die wesentlichen
     Aufgaben des Unternehmensbereichs liegen in der Verantwor-
                                                                               Energieversorgung schläft nicht
     tung für den Betrieb, in der technischen Optimierung des Wär-             Der Schichtdienst in der Fernwärme Steuerung ist in fünf
     meverbundnetzes sowie im Fahrplanmanagement der Erzeu-                    Schichten unterteilt. In jeder Schicht sorgen zwei Dispatcher
     gungsanlagen. Gerald Wustinger ist dafür zuständig, dass                  (VerteilerspezialistInnen) und ein/e VerbundingenieurIn für
                                                                               einen effizienten Energieeinsatz und reibungslosen Ablauf.
                                                                               Zusammenarbeit ist hier wichtig, denn der Bedarf an Energie
                                                                               ändert sich ständig. Einflussfaktor ist unter anderem die
     Zahlen und Fakten                                                         Außentemperatur: Im Winter ist der ­Fernwärmeverbrauch
                                                                               zehn Mal so hoch wie im Sommer. Knifflig an der Arbeit in der
      Wärmeverbundnetz                                            in km       Fernwärme Steuerung ist, dass die Dispatcher und Verbund-
      Primärtrasse                                                 561,3      ingenieure/innen den Bedarf für den nächsten Tag prognos-
      Sekundärtrasse                                              630,3       tizieren müssen. Dafür wird eine Spezialprognose, basierend
      Gesamte Netzlänge*                                         1.191,6      auf einer Neun-Tages-Wettervorhersage, herangezogen. Hier
                                         Quelle: Wien Energie; Wiener Netze
                                      * Die Trassenlänge von rund 1.100 km
                                                                               kommt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
                                 entspricht der Strecke von Wien nach Paris.   (ZAMG) ins Spiel.

10
Strom und Wärme
Die zertifizierten Erzeugungsanlagen
                                               Kraft-Wärme-Kopplungsbetrieb
   Hauptstandorte                      Thermische Leistung     Elektrische Leistung

   Kraftwerk Simmering 1                      450 MW                                   710 MW
   Kraftwerk Simmering 2                      150 MW                                    63 MW
   Kraftwerk Simmering 3                      350 MW                                   365 MW
   Wald-Biomassekraftwerk*                     37 MW                                    16 MW
   Spittelau                                  400 MW                                     6 MW
   Flötzersteig                                51 MW                                        –
   Simmeringer Haide                           75 MW                                     9 MW

                                               Kraft-Wärme-Kopplungsbetrieb
   Nebenstandorte                      Thermische Leistung     Elektrische Leistung

   Arsenal                                    340 MW                                           –

                                                                                                                         Quelle: Wien Energie
   Kagran                                     200 MW                                           –
   Inzersdorf                                 340 MW                                           –

   Pfaffenau (Betriebsführung)                  54 MW                                   11 MW

   Eigenerzeugungsanlagen von Wien Energie, zertifiziert in den Bereichen Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit
   nicht im Eigentum von Wien Energie
  MW (Megawatt): physikalische Einheit zum Messen der Leistung, 1 Megawatt = 1 Million Watt (Vergleich: eine herkömmliche Energiesparlampe hat rund 11 Watt)
  * Wien Energie Bundesforste Biomasse Kraftwerk GmbH: 66,66 % Wien Energie GmbH, 33,33 % ÖBf Beteiligungs GmbH (Alleingesellschafter: Österreichische Bundesforste AG)

Das Kraftwerk Simmering ist die effektivste Erzeugungsanlage in Hinblick auf den Energie-Output durch Kraft-Wärme-Kopplung

                                                                                                                                                                          11
So entsteht Fernwärme
     Was darf rein?                                    850 °C bis 1.100 °C heiß                                                       Heißes Wasser
     Dafür, dass in den Anlagen nur erlaubter                    Am Verbrennungsrost wird weiter                                      KundInnen erhalten heißes
     Abfall abgeliefert und korrekt abgerech-                    umgeschichtet, die Temperatur in                                     Wasser. Es schießt mit hoher
     net wird, sorgen WiegemeisterInnen und                     der Brennkammer liegt bei 850 bis                                     Geschwindigkeit durch die
     ChemikerInnen. Sondermüll ist nur in der               1.100 °C. Ist der Abfall zu feucht, muss                                  unterirdischen Rohre und
     Simmeringer Haide erlaubt.                               mit Stützbrennstoff gefeuert werden.                                    kommt so in die Haushalte.

               Akquisition                           Anlieferung                       Thermische                       Wasser-                        Energie-
              Abfallannahme                           Lagerung                         Behandlung                     aufbereitung                    gewinnung

                                     Abgeladen                                                         Klares Nass                                                   Tolle Wert
                                     Die Müllbunker aller Anlagen sind so konzipiert,                  Damit das Wasser in den Dampfkesseln verwendet                Das beim Verbren
                                     dass Lastwagen den Inhalt direkt entladen können.                 werden kann, müssen in der Aufbereitungsanlage                entstehende Rauc
                                     Vom Bunker aus wird der Abfall weiterverarbeitet.                 Mineralstoffe daraus entfernt werden. Nach Gebrauch           und durch Katalys
                                     In der Simmeringer Haide kann auch mit Tank­                      wird das Wasser wieder gereinigt und sauberer                 Nur ein Bruchteil
                                     lastern und per Bahn angeliefert werden.                          zurückgeleitet, als es entnommen wurde.                       entschwindet in d

12
Die SpezialistInnen von Wien Energie überlassen
                                                                     nichts dem Zufall und reagieren blitzschnell auf
                                                                     jegliche Wetterveränderung

                                                                                                                                                             Strom und Wärme
                                                                                         Gemeinsam geht’s besser
                                                                                         Seit gut 20 Jahren arbeiten Wien Energie und die ZAMG
                                                                                         zusammen. Dabei kommt den Wetterexperten für die Wärme­
                                                                                         bedarfsermittlung eine wesentliche Rolle
                                                                                         zu. Klaus ­Stadlbacher von der ZAMG kennt
                                                                                         die Abläufe: „Wien Energie bezieht seit
                                                                                         über 20 Jahren diverse meteorologische
                                                                                         Prognosen von der ZAMG. Die Qualität
                                                                                         der Wettervorhersagen ist dabei entschei-
                                                                                         dend für die Einsatzplanung von Wien
                                                                                         Energie.“ Die automatischen Prognosen
                                                                                         der Wetter­station werden zusätzlich um
                                                                                         Niederschlagsmenge, Bewölkung, Wind,                   Klaus
                                                                                         Druck und Inversionstendenz ergänzt.            Stadlbacher,
                                                                                         Man will es eben ganz genau wissen. „Die              ZAMG
                                                                                         Systeme an der Hohen Warte sind doppelt
                                                                                         installiert, um eine lückenlose und ausfallsichere Datenlie-
                                                                                         ferung gewähr­leisten zu können“, bestätigt Stadlbacher. Die
                                                                                         Zusammenarbeit funktioniert, das beweist die Praxis: Bei
                                                                                         ­Wetteranomalien wie z. B. Gewitterwarnung oder raschem
                                                                                          Temperatursturz informiert der/die diensthabende Meteoro-
                Abwasser                                                                 loge/in den/die VerbundingenieurIn über die bevorstehende
                Was aus den Rauchgasen aus-                                              Wettersituation – und das 365 Tage im Jahr und 24 Stunden
                gewaschen wird, wird in der                                              pro Tag. Wien Energie und die ZAMG überlassen im Interesse
                Abwasseraufbereitung noch                                                der Umwelt nichts dem Zufall.
                einmal gereinigt und anschlie-
                ßend in den Kanal geleitet.
                                                                                         Fortschritt auch bei Stromerzeugung
                                                                                         Das Erreichen von Klimaschutzzielen wird, besonders durch
                                                                                         Schlüsseltechnologien wie die Kraft-Wärme-Kopplung,
                                                                                         vorangetrieben. Dabei wird die Energie der Brennstoffe nicht
                                                                                         nur für die Stromerzeugung, sondern auch für die Erzeugung
                                                                                         von Fernwärme verwendet. In Gas- und Dampfturbinen-Kraft-
                                                                                         werken wie dem Kraftwerk Simmering 1 wird gleich doppelt
                                                                                         Strom erzeugt: Die größte Strommenge entsteht im Genera-
                                                                                         tor, den eine Gasturbine antreibt. Dabei wird umweltfreund-
 Rauchgas-                       Abwasser-                      Reststoff-               liches Erdgas als Brennstoff eingesetzt. Die Rest­wärme der
 reinigung                       reinigung                     entsorgung                Abgase aus der Turbine wird dazu verwendet, um Speise-
                                                                                         wasser zum Verdampfen zu bringen, der Dampf wird darauf-
                                                                                         folgend in einer Dampfturbine abgearbeitet. ­Diese wiederum
                                                                                         treibt einen Generator an, welcher zusätzlich Strom erzeugt.
                                                                                         Aber auch der Dampf hat einen doppelten Nutzen: Aus der
                                                                                         Dampfturbine wird ebenso Dampf für die Fernwärmeerzeu-
                                                                                         gung entnommen. Der Gesamtwirkungsgrad ist somit der
                                                                                         Doppelte im Vergleich zu einem konventionellen kalorischen
                                                                                         Kraftwerk. Noch dazu wird durch den hohen Wirkungsgrad
                                                                                         viel weniger Brennstoff benötigt.
                                                                                         Die umweltfreundliche Stromerzeugung im Kraftwerk Sim-
te                                               Was bleibt?                             mering 1 wird zusätzlich durch die 2009 errichtete Photo­
                                                                                         voltaikanlage unterstützt. Pro Jahr können mithilfe der
nnungsvorgang                                    Der abgeschiedene Eisenschrott wird
chgas wird gereinigt                             wiederverwertet, Schlacke und Asche     ­Anlage 22.000 Kilowattstunden Strom produziert werden.
satoren geschickt.                               werden als Deponiebaustoff verwendet.    Am Kesselhaus wurde neben der klassischen Anordnung
 der Schadstoffe                                 Der Filterkuchen wird in Deutschland     der Photovoltaikelemente ein Teil in Form einer Sonne
die Luft.                                        unter Tage abgelagert.                   ­angebracht, dessen Strom auch ins Netz eingespeist wird.

                                                                                                                                                        13
Es ist schön zu
          beobachten, dass auch
        kleine Reparaturen einen
     großen Beitrag zum Umwelt-
                                           »
          schutz leisten können.

              Manfred Danek, Kunststoffschlosser im
                      Anlagenservice Maschinenbau

        Gründlich gepflegt
        Wien Energie wächst und erneuert sich ständig. Seit 2012         Baustellengröße erfordert eine/n
        wird das Fernheizwerk Arsenal auf den neuesten tech-             gesetzlich vorgeschriebene/n Bau-
        nischen Stand gebracht. „Bei unseren Baustellen achten           stellenkoordinatorIn, zusätzlich hat
        wir auf möglichst geringe Umweltbe-                              Wien Energie Sicherheitsposten ein-
        lastungen. Wir verwenden wiederver-                              geführt. „Die Unfallgefahr soll durch
        wertbare Verpackungen, langlebige                                den Einsatz von Planungs- und Bau­
        Materialien und Technologien. Durch                              stellenkoordinatorInnen minimiert
        den Netzausbau verbessern wir die                                werden“, bestätigt ­Dornhofer. Damit
        Luftqualität in Wien“, sagt Christian                            der Betrieb aller Anlagen problemlos
        Dornhofer, Leiter des Unternehmens­                              ablaufen kann, bedarf es laufender                Ulrich
        bereichs Bauprojekte.                                            Überprüfungen und Wartungsarbeiten.          Ponweiser,
                                                                         „Durch vorbeugende Instandhaltungs-          Baustellen­
        Modernes Monument                                    Christian
                                                                         maßnahmen können Störfälle mit
                                                                         Umweltauswirkungen auf ein Minimum
                                                                                                                  leitung Umbau
                                                                                                                        Spittelau
                                                           ­ ornhofer,
                                                           D
        Seit 25 Jahren vereint die Abfallbehand-                         reduziert werden“, führt der Leiter des
                                                          ­Leiter Bau­
        lungsanlage ­Spittelau Energie, Abfall                projekte   Unternehmens­bereichs Instandhaltung, Alexander Kirch-
        und Kunst auf einzigartige ­Weise.                               ner, aus. Unzureichende Wartung würde zu einem erhöh-
        Die von Friedensreich ­Hundertwasser                             ten Rohstoff- und Energieverbrauch durch defekte oder
        gestaltete Anlage verwertet circa                                falsch justierte Anlagen führen.
        250.000 Tonnen Abfall pro Jahr. Durch
        die Sanierung bis 2015 soll die in die-
        sem Abfall enthaltene Energie noch
                                                                         Einzigartiger Service
        besser genützt werden. „Beim Umbau-                              Seit mehr als zwei Jahren werden im neuen Kunden-
        projekt Spittelau liegt der Fokus auf den                        dienstzentrum Spittelau alle Fragen zu Gas, Strom oder
        Kriterien Umwelt, Qualität und Arbeits-                          Fernwärme unter einem Dach beantwortet. Das Gebäude
        sicherheit“, erklärt UIrich ­Ponweiser,                          erzeugt durch eine kürzlich in Betrieb genommene eigene
        zuständig für den Umbau der Abfall-          Alexander           Fotovoltaik-Anlage erneuerbaren Strom, womit eine CO2-
        behandlungsanlage Spittelau. Konkret         Kirchner, Leiter    Einsparung von 7,8 Tonnen erwartet wird – ganz im Sinne
        werden Müllkessel und Entstickungs-          Instandhaltung      des Wiener Modells, das auf eine Kombination aus Abfall-
        anlage erneuert, alte Elektrofilter durch                        verwertung und dem Ausbau erneuerbarer Energie setzt.
        neue Gewebefilter ausgetauscht und
        eine neue Umformerstation zur Fernwärmeauskopplung
        installiert. „Der Umbau steigert die Energie­effizienz durch
        eine erhöhte Stromproduktion und spart Erdgas ein,
        welches derzeit noch erforderlich ist. Künftig erfolgt die
        Aufheizung des Rauchgases im Katalysator mit Dampf“,
        sagt Ponweiser. So können in Zukunft fünf ­Millionen
        Kubikmeter Erdgas pro Jahr eingespart und gleichzeitig
        die Stromproduktion verdreifacht werden.

        Vordenker
        „Da der gesamte Umbau während des laufenden Betriebes
        der Erzeugungsanlage Spittelau ­stattfindet, liegt der
        Fokus auf der Arbeitssicherheit“, sagt Ponweiser. Die

14
Strom und Wärme

Bis 2015 wird die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Wärmeerzeugungsanlage Spittelau rundum erneuert –
die Wärmeversorgung der WienerInnen ist zu jedem Zeitpunkt gewährleistet

                                                                                                                 15
In der Steuerzentrale
          registrieren wir jede
       Veränderung bei Erzeu-
        gung und Emissionen
                                        »
            und können sofort
                     reagieren.
               Peter Schindel, Warte thermische
              Abfallbehandlungsanlage Spittelau

     Erfolgreich vernetzt
     Verantwortung und Nachhaltigkeit stellen zentrale Werte                                             tivatoren bei der Einführung des IMS waren die Unterstüt-
     des Unternehmens Wien Energie dar. Um den besonderen                                                zung bei der Unternehmenssteuerung und die Rechts-
     Anforderungen von KundInnen, MitarbeiterInnen, Anrai­                                               sicherheit“, erzählt Starecek mit Blick auf die strengen
     nerInnen und der Öffentlichkeit zu entsprechen, müssen                                              Umweltanforderungen, denen das Unternehmen gerecht
     die Bereiche Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit stets                                           werden muss. Erfreulich für Starecek: „Obwohl es auf-
     auf dem neuesten Stand gehalten werden. Einen wesent-                                               grund von Ressourcenengpässen zu einigen Terminver-
     lichen Beitrag zur Erfüllung dieser Ansprüche leistet seit                                          schiebungen kam, wurden alle Ziele umgesetzt.“ Auch an
     nunmehr sechs Jahren das Integrierte Managementsystem,                                              anfänglichen Herausforderungen ist das IMS gewachsen:
     kurz IMS.                                                                                           Das wenig greifbare System hielten viele zuerst für einen
                                                                                                         Mehraufwand. Mittlerweile ist es weitgehend anerkannt
     Integriertes Managementsystem –                                                                     und wird von den MitarbeiterInnen gerne genützt. Diese
                                                                                                         Erfahrung hat auch Erich Pawelka, Werksleiter des Unter-
     was ist das?                                                                                        nehmensbereichs Spittelau/Flötzersteig, gemacht: „Es
        „Das IMS legt Zuständigkeiten und Ziele fest, die in den                                         gibt viele Ideen, die wir umsetzen. Das IMS ist mittlerweile
        kommenden Jahren in den Bereichen Umwelt, Qualität                                               Alltag, es gehört einfach dazu. Dabei ist es nichts anderes
                 und Arbeitssicherheit zu weiteren Verbesse-
                  rungen führen sollen“, erklärt Katharina Stare-
                  cek, seit fünf Jahren für die Einführung des
                       IMS im Bereich Erzeugungsanlagen bei
                       Wien Energie zuständig. Konkret hat das
                       System die Aufgabe, die Steuerung und
                       Umsetzung der Ziele innerhalb des Unter-
                       nehmens zu unterstützen. In der Praxis
                       hat sich das IMS in vielen Bereichen
                       bewährt: So gewährleistet es einerseits
                       Rechtssicherheit, indem die Einhaltung
                       rechtlicher Auflagen laufend überwacht
     Katharina         wird. Damit stellt das IMS auch die Grund-
     Starecek,         lage für Zertifizierungen dar. Andererseits
     Managementsys­ ermöglicht es eine ­Prozessorientierung:
     tembeauftragte    Schnittstellen können minimiert und
     Qualität          Arbeitsabläufe ­optimiert werden. Dies
                       kommt den ­MitarbeiterInnen in ihrem täg-
                       lichen Arbeitsumfeld zugute.
                                                                       Foto: Franz Neumayr/Susi Berger

                      Zertifizierung …
                      Den Grundstein für das IMS legte 2006
                      der Unternehmensbereich Simmeringer
                      ­Haide mit der freiwilligen Zertifizierung für
                       Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit.
     Alice Papp,       Bald darauf folgte die Anlage Flötzersteig,
     Managementsys­    bevor 2009 die gemeinsame ­Zertifizierung
     tembeauftragte    aller Wärmeerzeugungsanlagen von Wien                                               Das Umweltmanagement von Fernwärme Wien wurde 2010 mit
     Umwelt            Energie vorgenommen wurde. „Hauptmo-                                                                          dem EMAS-Preis ausgezeichnet

16
Strom und Wärme
                                                                           Innerhalb des Unternehmens umfasst das IMS den
                                                                           gesamten Bereich Erzeugung und Abfallverwertung

als ein Spiegel, den wir uns selbst vorhalten – es hat uns    eingeführt, auf die alle MitarbeiterInnen jederzeit ­zugreifen
viele Dinge bewusst gemacht, die es früher nicht waren.“      können. Andererseits hat das E-Learning-Programm „SAM“
                                                              die MitarbeiterInnenschulungen revolutioniert. Wurden
… und Auszeichnung                                            früher alle Schulungen mit enormem Ressourcenaufwand
                                                              persönlich vorgenommen, können diese nun mit SAM
Dass sich Engagement und Einsatz lohnen, zeigen die           regelmäßig und wiederkehrend interaktiv durchgeführt
Resultate: 2010 wurden das innovative Umweltmanage-           werden. „Die Zeit dazu kann sich jeder individuell ein­
ment von Fernwärme Wien und die im Rahmen der EMAS-           teilen“, so Papp. Die Themen des E-Learnings reichen
Begutachtung veröffentlichte Umwelterklärung mit dem          dabei von sicherheitstechnischen Aufgaben bis hin zu
EMAS-Preis ausgezeichnet. Hervorgehoben wurden neben          technischen Schulungen und Arbeitsanweisungen.
beeindruckenden Zahlen und Fakten der technischen Anla-       Einen großen Fortschritt stellte die Ausweitung von SAM
gen und der thermischen Nutzung von Abfällen vor allem        auf Wien Energie im Februar 2014 dar. Zusätzlich ­sollen
die MitarbeiterInneneinbindung sowie die KundInnen- und       auch Fremdfirmenunterweisungen künftig mithilfe von
BürgerInneninformation. Die Geschäftsführung von Wien         SAM durchgeführt werden. Als Pilotprojekt dient der
Energie sieht in dieser Auszeichnung eine Bestätigung         Umbau Spittelau. „Bei diesem werden die Fremdfirmen-
der geleisteten Arbeit: „Wir wissen um unsere Verantwor-      mitarbeiterInnen mit dem Modul SAM sicherheitstech-
tung für nachfolgende Generationen und werden auch in         nisch vor Arbeitsantritt in ihrer eigenen Landessprache
Zukunft mit vollem Einsatz für die Umwelt arbeiten.“          unterwiesen“, erklärt Starecek. „Wenn
Heute umfasst das IMS innerhalb des Unternehmens              sich das System bewährt, wird es auf
den gesamten Bereich der Erzeugung und thermischen            den Bereich der Erzeugung und Abfall-
Abfallverwertung (EA) – die Ausweitung auf Wien Energie       verwertung ausgerollt.“ Eine weitere
insgesamt ist bereits in Planung. „Im April 2012 fand das     Vernetzung ist für die nächsten Monate
externe Audit der gesamten Fernwärme hinsichtlich Quali-      und Jahre geplant, denn im Zuge der
tätsmanagement statt. Das war wiederum ein Meilenstein        Wien-Energie-Zertifizierung soll das IMS
im Hinblick auf gemeinsame Sprache, prozessorientiertes       im gesamten Unternehmen implementiert
Denken und Handeln sowie gemeinsame Zielerreichung“,          werden – ein nächster Schritt in Richtung
erklärt Alice Papp, Managementsystembeauftragte Umwelt        vernetztes Denken und Handeln.
des Bereiches Erzeugung und thermische Abfallverwer-                                                         Erich Pawelka,
tung von Wien Energie, das weitere Vorgehen. Zusätzlich                                                     Abteilungsleiter
wurden die Normen ISO 9001, ISO 14001, die EMAS-III-                                                              Spittelau/
Verordnung und OHSAS 18001 vom Bereich Erzeugung und                                                            Flötzersteig
Abfallverwertung auf die Abteilungen Bauprojekte, Elektro-
technik und Fernwärme Steuerung ausgeweitet.

Learning by Doing                                              Zertifizierungen
Auch das System selbst hat sich in den vergangenen             Umwelt:
­Jahren als äußerst anpassungsfähig erwiesen. „Es hat sich     ISO 14001 und EMAS III
 unheimlich viel verändert“, so Papp. „Die MitarbeiterInnen
 kennen sich im Online-System voll aus, Arbeitsvorschriften    Qualität:
 und die Abläufe verschiedener Bereiche können beliebig        ISO 9001
 aufgerufen und eingesehen werden.“ Zudem erleichtern
 nun zwei neue EDV-Tools den Arbeitsalltag. Einerseits         Arbeitssicherheit:
 ­wurde mit „FOKUS“ eine Datenbank zur Erfassung von           BS OHSAS 18001
  Ideen, Verbesserungsvorschlägen und Beinahe-Unfällen

                                                                                                                               17
Rohstoff und
     Energie
     In den Erzeugungsanlagen von Wien Energie wird täglich aus Rohstoffen wie Abfall
     oder Gas Energie gewonnen. Neben einfachem Hausmüll wird in einer Anlage auch
     Sondermüll in reine Energie umgewandelt. Wien Energie sorgt somit nicht nur
     für eine saubere Stadt, sondern unterstützt durch die Nutzung der Abwärme
     gleichzeitig die Umwelt.

18
»         Unser Credo ist gezielte
                                                                                            Planung. Dadurch ver‑
                                                                                Kapitel heißtbessern wir die Zusam‑
                                                                                Rohstoff menarbeit und schaffen
                                                                                            raschere Ergebnisse.

                                                                                  Christian Pfendesack, Elektriker im
                                                                                  Instandhaltungsteam Spittelau

Rohstoff ist nicht gleich Rohstoff
Energie wird von Wien Energie an den verschiedenen                 Flötzersteig, Pfaffenau und Simmeringer Haide. Ausschlag­
Standorten und aus den unterschiedlichsten Ausgangs­               gebend dafür war die Wiederinbetriebnahme des Wirbel­

                                                                                                                                                    Rohstoff und Energie
produkten gewonnen. Dabei liegt das Haupt­augenmerk auf            schichtofens 4 in der Simmeringer Haide. Dieser ist nach
dem Aspekt Sicherheit, denn einige Stoffe sind gefährlich          etwa zweijähriger Pause aufgrund eines Schadens nun
und bedürfen einer speziellen Behandlung. Ob Hausmüll,             wieder im Einsatz, um den Wiener Abfall zu behandeln.
Klärschlamm oder Sonderabfall – alle Rohstoffe werden
schließlich in Wärme und teilweise in Strom umgewandelt
und somit umweltfreundlich entsorgt. Der Weg des Abfalls
durch die Verbrennungsanlagen gestaltet sich dabei dem
Produkt entsprechend.                                                Zahlen und Fakten
                                                                     Restmüll pro EinwohnerIn und Jahr                    296 Kilo
Entsorgt – versorgt                                                  Restmüll pro EinwohnerIn und Tag                      0,8 Kilo
Hausmüll, auch Siedlungsabfall genannt, wird seit Kurzem             Restmülltonnen in Wien                               220.000
wieder in allen vier Abfallbehandlungsanlagen von                    Altstofftonnen in Wien                               200.000
Wien Energie verwertet: an den Standorten Spittelau,                                                    Quelle: Leistungsbericht 2010, MA 48

So bekommt Abfall einen Sinn: In den thermischen Abfallbehandlungsanlagen wird er vom Rohstoff zu Energie

                                                                                                                                               19
1.200 Grad Celsius herrschen
                                                                                                      im Inneren des Drehrohrofens

     Die insgesamt 165 Sammelfahrzeuge der MA 48 (inklusive              brennbar, giftig etc. haben, oder sie sind aufgrund ihrer
     Altstoffen etc. sind es sogar 265) führen den Wiener Abfall         Inhalte als gefährlich einzu­stufen“, erklärt Alice Papp,
     nach dem Entleeren der Sammelbehälter direkt in eine der            Managementsystembeauftragte Umwelt. Um die Sicher­
     vier Anlagen. Dort angekommen, wird die bunte Ladung                heit in der Anlage zu gewährleisten, wird der angelie­
     im Abfallbunker durchmischt und so für die Verbrennung              ferte Abfall noch vor dem Abladen von ChemikerInnen
     vorbereitet. Die bei der Rostfeuerung entstehenden Rauch­           untersucht. Je nach Inhalt werden die Stoffe dann ent­
     gase werden für die Produktion von Fernwärme und teil­              weder direkt verbrannt oder erst entsprechend physi­
     weise Strom genützt und anschließend entgiftet. Auch die            kalisch vorbehandelt. Die Verbrennung von Sondermüll,
     unbrennbare Schlacke kann nach entsprechender Behand­               Industriemüll oder gefährlichen Stoffen erfolgt schließlich
     lung wieder der Umwelt zugeführt werden – in Form von               in speziellen Drehrohröfen. Warum, erklärt Alice Papp:
     Schlackebeton auf der Wiener Deponie Rautenweg.                     „Ein Drehrohrofen hat eine höhere Verbrennungstem­
                                                                         peratur als ein Wirbelschichtofen. Dadurch wird eine voll­
     Eingehende Qualitätskontrolle                                       ständige Verbrennung und Zerstörung der gefährlichen
                                                                         Stoffe sichergestellt.“ Bei einer Temperatur von rund
     Selbstverständlich gibt es auch Abfälle, die aufgrund ihrer         1.200 Grad Celsius können auch schwer zerstörbare
     Eigenschaften nicht so einfach mit dem Hausmüll verbrannt           ­organische Verbindungen sicher in CO2 und Wasser
     werden können: Man denke an Sondermüll, Klärschlamm,                 ­umgewandelt werden.
     medizinische Abfälle oder sogar herkömmliche Batterien.
     Doch auch sie werden in der Simmeringer Haide umwelt­
     freundlich entsorgt. „Mit Ausnahme von explosiven oder
                                                                         Umweltfreundliche Entsorgung
     radioaktiven Stoffen gibt es kaum Abfälle, die wir nicht            Eine weitere Spezialität der Simmeringer Haide ist die
     annehmen können“, bestätigt Ernst Locher, Abteilungs­               fachgerechte Entsorgung medizinischer Abfälle. Dabei
     leiter der Simmeringer Haide. Im gesamten Werk werden               ist besondere Vorsicht geboten, denn der Spitalsmüll
     so jährlich bis zu 400.000 Tonnen Abfall in Wärme und               kann auch infektiöses Material enthalten. „Medizinische
     Strom umgewandelt. Vorrangig dabei ist die Entsorgung               Abfälle werden in speziellen, dicht verschlossenen Kunst­
     des sogenannten Sondermülls. „Der Sonder­abfall, oder               stoffbehältern angeliefert“, erklärt Werksleiter Locher.
     besser gefährliche Abfall, fällt vor allem in der Industrie         „Um sicherzustellen, dass es keine Kontamination gibt,
     an. Das sind Abfälle, die einer ­besonderen Behandlung              werden diese auf Radioaktivität hin überprüft und dann
     bedürfen, da sie entweder gefährliche ­Eigenschaften wie            direkt ohne Öffnung im Drehrohrofen verbrannt.“ Auch um
                                                                         Nebenprodukte wie das bei der Verbrennung entstehende
                                                                         Rauchgas muss man sich nicht sorgen: Die Simmeringer
                                                                         Haide verfügt über eine der modernsten Rauchgasreini­

      Zahlen und Fakten                                                  gungsanlagen. Somit werden die europaweit strengsten
                                                                         Emissionsauflagen problemlos eingehalten.

      Fernwärmeeinspeisung 2013 in GWh
      Spittelau                                        131,1            Vom Schlamm zur Asche
      Flötzersteig                                    444,1             Neben der Verwertung der gefährlichen Abfälle wird in der
      Simmeringer Haide                               378,8             Simmeringer Haide außerdem Klärschlamm in Strom und
      Gesamt                                          942,4             Wärme verwandelt. Alice Papp erklärt dessen ­Entstehung:
                                                  Quelle: Wien Energie   „Die Abwässer der Stadt Wien gelangen über die ­Wiener

20
»           Wir sorgen dafür, dass
                                                                                            sich nach der thermischen
                                                                                            Behandlung im Abwasser, in
                                                                                            den Aschen und Schlacken
                                                                                            keine Spuren von organischen
                                                                                            Chlorverbindungen befinden.
                                                                                Monika Baranyi, Sondermüll- und Klärschlamm­
                                                                                verbrennungsanlage Simmeringer Haide

Kanalisation in die Hauptkläranlage Wien, um dort gerei­
nigt zu werden. Der bei der Behandlung anfallende Klär­
                                                                 Neues von der Simmeringer Haide
schlamm wird von der Simmeringer Haide über unter­               Damit die verschiedensten Rohstoffe auch weiterhin fach­
irdische Leitungen übernommen.“ Dieser Schlamm verfügt           gerecht behandelt werden können, wurde in der ­Anlage
über einen Trockensubstanzgehalt von circa dreieinhalb           Simmeringer Haide neben der Wiederinbetriebnahme des
Prozent und muss deshalb vor der Verbrennung eingedickt          Wirbelschichtofens 4 beispielsweise der Unternehmensbe­

                                                                                                                                    Rohstoff und Energie
werden. Zentrifugen erzeugen den sogenannten Dick­               reich Instandhaltung als eigene Abteilung geführt, welche
schlamm, der einen erhöhten Trockensubstanzgehalt von            als solche bereits zertifiziert ist. „Es handelt sich hier­
rund 35 Prozent aufweist und dadurch brennbar ist. „Die          bei um eine organisatorische Straffung“, erzählt Werks­
Eindickung und der Transport des Klärschlamms in die             leiter Locher. „SpezialistInnen aus allen Werken können
Wirbelschichtöfen erfolgt in geschlossenen Systemen“,            nun bei Pro­blemen schneller reagieren.“ Höhere Effizienz
erklärt Locher. Dort wird der Klärschlamm in insgesamt           ­wurde zudem durch die Überdachung der Container-Kipp-­
vier Wirbelschichtofenlinien bei einer Temperatur von             Anlage (CK-Anlage) erreicht, die dadurch wetterunabhän­
etwa 950 Grad Celsius thermisch behandelt. „Zurück                gig ­besser einsetzbar ist. Dies wiederum gewährleistet,
bleiben Aschen, die gefahrlos deponiert werden können             dass die ­Simmeringer Haide auch zukünftig alle Arten von
und die Biosphäre nicht beeinträchtigen“, so Locher.              ­Rohstoffen in ­umweltfreundliche Energie umwandeln kann.
Auf diese Weise werden jährlich bis zu 200.000 Tonnen
Klärschlamm, 100.000 Tonnen Sondermüll und 100.000
Tonnen Hausmüll in der Simmeringer Haide zu Strom und
Wärme verarbeitet.

Am Standort Simmeringer Haide werden gefährliche Abfälle umweltfreundlich entsorgt

                                                                                                                               21
Vom Wald zu Watt
      Das Wald-Biomassekraftwerk am Standort Simmering             lung des Brennstoffes verantwortlich zeichnen. Ungefähr
      zählt zu den effizientesten und umweltfreundlichsten         3.800 Tonnen ­Hackschnitzel bzw. 13.500 Schüttraumme­
      Anlagen in Österreich. Als es im Herbst 2006 in den Voll­    ter werden pro Woche geliefert – 600.000 Schüttraumme­
      betrieb ging, galt es als das größte Wald-Biomassekraft­     ter oder rund 190.000 Tonnen im Jahr. Auf Lkw-Ladungen
      werk Österreichs und liefert seither Jahr für Jahr sowohl    ungerechnet sind das ca. 160 Fuhren wöchentlich. „Das
      sauberen Ökostrom als auch Ökofernwärme. Rund sieben         Hackgut G100 wird ohne Fremd- und Störstoffe wie Steine
      Prozent des gesam­ten Ökostroms aus Waldbiomasse in          oder Erde geliefert, es muss nicht extra vorgetrocknet
      Österreich werden im Kraftwerk Simmering erzeugt.            werden, denn Wasser­gehalte zwischen 30 und 45 Prozent
      Die umweltfreundliche Energiegewinnung hat es in sich:       sind kein Problem für die Anlage“, so der Experte.
      Bei der Verbrennung wird genau jene Menge an CO2 frei­
      gesetzt, die von den Pflanzen zuvor aufgenommen wurde.
      Biomasse wird somit als CO2-neutral gewertet. Durch die
                                                                   Volle Kraft!
      CO2-neutrale Energieproduktion können jährlich rund          „Ready to burn“ wird das Hackgut in den Übernahme­
                       115.000 Tonnen CO2-Emissionen einge­        bunker entladen. Metall- und Grobabscheider entfernen
                       spart und fossile Ressourcen geschont       noch vorhandene unerwünschte Bestandteile. Ein großer
                       werden. Außerdem arbeitet das „grüne“       Silo dient als Zwischenspeicher, weil die Anlage auch am
                       Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung:         Wochenende durchläuft. Von dort aus wird das Hackgut
                       Durch die gleichzeitige Strom- und          in den Feuerraum des Dampfkessels gefördert. In der
                       Wärme­erzeugung erreicht die Anlage,        zirkulierenden Wirbelschicht wird das Holz verbrannt und
                       verglichen mit anderen Kraftwerken,         dabei Dampf erzeugt. Dieser Dampf wird dann in einer
                       einen herausragenden Wirkungsgrad           zwei­stufigen Dampfturbine verstromt, die Turbinenab­
                       von bis zu 80 Prozent. 48.000 Haushalte     wärme wird zur Fernwärmeerzeugung genützt.
      Michael          werden so mit Strom, 12.000 Haushalte       Die Stickoxide werden mittels Entstickungsanlage und
      Kotschan,        mit Wärme aus erneuerbarer Energie          der Staub mittels Gewebefilter aus dem Rauchgas ent­
     ­Geschäftsführer versorgt. Im Jahr 2013 lieferte das Wald-    fernt. So ist die Einhaltung der strengen Emissionsgrenz­
     der Wien Ener­    Biomassekraftwerk mit 135 GWh etwa          werte gesichert. Der Reststoff Asche wird deponiert bzw.
     gie Bundes­       2,5 Prozent des gesamt in Österreich ver­   landet als Rohstoff in der Zementindustrie. „Ziel ist eine
      forste Biomasse güteten Ökostroms. Ziel des Ökostrom­        hundertprozentige stoffliche Verwertung“, so Kotschan.
      Kraftwerk GmbH gesetzes 2012 ist es, die Stromerzeu­
                       gung aus erneuerbaren Energieträgern
                       bis zum Jahr 2015 um weitere 6.100 GWh
      (davon 600 GWh durch Biomasse) zu erhöhen, um einen
      Ökostromanteil von 15 Prozent, gemessen an der Abgabe­
      menge an EndverbraucherInnen, zu erreichen.

     Grüne Energie                                                 Zahlen und Fakten
     „Das Waldhackgut für das Kraftwerk stammt aus min­
     derwertigen Baumbestandteilen, die für höherwer­              Betriebsstunden/Jahr                            7.800
     tige Zwecke nicht verwendet werden können“, erklärt           Haushalte, die mit Strom versorgt werden      48.000
     DI Dr. Michael Kotschan, Geschäftsführer der Wien Energie     Haushalte, die mit Wärme versorgt werden       12.000
     Bundes­forste Biomasse Kraftwerk GmbH. Zu Hack­               Einsparung CO2-Emissionen in Tonnen/Jahr      115.000
     schnitzeln verarbeitet wird das Holz gleich direkt im         Brennstoffnutzungsgrad                   bis zu 80 %
     Wald bzw. am nahegelegenen zentralen Hackplatz der            Anteil an österr. Ökostromerzeugung             2,5 %
     Österreichischen Bundesforste, die für die Bereitstel­                                                    Quelle: Wien Energie

22
Rohstoff und Energie

Der Wärmeinhalt des Brennstoffs kann durch die Kraft-Wärme-Kopplung optimal genützt werden

                                                                                             23
Die Abfallverwertung wird genau überwacht: Mischverhältnis und Temperatur müssen stimmen

     Energiegeladene Rohstoffe
     Die Einsparung von Primärenergie ist auch das Ziel der          von Wien Energie. In Zukunft soll jedoch noch weiter daran
     Abfallverbrennungsanlagen, wie Ernst Locher, Werksleiter        gear­beitet werden, umweltfreundliche Ressourcen zur
     in der Simmeringer Haide, bestätigt: „Unser Beitrag zum         Energie­gewinnung zu erschließen.
     Umweltschutz ist die Einsparung fossiler Brennstoffe,
     indem wir beispielsweise Hausmüll und in unserem Fall
     auch Sondermüll für die Energiegewinnung einsetzen.“
                                                                     Dem Abfall sei Dank
     Aber nicht nur durch die Verwendung von Hausmüll                In den ­thermischen Abfallbehandlungsanlagen wird der
     bzw. Sondermüll können fossile Brennstoffe eingespart           jährliche Energiegehalt von derzeit knapp 640.000 Ton­
                      werden. Dank der Kraft-Wärme-Kopp­             nen Abfall genützt. ­Diese innovativen Lösungen stellen
                      lung kann die Abwärme aus der Strom­           sicher, dass von der gesamten Fernwärmeerzeugung nur
                      erzeugung für die Fernwärmeprodukti­           ein geringfügiger Teil auf fossil betriebene Spitzenkes­
                      on genützt werden. In den Kraftwerken          sel entfällt. Die genauen Abläufe der Abfallverwertung
                      Donaustadt, Leopoldau und Simmering            erklärt Abteilungsleiter Erich ­Pawelka am Beispiel der
                      werden dabei Wirkungsgrade von bis             thermischen Abfallbehandlungsanlage Spittelau. In dieser
                      zu 86 Prozent erreicht. Die hohen Wir­         werden jährlich zwischen 200.000 und 250.000 Tonnen
                      kungsgrade bedeuten auch, dass weni­           Hausmüll der Stadt Wien zu Strom und Fernwärme verar­
                      ger Brennstoffe ausreichen, um genauso         beitet. Dafür wird der angelieferte Abfall erst unsortiert
     Ernst Locher,    viel Energie wie in einer konventionellen      in einen 7.000 Kubikmeter großen Bunker gekippt. Dort
     Abteilungsleiter Erzeugungsanlage zu produ­zieren. Rund         wird der Abfall von zwei großen Greifern durchmischt,
     Simmeringer      zwei Drittel der grünen Wärme kommen           bevor er den Verbrennungsöfen zugeführt wird. „Eine gute
     Haide            aus der Abwärme der Stromproduktion            und gleichmäßige Durchmischung ist besonders wich­
                      in den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen,           tig“, weiß Pawelka, denn befindet sich zum Beispiel zu
     ein Drittel aus der thermischen Abfallverwertung. Aber          viel feuchter Hausmüll im Gemenge, brennt der Abfall
     nicht nur Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sollen zum Kli­          nicht gut. Eine zu große Menge an Kunststoff bewirkt im
     maschutz beitragen, auch die Abwärme aus der ther­
     mischen Abfallbehandlung steigert die Energieeffizienz

      Verbrennung in vier Zonen
           Zone 1                       Zone 2                       Zone 3                        Zone 4
                                                                                                      Abkühlen
                                                                        Ausbrennen                  der Schlacke,
             Trocknung                        Haupt-
                                                                           der                       Transport in
             des Mülls                     verbrennung
                                                                         Schlacke                     den Nass­
                                                                                                    entschlacker

24
Sie können auch lesen