ZOOM AUFS DENKMAL JAHRHEFT #84 2020 - Das Ritterhaus Bubikon

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ZOOM AUFS DENKMAL JAHRHEFT #84 2020 - Das Ritterhaus Bubikon
JAHRHEFT #84

2020

       ZOOM AUFS
        DENKMAL
               EIN BAUSTELLEN-PARCOURS

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ZOOM AUFS DENKMAL JAHRHEFT #84 2020 - Das Ritterhaus Bubikon
Bildnachweis

                                                  Seite 6: Zur Verfügung gestellt von der Schwei-
                                                  zerischen Kommende des Johanniterordens
Ritterhausstrasse 35                              Seite 8: Zur Verfügung gestellt von der Schwei-
8608 Bubikon                                      zerischen Kommende des Johanniterordens
Tel. 055 243 39 74                                Seite 9: Ritterhausgesellschaft Bubikon
info@ritterhaus.ch                                Seite 11: Marco Zanoli
www.ritterhaus.ch                                 Seiten 13, 15, 17: Staatsarchiv Zürich
                                                  Seiten 21, 23: Marco Zanoli
ISSN 2235-4751                                    Seite 25: Reto Spinazzè
Jahrheft der Ritterhausgesellschaft Bubikon       Seite 26: Ritterhausgesellschaft Bubikon
                                                  Seite 27: Ritterhausgesellschaft Bubikon
Redaktion: Boris Bauer                            Seite 28: Reto Spinazzè
Design und Layout: spinazze.ch, Rüti              Seite 29: Meinrad Schade
Druck: Eristra-Druck AG, Rüti                     Seite 31: Daniela Tracht
                                                  Seiten 36–39: Marco Zanoli, Reto Spinazzè
Ritterhausgesellschaft                            Seiten 46, 49: Marco Zanoli
Bubikon, 2021                                     Seite 54: Reto Spinazzè

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JAHRHEFT #84

2020

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INHALT

 6 Zum Gedenken an Kommendator Cornel Fürst
 8 Nachruf auf Ehrenkommendator Fernand Oltramare
10	«durch die lieben fruentschaft»
      Die Grafen von Toggenburg und die Kommende Bubikon

20 Jahresbericht des Vorstandes 2020
24 Museumssaison 2020
30 Sanierungen im Ritterhaus Bubikon 2020
36 Ausflug der Betriebskommission nach St. Martin in Zillis
40 Protokoll 84. ordentliche Hauptversammlung
41	Jahresrechnung
46 Das Betriebsjahr 2020
50 Mitteilungen Organisatorisches

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Von Rechtsritter Peter Ziegler

ZUM GEDENKEN AN
 KOMMENDATOR
CORNEL FÜRST
                                                 1931 geboren, wuchs Cornel Fürst in Wä-
                                                 denswil am Zürichsee auf, studierte nach
                                                 dem Besuch des Realgymnasiums Medizin
                                                 an den Universitäten Zürich und Paris und
                                                 legte 1955 das Staatsexamen ab. In Florenz
                                                 lernte er Marie-Louise de Fraper du Hellen
                                                 kennen, mit der er sich 1959 verheiratete,
                                                 und die ihn, den Vater einer Tochter und
                                                 zweier Söhne, unermüdlich lebenslang in
                                                 seinen vielseitigen Tätigkeiten unterstützte.
                                                 Der Entschluss, sich auf Rheumatologie und
                                                 physikalische Medizin zu spezialisieren,
                                                 führten Cornel Fürst u. a. ans Kantonsspital
                                                 St. Gallen, in die Rheumaklinik in Zürich,
                                                 an die Universität Montpellier und nach
                                                 London. Der Sanitätsoffizier bei der Flieger-
                                                 und Flabtruppe gründete die Gesellschaft
Am 17. Mai 2020 starb Dr. med. Cornel            für Rheumatologie des Kantons Zürich und
Fürst, Kommendator der Schweizerischen           übernahm 1960 im Auftrag des Interna­
Kommende des Johanniterordens in den             tionalen Roten Kreuzes ein Behandlungs-
Jahren 1991 bis 1998. Er war langjähri-          zentrum zur Rehabilitation von mit Flugöl
ges Mitglied der Ritterhausgesellschaft          vergifteten Patienten in Marokko. 1970
­Bubikon, nahm mit Interesse an den Haupt-       baute er in Wädenswil das Institut für­
 versammlungen Teil und kam mit vielen            Physikalische Therapie, eine Gruppenpra-
 Leuten ins Gespräch. Er besuchte gerne          xis, die er bis 1989 leitete.
 die Anlässe im Ritterhaus Bubikon und
 als Kommendator des Johanniterordens            1975 wurde Cornel Fürst in die Schweize-
 unterstützte er in den 1990er-Jahren die        rische Kommende des Johanniterordens
 Neuschaffung des Museums.                       aufgenommen, 1990 zum Rechtsritter

Jahrheft #84 | 2020 ZUM GEDENKEN             6
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ER WAR JEMAND, DER
                      ÜBER DEN TELLER­
                    RAND SEINER EIGENEN
                      GENOSSENSCHAFT
                       WEIT HINAUS ZU
                    BLICKEN VERMOCHTE.

geschlagen und 1991 zum Kommendator                  ordnen und in die Burgerbibliothek Bern
bestimmt. Schon in der Subkommende                   überführen. Auch das Gesellige kam nicht
Zürich wirkte er zukunftweisend mit. Sein            zu kurz: so bei Kontakten zwischen den
Wort hatte Gewicht und er verstand es,               Subkommenden, auf Reisen ins Burgund,
durch seine Kommentare unterschiedliche              nach Rhodos und Malta.
Meinungen zusammenzubringen. Auch als
Kommendator setzte er Akzente. Er führte             Wegen seiner zurückhaltenden Art war
das Bulletin ein, das noch heute erscheint           wenigen bekannt, dass Kommendator
und vielseitige Informationen enthält. Viele         Fürst auch im Gesamtorden ein gefragter
Beiträge zeugen von seinem christlichen              Mitarbeiter war. So gehörte er als Mitglied
Denken, so 1992: «Oft überflutet mich ein            der ersten Strategiekommission «Johanni-
Gefühl des Ungenügens angesichts der                 ter 2000» an, die der designierte Herren-
immensen Not in dieser Welt. Und doch                meister Oskar Prinz von Preussen ins Leben
scheint es unser aller Aufgabe zu sein, aus          rief. Dieser würdigt den Verstorbenen wie
einer kleinen Zelle heraus, jeder an seinem          folgt: «Ich habe viel von seinem ebenso
Platz, Not, die an uns herantritt, zu lindern        bescheidenen wie klugen Rat gelernt. Die
und den Geist der Liebe, des Glaubens und            ganze Arbeitsgruppe hat von seinen Bei-
der Hoffnung da und dort zu verbreiten.»             trägen profitiert und das Ergebnis ist dem
                                                     Gesamtorden zugutegekommen, denn er
Es war Cornel Fürst ein Anliegen, das Or-            war jemand, der über den Tellerrand seiner
densleben in der Schweiz zu erneuern und             eigenen Genossenschaft weit hinaus zu
die Ziele durchzusetzen. Er aktualisierte alle       blicken vermochte. Er war ein Vorbild in
Merkblätter, machte reihum Besuche in den            uneigennütziger und weitsichtiger johanni-
Subkommenden und liess das Ordensarchiv              terlicher Pflichterfüllung.»                  ×

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NACHRUF AUF

  EHRENKOMMENDATOR
FERNAND OLTRAMARE
Von Daniel Gutscher, Regierender Kommendator
der Schweizerischen Kommende des Johanniterordens

                                                   Zwei Jahre nach seinem Vater Hugo
                                                   Oltramare war er in den Orden eingetre-
                                                   ten, ein Jahr vor seinem Bruder Yves. Sie
                                                   zusammen bildeten das «Triumvirat Oltra-
                                                   mare», welches am Anfang einer Genfer
                                                   Johanniter-Gruppe stand, bevor 1959 die
                                                   Subkommende Genf entstand, die bis 1977
                                                   von Fernand Oltramare, dann von seinem
                                                   Bruder Yves geleitet wurde. 1965 wurde
                                                   Fernand Oltramare durch den Herrenmeis-
                                                   ter S.K.H. Wilhelm-Karl Prinz von Preußen
                                                   zum Rechtsritter geschlagen.

                                                   Einige Stationen seines Wirkens im Orden:
                                                   An der Seite und unter der Leitung des
                                                   damaligen Kommendators Robert von
                                                   Stürler wirkte er entscheidend mit an der
                                                   Bildung der Allianz der Orden vom Heiligen
                                                   Johannes von Jerusalem ab 1961. Auf
                                                   Anfrage des Herrenmeisters S.K.H. Wilhelm-
Am Samstag, 12. September 2020, hat Gott           Karl von Preußen führte er Henrik Beer,
Fernand Oltramare, Ehrenkommendator                Generalsekretär des IKRK, sowie Visser ’t
der Schweizerischen Kommende des Johan-            Hooft, Sekretär des Ökumenischen Rates
niterordens, zu sich heimgerufen.                  der Kirchen sowie auch dessen Mitarbeiter
                                                   Axel von dem Bussche-Streithorst an den
Ehrenkommendator Fernand Oltramare                 Orden heran; Letzterer einer der Heroen in
war während 53 Jahren im Orden aktiv und           der Widerstandsgruppe des 20. Juli 1944
trat als hervorragende Persönlichkeit in den       gegen Adolf Hitler.
ersten Jahren der Schweizer Johanniter
hervor.

Jahrheft #84 | 2020 NACHRUF                    8
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Von 1972 bis 1987 war Fernand Oltramare
erst Vizepräsident der Allianz der Johan-
niterorden und danach deren Präsident,
gerade als diese 1981 in Bubikon ihr 20-jäh-
riges Bestehen feierte. Anlässlich dieses
Jubiläums und in Erinnerung an die ersten
Allianz-Gespräche, die 1958 ebenfalls im
Ritterhaus stattgefunden hatten, über-
reichte er der Ritterhausgesellschaft eine
Wappenscheibe, die im Rittersaal montiert
wurde und bis heute dort zu sehen ist.

Auf Anraten des Herrenmeisters war er
auch derjenige, der massgebend für die
Gründung der Französischen Kommende
zuständig war (Saint-Jean de France). Er
brachte dank seiner Aktivitäten in Paris eini-
ge Freunde wie Jean-Pierre Mallet sowie die
Herren Christian de Pourtalès, Antoine de
Clermont und Pfarrer Hugues de Cabrol zum
Orden; Persönlichkeiten, die als Väter der
neuen Kommende gelten dürfen. Bis 1965               Fernand Oltramare war der Ritterhaus-
war Fernand Oltramare selber ihr Mitglied.           gesellschaft Bubikon auch persönlich
                                                     verbunden und überliess dieser im Jahr
Schliesslich ist ein dritter Strang zu erwäh-        1998, vermutlich anlässlich der Museums-
nen: Auf Bitten des Ordenskanzlers Hans              neugestaltung, wertvolle Bücher für die
von Cossel wurde Fernand Oltramare 1965              Bibliothek, darunter die Bände 1 und 2 der
Mitglied des Kuratoriums für die Kaiserin            «Histoire des chevaliers de l’ordre de S. Jean
Auguste-Victoria-Stiftung auf dem Ölberg             de Hierusalem» von I. Baudoin, Paris 1659.
zu Jerusalem. Dieses im Jahr 1910 eröffnete          Unter dem Kommendator Vincent von
ursprünglich deutsche Hospiz leistet medizi-         Sinner wurde Fernand Oltramare zum Dank
nische Versorgung für die Palästinenser im           für sein Engagement für den Orden auf
Westjordanland und dem Gazastreifen, ein-            einstimmige Empfehlung des Konvents
schliesslich spezialisierter Therapien in den        1987 zum Ehrenkommendator ernannt.
Krebs-, Diabetes- und Kinderabteilungen.             Sein Wirken bleibt in der Schweizerischen
Für die etwa 4.5 Millionen Palästinenser,            Kommende und auch in der Ritterhausge-
die im Gazastreifen und im Westjordanland            sellschaft Bubikon, die ihm so vieles verdan-
leben, ist es die einzige medizinische Ein-          ken, unvergessen.                                ×
richtung mit hohem Standard. Das aktuelle
Engagement der Schweizerischen Kommen-
de in dieser Stiftung dauert weiterhin an.

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Von Jonas Krähemann und Noemi Bearth

«DURCH DIE LIEBEN
FRUENTSCHAFT»1
DIE GRAFEN VON TOGGENBURG UND
DIE KOMMENDE BUBIKON
Betritt man zu Beginn des Rundgangs                lichen Toggenburger im Kontext des
durch das Ritterhaus Bubikon die Kapelle           Investiturstreits in den 1080er-Jahren eine
der einstigen Johanniterkommende, so               empfindliche Niederlage gegen das kai-
sticht einem direkt das Wappen der Familie         sertreue Kloster St. Gallen und Abt Ulrich
von Toggenburg sowohl auf dem Stifterbild          von Eppenstein (†1121) eingesteckt hatten,
an der Chorwand wie auch auf einer Grab-           blieben sie während des 12. Jahrhunderts
platte, die sich in der Mitte des Raumes           wohl eher passiv, was territoriale Ambi­
befindet, ins Auge. Unmittelbar stellt sich        tionen anbelangte.3 Im Zuge des Macht­
also den Besuchenden des Ritterhauses die          verlustes der Stauferkaiser gegen Ende des
Frage nach der Verbindung zwischen der             12. Jahrhunderts bot sich aber vermehrt
Familie von Toggenburg und der Johan-              die Gelegenheit, den Herrschaftsraum
niterkommende Bubikon. Die Ursprünge               erneut durch Erwerb von Gütern nördlich
dieser über Jahrhunderte andauernden               des Zürichsees zu vergrössern. Mit diesen
Verbindung sollen hier in den Ansätzen             Ambitionen waren die Toggenburger
rekonstruiert und die enge Beziehung               allerdings nicht allein, was durchaus zu
zwischen den Vertretern der Kommende               Spannungen zwischen den verschiedenen
Bubikon und Familienangehörigen der                Adelsgeschlechtern führte. Trotzdem erho-
Toggenburger mit einzelnen Urkunden­               ben sich die Toggenburger zu Beginn des
beispielen veranschaulicht werden.                 13. Jahrhunderts in den Stand der Grafen,
                                                   was ihre Wiedererstarkung bezeugt.
Wer waren die Toggenburger eigentlich?
Das Freiherren- respektive ab 1209 Grafen­         Wie viele lokale Adelsgeschlechter ver­
geschlecht verfügte über ein familiäres            suchten also auch die Toggenburger im
Netzwerk sowie ein Wirkungsgebiet, das             13. und 14. Jahrhundert ihre herrschaft-
von den Regionen St. Gallen, Wil (SG),             liche Stellung auszubauen.4 Durch eine
dem Unteren Toggenburg, dem Zürichgau,             geschickte Heiratspolitik mit den Mont-
Schaffhausen bis in den süddeutschen               fortern, den Werdenbergern und den
Raum reichte.2 Nachdem die papstfreund-            Frohburg-Hombergern konnten sie sich

Jahrheft #84 | 2020 GRAFEN VON TOGGENBURG     10
im Laufe des 13. Jahrhunderts erfolgreich          Herrschaftsraum im 14. Jahrhundert
im Unteren Toggenburg etablieren. Den              durch den Kauf weiterer Besitzungen und
Toggenburgern gelang es ab 1292 ausser-            Pfänder nochmals markant vergrössern
dem, zu den wichtigsten regionalen Mili-           (Abb. 1). Mitte des 15. Jahrhunderts löste
tärunternehmern zu werden. Dadurch war             sich das Herrschaftsgebiet der Toggen-
ihre Liquidität gewährleistet. Sie erwarben        burger indes nach dem Tod des letzten
weitere Herrschaftsrechte und standen              männlichen Toggenburgers auf und
in einem guten Verhältnis zu Zürich und            die Streitfragen um das Toggenburger
Rom. Zudem hatten sie eine zentrale                Erbe mündeten in den Alten Zürichkrieg
­Funktion in der Friedenswahrung inne              (1436–1450).5 Die Ära eines über gut
 und nahmen wichtige klerikale Ämter               zweihundert Jahre erfolgreichen Grafen-
 wahr. Die Toggenburger konnten ihren              geschlechts ging damit zu Ende.

Abb. 1: Karte zum Herrschaftsgebiet der Familie von Toggenburg bis 1436
(Karte erstellt durch Marco Zanoli).                                                            →

                                              11
Nachfolgend soll nun besprochen werden,           umfangreichen Güter im Zürichseeraum
welche Verknüpfungen sich zwischen der            damit sozusagen auf den Markt kamen.
Familie Toggenburg und der Kommende               Die Toggenburger schienen sich im Zuge
Bubikon finden lassen. Diese Frage wird           ihrer Expansion in ebendiese Gegend dazu
einerseits für den Zeitpunkt der Gründung         ermächtigt gefühlt zu haben, Teile dieser
und die unmittelbaren Folgejahre, ande-           Erbmasse für sich zu beanspruchen. Einige
rerseits für das 13. und 14. Jahrhundert          Güter bei Hinwil, Kempten, Grüt und
mit einem kurzen Einblick in ausgewähltes         Alt-Hellberg befanden sich gemäss Erwin
Urkundenmaterial erörtert.                        ­Eugster wohl im Besitz der Rapperswiler
                                                   und wurden nach 1192 von den Toggen­
Die Gründung und die Folgejahre6                   burgern an das Kloster St. Johann im
Wie bereits erwähnt, versuchten sich die           Thurtal gestiftet.9 Offenbar hatten also die
Toggenburger gegen Ende des 12. Jahr-              Toggenburger diese Güter von den Rap-
hunderts in der Nordostschweiz vermehrt            perswilern entweder geerbt oder einfach
auszubreiten. Allerdings sahen sich die            besetzt. Dass die Güter schon so bald an
Toggenburger in diesem Unterfangen im              ein Kloster gestiftet wurden, spricht für
Osten von St. Gallen, im Norden von den            letzteres. Interessant an dieser Stiftung ist
Nellenburgern sowie im Süden und Westen            der Fakt, dass mit den oben genannten
von den Rapperswilern, den Kyburgern,              Gütern auch Bubikon an das Kloster gestif-
Zähringern und Regensbergern umringt               tet ­wurde, was eine Rapperswiler Vergan-
und begrenzt. Diese Geschlechter hatten            genheit Bubikons zwar nicht belegt, aber
zum Teil stark vom Aussterben der Lenz-            diesen Schluss dennoch nahelegt.10
burger und der südlichen Nellenburger
profitiert und konnten so ihre Macht              Doch die Stiftung an das Kloster St. Johann
ausbauen.7 Zu den Erben gehörten unter            war bekanntlich noch nicht die Endstation
anderen die Kyburger. Diese verfolgten            des Guts in Bubikon. Um die weitere Grün-
in der Folge eine Taktik, die in der Ge-          dungsgeschichte besser nachvollziehen zu
schichte der Entstehung der Kommende              können, sollte eine gängige Taktik damali-
in Bubikon von Bedeutung ist: Hatte ein           ger Adelshäuser beachtet werden. Eugster
Adelsgeschlecht von den obengenannten             nennt diese Taktik «Neutralisation».11 Dabei
Erbschaften in Form von Gütern profitiert,        werden frei gewordene, territorial umstrit-
so wurden diese Güter durch die Kyburger          tene Güter vom schnellsten Kontrahenten
beansprucht und besetzt, sobald auch diese        besetzt und sogleich an unbeteiligte Dritte
Geschlechter ausgestorben waren.8                 (meist geistliche Institutionen) gestiftet.
                                                  Gleichzeitig sicherte man sich dabei die
Die Kyburger machten also aufgrund von            Vogteirechte an den gestifteten Gütern
früheren Erbschaften Ansprüche auf Güter          und konnte somit vielseitig von den Gütern
nun ausgestorbener Miterben geltend. Im           profitieren: Erstens wurden die Güter so
Zusammenhang mit Bubikon erlangt dieses           dem Einfluss der adligen Konkurrenz ent-
Vorgehen weitere Bedeutung, da im Jahre           zogen. Zweitens warfen die Vogteirechte
1192 die Rapperswiler ausstarben und ihre         der Güter Gewinn ab, ohne dass man diese

Jahrheft #84 | 2020 GRAFEN VON TOGGENBURG    12
Abb. 2: Diethelm von Toggenburg stiftet dem Johanniterorden ein Haus und eine Kirche in
Bubikon (Reproduktion des StAZH: Urkunde C II 3, Nr. 1, r (entspricht UBZ I, Nr. 354)).

selbst bewirtschaften musste. Drittens
versprach man sich von Stiftungen an geist-          Ich, Diethelm von Toggenburg, habe für
liche Orden immer auch eine Besserung                das ewigwährende Heil meiner Seele und
des eigenen Seelenheils. Viertens musste             sowohl derer meiner ganzen vorange-
man in Zukunft auch nicht damit rechnen,             gangenen Verwandtschaft als auch der
die Güter im Rahmen der Vogtei verteidi-             darauffolgenden, so wie ich sie hatte
gen zu müssen, da Besitztümer geistlicher            und mit allem Recht, meinen Hof und
Institutionen in der Regel nicht angegriffen         Kirche in Bubikon, welche ich nach dem
wurden – auch potenzielle Besetzer hatten            Recht des Eigentums als Erbe besessen
allerseits stets Angst vor negativen Folgen          hatte, mit allen ihren Gütern drinnen und
ihres Handelns auf das eigene Seelenheil.            draussen, kultiviert und unkultiviert, dem
                                                     Spital des hl. Johannes jenseits des Mee-
Es ist also davon auszugehen, dass Diet-             res [Johanniter] überschrieben. […] 13
helm V. von Toggenburg das Gut in Bubikon
kurz nach der Besetzung an besagtes Klos-
ter gestiftet hatte, da er es wohl aufgrund         Hier gibt es einige Dinge hervorzuheben:
hohen territorialen Drucks der Kyburger             Diethelm nennt hier einen Grund für die
und vielleicht auch anderer Geschlechter            Vergabe – sein Seelenheil und das seiner
selbst nicht hatte halten können. Neben             Verwandtschaft – und verschweigt dabei
dem Fakt, dass Bubikon heute eine Johan-            jegliche politischen Motive. Dies ist für
niterkommende und kein Kloster ist, belegt          Urkunden dieser Zeit jedoch nicht unge-
eine erhaltene Urkunde Diethelms V. die             wöhnlich; die Urkunden bestehen über
Stiftung des Hauses an den Johanniteror-            weite Strecken aus Floskeln und Formeln.
den (Abb. 2).12 Darin schreibt der Freiherr:        Des Weiteren behauptet Diethelm, er habe
                                                    das Gut als Erbe besessen, obwohl er es
                                                    wahrscheinlich bloss besetzt hatte. Diese
                                                    Behauptung führte in der Forschung zu
                                                    diversen Thesen: Unter anderem wurde
                                                    angenommen, Diethelms V. Sohn oder ­
                                                    Enkel hätten vielleicht eine Rapperswilerin   →

                                               13
geheiratet und Bubikon sei deshalb als               was dem Kloster möglicherweise ein Dorn
­Mitgift oder als normales Erbe an die Tog-          im Auge war, weshalb es eventuell versuch-
 genburger gelangt. Diese Behauptungen               te, von den Toggenburgern unabhängiger
 wurden jedoch nie bewiesen. Die Annah-              zu werden.19 Jedenfalls hatte Diethelm das
 me, die Toggenburger könnten bereits                Gut danach für zwei Jahre einem Verwal-
 früher – im 11. Jahrhundert – in Bubikon            ter übergeben, bevor er es schliesslich
 begütert gewesen sein, bevor sie von dort           (zwischen 1195 und 1198)20 auf Rat Papst
 verdrängt wurden, scheint aus den nach-             Coelestins III. an die Johanniter stiftete.
 folgenden Gründen naheliegender: Ein
 Eintrag in den Einsiedler Traditionsnotizen         Diesen Brief an Innozenz III. – und damit die
 besagt, dass ein Diethelm von Bubikon und           wertvolle Schilderung der Geschehnisse –
 dessen Sohn Ulrich dem Kloster Güter ge-            haben wir dem Umstand zu verdanken, dass
 stiftet haben.14 Der Name Diethelm in Ver-          die Mönche aus dem Thurtal den Entzug
 bindung mit Bubikon lässt dabei aufhor-             und die Stiftung an die Johanniter nur
 chen. Aus einer anderen Urkunde wissen              wenige Jahre später derart energisch be-
 wir, dass sich zu derselben Zeit die ersten         kämpften, dass man sich in Bubikon und im
 Toggenburger in den Urkunden als Zeugen             Toggenburg zur Anrufung höherer Instan-
 zeigen: Diethelm (I.) von Toggenburg mit            zen genötigt sah.21 Da die Angelegenheit in
 seinen Söhnen Ulrich und Berchtold.15 Die           Rom offenbar keine unmittelbare Priorität
 Parallelen sind unübersehbar. Es wäre also          genoss, dauerte der Streit mit den Benedik-
 durchaus möglich, dass sich die Toggenbur-          tinern jedoch noch bis 1215 an. Auf dem
 ger als Erben Bubikons betrachteten, weil           Konzil in Rom wurde dann entschieden,
 sie dort schon früher begütert waren.               dass die Johanniter im Besitze Bubikons
                                                     bleiben und die Benediktiner dafür mit
Wie aber kommt es nun zu diesem erneu-               50 Mark Silber entschädigen sollten. So
ten Besitzerwechsel? Diethelm verfasste              kann Bubikon ab 1216 als gesicherter
einige Jahre nach der Stiftung an die                Besitz der Johanniter betrachtet werden.
Johanniter – wohl kurz nach 1200 – einen             Schon zu dieser frühen Zeit wurde die
Brief an Papst Innozenz III.,16 in welchem           Kommende mit den ersten Gütern ausge-
er diesem die Geschichte Bubikons erläu-             stattet, denn die Nachfolger der ausge-
tert:17 Bald nach der Stiftung an das Kloster        storbenen Rapperswiler – man bezeichnet
St. Johann hatte Diethelm sich Bubikon               sie ab etwa 1210 als Neu-Rapperswiler –
wieder zurückholen müssen, da sich die               hatten wohl im Rahmen eines Kompromis-
Benediktiner offenbar nicht an eine (leider          ses mit den Toggenburgern diverse Güter
nicht genannte) Abmachung (pactio) ge-               gestiftet. Sie verzichteten auf Bubikon,
halten hatten.18 Vermutlich handelte es sich         welches sie ursprünglich wohl beansprucht
dabei um Vogteirechte, die den Toggen-               hatten, da es vor 1192 noch ihren Vorgän-
burgern nicht überlassen worden waren.               gern gehört hatte. Sie erhielten dafür von
Die Toggenburger waren wahrscheinlich                den Toggenburgern Güter am Obersee und
bereits in den 1190er-Jahren Vögte grosser           wurden in der Kommende als Mitstifter
Teile des Besitzes des Klosters St. Johann,          verehrt.22

Jahrheft #84 | 2020 GRAFEN VON TOGGENBURG       14
Abb. 3: Friedrich und Wilhelm
                                                                  von Toggenburg übertragen
                                                                  die Vogtei über den Hof
                                                                  Hinwil an die Kommende
                                                                  Bubikon (Reproduktion des
                                                                  StAZH: Urkunde C II 3, Nr. 13, r
                                                                  (entspricht UBZ IV, Nr. 1496)).

Einblick in die Beziehungsverhältnisse              und der Kirche in Tobel als Ersatz für die
im 13. und frühen 14. Jahrhundert                   zurückzugebenden Güter, andererseits die
Für die weitere Entwicklung der Kommende            nächsten beiden Urkunden (UBZ IV, Nr. 1495
Bubikon verlor ihre Stifterfamilie auch nach        und Nr. 1496 (Abb. 3)) aus dem Jahr 1272 zu
dem geschlichteten Streit mit dem Kloster           zeigen.25 Darin verzichteten die Grafen von
St. Johann im Thurtal nicht an Bedeutung,           Toggenburg zu Gunsten der Kommende
ganz im Gegenteil. Unterschiedliche Studien         Bubikon auf die Vogteien über den Hof zu
haben gezeigt, dass Kommenden sich                  Hittenberg26 und über den Hof des Meiers
besser entwickeln konnten, wenn sie sich im         in Hinwil, worauf das Kloster St. Johann
Einflussgebiet ihrer Stifterfamilie befanden        die Kommende Bubikon als neuen Vogt
respektive auf deren Unterstützung zählen           annahm.27
konnten.23 Dass dies für die Kommende
Bubikon in einem hohen Masse der Fall war,          So steht in der Urkunde UBZ IV, Nr. 1496
soll nachfolgend mit einigen besonders              geschrieben:
sprechenden Beispielen aus dem Bubiker
Urkundenbestand gezeigt werden.                      Alle, die disen brief ane sehint alder
                                                     hoerint lesin, den kiunde ich Fr[iedrich]
Am Anfang manifestierte sich die Unter-              und ich Wil[helm], wir gebrouder beide
stützung der Kommende vor allem in der               von Togginburch, de wir den broudern
Schenkung des Guts in Bubikon. Wie aus               von Boubinchon Santihannes ordines von
der Urkunde UBZ I, Nr. 445 von 1228 her-             dem spitale ze Ierusalem gegebin haben
vorgeht, hat Diethelm von Toggenburg                 die vogteige uber den hof ze Hiunewille
der Kommende wohl noch viele weitere                 und uber alle g. die liute und de gout
Güter vermacht. Diese befanden sich in               alliz, de in den selbin hof hoerit und
den heutigen Kantonen Thurgau und                    zinshaft ist dem gotshuse ze Santihanne
St. Gallen. In der genannten Urkunde wird            in Turtal, […].
aber keinesfalls deren Schenkung besiegelt,
sondern deren Rückgabe an Toggenburger-
Familienangehörige infolge eines Erbstrei-          Die Urkunde bezeugt, dass die Grafen von
tes.24 Dies könnte den Eindruck erwecken,           Toggenburg rund 80 Jahre nach der Grün-
dass nach Diethelms Tod die Unterstützung           dung der Kommende Bubikon wichtige
der Kommende von Seiten der Toggen-                 Rechte in die Hände der Bubiker Johanniter
burger endete. Dass dem nicht so war,               übergaben und das Kloster St. Johann sich
vermögen einerseits der Erhalt des Hofs             wieder dem Orden unterzuordnen hatte.            →

                                               15
Die besitzpolitische Entwicklung der Kom-           hätten wohl auch die Herrschaftsentwick-
mende konnten die Toggenburger aber                 lung des Johanniterhauses positiv beein-
nicht nur von aussen mittels Schenkungen,           flusst. Die Quellenbasis ist zu schmal, um
sondern auch von innen beeinflussen. So             hier verlässliche Aussagen zu wagen. Dass
liessen sie eigene Familienangehörige in            gewisse Beziehungen und Kontakte nur
den Orden eintreten und konnten so die              aufgrund seines familiären Netzwerkes
Politik der Kommende mitgestalten. Ein              bestanden hätten, kann nicht bewiesen
frühes Beispiel dafür ist Magister/Komtur           werden. Fakt ist, dass die Kommende zum
Heinrich von Toggenburg (1255–1265?).28             Zeitpunkt des Ordenseintritts Heinrichs
Das Spezielle an ihm ist, dass er als erster        noch nicht über ein Besitzvolumen – und
Komtur Bubikons eine aktive Besitzpolitik           dadurch auch nicht über Reichtum und
vertrat. So erhielt er nicht                                             Prestige – verfügte, wie
nur Güter geschenkt oder
verliehen, sondern er
                               HEINRICH                                  es in einer späteren
                                                                         Periode der Fall war.
verkaufte 1259 ein Grund-
stück in Schwarzenbach
                            MISCHTE AKTIV                                Deshalb können diese
                                                                         Komponenten nicht als
bei Hombrechtikon29 und      IN DER BESITZ­                              Gründe für Heinrichs
beantragte im Jahr 1260
beispielsweise die Verlei-
                            ENTWICKLUNG                                  Ordenseintritt ausge-
                                                                         macht werden. Hinge-
hung des Gutes in Bärets-
wil an das Kloster Rüti
                            DER KOMMENDE                                 gen können politische
                                                                         Ambitionen, die die
durch Abt Berthold von            MIT.                                   Familie Toggenburg
St. Gallen.30 Auch konnte                                                mit ihrer Stiftung und
er sich innerhalb eines Güterstreits durch­         der Einsetzung Heinrichs ins Komturenamt
setzen und tauschte sogar Güter und Rechte          möglicherweise verfolgte, in Betracht gezo-
mit dem Bischof Eberhard von Konstanz               gen werden.33
(†1274).31 Demnach mischte Heinrich aktiv
in der Besitzentwicklung der Kommende               Wie bereits hervorgehoben wurde, ist aber
mit, was ihn von vorherigen Komturen                auch nach Heinrichs Amtszeit kein Abbruch
unterschied.                                        in den Beziehungen zur Familie von Toggen-
                                                    burg erkennbar, wie das Beispiel aus dem
Es ist bezeichnend, dass mit Heinrich an            Jahr 1272 zeigte. Auch im 14. Jahrhundert
der Spitze der Wandel der Kommende vom              können solche Handänderungen oder Be-
reinen Herrschaftsinstrument konkurren-             günstigungen der Kommende Bubikon von
zierender Adelsfamilien zum autonomen               Seiten der Familie von Toggenburg bezeugt
Herrschaftsträger auszumachen ist.32                werden. In den Jahren 1312 bis 1314 erhielt
Deshalb könnte angenommen werden, die               die Kommende weitere Schenkungen, wie
Toggenburger hätten durch diverse Schen-            beispielsweise eine Wiese am Egelsee in
kungen nicht nur die Besitzentwicklung der          Bubikon von Graf Kraft von Toggenburg.34
Kommende begünstigt, sondern Heinrichs              Neben der Wiese am Egelsee, die hier ver-
Netzwerk und das Ansehen seiner Familie             mutlich wenig interessant scheint, bekam

Jahrheft #84 | 2020 GRAFEN VON TOGGENBURG      16
das Johanniterhaus 1314 die Fischereirechte        und die Präsenz der Kommende im umlie-
in demselben See (Abb. 4). Graf Friedrich          genden Gebiet dadurch gestärkt. Folglich
von Toggenburg, als Pfleger der Herzöge            wurde die Kommende auch lange nach
von Österreich für Grüningen, beurkun-             dem Stiftungsakt von der Familie Toggen-
dete dabei, dass die Leute von Widenswil           burg in verschiedener Weise unterstützt
(Pfarrei Bubikon) nach einem langen Streit         und es wurde ein freundschaftliches Ver-
auf das Recht verzichteten, im Egelsee             hältnis gepflegt.
zu fischen und zu rossen. Dies war fortan
nur noch dem Johanniterhaus erlaubt, da            Fazit
«der egenande Egelse ir [der Kommende]             Dieser Beitrag widmete sich der Beziehung
eingenlich ist».35                                 zwischen der Kommende Bubikon und den
                                                   Grafen von Toggenburg. Aus der Analyse
Ein letztes, auf den ersten Blick unbedeu-         des Bubiker Urkundenbestandes geht klar
tendes Beispiel soll hier noch angeführt           hervor, dass die einstige Stiftung der Grafen
werden: 1327 erhielt die Kommende von              von Toggenburg bis zu deren Aussterben
Graf Kraft von Toggenburg das Wegrecht             aktiv durch Schenkungen und weitere Be-
über eine Wiese in Hombergrain, west-              günstigungen unterstützt und die Besitz-
lich von Bubikon. Interessant ist dabei            politik zeitweise mit einem Toggenburger
der Hinweis, dass dies «durch die lieben           an der Spitze der Kommende beeinflusst
fruentschaft» geschehen sei, was wohl das          wurde. Es scheint, als habe die Kommende
Verhältnis der Kommende von Bubikon                Bubikon – anders als das Kloster St. Johann
mit Graf Kraft von Toggenburg prägnant             – ein gutes Verhältnis zu ihren Stiftern
zusammenzufassen vermag.36 Durch die               gepflegt und von diesen wohl auch sehr
Toggenburger wurde im ersten Drittel des           profitiert. Diese wertvolle Unterstützung
14. Jahrhunderts die Kommende Bubikon              ist bis heute vor Ort und in den Urkunden
nachweislich immer noch aktiv unterstützt          überliefert.                                    →

Abb. 4: Graf Kraft von Toggenburg beurkundet den Entscheid über die Fischereirechte im
Egelsee (Reproduktion StAZH: Urkunde C II 3, Nr. 42, r (entspricht UBZ IX, Nr. 3312)).

                                              17
Anmerkungen                                                      bearb. v. Otto Clavadetscher, Bd. 3., St. Gallen
 Vgl. Urkundenbuch der Stadt und Landschaft
1
                                                                 1983, Nr. 1031, S. 101. Ulrich behauptet in dieser
 Zürich (UBZ), hg. v. Jakob Escher u. Paul Schweizer,            Urkunde, Rudolf habe nach seinem Tod das Gut bei
 13. Bde., Bd. 1–13, Zürich 1888–1957, hier UBZ XI,              Illnau jemandem rechtens (iure) vererbt bevor er
 Nr. 4111.                                                       selbst (Ulrich) die Güter dieses Erben geerbt habe.
 Vgl. Eugster, Erwin: Toggenburg, von (SG), in:
2
                                                                 Ebd.: […] nobilis vir Vlricus comes de Chiburch […]
 HLS 12, 2012, S. 414f. Zwischen 1228 und                        respondit quod possessionem eiusdem predii ab eo
 1292/1299 verloren die Toggenburger Vogteien                    aceperit, qui ipsum predium iure hereditavit […].
 einiger ihrer Herrschaftsgebiete sowie auch die vier            Um das Gut nun selbst besitzen zu können, stellt
 Festungen Alt-Toggenburg, Luterberg, Lütisburg                  er nun (etwa 60 Jahre später) die Urteilsfähigkeit
 und Uznaberg. Infolgedessen wurde Neu-Toggen-                   ­Rudolfs von Weisslingen aufgrund einer angebli-
 burg zu ihrem Herrschaftszentrum.                                chen Senilität oder Geisteskrankheit in Frage und
 Vgl. Clavadetscher, Otto Paul: Aufstieg, Macht­
3
                                                                  will dadurch dessen Stiftung an das Kloster für
 bereich und Bedeutung der Grafen von Toggen-                     nichtig erklären lassen, wodurch das Gut Ulrich
 burg, in: Ders. et al. (Hg.): Die Stadt Uznach und               selbst zugeführt würde, denn er sah sich als legiti-
 die Grafen von Toggenburg. Historische Beiträge                  men Erben der Rapperswiler Güter.
 zum Uznacher Stadtjubiläum 1228–1978, Uznach                  9
                                                                  Vgl. Eugster, Territorialpolitik, S. 260.
 1978, S. 9–36.                                               10 
                                                                  Vgl. ebd. S. 259–261.
 Vgl. Sablonier, Roger: Adel im Wandel. Eine
4                                                            11 
                                                                  Vgl. ebd. S. 10.
 ­Unter­suchung zur sozialen Situation des ost-               12 
                                                                  UBZ I, Nr. 354, S. 235.
  schweizerischen Adels um 1300, Göttingen 1979               13 
                                                                  Ebd.: Ego Diethelmus de Togginburch ob remedium
  (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für                anime mee sempiternum ac totius parentele mee
  Geschichte 66), S. 254–259.                                     tam precessorum quam succedentum curiam meam
5
  Vgl. Eugster, Toggenburg, S. 414f. Ende des                     et ecclesiam in Bubinchon, que iure proprietatis ex
  14. Jahrhunderts wurde das Erbe zwischen den                    hereditate possederam, cum omnibus pertinentiis
  zwei männlichen Erben Donat (erw. 1353–1400)                    suis, intus et foris, cultis et incultis, ad hospitale
  und Friedrich VII. (†1436) aufgeteilt. Nach Donats              transmarinum sancti Iohannis cum omni iure, sicut
  Tod kaufte Friedrich VII. fast das gesamte Erbe                 habueram, prorsus contuli […], Übers. von Jonas
  auf. Dadurch kam es zu einer Verschiebung des                   Krähemann.
  Wirkungsraums nach Osten, insbesondere durch                14 
                                                                  Vgl. Quellenwerk zur Entstehung der schweizeri-
  weitere Erwerbungen aus dem Erbe der Matschs,                   schen Eidgenossenschaft. Urkunden, Chroniken,
  seiner Gattin Elisabeth von Matschs Familie. Nach               Hofrechte, Rödel und Jahrzeitbücher bis zum
  dem Tod Friedrichs gab sich die Alleinerbin Elisa-              Beginn des XV. Jahrhunderts. Abt. II: Urbare und
  beth von Matsch unter den Schutz der Stadt Zürich.              Rödel bis zum Jahr 1400, Bd. 3: Rödel von Luzern
  Grund dafür waren Forderungen Österreichs, des                  (Kloster im Hof und Stadt), Muri und Rathause nun
  Reiches und von Verwandten. Vgl. ebd., S. 414f.                 der Herren von Rinach, Nachträge, bearb. v. Paul
 Vgl. zu diesem Abschnitt Krähemann, Jonas:
6
                                                                  Kläui, Aarau 1951, S. 372: Diethelmus de Bubinckon
 Hintergründe und Ursachen der Stiftung der                       dedit praedium in Kentbraten. Udalricus de Bu-
 Johanniterkommende in Bubikon,                                   binckon Diethelmi filius dedit dimidiam hubam in
 https://doi.org/10.5167/uzh-194584.                              villa Volchlinkon, vgl. ebd. Anm. 13.
 Vgl. Eugster, Erwin: Adlige Territorialpolitik in der
7                                                            15 
                                                                  UBZ I, Nr. 233, S. 127: […] Diethelm et filii eius
 Ostschweiz. Kirchliche Stiftungen im Spannungs-                  Berchtoldt et Uodalrich de Toccanburg […].
 feld früher landesherrlicher Verdrängungspolitik,            16 
                                                                  UBZ I, Nr. 357, S. 237–239.
 Zürich 1991, S. 221–223.                                     17 
                                                                  Eine gut verständliche Übersetzung und Erläu-
 Der Kyburger Ulrich III. zweifelte beispielsweise
8
                                                                  terung des Briefes liefert Schmid, Bruno: Der
 irgendwann zwischen 1209 und 1216 eine Stiftung                  kirchenrechtliche Streit um die Gründung des
 an, die Rudolf, der letzte Weisslinger, noch vor                 Johanniterhauses Bubikon, in: Jahresheft der
 seinem Tod (ca. 1152) ans Benediktinerkloster                    ­Ritterhausgesellschaft Bubikon 56, 1992, S. 13–33.
 St. Johann im Thurtal getätigt hatte. Vgl. Chartu-           18 
                                                                   UBZ I, Nr. 357, S. 238: […] mihi pactionem infringe-
 larium Sangallense (CS), hg. v. Herausgeber- und                  rent […].
 Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense,

Jahrheft #84 | 2020 GRAFEN VON TOGGENBURG                18
Dem Kloster ging es unter den Toggenburger
19 
                                                                    könnte der «hoff in Herdiberg» auch als Hof in
   Vögten offenbar nicht sehr gut. Vgl. Eugster, Erwin:             Herrliberg identifiziert werden. Vgl. UBZ XIII,
   Die Anfänge des Klosters St. Johann im Thurtal,                  Nr. 1644c. Aufgrund der geografischen Nähe
   in: Werner Vogler (Hg.): Das Kloster St. Johann im               und der Berücksichtigung des Einflussgebiets der
   Thurtal. Eine Ausstellung des Stiftsarchivs St. Gallen           ­Toggenburger, wurde hier Hittenberg gewählt.
   im Nordflügel des Regierungsgebäudes, St. Gallen,             27 
                                                                     Vgl. UBZ IV, Nr. 1495, Nr. 1496; UBZ XIII, Nr. 1496b,
   vom 13. April bis 5. Mai 1985. Katalog, St. Gallen                Nr. 1644c.
   1985, S. 25–32, hier S. 30.                                   28 
                                                                     Vgl. Feller-Vest, Veronika: Bubikon, in: Petra
   Für einen detaillierteren Datierungsversuch vgl.
20 
                                                                     Zimmer/Patrick Braun (Hg.): Die Johanniter, die
   Krähemann, Ursachen, S. 22–26.                                    Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und
   Damals war es nicht unüblich, sich mit solchen
21 
                                                                     Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der
   Streitigkeiten an den Papst zu wenden – hatte                     Schweiz, 2 Bde., Bd. 1, Basel 2006 (Helvetia Sacra
   doch die Macht und Entscheidungsgewalt dessel-                    IV/7), S. 135–165, hier S. 145f.
   ben seit dem Investiturstreit stetig zugenommen.              29 
                                                                     Vgl. UBZ III, Nr. 1075.
   Aufgrund der Menge an eingehenden Anfragen                    30 
                                                                     Vgl. UBZ III, Nr. 1128. Die Urkunde dokumentiert
   wurden seit Alexander III. (1159–1181) zu ihrer                   die Bitte des ursprünglichen Lehnsnehmers, Ritter
   Erledigung höhere Geistliche beordert (iurisdictio                Walter Meyer von Dürnten, an den Abt Berchtold
   delgata). Vgl. Feine, Hans Erich: Kirchliche Rechts-              von St. Gallen, das Gut – wie es auch von Hein-
   geschichte. Die Katholische Kirche, Köln, Wien                    rich, dem Magister von der Kommende Bubikon
   5
     1972, S. 336f.                                                  gewünscht wurde – an das Kloster Rüti weiter zu
   Dieser Verehrung wird auf dem Stifterbild in
22 
                                                                     verleihen.
   der Kapelle der Kommende eindrücklichen Aus-                  31 
                                                                     Vgl. UBZ III, Nr. 1243; UBZ IV, Nr. 1309. In beiden
   druck verliehen. Vgl. dazu Krähemann, Ursachen,                   Urkunden wird Heinrich nicht namentlich genannt,
   S. 16–18; 65–70.                                                  sondern es wird lediglich auf den Meister von der
   Vgl. Starnawaska, Maria: Die Johanniter in der
23 
                                                                     Kommende Bubikon verwiesen.
   Kirchenprovinz Gnesen und im Bistum Kammin                    32 
                                                                     Eugster setzt den Beginn dieses Prozesses ab 1260
   gegenüber der weltlichen Macht. Amtsträger,                       an. Vgl. Eugster, Erwin: Vom Herrschaftsinstrument
   Berater der Herrscher, Landesherren, übers. v.                    zum Symbol adlig-klerikaler Lebensführung – die
   Beata Górska, in: Roman Czaja/Jürgen Sarnowsky                    Johanniterkommende Bubikon von 1190 bis zur
   (Hg.): Die Ritterorden als Träger der Herrschaft.                 frühen Neuzeit, in: Ritterhausgesellschaft Bubikon
   Territorien, Grundbesitz und Kirche, Toruń 2007                   (Hg.): Ritterhaus Bubikon. 75 Jahre Ritterhausge-
   (Ordines militares. Colloquia Torunesia Historica 14),            sellschaft Bubikon. 1936–2011. Festschrift, Bubikon
   S. 237–256, hier S. 240.                                          2011, S. 60–81, hier S. 70.
   Vgl. UBZ I, Nr. 445. Die Kommende hatte Besitz
24                                                              33 
                                                                     Vgl. Bearth, Noemi: Durch Besitzakkumulation
   in Gampen (nordöstlich von Wil SG), Honvere (als                  zu Macht und Herrschaft. Eine Untersuchung
   Hohfuri/Homberg bei Braunau TG identifiziert),                    der ­Johanniterkommende Bubikon von der
   Landolswalt (evtl. Lanterswil), Märwil (TG), Wise                 ­Gründung bis zur Konventsauflösung,
   (evtl. Hubwiesen südwestlich von Märwil), in                       https://doi.org/10.5167/uzh-194009, S. 44.
   Affeltrangen, Buch (bei Affeltrangen TG), Langnau             34 
                                                                      Vgl. UBZ IX, Nr. 3144.
   (bei Märwil), Sedel (TG), Ebenholz, Leutswil, Stett-          35 
                                                                      Vgl. UBZ IX, Nr. 3312, S. 174.                         ×
   furt (TG) sowie im nicht lokalisierbaren Einoede.
   Vgl. UBZ IV, Nr. 1495.
25 

   Vgl. ebd.; bei Feller-Vest, Bubikon, S. 136 wie auch
26 

   Fröhlich, Eigenleute, S. 56 und Eugster, Territo-
   rialpolitik, S. 259 als Alt-Hellberg (Gem. Gossau)
   identifiziert. Das in der Quelle genannte «Hede-
   berg» wurde im UBZ IV, Nr. 1495, S. 210, Anm. 6 als
   Hittenberg, Pfarrei Wald deklariert. Leider geht aus
   den anderen Forschungspositionen nicht hervor,
   weshalb sie von der ursprünglichen Lokalisierung
   abweichen. Im Vergleich mit weiteren Urkunden

                                                            19
JAHRESBERICHT
 DES VORSTANDES
      2020                                       Von Marco Zanoli

Das Jahr 2020 begann für die Betriebs-           tion in der langjährigen Geschichte der
kommission mit einer Strategiesitzung            Ritterhausgesellschaft (RHG) und für uns
zum Thema Museumsneugestaltung und               alle eine sehr anspruchsvolle Zeit, da sich
Finanzierung. Wie vorgesehen hatten wir          die behördlichen Auflagen von Woche zu
Ende 2019 die Anträge für die Weiterfüh-         ­Woche änderten und immer wieder Anpas-
rung der Betriebsbeiträge im bisherigen           sungen in der Planung nötig waren.
Rahmen an Kanton und Gemeinde gestellt.
Eigentlich war geplant, das Jahr 2020 zu         Als das Museum schliesslich am 16. Mai
nutzen, um Anpassungen im Museumskon-            früher als erwartet mit Schutzmassnahmen
zept vorzunehmen und das Planerwahlver-          wieder geöffnet werden konnte, waren wir
fahren in Abstimmung mit der kantonalen          erleichtert. Trotzdem blieb die Situation
Denkmalpflege wieder aufzunehmen. Auch           anspruchsvoll für die Mitarbeitenden und
war mit der Ausstellung «Zoom» und den           die Beko. Die Schutz- und Gastrokonzepte
anstehenden Restaurierungen ein span-            mussten ständig angepasst und die finan-
nendes Museumsjahr in Vorbereitung. An           zielle Situation im Auge behalten werden.
der Sitzung der Betriebskommission (Beko)        Dank Kurzarbeits- und Ausfallentschädi-
Ende Februar dachten wir, alles sei gut          gungen des Kantons kamen wir aber mit
aufgegleist.                                     einem blauen Auge davon. Die Absage aller
                                                 grösseren Veranstaltungen und der Wegfall
Doch dann kam plötzlich das anfänglich           der Hochzeiten und Anlässe hinterliessen
erst am Rand wahrgenommene Corona-               jedoch Spuren in der Bilanz. Immerhin
Virus in unsere Mitte und der Bundesrat          erfreute sich das Museumsbistro in der Zeit,
verhängte am 13. und 16. März einen              in der es geöffnet werden konnte, regen
Lockdown, so dass die Museumseröffnung           Zuspruchs durch die zahlreichen Flanieren-
verschoben werden musste, die Beko-              den, Wandernden und lokalen Touristen,
Sitzungen als Videokonferenzen stattfan-         die sich bei schönstem Frühlings- und
den und die Hauptversammlung sowie die           Frühsommerwetter in der Gegend vom
Vorstandssitzungen per Post durchgeführt         Corona-Stress erholten.
werden mussten. Eine einmalige Situa-

Jahrheft #84 | 2020 JAHRESBERICHT 2020      20
Schutzkonzept im Ritterhaus – Führerinnen mit Maske.

Während der Kanton die beantragten                 Tracht eine Vertretung zu suchen. Sie wird
Mittel für die kommenden vier Jahre Ende           nach 15 Jahren Ritterhaus eine Weiterbil-
2020 bewilligte, konnte die Gemeinde               dung im Bereich Denkmalpflege besuchen
Bubikon die Anträge wegen der Absage               und in dieser Zeit nur in reduzierter Form
der Gemeindeversammlung nicht mehr                 tätig sein, vor allem in der Koordination der
behandeln. Der Gemeinderat bot der RHG             Bau- und Restaurierungsmassnahmen. Aus
während des Lockdowns an, mit 50’000               zahlreichen guten Bewerbungen wählten
Franken den maximal möglichen jährlichen           wir Noemi Bearth aus, die bereits über das
Beitrag auszurichten, den der Gemeinderat          Ritterhaus geforscht und Führungen im
ohne Gemeindeversammlung sprechen                  Museum übernommen hatte. Sie übernahm
könnte. Im Jahr 2021 soll die Gemeinde-            die Museumsleitung im Oktober und konnte
versammlung jedoch über den ursprüngli-            sich bereits bei der Ausarbeitung der neuen
chen Beitrag von 100’000 Franken pro Jahr          Webseite, bei den Arbeiten am Museums-
entscheiden. Wir müssen im Jahr 2021 also          konzept sowie der anstehenden Publikation
zusätzlich 50’000 Franken mit Einsparun-           der «Neuen Beiträge zur Geschichte des
gen und zusätzlichen Mitteln ausgleichen.          Ritterhauses» einbringen.
Umso wichtiger wird es, einen einiger­
massen geregelten Betrieb in diesem Jahr           Die per E-Mail und Post durchgeführte
sicher zu stellen.                                 84. Hauptversammlung brachte inhaltlich
                                                   keine Überraschungen, wir erhielten aber
Nach der Wiederaufnahme des Betriebes              erstaunlich viele Rückmeldungen. Der
ging ein Personalausschuss der Beko daran,         bisherige Präsident, Marco Zanoli, sowie die
für die langjährige Museumsleiterin Daniela        Vorstandsmitglieder Christine Bernet, Jürg      →

                                              21
A. Meier und Richard Kälin wurden für eine           werden konnte. Wir planen diesen Anlass
weitere Amtszeit bestätigt. Miroslav Chra-           nächstes Jahr in dieser Form erneut durch-
mosta trat aus dem Vorstand zurück und               zuführen. Ebenfalls konnten wir vor der
wurde verabschiedet, ebenso die Revisorin            zweiten Welle auch die Vortragsreihe zur
Irmgard Stutz. Wir hoffen, beide vielleicht          Geschichte des Ritterhauses durchführen.
an der nächsten ordentlichen Hauptver-               Mitglieder des Vorstandes und der Beko
sammlung in Präsenz noch einmal verab-               konnten auch am 19. September unter
schieden zu können. Neu gewählt wurde                der Leitung von Andreas Franz die Kirche
Katrin Schubiger aus Hombrechtikon als               in Zillis besuchen, deren Decke – ohne
Revisorin. Der ebenfalls zur Wiederwahl an-          Bemalung – Vorbild für die Decke der
stehende Revisor, Andreas Sprenger, s­ tellte        Kapelle des Ritterhauses war. Die geplante
sich verdankenswerter                                                      Vorstandsreise nach
Weise für eine weitere
Amtszeit zur Verfügung
                           ES IST DAMIT ZU                                 Zypern musste leider
                                                                           abgesagt werden. Das
und wurde ebenfalls
bestätigt.
                           RECHNEN, DASS                                   Jahr ging schliesslich
                                                                           ohne den gewohnten
                            DAS JAHR 2021                                  Mitarbeitenden-Anlass
Im Baubereich konn-
ten wir trotz Corona-
                           EBENFALLS KEIN                                  zu Ende, da die erneut
                                                                           verschärften Massnah-
Massnahmen wichtige
Schritte umsetzen. Die
                           NORMALES JAHR                                   men eine Versamm-
                                                                           lung im Kämmoos-Saal
Fassadenrenovation          WERDEN WIRD.                                   unmöglich machten.
wurde mit letzten Umge-                                                    Wir hoffen diesen
bungsarbeiten abgeschlossen und im Juni              Anlass für die zahlreichen ehrenamtlichen
konnte die Ausschreibung für die nächs-              Mitarbeitenden, die Nachbarn und die
te Etappe der Sanierung erfolgen. Diese              ­Angestellten 2021 nachholen zu können.
betrifft die Innenräume und die Kachelöfen
und war Gegenstand der Sonderausstel-                Es ist damit zu rechnen, dass das Jahr 2021
lung «Zoom». Am 8. Juli erreichte uns die            ebenfalls kein normales Jahr werden wird.
frohe Botschaft, dass der Regierungsrat              Wir sind dankbar für die grosse Unterstüt-
die entsprechenden Mittel in der Höhe                zung durch den Kanton, die Gemeinde und
von 3’882’692 Franken bewilligt hatte. Die           die zahlreichen ehrenamtlichen Helfenden
Arbeiten werden voraussichtlich noch die             und werden den Betrieb soweit möglich
Jahre 2021/22 betreffen. Eine letzte Sanie-          aufrechterhalten. Wo immer es geht,
rungsetappe mit Kapelle und Vorhalle ist             werden wir die Zeit nutzen, Bauarbeiten
in Vorbereitung.                                     und die Vorarbeiten für das neue Museum
                                                     voranzutreiben. Dieses soll nach neuesten
Ein Höhepunkt des Vereinsjahres war der              Planungen 2025 eröffnet werden. Wenn
Mitgliederanlass, der am Denkmaltag vom              alles klappt, werden in diesem Jahr auch die
12. September mit viel Publikum und in               letzten Restaurierungen und Sanierungen
relativ freier Atmosphäre durchgeführt               abgeschlossen.                                 ×

Jahrheft #84 | 2020 JAHRESBERICHT 2020          22
Impressionen vom Mitgliederanlass.

                                     23
MUSEUMS-
     SAISON 2020                                                    Von Daniela Tracht

Für die Museen in der Schweiz war das Jahr        Mit der Museumsöffnung war auch sofort
2020 ebenso von Überraschungen und                die diesjährige Sonderausstellung «Zoom
Einschränkungen im Zusammenhang mit               aufs Denkmal – Ein Baustellen-Parcours» zu
der Covid-19-Pandemie geprägt wie für alle        besichtigen. Diese Ausstellung lud an neun
anderen Betriebe. Nachdem der Bundesrat           Stationen, die im Ritterhaus verteilt waren,
am 16. März die «ausserordentliche Lage»          Kinder und Erwachsene dazu ein, mit offe-
erklärt hatte, wurden diverse Massnahmen          nen Augen durch das Haus zu gehen, um zu
zur Eindämmung des Coronavirus ergriffen.         sehen und zu erleben, was in dem histori-
Darunter fiel auch die Schliessung sämtli-        schen Gebäude getan werden muss und was
cher Museen. Deshalb konnte erstmals die          getan wird. Für den Rundgang erhielten
Museumssaison im Ritterhaus nicht am 1.           Besuchende ein Handbuch zur Ausstellung,
April eröffnet werden. Die Museen mussten         das sie selbstverständlich mit nach Hause
ihre Funktionsweise der neuen Situation           nehmen konnten. Eine Ausstellungsbox
anpassen und haben dabei unterschiedliche         als Begleiter bot die Möglichkeit, durch
Initiativen ergriffen. Im Ritterhaus Bubi-        Diagucker in die Vergangenheit zu blicken
kon haben wir beispielsweise die geplante         und vergangene Zustände des Hauses zu
Ausstellung fertig vorbereitet, das Füh-          erkennen. Diesen Rundgang haben viele
rungskonzept für Schulklassen grundlegend         Besuchende während der Museumssaison
überarbeitet sowie die Sanierungsarbei-           genossen und wir freuen uns sehr über die
ten weiter vorangetrieben. Aufgrund des           positiven Rückmeldungen, die wir erhalten
Entscheides des Bundesrates vom 29. April         haben. Da einerseits die Sanierungsarbeiten
durften Museen dann im Mai wieder öffnen.         im Inneren des Hauses in der Museumssai-
So konnten wir das Ritterhaus am Samstag,         son 2021 fortgesetzt werden und anderer-
den 16. Mai, u­ nter Berücksichtigung der         seits die Saison gravierenden Einschränkun-
vorgeschriebenen Schutzmassnahmen, die            gen unterlag, wird diese Ausstellung eine
Besuchende und Mitarbeitende gleicher-            weitere Saison gezeigt.
massen schützten, eröffnen. Hierfür waren
natürlich Mehraufwände und organisatori-          Als die Tage im Spätsommer kürzer wurden,
sche Massnahmen notwendig, die sich klar          konnte die Stimmung im Ritterhaus und
auf der Ausgabenseite des Museumsbetrie-          dem Epochen-Kräutergarten weiterhin
bes zeigten.                                      genossen werden. Am 12. und 13. Septem-
                                                  ber fanden die Europäischen Denkmaltage

Jahrheft #84 | 2020 MUSEUMSSAISON 2020       24
statt. Unter dem Motto «Weiterbauen»                  konservatorische Fachrichtungen wie Textil-
konnte man in diesem Jahr erleben, wie                restaurierung, Buchrestaurierung, Gemäl-
­unsere wertvollen Städte, Dörfer und                 derestaurierung sowie Putz-Stuck und Bau-
 ­Häuser erhalten und gleichzeitig neue,              forschung vorgestellt werden konnten. Bei
  qualitätvolle Wohn- und Freiräume im                strahlendem Sonnenschein und dank eines
  ­bebauten Raum geschaffen werden kön-               konsequenten Schutzkonzeptes, das NIKE
   nen. Im Ritterhaus Bubikon selbst boten            Kulturerbe allen Beteiligten zur Verfügung
   ­geführte Rundgänge Einblicke in die Bau-          gestellt hat, konnten an diesem Tag auch
    und Nutzungsgeschichte des Ritterhauses           Gespräche, Workshops und sechs geführte
    und Fachleute des Schweizerischen Verban-         Rundgänge durch das Haus stattfinden. Ich
    des für Konservierung und Restaurierung           danke den Fachpersonen des SKR für ihr
    (SKR) informierten vor Ort über die beson-        Engagement und freue mich auf weitere
    deren Anforderungen und Aufgabenfelder            gute Zusammenarbeit. Insgesamt haben
    in diesem Gebäude. Wir haben uns sehr             100 Gäste an diesem Tag das Ritterhaus
    gefreut, dass an diesem Tag verschiedene          besucht.                                      →

                                                      Die Sonderausstellung nimmt die
                                                      Besucher*innen bereits im Hof mit der
                                                      ersten Station in Empfang.

                                                 25
Neben den umfangreichen Restaurierungs-             Leider konnten aufgrund der Pandemie-
und Sanierungsarbeiten, die neue Erkennt-           situation, die die ganze Saison anhielt,
nisse zur Baugeschichte des Hauses liefern,         Führungen, Workshops und alle anderen
wird auch die Geschichte des Ritterhauses           Veranstaltungen wie Feste, Hochzeiten,
genauer erforscht. Im Staatsarchiv Zürich           Konzerte usw. nur bedingt durchgeführt
(StAZH) sind zahlreiche Urkunden erhalten,          werden. Insgesamt haben in der Saison 2020
die spannende Einblicke in die Geschichte           2’870 Gäste das Museum des Ritterhauses
des Ritterhauses bieten. Im Rahmen von              besucht und wir konnten 62 Gruppenfüh-
Masterarbeiten wurde der Urkundenbe-                rungen durchführen. Immerhin konnten fast
stand des StAZH genauer untersucht und              alle Nachtführungen für Kinder stattfinden,
einzelne Themenfelder minuziös erforscht.           da die jüngste Schliessung des Museums
Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden               ab dem 22. Dezember erst nach den geplan-
als vierteilige Vortragsreihe in der Kapelle        ten Angeboten griff und im Übrigen für
des Ritterhauses im September vorgestellt.          Veranstaltungen für Kinder und Jugend-
So konnten die neuesten Forschungsstän-             liche immer Ausnahmeregelungen in Kraft
de zur Gründungsgeschichte, den Herr-               traten.
schaftszentren und Besitzungen und zur
Stellung der Johanniterkommende Bubikon             Der Epochen-Kräutergarten bildete wäh-
sowie zur Bau- und Restaurierungsge-                rend der unberechenbaren Saison 2020 für
schichte vorgestellt werden. Jeweils                viele Menschen eine kleine Oase am Rande
20–30 Personen haben die Vorträge mit               Bubikons. Nachdem das ehrenamtlich
Spannung verfolgt. Um diese Beiträge                tätige Gartenteam unter der Leitung von
einem breiten Publikum zugänglich zu                Susan Mullarkey Mitte März die Winterab-
machen und die Forschungsgeschichte                 deckung entfernt hatte, konnten sofort die
des Ritterhauses zu dokumentieren, sind             blühende Alraune, das Lungenkraut und
diese Beiträge in Form einer Publikation            auch die blauen Veilchen bewundert wer-
erschienen, die im Ritterhaus erworben              den. Bis April war der Garten bereit, aber
werden kann.                                        Besucher durften nicht empfangen werden.

Jahrheft #84 | 2020 MUSEUMSSAISON 2020         26
Legende

Die Frühlingsblumen winkten mit ihrer               Pflanzen wachsen nicht immer gleich.
Blütenpracht quasi über den Zaun. Umso              So bildete der Färbewaid in diesem Jahr
mehr freute mich ein kurzes Gespräch mit            keine Blüten. Dahingegen war die Römi-
Vorbeikommenden, die erzählten: «Wir                sche Kamille lange zu bewundern. Die
gehen hier fast jeden Tag spazieren und             ­Witterung des Jahres machte die Garten­
es ist jeden Tag ein wunderbarer Anblick,            arbeit äusserst angenehm, denn es regnete
der uns Mut macht.»                                  so oft, dass wenig gewässert werden musste,
                                                                          aber auch nicht so
Der Lockdown hat die
Pflanzenbeschaffung,
                            DER LOCKDOWN                                  ­häufig, dass Schäd-
                                                                           lings- oder gar Schne-
die nach wie vor von
Hans Frei offeriert wird,
                            HAT DIE PFLAN­                                 ckenbefall bekämpft
                                                                           werden mussten.
deutlich erschwert,          ZENBESCHAF­
denn nicht alle Pflan-
zen sind in der Schweiz
                            FUNG DEUTLICH                                 Das Gartenteam hat
                                                                          festgestellt, dass der
erhältlich und «Ausflü-
ge» ins angrenzende
                             ­ERSCHWERT.                                  Garten nicht nur für
                                                                          Menschen eine Oase
Ausland waren nicht möglich. Trotz einer            darstellt, sondern auch für Tiere: Die Katzen-
reduzierten Anzahl dieser zumeist einjäh-           minze wirkte stets gedrückt und konnte sich
rigen Pflanzen präsentierte sich der Garten         nicht richtig entfalten. Es stellte sich dann
im Sommer dann prachtvoll. Lediglich eine           heraus, dass eine Katze regelmässig ihr Son-
«Corona-Lücke» konnte nicht gefüllt wer-            nenbad auf dieser Minze liegend einnahm.
den: Der Krause Salbei war nicht erhältlich.        Tatsächlich kommt der Name wohl daher,
Dank der intensiven Vorarbeit des Garten-           dass der Hauptgeruchsstoff der Katzen­
teams konnten auch Pflanzen aus eigenem             minze (Nepetalacton) Katzen anzieht, die
Bestand nachgezogen werden, insbeson­               das Kraut fressen oder sich darin wälzen.
dere das Bilsenkraut.                               Offenbar besteht diese Wirkung sogar bei
                                                    Grosskatzen wie Löwen und Jaguaren.              →

                                               27
Wieder unter warmer Sonne konnte                  Leider haben mit Saisonende auch drei
Anfang November der Garten für den kom-           Gärtnerinnen ihren Abschied eingereicht:
menden Winter vorbereitet werden. Doch            Theres Schwegler und Pia Hättenschwiler
es herrschte noch nicht sogleich Winterru-        haben vier Jahre lang bei Regen und unter
he im Garten: Vom 3. bis zum 7. Dezember          brennender Sonne ihren Einsatz für den
bezogen Samichlaus und Schmutzli eine             Garten unter Beweis gestellt und Kati Bern-
Hütte im Garten, um dort die Kinder und           hard hat in den Jahren 2019 und 2020 die
ihre Eltern zu empfangen. Wegen der               ehrenamtliche Arbeit im Garten tatkräftig
Corona-Situation durften keine Hausbesu-          unterstützt. Im Namen der Ritterhausge-
che durchgeführt werden und so war dies           sellschaft danke ich allen drei Mitarbei-
eine ideale Lösung!                               terinnen für ihren Einsatz und ihr jeweils
                                                  individuelles Engagement für und im Gar-
                                                  ten des Ritterhauses und wünsche ihnen
                                                  alles Gute. Susan danke ich für die Planung
                                                  und Organisation aller Arbeiten und den
                                                  Bericht, den sie für diese Zusammenfassung
                                                  zur Verfügung gestellt hat.

                                                  Leider hat sich auch ein Museumsführer
                                                  verabschiedet: Kurt Graf war von 1988 bis
                                                  2003 im Vorstand der RHG und hat nach
                                                  den Festspielen 1992 begonnen, Füh-
                                                  rungen durch das Museum im Ritterhaus
                                                  zu machen und dabei die verschiedenen
                                                  Museumsneuerungen und Anpassungen
                                                  mitgetragen. Ausserdem hat er sich in die
                                                  Themen der Sonderausstellungen einge-
                                                  arbeitet, um auch diese den Besuchenden
                                                  näherbringen zu können. Seine Führungen
                                                  haben stets ihr Zielpublikum begeistert
                                                  und die Freude am Haus deutlich gespie-
                                                  gelt. Kurt erzählte mir, dass das grösste
                                                  Lob von einer Teilnehmerin war, die ihm in
                                                  Basler Dialekt sagte: «Herr Graf, Sie sind der
                                                  geborene Museumsführer.» Im Namen des
                                                  Vorstandes danke ich Kurt Graf für seinen
                                                  zuverlässigen Einsatz und sein Engagement,
                                                  das Ritterhaus Bubikon zu repräsentieren.
Der Epochen-Kräutergarten nach
der Museumsöffnung im Mai

Jahrheft #84 | 2020 MUSEUMSSAISON 2020       28
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