KULTUR DER STADT REGENSBURG

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KULTUR DER STADT REGENSBURG
KULTUR ENTWICKLUNGSPLAN DER STADT REGENSBURG

DER STADT REGENSBURG
                       ENTWICKLUNGS
                       KULTUR
PLAN
KULTUR DER STADT REGENSBURG
Kulturentwicklungsplan
der Stadt Regensburg
beschlossen durch den Stadtrat
am 26. März 2015

                                      INHALT

                                                   Vorwort des Oberbürgermeisters . ................................ 02                                           4.     Leitbild Regensburg 2020 und Maßnahmen ....... 35                                                                    6.    Der Erarbeitungsprozess ........................................................ 89
                                                   Vorwort des Kulturreferenten . ......................................... 04                                    4.1    Leitthemen . ......................................................................................... 37            6.1   Der Planungsprozess für den
                                                                                                                                                                  4.1.1  Kulturelle Teilhabe ........................................................................ 38                            Kulturentwicklungsplan .......................................................... 91
                                                                                                                                                                  4.1.2  Junge Stadt Regensburg ......................................................... 43                                  6.2   Die Arbeitsorgane . ....................................................................... 94
                                      1.           Präambel ................................................................................................ 05   4.1.3  Zugang zu Kunst und Kultur ............................................... 45                                        6.3   Alle am Entwicklungsprozess Beteiligten . ............ 94
                                                                                                                                                                  4.1.4  Geistiger Raum für kulturelle Entwicklung .......... 47                                                              6.4   Es geht weiter! .................................................................................. 97
                                                                                                                                                                  4.1.5  Physischer Raum für Kultur . ............................................... 50
                                      2.           Das Vorhaben „Kulturentwicklungsplan                                                                           4.1.6  Kulturelle Stadtteilentwicklung ...................................... 54

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Inhaltsverzeichnis
                                                   für Regensburg“............................................................................. 09                4.1.7  Kulturvermittlung ......................................................................... 56                             Fußnoten . ............................................................................................ 98
                                      2.1          Bedeutung und Ziele einer Kultur-                                                                              4.1.8  Bildung und lebenslanges Lernen . ................................ 61
                                                   entwicklungsplanung für Regensburg ....................... 11                                                  4.1.9  Vernetzung und Kooperation ............................................. 63
                                      2.2          Mit Regensburgerinnen und Regensburgern für                                                                    4.1.10 Von Regionalität bis Internationalität . ..................... 65                                                          Anhänge: . ............................................................................................. 99
                                                   Regensburgerinnen und Regensburger ..................... 13                                                    4.1.11 Musikstadt Regensburg: „Mehr Musik,
                                      2.3          Die vier Phasen zur Erarbeitung des                                                                                   viel mehr zeitgenössische Musik!“. .............................. 68                                                       Anhang 1: Stoffsammlung: Ergebnisse aus der
                                                   Kulturentwicklungsplanes .................................................... 14                               4.1.12 Museumsstadt Regensburg .................................................. 71                                              Beteiligung Kulturakteure und Politik ................... 100
                                                                                                                                                                  4.2    Vision 2020 .......................................................................................... 74
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Anhang 2: Zusammenfassung
                                      3.    Kulturstadt Regensburg ........................................................... 15                                                                                                                                                                   Bürgerbefragung .......................................................................... 116
                                      3.1   Der Kulturbegriff – eine Definition ................................ 17                                               5.           Das Zukunftsbild des Kulturreferates.
                                      3.2   „Regensburg ist…“.......................................................................... 18                                     Das Kulturreferat als… .............................................................. 77
                                      3.3   Das kulturelle Selbstverständnis . .................................. 20                                              5.1          Transparenter Förderer und Unterstützer
                                      3.4   Der kulturelle Auftrag . .............................................................. 22                                         der Kultur .............................................................................................. 79
Herausgeber:                          3.5   Nutzerinnen und Nutzer kultureller                                                                                    5.2          Kommunikator, Kulturvermittler und
Stadt Regensburg,                           Angebote ............................................................................................... 23                        Vernetzer ............................................................................................... 82
Kulturreferat/Kulturamt               3.6   Akteure der Kulturarbeit ........................................................ 24                                  5.3          Kulturanbieter und Veranstalter ..................................... 85
Haidplatz 8, 93047 Regensburg         3.6.1 Kulturverwaltung und städtische                                                                                       5.4          Organisationseinheit ................................................................. 87
Telefon: 0941 507-1014                      Einrichtungen ................................................................................... 24
Fax: 0941 507-2004                    3.6.2 Freie Träger, Kulturakteure, Künstlerinnen
E-Mail: kulturreferat@regensburg.de         und Künstler . ...................................................................................... 32
www.regensburg.de/kultur              3.6.3 Staatliche und kirchliche Einrichtungen .................. 33
KULTUR DER STADT REGENSBURG
1
                       Präambel

KULTUR
ENTWICKLUNGS

PL A N
DER STADT REGENSBURG
KULTUR DER STADT REGENSBURG
Vorwort                                                                                                                                                                               Vorwort

    VORWORT DES OBERBÜRGERMEISTERS                        merken werden, befinden sich so manche Projekte         Aufgabenfeldern und Vorhaben geben, aber auch          Augenmerk beständig auf die Weiterentwicklung
                                                          und Aufgabenfelder auch bereits in Umsetzung:           hier muss vielmehr der Weg unser Ziel sein! Dazu       und die Umsetzungsmöglichkeiten der gestellten
    Ist Kultur denn überhaupt planbar? Haben wir in       Hier ist beispielsweise das Kulturportal mit der ei-    hoffe ich auf die Zusammenarbeit aller, die sich für   Aufgaben legen – immer mit einem großen und
    Regensburg nicht ohnehin ein Kulturangebot, das       gens entwickelten „Kulturdatenbank“ im Internet         die Kultur in Regensburg interessieren, die sich für   wichtigen Ziel vor Augen: Unsere Stadt noch lebens­
    sich sehen lassen kann? Wozu braucht es einen Kul-    zu nennen oder die Neukonzeption der Museen             die kulturellen Belange unserer Stadt engagieren       werter und lebendiger zu machen; urban, aufge-
    turentwicklungsplan für Regensburg?                   und die damit einhergehende dringliche Lösung           und sich stark machen und all derjenigen, die das      schlossen und auch mutig; gewillt, neue Wege ein-
                                                          der Depot-Frage. Das Museum der Bayerischen Ge-         kulturelle Angebot gerne wahrnehmen.                   zuschlagen und über den viel zitierten Tellerrand
    Kunst und Kultur und vor allem ihre Akteure sind      schichte, das zukünftig einen weiteren Akzent in                                                               hinauszublicken; auf Augenhöhe mit allen Beteilig-
    die Seismographen der Gesellschaft. Sie nehmen        die Regensburger Museumslandschaft setzen wird,         Bei manchen der im Folgenden angesprochenen As-        ten und unter Berücksichtigung und Teilhabe so
    Einfluss auf die Gegebenheiten unserer Stadtge-       befindet sich im Bau und das Haus der Musik, das        pekte und Ansätze mag man gegebenenfalls ver-          vieler Regensburgerinnen und Regensburger wie
    sellschaft, auf unser Zusammenleben und damit         allen, und besonders unserer Jugend, offen steht        sucht sein zu denken: „Das versteht sich doch von      möglich.
    nicht zuletzt auch auf unsere Lebensqualität. Dem     sowie die Stadtteilbücherei Candis im Regensbur-        selbst!“, „Warum müssen diese Zeilen in einem sol-
    sollte stets Rechnung getragen und der dafür not-     ger Stadtosten sind bereits verwirklicht.               chen Plan festgehalten sein?“. Aus einem sehr ein-     Mein Dank gilt allen, die sich an der Erarbeitung des
    wendige Freiraum gegeben werden.                      Was mich dabei besonders freut: Es wird eine deut­      fachen Grund: Wir wollen hier eine stimmige Vision     Kulturentwicklungsplanes mit ihren Ideen und An-
                                                          liche Verbesserung der Situation um die Wartelis-       und eine fundierte Zukunftsperspektive davon for-      regungen, mit vielen konstruktiven Verbesserungs-
    Der nun vorliegende Kulturentwicklungsplan soll       ten auf die begehrten Plätze in der Sing- und Mu-       mulieren, wie wir uns die kulturelle Zukunft Regens-   vorschlägen und auch Wünschen, mit Engagement
    genau dafür ein Leitfaden sein – ein tragfähiger      sikschule geben – durch den Ausbau des Angebots         burgs vorstellen. Es ist wichtig und meines Erach-     und Interesse beteiligt haben. Nur durch die Zusam­
    Arbeitsrahmen für unser kulturpolitisches Handeln,    und der notwendigen Stellen für Lehrerinnen und         tens unerlässlich, hier alle notwendigen Aspekte in    menarbeit der zahlreichen Akteure im Kulturbereich,
    der die Schwerpunkte der Kulturentwicklung nennt      Lehrer, die mit unseren Kindern musizieren.             unseren Köpfen zu verfestigen, um sie zur Grundla-     der Bürgerinnen und Bürger und meiner Mitarbei­
    und Perspektiven aufzeigt. Diesen Rahmen gilt es                                                              ge unseres Handelns und unserer kulturpolitischen      ter­innen und Mitarbeiter in der Stadtverwaltung
    nun mit Leben zu erfüllen und die geplanten Maß-      Andere Aufgabenfelder, die wir uns mit der Formu-       Anstrengungen zu machen.                               konnte dieses engagierte Vorhaben gelingen.
    nahmen tatkräftig in die Umsetzung zu führen.         lierung dieses Planes gestellt haben, werden uns
    Stellen Sie sich etwa einen großen, prächtigen Bil-   noch länger beschäftigen – weil sie etwa mit einem      Der Kulturentwicklungsplan für Regensburg be-          Ich freue mich auf die nächsten Schritte, die dieser
    derrahmen vor – in diesen wollen wir künftig viele    höheren zeitlichen und finanziellen Aufwand oder        schreibt dafür ein Leitbild mit zwölf kulturellen      Kulturentwicklungsplan nun zu gehen hat. Vielen
    kleine Mosaiksteine einsetzen und das Bild, das       mit einem umfangreicheren Auf- beziehungsweise          Leitthemen, nennt uns entsprechende Zielformu­         Dank für Ihr Mitwirken bei den Aufgaben und Pro-
    wunderbare Motiv, nach und nach vervollständi-        Ausbau personeller Ressourcen verbunden sind.           lierungen und konkrete Aufgabenfelder. Für deren       jekten, die wir gemeinsam umsetzen wollen!
    gen.                                                  Und freilich: Nicht alles wird sich bis 2020 (der po­   Umsetzung soll uns dieser Plan als nützlicher Be-
                                                          litische Auftrag spricht von einer „Agenda 2020“)       gleiter dienen.
    Dass die Umsetzungsschritte nicht alle zeitgleich     realisieren lassen, wir werden jedoch die notwendi-
    von statten gehen können, versteht sich von selbst    gen Weichen dafür stellen! Es wird Veränderungen        Der Prozess „Kulturentwicklungsplan“ wird dem-         Joachim Wolbergs
    und wie Sie bei der Lektüre der folgenden Seiten      und erforderliche Anpassungen zu den gestellten         nach fortwährend im Fluss sein, wir werden unser       Oberbürgermeister

2                                                                                                                                                                                                                                3
KULTUR DER STADT REGENSBURG
1
                 Vorwort

    VORWORT DES KULTURREFERENTEN                        Bestimmungen und steht oft auch im Widerspruch
                                                        zu ihnen. Städtische Kulturarbeit ist deshalb ein
    Viel Zeit und Energie, viel Arbeitskraft und auch
    Herzblut haben wir gemeinsam investiert – die
                                                        offener Prozess, angewiesen auf neue Ideen und
                                                        Impulse von innen wie von außen. Diese wiederum
                                                                                                               Präambel
    engagierten Bürgerinnen und Bürger, die Regens-     können nur einer Atmosphäre entspringen, die
    burger Kulturgestalterinnen und -gestalter, die     vom Verständnis für die zentrale Rolle einer leben­
    Lenkungsgruppe Kulturentwicklungsplan, die          digen Kultur in einer städtischen Gesellschaft ge-
    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kulturre­       prägt ist.
    ferat (und hier allen voran im Kulturamt) sowie
    die Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwal-       „Kultur lebt nur dort, wo man mit ihr lebt“, hat der
    tung. Nach einer ausführlichen Bestandsaufnah-      bekannte Theatermann, Philosoph und große Men-
    me mit den Kulturakteuren und einer Bürgerbe-       tor des Kulturmanagements August Everding ein-
    fragung in Zusammenarbeit mit der Ostbaye­          mal gesagt. In diesem Sinne möge auch zukünftig
    rischen Technischen Hochschule wurde in einem       das Begleiten und Zulassen, das Fördern, Entwi-
    umfangreichen Diskussions- und intensiven Be-       ckeln und Weiterstreben und insbesondere auch
    teiligungsprozess ein ausgewogenes Strategie­       das Gestalten durch die öffentliche Hand, Moti­
    papier erarbeitet. Wichtige kulturelle Kernauf­     vation und Herausforderung für die Kulturarbeit
    gaben der öffentlichen Hand, Profilierung der       der nächsten Jahre sein.
    Stärken und Formulierung neuer Dimensionen
    führten zu einem Ergebnis, mit dem Authenti­
    zität und Identität der Welterbestadt Regens­-
    burg im kulturellen Sektor in den nächsten Jah-     Klemens Unger
    ren gelebt und weiterentwickelt werden sollen.      Kulturreferent

    Sinn städtischer Kulturplanung kann jedoch nicht
    sein, alle Inhalte der zukünftigen Kulturpolitik
    über Jahre hinaus festlegen zu wollen. Lebendige
    Kultur entzieht sich immer wieder verbindlichen

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KULTUR DER STADT REGENSBURG
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    1. KAPITEL
    PRÄAMBEL

    Die Stadt Regensburg hat sich in Zusammenarbeit          einerseits und die Weiterentwicklung eines leben-
    mit Kulturakteuren, Künstlerinnen und Künstlern          digen Stadtraums andererseits werden zukünftig
    und mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt            folgende Schwerpunkte zu berücksichtigen sein:
    auf den Weg gemacht, die zukünftige Kulturland-
    schaft in Regensburg gemeinsam zu gestalten und          Die demografische Entwicklung wird die Stadtge-
    die Rahmenbedingungen festzuschreiben, in denen          sellschaft vor Herausforderungen stellen. Ein wach-
    sich Kunst und Kultur in den kommenden Jahren            sender Anteil an älteren Menschen und deren Be-
    entfalten können.                                        dürfnisse sowie die Ansprüche der jüngeren Gene-
                                                             ration müssen ins Blickfeld genommen werden.
    Der Kulturentwicklungsplan ist damit eine zu-
    kunftsweisende Agenda für die kulturelle Arbeit          Diversität 1 und die Gleichstellung der Geschlechter
    der Stadt Regensburg. Er stellt den handlungslei-        im Kulturgeschehen sind eine Grundvoraussetzung
    tenden Rahmen der kulturpolitischen Aktivitäten          genauso wie die kulturelle Teilhabe von Migrantin-
    für die nächsten Jahre, bis ins Jahr 2020 und darü-      nen und Migranten. Die Herausforderungen der
    ber hinaus, dar. Die kulturpolitische „Agenda 2020“      Inklusion2, Integration und kulturellen Teilhabe wer-
    versteht sich als Teil der Stadtpolitik. Es gilt, eine   den die besondere Chance der Kulturarbeit durch
    Vision für Regensburg zu entwickeln, Perspektiven        Information, Bildung und gegenseitiges Verständ-
    und Leitthemen der Kulturpolitik festzumachen            nis sein; und dabei die Projekte und Maßnahmen
    und Akzente und Schwerpunkte zu setzen. Der Kul-         aller Ämter und städtischen Dienststellen durch-
    turentwicklungsplan soll die Vision von der Kultur-      dringen.
    stadt Regensburg im Jahr 2020 und darüber
    hinaus Wirklichkeit werden lassen. Er benennt da-        Kulturelle Bildung und Zukunftsfähigkeit im Kultur-
    für Ziele sowie Entwicklungschancen und spricht          betrieb sowie die klassischen Aufgaben und Res-
    für deren Umsetzung Empfehlungen und Aufgaben            sourcen der Kulturverwaltung sind zu sichern und
    aus. Er formuliert konkrete Vorhaben und lässt den-      weiterzuentwickeln. Qualität ist dabei eine Grund­
    noch Platz für Anpassungen und Entwicklungen.            anforderung allen kulturellen Handelns und Schaf-
                                                             fens. Nur so ist eine nachhaltig positive Entwick-
    Die Stadt Regensburg fühlt sich ihrer Geschichte         lung möglich.
    und Kulturgeschichte verpflichtet und nimmt
    gleichzeitig die gegenwärtigen Strömungen wahr.          Ziel der Kulturpolitik für die kommenden Jahre ist
    Für die Sicherung von Kontinuität und Tradition          es, das kulturelle Profil der Stadt Regensburg noch

6                                                                                                                    7
KULTUR DER STADT REGENSBURG
2
               Präambel

    weiter zu schärfen, kulturelle Alleinstellungsmerk-
    male zu etablieren und zur weiteren Verbesserung
    der Lebensqualität der Menschen sowie zur Wett-
    bewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Stadt beizu­
                                                                 Das Vorhaben
    tragen. Darüber hinaus gilt es, auch gute Voraus-
    setzungen für die unterschiedlichen Formen des        „Kulturentwicklungs-
    menschlichen Ausdrucks- und Gestaltungswillens
    zu schaffen. Das Kulturleben soll auf eine breite     plan für Regensburg“
    Basis gestellt werden, aber es soll auch Raum für
    Nischen, die nicht zwingend Breitenwirkung ent­
    falten, geschaffen werden.

8                                                                           9
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       2. KAPITEL
       DAS VORHABEN
     „ KULTUR­ENTWICKLUNGSPLAN
       FÜR REGENSBURG“

     Im Frühjahr 2008 hatten sich die Stadtratsfraktio-       Der Stadtrat verabschiedete den Kulturentwick-
     nen von CSU und SPD in ihrer Koalitionsvereinba-         lungsplan schließlich in seiner finalen Fassung.
     rung auf die Erarbeitung einer zukunftsweisenden         Die enthaltenen Ziele und Aufgabenfelder wer-
     kulturpolitischen Agenda geeinigt.                       den von der Stadtverwaltung berücksichtigt und
                                                              geben darüber hinaus Anregungen und Orientie-
     „Die Kulturpolitik in Regensburg ist auf eine mög-       rung für freie Kulturakteure.
     lichst breite Basis zu stellen und mit Zielvorgaben zu
     formulieren. Die Voraussetzungen dafür sind in der
     Erarbeitung einer kulturpolitischen Agenda 2020 mit
     einem zukunftsweisenden Leitbild und einem exak-         2.1 Bedeutung und Ziele einer
     ten Maßnahmenkatalog zu schaffen. Die Koalition              Kulturent­wicklungsplanung
     wird die Verwaltung beauftragen, diese kulturpoliti-         für Regensburg
     sche Agenda 2020 auf der Basis der Ergebnisse der
     Kulturhauptstadtbewerbung in Workshops unter             Regensburg hat sich für die Erarbeitung eines Kul-
     breiter Beteiligung von Kulturschaffenden und Bür-       turentwicklungsplanes und damit für einen syste-
     gerschaft, aber ggf. auch mit externer Hilfe zu entwi-   matisch angelegten Prozess entschieden, mit den
     ckeln.“ (Koalitionsvereinbarung für die Stadtratsperi-   Hauptmotiven,
     ode 2008 – 2014).
                                                              n den Menschen als kulturelles Wesen in den Mit-
     Im Dezember 2009 wurde im Kulturausschuss ein-             telpunkt zu stellen, die gesellschaftlichen wie
     stimmig über die Erarbeitung eines Kulturentwick-          kulturellen Prozesse aufzugreifen und sie kreativ
     lungsplanes für Regensburg entschieden.                    zu berücksichtigen.
     Das Konzept sollte durch das Kulturreferat unter
     Einbeziehung freier Kulturakteure und Kulturorga-        n durch den Erarbeitungsprozess des Kulturent-
     nisationen aller Art sowie durch die Teilnahme der         wicklungsplanes möglichst große Akzeptanz,
     Bürgerinnen und Bürger erarbeitet und von den po-          Toleranz und Konsens zwischen allen Beteilig­-
     litischen Gremien der Stadt beschlossen werden.            ten zu schaffen.

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KULTUR DER STADT REGENSBURG
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            Das Vorhaben                                                                                                                                                                                  Das Vorhaben

     n durch größere Transparenz, Vernetzung und Alli-     n durch die Neuorientierung und die Vorgaben des        2.2 Mit Regensburgerinnen                               tischen Lebens sowie die freie Szene werden in die
       anzen die Wege für alle Akteure zu verkürzen und      Kulturentwicklungsplanes den Auftrag der städ-            und Regensburgern für                               Betrachtung miteinbezogen – schon aufgrund der
       damit Kulturarbeit wirkungsvoller und effizien-       tischen Kulturverwaltung zu konkretisieren und            Regensburgerinnen und                               zahlreich vorhandenen Schnittstellen. Die städtische
       ter zu gestalten.                                     Akzente für die Aktivitäten des Kulturreferates           Regensburger                                        Kulturpolitik kann für diese Bereiche jedoch lediglich
                                                             zu setzen – mit dem Ziel, die Zusammenarbeit                                                                  Impulse und Anregungen geben, aber keine Vorga-
     n durch den Erstellungsprozess des Kulturentwick-       zwischen den Ämtern der Stadt, die direkt oder        Der Kulturentwicklungsplan bezieht im Interesse         ben machen.
       lungsplanes eine kritische Reflexion der bisheri-     indirekt mit Kulturarbeit befasst sind, zu erleich-   einer breitgefächerten Kulturarbeit die gesamte
       gen Kulturpolitik anzustoßen, dabei Stärken und       tern.                                                 kulturelle Landschaft in die Diskussion über die        Der Kulturentwicklungsplan richtet sich aber auch
       Schwächen zu identifizieren, um daraus eine Stra-                                                           Zukunft der Kultur mit ein: Die Regensburger Kul­       an die gesamte Stadtverwaltung, nicht-städtische
       tegie abzuleiten.                                   n eine mittel- und langfristige kulturpolitische        turakteure und Kulturanbieter, Künstlerinnen und        Kultureinrichtungen und -träger wie die Kirchen, a
                                                                                                                                                                                                                            ­n
                                                             Planung anzustoßen.                                   Künstler, Politikerinnen und Politiker, die organisa-   Kulturakteure, Sponsoren, Kulturnutzerinnen und
     n die kulturellen Potenziale zu entdecken und sich                                                            torischen und finanziellen Träger und nicht zuletzt     -nutzer, Vereine, Bildungseinrichtungen, die Wissen­
       als Kulturstadt weiterzuentwickeln sowie Lücken     n potenziellen Sponsoren präzisere Ansatzpunkte         die Kulturnutzerinnen und -nutzer – sowohl die          schaft, die Regierungsbezirke Oberpfalz und Nieder­
       zu schließen. Es gilt Stärken zu stärken, Regens-     für Kultursponsoring zu bieten, die im Einklang       bisherigen als auch die neu zu gewinnenden Kul­         bayern sowie an Medien und Interessenvertretun-
       burgs Profil als Kulturstadt zu schärfen und kul-     mit ihrer Unternehmensphilosophie stehen.             turinteressierten und Kulturbegeisterten.               gen.
       turelle Schwerpunkte zu setzen.
                                                           n die Kulturakteure in Regensburg besser zu ver-        Um dies bereits bei der Erstellung und im Erarbei-      Letztendlich betrifft der Kulturentwicklungsplan
     n durch ein attraktives kulturelles Umfeld nicht        netzen, sie bereits durch den Erarbeitungspro-        tungsprozess deutlich zu machen, waren Kultur­          alle Regensburgerinnen und Regensburger, denn
       nur die Lebensqualität für die Bürgerinnen und        zess des Kulturentwicklungsplanes miteinander         akteure, Künstlerinnen und Künstler sowie die Bür-      das Bemühen um das Kulturleben der Stadt leistet
       Bürger, sondern auch die Anziehungskraft Re-          in Kontakt zu bringen und den gemeinsamen             gerinnen und Bürger der Stadt in den unterschied-       gleichzeitig einen Beitrag zu einer lebenswerten
       gensburgs zu erhöhen – unter einem touristi-          Austausch anzuregen.                                  lichen Arbeitsschritten und Ergebnisstadien aktiv       Stadt.
       schen Gesichtspunkt für Besucherinnen und                                                                   am Prozess beteiligt.
       Besucher der Stadt wie auch unter einem wirt-       n das Thema Kultur in den Vordergrund zu stellen
       schaftlichen Aspekt als attraktiver Standort für      und die Gespräche über Kultur und Kulturpolitik       Der Kulturentwicklungsplan der Stadt Regensburg
       Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und            lebendig zu halten. Schon durch den Prozess der       kann ausschließlich Zielvorgaben und ein Maßnah-
       Mitarbeiter.                                          Kulturentwicklungsplanung wuchs das Interesse         menkonzept für den kommunalen Sektor der Kul-
                                                             an der kulturellen Entwicklung Regensburgs            turlandschaft unter Berücksichtigung zukünftiger
     n bewusst Raum für Ideen und daraus entstehen-          weit über den Kreis der unmittelbar Beteiligten       Entwicklungen formulieren. Der staatliche und der
       de Innovationen zu eröffnen.                          hinaus.                                               privatwirtschaftliche Bereich des kulturellen städ­

12                                                                                                                                                                                                                                  13
KULTUR DER STADT REGENSBURG
Das Vorhaben

     2.3 Die vier Phasen zur Erarbeitung
         des Kulturentwicklungsplanes
                                                          In der dritten Phase wurde der Entwurf des Kultur­
                                                          entwicklungsplanes den Bürgerinnen und Bürgern
                                                          vorgestellt und in verschiedenen Foren und Forma-
                                                                                                                     3
                                                                                                               Kulturstadt
     Der Kulturentwicklungsplan für Regensburg wurde      ten die Möglichkeit einer umfassenden Beteiligung

                                                                                                               Regensburg
     in einem 4-Phasen-Modell erarbeitet.                 eröffnet. Alle Regensburgerinnen und Regensbur-
                                                          ger waren eingeladen, den Entwurf zu kommentie-
     In der ersten Phase wurde der Arbeitsrahmen auf-     ren und sich in die gemeinschaftliche Diskussion
     gebaut und die Arbeitsorgane bestimmt.               einzubringen.

     In einer zweiten Phase wurden die Kulturakteure      Mit den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung wurde
     und Kulturorganisationen in den Prozess mit ein­     der Kulturentwicklungsplan vom Kulturreferat über-
     bezogen. In sechs Arbeitsgruppen3 wurden in der      arbeitet und in der vierten und letzten Phase vom
     „Konferenz der Kulturschaffenden“ Visionen und       Stadtrat bewertet und beschlossen.
     Ziele sowie konkrete Projektideen und Maßnah­-
     men für die kulturelle Zukunft Regensburgs ent-
     wickelt. Die entstandene „Stoffsammlung“ wurde
     in Arbeitsgruppentreffen und Sitzungen mit den
     Vertreterinnen und Vertretern der Stadtratsfrakti­
     onen weiter besprochen.
     In Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Tech­
     nischen Hochschule Regensburg initiierte das Kul-
     turreferat eine repräsentative Befragung als Teil
     der Bürgerbeteiligung im Rahmen des Kulturent-
     wicklungsplanes, um den Ist-Zustand zu analysie-
     ren und Entwicklungspotenziale aufzuspüren. Auf
     Basis des bis dahin Erarbeiteten formulierte das
     Kulturreferat einen ersten Entwurf des Kulturent-
     wicklungsplanes, der mit der städtischen Verwal-
     tung abgestimmt wurde.

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     3. KAPITEL
     KULTURSTADT REGENSBURG

     3.1 Der Kulturbegriff – eine Definition                     nicht zuletzt Lebensqualität und Sinnorientierung.
                                                                 Kunst und Kultur sowie die Teilnahme am kulturellen
     Die Stadt Regensburg verwendet als Begriffsbe-              Leben, ferner die durch die Teilnahme am sozialen
     stimmung für den Begriff „Kultur“ die Definition            Leben vermittelten und damit verflochtenen sozia-
     der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“              len Erfahrungen nähren und entwickeln bei den In­
     vom 11. Dezember 2007:                                      dividuen die handlungsleitenden Vorstellungen vom
                                                                 guten und gelingenden Leben.“ 5
     „Seit der UNESCO-Kulturkonferenz von Mexiko 1982
     wird international eine an anthropologischen und            Kunst ist dabei eine Ausdrucksform von Kultur. Die
     ethnologischen Begrifflichkeiten angelehnte Defini­         Kunst ist schöpferisches Gestalten aus den verschie­
     tion von Kultur benutzt, in der die Kultur als Gesamt-      densten Materialien oder mit den Mitteln der Spra-
     heit der unverwechselbaren geistigen, materiellen,          che, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und
     intellektuellen und emotionalen Eigenschaften an-           Welt, das einzelne Werk oder die Gesamtheit der
     gesehen wird, die eine Gesellschaft oder eine soziale       Werke einer Künstlerin, eines Künstlers oder einer
     Gruppe kennzeichnen, und die über Kunst und Litera-         Epoche.6 Jeder kulturelle Ausdruck ist dabei grund-
     tur hinaus auch Lebensformen, Formen des Zusam-             sätzlich gleichwertig.
     menlebens, Wertesysteme, Traditionen und Überzeu-
     gungen umfasst.“ 4
                                                                 Der vorliegende Kulturentwicklungsplan und der
     Dort heißt es weiter:                                       hier zur Anwendung gebrachte Ansatz einer prak­
                                                                 tikablen und zukunftsweisenden Kulturpolitik müs-
     „Kultur erlebt stetige Veränderung und Gestaltung.          sen den Kulturbegriff, vor allem im Zusammenhang
     Sie ist aber immer auch geprägt durch Geschichte            mit der direkten Kulturförderung, enger fassen.
     und kulturelles Erbe. Kultur beeinflusst das Leben der      Kulturpolitik hat den „Schutz und die Unterstützung
     Menschen. Im Handeln des Einzelnen und im Wirken            künstlerischer und kultureller Aktivitäten durch de­-
     der gesellschaftlichen Institutionen manifestiert sich      ren Förderung, die Sicherung der infrastrukturellen
     Kultur durch Symbolbildungen, humane Werte und              Grundlagen und die Schaffung kulturfreundlicher
     soziale Standards, die den Alltag erkennbar prägen.         Rahmenbedingungen“ zur Aufgabe und trägt zu-
     In der Kultur seiner Gemeinschaft findet jeder Mensch       dem Sorge für die „Herstellung der Voraussetzungen,
     vielfältige Möglichkeiten vor, sich mit dieser zu identi­   dass möglichst viele Menschen an kulturell-künstle­
     fizieren: Die Zugehörigkeit zu einer Kultur ermöglicht      rischen Ereignissen teilhaben können.“7

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 Kulturstadt Regensburg                                                                                                                                                                                Kulturstadt Regensburg

     Die Künstlerinnen und Künstler, die Einrichtungen       Regensburg…                                          n besitzt umfangreiche Sammlungsbestände in            n ist wichtiger Wirtschafts- und Technologiestand-
     und Institutionen im Kulturbetrieb und die kultur­                                                             überregional bedeutsamen Museen und Gale­              ort und Oberzentrum für Ostbayern.
     interessierte Bevölkerung sind die drei großen Adres­   n gründet auf einer fast 2.000 Jahre sichtbaren        rien. Die Sammlungsbestände, Kunstwerke und
     satengruppen der Kulturpolitik.                           Geschichte. 80 n. Chr. wurde das erste Kohor-        Alltagsgegenstände dokumentieren über 7.000          n ist eine Stadt im internationalen Dialog. So
     Gegenwärtige Kulturpolitik schließt die Vielfalt von      tenlager errichtet, 179 n. Chr. das Römerlager       Jahre hinweg Kulturepochen von der Vorge-              pflegt Regensburg die Städtepartnerschaften
     Alltags- und Breitenkultur ebenso wie Stadtteilkul-       „Castra Regina“ als einziger Legionsstandort         schichte bis in die Gegenwart.                         mit Aberdeen, Brixen/Bressanone, Budavár,
     tur und Interkultur mit ein, sie nimmt die kulturelle     in Bayern gegründet.                                                                                        Clermont-Ferrand, Odessa, Pilsen, Qingdao und
     Bildung in den Fokus und beschäftigt sich mit den                                                            n zählt seit dem Mittelalter zu den bedeutenden          Tempe durch einen regen Austausch im kultu­
     Fragen von Stadtentwicklung, Denkmalschutz und          n war einst blühende europäische Handelsme-            Musikzentren Deutschlands – mit den weltbe-            rellen und sportlichen Bereich. Schüler- und
     Baukultur.                                                tropole und ein politisches Zentrum des Heili-       rühmten Regensburger Domspatzen, Kirchen-              Studentenaustausch, Jugendbegegnungen und
                                                               gen Römischen Reiches und ist, als die größte        musik, Alter Musik, aber auch Jazz und einer           enge Beziehungen zwischen den Universitäten
                                                               unzerstört erhaltene mittelalterliche Stadtanla-     großen Anzahl an Chören und Orchestern so­wie          halten die Städtepartnerschaften lebendig.
                                                               ge Europas nördlich der Alpen, seit dem Jahr         einer aktiven Bandszene.
     3.2 „Regensburg ist…“                                     2006 UNESCO-Welterbe.                                                                                     n ist nicht nur Bischofssitz, sondern eine Stadt mit
                                                                                                                  n hat eine lebendige Theaterszene mit einem in-
                                                                                                                                                                           vielen konfessionellen Gesichtern. Neben katho-
                                                                                                                    novativen Fünf-Sparten-Theater, vielen freien
     „Regensburg ist alt und neu zugleich.“ Dieses Zitat     n besitzt über 1.400 Einzeldenkmäler im gesam-                                                                lischen und evangelisch-lutherischen Kirchen­
                                                                                                                    Bühnen und zahlreichen Laienbühnen.
     stammt von einem Mönch des Regensburger Klos-             ten Stadtgebiet: Mit dem Dom das Hauptwerk                                                                  gemeinden und Einrichtungen gibt es eine jüdi-
     ters St. Emmeram, aus der Mitte des 11. Jahrhun-          der gotischen Architektur in Süddeutschland,                                                                sche Gemeinde, russisch-, serbisch- und rumä-
                                                                                                                  n ist eine Kulturstadt, in der Hochkultur, Alltags-
     derts.                                                    mit der Steinernen Brücke das mächtigste                                                                    nisch-orthodoxe Gemeinden, ein buddhistisches
                                                                                                                    und Breitenkultur sowie Baukultur zu einem
                                                               Brückenbauwerk des Hochmittelalters in Euro-                                                                Zentrum sowie arabische und türkische Gemein-
                                                                                                                    lebenswerten Ganzen verschmelzen, in einer
     Mit diesen Worten beschrieb dieser die Kaiserstadt        pa und mit dem Alten Rathaus und seinem                                                                     dezentren der Muslime.
                                                                                                                    jungen und vitalen Urbanität.
     Regensburg im Mittelalter. Kaum ein Zitat wird bis        Reichssaal eines der bedeutendsten mittelalter-
     heute häufiger verwendet, um den Wesenskern               lichen Profanbauwerke Deutschlands.                n ist eine Stadt der Bürger. Zahlreiche soziale und    n liegt am nördlichsten Punkt der Donau und ist
     Regensburgs darzustellen. Denn jene Worte charak-                                                              kulturelle Initiativen, Vereine und Zusammen-          über den Fluss mit zahlreichen europäischen
     terisieren noch heute, fast 1.000 Jahre später, das     n besitzt den größten zusammenhängenden Be-            schlüsse prägen das Leben und die Gestalt der          Ländern verbunden. Mit der Donauraumstra-
     herausragende Merkmal der Stadt: Regensburg               stand an romanischer und gotischer Architek-         Stadt mit.                                             tegie und der Europaregion Donau-Moldau ist
     zählt zu den ältesten und historisch bedeutendsten        tur nördlich der Alpen und macht in seinen                                                                  Regensburg in Netzwerken der grenzüberschrei-
     Städten Deutschlands, verfügt über eine tausend-          Bauten die Entwicklungsstufen seiner Epochen       n ist Hochschulstadt mit einer Universität, der Ost-     tenden und internationalen Kooperation aktiv.
     jährige Urbanität und ist gleichzeitig eine moderne       deutlich.                                            bayerischen Technischen Hochschule und der
     europäische Stadt.                                                                                             Hochschule für katholische Kirchenmusik und          n ist mit rund 157.000 Einwohnern die viertgrößte
                                                                                                                    Musikpädagogik.                                        Stadt Bayerns.

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 Kulturstadt Regensburg                                                                                                                                                                                  Kulturstadt Regensburg

     n ist Stadt des europäischen Dialogs. Sie war im       3.3 Das kulturelle Selbstverständnis                     Regensburg besitzt eine große Zahl außergewöhn-        Partnerschaft mit Pilsen als Kulturhauptstadt Euro-
       Hochmittelalter bevorzugter Tagungsort für                                                                   licher Orte, die für kulturelle Aktivitäten bespielt,   pas 2015 entstanden sind sowie durch die dauer­haf-
       Reichsversammlungen und von 1663 bis 1806            Regensburg ist nicht nur eine Stadt am Fluss sowie      gestaltet und mit Leben erfüllt werden können.          ten Ko­o­perationen mit den Partnerstädten.
       für fast 150 Jahre Sitz des Immerwährenden           Universitäts- und Hochschulstadt. Regensburg ist        Die Galerienszene, die Museen, die Altstadtkinos
       Reichstags.                                          vor allem auch eine traditionsreiche Kulturstadt        und die ansässigen Verlage, eine große und vielfäl­     Regensburg ist als moderne europäische Stadt mit
                                                            und stellt in ihrem Selbstverständnis einen ge-         tige Theaterszene prägen das kulturelle Profil der      zahlreichen Unternehmen der Technologie und
     n ist wichtige Brückenbauerin der Kulturen zwi-        wachsenen und sich weiterentwickelnden, identi-         Stadt genauso wie eine stark ausgebaute und über        Hightech-Branche wie auch drei international aus-
       schen Ost und West. Allein die Universität Re-       tätsstiftenden Ort dar, in dem Geschichte erlebbar      die Jahre gewachsene Musikszene mit vielen Akteu­-      gerichteten Hochschulen ein Standort der Innova-
       gensburg pflegt Partnerschaften mit sieben           ist. Kontinuität wie auch die Veränderung dieser        ­ren.                                                   tionen. Mit der Errichtung und Etablierung eines
       Universitäten in Mittel-, Ost- und Südost­           nunmehr fast 2.000 Jahre alten sichtbaren Ge-                                                                   Kultur- und Kongresszentrums, einem neu entste-
       europa.                                              schichte machen ein Entdecken und Erfahren von          Wenn von Profil gesprochen wird, muss von Re-           henden Museumsquartier und dem Museum für
                                                            historischen Entwicklungen möglich und sind im          gensburg immer auch als Welterbestadt gespro-           Bayerische Geschichte stehen spannende Orte der
     n ist touristische Destination und Anziehungs-         Alltag der Regensburgerinnen und Regensburger           chen werden. Die knapp 1.000 im Ensemble Alt-           Auseinandersetzung mit Innovation und Tradition
       punkt für Gäste aus aller Welt. Das südliche         greifbar.                                               stadt und Stadtamhof erhaltenen historischen            vor der Realisierung.
       Flair der Altstadt, eine große Zahl traditionsrei-                                                           Denkmäler, die durch die UNESCO den Welterbe­
       cher Gasthäuser und moderner Restaurants             Regensburg kann nicht zuletzt aufgrund seines           titel erhalten haben, prägen das Stadtbild und          Die vorhandenen Stärken müssen gesichert und
       und eine Vielzahl von Einkaufs-, Unterhaltungs-      reichen Kulturangebotes als Kulturstadt bezeich­-       vermitteln eine reichhaltige Geschichte und Kul-        strategisch ausgebaut werden: Das ist die Heraus-
       und Ausgehmöglichkeiten werden den vielen            net werden, die große kulturelle Vielfalt macht die     turgeschichte.                                          forderung für die künftige Kulturentwicklung. Das
       nationalen wie internationalen Gästen gebo-          Stadt lebenswert und lebendig. Die kulturelle Viel-                                                             Bewusstsein für weitere Entwicklungen und in-
       ten.                                                 falt zeigt sich dabei                                   Regensburg ist eine junge, lebendige Stadt mit ei-      novative Ansätze zu schaffen sowie der Aus- und
                                                                                                                    ner hohen Anzahl Studierender. Die Vielseitigkeit,      Aufbau des Regensburger Kulturmanagements
                                                            „nicht nur in der unterschiedlichen Weise, in der das   Kreativität und Energie der ansässigen und in der       und der Kulturförderung innerhalb Europas für
                                                            Kulturerbe der Menschheit durch eine Vielzahl kultu-    Stadt freischaffenden Künstlerinnen und Künstler,       die Zukunft – dies werden die weiteren großen
                                                            reller Ausdruckformen zum Ausdruck gebracht, berei-     das aktive und weitreichende Bürgerengagement           Herausforderungen sein.
                                                            chert und weitergegeben wird, sondern auch in den       im Kulturbereich zeichnen das Kulturleben aus.
                                                            vielfältigen Arten des künstlerischen Schaffens, der
                                                            Herstellung, der Verbreitung, des Vertriebs und des     Regensburg und seine kulturelle Landschaft wer-
                                                            Genusses von kulturellen Ausdrucksformen, unab-         den auch über die Grenzen wahrgenommen –
                                                            hängig davon, welche Mittel und Technologien ver-       durch international vernetzte Projekte wie jene,
                                                            wendet werden.“ 8                                       die im Rahmen der Bewerbung um die Kultur-
                                                                                                                    hauptstadt Europas oder in Zusammenarbeit und

20                                                                                                                                                                                                                                21
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 Kulturstadt Regensburg                                                                                                                                                                                     Kulturstadt Regensburg

     3.4 Der kulturelle Auftrag                              sind, […] einschließlich der Jugendhilfe, des öffentli-   Vereinigungen, Gruppen und Initiativen ebenso          burg – von Kunst und Technik, schlägt kreative Fun-
                                                             chen Unterrichts und der Erwachsenenbildung, der          wie die städtischen Kultureinrichtungen als we-        ken. Die Energie dieser Spannungsfelder gilt es, für
     Die kulturpolitische Gestaltung liegt in Deutsch-       Jugendertüchtigung, des Breitensports und der Kul-        sent­liche Träger des kulturellen Lebens. Den Kul-     die Entwicklung der Stadt zu nutzen.
     land vor allem in den Händen der Kommunen.              tur- und Archivpflege“.                                   turakteuren soll deshalb sowohl geistiger als auch
     Ausschlaggebend dafür sind zum einen die kom-                                                                     physischer Raum gegeben und sie sollen in vielen
     munalen Selbstverwaltungsgarantien des Grund-           Aus dem Grundgesetz, der Landesverfassung und             Facetten, Schaffens- und Wirkungsfeldern unter-
     gesetzes. So gewährt Art. 28 Abs. 2 GG den Kom-         der Gemeindeordnung resultieren die Kulturhoheit          stützt und gefördert werden. Kulturpolitik möch-       3.5 Nutzerinnen und Nutzer
     munen das Recht, „alle Angelegenheiten der örtli-       der Kommune und die Selbstbestimmung in der               te dabei impulsgebend wirken und die dafür ge-             kultureller Angebote
     chen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in ei-          Ausgestaltung des kulturellen Auftrages. Der ge-          eigneten Rahmenbedingungen schaffen.
     gener Verantwortung zu regeln“. Zum anderen ist         zielte Auftrag zur Förderung der Kultur wird mit                                                                 Die Kulturarbeit ist in großem Maße auf die Nut­zer­
     die starke Stellung der Kommune in den Landes-          Art. 140 der Bayerischen Verfassung geregelt:             Für die Kulturentwicklung ist es wichtig, ein offe-    innen und Nutzer der kulturellen Angebote, also die
     und Kommunalverfassungen begründet. So garan-                                                                     nes Klima für Veränderungen zu schaffen, Neues         Bürgerinnen und Bürger sowie die Gäste der Stadt
     tiert die Verfassung des Freistaates Bayern, die        „(1) Kunst und Wissenschaft sind von Staat und Ge-        zu ermöglichen und ebenso die kulturelle Identi-       Regensburg, ausgerichtet.
     Bayern in Art. 3 Abs. 1 als „Rechts-, Kultur- und So-   meinde zu fördern.                                        tät und Authentizität zu pflegen. Die innovative
     zialstaat“ ausweist, den Gemeinden ihren eigenen        (2) Sie haben insbesondere Mittel zur Unterstützung       Kraft bedarf zur Verwirklichung stets der Wah-         Die Stadtgesellschaft verändert sich. Der Anteil der
     Wirkungskreis. Nach Art. 83 Abs. 1 fallen in die Zu-    schöpferischer Künstler, Gelehrter und Schriftsteller     rung der Freiheit der Kunst, die für die Realisie-     Bevölkerung außerhalb der historischen Altstadt
     ständigkeit der Gemein­den die „örtliche Kultur-        bereitzustellen, die den Nachweis ernster künstleri-      rung der von den Kunstschaffenden gewählten            wächst stetig. Die allermeisten Bewohner der Stadt
     pflege; Volks- und Berufsschulwesen und Erwach-         scher oder kultureller Tätigkeit erbringen.               Ausdrucksformen ihren Raum und ihre Zeit selbst        wohnen heute nicht in der historischen Altstadt.
     senenbildung; […] Erhaltung ortsge­schicht­licher       (3) Das kulturelle Leben und der Sport sind von Staat     bestimmt. Die Umsetzung von Kunst- und Kultur-         Auch der Anteil der älteren Menschen an der Bevöl-
     Denkmäler und Bauten“.                                  und Gemeinden zu fördern.“                                projekten und die vorhandenen Eigen­initiativen        kerung wächst, wohingegen der Bevölkerungsan-
                                                                                                                       sollen daher wiederum durch kulturpolitisches          teil junger Menschen in den kommenden Jahren
     Art. 57 Abs. 1 der Gemeindeordnung für den Frei-        Die Stadt Regensburg nimmt ihren kulturellen              Handeln an unterschied­lichen Stellen auf profes­      abnehmen wird. Und auch der Anteil der Menschen
     staat Bayern regelt die sogenannten „Aufgaben           Auf­trag sehr ernst. Sie fördert kulturelle Angebote,     sionelle Weise finanziell, ideell und organisato-      mit Migrationshintergrund wächst kontinuierlich.
     des eigenen Wirkungskreises“. Danach sollen die         setzt damit Impulse und ermöglicht zwischen-              risch gefördert werden.                                In den folgenden Jahren werden auch in kulturpoli-
     Gemeinden in ihrem eigenen Aufgabengebiet               menschliche Begegnungen. Die breite Teilhabe der                                                                 tischer Hinsicht die demografischen Veränderun-
                                                             Bevölkerung an den Kulturangeboten ist der Stadt          Das Spannungsfeld, das in der Wirkung von Kunst        gen unserer Gesellschaft zu berücksichtigen sein,
     „in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit die öffent-    Regensburg sehr wichtig.                                  und Kultur entsteht, positioniert die Stadt mit ih­-   denn der demografische Wandel verändert auch
     lichen Einrichtungen schaffen und erhalten, die nach                                                              rer Geschichte mitten in der Gegenwart und öff-        die kulturellen Bedürfnisse und Anforderungen.
     den örtlichen Verhältnissen für das wirtschaftliche,    Die Stadt Regensburg betrachtet die im Stadtge-           net ihr die Türen in die Zukunft. Das Aufeinander-     Trends und „Zeitgeist“ führen ebenfalls zu Verän­
     soziale und kulturelle Wohl und die Förderung des       biet tätigen Künstlerinnen und Künstler, Wissen-          treffen von Alt und Neu, von Tradition und Moderne     derungen in Kulturangebot und -nachfrage sowie
     Gemeinschaftslebens ihrer Einwohner erforderlich        schaftlerinnen und Wissenschaftler, kulturellen           und – besonders am High-Tech-Standort Regens­-         in der Kulturvermittlung.

22                                                                                                                                                                                                                                   23
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 Kulturstadt Regensburg                                                                                                                                                                                   Kulturstadt Regensburg

     3.6 Akteure der Kulturarbeit                              rung. Mit vielen beteiligten Partnern werden dafür     deren Durchführung ist ebenso Aufgabe des Kul­        Der Kulturbeirat:
                                                               Formate und Veranstaltungen entwickelt und um-         turamts. So ist es als Veranstalter für die Planung   Für die unabhängige Beratung und Expertise
     Die Vielfalt der wahrnehmbaren kulturellen Äuße-          gesetzt. Darüber hinaus wird von Seiten des Refe-      und Organisation von Großveranstaltungen wie
     rungen Regensburgs entsteht aus der Zusammen-             rates der internationale Kulturaustausch mit den       dem Bürgerfest oder dem Bayerischen Jazzweek­         Der Kulturbeirat ist ein von der Verwaltung unab-
     arbeit von Künstlerinnen und Künstlern, Bürgerin-         Partnerstädten und anderen Städten praktiziert         end verantwortlich und realisiert langjährig be­      hängiges Arbeits- und Beratungsgremium. Der
     nen und Bürgern, Kulturinstitutionen und der Kul-         und unterstützt. Das Kulturreferat fördert Initiati-   stehende Formate wie die Regensburger Tage der        Kulturbeirat berät den Oberbürgermeister, den
     turverwaltung. Koordinierungsstelle städtischer           ven durch die Bereitstellung kultureller Infrastruk-   Schülertheater.                                       Kulturausschuss des Stadtrates und das Kultur­
     Kultureinrichtungen ist das Kulturreferat.                tur, durch Geld- und Sachleistungen für Institutio-                                                          referat in kulturellen Angelegenheiten und soll
                                                               nen und Projekte und durch Auszeichnungen für          Das Kulturamt arbeitet mit den Kulturakteuren der     zudem das Verständnis und das Engagement für
                                                               Künstlerinnen und Künstler.                            Stadt zusammen und unterstützt Veranstaltungen        kulturelle Belange in der Bevölkerung auf breiter
                                                                                                                      aller Kultursparten gleich wie spartenübergreifen-    Basis fördern. Die Empfehlungen des Kulturbei­
     3.6.1 Kulturverwaltung und städtische                     Zudem hat das Referat eine begleitende und bera-       de Aktivitäten. Dabei organisiert und unterstützt     rates – beispielsweise zur Beratung über die Vor-
           Einrichtungen                                       tende Aufgabe: Indem es zusammen mit Partnern          das Kulturamt einen großen Teil der vom Kulturre-     schläge für die Kulturförderpreisträger der Stadt
                                                               Kooperationsveranstaltungen plant, Kulturakteure       ferat vorgegebenen kulturellen Jahresthemen. Die      Regensburg oder zu inhaltlichen Überlegungen
     LENKUNG UND FÖRDERUNG                                     und Kulturinstitutionen berät und sie bei der Pla-     Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der Internetauf-   zu den kulturellen Jahresthemen und weiterer
                                                               nung und Durchführung von kulturellen Veranstal-       tritt des Kulturamtes sowie Konzeption und grafi-     übergreifender kultureller Veranstaltungen –
     Das Kulturreferat:                                        tungen und Projekten unterstützt.                      sche Darstellung von Kommunikations- und Wer-         werden dem Stadtrat vorgelegt.
     Städtische Kulturförderung und -management                                                                       bematerial fallen in den Aufgabenbereich.
                                                                                                                                                                            Der Kulturbeirat besteht aus elf stimmberechtig-
     Das Kulturreferat setzt sich aus dem Kulturamt, den       Das Kulturamt:                                         Das Kulturamt ist überdies für die Organisation       ten Mitgliedern aus den verschiedenen Kultur-
     Museen der Stadt Regensburg, dem Amt für Archiv-          Für die zentrale Kulturverwaltung                      der Gremien, wie z. B. des Kulturbeirates und der     sparten und acht nicht stimmberechtigten Mit-
     und Denkmalpflege und der Sing- und Musikschule                                                                  städtischen Auszeichnungen im Kulturbereich zu-       gliedern aus den jeweiligen Stadtratsfraktionen.
     zusammen.                                                 Als Teil des Kulturreferates ist das Kulturamt für     ständig. Zudem engagiert es sich im kulturellen       Für jedes Mitglied ist eine Vertreterin oder ein
                                                               die zentrale Kulturverwaltung zuständig, es be-        Austausch mit den Partnerstädten durch gemein-        Vertreter berufen. Mehrmals jährlich tagt der
     Das Kulturreferat initiiert und gestaltet, fördert und    gleitet und fördert das städtische Kulturleben.        same Ausstellungen, Konzerte, Publikationen, Pro-     Kulturbeirat in Sitzungen, in denen die Mitglie­-
     begleitet das Kulturleben in Regensburg. Eine der         Eine wesentliche Aufgabe ist die städtische Kul­       jekte und die Konzeption und Durchführung von         der durch das Kulturreferat zu aktuellen Belan-
     primären Aufgaben ist die Entwicklung von Konzep­         turförderung. Das Kulturamt berät zu Fördermög-        kulturellen Rahmenprogrammen bei (Jubiläums-)         gen informiert und zum Austausch und zur Be-
     ten für Eigenveranstaltungen und Veranstaltungs-          lichkeiten und fördert kulturelle Veranstaltungen      Feierlichkeiten.                                      ratung gebeten werden.
     reihen. Die Implementierung von Jahresthemen              finanziell, durch Sachleistungen oder durch perso-
     stellt die kulturelle Arbeit eines Jahres jeweils unter   nellen Einsatz. Die Entwicklung von Konzepten für
     ein bestimmtes Thema und schafft damit Fokussie-          Eigenveranstaltungen und von Projekten neben

24                                                                                                                                                                                                                              25
3
 Kulturstadt Regensburg                                                                                                                                                                              Kulturstadt Regensburg

     MUSEEN UND GALERIEN                                    und immateriellen Erbes der Stadt Regensburg und       verstehen lernen. Ein Panorama der regionalen       Im Rahmen dieses Verfahrens werden Maßnahmen
                                                            der ostbayerischen Region. Dabei sollen vor allem      zeitgenössischen Kunst, und hier vor allem des      geprüft, die dazu geeignet sind, Baudenkmäler zu
     Die städtischen Museen und Galerien:                   Sammlungsgebiete im Fokus stehen, die nach ge-         ostbayerischen Kunstschaffens, spiegelt sich in     erhalten, zu verändern, an einen anderen Ort zu
     Für ein breitgefächertes Angebot an Kunst und          genwärtigem Ermessen einen hohen Zeugniswert           den Ausstellungsräumen der Städtischen Galerie      bringen oder zu beseitigen sowie Maßnahmen, die
     Kultur                                                 für die kulturgeschichtliche Entwicklung der Stadt     im Leeren Beutel wider.                             den Bestand oder das Erscheinungsbild eines Bau-
                                                            haben. Die Museen wollen Foren für lokal- und re-                                                          denkmals beeinträchtigen können.
     Die Stadt Regensburg verwaltet das Historische         gionalgeschichtliche Forschung sein sowie Wissen
     Museum, das Kepler-Gedächtnishaus, die Städti-         und Kompetenzen an ihre Adressaten vermitteln.                                                             Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Beratung und
     sche Galerie „Leerer Beutel“ und die vier geschicht­   Die Regensburger Museen verstehen sich als ser­-       ARCHIV UND DENKMALPFLEGE                            Unterstützung von Eigentümern und Besitzern von
     lichen Erlebnisorte „document Neupfarrplatz“,          viceorientierte Dienstleister und als Orte der Kom-                                                        Kulturdenkmälern in den Fragen der Pflege, des Un-
     „document Schnupftabakfabrik“, „document               munikation zu regionalgeschichtlichen, kultur- und     Das Archiv und die Denkmalpflege:                   terhalts und der Wiederherstellung von Kulturdenk-
     Reichstag“ im Alten Rathaus und „document Rö-          kunstgeschichtlichen Themen.                           Für die Wahrung und Vermittlung des kulturellen     mälern. Die Inventarisation, also die systematische
     misches Regensburg“. Die Philosophie des im Jahr                                                              Erbes                                               Erfassung der Denkmäler, ergänzt die Aufgaben des
     2003 initiierten Formats der „documente“ ist, Kul-     Die Museen und Galerien sind im Detail für Neuer-                                                          Denkmalschutzes. Die Inventarisation ist Grundvor-
     tur am authentischen Ort zu erleben – in einer au-     werbungen, Leihanfragen und Leihverkehr, konser-       Im Stadtarchiv werden städtisches Archivgut und     aussetzung für den Erhalt der Denkmallandschaft.
     ßergewöhnlichen Inszenierung ohne ausge­stellte        vatorische und wissenschaftliche Betreuung und         ergänzende Materialien gesammelt, nutzbar ge-       Erfassung und Publizierung dienen ferner dazu, den
     Exponate und nach dem Motto: “Man weiß nur,            Verwaltung der Ausstellungs- und Depotbestände,        macht und ausgewertet. Das Archiv betreut wis-      Denkmalbestand einer möglichst breiten Öffent-
     was man hört und sieht!“. Eine Vermittlung von         Besucherdienste, Führungen, Verwaltung der Mu-         senschaftliche Projekte zur Stadt- und Regional­    lichkeit näher zu bringen. Eine wissenschaftliche
     Kulturgütern in dieser Form ist einzigartig und ein    seumsbibliothek und Restaurierungsaufgaben zu-         geschichte und publiziert zu historischen Themen,   Datenbank zum Regensburger Denkmälerbestand
     Regensburger Spezifikum.                               ständig. Sie sind Sammlungs- und Forschungsstät-       es gibt unter anderem die „Regensburger Studien“    innerhalb und außerhalb des Welterbeareals neben
                                                            ten und verstehen sich dabei gleichzeitig als Infor-   heraus. Es erfüllt Aufgaben gemäß des Bayerischen   denkmalpflegerischen und kunstgeschichtlichen
     Zusammen mit dem Freistaat Bayern und dem              mations- und Erlebnisorte für die Besucherinnen        Archivgesetzes.                                     Publikationen, wie z. B. „Denkmalpflege in Regens-
     Fürstlichen Haus Thurn und Taxis präsentiert die       und Besucher.                                                                                              burg“, macht dies deutlich. Auch der jährlich statt-
     Stadt die Fürstliche Schatzkammer, gemeinsam                                                                  Die Denkmalpflege beschäftigt sich mit der In-      findende „Tag des offenen Denkmals“ dient der Ver-
     mit Bund und Freistaat das Kunstforum Ostdeut-         Eine besondere Bedeutung kommt der Kulturver-          standhaltung des Stadtbildes. Sie dokumentiert      breitung des Denkmalschutzgedankens.
     sche Galerie und zusammen mit dem Naturwis­            mittlung zu. Die Museumspädagogik eröffnet den         historische, baugeschichtliche und archäologische
     senschaftlichen Verein das Naturkundemuseum            Besucherinnen und Besuchern Zugänge zur Kunst-         Funde und Befunde. Die Denkmalpflege ist außer-     Im Rahmen des UNESCO-Sonderprogrammes hat
     Ostbayern.                                             und Kulturgeschichte in Regensburg, Ostbayern          dem für den Vollzug der Aufgaben der Stadt als      die Denkmalpflege Projekte inhaltlich strukturiert:
                                                            und darüber hinaus. Sie sollen die Besonderheiten      Untere Denkmalschutzbehörde zuständig, zu de-       Zum einen das denkmaldidaktische und restaura-
     Die zentrale Aufgabe aller Regensburger Museen         der Geschichte und die Einmaligkeit der Kultur-        ren Leistungen primär die Durchführung des denk-    torische Gesamtprojekt „Römisches Regensburg“,
     ist das Sammeln und Bewahren des materiellen           und Kunstgeschichte Regensburgs kennen- und            malrechtlichen Erlaubnisverfahrens gehört.          das inhaltlich von der Unteren Denkmalschutzbe-

26                                                                                                                                                                                                                            27
3
 Kulturstadt Regensburg                                                                                                                                                                             Kulturstadt Regensburg

     hörde betreut wird. Dabei wird die im Altstadtbe-       Im Informations- und Besucherzentrum Welterbe       MUSIK UND THEATER                                   Die Musikschule hat die Aufgabe, Kinder und Ju-
     reich vorhandene römische Bausubstanz restau­           im Salzstadel wird auf zwei Etagen Ausstellungs-                                                        gendliche an das gemeinsame Musizieren heran-
     ratorisch-kon­servatorisch überarbeitet und mu­         fläche Regensburgs Geschichte zum Erlebnis. Eine    Die städtische Sing- und Musikschule:               zuführen. Dies geschieht sowohl in einem qualifi-
     seumsdidaktisch in einen Gesamtzusammenhang             Dauerausstellung gibt in fünf Themenbereichen       Für die musische Bildung der Jugend                 zierten und instrumental vielseitigen Unterricht
     gestellt. Ein zweites Projekt ist die Inventarisation   einen Überblick über die Besonderheiten der Stadt                                                       als auch in unterschiedlichen Instrumentalgrup-
     des denkmalgeschützten Häuserbestandes inner-           und wirft Schlaglichter auf ihre Geschichte. Ein    In der Regensburger Sing- und Musikschule wird      pen und Orchestern, die den Unterricht ergänzen.
     halb des Ensembles Altstadt Regensburg mit Stadt­       interaktives Stadtmodell stellt das Welterbe-En-    Musikunterricht im Bereich Früherziehung – in       Der Musikunterricht erfolgt nach dem Lehrplan
     amhof sowie des Denkmalbestandes im übrigen             semble dar, mit eindrucksvollen Exponaten und       der Grundausbildung wie auch im weiterführen-       des Verbandes Deutscher Musikschulen – dies be-
     Stadtgebiet.                                            Objekten. Über interaktive Spielstationen und Me-   den Unterricht – erteilt. Im Einzel- und Gruppen-   deutet, dass der Unterrichtsfortschritt durch Vor-
                                                             dieninstallationen wird zudem die gegenwärtige      unterricht, Unterricht in Klassen wie auch im       spiele, Konzerte und Prüfungen beobachtet wird.
     Stadtarchiv und Denkmalpflege unternehmen und           Stadtentwicklung vermittelt. Ein Bereich für Son-   Ensemble- und Theorieunterricht werden ver-         Darüber hinaus bietet die Musikschule Studienvor-
     unterstützen darüber hinaus Forschungen zur Re-         derpräsentationen bietet durch die Zusammenar-      schiedene Musikinstrumente und Gesang ge-           bereitung durch Förderklassen an. Die Förderklas-
     gensburger Stadt-, Bau-, Kunst-, Sozial- und Wirt-      beit mit Bildungs- und Kultureinrichtungen die      lehrt. Die Sing- und Musikschule ist zudem Ver-     sen werden durch die Qualitätsbausteine „Freiwil­
     schaftsgeschichte.                                      Möglichkeit, die verschiedenen Aspekte des Welt­    anstalter von Konzerten und öffentlichen Auf-       lige Leistungsprüfung“, Konzerte, Wettbewerbe
                                                             erbes aus unterschiedlichen Gesichtspunkten         tritten in Regensburg, in der Region und darüber    und „Kompetenznachweis Musik“ ergänzt.
                                                             aufzubereiten und das Thema in der Stadtgesell-     hinaus.
     Welterbekoordination:                                   schaft zu kommunizieren. Neben einem Veranstal-
     Für die Förderung der kulturellen Identität und         tungsbereich für bis zu 50 Personen findet hier     Die Singschule führt Kinder und Jugendliche, ins-   Das Theater Regensburg:
     die Schärfung des Welterbe-Profils                      ebenso ein mu­seumspädagogisches Programm           ­besondere im Grundschulalter, an das gemein-       Fünf-Sparten-Theater mit Musiktheater, Schau-
                                                             statt, das das Welt­erbe Regensburg altersgerecht    same Singen heran. Dabei übernimmt die Sing-       spiel, Tanz, Jungem Theater und Konzerten an
     Die Welterbekoordination ist Koordinierungs- und        vermittelt.                                          schule sowohl die Aufgabe einer soliden musika-    unterschied­lichen Spielstätten
     Anlaufstelle für die Belange des Welterbes und für                                                           lischen Grundausbildung als auch die Unterwei-
     die Vorgaben des UNESCO-Welterbeprogrammes.                                                                  sung der Jungen und Mädchen im Chorgesang.         Das Theater Regensburg als Zentrum für darstel-
     Sie ist für die Öffentlichkeitsarbeit zur Erklärung                                                          Der Entwicklung der Schulen hin zu gebundenen      lende Künste in Ostbayern verfügt über mehrere
     und Vermittlung des Welterbes verantwortlich,                                                                und offenen Ganztagsschulen wird dabei Rech-       Spielstätten in der Regensburger Altstadt: Das
     fördert den wissenschaftlichen Austausch und die                                                             nung getragen, der Unterricht findet deshalb       The­ater am Bismarckplatz, das Velodrom, das
     Netzwerkbildung mit anderen Welterbestädten                                                                  sowohl in der Grundschule als auch im neuen        Theater am Haidplatz und das Kinder- und Ju-
     und führt das UNESCO-Monitoring durch. Zudem                                                                 Haus der Musik statt. Die Singschule nutzt Ko­-    gend­theater – zukünftig im Haus der Musik.
     liegt die Fortschreibung des im Jahr 2012 verab-                                                             o­perationen, etwa mit dem städtischen Kinder-     Auch im Turmtheater können Veranstaltungen
     schiedeten Welterbe-Managementplanes in der                                                                  und Jugendtheater. Einen wesentlichen Platz im     des Stadt­theaters stattfinden. Darüber hinaus ist
     Verantwortung der Koordinierungsstelle.                                                                      Lehrplan nimmt die Aufführungspraxis ein.          das Theater Regensburg im Innenhof des Thon-

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