KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR - JULIUS BÄR STIFTUNG
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KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 2 Tabelle 5 Spillover-Effekte im lokalen Tourismus durch die Konsumausgaben Zusammenfassung der Besucher der öffentlich (Übersetzungen der Zusammenfassung geförderten Kulturinstitute 21 in den Sprachen Englisch, Französisch Tabelle 6 Gesamte Ergebnisse der und Italienisch finden sich im Anhang Wirkungsanalyse: Wertschöpfungs- ab Seite 27.)4 und Beschäftigungseffekte in der 1 Einleitung 7 Stadt Zürich und im Kanton Zürich 23 2 Ergebnisse der Besucherbefragung 10 GRAFIKVERZEICHNIS 2.1 Stichprobe 10 2.2 Auswertung 11 Grafik 1 Transmissionskanäle: Einfluss der Kultur auf die regionale Wirtschaft 8 3 Ergebnisse der makroökonomischen Grafik 2 Analysedesign 9 Wirkungsanalyse16 Grafik 3 Stichprobe 10 3.1 Direkte Effekte 16 Grafik 4 Herkunftsländer 11 3.2 Indirekte und induzierte Effekte 18 Grafik 5 Herkunftsland nach Kulturinstitution 12 3.4 Spillover-Effekte im lokalen Tourismus 19 Grafik 6 Verweildauer in Zürich und Art der 3.5 Ergebnisse der Wirkungsanalyse 22 Unterkunft13 4 Ausblick 24 Grafik 7 Hauptmotiv 14 Grafik 8 Transportmittel nach Zürich 14 5 Fazit 26 Grafik 9 Konsumausgaben pro Besucher 6 Anhang: und Tag (CHF) 15 Übersetzungen der Zusammenfassung 27 Grafik 10 Bruttowertschöpfung der Executive Summary 27 Kulturinstitute17 Résumé 30 Grafik 11 Effekte für Stadt und Kanton 18 Sintesi 33 Grafik 12 Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der öffentlich geförderten Impressum 36 Kulturinstitute22 Grafik 13 Projektion Logiernächte bis 2019 TABELLENVERZEICHNIS (Index; 2000 = 100) 24 Grafik 14 Projektion der Bruttowertschöpfung Tabelle 1 Ergebnisse der Wirkungsanalyse der öffentlich geförderten im Überblick 6 Kulturinstitute bis 2019 25 Tabelle 2 Indirekte und induzierte Effekte in der Stadt Zürich aufgrund des Betriebs der öffentlich geförderten Kulturinstitute 19 Tabelle 3 Konsumausgaben der Besucher ausserhalb der Kulturinstitute (CHF Mio.) 20 Tabelle 4 Konsumausgaben der Besucher mit spezifischem Reisemotiv ausserhalb der Kulturinstitute (CHF Mio.) 20 1
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR VORWORT Wenn von Kultur die Rede ist, denkt man an viele unterschiedliche Aspekte dieses vielschichtigen Themas: etwa an bekannte Künstler und Werke, renommierte Institutionen oder die Kulturförderung. Selten jedoch wird der Kulturbereich auch als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen. Zu Unrecht, wie die vorliegende Studie zur «Kultur als Wirtschaftsfaktor» in Zürich zeigt: Allein im Jahr 2013 erbrachten die 61 öffentlich geförderten Kulturein richtungen der Stadt Dienstleistungen im Wert von fast 300 Millionen Schweizer Franken – mehr als 1300 Arbeitsplätze waren im Kulturbereich angesiedelt oder damit verbunden. Zudem profitierten zahlreiche Tourismusbetriebe und Detail händler von den 1,7 Millionen Besuchern der Kultureinrichtungen. Dies sind eindrucksvolle Zahlen, welche die Bedeutung des Kulturbereichs für die Gesellschaft auch in wirtschaftlicher Hinsicht unterstreichen. Mit seiner hohen Wertschöpfung ist der Kulturbereich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Zürich Julius Bär fühlt sich diesem Thema in mehrfacher Hinsicht verbunden. Als in Zürich gegründetes und ansässiges Unternehmen sind wir einerseits ein Teilnehmer am hiesigen Wirtschaftsleben. Andererseits ist die Förderung von Kunst und Kultur seit unserer Gründung ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Engagements unserer Gruppe. Diese beiden Perspektiven – das Rationale und das Emotionale – miteinander in Verbindung zu bringen, war uns bereits vor dreissig Jahren ein Anliegen: Damals hatten wir eine erste Studie zur «Kultur als Wirtschaftsfaktor» in Auftrag gegeben, die viel Beachtung fand. 2
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums unserer Bank und des 50-Jahr-Jubiläums der Julius Bär Stiftung wollen wir mit unserer aktuellen Publikation erneut die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken – auch deshalb, weil dieser Aspekt des kulturellen Schaffens in den vergangenen Jahren eher vernachlässigt wurde und sich über die Zeit stark verändert hat. Gerne möchte ich an dieser Stelle den Mitarbeitenden des Forschungsinstituts BAKBASELfür die Durchführung der Studie danken und der Stadt Zürich für die konstruktive Zusammenarbeit. Ich hoffe, durch die Studie können Sie Ihren nächsten Konzert- oder Museumsbesuch aus einer neuen Perspektive betrachten. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Boris F. J. Collardi CEO der Bank Julius Bär und Präsident der Julius Bär Stiftung 3
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR ZUSAMMENFASSUNG Kultur als Wirtschaftsfaktor Spillover-Effekte: Die Kultureinrichtungen der Stadt Zürich werden Ausgaben der Besucher im lokalen Tourismus gegenwärtig mit mehr als CHF 200 Mio. geför- Im Jahr 2013 zählten die öffentlich geförderten dert. Kanton und Stadt Zürich sind hierbei die wich Kulturinstitute der Stadt Zürich rund 1,7 Mio. tigsten Geber. Das ist die Kostenseite der Kultur. Besucher. Häufig profitieren von den Besuchen Doch mit dem vielfältigen Kulturangebot entsteht von Kulturveranstaltungen auch andere lokale für die Stadt und die gesamte Region auch Tourismusbetriebe, beispielsweise wenn der Besuch ein Nutzen, der über den individuellen Nutzen der mit Shopping verbunden wird oder zu einem «Kulturkonsumenten» hinausgeht. Kultur ist verlängerten Aufenthalt in Zürich mit verbundenen auch ein Wirtschaftsfaktor: Die 61 öffentlich geför Hotel- und Restaurantausgaben führt. Die Kultur derten Kulturinstitute der Stadt Zürich «produzier wirtschaft löst also Spillover-Effekte in der regionalen ten» 2013 Kulturdienstleistungen im Wert von Tourismuswirtschaft aus. Davon profitieren nicht CHF 296 Mio. (Die Kulturdienstleistungen entspre nur lokale Restaurants, Hotels, Boutiquen oder Bijou chen der Summe aus den Einnahmen aus Ein- teriegeschäfte, sondern auch die Unternehmen tritten und den diversen Nebeneinkünften sowie den entlang der Wertschöpfungskette dieser Tourismus öffentlichen und privaten Subventionen.) Damit betriebe. verbunden war eine Bruttowertschöpfung von CHF 212 Mio. sowie rund 1360 Arbeitsplätze (Voll Auf Basis einer umfangreichen Befragung von rund zeitstellen). 5000 Besuchern an zehn verschiedenen Spielstätten öffentlich geförderter Kulturinstitute in der Stadt Sekundäreffekte: Wie regionale Unternehmen Zürich konnte errechnet werden, dass die Besucher von der Kulturwirtschaft profitieren der Veranstaltungen an den jeweiligen Veranstal Von der wirtschaftlichen Tätigkeit der öffentlich tungstagen ausserhalb der Kultureinrichtungen geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich profitier private Konsumausgaben in Höhe von insgesamt ten zahlreiche Unternehmen in der Stadt und im CHF 122 Mio. tätigen. Bezieht man nur jene Besucher restlichen Kanton. Einerseits sind regionale Unterneh in die Analyse mit ein, welche als Reisemotiv explizit men als Zulieferer entlang der gesamten Wert den Besuch der Kulturveranstaltung angeben, ergibt schöpfungskette des Produktionsprozesses involviert. sich ein Gesamtbetrag von CHF 59 Mio. Im Jahr 2013 bezogen die öffentlich geförderten Kultureinrichtungen Drittleistungen von CHF 84 Mio. Andererseits profitieren der lokale Handel und das Gewerbe der Stadt davon, dass ein Teil der Löhne und Gehälter in Höhe von rund CHF 160 Mio. in Form von Konsumausgaben vor Ort in den Wirtschafts kreislauf zurückfliessen. Hinweis: Übersetzungen der Zusammenfassung in den Sprachen Englisch, Französisch und Italienisch finden sich im Anhang ab Seite 27. 4
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Makroökonomische Wirkungsanalyse Ausblick Anhand eines regionalen Input-Output-Modells Die Stadt Zürich profitiert gegenwärtig vom allge wurde quantifiziert, wie stark die regionale Wirtschaft meinen Boom im Städtetourismus. Auch in den kom via Sekundär- und Spillover-Effekte gesamthaft menden Jahren kann mit überdurchschnittlichen von der Kulturwirtschaft profitiert. Die wichtigsten Wachstumsraten beim Städtetourismus gerechnet Kernaussagen der Wirkungsanalyse sind: werden. Zudem steigt die Dynamik der Kulturaus • Insgesamt ist mit der wirtschaftlichen Aktivität der gaben der heimischen Bevölkerung an. Von beiden Kulturbetriebe in der Stadt Zürich ein Wert Effekten profitieren auch die öffentlich geförderten schöpfungseffekt von CHF 291 Mio. verbunden. Kulturinstitute. Projektionsrechnungen kommen Der direkte Effekt bei den Kulturbetrieben zum Ergebnis, dass die Bruttowertschöpfung der beträgt CHF 212 Mio. Mit jedem Franken Wert öffentlich geförderten Kulturinstitute bis 2019 pro schöpfung der öffentlich geförderten Kultur- Jahr um durchschnittlich 1,2 Prozent steigen und betriebe werden damit 37 Rappen Wertschöpfung 2019 einen Wert von CHF 228 Mio. erreichen wird. bei anderen städtischen Unternehmen ausgelöst. • Mit jedem zweiten Arbeitsplatz bei den öffentlich Kultur ist Teil der Wirtschaft – geförderten Kulturinstituten kommt über Folge aber Kultur ist mehr als ein Wirtschaftsfaktor! effekte ein zusätzlicher Arbeitsplatz bei anderen Die vorliegende Analyse zeigt, dass mit den öffentlich Unternehmen der Stadt Zürich zustande. Insgesamt subventionierten Kulturinstituten spürbare ökonomi werden mit dem Betrieb der öffentlich geförderten sche Effekte verbunden sind und dass auch regionale Kulturinstitute der Stadt Zürich 2016 Arbeitsplätze Unternehmen ausserhalb des Kulturbetriebs von der geschaffen. Kulturwirtschaft profitieren. Bei aller ökonomischen • Aufgrund der Zulieferer- und Pendlerverflechtun Relevanz sollte jedoch nicht vergessen werden, dass gen zwischen der Stadt und dem restlichen Kultur mehr als ein Wirtschaftsfaktor ist. Kultur hat Kantonsgebiet profitieren auch Unternehmen eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung. ausserhalb der Stadtgrenzen. Hier entstehen eine zusätzliche Bruttowertschöpfung von CHF 23 Mio. sowie 219 zusätzliche Arbeitsplätze. • Je Besucher in den öffentlich geförderten Kultur instituten entsteht bei anderen Unternehmen innerhalb des Kantons Zürich eine Wertschöpfung von CHF 60. • Pro Subventionsfranken an die Kulturinstitute entsteht bei Unternehmen ausserhalb der Kultur branche im Kanton Zürich eine Wertschöpfung von 50 Rappen. 5
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Tabelle 1: Ergebnisse der Wirkungsanalyse im Überblick Bruttowertschöpfung Stadt Zürich Kanton Zürich (CHF Mio.) Direkter Indirekter Induzierter Tourismus- Total Indirekter Induzierter Tourismus- Total Effekt Effekt Effekt Spillover- Effekt Effekt Spillover- (Kultur (Kultur Effekt (Kultur (Kultur Effekt betrieb) betrieb) (Besucher betrieb) betrieb) (Besucher mit Reise- mit Reise motiv Kultur) motiv Kultur) Opernhaus Zürich 106 0 11.0 5.5 123 6 15.4 5.7 133 Schauspielhaus Zürich 33 4 3.6 2.8 43 6 5.1 2.9 47 Tonhalle-Gesellschaft 25 2 2.8 1.6 32 2 3.9 1.6 33 Zürich Kunsthaus Zürich 10 3 1.1 8.0 22 4 1.5 8.4 24 Theater am Neumarkt 5 1 0.5 0.2 6 1 0.6 0.3 7 Theaterhaus Gessnerallee 3 1 0.3 0.8 5 1 0.5 0.9 5 Moods Jazz Club 3 0 0.3 0.7 4 0 0.4 0.8 4 Zurich Film Festival 2 2 0.3 1.9 7 3 0.4 2.0 7 Kunsthalle Zürich 1 1 0.1 0.6 2 1 0.2 0.7 3 Sonstige 21 10 2.2 7.8 41 12 3.1 8.2 44 Total 212 24 23 32 291 37 32 33 315 Beschäftigung Stadt Zürich Kanton Zürich (FTE*) Direkter Indirekter Induzierter Tourismus- Total Indirekter Induzierter Tourismus- Total Effekt Effekt Effekt Spillover- Effekt Effekt Spillover- (Kultur (Kultur Effekt (Kultur (Kultur Effekt betrieb) betrieb) (Besucher betrieb) betrieb) (Besucher mit Reise- mit Reise motiv Kultur) motiv Kultur) Opernhaus Zürich 625 3 59 62 749 45 109 64 844 Schauspielhaus Zürich 184 34 20 30 267 51 36 32 302 Tonhalle-Gesellschaft 168 14 15 17 215 18 28 18 231 Zürich Kunsthaus Zürich 89 20 6 87 202 30 10 91 220 Theater am Neumarkt 34 4 2 3 43 5 5 3 47 Theaterhaus Gessnerallee 25 7 2 9 42 8 3 10 46 Moods Jazz Club 7 2 2 8 19 2 3 8 21 Zurich Film Festival 15 15 2 20 51 20 3 21 29 Kunsthalle Zürich 6 4 1 7 17 6 1 8 8 Sonstige 207 82 14 107 410 100 25 111 444 Total 1359 185 122 350 2016 285 224 366 2235 Quelle: BAKBASEL * FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung 6
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 1 EINLEITUNG Die Kultureinrichtungen der Stadt Zürich werden Neben diesen Nachfrageimpulsen hat die Kultur gegenwärtig mit mehr als CHF 200 Mio. gefördert. wirtschaft auch über die Angebotsseite einen Kanton und Stadt Zürich sind hierbei die wichtigsten Einfluss auf die Wirtschaft. So wird die Lebensqualität Geber. Das ist die Kostenseite der Kultur. Doch und Attraktivität des Standorts Zürich durch ein mit dem vielfältigen Kulturangebot ist für die Stadt hochstehendes Kulturangebot deutlich aufgewertet. und die gesamte Region auch ein Nutzen verbun- Damit trägt das Kulturangebot neben vielen den, der über den individuellen Nutzen der «Kultur anderen Faktoren dazu bei, dass die Stadt Zürich für konsumenten» hinausgeht. hochqualifizierte Arbeitskräfte aus aller Welt nicht nur aus finanziellen oder beruflichen Gründen Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen drücken attraktiv ist, sondern eben auch, weil es sich sich in der wirtschaftlichen Leistung der Kultur um einen vorzüglichen Wohnort handelt. Davon institute und den damit verbundenen Arbeitsplätzen profitieren auch die in Zürich ansässigen Unter- und Einkommen sowie den mit der Kulturwirtschaft nehmen in Form einer verbesserten Konkurrenzfähig verbundenen Nachfrage-Effekten innerhalb der keit im globalen Wettbewerb um Fachkräfte – Region aus. Regionale Zuliefererbetriebe (Bühnen ein Faktor, der vor dem Hintergrund des sich künftig bau, Strom, Heizung, Reparaturarbeiten etc.) verschärfenden Fachkräftemangels noch an profitieren hierbei ebenso wie der lokale Handel und Bedeutung gewinnen wird. andere Gewerbeunternehmen (auch von den Konsumausgaben der Angestellten). Eine weitere Ein weiterer Transmissionskanal zwischen Kultur unmittelbare positive wirtschaftliche Auswirkung und Wirtschaft wird im Zusammenhang mit der des Kulturangebots ergibt sich aus der Tatsache, «Theorie der kreativen Klasse» (Richard Florida, dass die Besucher der Kulturinstitute häufig zusätz US-amerikanischer Wirtschaftsprofessor) diskutiert. liche Konsumausgaben tätigen, wovon der lokale Anhänger der Theorie der kreativen Klasse vertreten Tourismus profitiert, beispielsweise wenn der Opern die Hypothese, dass mit der Ansiedlung «kreativer besuch mit Shopping verbunden wird oder zu Berufsgruppen» wichtige Impulse für die Innovations einem verlängerten Aufenthalt in Zürich mit verbun kraft und die wirtschaftliche Dynamik einer urbanen denen Hotel- und Restaurantausgaben führt. Region verbunden sind. Führt die kulturelle Vielfalt einer Region zu einer erhöhten Anziehungskraft für Kreative und zu einer steigenden Innovationsfähig keit, dann trägt Kultur mittelbar auch zu einer Siche rung oder Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Wachstumspotenzials bei. Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass dieser Ansatz empirisch nicht als gesichert gilt. 7
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Grafik 1: Transmissionskanäle: Einfluss der Kultur auf die regionale Wirtschaft Kulturinstitute: Einflusskanäle auf regionale Volkswirtschaft Angebotsseite Nachfrageseite Volkswirtschaftliche Effekte i. w. S. Volkswirtschaftliche Effekte i. e. S. Katalytische Effekte Erhöhung Lebensqualität/Standortattraktivität Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Produktion Kulturdienstleistungen im globalen Wettbewerb um Fachkräfte Einfluss der kulturellen Vielfalt auf Innovation und Wachstumsdynamik urbaner Regionen Spillover-Effekte im regionalen Tourismus (Theorie der kreativen Klasse, R. Florida) Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials Erhöhung der tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Produktion Mittelbare Auswirkung auf … Unmittelbare Auswirkung auf … Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Einkommen etc. Quelle: BAKBASEL Kultur ist also ein Teil der Wirtschaft und hat Die öffentliche Förderung von Kultur wird deshalb unbestritten Auswirkungen auf andere Akteure der in der Regel nicht aus der wirtschaftlichen Not regionalen Wirtschaft, sei es mittelbar oder un wendigkeiten heraus (Kultur als Wirtschafts- oder mittelbar. Doch bei aller ökonomischen Relevanz: als Standortfaktor), sondern vor allem aus der Kultur ist mehr als ein Wirtschaftsfaktor. Kulturelle bildungs- und gesellschaftspolitischen Perspektive Hervorbringungen und Artefakte stellen nicht gerechtfertigt. Und dennoch wird immer wieder zuletzt auch immaterielle Werte und Leistungen dar – ein Diskurs geführt, wie «(un-)wirtschaftlich» öffent jenseits der auf direkte Nutzbarmachung bezogenen liche Kulturinstitute sind und wie hoch die Förderung Perspektiven. Kultur bietet ganz eigene Handlungs- mit öffentlichen Mitteln angesichts beschränkter und Reflexionsmöglichkeiten für das Individuum finanzieller Ressourcen öffentlicher Haushalte sein wie auch für die Gemeinschaft. Zudem hat Kultur soll. Die vorliegende Studie soll zur Versachlichung auch einen Bildungscharakter und damit eine dieser Diskussionen beitragen. gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Mithin nehmen Kulturinstitute auch im ganzheitlichen Bildungsideal Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf den oben nach Humboldt eine wichtige Rolle ein. Denn Bildung dargelegten unmittelbaren, nachfrageseitigen Effek im Sinne der «umfassenden Entwicklung aller ten. Die zentrale makroökonomische Fragestellung Kräfte» bedarf gemäss Humboldt einer «vielseitigen, ist also, wie viel Wertschöpfung und wie viele Arbeits abwechslungsreichen Umgebung, die möglichst plätze unmittelbar mit der wirtschaftlichen Aktivität alle Kräfte anspricht».1 der subventionierten städtischen Kulturinstitute in der Stadt und im Kanton Zürich verbunden sind. 1 Bildungstheorie nach Wilhelm von Humboldt, gemäss Hans-Christoph Koller in «Grundbegriffe, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaften». 8
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Hierfür wurden umfangreiche Primärdaten erhoben: Mit den verschiedenen Primärdaten erhält man ein Erstens wurden bei den Kulturinstituten Daten aus detailliertes Bild sämtlicher relevanter Zahlungs der Aufwands- und Ertragsrechnung analysiert. ströme, die aus dem Betrieb der Kulturinstitute sowie Zweitens wurden die Zahlungsströme zwischen den aus den Nachfrage-Effekten im lokalen Tourismus Kulturinstituten und deren Zulieferern von Waren resultieren. Anhand eines regionalen Input-Output- und Dienstleistungen analysiert. Drittens wurde für Modells können dann die regionalen volkswirt die Ermittlung der Spillover-Effekte im regionalen schaftlichen Auswirkungen dieser Zahlungsströme in Tourismus eine umfangreiche Besucherbefragung bei Form von Bruttowertschöpfung und Arbeitsplätzen den wichtigsten (öffentlich subventionierten) berechnet werden. Kulturinstitute der Stadt Zürich durchgeführt. Grafik 2: Analysedesign Brutto Löhne Brutto Beschäftigte Direkte Effekte Vorleistungen wertschöpfung betriebswirtschaftliche Sekundärdaten, produktion und Gehälter Betriebswirtschaftliche Primärdaten, Direkter Effekt durch den Kulturbetrieb Besucherbefragung Datenerhebung Ermittlung der Besucherbefragung Vorleistungsstruktur Sekundäreffekte Nachfrage der Kultur- Konsumnachfrage der institute nach Waren Nachfrage im Angestellten der und Dienstleistungen bei regionalen Tourismus Kulturinstitute regionalen Unternehmen regionale Wirtschaft Stadt ZH, Direkter Effekt im Regionales Wirkungsmodell Indirekte und induzierte regionalen Tourismus Strukturmodelle für die Vorleistungsnachfrage der involvierten Kanton ZH Indirekter Effekt durch Indirekter Effekt durch Tourismusbetriebe Effekte den Kulturbetrieb regionalen Tourismus Induzierter Effekt Induzierter Effekt durch Konsumnachfrage durch den Kulturbetrieb regionalen Tourismus der Angestellten im regionalen Tourismus Tourismus-Spillover-Effekte Quelle: BAKBASEL 9
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 2 ERGEBNISSE DER BESUCHERBEFRAGUNG Zwischen April und November 2014 wurden mit 2.1 STICHPROBE rund 5000 Besuchern an zehn verschiedenen Spiel stätten der öffentlich geförderten Kulturinstitute Die für die Interviews ausgewählten Kulturinstitute der Stadt Zürich Interviews durchgeführt. Unter an wurden in zwei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe derem wurden die Kulturkonsumenten zu ihrem repräsentiert die grossen Kultureinrichtungen und Ausgabeverhalten, ihrer Herkunft, ihrer Verweildauer, beinhaltet die Kulturinstitute Kunsthaus, Opernhaus, ihrer Unterkunftsart oder ihrem Reisemotiv befragt. Schauspielhaus mit den Spielstätten Pfauen und Nachfolgende Übersicht zeigt die wesentlichen Schiffbau sowie die Tonhalle. Die zweite Gruppe Ergebnisse der Besucherbefragung. repräsentiert kleinere und vor allem mittlere Kultur institute und umfasst die Kultureinrichtungen Kunst halle, Zurich Film Festival, Theater am Neumarkt, Jazzclub Moods sowie das Theaterhaus Gessnerallee. Grafik 3 zeigt den Stichprobenumfang für die einzel nen Kulturinstitute. Grafik 3: Stichprobe Kunsthaus Zürich 1206 Opernhaus Zürich 944 Schauspielhaus Zürich 867 Tonhalle-Gesellschaft Zürich 816 Kunsthalle Zürich 296 Zurich Film Festival 189 Theater am Neumarkt 171 Jazzclub Moods 157 Theaterhaus Gessnerallee 156 Quelle: BAKBASEL 10
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 2.2 AUSWERTUNG Auswertung nach Herkunft In der Untersuchungsgruppe sind 83 Prozent der Besucher in der Schweiz wohnhaft. Die wichtigste Besuchergruppe aus dem Ausland sind die Besucher aus Deutschland, gefolgt von den Besuchern aus den USA. Fast die Hälfte aller Besucher aus dem Ausland kommt aus diesen beiden Ländern. Grafik 4: Herkunftsländer Schweiz 83% Ausland 17% 35% 27% 12% 6% 5% 4% 4% 4% 3% Deutschland USA UK Frankreich Niederlande China Österreich Italien Andere Quelle: BAKBASEL 11
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Auswertung nach Herkunft und Kulturinstitution Auffallend ist der hohe Anteil der im Ausland wohn haften Besucher in den beiden Institutionen Kunst halle und Kunsthaus. Dies hat vor allem mit dem Angebot der Kulturinstitute zu tun. Beide Institute sprechen verstärkt ein internationales Publikum an, was sich in den Besucherangaben widerspiegelt. Grafik 5: Herkunftsland nach Kulturinstitution Theaterhaus Gessnerallee Theater am Neumarkt Zurich Film Festival Tonhalle-Gesellschaft Zürich Opernhaus Zürich Jazzclub Moods Schauspielhaus Zürich Kunsthalle Zürich Kunsthaus Zürich 0% 20% 40% 60% 80% 100% Wohnhaft in der Schweiz Wohnhaft im Ausland Quelle: BAKBASEL 12
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Auswertung nach Verweildauer und Art der Unterkunft Betrachtet man die Verweildauer der Besucher, ist die grösste Besuchergruppe diejenige der Tages ausflügler (46 %), gefolgt von den in der Stadt Zürich wohnhaften Besuchern (38 %). Touristen, die einen längeren Aufenthalt in Zürich haben, machen mit rund 16 Prozent die kleinste Besuchergruppe aus. Mehr als ein Drittel (36 %) der Besucher mit längerem Aufenthalt übernachtet bei Freunden, jeweils 18 Prozent steigen in 3- und in 4-Sterne-Hotels ab. Grafik 6: Verweildauer in Zürich und Art der Unterkunft 36% Unterkunft bei Freunden 18% 3-Sterne-Hotels 18% 4-Sterne-Hotels Tagesausflug 7% Weiss nicht/nicht klassifiziert 46% 3% Hotel Garni/Frühstückspension Längerer 3% Andere Aufenthalt 16% 3% 2-Sterne-Hotels Wohnhaft in Zürich 38% 3% Ferienwohnung gemietet 3% Jugendherberge etc. 2% Eigene Wohnung 2% Zweitwohnung 2% 5-Sterne-Hotels Quelle: BAKBASEL 13
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Auswertung nach Reisemotiv Auswertung nach Art der Anreise Mehr als die Hälfte der befragten Besucher (55 %) 58 Prozent der ausserhalb von Zürich wohnenden gibt an, dass der Besuch der Kulturinstitute das Besucher kamen mit öffentlichen Verkehrsmitteln Hauptmotiv ihres Aufenthaltes ist. nach Zürich. Dieser Wert spiegelt vor allem die Ver kehrsmittelwahl der Tagesausflügler wider, deren Anzahl deutlich höher ist als diejenige der sich länger Grafik 7: Hauptmotiv in Zürich aufhaltenden Besucher. In dieser Gruppe ist nach den öffentlichen Verkehrsmitteln das Flug- zeug das am zweithäufigsten genannte Verkehrs mittel (29 %). Nein, Ja, Besuch der Hauptmotiv Kulturinstitute ist Besuch ist nicht der Kultur- Hauptmotiv institute des Aufenthaltes 55% 45% Quelle: BAKBASEL Grafik 8: Transportmittel nach Zürich Öffentliche Verkehrsmittel 58% Motorfahrzeug 29% Flugzeug 10% zu Fuss 1% Reisebus 1% Sonstiges 1% Quelle: BAKBASEL 14
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Auswertung nach Ausgaben pro Tag und Besucher Auswertung der Ausgaben nach Reisemotiv Die Konsumausgaben der Besucher von Kunsthaus Differenziert man die Ausgaben nach Reisemotiv, und Kunsthalle heben sich im Durchschnitt mit ergeben sich bei den meisten Institutionen nur wenige ca. CHF 100 deutlich von den übrigen Instituten ab. Unterschiede. Die entsprechenden statistischen Mit CHF 86 folgt das Opernhaus. Die Konsum Tests zeigen insgesamt (in Bezug auf die Gesamtaus ausgaben der Besucher an den anderen Kulturinstitu gaben) keine signifikanten Unterschiede zwischen ten liegen im Durchschnitt bei ca. CHF 60. Die den beiden Gruppen auf. Eine Ausnahme stellt dies hohen Werte an den beiden Kunsthäusern kommen bezüglich das Opernhaus dar. Bei den Besuchern von den deutlich höheren Ausgaben für Unterkunft des Opernhauses liegen die Ausgaben der Besucher, und Transport. Dies hängt mit dem deutlich höheren welche als Reisemotiv explizit den Besuch des Anteil an ausländischen Gästen zusammen. Unab Opernhauses angeben, signifikant über den Aus hängig von der Institution geben die Besucher das gaben der Besucher, welche ein anderes Reisemotiv meiste Geld in der Kategorie Gastronomie und haben, aber während ihres Aufenthaltes auch das Nightlife aus. Opernhaus besuchen. Grafik 9: Konsumausgaben pro Besucher und Tag (CHF) 120 100 80 60 40 29% 20 0 Kunsthaus Kunsthalle Opernhaus Schauspiel- Jazzclub Zurich Tonhalle- Th.-Haus- Th. am Zürich Zürich Zürich haus Zürich Moods Film Festival Gesellschaft Gessnerallee Neumarkt Unterkunft Gastro & Nightlife Transport in Zürich Bekleidung und Schuhe Schmuck und Uhren Lebensmittel und sonstige Waren im Detailhandel Sonstige Ausgaben ohne Kultur Quelle: BAKBASEL 15
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 3 ERGEBNISSE DER MAKROÖKONOMISCHEN WIRKUNGSANALYSE Die 61 öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt 3.1 DIREKTE EFFEKTE Zürich «produzierten» im Jahr 2013 Kulturdienst leistungen im Wert von CHF 296 Mio. Damit ver Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kulturinsti bunden waren rund 1360 Arbeitsplätze und eine tute (im engeren Sinne) ergibt sich durch ihre Bruttowertschöpfung von CHF 212 Mio. Von der Produktionstätigkeit und die damit verbundenen wirtschaftlichen Tätigkeit der öffentlich geförderten Wertschöpfungs-, Einkommens- und Beschäf Kulturinstitute der Stadt Zürich profitierten zahl- tigungseffekte. Zunächst betrifft das die «volkswirt reiche Unternehmen in der Stadt und im restlichen schaftliche Leistung» der Kulturinstitute. Kanton. Einerseits sind regionale Unternehmen (Zum Konzept der Wertschöpfungsrechnung siehe als Zulieferer entlang der gesamten Wertschöpfungs separaten Textkasten auf Seite 17.) kette des Produktionsprozesses involviert. Lokaler Handel und das Gewerbe der Stadt profitieren zudem Der gesamte Bruttoproduktionswert der 61 öffent- davon, dass ein Teil der Löhne und Gehälter in lich subventionierten Kulturbetriebe beträgt Höhe von rund CHF 160 Mio. in Form von Konsum CHF 296 Mio. Nach Abzug der Vorleistungen (rund ausgaben vor Ort in den Wirtschaftskreislauf CHF 84 Mio.) ergibt sich insgesamt eine Brutto zurückfliessen. Und schliesslich profitiert der regionale wertschöpfung von CHF 212 Mio. Das entspricht Tourismus von den Ausgaben der Besucher in einem Anteil von rund 0,4 Prozent an der Hotels, Restaurants, Cafés, Bars oder im lokalen Gesamtwirtschaft der Stadt Zürich. Der grösste Detailhandel. Teil der Bruttowertschöpfung wird durch den Personalaufwand beansprucht. Die gesamten Arbeitskosten (Bruttolöhne und Gehälter zuzüglich Lohnnebenkosten) betragen CHF 199 Mio. Die Finanzierung der Produktionsfaktoren erfolgt nur zu einem geringen Teil durch die am Markt erzielten Einkommen. Diese reichen im Durchschnitt kaum für mehr als die Bezahlung der externen Produktionsfaktoren. Die Finanzierung der internen Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital) erfolgt im Durchschnitt vollständig mit Subventionen und diese stammen grösstenteils von der öffentlichen Hand. Allerdings muss hierbei betont werden, dass sich die Kulturinstitute diesbezüglich sehr stark unterscheiden. 16
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Konzept: Wertschöpfungsrechnung Ausgangspunkt der Wertschöpfungsrechnung ist der Bruttoproduktionswert. Dieser ergibt sich von der Aufwandseite her aus der Entlohnung externer und interner Produktionsfaktoren (Bewertung zu Faktorkosten). Von der Ertragsseite her stellt er die Summe aus den Einnahmen aus Eintritten, diversen Nebeneinnahmen (Führungen, Workshops, Shop- Verkäufe, Gastronomie, Events, Vermietungen etc.) sowie den öffentlichen und privaten Subven tionen dar. Grafik 10: Bruttowertschöpfung der Kulturinstitute Produktion Kulturdienstleistungen CHF 296 Mio. Interne Produktionsfaktoren Externe Produktionsfaktoren Kapital Vorleistungen von anderen Unternehmen Arbeit Finanzkapital, physisches Material, Dienste etc. Kapital CHF 199 Mio. CHF 13 Mio. CHF 84 Mio. Bruttowertschöpfung Kulturinstitute Direkter Effekt CHF 212 Mio. Quelle: BAKBASEL Die Bruttowertschöpfung ergibt sich auf der Ent Von der Verteilungsseite stellt die Bruttowert stehungsseite als Differenz von Produktionswert und schöpfung (nach Abzug der Abschreibungen) den Vorleistungskosten. Bei den Vorleistungen handelt Betrag dar, der zur Entlohnung der Produktions es sich um sämtliche externen Produktionsfaktoren, faktoren Arbeit und Finanzkapital zur Verfügung das heisst, sämtliche Waren und Dienstleistungen, steht. Bei den zu analysierenden Kulturinstitute welche von externen Unternehmen bezogen werden besteht die Wertschöpfung hauptsächlich aus den und als externe Inputfaktoren in die Produktion Lohneinkommen. einfliessen (beispielsweise für Bühnenbau, Strom, Heizung, Reparaturarbeiten etc.). 17
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 3.2 INDIREKTE UND Wie hoch die Auswirkungen der Vorleistungsnach INDUZIERTE EFFEKTE frage der Kulturbetriebe und die Folgeeffekte der Konsumausgaben der Angestellten ausfallen, hängt Von der wirtschaftlichen Tätigkeit der öffentlich entscheidend von der regionalen Herkunft der geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich profitie Zulieferer bzw. des Konsumangebots ab. Rund zwei ren zahlreiche Unternehmen in der Stadt und Drittel der bezogenen Drittleistungen der Kultur im restlichen Kanton. institute werden innerhalb des Kantons Zürich bezo gen. Rund ein Drittel der Vorleistungsnachfrage Primäreffekte fliesst aus der Region ab, entweder in die restlichen Einerseits sind regionale Unternehmen als Zulieferer Kantone (19 %) oder ins Ausland (15 %). Innerhalb entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Kantons zeigt sich eine interessante Verteilung: des Produktionsprozesses involviert. Im Jahr 2013 Während das Opernhaus (das ja in hohem Masse bezogen die öffentlich geförderten Kultureinrich vom Kanton gefördert wird) den grössten Teil tungen Drittleistungen von mehr als CHF 84 Mio. der Vorleistungen im restlichen Kanton ausserhalb Lokaler Handel und das Gewerbe der Stadt pro der Stadt (51 %) und nur einen geringen Teil der fitieren zudem davon, dass ein Teil der Löhne und Vorleistungen aus der Stadt Zürich bezieht, ist die Gehälter von rund CHF 160 Mio. in Form von Konstellation bei den restlichen analysierten Konsumausgaben vor Ort in den Wirtschaftskreislauf Kulturbetrieben genau umgekehrt. Mehr als die zurückfliessen. Hälfte (56 %) aller Vorleistungen stammen aus der Stadt, deutlich weniger aus dem restlichen Grafik 11: Effekte für Stadt und Kanton Kantonsgebiet (13 %). Quelle: Reto Wick, Statistik Stadt Zürich In der Studie werden die volkswirtschaftlichen Effekte der 61 öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich untersucht. Hierbei stehen die Wert schöpfungs- und Beschäftigungseffekte in der Stadt Zürich im Vordergrund. Über Zuliefererbezie hungen und Pendlerströme profitieren jedoch auch kantonale Unternehmen und Beschäftigte ausserhalb der Stadtgrenzen. Diese Effekte wurden ebenfalls berechnet und werden in der Zusammen fassung der Ergebnisse aufgeführt. 18
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Volkswirtschaftliche Effekte Gemäss den Modellberechnungen lösen die öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich bei anderen Unternehmen der Stadt insgesamt eine zusätzliche Bruttowertschöpfung von CHF 47 Mio. aus. Damit verbunden sind 307 Vollzeitstellen. Tabelle 2: Indirekte und induzierte Effekte in der Stadt Zürich aufgrund des Betriebs der öffentlich geförderten Kulturinstitute Bruttowertschöpfungseffekte Beschäftigungseffekte (CHF Mio.) (FTE*) Indirekt Induziert Total Indirekt Induziert Total Opernhaus Zürich 0.5 11.0 11.5 3 59 63 Schauspielhaus Zürich 3.6 3.6 7.3 34 20 54 Tonhalle-Gesellschaft Zürich 1.9 2.8 4.8 14 15 30 Kunsthaus Zürich 2.8 1.1 3.9 20 6 25 Theater am Neumarkt 0.7 0.5 1.2 4 2 7 Theaterhaus Gessnerallee 0.9 0.3 1.3 7 2 9 Moods Jazz Club 0.3 0.3 0.6 2 2 4 Zurich Film Festival 1.9 0.3 2.2 15 2 16 Kunsthalle Zürich 0.5 0.1 0.6 4 1 4 Sonstige 11.1 2.5 13.6 82 14 96 Total 24.2 22.6 46.9 185 122 307 Quelle: BAKBASEL * FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung 3.4 SPILLOVER-EFFEKTE Primäreffekte IM LOKALEN TOURISMUS Auf Basis der Besucherbefragung wurde hoch gerechnet, wie hoch die weiteren lokalen Konsum Im Jahr 2013 zählten die öffentlich geförderten ausgaben in Verbindung mit dem Besuch der Kulturinstitute der Stadt Zürich rund 1,7 Mio. Kulturveranstaltungen ausfallen. In einem ersten Besucher. Häufig profitieren von den Besuchen von Schritt wurden zunächst alle Besucher in die Kulturveranstaltungen auch andere lokale Touris Hochrechnung mit einbezogen. Auf Basis dieser musbetriebe, beispielsweise wenn der Besuch mit Hochrechnung ergibt sich ein Betrag von Shopping verbunden wird oder zu einem verlängerten CHF 122 Mio. In dieser Höhe tätigen die Besucher Aufenthalt in Zürich mit verbundenen Hotel- und der Veranstaltungen der öffentlich geförderten Restaurantausgaben führt. Die Kulturwirtschaft führt Kulturinstitute an den jeweiligen Veranstaltungs- also zu Spillover-Effekten in der regionalen Touris tagen Konsumausgaben ausserhalb der Kulturein muswirtschaft. Davon profitieren nicht nur lokale richtungen. Restaurants, Hotels, Boutiquen oder Bijouteriege schäfte, sondern auch die Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette dieser Tourismusbetriebe. 19
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Tabelle 3: Konsumausgaben der Besucher ausserhalb der Kulturinstitute (CHF Mio.) Total Unter- Gastro Verkehr Beklei- Bijouterie Ver Sonstige kunft dung pflegung Opernhaus Zürich 21.3 1.9 14.6 0.4 2.3 0.2 1.0 0.9 Schauspielhaus Zürich 9.5 0.9 5.4 0.4 0.9 0.2 1.0 0.8 Tonhalle-Gesellschaft Zürich 6.3 0.3 4.0 0.2 0.6 0.2 0.6 0.5 Kunsthaus Zürich 32.2 8.8 10.2 1.8 3.7 2.8 2.7 2.2 Theater am Neumarkt 0.9 0.0 0.7 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0 Theaterhaus Gessnerallee 3.3 0.1 2.1 0.1 0.3 0.0 0.4 0.3 Moods Jazz Club 4.0 0.4 2.3 0.2 0.4 0.2 0.3 0.2 Zurich Film Festival 4.3 0.3 2.2 0.1 0.9 0.0 0.6 0.3 Kunsthalle Zürich 2.8 0.7 1.2 0.2 0.3 0.0 0.3 0.2 Sonstige 37.3 5.1 20.3 1.5 3.9 0.9 3.2 2.3 Total 121.9 18.4 62.9 5.0 13.3 4.5 10.0 7.7 Quelle: BAKBASEL Diese Hochrechnung umfasst allerdings auch die der Kulturveranstaltung angeben, ergibt sich Konsumausgaben derjenigen Besucher, die während ein Gesamtbetrag von CHF 59 Mio. für die lokalen ihres Aufenthaltes eine der Kulturveranstaltungen Konsumausgaben der Besucher ausserhalb der besuchen, die aber eigentlich als Reiseziel ein anderes Kulturinstitute. Das sind die Primärimpulse für die Hauptmotiv haben. Diese Besucher kommen also Spillover-Effekte im Tourismus im engeren Sinne. nicht wegen der Kultur nach Zürich, sondern nutzen ihren Aufenthalt unter anderem zum Besuch von Nachfolgende Tabelle zeigt die Ausgaben gegliedert Kulturveranstaltungen. nach Institution und Waren- bzw. Dienstleistungsart. Hierbei wird ersichtlich, dass das Gastgewerbe inner Im strengen Sinn können die Ausgaben dieser halb des Tourismus am stärksten von den Ausgaben Besucher nicht als Spillover-Effekte der Kulturwirt der Kulturkonsumenten profitiert. Etwa zwei Drittel schaft auf den restlichen Tourismus bezeichnet der Konsumausgaben (CHF 38 Mio.) entfallen auf werden. Deshalb wurde in einem weiteren Schritt eine die Ausgaben für Unterkunft und Gastronomie. Rund Hochrechnung durchgeführt, bei der zusätzlich ein Viertel der Ausgaben (CHF 15 Mio.) fällt im eine Auswahl nach dem Reisemotiv vorgenommen Detailhandel für Bekleidung, Schmuck und Uhren so wurde. Bezieht man nur jene Besucher in die Analyse wie für die Verpflegung an. mit ein, welche als Reisemotiv explizit den Besuch Tabelle 4: Konsumausgaben der Besucher mit spezifischem Reisemotiv ausserhalb der Kulturinstitute (CHF Mio.) Total Unter- Gastro Verkehr Beklei- Bijouterie Ver Sonstige kunft dung pflegung Opernhaus Zürich 9.9 1.1 6.2 0.3 1.1 0.1 0.7 0.5 Schauspielhaus Zürich 5.1 0.4 2.6 0.2 0.5 0.2 0.8 0.3 Tonhalle-Gesellschaft Zürich 3.9 0.2 1.9 0.2 0.4 0.3 0.5 0.3 Kunsthaus Zürich 15.3 4.4 4.6 1.0 1.4 1.6 1.2 1.1 Theater am Neumarkt 0.5 0.0 0.4 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0 Theaterhaus Gessnerallee 1.7 0.1 1.2 0.1 0.0 0.0 0.2 0.2 Moods Jazz Club 1.4 0.2 0.7 0.1 0.2 0.1 0.1 0.1 Zurich Film Festival 3.1 0.3 1.6 0.1 0.5 0.0 0.3 0.2 Kunsthalle Zürich 1.0 0.2 0.5 0.1 0.1 0.0 0.1 0.1 Sonstige 17.6 2.3 9.4 0.8 1.7 0.5 1.8 1.2 Total 59.4 9.2 29.0 2.7 6.0 2.8 5.8 3.9 Quelle: BAKBASEL 20
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Volkswirtschaftliche Effekte Gemäss den Modellberechnungen lösen die Konsum ausgaben aller Besucher öffentlich geförderter Kulturinstitute der Stadt Zürich über Spillover-Effekte im Tourismus insgesamt eine zusätzliche Brutto wertschöpfung von CHF 66 Mio. aus. Berücksichtigt man lediglich den Anteil der Besucher, bei denen der Besuch der Kulturveranstaltung das primäre Reiseziel darstellt, resultiert ein zusätzlicher Wert schöpfungseffekt von CHF 32 Mio. Mit dieser Wertschöpfung sind 350 Arbeitsplätze (Vollzeit stellen) verbunden. Tabelle 5: Spillover-Effekte im lokalen Tourismus durch die Konsumausgaben der Besucher der öffentlich geförderten Kulturinstitute Bruttowertschöpfungseffekte Beschäftigungseffekte (CHF Mio.) (FTE*) Alle Besucher Besucher mit Alle Besucher Besucher mit Reisemotiv Kultur Reisemotiv Kultur Opernhaus Zürich 12.1 5.5 136 62 Schauspielhaus Zürich 5.3 2.8 57 30 Tonhalle-Gesellschaft Zürich 3.5 1.6 38 17 Kunsthaus Zürich 16.3 8.0 177 87 Theater am Neumarkt 0.5 0.2 6 3 Theaterhaus Gessnerallee 1.8 0.8 20 9 Moods Jazz Club 2.2 0.7 24 8 Zurich Film Festival 2.3 1.9 24 20 Kunsthalle Zürich 1.6 0.6 17 7 Sonstige 20.5 9.7 224 107 Total 65.9 31.9 722 350 Quelle: BAKBASEL * FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung 21
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 3.5 ERGEBNISSE DER Die öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt WIRKUNGSANALYSE Zürich schaffen 1358 Arbeitsplätze. Mit den indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten Volkswirtschaftliche Effekte in der Stadt Zürich sind insgesamt knapp 657 zusätzliche Arbeitsplätze Die öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt verbunden. Insgesamt beträgt der Beschäftigungs Zürich erwirtschafteten im Jahr 2013 eine Brutto effekt 2016 Vollzeitstellen. Dies entspricht einem wertschöpfung von CHF 212 Mio. Die makroökono Anteil von 0,67 Prozent an der Gesamtwirtschaft. mische Wirkungsanalyse kommt zum Ergebnis, dass mit der wirtschaftlichen Aktivität der Kulturbe triebe in der Stadt Zürich gesamthaft ein Brutto wertschöpfungseffekt von CHF 291 Mio. verbunden ist. Das entspricht einem Anteil von 0,5 Prozent an der Gesamtwirtschaft. Grafik 12: Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der öffentlich geförderten Kulturinstitute Anteil an der Gesamtwirtschaft 2235 0.67 2016 315 291 0.51 0.45 212 1359 0.37 0.34 0.25 Direkt Stadt Total Stadt Total Kanton Direkt Stadt Total Stadt Total Kanton Direkt Stadt Total Stadt Total Kanton Bruttowertschöpfung (Mio. CHF) Beschäftigung (Vollzeitäquivalente, FTE) Quelle: BAKBASEL 22
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Volkswirtschaftliche Effekte im gesamten Kanton Zürich Für das gesamte Kantonsgebiet ergibt sich ein Wert schöpfungseffekt von gesamthaft CHF 315 Mio. und 2235 Arbeitsplätzen. Das entspricht 0,25 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung und 0,34 Prozent der gesamten Beschäftigung im Kanton Zürich. Tabelle 6: Gesamte Ergebnisse der Wirkungsanalyse: Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte in der Stadt Zürich und im Kanton Zürich Bruttowertschöpfung Stadt Zürich Kanton Zürich (CHF Mio.) Direkter Indirekter Induzierter Tourismus- Total Indirekter Induzierter Tourismus- Total Effekt Effekt Effekt Spillover- Effekt Effekt Spillover- (Kultur (Kultur Effekt (Kultur (Kultur Effekt betrieb) betrieb) (Besucher betrieb) betrieb) (Besucher mit Reise- mit Reise motiv Kultur) motiv Kultur) Opernhaus Zürich 106 0 11.0 5.5 123 6 15.4 5.7 133 Schauspielhaus Zürich 33 4 3.6 2.8 43 6 5.1 2.9 47 Tonhalle-Gesellschaft 25 2 2.8 1.6 32 2 3.9 1.6 33 Zürich Kunsthaus Zürich 10 3 1.1 8.0 22 4 1.5 8.4 24 Theater am Neumarkt 5 1 0.5 0.2 6 1 0.6 0.3 7 Theaterhaus Gessnerallee 3 1 0.3 0.8 5 1 0.5 0.9 5 Moods Jazz Club 3 0 0.3 0.7 4 0 0.4 0.8 4 Zurich Film Festival 2 2 0.3 1.9 7 3 0.4 2.0 7 Kunsthalle Zürich 1 1 0.1 0.6 2 1 0.2 0.7 3 Sonstige 21 10 2.2 7.8 41 12 3.1 8.2 44 Total 212 24 23 32 291 37 32 33 315 Beschäftigung Stadt Zürich Kanton Zürich (FTE*) Direkter Indirekter Induzierter Tourismus- Total Indirekter Induzierter Tourismus- Total Effekt Effekt Effekt Spillover- Effekt Effekt Spillover- (Kultur (Kultur Effekt (Kultur (Kultur Effekt betrieb) betrieb) (Besucher betrieb) betrieb) (Besucher mit Reise- mit Reise motiv Kultur) motiv Kultur) Opernhaus Zürich 625 3 59 62 749 45 109 64 844 Schauspielhaus Zürich 184 34 20 30 267 51 36 32 302 Tonhalle-Gesellschaft 168 14 15 17 215 18 28 18 231 Zürich Kunsthaus Zürich 89 20 6 87 202 30 10 91 220 Theater am Neumarkt 34 4 2 3 43 5 5 3 47 Theaterhaus Gessnerallee 25 7 2 9 42 8 3 10 46 Moods Jazz Club 7 2 2 8 19 2 3 8 21 Zurich Film Festival 15 15 2 20 51 20 3 21 29 Kunsthalle Zürich 6 4 1 7 17 6 1 8 8 Sonstige 207 82 14 107 410 100 25 111 444 Total 1359 185 122 350 2016 285 224 366 2235 Quelle: BAKBASEL * FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung 23
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 4 AUSBLICK Die Stadt Zürich profitiert gegenwärtig vom allge erner Oberland schwach verläuft, zeigt sich die Ent B meinen Boom im Städtetourismus. Während wicklung in der Zentralschweiz sowie in den grossen der alpine Tourismus seit Jahren mit einer schwachen Städten sehr positiv. Im Städtetourismus setzt sich Nachfrage aus einigen zentralen Herkunftsmärkten die gute Entwicklung der vergangenen Jahre fort. kämpft, stieg die Zahl der Übernachtungen ausländi Jede fünfte Übernachtung im Schweizer Hotelgewer scher Gäste in den grossen Städten der Schweiz be wird mittlerweile in einer der fünf grössten Städte stark an. Die Stadt Zürich konnte hierbei den allge verbucht. meinen Trend sogar übertreffen. Auch in den kommenden Jahren kann mit überdurchschnittlichen Hinter der starken Entwicklung in den grossen Wachstumsraten beim Städtetourismus gerechnet Städten stehen der Trend im Reiseverhalten hin zu werden. Zudem steigt die Dynamik der Kulturaus häufigeren, kürzeren Reisen sowie das stabile gaben der heimischen Bevölkerung an. Von beiden Wachstum des Geschäftstourismus. Beide Trends Effekten profitieren auch die öffentlich geförderten werden auch in den kommenden Jahren für Kulturinstitute. stabile Zuwachsraten im Zürcher Tourismus sorgen. BAKBASEL rechnet für die Stadt Zürich bis 2019 Der Schweizer Tourismus hat sich im Jahr 2014 sehr mit einer durchschnittlichen Zunahme der Übernach heterogen entwickelt. Während der alpine Tourismus tungszahlen um 2,3 Prozent. in den Regionen Wallis, Tessin, Graubünden und Grafik 13: Projektion Logiernächte bis 2019 (Index; 2000 = 100) 150 140 130 120 110 100 90 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Stadt Zürich Grosse Städte Schweiz Quelle: BAKBASEL 24
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Bei der Nachfrage der heimischen Bevölkerung nach Grafik 14: Projektion der Bruttowertschöpfung der Kulturdienstleistungen rechnet BAKBASEL für öffentlich geförderten Kulturinstitute bis 2019 die Stadt Zürich bis 2019 mit einer realen Nachfrage 320 expansion von durchschnittlich 1,7 Prozent. Unter 296 Berücksichtigung der erwarteten Preissteigerungen ergibt sich ein nominales Wachstum von durch schnittlich 2,3 Prozent. Unter der Annahme, dass sich die Nachfrage bei den öffentlich geförderten Kulturinstituten im Durch 228 schnitt der gesamten Kulturbranche entwickelt, lässt 212 sich anhand der Projektionen der Nachfrage der Touristen und der heimischen Bevölkerung eine Pro jektion für die Entwicklung der gesamten Nachfrage bei den öffentlich geförderten Kulturinstituten 2013 2019 ableiten. Diese Berechnungen kommen zum Ergebnis, Ordentliche Einnahmen Subventionen dass die reale Nachfrage bis 2019 im Durchschnitt Vorleistungen Bruttowertschöpfung um 1,8 Prozent ansteigen wird. Unter Berücksich Bruttoproduktionswert tigung der Preissteigerungen ergibt sich ein Zuwachs von durchschnittlich 2,3 Prozent. Insgesamt liegt Quelle: BAKBASEL der nominale Projektionswert im Jahr 2019 rund 15 Prozent höher als im Jahr 2013. Wie stark die Produktionsleistung und Bruttowert schöpfung auf diese Nachfragesteigerung reagieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Geht man davon aus, dass die Einnahmen aus Eintritten und Nebeneinnahmen sich analog zur Gesamtnachfrage entwickeln und die Subventionen lediglich der allgemeinen Teuerung angepasst werden, erhält man einen Anstieg des Bruttoproduktionswerts um durchschnittlich 1,3 Prozent auf einen Wert von CHF 320 Mio. im Jahr 2019. Für die Bruttowert schöpfung ergeben die Projektionsrechnungen bis 2019 einen Anstieg um durchschnittlich 1,2 Prozent auf einen Wert von CHF 228 Mio. 25
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 5 FAZIT Die öffentliche Förderung von Kultureinrichtungen Die Debatte um die ökonomische Sinnhaftigkeit wird bisweilen auf ihren Kostencharakter reduziert. öffentlicher Kulturförderungen ist nicht neu. 1984 Nicht selten wird darauf verwiesen, dass die Förder wurde erstmals eine von der Julius Bär Stiftung mittel einer begrenzten Bevölkerungsschicht zu finanzierte Studie zum Wirtschaftsfaktor Kultur in der gutekämen und an anderer Stelle möglichweise pro Stadt erstellt. Damals wie heute wird lebhaft und duktiver eingesetzt werden könnten. In der Stadt intensiv über diese Fragestellung diskutiert. Die vor Zürich werden Kulturinstitute gegenwärtig mit mehr liegende Studie gibt keine konkrete Anleitung, als CHF 200 Mio. pro Jahr gefördert. Kanton und sondern dient mit dem vorgelegten Zahlengerüst vor Stadt Zürich sind hierbei die wichtigsten Geber. Das allem der Versachlichung dieser Diskussionen. ist die Kostenseite der Kultur. Doch mit dem viel fältigen Kulturangebot ist für Stadt und Kanton auch Bei aller ökonomischen Relevanz sollte nicht ver ein Nutzen verbunden, der über den individuellen gessen werden: Kultur ist mehr als ein Wirtschafts Nutzen der «Kulturkonsumenten» hinausgeht. faktor. Kulturelle Hervorbringungen und Artefakte stellen nicht zuletzt auch immaterielle Werte und Denn Kultur ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Die vor Leistungen dar – jenseits der auf direkte Nutzbar liegende Analyse zeigt, dass mit den öffentlich machung bezogenen Perspektiven. Zudem hat Kultur subventionierten Kulturinstituten spürbare ökonomi auch einen Bildungscharakter und damit eine sche Effekte verbunden sind. Mit der wirtschaftlichen gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Aktivität der öffentlich geförderten Kulturbetriebe war in der Stadt Zürich 2013 gesamthaft ein Brutto wertschöpfungseffekt von CHF 291 Mio. verbunden. Hierbei profitieren über Zuliefererverflechtungen und Spillover-Effekte im Tourismus auch regionale Unternehmen ausserhalb des Kulturbetriebs in nennenswertem Ausmass (CHF 79 Mio.). Zudem profitiert die regionale Wirtschaft davon, dass die mit dem hochstehenden Kulturangebot verbun dene Aufwertung der Lebensqualität und Standort attraktivität die Konkurrenzfähigkeit der in Zürich ansässigen Unternehmen im globalen Wettbewerb um Fachkräfte stärkt. Dieser Faktor wird vor dem Hintergrund des sich künftig verschärfenden Fach kräftemangels weiter an Bedeutung gewinnen. 26
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR 6 ANHANG: ÜBERSETZUNGEN DER ZUSAMMENFASSUNG EXECUTIVE SUMMARY Spillover effects: Visitor spending on local tourism In 2013, the publicly funded cultural institutions Culture as an economic factor of the City of Zurich registered 1.7 million visitors. The cultural institutions of the City of Zurich are Other local tourist bodies will often benefit from currently being funded to the tune of more than those attending cultural events, especially if the event CHF 200 million. The Canton and the City of Zurich is combined with a shopping spree or a prolonged are the leading contributors. That is the cost side stay in Zurich, which in turn results in spending in of culture. However, the diverse range of cultural hotels and restaurants. Consequently, the cultural programmes also creates benefits for the city, and industries trigger spillover effects in the regional the entire region, which exceed the individual benefits tourist industry that benefit not only local restaurants, for the ‘consumers of culture’. Culture is also an hotels, boutiques or jewellery shops, but also various economic factor: In 2013, the 61 publicly funded enterprises along the value chain of these businesses. cultural institutions of the City of Zurich ‘produced’ cultural services worth CHF 296 million. (The cultural Based on an extensive survey of around 5,000 visitors services correspond to the sum of proceeds from to 10 different event venues of publicly funded ticket sales and various incidental revenues as well as cultural institutions in the City of Zurich, it was public and private subsidies.) Linked to this were calculated that people attending events of publicly CHF 212 million in gross value added and 1,360 funded cultural institutions spend an aggregate full-time jobs. CHF 122 million on private consumption outside these cultural institutions on the day of their attend- Secondary effects: How regional enterprises ance. If one includes only those visitors who explicitly benefit from cultural industries stated that they had travelled here to attend this Numerous enterprises domiciled in the city and the particular cultural event, that private consumption rest of the canton profit from the economic activities amounts to CHF 59 million. of the publicly funded cultural institutions in the City of Zurich. On the one hand, regional enterprises are involved as suppliers along the entire value chain of the production process. In 2013, the publicly funded cultural institutions received third-party services of more than CHF 84 million. Local trade and the city’s industry and commerce also benefit from the fact that part of the wages and salaries, amounting to approximately CHF 160 million, flow back into the local economic cycle in the form of consumer spending. 27
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