KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR - JULIUS BÄR STIFTUNG

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KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR - JULIUS BÄR STIFTUNG
KULTUR ALS
WIRTSCHAFTSFAKTOR
     JULIUS BÄR STIFTUNG
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KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

                              INHALTSVERZEICHNIS

      Vorwort                                     2       Tabelle 5 Spillover-Effekte im lokalen Tourismus
                                                                     durch die Konsumausgaben
      Zusammenfassung                                                der Besucher der öffentlich
      (Übersetzungen der Zusammenfassung                             geförderten Kulturinstitute           21
      in den Sprachen Englisch, Französisch
                                                           Tabelle 6 Gesamte Ergebnisse der
      und Italienisch finden sich im Anhang
                                                                     Wirkungsanalyse: Wertschöpfungs-
      ab Seite 27.)4
                                                                     und Beschäftigungseffekte in der
1     Einleitung                                  7                 Stadt Zürich und im Kanton Zürich    23

2     Ergebnisse der Besucherbefragung           10
                                                           GRAFIKVERZEICHNIS
2.1   Stichprobe                                 10
2.2   Auswertung                                 11       Grafik 1 Transmissionskanäle: Einfluss der
                                                                    Kultur auf die regionale Wirtschaft    8
3     Ergebnisse der makroökonomischen
                                                           Grafik 2 Analysedesign                          9
      Wirkungsanalyse16
                                                           Grafik 3 Stichprobe                            10
3.1   Direkte Effekte                            16
                                                           Grafik 4 Herkunftsländer                       11
3.2   Indirekte und induzierte Effekte           18
                                                           Grafik 5 Herkunftsland nach Kulturinstitution 12
3.4   Spillover-Effekte im lokalen Tourismus     19
                                                           Grafik 6 Verweildauer in Zürich und Art der
3.5   Ergebnisse der Wirkungsanalyse             22
                                                                    Unterkunft13
4     Ausblick                                   24       Grafik 7 Hauptmotiv                            14
                                                           Grafik 8 Transportmittel nach Zürich           14
5     Fazit                                      26
                                                           Grafik 9 Konsumausgaben pro Besucher
6     Anhang:                                                       und Tag (CHF)                         15
      Übersetzungen der Zusammenfassung 27                Grafik 10 Bruttowertschöpfung der
      Executive Summary                          27                 Kulturinstitute17
      Résumé                                     30       Grafik 11 Effekte für Stadt und Kanton         18
      Sintesi                                    33       Grafik 12 Gesamtwirtschaftliche Bedeutung
                                                                     der öffentlich geförderten
      Impressum                                  36                 Kulturinstitute22
                                                           Grafik 13 Projektion Logiernächte bis 2019
TABELLENVERZEICHNIS                                                  (Index; 2000 = 100)                  24
                                                           Grafik 14 Projektion der Bruttowertschöpfung
Tabelle 1 Ergebnisse der Wirkungsanalyse                             der öffentlich geförderten
          im Überblick                            6                 Kulturinstitute bis 2019             25
Tabelle 2 Indirekte und induzierte Effekte
          in der Stadt Zürich aufgrund
          des Betriebs der öffentlich
          geförderten Kulturinstitute            19
Tabelle 3 Konsumausgaben der Besucher
          ausserhalb der Kulturinstitute
          (CHF Mio.)                             20
Tabelle 4 Konsumausgaben der Besucher mit
          spezifischem Reisemotiv ausserhalb
          der Kulturinstitute (CHF Mio.)         20

                                                       1
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR - JULIUS BÄR STIFTUNG
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

                              VORWORT

Wenn von Kultur die Rede ist, denkt man an viele unterschiedliche Aspekte dieses
vielschichtigen Themas: etwa an bekannte Künstler und Werke, renommierte
Institutionen oder die Kulturförderung. Selten jedoch wird der Kulturbereich auch
als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen.

Zu Unrecht, wie die vorliegende Studie zur «Kultur als Wirtschaftsfaktor» in Zürich
zeigt: Allein im Jahr 2013 erbrachten die 61 öffentlich geförderten Kulturein­
richtungen der Stadt Dienstleistungen im Wert von fast 300 Millionen Schweizer
Franken – mehr als 1300 Arbeitsplätze waren im Kulturbereich angesiedelt
oder damit verbunden. Zudem profitierten zahlreiche Tourismusbetriebe und Detail­
händler von den 1,7 Millionen Besuchern der Kultureinrichtungen. Dies sind
­eindrucksvolle Zahlen, welche die Bedeutung des Kulturbereichs für die Gesellschaft
 auch in wirtschaftlicher Hinsicht unterstreichen.

         Mit seiner hohen Wertschöpfung ist
   der Kulturbereich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
                 für die Stadt Zürich

Julius Bär fühlt sich diesem Thema in mehrfacher Hinsicht verbunden. Als in Zürich
gegründetes und ansässiges Unternehmen sind wir einerseits ein Teilnehmer
am hiesigen Wirtschaftsleben. Andererseits ist die Förderung von Kunst und Kultur
seit unserer Gründung ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Engagements
unserer Gruppe. Diese beiden Perspektiven – das Rationale und das Emotionale –
miteinander in Verbindung zu bringen, war uns bereits vor dreissig Jahren ein
Anliegen: Damals hatten wir eine erste Studie zur «Kultur als Wirtschaftsfaktor» in
Auftrag gegeben, die viel Beachtung fand.

                                          2
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums unserer Bank und des 50-Jahr-Jubiläums der
Julius Bär Stiftung wollen wir mit unserer aktuellen Publikation erneut die
Aufmerksamkeit auf das Thema lenken – auch deshalb, weil dieser Aspekt des
kulturellen Schaffens in den vergangenen Jahren eher vernachlässigt wurde
und sich über die Zeit stark verändert hat. Gerne möchte ich an dieser Stelle den
Mitarbeitenden des Forschungsinstituts BAKBASELfür die Durchführung
der Studie danken und der Stadt Zürich für die konstruktive Zusammenarbeit.

Ich hoffe, durch die Studie können Sie Ihren nächsten Konzert- oder Museumsbesuch
aus einer neuen Perspektive betrachten. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Boris F. J. Collardi
CEO der Bank Julius Bär und
Präsident der Julius Bär Stiftung

                                           3
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

                                        ZUSAMMENFASSUNG

Kultur als Wirtschaftsfaktor                                                 Spillover-Effekte:
Die Kultureinrichtungen der Stadt Zürich werden                              Ausgaben der Besucher im lokalen Tourismus
­gegenwärtig mit mehr als CHF 200 Mio. geför-                                Im Jahr 2013 zählten die öffentlich geförderten
dert. Kanton und Stadt Zürich sind hierbei die wich­                         ­Kulturinstitute der Stadt Zürich rund 1,7 Mio.
 tigsten Geber. Das ist die Kostenseite der Kultur.                           ­Besucher. Häufig profitieren von den Besuchen
 Doch mit dem vielfältigen Kulturangebot entsteht                              von Kulturveranstaltungen auch andere lokale
 für die Stadt und die gesamte Region auch                                   Touris­musbetriebe, beispielsweise wenn der Besuch
 ein Nutzen, der über den individuellen Nutzen der                             mit Shopping verbunden wird oder zu einem
 «Kulturkonsu­menten» hinausgeht. Kultur ist                                 verlängerten Auf­enthalt in Zürich mit verbundenen
 auch ein Wirtschaftsfaktor: Die 61 öffentlich geför­                        Hotel- und Res­tau­rant­ausgaben führt. Die Kultur­
 derten Kulturinstitute der Stadt Zürich «produzier­                         wirtschaft löst also Spill­over-Effekte in der regionalen
 ten» 2013 Kulturdienstleistungen im Wert von                                  Tourismus­wirtschaft aus. Davon profitieren nicht
 CHF 296 Mio. (Die Kulturdienstleistungen entspre­                           nur lokale ­Restaurants, Hotels, Boutiquen oder Bijou­
 chen der Summe aus den Einnahmen aus Ein-                                     teriegeschäfte, sondern auch die Unternehmen
 tritten und den diversen Nebeneinkünften sowie den                          entlang der Wertschöpfungskette dieser Tourismus­
 öffentlichen und privaten Subventionen.) Damit                              betriebe.
 ­verbunden war eine Bruttowert­schöpfung von
  CHF 212 Mio. sowie rund 1360 ­Arbeitsplätze (Voll­                         Auf Basis einer umfangreichen Befragung von rund
  zeitstellen).                                                              5000 Besuchern an zehn verschiedenen Spielstätten
                                                                             öffentlich geförderter Kulturinstitute in der Stadt
Sekundäreffekte: Wie regionale Unternehmen                                   ­Zürich konnte errechnet werden, dass die Besucher
von der Kulturwirtschaft profitieren                                          der Veranstaltungen an den jeweiligen Veranstal­
Von der wirtschaftlichen Tätigkeit der öffentlich                             tungstagen ausserhalb der Kultureinrichtungen
­geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich profitier­                      private Kon­sumausgaben in Höhe von insgesamt
 ten zahlreiche Unternehmen in der Stadt und im                              CHF 122 Mio. tätigen. Bezieht man nur jene Besucher
 ­restlichen Kanton. Einerseits sind regionale Unterneh­                     in die Analyse mit ein, welche als Reisemotiv explizit
  men als Zulieferer entlang der gesamten Wert­                              den Besuch der Kulturveranstaltung angeben, ergibt
  schöpfungskette des Produktionsprozesses involviert.                       sich ein Gesamtbetrag von CHF 59 Mio.
  Im Jahr 2013 bezogen die öffentlich geförderten
  Kultureinrichtungen Drittleistungen von CHF 84 Mio.
  Andererseits profitieren der lokale Handel und das
  Gewerbe der Stadt davon, dass ein Teil der Löhne und
  ­Gehälter in Höhe von rund CHF 160 Mio. in Form
   von Konsumausgaben vor Ort in den Wirtschafts­
   kreislauf zurückfliessen.

Hinweis: Übersetzungen der Zusammenfassung in den Sprachen Englisch, Französisch und Italienisch finden sich im Anhang ab Seite 27.

                                                                         4
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Makroökonomische Wirkungsanalyse                              Ausblick
Anhand eines regionalen Input-Output-Modells                  Die Stadt Zürich profitiert gegenwärtig vom allge­
wurde quantifiziert, wie stark die regionale Wirtschaft       meinen Boom im Städtetourismus. Auch in den kom­
via Sekundär- und Spillover-Effekte gesamthaft                menden Jahren kann mit überdurchschnittlichen
von der Kulturwirtschaft profitiert. Die wichtigsten          Wachstumsraten beim Städtetourismus gerechnet
Kernaussagen der Wirkungsanalyse sind:                        werden. Zudem steigt die Dynamik der Kulturaus­
• Insgesamt ist mit der wirtschaftlichen Aktivität der        gaben der heimischen Bevölkerung an. Von beiden
    Kulturbetriebe in der Stadt Zürich ein Wert­              Effekten profitieren auch die öffentlich geförderten
    schöpfungseffekt von CHF 291 Mio. verbunden.              Kulturinstitute. Projektionsrechnungen kommen
    Der direkte Effekt bei den Kulturbetrieben                zum Ergebnis, dass die Bruttowertschöpfung der
  beträgt CHF 212 Mio. Mit jedem Franken Wert­                ­öffentlich geförderten Kulturinstitute bis 2019 pro
  schöpfung der öffentlich geförderten Kultur-                 Jahr um durchschnittlich 1,2 Prozent steigen und
  betriebe werden damit 37 Rappen Wertschöpfung                2019 einen Wert von CHF 228 Mio. erreichen wird.
    bei anderen städtischen Unternehmen ausgelöst.
• Mit jedem zweiten Arbeitsplatz bei den öffentlich           Kultur ist Teil der Wirtschaft –
  geförderten Kulturinstituten kommt über Folge­              aber Kultur ist mehr als ein Wirtschaftsfaktor!
  effekte ein zusätzlicher Arbeitsplatz bei anderen           Die vorliegende Analyse zeigt, dass mit den öffentlich
  Unternehmen der Stadt Zürich zustande. Insgesamt            subventionierten Kulturinstituten spürbare ökonomi­
  werden mit dem Betrieb der öffentlich geförderten           sche Effekte verbunden sind und dass auch regionale
  Kulturinstitute der Stadt Zürich 2016 Arbeitsplätze         Unternehmen ausserhalb des Kulturbetriebs von der
  geschaffen.                                                 Kulturwirtschaft profitieren. Bei aller ökonomischen
• Aufgrund der Zulieferer- und Pendlerverflechtun­            Relevanz sollte jedoch nicht vergessen werden, dass
    gen zwischen der Stadt und dem restlichen                 Kultur mehr als ein Wirtschaftsfaktor ist. Kultur hat
    Kantonsgebiet profitieren auch Unternehmen                eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung.
    ausserhalb der Stadtgrenzen. Hier entstehen eine
    zusätzliche Bruttowertschöpfung von CHF 23 Mio.
    sowie 219 zusätzliche Arbeitsplätze.
• Je Besucher in den öffentlich geförderten Kultur­
  instituten entsteht bei anderen Unternehmen
  ­innerhalb des Kantons Zürich eine Wertschöpfung
   von CHF 60.
• Pro Subventionsfranken an die Kulturinstitute
   ­entsteht bei Unternehmen ausserhalb der Kultur­
  branche im Kanton Zürich eine Wertschöpfung
  von 50 Rappen.

                                                          5
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Tabelle 1: Ergebnisse der Wirkungsanalyse im Überblick
Bruttowertschöpfung              Stadt Zürich                                          Kanton Zürich
(CHF Mio.)                         Direkter Indirekter Induzierter  Tourismus- Total   Indirekter Induzierter Tourismus-     Total
                                     Effekt     Effekt      Effekt    Spillover-           Effekt      Effekt   Spillover-
                                              (Kultur­    (Kultur­        Effekt         (Kultur­    (Kultur­       Effekt
                                              betrieb)    betrieb)   (Besucher           betrieb)    betrieb)  (Besucher
                                                                     mit Reise-                                mit Reise­
                                                                   motiv Kultur)                             motiv Kultur)
Opernhaus Zürich                           106      0         11.0           5.5 123           6        15.4           5.7    133
Schauspielhaus Zürich                       33      4          3.6           2.8  43           6         5.1           2.9     47
Tonhalle-Gesellschaft                       25      2          2.8           1.6  32           2         3.9           1.6     33
Zürich
Kunsthaus Zürich                            10      3          1.1        8.0    22            4         1.5          8.4      24
Theater am Neumarkt                          5      1         0.5         0.2     6            1         0.6          0.3       7
Theaterhaus Gessnerallee                     3      1         0.3         0.8     5            1         0.5          0.9       5
Moods Jazz Club                              3      0         0.3         0.7     4            0         0.4          0.8       4
Zurich Film Festival                         2      2         0.3         1.9     7            3         0.4          2.0       7
Kunsthalle Zürich                            1      1         0.1         0.6     2            1         0.2          0.7       3
Sonstige                                    21     10         2.2         7.8    41           12          3.1         8.2      44
Total                                      212     24         23           32   291           37          32           33     315

Beschäftigung                    Stadt Zürich                                          Kanton Zürich
(FTE*)                             Direkter Indirekter Induzierter Tourismus- Total    Indirekter Induzierter Tourismus-     Total
                                     Effekt     Effekt      Effekt   Spillover-            Effekt      Effekt   Spillover-
                                              (Kultur­    (Kultur­       Effekt          (Kultur­    (Kultur­       Effekt
                                              betrieb)    betrieb)  (Besucher            betrieb)    betrieb)  (Besucher
                                                                    mit Reise-                                 mit Reise­
                                                                  motiv Kultur)                              motiv Kultur)
Opernhaus Zürich                           625      3          59           62  749           45         109           64     844
Schauspielhaus Zürich                      184     34          20           30  267           51          36           32     302
Tonhalle-Gesellschaft                      168     14          15            17 215           18          28            18    231
Zürich
Kunsthaus Zürich                         89        20           6         87  202             30          10            91    220
Theater am Neumarkt                      34         4           2          3   43              5           5             3     47
Theaterhaus Gessnerallee                 25         7           2          9   42              8           3           10      46
Moods Jazz Club                           7         2           2          8   19              2           3             8     21
Zurich Film Festival                     15        15           2         20   51             20           3            21     29
Kunsthalle Zürich                         6         4           1          7   17              6           1             8      8
Sonstige                                207        82          14        107  410            100          25           111    444
Total                                  1359       185         122        350 2016            285         224          366    2235

Quelle: BAKBASEL
* FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung

                                                                     6
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

                                      1      EINLEITUNG

Die Kultureinrichtungen der Stadt Zürich werden              Neben diesen Nachfrageimpulsen hat die Kultur­
­gegenwärtig mit mehr als CHF 200 Mio. gefördert.            wirtschaft auch über die Angebotsseite einen
 Kanton und Stadt Zürich sind hierbei die wichtigsten        Einfluss auf die Wirtschaft. So wird die Lebensqualität
 Geber. Das ist die Kostenseite der Kultur. Doch             und Attraktivität des Standorts Zürich durch ein
 mit dem vielfältigen Kulturangebot ist für die Stadt        hochstehendes Kulturangebot deutlich aufgewertet.
 und die gesamte Region auch ein Nutzen verbun-              Damit trägt das Kulturangebot neben vielen
 den, der über den individuellen Nutzen der «Kultur­         anderen Faktoren dazu bei, dass die Stadt Zürich für
 konsumenten» hinausgeht.                                    hochqualifizierte Arbeitskräfte aus aller Welt
                                                             nicht nur aus finanziellen oder beruflichen Gründen
Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen drücken            attraktiv ist, sondern eben auch, weil es sich
sich in der wirtschaftlichen Leistung der Kultur­            um einen vorzüglichen Wohnort handelt. Davon
institute und den damit verbundenen Arbeitsplätzen           profitieren auch die in Zürich ansässigen Unter-
und Einkommen sowie den mit der Kulturwirtschaft             nehmen in Form einer verbesserten Konkurrenzfähig­
verbundenen Nachfrage-Effekten innerhalb der                 keit im globalen Wettbewerb um Fachkräfte –
­Region aus. Regionale Zuliefererbetriebe (Bühnen­           ein Faktor, der vor dem Hintergrund des sich künftig
 bau, Strom, Heizung, Reparaturarbeiten etc.)                verschärfenden Fachkräftemangels noch an
 profitieren hierbei ebenso wie der lokale Handel und        Bedeutung gewinnen wird.
 andere Gewerbeunternehmen (auch von den
 Konsumausgaben der Angestellten). Eine weitere              Ein weiterer Transmissionskanal zwischen Kultur
 unmittelbare positive wirtschaftliche Auswirkung            und Wirtschaft wird im Zusammenhang mit der
 des Kulturangebots ergibt sich aus der Tatsache,            «Theorie der kreativen Klasse» (Richard Florida,
 dass die Besucher der Kulturinstitute häufig zusätz­        US-ameri­kanischer Wirtschaftsprofessor) diskutiert.
 liche Konsumausgaben tätigen, wovon der lokale              Anhänger der Theorie der kreativen Klasse vertreten
 ­Tourismus profitiert, beispielsweise wenn der Opern­       die Hypothese, dass mit der Ansiedlung ­«kreativer
  besuch mit Shopping verbunden wird oder zu                 Berufsgruppen» wichtige Impulse für die Innovations­
  einem verlängerten Aufenthalt in Zürich mit verbun­        kraft und die wirtschaftliche Dynamik einer urbanen
  denen Hotel- und Restaurantausgaben führt.                 Region verbunden sind. Führt die kulturelle Vielfalt
                                                             einer Region zu einer erhöhten Anziehungskraft für
                                                             Kreative und zu einer steigenden Innovationsfähig­
                                                             keit, dann trägt Kultur mittelbar auch zu einer Siche­
                                                             rung oder Steigerung des gesamtwirtschaftlichen
                                                             Wachstumspotenzials bei. Allerdings muss hierbei
                                                             erwähnt werden, dass dieser Ansatz empirisch nicht
                                                             als gesichert gilt.

                                                         7
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Grafik 1: Transmissionskanäle: Einfluss der Kultur auf die regionale Wirtschaft

                                        Kulturinstitute: Einflusskanäle auf regionale Volkswirtschaft

                            Angebotsseite
                                                                                                      Nachfrageseite
                   Volkswirtschaftliche Effekte i. w. S.
                                                                                              Volkswirtschaftliche Effekte i. e. S.
                         Katalytische Effekte

            Erhöhung Lebensqualität/Standortattraktivität
                Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit                                         Produktion Kulturdienstleistungen
               im globalen Wettbewerb um Fachkräfte

           Einfluss der kulturellen Vielfalt auf Innovation und
               Wachstumsdynamik urbaner Regionen                                      Spillover-Effekte im regionalen Tourismus
                (Theorie der kreativen Klasse, R. Florida)

    Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials                Erhöhung der tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Produktion
                  Mittelbare Auswirkung auf …                                              Unmittelbare Auswirkung auf …

                                                Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Einkommen etc.

Quelle: BAKBASEL

Kultur ist also ein Teil der Wirtschaft und hat                              Die öffentliche Förderung von Kultur wird deshalb
unbestritten Auswirkungen auf andere Akteure der                             in der Regel nicht aus der wirtschaftlichen Not­
regionalen Wirtschaft, sei es mittelbar oder un­                             wendigkeiten heraus (Kultur als Wirtschafts- oder
mittelbar. Doch bei aller ökonomischen Relevanz:                             als Standortfaktor), sondern vor allem aus der
Kultur ist mehr als ein Wirtschaftsfaktor. Kulturelle                        bil­dungs- und gesellschaftspolitischen Perspektive
Hervorbringungen und Artefakte stellen nicht                                 gerecht­fertigt. Und dennoch wird immer wieder
zuletzt auch immaterielle Werte und Leistungen dar –                         ein Diskurs geführt, wie «(un-)wirtschaftlich» öffent­
jenseits der auf direkte Nutzbarmachung bezogenen                            liche Kulturinstitute sind und wie hoch die Förderung
Perspektiven. Kultur bietet ganz eigene Handlungs-                           mit öffentlichen Mitteln angesichts beschränkter
und Reflexionsmöglichkeiten für das Individuum                               finanzieller Ressourcen öffentlicher Haushalte sein
wie auch für die Gemeinschaft. Zudem hat Kultur                              soll. Die vorliegende Studie soll zur Versachlichung
auch einen Bildungscharakter und damit eine                                  dieser Diskussionen beitragen.
gesamt­gesellschaftliche Bedeutung. Mithin nehmen
­Kulturinstitute auch im ganz­heitlichen Bildungs­ideal                      Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf den oben
 nach Humboldt eine wichtige Rolle ein. Denn Bildung                         dargelegten unmittelbaren, nachfrageseitigen Effek­
 im Sinne der «umfassenden Entwicklung aller                                 ten. Die zentrale makroökonomische Fragestellung
 Kräfte» bedarf gemäss Humboldt einer «vielseitigen,                         ist also, wie viel Wertschöpfung und wie viele Arbeits­
 abwechslungsreichen Umgebung, die möglichst                                 plätze unmittelbar mit der wirtschaftlichen Aktivität
 alle Kräfte anspricht».1                                                    der subventionierten städtischen Kulturinstitute in der
                                                                             Stadt und im Kanton Zürich verbunden sind.

1   Bildungstheorie nach Wilhelm von Humboldt, gemäss Hans-Christoph Koller in «Grundbegriffe, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaften».

                                                                         8
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Hierfür wurden umfangreiche Primärdaten erhoben:                                        Mit den verschiedenen Primärdaten erhält man ein
Erstens wurden bei den Kulturinstituten Daten aus                                       detailliertes Bild sämtlicher relevanter Zahlungs­
der Aufwands- und Ertragsrechnung analysiert.                                           ströme, die aus dem Betrieb der Kulturinstitute sowie
Zweitens wurden die Zahlungsströme zwischen den                                         aus den Nachfrage-Effekten im lokalen Tourismus
Kulturinstituten und deren Zulieferern von Waren                                        resultieren. Anhand eines regionalen Input-Output-
und Dienstleistungen analysiert. Drittens wurde für                                     Modells können dann die regionalen volkswirt­
die Ermittlung der Spillover-Effekte im regio­nalen                                     schaftlichen Auswirkungen dieser Zahlungs­ströme in
Tourismus eine umfangreiche Besucherbefragung bei                                       Form von Bruttowertschöpfung und Arbeitsplätzen
den wichtigsten (öffentlich subventionierten)                                           berechnet werden.
Kulturinstitute der Stadt Zürich durchgeführt.

Grafik 2: Analysedesign

                                                                                      Brutto­                                    Löhne
                                            Brutto­                                                       Beschäftigte

                                                                                                                                             Direkte
                                                                                                                                             Effekte
                                                             Vorleistungen         wertschöpfung
 betriebswirtschaftliche Sekundärdaten,

                                          produktion                                                                          und Gehälter
  Betriebswirtschaftliche Primärdaten,

                                                                                             Direkter Effekt
                                                                                         durch den Kulturbetrieb
          Besucherbefragung
            Datenerhebung

                                             Ermittlung der
                                                                                                                     Besucherbefragung
                                           Vorleistungsstruktur

                                                                                                                                                  Sekundäreffekte
                                             Nachfrage der Kultur-
                                                                                Konsumnachfrage der
                                             institute nach Waren                                                       Nachfrage im
                                                                                  Angestellten der
                                           und Dienstleistungen bei                                                 regionalen Tourismus
                                                                                   Kulturinstitute
                                           regionalen Unternehmen
 regionale Wirtschaft Stadt ZH,

                                                                                  Direkter Effekt im
  Regionales Wirkungsmodell

                                                                                                                                             Indirekte und induzierte

                                                                                regionalen Tourismus
     Strukturmodelle für die

                                                                                                                    Vorleistungsnachfrage
                                                                                                                       der involvierten
           Kanton ZH

                                            Indirekter Effekt durch            Indirekter Effekt durch               Tourismusbetriebe
                                                                                                                                                     Effekte

                                               den Kulturbetrieb                regionalen Tourismus

                                             Induzierter Effekt                Induzierter Effekt durch               Konsumnachfrage
                                           durch den Kulturbetrieb               regionalen Tourismus                der Angestellten im
                                                                                                                    regionalen Tourismus
                                                                             Tourismus-Spillover-Effekte

Quelle: BAKBASEL

                                                                                    9
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

    2       ERGEBNISSE DER BESUCHERBEFRAGUNG

Zwischen April und November 2014 wurden mit                  2.1   STICHPROBE
rund 5000 Besuchern an zehn verschiedenen Spiel­
stätten der öffentlich geförderten Kulturinstitute           Die für die Interviews ausgewählten Kulturinstitute
der Stadt Zürich Interviews durchgeführt. Unter an­          wurden in zwei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe
derem wurden die Kulturkonsumenten zu ihrem                  repräsentiert die grossen Kultureinrichtungen und
Ausgabeverhalten, ihrer Herkunft, ihrer Verweildauer,        beinhaltet die Kulturinstitute Kunsthaus, Opernhaus,
ihrer Unterkunftsart oder ihrem Reisemotiv befragt.          Schauspielhaus mit den Spielstätten Pfauen und
Nachfolgende Übersicht zeigt die wesentlichen                Schiffbau sowie die Tonhalle. Die zweite Gruppe
Ergebnisse der Besucherbefragung.                            repräsentiert kleinere und vor allem mittlere Kultur­
                                                             institute und umfasst die Kultureinrich­tungen Kunst­
                                                             halle, Zurich Film Festival, Theater am Neumarkt,
                                                             Jazzclub Moods sowie das Theaterhaus Gessnerallee.
                                                             Grafik 3 zeigt den Stichprobenumfang für die einzel­
                                                             nen Kulturinstitute.

Grafik 3: Stichprobe

          Kunsthaus Zürich                                                                                  1206

          Opernhaus Zürich                                                                    944

      Schauspielhaus Zürich                                                             867

Tonhalle-Gesellschaft Zürich                                                      816

          Kunsthalle Zürich              296

         Zurich Film Festival     189

      Theater am Neumarkt        171

            Jazzclub Moods      157

  Theaterhaus Gessnerallee      156

Quelle: BAKBASEL

                                                        10
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

2.2   AUSWERTUNG

Auswertung nach Herkunft
In der Untersuchungsgruppe sind 83 Prozent der
­Besucher in der Schweiz wohnhaft. Die wichtigste
 ­Besuchergruppe aus dem Ausland sind die Besucher
  aus Deutschland, gefolgt von den Besuchern
  aus den USA. Fast die ­Hälfte aller Besucher aus dem
  Ausland kommt aus diesen beiden Ländern.

Grafik 4: Herkunftsländer

                                                                        Schweiz
                                                                         83%

                                                                        Ausland
                                                                         17%

      35%

                                                                                                                 27%

                    12%

                            6%         5%                 4%                      4%      4%           3%
      Deutschland

                    USA

                            UK

                                      Frankreich

                                                          Niederlande

                                                                                  China

                                                                                          Österreich

                                                                                                       Italien

                                                                                                                 Andere

Quelle: BAKBASEL

                                                                           11
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Auswertung nach Herkunft und Kulturinstitution
Auffallend ist der hohe Anteil der im Ausland wohn­
haften Besucher in den beiden Institutionen Kunst­
halle und Kunsthaus. Dies hat vor allem mit dem
Angebot der Kulturinstitute zu tun. Beide Institute
sprechen verstärkt ein internationales Publikum an,
was sich in den Besucherangaben wider­spiegelt.

Grafik 5: Herkunftsland nach Kulturinstitution

  Theaterhaus Gessnerallee

      Theater am Neumarkt

         Zurich Film Festival

Tonhalle-Gesellschaft Zürich

         Opernhaus Zürich

            Jazzclub Moods

     Schauspielhaus Zürich

          Kunsthalle Zürich

          Kunsthaus Zürich

                          0%             20%            40%              60%   80%   100%

  Wohnhaft in der Schweiz       Wohnhaft im Ausland

Quelle: BAKBASEL

                                                       12
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Auswertung nach Verweildauer und
Art der Unterkunft
Betrachtet man die Verweildauer der Besucher, ist
die grösste Besuchergruppe diejenige der Tages­
ausflügler (46 %), gefolgt von den in der Stadt Zürich
wohnhaften Besuchern (38 %). Touristen, die
einen längeren Aufenthalt in Zürich haben, machen
mit rund 16 Prozent die kleinste Besuchergruppe aus.
Mehr als ein Drittel (36 %) der Besucher mit längerem
Aufenthalt übernachtet bei Freunden, jeweils
18 Prozent steigen in 3- und in 4-Sterne-Hotels ab.

Grafik 6: Verweildauer in Zürich und Art der Unterkunft

                                                   36%                        Unterkunft bei Freunden

                                                                 18%          3-Sterne-Hotels

                                                                 18%          4-Sterne-Hotels

            Tagesausflug                                                 7%   Weiss nicht/nicht klassifiziert
               46%
                                                                         3%   Hotel Garni/Frühstückspension

                             Längerer                                    3%   Andere
                            Aufenthalt
                              16%                                        3%   2-Sterne-Hotels
       Wohnhaft in Zürich
            38%                                                          3%   Ferienwohnung gemietet

                                                                         3%   Jugendherberge etc.

                                                                         2%   Eigene Wohnung

                                                                         2%   Zweitwohnung

                                                                         2%   5-Sterne-Hotels

Quelle: BAKBASEL

                                                          13
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Auswertung nach Reisemotiv                                          Auswertung nach Art der Anreise
Mehr als die Hälfte der befragten Besucher (55 %)                   58 Prozent der ausserhalb von Zürich wohnenden
gibt an, dass der Besuch der Kulturinstitute das                    Besucher kamen mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Hauptmotiv ihres Aufenthaltes ist.                                  nach Zürich. Dieser Wert spiegelt vor allem die Ver­
                                                                    kehrsmittelwahl der Tagesausflügler wider, deren
                                                                    Anzahl deutlich höher ist als diejenige der sich länger
Grafik 7: Hauptmotiv                                                in Zürich aufhaltenden Besucher. In dieser Gruppe
                                                                    ist nach den öffentlichen Verkehrsmitteln das Flug-
                                                                    zeug das am zweithäufigsten genannte Verkehrs­
                                                                    mittel (29 %).
                  Nein,                  Ja,
              Besuch der            Hauptmotiv
             Kulturinstitute         ist Besuch
                ist nicht           der Kultur-
              Hauptmotiv              institute
            des Aufenthaltes            55%
                  45%

Quelle: BAKBASEL

Grafik 8: Transportmittel nach Zürich

Öffentliche Verkehrsmittel                                                                                            58%

           Motorfahrzeug                                                29%

                Flugzeug              10%

                    zu Fuss    1%

                   Reisebus    1%

                Sonstiges      1%

Quelle: BAKBASEL

                                                               14
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Auswertung nach Ausgaben pro Tag und Besucher                        Auswertung der Ausgaben nach Reisemotiv
Die Konsumausgaben der Besucher von Kunsthaus                        Differenziert man die Ausgaben nach Reisemotiv,
und Kunsthalle heben sich im Durchschnitt mit                        ergeben sich bei den meisten Institutionen nur wenige
ca. CHF 100 deutlich von den übrigen Instituten ab.                  Unterschiede. Die entsprechenden statistischen
Mit CHF 86 folgt das Opernhaus. Die Konsum­                          Tests zeigen insgesamt (in Bezug auf die Gesamtaus­
ausgaben der Besucher an den anderen Kulturinstitu­                  gaben) keine signifikanten Unterschiede zwischen
ten liegen im Durchschnitt bei ca. CHF 60. Die                       den beiden Gruppen auf. Eine Ausnahme stellt dies­
hohen Werte an den beiden Kunsthäusern kommen                        bezüglich das Opernhaus dar. Bei den Besuchern
von den deutlich höheren Ausgaben für Unterkunft                     des Opernhauses liegen die Ausgaben der ­Besucher,
und Transport. Dies hängt mit dem deutlich höheren                   welche als Reisemotiv explizit den Besuch des
Anteil an ausländischen Gästen zusammen. Unab­                       Opernhauses angeben, signifikant über den Aus­
hängig von der Institution geben die Besucher das                    gaben der Besucher, welche ein anderes Reise­motiv
meiste Geld in der Kategorie Gastronomie und                         haben, aber während ihres Aufenthaltes auch das
Nightlife aus.                                                       Opernhaus besuchen.

Grafik 9: Konsumausgaben pro Besucher und Tag (CHF)
120

100

80

60

40

                                                                                29%
20

  0
      Kunsthaus    Kunsthalle   Opernhaus        Schauspiel-   Jazzclub        Zurich      Tonhalle-    Th.-Haus-      Th. am
       Zürich       Zürich       Zürich          haus Zürich    Moods       Film Festival Gesellschaft Gessnerallee   Neumarkt

  Unterkunft                Gastro & Nightlife            Transport in Zürich         Bekleidung und Schuhe
  Schmuck und Uhren         Lebensmittel und sonstige Waren im Detailhandel           Sonstige Ausgaben ohne Kultur

Quelle: BAKBASEL

                                                                15
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

         3 ERGEBNISSE DER
 MAKROÖKONOMISCHEN WIRKUNGSANALYSE
Die 61 öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt          3.1   DIREKTE EFFEKTE
Zürich «produzierten» im Jahr 2013 Kulturdienst­
leistungen im Wert von CHF 296 Mio. Damit ver­                   Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kulturinsti­
bunden waren rund 1360 Arbeitsplätze und eine                    tute (im engeren Sinne) ergibt sich durch ihre
Bruttowertschöpfung von CHF 212 Mio. Von der                     ­Produktionstätigkeit und die damit verbundenen
wirtschaftlichen Tätigkeit der öffentlich geförderten             Wertschöpfungs-, Einkommens- und Beschäf­
Kulturinstitute der Stadt Zürich profitierten zahl-               tigungseffekte. Zunächst betrifft das die «volkswirt­
reiche Unternehmen in der Stadt und im restlichen                 schaftliche Leistung» der Kulturinstitute.
Kanton. Einerseits sind regionale Unternehmen                     (Zum ­Konzept der Wertschöpfungsrechnung siehe
als Zulieferer entlang der gesamten Wertschöpfungs­               separaten Textkasten auf Seite 17.)
kette des Produktionsprozesses involviert. Lokaler
Handel und das Gewerbe der Stadt profitieren zudem               Der gesamte Bruttoproduktionswert der 61 öffent-
davon, dass ein Teil der Löhne und Gehälter in                   lich subventionierten Kulturbetriebe beträgt
Höhe von rund CHF 160 Mio. in Form von Konsum­                   CHF 296 Mio. Nach Abzug der Vorleistungen (rund
ausgaben vor Ort in den Wirtschaftskreislauf                     CHF 84 Mio.) ergibt sich insgesamt eine Brutto­
zurückfliessen. Und schliesslich profitiert der regionale        wertschöpfung von CHF 212 Mio. Das entspricht
Tourismus von den Ausgaben der Besucher in                       einem Anteil von rund 0,4 Prozent an der
Hotels, Restaurants, Cafés, Bars oder im lokalen                 Gesamtwirtschaft der Stadt Zürich. Der grösste
Detailhandel.                                                    Teil der Bruttowertschöpfung wird durch
                                                                 den Personalaufwand beansprucht. Die gesamten
                                                                 Arbeitskosten (Bruttolöhne und Gehälter
                                                                 zuzüglich Lohnnebenkosten) betragen CHF 199 Mio.

                                                                 Die Finanzierung der Produktionsfaktoren erfolgt
                                                                 nur zu einem geringen Teil durch die am Markt
                                                                 erzielten Einkommen. Diese reichen im Durchschnitt
                                                                 kaum für mehr als die Bezahlung der externen
                                                                 Produktionsfaktoren. Die Finanzierung der internen
                                                                 Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital) erfolgt im
                                                                 Durchschnitt vollständig mit Subventionen und diese
                                                                 stammen grösstenteils von der öffentlichen Hand.
                                                                 Allerdings muss hierbei betont werden, dass sich die
                                                                 Kulturinstitute diesbezüglich sehr stark unterscheiden.

                                                            16
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Konzept: Wertschöpfungsrechnung
Ausgangspunkt der Wertschöpfungsrechnung ist
der Bruttoproduktionswert. Dieser ergibt sich von
der Aufwandseite her aus der Entlohnung externer
und interner Produktionsfaktoren (Bewertung zu
Faktorkosten). Von der Ertragsseite her stellt er die
Summe aus den Einnahmen aus Eintritten, diversen
Neben­einnahmen (Führungen, Workshops, Shop-
Verkäufe, Gastronomie, Events, Vermie­tungen
etc.) sowie den öffentlichen und privaten Subven­
tionen dar.

Grafik 10: Bruttowertschöpfung der Kulturinstitute

                                             Produktion Kulturdienstleistungen

                                                        CHF 296 Mio.

               Interne Produktionsfaktoren                                       Externe Produktionsfaktoren

                                        Kapital
                                                                         Vorleistungen von anderen Unternehmen
          Arbeit                Finanzkapital, physisches
                                                                                   Material, Dienste etc.
                                        Kapital
       CHF 199 Mio.                   CHF 13 Mio.                                       CHF 84 Mio.

           Bruttowertschöpfung Kulturinstitute
                     Direkter Effekt

                      CHF 212 Mio.

Quelle: BAKBASEL

Die Bruttowertschöpfung ergibt sich auf der Ent­                 Von der Verteilungsseite stellt die Bruttowert­
stehungsseite als Differenz von Produktionswert und              schöpfung (nach Abzug der Abschreibungen) den
Vorleistungskosten. Bei den Vorleistungen handelt                Betrag dar, der zur Entlohnung der Produktions­
es sich um sämtliche externen Produktionsfaktoren,               faktoren Arbeit und Finanzkapital zur Verfügung
das heisst, sämtliche Waren und Dienstleistungen,                steht. Bei den zu analysierenden Kulturinstitute
welche von externen Unternehmen bezogen werden                   besteht die Wertschöpfung hauptsächlich aus den
und als externe Inputfaktoren in die Produktion                  Lohneinkommen.
einfliessen (beispielsweise für Bühnenbau, Strom,
Heizung, Reparatur­arbeiten etc.).

                                                            17
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

3.2 INDIREKTE UND                                               Wie hoch die Auswirkungen der Vorleistungsnach­
INDUZIERTE EFFEKTE                                              frage der Kulturbetriebe und die Folgeeffekte der
                                                                Konsumausgaben der Angestellten ausfallen, hängt
Von der wirtschaftlichen Tätigkeit der öffentlich               entscheidend von der regionalen Herkunft der
geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich profitie­        ­Zulieferer bzw. des Konsumangebots ab. Rund zwei
ren zahlreiche Unternehmen in der Stadt und                    Drittel der bezogenen Drittleistungen der Kultur­
im restlichen Kanton.                                          institute werden innerhalb des Kantons Zürich bezo­
                                                               gen. Rund ein Drittel der Vorleistungsnachfrage
Primäreffekte                                                  fliesst aus der Region ab, entweder in die restlichen
Einerseits sind regionale Unternehmen als Zulieferer           Kantone (19 %) oder ins Ausland (15 %). Innerhalb
entlang der gesamten Wertschöpfungskette                       des Kantons zeigt sich eine interessante Verteilung:
des Produktionsprozesses involviert. Im Jahr 2013              Während das Opernhaus (das ja in hohem Masse
bezogen die öffentlich geförderten Kultureinrich­              vom Kanton gefördert wird) den grössten Teil
tungen Drittleistungen von mehr als CHF 84 Mio.                 der Vorleistungen im restlichen Kanton ausserhalb
Lokaler Handel und das Gewerbe der Stadt pro­                   der Stadt (51 %) und nur einen geringen Teil der
fitieren zudem davon, dass ein Teil der Löhne und              Vor­leistungen aus der Stadt Zürich bezieht, ist die
Gehälter von rund CHF 160 Mio. in Form von                     Konstellation bei den restlichen analysierten
Konsumausgaben vor Ort in den Wirtschaftskreislauf             ­Kulturbetrieben genau umgekehrt. Mehr als die
zurückfliessen.                                                 Hälfte (56 %) aller Vorleistungen stammen
                                                                aus der Stadt, deutlich weniger aus dem restlichen
Grafik 11: Effekte für Stadt und Kanton                         Kantonsgebiet (13 %).

Quelle: Reto Wick, Statistik Stadt Zürich

In der Studie werden die volkswirtschaftlichen Effekte
der 61 öffentlich geförderten Kulturinstitute
der Stadt Zürich untersucht. Hierbei stehen die Wert­
schöpfungs- und Beschäftigungseffekte in der
Stadt Zürich im Vordergrund. Über Zuliefererbezie­
hungen und Pendlerströme profitieren jedoch
auch kantonale Unternehmen und Beschäftigte
ausserhalb der Stadtgrenzen. Diese Effekte wurden
ebenfalls berechnet und werden in der Zusammen­
fassung der Ergebnisse aufgeführt.

                                                         18
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Volkswirtschaftliche Effekte
Gemäss den Modellberechnungen lösen die öffentlich
geförderten Kulturinstitute der Stadt Zürich bei
anderen Unternehmen der Stadt insgesamt eine
zusätzliche Bruttowertschöpfung von CHF 47 Mio.
aus. Damit verbunden sind 307 Vollzeitstellen.

Tabelle 2: Indirekte und induzierte Effekte in der Stadt Zürich aufgrund
des Betriebs der öffentlich geförderten Kulturinstitute
                                           Bruttowertschöpfungseffekte                    Beschäftigungseffekte
                                           (CHF Mio.)                                     (FTE*)
                                                 Indirekt     Induziert           Total         Indirekt      Induziert      Total
Opernhaus Zürich                                      0.5          11.0            11.5                3            59         63
Schauspielhaus Zürich                                 3.6           3.6             7.3              34             20         54
Tonhalle-Gesellschaft Zürich                          1.9           2.8             4.8               14            15         30
Kunsthaus Zürich                                      2.8            1.1            3.9              20              6         25
Theater am Neumarkt                                   0.7           0.5             1.2                4             2          7
Theaterhaus Gessnerallee                              0.9           0.3             1.3                7             2          9
Moods Jazz Club                                       0.3           0.3             0.6                2             2          4
Zurich Film Festival                                  1.9           0.3             2.2               15             2         16
Kunsthalle Zürich                                     0.5           0.1             0.6                4              1         4
Sonstige                                              11.1          2.5            13.6              82             14         96
Total                                               24.2          22.6            46.9              185            122        307

Quelle: BAKBASEL
* FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung

3.4 SPILLOVER-EFFEKTE                                                      Primäreffekte
IM LOKALEN TOURISMUS                                                       Auf Basis der Besucherbefragung wurde hoch­
                                                                           gerechnet, wie hoch die weiteren lokalen Konsum­
Im Jahr 2013 zählten die öffentlich geförderten                            ausgaben in Verbindung mit dem Besuch der
­Kulturinstitute der Stadt Zürich rund 1,7 Mio.                            ­Kulturveranstaltungen ausfallen. In einem ersten
 ­Besucher. Häufig profitieren von den Besuchen von                         Schritt wurden zunächst alle Besucher in die
  Kulturveranstaltungen auch andere lokale Touris­                          ­Hochrechnung mit einbezogen. Auf Basis dieser
  musbetriebe, beispielsweise wenn der Besuch mit                            Hochrechnung ergibt sich ein Betrag von
  Shopping verbunden wird oder zu einem verlängerten                         CHF 122 Mio. In dieser Höhe tätigen die Besucher
  Aufenthalt in Zürich mit verbundenen Hotel- und                            der ­Veranstaltungen der öffentlich geförderten
  Restaurantausgaben führt. Die Kultur­wirtschaft führt                      Kulturinstitute an den jeweiligen Veranstaltungs-
  also zu Spillover-Effekten in der regionalen Touris­                       tagen Konsumausgaben ausserhalb der Kulturein­
  muswirtschaft. Davon profitieren nicht nur lokale                          richtungen.
  Restaurants, Hotels, Boutiquen oder Bijouteriege­
  schäfte, sondern auch die Unter­nehmen entlang der
  Wertschöpfungskette dieser Tourismusbetriebe.

                                                                      19
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Tabelle 3: Konsumausgaben der Besucher ausserhalb der Kulturinstitute (CHF Mio.)
                                   Total      Unter-      Gastro    Verkehr     Be­klei- Bijouterie        Ver­   Sonstige
                                               kunft                             dung                 pflegung
Opernhaus Zürich                    21.3         1.9        14.6        0.4          2.3        0.2         1.0       0.9
Schauspielhaus Zürich                9.5         0.9         5.4        0.4         0.9         0.2         1.0       0.8
Tonhalle-Gesellschaft Zürich         6.3         0.3         4.0        0.2         0.6         0.2         0.6       0.5
Kunsthaus Zürich                    32.2         8.8        10.2         1.8         3.7        2.8         2.7       2.2
Theater am Neumarkt                  0.9         0.0         0.7        0.0         0.0        0.0          0.0       0.0
Theaterhaus Gessnerallee             3.3         0.1          2.1       0.1         0.3        0.0          0.4       0.3
Moods Jazz Club                      4.0         0.4         2.3        0.2         0.4         0.2         0.3       0.2
Zurich Film Festival                 4.3         0.3         2.2        0.1         0.9        0.0          0.6       0.3
Kunsthalle Zürich                    2.8         0.7         1.2        0.2         0.3        0.0          0.3       0.2
Sonstige                            37.3          5.1       20.3         1.5        3.9         0.9         3.2       2.3
Total                              121.9        18.4        62.9        5.0        13.3        4.5        10.0        7.7

Quelle: BAKBASEL

Diese Hochrechnung umfasst allerdings auch die                 der Kulturveranstaltung angeben, ergibt sich
Konsumausgaben derjenigen Besucher, die während                ein ­Gesamtbetrag von CHF 59 Mio. für die lokalen
ihres Aufenthaltes eine der Kulturveranstaltungen              ­Konsumausgaben der Besucher ausserhalb der
besuchen, die aber eigentlich als Reiseziel ein anderes        Kulturinstitute. Das sind die Primärimpulse für die
Hauptmotiv haben. Diese Besucher kommen also                   Spillover-Effekte im Tourismus im engeren Sinne.
nicht wegen der Kultur nach Zürich, sondern nutzen
ihren Aufenthalt unter anderem zum Besuch von                  Nachfolgende Tabelle zeigt die Ausgaben gegliedert
Kulturveranstaltungen.                                         nach Institution und Waren- bzw. Dienstleistungsart.
                                                               Hierbei wird ersichtlich, dass das Gastgewerbe inner­
Im strengen Sinn können die Ausgaben dieser                    halb des Tourismus am stärksten von den Ausgaben
Besucher nicht als Spillover-Effekte der Kulturwirt­           der Kulturkonsumenten profitiert. Etwa zwei Drittel
schaft auf den restlichen Tourismus bezeichnet                 der Konsumausgaben (CHF 38 Mio.) entfallen auf
werden. Deshalb wurde in einem weiteren Schritt eine           die Ausgaben für Unterkunft und Gastronomie. Rund
Hochrechnung durchgeführt, bei der zusätzlich                  ein Viertel der Ausgaben (CHF 15 Mio.) fällt im
eine Auswahl nach dem Reisemotiv vorgenommen                   Detailhandel für Bekleidung, Schmuck und Uhren so­
wurde. Bezieht man nur jene Besucher in die Analyse            wie für die Verpflegung an.
mit ein, welche als Reisemotiv explizit den Besuch

Tabelle 4: Konsumausgaben der Besucher mit spezifischem Reisemotiv
ausserhalb der Kulturinstitute (CHF Mio.)
                                   Total      Unter-      Gastro    Verkehr     Beklei- Bijouterie         Ver­   Sonstige
                                               kunft                             dung                 pflegung
Opernhaus Zürich                      9.9         1.1        6.2        0.3          1.1       0.1          0.7       0.5
Schauspielhaus Zürich                 5.1        0.4         2.6        0.2        0.5         0.2          0.8       0.3
Tonhalle-Gesellschaft Zürich          3.9        0.2          1.9       0.2        0.4         0.3          0.5       0.3
Kunsthaus Zürich                     15.3        4.4         4.6        1.0         1.4        1.6          1.2        1.1
Theater am Neumarkt                   0.5        0.0         0.4        0.0        0.0        0.0           0.0       0.0
Theaterhaus Gessnerallee              1.7        0.1          1.2       0.1        0.0        0.0           0.2       0.2
Moods Jazz Club                       1.4        0.2         0.7        0.1        0.2         0.1          0.1       0.1
Zurich Film Festival                  3.1        0.3          1.6       0.1        0.5        0.0           0.3       0.2
Kunsthalle Zürich                     1.0        0.2         0.5        0.1         0.1       0.0           0.1       0.1
Sonstige                             17.6        2.3         9.4        0.8         1.7        0.5          1.8       1.2
Total                               59.4         9.2        29.0        2.7        6.0         2.8          5.8       3.9

Quelle: BAKBASEL

                                                          20
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Volkswirtschaftliche Effekte
Gemäss den Modellberechnungen lösen die Konsum­
ausgaben aller Besucher öffentlich geförderter
Kulturinstitute der Stadt Zürich über Spillover-Effekte
im Tourismus insgesamt eine zusätzliche Brutto­
wertschöpfung von CHF 66 Mio. aus. Berücksichtigt
man lediglich den Anteil der Besucher, bei denen
der Besuch der Kulturveranstaltung das primäre
Reiseziel darstellt, resultiert ein zusätzlicher Wert­
schöpfungseffekt von CHF 32 Mio. Mit dieser
Wertschöpfung sind 350 Arbeitsplätze (Vollzeit­
stellen) verbunden.

Tabelle 5: Spillover-Effekte im lokalen Tourismus durch die Konsumausgaben
der Besucher der öffentlich geförderten Kulturinstitute
                                           Bruttowertschöpfungseffekte                   Beschäftigungseffekte
                                           (CHF Mio.)                                    (FTE*)
                                                   Alle Besucher         Besucher mit             Alle Besucher       Besucher mit
                                                                     Reisemotiv Kultur                            Reisemotiv Kultur
Opernhaus Zürich                                             12.1                  5.5                    136                   62
Schauspielhaus Zürich                                         5.3                  2.8                     57                   30
Tonhalle-Gesellschaft Zürich                                  3.5                  1.6                     38                    17
Kunsthaus Zürich                                             16.3                 8.0                     177                   87
Theater am Neumarkt                                           0.5                 0.2                        6                    3
Theaterhaus Gessnerallee                                      1.8                 0.8                      20                     9
Moods Jazz Club                                               2.2                 0.7                      24                     8
Zurich Film Festival                                          2.3                  1.9                     24                   20
Kunsthalle Zürich                                             1.6                 0.6                       17                    7
Sonstige                                                    20.5                   9.7                    224                  107
Total                                                       65.9                 31.9                     722                 350

Quelle: BAKBASEL
* FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung

                                                                      21
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

3.5 ERGEBNISSE DER                                                   Die öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt
WIRKUNGSANALYSE                                                      Zürich schaffen 1358 Arbeitsplätze. Mit den
                                                                     indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten
Volkswirtschaftliche Effekte in der Stadt Zürich                     sind insgesamt knapp 657 zusätzliche Arbeitsplätze
Die öffentlich geförderten Kulturinstitute der Stadt                 verbunden. Insgesamt beträgt der Beschäftigungs­
Zürich erwirtschafteten im Jahr 2013 eine Brutto­                    effekt 2016 Vollzeitstellen. Dies entspricht einem
wertschöpfung von CHF 212 Mio. Die makroökono­                       ­Anteil von 0,67 Prozent an der Gesamtwirtschaft.
mische Wirkungsanalyse kommt zum Ergebnis,
dass mit der wirtschaftlichen Aktivität der Kulturbe­
triebe in der Stadt Zürich gesamthaft ein Brutto­
wertschöpfungseffekt von CHF 291 Mio. verbunden
ist. Das entspricht einem Anteil von 0,5 Prozent an
der ­Gesamtwirtschaft.

Grafik 12: Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der öffentlich geförderten Kulturinstitute
                                                                                            Anteil an der Gesamtwirtschaft

                                                                             2235                               0.67
                                                              2016
                                  315
                   291                                                                                   0.51
                                                                                                 0.45
     212                                        1359                                      0.37
                                                                                                                               0.34
                                                                                                                        0.25

 Direkt Stadt   Total Stadt   Total Kanton   Direkt Stadt   Total Stadt   Total Kanton   Direkt Stadt   Total Stadt    Total Kanton

  Bruttowertschöpfung (Mio. CHF)             Beschäftigung (Vollzeitäquivalente, FTE)

Quelle: BAKBASEL

                                                                22
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Volkswirtschaftliche Effekte im
gesamten Kanton Zürich
Für das gesamte Kantonsgebiet ergibt sich ein Wert­
schöpfungseffekt von gesamthaft CHF 315 Mio.
und 2235 Arbeitsplätzen. Das entspricht 0,25 Prozent
der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung
und 0,34 Prozent der gesamten Beschäftigung im
Kanton Zürich.

Tabelle 6: Gesamte Ergebnisse der Wirkungsanalyse: Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte
in der Stadt Zürich und im Kanton Zürich
Bruttowertschöpfung              Stadt Zürich                                          Kanton Zürich
(CHF Mio.)                         Direkter Indirekter Induzierter  Tourismus- Total   Indirekter Induzierter Tourismus-     Total
                                     Effekt     Effekt      Effekt    Spillover-           Effekt      Effekt   Spillover-
                                              (Kultur­    (Kultur­        Effekt         (Kultur­    (Kultur­       Effekt
                                              betrieb)    betrieb)   (Besucher           betrieb)    betrieb)  (Besucher
                                                                     mit Reise-                                mit Reise­
                                                                   motiv Kultur)                             motiv Kultur)
Opernhaus Zürich                           106      0         11.0           5.5 123           6        15.4           5.7    133
Schauspielhaus Zürich                       33      4          3.6           2.8  43           6         5.1           2.9     47
Tonhalle-Gesellschaft                       25      2          2.8           1.6  32           2         3.9           1.6     33
Zürich
Kunsthaus Zürich                            10      3          1.1        8.0    22            4         1.5          8.4      24
Theater am Neumarkt                          5      1         0.5         0.2     6            1         0.6          0.3       7
Theaterhaus Gessnerallee                     3      1         0.3         0.8     5            1         0.5          0.9       5
Moods Jazz Club                              3      0         0.3         0.7     4            0         0.4          0.8       4
Zurich Film Festival                         2      2         0.3         1.9     7            3         0.4          2.0       7
Kunsthalle Zürich                            1      1         0.1         0.6     2            1         0.2          0.7       3
Sonstige                                    21     10         2.2         7.8    41           12          3.1         8.2      44
Total                                      212     24         23           32   291           37          32           33     315

Beschäftigung                    Stadt Zürich                                          Kanton Zürich
(FTE*)                             Direkter Indirekter Induzierter Tourismus- Total    Indirekter Induzierter Tourismus-     Total
                                     Effekt     Effekt      Effekt   Spillover-            Effekt      Effekt   Spillover-
                                              (Kultur­    (Kultur­       Effekt          (Kultur­    (Kultur­       Effekt
                                              betrieb)    betrieb)  (Besucher            betrieb)    betrieb)  (Besucher
                                                                    mit Reise-                                 mit Reise­
                                                                  motiv Kultur)                              motiv Kultur)
Opernhaus Zürich                           625      3          59           62  749           45         109           64     844
Schauspielhaus Zürich                      184     34          20           30  267           51          36           32     302
Tonhalle-Gesellschaft                      168     14          15            17 215           18          28            18    231
Zürich
Kunsthaus Zürich                         89        20           6          87  202            30          10            91    220
Theater am Neumarkt                      34         4           2           3   43             5           5             3     47
Theaterhaus Gessnerallee                 25         7           2           9   42             8           3           10      46
Moods Jazz Club                           7         2           2           8   19             2           3             8     21
Zurich Film Festival                     15        15           2          20   51            20           3            21     29
Kunsthalle Zürich                         6         4           1           7   17             6           1             8      8
Sonstige                                207        82          14         107  410           100          25           111    444
Total                                  1359       185         122         350 2016           285         224          366    2235

Quelle: BAKBASEL
* FTE: Vollzeitäquivalente Beschäftigung

                                                                     23
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

                                                    4           AUSBLICK

Die Stadt Zürich profitiert gegenwärtig vom allge­                            ­ erner Oberland schwach verläuft, zeigt sich die Ent­
                                                                              B
meinen Boom im Städtetourismus. Während                                        wicklung in der Zentralschweiz sowie in den grossen
der alpine Tourismus seit Jahren mit einer schwachen                           Städten sehr positiv. Im Städtetourismus setzt sich
Nachfrage aus einigen zentralen Herkunftsmärkten                               die gute Entwicklung der vergangenen Jahre fort.
kämpft, stieg die Zahl der Übernachtungen ausländi­                            Jede fünfte Übernachtung im Schweizer Hotelgewer­
scher Gäste in den grossen Städten der Schweiz                                 be wird mittlerweile in einer der fünf grössten Städte
stark an. Die Stadt Zürich konnte hierbei den allge­                          ­verbucht.
meinen Trend sogar übertreffen. Auch in den
kommenden Jahren kann mit überdurchschnittlichen                              Hinter der starken Entwicklung in den grossen
Wachstumsraten beim Städtetourismus gerechnet                                 ­Städten stehen der Trend im Reiseverhalten hin zu
werden. Zudem steigt die Dynamik der Kulturaus­                                häufigeren, kürzeren Reisen sowie das stabile
gaben der heimischen Bevölkerung an. Von beiden                                ­Wachstum des Geschäftstourismus. Beide Trends
Effekten profitieren auch die öffentlich geförderten                            werden auch in den kommenden Jahren für
Kulturinstitute.                                                                stabile Zuwachsraten im Zürcher Tourismus sorgen.
                                                                                BAKBASEL rechnet für die Stadt Zürich bis 2019
Der Schweizer Tourismus hat sich im Jahr 2014 sehr                              mit einer durchschnittlichen Zunahme der Übernach­
heterogen entwickelt. Während der alpine Tourismus                              tungszahlen um 2,3 Prozent.
in den Regionen Wallis, Tessin, Graubünden und

Grafik 13: Projektion Logiernächte bis 2019 (Index; 2000 = 100)
150

140

130

120

110

100

 90
      2000

             2001

                     2002

                            2003

                                   2004

                                          2005

                                                 2006

                                                         2007

                                                                2008

                                                                       2009

                                                                               2010

                                                                                      2011

                                                                                             2012

                                                                                                    2013

                                                                                                           2014

                                                                                                                  2015

                                                                                                                         2016

                                                                                                                                2017

                                                                                                                                       2018

                                                                                                                                              2019

      Stadt Zürich                 Grosse Städte                   Schweiz

Quelle: BAKBASEL

                                                                        24
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Bei der Nachfrage der heimischen Bevölkerung nach            Grafik 14: Projektion der Bruttowertschöpfung der
Kulturdienstleistungen rechnet BAKBASEL für                  öffentlich geförderten Kulturinstitute bis 2019
die Stadt Zürich bis 2019 mit einer realen Nachfrage­                                               320
expansion von durchschnittlich 1,7 Prozent. Unter                         296
Berücksichtigung der erwarteten Preissteigerungen
ergibt sich ein nominales Wachstum von durch­
schnittlich 2,3 Prozent.

Unter der Annahme, dass sich die Nachfrage bei den
öffentlich geförderten Kulturinstituten im Durch­
                                                                                                    228
schnitt der gesamten Kulturbranche entwickelt, lässt                      212
sich anhand der Projektionen der Nachfrage der
Touristen und der heimischen Bevölkerung eine Pro­
jektion für die Entwicklung der gesamten Nach­frage
bei den öffentlich geförderten Kulturinstituten                          2013                       2019
ableiten. Diese Berechnungen kommen zum Ergebnis,              Ordentliche Einnahmen     Subventionen
dass die reale Nachfrage bis 2019 im Durchschnitt              Vorleistungen             Bruttowertschöpfung
um 1,8 Prozent ansteigen wird. Unter Berücksich­               Bruttoproduktionswert
tigung der Preissteigerungen ergibt sich ein Zuwachs
von durchschnittlich 2,3 Prozent. Insgesamt liegt            Quelle: BAKBASEL
der nominale Projektionswert im Jahr 2019 rund
15 Prozent höher als im Jahr 2013.

Wie stark die Produktionsleistung und Bruttowert­
schöpfung auf diese Nachfragesteigerung reagieren,
hängt von verschiedenen Faktoren ab. Geht man
davon aus, dass die Einnahmen aus Eintritten und
Nebeneinnahmen sich analog zur Gesamtnachfrage
entwickeln und die Subventionen lediglich der
all­gemeinen Teuerung angepasst werden, erhält
man einen Anstieg des Bruttoproduktionswerts
um durchschnittlich 1,3 Prozent auf einen Wert
von CHF 320 Mio. im Jahr 2019. Für die Bruttowert­
schöpfung ergeben die Projektionsrechnungen bis
2019 einen Anstieg um durchschnittlich 1,2 Prozent
auf einen Wert von CHF 228 Mio.

                                                        25
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

                                              5       FAZIT

Die öffentliche Förderung von Kultureinrichtungen              Die Debatte um die ökonomische Sinnhaftigkeit
wird bisweilen auf ihren Kostencharakter reduziert.            öffentlicher Kulturförderungen ist nicht neu. 1984
Nicht selten wird darauf verwiesen, dass die Förder­           wurde erstmals eine von der Julius Bär Stiftung
mittel einer begrenzten Bevölkerungsschicht zu­                finanzierte Studie zum Wirtschaftsfaktor Kultur in der
gutekämen und an anderer Stelle möglichweise pro­              Stadt erstellt. Damals wie heute wird lebhaft und
duktiver eingesetzt werden könnten. In der Stadt               intensiv über diese Fragestellung diskutiert. Die vor­
Zürich werden Kulturinstitute gegenwärtig mit mehr             liegende Studie gibt keine konkrete Anleitung,
als CHF 200 Mio. pro Jahr gefördert. Kanton und                sondern dient mit dem vorgelegten Zahlengerüst vor
Stadt Zürich sind hierbei die wichtigsten Geber. Das           allem der Versachlichung dieser Diskussionen.
ist die Kostenseite der Kultur. Doch mit dem viel­
fältigen Kulturangebot ist für Stadt und Kanton auch           Bei aller ökonomischen Relevanz sollte nicht ver­
ein Nutzen verbunden, der über den individuellen               gessen werden: Kultur ist mehr als ein Wirtschafts­
Nutzen der «Kulturkonsumenten» hinausgeht.                     faktor. Kulturelle Hervorbringungen und Artefakte
                                                               stellen nicht zuletzt auch immaterielle Werte und
Denn Kultur ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Die vor­           Leistungen dar – jenseits der auf direkte Nutzbar­
liegende Analyse zeigt, dass mit den öffentlich                machung bezogenen Perspektiven. Zudem hat Kultur
­subventionierten Kulturinstituten spürbare ökonomi­           auch einen Bildungscharakter und damit eine
 sche Effekte verbunden sind. Mit der wirtschaft­lichen        gesamtgesellschaftliche Bedeutung.
   Aktivität der öffentlich geförderten Kulturbetriebe
 war in der Stadt Zürich 2013 gesamthaft ein Brutto­
 wertschöpfungseffekt von CHF 291 Mio. verbunden.
 Hierbei profitieren über Zuliefererverflechtungen
 und Spillover-Effekte im Tourismus auch regionale
 Unternehmen ausserhalb des Kulturbetriebs in
 nennenswertem Ausmass (CHF 79 Mio.). Zudem
 profitiert die regionale Wirtschaft davon, dass
 die mit dem hochstehenden Kulturangebot verbun­
 dene Aufwertung der Lebensqualität und Standort­
 attraktivität die Konkurrenzfähigkeit der in Zürich
 ­ansässigen Unternehmen im globalen Wettbewerb
  um Fachkräfte stärkt. Dieser Faktor wird vor dem
  ­Hintergrund des sich künftig verschärfenden Fach­
   kräftemangels weiter an Bedeutung gewinnen.

                                                          26
KULTUR ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

               6 ANHANG:
   ÜBERSETZUNGEN DER ZUSAMMENFASSUNG
EXECUTIVE SUMMARY                                              Spillover effects: Visitor spending on local tourism
                                                               In 2013, the publicly funded cultural institutions
Culture as an economic factor                                  of the City of Zurich registered 1.7 million visitors.
The cultural institutions of the City of Zurich are            Other local tourist bodies will often benefit from
currently being funded to the tune of more than                those attending cultural events, especially if the event
CHF 200 million. The Canton and the City of Zurich             is combined with a shopping spree or a prolonged
are the leading contributors. That is the cost side            stay in Zurich, which in turn results in spending in
of culture. However, the diverse range of cultural             hotels and restaurants. Consequently, the cultural
programmes also creates benefits for the city, and             industries trigger spillover effects in the regional
the entire region, which exceed the individual benefits        tourist industry that benefit not only local restaurants,
for the ‘consumers of culture’. Culture is also an             hotels, boutiques or jewellery shops, but also various
economic factor: In 2013, the 61 publicly funded               enterprises along the value chain of these businesses.
cultural institutions of the City of Zurich ‘produced’
cultural services worth CHF 296 million. (The cultural         Based on an extensive survey of around 5,000 visitors
services correspond to the sum of proceeds from                to 10 different event venues of publicly funded
ticket sales and various incidental revenues as well as        cultural institutions in the City of Zurich, it was
public and private subsidies.) Linked to this were             calculated that people attending events of publicly
CHF 212 million in gross value added and 1,360                 funded cultural institutions spend an aggregate
full-time jobs.                                                CHF 122 million on private consumption outside
                                                               these cultural institutions on the day of their attend-
Secondary effects: How regional enterprises                    ance. If one includes only those visitors who explicitly
benefit from cultural industries                               stated that they had travelled here to attend this
Numerous enterprises domiciled in the city and the             particular cultural event, that private consumption
rest of the canton profit from the economic activities         amounts to CHF 59 million.
of the publicly funded cultural institutions in the
City of Zurich. On the one hand, regional enterprises
are involved as suppliers along the entire value
chain of the production process. In 2013, the publicly
funded cultural institutions received third-party
services of more than CHF 84 million. Local trade and
the city’s industry and commerce also benefit
from the fact that part of the wages and salaries,
amounting to approximately CHF 160 million,
flow back into the local economic cycle in the form
of consumer spending.

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