Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main - JAHRESGESUNDHEITSBERICHT 2009 - Stadt Frankfurt

 
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Epidemiologie und Prävention
  von Infektionskrankheiten
     in Frankfurt am Main
 JAHRESGESUNDHEITSBERICHT 2009
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main - JAHRESGESUNDHEITSBERICHT 2009 - Stadt Frankfurt
Epidemiologie und Prävention
  von Infektionskrankheiten
     in Frankfurt am Main
 JAHRESGESUNDHEITSBERICHT 2009
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main - JAHRESGESUNDHEITSBERICHT 2009 - Stadt Frankfurt
Impressum

Herausgeber:
Stadt Frankfurt am Main
Amt für Gesundheit
Breite Gasse 28
60313 Frankfurt am Main

v.i.S.d.P.:
Dr. Dr. Oswald Bellinger, Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main

Druck:
Druckservice Grube, Hirzenhain – Glashütten

Bildnachweis:
Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main/Tanja Schäfer: Titelseite Bild 1
Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main/Heike Märtens: Titelseite Bild 2
Fotografie Andreas Mann in Frankfurt am Main: Titelseite Bild 4

Erscheinungsdatum:
September 2010

Copyright:
© Stadt Frankfurt am Main, Amt für Gesundheit, 2010

Nachdruck ist mit Quellenangabe gestattet.

ISBN 978-3-941782-11-2
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main - JAHRESGESUNDHEITSBERICHT 2009 - Stadt Frankfurt
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                 3

Vorwort
Die Abteilung Infektiologie des Amtes für                Der Bericht soll den politisch Verantwort-
Gesundheit in Frankfurt stellt im vorlie-                lichen als Informationsgrundlage für ihre
genden Bericht die infektionsepidemiolo-                 gesundheitspolitischen     Entscheidungen
gische Situation in Frankfurt für das Jahr               dienen.
2009 dar und zeigt die Präventionsmaß-
nahmen auf, die zur Verhütung der Wei-                   Darüber hinaus dient er der Abteilung
terverbreitung von Infektionskrankheiten                 Infektiologie im Sinne des internen Qua-
im Jahr 2009 durchgeführt wurden. Des                    litätsmanagements als Grundlage für die
Weiteren gibt der Bericht Aufschluss                     weiteren Planungen, um den Service für
über zukünftig geplante Präventions-                     die Bürger zu verbessern und sie weiter-
maßnahmen.                                               hin vor Infektionskrankheiten zu schüt-
                                                         zen.
Insbesondere wird auf die Influenzapan-
demie als das entscheidende Ereignis                     Vorangestellt wird eine Zusammenfas-
des Jahres eingegangen. Im Kampf ge-                     sung, die einen Überblick über die wich-
gen das Neue Influenzavirus A/H1N1 hat                   tigsten infektionsepidemiologischen Er-
sich der Öffentliche Gesundheitsdienst                   eignisse des Jahres 2009 vermittelt und
als tragende Säule für das Management                    die wesentlichen Präventionsmaßnahmen
infektiologischer Gefahrenlagen erneut                   aufzeigt.
bewähren können, wie auch schon bei
dem Lassa-Fall im Jahr 2006, bei der                     Danach werden die wichtigen Erreger
SARS-Epidemie 2003 und der Bioterror-                    und Infektionskrankheiten in ihrer Be-
Gefahr durch Milzbrandbriefe 2001.                       deutung für Frankfurt im Vergleich zu
Durch angemessenes Agieren wurden die                    Hessen und der Bundesrepublik be-
Auswirkungen durch die Neue Influenza                    schrieben sowie die durchgeführten Prä-
(„Schweinegrippe“) erfolgreich begrenzt.                 ventionsmaßnahmen und deren Ergeb-
Die medizinische Versorgung konnte in                    nisse dargestellt.
allen Bereichen voll aufrechterhalten und
Auswirkungen auf das öffentliche Leben                   Am Ende sind in einem Glossar alle wich-
verhindert werden.                                       tigen Erreger alphabetisch aufgelistet
                                                         und in Kurzform ihre Bedeutung für
Des weiteren werden der interessierten                   Frankfurt erläutert.
Öffentlichkeit Antworten auf Fragen zur
lokalen infektionsepidemiologischen Si-                  Im Anhang wird ein detaillierter Über-
tuation gegeben und über Infektions-                     blick über die Häufigkeit meldepflichtiger
schutzmaßnahmen in Frankfurt infor-                      Infektionskrankheiten in Frankfurt in den
miert.                                                   letzten Jahren gegeben; des weiteren
                                                         sind die Leistungen der Abteilung Infek-
                                                         tiologie im Jahr 2009 tabellarisch in
                                                         Kurzform beschrieben.
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Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009    4

Inhaltsverzeichnis

A   INFEKTIONSEPIDEMIOLOGISCHE SITUATION IN FRANKFURT
AM MAIN: ZUSAMMENFASSUNG                             6

1. Infektiologisch wichtige Ereignisse des Jahres 2009                             6

2. Allgemeine infektionsepidemiologische Situation in Frankfurt am Main 2009 7

3. Konsequenzen für die Zukunft                                                    8

B   EPIDEMIOLOGIE UND PRÄVENTION VON
INFEKTIONSKRANKHEITEN IN FRANKFURT AM MAIN 2009                                    9

1. Influenza                                                                        9
  1.1 Influenzapandemie 2009/2010                                                   9
  1.2 Vogelgrippe                                                                  11
  1.3 Literatur                                                                    12

2. Tuberkulose                                                                     13
  2.1 Globale Situation                                                            13
  2.2 Tuberkuloseinzidenzen in Frankfurt                                           14
  2.3 Risikofaktoren                                                               15
  2.4 Ansteckungsfähigkeit                                                         15
  2.5 Resistenzen                                                                  16
  2.6 Behandlungsergebnisse                                                        16
  2.7 Aktive Fallfindung                                                           17
  2.8 Röntgen                                                                      17
  2.9 Flughafen Frankfurt am Main                                                  18
  2.10 Fazit und Ausblick in der Tuberkulosefürsorge                               18
  2.11 Literatur                                                                   19

3. Sexuell übertragbare Erkrankungen                                               20
  3.1. HIV/AIDS                                                                    20
    3.1.1 Epidemiologische Daten                                                   21
    3.1.2 Präventionsmaßnahmen in Frankfurt am Main                                22
    3.1.3 Ausblick                                                                 24
  3.2 Andere sexuell übertragbare Krankheiten                                      24
    3.2.1 Epidemiologische Daten                                                   24
    3.2.2 Präventionsmaßnahmen                                                     27
  3.3 Literatur                                                                    28

4. Hepatitiden                                                                     30
  4.1 Kurzbeschreibung der Hepatitiden                                             30
  4.2 Epidemiologische Situation in Frankfurt: Die Lage vor Ort                    30
  4.3 Präventionsmaßnahmen in Frankfurt                                            33
  4.4 Ausblick: Wie lassen sich die Erkrankungshäufigkeiten weiter senken?         35
  4.5 Literatur                                                                    35

5. Gastroenteritiden                                                               37
  5.1 Gastroenteritiden: ein unterschätztes Problem?                               37
  5.2 Aktuelle Trends                                                              37
  5.3 Virale Gastroenteritiden                                                     38
  5.4 Bakterielle Gastroenteritiden                                                40
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Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009    5

     5.5 Parasiten als Gastroenteritiserreger                                      41
     5.6 Prävention von Gastroenteritiden in Frankfurt am Main, Ausblick           41
     5.7 Literatur                                                                 42

6.     Seltene Infektionskrankheiten                                               43
     6.1 Weitere gefährliche Infektionskrankheiten                                 43
     6.2 Sehr seltene gefährliche Infektionskrankheiten                            44

7. Infektionen in Kindergemeinschaftseinrichtungen                                 45
  7.1 Häufige Infektionskrankheiten in Kindergemeinschaftseinrichtungen            45
  7.2 Seltene Infektionskrankheiten in Kindergemeinschaftseinrichtungen            46
  7.3 Präventionsmaßnahmen, Ausblick                                               46

8. Kompetenzzentrum für hochinfektiöse lebensbedrohliche Erkrankungen
(HKLE)                                                                             48

C      GLOSSAR                                                                     50

D      ANHANG                                                                      59
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A Infektionsepidemiologische Situation in
Frankfurt am Main: Zusammenfassung

1. Infektiologisch wichti-                               Das medizinische Versorgungssystem in
                                                         Frankfurt war zwar vorübergehend star-
ge Ereignisse des Jahres                                 ken Belastungen ausgesetzt, die Versor-
2009                                                     gung der Frankfurter Bürger jedoch stets
                                                         gewährleistet. Auch der Flugbetrieb
Das herausragende Infektionsepidemio-                    konnte selbst in der anfänglichen Phase
logische Ereignis des Jahres 2009 war                    der Personenkontrolle von Flugpassagie-
die von Experten schon seit Jahren er-                   ren aus Mexiko („Entry Screening“) in
wartete Influenzapandemie, hervorge-                     den ersten drei Wochen voll aufrecht
rufen jedoch nicht durch eine Variante                   erhalten werden. Für Erkrankte und ihre
des Vogelgrippevirus A/H5N1, sondern                     Kontaktpersonen ließen sich Isolierungs-
durch das Neue Influenzavirus A/H1N1                     und Quarantänemaßnahmen erfolgreich
(„Schweinegrippe“).                                      durchführen.

Sie stellte eine große Herausforderung                   Sofort mit der Verfügbarkeit von Impf-
für den Öffentlichen Gesundheitsdienst                   stoff wurde unter der Regie des Amtes
dar und war in Frankfurt die große Be-                   für Gesundheit mit der Impfung begon-
währungsprobe für den 2007 von der                       nen. Von über 10 000 Impfungen in
Stadtverordnetenversammlung beschlos-                    Frankfurt wurden mehr als 4 000 im Amt
senen kommunalen Influenzapandemie-                      selbst durchgeführt. Mit 23,6 % konnten
plan.                                                    deutlich mehr Mitarbeiter aus medizini-
                                                         schen Berufen geimpft werden als im
Der ungewöhnliche Beginn im Frühjahr                     bundesweiten Durchschnitt (16 %).
und die hohe Ansteckungsfähigkeit der
Neuen Influenza ließen keinen Zweifel an                 Insgesamt war die Stadt Frankfurt auf
ihrem Pandemiecharakter. Die ersten                      diese Bedrohung durch die Influen-
aus Mexiko gemeldeten Zahlen gaben                       zapandemie gut vorbereitet, auch wenn
Anlass zu der Befürchtung, dass sich ca.                 durch die Milde der Erkrankung die im
30 % der Bevölkerung infizieren könnten                  kommunalen Pandemieplan getroffenen
und allein für Frankfurt mit 5 000–                      Vorkehrungen nicht voll ausgereizt wer-
14 000 Toten zu rechnen wäre.                            den mussten. Die Maßnahmen am Frank-
                                                         furter Flughafen konnten unter Beibehal-
Erst nach und nach stellte sich der ins-                 tung des regulären Flugbetriebes durch-
gesamt milde Verlauf der Pandemie her-                   geführt werden.
aus. In ganz Deutschland wurden
226 000 Erkrankungen gemeldet. 263                       Der Betrieb in Frankfurter Schulen und
Personen, davon zu 80 % jüngere Men-                     Kitas war durch die Pandemie nicht we-
schen und Kinder, starben an der Neuen                   sentlich beeinträchtigt. Das öffentliche
Influenza. In Frankfurt wurden 2 214                     Leben lief reibungslos ab. Somit hat der
bestätigte Fälle gezählt; in den Kliniken                kommunale Pandemieplan von 2007 die-
der Stadt gab es fünf Todesfälle durch                   sem großen Belastungstest gut standge-
die Krankheit, darunter waren auch zwei                  halten. Es ließen sich wertvolle Schluss-
Frankfurter Bürger.                                      folgerungen für die Vorgehensweise für
                                                         zukünftige, schwerer verlaufende Pan-
Damit verlief die Influenza in Frankfurt                 demien gewinnen.
milder als in anderen Großstädten, wie
Düsseldorf und München, und wesentlich
günstiger als in Großbritannien oder
Spanien. Allein in London erkrankten
120 000 Menschen und 85 starben an
der „Schweinegrippe“.
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                  7

2. Allgemeine infektions-                                probleme, prekäre soziale Verhältnisse
                                                         oder eine zusätzliche Suchterkrankung
epidemiologische Situati-                                eine Führung der Patienten während der
on in Frankfurt am Main                                  mindestens sechsmonatigen Behand-
                                                         lungszeit. Trotzdem konnte in Frankfurt
2009                                                     bei 77 % aller Tuberkuloseerkrankten die
                                                         Behandlung nach der regulären Zeit von
Rechnet man die Influenzaerkrankungen                    sechs Monaten erfolgreich abgeschlossen
ab, so lagen die Meldezahlen im Jahr                     werden. Eine Zwangsabsonderung war
2009 mit 5 555 deutlich unter denen der                  2009 nur in einem einzigen Falle not-
Vorjahre (2008: 6 873; 2007: 6 915).                     wendig.
Der überwiegende Anteil der Meldungen
betraf erwartungsgemäß die Durchfaller-                  Im Gegensatz zur Tuberkulose nehmen
krankungen. Mit 2 633 Meldungen wurde                    HIV-Neuinfektionen          weiterhin   zu.
die gleiche Größenordnung erreicht wie                   Nach     Angaben    des     Robert    Koch-
im Vorjahr (2 526). Allerdings trat der                  Institutes gab es in Frankfurt 2009 87
Gipfel der winterlichen Norovirusepi-                    Neuinfektionen (2008: 75; 2007: 78).
demie erst verspätet im Januar/Februar                   Damit liegt Frankfurt unter den deut-
2010 auf. Die Saison 2009/2010 war                       schen Städten mit 13,1 Fällen/100 000
somit von einer kurzen, aber starken                     Einwohner an zweiter Stelle hinter der
Erkrankungswelle durch Noroviren ge-                     Stadt Köln. Die Inzidenz ist mehr als 3-
prägt. Erneut waren Gemeinschaftsein-                    mal so hoch wie in der Bundesrepublik
richtungen wie Kindergärten und Schu-                    bzw. in Hessen. Mit 25 Fällen wurde fast
len, Alteneinrichtungen und Krankenhäu-                  jede dritte HIV-Neuinfektion im Amt für
ser besonders betroffen und wurden                       Gesundheit     festgestellt.   Hauptrisiko-
durch das Amt für Gesundheit im Aus-                     gruppe sind nach wie vor Männer, die
bruchmanagement entsprechend bera-                       Sex mit Männern haben (MSM). Daher
ten. Der Trend der Vorjahre, dass bakte-                 sind verstärkte Anstrengungen gemein-
rielle Durchfallerkrankungen durch Sal-                  sam mit AIDS-Aufklärung und AIDS-Hilfe
monellen und Campylobacter zurückge-                     geplant, der Kondommüdigkeit in dieser
hen und virusbedingte, oft ausbruchartig                 Gruppe entgegen zu wirken. Daneben
auftretende Durchfallerkrankungen wei-                   spielt die Präventionsarbeit mit Jugendli-
ter an Bedeutung zunehmen, setzte sich                   chen an Schulen, Häftlingen in Justizvoll-
fort.                                                    zugsanstalten und Menschen mit hoher
                                                         Promiskuität weiterhin eine wichtige Rol-
Die Zahl der Tuberkuloseerkrankun-                       le.
gen ging in Frankfurt erfreulich zurück.
Mit 91 Neuerkrankungen wurde ein                         In einer ähnlichen Größenordnung liegen
Tiefstwert erreicht, so dass die Inzidenz                die Neuerkrankungen für Syphilis. Dem
nur noch beim 2,5-fachen der bundes-                     Robert Koch-Institut wurden aus Frank-
weiten    Erkrankungsrate     liegt.   Dies              furt 77 akute Neuinfektionen anonym
spricht für den Erfolg und für die Fortfüh-              gemeldet, dies entspricht einer Inzidenz
rung der risikogruppenspezifischen Prä-                  von 11,6 Syphilisfällen/100 000 Einwoh-
ventionsangebote in Frankfurt, um die                    ner, die damit um das 4-fache höher
auch aus anderen Ballungszentren be-                     liegt als in Hessen bzw. im Bundesge-
kannten hohen Fallzahlen in bestimmten                   biet. Jeder Zehnte dieser Syphilisfälle
Bevölkerungsgruppen, wie sozial Be-                      wurde im Amt für Gesundheit diagnosti-
nachteiligten, Migranten, Drogenabhän-                   ziert.
gigen und HIV-Infizierten weiter nach-
haltig zu senken.                                        Auch wenn die Neuinfektionen an Hepa-
                                                         titis B und Hepatitis C 2009 rückläufig
Auffällig ist seit einigen Jahren, dass die              waren und die Therapie- und Heilungs-
Betreuung der Tuberkuloseerkrankten                      möglichkeiten für chronische Verläufe
komplexer wird. Zwar spielen multiresis-                 beider Erkrankungen verbessert werden
tente Keine mit 2 % in Frankfurt weiter-                 konnten, dürfen die Präventionsanstren-
hin keine wesentliche Rolle, jedoch er-                  gungen nicht nachlassen. Dies betrifft
schweren zunehmend Verständigungs-                       insbesondere die Aufforderung zur Imp-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009               8

fung gegen Hepatitis B bei Kindern und                   3. Konsequenzen für die
Angehörigen von Risikogruppen. Für die
Hepatitis C gewinnen sexuelle Übertra-                   Zukunft
gungsrisiken offenbar an Bedeutung. So
hat in der Gruppe der Männer, die Sex                    Der kommunale Influenzapandemieplan
mit Männern haben die Infektionsrate an                  hat sich in der Pandemie durch die Neue
Hepatitis C deutlich zugenommen. Dies                    Influenza A/H1N1 („Schweinegrippe“)
spiegelt sich auch in der Altersverteilung               bewährt und wird mit Hilfe der dabei
der Neuerkrankten, die eine zunehmen-                    gemachten Erfahrungen fortgeschrieben.
de Verschiebung auf die 30- bis 60-
Jährigen zeigt.                                          Die Zusammenarbeit mit Gemeinschafts-
                                                         einrichtungen zur Eindämmung von
Meldungen von Infektionserkrankun-                       Norovirusausbrüchen wird fortgesetzt,
gen in Kindergemeinschaftseinrich-                       ebenso wie Aufklärungsaktionen über
tungen waren mit 1 733 weniger häufig                    besondere Hygienemaßnahmen zur Ver-
als in den Vorjahren (2008: 2 621). Dies                 hinderung der Ausbreitung von Durch-
wird allerdings ganz wesentlich bedingt                  fallerkrankungen.
durch die Verschiebung der Norovirus-
epidemiewelle in die ersten Monate des                   Die Zunahme der HIV-Infektionen und
Folgejahres 2010. Daneben bereiten                       die zunehmende Bedeutung von Hepati-
Läusebefall und Scharlachinfektionen den                 tis C, aber auch von Hepatitis B in der
Kindergemeinschaftseinrichtungen wei-                    Gruppe der Männer, die Sex mit Männern
terhin Probleme. Offenbar durch Einfüh-                  haben (MSM), geben Anlass zu verstärk-
rung der Impfung im Säuglingsalter gin-                  ten Präventionsanstrengungen gemein-
gen Windpocken erfreulicherweise zu-                     sam mit anderen Akteuren, um Safer
rück.                                                    Sex-Praktiken stärker ins Bewusstsein zu
                                                         rücken und gleichzeitig durch Hinweis
Das Kompetenzzentrum für hochin-                         auf die Therapiemöglichkeiten das An-
fektiöse und lebensbedrohliche Er-                       steckungsrisiko für Hepatitis B und C zu
krankungen setzte auch 2009 seine                        senken. Weiterhin sind Wissenslücken
beratende Funktion für hessische und                     bei Jugendlichen zu Hepatitiden und HIV
rheinland-pfälzische    Gesundheitsämter                 durch das Hep-mobil bzw. das Aids-mobil
fort. In insgesamt 29 Beratungen konnte                  zu schließen und die Durchimpfungsrate
in der überwiegenden Zahl der Fälle ein                  gegen Hepatitis B in dieser Gruppe zu
virales hämorrhagisches Fieber rasch                     verbessern.
ausgeschlossen werden, in zwei Fällen
erfolgte die Beratung im Zusammenhang                    Zur   gezielten   Tuberkuloseprävention
mit Erkrankungen an Lassa-Fieber bzw.                    wird die Teilnahme an einer vom Bun-
Krim-Kongo Hämorrhagischem Fieber                        desministerium für Bildung und For-
(CCHF). Als Vorbereitung auf den Ernst-                  schung geförderten Studie zur Identifi-
fall wurden die Fortbildungen und Übun-                  zierung von Risikogruppen fortgesetzt
gen, soweit die Influenzapandemie es                     und der eigene zielgruppenspezifische
zuließ, fortgesetzt.                                     Präventionsansatz weiter verfolgt.
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                9

B Epidemiologie und Prävention von Infektions-
krankheiten in Frankfurt am Main 2009
                                                         land an der neuen Influenza. (Arbeits-
1. Influenza                                             gemeinschaft Influenza, Wochenbericht
                                                         19/2010). Weltweit hat die Influen-
1.1 Influenzapandemie                                    zapandemie in über 200 Ländern nach-
                                                         weislich zu über 18 000 Todesfällen ge-
2009/2010
                                                         führt (www.who.int).

Im Jahr 2009 trat die von Experten                       Pandemieverlauf in Frankfurt
schon lange erwartete Influenzapande-                    Insgesamt wurden in Frankfurt 2 214
miesituation ein. Sie war die große Her-                 bestätigte Fälle von Influenzaerkrankung
ausforderung für das öffentliche Gesund-                 registriert. 5 Personen sind an der neuen
heitssystem im Jahr 2009, wenn die                       Influenza H1N1 (Schweinegrippe) ver-
Pandemie auch rückblickend unerwartet                    storben, darunter 2 Frankfurter Bürger.
milde verlief. Sie stellte die erste Bewäh-              Unter       den     Erkrankten      waren
rungsprobe für den im Jahr 2007 erstell-                 42 % Kinder unter 14 Jahren. Nur 3 %
ten kommunalen Influenzapandemieplan                     der Patienten waren älter als 60 Jahre.
dar. Es konnte verhindert werden, dass                   Es ist allerdings davon auszugehen, dass
die Pandemie zu einer Beeinträchtigung                   die wahre Zahl an Influenzaerkrankten
des öffentlichen Lebens in Frankfurt                     um ein vielfaches höher lag. Viele Pati-
führte und größeren Schaden anrichtete.                  enten mit mildem Verlauf haben sich
Das medizinische Versorgungssystem                       selbst behandelt, viele Ärzte haben auf
war zwar vorübergehend starken Belas-                    Grund der phasenweise schwierigen
tungen ausgesetzt, die Versorgung der                    Möglichkeit einer gezielten Diagnostik
Frankfurter Bürger war jedoch stets ge-                  auf diese verzichtet und in der Spätpha-
währleistet. Unter großem personellem                    se wurden durch Veränderung der Mel-
Aufwand konnte der reguläre Flugbetrieb                  dekriterien eine Reihe von Influenzapati-
am Frankfurter Flughafen auch in der                     enten nicht mehr erfasst.
Phase des Entry-Screenings im Mai 2009
aufrechterhalten werden. Die Impfaktion                  Die ersten importierten Fälle wurden in
von Oktober bis Dezember 2009 mit                        Deutschland am 29.04. bekannt, aber
Pandemie-Impfstoff verlief in Frankfurt                  schon am 01.05. wurde das Virus in
reibungslos und es wäre problemlos                       Bayern      erstmals  nachweislich    von
möglich gewesen, deutlich mehr Perso-                    Mensch zu Mensch übertragen. Der erste
nen mit der Impfung zu versorgen.                        bestätigte Erkrankungsfall trat in Frank-
                                                         furt relativ spät am 05.06. auf. Im Ver-
Pandemieverlauf weltweit                                 lauf der Sommermonate Juli und August
Rückblickend war der Verlauf der                         wurden, im Gegensatz zu anderen Kom-
Schweinegrippe milder als anhand der                     munen in Deutschland, nur Einzelfälle
Zahlen aus Mexiko zu erwarten war. Im                    registriert. Ein Sommergipfel, wie in
Juli musste man noch davon ausgehen,                     Düsseldorf, hervorgerufen durch Reise-
dass sich ca. 30 % der gesamten Bevöl-                   rückkehrer aus Mittelmeerländern, ließ
kerung mit dem H1N1-Virus infizieren                     sich nur andeutungsweise feststellen. Die
würden und Hochrechnungen gingen von                     Erkrankungen beschränkten sich, abge-
einer Sterblichkeit von 5 000–14 000                     sehen von wenigen Ausbrüchen, auf Ein-
Personen allein für Frankfurt aus.                       zelfälle.

Diese Befürchtungen bestätigten sich
glücklicherweise nicht. Beim Robert
Koch-Institut wurden für ganz Deutsch-
land 226 000 bestätigte Erkrankungen
notiert. 263 Personen, zum großen Teil
jüngere Menschen, starben in Deutsch-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                                                                                       10

            1400
                                                                                                     80                                74
                                                                                                                                                70
            1200                                                                                     70
                                                                                                                           62                           62
            1000                                                                                     60
                                                                                                                                55,7
 Fallzahl

                   800                                                                               50            44                  46,2
                                                                                                                                                                  40
                   600                                                                               40

                                                                                                     30                                                                   27
                   400                                                                                                                           21,9
                                                                                                     20                                                                          16
                   200                                                                                              20,3                                10,5       13,2
                                                                                                     10                                                                    7,2   5,4
                    0
                         26        31        36        41       46             51        3                 0
                                                    Kalenderwoche                                                                             Kalenderwoche
                                                    München        Frankfurt                                                      Schichten/Woche             Anrufe/Schicht

Abb. 1.1: Influenza A/H1N1: Erkrankungs-                                                          Abb. 1.3: Influenza A/H1N1: Telefonische
zahlen Frankfurt, München 2009                                                                    Bürgerberatung am Amt für Gesundheit,
                                                                                                  Frankfurt 2009

Im Vergleich zu München stieg die Zahl
der Erkrankungen in Frankfurt erst ab                                                             Versorgung von Erkrankten
Ende Oktober deutlich an und erreichte                                                            Mit zunehmender Erkenntnis über die
Mitte November ihren Höhepunkt mit                                                                geringe Aggressivität des Virus wurden
über 800 Meldungen pro Woche. Glückli-                                                            die getroffenen Maßnahmen zum Schutz
cherweise war die Pandemiewelle bis                                                               vor Weiterverbreitung des Keimes in
Mitte Dezember weitestgehend abge-                                                                Frankfurt stufenweise zurückgenommen.
ebbt. Somit war der Verlauf in Frankfurt,                                                         So        wurden        die       Entry-
trotz der großen Eintrittspforte über den                                                         Screeningmaßnahmen       am    Flughafen
internationalen Flughafen, günstiger als                                                          wegen mangelnder Effizienz nach 3 Wo-
in anderen deutschen Metropolen.                                                                  chen eingestellt und stattdessen auf die
                                                                                                  Aufklärung und Information aller Flug-
                   900                                                                            passagiere in mehreren Sprachen ge-
                   800                                                                            setzt. Durch den späten Beginn der In-
                   700                                                                            fluenzaerkrankungen in Frankfurt waren
                   600                                                                            nur wenige Personen von den anfangs
                                                                                                  strengen Isolierungs- und Quarantäne-
        Fallzahl

                   500
                   400
                                                                                                  vorschriften betroffen, so dass eine
                   300
                   200
                                                                                                  Überlastung der stationären Versor-
                   100
                                                                                                  gungskapazitäten bis auf eine mehrtägi-
                     0                                                                            ge Bettenknappheit in der Universitäts-
                              44        45    46       47      48        49         50       51   kinderklinik weitestgehend vermieden
                                                   Kalenderwoche
                                                                                                  werden konnte.

Abb. 1.2: Influenza A/H1N1: Erkrankungs-                                                                   70
zahlen während der Pandemiewelle, Frank-                                                                   60
furt 2009
                                                                                                           50
                                                                                                  Anzahl

                                                                                                           40

Unabhängig vom milden Verlauf der Er-                                                                      30

krankung war das Interesse der Bürger                                                                      20

an Informationen sehr groß. Trotz In-                                                                      10
formation der Presse über Pressemittei-                                                                        0
lungen und Pressekonferenzen sowie die                                                                          16.11.      23.11.          30.11.        07.12.       14.12.

Nutzung des Internets zur Aufklärung
                                                                                                                                               Altersgruppe
                                                                                                                                Krankheitsverdachtsfälle
                                                                                                                                PCR-gesichert nicht beatmungspflichtig
                                                                                                                                PCR-gesichert beatmungspflichtig
und Information der Bürger machten
viele vom Angebot der individuellen tele-
                                                                                                  Abb. 1.4: Influenza A/H1N1: Stationäre Ver-
fonischen Beratung Gebrauch. Phasen-                                                              sorgung der Influenza Patienten in Frankfur-
weise waren im Callcenter 10 Mitarbeiter                                                          ter Kliniken 2009
in zwei 4-Stunden-Schichten im Einsatz
mit bis zu 18 Beratungsgesprächen in
der Stunde.                                                                                       Während der Pandemiewelle wurden am
                                                                                                  Tag bis zu 70 Patienten in Frankfurter
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                      11

Kliniken aufgrund der Influenza stationär                                      Ausblick auf die nächste Influen-
behandelt, davon bis zu 8 Patienten an                                         zasaison
der Beatmungsmaschine. Die unterste                                            Derzeit spielt das Virus auf der Nord-
Eskalationsstufe des im kommunalen                                             halbkugel keine Rolle mehr, ist aber auf
Pandemieplan beschriebenen Stufen-                                             der Südhalbkugel weiter in Zirkulation
plans war für die stationäre Versorgung                                        und es ist zu erwarten, dass die neue
allerdings noch ausreichend.                                                   Influenza H1N1 auch in den nächsten
                                                                               Jahren der vorherrschende Influenza-
Impfkampagne in Frankfurt                                                      stamm sein wird. Aber dieser Stamm
Unter Regie des Amtes für Gesundheit                                           ändert sich kontinuierlich. Ob er im Laufe
wurden vom 26.10.2009 bis zum                                                  der Zeit an Aggressivität gewinnen wird,
31.03.2010 10 375 Impfungen durchge-                                           lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Be-
führt, darunter 4 377 Impfungen im Amt                                         obachtungen auf der Südhalbkugel spre-
für Gesundheit und 5 998 Impfungen                                             chen weiterhin für einen eher milden
über Betriebsärzte. Bis auf häufig be-                                         Verlauf dieses Keims im Erkrankungsfall.
klagte lokale Beschwerden an der Injek-                                        Wachsamkeit ist jedoch weiterhin ange-
tionsstelle,  gelegentlich   auftretendes                                      raten, da sich eine Erhöhung der Aggres-
Fieber und seltene vasovagale Reaktio-                                         sivität nicht ausschließen lässt. Die WHO
nen wurde als wesentliche Nebenwirkung                                         hat diesen Stamm im nächsten saisona-
nur eine Poliradikulitis aus Frankfurt an                                      len Impfstoff berücksichtigt, so dass
das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet.                                            auch für die bisher nicht Geimpften im
Die Impfaktion hatte genau wie in ande-                                        nächsten Herbst ein wirkungsvoller
ren Kommunen und Ländern wahrschein-                                           Impfstoff angeboten werden kann. Eine
lich keinen nachweislichen Einfluss auf                                        von diesem Influenzavirus ausgehende
den Verlauf der Pandemie, da der Impf-                                         Pandemie ist daher nicht zu befürchten.
stoff, obwohl in außergewöhnlich kurzer
Zeit hergestellt, Ende Oktober schon zu
spät kam, um den Pandemieverlauf we-                                           1.2 Vogelgrippe
sentlich zu beeinflussen. Darüber hinaus
wurde das Impfangebot durch die kont-
                                                                               Die Vogelgrippe stellte im Jahr 2009 kei-
rovers geführte öffentliche Diskussion
                                                                               ne Gefahr für Menschen in Europa dar.
über die Sinnhaftigkeit der Impfung nicht
                                                                               In Deutschland wurde lediglich bei einem
im gewünschten Ausmaß wahrgenom-
                                                                               einzigen Vogel in Bayern das Virus H5N1
men.
                                                                               nachgewiesen. Erkrankungen beim Men-
                                                                               schen traten in mehreren asiatischen
                                                                               Ländern sowie in Ägypten auf. Die Ge-
                    2500

                    2000                                                       samtzahl der Erkrankten war deutlich
                                                                               niedriger als in den Vorjahren, die Sterb-
 Anzahl Impfungen

                                                                               lichkeitsraten sind allerdings weiterhin
                    1500

                    1000                                                       sehr hoch. Wie sich die Vogelgrippe in
                                                                               Zukunft weiter entwickeln wird, lässt sich
                                                                               schwer voraussagen. Bisher hat das Vi-
                    500

                      0                                                        rus seine Infektiosität gegenüber Men-
                           44        45        46
                                          Kalenderwoche
                                                        47          48    49
                                                                               schen nicht wesentlich verändert. Es
                           Amt für Gesundheit     Kliniken und Betriebe
                                                                               handelt sich daher weiterhin primär um
                                                                               einer Erkrankung von Vögeln, die, gera-
Abb. 1.5: Influenza A/H1N1: Impfungen in                                       de in Asien, jedoch weiterhin in sehr ho-
Frankfurt 2009                                                                 her Anzahl daran sterben.
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009   12

                      Abb. 1.6: Vogelgrippe: Fälle beim Menschen weltweit 2009

1.3 Literatur

-    Arbeitsgemeinschaft Influenza,
     Wochenbericht 19/2010
-    www.who.int
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                13

                                                         verhältnisse, Armut, Suchterkrankungen
2. Tuberkulose                                           und Migration stellen nicht nur Risikofak-
                                                         toren für die Tuberkulose dar, sondern
In Frankfurt am Main wurden im Jahr                      erschweren auch die Behandlung. Umso
2009 91 Neuerkrankungen an Tuberku-                      bemerkenswerter ist ein Anteil von 77 %
lose gemeldet, 20 weniger als im Jahr                    erfolgreicher Behandlungen in Frankfurt.
zuvor. Trotz des Rückgangs ist die Er-
krankungsrate noch doppelt so hoch wie                   Mit dem Ziel, Umgebungsuntersuchun-
im hessischen Durchschnitt und 2,5-mal                   gen künftig noch effektiver zu gestalten,
so hoch wie im Bund. Betroffen waren                     beteiligt sich das Amt für Gesundheit
überwiegend Migranten (70 %). Die Zahl                   weiterhin an einer vom Bundesministeri-
der Resistenzen ist im Vergleich zu den                  um für Bildung und Forschung geförder-
Vorjahren nur geringfügig von 9,6 % auf                  ten Studie zur Erforschung der geneti-
11,1 % gestiegen. Wie in den Vorjahren                   schen Resistenz gegen Tuberkulose. Sie
wurden zwei Fälle so genannter Multire-                  soll auch Erkenntnisse über Infektions-
sistenzen gemeldet. Schwierige Wohn-                     ketten in Frankfurt liefern.

                 Abb. 2.1: Tuberkulose: Neuerkrankungsraten im Jahr 2008 weltweit

                                                         Die multiresistente Tuberkulose, kurz
2.1 Globale Situation                                    MDR genannt, ist definiert durch die
                                                         gleichzeitige Resistenz des Tuberkulose-
Wie in den Vorjahren ist die Tuberkulos-                 stamms gegen die beiden wirksamsten
einzidenz im weltweiten Vergleich am                     Medikamente Isoniazid und Rifampicin.
höchsten im tropischen und subtropi-                     Sie verlangt nicht nur eine längere und
schen Afrika. Wegen ihrer großen Bevöl-                  kostenträchtigere Therapie, sondern be-
kerungen tragen China und Indien zah-                    deutet für den Erkrankten auch eine ge-
lenmäßig am stärksten zu den Neuer-                      ringere Heilungschance und ein erhöhtes
krankungen bei. In Indien wurden im                      Risiko der Weiterverbreitung. Die WHO
Jahr 2008 ca. 2 Millionen neue Tuberku-                  gibt für das Jahr 2008 die höchste jemals
losefälle   registriert, in  China   ca.                 registrierte Zahl von MDR-Fällen an,
1,3 Millionen.                                           während die Daten für das Folgejahr
                                                         noch nicht vorliegen. In einigen Regio-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                                                                14

nen der früheren Sowjetunion erreicht                                                     30

der Anteil der MDR 22 %.                                                                  25

                                                                                          20

                                                                            Inzidenz
2.2 Tuberkuloseinzidenzen in                                                              15

Frankfurt                                                                                 10

                                                                                          5

                                                                                          0
             25                                                                                0-9     10-19   20-29   30-39    40-49    50-59   60-69    >69
                                                                                                                        Altersgruppe
             20                                                                                                        männlich   weiblich

             15
  Inzidenz

                                                                            Abb. 2.3: Tuberkulose: Inzidenz nach Alters-
             10                                                             gruppe und Geschlecht Frankfurt 2009
             5

             0                                                              Der Anteil von Migranten unter den Tu-
                  2002   2003   2004   2005    2006    2007   2008   2009   berkuloseerkrankten liegt in Frankfurt
                                Frankfurt     Hessen      Bund              seit Jahren deutlich höher als im Bun-
                                                                            desdurchschnitt: im Jahr 2009 betrug er
Abb. 2.2: Tuberkulose: Inzidenzen Frankfurt,                                70 %. Damit zeichnet sich seit 2004 ein
Hessen, Bund 2002-2009                                                      Anstieg ab mit einem Gipfel von 82 % im
                                                                            Jahr 2008. Die aktuelle Vergleichszahl
                                                                            des Bundes aus dem Jahr 2007 beträgt
In Frankfurt am Main wurden im Jahr                                         43 %. Anschaulicher in Bezug auf das
2009 91 Neuerkrankungen an Tuberku-                                         hohe Erkrankungsrisiko von Migranten
lose registriert, entsprechend einer Ab-                                    ist Abb. 2.5, die sich allerdings nicht auf
nahme um 18 % gegenüber dem Vorjahr                                         die Herkunft, sondern auf die Staatsan-
(111 Neuerkrankungen). Aufgrund der                                         gehörigkeit bezieht.
kleinen Zahlen auf lokaler Ebene sind
Abweichungen in beide Richtungen, wie                                                     90
in Abb. 2.2 veranschaulicht, in Frankfurt                                                 80
nicht ungewöhnlich. In Deutschland ist                                                    70
die Zahl der gemeldeten Neuerkrankun-                                                     60
gen an Tuberkulose gegenüber dem Vor-
                                                                            Anteil in %

                                                                                          50
jahr um 2 % auf 4 395 gesunken, in                                                        40
Hessen um 3 % auf 393.                                                                    30

                                                                                          20
Wie in den Vorjahren waren überwiegend                                                    10

Männer (62 %) betroffen. Hier ist das                                                      0

Erkrankungsrisiko in der Gruppe der 40–                                                         2004       2005        2006       2007       2008        2009

bis 59-Jährigen am größten. Bei Frauen
zeichnet sich ein Erkrankungsgipfel im                                      Abb. 2.4: Tuberkulose: Anteil der im Ausland
jungen Erwachsenenalter (20-29 Jahre)                                       Geborenen unter den an Tuberkulose Er-
ab. Bis zum Alter von 39 Jahren besteht                                     krankten in Frankfurt 2004-2009 (in %)
kein Unterschied in der Inzidenz zwi-
schen Frauen und Männern. Erst danach                                       Diese wird vom Amt für Statistik für die
steigt die Erkrankungshäufigkeit der                                        differenzierte    Altersschichtung     der
Männer auf den doppelten Wert der der                                       Frankfurter Bevölkerung zugrunde ge-
Frauen. Das gleiche Phänomen wird vom                                       legt. Die Graphik zeigt nicht nur eine um
Robert Koch-Institut für die Bundeszah-                                     den Faktor 5 höhere Inzidenz bei den
len beschrieben. Möglicherweise spielt                                      Frankfurter Bürgern mit ausländischem
die Angleichung der Rauchgewohnheiten                                       Pass, sondern auch die unterschiedliche
zwischen den Geschlechtern in den jün-                                      Verteilung in den beiden Gruppen.
geren Jahrgängen eine entscheidende
Rolle. Bekanntlich verdoppelt das Rau-                                      Während bei der deutschen Bevölkerung
chen das Tuberkuloseerkrankungsrisiko.                                      mit zunehmendem Alter auch die Er-
                                                                            krankungshäufigkeit  tendenziell  zu-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                                                           15

nimmt, sind bei der ausländischen Be-                                                             wird, dass sie die Tuberkulose begünsti-
völkerung die Altersgruppen der 20- bis                                                           gen. Daraus lassen sich Ansätze zur Prä-
29-Jährigen, der 40- bis 60-Jährigen                                                              vention und Früherkennung der Tuberku-
sowie der über 69-Jährigen am stärksten                                                           lose in bestimmten Risikogruppen ablei-
betroffen.                                                                                        ten.

            50                                                                                    Bei der überwiegenden Zahl der Erkrank-
            45
                                                                                                  ten konnten ein oder mehrere Risikofak-
            40
            35                                                                                    toren durch Befragung ermittelt werden.
            30                                                                                    Neben der Herkunft aus einem Hochprä-
 Inzidenz

            25
                                                                                                  valenzland wurde wie im Vorjahr ein
            20
            15                                                                                    niedriger Sozialstatus als häufigster Risi-
            10                                                                                    kofaktor ermittelt. Bei prädisponierenden
            5
                                                                                                  Erkrankungen handelte es ich in erster
            0
                  0-9       10-19      20-29     30-39    40-49   50-59     60-69      >69        Linie um Diabetes mellitus, der mit einer
                                                  Altersgruppe
                                                                                                  Verdoppelung des Tuberkuloseerkran-
                                               Deutschland   Ausland
                                                                                                  kungsrisikos einhergeht. Neun der 91
                                                                                                  Patienten waren HIV-positiv. Unter ihnen
Abb. 2.5: Tuberkulose: Inzidenz nach Alters-                                                      stammten zwei aus Deutschland, zwei
gruppe und Staatsangehörigkeit Frankfurt
2009
                                                                                                  aus anderen Ländern Europas, einer aus
                                                                                                  Thailand und vier aus der Subsaharare-
                                                                                                  gion.
Es fällt auf, dass besonders viele Patien-
ten aus den Ländern des früheren Ost-                                                             niedriger Sozialstatus
blocks stammen, die im Vergleich zu                                                                prädisp. Erkrankung
Deutschland immer noch bis zu 10-mal                                                               schwierige Wohnsit.
höhere Erkrankungsraten aufweisen. Der                                                                Tb-Vorerkrankung
Krieg in Afghanistan wirkt sich auf die                                                                    HIV-Infektion
medizinische Versorgung im Lande, die                                                             chron. Alkoholabusus

Migration und somit auf die Häufigkeit                                                             Drogenabhängigkeit

der Tuberkulose unter in Deutschland                                                               Kontakt zu offener Tb

lebenden Afghanen aus.                                                                                                     0   5   10      15    20   25   30

                                                                                                                                   2008   2009

                     übriges Afrika
                          18%
                                                                                                  Abb. 2.7: Tuberkulose: Risikofaktoren in
                                                                                    Deutschland
                                                                                       29%
                                                                                                  Frankfurt 2008/2009 (in %)
            Nordafrika
               7%

                                                                                                  2.4 Ansteckungsfähigkeit
übriges Asien
     9%

                         Südostasien                                      Osteuropa
                            16%
                                                 übriges Europa
                                                       2%
                                                                            19%
                                                                                                  Wegen der vermeintlich großen Anste-
                                                                                                  ckungsgefahr weckt die Tuberkulose in
                                                                                                  den meisten Fällen unbegründete Ängs-
Abb. 2.6: Tuberkulose: Herkunft der Er-                                                           te. Ansteckend ist lediglich die so ge-
krankten, Frankfurt 2009                                                                          nannte offene Lungentuberkulose. Bei 68
                                                                                                  der 91 Tuberkuloseerkrankten in Frank-
                                                                                                  furt (75 %) war die Lunge als Hauptor-
                                                                                                  gan betroffen. An zweiter Stelle steht die
2.3 Risikofaktoren                                                                                Lymphknotentuberkulose mit acht Er-
                                                                                                  krankten (9 %). In sechs Fällen (5 %)
Der Kontakt zu den an Tuberkulose Er-                                                             lag eine Peritonealtuberkulose vor. Eine
krankten wird in Frankfurt seit Jahren                                                            Tuberkulose anderer Organe wie die der
dazu genutzt, soziale, medizinische und                                                           Hirnhäute (Meningen) oder des Skeletts
Verhaltensmerkmale zu dokumentieren,                                                              ist sehr selten. Es handelt sich bei all
von denen bekannt ist oder vermutet                                                               diesen Krankheitsbildern um Sekundär-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                                           16

formen nach vorangegangener, möglich-                               Jahre alten aus China stammenden
erweise stumm verlaufener oder unzu-                                Mann, der zum Erkrankungszeitpunkt
reichend behandelter Lungentuberkulo-                               bereits seit 16 Jahren in Deutschland
se.                                                                 lebte, zum anderen um eine 59-jährige
                                                                    Patientin aus Äthiopien, die die letzten
                                                                    29 Jahre in Deutschland verbracht hatte.
                                                           1%       Beide hatten keine Vorbehandlung der
                                                           3%
                                                           2%
                                                           2%
                                                                    Tuberkulose.
   75%                                 25%                 9%
                                                                    Eine ausgedehntere Resistenz, auch als
                                                           7%       XDR (extensively drug resistance) be-
                                                           1%
                                                                    zeichnet, mit Unwirksamkeit mindestens
                                                                    zweier weiterer Substanzklassen wurde
                                                                    auch 2009 bei keinem Patienten in
         Lunge                         Pleura
         Skelett                       Urogenitaltrakt
         Disseminierte Tuberkulose
         Peritoneum, Verdauungstrakt
                                       Lymphknoten, extrathorakal
                                       sonstiges Organ
                                                                    Frankfurt nachgewiesen.

Abb. 2.8: Tuberkulose: Hauptorgan, Frank-                              jegliche Resistenz
furt 2009
                                                                      INH+RMP+PZA+SM

Von den 68 Erkrankten mit Lungentu-                                        INH+RMP+SM

berkulose sind 22 (32 %) bei mikrosko-                               InNH+PZA+EMB+SM
pischem Nachweis von Tuberkulosebak-
terien im Sputum als hoch ansteckend                                                  INH

einzustufen. In 28 weiteren Fällen
(42 %) konnte die Tuberkuloseerkran-
                                                                                            0,0   2,0   4,0       6,0       8,0   10,0   12,0
                                                                                                              Anteil in %
kung nur durch kulturelle Anzüchtung als
Zeichen eines mäßigen Ansteckungsrisi-
                                                                    Abb. 2.9: Tuberkulose: Resistenzen von Tu-
kos gesichert werden und in 7 Fällen                                berkulosestämmen in Frankfurt 2009 (n =
(10 %) handelte es sich um eine nicht                               63)
ansteckende, geschlossene Lungentu-
berkulose. In 11 Fällen (16 %) blieb das
Ansteckungsrisiko infolge unvollständiger
Labordiagnostik ungeklärt.                                          2.6 Behandlungsergebnisse

                                                                    Neben einer frühen Diagnosestellung ist
2.5 Resistenzen                                                     die erfolgreiche Behandlung der Tuber-
                                                                    kulose nicht nur in Bezug auf die Progno-
Eine wesentliche Zunahme multiresisten-                             se für den einzelnen Patienten von Be-
ter Tuberkulosestämme ist in Frankfurt                              deutung, sondern wirkt sich auch auf das
nicht feststellbar. Bei 11,1 % der Er-                              Risiko einer anhaltenden oder erneut
krankten, von denen eine Kultur vorlag,                             erworbenen oder aufflammenden Anste-
bestand eine Resistenz gegenüber min-                               ckungsfähigkeit aus. Daher strebt die
destens einem der Standardmedikamen-                                Therapieüberwachung durch den Öffent-
te. In den Jahren zuvor betrug dieser                               lichen Gesundheitsdienst einen möglichst
Anteil 15,8 % (2007) bzw. 9,6 %                                     hohen Anteil erfolgreicher Behandlungen
(2008).                                                             an. Da sich die Behandlung der Tuberku-
                                                                    lose über mindestens sechs, gelegentlich
Die große Schwankungsbreite im Ver-                                 auch über 12 Monate oder mehr er-
gleich zu Bund und Hessen beruht auf                                streckt, liegen die Ergebnisse erst im
den kleinen Zahlen. Interpretationen                                Folgejahr vor. Hier werden daher die
sind nur im langjährigen Verlauf möglich.                           Behandlungsergebnisse des Jahres 2008
Eine Resistenz gegen die beiden wich-                               dargestellt.
tigsten Medikamente Isoniazid und                                   Bei 62 Patienten (77 %) konnte die Be-
Rifampicin wurde bei zwei Patienten be-                             handlung erfolgreich abgeschlossen wer-
obachtet. Es handelte sich um einen 51                              den, entweder mit oder ohne Nachweis
                                                                    einer negativen Kultur im letzten Be-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                                     17

handlungsmonat. Bei fünf Patienten                       rung nach Parsberg eingewiesen werden
(6 %) wurde die Behandlung über 12                       musste.
Monate hinaus fortgeführt. Drei Erkrank-                 Bei zehn Patienten ist das Behandlungs-
te (3,7 %) verstarben an der Tuberkulo-                  ergebnis unbekannt. Es handelt sich
se, vier (5 %) an anderen Erkrankungen.                  überwiegend um Patienten, die Deutsch-
Zwei Erkrankte (2,5 %) brachen die Be-                   land verlassen haben, im Allgemeinen
handlung ab. In einem Fall handelte es                   freiwillig bis auf einen nach Rumänien
sich um eine Drogenabhängige mit Kno-                    abgeschobenen Patienten. Insofern kann
chentuberkulose, in dem anderen um                       in der überwiegenden Zahl der Fälle von
einen obdachlosen polnischen Staatsbür-                  einer Fortsetzung der Therapie ausge-
ger, der schließlich zur Zwangsabsonde-                  gangen werden.

                                                                          Abschluss der Behandlung mit Nachweis
                67%                                                       einer negativen Kultur
                                                                          Abschluss der Behandlung ohne
                                                                          Nachweis einer negativen Kultur
                                                                          Fortführung der Behandlung nach >= 12
                                                                          Monaten (Ergebnis folgt noch)
                                                                          Abbruch der Behandlung

                                                                          Tod an TB vor Beginn oder während der
                                                                          Behandlung
                                                                   5%     Tod aus anderer Ursache

                                                             2%           unbekannt
                                                        3%
                                       9%         4%
               10%

                  Abb. 2.10: Tuberkulose: Behandlungsergebnisse in Frankfurt 2008

                                                         berkuloseerkrankungen im gleichen Zeit-
2.7 Aktive Fallfindung                                   raum nach.

Zehn Patienten (2008: 9) wurden aktiv                        100
durch Maßnahmen des Öffentlichen Ge-
                                                             80
sundheitsdienstes entdeckt. Darunter
befanden sich zwei nach Behandlung                           60

weiterhin überwachte Patienten, eine                         40

Kontaktperson und drei Obdachlose. Bei                       20
drei Personen wurde die Tuberkulose
anlässlich einer Untersuchung vor Auf-                        0
                                                                   2002   2003   2004    2005   2006   2007    2008 2008      2009
nahme in eine Justizvollzugsanstalt ent-                                                                      bis Juli Aug-   Jan-

deckt, bei einem Flüchtlingskind anläss-
                                                                                                                       Dez    Juni
                                                                                 Drogenabh.     Obdachlose       Gesamt
lich einer nach dem Infektionsschutzge-
setz durchgeführten Röntgenuntersu-
                                                          Abb. 2.11: Tuberkulose: Röntgenuntersu-
chung.                                                    chungen nach Untersuchungsgrund im Amt
                                                          für Gesundheit, Frankfurt 2002-2009

2.8 Röntgen
                                                         Ein im November 2008 eingeführter Blut-
                                                         test zum Nachweis einer Tuberkulosein-
Die Zahl der vom Amt für Gesundheit im
                                                         fektion bei Kontaktpersonen hat dazu
Zusammenhang mit der Tuberkulose
                                                         beigetragen, die Zahl der Röntgenunter-
veranlassten      Röntgenuntersuchungen
                                                         suchungen weiter zu senken. Im glei-
sinkt seit 2004. Diese Entwicklung zeich-
                                                         chen Jahr wurde im Vorgriff auf den be-
net in erster Linie die Abnahme der Tu-
                                                         vorstehenden Umzug in die Breite Gasse
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                 18

die Röntgenleistung vom Amt für Ge-                      den Patienten mit auffälligen Befunden
sundheit in das Hospital zum Heiligen                    erschwert, da sie nach der Röntgenun-
Geist ausgelagert. Dieser Wechsel führte                 tersuchung oft nicht ins Amt für Gesund-
nicht zu einem weiteren Rückgang der                     heit zurückkehren. Zukünftig soll insbe-
Untersuchungszahlen. Auf Grund der                       sondere die Aufklärung über die Tuber-
Änderung in der Registrierung sank die                   kulose für Personal und Nutzer von Dro-
Zahl der Drogenabhängigen, während                       geneinrichtungen dazu beitragen, das
die der als obdachlos Registrierten ent-                 Vertrauensverhältnis zu Drogenabhängi-
sprechend in gleichem Maße anstieg.                      gen wieder zu festigen und die Bereit-
                                                         schaft zur Teilnahme an einem freiwilli-
                                                         gen Screening zu verbessern.
2.9 Flughafen Frankfurt am
Main                                                     Die Abteilung Infektiologie des Amtes für
                                                         Gesundheit ist an einer prospektiven,
                                                         vom Bundesministerium für Bildung und
Aus der Zuständigkeit des Amtes für Ge-                  Forschung geförderten Studie zur Unter-
sundheit für den Frankfurter Flughafen                   suchung des individuellen Infektions-
als Drehscheibe des internationalen                      und Erkrankungsrisikos beteiligt. Unter
Flugverkehrs erwachsen besondere Auf-                    der Leitung des Forschungszentrums
gaben auch für die Tuberkulosefürsorge.                  Borstel werden durch Untersuchungen
Im Berichtsjahr wurden Ermittlungen                      von Erkrankten und deren engen Kon-
von Kontaktpersonen zu an Tuberkulose                    taktpersonen genetische und immunolo-
erkrankten Flugreisenden entsprechend                    gische Merkmale gesucht, die zu einer
den Vorgaben der WHO in vier Fällen                      Tuberkulose prädisponieren. Damit wäre
eingeleitet. In keinem Fall wurde eine                   es möglich, nur diejenigen gezielt prä-
Tuberkuloseansteckung    während des                     ventiv zu behandeln, die ein hohes Er-
Fluges ermittelt.                                        krankungsrisiko haben. Darüber hinaus
                                                         werden von der Teilnahme an der Studie
                                                         Erkenntnisse über die Infektionsketten
2.10 Fazit und Ausblick in der                           erwartet. Damit verbunden ist die Hoff-
Tuberkulosefürsorge                                      nung, bei Migrantinnen und Migranten,
                                                         die im Berichtsjahr mit 70 % den größ-
In Frankfurt am Main bleibt die Zahl der                 ten Teil der Neuerkrankten ausgemacht
Tuberkuloseerkrankungen      trotz   des                 haben, die Tuberkulose durch gezieltes
Rückgangs im letzten Jahr aufgrund der                   Screening früher erkennen zu können.
besonderen Bevölkerungsstruktur auf
einem im Vergleich zum Land Hessen                       Im Jahr 2008 wurde begonnen, das Ge-
und zur Bundesrepublik erhöhten Ni-                      ographische Informationssystem GIS zur
veau. Deshalb werden die Anstrengun-                     Infektionsbekämpfung zu nutzen. Eine
gen fortgesetzt, Personen mit einem ho-                  detaillierte Dateninterpretation mit Hilfe
hen Tuberkuloserisiko zu identifizieren                  des geographischen Informationssys-
und besondere zielgruppenspezifische                     tems soll zukünftig helfen, die Schwer-
Maßnahmen zur frühzeitigen Entdeckung                    punkte in der Tuberkulosebekämpfung
und Behandlung der Erkrankung für die-                   auch stadtteilbezogen zu setzen. Die
sen Personenkreis zu etablieren.                         Graphik zeigt die kumulative Verteilung
                                                         der Tuberkulose über den Zeitraum von
Die seit 2002 durchgeführte aktive Fall-                 2001-2009. Es ergibt sich erwartungs-
findung mittels Röntgenscreening bei                     gemäß keine Gleichverteilung, jedoch
Obdachlosen      und    Drogenabhängigen                 auch keine klare Häufung oder gar eine
lässt sich nach Auslagerung des Rönt-                    Beschränkung auf soziale Brennpunkte.
gens nicht in der bisherigen Form fort-                  Nicht nur Stadtteile wie das Gallusviertel,
führen. Besonders drogenabhängige Pa-                    Griesheim und Ostend,
tienten sind häufig nicht bereit, den Weg                sondern      auch   Sachsenhausen-Nord,
in die Klinik für eine freiwillige Röntgen-              Nordend-Ost und vor allem Bockenheim
untersuchung auf sich zu nehmen. Dar-                    sind besonders betroffen.
über hinaus ist die Kontaktaufnahme zu
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                  19

       Abb. 2.12: Tuberkulose: Verteilung innerhalb des Stadtgebietes in Frankfurt 2001-2009

Die Interpretation bedarf einer genauen                  teilen seltener vorkommt als im Zentrum
Kenntnis der Sozialstruktur der Stadt,                   Frankfurts.
die sich zurzeit noch nicht mit GIS abbil-
den lässt.
                                                         2.11 Literatur
In jedem Fall lässt sich festhalten, dass
die Tuberkulose in den peripheren Stadt-
                                                         -     WHO Global tuberculosis control,
                                                               2009
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                20

                                                         3.1. HIV/AIDS
3. Sexuell übertragbare
Erkrankungen                                             Die HIV/AIDS-Epidemie bleibt trotz deut-
                                                         lich verbesserten Behandlungsmöglich-
Sexuell übertragbare Erkrankungen wer-                   keiten eines der größten Gesundheits-
den durch verschiedene Erreger - wie                     probleme der Welt. Die WHO rechnet für
Viren, Bakterien, Pilze, Einzeller und Pa-               das Jahr 2009 mit mehr als 40 Millionen
rasiten – hervorgerufen, deren Gemein-                   HIV-Infizierten weltweit – darunter allein
samkeit der Hauptübertragungsweg se-                     3 Millionen Neuinfektionen und 3 Millio-
xuelle Kontakte darstellt. Neben den Sy-                 nen Todesfällen.
philis- und Gonorrhö- (Tripper-)erregern,
Chlamydien, humanen Papillomviren,                       Im internationalen Vergleich ist die Situ-
Herpesviren,    Pilzen,   Trichomonaden,                 ation in Deutschland immer noch güns-
Mykoplasmen und Ureoplasmen gehören                      tig, insbesondere durch die relativ früh
dazu auch HIV und Hepatitis B-Viren.                     begonnenen und ursprünglich auch ef-
                                                         fektiven Präventionsmaßnahmen ist die
Der Fokus des öffentlichen Interesses                    Erkrankung überwiegend eine Infektion
bezüglich sexuell übertragbarer Krank-                   unter Männern, die Sex mit Männern
heiten liegt weiterhin auf HIV/AIDS.                     haben (MSM), geblieben. Die Anzahl der
Aber auch andere Erkrankungen und                        Neuerkrankungen stieg jedoch in den
Erreger gelangen (wieder) zunehmend in                   ersten Jahren nach der Jahrtausendwen-
das Bewusstsein der Allgemeinbevölke-                    de deutlich an. Die absolute Zahl an HIV-
rung:                                                    Neuinfektionen pro Jahr betrug vorher
                                                         etwa 2 000 und hat sich auf derzeit ca.
-    Syphilis wegen steigender Fallzahlen                3 000 Neudiagnosen pro Jahr erhöht.
     bei homo- und bisexuellen Männern
-    Humane Papillomviren (HPV) auf-                     Seit 2007 scheint ein gewisses Plateau
     grund der Neuzulassung von zwei                     erreicht; 2009 lag die Inzidenz bei
     Impfstoffen gegen die Erregerstäm-                  3,5/100 000 Einwohner (2 866 Fälle)
     me Typ 16 und 18, die bei der Ent-                  und damit in etwa so hoch wie im Vor-
     stehung von Gebärmutterhalskrebs                    jahr (3,4/100 000 Einwohner, 2 826 Fäl-
     maßgeblich beteiligt sind. Einer die-               le). Die beschriebene Dynamik ist im
     ser Impfstoffe schützt auch vor                     Wesentlichen auf veränderte Infektions-
     Feigwarzen (Condylomata acumina-                    raten in der Hauptrisikogruppe der ho-
     ta), hervorgerufen durch die HPV-                   mo- und bisexuellen Männer zurückzu-
     Stämme Typ 6 und 11                                 führen.
-    Chlamydien in Zusammenhang mit
     dem seit 2008 allgemein angebote-                   Derzeit leben etwa 65 500 infizierte Per-
     ne Screening auf genitale Chlamydi-                 sonen in der Bundesrepublik Deutsch-
     eninfektionen bei weiblichen Jugend-                land, jedes Jahr sterben ca. 650 Men-
     lichen und Frauen bis zum 25. Le-                   schen an AIDS.
     bensjahr
                                                         Ähnlich wie in anderen Ballungszentren
Da außer der Hepatitis B keine der o. g.                 liegt in Frankfurt am Main die Inzidenz
Infektionen dem Gesundheitsamt na-                       mit inzwischen 13,1 Fällen/100 000 Ein-
mentlich meldepflichtig ist, basieren die                wohner schon seit Jahren deutlich höher
im Folgenden analysierten Daten auf den                  als im Bundesdurchschnitt. Für Frankfurt
nicht-namentlichen      Meldungen     für                am Main wurden vom 01.01.2001 bis
HIV/AIDS und Syphilis an das Robert                      31.12.2009     insgesamt    710     HIV-
Koch-Institut sowie auf den Daten der                    Infektionen beim Robert Koch Institut
Sentineluntersuchung des Robert Koch-                    (RKI) gemeldet, und 1 577 Personen
Institutes zu Syphilis, Gonorrhö und                     sind an AIDS erkrankt. Bis einschließlich
Chlamydien-Infektionen. Daneben wer-                     Dezember 2009 waren insgesamt 936
den Daten aus den eigenen Beratungs-                     Todesfälle durch die Erkrankung zu be-
stellen und Projekten interpretiert.                     klagen.
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                                                             21

3.1.1 Epidemiologische Daten                                                       ren    Großstädten                           (Berlin:             71 %,
                                                                                   Köln: 72 %).
Neuinfektionen in Frankfurt
2009 wurden für Frankfurt 87 Neuinfek-                                             Der Anteil der Patienten aus Pattern-II-
tionen mit HIV beim RKI gemeldet                                                   Ländern (Länder mit weiter Verbreitung
(2008: 75; 2007: 78). Es handelt sich                                              von HIV) entsprach mit 10,4% dem
dabei um 11 Frauen und 75 Männer. Be-                                              Bundesdurchschnitt (10%) und lag etwas
trachtet man die HIV-Neuinfizierten be-                                            höher als in anderen Großstädten (Köln:
zogen auf 100 000 Einwohner, nimmt                                                 7%; Berlin: 5,5%,).
Frankfurt unter den Großstädten hinter
Köln den zweiten Platz ein. Die HIV-                                               Im Amt für Gesundheit ermittelte
Inzidenz liegt aktuell bei 13,1 Fäl-                                               HIV-Neuinfektionen
len/100 000 Einwohner und ist damit                                                Im Jahr 2009 wurde mit 25 Fällen fast
mehr als dreimal so hoch wie in der BRD                                            jede dritte aller HIV-Neuinfektionen in
bzw. Hessen.                                                                       Frankfurt in den anonymen Beratungs-
                                                                                   stellen des Amtes für Gesundheit diag-
            14,0                                                                   nostiziert. Damit sind hier seit 2001 ins-
            12,0
                                                                                   gesamt 205 HIV-Fälle gefunden worden.
            10,0
                                                                                   Bei jährlich etwa 2 000 Untersuchten
                                                                                   liegt die Fallfindungsrate (Anteil an posi-
 Inzidenz

             8,0
                                                                                   tiven Testergebnissen) bei 1 %. Dieser
             6,0
                                                                                   Wert ist als sehr hoch einzustufen, dass
                                                                                   die Menschen, die in die Beratungsstellen
             4,0

                                                                                   kommen, auch ein hohes Risiko für die
             2,0

             0,0
                    2002   2003   2004     2005    2006       2007   2008   2009
                                                                                   Infektion haben.
                                               Jahr
                                    Frankfurt        Hessen      Bund
                                                                                               35

                                                                                               30
Abb. 3.1: HIV: Inzidenzen Frankfurt, Hessen
                                                                                               25
Bund 2002-2009
                                                                                    Fallzahl

                                                                                               20

                                                                                               15
Wie in den Vorjahren ist 2009 die Alters-                                                      10
gruppe der 30- bis 39-jährigen Männer                                                          5
am stärksten betroffen, gefolgt von den                                                        0
40- bis 49-jährigen und den 25- bis 30-                                                             2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008    2009

jährigen; dies entspricht der Verteilung                                                                                    Jahr

auf überregionaler Ebene.
                                                                                   Abb. 3.3: HIV: Anzahl der im Amt für Ge-
     35%                                                                           sundheit ermittelten Neuinfektionen, Frank-
     30%                                                                           furt 2002-2009
     25%

     20%
                                                                                   Insgesamt wurden im Jahr 2009 2 876
     15%
                                                                                   Untersuchungen     auf   HIV-Antikörper
     10%
                                                                                   durchgeführt, 1 975 in der anonymen
            5%                                                                     AIDS-Beratung und 901 in der Bera-
            0%                                                                     tungs- und Untersuchungsstelle für se-
                                                                                   xuell übertragbare Krankheiten.
                   0-14 15-20 21-24 25-29 30-39 40-49 50-59 60-74 75-99 k.A.
                                          Altersgruppe
                                         Frankfurt    Bund

                                                                                   Von den 25 Neuinfizierten waren 24
Abb. 3.2: HIV: Vergleich der Altersverteilung                                      Männer. 10 Männer (40 % der Infizier-
Frankfurt, Bund 2009                                                               ten) stammten aus dem Ausland, davon
                                                                                   9 aus Endemiegebieten (Lateinamerika
                                                                                   6, Afrika 2, Osteuropa 1). 22 (92%) der
59 % der Neuinfizierten waren homo-                                                neu infizierten Männer stammen aus der
oder bisexuelle Männer, damit lag der                                              Risikogruppe der MSM.
Anteil etwas niedriger als in vergleichba-
Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in Frankfurt am Main 2009                                            22

Wie in den letzten Jahren gehören die                                                wichtige Säule der Früherkennung und
meisten der 2009 im AfG ermittelten                                                  damit der Sekundärprävention in Frank-
Neuinfizierten zu der auch bundesweit                                                furt. Neben der Hauptrisikogruppe der
am stärksten betroffenen Altersgruppe                                                MSM dient die anonyme AIDS-Beratung
der 30– bis 39-Jährigen (n=9).                                                       am Amt für Gesundheit auch heterose-
                                                                                     xuell orientierten Männern und Frauen
             10                                                                      als niedrigschwellige Anlaufstelle. Unter-
             9
             8
                                                                                     suchungs- und Beratungsstelle für sexu-
             7                                                                       ell übertragbare Krankheiten wendet sich
             6                                                                       schwerpunktmäßig an SexarbeiterInnen,
  Fallzahl

                                                                                     die auf HIV bezogen ebenfalls als beson-
             5
             4
             3                                                                       dere Risikogruppe gelten. Die hohe Zahl
             2
                                                                                     durchgeführter HIV-AK-Tests, die hohe
             1
             0                                                                       HIV-Positivenrate und die große Anzahl
                     20-24      25-29           30-39        40-49          50-59    an Erstdiagnosen zeigen, dass die ano-
                                                                                     nyme AIDS-Beratung am Amt für Ge-
                                         Altersgruppe

                                                                                     sundheit sich einer hohen Akzeptanz
                                         Männer     Frauen

                                                                                     erfreut und die richtigen Zielgruppen
Abb. 3.4: HIV: Im Amt für Gesundheit fest-                                           erreicht.
gestellte Neuinfektionen nach Altersgrup-
pen, Frankfurt 2009
                                                                                     Auffallend war die starke Frequentierung
                                                                                     der anonymen AIDS-Beratung, nachdem
Hinsichtlich des Safer Sex-Verhaltens                                                durch die Medien auf spektakuläre Weise
gaben von den 2 027 Patienten der ano-                                               bekannt wurde, dass die Sängerin einer
nymen AIDS-Beratung lediglich 39 % an,                                               bekannten deutschen Girlband HIV-
durchgehend Safer Sex zu praktizieren.                                               positiv ist. In den Monaten darauf stieg
„Kein Safer Sex“ wurde von 11 % bzw.                                                 die Zahl der Telefonanrufe, Beratungen
„nicht immer Safer Sex“ von den übrigen                                              und AK-Tests um fast das Doppelte an.
ca. 50 % der Patienten beschrieben. Von                                              Es kamen auch viele junge Paare, die
den     HIV-Neuinfizierten gaben    nur                                              zuvor noch nie einen Test hatten machen
16,7 % an, immer Safer Sex zu prakti-                                                lassen. Eine höhere Anzahl von Neuinfi-
zieren. 48 Personen hatten wissentlich                                               zierten resultierte hieraus jedoch nicht.
sexuelle Kontakte zu HIV-Positiven
(2,4% aller Patienten).                                                              Allgemeine AIDS-Präventionen
                                                                                     Seit 2006 finden in jedem Jahr die
 70%                                                                                 Frankfurter AIDS-Präventionstage als
 60%                                                                                 Kooperationsprojekt des Amtes für Ge-
 50%                                                                                 sundheit mit der AIDS-Hilfe Frankfurt
 40%                                                                                 e.V. und der AIDS-Aufklärung e.V. statt.
 30%

 20%                                                                                 Die diesjährige Veranstaltung fand vom
 10%                                                                                 17. bis 18.9.2009 statt und konnte ins-
    0%                                                                               gesamt 2 385 Besucher verzeichnen. Es
                  2002   2003   2004     2005      2006      2007    2008     2009   wurde wieder ein Präventionsparcours
                                                                                     für Jugendliche mit Spielen zu HIV-
                                            Jahr

                                                                                     Verhütungsmaßnahmen        einschließlich
                                    ja   nicht immer      nein

                                                                                     des „Kondom-Führerscheins“ angeboten.
Abb. 3.5: HIV: Angaben zum Safer Sex bei                                             Die Veranstaltung wurde darüber hinaus
den Patienten der anonymen AIDS-
Beratung, Frankfurt 2002-2009
                                                                                     von 8 Schulklassen(ca. 160 Schüler) be-
                                                                                     sucht.

3.1.2 Präventionsmaßnahmen in                                                        Auch zum Welt-Aids-Tag (1. Dezember)
Frankfurt am Main                                                                    fanden wieder Aktionen in Kooperation
                                                                                     mit den AIDS-Hilfsorganisationen statt.
AIDS-Prävention für Risikogruppen                                                    Darüber hinaus bot das Amt für Gesund-
Neben AIDS-Aufklärung und AIDS-Hilfe                                                 heit an diesem Tag eine offene AIDS-
ist die anonyme AIDS-Beratung eine                                                   Sprechstunde mit kostenlosen HIV-
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