2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy

Die Seite wird erstellt Nicklas Baur
 
WEITER LESEN
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
GESCHÄFTS-
BERICHT
2020
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
Titelmotiv: Greenpeace Energy-Mitarbeiter*innen auf dem Dach des neuen
­Mieterstromprojekts im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
INHALT

GESCHÄFTSBERICHT 2020

 2     Kennzahlen auf einen Blick
 3     Mission Statement
 4     Vorwort des Vorstands
 6     Bericht des Aufsichtsrats

THEMEN

 8     Das Jahr im Überblick
14     Moderner, flexibler, digitaler
16     Starkes Wachstum – trotz Corona
17		   Energiepolitik 2020 –
		     Ausbauziele ohne geeignete Maßnahmen
18     Nachhaltige Entwicklung –
		     intensiver Gedankenaustausch
19     Beschaffung und Qualität

LAGEBERICHT

22     Grundlagen des Unternehmens
25     Wirtschaftsbericht
34     Prognose-, Chancen- und Risikobericht
39     Stromkennzeichnung
40     Beteiligungen

JAHRESABSCHLUSS

44     Bilanz
46     Gewinn- und Verlustrechnung
47     Kapitalflussrechnung
48     Anlagenspiegel
50     Entwicklung der Mitglied-
		     schaften und des Eigenkapitals
52     Anhang

WEITERE INFORMATIONEN

60 Bestätigungsvermerk
61 Kontakt
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
2   GESCHÄFTSBERICHT 2020

    GESCHÄFTSBERICHT 2020
    Greenpeace Energy versorgt Kund*innen in ganz Deutschland mit sauberer Energie.
    Als Genossenschaft arbeitet Greenpeace Energy transparent, unabhängig von
    Atomkonzernen und aus Prinzip nicht profitmaximierend. Über unsere Tochter­
    gesellschaft Planet energy bauen wir umweltfreundliche Kraftwerke im In- und
    Ausland, stärken der Bürgerenergie den Rücken und fördern die Entwicklung neuer
    Technologien und Versorgungskonzepte.

     KENNZAHLEN AUF EINEN BLICK                                                         2020       2019       2018

     ERTRAGSLAGE

     Umsatz inklusive Energiesteuern                                          T€      149.165    128.862    110.152

     EBIT                                                                     T€        1.755      3.510      5.923

     Jahresergebnis                                                           T€           111     2.082      3.689

     FINANZLAGE

     Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit                                T€       – 2.787     8.718     – 2.017

     Cashflow aus Investitionstätigkeit                                       T€      – 2.205     – 3.521   – 10.017

     Cashflow aus Finanzierungstätigkeit                                      T€        7.552      9.501      4.409

     VERMÖGENSLAGE

     Bilanzsumme                                                              T€       90.729     83.725    62.897

     Eigenkapital                                                             T€       60.017     52.301    40.680

     Geschäftsguthaben                                                        T€       51.099    42.995      32.758

     SONSTIGES

     Stromabsatz                                                             GWh        463,4        435        387

     davon an Eisenbahnverkehrsunternehmen                                   GWh          11,4      21,5

     davon Absatz Weiterverteiler                                            GWh          3,3         3,7       2,8

     CO 2-Vermeidung                                                           t      163.108    183.158    168.133

     Gasabsatz                                                               GWh          397        341        267

     Genossenschaftsmitglieder zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres        Anzahl    27.619     26.216    25.048

     Stromkund*innen in Belieferung zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres   Anzahl   165.290    147.824    130.235

     Gaskund*innen in Belieferung zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres     Anzahl   29.520      25.381     19.839

     Mitarbeiter*innen zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres                Anzahl       139        126        102
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
Unser Ziel
         ist die
ENERGIE-
 WENDE:
 eine Energieversorgung nur aus
umweltfreundlichen Quellen, ohne
        Kohle und Atom.

Als Genossenschaft verbinden wir
    politische Forderungen mit
energiewirtschaftlichen Lösungen.

 Wir bauen saubere Kraftwerke
     und laden alle dazu ein,
  sich je nach Können, Wollen
 und Vermögen in die Bewegung
          einzubringen.
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
4   GESCHÄFTSBERICHT 2020

    VORWORT DES VORSTANDS

                            LIEBE*R LESER*IN,
                            wer von uns hätte sich zu Beginn der Corona-       Dabei waren und sind die Rahmenbedingungen
                            Pandemie vorstellen können, dass wir alle          für Energiewende-Akteure wie Greenpeace
                            mehr als ein Jahr lang unter diesen schwieri-      Energy nicht förderlich: Noch immer geht es
                            gen Umständen leben und arbeiten müssen?           zum Beispiel beim Ausbau von Windkraft- und
                            Natürlich auch wir nicht. Doch es ist uns ge-      Solaranlagen nicht so voran, wie es für das
                            lungen, durch eine fast übergangslose Umstel-      1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkom-
                            lung auf Arbeiten im „Mobile Office“ rasch und     mens nötig wäre. Auch uns selbst hat die ver-
                            flexibel auf diese Herausforderung zu reagie-      fehlte Energiepolitik der Bundesregierung bei
                            ren und ein verlässlicher Partner für unsere       der Umsetzung von Windkraft-Projekten be-
                            Kund*innen zu bleiben. Möglich war das nur         hindert. Es mangelt nicht am Engagement der
                            durch unsere hoch motivierten Mitarbeiten-         Erneuerbaren-Branche, es mangelt auch nicht
                            den, die ein herausragendes Engagement ge-         an Geld, aber es mangelt an verfügbaren
                            zeigt haben – und dies bis heute tun. Dafür gilt   ­Flächen für die Windenergie. Immerhin konnte
                            ihnen unser besonderer Dank!                        unsere Tochtergesellschaft Planet energy
                                                                                GmbH mit ihrem Partner Alb-Elektrizitätswerk
                            Zusammen ist es uns bislang nicht nur gelun-        Geislingen-Steige eG 2020 fünf leistungs­
                            gen, unsere Ökoenergiegenossenschaft auch           starke Windkraftanlagen auf der Schwäbischen
                            in unruhigen Zeiten auf Kurs zu halten. Mehr        Alb in Betrieb nehmen – fünf von ganzen zwölf
                            noch: Wir hatten 2020 ein trotz aller Schwie-       Anlagen in Baden-Württemberg im Jahr 2020.
                            rigkeiten erfreuliches Geschäftsjahr: Wir konn-
                            ten sowohl die Zahl unserer Genossenschafts-       Damit der für den Erfolg der Energiewende
                            mitglieder und die Zahl unserer Kund*innen         dringend erforderliche Windkraftausbau auf
                            steigern als auch unseren Umsatz noch einmal       eine neue Grundlage gestellt werden kann,
                            deutlich erhöhen, weil weiterhin viele Men-        haben wir im Mai 2020 mit Greenpeace
                            schen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten        Deutschland ein Rechtsgutachten vorgestellt.
                            wollen.                                            Darin schlagen wir vor, dass der naturverträg-
                                                                               liche Ausbau neuer Windkraftanlagen an Land

                                                                               NILS MÜLLER
                                                                               Nils Müller ist seit Februar 2014 Vorstand von
                                                                               Greenpeace Energy. Nach Stationen bei einer führenden
                                                                               Wirtschaftsauskunftei, einem Softwareunternehmen
                                                                               im Ausland und als Geschäftsführer eines bankenunab-
                                                                               hängigen Emissionshauses sowie diverser Fondsgesell-
                                                                               schaften stieß der ausgebildete Groß- und Einzel­
                                                                               handelskaufmann und studierte Betriebswirt 2010
                                                                               zur Planet energy GmbH, die er bis Ende 2020 als
                                                                               ­Geschäftsführer leitete.

                                                                               SÖNKE TANGERMANN
                                                                               Gemeinsam mit Nils Müller bildet Sönke Tangermann
                                                                               seit Februar 2014 den Vorstand von Greenpeace
                                                                               Energy. Seit Abschluss seines Studiums der Rechts-
                                                                               wissenschaften arbeitet Tangermann, der zuvor
                                                                               eine Ausbildung als Industrietechnologe machte, im
                                                                               Bereich der erneuer­baren Energien. Als Geschäfts­
                                                                               führer leitete er von 2005 bis Ende 2020 die
                                                                               ­Geschäfte der Planet energy GmbH.
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
GREENPEACE ENERGY EG   5

als im „öffentlichen Interesse“ eingestuft wird,     ten wir seit Januar 2020 zudem einen günsti-
so wie es auch bei anderen Infrastrukturvor-         gen Wärmepumpentarif an.
haben der Fall ist. Dies sollte durch ein neu zu
schaffendes „Windenergie-an-Land-Gesetz“             Denn Erdgas ist – anders als von Wissen-
erfolgen. Ein solcher Rechtsrahmen könnte            schaft, Politik und Umweltverbänden lange
unter Einhaltung eines hohen Niveaus beim            gedacht – keine geeignete „Brückentechnolo-
Artenschutz zahlreiche für den Klimaschutz           gie“ in eine erneuerbare Energiewelt. Die damit
kontraproduktive Hürden beseitigen, die den          verbundenen Treibhausgasemissionen, das zei-
Bau neuer Windräder seit Langem blockieren.          gen neuere Studien, machen einen raschen Ab-
                                                     schied vom Erdgas dringend nötig. Greenpeace
 Greenpeace Energy hat aber nicht nur ener-          fordert deshalb den Ausstieg aus fossilen
 giepolitisch sein Profil geschärft, wir haben       ­Gasen bis spätestens 2035. Dem kommen wir
 auch unsere Angebote und Produkte weiter-            mit unserem Ausstiegsplan bis 2027 deut­­­   -
 entwickelt. So haben wir zum Beispiel im            lich zuvor. Schließlich wollen wir zusammen
 Dezember 2020 mit anderen Ökoenergie­
 ­                                                    mit ­unseren Genossenschaftsmitgliedern und
 anbietern die „Ladegrün! eG“ gegründet. Bis          Kund*innen einen Beitrag dazu leisten, das
 2025 wollen wir mit der neuen Genossen-              1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
 schaft, an der wir beteiligt sind, bundesweit bis
 zu 4.000 Ladepunkte installieren, die von den       Das verbleibende Zeitfenster für erfolgreichen
 beteiligten Partnern beliefert werden. Denn         Klimaschutz schließt sich rapide. Deshalb wol-
 nur mit hochwertigem Ökostrom macht                 len Greenpeace als streitbare Umweltschutz-
­E-Mobilität wirklich Sinn.                          organisation und wir als Ökoenergiegenos-
                                                     senschaft, die mit innovativen Angeboten und
Ein wichtiger Schritt voran sind auch unsere         politischen Initiativen Impulse für den klima­
überarbeiteten proWindgas-Tarife, die wir im         freundlichen Umbau des Energiemarkts setzt,
November vorstellten: Unser Ziel ist es, bei         unsere Profile künftig noch weiter schärfen.
unseren Gasprodukten bis spätestens 2027             Im Zuge der Umsetzung dessen hat unsere
vollständig aus der Nutzung von fossilem             Genossenschaft einen Marken- und Namens-
Erdgas auszusteigen. Wir möchten unsere
­                                                    änderungsprozess eingeleitet.
Kund*innen ab dann nur noch mit grünem
Wasserstoff und besonders hochwertigem               In unseren jeweiligen Rollen, und dabei in den
Biogas beliefern. So legen wir als Ökoenergie-       Zielen vereint, wollen Greenpeace und wir in
Pionier angesichts der sich verschärfenden           den nächsten, entscheidenden Jahren noch
Klimakrise den ehrgeizigsten Ausstiegsplan           mehr Wirkung für die Energiewende entfalten.
der Branche vor. Seit Januar 2021 enthält un-        Wir hoffen, dass uns viele Menschen auf die-
ser proWindgas-Mix für alle Kund*innen rund          sem Weg unterstützen.
ein Prozent Windgas sowie nun auch zehn
Prozent ökologisch sinnvolles und ethisch
verantwortbares Biogas. Dessen Anteil soll bis       Hamburg, den 9. April 2021
2027 zügig steigen. Damit dies gelingt, werden
wir die Entwicklung neuer Biogas-Bezugs­
quellen vorantreiben, die höchste ökologische
Ansprüche erfüllen und besonderen Klima-
nutzen bringen sollen. Kund*innen, die schon
früher aus der proWindgas-Nutzung aus- und           NILS MÜLLER               SÖNKE TANGERMANN
auf die ökologisch noch bessere Wärme­               Vorstand                  Vorstand

pumpen-Technologie umsteigen können, bie-
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
6   GESCHÄFTSBERICHT 2020

    BERICHT DES AUFSICHTSRATS

                            Der Wärmemarkt, der mit Abstand größte deut-       Rund 30.000 proWindgas-Kund*innen unter-
                            sche Energieverbrauchssektor, darf mit Fug         stützen Greenpeace Energy auf diesem Weg
                            und Recht als „Stiefkind“ der Energiewende be-     und tragen so mit dazu bei, dass das Angebot
                            zeichnet werden. Der Erneuerbaren-Anteil im        erneuerbarer Gase – ob grüner Wasserstoff
                            Wärmesektor – der von privaten Heizungen           oder ökologisch wie ethisch verantwortbares
                            über gewerblichen Bedarf bis hin zu Hochtem-       Biogas – weiter ausgebaut werden kann.
                            peraturprozessen in der Industrie reicht – lag     Allein 2020 wuchs die Zahl der belieferten
                            2020 unter 16 Prozent. Ohne eine Wärmewen-         Kund*innen bei proWindgas um gut 4.000 (ca.
                            de kann die Energiewende nicht gelingen, der       15 Prozent) und die der Stromkund*innen um
                            Anteil ­fossiler Energieträger muss also rasch     etwa 17.500 (ca. 12 Prozent). Die Zahl der Ge-
                            und d
                                ­ rastisch sinken.                             nossenschaftsmitglieder stieg zum 31. Dezem-
                                                                               ber 2020 um mehr als 1.400 auf 27.619.
                            Als Energiewende-Pionier hat Greenpeace
                            Energy im Jahr 2020 wichtige Schritte getan,        Nicht nur aus diesen Gründen trägt der
                            um ihren Kund*innen Wärmelösungen mit               Greenpeace Energy-Aufsichtsrat den ambitio-
                            Klimaschutzeffekt anzubieten: Wer die Gas­
                            ­                                                   nierten Kurs der Genossenschaft aus Über-
                            heizung schon jetzt austauschen und energie-       zeugung mit. Über alle Projekte und Pläne
                            effiziente Wärmepumpen nutzen kann, dem            ­wurde er vom Greenpeace Energy-Vorstand
                            bietet die Genossenschaft für den Umstieg           durch regelmäßige schriftliche Berichte um-
                            ­einen günstigen Wärmestromtarif an. Diejeni-      fassend informiert. So waren wir als Aufsichts-
                            gen, die vorerst weiter eine Gasheizung nutzen      rat über die Entwicklung der Genossenschaft
                            (müssen), erhalten seit 2021 neben einem Pro-       und ihrer Geschäftsfelder bestens im Bilde
                            zent Windgas auch zehn Prozent besonders            und konnten den Vorstand wie auch die
                            hochwertiges Biogas in ihrem Gasmix. Schon          laufenden Geschäfte jederzeit pflichtgemäß
                                                                                ­
                            bis 2027, so das Ziel, soll der Erdgasanteil auf    überwachen und strategisch beraten.
                            null sinken. Ein solch ehrgeiziger Ausstiegsplan
                            ist in der Branche bislang ohne Beispiel.          Im Geschäftsjahr 2020 haben der Vorstand
                                                                               und der Aufsichtsrat vier ordentliche und zwei
                                                                               außer­ordentliche Treffen abgehalten – corona-
                                                                               bedingt per Video. Zudem tauschten sich in der
                                                                               Regel alle zwei Wochen der Aufsichtsratsvor-
                                                                               sitzende, sein Stellvertreter und der Vorstand
                                                                               aus. Dabei wurden u. a. Aufsichtsratssitzungen
                                                                               vorbereitet, die Entwicklung neuer Geschäfts-
                                                                               felder bei Greenpeace Energy eng begleitet
                                                                               und Strategiefragen behandelt – zum Beispiel
                                                                               die Stärkung des Anlagen-Portfolios, das ge-
                                                                               steigerte Engagement im Solarenergie-­­Bereich
                                                                               und die Ausweitung des Geschäftsfelds
                                                                               E-Mobilität. Wir unterstützen den Vorstand
                                                                               ­
                                                                               auch bei der mit dem Greenpeace e. V. gemein-
                                                                               sam getroffenen strategischen Entscheidung
                                                                               für eine schärfere Profilierung. Beide sollen so
                                                                               bei weiterhin enger ideeller Verbundenheit und
                                                                               gleichen Zielen in ­ihren jeweiligen Rollen als
                   THOMAS BREUER                                               kampagnenorientierte Umwelt-NGO und als
                                                                               beim Umbau des Energie­markts aktiver Genos-
                                                                               senschaft künftig noch wirkungsvoller für er-
                                                                               folgreichen Klimaschutz antreten.
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
GREENPEACE ENERGY EG   7

Unsere wesentlichen Themen und
­Entscheidungen im Jahr 2020 betrafen

    en Jahresabschluss und die Prüfung des
   d                                                     ORGANE
   Geschäftsjahres 2020,

    ie Verabschiedung des Wirtschaftsplans
   d                                                     VORSTAND
   der Genossenschaft und deren Tochterge-
   sellschaft Planet energy GmbH für das Jahr            Nils Müller                         Sönke Tangermann
   2021,                                                 Diplom-Kaufmann                     Jurist

    ie Festlegung der Preise für Endkund*innen
   d
   für das Jahr 2021,
                                                         AUFSICHTSRAT
    as Risikomanagement, Beschlüsse zu In-
   d
   vestitionen und Finanzierungen von mit der            Thomas Breuer                       Brigitte Behrens
   Genossenschaft verbundenen Unternehmen                Aufsichtsratsvorsitzender
   und                                                                                       Katja Carson
                                                         Thomas Hauswaldt
    ie Fortentwicklung der Unternehmens­
   d                                                     stellv. Aufsichtsratsvorsitzender   Dr. Hubert Kneußel
   strategie.
                                                                                             Sylva Lement
Der Genossenschaftliche Prüfungsverband für
Dienstleistung, Immobilien und Handel e. V.
(DHV) hat im Zuge seiner gesetzlichen Prüfung
 der Buchführung den Jahresabschluss und die
Einrichtungen der Genossenschaft für das Ge-
schäftsjahr 2020 geprüft. Dabei haben sich         Unser besonderer Dank und Respekt gelten zu
keine Beanstandungen ergeben. Die Prüfer           guter Letzt den Mitarbeiter*innen von Green­
­haben dem Aufsichtsrat auf der Sitzung am         peace Energy. Sie haben nicht nur mit bewun-
7. Mai 2021 über die Prüfung Bericht erstattet.    dernswerter Motivation den Betrieb aus dem
                                                  „Mobile Office“ aufrechterhalten. Sie haben
Den Jahresabschluss 2020 und den Lage­             durch außerordentliche Leistungen dazu bei-
bericht des Vorstands hat der Aufsichtsrat ein-    getragen, dass die Energiegenossenschaft in
gehend geprüft und sich von der ordnungs­          dieser krisenhaften Zeit noch mehr Menschen
gemäßen Geschäftsführung überzeugt.                für Energiewende und Klimaschutz begeistern
                                                   konnte.
Dem vorgelegten Jahresabschluss und dem
Geschäftsbericht des Vorstands stimmt der
Aufsichtsrat uneingeschränkt zu und empfiehlt     Hamburg, den 11. Mai 2021
der Vertreter*innenversammlung, den Jahres-
abschluss 2020 mit einem Gewinn von 1,8 Mil-
lionen Euro vor Steuern festzustellen und den
Vorstand in Gestalt von Nils Müller und Sönke
Tangermann zu entlasten.

Wir danken den Vorständen für ihre vorzügliche    THOMAS BREUER
Arbeit unter Corona-Bedingungen wie auch für      Aufsichtsratsvorsitzender

die in jeder Hinsicht vertrauensvolle Zusam-
menarbeit.
2020 GESCHÄFTS-BERICHT - Greenpeace Energy
8   GESCHÄFTSBERICHT 2020      DAS JAHR IM ÜBERBLICK

    DAS JAHR 2020
    IM ÜBERBLICK
                                                                                                  JANUAR
    Die Greenpeace Energy-Vorstände Sönke Tangermann (r.) und Nils Müller ­übergeben
    einen konkreten Forderungskatalog zum Windkraft-Ausbau an Hamburgs Zweite                     NEUER WÄRMESTROM-TARIF
    ­Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und Umweltsenator
                                                                                                   Mit unserem neuen Stromtarif speziell für
     Jens Kerstan (beide Bündnis 90/Die Grünen).
                                                                                                   elektrische Heizsysteme treiben wir die
                                                                                                   für den Klimaschutz wichtige Wärmewende
                                                                                                   in Eigenheimen voran. Unser Ziel ist, den
                                                                                                   privaten CO2-Ausstoß weiter zu senken,
                                                                                                   indem mehr Haushalte zum Beispiel ihre
                                                                                                   Wärmepumpen effizient mit Ökostrom
                                                                                                  ­betreiben.

    JANUAR
    WINDSTÄRKEN
    Im Rahmen unserer Mitmach-Kampagne
    „Windstärken“ übergeben wir der Hambur-
    ger Politik einen konkreten Forderungska-
    talog für mehr Engagement beim Wind-
    kraft-Ausbau. Mit dem zur Kampagne
    gehörenden Windcontainer werben wir zu-
    dem bei der Fridays-for-Future-Demo in
    Hamburg, beim Neujahrsempfang der
                                                      Greenpeace Energy-Mitarbeiter*innen
    ­Erneuerbaren-Branche sowie auf dem
     ­EUREF-Campus in Berlin für einen konse-
                                                      demonstrieren auf der Fridays-for-Future-
                                                      Demo in Hamburg für mehr ­Klimaschutz.
                                                                                                  JANUAR
      quenten Ausbau der Windkraft im Sinne           Im Hintergrund ist der Windcontainer zu
      des Klimaschutzes.                              sehen.                                      KURZSTUDIE ZU „BLAUEM
                                                                                                  WASSERSTOFF“
                                                                                                  Das Bundeswirtschaftsministerium setzt
                                                                                                  bei der Energiewende auf „blauen Wasser-
                                                                                                  stoff“, der aus Erdgas hergestellt werden
                                                                                                  kann und als „klimaneutral“ bezeichnet
                                                                                                  wird. Reinster Etikettenschwindel, wie wir
                                                                                                  mit unserer Kurzstudie zeigen. Zum einen
                                                                                                  entstehen hohe Treibhausgas-Emissionen
                                                                                                  bei der Förderung, der Verarbeitung und
                                                                                                  dem Transport des Erdgases, zum anderen
                                                                                                  geht bei der Produktion von „blauem Was-
                                                                                                  serstoff“ rund ein Viertel der eingesetzten
                                                                                                  Energie verloren.
GREENPEACE ENERGY EG   9

                                                           Marcel Keiffenheim (Greenpeace Energy) und Fabian
                                                           Huneke von Energy Brainpool (l.) stellen das Impuls­
                                                           papier Energy Sharing in Berlin vor.

MÄRZ
MOBILE OFFICE
Angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus reduzieren
wir zum Schutz unserer Belegschaft die Anwesenheit der
Mitarbeiter*innen in unseren Büroräumen auf ein Minimum.
Wir gehören damit zu den ersten Unternehmen, die mit
mobilem Arbeiten auf die Corona-Pandemie reagieren. ­
Der Geschäftsablauf sowie die Kommunikation mit unse­
ren Kund*innen und unter den Mitarbeiter*innen ist dabei
­weiterhin stets gewährleistet – wenn auch anfangs mit
 einem größeren Aufwand.

                                                               MÄRZ
                                                               IMPULSPAPIER ENERGY SHARING
                                                               Das vom Analyseinstitut Energy Brainpool erstellte Papier
                                                               zeigt auf, wie Energiegemeinschaften gemeinsam erzeugte
                                                               erneuerbare Energie regional teilen können. So ent­stehen
                                                               Anreize, möglichst viel des gemeinsam erzeugten Stroms
                                                               auch vor Ort zu nutzen. Dies entlastet die Netze, beschleu-
                                                               nigt den Ausbau der erneuerbaren Energien und sorgt für
                                                               mehr Akzeptanz. Auch Greenpeace Energy war bei der Vor-
                                                               stellung des Papiers in Berlin dabei.

In unseren regelmäßigen virtuellen Büro­
besprechungen fragen wir unter anderem, w  ­ ie
es den Kolleg*innen im Mobile Office geht.

MÄRZ
WINDGIPFEL
Während Bundeskanzlerin Angela Merkel in
Berlin mit den Ministerpräsident*innen der
Länder über die Zukunft der erneuerbaren
Energien berät, fordern wir zusammen mit
einem breiten Umwelt- und ­Energiebündnis
einen schnelleren Ökostromausbau. Per
offenem Brief rufen wir die Politik zu ent­
schlosse­nem Handeln auf – in Form einer
verbindlichen Bund-Länder-Strategie für
den Ökostrom-Ausbau, keiner pauschalen
Mindestabstände für die Windenergie an
Land und der Abschaffung des 52-Giga-
watt-Photovoltaik-Deckels.

                 Teilnehmer*innen der Protestaktion
                               vor dem Kanzleramt.
10   GESCHÄFTSBERICHT 2020    DAS JAHR IM ÜBERBLICK

                    APRIL
                    SOLIDARITÄTSKAMPAGNE FÜR
                    GESCHÄFTSKUND*INNEN
                    Die Corona-Krise stellt für alle eine große Herausforderung dar, für einige
                    unserer Geschäftskund*innen geht es um die nackte Existenz. Doch es
                    gibt auch viel Hoffnung, denn unsere Gesellschaft zeigt so viel Unter-
                    stützung und Solidarität wie lange nicht. In einer neuen Blog-Reihe stellen
                    wir Initiativen unserer Geschäftskund*innen vor und geben Anregungen,
                    wie man lokale Geschäfte in Zeiten der Krise unterstützen kann.

                                                                                                                   Tausende Protestschilder schmückten die
                                                                                                                  Wiese vor dem Reichstagsgebäude in Berlin.

     APRIL
     NETZSTREIK FÜRS KLIMA
     Seit über einem Jahr demonstrieren welt-
     weit Millionen Menschen für eine wirkungs­
     volle Klimapolitik. In Zeiten der Corona-
     Pandemie bringt die Bewegung Fridays for
     Future ihren Protest von der Straße ins
     Netz. Beim ersten Online-Klimastreik
     kommen über 87.000 Teilnehmer*innen
     auf der Streikendenkarte, mehr als
     230.000 Livestream-Zuschauer*innen,
     40.000 Tweets und 15.000 Demoschilder
     zusammen. Auch wir nehmen aus dem
     Mobile Office heraus am „Netzstreik fürs
     Klima“ teil.

                                                                                                  MAI
                                                                                                  MIETERSTROM
                                                                                                   Gemeinsam mit zahlreichen weiteren
                                                                                                   ­Akteuren aus der ­Erneuerbaren-Branche
                                                                                                    fordert Greenpeace Energy Bundeswirt-
                                                                                                    schaftsminister Altmaier auf, endlich sola-
                                                                                                    ren Mieterstrom zu stärken und beste-
                                                                                                    hende Hürden abzubauen. ­Bislang ­gingen
                                                                                                    deutlich weniger Mieterstrom-­Anlagen
                                                                                                    ans Netz, als von der Bundes­regierung
                                                                                                  ­erhofft.

                                                                                                  Photovoltaik-Anlage auf dem Dach vom
                                                                                                  Frise-Haus in Hamburg-Altona.
GREENPEACE ENERGY EG      11

                                                                                                         JUNI
                                                                                                         DIGITALE VERTRETER*INNEN­
                                                                                                         VERSAMMLUNG
                                                                                                          Aufgrund der Corona-Pandemie findet
                                                                                                         ­unsere Vertreter*innenversammlung erst-
                                                                                                          mals in unserer 20-jährigen Unternehmens­
                                                                                                          geschichte als digitale Videokonferenz
                                                                                                          statt. Es ist die erste und somit konstitu-
                                                                                                          ierende Sitzung der im Jahr zuvor neu
                                                                                                         ­gewählten Vertreter*innen. Trotz anfäng­
                                                                                                          licher technischer Hakeleien funktionieren
                                                                                                          nicht nur die Formalien – wie elektroni-
                                                                                                          sche Abstimmung und Wahlen – rechts­
                                                                                                          sicher und gut. Auch die Debatte per
                                                                                                          ­Video und im Text-Chat ist so konstruktiv
                                                                                                           wie lebendig.

Aufsichtsratsvorsitzender Thomas
Breuer führte zusammen mit den
Greenpeace Energy-Vorständen Nils
Müller und Sönke Tangermann durch          JUNI
die digitale Veranstaltung (v. l.).
                                           NEUE MOBILSTROM-TARIFE
                                           Mit zwei neuen Mobilstrom-Tarifen erweitern wir unser klimafreundliches
                                           Energieangebot. Mit „Mobilstrom aktiv“ und „Mobilstrom plus“ bieten wir
                                           hochwertigen Ökostrom zu attraktiven Preisen für diejenigen, die auf ein
                                           eigenes Fahrzeug noch nicht verzichten können, mit ihrem E-Auto aber zu-
                                           mindest 100-prozentig CO2-frei mobil sein wollen. Damit leisten wir einen
                                           Beitrag zur überfälligen Verkehrswende in Deutschland.

                                                                                                         JUNI
                                                                                                         WINDSTÄRKEN-UNTER-
                                                                                                         SCHRIFTEN AN BUNDESREGIE-
                                                                                                         RUNG ÜBERGEBEN
                                                                                                         Wir übergeben mehr als 7.000 Unterschrif-
                                                                                                         ten, die wir im Rahmen der Kampagne
                                                                                                         „Windstärken“ für einen ambitionierteren
                                                                                                         Windenergie-Ausbau an Land gesammelt
                                                                                                         haben, an Jochen Flasbarth (SPD), Staats-
                                                                                                         sekretär im Bundesumweltministerium.
                                                                                                         Aufgrund der Corona-Pandemie mussten
                                                                                                         wir unsere Petitions-Kampagne vorzeitig
                                                                                                         beenden.

Jochen Flasbarth (SPD, 2. v. l.) empfing
Greenpeace Energy-Mitarbeiter*innen zur
Unterschriftenübergabe.
                                           AUGUST
                                           DIGITALER SUMMERTALK
                                           Nach dem großen Erfolg unserer Veranstaltung „Summertalk: Praxistipps
                                           für nachhaltige Unternehmen“ aus dem vergangenen Jahr findet unser
                                           Summertalk diesmal als virtuelles Treffen per Videokonferenz statt. Die
                                           zahlreichen Teilnehmer*innen bekommen spannende Einblicke in das Thema
                                           „nachhaltiges Drucken“ und Tipps, wie sie ihren Markenauftritt optimieren
                                           können.
12   GESCHÄFTSBERICHT 2020     DAS JAHR IM ÜBERBLICK

     SEPTEMBER
     WINDPARK DRACKENSTEIN
     IN BETRIEB
     Zusammen mit dem Geislinger Albwerk
     nehmen wir auf der Schwäbischen Alb in
     Baden-Württemberg den Windpark
     ­Drackenstein in B­ etrieb. Die fünf Anlagen
      mit jeweils 3,3 Megawatt Leistung wurden
      von unserer Projekte-Tochter Planet energy
      entwickelt. Drei der Anlagen wird
      Greenpeace Energy zukünftig betreiben.
      Zusammen können die fünf Ökokraftwerke
      rund 43,5 Millionen ­Kilowattstunden
      ­klimafreundlichen Strom im Jahr erzeugen
       und damit rechnerisch 14.500 Haushalte
       versorgen.

                                                       SEPTEMBER
                                                       KLIMAWETTE
                                                       Der Verein „3 fürs Klima“ startet die Initiative „Klimawette“.
                                                       Die bundesweite Aktion hat das Ziel, bis zum Beginn ­der
                                                       Weltklimakonferenz im November 2021 eine Million
                                                       ­Menschen dafür ­­zu gewinnen, ihren CO2-Fußabdruck deut-
                                                        lich zu reduzieren. Auch wir beteiligen uns. Für Neu­
                                                        kund*innen, die im Rahmen der Aktion zu uns wechseln,
                                                        legen wir noch eine Tonne CO2-Einsparung oben drauf,
                                                        indem wir freiwillig ent­sprechen­de Kompensations­
                                                        zahlungen für Klimaprojekte leisten.
GREENPEACE ENERGY EG   13

                                               OKTOBER
                                               NEUES MIETERSTROM­PROJEKT
                                               Im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel haben wir ein neues
                                               Mieterstromprojekt in Betrieb genommen. Die Mieter*innen
Greenpeace Energy-Projektkoordinatorin
Carmen Fernandez-Ruiz mit dem Hausei-
                                               des Altbaus in der Methfesselstraße 10 können nun d
                                                                                                 ­ irekt
gentümer Jan Erichsen auf dem Dach             sauberen Sonnenstrom vom Hausdach beziehen. Möglich
der Methfesselstraße 10.                       macht das eine e­ igens errichtete Solaranlage.

NOVEMBER                                       DEZEMBER
proWINDGAS                                     STUDIE ZU „GRÜNEM ­WASSERSTOFF“
Neben grünem Wasserstoff mischen wir           Deutschland kann seinen künftigen Wasserstoffbedarf
unserem Gasprodukt ab Januar 2021              durch „grünen Wasserstoff“ rein aus erneuerbaren Quellen
­mindestens 10 Prozent hochwertiges Bio-       ­decken. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die wir beim
 gas bei. Bis 2027 erhöhen wir diesen Anteil    Analyseinstitut Energy Brainpool beauftragt haben. Sie
 immer weiter und verdrängen so klima-          zeigt: Nur ­„grüner Wasserstoff“ ist klimafreundlich und
 schädliches Erdgas komplett aus unserem        kostengünstig.
 Gasmix. Kund*innen können nun zwischen
 vier Tarifvarianten wählen, darunter auch
 rein vegane Ange­bote. Unsere innovativen     DEZEMBER
 Gas-Produkte werden bereits kurz nach
 ihrer Einführung mit dem Gütesiegel           NEUE GENOSSENSCHAFT ­„LADEGRÜN!“
 „Grünes Gas-Label“ ausgezeichnet.             Zusammen mit anderen Ökoenergiean­bietern haben wir
                                               die neue Genossenschaft Ladegrün! gegründet. Das Ge-
                                               meinschaftsunternehmen baut und betreibt künftig eine
                                               grüne Ladeinfrastruktur für E-Mobile. Schon im Jahr 2021
                                               wollen wir mehr als 100 Ladepunkte errichten, bis 2025
                                               sind bundesweit bis zu 4.000 geplant. Alle werden mit
                                               hochwertigem Ökostrom beliefert.
14   GESCHÄFTSBERICHT 2020   MODERNES ARBEITEN

                                                                                                           Digitale Bürobesprechung aus
                                                                                                                       dem Mobile Office.

     MODERNER, FLEXIBLER,
     DIGITALER
     Das Arbeiten bei Greenpeace Energy hat sich 2020 verändert – auch, aber ­nicht
     nur wegen Corona. „Mobile Office“ gehört zum neuen Büroalltag. Und auch das
     sogenannte „agile“ Arbeiten wird immer wichtiger.

     Neue Zeiten schaffen neue Vokabeln: „Scrum Master“, „Kanban“     bündelt, koordiniert und ausgearbeitet werden. Und dafür gibt
     und „Mural Board“ waren für die meisten Mitarbeiter*innen bei    das „Scrum“ den Rahmen vor. Der Begriff kommt aus dem Rugby
     Greenpeace Energy bis vor Kurzem wohl noch eher abstrakte        und bedeutet „angeordnetes Gedränge“. Doch anders als bei
     Begriffe. Dass damit so etwas wie „Prozess-Organisator*in“,      ­der angelsächsischen Ballsportart geht es hier nicht darum,
     „Aufgaben-Zeitleiste“ und „Klebezettel-Ideenwand fürs Brain-     Gegner*innen mit vollem Körpereinsatz abzudrängen – sondern
     storming“ gemeint sind, ist heute im Unternehmen deutlich        darum, gemeinsam, transparent und offen Lösungen zu ent-
     weiter verbreitet. Es sind Grundbegriffe moderner, „agiler“      wickeln.
     Arbeits­methoden, die sich schrittweise bei der Energiegenos-
     senschaft etablieren.                                            Die agilen Methoden ermöglichen ein viel konzentrierteres und
                                                                      kreativeres Arbeiten: In den Entwicklungsworkshops sind alle
     Ziel dieses Konzepts: Bisher schwerfällige Unternehmenspro-      maßgeblichen Leute mit dabei, Abstimmungswege für neue
     zesse aufzubrechen – und flexibler, schneller und innovativer    Ideen sind kurz. Jede*r merkt: Ich kann hier schnell etwas
     zu werden. Etwa, wenn es gilt, neue Tarife oder sonstige Ange-   voran­bringen. Das alles hebt die Motivation der Beteiligten.
     bote zu entwickeln. Dann müssen viele Dinge gleichzeitig be-     Und: Es geht nicht darum, eine starre Produktvorgabe zu erfül-
     dacht werden – wirtschaftlich, organisatorisch, kommunikativ.    len. Das Ziel ist flexibel, immer orientiert am Gedanken: Was
     Diese Aufgaben müssen über Abteilungsgrenzen hinweg ge-          brauchen Kund*innen wirklich?
GREENPEACE ENERGY EG        15

Ein Beispiel für die Anwendung war das im Herbst 2020 neu          kation untereinander, mit Kund*innen und Geschäftspartner*innen
konzipierte Gasangebot proWindgas, dessen Erarbeitung erste        aus dem „Mobile Office“ heraus zu gewährleisten. Video- und
agile Elemente enthielt: In einem einwöchigen Intensivwork-        Co-Working-Plattformen wie Zoom und Teams wurden schnell
shop und kreativen „Sprints“ wurde das grobe Konzept entwi-        die neue Normalität – bis hin zur d
                                                                                                     ­ igitalen „Kaffeeküche“ für den
ckelt; autonom arbeitende Projektteams verfeinerten die Pro-       Smalltalk zwischendurch.
duktdetails. Der Prozess war transparent und offen: Die Grup-
pen teilten ihre Ergebnisse untereinander und banden externe       Besonders wichtig fürs Unternehmen: Der sichere und stabile
Partner*innen für den Austausch ein.                               Austausch von Energie- und Kund*innen-Daten wurde bereits
                                                                   frühzeitig durchgespielt und funktionierte „remote“ ebenfalls
Erste Erfahrungen mit derartigen Arbeitsweisen hatte               zuverlässig. Auch Veranstaltungen mit Publikum vor Ort ­fanden
Greenpeace Energy bereits im Jahr zuvor gesammelt, als man         nun „aus der Ferne“ statt: von den Sitzungen des Aufsichtsrats
ein neues Angebot dafür schuf, ältere Windparks ohne EEG-          und der Vertreter*innen-Versammlung über politische Hinter-
Förderung unter Vertrag zu nehmen. Das agile Arbeiten wird         grundgespräche und Verbändetreffen bis hin zum Nachhaltig-
nun sukzessive weiter im Unternehmen verankert. Drei Mit­          keits-„Summertalk“ oder Pressekonferenzen.
arbeiter*innen sind bereits als Begleiter*innen agiler Prozesse
geschult, weitere sollen folgen. Künftige Tarifentwicklungen, so   Auch auf das agile Arbeiten wirkte sich Corona aus: Denn
das Ziel, sollen dann noch stärker in der neuen Form an­gelegt     ­eigentlich gehört das Brainstormen in physisch präsenten
werden.                                                             Gruppen sowie die freie Bewegung im Workshopraum mit zur
                                                                    Lebendigkeit und Effektivität dieses Konzepts. Bis die Pande-
Nicht nur „agil“, sondern auch „mobil“ arbeiten die Mit­ar­bei­     mie-Lage das wieder erlaubt, bleibt Greenpeace Energy also
ter*innen von Greenpeace Energy seit dem März 2020. Die             vorerst „mobil agil“.
Entscheidung, zum Schutz vor der damals noch am Anfang
stehenden Ausbreitung des Corona-Virus die Anwesenheit der
Belegschaft in den Büroräumen auf ein absolut notwendiges
Minimum zu reduzieren – wie etwa die Besetzung der Post­
stelle –, kam ebenso frühzeitig wie konsequent.

In kürzester Zeit waren im Frühjahr sämtliche Mitarbeiter*innen,
bei denen dies beruflich nötig wurde, mit Laptops, Headsets,
Mobiltelefonen – später auch bei Bedarf mit Schreibtischen
und anderer Büroausstattung – ausgerüstet, um die Kommuni-

                                                                                                             Das Kanban-Board dient ­der
                                                                                                               Transparenz. Es zeigt den
                                                                                                              Arbeitsprozess und die zu
                                                                                                                 erledigenden Aufgaben.
16   GESCHÄFTSBERICHT 2020          VERTRIEB UND KOOPERATIONEN

     STARKES WACHSTUM –
     TROTZ CORONA
     Erstmals in der Geschichte unserer Energiegenossenschaft hatten wir zum
     ­Jahresende über 200.000 private Haushalte und Gewerbe­betriebe unter Vertrag.
      Neue Tarifangebote, eine zielgruppengenaue digitale Kund*innenansprache
      ­sowie neue Kooperationen und Kampagnen haben zu diesem Erfolg beigetragen.

                                                                        spannende Einblicke zum nachhaltigen Drucken und zur Opti-
                                                                        mierung ihres Markenauftritts. Coronabedingt fand der „Sum-
                                                                        mertalk“ nicht als Präsenz-, sondern als Onlineveranstaltung
                                                                        statt. Auch das kam bei unseren Teilnehmer*innen gut an.

                                                                        Im Juli bildete unser virtueller Future-Talk zum Thema „E-Mobili-
                                                                        tät in der Tourismusbranche“ den Auftakt einer Reihe mit zu-
                                                                        kunftsweisenden Energie- und Nachhaltigkeitsthemen sowie
                                                                        anschaulichen Best-Practice-Beispielen. Die spannenden Im­
                                                                        puls­vorträge über verschiedene Ladesäulentypen bis hin zu den
                                                                        Möglichkeiten des autonomen Fahrens und geteilter Mobilität
                                                                        wurden von lebendigen Frage- und Diskussionsrunden begleitet.
                                                                        Am Ende waren sich alle Teilnehmer*innen einig: Dieser Future-
                                                                        Talk soll nicht der einzige seiner Art bleiben.

                                                                        KOOPERATION UND KAMPAGNEN

                                                                        „Gemeinsam für eine grünere Happy Hauptstadt“ heißt das
                                                                        ­Motto, unter dem unsere Kooperation mit dem Berliner Szene-
                                                                         Radiosender FluxFM steht. Seit Februar strahlt dieser sein Pro-
                                                                         gramm mit „100,6 Prozent Ökostrom von Greenpeace Energy“
                                                                         aus – eine Anspielung auf die eigene Sendefrequenz. Die
                                                                         Hörer­*innen motiviert der Sender dabei zu einem Wechsel zu
                                                                         Greenpeace Energy. Seit September ist FluxFM mit einem Voll-
                                                                         programm auch in Hamburg empfangbar.
     Anzeige zu „Die Liga der kleinen Taten.“
                                                                        Große Veränderung beginnt oft mit kleinen Taten. Das gilt auch
                                                                        beim Klimaschutz. Deshalb haben wir sie in den Mittelpunkt
     NEUE TARIFE: WÄRME- UND MOBILSTROM                                 ­unserer Herbstkampagne gestellt. In der „Liga der kleinen Taten“
                                                                         kamen zehn von ihnen ganz groß raus: zum Beispiel der Jute-
     Mit unseren neuen Wärme- und Mobilstromtarifen haben wir            beutel für den Einkauf, der Mehrwegbecher für unterwegs oder
     unser klimafreundliches Energieangebot im vergangenen Jahr          die LED-Leuchte für das heimische Wohnzimmer. Selbst die
     deutlich ausgebaut. Diese Spezialtarife für Wärmepumpen und         neuen Alltagshelden, wie die Schutzmasken und die Seife, sind
     Elektrofahrzeuge bieten unseren Kund*innen hochwertigen Öko-        dabei und zusammen am stärksten. Kleine Taten zeigen jeden
     strom zu attraktiven Preisen und leisten einen wichtigen Beitrag    Tag aufs Neue, dass sie Großes bewirken können. Auch ein
     zur notwendigen Wärme- und Verkehrswende in Deutschland.            ­Anbieterwechsel zu Greenpeace Energy zählt dazu. Gemeinsam
                                                                          bringen wir mit echtem Ökostrom den Klimaschutz voran.
     DIGITALE KUND*INNENANSPRACHE

     Wie können Unternehmen ressourcenschonender wirtschaften?
     Diese Frage beantworten wir in unserem jährlichen „Summer-
     talk“ mithilfe wechselnder Expert*innen aus unterschiedlichen
     ­Unternehmensbereichen. In diesem Jahr bekamen unsere Gäste
ENERGIEPOLITIK 2020   GREENPEACE ENERGY EG    17

ENERGIEPOLITIK 2020 –
AUSBAUZIELE OHNE GEEIGNETE
MASSNAHMEN
Die Bundesregierung rechnet bis 2030 mit einem sinkenden Stromverbrauch. Eine
Fehleinschätzung, denn Elektroautos, Wärmepumpen und CO2-arme Industrie­
produktion ­werden die Nachfrage nach Strom nach oben treiben. Die Ausbauhemnisse
bei den erneuer­baren Energien könnten gefährlich werden.

Energiepolitisch war 2020 das Jahr der „Ökostromlücke“. Der             dass ein Ausbau im Einklang mit den Klimazielen über die
Begriff wurde im Frühjahr vom Thinktank Agora Energiewende              nächsten Jahre zuverlässig möglich würde. Der Vorschlag traf
geprägt, um zu beschreiben, dass der angesichts der Rahmen-             auf breites politisches Interesse, weil insbesondere die Wind-
bedingungen erwartbare Ausbau erneuerbarer Energien nicht               energie bereits seit mehreren Jahren nur einen Bruchteil des
ausreichen wird, um das Ziel von 65 Prozent Erneuerbaren-­Anteil        gesetzlich vorgesehenen Ausbaus erreicht.
am Bruttostromverbrauch zu erreichen, wie es im Erneuerbare-
Energien-Gesetz (EEG) 2020 verankert werden sollte.                     Auch in die Debatte um die Wasserstoffstrategie hat sich
                                                                         Greenpeace Energy intensiv eingebracht. Die Energiegenossen-
Eine Lücke tut sich aber auch in der Nationalen Wasserstoffstra-         schaft will einen regulatorischen Rahmen erreichen, der von
tegie auf, welche die Bundesregierung im Juni veröffentlichte.          ­Anfang an auf grünen Wasserstoff setzt – produziert gemäß
Die Strategie sieht unter anderem den Bau von mindestens fünf            strengen ökologischen Maßstäben. Mit den Zielen der Natio­
Gigawatt an Elektrolyseuren bis 2030 vor. Den Ökostrom für die           nalen Wasserstoffstrategie stimmt das überein. Die Maßnah-
Produktion von grünem Wasserstoff sollten diese ausdrücklich             men allerdings drohen eine andere Entwicklung zu gehen. Die
 aus zusätzlich errichteten Erneuerbare-Energien-Anlagen erhal-          Bundesregierung will zunächst auch fossilen Wasserstoff fördern.
ten. Dafür hätten die gesetzlichen Ausbaumengen im EEG erhöht            Setzt sie sich durch, würde der anvisierte Aufbau einer Wasser-
werden müssen, was die Bundesregierung jedoch versäumte.                 stoffwirtschaft mit schweren Nachteilen für den Klimaschutz
Schließlich hat die EU – mit starker Unterstützung der Bundes-           starten.
regierung – im Rahmen des „Green New Deal“ das Ziel beschlos-
sen, den CO2-Ausstoß bis 2030 um mindestens 55 Prozent
­gegenüber 1990 zu reduzieren. Selbst der Bundeswirtschafts-
minister sagte darauf im Deutschen Bundestag, dass infolge-
dessen das deutsche 65-Prozent-Erneuerbaren-Ziel ange­hoben
werden müsse. Im EEG umgesetzt wurde auch dies nicht.

Kurzum, der politische Rahmen war für die Erneuerbaren-Branche
im Jahr 2020 geprägt von einer Fülle an verbindlichen Zielset-
zungen auf der einen und einem Mangel an regulatorischen
Maßnahmen auf der anderen Seite, welche die Zielerreichung
gesichert oder wenigstens wahrscheinlich gemacht hätten.
Dass die 2020 neu gefassten Ziele sämtlich unter dem liegen,
was zur Erfüllung des Pariser Klimavertrags von 2015 nötig wäre,
gerät da fast zur Fußnote. Politische Kommentatoren erklären
die Inkonsequenz teils mit der geringen Aufmerksamkeit, die der
Energiesektor im Corona-Jahr 2020 genoss. Zudem habe der
Koalition ein Jahr vor den Bundestagswahlen die gestalterische
Kraft gefehlt, die eigenen Ziele mit angemessenen Maßnahmen
zu hinterlegen.

Der Maßnahmenlücke widmete Greenpeace Energy einen Groß-
teil ihrer politischen Arbeit im Jahr 2020. So hat die Energie­
genossenschaft im Mai gemeinsam mit dem Greenpeace e. V.
ein Wind-an-Land-Gesetz vorgeschlagen. Ein solches Gesetz
würde die Rahmenbedingungen der Windenergie so verbessern,

                                              Elektrolyseure nutzen
                                        ­überschüssigen Windstrom,
                                           um „grünen Wasserstoff“
                                                       h
                                                       ­ erzustellen.
18   GESCHÄFTSBERICHT 2020        NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

     NACHHALTIGE ENTWICKLUNG –
     INTENSIVER GEDANKENAUSTAUSCH
     Ein bedeutsamer Baustein unseres Verständnisses von nachhaltigem Wirtschaften
     ist der Dialog mit unseren zahlreichen Stakeholder*innen. In diesem Zusammenhang war
     die Veröffentlichung des dritten Nachhaltigkeitsberichts im Jahr 2020 ein wichtiger
     Schritt. Das Dokument ist als interaktive PDF für alle Interessierten herunterladbar.

                                                                         Ende des Jahres startete eine umfangreiche Mitarbeitenden­
                                                                         befragung, die rege beantwortet wurde. Die Belegschaft schätzt
                                                                         die finanziellen Sonderleistungen sowie die digitale Gesund­
                                                                         heitsvorsorge für das „Mobile Office“ sehr. Die hohe Identifikation
                                                                         mit den Unternehmenszielen und eine besonders breite Zufrie­
                                                                         denheit mit der strategischen Ausrichtung wurde uns wiederholt
                                                                         bestätigt.

                                                                         Weitere wichtige Stakeholder*innen sind unsere Kund*innen
                                                                         und Mitglieder. Nachdem der erste Summertalk mit unseren
                                                                         Geschäfts­kund*innen im Jahr 2019 ein voller Erfolg war, haben
                                                                         wir ihn dieses Jahr als Online-Abendveranstaltung angeboten.
                                                                         Die Resonanz auf dieses neue Format war sehr positiv, wenn
                                                                         auch der Wunsch nach einer nächsten Präsenzveranstaltung
                                                                         sehr groß ist. Unser beliebter Energiekongress war im Jahr 2020
                                                                         ebenfalls geplant. Das zweitägige Multistakeholder*innen-Event
                                                                         musste coronabedingt jedoch leider komplett ausfallen.

     2019 fand unser Summertalk als Präsenzveran­                        Erfreulich ist die alle zwei Jahre stattfindende digitale Kun­d*innen­
     staltung statt. Im vergangenen Jahr haben wir                       ­befragung, die uns wichtige Erkenntnisse über die aktuellen
     diesen Stakeholder*innendialog coronabedingt als
                                                                          Wünsche unserer Konsument*innen liefert. Das Interesse an
     Online-Abendveranstaltung angeboten.
                                                                          nachhaltigen Themen rund um die Energieversorgung ist breit
                                                                          und groß. Schwerpunkte bei den Kund*innen sind außerdem die
     Der Bericht legt den aktuellen Status unserer wichtigsten Themen     Umweltverträglichkeit unserer Produkte, Klimaschutz, die Aus­
     wie der nachhaltigen Strategie, umweltgerechter Produkte, ge­        wahl der Lieferanten, die Transparenz bei der Herkunft, aber
     sellschaftlicher Auswirkungen und von vielem mehr ausführlich        auch gute Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden und eine
     dar. Auch die Mitarbeitenden verkörpern ein zen­trales Element       wirtschaftliche Solidität.
     nachhaltiger Entwicklung.
                                                                         GESELLSCHAFTLICHE VERPFLICHTUNG
     STAKEHOLDER*INNENDIALOGE
     AUSSCHLIESSLICH ­ONLINE                                             Bereits geplante nachhaltige Events für die Mitarbeitenden wie
                                                                         unser jährliches Sommerfest mit Arbeitseinsatz konnten nicht
     Unsere Mitarbeiter*innen sind seit März 2020 im „Mobile Office“.    realisiert werden. Als Ausgleich spendeten wir an die Loki-
     Durch eine konsequent gute technische und auch finanzielle          Schmidt-Stiftung einen Beitrag für notwendige Arbeiten in der
     Unterstützung konnten sie sich schnell zu Hause arbeitstech­        ehemaligen Kiesgrube Daersdorf bei Hamburg. Dieses freiwillige
     nisch einrichten. Somit war die Belegschaft für die neuen Heraus­   Engagement der Belegschaft vor Ort soll im Jahr 2021 nach­
     forderungen gut gerüstet. Seitdem findet die tägliche interne       geholt werden.
     Kommunikation in den Abteilungen per Video statt. Alle zwei
     Wochen berichtet die Unternehmensführung über wichtige
     ­                                                                   Weitere Infos sowie unseren Nachhaltigkeitsbericht zum Down­
     Themen ebenfalls per ­Video-Runde. Dabei erfolgen regelmäßige       load gibt es unter greenpeace-energy.de in der Rubrik „Politik
     Kurzumfragen zum aktuellen Befinden.                                und Engagement“.
BESCHAFFUNG UND QUALITÄT    GREENPEACE ENERGY EG     19

BESCHAFFUNG
UND QUALITÄT
Trotz weiterhin steigender Absatzmengen konnte Greenpeace Energy auch im
Geschäftsjahr 2020 einen sehr hohen Windstromanteil im eigenen Strommix
gewährleisten. Damit zeigen wir, dass sich wetterabhängiger Windstrom auch in
großem Maßstab in eine gesicherte Kund*innenversorgung einbinden lässt.

Die Stromkund*innen in unseren Stromtarifen Ökostrom aktiv,                       Die Einhaltung der Greenpeace-Kriterien lassen wir durch die
Wärmestrom aktiv und Solarstrom plus versorgen wir nach den                        OmniCert GmbH überprüfen, einen Umweltgutachter im Bereich
Kriterien der Umweltschutzorganisation Greenpeace e. V. Ein                       der erneuerbaren Energien. Darüber hinaus begutachtet der
Schwerpunkt liegt dabei auf der Einbindung der fluktuierenden                     TÜV Nord unsere Aussagen zur Qualität und Herkunft des
                                                                                  ­
erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne, welche die Wasser­                      Stroms. Das Prüfgutachten von OmniCert sowie das TÜV-Siegel
kraft nach und nach ersetzen sollen. Für eine weitere Erhöhung                    veröffentlichen wir auf unserer Internetseite. Auch die Wasser­
des Windanteils wird die QUADRA Energy GmbH ab dem Jahr                           kraftwerke, Windenergie- und Photovoltaikanlagen sind unter
2021 Greenpeace Energy mit Strommengen aus über 100 Wind­                         ­greenpeace-energy.de/lieferantenkraftwerke zu finden.
kraftanlagen beliefern, die ab diesem Zeitpunkt aus der gesetz­
lichen EEG-Förderung fallen.                                                      HOHE C02-PREISE PRÄGEN STROM­
                                                                                  BESCHAFFUNGSKOSTEN
Die Windenergielieferungen des Jahres 2020 stammten aus
Anlagen, die unsere Tochtergesellschaft Planet energy GmbH                        Die Entwicklung am Großhandelsmarkt hat einen starken Ein­
betreibt, sowie aus weiteren Kraftwerken in Deutschland und                       fluss auf unsere Strombeschaffungskosten. Zwar kaufen wir
Österreich. Vorlieferantinnen für Wasser- und Windkraft waren                     unseren Strom nicht über die Strombörse. Unsere Lieferanten
die österreichische oekostrom Handels GmbH (Wien) und die                         orientieren sich bei der Preisbildung jedoch am Börsenpreis.
VERBUND Trading GmbH (Wien). Der Photovoltaikstrom kam                            ­Dieser hielt sich im Verlauf des vergangenen Jahres auf einem
aus dem Rheinischen Revier und der Lausitz und wurde in Photo­                     hohen Niveau. Grund dafür waren vor allem zunächst ansteigen­
voltaik-Kleinanlagen von Privatpersonen sowie von An­lagen der                     de und anschließend hohen Preise für CO2-Zertifikate. Einerseits
Sunnic Lighthouse GmbH (Hamburg) produziert.                                      begrüßen wir diese Entwicklung im Hinblick auf den Klimaschutz.
                                                                                  Andererseits mussten wir unsere Strompreise zu Beginn des
                                                                                  Jahres 2020 aus diesem Grund anheben.

     ZUSAMMENSETZUNG DES 2020 VON
     GREENPEACE ENERGY AN                                                         proWINDGAS:
     ENDKUND*INNEN GELIEFERTEN STROMS1                                            NEUER WASSERSTOFF-LIEFERANT
         ÖKOSTROM aktiv                             SOLARSTROM plus
                                                                                  Für die mehr als 29.500 Kund*innen, die mittlerweile einen un­
                            45                                          10
                                                                                  serer proWindgas-Tarife nutzen, haben wir im letzten Jahr rund
                                                                             40
                                                                                  2.655.000 Kilowattstunden Wasserstoff aus erneuerbaren Ener­
                                                                                  ­gien ins Gasnetz eingespeist. Das grüne Gas stammte ­aus unse­
                                                                                   ren beiden eigenen Elektrolyseuren in Haßfurt und i­m schleswig-
                   %                                              %                holsteinischen H
                                                                                                  ­ aurup sowie aus Anlagen der Firma Enertrag
                                                                                   und der Stadtwerke Mainz. Zusätzlich haben wir ­Wasserstoff
                                                                                   vom Elektro­lyseur von der Wind to Gas Energy GmbH & Co. KG
                                                                                   aus Brunsbüttel bezogen. Insgesamt haben wir 2020 einen
           55                                          50
                                                                                   Wasserstoffanteil von 0,67 Prozent erreicht.

           Wasserkraft          Windkraft           Photovoltaik

     Vorläufige Zahlen. Die Testierung erfolgt nach Redaktionsschluss
  1  

     im Mai /Juni 2021.
LAGEBERICHT
Gemeinsam für den Klimaschutz:
Greenpeace Energy-
Mitarbeiter*innen demonstrieren
im September beim Klimastreik in
Hamburg – coronakonform mit
­Abstand und Maske.
22   GESCHÄFTSBERICHT 2020    LAGEBERICHT

     GRUNDLAGEN
     DES UNTERNEHMENS

     UNTERNEHMENSZWECK UND                                               Darüber hinaus hat die Greenpeace Energy eG (GPE) mehrere
     GESCHÄFTSTÄTIGKEIT                                                  weitere Tochtergesellschaften:

     Die Greenpeace Energy eG versorgt ihre Kund*innen mit sauberer         ie GPE Windpark Frickenhofer Höhe GmbH & Co. KG, deren
                                                                           D
     Energie, organisiert, entwickelt und gestaltet energiewirtschaft-     alleinige Gesellschafterin die Greenpeace Energy eG ist und
     liche Lösungen und setzt sich politisch konstruktiv dafür ein,        die eine direkte Beteiligung an einem Windpark in Baden-
     eine nachhaltige Energiewende schnellstmöglich umzusetzen.            Württemberg hält. Ihre Komplementärin ist die Planet energy
     Im Vordergrund steht für das genossenschaftlich organisierte          Verwaltungsgesellschaft I mbH.
     Unternehmen nachhaltiges Wirtschaften und wirtschaftliche
     Stabilität, nicht die Profitmaximierung. Das übergeordnete Ziel       D ie GPE Windpark Frickenhofer Höhe II GmbH & Co. KG (vor-
     ist die 100-prozentige Versorgung mit sauberer Energie. Die           mals Planet energy Kraftwerk Xll GmbH & Co. KG), deren
     Greenpeace Energy eG möchte möglichst viele Menschen für              ­alleinige Gesellschafterin die Greenpeace Energy eG ist und
     ihre Ziele begeistern.                                                 die den Betrieb einer Windkraftanlage in Baden-Württem-
                                                                            berg verantwortet (Erweiterung des Windparks Frickenhofer
     1999 wurde Greenpeace Energy auf Initiative des Greenpeace e. V.       Höhe). Ihre Komplementärin ist die Planet energy Verwaltungs­
     gegründet. Die Geschäftspolitik orientiert sich seitdem an den         gesellschaft I mbH.
     Kriterien der Umweltschutzorganisation. Eine ökologisch konse­
     quente Energieversorgung ohne Atom- und Kohlestrom sowie               ie Windgas Haßfurt GmbH & Co. KG, an der die Greenpeace
                                                                           D
     die sinnvolle Entwicklung und Unterstützung weiterer Techno-          Energy eG 50 Prozent der Gesellschaftsanteile hält. Diese
     logien zur Förderung der Energiewende stehen im Mittelpunkt           Gesellschaft ist ein Joint Venture mit den Städtischen Be-
     der geschäftlichen Aktivitäten.                                       trieben Haßfurt GmbH. Sie ist eine Einheitsgesellschaft, die
                                                                           100 Prozent der Anteile an ihrer Komplementärin, der Wind-
     Greenpeace Energy ist einer der größten Anbieter von Öko­             gas Haßfurt Verwaltungsgesellschaft mbH, selbst hält. Die
     energie in Deutschland. Die bundesweit tätige Energie­genos­sen­­     Windgas Haßfurt GmbH & Co. KG dient der Finanzierung, dem
     schaft hatte Ende des Jahres 2020 mehr als 27.000 Genossen­           Bau und dem Betrieb eines Elektrolyseurs, der Wasserstoff
     ­schafts­mitglieder. Bundesweit versorgt das Unternehmen rund         aus Windstrom erzeugt und im Geschäftsjahr 2016 in Betrieb
      165.000 Kund*innen – davon knapp 13.000 Geschäfts­        kun­       genommen wurde.
      d*innen – mit sauberem Ökostrom und über 29.000 Kund*innen
      mit dem Gasprodukt proWindgas.                                       Die Energie des Nordens GmbH & Co. KG, an der die Green­
                                                                           peace Energy eG mit einem Anteil von 51 Prozent beteiligt
     Die Greenpeace Energy eG projektiert, baut und betreibt außer­­       ist. Sie ist eine Einheitsgesellschaft, die 100 Prozent der­
     dem über die 100-prozentige Tochtergesellschaft Planet e
                                                            ­ ner­­­gy     ­Anteile an ihrer Komplementärin, der Windgas Haurup Ver­­
     GmbH sowie deren Projektgesellschaften und Betrei­ber­gesell­          waltungs­­ gesellschaft mbH, selbst hält. Die Energie des
     schaften saubere Kraftwerke. Diese werden über Bürgerbeteili-          ­Nordens GmbH & Co. KG dient der Finanzierung, dem Bau und
     gungen und Greenpeace Energy als Eigenkapitalgeber finanziert.          dem Betrieb eines Elektrolyseurs, der Wasserstoff aus Wind-
                                                                             strom erzeugt und im Geschäftsjahr 2021 aus dem Probe­
     Die Planet energy GmbH hält die Projekt- und Betreibergesell-           betrieb in den produktiven Betrieb genommen werden soll.
     schaften jeweils in Tochtergesellschaften, die in der Rechts-
     form der GmbH & Co. KG gegründet werden.                              D ie Planet energy Verwaltungsgesellschaft I mbH, deren
                                                                           ­alleinige Gesellschafterin die Greenpeace Energy eG ist, ist ge-
                                                                            schäftsführende Komplementärin der meisten Projektent-
                                                                            wicklungs- und Betreibergesellschaften bei der Planet energy
                                                                            GmbH.

                                                                            ie Planet energy Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH (vor-
                                                                           D
                                                                           mals Planet energy Verwaltungsgesellschaft III mbH), deren
                                                                           alleinige Gesellschafterin die Greenpeace Energy eG ist, wird,
                                                                           sofern es zukünftig notwendig sein sollte, die Finanzierung
                                                                           von sauberen Kraftwerken ermöglichen. Bevor diese jedoch
                                                                           tätig wird, ist es erforderlich, eine Registrierung bei der BaFin
                                                                           durchzuführen, was derzeit nicht weiterverfolgt wird.
GREENPEACE ENERGY EG      23

   ie Windgas Esslingen GmbH & Co. KG (i. L.), eine 100-prozen-
  D                                                                 Aus dem Kreis der Genossenschaftsmitglieder wird gemäß § 27
  tige Tochtergesellschaft der Greenpeace Energy eG, diente        der Satzung von Greenpeace Energy für jeweils vier Jahre eine
  als Projektgesellschaft für die Umsetzung eines Energie-         Vertreter*innenversammlung gewählt, die aktuell 50 Mitglieder
  Quartierskonzepts in Esslingen, das mittlerweile von der         umfasst. Die letzte Vertreter*innenwahl fand im Geschäftsjahr
  Greenpeace Energy eG nicht weiterverfolgt wird. Die Windgas      2019 statt. Die neu gewählte Vertreter*innenversammlung kam
  Esslingen GmbH & Co. KG (i. L.) wurde im Dezember 2020 liqui-    im Jahr 2020 zu ihrer ersten, konstituierenden Sitzung zusam-
  diert. Ihre Komplementärin war die Planet energy Verwaltungs­    men. Somit findet die nächste Wahl im Geschäftsjahr 2024
  gesellschaft I mbH.                                              statt. Die Vertreter*innenversammlung wählt ihrerseits gemäß
                                                                   ­§ 22 der Satzung den Aufsichtsrat aus dem Kreis der Genossen-
   ie GPE Gemeinschaftsstrom GmbH & Co. KG, deren alleinige
  D                                                                 schaftsmitglieder.
  Gesellschafterin die Greenpeace Energy eG ist. Sie dient zur
  Umsetzung von Mieterstromprojekten. Ihre Komplementärin          Auf der ordentlichen Vertreter*innenversammlung, die einmal
  ist die Planet energy Verwaltungsgesellschaft I mbH.             jährlich im Sommer stattfindet, nutzen die Vertreter*innen die
                                                                   Gelegenheit, sich mit Aufsichtsrat und Vorstand über die ge-
   ie Ladegrün! eG (i. Gr.), an der die Greenpeace Energy eG zu
  D                                                                schäftliche Entwicklung der Genossenschaft auszutauschen,
  20 Prozent beteiligt ist, verfolgt das Ziel eines gemeinsamen    Beschlüsse über wesentliche Sachverhalte zu fassen, welche
  Angebots und des Aufbaus eines genossenschaftseigenen            die Genossenschaft betreffen, und über die Entlastung von Auf-
  grünen Ladenetzes. Ebenfalls beteiligt an der Gründung der       sichtsrat und Vorstand für das abgelaufene Geschäftsjahr abzu-
  eingetragenen Genossenschaft sind die Unternehmen EWS            stimmen.
  Schönau eG, GLS Gemeinschaftsbank eG, Inselwerke eG
  und die Naturstrom AG.                                           Der Aufsichtsrat besteht gemäß § 22 der Satzung von Green-
                                                                   peace Energy aus minimal drei und maximal neun Mitgliedern.
   ür die Planet energy Kraftwerk IX GmbH & Co. KG wurde im
  F                                                                Aktuell besteht der Aufsichtsrat aus sechs Mitgliedern. Die
  Dezember 2020 ein Kaufvertrag zwischen der Planet energy         Amtszeit der Aufsichtsratsmitglieder beträgt jeweils drei Jahre.
  GmbH und der Greenpeace Energy eG geschlossen. Die Über­         Aus seiner Mitte wählt der Aufsichtsrat eine*n Vorsitzende*n
  tragung an die Greenpeace Energy eG erfolgt voraussichtlich      und Stellvertreter*innen. Gemäß § 18 der Satzung bestellt der
  im ersten Quartal des Jahres 2021.                               Aufsichtsrat den Vorstand, der aus mindestens zwei Personen
                                                                   besteht, gemeinschaftlich für das operative Geschäft verant-
Zwischen der Greenpeace Energy eG und den direkten und             wortlich ist und die Gesellschaft gleichberechtigt vertritt. In ei-
­indirekten Tochtergesellschaften bestehen keine Ergebnis­         nem Geschäftsverteilungsplan sind die Verantwortungsbereiche
 abführungsverträge.                                               des Vorstands geregelt. Dieser ist Bestandteil der Geschäfts-
                                                                   ordnung, die vom Aufsichtsrat beschlossen wird.
GESELLSCHAFTSFORM UND ORGANE
DER GESELLSCHAFT                                                   Im Geschäftsjahr 2020 wurden die Geschäfte der Genossen-
                                                                   schaft von den im Februar 2014 berufenen Vorständen Nils
Greenpeace Energy ist eine Genossenschaft und befindet sich        ­Müller und Sönke Tangermann geführt.
im Eigentum von 27.619 Genossenschaftsmitgliedern (Stand
­­31. Dezember 2020). Die Rechtsform Genossenschaft garan-         Das folgende Organigramm zeigt eine Übersicht über die Organ-
tiert den Mitgliedern sowie den Kund*innen Transparenz und         schaft der Genossenschaft und die Organisation von Greenpeace
Mit­bestimmungsrechte. Jedes Mitglied hat grundsätzlich eine       Energy zum Ende des Geschäftsjahres 2020.
Stimme – unabhängig von der Höhe der finanziellen Beteiligung
– und somit das gleiche Gewicht bei Entscheidungen. Durch die
gewählte Rechtsform der Genossenschaft steht darüber hin-
aus nicht die Profitmaximierung im Vordergrund, sondern
nach­  haltiges Wirtschaften und wirtschaftliche Stabilität im
Einklang mit dem Ziel einer 100-prozentigen Versorgung mit
sauberer Energie.
Sie können auch lesen