Epidemiologisches Bulletin 5 2022 - RKI

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Epidemiologisches Bulletin 5 2022 - RKI
AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN
                  ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

   5 Epidemiologisches
2022 Bulletin
3. Februar 2022

                  COVID-19: soziale Ungleichheit
                  und sozialräumliche Betrachtung
                  des Infektionsgeschehens
Epidemiologisches Bulletin 5 2022 - RKI
Epidemiologisches Bulletin           5 | 2022       3. Februar 2022                                                       2

  Inhalt

  Soziale Ungleichheit und COVID-19 in Deutschland – Wo stehen wir in der vierten Pandemiewelle?                              3
  Für eine Vielzahl von Erkrankungen und Todesursachen ist zwischen der sozioökonomischen und gesund-
  heitlichen Lage ein enger Zusammenhang nachgewiesen. Auch die Ausbreitungsmuster von SARS-CoV-2 über
  verschiedene soziale Gruppen werden seit Pandemiebeginn international und in Studien des RKI bundesweit
  untersucht. Im Beitrag werden die zentralen Ergebnisse zum aktuellen Stand zusammengefasst und um
  Daten aus der dritten und vierten Pandemiewelle ergänzt. Aus den dargestellten Befunden ergeben sich Hin-
  weise auf Möglichkeiten, die Lücken im Infektionsschutz zu schließen.

  Die COVID-19-Pandemie in Steglitz-Zehlendorf –
  sozialräumliche Betrachtung des Infektionsgeschehens                                                                        11
  Die laborbestätigten SARS-CoV-2-Falldaten des Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf im Zeitraum 01.03.2020
  bis 30.09.2021 wurden mit dem Ziel ausgewertet, genauere Erkenntnisse über den zeitlichen Verlauf und die
  kleinräumige Verteilung des Infektionsgeschehens zu gewinnen. Es wurde außerdem geprüft, ob Zusam-
  menhänge zwischen dem Infektionsgeschehen und der Verteilung soziodemografischer Merkmale über die
  verschiedenen Sozialräume erkennbar sind.

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 4. Woche 2022                                                    23

  Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewählter Infektionen: November 2021                                         26

  Einschätzung der aktuellen Situation zur RSV-Aktivität                                                                      27

  Impressum
  Herausgeber                                                      Allgemeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                             Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                        www.rki.de/epidbull
  Telefon: 030 18754 – 0
  E-Mail: EpiBull@rki.de                                           Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise
                                                                   die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Redaktion
  Dr. med. Jamela Seedat                                           Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
  Dr. med. Maren Winkler, Heide Monning (Vertretung)               Namensnennung 4.0 International Lizenz.

  Redaktionsassistenz
  Nadja Harendt
  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)
                                                                   ISSN 2569-5266

         Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
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  Soziale Ungleichheit und COVID-19 in Deutschland
  Wo stehen wir in der vierten Pandemiewelle?

                                                            falls Hinweise darauf, dass diese nicht alle Bevölke-
   Kernaussagen                                             rungsgruppen gleich häufig und gleich schwer be-
   ▶▶ Das Infektions- und Sterbegeschehen verla-            treffen, insbesondere in Pandemiezeiten. So haben
      gerte sich ab der zweiten Pandemiewelle zu-           Analysen der Influenza-Pandemien 1918 und 2009
      nehmend in sozioökonomisch benachteiligte             gezeigt, dass sozioökonomisch benachteiligte Bevöl-
      Regionen. Auch in der vierten Pandemie­               kerungsgruppen besonders stark von der Influenza
      welle zeigt sich ein besonders starker Anstieg        beziehungsweise von tödlichen Krankheitsverläu-
      von COVID-19-Fällen in sozioökonomisch                fen betroffen waren.6–8 Diese sozialepidemiologi-
      stark benachteiligten Regionen.                       schen Muster können in verschiedenen Phasen ei-
   ▶▶ Bundesweite Studiendaten auf Einzelfall­              ner Pandemie allerdings unterschiedlich zum Aus-
      ebene zeigen, dass Menschen mit niedriger             druck kommen.
      Bildung ein doppelt so hohes Infektionsrisi-
      ko haben wie Menschen mit hoher Bildung.              Für das Severe Acute Respiratory Syndrome Corona­
   ▶▶ Personen aus sozioökonomisch benachtei-               virus Type 2 (SARS-CoV-2) und die dadurch ausge-
      ligten Gruppen und deprivierten Regionen              löste Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) sind die
      werden weniger getestet, sodass Infektionen           Ausbreitungsmuster über verschiedene soziale
      häufiger unerkannt bleiben.                           Gruppen seit Pandemiebeginn international unter-
   ▶▶ Potenziale zur Steigerung der Impfbeteili-            sucht worden. Die ersten Befunde aus den Anfangs-
      gung unter Erwachsenen liegen insbesonde-             monaten der COVID-19-Pandemie zu Beginn des
      re bei den unter 60-Jährigen mit niedriger            Jahres 2020 stammen vor allem aus den USA und
      und mittlerer Bildung.                                Großbritannien.9,10 Sie weisen auf höhere Risiken
   ▶▶ Um dem erhöhten Infektions- und Sterbe­               für eine SARS-CoV-2-Infektion und schwere bis
      risiko sozioökonomisch benachteiligter Be-            ­tödliche COVID-19-Verläufe in sozioökonomisch
      völkerungsgruppen in der Pandemie entge-               benachteiligten Bevölkerungsgruppen hin. Das
      genzuwirken, bedarf es niedrigschwelliger              ­Robert Koch-Institut (RKI) hat diese frühen sozial­
      und lebensweltnaher Infektionsschutz-, Test-            epidemiologischen Befunde aus der Pandemie in
      und Impfangebote, die aufsuchende Ansätze               Übersichtsarbeiten zusammengefasst9,11 und parallel
      beinhalten.                                             dazu verschiedene Studien und Datenanalysen be-
                                                              gonnen, um soziale Unterschiede im Pandemiege-
                                                              schehen bundesweit zu untersuchen sowie über
  Personen mit einem niedrigen sozioökonomischen              den Verlauf der Pandemie zu monitoren.12,13 Zentra-
  Status haben durchschnittlich deutlich höhere               le Ergebnisse zum aktuellen Stand werden im Fol-
  Krankheits- und Sterberisiken als Personen mit ei-          genden zusammengefasst und um aktuelle Daten
  nem mittleren und hohen sozioökonomischen Sta-              aus der dritten und vierten Pandemiewelle ergänzt.
  tus. Dieser enge Zusammenhang zwischen der so-
  zioökonomischen und gesundheitlichen Lage ist für
  eine Vielzahl von Erkrankungen und Todesursa-             Soziale Unterschiede im Inzidenz- und
  chen nachgewiesen, insbesondere für nichtüber-            Sterbegeschehen
  tragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und chro-        Das anfängliche Ausbruchsgeschehen in Deutsch-
  nische Atemwegserkrankungen, aber auch für be-            land zu Beginn der ersten Pandemiewelle (März
  stimmte Infektionskrankheiten.1–5 Zudem gibt es           und April 2020) war zunächst durch höhere Infek-
  bei akuten viralen Atemwegserkrankungen eben-             tionszahlen in wohlhabenderen Regionen gekenn-
Epidemiologisches Bulletin 5 2022 - RKI
Epidemiologisches Bulletin                5 | 2022   3. Februar 2022                                                       4

  zeichnet, was mit Reiseaktivitäten von Personen aus               denz in den sozioökonomisch stark benachteiligten
  sozioökonomisch bessergestellten Gruppen wie Ge-                  Regionen über alle Altersgruppen hinweg festzu-
  schäfts- oder Skireisende in Zusammenhang ge-                     stellen.15 Auch während der dritten Welle im Früh-
  bracht wird.12 Danach verlagerte sich das Infektions-             jahr 2021 setzte sich das Muster höherer Inzidenzen
  geschehen zunehmend in sozioökonomisch be-                        in sozioökonomisch benachteiligten Regionen fort
  nachteiligte (deprivierte)I Regionen Deutschlands.                (Abb. 1). Ergänzende Auswertungen mit diesem re-
  Diese Verlagerung war während der ersten Pande-                   gionalisierten Analyseansatz weisen darauf hin,
  miewelle bereits innerhalb Süddeutschlands zu be-                 dass Personen aus sozioökonomisch benachteilig-
  obachten, also in dem Teil Deutschlands, der in die-              ten Bevölkerungsgruppen ihre Mobilität berufsbe-
  ser Phase der Pandemie insgesamt am stärksten                     dingt weniger einschränken konnten, da sie weni-
  vom Infektionsgeschehen betroffen war.12 Während                  ger Möglichkeiten zur Arbeit im Home-Office hat-
  der zweiten Pandemiewelle im Herbst und Winter                    ten, was zu dieser regionalen Dynamik beigetragen
  2020/21 wurden zunächst erneut etwas höhere In-                   haben kann.16 Erste Analysen dieser Art für die ak-
  fektionszahlen in sozioökonomisch bessergestellten                tuelle vierte Welle im Herbst 2021 zeigen, dass sich
  Regionen verzeichnet. Ab Dezember war dann auch                   trotz der Impfkampagne eine ähnliche Dynamik an-
  deutschlandweit eine zunehmende Verlagerung des                   deutet wie ein Jahr zuvor während der zweiten Wel-
  Infektionsgeschehens hin zu einer höheren Inzi-                   le (Abb. 1). So stieg die Inzidenz während der vierten
                                                                    Welle in hoch deprivierten Regionen Deutschlands
                                                                    durchschnittlich besonders stark an und lag dort ab
  I   Regionale soziale Benachteiligung (Deprivation) wurde in
      den Analysen mit dem German Index of Socioeconomic            Meldewoche 46 erneut am höchsten.
      Deprivation (GISD) auf Ebene der 401 Landkreise und
      kreisfreien Städte erfasst. Der GISD misst das Ausmaß         Soziale Unterschiede im COVID-19-Geschehen
      sozioökonomischer Deprivation der Kreisbevölkerungen
      und ist ein mehrdimensionaler Index aus regionalen            kommen besonders deutlich bei schweren Krank-
      Bildungs-, Beschäftigungs- und Einkommensindikatoren.14       heitsverläufen und Todesfällen zum Ausdruck – ein

  Inzidenz pro 100.000 (altersstandardisiert)

                                                                                                              Meldewoche 2020/21

  Abb. 1 | Altersstandardisierte wöchentliche Inzidenz der an das RKI übermittelten COVID-19-Fälle in Deutschland nach regionaler
  sozioökonomischer Benachteiligung (Deprivation) und Meldewoche in 2020/21. Datenbasis: Meldedaten gemäß Infektions-
  schutzgesetz (Stand: 06.01.2021, 0:00 Uhr)
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Epidemiologisches Bulletin               5 | 2022            3. Februar 2022                                               5

  Kumulative Todesfälle pro 100.000 (altersstandardisiert)

                                                                                                              Sterbewoche 2020/21

  Abb. 2 | Kumulative Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 (altersstandardisiert) in Deutschland nach regionaler
  sozioökonomischer Benachteiligung (Deprivation) und Kalenderwoche des Sterbedatums in 2020/21. Datenbasis: Meldedaten
  gemäß Infektionsschutzgesetz (Stand: 06.01.2021, 0:00 Uhr)

  Muster, das international berichtet und unter ande-                      vierte Welle deutet sich bislang keine Änderung die-
  rem im Zusammenhang mit der stärkeren Verbrei-                           ses Musters an.
  tung von Vorerkrankungen sowie einem erschwer-
  ten Zugang zu Gesundheitsversorgung in sozioöko-                         Die oben beschriebenen regionalisierten Analysen
  nomisch benachteiligten Gruppen gesehen wird.17–20                       der COVID-19-Meldedaten haben den Vorteil, dass
  Auch in Deutschland sind beträchtliche soziale Un-                       damit soziale Unterschiede im Infektions- und Ster-
  terschiede in der Häufigkeit von Todesfällen im Zu-                      begeschehen auf sozialräumlicher Ebene engma-
  sammenhang mit COVID-19 zu beobachten. Insbe-                            schig über den Pandemieverlauf verfolgt werden
  sondere während der zweiten Pandemiewelle stieg                          können, sie erlauben aber keinen direkten Rück-
  die COVID-19-assoziierte Sterblichkeit in sozioöko-                      schluss auf Infektionsrisiken von Einzelpersonen.
  nomisch benachteiligten Regionen stark an. Da-                           Aus diesem Grund sowie zur Abschätzung der Un-
  durch übersteigt die Zahl der COVID-19-Todesfälle                        tererfassung im Meldesystem führt das RKI ge-
  in sozioökonomisch hoch deprivierten, also sozial                        meinsam mit dem Sozio-oekonomischen Panel
  benachteiligten Regionen seit etwa Mitte der zwei-                       (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsfor-
  ten Welle jene in wenig deprivierten, also wohlha-                       schung die deutschlandweite Antikörper-Studie
  benden Regionen (Abb. 2). Eine weiterführende                            „CORONA-MONITORING bundesweit“ (RKI-SOEP-
  Analyse zeigt, dass die COVID-19-assoziierte Sterb-                      Studie) durch, in der sowohl zurückliegende als
  lichkeit in den hoch deprivierten Regionen während                       auch aktuelle Infektionen auf Einzelfallbasis in ei-
  der zweiten Pandemiewelle bis zu 1,5-mal so hoch                         ner Stichprobe der erwachsenen Allgemeinbevölke-
  lag wie in den wohlhabenden Regionen, wobei Ein-                         rung ermittelt werden.13 Durch die Probennahmen
  flüsse weiterer Faktoren wie die regionale Alters-                       und Laboranalysen können in dieser Studie auch
  struktur, Siedlungsstruktur und Bevölkerungsdich-                        bislang unerkannte Infektionen erfasst werden. Die
  te bereits statistisch herausgerechnet sind.21 Wie in                    Ergebnisse der ersten Erhebung der RKI-SOEP-
  Abbildung 2 zu erkennen ist, haben sich die regio-                       Studie im Oktober 2020 bis Februar 2021 zeigen,
  nalen sozialen Unterschiede in der COVID-19-asso-                        dass Personen mit niedrigem Bildungsstatus ein
  ziierten Sterblichkeit über die dritte Welle ab Melde-                   etwa doppelt so hohes Risiko hatten, sich während
  woche 9/2021 weiter ausgeweitet. Für die aktuelle                        der ersten beiden Pandemiewellen mit SARS-CoV-2
Epidemiologisches Bulletin 5 2022 - RKI
Epidemiologisches Bulletin           5 | 2022         3. Februar 2022                                                    6

  Abb. 3 | Adjustiertes Odds Ratio (OR) mit 95 %-Konfidenzintervall für eine SARS-CoV-2-Infektion
  nach Bildungsstatus (adjustiert für Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße, Migrationshintergrund,
  Urbanität, Wohnregion und Datum der Studienteilnahme). Datenbasis: RKI-SOEP-Studie22

  zu infizieren, im Vergleich zu jenen mit hohem Bil-                    nen mit geringer Deprivation. Ein Abgleich der in
  dungsstatus (Abb. 3).22                                                der Studie festgestellten Infektionshäufigkeiten mit
                                                                         den an das RKI übermittelten Meldedaten weist da-
                                                                         rauf hin, dass die Untererfassung von Fällen im
  Soziale Unterschiede im Testen,                                        Meldewesen in hoch deprivierten Regionen deutlich
  Erkennen von Infektionen und Impfen                                    höher liegt als in weniger deprivierten Regionen.23
  Weitere Ergebnisse der ersten Erhebung der RKI-                        Dementsprechend deutet sich auch ein höherer An-
  SOEP-Studie zeigen, dass auch die Häufigkeit von                       teil unerkannter Infektionsfälle in hoch deprivierten
  PCR-Testungen auf eine SARS-CoV-2-Infektion mit                        Regionen an (Tab. 1). Differenziert nach Bildungs-
  der sozioökonomischen Lage variiert. So fand sich                      gruppen zeigte sich in der RKI-SOEP-Studie, dass
  die höchste Testprävalenz in der oberen Bildungs-                      für Personen mit hohem Bildungsstatus nach statis-
  gruppe und die niedrigste Testprävalenz in der un-                     tischer Kontrolle anderer soziodemografischer Vari-
  teren Bildungsgruppe.23 Auch auf regionaler Ebene                      ablen das Risiko einer unerkannten SARS-CoV-2-
  war diese soziale Differenzierung festzustellen.                       Infektion im Vergleich zu Personen mit mittlerem
  Demnach lag die Testprävalenz in hoch deprivierten                     und niedrigem Bildungsstatus halbiert ist.22 Ange-
  Regionen durchschnittlich niedriger als in Regio-                      sichts dieser Befunde muss angenommen werden,

                                 Jemals getestet        Untererfassung               Anteil
                                 (PCR-Labortest)        im Meldewesen           unerkannter Fälle
                                   % (95 %-KI)          Faktor (95 %-KI)          % (95 %-KI)
   Hohe Deprivation                18 (16–21)            4,3 (1,8–8,7)            77 (46–89)
   Mittlere Deprivation            22 (21–24)            1,6 (0,9–2,7)            38 (–12–63)
   Geringe Deprivation             29 (27–32)            1,7 (1,0–2,6)             40 (–1–62)

  Tab. 1 | Testprävalenz, Untererfassung im Meldewesen und unerkannte Fälle bis November
  2020 in Deutschland nach regionaler sozioökonomischer Benachteiligung (Deprivation).
  Datenbasis: RKI-SOEP-Studie und Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz23
  KI = Konfidenzintervall
Epidemiologisches Bulletin 5 2022 - RKI
Epidemiologisches Bulletin         5 | 2022         3. Februar 2022                                             7

  dass die sozialen Unterschiede in der Inzidenz, die             penspezifische Potenziale zur Steigerung der Impf-
  in der oben dargestellten regionalisierten Analyse              beteiligung.
  der Meldedaten beobachtet wurden, in ihrem Aus-
  maß noch unterschätzt sind.
                                                                  Maßnahmen
  Soziale Unterschiede in der Bereitschaft, sich gegen            Aus den dargestellten Befunden ergeben sich Hin-
  COVID-19 impfen zu lassen, wurden in Deutsch-                   weise auf Möglichkeiten, die Lücken im Infektions-
  land in verschiedenen Befragungsstudien unter-                  schutz zu schließen, was gerade auch angesichts der
  sucht. In unterschiedlichen Phasen der Pandemie                 fünften Welle unabdingbar für eine effektive Pande-
  wurde jeweils eine geringere Impfbereitschaft bei               miekontrolle ist.
  Personen mit niedrigerem sozioökonomischem
  Status gefunden.24 – 26 Das RKI führt seit Anfang               1) Um dem erhöhten Infektionsrisiko in sozioöko-
  2021 regelmäßig das „COVID-19 Impfquoten-Moni-                     nomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen
  toring in Deutschland“ (COVIMO) als bundesweite                    entgegenzuwirken, bedarf es zielgerichteter
  telefonische Befragungsstudie unter Erwachsenen                    Präventions- und Infektionsschutzmaßnah-
  ab 18 Jahren durch. Bisher findet die Befragung mit                men, die auf die Lebens- und Arbeitsbedingun-
  Ausnahme der neunten Erhebung ausschließlich in                    gen der Menschen abgestimmt sind. Das bein-
  deutscher Sprache statt. In der aktuellsten abge-                  haltet die dauerhafte, niedrigschwellige und
  schlossenen Erhebungswelle vom 15. September bis                   kostenlose Verfügbarkeit von Mund-Nasen-
  18. Oktober 2021 zeigten sich vor allem bei den unter              Schutz und Hygieneartikeln an leicht zugäng­
  60-Jährigen deutliche soziale Unterschiede in der                  lichen Orten, wie Apotheken, öffentlicher Nah-
  Impfbeteiligung. In dieser Altersgruppe lag der An-                verkehr, Supermarkteingang, Arbeitsstelle oder
  teil derer, die mindestens einmal gegen COVID-19                   Hausarzt. Zudem bedarf es, sollte kein Home-
  geimpft waren, sowohl in der niedrigen als auch in                 Office möglich sein, eines effektiven Hygiene-
  der mittleren Bildungsgruppe deutlich niedriger als                und Testkonzepts, besonders in prekären Ar-
  in der hohen Bildungsgruppe (Abb. 4). Auch wenn                    beitsbereichen.
  die Impfquoten in dieser Befragung aus verschiede-              2) Auch ist ein verbesserter und zielgruppenorien-
  nen methodischen Gründen insgesamt überschätzt                     tierter Informationszugang für alle Bevölke-
  werden, liefern die gefundenen Bildungsunter-                      rungsgruppen essenziell. Ergänzend zu beste-
  schiede wichtige Hinweise auf bevölkerungsgrup-                    henden Angeboten bedeutet dies die Erweite-

  % (95 %-KI)

  Abb. 4 | Impfbeteiligung (mindestens einmal gegen COVID-19 Geimpfte) nach Bildungsstatus
  und Altersgruppe. Datenbasis: COVIMO 8. Befragung (15.09.–18.10.2021)
  KI = Konfidenzintervall
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Epidemiologisches Bulletin         5 | 2022       3. Februar 2022                                                  8

     rung von aufsuchender Arbeit in sozioökono-                   mehrsprachige Mediatorinnen und Mediato-
     misch benachteiligten Regionen und Quartieren                 ren, die die Regionen kennen und lokal vernetzt
     durch erfahrene Mediatorinnen und Mediato-                    sind, durchgeführt werden. Sie können über
     ren, Schlüsselpersonen und Peers in der Le-                   das Angebot informieren und bei Bedenken
     benswelt der Menschen. Der Einsatz von mehr-                  ggf. direkt mit Informationen zur Verfügung
     sprachigem Personal ist hier empfehlenswert,                  stehen. Die Einbeziehung von Vertrauens- und
     um auch Menschen zu erreichen, die nicht oder                 Schlüsselpersonen aus den jeweiligen Commu-
     wenig Deutsch sprechen.                                       nities ist hier wichtig, um die Akzeptanz von
  3) Um der erhöhten Untererfassung von Infektio-                  Impfungen zu erhöhen.
     nen in sozioökonomisch benachteiligten Grup-               5) Um Maßnahmen und Interventionen zielge-
     pen und Regionen zu begegnen, bedarf es eines                 richteter planen zu können, ist ein besseres
     zielgerichteten niedrigschwelligen Testange-                  Verständnis der Lebenswelten, Motivationen,
     bots in deprivierten Wohngegenden und Ar-                     Vorbehalte und Risikowahrnehmung sozioöko-
     beitsbereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko.                 nomisch benachteiligter Bevölkerungsgruppen
     Ebenso sollte die möglichst kostenlose Verfüg-                notwendig. Hierfür bedarf es explorativer qua-
     barkeit von Schnelltests sichergestellt sein, so-             litativer Studien, die unter Beteiligung der ent-
     dass diese arbeitsort- und wohnortnah leicht                  sprechenden Bevölkerungsgruppen durchge-
     zugänglich sind (z. B. über Schulen, Arbeitsstät-             führt werden.
     te, Supermarkt, Apotheke, Drogerie).                       6) Um gesundheitliche Ungleichheiten langfristig
  4) Um die Impfbeteiligung unter sozial Benach-                   und über diese Pandemie hinaus zu reduzie-
     teiligten zu erhöhen, sind niedrigschwellige,                 ren, bedarf es neben medizinischer Prävention
     flexible und wohnortnahe Impfangebote in den                  und Früherkennung vor allem verhältnisprä-
     jeweiligen Regionen und Wohngegenden be-                      ventiver Maßnahmen und politikbereichsüber-
     sonders vielversprechend, wie z. B. der Einsatz               greifender Anstrengungen zur Verbesserung
     von Impfbussen. Diese Angebote sollten proak-                 der Lebens- und Arbeitsbedingungen in sozio­
     tiv mit aufsuchenden Angeboten begleitet wer-                 ökonomisch benachteiligten Gruppen.
     den. Analog zu Punkt 2 sollten diese durch

  Literatur                                                         des Bundes, gemeinsam getragen von RKI und
  1   Mackenbach JP (2019) Health Inequalities: Persis-             Destatis. Robert Koch-Institut, Berlin
      tence and change in European Welfare States.
                                                                4 Lampert T, Hoebel J, Kroll LE (2019) Social diffe­
      Oxford University Press, Oxford
                                                                    rences in mortality and life expectancy in Germany:
  2 Marmot M, Allen J, Goldblatt P, Boyce T, McNeish                current situation and trends. Journal of Health
      D, Grady M, Geddes I (2010) Fair society, healthy             Monitoring 4(1):3-14
      lives. The Marmot Review. Strategic review of
                                                                5 Álvarez JL, Kunst AE, Leinsalu M, Bopp M, Strand
      health inequalities in England post-2010. University
                                                                    BH, Menvielle G, Lundberg O, Martikainen P,
      College London, London
                                                                    Deboosere P, Kalediene R, Artnik B, Mackenbach
  3 Lampert T, Hoebel J, Kuntz B, Müters S, Kroll LE                JP, Richardus JH (2011) Educational inequalities in
      (2017) Gesundheitliche Ungleichheit in verschiede-            tuberculosis mortality in sixteen European popula-
      nen Lebensphasen. Gesundheitsberichterstattung                tions. Int J Tuberc Lung Dis 15(11):1461-i
Epidemiologisches Bulletin        5 | 2022        3. Februar 2022                                                   9

  6 Rutter PD, Mytton OT, Mak M, Donaldson LJ (2012)            14 Kroll LE, Schumann M, Hoebel J, Lampert T (2017)
     Socio-economic disparities in mortality due to                 Regionale Unterschiede in der Gesundheit:
     pandemic influenza in England. Int J Public Health             Entwicklung eines sozioökonomischen Depriva­
     57(4):745-750                                                  tionsindex für Deutschland. Journal of Health
                                                                    Monitoring 2(2):103-120
  7 Quinn SC, Kumar S (2014) Health inequalities and
     infectious disease epidemics: a challenge for global       15 Hoebel J, Michalski N, Wachtler B, Diercke M,
     health security. Biosecur Bioterror 12(5):263-273              Neuhauser H, Wieler LH, Hövener C (2021) Socio­
  8 Mamelund S-E, Shelley-Egan C, Rogeberg O (2021)
                                                                    economic differences in the risk of infection during
     The association between socioeconomic status and               the second SARS-CoV-2 wave in Germany. Dtsch
     pandemic influenza: Systematic review and meta-                Arztebl Int 118:269–270
     analysis. PloS One 16(9):e0244346-e0244346                 16 Dragano N, Hoebel J, Wachtler B, Diercke M,

  9 Wachtler B, Hoebel J (2020) Soziale Ungleichheit                Lunau T, Wahrendorf M (2021) Soziale Ungleichheit
     und COVID-19: Sozialepidemiologische Perspek­                  in der regionalen Ausbreitung von SARS-CoV-2.
     tiven auf die Pandemie. Gesundheitswesen                       Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung –
     82(08/09):670-675                                              Gesundheitsschutz 64(9):1116-1124

  10 Wahrendorf M, A K, von dem Knesebeck O,                    17 Drefahl S, Wallace M, Mussino E, Aradhya S, Kolk

     Vonneilich N, Bolte G, Lehmann F, Schmidt MJ,                  M, Brandén M, Malmberg B, Andersson G (2020)
     Butler J, Schmidt F, Böhm C, Lunau T, Dragano N                A population-based cohort study of socio-demogra-
     (2020) Verschärfen COVID-19 Pandemie und                       phic risk factors for COVID-19 deaths in Sweden.
     Infektionsschutz-maßnahmen die gesundheitlichen                Nat Commun 11(1):5097
     Ungleichheiten? Hintergrundpapier des                      18 Bambra C, Riordan R, Ford J, Matthews F (2020)
     Kompetenz­netzes Public Health zu COVID-19.                    The COVID-19 pandemic and health inequalities.
     https://www.public-health-covid19.de/images/                   J Epidemiol Community Health 74(11):964-968
     2020/Ergebnisse/Hintergrundpapier_SozUngl_
     COVID19_final.pdf (Stand: 09.12.2021)                      19 Wahrendorf M, Rupprecht CJ, Dortmann O,
                                                                    Scheider M, Dragano N (2021) Erhöhtes Risiko
  11 Wachtler B, Michalski N, Nowossadeck E, Diercke                eines COVID-19-bedingten Krankenhausaufent­
     M, Wahrendorf M, Santos-Hövener C, Lampert T,                  haltes für Arbeitslose: Eine Analyse von Kranken-
     Hoebel J (2020) Socioeconomic inequalities and                 kassendaten von 1,28 Mio. Versicherten in Deutsch-
     COVID-19: a review of the current international                land. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsfor-
     literature. Journal of Health Monitoring 5(S7):3-17            schung, Gesundheitsschutz 64(3):314–321
  12 Wachtler B, Michalski N, Nowossadeck E, Diercke
                                                                20 Marmot M, Allen J, Goldblatt P, Herd E, Morrison J
     M, Wahrendorf M, Santos-Hövener C, Lampert T,
                                                                    (2020) Build Back Fairer: The COVID-19 Marmot
     Hoebel J (2020) Socioeconomic inequalities in the
                                                                    Review – The Pandemic, Socioeconomic and He-
     risk of SARS-CoV-2 infection – First results from an
                                                                    alth Inequalities in England. Institute of Health
     analysis of surveillance data from Germany. Journal
                                                                    Equity, London
     of Health Monitoring 5(S7):18-29
                                                                21 Hoebel J, Michalski N, Diercke M, Hamouda O,
  13 Hoebel J, Busch M, Grabka MM, Zinn S, Allen J,
                                                                    Wahrendorf M, Dragano N, Nowossadeck E (2021)
     Gößwald A, Wernitz J, Goebel J, Steinhauer H,
                                                                    Emerging socio-economic disparities in COVID-19-
     Siegers R, Schröder C, Kuttig T, Butschalowsky H,
                                                                    related deaths during the second pandemic wave
     Schlaud M, Schaffrath Rosario A, Brix J, Rysina A,
                                                                    in Germany. International Journal of Infectious
     Glemser A, Neuhauser H, Stahlberg S, Kneuer A,
                                                                    Diseases 113:344-346
     Hey I, Schaarschmidt J, Fiebig J, Buttmann-
     Schweiger N, Wilking H, Michel J, Nitsche A,               22 Hoebel J, Grabka MM, Schröder C, Haller S,
     Wieler L, Schaade L, Ziese T, Liebig S, Lampert T              Neuhauser H, Wachtler B, Schaade L, Liebig S,
     (2021) Seroepidemiologische Studie zur bundes-                 Hövener C, Zinn S (2021) Socioeconomic position
     weiten Verbreitung von SARS-CoV-2 in Deutsch-                  and SARS-CoV-2 infections: seroepidemiological
     land: Studienprotokoll von CORONA-MONITO-                      findings from a German nationwide dynamic
     RING bundesweit (RKI-SOEP-Studie). Journal of                  cohort. J Epidemiol Community Health.
     Health Monitoring 6(S1):2-17                                   DOI: 10.1136/jech-2021-21765
Epidemiologisches Bulletin           5 | 2022        3. Februar 2022                                                  10

  23 Neuhauser H, Rosario AS, Butschalowsky H, Haller              Vorgeschlagene Zitierweise
         S, Hoebel J, Michel J, Nitsche A, Poethko-Müller C,       Hoebel J, Haller S, Bartig S, Michalski N, Marquis A,
         Prütz F, Schlaud M, Steinhauer HW, Wilking H,             Diercke M, Schmid-Küpke N, Wichmann O, Sarma N,
         Wieler LH, Schaade L, Liebig S, Gößwald A, Grabka         Schaade L, Hövener C: Soziale Ungleichheit und
         MM, Zinn S, Ziese T (2021) Germany’s low SARS-            COVID-19 in Deutschland – Wo stehen wir in der
         CoV-2 seroprevalence confirms effective contain-          vierten Pandemiewelle?
         ment in 2020: Results of the nationwide RKI-SOEP          Epid Bull 2022;5:3-10 | DOI 10.25646/9555
         study. medRxiv. DOI: https://doi.
         org/10.1101/2021.11.22.21266711
                                                                   Interessenkonflikt
  24 Hettich N, Krakau L, Rückert K, Brähler E, Zahn D,            Die Autorinnen und Autoren erklären, dass keine
         Yilmaz S, Münzel T, Gianicolo E, Schmidtmann I,           Interessen­konflikte vorliegen.
         Schulz A, Wild PS, Lackner KJ, Schuster AK, Beutel
         ME (2021) Willingness to be vaccinated against
         SARS-CoV-2 in the German population during the            Förderhinweis
         second wave of the pandemic. Dtsch Arztebl Int            Die dargestellten Datenanalysen wurden teils mit
         118:720 – 721                                             Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit
                                                                   (Referenznummer: ZMVI1-2520COR402) und der
  25 Haug S, Schnell R, Weber K (2021) Impfbereitschaft            Deutschen Forschungsgemeinschaft
         mit einem COVID-19-Vakzin und Einflussfaktoren.           (Projektnummer: 458531028) gefördert.
         Ergebnisse einer telefonischen Bevölkerungsbefra-
         gung. Gesundheitswesen 83(10):789-796

  26 Huebener M, Wagner GG (2021) Unterschiede in
         Covid-19-Impfquoten und in den Gründen einer
         Nichtimpfung nach Geschlecht, Alter, Bildung und
         Einkommen. DIW Discussion Papers 1968

  Autorinnen und Autoren
  a)
     Dr. Jens Hoebel | d) Dr. Sebastian Haller | a) Susanne
  Bartig | a) Dr. Niels Michalski | b) Dr. Adine Marquis |
  b)
     Michaela Diercke | c) Nora Schmid-Küpke |
  c)
     PD Dr. Ole Wichmann | e) Navina Sarma |
  f)
     Prof. Dr. Lars Schaade | a) Dr. Claudia Hövener
  a) 
       Robert Koch-Institut, Abt. 2 Epidemiologie und Ge-
       sundheitsmonitoring, FG 28 Soziale Determinanten
       der Gesundheit
  b) 
       Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie,
       FG 32 Surveillance
  c) 
      Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie,
      FG 33 Impfprävention
  d) 
       Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie,
       FG 37 Nosokomiale Infektionen, Surveillance von
       Antibiotikaresistenz und -verbrauch, Ausbrüche
  e) 
      Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie,
      FG 38 Infektionsepidemiologisches Krisenmanage-
      ment, Ausbruchsuntersuchungen und Trainings­
      programme‌
  f ) 
      Robert Koch-Institut, Institutsleitung, ZBS Zentrum
      für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene

  Korrespondenz: j.hoebel@rki.de
Epidemiologisches Bulletin       5 | 2022       3. Februar 2022                                              11

  Die COVID-19-Pandemie in Steglitz-Zehlendorf –
  sozialräumliche Betrachtung des Infektionsgeschehens

  Zusammenfassung                                             1. Einleitung
  Die Severe Acute Respiratory Syndrome Corona­               Seit bald zwei Jahren beherrscht die COVID-19-­
  virus 2-(SARS-CoV-2-)Falldaten des Berliner Bezirks         Pandemie das öffentliche Leben und prägt den Ar-
  Steglitz-Zehlendorf von Beginn der Coronavirus              beitsalltag im Gesundheitswesen. Aus dem bisheri-
  ­Disease 2019-(COVID-19-)Pandemie im März 2020              gen Verlauf der Pandemie ließen sich einige Lehren
   bis einschließlich September 2021 (n = 13.815) wur-        ziehen, insbesondere, was den Schutz vulnerabler
   den ausgewertet mit dem Ziel, genauere Erkennt-            Gruppen in Gemeinschaftseinrichtungen anbe-
   nisse über den zeitlichen Verlauf und die kleinräu-        langt.1 – 5 Das Wissen über die Verbreitung von SARS-
   mige Verteilung des Infektionsgeschehens zu ge-            CoV-2 in der Bevölkerung und die Infektionswege
   winnen. Kleinräumige Daten zu soziodemogra­                und Einflussgrößen, die dieser Verbreitung zugrun-
   fischen Merkmalen wurden im Hinblick auf Zu­-              de liegen, ist jedoch immer noch nicht ausreichend.
   sammenhänge der Intensität des SARS-CoV-2-                 Häufig lässt sich eine genaue Infektionsquelle nicht
   Infektionsgeschehens mit der Bevölkerungszusam-            feststellen, da ein relevanter Anteil der Infektionen
   mensetzung analysiert. Waren vor allem während             symptomlos/-arm verläuft und auch bei symptoma-
   der zweiten Infektionswelle von September 2020             tischer Infektion bereits einige Tage vor dem Symp-
   bis ­Februar 2021 ältere Menschen überproportional         tombeginn Ansteckungsfähigkeit besteht. In den
   am Infektionsgeschehen beteiligt, sind während der         meisten Fällen sind daher Infektionsketten nicht
   dritten (März bis Juni 2021) und zu Beginn der vier-       nachvollziehbar.
   ten Infek­tionswelle (Juli bis September 2021) zuneh-
   mend hauptsächlich jüngere Altersgruppen betrof-           Auch das Wissen über Infektionsrisiken verschiede-
   fen. Kleinräumige Inzidenzen sind durch teils grö-         ner Bevölkerungsgruppen ist immer noch lücken-
   ßere Ausbrüche in Einrichtungen für pflegebedürf-          haft. Einige wichtige Informationen sind in den
   tige Menschen sowie in anderen Gemeinschafts-              Meldedaten zum SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen
   ­unterkünften verzerrt, da das Infektionsrisiko in         enthalten. So lassen sich beispielsweise vulnerable
    diesen Einrichtungen besonders hoch ist und diese         Gruppen anhand von Angaben zu Alter, Geschlecht
    nicht gleichmäßig über die Sozialräume verteilt           und Hospitalisierung der Personen mit laborbestä-
    sind. SARS-CoV-2 verbreitete sich während der bis-        tigter Infektion identifizieren. Andere Angaben hin-
    herigen vier Infektionswellen unterschiedlich über        gegen liegen nur für den Teil der laborbestätigten
    die Sozialräume des Bezirks. Ab der zweiten Infek-        Infektionsfälle vor, bei denen das Gesundheitsamt
    tionswelle zeichnet sich ein stärkeres Betroffensein      erfolgreich eigene Ermittlungen durchführen und
    von Sozial­räumen ab, in denen mehr sozial benach-        diese dokumentieren konnte. Dazu gehören Infor-
    teiligte Menschen oder Menschen mit Migrations-           mationen zum Impfstatus, zur möglichen Infek­
    hintergrund leben. Die kleinräumige Auswertung            tionsquelle, zu Krankheitssymptomen und zur Be-
    der Infektionszahlen kann Hinweise geben, in wel-         treuung in einer Einrichtung gemäß den §§ 23, 33
    chen Sozialräumen des Bezirks verstärkte Anstren-         oder 36 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG). Wie-
    gungen für eine Eindämmung der Pandemie erfor-            der andere relevante Merkmale, die mit dem indivi-
    derlich sind. Die Zusammenhänge zwischen Inzi-            duellen Infektionsrisiko im Zusammenhang stehen
    denzen und soziodemografischen Bevölkerungs-              könnten, wie z. B. soziale Lage, Wohnverhältnisse
    merkmalen auf räumlicher Ebene weisen darauf              und Migrationsstatus, werden gar nicht oder zu-
    hin, dass hierbei Bevölkerungsgruppen mit redu-           mindest nicht in auswertbarer Form erfasst.
    zierten Teilhabechancen besondere Beachtung gel-
    ten sollte.
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  Das Fehlen solcher aussagefähigen Daten in                  Gleichstellung Berlin zum gleichen Thema orien-
  Deutschland erschwert die Ableitung von Schluss-            tiert.11 Für diese Analysen werden Merkmale ausge-
  folgerungen und evidenzbasierte Entscheidungen              wählt, die in anderen Veröffentlichungen in Zusam-
  über Maßnahmen zur Eindämmung des Infektions-               menhang mit der sozialräumlichen Verteilung des
  geschehens.6 Exemplarisch werden für den Berliner           Infektionsgeschehens gebracht werden3,11 – 13 und für
  Bezirk Steglitz-Zehlendorf die Zusammenhänge                die aktuelle Daten auf der Ebene der Planungsräume
  zwischen der lokalen Intensität des SARS-CoV-2-             von Steglitz-Zehlendorf verfügbar sind.
  Infektionsgeschehens und soziodemografischen
  Merkmalen der Sozialräume exploriert. Es wird un-
  tersucht, ob diese Erkenntnisse einen Beitrag dazu          2. Methodik
  leisten können, Public-Health-Maßnahmen wie
  zielgruppenbezogene Information, situationsange-            Datenquellen und Datenaufbereitung
  passte Teststrategien oder niedrigschwellige Impf­          Die laborbestätigten SARS-CoV-2-Fälle vom
  angebote passgenauer umzusetzen.                            01.03.2020 – 30.09.2021 im Bezirk Steglitz-Zehlen-
                                                              dorf wurden als benutzerdefinierter Fall-Export aus
  Steglitz-Zehlendorf ist ein grüner Bezirk im Süd-           der Datenbank SORMAS für die Auswertung ver-
  westen Berlins mit rund 300.000 Einwohnerinnen              fügbar gemacht (Datenstand: 06.10.2021) und auf
  und Einwohnern. Er weist die günstigste Sozial-             die Fälle eingeschränkt, die über die Meldesoftware
  struktur aller Berliner Bezirke auf,7,8 ist aber zu-        SurvNet an das Landesamt für Gesundheit und
  gleich mit einem Durchschnittsalter von 46,3 Jah-           ­Soziales gemeldet wurden, weil sie die Falldefinition
  ren und einem Anteil von mehr als einem Viertel              des Robert Koch-Instituts (RKI) erfüllen (n = 13.815).
  älterer Menschen ab 65 Jahren der Bezirk mit der             Die Geschlechterangabe wurde den Meldedaten ent-
  ältesten Bevölkerung in Berlin. Vor allem der Wes-           nommen, ersatzweise der Labormeldung. Das Alter
  ten des Bezirks ist geprägt von Villenvierteln mit so-       wurde als Differenz aus Meldedatum und Geburts-
  zial besser gestellter Bevölkerung, während im               datum (Meldedaten, ersatzweise Labormeldung
  Nord­osten und Osten des Bezirks dichter bebaute             oder Selbstauskunft) in ganzen Jahren berechnet.
  Stadtviertel mit sozialer Durchmischung überwie-             Angaben zu Sterbefällen „an oder mit“ COVID-19
  gen. Soziale Belastungen kumulieren in der im Sü-            wurden den Meldedaten entnommen, die anhand
  den des Bezirks gelegenen Thermometersiedlung,               der Leichenschauscheine des entsprechenden Zeit-
  wo der Anteil von Menschen mit Bezug staatlicher             raums vervollständigt wurden. Die Fälle wurden für
  Transferleistungen mit 17,3 % mit Abstand am                 sozialräumliche Auswertungen anhand ihrer Melde-
  höchsten ist. Hier wohnen auch deutlich über-                bzw. Aufenthaltsadresse einem der 41 Planungsräu-
  durchschnittlich viele Menschen mit Migrations-              me des Bezirks Steglitz-Zehlendorf (Stand 2020) zu-
  hintergrund, deren Informations- und Teilhabe-               geordnet.14
  chancen durch Sprachbarrieren eingeschränkt sein
  können.9,10                                                 Als SARS-CoV-2-Fälle innerhalb von Einrichtungen
                                                              gemäß § 36 IfSG (Pflegeheime, Gemeinschaftsun-
  Die vorliegende Auswertung verfolgt zwei Ziele:             terkünfte und ähnliche Wohnstätten) wurden alle
  Erstens wird durch sozialräumliche Zuordnung der            Fälle identifiziert, deren Meldeadresse bzw. ständi-
  im Gesundheitsamt des Berliner Bezirks Steglitz-            ger Aufenthalt mit der Adresse einer entsprechen-
  Zehlendorf vorliegenden Daten der laborbestätig-            den Einrichtung im Bezirk gemäß der durch das
  ten SARS-CoV-2-Infektionsfälle eine kleinräumige            Gesundheitsamt geführten Einrichtungsliste über-
  Deskription des Infektionsgeschehens ermöglicht.            einstimmt. Die zeitliche Abgrenzung der vier Infek-
  Zweitens wird geprüft, ob auf sozialräumlicher Ebe-         tionswellen erfolgte entsprechend dem täglichen
  ne Zusammenhänge erkennbar sind zwischen dem                Corona-Lagebericht für Berlin.15 Demnach wurden
  Infektionsgeschehen und der Verteilung soziodemo-           alle SARS-CoV-2-Infektionen mit Meldedatum von
  grafischer Merkmale über die Sozialräume, wobei             März bis August 2020 der ersten Infektionswelle
  sich das methodische Vorgehen an einer Publikation          zugeordnet, von September 2020 bis Februar 2021
  der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und             der zweiten Infektionswelle, die Fälle von März bis
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  Juni 2021 der dritten Infektionswelle, und Fälle seit                         wurden mit der Statistiksoftware GNU PSPP 1.2.0
  Juli 2021 wurden zur vierten Infektionswelle ge-                              berechnet.
  zählt.
                                                                                Fälle mit fehlenden oder unvollständigen Angaben
  Als Bevölkerungsdaten wurden Daten des Einwoh-                                in einzelnen Merkmalen gingen in die Berechnung
  nerregisters Berlin für den Bezirk Steglitz-Zehlen-                           der Gesamtinzidenzen ein und wurden fallweise
  dorf mit Datenstand 31.12.2020 zugrunde gelegt, die                           nur von den Analysen ausgeschlossen, für die diese
  nach Geschlecht und Migrationshintergrund diffe-                              Merkmale erforderlich waren (Geschlecht: n = 12,
  renziert sind.16,I Sozialräumliche Daten und Infor-                           ­Alter: n = 5, Adresse: n = 362 entsprechend 2,6 %
  mationen wurden aus dem Geoportal Berlin bezo-                                 aller Fälle). Zur Wahrung der statistischen Geheim-
  gen.17 Die Einwohnerdichte wurde als Anzahl der                                haltung werden keine Daten dargestellt, die auf Fall-
  Einwohnerinnen und Einwohner je Quadratkilome-                                 zahlen n < 3 beruhen. Wo dies in den Originaldaten
  ter im Planungsraum berechnet. Datenquelle für                                 der Fall war, erfolgte durch Zusammenlegung der
  den Anteil der Bevölkerung mit TransferbezugII ist                             Zellen eine Vergröberung der Kategorien.
  das Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2019, der
  Datenstand ist der 31.12.2018.9                                               In linearen Regressionsmodellen auf der Ebene der
                                                                                41 Planungsräume von Steglitz-Zehlendorf wurden
  Statistische Methoden                                                         die SARS-CoV-2-Inzidenzen außerhalb von Einrich-
  Die Zusammenführung der Datenbestände aus den                                 tungen gemäß § 36 IfSG als abhängige Variable ver-
  verschiedenen Datenquellen, die Berechnung der                                wendet und als unabhängige Variablen die Sozial-
  SARS-CoV-2-Inzidenzen und die deskriptiven Aus-                               raummerkmale Einwohnerdichte, Anteil der Ein-
  wertungen erfolgten mit Microsoft Excel 2016. Kar-                            wohnerinnen und Einwohner mit Transferbezug
  ten wurden mit QGIS 3.4 erstellt. Regressionen                                und Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner
                                                                                mit Migrationshintergrund. Aufgrund von Korrela-
                                                                                tionen der Sozialraummerkmale untereinanderIII
  I      Definition Migrationshintergrund in dieser Datenquelle:
         im Ausland geboren oder mit nichtdeutscher Staatsan-                   wurden zunächst bivariate Regressionen berechnet.
         gehörigkeit oder mit Einbürgerungskennzeichen,
         Minderjährige im gleichen Haushalt auch bei Einbürge-
         rungskennzeichen eines Elternteils.                                    III Einwohnerdichte und Anteil mit Transferbezug: r = 0,40
  II     Nicht arbeitslose Empfängerinnen und Empfänger                             (p < 0,01), Einwohnerdichte und Anteil mit Migrations-
         staatlicher, existenzsichernder Leistungen nach SGB II –                   hintergrund: r = 0,27 (nicht signifikant), Anteil mit
         „Hartz-IV“ – und SGB XII – z. B. laufende Hilfe zum                        Transferbezug und Anteil mit Migrationshintergrund:
         Lebensunterhalt oder Grundsicherung im Alter.                              r = 0,55 (p < 0,01).

                               Fallzahl           Fallzahl pro 100.000 Einwohner        Anzahl verstorben       Todesfälle pro 100.000 Einwohner
                      gesamt       ohne Einr.         gesamt         ohne Einr.      gesamt      ohne Einr.      gesamt          ohne Einr.
                                 gem. § 36 IfSG                    gem. § 36 IfSG              gem. § 36 IfSG                  gem. § 36 IfSG
      Geschlecht
      männlich         6.403          5.787           4.370,9         3.950,4          208           132          142,0             90,1
      weiblich         7.400          6.416           4.558,0         3.951,9          227            81          139,8             49,9
      keine Angabe       12               10                                             0             0
      Altersgruppe
      0 – 17 Jahre     1.894          1.792           3.931,4         3.719,7            0             0             0,0             0,0
      18 – 59 Jahre    8.338          7.963           5.170,9         4.938,4            5             5             3,1             3,1
      60+ Jahre        3.578          2.454           3.598,8         2.468,3          430           208          432,5            209,2
      keine Angabe        5                4                                             0             0
      gesamt          13.815         12.213           4.473,1         3.954,4          435           213          140,8             69,0

  Tab. 1 | SARS-CoV-2-Fälle in Steglitz-Zehlendorf März 2020 bis September 2021, Stand: 06.10.2021, Untersuchung Bezirksamt
  Steglitz-Zehlendorf von Berlin, Gesundheitsamt
Epidemiologisches Bulletin          5 | 2022         3. Februar 2022                                                       14

             In einem zweiten Schritt wurde eine multivariate                  sowie die Todesfälle insgesamt und außerhalb von
             ­lineare Regression durchgeführt, in die der Anteil               Einrichtungen gemäß § 36 IfSG nach Geschlecht
              der Bevölkerung mit Transferbezug und der Anteil                 und Altersgruppen gibt Tabelle 1.
              der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ge-
              meinsam eingehen, um diese Einflussgrößen wech-                  Steglitz-Zehlendorf liegt damit unter der bundes-
              selseitig zu kontrollieren. Um Verzerrungen durch                weiten kumulativen Inzidenz im gleichen Zeitraum
              die unterschiedliche Alters- und Geschlechtervertei-             und im Vergleich der Berliner Bezirke ebenfalls un-
              lung in den Planungsräumen auszuschließen, wur-                  ter dem Durchschnitt.15,18 Lässt man die wenigen do-
              den die Regressionsanalysen wiederholt, wobei für                kumentierten Reinfektionen (n = 22) außer Betracht,
              Alter (Anteil der Bevölkerung im Alter von 18 – 59               ergibt sich damit für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf
              Jahren als die Altersgruppe mit insgesamt substan-               ein Bevölkerungsanteil von rund 4,5 % mit labor­
              ziell erhöhter SARS-CoV-2-Inzidenz) und Geschlecht               bestätigter SARS-CoV-2-Infektion seit Beginn der
              (Anteil weiblicher Bevölkerung im Planungsraum)                  Pandemie.
              adjustiert wurde.
                                                                               Zeitlicher Verlauf des Infektionsgeschehens
                                                                               Das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen verläuft in
             3. Ergebnisse                                                     Steglitz-Zehlendorf – wie auch in Deutschland ins-
             Die erste laborbestätigte SARS-CoV-2-Infektion in                 gesamt – in bislang vier Infektionswellen. Nach ei-
             Steglitz-Zehlendorf wurde am 08.03.2020 gemel-                    nem steilen Anstieg der Fallzahlen in der Anfangs-
             det. Seither waren es bis einschließlich September                periode der Pandemie im März 2020 fielen die Inzi-
             2021 insgesamt 13.815 Fälle, das entspricht einer ku-             denzen auf ein niedriges Plateau, das über die Som-
             mulativen Inzidenz von 4.473 Fällen je 100.000 Ein-               mermonate 2020 weitgehend unverändert blieb
             wohner. Von allen Fällen betrafen 1.602 (11,6 %) Per-             (erste Infektionswelle März bis August 2020). Ab
             sonen, die in Einrichtungen gemäß § 36 IfSG unter-                September 2020 stiegen die Infektionszahlen stark
             gebracht waren (vor allem Pflegeheime und Ge-                     an und erreichten im November und Dezember
             meinschaftsunterkünfte), in denen es teils größere                2020 das bis dahin höchste Niveau. Erst im Laufe
             Ausbrüche gab. Einen Überblick über die Fallzahlen                des Januar 2021 sanken die Inzidenzen wieder bis
                                  Altersverteilung der
                               Altersverteilung                           der  SARS‐CoV‐2‐Fälle
                                                                                    SARS‐CoV‐2‐Fälle           in den
                                                                                                                    in den
                       Infektionswellen im
                  Infektionswellen                             imVergleich
                                                                       Vergleich          zum   zum Bevölkerungsanteil
                                                                                                            Bevölkerungsanteil
             Altersverteilung der SARS-CoV-2-Fälle in den Infektionswellen im Vergleich zum Bevölkerungsanteil

                            0%
                           0%          10%
                                      10%        20%
                                                 20%        30%
                                                              30% 40% 40% 50%    60% 60%
                                                                               50%     70%                        80%
                                                                                                                 70%         90%
                                                                                                                             80% 100%90%   100%
                             0%         10 %     20 %       30 %  40 %    50 %    60 % 70 %                       80 %       90 % 100 %

       Bevölkerungs‐
   Bevölkerungs‐
           Bevölkerungsanteile
       AnteileAnteile
         1.1. Welle
    1. Welle  Welle
    03/2020‐08/2020
03/2020‐08/2020
           03/2020  – 08/2020

         2.2. Welle
    2. Welle  Welle
    09/2020‐02/2021
09/2020‐02/2021
           09/2020 – 02/2021

         3.3. Welle
    3. Welle  Welle
    03/2021‐06/2021
03/2021‐06/2021
           03/2021 – 06/2021

              4. Welle
       4. 4.Welle
              Welle

     seit seit
          07/2021
           seit  07/2021
                07/2021

                                    –0‐5
                                  00‐5
                                     5             6‐11
                                                   66‐11
                                                     – 11          12‐17
                                                                     12‐17
                                                                     12 – 17       18‐2418
                                                                                        18‐24
                                                                                           – 24 25‐29 25 – 29 30‐34
                                                                                                      25‐29                    30‐34
                                                                                                                               30 – 34
                                  35 35‐39
                                  35‐39
                                     – 39          40‐44
                                                    40‐44
                                                   40 – 44         45‐49
                                                                     45‐49
                                                                     45 – 49       50‐5450
                                                                                        50‐54
                                                                                           – 54 55‐59 55 – 59 60‐64
                                                                                                      55‐59                    60‐64
                                                                                                                               60 – 64
                                  65 65‐69
                                  65‐69
                                     – 69          70‐74
                                                    70‐74
                                                   70 – 74         75‐79
                                                                     75‐79
                                                                     75 – 79       80‐8480
                                                                                        80‐84
                                                                                           – 84 85‐89 85 – 89 90+
                                                                                                      85‐89                    90+
                                                                                                                               90+

             Abb. 1 | Anteile der SARS-CoV-2-Fälle in den Altersgruppen nach Infektionswelle im Vergleich zum Bevölkerungsanteil in
             Steglitz-Zehlendorf, Stand: 06.10.2021, Untersuchung Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin, Gesundheitsamt
Epidemiologisches Bulletin                                            5 | 2022                  3. Februar 2022                                                                                     15

  Legenden Abb. 2                                                                                  Legen     Legenden Abb. 2                                                                         Legen
  1. Infektionswelle (03/2020 – 08/2020)                                                                      2. Infektionswelle (09/2020 – 02/2021)
  Inzidenz Welle 1            Inzidenz Welle 2     Inzidenz Welle 3          Inzidenz Welle 4      Einw      Inzidenz Welle 1          Inzidenz Welle 2     Inzidenz Welle 3     Inzidenz Welle 4    Einw

         8181   – 121
            ‐ 121                  1.330 ‐ 2.102           523 ‐ 701               179 ‐ 326                       1.330
                                                                                                                    81 ‐ 121 – 2.102        1.330 ‐ 2.102           523 ‐ 701          179 ‐ 326

        122 – 187
        122 ‐ 187                  2.103 ‐ 2.555           702 ‐ 890               327 ‐ 442                       2.103
                                                                                                                   122 ‐ 187 – 2.555        2.103 ‐ 2.555           702 ‐ 890          327 ‐ 442

        188
        188    – 214
            ‐ 214                  2.556 ‐ 2.689         891 ‐ 1.096               443 ‐ 504                       2.556
                                                                                                                   188 ‐ 214 – 2.689        2.556 ‐ 2.689         891 ‐ 1.096          443 ‐ 504

        215
        215    – 318
            ‐ 318                  2.690 ‐ 3.075        1.097 ‐ 1.304              505 ‐ 534                       2.690
                                                                                                                   215 ‐ 318 – 3.075        2.690 ‐ 3.075        1.097 ‐ 1.304         505 ‐ 534

        319    – 523
        319 ‐ 523                  3.076 ‐ 4.120        1.305 ‐ 2.184              535 ‐ 725                       3.076
                                                                                                                   319 ‐ 523 – 4.120        3.076 ‐ 4.120        1.305 ‐ 2.184         535 ‐ 725

  3. Infektionswelle (03/2021 – 06/2021)
  Legenden Abb. 2                                                                                  Legen
                                                                                                              4. Infektionswelle (seit 07/2021)
                                                                                                             Legenden Abb. 2                                                                         Legen

  Inzidenz Welle 1            Inzidenz Welle 2     Inzidenz Welle 3          Inzidenz Welle 4      Einw      Inzidenz Welle 1          Inzidenz Welle 2     Inzidenz Welle 3     Inzidenz Welle 4    Einw

          523 –        701
          81 ‐ 121                 1.330 ‐ 2.102           523 ‐ 701               179 ‐ 326                        179    – 326
                                                                                                                    81 ‐ 121                1.330 ‐ 2.102           523 ‐ 701          179 ‐ 326

          702 –   890
        122 ‐ 187                  2.103 ‐ 2.555           702 ‐ 890               327 ‐ 442                        327 – 442
                                                                                                                   122 ‐ 187                2.103 ‐ 2.555           702 ‐ 890          327 ‐ 442

        188891
            ‐ 214 – 1.096          2.556 ‐ 2.689         891 ‐ 1.096               443 ‐ 504                        443
                                                                                                                   188     – 504
                                                                                                                       ‐ 214                2.556 ‐ 2.689         891 ‐ 1.096          443 ‐ 504

        1.097
        215 ‐ 318 –   1.304        2.690 ‐ 3.075        1.097 ‐ 1.304              505 ‐ 534                       505
                                                                                                                   215     – 534
                                                                                                                       ‐ 318                2.690 ‐ 3.075        1.097 ‐ 1.304         505 ‐ 534

        1.305
        319 ‐ 523 –  2.184         3.076 ‐ 4.120        1.305 ‐ 2.184              535 ‐ 725                       535
                                                                                                                   319     – 725
                                                                                                                       ‐ 523                3.076 ‐ 4.120        1.305 ‐ 2.184         535 ‐ 725

  Abb. 2 | SARS-CoV-2-Inzidenzen in den Planungsräumen von Steglitz-Zehlendorf während der vier Infektionswellen,
  Stand: 06.10.2021, Untersuchung Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin, Gesundheitsamt

  Mitte/Ende Februar (zweite Infektionswelle). Die                                                            Hochaltrige ab 80 Jahren sind häufiger infiziert als
  dritte Infektionswelle von März bis Juni 2021, in der                                                       es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. Kinder und
  Infektionen mit der ansteckenderen Virusvariante                                                            Jugendliche sind dagegen während der ersten bei-
  Alpha (B.1.1.7) überwiegen, fiel kleiner aus als die                                                        den Infektionswellen deutlich unterproportional ver-
  zweite Infektionswelle. Seit Juli 2021 ist das Infek­                                                       treten.
  tionsgeschehen fast ausschließlich von der wieder-
  um ansteckenderen Virusvariante B.1.617 (mit der                                                            Während der dritten und noch deutlicher während
  Unter­variante Delta) geprägt (vierte Infektionswel-                                                        der vierten Infektionswelle verschiebt sich das In-
  le). Bei zeitlich weitestgehend parallelem Verlauf                                                          fektionsgeschehen hin zu den jüngeren Altersgrup-
  bleibt die Inzidenzkurve von Steglitz-Zehlendorf im                                                         pen und die älteren Altersgruppen sind deutlich un-
  Zeitverlauf zunehmend unter dem Niveau für Berlin.                                                          terproportional beteiligt (s. Abb. 1). Die höchste Inzi-
                                                                                                              denz während der dritten Infektionswelle errechnet
  Während der ersten Infektionswelle sind die mittle-                                                         sich für die Altersgruppe 18 – 24 Jahre, am Anfang
  ren Altersgruppen von 18 – 59 Jahren deutlich stär-                                                         der vierten Infektionswelle für die Altersgruppe
  ker betroffen als es ihrem Bevölkerungsanteil ent-                                                          12 – 17 Jahre.
  spricht (s. Abb. 1). Die zweite Infektionswelle ist da-
  gegen gekennzeichnet von zunehmendem Betrof-                                                                Sozialräumliche Verteilung des SARS-CoV-2-
  fensein der älteren Altersgruppen und Ausbrüchen                                                            Infektionsgeschehens
  in Einrichtungen, in denen Menschen wohnen (z. B.                                                           Nicht nur im Zeitverlauf, sondern auch auf der so-
  Pflegeheime, Gemeinschaftsunterkünfte) oder be-                                                             zialräumlichen Ebene ist das SARS-CoV-2-Infek­
  treut werden (z. B. Kitas, Schulen). Insbesondere                                                           tionsgeschehen heterogen. Zwar bilden sich auf al-
Epidemiologisches Bulletin                          5 | 2022                3. Februar 2022                                                        16

  len räumlichen Ebenen die vier Infektionswellen
            Legenden Abb. 2                                                                     Legen
                                                                                                Einwohnerdichte (Einw. je km²)
            Inzidenz Welle 1   Inzidenz Welle 2        Inzidenz Welle 3      Inzidenz Welle 4   Einw

  deutlich ab, jedoch liegt die höchste Gesamtinzi-
                    81 ‐ 121        1.330 ‐ 2.102              523 ‐ 701           179 ‐ 326                     429  –  2.891
                  122 ‐ 187         2.103 ‐ 2.555              702 ‐ 890           327 ‐ 442               2.892  –  4.944
  denz mit 6.223 Fällen je 100.000 Einwohner im Pla-
                  188 ‐ 214         2.556 ‐ 2.689            891 ‐ 1.096           443 ‐ 504               4.945  –  5.424
  nungsraum Bismarckstraße um den Faktor 2,6
                  215 ‐ 318         2.690 ‐ 3.075           1.097 ‐ 1.304          505 ‐ 534               5.425  –  10.877
                  319 ‐ 523         3.076 ‐ 4.120           1.305 ‐ 2.184          535 ‐ 725           10.878  –  20.746
  über der niedrigsten (2.368 Fälle je 100.000 Ein-
  wohner) im Planungsraum Fischtal. Unterscheiden
  sich die Inzidenzen auf Planungsraumebene wäh-
  rend der ersten Infektionswelle noch um den Faktor
  6,4, so ist es während der zweiten Welle mit der ins-
  gesamt höchsten Infektionszahl (61,4 % aller bis
  einschließlich September 2021 gemeldeten Fälle)
  der Faktor 3, während der dritten und vierten Infek-
  tionswelle der Faktor 4. Vor allem zwischen der ers-
            Legenden Abb. 2                                                                     Bevölkerungsanteil mit Transferbezug
                                                                                                Legen

            Inzidenz Welle 1   Inzidenz Welle 2        Inzidenz Welle 3      Inzidenz Welle 4   Einw

  ten und den nachfolgenden Infektionswellen beste-
                    81 ‐ 121        1.330 ‐ 2.102              523 ‐ 701           179 ‐ 326               1,3 %  –  2,8 %
                  122 ‐ 187         2.103 ‐ 2.555              702 ‐ 890           327 ‐ 442               2,9 %  –  4,6  %
  hen große Unterschiede im sozialräumlichen Be-
                  188 ‐ 214         2.556 ‐ 2.689            891 ‐ 1.096           443 ‐ 504               4,7 %  –  7,0  %
  troffensein (s. Abb. 2).
                  215 ‐ 318         2.690 ‐ 3.075           1.097 ‐ 1.304          505 ‐ 534               7,1 %  –  8,26 %
                  319 ‐ 523         3.076 ‐ 4.120           1.305 ‐ 2.184          535 ‐ 725           8,27 %  –  17,3 %

  Insbesondere während der zweiten Infektionswelle
  gibt es im Bezirk teils auch größere Ausbrüche in
  Einrichtungen. Zwar sind Menschen, die in einer
  Einrichtung gemäß § 36 IfSG untergebracht sind, in
  der Regel dort auch wohnhaft gemeldet und gehen
  somit bei der Berechnung der SARS-CoV-2-Inziden-
  zen in die Wohnbevölkerung ein, jedoch ist das In-
            Legenden Abb. 2
                                                                                                Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund
                                                                                                Legen

  fektionsrisiko in einer Einrichtung mit einem Aus-
            Inzidenz Welle 1   Inzidenz Welle 2        Inzidenz Welle 3      Inzidenz Welle 4   Einw

  bruch ungleich größer als in der Bevölkerung au-
                    81 ‐ 121        1.330 ‐ 2.102              523 ‐ 701           179 ‐ 326           16,9 %  –  24,1 %
                  122 ‐ 187         2.103 ‐ 2.555              702 ‐ 890           327 ‐ 442           24,2 %  –  27,9 %
  ßerhalb von Einrichtungen. Da nicht alle Sozial­-
                  188 ‐ 214         2.556 ‐ 2.689            891 ‐ 1.096           443 ‐ 504           28,0 %  –  30,9 %
                                                                                                       31,0 %  –  34,9 %
  räume im Bezirk über eine vergleichbare Anzahl
                  215 ‐ 318         2.690 ‐ 3.075           1.097 ‐ 1.304          505 ‐ 534

                  319 ‐ 523         3.076 ‐ 4.120           1.305 ‐ 2.184          535 ‐ 725           35,0 %  –  50,4 %
  von Einrichtungen und Plätzen in diesen Einrich-
  tungen verfügen, werden die Inzidenzen hierdurch
  verzerrt.

  Die Effekte von Ausbrüchen in Einrichtungen ins-
  besondere während der zweiten Welle lassen sich
  deutlich auf der Ebene der 41 Planungsräume von
                                                                                                Abb. 3 | Verteilung soziodemografischer Merkmale in den
  Steglitz-Zehlendorf ablesen. Für einzelne Planungs-                                           Planungsräumen von Steglitz-Zehlendorf, Stand:
  räume ändern sich die Inzidenzen deutlich, wenn                                               06.10.2021, Untersuchung Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf
  man Fälle in Einrichtungen gemäß § 36 IfSG her-                                               von Berlin, Gesundheitsamt
  ausrechnet. Besonders deutlich zeigt sich dies im
  Planungsraum Zehlendorf Eiche (Rangplatz 19 ins-
  gesamt vs. 41 bezüglich der Inzidenz außerhalb von                                            hen könnten, verteilen sich ebenfalls ungleich über
  Einrichtungen). Die höchste Inzidenz bezogen auf                                              die Planungsräume des Bezirks (s. Abb. 3).
  die Fälle außerhalb von Einrichtungen weist der Pla-
  nungsraum Thermometersiedlung auf.                                                            Die SARS-CoV-2-Inzidenzen in den Planungsräu-
                                                                                                men stehen in einem signifikant positiven Zusam-
  Zusammenhang des SARS-CoV-2-Infektions­                                                       menhang mit allen drei betrachteten Einfluss­
  geschehens mit sozialräumlichen Merkmalen                                                     größen Einwohnerdichte, Bevölkerungsanteil mit
  Soziodemografische Merkmale, die mit dem SARS-                                                Transferbezug und Bevölkerungsanteil mit Migra­
  CoV-2-Infektionsgeschehen in Zusammenhang ste-                                                tionshintergrund (s. Tab. 2, Analysen 1 – 3). Durch
Epidemiologisches Bulletin                                                        5 | 2022                3. Februar 2022                                                                             17

                                       die Sozialraummerkmale wird jeweils zwischen ei-                                 Abbildung 4 stellt exemplarisch das Ergebnis der
                                       nem Drittel und der knappen Hälfte der Varianz in                                Regressionsanalysen des Anteils von Personen mit
                                       den SARS-CoV-2-Inzidenzen erklärt (R² zwischen                                   Bezug staatlicher existenzsichernder Transferleis-
                                       0,34 und 0,47). Kontrolliert man in den Analysen                                 tungen auf die SARS-CoV-2-Inzidenz im Sozial-
                                       für Alter und Geschlecht, so bleiben die Zusam-                                  raum insgesamt und während der vier Infektions-
                                       menhänge der SARS-CoV-2-Inzidenzen mit Trans-                                    wellen grafisch dar. Jeder Punkt steht für einen der
                                       ferbezug und Anteil der Bevölkerung mit Migra­                                   41 Planungsräume.
                                       tionshintergrund im Sozialraum bestehen. Der Zu-
                                       sammenhang mit der Einwohnerdichte wird jedoch                                   Während der ersten Infektionswelle mit der insge-
                                       aufgehoben. In der multivariaten Regression mit                                  samt geringsten Fallzahl bestehen keine signifikan-
                                       Transferbezug und Migrationshintergrund als un-                                  ten Zusammenhänge zwischen sozialräumlicher
                                       abhängigen Variablen ist der Zusammenhang der                                    SARS-CoV-2-Inzidenz und den betrachteten Ein-
                                       SARS-CoV-2-Inzidenz mit dem Anteil der Men-                                      flussgrößen auf Sozialraumebene (Daten nicht dar-
                                       schen mit Transferbezug im Planungsraum stärker                                  gestellt). Nur bei Kontrolle von Alters- und Ge-
                                       als mit dem Anteil mit Migrationshintergrund, der                                schlechterverteilung ergibt sich ein statistisch signi-
                                       sich nach Kontrolle von Alter und Geschlecht als                                 fikanter Zusammenhang, wonach ein höherer An-
                                       nicht mehr statistisch signifikant erweist (s. Tab. 2,                           teil von Personen mit Transferbezug mit einer
                                       Analyse 4).                                                                      geringeren SARS-CoV-2-Inzidenz im Sozialraum

                                                                                                  abhängige Variable:                              abhängige Variable: SARS-CoV-2-Inzidenz,
                                        Analyse      Einflussgröße                               SARS-CoV-2-Inzidenz                                  adjustiert für Alter und Geschlecht
                                                                                     R²           Beta (98 %-KI)        Signifikanz                R²              Beta (98 %-KI)      Signifikanz
                                        1            Einwohnerdichte                0,35         0,10 (0,05 – 0,14)         < 0,001              0,43            0,07 (0,00 – 0,13)          n. s.
                                        2            Transferbezug                  0,47          158 (104 – 212)           < 0,001              0,58              119 (64 – 175)       < 0,001
                                        3            Migrationshintergrund          0,34               68 (37 – 98)         < 0,001              0,45                48 (8 – 89)            0,021
                                                     Transferbezug                                 120 (59 – 182)           < 0,001                                106 (45 – 167)           0,001
                                        4                                           0,53                                                         0,59
                                                     Migrationshintergrund                           35 (3 – 66)              0,030                                 21 (–18 – 60)             n. s.

                                       Tab. 2 | Zusammenhänge zwischen sozialräumlichen Merkmalen und der SARS-CoV-2-Inzidenz außerhalb von Einrichtungen in
                                       den Planungsräumen von Steglitz-Zehlendorf (Ergebnisse linearer Regressionen), Stand: 06.10.2021, Untersuchung Bezirksamt
                                       Steglitz-Zehlendorf von Berlin, Gesundheitsamt
                                       KI = Konfidenzintervall

                                       SARS-CoV-2-Inzidenz außerhalb von Einrichtungen                                  SARS-CoV-2-Inzidenz außerhalb von Einrichtungen
                                       nach Anteil Transferbeziehender                                                  nach Infektionswelle und Anteil Transferbeziehender
                                       6.000
                                       6.000                                                                            4.000
                                                                                                                        4.000
Inzidenz außerhalb von Einrichtungen

                                                                                                                                      Welle 1
                                                                                                                                      1. Welle    Welle 2
                                                                                                                                                  2. Welle     Welle 3
                                                                                                                                                               3. Welle   Welle 4
                                                                                                                                                                          4. Welle
                                                                                                                        3.500
                                                                                                                        3.500
                                       5.000
                                       5.000                                                           R² = 0,47
                                                                                                                        3.000
                                                                                                                        3.000                                                               R² = 0,45
                                       4.000
                                       4.000
                                                                                                                        2.500
                                                                                                                        2.500
                                       3.000
                                       3.000                                                                            2.000
                                                                                                                        2.000
                                                                                                                        1.500
                                                                                                                        1.500
                                       2.000
                                       2.000                                                                                                                                                R² = 0,47
                                                                                                                        1.000
                                                                                                                        1.000
                                       1.000
                                       1.000                                                                                                                                                R² = 0,12
                                                                                                                            500
                                                                                                                            500
                                                                                                                                                                                             R² = 0,07
                                            0                                                                                00
                                                00            55               10
                                                                               10              15
                                                                                                15                 20
                                                                                                                   20             0                55               10
                                                                                                                                                                    10               15                    20
                                                            Anteil Bevölkerung mit Transferbezug [%]                                             Anteil Bevölkerung mit Transferbezug [%]
                                                                     Anteil Bevölkerung mit Transferbezug [%]                                                Anteil Bevölkerung mit Transferbezug [%]

                                       Abb. 4 | Zusammenhang des Anteils Transferbeziehender im Sozialraum mit der SARS-CoV-2-Inzidenz außerhalb von
                                       Einrichtungen in Steglitz-Zehlendorf (Ergebnisse linearer Regressionen), Stand: 06.10.2021, Untersuchung Bezirksamt
                                       Steglitz-Zehlendorf von Berlin, Gesundheitsamt
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