Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring

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Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
Leitfaden 2018
 Beratungsring Berglandwirtschaft
Consulenza per l‘agricoltura montana

             Anbau
           Erdbeere
Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
IMPRESSUM
Herausgeber
BRING - Beratungsring Berglandwirtschaft
Galvanistraße 38
39100 Bozen

Verantwortlich
Christian Plitzner

Text
Matthias Mair
Irene Holzmann

CoAutoren
Joachim Schmuhl
Max Zago
Philipp Brunner

Layout & Grafik
Thomas Prünster

Bildmaterial
Falls nicht anders angegeben, Fotoarchiv BRING

Druck
Kraler Druck + Grafik

Ausgabe
Nr. 01/2018 - Leitfaden Erdbeere
Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
Inhaltsverzeichnis

Erdbeere............................................................................................................................................................................................... 5
               Biologie und Botanik und Beschreibung der Pflanzenteile, Standortansprüche, Bodenvorbereitung und
               Anbausysteme

Anbau .................................................................................................................................................................................................. 7
               Anbau mit Stroh, mit Folie und geschützter Anbau, Anbau mit Strubstrat

Pflanzgut............................................................................................................................................................................................10
               Frischsetzlinge/wurzelnackte Grünpflanzen, Grüntopfpflanzen, Gekühlte Pflanzen, Fridosetzlinge,
               Wartebeetpflanzen, Pflanzung, Pflanzabstand, Pflanztiefe

Kulturdauer.......................................................................................................................................................................................12
               Einmaltragende und remontierende Sortenbeschreibung und Sorten, Winterschutzmaßnahmen

Bewässerung und Düngung.....................................................................................................................................................16
               Bewässerung, Stickstoff, Kalium und Phosphor, Magnesium und Calcium, Eisen, Bor, Mangan, Kupfer,
               Molybdän und Zink, Wirtschaftsdünger und organische Düngung, Bodenfruchtbarkeit

Bewässerung und Düngung der Substratkulturen.......................................................................................................23

Anbau Bio..........................................................................................................................................................................................24
               Umstellungszeiten und Pflanzmaterial, Anbau und biologische Belämpfung, Bienenschutz und
               bienengefährliche Pflanzenschutzmittel

Krankheiten
               Verticilium-Welke ............................................................................................................................................................................................... 27
               Rhizomfäule-Lederbeerenfäule .................................................................................................................................................................. 28
               Rote Wurzelfäule ................................................................................................................................................................................................ 29
               Schwarze Wurzelfäule ..................................................................................................................................................................................... 30
               Nematoden - Tagetes ....................................................................................................................................................................................... 31
               Weiß-Rotfleckenkrankheit ............................................................................................................................................................................. 32
               Eckige Blattfleckenkrankheit ........................................................................................................................................................................ 33
               Mehltau/Oidium .................................................................................................................................................................................................. 34
               Graufäule/Botrytis ............................................................................................................................................................................................. 36
               Anthraknose .......................................................................................................................................................................................................... 38
               Gnomonia Fruchtfäule ..................................................................................................................................................................................... 39

Schädlinge
               Erdbeerblütenstecher ...................................................................................................................................................................................... 40
               Spinnmilben .......................................................................................................................................................................................................... 42
               Erdbeermilben ..................................................................................................................................................................................................... 44
               Thripse ..................................................................................................................................................................................................................... 45
               Blattläuse ................................................................................................................................................................................................................ 47
               Dickmaulrüssler .................................................................................................................................................................................................. 48
               Wanzen .................................................................................................................................................................................................................... 49
               Mäuse ....................................................................................................................................................................................................................... 50
               Kirschessigfliege ................................................................................................................................................................................................. 51

Pflanzenschutzmittelverzeichnis .........................................................................................................................................53

Quellennachweis ..........................................................................................................................................................................57

Kontaktdaten BRING Berater ..................................................................................................................................................60
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Leitfaden Erdbeere 2018

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Leitfaden Erdbeere 2018

   Erdbeere

   Allgemeines
   Die Erdbeere gehört zu den Rosengewächse (Rosaceae). Die heutige                           Biologie und Botanik
   Gartenerdbeere hat ihren Ursprung im 18. Jhd. aus der Kreuzung der Chile Erd-
   beere aus Südamerika und der Scharlacherdbeere aus Nordamerika. Daraus
   entstand die heutige, großfruchtige Erdbeere mit den über 1.000 Kultursorten.
   Die angebauten Sorten sind selbstbefruchtend.

                                                                                              Beschreibung der
                                                                                              Pflanzenteile

Beschreibung der Pflanzenteile der Erdbeere (Quelle: Beerenobst - Stocker Verlag - 2014)

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Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
Leitfaden Erdbeere 2018

 Standortansprüche        Die Erdbeere ist eine sehr anpassungsfähige Kultur. Sie gedeiht in Höhenlagen
                          auf bis zu 1.700 m, wo sie zum Beispiel im hinteren Martelltal erfolgreich ange-
                          baut wird. Entscheidend für den Erfolg sind aber die Standortwahl und die dazu
                          passende Anbaustrategie.
                          Spätfrostlagen, windexponierte und schneearme Lagen sind bei mehrjähriger
                          Kultur ungeeignet. Bodenverdichtungen und Staunässe müssen unbedingt ge-
                          mieden werden, da sich Wurzelkrankheiten schnell ausbreiten können. Hier
                          kann der Anbau auf Dämmen von Vorteil sein. Sehr wichtig beim Erdbeeranbau
                          ist die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Zur letzten Erdbeerkultur sollte eine
                          Anbaupause von mindestens 4 Jahren eingehalten werden. Gut geeignete Vor-
                          kulturen sind Getreide, Gemüse und Gründüngungen aus Senf, Ölrettich und
                          Tagetes. Nachtschattengewächse als Vorfrucht (Kartoffel) sind ungeeignet. Bei
                          Wiesenumbruch kann der Drahtwurm zum Problem werden. Flächen mit Draht-
                          wurmbefall sollten gemieden werden.

 Bodenvorbereitung        Idealerweise sollte der Boden tiefgründig sein und einen hohen Humusanteil
                          aufweisen. Steinige Böden sollten gemieden werden. Vor allem beim Anbau
                          auf Dämmen ist dies zu beachten.
                          Der pH-Wert sollte im leicht sauren Milieu liegen (pH-Wert 5,5 - 6).

                          Bei Wiesenumbruch sollte die Bodenbearbeitung im Herbst erfolgen. Die Gras-
                          narbe muss mit einer Fräse aufgerissen werden. Anschließend kann eine tiefe
                          Bodenbearbeitung mit einem Pflug erfolgen.
                          Vor der Pflanzung im Frühjahr wird eine oberflächliche Bodenbearbeitung
                          empfohlen. Hier kann z.B. eine Egge eingesetzt werden.

          Anbausysteme    Je nach klimatischen und betrieblichen Gegebenheiten kommen im Erdbeer-
                          anbau mehrere Anbausysteme zum Einsatz.

                                                                                       Erdbeeranbau mit Folie
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Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
Leitfaden Erdbeere 2018

   Anbau
   Der Anbau mit Stroh stellt in Bezug auf Erstellungskosten die kostengünstigste        Anbau mit Stroh
   Variante im Erdbeeranbau dar. Hinsichtlich Produktionssicherheit ist der Anbau
   mit Stroheinlage jedoch mit Risiken verbunden. Der Anbau mit Stroh ist vor
   allem für Direktvermarkter empfehlenswert. Für den Großhandel ist diese Me-
   thode aufgrund der möglichen Verschmutzung der Früchte und der erhöhten
   Fäulnisanfälligkeit nicht zu empfehlen. In der Direktvermarktung sind die An-
   sprüche der Kunden meist nicht so hoch, kleine Mängel werden meist akzep-
   tiert.

Erdbeeranbau mit Stroh

    Vorteile                                Nachteile
    •   Geringe Investitionskosten          •   Geringe Produktionssicherheit
    •   Kein Einsatz von Folien             •   Erhöhte Gefahr von Botrytis
    •   Landschaftsbild                     •   Aufwändiger in der Pflege: Unkraut-
    •   Stroh kann als organischer Dünger       bekämpfung
        eingefräst werden

   Die Pflanzen werden in den frisch bearbeiteten Boden gepflanzt.
   Die wichtigste Pflegemaßnahme ist das Jäten zwischen den Pflanzen. Die Pflan-
   zen müssen ständig von Unkraut freigehalten werden.

   Zur Zeit der Blüte wird das Stroh eingelegt. Dies muss geschehen, bevor sich
   die Blütenstände zu Boden senken. Die Früchte bleiben dadurch sauber und
   trocknen nach Regenfällen schneller ab. Pro Quadratmeter benötigt man
   ca. 1 kg Stroh. Am besten eignet sich gehäckseltes Weizenstroh. Es sollte frei
   von Unkrautsamen und Körnerresten sein.

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Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
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      Anbau mit Folie     Anbau mit Folie auf Dämmen im Freiland
                          Vorteile                                  Nachteile
                          •   Unkrautunterdrückung                  •   Höhere Investitionskosten
                          •   Verfrühung/Verspätung der Ernte       •   Entsorgung
                          •   Schnelleres Abtrocknen der Früchte    •   Dämme: fördern Winterschäden
                          •   Besserer Schutz vor Schmutz/Fäulnis   •   Gefahr von Erosion
                          •   Dämme: beugen Staunässe vor

                          Beim Anbau mit Folie auf Dämmen werden ca. 2 Wochen vor der Pflanzung die
                          Hügel geformt und die Folie gelegt. So kann sich der Boden setzen und keimen-
                          des Unkraut wird erstickt. Die Tropfschläuche müssen unter die Folie gelegt
                          werden. Die Löcher werden kurz vor der Pflanzung gebrannt.
                          Unterschieden werden kann beim Anbau mit Folie zwischen ganzflächiger Ab-
                          deckung und Einzelreihenabdeckung.
                          Durch das Verwenden von weißer Folie wird die Ernte einige Tage verspätet,
                          durch den Einsatz einer schwarzer Folie verfrüht.

  Geschützter Anbau       Vor allem für den Anbau im Großhandel ist der geschützte Anbau empfehlens-
                          wert. Nur so kann eine hohe Produktionssicherheit garantiert werden. Treten je-
                          doch in der Ernte Schlechtwetterperioden auf, kann z.B. nicht gepflückt werden.
                          Früchte werden überreif, Druckflecken treten auf und Pilzkrankheiten können
                          zu hohen Ertragseinbußen führen.

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Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
Leitfaden Erdbeere 2018

Erdbeeranbau im Substrat (Bild: Joachim Schmuhl)

  Anbau im Substrat im geschützten Anbau                                                        Anbau im Substrat
   Vorteile                                        Nachteile
   •    Produktionssicherheit                      •   Sehr hohe Investitionskosten
   •    Hohe Erträge                               •   Fehler in der Produktion führen zu
   •    Hohe Pflückleistung                            hohen Verlusten
   •    Hohe Fruchtqualität                        •   Verbrauch von Ressourcen (Plastik,
   •    Nicht auf Boden angewiesen                     Torf)

  Der Anbau im Substrat ist mit sehr hohen Investitionskosten verbunden. Der
  Anbau muss im Tunnel erfolgen, um eine möglichst sichere Produktion zu
  garantieren. Zusätzlich müssen die Kosten für die Stellagenkonstruktion be-
  rücksichtigt werden.
  Um eine optimale Kulturführung zu garantieren muss eine eigens vorgesehene
  Bewässerungs- und Düngungsanlage installiert werden. Düngung und Bewäs-
  serung im Substratanbau werden weiter hinten im Leitfaden angeführt.

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Erdbeere Anbau - Leitfaden 2018 - Bring
Leitfaden Erdbeere 2018

                          Pflanzgut
     Frischsetzlinge/     Frische Ausläufer werden von Mutterpflanzen entnommen und weitergepflanzt.
        wurzelnackte      Die Pflanzen müssen innerhalb weniger Stunden nach der Rodung gepflanzt
        Grünpflanzen      werden, sodass sie nicht vertrocknen. In den ersten Tagen nach der Pflanzung
                          ist eine Oberkronenbewässerung notwendig.
                          Solche Ausläufer können auch selbst weitervermehrt werden.
                          Die Pflanzen bilden im Folgejahr nach der Pflanzung einen Ertrag. In hohen
                          Lagen ist diese Vermehrung meist nicht geeignet, da die Pflanzen nach dem
                          Anwachsen nicht mehr ausreichend Zeit zur Blüteninduktion haben.

   Grüntopfpflanzen       Ausläufer werden von den Mutterpflanzen geschnitten und pikiert. Die An-
                          wurzelung erfolgt im Glashaus. Die Pflanzen können länger gelagert wer-
                          den als wurzelnackte Grünpflanzen. In Anbaulagen von ca. 1.000 bis
                          1.200 m müssen diese Pflanzen von Mitte Juli bis Anfang August gepflanzt
                          werden, um noch eine gute Blüteninduktion erreichen zu können. Im Folgejahr
                          kann mit sehr hoher Qualität und hoher Pflückleistung gerechnet werden.

  Gekühlte Pflanzen       Dazu gehören Frigosetzlinge und Traypflanzen. Diese Pflanzen werden im
                          Spätherbst bis Winteranfang in Kühllagern eingelagert. Sie können, je nach
                          Lage, von Frühjahr bis Sommer gepflanzt werden. Die Ernte setzt ca. 7 bis 9
                          Wochen nach der Pflanzung ein und ist so für das erste Jahr programmierbar.

       Frigosetzlinge     Frigosetzline entstehen aus Ausläufern von Mutterpflanzen. Sie werden im
                          Spätherbst im Vermehrungsquartier gerodet und anschließend in Lagern tief-
                          gekühlt. Die Blütendifferenzierung ist im Gegensatz zu Grünpflanzen, aufgrund
                          des späteren Rodezeitpunktes, bereits abgeschlossen. Die Pflanzen werden
                          nach der Ernte anhand der Rhizomdurchmesser sortiert. Je stärker das Rhizom
                          ist, desto mehr Blütenstände bilden die Pflanzen anschließend aus.
                          Schwache Frigosetzlinge bilden im Pflanzjahr noch keinen oder nur einen ge-
                          ringen Ertrag. Werden diese gepflanzt, sollten die Blüten entfernt und ein Er-
                          trag im Folgejahr angestrebt werden. Wird im ersten Jahr eine Ernte angestrebt,
                          müssen starke Frigosetzlinge verwendet werden.

 Wartebeetpflanzen        Bei der Produktion von Wartebeetpflanzen werden Setzlinge Ende Juli bis An-
                          fang August gerodet und in ein Wartebeet gepflanzt, wo sie sich besser ent-
                          wickeln können. Im November bis Dezember werden sie gerodet und je nach
                          Rhizomdurchmesser in leichte, mittlere und starke Wartebeetpflanzen sortiert.
                          Diese Pflanzen bieten ein höheres Ertragspotential als einfache Frigosetzlinge.

           Pflanzung      Frigopflanzen sollten von Anfang April bis Ende Juni gepflanzt werden, Grün-
       Pflanzabstand      pflanzen von Mitte Juli bis Anfang August. Der Pflanzabstand ist sehr genau
                          zu planen. Vor allem im Bioanbau sollten weite Pflanzabstände gewählt wer-
                          den, idealerweise die Einzelreihenpflanzung (siehe Abbildung). Die Bestände
                          sollten luftig sein, sodass sie schnell abtrocknen und Pilzkrankheiten weniger
                          auftreten können. Übliche Pflanzenanzahl je Hektar liegt zwischen 50.000 bis
                          70.000. Im Bioanbau können es auch nur 40.000/ha sein.

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Leitfaden Erdbeere 2018

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Pflanzabstand Doppelreihe

Pflanzabstand Einzelreihe

    Die optimale Pflanztiefe ist sehr wichtig. Wird die Pflanze zu hoch gepflanzt,       Pflanztiefe
    ist bei der Überwinterung die Gefahr von Winterschäden (Austrocknung des
    Rhizoms) höher. Werden die Pflanzen zu tief gepflanzt, besteht die Gefahr, dass
    das Rhizom von Pilzkrankheiten befallen wird, da es mit Erde bedeckt wird.

                                           zu tief

                                           richtig

                                           zu hoch

Schematische Darstellung der Pflanztiefe
                                                                                                       Seite 11
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                          Kulturdauer

     einmaltragende       Im Normalfall werden im Pflanzjahr stärkere Frigopflanzen gepflanzt und im
                          selben Jahr ein Ertrag angestrebt. Die Ernte beginnt ca. 7 bis 9 Wochen nach
                          der Pflanzung. Um die Produktionskosten zu optimieren ist auch im darauffol-
                          genden Jahr ein Ertrag anzustreben, wobei die Pflanzen überwintert werden
                          müssen (siehe Winterschutz), im Frühjahr abgeräumt und ständig von Unkraut
                          freigehalten werden müssen. Auch der Krankheits- und Schädlingsdruck ist im
                          2. Jahr höher. Die Bestände sind meist üppiger, was auch die Pflückleistung
                          senkt und Pilzbefall fördert. Außerdem ist die Qualität im 2. Ertragsjahr schlech-
                          ter.

      remontierende       Der Anbau remontierender Sorten spielt nur in frühen Lagen eine Rolle (max.
                          1.000 m). Der Ertrag setzt ca. im Juli ein und dauert bis zum ersten Frost an.
                          Es muss möglichst früh gepflanzt werden. In späten Lagen kann daher nur mit
                          einem geringeren Ertrag gerechnet werden. Es ist nur ein Ertragsjahr sinnvoll.
                          Im Hinblick auf Kulturführung und Pflanzenschutz sind remontierende Sorten
                          problematisch.
                          Je nach Wachstum der Pflanzen müssen die ersten Blütenstände ausgebrochen
                          werden, um die Entwicklung der Pflanzen zu fördern. Auf jeden Fall sollte ein
                          Fachmann herangezogen werden, um die Pflanzen zu beurteilen.

                                                                            Abgeräumte Erdbeerpflanze im Frühjahr
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Leitfaden Erdbeere 2018

Winterschutzmaßnahme mit Vlies

Winterschutzmaßnahmen
Um die Erdbeerkulturen vor Winterschäden zu schützen, sollten Maßnahmen
ergriffen werden, da das Rhizom sehr austrocknungsgefährdet ist. Empfindlich
sind vor allem Frigopflanzen und Dammkulturen mit Mulchfolienabdeckung. In
trockenen kalten Wintern können große Ausfälle entstehen.
Die Erdbeerkulturen sollten vor Kälteeinbruch mit Acryl-Vlies (34 g pro m²) ab-
gedeckt werden:

Abdeckung mit Vlies                       Nachteile der Abdeckung                    Abdeckung mit Vlies
•   das Vlies doppelt übereinander        •   intensive Überwachung nötig
    legen um eine bessere Wirkung zu      •   leicht erhöhte Anfälligkeit auf
    erreichen                                 Schadorganismen im Frühjahr
•   bei starker Sonneneinstrahlung im     •   Wühlmäuse können sich stark aus-
    Frühjahr muss das Vlies entfernt          breiten und Schäden verursachen
    werden, da sonst eine unerwünsch-
    te Verfrühung erzielt wird, und mit
    deutlich kleineren Früchten und
    geringerem Ertrag zu rechnen ist
•   im Frühjahr das Vlies anfangs nur
    am Feldrand liegen lassen, um bei
    Frostgefahr die Kulturen wieder
    zuzudecken

                                                                                                  Seite 13
Leitfaden Erdbeere 2018

                          Sorten
                          Die Auswahl an Sorten ist sehr groß. Die ideale Sorte muss je nach Vermarktung,
                          Lage, Produktionszeit usw. ausgewählt werden. Für die Direktvermarktung soll-
                          te z.B. der Geschmack einer Sorte an erster Stelle stehen, für den Großhandel
                          spielt Produktivität eine wichtigere Rolle. Beim Anbau im Freiland dürfen z.B.
                          botrytisanfällige Sorten nicht verwendet werden. Im Nachbau auf Erdbeeren
                          müssen robustere Sorten gewählt werden, die dann meist im Geschmack oder
                          in der Produktivität zurückliegen. Im Folgenden sind einige Sorten aufgelistet:

                                                                                Krankheitsan-
                             Sorte      Ertrag       Frucht          Wuchs                         Allgemein
     einmaltragende                                                               fälligkeit
              Sorten                                                                               Fruchtgröße
                                                                                 anfällig gegen-    nimmt bei
                                                 sehr attraktiv,
                                                                                  über Wurzel-      Ernte stark
                                                   guter Ge-         mittel
                              Elsanta   hoch                                    krankheiten, nur    ab, Haupt-
                                                 schmack, sehr
                                                                                  auf „frischen“     sorte im
                                                  gut haltbar
                                                                                Böden geeignet     Erwerbsan-
                                                                                                        bau
                                                  große Früch-                  tolerant gegen
                                                    te, guter       kräftiger    Wurzelkrank-        Sorten-
                            Darselect   mittel
                                                  Geschmack,         Wuchs       heiten, etwas       schutz!!
                                                     haltbar                    mehltauanfällig
                                                  groß, fest, gut               tolerant gegen    nur für
                              Aprica    mittel     haltbar, Ge-      mittel     Wurzelkrankhei- Großhandel
                                                 schmack mäßig                        ten        geeignet
                                                                                                    auch auf
                                                                                                   schwäche-
                                              große konische
                                                                                                   ren Böden
                                                Frucht guter
                                                                                                    geeignet,
                                 Joly schwach   Geschmack,           mittel      robuste Sorte
                                                                                                     gut für
                                              dunkle glänzen-
                                                                                                   Direktver-
                                               de Fruchtfarbe
                                                                                                    marktung
                                                                                                    geeignet
                                                                      sehr      wenig empfind-        gut für
                                                 große konische
                                                                     kräftig,    lich auf Wur-      schwache
                                                  Frucht, guter
                            Roxanna     hoch                          weite     zelkrankheiten,     Böden, gut
                                                   Geschmack,
                                                                    Abstände      anfällig auf     im Nachbau
                                                 dunkle Früchte
                                                                     wählen         Mehltau
                                                                                                     nur in
                                                   sehr guter                     sehr anfällig
                                                                                                    frischen
                              Sonata     gut      Geschmack,         mittel     gegenüber Wur-
                                                                                                     Böden
                                                 dunkle Früchte                  zelkrankheiten
                                                                                                    geeignet
                                                    guter Ge-
                                                  schmack, dru-
                                Salsa   hoch                         mittel                        späte Sorte
                                                 ckempfindliche
                                                     Früchte

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Leitfaden Erdbeere 2018

                                                         Krankheitsan-                     remontierende
      Sorte       Ertrag         Frucht         Wuchs                     Allgemein
                                                           fälligkeit                      Sorten
                                guter Ge-                                 in Südtiro-
                                schmack,                 etwas anfällig    ler Lagen
       Murano      gut                          stark
                             längliche, feste             für Botrytis    gut geeig-
                                 Frucht                                        net
                             längliche hell-                               für Di-
               schwach
                              rote Früchte,                               rektver-
        Furore    bis                           stark
                                guter Ge-                                 marktung
                mittel
                                schmack                                   geeignet
                                                                          für Groß-
                              mäßiger Ge-
       Florina    hoch                          mittel                     handel
                               schmack
                                                                          geeignet
                             mittlerer-guter                               für Di-
                               Geschmack                                  rektver-
        Favori    mittel                        stark
                             lange-kegelför-                              marktung
                              mige Früchte                                geeignet
                                                                          für Groß-
                              mittlerer Ge-
    Florentina     gut                          mittel                     handel
                               schmack
                                                                          geeignet

Remontierende Sorte Murano
                                                                                                        Seite 15
Leitfaden Erdbeere 2018

                                 Bewässerung
                                 Beim Anbau von Erdbeeren muss eine Beregnungsmöglichkeit vorhanden sein.
                                 Die Bewässerung sollte aber nach Bedarf erfolgen. Wassermangel kann zu er-
                                 heblichen Ertragseinbußen führen, aber auch eine Wasserüberversorgung kann
                                 sich negativ auswirken. Nässe in Wurzelnähe führt vermehrt zu Wurzel- und
                                 Rhizomfäule. Zudem sind Nährstoffe bei Überversorgung nicht verfügbar.
                                 Um eine möglichst genaue Wasserversorgung zu erreichen, ist der Einsatz von
                                 Tensiometern sinnvoll. Die Bewässerung kann durch eine Oberkronenbereg-
                                 nung oder durch Tropfbewässerung erfolgen.

           Oberkronen-           Vor- und Nachteile der Oberkronenbewässerung
           bewässerung            Vorteile                                       Nachteile
                                  •   Kostengünstigere Variante                  •    Hoher Wasserverbrauch
                                  •   Besseres Anwurzeln nach der Pflan-         •    Erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten
                                      zung                                            (z.B. Botrytis)
                                  •   Abkühlung der Pflanzen bei heißen
                                      Temperaturen

  Tropfbewässerung               Vor- und Nachteile der Tropfbewässerung
                                  Vorteile                                       Nachteile
                                  •   Wassereinsparung                      •         Hohe Kosten
                                  •   Gleichmäßige Wasserverteilung im      •         Installation eines Filters (je nach Ver-
                                      Feld                                            schmutzung des Beregnungswassers)
                                  •   Verminderter Befall von Pilzkrank-    •         Keine Möglichkeit der Abkühlung
                                      heiten (erhöhte Qualität der Früchte)
                                  •   Möglichkeit der Einspeisung von
                                      Düngern (Fertigation)

              Erdbeerfeld mit Tropfbewässerung und zusätzlicher Möglichkeit der Abkühlung mittels Oberkronenbewässerung (Microjet)
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Leitfaden Erdbeere 2018

Düngung im Erdbeeranbau
Eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung zur Erhaltung der Bodenfruchtbar-
keit ist auch im Erdbeeranbau unerlässlich für Ertrag und Pflanzengesundheit.
Regelmäßige Bodenuntersuchungen, Pflanzenbeobachtung und Blattanalysen
geben einen umfassenden Einblick in die Nährstoffversorgung der Erdbeeren
und sind Basis einer gezielten Düngung. Für eine Bodenprobe sollten mehrere
Einstiche in Bearbeitungstiefe (0 - 30 cm) quer durchs Feld vorgenommen wer-
den, um ein Gesamtbild der Anlage zu erhalten. Die Bodenproben werden an-
schließend in einem geeigneten Labor (z.B. Versuchszentrum Laimburg) analy-
siert. Die effektive Aufnahme an Nährstoffen durch die Pflanzen kann während
der Vegetationsperiode über die Blattanalyse erfolgen. Die Analysen im Labor
ersetzen aber keineswegs eine regelmäßige Beobachtung des Pflanzenbestan-
des. Die für die Pflanzen notwendigen Nährstoffe werden in Makro- und Mik-
roelemente eingeteilt. Makroelemente (Grundnährstoffe) müssen für Pflanzen
in größeren Menge verfügbar sein, während Mikroelemente (Spurenelemente)
nur in kleinsten Mengen von Nöten sind.

Makroelemente
Stickstoff hat eine wichtige Bedeutung für Wachstum, Entwicklung und Ertrags-          Stickstoff
bildung der Pflanzen. Folge von Stickstoffmangel sind reduziertes Wachstum
und reduzierte Erträge.
Stickstoffmangel äußert sich zuerst an älteren Blättern in Form von Chloro-
phyllabbau, sie werden chlorotisch, Erdbeerblätter färben sich rötlich, auch die
Blattstiele und Kelchblätter werden rötlich. Die Blüte ist vorzeitig und es wer-
den weniger Früchte ausgebildet.
Bei einem Stickstoffüberschuss kommt es zu übermäßigen vegetativen Wachs-
tum, die Blüten- und Fruchtentwicklung kann darunter leiden. Außerdem bleibt
bei Stickstoffüberschuss das Gewebe der Pflanzen weich, sie sind so anfälliger
für Krankheiten.
Vor allem im Freiland, aber auch im Tunnel ist Stickstoffüberdüngung zu ver-
meiden, Fruchtfäulen und andere Krankheiten können sich viel stärker ausbrei-
ten.

Die Aufteilung der Düngung in mehrere Gaben ist sinnvoll. Um den Pflanzen              Stickstoffdüngung,
bei Vegetationsbeginn einen optimalen Start zu ermöglichen, kann hier je nach          Kopfdüngung
Sorte und Boden eine Gabe von 20 - 40 kg/ha erfolgen. Bei dieser Düngung
sollten Dünger mit schnellwirkenden Stickstoffverbindungen eingesetzt wer-
den. Harnstoff ist nicht geeignet. Die 2. Stickstoffgabe sollte bei Blühende, je-
denfalls bevor das Stroh eingebracht wird. Auch hier können 20 - 40 kg/ha
Stickstoff eingebracht werden. Idealerweise sollte die 2. Gabe auf einer N-min
Untersuchung basieren. Ansonsten sollte die Menge auf den Zustand der Erd-
beerpflanzen angepasst werden. Bei sehr starken Wachstum muss auf eine
2. Gabe verzichtet werden. Eine weitere Gabe kann nach der Ernte erfolgen,
wenn die Pflanzen überwintert werden sollen.

Bei der Düngerausbringung mittels Fertigation haben sich Gaben von max.                Stickstoffdüngung,
10 kg/ha an Fertigationsdüngern im bewährt. Wird z.B. ein geeigneter Kalksal-          Anbau mit Tropfbe-
peterdünger mittels Fertigation gedüngt, werden je Gabe 1,5 kg/ha Stickstoff           wässerung
ausgebracht. Die Gaben können im Abstand von 2 bis 7 Tagen erfolgen, je nach
Bedarf. Idealerweise kommen Volldünger zum Einsatz, welche den Bedarf laut
Bodenprobe decken, und zusätzlich auch den Stickstoffbedarf abdecken.

                                                                                                    Seite 17
Leitfaden Erdbeere 2018

                                                           Bewässerungs- und Düngungsanlage (Bild: Schmuhl Joachim)

             Kalium       Kalium ist in der Pflanze an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt wie die Re-
                          gelung des Wasserhaushaltes und die Aktivierung von Enzymen. Den höchsten
                          Bedarf haben die Pflanzen zur Zeit der Blüte und der Fruchtbildung.
                          Kalimangel führt zu geringerem Blüten- und Fruchtansatz. Außerdem sind die
                          Pflanzen weniger widerstandsfähig gegen Trockenheit und Frost. Auch werden
                          der Geschmack und die Haltbarkeit der Früchte beeinträchtigt. Typische Man-
                          gelerscheinungen sind außerdem braune Flecken vom Blattrand her, wodurch
                          starker Kalimangel diagnostiziert werden kann.

    Kalium-Düngung        Vor der Düngung sollte eine Bodenprobe durchgeführt werden. Bei Gehaltsklas-
                          se C benötigen Erdbeere bei einem Ertrag von 15-20 dt/ha ca. 130 kg K2O/ha.
                          Die Düngung kann mittels Fertigation oder als Kopfdüngung erfolgen. Außer-
                          dem können auch Volldünger eingesetzt werden, welche einen entsprechen-
                          den Kaligehalt aufweisen. Die Dünger müssen chloridarm sein. Als Kalidünger
                          wird am besten Kaliumsulfat eingesetzt, welcher einen K2O-Gehalt von 50%
                          aufweist. Bei Vegetationsbeginn ist der Bedarf eher gering, der größte Anteil
                          wird ab dem Zeitpunkt Blüte und Fruchtreife benötigt. Die Düngung sollte bei
                          Kopfdüngung in 3 Gaben erfolgen, bei Fertigation im Abstand von 2-4 Tagen.

           Phosphor       Phosphor hat wichtige Aufgaben in der Pflanze bei Energiehaushalt, ist Bau-
                          stein der Zellmembran und der Nukleinsäure. Phosphor kommt als Phosphat
                          (P2O5) im Boden vor. Phosphatmangel hat Wachstumsminderung zur Folge. Die
                          Blätter verfärben sich dunkel- stumpfgrün. Bei anhaltenden Phosphatmangel
                          verfärben sich vorwiegend die älteren Blätter rot- violett. Bei Mangel ist außer-
                          dem Wurzel- und Blütenbildung gehemmt.
                          Bei Gehaltsklasse C benötigen Erdbeerpflanzen bei einem Ertrag von
                          15-20 dt/ha 35 kg/ha an Phosphat.

 Phosphor-Düngung         Es gibt verschiedene Dünger, welche als Kopfdünger eingesetzt wer-
                          den können. Auch verschiedene Volldünger enthalten Phosphat. Bei
                          starken Phosphatmangel laut Bodenprobe kann auch Triplephosphat
                          (45 % P2O5) eingesetzt werden.
                          Bei Tropfbewässerung kann Phosphat auch mittels verschiedenen Fertigations-
                          volldünger eingesetzt werden.

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Leitfaden Erdbeere 2018

   Magnesium ist der elemtare Bestandteil des Chlorophylls. Magnesium steht im          Magnesium
   Antagonismus zu Kalium und Calcium. Hohe Kaliumgehalte im Boden hemmen
   die Magnesiumaufnahme und umgekehrt. Magnesiummangel im Boden ist in
   Südtirol selten vorzufinden. Magnesiummangel in der Pflanze, infolge schlech-
   ter Aufnahme, kann aber vorkommen. Ersichtlich wird dieser durch Aufhellun-
   gen der älteren Blätter, wobei die Blattadern noch längere Zeit gesund bleiben.

   Nur bei Mangel laut Bodenprobe kann eine Magnesium-Grunddüngung erfol-               Magnesium-
   gen. Hierfür sollte Magnesiumsulfat eingesetzt werden. Ansonsten wird der Be-        Düngung
   darf meist durch Volldünger abdedeckt.
   Bei einem Mangel, welcher am besten durch eine Blattanalyse belegt wird,
   kann mit magnesiumhaltigen Blattdüngern gegengewirkt werden. Hierfür kön-
   nen Blattdünger aus Magnesiumsulfat oder Magnesiumhydroxid zum Einsatz
   kommen.

   Calcium wird für viele Prozesse in der Pflanze benötigt, außerdem ist es ein         Calcium
   wichtiger Baustein der Zellwände und so z.B. wichtig für die Festigkeit der
   Früchte. Calciummangel kann besonders bei hohen Temperaturen stark auf-
   treten. Ersichtlich wird dies an den jungen Blättern, welche sich bei Mangel
   kräuseln, die Blattspitzen verbräunen und absterben. Vor allem bei Blühbeginn
   bis Reife sind Blattspritzungen mit Calciumdüngern empfehlenswert, um au-
   ßerdem die Fruchtfleischfestigkeit zu fördern. Zudem spielt Calcium im Boden
   eine wichtige Rolle bei der Regulierung des pH-Wertes.
   Calcium ist in Kalk enthalten, bei Calciumdüngung spricht man deshalb von
   Kalkung.

   Beim Anbau von Erdbeeren ist eine Kalkung selten notwendig, nur bei sehr             Calcium-Düngung
   niedrigen pH-Wert kann sie sinnvoll sein. Bei Erdbeeren spielt Calcium über
   Blattdüngung eine wichtige Rolle, da bei Mangel oft nur die Aufnahme gestört
   ist. Durch Blattdüngungen mit Calcium ab Blüte bis Ernte kann so die Frucht-
   fleischfestigkeit erhöht werden, und Calciummangel in den jungen Blättern
   vorbeugen.

Calciummangel der Erdbeerpflanze
                                                                                                     Seite 19
Leitfaden Erdbeere 2018

                                                               Eisenmangel der Erdbeerpflanze (Bild: Joachim Schmuhl)

                          Mikroelemente
              Eisen       Eisen ist in der Pflanze ein wichtiger Nährstoff, welcher an Stoffwechselprozes-
                          sen und Wachstum beteiligt ist. Eisenmangel tritt meist nicht durch Eisenman-
                          gel im Boden auf, sondern durch schlechte Verfügbarkeit. Vor allem bei feucht
                          kühlem Wetter im Frühjahr kann Eisenmangel verstärkt auftreten. Durch die
                          schlechte Beweglichkeit des Nährstoffes in der Pflanze erscheint Eisenmangel
                          zuerst an den jungen Blättern. Er äußert sich durch gelbliche Aufhellungen zwi-
                          schen den Blattadern. Auch bilden die Pflanzen nur verringert Wurzeln aus. Um
                          Eisenmangel vorzubeugen, sollten staunasse Böden gemieden oder entwässert
                          werden und verdichtete Böden gelockert werden.

      Eisen-Düngung       Bei Vegetationsbeginn (überwinterte Anlagen) empfiehlt es sich, bei kühler
                          Witterung und tiefen Bodentemperaturen, mittels Fertigation einen Eisendün-
                          ger vorbeugend auszubringen. Treten Eisenmangelsymptome auf, können mit-
                          tels 2 Blattdüngungen im Abstand von einer Woche die Symptome behoben
                          werden. Als Dünger sollten Eisenchelate eingesetzt werden, welche eine gute
                          Wirkung aufweisen.
                          z.B. Sequestrene life, 10 kg/ha bei Fertigation, 100 g/hl bei Blattdüngung

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Leitfaden Erdbeere 2018

Bormangel ist in der Pflanze an vielen Prozessen beteiligt. Vorallem ist Bor für                Bor
die Blüten- und Fruchtbildung sehr wichtig. Befindet sich Bor in den Versor-
gungsklassen A und B sollte Bor auf den Boden ausgebracht. Da es nur geringe
Mengen an Bor braucht, muss der Nährstoff mit der Feldspritze ausgebracht
werden. Blattdüngungen mit Bor in der Vorblüte bis Blüte sind empfehlenswert.

                                                                                                Mangan, Kupfer,
Mangel an diesen Elementen kommen im Erdbeeranbau eher selten vor.
                                                                                                Molybdän, Zink

Die Düngung mit Wirtschaftdüngern (Stallmist, Gülle) ist vor der Bodenbear-                     Wirtschaftsdünger
beitung sehr gut geeignet. Diese fördern die biologische Aktivität des Bodens
und die Humusbildung, was vor allem bei Böden mit niedrigen Humusgehalten
sehr wichtig ist. Auch Bodenmüdigkeit wird durch den Einsatz von Wirtschafts-
düngern vorgebeugt. Allerdings sollten die Nährstoffgehalte der eingesetzten
Dünger berücksichtigt werden.
Organische Düngung
Organische Düngung in Form von z.B. Stallmist kann in der Bodenvorberei-
tung eine wichtige Rolle spielen. Durch die Düngung mit Stallmist wird das
Bodenleben angeregt und der Humusgehalt erhöht. Der Humus ist im Boden
an verschiedenen Auf- und Abbauprozessen beteiligt. Es wird die Nährstoffaus-
tauschkapazität erhöht, und außerdem die Bodenstruktur und somit der Was-
ser- und Lufthaushalt verbessert. Bei Ausbringung von Mist oder Gülle müssen
die Nährstoffgehalte dieser in der Düngung berücksichtigt werden.

Tabelle: Medianwerte von 446 Wirtschaftsdüngeranalysen des agrikulturchemischen Labors des
Versuchzentrum Laimburg von 1993 bis 2015
                                Gülle            Mist           Jauche        Biogasgülle
        Parameter
                               (n=102)          (N=41)          (n=75)          (n=228)
 pH                              7,2              7,8             8,6              7,7
 TS-Gehalt (%)                   8,1             19,7             2,5              6,7
 Organische Substanz (%)         6,3             15,4             0,9              4,7
 NH4-N (kg/m³)                   1,0              0,2             1,7              1,5
 N (kg/m³)                       3,5              4,2             2,7              3,2
 NH4-N (%)                        29              6,0             63               47
 P2O5 (kg/m³)                    1,9              3,5             0,1              1,8
 K2O (kg/m³)                     5,8              6,1             9,0              5,8
 MgO (kg/m³)                     1,1              2,2             0,4              1,0
 CaO (kg/m³)                     2,3              5,6             0,2              1,9

                                                                                                             Seite 21
Leitfaden Erdbeere 2018

 Bodenfruchtbarkeit       Im Erdbeeranbau stellen der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und die Verbeu-
                          gung von Bodenmüdigkeit eine zentrale Rolle dar. Die Erdbeerpflanze ist sehr
                          schlecht selbstverträglich. Bodenbürtige Schaderreger wie Verticillium, Phyto-
                          phtora, Nematoden können sich bei mehrmaligem Anbau auf der gleichen Flä-
                          che im Boden anreichern und so immer mehr Schäden an den Pflanzen anrich-
                          ten. Dies führt zu geringeren Erträgen und macht einen wirtschaftlichen Anbau
                          nicht mehr möglich.
                          Um dem entgegenzuwirken, ist ein stetiger Fruchtwechsel sehr wichtig. Wer-
                          den Erdbeeren angepflanzt, sollte höchstens die Hälfte der im Betrieb für Erd-
                          beeranbau geeigneten Flächen bepflanzt werden, sodass mit den anderen Flä-
                          chen rotiert werden kann. Nur so können über einen längeren Zeitraum hinweg
                          erfolgreich Erdbeeren im Boden angebaut werden. Ist der Boden mit Erregern
                          verseucht, ist kein Erdbeeranbau mehr möglich. Hier kommt nur mehr der An-
                          bau im Substrat in Frage.
                          Besonders gut für die Fruchtfolge eignen sich der Anbau von Tagetes (s. Nema-
                          toden) bzw. der Anbau von Getreide.
                          Der Einsatz von Wirtschaftsdüngern wirkt sich zudem positiv auf die Boden-
                          fruchtbarkeit aus und sollte im Anbau berücksichtigt werden.

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Leitfaden Erdbeere 2018

Bewässerung und Düngung der Substratkultur
Die Ernährung der Substratkultur erfolgt über eine Nährlösung, wobei alle
Nährstoffe kontinuierlich gedüngt werden müssen. Die Nährstoffe werden in
jedem Bewässerungsgang zugeführt. Stimmt die Nährlösung nicht, ist z.B. die
Konzentration zu hoch, kommt es zur Versalzung und die Erdbeerpflanzen er-
leiden Schäden. Um die optimale Versorgung zu garantieren, muss der Salzge-
halt, die Anzahl Bewässerungsgänge pro Tag, das Drainwasser und der pH-Wert
täglich gemessen werden.

Der pH-Wert der Düngelösung muss zwischen 5,5 - 5,8 liegen. Ein Wert über               pH-Wert
6,0 führt zu Spurenelementemangel, ein Wert unter 4,5 kann Wurzelschäden
verursachen. Bei höheren pH-Werten wird Säure (Salpetersäure, Schwefelsäu-
re, …) beigemengt und so der der ideale pH-Wert erreicht.

Der Salzgehalt wird mittels elektrischer Leitfähigkeit gemessen. Dünger beste-          Salzgehalt
hen aus Salzen, je höher der Salzgehalt im Wasser, desto höher die Leitfähig-           (EC-Wert)
keit.
Der ideale EC-Wert sollte beim Tropfwasser zwischen 1,4 und 1,8 mS liegen.
Höhere Werte können zu Verbrennungen an den Wurzeln führen, bei niedrige-
ren Werten sind die Pflanzen unterversorgt.

Als Drainwasser bezeichnet man Wasser, welches nach einer Bewässerung                   Drainwasser
durchsickert. Es sollte an mehreren Stellen in der Anlage aufgefangen und die
Menge gemessen werden.
Das Drainwasser sollte täglich gemessen werden, denn dadurch wird die Be-
wässerungsintensität bemessen.
Zu Kulturbeginn ist noch kein Drainwasser erforderlich. Es wird ca. 2 - 3 mal täg-
lich Wasser gegeben. Ab Beginn Blüte ist Drainwasser erforderlich. Das Drain-
wasser sollte 5 - 20 % (20 % bei heißen Tagen) des Bewässerungswassers be-
tragen. Pro Takt sollte bei 2 l/h Tropfern 3 bis 6 Minuten bewässert werden. Um
das Drainwasser zu erreichen, sollte je nach Witterung, bis zu 10 mal täglich
bewässert werden. Die erste Bewässerung sollte ca. 3 h nach Sonnenaufgang,
die letzte 3 h vor Sonnenuntergang erfolgen.

Bei einer Fertigationsanlage werden Einzelnährstoffdünger nach Rezept zu-               Fertigationsanlage
sammengestellt und ins Bewässerungssystem eingespeist. EC-Wert und pH-
Wert werden ständig eingestellt.
Die Düngung sollte aber trotzdem ständig überwacht werden.

Einfache und kostengünstigere Variante, bei der die Einspeisung über ein Do-            Variante mit
siergerät erfolgt. Es wird ein Volldünger, welcher ungefähr dem Bedarf ent-             Dosiergerät
spricht, in einen Behälter mit Wasser gefüllt und über dem Dosiergerät so in die
Bewässerung eingespeist, dass der EC-Wert passt. Auch die Ansäuerung mittels
Säure erfolgt gleich. Änderungen des Bewässerungswassers, Fehler in der Ein-
speisung oder eine nicht optimale Versorgung können zu Schäden führen.

Voraussetzung für den Anbau im Substrat ist das Bewässerungswasser. Dieses              Bewässerungs-
sollte in einem geeigneten Labor analysiert werden. Besonders Karbonat- und             wasser
Salzgehalt des Wassers müssen bei der Düngung berücksichtigt werden. Zu-
dem muss der pH-Wert kontrolliert werden.

                                                                                                       Seite 23
Leitfaden Erdbeere 2018

                          Anbau Bio
                          Gesetzliche Grundlagen

  Umstellungszeiten       Bevor pflanzliche Erzeugnisse als biologische Produkte ausgelobt werden dür-
                          fen, müssen die jeweiligen Anbauflächen eine Umstellungszeit durchlaufen,
                          in welcher die Richtlinien der biologischen Landwirtschaft schon eingehalten
                          werden müssen. Bei Erdbeeren beträgt diese Umstellungszeit 24 Monate vor
                          Pflanzung.
                          Als Umstellungsbeginn gilt das Datum, ab welchem keine konventionelle Maß-
                          nahme mehr am Betrieb getroffen wird. Die Umstellung muss bei der Behörde,
                          dem Amt für Landwirtschaftsdienste, gemeldet werden. Auch für später neu in
                          die Umstellung genommene Flächen (Zupacht) gilt als Umstellungsbeginn das
                          Datum, ab welchem keine konventionellen Maßnahmen mehr auf der Fläche
                          getroffen werden. Zugepachtete Flächen müssen bei Behörde und Kontrollstel-
                          le gemeldet werden.
                          Es besteht die Möglichkeit der rückwirkenden Anerkennung von Flächen, wenn
                          gewährleistet ist, dass die Flächen nicht mit Mitteln, besonders Pflanzenschutz-
                          und Düngemitteln behandelt wurden, die nicht für die biologische Produktion
                          zugelassen sind. Dieser Nachweis kann in der Regel nur dadurch erbracht wer-
                          den, wenn sich die Flächen in einem entsprechenden Agrarumweltprogramm
                          befanden, d.h. Agrarumweltmaßnahmen, Maßnahme 10, Vorhaben Grünland
                          (Grünlandprämie).

      Pflanzmaterial      Grundsätzlich gilt für die pflanzliche Erzeugung, dass nur biologisches Pflanz-
                          und Saatgut verwendet werden darf. Wenn kein geeignetes Pflanz- oder Saat-
                          gut aus biologischem Anbau verfügbar ist, kann auf Konventionelles zurückge-
                          griffen werden. Dazu braucht es aber eine Ausnahmegenehmigung.
                          Die Erdbeere ist in Bezug auf verschiedene Krankheiten sehr empfindlich.

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Leitfaden Erdbeere 2018

In der Direktvermarktung können Erdbeeren trotz kleinerer Mängel verkauft         Anbau
werden. Für den Großhandel gelten meist aber die gleichen Qualitätskriterien
wie für konventionell angebaute Erdbeeren. Um gesunde Früchte produzieren
zu können sollten folgende Strategien angewendet werden:
• Einjähriger Anbau
• Geschützter Anbau
• Anbau robusterer Sorten
• Anbau in Folie
• Ständiger Flächenwechsel
• Weite Pflanzabstände, einreihige Pflanzung für luftige Bestände zur Vor-
    beugung von Pilzkrankheiten

Gegen die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge können folgende Strate-          Biologische
gien zum Einsatz kommen:                                                          Bekämpfung
Mehltau
Einsatz von Netzschwefel und Kaliumbikarbonat

Thripse und Spinnmilben
Einsatz von Nützlingen

Thripse
Einsatz von Spinosad, falls Verband es zulässt

Erdbeerblütenstecher
nur bei starkem Befall Einsatz von Pyrethrum oder Spinosad

Achtung
Werden Spinosad oder Pyrethrum eingesetzt, werden ausgebrachte Nützlinge
geschädigt. Spinnmilben können sich z.B. nach einer Behandlung sehr schnell
vermehren. Der Nutzen einer Anwendung muss abgeschätzt werden.

                                                                                                Seite 25
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                          Bienenschutz
                          Die Honigbiene ist ein Insekt, welches sehr wichtig für die Bestäubung ver-
                          schiedener Pflanzen, wie auch Erdbeeren ist. Die Biene sammelt den Nektar
                          und Pollen aus den Blüten und bestäubt somit gleichzeitig die Blüten. Dadurch
                          wird die Qualität der Früchte sowie der Ertrag erhöht. 80 % aller Pflanzenarten
                          sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen, wobei die Honigbiene da-
                          bei die Hauptlast trägt. Aus diesem Grund ist der Schutz der Honigbienen von
                          sehr großer Bedeutung. Da Bienen Erdbeerpflanzen während der Blüte anflie-
                          gen, dürfen die Erdbeeren in dieser Zeit auf keinen Fall mit bienengefährlichen
                          Pflanzenschutzmitteln behandelt werden.

  Bienengefährliche       Folgende Wirkstoffe sind als bienengefährlich eingestuft:
    Pflanzenschutz-       Deltametrina, Spinosad, Emamectina Benzoato, Etofenprox, Lambda-Cialotri-
                          na, Clorpirifos-Metile, Imidacloprid, Abamectina, Milbemectina, Pyridaben, Te-
             mittel
                          bufenpirad, Acrinatrina
                          Sie dürfen nicht in blühende Bestände ausgebracht werden!!
                          Auch „nicht als bienengefährlich deklarierte Insektizide“ sollten außerhalb des
                          Bienenflugs ausgebracht werden.

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Leitfaden Erdbeere 2018

   Krankheiten
   Verticillium-Welke (Verticillium dahliae)
   Der bodenbürtige Pilz Verticillium dahliae dringt über die Wurzeln in die Leitge-      Beschreibung
   fäse der Pflanze ein. Diese werden dadurch verstopft. Bei hohem Wasserbedarf
   wirkt sich dies besonders auf die Pflanzen aus. Typisch bei einem Befall sind
   die Welkeerscheinungen und das Eintrocknen und schließlich Absterben von
   alten Blättern. Als Folge werden nicht weniger, aber kleinere Früchte gebildet.
   Der Erreger überdauert mittels Mikrosklerotien bis zu 10 Jahre im Boden. Ver-
   ticillium befällt auch andere Kulturen wie Gurken, Sellerie, Kartoffeln, Tomaten,
   Reben, Strauchbeeren, Kern- und Steinobst und Schmetterlingsblütler.

   •    Mehrmaligen Anbau von Wirtspflanzen vermeiden                                     Vorbeugung
   •    Angepasste Fruchtfolge
   •    3 - 4 Jahre Anbaupause zwischen Erdbeeren
   •    Verseuchte Flächen meiden
   •    Verticillium-Test vor dem Erdbeeranbau durchführen

   Es ist keine direkte Bekämpfung möglich.                                               Bekämpfung
                                                                                          Bioanbau

Schadbild Verticillium-Welke
                                                                                                         Seite 27
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                          Rhizomfäule-Lederbeerenfäule (Phytophtora cactorum)

           Beschreibung   Phytophtora cactorum ist ein bodenbürtiger Pilz. Der Erreger überwintert mit
                          Oosporen im Boden. Diese dringen dann im Frühjahr, über Wunden am Wurzel-
                          hals in die Pflanze ein. Der Pilz befällt das Rhizom, wo man anschließend ab-
                          gegrenzte rotbraune Faulstellen findet. Diese hemmen die Wasserversorgung
                          und so welken auch oberirdische Pflanzenteile von den Herzblättern aus. Sym-
                          ptome sind meist ab der Blüte ersichtlich, da die Pflanzen auf eine optimale
                          Versorgung angewiesen sind. Auch Früchte können infiziert werden. Dies ge-
                          schieht aber nicht direkt über die Pflanze, sondern wenn z.B. nach Regenfällen
                          Sporen auf die Blüten oder Erdbeeren gelangen. Befallene Beeren verbräunen,
                          werden aber nicht weichfaul, sondern weisen eine lederartige Konsistenz auf
                          (Lederbeerenfäule).
                          Wirtspflanzen sind neben Erdbeeren auch Mais, Strauchbeeren, Kern- und
                          Steinobst.

            Vorbeugung    •   Gesundes Pflanzgut verwenden
                          •   Fruchtwechsel, Wirtspflanzen in der Fruchtfolge vermeiden
                          •   Staunasse Böden meiden
                          •   Anbau auf Dämmen
                          •   Nicht anfällige Sorten anbauen
                          •   Befallene Pflanzen entfernen

               Direkte    Ridomil Gold SL (Metalaxi-M)
           Bekämpfung     Vor der Pflanzung: 2 l/ha, in der Reihe ausbringen, Bodenbehandlung
                          Vor Vegetationsbeginn: 0,1 ml/Pflanze, in der Reihe ausbringen, Bodenbehand-
                          lung
                          Wartefrist: 40 Tage

                          Aliette (Fosetyl aluminium)
                          Tauchbehandlung vor der Pflanzung: in 0,25 %ige Lösung tauchen
                          Behandlung über Blatt: 2,5 kg/ha, 3 Behandlungen nach der Pflanzung im Ab-
                          stand von 8 - 10 Tagen, auch Ausbringung durch Gießen

                          Bekämpfung Lederbeerenfäule:
                          Signum (Boscalid +Pyraclostrobin), Anwendung siehe Botrytis
           Bekämpfung
                          Keine direkte Bekämpfung möglich.
              Bioanbau
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Leitfaden Erdbeere 2018

   Rote Wurzelfäule (Phytophthora fragariae)
   Der Pilz ist aufgrund der Bildung von Dauersporen bis zu 15 Jahre im Boden             Beschreibung
   überlebensfähig. Eine Infektion erfogt meist im Herbst über die Wurzel. Opti-
   male Bedingungen findet der Pilz bei hoher Bodenfeuchte und Bodentempera-
   turen von 6 - 12 °C. Die Symptome der Rhizomfäule zeigen sich dann im Früh-
   jahr durch schlechten Austrieb und Kümmerwuchs. Es werden auch mangelhaft
   Früchte gebildet. Ältere Blätter sind aufgehellt, rot-braun verfärbt mit verkürz-
   ten Stielen. Am besten diagnostizierbar ist der Pilz durch einen Längsschnitt
   der Wurzel wobei der Zentralzylinder eine rot-braune Verfärbung aufweist.

   •   Gesundes Pflanzgut verwenden                                                       Vorbeugung
   •   Fruchtwechsel, Wirtspflanzen in der Fruchtfolge vermeiden
   •   Staunasse Böden meiden
   •   Anbau auf Dämmen
   •   Nicht anfälligen Sorten anbauen
   •   Befallene Pflanzen entfernen

   Die direkte Bekämpfung hat nur eine geringe Wirkung, wenn vorbeugende Kul-             Direkte
   turmaßnahmen nicht zum Einsatz kommen.                                                 Bekämpfung

   Ridomil Gold SL (Metalaxi-M)
   Vor der Pflanzung: 2 l/ha, in der Reihe ausbringen, Bodenbehandlung
   Vor Vegetationsbeginn: 0,1 ml/Pflanze, in der Reihe ausbringen, Bodenbehand-
   lung
   Wartefrist: 40 Tage

   Aliette (Fosetyl aluminium)
   Tauchbehandlung vor der Pflanzung: in 0,25 %ige Lösung
   Behandlung über Blatt: 2,5 kg/ha, 3 Behandlungen nach der Pflanzung im Ab-
   stand von 8 - 10 Tagen, auch Ausbringung durch Gießen

                                                                                          Bekämpfung
   Keine direkte Bekämpfung möglich.                                                      Bioanbau

Schadbild der roten Wuzrelfäule mit rotbrauner Verfärbung der Zentralzylinder
                                                                                                         Seite 29
Leitfaden Erdbeere 2018

                          Schwarze Wurzelfäule
           Beschreibung   Als Schwarze Wurzelfäule bezeichnet man einen Krankheitkomplex an dem Pil-
                          ze, Bakterien, Nematoden und auch nichtparasitäre Ursachen (z.B. Staunässe,
                          Bodenverdichtung…) beteiligt sein können. Erkennbar ist die schwarze Wurzel-
                          fäule dadurch, dass die gesamte Wurzel verfault. Die Wurzeln verfärben sich
                          schwarz, während der Zentralzylinder noch weiß bleibt. Kranke Pflanzen wei-
                          sen Kümmerwuchs auf, die Früchte bleiben klein und schließlich können die
                          Pflanzen auch absterben. Durch das Vorhandensein von Nematoden (Pratylen-
                          chus spp.) kann sich die Krankheit schnell ausbreiten, da die Nematoden ideale
                          Eintrittspforten für verschiedene wurzelschädigende Parasiten schaffen.

            Vorbeugung    •   Gesundes Pflanzgut verwenden
                          •   Weite Fruchtfolge
                          •   Anbau auf Dämmen
                          •   Robuste Sorten anbauen
                          •   Verdichtete, staunasse Böden meiden
                          •   Nematodenverseuchte Böden meiden (Gattung Pratylenchus spp.)
                          •   Anbau von Tagetes als Vorfrucht

               Direkte    Chemische Bekämpfung siehe Rhizomfäule und Rote Wurzelfäule, aber nur
           Bekämpfung     Wirkung gegen einige pilzliche Erreger.

           Bekämpfung     Bekämpfung der Nematoden durch Anbau von Tagetes.
              Bioanbau

                                                                            Schadbild der schwarzen Wurzelfäule
Seite 30
Leitfaden Erdbeere 2018

Nematoden
Nematoden machen meist keine direkten Schäden an Erdbeeren, sie können                 Beschreibung
aber das Auftreten von pilzlichen Erregern fördern und die Resistenz der Erd-
beerpflanzen gegenüber Pathogenen vermindern.
Von den Wurzelnematoden bereiten die wandernden Pratylenchus-Arten (P.
pennetrans, P. crenatus, P. neglectus, P. thornei) im Erdbeeranbau die größten
Probleme. Diese Arten sind 0,3 - 0,8 mm lang und leben endoparasitisch in
den Wurzeln. Sie legen ihre Eier in die Wurzelrinde, die dadurch verletzt wird.
Es entsteht eine offene Wunde. In einer Vegetationsperiode sind über 5 Gene-
rationen möglich. Bei Nematodenbefall verzweigen sich die Wurzeln stark und
sie sehen struppig aus. Weitere Symptome von Pratylenchus sind Wuchsde-
pressionen und Fraßspuren an der Wurzel bzw. deren völlige Zerstörung durch
Einwanderung der Nematoden.
Nematoden verursachen im Erdbeeranbau aber vor allem indirekte Schäden,
indem sie durch die Verletzungen an den Wurzeln pilzliche Infektionen erleich-
tern.
So wird die Anfälligkeit gegen Bodenpilze, wie z.B. Verticillium-Welke, Rhizom-
fäule, Wurzelfäule stark erhöht. Nematoden in Verbindung mit Verticillium Wel-
ke können oft auch zum Totalausfall führen.

Vorbeugend sollte bei Verdacht auf Nematoden vor der Pflanzung von Erd-                Vorbeugung
beeren eine Bodenprobe genommen werden. Bei einer Pflanzung sollte aus-
schließlich zertifiziertes Pflanzgut verwendet werden. Um die Ausbreitung der
Nematoden zu verhindern, sollte eine Standzeit von maximal 2 Jahren nicht
überschritten werden. Zwischen dem Anbau von Erdbeeren muss eine Anbau-
pause von 3 Jahren eingehalten werden.

Eine direkte Bekämpfung gegen Nematoden ist durch einen Anbau von Tagetes              Direkte Bekämpfung
möglich.

Die Wurzeln von Tagetes enthalten Substanzen (Terthiophene) mit starker ne-            Wirkung Tagetes
matizider Wirkung. Diese Stoffe befinden sich in bestimmten Zellen der Wur-
zelendodermis. Beim Anstechen oder Eindringen der Nematoden in diese
Endodermiszellen kommt es infolge einer biochemischen Reaktion zum Ab-
sterben der Nematoden. Nur Nematoden, die in diese Epidermiszellen mit den
nematiziden Stoffen gelangen, werden abgetötet. Die Wirkung richtet sich so
vor allem gegen Pratylenchus.
In Abhängigkeit von der Tagetessorte und Länge der Anbauzeit kann der Befall
von Nematoden der Gattung Pratylenchus bis zu 90 % mit teilweise mehrjähri-
ger Wirkung reduziert werden.

Um eine gute Wirkung gegen Pratylenchus zu erzielen, sollte Tagetes großflä-           Anbau Tagetes
chig ausgesät werden. Der Anbau muss als Hauptfrucht erfolgen, der Bestand
sollte lückenlos sein und von Unkraut freigehalten werden. Es empfiehlt sich
eine Anbaudauer von mindestens 3 Monaten.
Bei der Aussaat eignet sich am besten eine Mischung mit Tagetes erecta und T.
patula mit einem Saatgutbedarf von jeweils 3 kg/ha. T. patula weist eine stär-
kere nematizide Wirkung auf, ist aber niedrig wachsend und langsamer in der
Jugendentwicklung. So kann sie das Unkraut nicht ausreichend unterdrücken.
Die großwachsende T. erecta dagegen verdrängt das Unkraut besser.
Vorsicht, Tagetes ist nicht frosthart, eine Aussaat kann (je nach Lage) also erst
ab Mai erfolgen.

                                                                                                      Seite 31
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