Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau

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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
Ereignisdokumentation Trockenheit

Jahre 2018 und 2019

Departement
Bau, Verkehr und Umwelt             1
Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
Herausgeber
Departement Bau, Verkehr und Umwelt
Abteilung Landschaft und Gewässer
5001 Aarau
www.ag.ch

Redaktion
Susette Burger
Abteilung Landschaft und Gewässer
062 835 34 50
alg@ag.ch
www.ag.ch/alg

Titelbild
Sissle in Eiken, 29. August 2018: ausgetrocknetes Bachbett (Foto: ALG GN, S. Bieder)

In Zusammenarbeit mit
Landwirtschaft Aargau, Christian Wohler
Amt für Verbraucherschutz, Irina Nüesch
Abteilung Wald, Marcel Murri, Petra Nobs
Abteilung für Umwelt, Christoph Mahr
Abteilung Landschaft und Gewässer, Norbert Kräuchi, Sabin Nater, Christophe Lienert, Livia Geisseler

Copyright
© 2020 Kanton Aargau

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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
Inhalt

1   Einleitung                                           4
2   Meteorologische Ausgangslage                         6
3   Hydrologische Ausgangslage                          10
4   Auswirkungen der Trockenheit                        14
    4.1    Auswirkungen in der Landwirtschaft           14
    4.2    Auswirkungen auf die Fische                  15
    4.3    Auswirkungen auf den Wald, Waldbrandgefahr   16
    4.4    Auswirkungen auf das Grundwasser und die
           kommunalen Wasserversorgungen                16
    4.5    Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung      17
    4.6    Auswirkungen auf die Biodiversität           19
5   Massnahmen                                          20
    5.1   Notabfischungen und Fischsterben sowie Prüfung
          von weiteren Schritten (Fangmoratorien, Bade-
          und Betretungsverbote)                        20
    5.2   Sistierung von Wasserentnahmebewilligungen
          aus öffentlichen Oberflächengewässer          20
    5.3   Runder Tisch Trockenheit Gewässer (RTTG) 22
6   Beilagen                                            25

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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
1 Einleitung

Das Jahr 2018 geht als ausserordentliches Trockenjahr       Die Ereignisdokumentation hilft, dass die Beobachtun-
in die Bücher respektive in die Statistik ein. Langanhal-   gen und Konsequenzen dieser Trockenheitsjahre nicht
tend und flächendeckend fehlende oder sehr geringe          in Vergessenheit geraten. Der Mensch vergisst rasch –
Niederschlagsmengen, gekoppelt mit in den Sommer-           das zeigt auch die Erinnerungsdauer nach Hochwasse-
bis Herbstmonaten warmen bis heissen Temperartu-            rereignissen: Solche sind wenige Jahre nach dem Er-
ren, haben zu dieser ausgeprägten Trockenheit ge-           eignis in ihrer Gesamtheit des Ausmasses oft schon
führt. Das Ausmass dieses Ereignisses sowie dessen          vergessen. Das Gleiche kann bei einer Trockenheit be-
Dauer haben sich nicht nur in tiefen Wasserständen in       obachtet werden: Sobald es nach einer langandauern-
Gewässern geäussert, sondern sich auf die darin le-         den Trockenphase einige Tage geregnet hat, oder
benden Wassertiere, die Vegetation in unseren Wäl-          zwei, drei kühlende Gewitterschauer niedergegangen
dern, auf landwirtschaftliche Kulturen bis hin zu den       sind, und es kühler ist, ist das Ausmass der Trockenheit
Grundwasserverhältnissen und der Wasserversorgung           schon fast wieder vergessen.
markant ausgewirkt. Zahlreiche dieser Auswirkungen
waren auch Anfang 2019 noch deutlich spür- oder             Ziel dieses Berichts ist es, die Ereignisse zu dokumen-
nachweisbar. Dass auch im Jahr 2019 wieder eine län-        tieren, damit wir sie nicht vergessen und damit der Kan-
gerdauernde Trockenheit herrschte, hat nicht zu einer       ton Aargau bei der Ausarbeitung von weiterführenden
raschen und nachhaltigen Entspannung der Lage bei-          Massnahmen und Projekten daraus lernen und diese
getragen, auch wenn das Ausmass der Trockenheit im          Aspekte berücksichtigen oder weitergehend untersu-
2019 weniger gross war.                                     chen kann.

Vorliegende Dokumentation beschreibt die Verhält-
nisse dieser beiden Trockenheitsereignisse in den Jah-
ren 2018 und 2019 und zeigt deren Ausmass und Kon-
sequenzen im Ansatz auf. Dabei werden die Ereignisse
aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen betroffenen
Umweltbereiche beleuchtet. Es wird aufgezeigt, welche
Auswirkungen diese Trockenheiten während des Ereig-
nisses und allenfalls auch mit länger dauernden Aus-
wirkungen gehabt haben, und welche Massnahmen ge-
troffen worden sind.

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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
2 Meteorologische Ausgangslage

Ein Vergleich der meteorologischen Situation in den
Jahren 2018 und 2019 mit dem Fokus auf die Nieder-
schlagsmengen und Durchschnittstemperaturen zeigt
folgendes Bild:

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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
Jahr 2018

    Jahresniederschlag (in mm) 2018                            Abweichung Jahresniederschlag (in %) 2018 im
                                                               Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981-2010

    Für den Kanton Aargau betrug die durchschnittliche Die Niederschlagsmengen betragen für den Kanton
    Niederschlagsmenge im Jahr 2018 zwischen rund Aargau              im        Jahr       2018       rund
    700-1100 mm.                                       70-90 % im Vergleich zum langjährigen Mittel (1981-
                                                       2010), d.h. es fielen 2018 ca. 10-30 % weniger Nie-
    Gebietsniederschlag Jahressummen1:
                                                       derschlag.
    - Kantonsgebiet Aargau 2018: 840 mm
    - Bsp: Einzugsgebiet Uerke 2018: 792 mm
    -   Bsp: Einzugsgebiet Sissle 2018: 870 mm

    Jahresdurchschnittstemperatur (in °C) 2018                 Abweichung Jahresdurchschnittstemperatur (in
                                                               °C) 2018 im Vergleich zum langjährigen Mittel von
                                                               1981-2010

    Die durchschnittliche Jahrestemperatur betrug 2018 Die durchschnittliche Jahrestemperatur lag im Kanton
    für den Kanton Aargau flächig zwischen 10-12 °C.   Aargau im Jahr 2018 ca. 2 °C über dem langjährigen
                                                       Mittel (1981-2010).

1
    Daten aus Analysen WISKI, Kt. Aargau: Verschnitt Gebietspolygone mit CombiPrecip-Daten der MeteoSchweiz

                                                                                                                   7
Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
Jahr 2019

Jahresniederschlag (in mm) 2019                       Abweichung Jahresniederschlag (in %) 2019 im
                                                      Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981-2010

Für den Kanton Aargau betrug die durchschnittliche Die Niederschlagsmengen betragen für den Kanton
Niederschlagsmenge im Jahr 2019 zwischen rund Aargau im Jahr 2019 rund 80-98 % im Vergleich zum
900-1300 mm (stellenweise).                        langjährigen Mittel (1981-2010), d.h. es fielen 2019 ca.
                                                   2-20 % weniger Niederschlag.
Gebietsniederschlag Jahressummen:
-   Kantonsgebiet Aargau 2019: 892 mm
-   Bsp: Einzugsgebiet Uerke 2019: 878 mm
-   Bsp: Einzugsgebiet Sissle 2019: 901 mm

Jahresdurchschnittstemperatur (in °C) 2019            Abweichung Jahresdurchschnittstemperatur (in
                                                      °C) 2019 im Vergleich zum langjährigen Mittel von
                                                      1981-2010

Die durchschnittliche Jahrestemperatur betrug 2019 im Die durchschnittliche Jahrestemperatur war im Kanton
Kanton Aargau zwischen 9 und 12 °C.                   Aargau im Jahr 2019 ca. 1.3 °C über dem langjährigen
                                                      Mittel (1981-2010).

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Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
Gebietsniederschlag 2018-2019 (Monatssummen)2

                             2018                                                    2019

Kantonsgebiet Aargau 2018-2019, monatlicher Gebietsniederschlag (Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, Kt. Aargau)

                             2018                                                    2019

Einzugsgebiet Uerke 2018-2019, monatlicher Gebietsniederschlag (Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, Kt. Aargau)

                             2018                                                    2019

Einzugsgebiet Sissle 2018-2019, monatlicher Gebietsniederschlag (Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, Kt. Aargau)

Vergleich der meteorologischen Faktoren Nieder-                    Im Jahr 2018 waren die Durchschnittstemperaturen hö-
schlag und Temperatur in den Jahren 2018 und                       her als im 2019, zugleich waren die Niederschlagssum-
2019:                                                              men 2018 geringer und die Dauer der Trockenheits-
                                                                   phasen waren länger anhaltend als 2019. Diese Tro-
                                                                   ckenheit aus dem Jahr 2018 wirkte trotz nassem Jah-
                                                                   reswechsel 2018/19 noch weit ins 2019 hinein.

2
    Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, WISKI Kt. Aargau

                                                                                                                       9
Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
3 Hydrologische Ausgangslage

Die Gewässer in den einzelnen Einzugsgebieten im       Abflussverhältnissen der Fliessgewässer und im Pegel-
Kanton Aargau reagieren je nach deren Geologie und     stand des Hallwilersees aus. Anhand von folgenden
Hydrogeologie in deren Ursprungsgebiet sehr unter-     drei Beispielen, Uerke (Einzugsgebiet südlich der
schiedlich. Die Einzugsgebiete im Fricktal reagieren   Aare), Sissle (Einzugsgebiet nördlich der Aare im Frick-
komplett anders als die Einzugsgebiete südlich und     tal) und Hallwilersee (grösstes stehendes Gewässer im
östlich der Aare.                                      Kanton im südlichen Kantonsteil) werden die hydrologi-
                                                       schen Verhältnisse der betrachteten beiden Jahre un-
Die im vorangegangenen Kapitel aufgezeigten meteo-     ter Berücksichtigung ihrer Einzugsgebietslage aufge-
rologischen Parameter und deren Ausprägungen in        zeigt.
den Jahren 2018 und 2019 wirkten sich direkt in den

Uerke, Holziken, 2018 (Quelle: WISKI Kt. Aargau)

Uerke, Holziken, 2019 (Quelle: WISKI Kt. Aargau)

10
Abflussverhältnisse Uerke 2018 und 2019:                men, dass einzelne Niederschlagsereignisse zu Ab-
2018: Die ausgeprägten Niederschlagsereignisse An-      flussspitzen führten. Es ist aber ebenfalls ersichtlich,
fang und Ende 2018 wiederspiegeln sich deutlich in      dass sich die fehlenden Niederschlagsmengen aus
den Abflüssen der Uerke. Ebenso sind Gewitterereig-     dem Jahr 2018 in der Höhe des Abflusses der Uerke
nisse in der zweiten Maihälfte ablesbar. Dazwischen     bis fast zum Ende des Jahres 2019 manifestierten. Der
zeigen sich die niederschlagsfreien Perioden zwischen   Ursprung der Uerke, bestehend aus einem Gebiet mit
März und Mitte Mai mit langsam sinkenden Abfluss so-    Sandstein der oberen Meeresmolasse, schien die Spei-
wie Mitte Juni bis Ende November 2018 mit stagnie-      cher auch nach dem niederschlagsreichen Jahres-
rend tiefen Abflussmengen.                              wechsel 2018/19 nicht wieder ausreichend gefüllt zu
                                                        haben, so dass der durchschnittliche Abfluss im Jahr
2019: Im Jahr 2019 zeigt die Abflusskurve der Uerke,    2019 tendenziell tiefer war als 2018.
dass weniger lang anhaltende Trockenperioden vorka-

Sissle, Eiken, 2018 (Quelle: WISKI Kt. Aargau)

Sissle, Eiken, 2019

Abflussverhältnisse Sissle 2018 und 2019:               jährlichen Trockenperiode. Zwischen Juli und Novem-
                                                        ber 2018 ist die Sissle in ihrem Unterlauf fast komplett
2018: Die ausgeprägten Niederschlagsereignisse An-      trockengefallen. Dies ist ein repräsentatives Verhalten
fang und Ende 2018 führten zu hohen Spitzen im Ja-      vieler Gewässer im Fricktal, deren Ursprung und Ein-
nuar und Dezember und dazwischen zu einer fast halb-    zugsgebiet in mergeligen bis kalkigen Gebieten bis hin
                                                        zu Karstgebieten liegen. Diese Gewässer reagieren
                                                                                                              11
rasch und ausgeprägt bis zum kompletten Austrock-                  (Juli-September) mit teilweisem Trockenfallen ist im
nen, wenn ihre (Karst-)Speicher voll oder mangels Nie-             Vergleich zu 2018 deutlich kürzer. Im Vergleich zu den
derschläge leer sind.                                              Abflusskurven der Uerke zeigt sich an der Sissle, dass
                                                                   sich die Trockenheit 2018 – obwohl sie ausseror-
2019: Niederschlagsereignisse im Januar, März und                  dentlich lange angedauert hat – nicht zu einer sich bis
Mai/Juni 2019 führten zu kurzen, aber sehr hohen Ab-               ins 2019 fortsetzenden tieferen Abflusskurve fortge-
flussspitzen. Die Trockenperiode im Hochsommer                     setzt hat.

Hallwilersee-Pegel, Meisterschwanden, 2018 (Quelle: WISKI Kt. Aargau)

Hallwilersee-Pegel, Meisterschwanden, 2019 (Quelle: WISKI Kt. Aargau)

Die beiden obigen Abbildungen zeigen den Jahresver-                Hallwilerseeregulierung sowie der ober- und unterhalb-
lauf des Hallwilersee-Pegels, gemessen in Meister-                 liegenden Bänder und Interventionslinien.
schwanden, im Vergleich mit der Sollkurve (blau) der

12
Hallwilersee-Pegel im Vergleich, 2018 (schwarz), 2019 (rot), 10-Jahresmittel 2009-2019 (grün) (Quelle: WISKI Kt. Aargau)

Jahresverlauf des Pegels des Hallwilersees in den                     1 m3/s in Seengen gefahren wurde, damit der Seepegel
Jahren 2018 und 2019:                                                 nicht zu rasch absinkt. Wichtig war, alle betroffenen
                                                                      Stakeholder frühzeitig über den Eingriff an der automa-
2018: Die ausgeprägten Niederschlagsereignisse An-                    tischen Steuerung zu informieren und diese manuell
fang 2018 wiederspiegeln sich auch im Pegel des                       eingestellte, feste Abflussmenge auch dann beizube-
Hallwilersees mit zwei Spitzen. Mit Einsetzen der halb-               halten, wenn nur einzelne Gewitterereignisse prognos-
jährlichen Trockenheitsphase reagiert der Pegel verzö-                tiziert waren. Schauer führen in Trockenphasen nur zu
gert mit einem sich immer verstärkenden Absenken in                   einer kürzestzeitigen Entspannung, die Trockenheits-
der zweiten Jahreshälfte, da dort keine gewittrigen Nie-              phase geht nach Ende des Schauers ohne nachhalti-
derschlagsereignisse das Einzugsgebiet trafen und die                 gen Einfluss des Schauerereignisses weiter.
Speicher der Zuflüsse aus dem Einzugsgebiet leer wa-
ren. Der Pegel fiel weit unter die Soll-Ganglinie und un-
ter die untere Interventionslinie. In Zeiten derart ausge-            Fazit
prägter, langandauernder Trockenheit vermag auch die                  In allen Gewässern hat sich die langanhaltende Tro-
Steuerung des Abflusses aus dem Hallwilersee ein Sin-                 ckenheit, kombiniert mit den hohen Temperaturen im
ken des Seepegels nicht mehr zu kompensieren. Mit                     Sommerhalbjahr, nebst tiefen Abflüssen in einem star-
einer Drosselung des Abflusses auf eine Restwasser-                   ken Anstieg der Wassertemperaturen gezeigt. Die ho-
menge im Aabach (Ausfluss aus dem Hallwilersee)                       hen Wassertemperaturen (Spitzen) waren 2018 ausge-
konnte das Absinken nur minimal gebremst werden.                      prägter als 2019, da 2018 die Temperatur generell hö-
Ein Anstieg des Seepegels und Erreichen der Soll-                     her und die Niederschlagsereignisse seltener waren als
Ganglinie vermochten erst die ergiebigen Nieder-                      2019.
schläge von Ende November und Dezember wieder zu                               max.                        max.
bewirken.                                                                      25.9 °C                     25.3 °C

2019: Auch der Jahresbeginn von 2019 war noch von
Niederschlägen geprägt, die sich im raschen Anstieg
des Hallwilerseepegels zeigten. Dank der Erfahrungen
von 2018 und günstigerer Witterung mit mehr Nieder-
schlagsereignissen fiel der Hallwilerseepegel 2019                         2018                         2019
(knapp) nicht unter die untere Interventionslinie. Die
SOLL-Ganglinie konnte bereits ab Oktober 2019 wie-
                                                                      Bsp. Verlauf der Wassertemperatur der Bünz in Othmarsingen,
der gehalten werden. Die Erfahrungen in der Seeregu-
                                                                      2018 und 2019
lierung aus dem Jahr 2018 haben 2019 geholfen, in-
dem ausreichend früh mit einem festen Abfluss von

                                                                                                                               13
4 Auswirkungen der Trockenheit

Die fehlenden Niederschläge in den Jahren 2018 und         Trockenheitsphasen in den Jahren 2018 und 2019 ge-
2019 haben in zahlreichen Umweltbereichen ihre Aus-        zeigt haben, wird nachfolgend erläutert.
wirkungen hinterlassen. In welchen Bereichen sich die

4.1 Auswirkungen in der Landwirtschaft
Jahr 2018:
Die mehrmonatige Phase fast vollständig fehlender
Niederschläge im Sommerhalbjahr 2018 haben in der
Landwirtschaft einschneidende Schwierigkeiten für die
Bewirtschaftung von Kulturen und das Halten von Nutz-
tieren verursacht. Die landwirtschaftlichen Betriebe wa-
ren darauf angewiesen, Wasser aus Fliessgewässern
oder – wo dies im Verlaufe der Trockenheit nicht mehr
möglich war – aus dem kommunalen Trinkwassernetz
zu beziehen. Andernfalls mussten Kulturen aufgege-
ben oder der Nutztierbestand reduziert werden.
Die Folgen aus der mehrmonatigen Trockenheit, kom-
biniert mit den hohen Temperaturen, zeigten sich wie
folgt:

Kulturen:
 - Hitzeschäden v.a. an Spezialkulturen                     Eine der Hitze und Trockenheit ausgesetzte landwirtschaftliche
 -   Ausfälle von Hochstammbäumen (Neupflanzun-             Kultur (Bild ALG)
     gen)
 -   Abgestandene Maisfelder
 -   Wachstumsrisse und Minderertrag bei Kartoffeln
 -   Minderertrag bei Zuckerrüben
 -   Schlechtes Auflaufen bei extensiv genutzten Blu-
     menwiesen und allgemein der Sommer- und
     Herbstsaaten
 -   Hohe Bewässerungskosten und deutlich mehr
     Einsatzstunden für die Bewässerung von landwirt-
     schaftlichen Kulturen
 -   Ungenügende oder fehlende Wasserversorgung
     der Kulturen
 -   Verzicht einzelner Sätze im Gemüsebau oder Ern-        Pumpe zur Wasserentnahme aus Fliessgewässer, vor der Sis-
     teabbruch einzelner Kulturen (z.B. Erdbeeren)          tierung der Bewilligungen (Bild ALG)

                                                                                                                       14
-   Die Wasserpreise für 1 m3 Trinkwasser für die
Biodiversität:                                                   landwirtschaftliche Bewässerung wiesen je nach
 -   Langandauernde Trockenheiten führen zu einer                Gemeinden eine Spannweite von CHF 0.30 bis
     Abnahme der Produktivität auf Wiesen, finden                3.05 auf. Der Median liegt bei CHF 1.33 pro m3.
     nach Einsetzen von Regen aber rasch wieder auf          -   14 Gemeinden boten ihren Landwirtschaftsbetrie-
     ein normales Niveau zurück. Es kann jedoch eine             ben einen günstigeren Tarif an, 5 Gemeinden ver-
     veränderte Vegetationsstruktur und eine redu-               langten einen höheren Tarif.
     zierte Pflanzenvielfalt zurückbleiben. Mittels expe-    -   Trotz der vielerorts angespannten Lage aufgrund
     rimenteller Studien kommen Forschende zur Er-               der Trockenheit wurde der Wasserpreis für Trink-
     kenntnis, dass wiederkehrende Trockenheiten                 wasser in den Gemeinden allgemein nicht ange-
     aufgrund des Klimawandels die aktuelle Gefähr-              passt.
     dung von artenreichen Wiesen und ihrer Biodiver-
                                                             -   24 % der befragten Gemeinden verrechneten eine
     sität durch Eutrophierung weiter verschärfen wür-
                                                                 Abwassergebühr für Bewässerungswasser aus
     den. (Quelle: https://naturwissenschaften.ch/or-
                                                                 der Trinkwasserversorgung. Wasser, welches zur
     ganisations/biodiversity/publications/informa-
                                                                 Bewässerung auf landwirtschaftlichen Kulturen
     tions_biodiversity_switzerland/search_de-
                                                                 ausgebracht wird, versickert, verdunstet teilweise
     tails?id=1467, 06.05.2020)
                                                                 oder wird vollständig von den Pflanzen aufgenom-
 -   Kanadisches Berufskraut profitierte auf extensi-            men. Es besteht daher kein Zusammenhang mit
     ven Weiden von der Trockenheit und hat sich aus-            einer Abwasserentsorgung. Die LWAG hat hier ei-
     gebreitet.                                                  nen dringenden Informationsbedarf bei den Ge-
                                                                 meinden erkannt.
Tierhaltung:
                                                             -   12 % der befragten Gemeinden konnten der Land-
  - Lockerung der RAUS-Anforderungen (Anteil Wei-                wirtschaft nicht genügend Wasser aus der Trink-
     defutter am Tagesbedarf reduzieren, Weidegang               wasserversorgung zur Verfügung stellen.
     durch Auslauf im Laufhof ersetzen)
                                                             -   25 % der Gemeinden schränkten den Wasserbe-
 -   Futterknappheit wegen eingeschränktem Wachs-                zug aus dem Trinkwassernetz ein, 7 % mussten
     tum der Futterpflanzen                                      gar einen Entnahmestopp verhängen.
 -   Hitzestress bei den Tieren                              -   16 % der Gemeinden geben an, für weitere anhal-
 -   Grösserer Wasserverbrauch aufgrund höherer                  tende Trockenphasen bzw. Trockenjahre nicht
     Temperaturen und hoher Trockenheit der Luft.                vorbereitet zu sein. Die Mehrheit davon diskutiert
                                                                 oder sucht aktuell nach Lösungen.
Jahr 2019:                                                   -   Die Landwirtschaft ist sich nicht bewusst, dass
Das Jahr 2019 war im Vergleich zum Vorjahr 2018 eher             Gemeinden respektive ihre Trinkwasserversorger
ein durchschnittliches Jahr in Bezug auf das verfügbare          keine Verpflichtung haben, Trinkwasser als Be-
Wasser. Der Niederschlag kam aber – aus Sicht der                wässerungswasser zur Verfügung zu stellen. Die
Landwirtschaft – leider oft zum falschen Zeitpunkt.              LWAG hat hier Handlungsbedarf im Sinne von In-
Auch im 2019 hatte man mit Hitzeschäden v.a. in Obst-            formation und Sensibilisierung innerhalb der
und Beerenkulturen zu kämpfen. In gewissen Regionen              Landwirtschaft erkannt.
(z.B. Fricktal) war die Futterknappheit auch im Jahr
                                                             -   Nebst den mehrjährigen Bewilligungen für Was-
2019 ein Thema (allenfalls Konsequenz aus Vorjahr).
                                                                 serentnahmen aus Fliessgewässern für die land-
                                                                 wirtschaftliche Bewässerung wurden rund 35 Be-
                                                                 willigungen für zusätzliche, kurzfristige Wasser-
Im Jahr 2018 hat die Landwirtschaft Aargau (LWAG)
                                                                 entnahmen aus Oberflächengewässern in den
vom Departement Finanzen und Ressourcen (DFR)
                                                                 Monaten Juni bis September für durchschnittlich
hinsichtlich des Wasserbezugs von Landwirten bei den
                                                                 30 Tage durch das Departement Bau, Verkehr
Gemeinden eine Umfrage zur "Analyse Trockenheit
                                                                 und Umwelt, Abteilung Landschaft und Gewässer,
2018" gemacht. Mit 182 Rückmeldungen von Gemein-
                                                                 erteilt.
den lag die Beteiligung bei 86 %. Nachfolgend eine Zu-
sammenfassung der Rückmeldungen aus besagter
Umfrage:

4.2 Auswirkungen auf die Fische
Jahr 2018:                                                  Tiere oder zu Ausfällen. Am stärksten betroffen waren
Es wird angenommen, dass die Fisch- und Krebsbe-            lachsartige Fischarten wie Forellen und Äschen,
stände des Kantons Aargau stark unter den Folgen der        ebenso betroffen waren aber auch die Groppen. Karp-
Hitzewelle 2018 gelitten haben. Sowohl die hohen            fenartige Fische waren nur betroffen, wenn Gewässer
Wassertemperaturen wie auch die langandauernden             komplett trockenfielen. In den übrigen Gewässern wa-
und ausserordentlich tiefen Wasserstände führten, un-
mittelbar feststellbar oder nicht, zu Schwächungen der

                                                                                                                 15
ren für die karpfenartigen Fische die hohen Tempera-       2003 zum Opfer gefallen ist und die Bestände zusätz-
turen sowie die konstanten, niedrigen Abflüsse hin-        lich aufgrund vielzähliger negativer gewässerökologi-
sichtlich ihrer Reproduktion sogar förderlich.             scher Beeinträchtigungen konstant rückläufig sind.
In den Bächen führten hauptsächlich ausgetrocknete
Abschnitte zu Ausfällen bei Forellen und Groppen, in       Jahr 2019:
der Sissle waren zusätzlich sehr viele Elritzen betrof-    Der Sommer 2019 war für die Fisch- und Krebsbe-
fen. In den Flüssen hingegen führten die hohen Tem-        stände weniger einschneidend als der vorangehende
peraturen zu einzelnen Ausfällen bei den Äschen. Dies      im 2018. Das Einsetzen der Niederschläge im Hoch-
konnte insbesondere in der Reuss beobachtet werden.        sommer führte zu einem Anstieg der Abflussmengen
Es wird davon ausgegangen, dass die Ausfälle im            und zu einer Reduktion der Wassertemperaturen und
Rhein nur deshalb weitestgehend ausblieben, weil der       somit zu einer nachhaltigen Entspannung der Lage für
Grossteil der Population bereits dem Hitzesommer           die Wasserlebewesen.

4.3 Auswirkungen auf den Wald, Waldbrandgefahr
Jahr 2018:                                                 schenzeitlich ein Feuerverbot im Wald verhängt wer-
Das Jahr 2018 war geprägt durch die Januarstürme           den. Die Trockenheit auch im Jahr 2019 verursachte im
"Burglind", "Evi" und "Friedericke" sowie die langanhal-   Wald weitere Folgeschäden, insbesondere durch Bor-
tende Trockenheit in den Folgemonaten. Die Trocken-        kenkäferbefall an Fichten. Laubbäume wie z.B. die Bu-
heit verursachte im Wald Folgeschäden nach den             che zeigten ebenfalls Trockenstresssymptome, es sind
Sturmereignissen durch das Auftreten des Borkenkä-         aber auch ganze Bäume abgestorben. Mitte 2019 wa-
fers sowie die Verfärbung des Buchenlaubes bereits im      ren rund 1'900 ha Waldfläche von deutlichen Vitalitäts-
Juni und machte ein absolutes Feuerverbot rund um          einbussen wie frühzeitigem Blattfall bis hin zum Abster-
den 1. August bis in den Spätsommer nötig.                 ben ganzer Kronenteile betroffen.
Schon in der zweiten Jahreshälfte 2018 war klar, dass
das Ausmass der Trockenheitsschäden für den Wald           Mehrere politische Vorstösse widmeten sich dieser
erst in den Folgejahren ersichtlich sein würde. Insge-     Thematik. Die Abteilung Wald erarbeitete in den Jahren
samt sind im 2018 rund 210'000 m3 Holz als Zwangs-         2018/19 eine Haltung zur Waldbewirtschaftung im Kli-
nutzungen angefallen. Dies entspricht fast der Hälfte      mawandel. Diese fasst den aktuellen Stand der wissen-
der gesamten genutzten Holzmenge im Jahr 2018.             schaftlichen Erkenntnisse der Folgen des Klimawan-
                                                           dels für den Wald zusammen und umfasst konkrete
Jahr 2019:                                                 Empfehlungen für die Waldeigentümerinnen und Wald-
Auch das Jahr 2019 war geprägt durch eine langanhal-       eigentümer. Insgesamt sind im 2019 rund 180'000 m3
tende Trockenheit im Sommer. Wiederum musste zwi-          Holz als Zwangsnutzungen angefallen.

4.4 Auswirkungen auf das Grundwasser und die kommunalen Was-
    serversorgungen
Die Trockenheit im Jahr 2018 zeigte erst mit einigen       desto ausgeprägter (z.B. das Suhrental, insbesondere
Monaten Verzögerung Auswirkungen auf den Grund-            in Staffelbach). Grosse Flusstäler mit mächtigen
wasserspiegel. Die Grundwasser-Tiefststände wurden         Grundwasserkörpern wie zum Beispiel das Aaretal hat-
deshalb erst im Dezember 2018 erreicht. Das absolute       ten kaum Probleme, da diese im Sommer 2018 von der
Minimum der Grundwasserspiegel im Jahr 2004 als            starken Schnee- und Gletscherschmelze in den Alpen
Folge des Hitzesommers 2003 haben die Grundwas-            profitieren.
servorkommen (teilweise deutlich) nicht erreicht.          Die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 hat das
Aufgrund der Trockenheit im Jahr 2018 wurde weniger        Grundwasser relativ gut überstanden, da die Grund-
Grundwasser gebildet, als gefördert, von der Natur ver-    wasserspiegel Anfang 2018 auf sehr hohem Niveau ge-
braucht und unterirdisch abgeflossen ist. Im Herbst        startet sind. Bis jetzt sind zwei Trockenperioden in den
2018 und im Winter 2018/2019 fand nur eine unter-          letzten Jahrzehnten nie nacheinander eingetreten bzw.
durchschnittliche Grundwasserneubildung statt. Die         nach einer Trockenperiode konnten die Grundwasser-
Grundwasserspiegel befanden sich im Laufe des Jah-         vorkommen immer wieder aufgefüllt werden bis die
res 2019 in den meisten Grundwasservorkommen un-           nächste Trockenperiode kam. Wäre dies einmal nicht
ter dem Mittelwert und konnten sich nicht richtig erho-    mehr der Fall, hätte das extrem tiefe Grundwasser-
len. Erst im Winter 2019/2020 war eine leichte Erholung    stände zur Folge, die deutlich unter das Niveau von
der Grundwasserspiegel feststellbar.                       2003/2004 fallen könnten.
Die Situation im Aargau war sehr unterschiedlich.          Zum Schutz vor Übernutzung des Grundwassers
Grundwasservorkommen in Seitentälern, welche nicht         mussten keine Entnahmen aus Grundwasserfassun-
durch einen grossen Fluss gespiesen werden, waren          gen beschränkt werden. Im Nachgang zur Trockenpe-
am stärksten betroffen. Je weiter Seitentalaufwärts,       riode 2018 sind aber vermehrt Anfragen und Gesuche

16
für die Erstellung oder Reaktivierung von kleineren
Brauchwasserfassungen eingetroffen, v.a. für die land-
wirtschaftliche Bewässerung.
              439

              438

              437
    m ü. M.

              436

              435

              434
                 2010   2011      2012      2013       2014       2015       2016       2017      2018       2019       2020

Grundwasserspiegelverlauf in Staffelbach (am Rand eines Grundwasservorkommens): Die ansonsten typische Erholung im Winterhalb-
jahr blieb im Winter 2018/2019 aus, der Grundwasserspiegel befindet sich nahe am Minimum der letzten zehn Jahre. (Quelle: Umweltda-
tenportal EnVis Kt. Aargau)

Die Wasserversorger sind gut vertraut mit Phasen rück-              Wassersparaufrufe in ca. 30 weiteren Versorgungsge-
läufiger Quellerträge bei anhaltender Trockenheit. Der              bieten hinzu. Mehrere Gemeinden entschieden sich so-
Anteil Quellwasser an der Trinkwasser-Bedarfsde-                    gar für verbindlichere Wassersparvorschriften, um ei-
ckung verringert sich während solcher Perioden und                  nen Versorgungsengpass abzuwenden oder einen sol-
beträgt dann oftmals nur noch die Hälfte des kantona-               chen zumindest zeitlich möglichst kurz zu halten. Die
len Durchschnittswerts, d.h. nur noch ca. 20 % anstelle             Lage entspannte sich leicht, als die Hitzeperiode über-
von durchschnittlichen 40 %. Die Verzögerung, mit der               standen war und sich der Wasserbedarf für Duschen,
die Quellschüttungen auf die Trockenheit reagieren,                 Kühl- und Bewässerungszwecke verringerte.
liegt überwiegend bei einigen Wochen bis wenigen Mo-
naten. Sie ist allerdings je nach hydrogeologischen Ge-             Im Jahr 2019 kam es aufgrund der geringen Nieder-
gebenheiten individuell ausgeprägt und kann mehrere                 schlagsmengen erneut und ungewohnt früh im Jahr zu
Jahre betragen. In der Regel kompensieren die Was-                  Wassersparaufrufen. Zu diesem Zeitpunkt hatten
serversorger den verminderten Quellertrag mit ver-                  schon etliche Gemeindebehörden und Wasserversor-
mehrter Einspeisung von Grundwasser aus Filterbrun-                 gungen Abklärungen und Planungsmassnahmen zur
nen.                                                                verbesserten Absicherung ihrer Versorgung gegen tro-
Trotz des hitzebedingt hohen Trinkwassertagesver-                   ckenheitsbedingte Engpässe aufgenommen. Die Aus-
brauchs war diese Kompensation im Jahr 2018 bis in                  arbeitung und Umsetzung geeigneter Massnahmen be-
den Spätsommer noch ohne Versorgungsengpässe                        nötigt Zeit.
möglich. Im Verlauf des letzten Trimesters war die Ver-             Es ist aber unverkennbar, dass die vielerorts ange-
sorgungslage dann aber nur noch in denjenigen Ge-                   spannte Trinkwasserversorgungsituation der Jahre
meinden komfortabel, die Pumpwerke in ergiebigen                    2018 und 2019 bei den Wasserversorgern, auf politi-
Grundwasservorkommen besitzen oder an solche                        scher Ebene und in der Bevölkerung ein neues Be-
Wasserwerke angeschlossen sind. In den übrigen Ge-                  wusstsein für die Notwendigkeit einer gut vernetzten
meinden blieb das nutzbare Wasservolumen während                    Wasserversorgungsinfrastruktur und verstärkten regio-
mehrerer Monate deutlich unter dem langjährigen Er-                 nalen Zusammenarbeit bei der Wasserversorgungspla-
fahrungswert.                                                       nung geschaffen haben.
Von den Gemeinden wurden bereits im Sommer erste
Wassersparaufrufe publiziert, um den Zukauf von (teu-
rerem) Grundwasser zu vermeiden. Im Verlauf kamen

4.5 Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung
Grosswasserkraft                                                    Energie. Dazu gehören die Grosswasserkraftwerke an
                                                                    Aare, Reuss, Limmat und massgeblich am Rhein.
Jahr 2018:                                                          Im Vergleich zum 10-Jahresmittel (2009-2018) betrug
Die Flusskraftwerke mit Standortanteil im Kanton Aar-               die Produktion im Jahr 2018 jedoch nur rund 94.5 %.
gau produzierten im Jahr 2018 insgesamt 4'964 GWh                   Dieser Rückgang ist ausschliesslich auf die geringen

                                                                                                                                17
Jahresabflüsse zurückzuführen, die sich auch in den                  gau rund 5'595 GWh. Im Vergleich zum 10-Jahresmit-
vier grossen Flüssen im Kanton Aargau als Folge der                  tel (2010-2019) betrug die Produktion im Jahr 2019 so-
fehlenden Niederschläge und damit geringen Zuflüsse                  mit 105.2 %. Diese vergleichsweise sehr gute Jahres-
und tiefen Seestände sehr deutlich präsentierten. Der                produktion ist auf eine über das Jahr hinweg gesehene
gute Jahresbeginn mit den hohen Abflüssen im Januar                  konstantere und höhere Wasserführung in den Flüssen
vermochte die sehr tiefen Abflusswerte im restlichen                 zurückzuführen.
Jahr nicht zu kompensieren.
                                                                     An den beiden Beispielen der Jahresabflusskurven von
Jahr 2019:                                                           Aare (Station Murgenthal) und Rhein (Station Rheinfel-
Im Jahr 2019 betrug die gesamte Energieproduktion al-                den) lassen sich diese unterschiedlichen Abflussver-
ler Flusskraftwerke mit Standortanteil im Kanton Aar-                hältnisse in den Jahren 2018 und 2019 deutlich able-
                                                                     sen:

Aare, Station Murgenthal

Rhein, Station Rheinfelden

Jahresabflüsse in Aare und Rhein in den Jahren 2018 und 2019, sowie die Jahresmittel (gestrichelte Linien) im Vergleich. Im Jahr 2018
sorgten die Hochwasser Anfang Jahr noch für hohe Abflüsse, während die zweite Jahreshälfte von sehr tiefen Abflüssen geprägt war.
Das Jahr 2019 war ausgeglichener, was sich auch in der Energieproduktion der Flusskraftwerke wiederspiegelte.
Quelle: Rhein – Rheinfelden sowie Station Aare - Murgenthal, Jahre 2018 und 2019, provisorische Daten, (Umweltdatenportal
EnVIS, Kt. Aargau, Datenbasis: www.hydrodaten.admin.ch)

18
Kleinwasserkraft                                           einstellen, die nicht im Zusammenhang mit der Tro-
                                                           ckenheit standen. So waren dies beispielsweise Um-
Jahr 2018:                                                 bauten am Werk im Rahmen der Sanierung Wasser-
Im Jahr 2018 produzierten die Kleinwasserkraftwerke        kraft (Fischgängigkeit und Geschiebehaushalt).
im Kanton Aargau im Schnitt ca. 40 % weniger Energie
als in den letzten 10 Jahren. Die Minderproduktion ist     Jahr 2019:
hauptsächlich auf die Trockenheit und die damit einher-    Im Jahr 2019 produzierten die Kleinwasserkraftwerke
gehenden tiefen Abflüsse zurückzuführen. Zahlreiche        im Schnitt ca. 35 % weniger Energie, als in den letzten
Kleinwasserkraftwerke mussten ihren Betrieb über           10 Jahren. Diese Minderproduktion ist ebenfalls haupt-
mehrere Monate einstellen. Vereinzelte Anlagen muss-       sächlich auf die Trockenheit und die tiefen Abflüsse in
ten ihren Betrieb jedoch auch aus anderen Gründen          den Bächen zurückzuführen.

4.6 Auswirkungen auf die Biodiversität
Die Trockenheitsereignisse der letzten Jahre hinterlas-     -   Zunehmendes Trockenfallen von kleinen Still- und
sen im Naturschutz deutliche Spuren. Die Artenbei-              Fliessgewässern bedroht ganze Lebensgemein-
spiele in Klammern wurden stellvertretend für viele wei-        schaften (Bsp. Helm-Azurjungfer, Amphibien,
tere gewählt.                                                   Makrozoobenthos). Ebenfalls betroffen sind deren
                                                                Konsumenten der höheren trophischen Stufen
 -   Die folgenden Lebensräume mit national Prioritä-
                                                                (Bsp. Ringelnatter, Wasserspitzmaus, Iltis).
     ren Arten sind von Trockenheit betroffen und kön-
                                                            -   Die Gefährdung von Arten, die für ihre Eiablage
     nen dadurch an Ausdehnung und Qualität verlie-
                                                                oder Nahrungssuche auf eine höhere Boden-
     ren: Hochmoore, Flachmoore, Wässermatten,
                                                                feuchtigkeit angewiesen sind, nimmt zu (Bsp. Kie-
     Quellfluren, Tümpel und Teiche, Gewässerufer
                                                                bitz, Kurzflügelige Beissschrecke, Sumpfgrashüp-
     sowie Fliessgewässer.
                                                                fer, Sumpfgrille, etwa 30 % aller Laufkäfer, Sumpf-
 -   Die Pflanzenbestände von Trockenwiesen und
                                                                Windelschnecke).
     -weiden werden anfälliger auf starke Aufkommen
                                                            -   Die Vorverlegung von Schnittzeitpunkten auf-
     von einjährigem und kanadischem Berufkraut.
                                                                grund von Wärme und Trockenheit kann die Fein-
 -   Probleme mit den erwähnten Berufkräutern sowie
                                                                abstimmung zwischen der Insektenflugzeit und
     auch Ackerkratzdisteln haben sich neu auch in
                                                                dem Blütezeitpunkt empfindlich stören. Bei Bo-
     den Flachmooren und übrigen Feuchtlebensräu-
                                                                denbrütern steigt die Gefahr, dass die Brut ver-
     men im Reusstal massiv verstärkt. Dies führt zu
                                                                mäht wird.
     einem erheblichen Mehraufwand in der Bekämp-
                                                            -   Die starke Verinselung von Populationen seltener
     fung dieser Problempflanzen.
                                                                Arten wird insbesondere im Mittelland zunehmen.
 -   Der veränderte Wasserhaushalt führte zur Verän-
                                                                Durch das damit einhergehende Auseinanderbre-
     derungen der Artenzusammensetzung einzelner
                                                                chen von Metapopulationen erhöhen sich die lo-
     Feuchtlebensräume, da typische Kennarten nas-
                                                                kalen Aussterbewahrscheinlichkeiten.
     ser und feuchter Standorte vermehrt unter Druck
                                                            -   Zunehmende Probleme mit dem Aufreissen von
     geraten und gegebenenfalls lokal, regional oder
                                                                lehmabgedichteten      Amphibienlaichgewässern,
     kantonal aussterben (Bsp. Kiebitz, Sumpfgras-
                                                                erhöhte Kosten zu deren Sanierung, Änderung
     hüpfer, Grosses Wiesenvögelchen, Heller Wie-
                                                                der Bauweise (vermehrt aufwändigere Ablasswei-
     senknopf-Ameisenbläuling).
                                                                her mit Folien)
 -   Die Kleinseggenriede im Boniswiler Ried und im
                                                            -   Der mit den Trockenheitsereignissen einherge-
     Seenger Ried am Hallwilersee drohen durch ein
                                                                hende Wärmeanstieg führt direkt zu Verschiebun-
     Absinken des Wasserstands zu verbuschen und
                                                                gen in der Häufigkeit von Arten.
     ihren herausragenden ökologischen Wert einzu-
     büssen.                                                -   Die Bedeutung von Habitatqualität und Vernet-
                                                                zung wird in Zukunft noch weiter zunehmen.
 -   Verändertes Wasser-Regime in Grundwasser ge-
     spiesenen Tümpeln für die Amphibienförderung           -   Eine Beeinträchtigung von Ökosystemleistungen
     (z.B. Kreuzkröte), namentlich im Reusstal.                 ist zu erwarten.

                                                                                                                 19
5 Massnahmen

Noch während der Trockenheitsphasen in den Jahren           eines Runden Tisches mit Beteiligten betroffener Sta-
2018 und 2019 wurden Massnahmen ergriffen. So wur-          keholder (Landwirtschaft, Gemeinden, Natur und Um-
den Massnahmen, die direkt greifen und in den Bächen        welt, Verwaltung) zur Förderung des Austausches und
für eine geringe Entspannung sorgen, ebenso umge-           zur Diskussion von Handlungsfeldern.
setzt wie auf übergeordneter Ebene die Organisation

5.1 Notabfischungen und Fischsterben sowie Prüfung von weiteren
    Schritten (Fangmoratorien, Bade- und Betretungsverbote)
Im Jahr 2018 wurden insgesamt 10 Notabfischungen            Im Jahr 2019 wurden einzig am Talbach in Oberflachs
durchgeführt. Auf einer Totallänge von 1.5 km wurden        ca. 20 tote Forellen festgestellt. Auf eine Abfischung
insgesamt ca. 180 Forellen, ca. 100 Groppen und ei-         wurde jedoch verzichtet.
nige zehntausend Elritzen mittels Elektroabfischung
                                                            Weitere Handlungsabklärungen: Als mögliche Mass-
gefangen und jeweils im gleichen Gewässer weiter
                                                            nahmen aus dem Trockenheitsjahr 2018 mit grossen
oben wiedereingesetzt. An allen Orten, an denen Elekt-
                                                            Auswirkungen auf den Fischbestand zahlreicher Fliess-
roabfischungen durchgeführt wurden, ist ein vorange-
                                                            gewässer klärte die zuständige Abteilung Wald ab, wie
hendes Fischsterben beobachtet worden. An zwei
                                                            die rechtliche Ausgangslage aussieht, und welche Ver-
Standorten wurde ebenfalls ein Fischsterben festge-
                                                            fahrensschritte für den Erlass eines Fangmoratoriums
stellt, auf eine Notabfischung ist jedoch verzichtet wor-
                                                            sowie einer Verfügung eines Bade- und Betretungsver-
den. An einer Stelle wurde ausserdem ein Krebsster-
                                                            bots an Gewässern anzugehen wären. Beide Mass-
ben festgestellt, an einer weiteren wird davon ausge-
                                                            nahmen waren im Jahr 2019 aufgrund der Abfluss- und
gangen, dass es ein solches gegeben hat.
                                                            Temperatursituation nicht erforderlich.
Geografisch waren hauptsächlich die Bäche des
Reusstals (Freiamt) sowie des Fricktals betroffen. Zu-
sätzlich musste auch im Schmittenbach bei Remigen
eine Abfischung durchgeführt werden.

5.2 Sistierung von Wasserentnahmebewilligungen aus öffentlichen
    Oberflächengewässer
Die Entnahme von Wasser aus einem öffentlichen              flussmengen und Wassertemperaturen dies noch zu-
Oberflächengewässer für landwirtschaftliche, betriebli-     lassen. Kurzfristige Bewilligungen gelten nur für eine
che, industrielle oder Naturschutzzwecke (Speisung          Zeitdauer von wenigen Tagen bis Wochen, sind gebüh-
Weiher) ist eine Bewilligung erforderlich. Zurzeit sind     renfrei und werden in der Regel nur einmalig zur Über-
knapp 400 solcher Wasserentnahme-Bewilligungen              windung einer Notsituation erteilt.
rechtskräftig und über maximal 10 Jahre gültig.

Bei Trockenheit erteilt die Sektion Gewässernutzung
zusätzlich kurzfristige Wasserentnahmebewilligungen
aus öffentlichen Oberflächengewässern, wenn die Ab-

                                                                                                                20
Jahr 2018:                                                        Sanktionen
Der ausserordentlich trockene Sommer 2018 führte                  Bei Zuwiderhandlungen, d.h. Wasserentnahme ohne
zwischen dem 17. Juli und dem 8. August 2018 zu                   gültige Bewilligung, wird gemäss § 41 des Wassernut-
total 61 Sistierungen von Bewilligungen für Wasser-               zungsgesetzes vom 11. März 2008 (WnG; SAR
entnahmen ohne Rückgabe (Wasserentnahme zu                        764.100) von der Polizei eine Verwaltungsstrafe aus-
Bewässerungszwecken). Von diesen Sistierungen                     gesprochen. Im Jahr 2018 wurden im Kanton Aargau
waren folgende Verbraucher betroffen: die Bewäs-                  drei Strafbefehle an der Bünz und der Surb wegen un-
serung landwirtschaftlicher Kulturen, Gärtnereien,                bewilligter Wasserentnahmen erlassen, weil trotz kom-
Baumschulen, Obst- und Beerenkulturen, Bewässe-                   pletter Sistierung der Entnahmen in diesen Bächen
rung von Strassenböschungen und Sportplätze.                      Wasser entnommen worden ist.

Die Sistierungen konnten erst Mitte Dezember, mit Ein-
                                                                  Learnings aus dem Jahr 2018 und daraus abgeleitete
setzen der Niederschläge, wieder aufgehoben werden.
                                                                  Massnahmen:
Dies bedeutete, dass die Entnahme von Wasser
aus kleinen und mittelgrossen öffentlichen Oberflä-
                                                                  Nach dem ausgeprägten Trockenheitsjahr 2018 wurde
chengewässern für die gesamte zweite Jahreshälfte
                                                                  das kantonale Vorgehenskonzept bei Trockenheiten
nicht mehr möglich war. Einzig die Entnahmen
                                                                  hinsichtlich der Sistierungen von Wasserentnahme-Be-
aus den vier grossen Flüssen und aus dem
                                                                  willigungen unter Einbezug der betroffenen kantonalen
Hallwilersee ist nie eingeschränkt worden.
                                                                  Fachstellen (Landwirtschaft, Fischerei) überarbeitet
                                                                  und aufgrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2018 ak-
                                                                  tualisiert. Ebenfalls wurden die kantonsübergreifenden
                                                                  Absprachen mit den oberliegenden Nachbarkantonen
                                                                  verbessert und der Informationsfluss zur Polizei bei
                                                                  Sistierungen        von     Bewilligungen     etabliert.

                                                                  Jahr 2019:
                                                                  Im Zeitraum vom 18. Juli 2019 bis zum 29. Juli 2019
                                                                  wurden total 37 Bewilligungen für Wasserentnahmen
                                                                  ohne Rückgabe aus Oberflächengewässern sistiert.
                                                                  Alle diese Sistierungen wurden erst Anfang November
                                                                  2019 wieder aufgehoben (sh. Beilage 1).
                                                                  Bei den im Jahr 2019 von den Sistierungen betroffenen
                                                                  Verbrauchern handelte es sich um die Bewässerung
                                                                  von landwirtschaftliche Kulturen, Gärtnereien, Baum-
                                                                  schulen, Obst- und Beerenkulturen, Bewässerung von
                                                                  Strassenböschungen und Sportplätzen (sh. Beilage 2).

                                                                  Kurzfristige Bewilligungen
                                                                  Ab dem 24. Juli 2019 wurde kommuniziert, dass zum
Ausgetrocknetes Bett der Sissle in Eiken, 22. August 2018 (Foto   Schutz der kleinen Fliessgewässer, keine kurzfristigen
ALG)                                                              Bewilligungen aus diesen Gewässern mehr erteilt wer-
                                                                  den. Kurzfristige Bewilligungen zu Wasserentnahmen
Kurzfristige Bewilligungen                                        aus dem Rhein, der Aare, Limmat und Reuss wurden
Vorwiegend an den grösseren, aber auch aus kleinen                jedoch weiterhin erteilt. Gesamthaft wurden im Jahr
Gewässern, so dem Fisibach, Aabach, Dorfbach in                   2019 nur 15 kurzfristige Bewilligungen erteilt.
Meisterschwanden, Furtbach, Suhre, Uerke wurden
kurzfristige Bewilligungen zur Wasserentnahme erteilt.            Sanktionen
Bei den kleineren Fliessgewässern konnten sie jedoch              Im Jahr 2019 gingen zwei Meldungen zu unbewilligten
nur für eine kurze Dauer bis zur vollständigen Sistie-            Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern ein.
rung an jenen Gewässern gewährt werden. Gesamthaft                Bei der einen handelte es sich bei näherer Untersu-
wurden      43   kurzfristige  Bewilligungen   erteilt.           chung um eine Entnahme aus dem Grundwasser (Zu-
                                                                  ständigkeit AfU), bei der anderen hat der Pumpeninha-
                                                                  ber nach Kontakt mit der Regionalpolizei die Wasser-
                                                                  entnahme umgehend eingestellt. In beiden Fällen kam
                                                                  es nicht zu einem Strafbefehl.

                                                                                                                        21
450

                           400

                           350
                                                                                   Wasserentnahmen mit Rückgabe
                           300
    Anzahl Bewilligungen

                                                                                   Kurzfristige Bewilligungen
                           250
                                                                                   davon sistiert
                           200
                                                                                   Wasserentnahmen ohne
                           150                                                     Rückgabe

                           100

                            50

                             0
                                 2018                       2019
Abbildung 4: Übersicht über die Anzahl total bewilligter Wasserentnahmen, der totalen Entnahmen ohne Rückgabe und der Sistierungen
für die Jahre 2018 / 2019 (Quelle: Kt. Aargau, ALG, Sektion Gewässernutzung) Autorinnen: Sabin Nater, Livia Geisseler

5.3 Runder Tisch Trockenheit Gewässer (RTTG)
Am 3. August 2018 hat die Abteilung Landschaft und                   sätzlich nur sehr beschränkt wirksam sind. Das Haupt-
Gewässer aufgrund der zunehmenden Trockenheit und                    augenmerk muss darauf gerichtet werden, sich mittel-
nicht absehbarer Niederschläge die PräsidentInnen                    und längerfristig auf den Klimawandel einzurichten. Für
des Bauernverbands Aargau, von Pro Natura Aargau,                    eine erfolgreiche Anpassung sollen bestmögliche Rah-
von Birdlife Aargau, des Aargauischen Fischereiver-                  menbedingungen geschaffen werden. Wenn Lebens-
bandes und der Aargauischen Fischereikommission zu                   räume zu Land und im Wasser ökologisch aufgewertet
einer                  Aussprache                   am               und miteinander vernetzt werden, hilft das den Tieren
8. August 2018 eingeladen. Dies mit dem Ziel, das ge-                und Pflanzen, in Dürrezeiten zu überleben. Die Nut-
genseitige Verständnis hinsichtlich Wahrnehmung und                  zung der Ressource Wasser muss den neuen klimati-
Betroffenheit durch den Hitzesommer ohne strategi-                   schen Randbedingungen auch in unseren Gefilden an-
sche Agenda zu fördern und ein von allen getragenes                  gepasst werden. Dies wird verschiedenartige Verände-
Vorgehen zu diskutieren. Seitens der kantonalen Ver-                 rungen im Bereich der Natur und der Landnutzung zur
waltung nahmen Vertreter der Landwirtschaft Aargau,                  Folge haben.
der Abteilung Wald, der Abteilung für Umwelt, der Kom-
munikation sowie der Abteilung Landschaft und Ge-                    Der fachliche Austausch im Rahmen des RTTG wurde
wässer an diesem Informationsaustausch teil. Im Zent-                von allen Beteiligten begrüsst. Die kantonalen Fach-
rum standen Fragen wie:                                              stellen und die Verbandspräsidenten haben deshalb
Welche Auswirkungen hat die aktuelle Trockenheit auf                 vereinbart, den Dialog weiter zu pflegen und den Run-
Natur und Landwirtschaft?                                            den Tisch in periodischen Abständen weiterzuführen.
Welche Massnahmen können ergriffen werden, um die                    Die Anpassung an den Klimawandel ist eine gesell-
Situation für einzelne Fischarten, Gewässerbiotope o-                schaftliche, ökologische und wirtschaftliche Herausfor-
der die Landwirtschaft zu verbessern?                                derung, der sich die Verwaltung und die Verbände ge-
Wie sollen möglichen kurz- und langfristigen Massnah-                meinsam stellen wollen. Der Prozess, zielgerichtete
men koordiniert werden?                                              und langfristig wirksame Anpassungsmassnahmen in
                                                                     allen Sektoren zu entwickeln, wurde im Sommer 2018
Anpassung an den Klimawandel bringt Verände-                         angestossen und wird gemeinsam weiterverfolgt.
rungen                                                               Mit der Medienmitteilung wurden auch Verhaltensemp-
Die Fachleute des Kantons und die Verbandspräsiden-                  fehlungen für die Bevölkerung abgegeben. Ergänzend
ten waren sich einig, dass Notmassnahmen wie bei-                    zu den Massnahmen, die von Behörden und Verbän-
spielsweise das Einleiten von frischem Leitungswasser                den ausgearbeitet und umgesetzt werden, könne auch
in Gewässer mit tiefem Wasserstand oder das Abfi-                    jede und jeder Einzelne mit richtigem Verhalten einen
schen und kurzfristige Umsiedeln von Fischen grund-                  Beitrag leisten. Um die schlimmen Folgen auf Bäche

                                                                                                                               22
und Fische zu begrenzen, wurde die Bevölkerung ge-          -   Klarheit darüber zu erlangen, was im Aargau in
beten, sich an folgende Regeln zu halten:                       Bezug auf den Klimawandel bereits gemacht wird,
 -   Nicht an Bächen baden, plantschen und bootfah-             bzw. wo noch Handlungsbedarf besteht,
     ren. Auf Aare, Reuss, Limmat und Rhein ist das         -   Themen, die in Zukunft gemeinsam bearbeitet
     weiterhin möglich.                                         werden sollen herauskristallisieren,
 -   Keine Steine ins Wasser werfen und keine Bach-         -   und den Rahmen der Zusammenarbeit, die Aktivi-
     stauungen vornehmen.                                       tätsfelder und das weitere Vorgehen zu klären.
 -   Kein Wasser aus den Bächen schöpfen – auch
     nicht in kleinen Mengen mit der Spritzkanne.          Der Workshop hat dabei ein gemeinsames Grundver-
                                                           ständnis zu den Auswirkungen des Hitzesommers und
Es wurde vereinbart, im Nachgang zum Hitzesommer           des Klimawandels zum Ausdruck gebracht. Eine Reihe
2018 im Dezember 2018 einen gemeinsamen, halbtä-           von Themen und Fragen wurden intensiv diskutiert:
gigen RTTG-Workshop in einem erweiterten Kreis             Welche Auswirkungen hatte der trockene und heisse
durchzuführen, um Rückblick zu halten und die ge-          Sommer rückblickend auf den Wasserkreislauf, die Na-
machten Erfahrungen zu diskutieren. Dazu wurden die        tur und die Landwirtschaft? Wo stehen wir heute?
Verbände und Fachstellen gebeten, nachfolgende Fra-        Welche Massnahmen können und sollen prioritär um-
gen zu beantworten:                                        gesetzt werden, um einem möglichen Trocken-/Hitze-
 -   Welches sind aus Sicht Ihres Verbandes die wich-      sommer 2019 gut vorbereitet zu begegnen?
     tigsten Erfahrungen (lessons learned) im Trocken-     Welche Massnahmen müssen mittel- und langfristig
     und Hitzejahr 2018?                                   geplant werden, um sich an den Klimawandel anzupas-
 -   Welche Veränderungen in Bezug auf Trockenpha-         sen?
     sen erlebten Sie in den letzten Jahren, die rele-     Die einhellige Meinung der rund 25 Workshop-Teilneh-
     vant sind für Ihre Verbandsmitglieder?                menden: Kurzfristige Notmassnahmen sind nur sehr
                                                           beschränkt wirksam, doch es braucht sie auch, im Spe-
 -   Hat Ihr Verband bereits eine Strategie, wie er mit
                                                           ziellen im Umgang mit dem Wasserverbrauch; das
     diesen Veränderungen umgehen will? Ist diese
                                                           Hauptaugenmerk muss darauf gerichtet werden, sich
     Strategie dokumentiert?
                                                           mit nachhaltigen Massnahmen mittel- und längerfristig
 -   Sehen Sie Themenfelder, wo sich die Akteure und       auf den Klimawandel einzurichten. Auch wenn die zu-
     Akteurinnen des RTTG gemeinsam unterstützen           nehmende Hitze grosse Auswirkungen auf die Bevöl-
     könnten? Wo sehen Sie gegenläufige Interessen?        kerung – insbesondere für ältere Menschen – haben
                                                           wird, und die Folgen des Klimawandels in allen Sekto-
 -   Welche Massnahmen und Planungen möchte Ihr            ren spürbar sein werden, bleibt der Fokus künftiger Ak-
     Verband                                               tivitäten des Runden Tischs Trockenheit und Gewässer
     a) selber anpacken oder                               auf dem Wasserhaushalt und dessen Auswirkungen
     b) anstossen,                                         auf das Wasserangebot, sowie der gerechten Nutzung
 -   um die Gesellschaft und die Umwelt robuster ge-       und Verteilung des verfügbaren Wassers für Bedürf-
     genüber Hitze und Trockenereignissen zu ma-           nisse der Natur und der Gesellschaft im Allgemeinen
     chen, und wo möchte Ihr Verband mitarbeiten?          und der Landwirtschaft im Speziellen.
                                                           Die Themenfelder Energie, Klima und Gesundheit ha-
Der Kreis der Teilnehmenden für den Workshop "Tro-         ben im Rahmen des Klimaschutzes zwar eine grosse
ckenheit und Gewässer" wurde erweitert um eine ganz-       Bedeutung, sie stehen aber nicht im Fokus des Runden
heitliche Diskussion zu ermöglichen und alle relevanten    Tisches. Da sie in direktem Zusammenhang zum
Akteure frühzeitig einzubinden. Neben den bisherigen       Thema Trockenheit stehen, sind sie allerdings bei der
Vertretern von verschiedenen Fachstellen des BVU so-       Bewertung der getroffenen Massnahmen zu beachten
wie der Abteilung Landwirtschaft Aargau des Departe-       und durch andere Gremien zu vertiefen.
ments Finanzen und Ressourcen (DFR) und der Ver-
bände und Organisationen wurde im Vergleich zu den         Prioritär seien zwar kurzfristige Massnahmen anzuge-
Runden Tischen Trockenheit und Gewässer der Teil-          hen, langfristig sei aber in einem ersten Schritt der
nehmerkreis erweitert. Neben den Präsidentinnen nah-       Wasserbedarf zu klären:
men auch die Geschäftsführenden der Verbände teil.         Wieviel Wasser brauchen die Natur, die Industrie, die
Zudem sind weitere Fachabteilungen des Departe-            Landwirtschaft und die Bevölkerung?
ments Gesundheit (Amt für Verbraucherschutz und            Wo bestehen Wasser-Einsparmöglichkeiten? Ebenso
Kantonaler Führungsstab) wie auch der Grundwasser-         zentral ist die Frage nach der jahreszeitlichen räumli-
verband Unteres Wiggertal und die Gemeindeammän-           chen Verfügbarkeit und Verteilung des Wassers. Diese
ner-Vereinigung (GAV) Teil des Runden Tischs Tro-          Grundlagen sollen in den kommenden Monaten – al-
ckenheit und Gewässer. Dies mit dem Ziel,                  lenfalls mit zusätzlichen Erhebungen – zusammenge-
 -   ein gemeinsames Verständnis über die Auswir-          stellt werden.
     kungen des Hitzesommers (kurzfristig) und des         Einen grossen Stellenwert für eine erfolgreiche Anpas-
     Klimawandels (mittel- und langfristig) für den Aar-   sung an den Klimawandel wird der Sensibilisierung der
     gau zu schaffen,                                      Bevölkerung und der Politik zugeordnet. Auch hier will

                                                                                                                23
der Runde Tisch Trockenheit und Gewässer Zeichen      2018 – informiert und das Vorgehen in Bezug auf einen
setzen.                                               möglichen Trockensommer 2019 diskutiert.

Am 27. Mai 2019 wurde der gleiche Teilnehmerkreis     Die Erkenntnisse dieses Workshops sind in die vorlie-
zum zweiten Workshop "Trockenheit und Gewässer"       gende Ereignisdokumentation eingeflossen. Aufgrund
eingeladen und die Teilnehmend über die Aktivitäten   des weniger kritischen Witterungsverlaufs im Jahr 2019
aus den verschiedenen Themenbereichen – Erkennt-      wurde zu keinem weiteren Runden Tisch Trockenheit
nisse und erste Massnahmen aus dem Trockenjahr        und Gewässer eingeladen.

24
6 Beilagen

             25
Beilage 1 – Übersicht Wasserentnahmebewilligungen und deren Sistierungen 2018

                                                                                26
Beilage 2 – Übersicht Wasserentnahmebewilligungen und deren Sistierungen 2019

                                                                                27
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