Ereignisdokumentation Trockenheit - Jahre 2018 und 2019 - Departement Bau, Verkehr und Umwelt - Kanton Aargau
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Herausgeber Departement Bau, Verkehr und Umwelt Abteilung Landschaft und Gewässer 5001 Aarau www.ag.ch Redaktion Susette Burger Abteilung Landschaft und Gewässer 062 835 34 50 alg@ag.ch www.ag.ch/alg Titelbild Sissle in Eiken, 29. August 2018: ausgetrocknetes Bachbett (Foto: ALG GN, S. Bieder) In Zusammenarbeit mit Landwirtschaft Aargau, Christian Wohler Amt für Verbraucherschutz, Irina Nüesch Abteilung Wald, Marcel Murri, Petra Nobs Abteilung für Umwelt, Christoph Mahr Abteilung Landschaft und Gewässer, Norbert Kräuchi, Sabin Nater, Christophe Lienert, Livia Geisseler Copyright © 2020 Kanton Aargau 2
Inhalt 1 Einleitung 4 2 Meteorologische Ausgangslage 6 3 Hydrologische Ausgangslage 10 4 Auswirkungen der Trockenheit 14 4.1 Auswirkungen in der Landwirtschaft 14 4.2 Auswirkungen auf die Fische 15 4.3 Auswirkungen auf den Wald, Waldbrandgefahr 16 4.4 Auswirkungen auf das Grundwasser und die kommunalen Wasserversorgungen 16 4.5 Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung 17 4.6 Auswirkungen auf die Biodiversität 19 5 Massnahmen 20 5.1 Notabfischungen und Fischsterben sowie Prüfung von weiteren Schritten (Fangmoratorien, Bade- und Betretungsverbote) 20 5.2 Sistierung von Wasserentnahmebewilligungen aus öffentlichen Oberflächengewässer 20 5.3 Runder Tisch Trockenheit Gewässer (RTTG) 22 6 Beilagen 25 3
1 Einleitung Das Jahr 2018 geht als ausserordentliches Trockenjahr Die Ereignisdokumentation hilft, dass die Beobachtun- in die Bücher respektive in die Statistik ein. Langanhal- gen und Konsequenzen dieser Trockenheitsjahre nicht tend und flächendeckend fehlende oder sehr geringe in Vergessenheit geraten. Der Mensch vergisst rasch – Niederschlagsmengen, gekoppelt mit in den Sommer- das zeigt auch die Erinnerungsdauer nach Hochwasse- bis Herbstmonaten warmen bis heissen Temperartu- rereignissen: Solche sind wenige Jahre nach dem Er- ren, haben zu dieser ausgeprägten Trockenheit ge- eignis in ihrer Gesamtheit des Ausmasses oft schon führt. Das Ausmass dieses Ereignisses sowie dessen vergessen. Das Gleiche kann bei einer Trockenheit be- Dauer haben sich nicht nur in tiefen Wasserständen in obachtet werden: Sobald es nach einer langandauern- Gewässern geäussert, sondern sich auf die darin le- den Trockenphase einige Tage geregnet hat, oder benden Wassertiere, die Vegetation in unseren Wäl- zwei, drei kühlende Gewitterschauer niedergegangen dern, auf landwirtschaftliche Kulturen bis hin zu den sind, und es kühler ist, ist das Ausmass der Trockenheit Grundwasserverhältnissen und der Wasserversorgung schon fast wieder vergessen. markant ausgewirkt. Zahlreiche dieser Auswirkungen waren auch Anfang 2019 noch deutlich spür- oder Ziel dieses Berichts ist es, die Ereignisse zu dokumen- nachweisbar. Dass auch im Jahr 2019 wieder eine län- tieren, damit wir sie nicht vergessen und damit der Kan- gerdauernde Trockenheit herrschte, hat nicht zu einer ton Aargau bei der Ausarbeitung von weiterführenden raschen und nachhaltigen Entspannung der Lage bei- Massnahmen und Projekten daraus lernen und diese getragen, auch wenn das Ausmass der Trockenheit im Aspekte berücksichtigen oder weitergehend untersu- 2019 weniger gross war. chen kann. Vorliegende Dokumentation beschreibt die Verhält- nisse dieser beiden Trockenheitsereignisse in den Jah- ren 2018 und 2019 und zeigt deren Ausmass und Kon- sequenzen im Ansatz auf. Dabei werden die Ereignisse aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen betroffenen Umweltbereiche beleuchtet. Es wird aufgezeigt, welche Auswirkungen diese Trockenheiten während des Ereig- nisses und allenfalls auch mit länger dauernden Aus- wirkungen gehabt haben, und welche Massnahmen ge- troffen worden sind. 4
2 Meteorologische Ausgangslage Ein Vergleich der meteorologischen Situation in den Jahren 2018 und 2019 mit dem Fokus auf die Nieder- schlagsmengen und Durchschnittstemperaturen zeigt folgendes Bild: 6
Jahr 2018 Jahresniederschlag (in mm) 2018 Abweichung Jahresniederschlag (in %) 2018 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981-2010 Für den Kanton Aargau betrug die durchschnittliche Die Niederschlagsmengen betragen für den Kanton Niederschlagsmenge im Jahr 2018 zwischen rund Aargau im Jahr 2018 rund 700-1100 mm. 70-90 % im Vergleich zum langjährigen Mittel (1981- 2010), d.h. es fielen 2018 ca. 10-30 % weniger Nie- Gebietsniederschlag Jahressummen1: derschlag. - Kantonsgebiet Aargau 2018: 840 mm - Bsp: Einzugsgebiet Uerke 2018: 792 mm - Bsp: Einzugsgebiet Sissle 2018: 870 mm Jahresdurchschnittstemperatur (in °C) 2018 Abweichung Jahresdurchschnittstemperatur (in °C) 2018 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981-2010 Die durchschnittliche Jahrestemperatur betrug 2018 Die durchschnittliche Jahrestemperatur lag im Kanton für den Kanton Aargau flächig zwischen 10-12 °C. Aargau im Jahr 2018 ca. 2 °C über dem langjährigen Mittel (1981-2010). 1 Daten aus Analysen WISKI, Kt. Aargau: Verschnitt Gebietspolygone mit CombiPrecip-Daten der MeteoSchweiz 7
Jahr 2019 Jahresniederschlag (in mm) 2019 Abweichung Jahresniederschlag (in %) 2019 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981-2010 Für den Kanton Aargau betrug die durchschnittliche Die Niederschlagsmengen betragen für den Kanton Niederschlagsmenge im Jahr 2019 zwischen rund Aargau im Jahr 2019 rund 80-98 % im Vergleich zum 900-1300 mm (stellenweise). langjährigen Mittel (1981-2010), d.h. es fielen 2019 ca. 2-20 % weniger Niederschlag. Gebietsniederschlag Jahressummen: - Kantonsgebiet Aargau 2019: 892 mm - Bsp: Einzugsgebiet Uerke 2019: 878 mm - Bsp: Einzugsgebiet Sissle 2019: 901 mm Jahresdurchschnittstemperatur (in °C) 2019 Abweichung Jahresdurchschnittstemperatur (in °C) 2019 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981-2010 Die durchschnittliche Jahrestemperatur betrug 2019 im Die durchschnittliche Jahrestemperatur war im Kanton Kanton Aargau zwischen 9 und 12 °C. Aargau im Jahr 2019 ca. 1.3 °C über dem langjährigen Mittel (1981-2010). 8
Gebietsniederschlag 2018-2019 (Monatssummen)2 2018 2019 Kantonsgebiet Aargau 2018-2019, monatlicher Gebietsniederschlag (Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, Kt. Aargau) 2018 2019 Einzugsgebiet Uerke 2018-2019, monatlicher Gebietsniederschlag (Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, Kt. Aargau) 2018 2019 Einzugsgebiet Sissle 2018-2019, monatlicher Gebietsniederschlag (Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, Kt. Aargau) Vergleich der meteorologischen Faktoren Nieder- Im Jahr 2018 waren die Durchschnittstemperaturen hö- schlag und Temperatur in den Jahren 2018 und her als im 2019, zugleich waren die Niederschlagssum- 2019: men 2018 geringer und die Dauer der Trockenheits- phasen waren länger anhaltend als 2019. Diese Tro- ckenheit aus dem Jahr 2018 wirkte trotz nassem Jah- reswechsel 2018/19 noch weit ins 2019 hinein. 2 Quelle: CombiPrecip MeteoSchweiz, WISKI Kt. Aargau 9
3 Hydrologische Ausgangslage Die Gewässer in den einzelnen Einzugsgebieten im Abflussverhältnissen der Fliessgewässer und im Pegel- Kanton Aargau reagieren je nach deren Geologie und stand des Hallwilersees aus. Anhand von folgenden Hydrogeologie in deren Ursprungsgebiet sehr unter- drei Beispielen, Uerke (Einzugsgebiet südlich der schiedlich. Die Einzugsgebiete im Fricktal reagieren Aare), Sissle (Einzugsgebiet nördlich der Aare im Frick- komplett anders als die Einzugsgebiete südlich und tal) und Hallwilersee (grösstes stehendes Gewässer im östlich der Aare. Kanton im südlichen Kantonsteil) werden die hydrologi- schen Verhältnisse der betrachteten beiden Jahre un- Die im vorangegangenen Kapitel aufgezeigten meteo- ter Berücksichtigung ihrer Einzugsgebietslage aufge- rologischen Parameter und deren Ausprägungen in zeigt. den Jahren 2018 und 2019 wirkten sich direkt in den Uerke, Holziken, 2018 (Quelle: WISKI Kt. Aargau) Uerke, Holziken, 2019 (Quelle: WISKI Kt. Aargau) 10
Abflussverhältnisse Uerke 2018 und 2019: men, dass einzelne Niederschlagsereignisse zu Ab- 2018: Die ausgeprägten Niederschlagsereignisse An- flussspitzen führten. Es ist aber ebenfalls ersichtlich, fang und Ende 2018 wiederspiegeln sich deutlich in dass sich die fehlenden Niederschlagsmengen aus den Abflüssen der Uerke. Ebenso sind Gewitterereig- dem Jahr 2018 in der Höhe des Abflusses der Uerke nisse in der zweiten Maihälfte ablesbar. Dazwischen bis fast zum Ende des Jahres 2019 manifestierten. Der zeigen sich die niederschlagsfreien Perioden zwischen Ursprung der Uerke, bestehend aus einem Gebiet mit März und Mitte Mai mit langsam sinkenden Abfluss so- Sandstein der oberen Meeresmolasse, schien die Spei- wie Mitte Juni bis Ende November 2018 mit stagnie- cher auch nach dem niederschlagsreichen Jahres- rend tiefen Abflussmengen. wechsel 2018/19 nicht wieder ausreichend gefüllt zu haben, so dass der durchschnittliche Abfluss im Jahr 2019: Im Jahr 2019 zeigt die Abflusskurve der Uerke, 2019 tendenziell tiefer war als 2018. dass weniger lang anhaltende Trockenperioden vorka- Sissle, Eiken, 2018 (Quelle: WISKI Kt. Aargau) Sissle, Eiken, 2019 Abflussverhältnisse Sissle 2018 und 2019: jährlichen Trockenperiode. Zwischen Juli und Novem- ber 2018 ist die Sissle in ihrem Unterlauf fast komplett 2018: Die ausgeprägten Niederschlagsereignisse An- trockengefallen. Dies ist ein repräsentatives Verhalten fang und Ende 2018 führten zu hohen Spitzen im Ja- vieler Gewässer im Fricktal, deren Ursprung und Ein- nuar und Dezember und dazwischen zu einer fast halb- zugsgebiet in mergeligen bis kalkigen Gebieten bis hin zu Karstgebieten liegen. Diese Gewässer reagieren 11
rasch und ausgeprägt bis zum kompletten Austrock- (Juli-September) mit teilweisem Trockenfallen ist im nen, wenn ihre (Karst-)Speicher voll oder mangels Nie- Vergleich zu 2018 deutlich kürzer. Im Vergleich zu den derschläge leer sind. Abflusskurven der Uerke zeigt sich an der Sissle, dass sich die Trockenheit 2018 – obwohl sie ausseror- 2019: Niederschlagsereignisse im Januar, März und dentlich lange angedauert hat – nicht zu einer sich bis Mai/Juni 2019 führten zu kurzen, aber sehr hohen Ab- ins 2019 fortsetzenden tieferen Abflusskurve fortge- flussspitzen. Die Trockenperiode im Hochsommer setzt hat. Hallwilersee-Pegel, Meisterschwanden, 2018 (Quelle: WISKI Kt. Aargau) Hallwilersee-Pegel, Meisterschwanden, 2019 (Quelle: WISKI Kt. Aargau) Die beiden obigen Abbildungen zeigen den Jahresver- Hallwilerseeregulierung sowie der ober- und unterhalb- lauf des Hallwilersee-Pegels, gemessen in Meister- liegenden Bänder und Interventionslinien. schwanden, im Vergleich mit der Sollkurve (blau) der 12
Hallwilersee-Pegel im Vergleich, 2018 (schwarz), 2019 (rot), 10-Jahresmittel 2009-2019 (grün) (Quelle: WISKI Kt. Aargau) Jahresverlauf des Pegels des Hallwilersees in den 1 m3/s in Seengen gefahren wurde, damit der Seepegel Jahren 2018 und 2019: nicht zu rasch absinkt. Wichtig war, alle betroffenen Stakeholder frühzeitig über den Eingriff an der automa- 2018: Die ausgeprägten Niederschlagsereignisse An- tischen Steuerung zu informieren und diese manuell fang 2018 wiederspiegeln sich auch im Pegel des eingestellte, feste Abflussmenge auch dann beizube- Hallwilersees mit zwei Spitzen. Mit Einsetzen der halb- halten, wenn nur einzelne Gewitterereignisse prognos- jährlichen Trockenheitsphase reagiert der Pegel verzö- tiziert waren. Schauer führen in Trockenphasen nur zu gert mit einem sich immer verstärkenden Absenken in einer kürzestzeitigen Entspannung, die Trockenheits- der zweiten Jahreshälfte, da dort keine gewittrigen Nie- phase geht nach Ende des Schauers ohne nachhalti- derschlagsereignisse das Einzugsgebiet trafen und die gen Einfluss des Schauerereignisses weiter. Speicher der Zuflüsse aus dem Einzugsgebiet leer wa- ren. Der Pegel fiel weit unter die Soll-Ganglinie und un- ter die untere Interventionslinie. In Zeiten derart ausge- Fazit prägter, langandauernder Trockenheit vermag auch die In allen Gewässern hat sich die langanhaltende Tro- Steuerung des Abflusses aus dem Hallwilersee ein Sin- ckenheit, kombiniert mit den hohen Temperaturen im ken des Seepegels nicht mehr zu kompensieren. Mit Sommerhalbjahr, nebst tiefen Abflüssen in einem star- einer Drosselung des Abflusses auf eine Restwasser- ken Anstieg der Wassertemperaturen gezeigt. Die ho- menge im Aabach (Ausfluss aus dem Hallwilersee) hen Wassertemperaturen (Spitzen) waren 2018 ausge- konnte das Absinken nur minimal gebremst werden. prägter als 2019, da 2018 die Temperatur generell hö- Ein Anstieg des Seepegels und Erreichen der Soll- her und die Niederschlagsereignisse seltener waren als Ganglinie vermochten erst die ergiebigen Nieder- 2019. schläge von Ende November und Dezember wieder zu max. max. bewirken. 25.9 °C 25.3 °C 2019: Auch der Jahresbeginn von 2019 war noch von Niederschlägen geprägt, die sich im raschen Anstieg des Hallwilerseepegels zeigten. Dank der Erfahrungen von 2018 und günstigerer Witterung mit mehr Nieder- schlagsereignissen fiel der Hallwilerseepegel 2019 2018 2019 (knapp) nicht unter die untere Interventionslinie. Die SOLL-Ganglinie konnte bereits ab Oktober 2019 wie- Bsp. Verlauf der Wassertemperatur der Bünz in Othmarsingen, der gehalten werden. Die Erfahrungen in der Seeregu- 2018 und 2019 lierung aus dem Jahr 2018 haben 2019 geholfen, in- dem ausreichend früh mit einem festen Abfluss von 13
4 Auswirkungen der Trockenheit Die fehlenden Niederschläge in den Jahren 2018 und Trockenheitsphasen in den Jahren 2018 und 2019 ge- 2019 haben in zahlreichen Umweltbereichen ihre Aus- zeigt haben, wird nachfolgend erläutert. wirkungen hinterlassen. In welchen Bereichen sich die 4.1 Auswirkungen in der Landwirtschaft Jahr 2018: Die mehrmonatige Phase fast vollständig fehlender Niederschläge im Sommerhalbjahr 2018 haben in der Landwirtschaft einschneidende Schwierigkeiten für die Bewirtschaftung von Kulturen und das Halten von Nutz- tieren verursacht. Die landwirtschaftlichen Betriebe wa- ren darauf angewiesen, Wasser aus Fliessgewässern oder – wo dies im Verlaufe der Trockenheit nicht mehr möglich war – aus dem kommunalen Trinkwassernetz zu beziehen. Andernfalls mussten Kulturen aufgege- ben oder der Nutztierbestand reduziert werden. Die Folgen aus der mehrmonatigen Trockenheit, kom- biniert mit den hohen Temperaturen, zeigten sich wie folgt: Kulturen: - Hitzeschäden v.a. an Spezialkulturen Eine der Hitze und Trockenheit ausgesetzte landwirtschaftliche - Ausfälle von Hochstammbäumen (Neupflanzun- Kultur (Bild ALG) gen) - Abgestandene Maisfelder - Wachstumsrisse und Minderertrag bei Kartoffeln - Minderertrag bei Zuckerrüben - Schlechtes Auflaufen bei extensiv genutzten Blu- menwiesen und allgemein der Sommer- und Herbstsaaten - Hohe Bewässerungskosten und deutlich mehr Einsatzstunden für die Bewässerung von landwirt- schaftlichen Kulturen - Ungenügende oder fehlende Wasserversorgung der Kulturen - Verzicht einzelner Sätze im Gemüsebau oder Ern- Pumpe zur Wasserentnahme aus Fliessgewässer, vor der Sis- teabbruch einzelner Kulturen (z.B. Erdbeeren) tierung der Bewilligungen (Bild ALG) 14
- Die Wasserpreise für 1 m3 Trinkwasser für die Biodiversität: landwirtschaftliche Bewässerung wiesen je nach - Langandauernde Trockenheiten führen zu einer Gemeinden eine Spannweite von CHF 0.30 bis Abnahme der Produktivität auf Wiesen, finden 3.05 auf. Der Median liegt bei CHF 1.33 pro m3. nach Einsetzen von Regen aber rasch wieder auf - 14 Gemeinden boten ihren Landwirtschaftsbetrie- ein normales Niveau zurück. Es kann jedoch eine ben einen günstigeren Tarif an, 5 Gemeinden ver- veränderte Vegetationsstruktur und eine redu- langten einen höheren Tarif. zierte Pflanzenvielfalt zurückbleiben. Mittels expe- - Trotz der vielerorts angespannten Lage aufgrund rimenteller Studien kommen Forschende zur Er- der Trockenheit wurde der Wasserpreis für Trink- kenntnis, dass wiederkehrende Trockenheiten wasser in den Gemeinden allgemein nicht ange- aufgrund des Klimawandels die aktuelle Gefähr- passt. dung von artenreichen Wiesen und ihrer Biodiver- - 24 % der befragten Gemeinden verrechneten eine sität durch Eutrophierung weiter verschärfen wür- Abwassergebühr für Bewässerungswasser aus den. (Quelle: https://naturwissenschaften.ch/or- der Trinkwasserversorgung. Wasser, welches zur ganisations/biodiversity/publications/informa- Bewässerung auf landwirtschaftlichen Kulturen tions_biodiversity_switzerland/search_de- ausgebracht wird, versickert, verdunstet teilweise tails?id=1467, 06.05.2020) oder wird vollständig von den Pflanzen aufgenom- - Kanadisches Berufskraut profitierte auf extensi- men. Es besteht daher kein Zusammenhang mit ven Weiden von der Trockenheit und hat sich aus- einer Abwasserentsorgung. Die LWAG hat hier ei- gebreitet. nen dringenden Informationsbedarf bei den Ge- meinden erkannt. Tierhaltung: - 12 % der befragten Gemeinden konnten der Land- - Lockerung der RAUS-Anforderungen (Anteil Wei- wirtschaft nicht genügend Wasser aus der Trink- defutter am Tagesbedarf reduzieren, Weidegang wasserversorgung zur Verfügung stellen. durch Auslauf im Laufhof ersetzen) - 25 % der Gemeinden schränkten den Wasserbe- - Futterknappheit wegen eingeschränktem Wachs- zug aus dem Trinkwassernetz ein, 7 % mussten tum der Futterpflanzen gar einen Entnahmestopp verhängen. - Hitzestress bei den Tieren - 16 % der Gemeinden geben an, für weitere anhal- - Grösserer Wasserverbrauch aufgrund höherer tende Trockenphasen bzw. Trockenjahre nicht Temperaturen und hoher Trockenheit der Luft. vorbereitet zu sein. Die Mehrheit davon diskutiert oder sucht aktuell nach Lösungen. Jahr 2019: - Die Landwirtschaft ist sich nicht bewusst, dass Das Jahr 2019 war im Vergleich zum Vorjahr 2018 eher Gemeinden respektive ihre Trinkwasserversorger ein durchschnittliches Jahr in Bezug auf das verfügbare keine Verpflichtung haben, Trinkwasser als Be- Wasser. Der Niederschlag kam aber – aus Sicht der wässerungswasser zur Verfügung zu stellen. Die Landwirtschaft – leider oft zum falschen Zeitpunkt. LWAG hat hier Handlungsbedarf im Sinne von In- Auch im 2019 hatte man mit Hitzeschäden v.a. in Obst- formation und Sensibilisierung innerhalb der und Beerenkulturen zu kämpfen. In gewissen Regionen Landwirtschaft erkannt. (z.B. Fricktal) war die Futterknappheit auch im Jahr - Nebst den mehrjährigen Bewilligungen für Was- 2019 ein Thema (allenfalls Konsequenz aus Vorjahr). serentnahmen aus Fliessgewässern für die land- wirtschaftliche Bewässerung wurden rund 35 Be- willigungen für zusätzliche, kurzfristige Wasser- Im Jahr 2018 hat die Landwirtschaft Aargau (LWAG) entnahmen aus Oberflächengewässern in den vom Departement Finanzen und Ressourcen (DFR) Monaten Juni bis September für durchschnittlich hinsichtlich des Wasserbezugs von Landwirten bei den 30 Tage durch das Departement Bau, Verkehr Gemeinden eine Umfrage zur "Analyse Trockenheit und Umwelt, Abteilung Landschaft und Gewässer, 2018" gemacht. Mit 182 Rückmeldungen von Gemein- erteilt. den lag die Beteiligung bei 86 %. Nachfolgend eine Zu- sammenfassung der Rückmeldungen aus besagter Umfrage: 4.2 Auswirkungen auf die Fische Jahr 2018: Tiere oder zu Ausfällen. Am stärksten betroffen waren Es wird angenommen, dass die Fisch- und Krebsbe- lachsartige Fischarten wie Forellen und Äschen, stände des Kantons Aargau stark unter den Folgen der ebenso betroffen waren aber auch die Groppen. Karp- Hitzewelle 2018 gelitten haben. Sowohl die hohen fenartige Fische waren nur betroffen, wenn Gewässer Wassertemperaturen wie auch die langandauernden komplett trockenfielen. In den übrigen Gewässern wa- und ausserordentlich tiefen Wasserstände führten, un- mittelbar feststellbar oder nicht, zu Schwächungen der 15
ren für die karpfenartigen Fische die hohen Tempera- 2003 zum Opfer gefallen ist und die Bestände zusätz- turen sowie die konstanten, niedrigen Abflüsse hin- lich aufgrund vielzähliger negativer gewässerökologi- sichtlich ihrer Reproduktion sogar förderlich. scher Beeinträchtigungen konstant rückläufig sind. In den Bächen führten hauptsächlich ausgetrocknete Abschnitte zu Ausfällen bei Forellen und Groppen, in Jahr 2019: der Sissle waren zusätzlich sehr viele Elritzen betrof- Der Sommer 2019 war für die Fisch- und Krebsbe- fen. In den Flüssen hingegen führten die hohen Tem- stände weniger einschneidend als der vorangehende peraturen zu einzelnen Ausfällen bei den Äschen. Dies im 2018. Das Einsetzen der Niederschläge im Hoch- konnte insbesondere in der Reuss beobachtet werden. sommer führte zu einem Anstieg der Abflussmengen Es wird davon ausgegangen, dass die Ausfälle im und zu einer Reduktion der Wassertemperaturen und Rhein nur deshalb weitestgehend ausblieben, weil der somit zu einer nachhaltigen Entspannung der Lage für Grossteil der Population bereits dem Hitzesommer die Wasserlebewesen. 4.3 Auswirkungen auf den Wald, Waldbrandgefahr Jahr 2018: schenzeitlich ein Feuerverbot im Wald verhängt wer- Das Jahr 2018 war geprägt durch die Januarstürme den. Die Trockenheit auch im Jahr 2019 verursachte im "Burglind", "Evi" und "Friedericke" sowie die langanhal- Wald weitere Folgeschäden, insbesondere durch Bor- tende Trockenheit in den Folgemonaten. Die Trocken- kenkäferbefall an Fichten. Laubbäume wie z.B. die Bu- heit verursachte im Wald Folgeschäden nach den che zeigten ebenfalls Trockenstresssymptome, es sind Sturmereignissen durch das Auftreten des Borkenkä- aber auch ganze Bäume abgestorben. Mitte 2019 wa- fers sowie die Verfärbung des Buchenlaubes bereits im ren rund 1'900 ha Waldfläche von deutlichen Vitalitäts- Juni und machte ein absolutes Feuerverbot rund um einbussen wie frühzeitigem Blattfall bis hin zum Abster- den 1. August bis in den Spätsommer nötig. ben ganzer Kronenteile betroffen. Schon in der zweiten Jahreshälfte 2018 war klar, dass das Ausmass der Trockenheitsschäden für den Wald Mehrere politische Vorstösse widmeten sich dieser erst in den Folgejahren ersichtlich sein würde. Insge- Thematik. Die Abteilung Wald erarbeitete in den Jahren samt sind im 2018 rund 210'000 m3 Holz als Zwangs- 2018/19 eine Haltung zur Waldbewirtschaftung im Kli- nutzungen angefallen. Dies entspricht fast der Hälfte mawandel. Diese fasst den aktuellen Stand der wissen- der gesamten genutzten Holzmenge im Jahr 2018. schaftlichen Erkenntnisse der Folgen des Klimawan- dels für den Wald zusammen und umfasst konkrete Jahr 2019: Empfehlungen für die Waldeigentümerinnen und Wald- Auch das Jahr 2019 war geprägt durch eine langanhal- eigentümer. Insgesamt sind im 2019 rund 180'000 m3 tende Trockenheit im Sommer. Wiederum musste zwi- Holz als Zwangsnutzungen angefallen. 4.4 Auswirkungen auf das Grundwasser und die kommunalen Was- serversorgungen Die Trockenheit im Jahr 2018 zeigte erst mit einigen desto ausgeprägter (z.B. das Suhrental, insbesondere Monaten Verzögerung Auswirkungen auf den Grund- in Staffelbach). Grosse Flusstäler mit mächtigen wasserspiegel. Die Grundwasser-Tiefststände wurden Grundwasserkörpern wie zum Beispiel das Aaretal hat- deshalb erst im Dezember 2018 erreicht. Das absolute ten kaum Probleme, da diese im Sommer 2018 von der Minimum der Grundwasserspiegel im Jahr 2004 als starken Schnee- und Gletscherschmelze in den Alpen Folge des Hitzesommers 2003 haben die Grundwas- profitieren. servorkommen (teilweise deutlich) nicht erreicht. Die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 hat das Aufgrund der Trockenheit im Jahr 2018 wurde weniger Grundwasser relativ gut überstanden, da die Grund- Grundwasser gebildet, als gefördert, von der Natur ver- wasserspiegel Anfang 2018 auf sehr hohem Niveau ge- braucht und unterirdisch abgeflossen ist. Im Herbst startet sind. Bis jetzt sind zwei Trockenperioden in den 2018 und im Winter 2018/2019 fand nur eine unter- letzten Jahrzehnten nie nacheinander eingetreten bzw. durchschnittliche Grundwasserneubildung statt. Die nach einer Trockenperiode konnten die Grundwasser- Grundwasserspiegel befanden sich im Laufe des Jah- vorkommen immer wieder aufgefüllt werden bis die res 2019 in den meisten Grundwasservorkommen un- nächste Trockenperiode kam. Wäre dies einmal nicht ter dem Mittelwert und konnten sich nicht richtig erho- mehr der Fall, hätte das extrem tiefe Grundwasser- len. Erst im Winter 2019/2020 war eine leichte Erholung stände zur Folge, die deutlich unter das Niveau von der Grundwasserspiegel feststellbar. 2003/2004 fallen könnten. Die Situation im Aargau war sehr unterschiedlich. Zum Schutz vor Übernutzung des Grundwassers Grundwasservorkommen in Seitentälern, welche nicht mussten keine Entnahmen aus Grundwasserfassun- durch einen grossen Fluss gespiesen werden, waren gen beschränkt werden. Im Nachgang zur Trockenpe- am stärksten betroffen. Je weiter Seitentalaufwärts, riode 2018 sind aber vermehrt Anfragen und Gesuche 16
für die Erstellung oder Reaktivierung von kleineren Brauchwasserfassungen eingetroffen, v.a. für die land- wirtschaftliche Bewässerung. 439 438 437 m ü. M. 436 435 434 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Grundwasserspiegelverlauf in Staffelbach (am Rand eines Grundwasservorkommens): Die ansonsten typische Erholung im Winterhalb- jahr blieb im Winter 2018/2019 aus, der Grundwasserspiegel befindet sich nahe am Minimum der letzten zehn Jahre. (Quelle: Umweltda- tenportal EnVis Kt. Aargau) Die Wasserversorger sind gut vertraut mit Phasen rück- Wassersparaufrufe in ca. 30 weiteren Versorgungsge- läufiger Quellerträge bei anhaltender Trockenheit. Der bieten hinzu. Mehrere Gemeinden entschieden sich so- Anteil Quellwasser an der Trinkwasser-Bedarfsde- gar für verbindlichere Wassersparvorschriften, um ei- ckung verringert sich während solcher Perioden und nen Versorgungsengpass abzuwenden oder einen sol- beträgt dann oftmals nur noch die Hälfte des kantona- chen zumindest zeitlich möglichst kurz zu halten. Die len Durchschnittswerts, d.h. nur noch ca. 20 % anstelle Lage entspannte sich leicht, als die Hitzeperiode über- von durchschnittlichen 40 %. Die Verzögerung, mit der standen war und sich der Wasserbedarf für Duschen, die Quellschüttungen auf die Trockenheit reagieren, Kühl- und Bewässerungszwecke verringerte. liegt überwiegend bei einigen Wochen bis wenigen Mo- naten. Sie ist allerdings je nach hydrogeologischen Ge- Im Jahr 2019 kam es aufgrund der geringen Nieder- gebenheiten individuell ausgeprägt und kann mehrere schlagsmengen erneut und ungewohnt früh im Jahr zu Jahre betragen. In der Regel kompensieren die Was- Wassersparaufrufen. Zu diesem Zeitpunkt hatten serversorger den verminderten Quellertrag mit ver- schon etliche Gemeindebehörden und Wasserversor- mehrter Einspeisung von Grundwasser aus Filterbrun- gungen Abklärungen und Planungsmassnahmen zur nen. verbesserten Absicherung ihrer Versorgung gegen tro- Trotz des hitzebedingt hohen Trinkwassertagesver- ckenheitsbedingte Engpässe aufgenommen. Die Aus- brauchs war diese Kompensation im Jahr 2018 bis in arbeitung und Umsetzung geeigneter Massnahmen be- den Spätsommer noch ohne Versorgungsengpässe nötigt Zeit. möglich. Im Verlauf des letzten Trimesters war die Ver- Es ist aber unverkennbar, dass die vielerorts ange- sorgungslage dann aber nur noch in denjenigen Ge- spannte Trinkwasserversorgungsituation der Jahre meinden komfortabel, die Pumpwerke in ergiebigen 2018 und 2019 bei den Wasserversorgern, auf politi- Grundwasservorkommen besitzen oder an solche scher Ebene und in der Bevölkerung ein neues Be- Wasserwerke angeschlossen sind. In den übrigen Ge- wusstsein für die Notwendigkeit einer gut vernetzten meinden blieb das nutzbare Wasservolumen während Wasserversorgungsinfrastruktur und verstärkten regio- mehrerer Monate deutlich unter dem langjährigen Er- nalen Zusammenarbeit bei der Wasserversorgungspla- fahrungswert. nung geschaffen haben. Von den Gemeinden wurden bereits im Sommer erste Wassersparaufrufe publiziert, um den Zukauf von (teu- rerem) Grundwasser zu vermeiden. Im Verlauf kamen 4.5 Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung Grosswasserkraft Energie. Dazu gehören die Grosswasserkraftwerke an Aare, Reuss, Limmat und massgeblich am Rhein. Jahr 2018: Im Vergleich zum 10-Jahresmittel (2009-2018) betrug Die Flusskraftwerke mit Standortanteil im Kanton Aar- die Produktion im Jahr 2018 jedoch nur rund 94.5 %. gau produzierten im Jahr 2018 insgesamt 4'964 GWh Dieser Rückgang ist ausschliesslich auf die geringen 17
Jahresabflüsse zurückzuführen, die sich auch in den gau rund 5'595 GWh. Im Vergleich zum 10-Jahresmit- vier grossen Flüssen im Kanton Aargau als Folge der tel (2010-2019) betrug die Produktion im Jahr 2019 so- fehlenden Niederschläge und damit geringen Zuflüsse mit 105.2 %. Diese vergleichsweise sehr gute Jahres- und tiefen Seestände sehr deutlich präsentierten. Der produktion ist auf eine über das Jahr hinweg gesehene gute Jahresbeginn mit den hohen Abflüssen im Januar konstantere und höhere Wasserführung in den Flüssen vermochte die sehr tiefen Abflusswerte im restlichen zurückzuführen. Jahr nicht zu kompensieren. An den beiden Beispielen der Jahresabflusskurven von Jahr 2019: Aare (Station Murgenthal) und Rhein (Station Rheinfel- Im Jahr 2019 betrug die gesamte Energieproduktion al- den) lassen sich diese unterschiedlichen Abflussver- ler Flusskraftwerke mit Standortanteil im Kanton Aar- hältnisse in den Jahren 2018 und 2019 deutlich able- sen: Aare, Station Murgenthal Rhein, Station Rheinfelden Jahresabflüsse in Aare und Rhein in den Jahren 2018 und 2019, sowie die Jahresmittel (gestrichelte Linien) im Vergleich. Im Jahr 2018 sorgten die Hochwasser Anfang Jahr noch für hohe Abflüsse, während die zweite Jahreshälfte von sehr tiefen Abflüssen geprägt war. Das Jahr 2019 war ausgeglichener, was sich auch in der Energieproduktion der Flusskraftwerke wiederspiegelte. Quelle: Rhein – Rheinfelden sowie Station Aare - Murgenthal, Jahre 2018 und 2019, provisorische Daten, (Umweltdatenportal EnVIS, Kt. Aargau, Datenbasis: www.hydrodaten.admin.ch) 18
Kleinwasserkraft einstellen, die nicht im Zusammenhang mit der Tro- ckenheit standen. So waren dies beispielsweise Um- Jahr 2018: bauten am Werk im Rahmen der Sanierung Wasser- Im Jahr 2018 produzierten die Kleinwasserkraftwerke kraft (Fischgängigkeit und Geschiebehaushalt). im Kanton Aargau im Schnitt ca. 40 % weniger Energie als in den letzten 10 Jahren. Die Minderproduktion ist Jahr 2019: hauptsächlich auf die Trockenheit und die damit einher- Im Jahr 2019 produzierten die Kleinwasserkraftwerke gehenden tiefen Abflüsse zurückzuführen. Zahlreiche im Schnitt ca. 35 % weniger Energie, als in den letzten Kleinwasserkraftwerke mussten ihren Betrieb über 10 Jahren. Diese Minderproduktion ist ebenfalls haupt- mehrere Monate einstellen. Vereinzelte Anlagen muss- sächlich auf die Trockenheit und die tiefen Abflüsse in ten ihren Betrieb jedoch auch aus anderen Gründen den Bächen zurückzuführen. 4.6 Auswirkungen auf die Biodiversität Die Trockenheitsereignisse der letzten Jahre hinterlas- - Zunehmendes Trockenfallen von kleinen Still- und sen im Naturschutz deutliche Spuren. Die Artenbei- Fliessgewässern bedroht ganze Lebensgemein- spiele in Klammern wurden stellvertretend für viele wei- schaften (Bsp. Helm-Azurjungfer, Amphibien, tere gewählt. Makrozoobenthos). Ebenfalls betroffen sind deren Konsumenten der höheren trophischen Stufen - Die folgenden Lebensräume mit national Prioritä- (Bsp. Ringelnatter, Wasserspitzmaus, Iltis). ren Arten sind von Trockenheit betroffen und kön- - Die Gefährdung von Arten, die für ihre Eiablage nen dadurch an Ausdehnung und Qualität verlie- oder Nahrungssuche auf eine höhere Boden- ren: Hochmoore, Flachmoore, Wässermatten, feuchtigkeit angewiesen sind, nimmt zu (Bsp. Kie- Quellfluren, Tümpel und Teiche, Gewässerufer bitz, Kurzflügelige Beissschrecke, Sumpfgrashüp- sowie Fliessgewässer. fer, Sumpfgrille, etwa 30 % aller Laufkäfer, Sumpf- - Die Pflanzenbestände von Trockenwiesen und Windelschnecke). -weiden werden anfälliger auf starke Aufkommen - Die Vorverlegung von Schnittzeitpunkten auf- von einjährigem und kanadischem Berufkraut. grund von Wärme und Trockenheit kann die Fein- - Probleme mit den erwähnten Berufkräutern sowie abstimmung zwischen der Insektenflugzeit und auch Ackerkratzdisteln haben sich neu auch in dem Blütezeitpunkt empfindlich stören. Bei Bo- den Flachmooren und übrigen Feuchtlebensräu- denbrütern steigt die Gefahr, dass die Brut ver- men im Reusstal massiv verstärkt. Dies führt zu mäht wird. einem erheblichen Mehraufwand in der Bekämp- - Die starke Verinselung von Populationen seltener fung dieser Problempflanzen. Arten wird insbesondere im Mittelland zunehmen. - Der veränderte Wasserhaushalt führte zur Verän- Durch das damit einhergehende Auseinanderbre- derungen der Artenzusammensetzung einzelner chen von Metapopulationen erhöhen sich die lo- Feuchtlebensräume, da typische Kennarten nas- kalen Aussterbewahrscheinlichkeiten. ser und feuchter Standorte vermehrt unter Druck - Zunehmende Probleme mit dem Aufreissen von geraten und gegebenenfalls lokal, regional oder lehmabgedichteten Amphibienlaichgewässern, kantonal aussterben (Bsp. Kiebitz, Sumpfgras- erhöhte Kosten zu deren Sanierung, Änderung hüpfer, Grosses Wiesenvögelchen, Heller Wie- der Bauweise (vermehrt aufwändigere Ablasswei- senknopf-Ameisenbläuling). her mit Folien) - Die Kleinseggenriede im Boniswiler Ried und im - Der mit den Trockenheitsereignissen einherge- Seenger Ried am Hallwilersee drohen durch ein hende Wärmeanstieg führt direkt zu Verschiebun- Absinken des Wasserstands zu verbuschen und gen in der Häufigkeit von Arten. ihren herausragenden ökologischen Wert einzu- büssen. - Die Bedeutung von Habitatqualität und Vernet- zung wird in Zukunft noch weiter zunehmen. - Verändertes Wasser-Regime in Grundwasser ge- spiesenen Tümpeln für die Amphibienförderung - Eine Beeinträchtigung von Ökosystemleistungen (z.B. Kreuzkröte), namentlich im Reusstal. ist zu erwarten. 19
5 Massnahmen Noch während der Trockenheitsphasen in den Jahren eines Runden Tisches mit Beteiligten betroffener Sta- 2018 und 2019 wurden Massnahmen ergriffen. So wur- keholder (Landwirtschaft, Gemeinden, Natur und Um- den Massnahmen, die direkt greifen und in den Bächen welt, Verwaltung) zur Förderung des Austausches und für eine geringe Entspannung sorgen, ebenso umge- zur Diskussion von Handlungsfeldern. setzt wie auf übergeordneter Ebene die Organisation 5.1 Notabfischungen und Fischsterben sowie Prüfung von weiteren Schritten (Fangmoratorien, Bade- und Betretungsverbote) Im Jahr 2018 wurden insgesamt 10 Notabfischungen Im Jahr 2019 wurden einzig am Talbach in Oberflachs durchgeführt. Auf einer Totallänge von 1.5 km wurden ca. 20 tote Forellen festgestellt. Auf eine Abfischung insgesamt ca. 180 Forellen, ca. 100 Groppen und ei- wurde jedoch verzichtet. nige zehntausend Elritzen mittels Elektroabfischung Weitere Handlungsabklärungen: Als mögliche Mass- gefangen und jeweils im gleichen Gewässer weiter nahmen aus dem Trockenheitsjahr 2018 mit grossen oben wiedereingesetzt. An allen Orten, an denen Elekt- Auswirkungen auf den Fischbestand zahlreicher Fliess- roabfischungen durchgeführt wurden, ist ein vorange- gewässer klärte die zuständige Abteilung Wald ab, wie hendes Fischsterben beobachtet worden. An zwei die rechtliche Ausgangslage aussieht, und welche Ver- Standorten wurde ebenfalls ein Fischsterben festge- fahrensschritte für den Erlass eines Fangmoratoriums stellt, auf eine Notabfischung ist jedoch verzichtet wor- sowie einer Verfügung eines Bade- und Betretungsver- den. An einer Stelle wurde ausserdem ein Krebsster- bots an Gewässern anzugehen wären. Beide Mass- ben festgestellt, an einer weiteren wird davon ausge- nahmen waren im Jahr 2019 aufgrund der Abfluss- und gangen, dass es ein solches gegeben hat. Temperatursituation nicht erforderlich. Geografisch waren hauptsächlich die Bäche des Reusstals (Freiamt) sowie des Fricktals betroffen. Zu- sätzlich musste auch im Schmittenbach bei Remigen eine Abfischung durchgeführt werden. 5.2 Sistierung von Wasserentnahmebewilligungen aus öffentlichen Oberflächengewässer Die Entnahme von Wasser aus einem öffentlichen flussmengen und Wassertemperaturen dies noch zu- Oberflächengewässer für landwirtschaftliche, betriebli- lassen. Kurzfristige Bewilligungen gelten nur für eine che, industrielle oder Naturschutzzwecke (Speisung Zeitdauer von wenigen Tagen bis Wochen, sind gebüh- Weiher) ist eine Bewilligung erforderlich. Zurzeit sind renfrei und werden in der Regel nur einmalig zur Über- knapp 400 solcher Wasserentnahme-Bewilligungen windung einer Notsituation erteilt. rechtskräftig und über maximal 10 Jahre gültig. Bei Trockenheit erteilt die Sektion Gewässernutzung zusätzlich kurzfristige Wasserentnahmebewilligungen aus öffentlichen Oberflächengewässern, wenn die Ab- 20
Jahr 2018: Sanktionen Der ausserordentlich trockene Sommer 2018 führte Bei Zuwiderhandlungen, d.h. Wasserentnahme ohne zwischen dem 17. Juli und dem 8. August 2018 zu gültige Bewilligung, wird gemäss § 41 des Wassernut- total 61 Sistierungen von Bewilligungen für Wasser- zungsgesetzes vom 11. März 2008 (WnG; SAR entnahmen ohne Rückgabe (Wasserentnahme zu 764.100) von der Polizei eine Verwaltungsstrafe aus- Bewässerungszwecken). Von diesen Sistierungen gesprochen. Im Jahr 2018 wurden im Kanton Aargau waren folgende Verbraucher betroffen: die Bewäs- drei Strafbefehle an der Bünz und der Surb wegen un- serung landwirtschaftlicher Kulturen, Gärtnereien, bewilligter Wasserentnahmen erlassen, weil trotz kom- Baumschulen, Obst- und Beerenkulturen, Bewässe- pletter Sistierung der Entnahmen in diesen Bächen rung von Strassenböschungen und Sportplätze. Wasser entnommen worden ist. Die Sistierungen konnten erst Mitte Dezember, mit Ein- Learnings aus dem Jahr 2018 und daraus abgeleitete setzen der Niederschläge, wieder aufgehoben werden. Massnahmen: Dies bedeutete, dass die Entnahme von Wasser aus kleinen und mittelgrossen öffentlichen Oberflä- Nach dem ausgeprägten Trockenheitsjahr 2018 wurde chengewässern für die gesamte zweite Jahreshälfte das kantonale Vorgehenskonzept bei Trockenheiten nicht mehr möglich war. Einzig die Entnahmen hinsichtlich der Sistierungen von Wasserentnahme-Be- aus den vier grossen Flüssen und aus dem willigungen unter Einbezug der betroffenen kantonalen Hallwilersee ist nie eingeschränkt worden. Fachstellen (Landwirtschaft, Fischerei) überarbeitet und aufgrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2018 ak- tualisiert. Ebenfalls wurden die kantonsübergreifenden Absprachen mit den oberliegenden Nachbarkantonen verbessert und der Informationsfluss zur Polizei bei Sistierungen von Bewilligungen etabliert. Jahr 2019: Im Zeitraum vom 18. Juli 2019 bis zum 29. Juli 2019 wurden total 37 Bewilligungen für Wasserentnahmen ohne Rückgabe aus Oberflächengewässern sistiert. Alle diese Sistierungen wurden erst Anfang November 2019 wieder aufgehoben (sh. Beilage 1). Bei den im Jahr 2019 von den Sistierungen betroffenen Verbrauchern handelte es sich um die Bewässerung von landwirtschaftliche Kulturen, Gärtnereien, Baum- schulen, Obst- und Beerenkulturen, Bewässerung von Strassenböschungen und Sportplätzen (sh. Beilage 2). Kurzfristige Bewilligungen Ab dem 24. Juli 2019 wurde kommuniziert, dass zum Ausgetrocknetes Bett der Sissle in Eiken, 22. August 2018 (Foto Schutz der kleinen Fliessgewässer, keine kurzfristigen ALG) Bewilligungen aus diesen Gewässern mehr erteilt wer- den. Kurzfristige Bewilligungen zu Wasserentnahmen Kurzfristige Bewilligungen aus dem Rhein, der Aare, Limmat und Reuss wurden Vorwiegend an den grösseren, aber auch aus kleinen jedoch weiterhin erteilt. Gesamthaft wurden im Jahr Gewässern, so dem Fisibach, Aabach, Dorfbach in 2019 nur 15 kurzfristige Bewilligungen erteilt. Meisterschwanden, Furtbach, Suhre, Uerke wurden kurzfristige Bewilligungen zur Wasserentnahme erteilt. Sanktionen Bei den kleineren Fliessgewässern konnten sie jedoch Im Jahr 2019 gingen zwei Meldungen zu unbewilligten nur für eine kurze Dauer bis zur vollständigen Sistie- Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern ein. rung an jenen Gewässern gewährt werden. Gesamthaft Bei der einen handelte es sich bei näherer Untersu- wurden 43 kurzfristige Bewilligungen erteilt. chung um eine Entnahme aus dem Grundwasser (Zu- ständigkeit AfU), bei der anderen hat der Pumpeninha- ber nach Kontakt mit der Regionalpolizei die Wasser- entnahme umgehend eingestellt. In beiden Fällen kam es nicht zu einem Strafbefehl. 21
450 400 350 Wasserentnahmen mit Rückgabe 300 Anzahl Bewilligungen Kurzfristige Bewilligungen 250 davon sistiert 200 Wasserentnahmen ohne 150 Rückgabe 100 50 0 2018 2019 Abbildung 4: Übersicht über die Anzahl total bewilligter Wasserentnahmen, der totalen Entnahmen ohne Rückgabe und der Sistierungen für die Jahre 2018 / 2019 (Quelle: Kt. Aargau, ALG, Sektion Gewässernutzung) Autorinnen: Sabin Nater, Livia Geisseler 5.3 Runder Tisch Trockenheit Gewässer (RTTG) Am 3. August 2018 hat die Abteilung Landschaft und sätzlich nur sehr beschränkt wirksam sind. Das Haupt- Gewässer aufgrund der zunehmenden Trockenheit und augenmerk muss darauf gerichtet werden, sich mittel- nicht absehbarer Niederschläge die PräsidentInnen und längerfristig auf den Klimawandel einzurichten. Für des Bauernverbands Aargau, von Pro Natura Aargau, eine erfolgreiche Anpassung sollen bestmögliche Rah- von Birdlife Aargau, des Aargauischen Fischereiver- menbedingungen geschaffen werden. Wenn Lebens- bandes und der Aargauischen Fischereikommission zu räume zu Land und im Wasser ökologisch aufgewertet einer Aussprache am und miteinander vernetzt werden, hilft das den Tieren 8. August 2018 eingeladen. Dies mit dem Ziel, das ge- und Pflanzen, in Dürrezeiten zu überleben. Die Nut- genseitige Verständnis hinsichtlich Wahrnehmung und zung der Ressource Wasser muss den neuen klimati- Betroffenheit durch den Hitzesommer ohne strategi- schen Randbedingungen auch in unseren Gefilden an- sche Agenda zu fördern und ein von allen getragenes gepasst werden. Dies wird verschiedenartige Verände- Vorgehen zu diskutieren. Seitens der kantonalen Ver- rungen im Bereich der Natur und der Landnutzung zur waltung nahmen Vertreter der Landwirtschaft Aargau, Folge haben. der Abteilung Wald, der Abteilung für Umwelt, der Kom- munikation sowie der Abteilung Landschaft und Ge- Der fachliche Austausch im Rahmen des RTTG wurde wässer an diesem Informationsaustausch teil. Im Zent- von allen Beteiligten begrüsst. Die kantonalen Fach- rum standen Fragen wie: stellen und die Verbandspräsidenten haben deshalb Welche Auswirkungen hat die aktuelle Trockenheit auf vereinbart, den Dialog weiter zu pflegen und den Run- Natur und Landwirtschaft? den Tisch in periodischen Abständen weiterzuführen. Welche Massnahmen können ergriffen werden, um die Die Anpassung an den Klimawandel ist eine gesell- Situation für einzelne Fischarten, Gewässerbiotope o- schaftliche, ökologische und wirtschaftliche Herausfor- der die Landwirtschaft zu verbessern? derung, der sich die Verwaltung und die Verbände ge- Wie sollen möglichen kurz- und langfristigen Massnah- meinsam stellen wollen. Der Prozess, zielgerichtete men koordiniert werden? und langfristig wirksame Anpassungsmassnahmen in allen Sektoren zu entwickeln, wurde im Sommer 2018 Anpassung an den Klimawandel bringt Verände- angestossen und wird gemeinsam weiterverfolgt. rungen Mit der Medienmitteilung wurden auch Verhaltensemp- Die Fachleute des Kantons und die Verbandspräsiden- fehlungen für die Bevölkerung abgegeben. Ergänzend ten waren sich einig, dass Notmassnahmen wie bei- zu den Massnahmen, die von Behörden und Verbän- spielsweise das Einleiten von frischem Leitungswasser den ausgearbeitet und umgesetzt werden, könne auch in Gewässer mit tiefem Wasserstand oder das Abfi- jede und jeder Einzelne mit richtigem Verhalten einen schen und kurzfristige Umsiedeln von Fischen grund- Beitrag leisten. Um die schlimmen Folgen auf Bäche 22
und Fische zu begrenzen, wurde die Bevölkerung ge- - Klarheit darüber zu erlangen, was im Aargau in beten, sich an folgende Regeln zu halten: Bezug auf den Klimawandel bereits gemacht wird, - Nicht an Bächen baden, plantschen und bootfah- bzw. wo noch Handlungsbedarf besteht, ren. Auf Aare, Reuss, Limmat und Rhein ist das - Themen, die in Zukunft gemeinsam bearbeitet weiterhin möglich. werden sollen herauskristallisieren, - Keine Steine ins Wasser werfen und keine Bach- - und den Rahmen der Zusammenarbeit, die Aktivi- stauungen vornehmen. tätsfelder und das weitere Vorgehen zu klären. - Kein Wasser aus den Bächen schöpfen – auch nicht in kleinen Mengen mit der Spritzkanne. Der Workshop hat dabei ein gemeinsames Grundver- ständnis zu den Auswirkungen des Hitzesommers und Es wurde vereinbart, im Nachgang zum Hitzesommer des Klimawandels zum Ausdruck gebracht. Eine Reihe 2018 im Dezember 2018 einen gemeinsamen, halbtä- von Themen und Fragen wurden intensiv diskutiert: gigen RTTG-Workshop in einem erweiterten Kreis Welche Auswirkungen hatte der trockene und heisse durchzuführen, um Rückblick zu halten und die ge- Sommer rückblickend auf den Wasserkreislauf, die Na- machten Erfahrungen zu diskutieren. Dazu wurden die tur und die Landwirtschaft? Wo stehen wir heute? Verbände und Fachstellen gebeten, nachfolgende Fra- Welche Massnahmen können und sollen prioritär um- gen zu beantworten: gesetzt werden, um einem möglichen Trocken-/Hitze- - Welches sind aus Sicht Ihres Verbandes die wich- sommer 2019 gut vorbereitet zu begegnen? tigsten Erfahrungen (lessons learned) im Trocken- Welche Massnahmen müssen mittel- und langfristig und Hitzejahr 2018? geplant werden, um sich an den Klimawandel anzupas- - Welche Veränderungen in Bezug auf Trockenpha- sen? sen erlebten Sie in den letzten Jahren, die rele- Die einhellige Meinung der rund 25 Workshop-Teilneh- vant sind für Ihre Verbandsmitglieder? menden: Kurzfristige Notmassnahmen sind nur sehr beschränkt wirksam, doch es braucht sie auch, im Spe- - Hat Ihr Verband bereits eine Strategie, wie er mit ziellen im Umgang mit dem Wasserverbrauch; das diesen Veränderungen umgehen will? Ist diese Hauptaugenmerk muss darauf gerichtet werden, sich Strategie dokumentiert? mit nachhaltigen Massnahmen mittel- und längerfristig - Sehen Sie Themenfelder, wo sich die Akteure und auf den Klimawandel einzurichten. Auch wenn die zu- Akteurinnen des RTTG gemeinsam unterstützen nehmende Hitze grosse Auswirkungen auf die Bevöl- könnten? Wo sehen Sie gegenläufige Interessen? kerung – insbesondere für ältere Menschen – haben wird, und die Folgen des Klimawandels in allen Sekto- - Welche Massnahmen und Planungen möchte Ihr ren spürbar sein werden, bleibt der Fokus künftiger Ak- Verband tivitäten des Runden Tischs Trockenheit und Gewässer a) selber anpacken oder auf dem Wasserhaushalt und dessen Auswirkungen b) anstossen, auf das Wasserangebot, sowie der gerechten Nutzung - um die Gesellschaft und die Umwelt robuster ge- und Verteilung des verfügbaren Wassers für Bedürf- genüber Hitze und Trockenereignissen zu ma- nisse der Natur und der Gesellschaft im Allgemeinen chen, und wo möchte Ihr Verband mitarbeiten? und der Landwirtschaft im Speziellen. Die Themenfelder Energie, Klima und Gesundheit ha- Der Kreis der Teilnehmenden für den Workshop "Tro- ben im Rahmen des Klimaschutzes zwar eine grosse ckenheit und Gewässer" wurde erweitert um eine ganz- Bedeutung, sie stehen aber nicht im Fokus des Runden heitliche Diskussion zu ermöglichen und alle relevanten Tisches. Da sie in direktem Zusammenhang zum Akteure frühzeitig einzubinden. Neben den bisherigen Thema Trockenheit stehen, sind sie allerdings bei der Vertretern von verschiedenen Fachstellen des BVU so- Bewertung der getroffenen Massnahmen zu beachten wie der Abteilung Landwirtschaft Aargau des Departe- und durch andere Gremien zu vertiefen. ments Finanzen und Ressourcen (DFR) und der Ver- bände und Organisationen wurde im Vergleich zu den Prioritär seien zwar kurzfristige Massnahmen anzuge- Runden Tischen Trockenheit und Gewässer der Teil- hen, langfristig sei aber in einem ersten Schritt der nehmerkreis erweitert. Neben den Präsidentinnen nah- Wasserbedarf zu klären: men auch die Geschäftsführenden der Verbände teil. Wieviel Wasser brauchen die Natur, die Industrie, die Zudem sind weitere Fachabteilungen des Departe- Landwirtschaft und die Bevölkerung? ments Gesundheit (Amt für Verbraucherschutz und Wo bestehen Wasser-Einsparmöglichkeiten? Ebenso Kantonaler Führungsstab) wie auch der Grundwasser- zentral ist die Frage nach der jahreszeitlichen räumli- verband Unteres Wiggertal und die Gemeindeammän- chen Verfügbarkeit und Verteilung des Wassers. Diese ner-Vereinigung (GAV) Teil des Runden Tischs Tro- Grundlagen sollen in den kommenden Monaten – al- ckenheit und Gewässer. Dies mit dem Ziel, lenfalls mit zusätzlichen Erhebungen – zusammenge- - ein gemeinsames Verständnis über die Auswir- stellt werden. kungen des Hitzesommers (kurzfristig) und des Einen grossen Stellenwert für eine erfolgreiche Anpas- Klimawandels (mittel- und langfristig) für den Aar- sung an den Klimawandel wird der Sensibilisierung der gau zu schaffen, Bevölkerung und der Politik zugeordnet. Auch hier will 23
der Runde Tisch Trockenheit und Gewässer Zeichen 2018 – informiert und das Vorgehen in Bezug auf einen setzen. möglichen Trockensommer 2019 diskutiert. Am 27. Mai 2019 wurde der gleiche Teilnehmerkreis Die Erkenntnisse dieses Workshops sind in die vorlie- zum zweiten Workshop "Trockenheit und Gewässer" gende Ereignisdokumentation eingeflossen. Aufgrund eingeladen und die Teilnehmend über die Aktivitäten des weniger kritischen Witterungsverlaufs im Jahr 2019 aus den verschiedenen Themenbereichen – Erkennt- wurde zu keinem weiteren Runden Tisch Trockenheit nisse und erste Massnahmen aus dem Trockenjahr und Gewässer eingeladen. 24
6 Beilagen 25
Beilage 1 – Übersicht Wasserentnahmebewilligungen und deren Sistierungen 2018 26
Beilage 2 – Übersicht Wasserentnahmebewilligungen und deren Sistierungen 2019 27
28
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