Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Universidad Complutense de Madrid - Uni Bielefeld
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Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Universidad Complutense de Madrid E-Mail-Adresse: felicia.salten@uni-bielefeld.de Der Gedanke während meines Studiums ins Ausland zu gehen kam bei mir schon sehr früh auf. Aufgrund verschiedener Umstände ist es nun das letzte Semester meines Bachelors geworden und, abgesehen von der Corona Unterbrechung, hätte es nicht besser für mich sein können. Hört in euch hinein und trefft auch hier schon eine unabhängige Entscheidung. Jeder kann am besten für sich selbst beurteilen, wann ein guter Zeitpunkt ist und auch wann es für einen persönlich gut passt. Mitte Januar flog ich also in die Hauptstadt Spaniens um an der „Universidad Complutense de Madrid“ zu studieren. Da ich dort meine letzten offenen Kurse für mein Studienfach der Erziehungswissenschaft belegen wollte, habe ich letztendlich an der Fakultät für Bildungswissenschaften und an der Fakultät für Soziale Arbeit studiert. Darauf werde ich später noch einmal genauer eingehen. Geplant wäre mein Aufenthalt eigentlich mindestens bis Mitte Juni, da in dem Zeitraum die letzten Abgaben an der spanischen Universität stattfinden. Coronabedingt wurde Ende März das online Semester gestartet. Da sich das Virus in Spanien und Madrid zu dem Zeitpunkt schnell ausgebreitet hat, wurden alle Entscheidungen sehr plötzlich getroffen. Wir wussten in den ersten Wochen auch nicht wie es weitergeht und ob wir nochmal zusammenkommen, um unsere Seminare abzuschließen. Ich entschied mich kurz vor dem kompletten Lockdown in Madrid zu Freunden nach Berlin zu fliegen. Zu dem Zeitpunkt ging ich davon aus, allerhöchstens für ein paar Wochen zu bleiben, woraus letztendlich aber der Rest der Erasmus Zeit geworden. Das Semester habe ich online beendet und nach Madrid konnte ich bisher leider auch nicht zurück. Dennoch soll es im folgenden Bericht nicht um diese außergewöhnlichen Umstände gehen, sondern ich möchte euch berichten was ich alleine in den drei Monaten mitgenommen habe und wie sehr ich diese Erfahrung in einem anderen europäischen Land zu studieren weiterempfehlen kann. Auch wenn es immer wieder mal etwas holprig werden kann, überwiegen die schönen Momente und ihr werdet Erlebnisse sammeln, die ihr nicht mehr vergesst. Meine Motivation Wie bereits beschrieben war für mich sehr schnell klar, dass ich nach Spanien wollte. Ich bin begeistert von der Kultur sowie der Sprache und wollte einfach länger dort sein als nur einen Sommerurlaub. Da ich in der Schule bereits Spanisch gelernt habe und auch in der Anfangszeit an der Uni einen Kurs im FAZ belegt habe, dachte ich mir es wäre die perfekte Möglichkeit, um darauf aufzubauen. Meine Entscheidung fiel jedoch dennoch sehr klar nach Madrid, da an der Universidad Complutense einige englische Kurse angeboten wurden. Auch die Möglichkeit so viele verschiedene Menschen kennenzulernen, die aus allen Ländern zusammenkommen, hat mich sehr gereizt. Ich habe einfach gemerkt, dass es Zeit für einen neuen Schritt, für eine neue Herausforderung und für neue Einflüsse ist.
Gleichzeitig hatte ich aber auch etwas Angst die Kosten während meines Aufenthaltes nicht decken zu können, da ich neben meinem Studium in Deutschland immer gearbeitet habe und von einigen Austauschstudenten gehört habe, dass man selbst noch viel Geld in einen Auslandsaufenthalt stecken muss. Je nach Lebensstil und Ansprüchen kann dies natürlich auch stimmen, sollte aber definitiv kein Ausschlusskriterium sein. Auch darauf werde ich später noch einmal genauer eingehen. Ablauf und Vorbereitung Ich habe ungefähr vier bis fünf Monate vor der Abreise langsam damit begonnen meinen Aufenthalt zu planen und habe mich mit meiner Erasmus-Koordinatorin in Bielefeld getroffen. Das erste, worum ich mich kümmern wollte, waren meine Kurse und mein Learning Agreement. Da ich wie gesagt in meinem letzten Semester ins Ausland gegangen bin, war es mir wichtig, dass ich die passenden Kurse für mein fehlendes Modul bekomme. Allgemein würde ich euch raten euch noch einmal rückzuversichern, welche genaue Fakultät eure Kooperationsfakultät im Ausland ist. Ich habe mir einige Kurse aus der sozialen Arbeit herausgesucht und die Dokumente vorbereitet, welche dann bereits von der deutschen Seite unterschrieben wurden. Ein paar Wochen später kam jedoch durch eine Antwort des International Office in Madrid heraus, dass diese Fakultät keine Kooperation mit uns hat. Glücklicherweise konnte ich trotzdem zwei Kurse in der sozialen Arbeit belegen und habe an der Fakultät für Bildungswissenschaften, welche die eigentliche Kooperationsfakultät ist, auch noch zwei weitere Kurse belegt. Falls eure Koordinatoren hier in Deutschland keinen aktuellen Kursplan haben, wendet euch am besten an das international Office der Partneruniversität und fragt dort nach den Kursplänen für das jeweilige Semester. Dies ist besonders ratsam, wenn ihr an mehr als einer Fakultät Kurse belegt. Versteift euch dennoch nicht zu sehr auf das erste Learning Agreement, da es nahezu normal ist, dass die Kurse oder Zeiten geändert werden und ihr bei eurer Ankunft neu planen müsst. Die Mitarbeiter im International Office vor Ort sind allerdings auch super nett und haben mir sehr bei allen Änderungen geholfen. Weitere Unterlagen, um die ich mich relativ früh gekümmert habe, waren die Dokumente für das Auslands-BAföG. Es lohnt sich auf jeden Fall dieses zu beantragen, auch wenn ihr im Inland kein BAföG bekommt. Da meine Förderungssumme noch einmal höher war als der Satz, den ich in Deutschland bekomme, konnte ich mit dem zusätzlichen Stipendium und Kindergeld sehr gut leben. Meine Miete war, mit 520 Euro, aufgrund der sehr zentralen Lage in dem Stadtteil Malasaña jedoch sehr hoch. Falls ihr eine Wohnung in den äußeren Bereichen Madrids findet, könnt ihr auch deutlich günstiger wohnen. Bei der Wohnungssuche sollte man generell auch auf sein eigenes Gefühl hören. Jeder macht es anders und jeder hat mir im Vorfeld etwas anderes geraten. Ich war etwas abgeschreckt eine Wohnung zu mieten, die ich vorher nicht gesehen habe und bin im Nachhinein auch ziemlich froh darüber, vor Ort gesucht zu haben. Die internationalen Studierenden-WGs bilden einen großen Markt in Madrid und die Wohnungsnot wird von vielen Vermietern ausgenutzt. Zudem waren die meisten Angebote, die ich im Internet gesehen habe, auch nicht wirklich günstiger, als die Inserate die ich mir selber vor Ort angeschaut habe. Falls ihr also erst bei eurer Anreise Wohnungen sucht, macht euch nicht verrückt. Ich habe mir für die ersten 2 Wochen ein Airbnb gebucht und dann von dort aus gesucht. Außerdem habe ich einen Instagram-Aufruf gemacht, der von einem Bekannten geteilt wurde. Das war mein großes Glück, da ich bereits nach ein
paar Tagen ein WG-Zimmer in Malasaña übernehmen konnte. Weiter Seiten über die ihr sonst nach Wohnungen suchen könnt sind www.idealista.com oder www.badi.com. Malasaña Damit ich mir Zeit lassen und in Ruhe ankommen konnte, bin ich bereits eine Woche vor offiziellem Start und vor der Begrüßungsveranstaltung abgeflogen. Für mich war es perfekt, da ich so noch etwas Zeit hatte, die Stadt zu erkunden. Für mich war es hier auch besonders praktisch, dass ich bereits in meinem 5. Semester war, da ich die meisten Kurse flexibler und mit Hausarbeiten abschließen konnte, die ich auch noch von Madrid aus erledigen konnte. Ich habe deshalb kein Urlaubssemester für die Zeit eingetragen, um alle meine Abgaben parallel schreiben zu können. Außerdem konnte ich so problemlos in die Vorbereitung meiner Bachelorarbeit einsteigen. Die Entscheidung, ob man sich da Geld für die Gebühren sparen will ist aber auch sehr individuell und hängt von euren Leistungspunkten, Klausuren oder Reisplänen ab. Mein WG-Zimmer in Bielefeld habe ich vor der Abreise gekündigt, da ich mir offen halten wollte, wo ich im Anschluss für die Bachelorarbeitsphase hingehe. Ich hätte mir auch vorstellen können noch länger in Madrid zu bleiben. Durch die Corona Zeit und das online Semester ist es nun Berlin geworden und ich bin froh, dass ich nichts mehr in Bielefeld bezüglich der Wohnung oder Kündigung klären musste.
Mein Alltag in Madrid Mein Start in Madrid war etwas holprig, unter anderem, weil ich in meiner ersten Unterkunft beklaut wurde. Das war natürlich keine schöne Erfahrung, aber mir wurde erzählt, dass es auch nichts ungewöhnliches sei und vor allem internationale Studierende und Tourist*innen Zielgruppe in der spanischen Hauptstadt seien. Eine Investition in einen Safebag oder ähnliches, würde sich möglicherweise lohnen. Dennoch muss man sich, mit ein bisschen mehr Acht auf seine Wertgegenstände, keine Sorgen machen. Auch diese Erfahrung direkt am Anfang war ein Learning für mich und es hat sich alles irgendwie geregelt. Man wächst schnell mit den Leuten zusammen, die man grade erst kennengelernt hat, da die Anfangszeit für jeden etwas schwierig sein kann und man erstmal ankommen muss. Die Universidad Complutense in Madrid bietet einen zweiwöchigen intensiv Spanischkurs an. Gerade vor Beginn der Seminare hat dieser geholfen, um schonmal ein paar andere Leute, auch von anderen Fakultäten, kennenzulernen. Außerdem bietet es sich an ESN- Mitglied zu werden, da man dann an verschiedenen Partys, Touren und Aktivitäten teilnehmen kann. Gerade am Anfang, wenn man noch keinen wirklichen Überblick hat kann das helfen die Stadt besser kennenzulernen. Unsere Wochenenden waren voll mit Veranstaltungen und Trips in andere Städte. Aber auch Madrid hat super viel zu bieten, so viele tolle Orte, Restaurants, Bars und Café. Ich könnte eine endlos lange Liste an Empfehlungen schreiben, aber macht euch einfach euer eigenes Bild von der Stadt. La Latina, Malasaña und Lavapiés sind meine Favoriten unter den Stadtvierteln. Flohmarktfreunde finden in La Latina jeden Sonntag einen riesigen Markt mit allem was das Herz begehrt. Außerdem bietet Madrid so viele tolle Parks, unter anderen den bekannten Retiro Park, in dem man nach der Uni entspannen kann. Wenn man mal ein bisschen mehr laufen möchte lohnt sich ein Ausflug zum Casa de Campo, ein riesiges Naturgebiet, in dem man Stunden verbringen kann. Casa de Campo
Ein großer Vorteil für alle unter 27 ist die Metro Card in Madrid. Registriert euch am besten direkt am Anfang in den zugehörigen Büros, damit ihr für 20 Euro monatlich in der Stadt fahren könnt. Fahrten in umliegende Städte, wie Toledo, sind außerdem im Preis erhalten und definitiv einen Besuch wert. Toledo Die zentrale Lage Madrids ist zum Reisen innerhalb Spaniens perfekt. Am günstigsten sind vermutlich die Busreisen oder man bucht einen kompletten Trip mit Veranstaltern wie „Be Madrid“. Obwohl ich zwar nur knapp 3 Monte in Spanien war, habe ich so viele großartige Orte gesehen. Es lohnt sich sehr die Zeit des Studiums mit solchen Erfahrungen zu verknüpfen und die Freiheit neben der Uni zu genießen. Auch die Kurse an der Universidad Complutense haben mir sehr gut gefallen. Die Dozenten waren immer freundliche und hilfsbereit. Die Seminare sind allerdings etwas verschulter, als
man es von den deutschen Unis gewohnt ist. Über wöchentliche Abgaben sollte man sich nicht wundern, die gehörten in allen meinen Kursen dazu. Ich habe nur noch 3 Kurse belegt, da sich der Stundenplan nochmal verschoben hat und ich diese drei Kurse für meine Anrechnung in Deutschland brauchte. Das Gesamtpensum war zwar allgemein weniger als in Deutschland, man sollte allerdings nicht vergessen, dass man einen Kurs in Spanien zwei Mal die Woche hat und dass es nicht die Muttersprache ist, in der man seine Seminare belegt. Auf Englisch funktioniert es zwar relativ schnell hineinzukommen, dennoch ist es etwas anderes und man braucht für die Bearbeitung von Aufgaben wahrscheinlich länger als man es aus Deutschland gewohnt ist. Das gleiche, wenn nicht sogar noch mehr Zeitaufwand, gilt für die spanischen Kurse. Ich denke man lernt durch das Anwenden in den Kursen allerdings mit am schnellsten. Im alltäglichen Leben kommt man mit Englisch in Madrid teilwiese and seine Grenzen und sollte wenigstens versuchen Spanisch zu sprechen und die Grundlagen zu lernen. Die Einheimischen gehen wohlwollend damit um und man selbst profitiert, wenn man sich täglich traut die Sprache anzuwenden. Obwohl ich nur englische Kurse hatte, habe ich somit auch mein Spanisch verbessert und kann auf jeden Fall spontaner und freier sprechen. Fazit Die Zeit in Madrid hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass ich mir vorher häufig zu wenig zugetraut habe und wie schnell ich über mich hinauswachsen kann. Gerade sprachlich habe ich einiges geschafft, was ich vorher nicht gedacht hätte. Es tat mir gut auch in schwierigen Situationen komplett auf mich gestellt zu sein und gleichzeitig war es so schön zu sehen, wie schnell man durch oder in diesen Situationen neue Kontakte knüpfen kann und auch was für eine tiefe Verbindung man zueinander aufbaut. Egal wo man auf der Welt ist, man kann immer wieder neue großartige Leute kennenlernen. Ich bin sehr traurig darüber, dass die Zeit für mich in Madrid so kurz war und vor allem über das abrupte Ende. Ich hoffe, dass ich bald nochmal zurückreisen kann, Tapas und Sangria in den schönen Gassen Madrids genieße und alle Leute wiedersehe. Ich könnte mir auch gut vorstellen für meinen Master nach Spanien zu gehen und noch einmal eine längere Zeit dort zu leben. Für alle Erfahrungen, die ich in der Zeit gemacht habe, bin ich sehr dankbar und auch für das Stipendium, was einem den Schritt ins Ausland nochmal etwas einfacherer macht. Gerade in Zeiten von Corona wird mir bewusst wie bereichernd es ist ein anderes Land sein zu Hause nennen zu können und was für eine, nicht selbstverständliche, Freiheit man besitzt all diese Länder bereisen zu können und neue Menschen und Kulturen kennenzulernen.
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