Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG

Die Seite wird erstellt Hortensia-Viktoria Engelmann
 
WEITER LESEN
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Erneuerbare-Energien-Report
2014/15
Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende

Netze für neue Energie
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Inhaltsverzeichnis

 4   Vorwort

 6   Kapitel 1 – Notwendiger denn je: Verteilnetz trägt den Großteil der Ökostrom-Einspeisung

 9   Kapitel 2 – Erneuerbare-Energien-Gesetz: Rahmenbedingungen für Energiewende wurden
                  aktualisiert

12   Kapitel 3 – Schwankende Einspeisung ausgleichen: Speicher als Energiepuffer

18   Kapitel 4 – Windenergie: Seit mehr als zehn Jahren ertragsstärkste Erneuerbare Energiequelle
                  in Deutschland

22   Kapitel 5 – Einspeisung von Bio-Erdgas: Zuwachs verliert an Dynamik

23   Kapitel 6 – Erneuerbare-Energien-Umlage: Jährliche Umverteilung von rund 20 Mrd. Euro

24   Ausgewählte Kennzahlen zu Erneuerbaren Energien und dezentraler Erzeugung
     für das Jahr 2014 im Überblick

26   Einspeisedaten für die Avacon AG

27   Einspeisedaten für die Avacon-Netzgebiete
        Niedersachsen
        Sachsen-Anhalt
        Hessen
        Nordrhein-Westfalen

31   Einspeisedaten für die Netzgebiete der Avacon-Technikstandorte
        Burgwedel
        Gardelegen
        Gehrden
        Genthin
        Lüneburg
        Nienburg
        Oschersleben
        Salzgitter
        Salzwedel
        Sarstedt
        Schöningen
        Syke

43   Glossar

                                                                  Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   3
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Vorwort

                                Mit der erfolgreichen Integration des Teilbetriebs     fügung. In Analogie zur Nahrungsmittelversorgung
                                Mitte der E.ON Netz GmbH im Jahr 2014 sind wir         lässt sich sagen: Auch energetisch „ernährt“ das
                                deutlich gewachsen und haben uns konsequent zum        Land die Stadt. Und aufgrund des starken Anteils
                                reinen Netzbetreiber und Infrastrukturdienstleister    der Windenergie unter den Erzeugungsarten ist die
                                weiterentwickelt. Unser Netzgebiet hat sich um         Entwicklung in den windgünstigen Bundesländern
                                10.800 Kilometer Hochspannungsnetz vergrößert.         im Norden deutlich dynamischer als in der Mitte
                                Damit haben wir unsere bisher auf Sachsen-Anhalt       oder im Süden. Das Avacon-Netzgebiet zählt damit
                                beschränkten Aktivitäten im 110-kV-Netz auf weite      zu den Schlüsselregionen im Geschehen der Energie-
                                Teile Niedersachsens, Hessens und Nordrhein-West-      wende. Hinsichtlich der in das Netz aufgenommenen
                                falens ausweiten können.                               Menge an Erneuerbarer Energie liegt unser Unter-
                                    Mit dieser Ausdehnung umfasst das Avacon-          nehmen bundesweit auf Rang sieben aller rund 900
                                Gebiet jetzt auch die windreiche Nordseeküste. Und     Netzbetreiber in Deutschland.
                                insbesondere bei der Wind-Einspeiseleistung ist für        Der rechnerische Grünstromanteil von 105 Pro-
                                die kommenden Jahre durch Neubau und Repowering        zent im Avacon-Netz verdeutlicht, dass sich hier
                                ein anhaltender Ausbau zu erwarten. Aber auch in       besonders viele Einspeiser an der Energiewende
                                anderen Regionen unseres Netzgebiets gibt es weiter-   beteiligen. Sie sorgen dafür, dass der Wert für unser
                                hin einen starken Zubau von Anlagen zur Erzeugung      Netz etwa viermal so hoch liegt wie der bundes-
                                von Strom aus Erneuerbaren Energien. Die Konse-        deutsche Durchschnitt. Dieser beträgt für das Jahr
                                quenz: Bestehende Stromleitungen müssen verstärkt,     2014 nach vorläufigen Schätzungen 26 Prozent.
                                neue Leitungen verlegt und die Netze insgesamt             Da die Einspeisung in unser Netz auch künftig
                                „intelligenter“ und flexibler gemacht werden.          wachsen wird, bleiben wir als Netzbetreiber weiter-
                                    Schon seit Jahren stellen wir uns dieser Aufgabe   hin – vielleicht sogar noch zunehmend – gefordert.
                                und bereiten unsere Netze auf die neuen Anforde-       Denn die Versorgungssicherheit trotz schwankender
                                rungen vor. Seit Gründung von Avacon im Jahr 1999      Einspeisemengen auf hohem Niveau zu halten, ist
                                haben wir bereits 1,8 Mrd. Euro für den Ausbau         eine anspruchsvolle Aufgabe.
                                eingesetzt. In den nächsten 15 Jahren folgen nach          Aufgrund der fehlenden Synchronisation von
                                heutiger Abschätzung und nach heutigen Rahmen-         Erneuerbarer Erzeugung und Verbrauch führt die
                                bedingungen weitere rund 2,8 Mrd. Euro. Dies macht     Energiewende in den Netzen – anders als auf den
                                deutlich, wie sehr unsere Expertise und unsere In-     ersten Blick zu erwarten – nicht zu weniger, sondern
                                vestitionskraft gefordert sind.                        zu mehr Stromtransport. Bundesweit wird zusätz­
                                    Wie weit die Energiewende im Avacon-Netz­          liche Transportkapazität benötigt, um Strom aus
                                gebiet bereits vorangeschritten ist, zeigt der so­     Regionen mit hohem Anteil Erneuerbarer Energien
                                genannte Grünstromanteil. Diese Quote gibt das         in Regionen mit geringerem Grünstromanteil zu
                                rechnerische Verhältnis von eingespeistem Strom        transportieren. Anderenfalls müssten Erzeugungs­
                                aus Erneuerbaren Energien zum Netzabsatz an            anlagen bei einer zu starken Stromeinspeisung
                                Endkunden an. Im Avacon-Netz liegt dieser Wert         abgeschaltet werden, um Spannung und Frequenz
                                für das Jahr 2014 bei 105 Prozent.                     im Netz stabil zu halten.
                                    Schaut man sich die Grünstromquoten der ein-           Doch gerade die Notwendigkeit des Netzausbaus
                                zelnen Netzbetreiber näher an, so zeigt sich: Die      wird derzeit kritisch hinterfragt und heftig diskutiert.
                                Energiewende findet vorwiegend im ländlichen           Das Thema gewinnt immer mehr öffentliche und
                                Raum statt. Denn nur hier stehen ausreichend Flä-      mediale Aufmerksamkeit. Es gründeten sich zahl­
                                chen für Windräder und den Anbau von nachwach-         reiche Bürgerinitiativen, die sich im Wesentlichen
                                senden Rohstoffen für Biomasseanlagen zur Ver­         mit Trassenverläufen und Bauweisen beschäftigen.

4   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Der Avacon-Vorstand
                                                                                                                     (v. l.): Frank Aigner,
                                                                                                                     Michael Söhlke,
                                                                                                                     Dr. Stephan Tenge

Im Widerstreit der verschiedenen Interessen kann         Leitungsbaumaßnahmen mit erheblichem Investi­
dabei mitunter der Eindruck entstehen, dass das          tionsaufwand jetzt über Spannungsebenen hinweg
gemeinsame gesellschaftliche Ziel „Gelingen der          integriert geplant und realisiert werden. Extern gibt
Energiewende“ ins Hintertreffen gerät. Damit das         es für Netzkunden oder Behörden künftig weniger
nicht geschieht, sind alle Beteiligten in der Pflicht.   Schnittstellen und Ansprechpartner. Die Erfolge des
    Wie seine Vorgänger gibt auch dieser Erneuer­        ersten Jahres in der neuen Struktur konnten die Er-
bare-Energien-Report Auskunft darüber, wie weit          wartungen voll erfüllen. Den kommenden Aufgaben,
die Energiewende in unserem Netzgebiet fortge-           die uns die Energiewende stellt, sehen wir mit großem
schritten ist. Er soll zugleich Diskussionsanstoß und    Respekt und ebenso großer Zuversicht entgegen.
Gesprächsgrundlage sein. Eine direkte Vergleich­
barkeit mit den Zahlen der Vorjahre ist aufgrund         Avacon AG
der Integration des Teilbetriebs Mitte der E.ON Netz     Der Vorstand
allerdings nicht gegeben. Immerhin brachte der Teil-
betrieb Mitte beispielsweise einen Netzabsatz von
etwa 23.000 MWh und eine installierte Einspeiseleis-
tung von Erneuerbaren Energien in Höhe von rund
3.000 MW ein.
    Dieses Zusammenführen der 110-kV-Hochspan-
nung mit der 20-kV-Mittelspannung und der 400-V-
Niederspannung unter dem gemeinsamen Avacon-
Dach ermöglicht es uns, die Energiewende künftig
noch wirkungsvoller zu unterstützen. Intern können       Michael Söhlke           Frank Aigner               Dr. Stephan Tenge

                                                                                                 Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   5
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Kapitel 1

    Notwendiger denn je: Verteilnetz trägt den Großteil
    der Ökostrom-Einspeisung

    Der Anteil von Erneuerbaren Energien an der deut-                           Aufgaben der verschiedenen Netzebenen
    schen Bruttostromerzeugung wächst stetig. Mehr
    als 90 Prozent der installierten EE-Leistung ist an                         Netzinfrastruktur                                                     Verbrauchsebene
    Verteilnetze angeschlossen. Diese Netze machen mit                          in Deutschland
    einer Leitungslänge von 1,7 Mio. Kilometern rund
    98 Prozent des gesamten deutschen Strom­netzes                              Höchstspannung
    aus. Sie sind sozusagen die unverzichtbare Strom-                           220/380 kV
                                                                                34.000 Leitungs-
    drehscheibe des Projekts Energiewende.                                      kilometer

    Umbau der Verteilnetze nötig                                                Hochspannung                                                          Großindustrie
    Mit dem Umbau des Energiesystems bekommen die                               110 kV
                                                                                95.000 Leitungs-
    Stromver­teilnetze zunehmend neue Aufgaben. Dien-                           kilometer
    ten sie früher im Rahmen einer Versorgungsfunktion
    weitgehend der lokalen und regionalen Verteilung                            Mittelspannung                                                        Industrie/Handel
    von elektrischem Strom, der meist zentral in großen                         10-20 kV
    Kraftwerken erzeugt wurde, so kommt es heute                                510.000 Leitungs-
                                                                                kilometer
    immer häu­figer vor, dass vor Ort eingespeiste Energie
    nicht verbraucht werden kann, sondern zu den Ver-                           Niederspannung                                                        Gewerbe/
    bindungsstellen zum Hoch- oder gegebenenfalls                               230/400 V                                                             Private Haushalte
    Höchstspannungsnetz transportiert werden muss.                              1.100.000 Leitungs-
                                                                                kilometer
    Damit ändert sich nicht nur die Fließrichtung im
    Strom­system. Es wird nun in verbrauchsschwachen
    Gebieten, in denen die Netze bezogen auf den Ver-
    brauch ausreichend dimensioniert sind, zusätzliche                          jüngste im Auftrag des Bundeswirtschaftsminis­
    Leitungskapazität für den Abtransport der Energie                           teriums erstellte Studie von EE-getriebenen Aus­
    benötigt.                                                                   baukosten in den Verteilnetzen zwischen 23 und
        Neben den Investitionen zur Erhöhung der Strom-                         49 Mrd. Euro bis zum Jahr 2032 aus. Dies entspricht
    transportkapazität werden auch Ausgaben erforder-                           einer Steigerung der Netzkosten von 10 bis 20 Pro-
    lich, um die Spannungs- und Frequenzhaltung bei                             zent.
    steigender und vor allem immer stärker schwanken-                               Deutlich günstiger wäre der Ausbau zu realisie-
    der EE-Einspeisung bewältigen zu können. Gemäß                              ren, würde man die Netze von vornherein so aus­
    verschiedener EE-Entwicklungsszenarien geht die                             legen, dass sie nicht jede Kilowattstunde EE-Strom

         Exkurs: Ökostromanteil im internationalen Vergleich

         Die deutschen Zahlen des Ökostromausbaus sind beeindruckend. Doch der internationale Vergleich zeigt: Deutschland ist
         nicht allein. Schaut man sich unter den europäischen Nachbarn um, stellt man fest, dass viele Länder bereits weiter sind.
         Ganz vorn liegen Länder wie Schweden und Österreich, die über erhebliche Wasserkraftpotenziale verfügen. Mit Portugal,
         Lettland, Dänemark und Spanien folgen Länder, die stark auf Windenergie setzen. Deutschland und Irland zeichnen sich
         jedoch durch besonders hohe Zuwachsraten in den letzten Jahren aus.

           19,4 %         20,4 %         23,6 %           26,2 %      27,1 %      27,7 %       30,2 %    38,8 %    41,9 %     43,6 %      55,2 %           58,7 %

           Irland      Deutschland       Italien         Slowenien   Rumänien    Finnland     Spanien   Dänemark   Lettland   Portugal   Österreich      Schweden

         Zahlen: Eurostat (aktuellste Zahlen aus 2011)

6   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
aufnehmen müssten, sondern die Netzbetreiber bei
Erzeugungsspitzen die Möglichkeit erhielten, groß-
zügiger als heute abzuregeln. Ein Abregelungskon-
tingent von bereits einem Prozent der jährlichen
EE-Erzeugung würde ausreichen, den erwarteten
Netzausbaubedarf um etwa 30 Prozent zu senken.
Mit einem Kontingent von 3 Prozent ließen sich so-
gar mehr als 40 Prozent der Ausbaukosten einsparen.

Investitionsbedarf nach Regionen unterschiedlich
Doch nicht alle Verteilnetze sind gleichermaßen be-
troffen. Wegen des starken Photovoltaik-Wachstums
in Süddeutschland ist dort in sehr starkem Maße ein
Ausbau der Niederspannungsnetze erforderlich. Der
Ausbaubedarf im Mittelspannungsnetz ist bundes-
weit deutlich gleichmäßiger verteilt. Bei der Hoch-
spannungsebene konzentriert sich der Netzausbau-
bedarf sehr stark auf den Norden und den Osten.
Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in
diesen Regionen die Windenergie eine große Rolle
spielt, deren Bedeutung aktuell im Vergleich mit
anderen EE-Energieträgern sogar noch zunimmt. Zu-
dem gibt es im Norden und Osten vergleichsweise
wenig Energieverbrauch, sodass die eingespeisten
Energiemengen über weite Entfernungen zu den
Lastschwerpunkten im Westen und Süden transpor-
tiert werden müssen.

Energiewende findet auf dem Land statt
Eine weitere Beobachtung ist, dass der ländliche
Raum, gleichgültig welche Spannungsebene unter-
sucht wird, stets deutlich stärker vom Netzausbau
betroffen ist als städtisch geprägte Räume. Hier
werden aufgrund der in geringerem Maße zur Ver­
fügung stehenden geeigneten Flächen weitaus we-
niger Windräder, Biogas- und Photovoltaikanlagen
installiert. Nicht nur für die Nahrungsmittelversor-
gung, auch für die Bereitstellung von Erneuerbaren
Energien gilt in gewisser Weise: Das Land „ernährt“
die Stadt.
    Obwohl es in Deutschland rund 900 Verteilnetz-
betreiber gibt, nehmen allein 20 Netzbetreiber be-       Auswirkungen auf Netzentgelte
reits 80 Prozent der EE-Strommengen auf. Avacon          Investitionen in die Stromnetze werden von den
liegt in dieser bundesweiten Tabelle auf Platz sieben.   Netzbetreibern über die regulierten Netzentgelte
Dies zeigt, welche Bedeutung dem Beitrag von             refinanziert. Der Ausbaubedarf hat damit direkte
Avacon zum Gelingen der Energiewende zukommt.            Auswirkungen auf die Netzentgelte, welche als Be-
Es veranschaulicht aber auch, wie sehr das Unter-        standteil der Stromrechnung von den Endkunden
nehmen hinsichtlich technischer Expertise und            getragen werden. Schon heute gibt es bedingt
Investitionskraft gefordert ist.                         durch Wirtschafts- und Siedlungsstruktur, aber auch

                                                                                                Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   7
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Regionale Verteilung der Netzentgelte für Haushaltskunden

    aufgrund der unterschiedlichen Verteilung der
    EE-Einspeisung erhebliche regionale Unterschiede
    bei den Netzentgelten.
        Da das Stromnetz ein natürliches Monopol dar-
    stellt und sich kein Wettbewerbspreis für die Netz-
    nutzung ermitteln lässt, werden die Netzentgelte
    staatlich überwacht. Seit dem Jahr 2005 kontrollie-                                                                Netzentgelte 2014
    ren und genehmigen Regulierungsbehörden des                                                                        in ct/kWh
    Bundes (Bundesnetzagentur) sowie Regulierungs-                                                                     3,52 – 6,20
    behörden der Länder die Höhe der Netzentgelte. So                                                                  6,21 – 6,50
    soll erreicht werden, dass die Netzbetreiber einer-                                                                6,51 – 7,20
    seits über hinreichende Erlöse verfügen, um Ausbau,                                                                7,21 – 8,30
    Wartung und Instandhaltung ihrer Netze zu finan-                                                                   8,31 – 10,00
    zieren, anderseits wird angestrebt, dass sie mit den
    ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln so effizient                                                                 Quelle: ene‘t
    wie möglich umgehen. Das entsprechende Instru-
    ment ist die sogenannte Anreizregulierung.

    Handlungsbedarf bei der Regulierungssystematik         betreiber wie Avacon die Ausbaukosten – verglichen
    Durch die Anwendung neuer Planungskonzepte             mit einem rein konven­tionellen Netzausbau – deutlich
    (Stützpunktnetze, regelbare Ortsnetztrafos, Hoch-      reduzieren. Damit sinken zwar verglichen mit dem
    temperaturleiterseile, …) können innovative Netz­      klassischen Vorgehen die Investitionskosten, ande-
                                                           rerseits führen einige dieser Maßnahmen jedoch
                                                           später zu höheren Betriebskosten als konventionel-
                                                           ler Netzausbau. Ein Beispiel hierfür sind die höheren
                                                           Netzverluste beim Einsatz von Hochtemperaturleiter­
                                                           seilen, deren Einsatz wiederum in manchen Fällen
                                                           den Bau neuer Leitungstrassen vermeiden kann. Das
                                                           gegenwärtige Anreizsystem ist allerdings auf die
                                                           erfolgreiche Kürzung von Betriebs­kosten ausgelegt.
                                                           Damit geht vom heutigen Regu­lierungsregime kein
                                                           ausreichendes Signal zur Optimierung der Gesamt-
                                                           kosten aus. Das System sollte daher weiterentwickelt
                                                           werden, um jede Kosten­effizienz zu stimulieren, un-
                                                           abhängig davon, ob diese durch eine Senkung der
                                                           Kapital- oder der Betriebskosten erreicht wird. Der
                                                           Bundesregierung ist der Handlungsbedarf bewusst.
                                                           Für 2015 ist ein Verordnungsentwurf zur Novellie-
                                                           rung der Anreizregulierungsverordnung (ARegV)
                                                           angekündigt, der im Sommer durch das Bundeskabi-
                                                           nett verabschiedet werden soll.

8   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
Kapitel 2

Erneuerbare-Energien-Gesetz: Rahmenbedingungen für
Energiewende wurden aktualisiert

Zum 1. August 2014 trat die in der politischen Debatte   aus Erneuerbaren Energien fördern“. Das EEG 2014
lange und intensiv diskutierte Novellierung des          ist verglichen mit seinen Vorgängern insgesamt ein
Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Kraft. Mit        Schritt hin zu mehr Markt- und Systemintegration
dem neuen EEG wurden grundsätzlich alle Regelun-         der Erneuerbaren Energien.
gen von Vorgängerfassungen abgelöst, es sei denn,             Für die Nutzung von Wind, Sonne und Biomasse
im aktuellen EEG ist das Weiterbestehen früherer         sind jetzt politisch gewünschte jährliche Ausbaupfade
Vorschriften ausdrücklich genannt.                       genannt. Entsprechend der tatsächlichen Entwick-
    Ziel des neuen EEG ist, den Ausbau der Erneuer-      lung sind Steuerungsimpulse über die Vergütungs-
baren Energien weiter voranzubringen. Für das Jahr       höhe hinterlegt. Die Politik hofft, mit dieser einge-
2050 gibt es einen Zielwert von 80 Prozent EE-Anteil     bauten automatischen Nachsteuerung möglichst im
vor. Zudem will das EEG laut Gesetzestext „… im          Ausbaukorridor zu bleiben. Im Jahr 2014 waren die
Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine             Erneuerbaren Energien erstmals wichtigste Erzeu-
nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung            gungsart im deutschen Strommix. Für das Jahr 2016
ermöglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der        ist bereits die nächste Novellierung des EEG vorge-
Energieversorgung auch durch die Einbeziehung            sehen. Dann sollen beispielsweise Ausschreibungs-
langfristiger externer Effekte verringern, fossile       modelle für mehr Marktmechanismen bei der EE-
Energieressourcen schonen und die Weiterentwick-         Erzeugung sorgen. Die rasche Abfolge der EEG-Über-
lung von Technologien zur Erzeugung von Strom            arbeitungen zeigt, wie viel Dynamik in dem Umbau-

Gewünschter Entwicklungspfad für EE-Strom

                                                                                       Ziel des EEG
                                                                                           2050
      2014                       2025                      2035

       26,2                      40-45                     55-60
                                                                                             80 %
                                                                                         des Brutto-Stromver-
                                                                                        brauchs sollen bis 2050
        %                         %                         %                              aus Erneuerbaren
                                                                                           Energien gedeckt
                                                                                                werden.

                                                                                                   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   9
Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 - Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende - Avacon AG
prozess des Energieversorgungssystems steckt.                  Je weiter in der Zukunft eine Anlage in Betrieb ge-
     Zahlreiche Akteure in Politik und Energiewirtschaft            nommen wird, desto geringer fällt die garantierte
     sprechen von einer industriepolitischen Jahrhundert-           Vergütung pro eingespeister Kilowattstunde aus.
     aufgabe.                                                       Für die einzelnen EE-Arten gibt es individuelle För-
                                                                    dersätze, welche die jeweilige Situation der Erzeu-
     Die wichtigsten Änderungen im Einzelnen:                       gungskosten berücksichtigen.

     Geringere Vergütungssätze für neue Anlagen                     Direktvermarktung und Marktprämie
     Im Zuge des technischen Fortschritts gibt es gene-             Für alle Betreiber großer EE-Anlagen wird künftig
     rell eine Degression bei den Erzeugungskosten von              die Direktvermarktung im Marktprämienmodell zum
     EE-Strom. Der Gesetzgeber reagiert darauf, indem               Regelfall. Bei Anlagen ab einer Leistung von 500 kW
     er die Förderung für die Stromeinspeisung von                  sind einzuspeisende Mengen über die Strombörse –
     EE-Strom in den nächsten Jahren weiter zurückführt.            in der Regel durch einen Direktvermarkter – zu ver-
                                                                    äußern. Ab dem 1. Januar 2016 sinkt diese Schwelle
                                                                    auf eine Anlagenleistung von 100 kW.
                                                                        Da jedoch die an der Börse erzielbaren Preise
                                                                    deutlich unter den Sätzen der EEG-Einspeisever­
     Gewünschter Entwicklungspfad nach Anlagenarten
                                                                    gütung liegen, erhalten die Anlagenbetreiber eine
                                                                    Marktprämie, welche die Differenz zwischen Börsen-
                                                                    strompreis und EEG-Vergütungssatz ausgleicht.
                                                                    Voraussetzung für den Anspruch auf Zahlung der
                                                                    Marktprämie ist, dass die Anlage fernsteuerbar ist.
                                                                    Dies ist erforderlich, damit der Direktvermarkter
                                                                    jederzeit die Einspeiseleistung ermitteln und bei
                                                                    Bedarf ferngesteuert reduzieren kann. Mit dem
                                                                    Marktprämienmodell wird das Ziel verfolgt, den
        Offshore                                                    Strom aus EE-Anlagen verstärkt in das System von
        6.500 MW bis 2020                                           Angebot und Nachfrage an der Börse zu integrieren.
        15.000 MW bis 2030                                              Für kleine Anlagen gilt weiterhin das Wahlrecht
                                              Onshore               auf eine garantierte Einspeisevergütung.
                                              2.500 MW/Jahr
                                              plus Repowering
                                                                    EEG-Umlage und Eigenverbrauch
                                                                    Bei Neuanlagen ist künftig für selbst erzeugten
                                                                    und verbrauchten Strom eine anteilige EEG-Umlage
                                                                    zu zahlen. Eigenversorgungskonzepte, die vor dem
                   Photovoltaik                                     1. August 2014 realisiert wurden, sind von der Neu­
                   2.500 MW/Jahr
                                                                    regelung nicht betroffen, sofern der Strom ohne
                                                                    Nutzung des öffentlichen Netzes durch den Anlagen-
                                                      Biogas        betreiber verbraucht wird. Kleine Anlagen mit einer
                                                      100 MW/Jahr
                                                                    Leistung von maximal 10 kW sind bis zu einem Eigen-

10   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Ausbaupfade und Degression
                                                          Nachdem im Rahmen des EEG 2012 bereits ein Aus-
                                                          baupfad für Photovoltaik festgelegt worden war, sind
                                                          nun auch Ausbaupfade für Windenergie und Bio-
                                                          masse festgelegt worden. Werden die Ausbauziele
                                                          über- oder unterschritten, werden die Vergütungs-
                                                          sätze für Neuanlagen in der Folgezeit entsprechend
                                                          angepasst („atmender Deckel“) und das für die jewei-
                                                          lige Energieart vorgesehene Abschmelzen der Ver-
verbrauch von 10.000 kWh pro Jahr befreit. Diese          gütungssätze im Zeitablauf (Degression) innerhalb
Bagatellgrenze ist für die Dauer von 20 Betriebsjahren    vorgegebener Grenzen verstärkt oder abgeschwächt.
der Anlage festgeschrieben. Bei umlagepflichtigen
Anlagenbetreibern werden von der jeweils gültigen         Bonus zur Gasaufbereitung entfällt
EE-Umlage 30 Prozent im Jahr 2015, 35 Prozent im          Neue Biomethananlagen, die Biogas produzieren und
Jahr 2016 und schließlich 40 Prozent im Jahr 2017         nach einer entsprechenden Aufbereitung Bioerdgas
fällig.                                                   in das deutsche Gasnetz einspeisen, werden im EEG
                                                          2014 nicht mehr gefördert. Hierdurch ist der Markt
Keine Vergütung bei negativen Strompreisen                für solche Anlagen praktisch eingefroren, da nur noch
Durch besonders ertragreiche, aber in den Progno-         die Bestandsanlagen aus den Vorgänger-EEG weiter-
sen nicht erwartete Wettersituationen tritt mitunter      hin gefördert werden. Auch neue Abnehmer von
ein deutliches Überangebot an EE-Strom auf. Da-           Bioerdgas auf der Verbrauchsseite werden nur noch
durch kann es an den Strombörsen zu negativen             dann im Rahmen des EEG 2014 gefördert, wenn durch
Preisen kommen. Dann wird der Käufer entspre-             den Zubau einer EEG-Anlage eine Altanlage mit glei-
chender Kontingente sogar dafür entlohnt, dass er         cher Leistung dauerhaft stillgelegt wurde.
Überschussstrom aufnimmt und das Stromsystem
entlastet. Um das Auftreten solcher Überschuss­
situationen zu vermeiden, ist im neuen EEG geregelt,
dass die Vergütung im Rahmen der Direktvermark-
tung komplett entfällt, sobald die Preise für stündlich      Fazit: Komplexität nimmt weiter zu
gehandelte Stromlieferungen (Stundenkontrakte)
am Spotmarkt der Strombörse in Paris an mehr als             Bei den Netzbetreibern wird das neue EEG mit seinen mehr als
sechs aufeinanderfolgenden Stunden negativ sind.             100 Paragraphen und den derzeit bereits bestehenden 4.700 Vergü-
Der Ausfall der Förderung gilt dann für den gesam-           tungskategorien zu einem weiteren Anstieg des Verwaltungsauf-
ten Zeitraum, in dem die Strompreise ohne Unter-             wands führen. Wie gut die Instrumente greifen, den EE-Ausbau in
brechung negativ waren.                                      dem politisch gewünschten Korridor zu halten, wird sich in den
                                                             nächsten Jahren zeigen. Ebenso darf man gespannt sein, wie sich
Eintragung in ein Anlagenregister                            angesichts der modifizierten Ausbauziele und Vergütungssätze die
Seit dem Inkrafttreten des EEG 2014 müssen Betrei-           EEG-Umlage für die Strom-Endverbraucher entwickeln wird. Doch
ber neuer Anlagen die Stammdaten ihrer Anlagen               wer die dynamische Entwicklung der Fragen rund um die Energie-
(Standort, Energieträger, Leistung, Netzanschluss, …)        wende kennt, der weiß: „Nach der EEG-Reform ist vor der EEG-
in ein Anlagenregister eintragen, das bei der Bundes-        Reform.“
netzagentur geführt wird. Damit soll sukzessive eine
zentrale Datenbank aufgebaut werden, in der alle
deutschen EE-Anlagen erfasst sind. Derzeit ist ein
solcher Überblick nur über eine Aggregation der bei
den Netzbetreibern vorhandenen Daten möglich.
Die zentralen Daten sollen beispielsweise helfen,
um jederzeit den jeweiligen Status bei der Errei-
chung der EE-Ausbaupfade ermitteln zu können.

                                                                                                  Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   11
Kapitel 3

     Schwankende Einspeisung ausgleichen:
     Speicher als Energiepuffer

     Mehr als die Hälfte der Stromerzeugung aus Erneuer­      schaft, bekannte Ausgleichsinstrumente stärker als
     baren Energien entfällt in Deutschland auf Wind-         bisher einzusetzen. Je nachdem, auf welche Seite
     und Sonnenenergie. Gerade diese Energiearten             der fiktiven Strom-Waage man schaut, kann man
     zeichnen sich allerdings durch eine erhebliche           auf der Angebotsseite die Instrumente
     Schwankungsbreite (Fluktuation) der Einspeisung          • Zuschalten oder Abschalten von konventioneller
     aus, die nur in begrenztem Umfang prognostizier-            Kraftwerkskapazität
     bar ist. Mit dem weiteren Wachstum des EE-Anteils        • Abregeln von EE-Einspeisung
     steht das deutsche Stromversorgungssystem damit          und auf der Nachfrageseite
     vor der Herausforderung, immer höhere Anteile fluk-      • Zuschalten oder Abschalten von Netzkunden mit
     tuierender Erzeugung verkraften zu müssen, ohne             speziellen Verträgen (z. B. Großverbraucher, Spei-
     dass die Versorgungssicherheit leidet. Denn Strom-         cherheizungen, Wärmepumpen)
     angebot und Stromnachfrage müssen zu jedem               nutzen.
     Zeitpunkt ausgeglichen sein. Anderenfalls droht das           Allerdings sind einige dieser Maßnahmen eigent-
     Stromversorgungssystem instabil zu werden.               lich unerwünscht (Abregeln von EE-Anlagen) oder
         Über viele Jahrzehnte war das Steuern der Strom-     sie stehen nur begrenzt zur Verfügung (nicht aus­
     produktion in den Kraftwerken gemäß der Strom-           reichend viele flexible Kraftwerke, wenige Großver-
     nachfrage das klassische und am stärksten genutzte       braucher mit Optionen zur temporären Leistungs­
     Instrument. Kurzzeitige Lastspitzen am Tag fingen        reduzierung). Ganz neue Steuerungsmöglichkeiten
     vor allem Pumpspeicherwerke auf, die während der         gäbe es, wenn es gelänge, in deutlich größerem
     verbrauchsarmen Zeiten in der Nacht wieder aufge-        Maße als bisher Strom zu speichern. Auf diesem
     füllt wurden. In der heutigen Energiewelt schwankt       Feld wird intensiv geforscht.
     jedoch die EE-Einspeisung in einem viel stärkeren
     Maße als auf der anderen Seite die Stromnachfrage.       Technisch möglich – ökonomisch schwierig
     Die beiden Seiten zur Deckung zu bringen, wird           In der Physik gibt es eine Vielzahl an Energiespei-
     immer schwieriger. Daher versucht die Energiewirt-       chern. Allein für Strom stehen etliche verschiedene
                                                              Technologien zur Verfügung. Sie lassen sich in direk-
                                                              te und indirekte Speicher einteilen. Direkte Speicher
     Typische Starkwindsituation                              bewahren Energie in Magnetfeldern (z. B. strom-
     Daten für Netzgebiet Sachsen-Anhalt (in MW)              durchflossene Spulen) oder in elektrischen Feldern
                                                              (z. B. Kondensatoren) auf. Indirekte Stromspeicher
                                                              wandeln die elektrische Energie in chemische oder
     1.500
                                                              mechanische Energie um. Beispiele für die Umwand-
                                                              lung in chemische Energie sind Batterien und die
                                                              Elektrolyse. Beispiele für die Umwandlung in mecha-
                                                              nische Energie sind Pumpspeicher und Druckluft-
     1.000
                                                              speicher.
                                                                   Ist die Speicherung einer Energieform wegen
                                                              technischer Probleme, ungenügender Kapazität
                                                              oder Stillstandsverlusten ungünstig, besteht zu-
       500                                                    meist die Option, sie in eine andere, besser zu spei-
                                                              chernde Energieform umzuwandeln und dann zu
                                                              speichern. Sowohl beim Einspeichern wie beim Aus-
                                                              speichern fallen allerdings technisch unvermeidbare
         0                                                    Umwandlungsverluste an, die je nach Speicherform
                  Tag 1         Tag 2         Tag 3   Tag 4
                                                              unterschiedlich stark ausfallen können. Wichtige
                                                              Speichereigenschaften sind die Speicherkapazität,
         Eingespeiste Windenergie
                                                              die Speicherleistung, das Ausmaß der Umwand-
         Netzlast
                                                              lungsverluste sowie die Investitions- und Betriebs-
                                                              kosten.

12   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Pumpspeicherkraftwerk
                                                                                                                        an der Rappbode-Talsperre
                                                                                                                        (Harz)

     Die fluktuierende Stromeinspeisung, die im Zuge    Die Zahl grundsätzlich denkbarer Stromspeicher-
der Energiewende zur immer größeren Herausforde-        technologien ist immens. Die wenigsten dieser
rung wird, unterliegt verschiedenen Schwankungs-        technischen Möglichkeiten sind allerdings in der
mustern:                                                Lage, einen substanziellen Beitrag zur Lösung des
• innerhalb von Sekunden oder Minuten (Wolken-         Stromspeicherproblems im Rahmen der Energie-
   zug, Windböen)                                       wende zu liefern. Denn die infrage kommenden
• innerhalb eines Tages (z. B. Tagesrhythmus Solar-    Speicher müssen stets zwei wichtige Anforderun-
   strom) oder über einige wenige Tage (zufällige       gen gleichzeitig erfüllen: Sie müssen ausreichend
   Wetterschwankungen)                                  große Energiemengen einspeichern und dies zu-
• eine oder mehrere Wochen (anhaltende Stark-          gleich zu wirtschaftlich vertret­baren Kosten leisten
   oder Schwachwindperioden)                            können. An dieser Stelle werden daher vier in der
• saisonale Schwankungen (Sommer-Winter-Unter-         Öffentlichkeit recht intensiv diskutierte Technologien
   schied bei Solarstrom)                               näher beleuchtet, denen man in näherer Zukunft

Arten von Stromspeichern

 Direkte Speicherung                         Indirekte Speicherung

       magnetisch                                  chemisch
       Supraleitende Spulen                        Elektrolyseur mit Wasserstoffspeicher und Brennstoffzelle
                                                   Power-to-Gas/Power-to-Fuel
       elektrisch                                  Primärbatterien mit externer Regeneration
       Doppelschichtkondensatoren
                                                   mechanisch
                                                   Pumpspeicher
                                                   Druckluftspeicher
                                                   Schwungrad

                                                                                                    Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   13
die Speicherung größerer Energiemengen zutraut:                   neueren Kraftwerken werden meist Pumpturbinen
     Pumpspeicher, Batteriespeicher, Power-to-Gas-                     eingesetzt, die sowohl den Pump- als auch den Turbi-
     Anlagen und Druckluftspeicher.                                    nenbetrieb übernehmen und mit einem Generator
                                                                       verbunden sind.
     Pumpspeicher                                                           Derzeit gibt es in Deutschland rund 30 Pump-
     Pumpspeicherkraftwerke nutzen im Bedarfsfall die                  speicherkraftwerke. Die durchschnittliche Fallhöhe
     Höhenenergie von Wasser, das von einem oberen                     beträgt 300 Meter, womit sich ein durchschnittlicher
     Staubecken in ein tiefer gelegenes Staubecken ge-                 spezifischer Energiegehalt von etwa 0,82 kWh/m3
     leitet wird. Es wird sozusagen elektrische Energie                ergibt. Insgesamt sind derzeit rund 6.400 MW Turbinen-
     als Lageenergie im oberen Wasserbecken gespei-                    leistung und etwa 38.000 MWh Speicherkapazität
     chert. In Zeiten eines hohen Strombedarfs wird es                 installiert. Allein können Pumpspeicherkraftwerke
     aus dem oberen Staubecken abgelassen und unten                    den deutschen Stromverbrauch allerdings noch
     in eine Turbine geleitet, die ihrerseits einen Gene­              nicht einmal eine Stunde lang decken. Dies zeigt,
     rator zur Stromerzeugung antreibt. Das Wasser                     dass diese Kraftwerke klassisch darauf ausgelegt
     wird anschließend im unteren Staubecken aufge­                    sind, kurzfristige Spitzen abzufangen. Um längere
     fangen. Ist die Nachfrage nach Strom gering, wird                 Zeiten ohne Wind- oder Sonnenstrom auszugleichen,
     das Wasser mit elektrisch angetriebenen Pumpen                    stehen sie derzeit nicht in ausreichender Anzahl
     aus dem unteren Becken wieder in den oberen                       zur Verfügung. Einen größeren Ausbau dieser Kraft-
     Speichersee hinaufbefördert. Ein neuer Zyklus kann                werkstechnik erschweren vor allem zwei Faktoren:
     beginnen.                                                         1.	Es gibt nur recht selten topologische Bedingun-
         Pumpspeicherkraftwerke haben den Vorteil, dass                     gen, in denen sich in räumlicher Nähe zwei grö-
     sie sehr schnell reagieren und so zu einer gleich­                     ßere Speicherbecken mit einem entsprechenden
     mäßigen Auslastung anderer, weniger flexibler Kraft-                   großen Höhenunterschied errichten lassen.
     werktypen beitragen können. Das Hochpumpen des                    2. 	Finden sich solche Bedingungen, stehen einer
     Wassers benötigt allerdings mehr Energie, als beim                     Realisierung eines Kraftwerksprojekts häufig
     Herabfließen wieder frei wird. Die Energieverluste                     Landschafts- oder Naturschutzargumente ent­
     pro Pumpvorgang liegen bei etwa 20 Prozent. Die                        gegen.
     speicherbare Energiemenge hängt von der nutz­
     baren Wassermenge sowie dem Höhenunterschied                      Batteriespeicher und Elektromobilität
     zwischen den beiden Speicherbecken ab. Die Ein-                   Derzeit entsteht in Deutschland ein Markt für dezen-
     speicher- und Ausspeicherleistung wird über die                   trale Energiespeicher. Insbesondere für Haushalte
     Leistung der Turbine und der Pumpe bestimmt. In                   mit neu zu errichtenden oder in der Förderung aus-

     Höhere Eigenversorgung durch Batteriespeicher

                                                                                 Direkteinspeisung ins Netz
                                                        Batterie-                                                          Stromerzeugung aus
                                                       Aufladung                                                           Photovoltaik

                                                                                                                           Strombedarf

            Verbrauch
             aus dem
            Stromnetz                                Direkter PV-Verbrauch              Batterie-Entladung

     0                            6                        12                      18                         24 Stunden

14   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
laufenden Photovoltaikanlagen sind Batteriespei-
cher eine Überlegung wert. Da die Vergütungssätze
für PV-Strom in diesen Fällen unter dem Stromein-
kaufspreis liegen bzw. dieser bei ausgelaufener För-
derung null beträgt, ist es für die Anlagenbetreiber
sinnvoll, so viel Solarstrom wie möglich selbst zu
verbrauchen. Um mit dem Stromüberschuss vom Tag
den Verbrauch in den Abend- und Nachtstunden zu
decken, bietet sich ein dezentraler Batteriespeicher
an. Verfügt man über ein Elektro-Kfz, kann der Spei-
cher zudem die Möglichkeit schaffen, das Fahrzeug
mit selbst erzeugtem Strom aufzuladen, auch wenn
es tagsüber unterwegs ist.
    Am Tag wird der laufende Strombedarf des
Haushalts aus der Eigenproduktion der Photovoltaik-        Derzeit sind in Deutschland rund 15.000 Haus-
anlage gedeckt. Überschüssige Eigenproduktion          speicheranlagen installiert. Bei einem typischen Ar-
geht in den Batteriespeicher. Ist der Speicher voll,   beitsvermögen pro Haushallt von 3 bis 4 kWh ergibt
wird die Überschussproduktion in das Netz einge-       sich insgesamt eine Speicherkapazität von 45 bis
speist. Abends und nachts wird die gespeicherte        60 MWh. Dies ist noch keine energiewirtschaftlich
Energie für den Eigenverbrauch verwendet. Am           relevante Größenordnung. Für die nächsten Jahre
nächsten Tag steht wieder freie Speicherkapazität      wird allerdings mit erkennbarem Wachstum gerech-
zur Verfügung.                                         net. Durch den Anstieg der Produktionszahlen wird

   Exkurs: Strom für die Zukunft

   Seit Anfang 2011 erforscht Avacon in seinem
   Forschungsprojekt „e-Home Energieprojekt 2020“
   die Energieversorgung der Zukunft. 32 Modell-                                                             1.
   Haushalte aus den Gemeinden Stuhr und Weyhe                                     2.
   bei Bremen wurden für das Forschungsprojekt
   mit Photovoltaikanlagen, innovativer Klimatech-
   nologie, Elektrofahrzeugen, Batteriespeichern
   und intelligenten Stromzählern, sogenannten
   Smart Metern, ausgestattet. Zudem kommt in
   den beiden Wohngebieten mit dem regelbaren                             4.
                                                                                        5.     7.
   Ortsnetztrafo völlig neu entwickelte Netztechno-
   logie zum Einsatz.                                                                                        3.
       Ausgangsüberlegung des Projekts war die
   Frage, wie eine zukunftssichere Netzplanung in
   einem sich dynamisch ändernden Planungsum-              6.
   feld gelingen kann. Dazu werden die Auswirkun-
   gen der Energieeinspeisung durch Photovoltaik-                        1. Photovoltaik            5. Transparenz des Energieverbrauchs
   anlagen, verändertes Nutzerverhalten sowie der                        2. Klimatechnik            6. Intelligente Ortsnetzstation
   Einsatz von Elektrofahrzeugen auf die Strom­                          3. Elektromobilität        7. Batteriespeicher
   netze im Ortsbereich gemessen und ausgewertet.                        4. Smart Metering

                                                                                                    Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   15
Elektroautos als Energiespeicher

                                                                                       Solarzelle
                                                                                       produziert
                                                                                                                                   Sonstige Verbraucher
                                                                                       Strom

                                                                                               Einspeisung ins     Tanken, zum Beispiel
                                                                                               Stromnetz           Stromtankstelle zu Hause,
                                                                                                                   am Arbeitsplatz oder im
                                                                                                                   Parkhaus

     zudem von einer deutlichen Preissenkung für Speicher
     ausgegangen. Dies dürfte zusätzlich zu einem dyna-
     mischen Wachstum des Batteriespeicher-Marktes                                     Solarzelle
                                                                                       produziert
     beitragen.                                                                        keinen Strom                                Sonstige Verbraucher

     Rollende Batterien
     Die Nutzung der Batterien in einem Elektrofahrzeug
                                                                                               Keine Einspeisung   Rückeinspeisung ins
     als Speicher zum Ausgleich von Angebot und Nach-                                          ins Stromnetz       Stromnetz, zum Beispiel
                                                                                                                   von Garage zu Hause
     frage im Stromnetz ist eine verlockende Überlegung.
     Denn die Batterie ist ohnehin vorhanden und muss
     nicht extra als Speicher angeschafft werden. Zudem
     ist ein privater PKW in Deutschland durchschnittlich              in der Praxis realisieren lässt, daran wird derzeit in
     nur eine Stunde pro Tag tatsächlich auf der Straße                zahlreichen Projekten geforscht. Im Avacon-eigenen
     unterwegs.                                                        e-Home-Projekt spielt Elektromobilität eine wesent-
         Sofern die Elektrofahrzeuge während ihrer Stand-              liche Rolle.
     zeiten mit dem Stromnetz verbunden sind, ließen
     sich bei entsprechender Steuerung der Aufladezeit-                Power-to-Gas
     spanne Erzeugungsspitzen bei Wind- und Sonnen-                    Große Energiemengen für eine (bei Bedarf auch län-
     strom abfangen. Und würden sie in erzeugungs-                     gere) Einlagerung lassen sich auch durch die derzeit
     schwachen Zeiten gar für eine Rückspeisung ins                    in verschiedenen Anlagen erprobten Techniken wie
     Netz – was technisch grundsätzlich möglich ist – zur              Power-to-Gas (z. B. mittels Windstrom Methan erzeu-
     Verfügung stehen, so könnten sie als rollende Bat­                gen) oder Power-to-Liquid (z. B. mittels Windstrom
     terien sogar eine Speicherfunktion übernehmen.                    Ethanol erzeugen) produzieren. Hinter diesen Verfah-
     Experten versprechen sich daher von der Kombina­                  ren steht die Idee, elektrische Energie in chemisch
     tion aus Erneuerbarer Stromerzeugung und Elektro-                 gebundene Energie in Form von Gas oder Flüssig-
     mobilität sehr viel. Wie viel sich davon tatsächlich              keit umzuwandeln.

                                                Gasdruckregel- und Messanlage

16   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Teilansicht der Power-to-Gas-Anlage von
                                                        E.ON in Falkenhagen (Brandenburg)

    Bei der Wasserstofferzeugung wird Strom aus         hergestellt werden muss, ist sie bei Salzbergwerken
Erneuerbaren Energiequellen über einen Transfor-        meist vorhanden. Je tiefer eine Kaverne liegt, desto
mator auf einen Elektrolyseur gebracht, der Wasser      höher ist der zulässige Kavernendruck. Druck und
in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, welche an-       Kavernenvolumen sind die beiden wichtigsten Para-
schließend separiert werden. Bis zu einem Anteil        meter für die Kapazität eines Druckluftspeichers.
von 1,5 Volumenprozent kann der Wasserstoff direkt          Während die heute bereits zahlreich vorhande-
in das vorhandene Erdgasnetz eingespeist werden.        nen Erdgaskavernen auf nur wenige Zyklen im Jahr
Sollen größere Mengen aufgenommen werden, so            ausgelegt sind und vorwiegend der Einspeicherung
kann der Wasserstoff durch Zuführung von Kohlen-        im Sommer und der Abgabe in den verbrauchsstar-
stoffdioxid methanisiert und in beliebiger Menge        ken Wintermonaten dienen, werden Druckluftspei-
als künstliches Erdgas in das Gasnetz eingespeist       cher mit deutlich mehr Ein- und Ausspeicherungen
werden. Der besondere Reiz von Power-to-Gas liegt       betrieben. Die weltweit vorhandenen Kapazitäten
darin, dass das vorhandene deutsche Erdgasnetz          sind bisher recht überschaubar. In Deutschland ist
mit seinen rund 450.000 Kilometern Gasleitungen         im niedersächsischen Huntorf seit dem Jahr 1978 –
und seinen etwa 50 Gasspeichern schon heute Platz       damals weltweit die erste Anlage ihrer Art – ein
für mehr als 23 Mrd. Kubikmeter Gas bereitstellt. Er-   Speicher mit einer Turbinenleistung von 290 MW
neuerbar erzeugtes Gas könnte also konventio­nelles     und einer Speicherkapazität von 580 MWh im Ein-
Erdgas im Wärmemarkt ersetzen, aber auch zum            satz. Die Entladedauer bei voller Leistung beträgt
Beispiel in wind- und sonnenarmen Zeiten in Gas-        damit 2 Stunden. Der Speicherwirkungsgrad liegt
kraftwerken wieder zur Stromproduktion genutzt          bei 42 Prozent. Betreiber der Anlage ist die E.ON
werden.                                                 Kraftwerke GmbH. Die hohen Umwandlungsverluste
    Die Power-to-Gas-Technik ist aufgrund des hohen     erklären auch, warum die Technik noch nicht in
apparativen Aufwandes und eines geringen Wirkungs-      großem Umfang zum Einsatz kommt. Zwar ist der
grades derzeit noch weit von einer Wirtschaftlich-      Druckluftspeicher technisch durchaus eine denkbare
keit entfernt. Der Wirkungsgrad über die gesamte        Option, doch hat er erhebliche Schwächen in der
Prozesskette beträgt 30 bis 50 Prozent. In mehreren     Wirtschaftlichkeit.
Pilotanlagen wird die Technik derzeit erprobt. Man
versucht, den Wirkungsgrad weiter zu steigern. Wel-
che Rolle diese Speichertechnologie mittelfristig
spielen wird, dürfte wesentlich auch von den Erfah-         Fazit: Erfolgversprechende Speichertechnologien
rungen in diesen Pilotanlagen abhängen.                     weiterentwickeln

Druckluftspeicher                                           Mit dem wachsenden Anteil der unstet einspeisenden Erneuerba-
Elektrische Energie lässt sich in Druckluftspeichern        ren Energien am Strommix steigt der Bedarf an Flexibilität inner-
in Form von mechanischer Energie einlagern. Dazu            halb des Stromsystems. Speicher sind eine dieser Flexibilitätsoptio-
findet eine Verdichtung der Umgebungsluft mittels           nen. Insbesondere durch den perspektivisch sinkenden Anteil der
Kompressoren statt. Die verdichtete Luft wird in            kurzfristig steuerbaren Kraftwerke am gesamten Erzeugungspark
unterirdischen Kavernen eingelagert. Zur Rückge-            wird die Bedeutung von Speichertechnik weiter zunehmen. Dass
winnung der elektrischen Energie wird die verdich-          dabei eine einzige Speichertechnologie die Herausforderungen lösen
tete Luft in Turbinen entspannt, die ihrerseits einen       kann, ist nicht zu erwarten. Es ist daher wichtig, dass alle erfolgver-
Generator antreiben.                                        sprechenden Speichertechnologien weiter erforscht und verbessert
    Kavernen können grundsätzlich in allen auch             werden. Vermutlich ist langfristig nur durch ein intelligentes Zu-
für die Erdgasspeicherung verwendeten Untergrund-           sammenspiel zahlreicher Speichertechnologien ein sub­stanzieller
strukturen (Salz, poröses Gestein, Fels) errichtet          Beitrag zum Ausgleich fluktuierender Einspeisung möglich.
werden. Ebenso können ausgeförderte Erdgas- und
Erdöllagerstätten sowie stillgelegte Bergwerke ver-
wendet werden. Während die erforderliche Dichtig-
keit bei Kohle und Erzbergwerken häufig nicht von
vornherein gegeben ist, sondern erst technisch

                                                                                                  Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   17
Kapitel 4

                                 Windenergie: Seit mehr als zehn Jahren ertragsstärkste
                                 Erneuerbare Energiequelle in Deutschland

                                 In Deutschland ist Windenergie seit dem Jahr 2003,      ein Fünftel der gesamten für das Jahr 2015 erwarteten
                                 als sie die Wasserkraft vom bis dahin traditionellen    Menge erbracht. Die 3.170 im Avacon-Netzgebiet
                                 Spitzenplatz verdrängte, die ertragsstärkste Er­        installierten Anlagen steuern übrigens eine Größen-
                                 neuerbare Energie. Zum Jahresende 2014 gab es           ordnung von 15 Prozent zur gesamten deutschen
                                 zwischen Nordsee und Alpen 24.867 Windräder mit         Windstromeinspeisung bei.
                                 einer installierten Leistung von 38.115 MW. Sie deck-
                                 ten 8,6 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Mit      Vom Altertum in die Moderne
                                 8,9 Mrd. kWh stellte der Dezember 2014 eine neue        Windenergie wird bereits seit dem Altertum ge-
                                 Monatsrekordmarke auf und überholte den Dezem-          nutzt. Doch die Zeiten von Windmühlen und Segel-
                                 ber 2011 mit damals 8,4 Mrd. kWh. Das Jahr 2015         schiffen als klassische Nutzungsformen sind weit­
                                 brachte allerdings bereits den nächsten Rekord: Der     gehend vorbei. Heute ist die Stromerzeugung die
                                 Januar 2015 war so windreich, dass 10,1 Mrd. kWh        mit Abstand wichtigste kommerzielle Form der
                                 produziert wurden, davon 0,2 Mrd. kWh auf See.          Windenergienutzung. Weltweit sind derzeit Wind-
                                 Damit hat der Januar voraussichtlich bereits etwa       kraftanlagen mit einer Nennleistung von rund
                                                                                         370.000 MW im Einsatz. Etwa zwei Drittel dieser
                                                                                         Kapazitäten sind in Asien und Europa installiert.
                                                                                         Die Tendenz ist stark steigend. Insbesondere nach
                                                                                         den Ölpreiskrisen in den 1970er-Jahren wurde die
                                                                                         Entwicklung moderner Windkraftanlagen voran­
                                                                                         getrieben. Heute gilt Windenergie aufgrund ihrer
                                                                                         weltweit breiten Verfügbarkeit, ihres hohen techno-
                                                                                         logischen Entwicklungsstandes und der hierdurch
                                                                                         erreichten Wirtschaftlichkeit als vielversprechends-
                                                                                         ter Erneuerbarer Energieträger. Bisher hat Wind-
                                                                                         energienutzung vor allem an Land stattgefunden.
                                                                                         Global gesehen befinden sich lediglich rund 2 Pro-
                                                                                         zent der installierten Windleistung auf See. Doch
                                                                                         viele Meeres-Anrainerstaaten forcieren die Wind-
                                                                                         kraftnutzung auf See. Darunter auch Deutschland.
                                                                                             Mit einer installierten Leistung von 38.115 MW
                                                                                         belegt Deutschland im internationalen Vergleich einen
                                                                                         dritten Platz, deutlich vor Spanien, Indien und Groß-
                                                                                         britannien. Vor Deutschland liegen mit etwa der
                                                                                         doppelten Leistung die USA und mit etwa dem drei-
                                                                                         fachen Wert China. Bis zum Jahr 2008 lag das ver-
                                                                                         gleichbar kleine Deutschland sogar international an
                                                                                         der Spitze. Dann zogen die USA vorbei. 2010 über-
                                                                                         holte auch China. Mit rund 140.000 Beschäftigten in
                                                                                         Produktion und Wartung ist die Windenergiebranche
                                                                                         in Deutschland inzwischen ein wichtiger Wirtschafts-
                                                                                         faktor. Etwa zwei Drittel der in Deutschland herge-
                                                                                         stellten Windkraftanlagen werden exportiert.

                                                                                         Windenergienutzung in Deutschland
                                                                                         Großen Schub für die Windenergienutzung in Deutsch­
                                                                                         land brachte das im Jahr 1991 in Kraft getretene
                                                                                         Stromeinspeisungsgesetz, das die Stromnetzbetreiber
                                                                                         zur Abnahme von privat erzeugtem regenerativen
                                                                                         Strom zu festen Vergütungssätzen verpflichtete. Das

18   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Regelwerk des Stromeinspeisungsgesetzes wurde
im Jahr 2000 durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) abgelöst und aktualisiert. Zwar wurden die
Vergütungssätze aufgrund der erreichten Erfolge
bei der Wirtschaftlichkeit der Windkraftanlagen re-
duziert, dennoch blieb es beim System der festen              vor Schleswig-Holstein mit 5.090 MW. Betrachtet
Vergütung und damit einer hohen Planungssicher-               mal allerdings den Zubau im Jahr 2014, so war dieser
heit für Investoren. Die Folge war ein anhaltend              in Schleswig-Holstein deutlich größer als in Nieder-
starker Ausbau der Windkraft. Ende des Jahres 2003            sachsen und Brandenburg zusammen. Diese drei
war rund die Hälfte der damaligen europäischen                Bundesländer stellten allein über die Hälfte des ge-
Windenergieleistung (28.700 MW) in Deutschland                samten bundesweiten Zubaus.
installiert.
    Bis Mitte der 90er-Jahre wurden in Deutschland            Jahr der Rekorde
Windenergieanlagen ganz überwiegend in den                    Für die Windenergie war das Jahr 2014 ein Jahr
Küstenländern errichtet. Seitdem finden erhebliche            der Rekorde. Mit einem Netto-Zubau von 4.386 MW
Zubauten auch in Brandenburg, Sachsen-Anhalt                  übertraf es das bisherige Zubau-Rekordjahr 2002
und Nordrhein-Westfalen statt. In den letzten Jahren          (3.240 MW) um 35 Prozent. Innerhalb des Nettozu-
kommt nun auch ein erkennbarer Zubau in den süd-              baus entfallen auf das sogenannte Repowering
lichen Bundesländern in Gang.                                 1.448 MW. Unter Repowering-Anlagen versteht man
    Von den aktuell installierten Windrädern mit              solche, für deren Errichtung mindestens eine Alt-
einer Gesamtleistung von 38.115 MW weist Nieder-              Anlage im selben oder angrenzenden Landkreis ab-
sachsen mit 8.233 MW den höchsten Wert auf. Auf               gebaut wurde. Da die Alt-Anlagen über eine deutlich
Rang zwei liegt Brandenburg mit 5.457 MW knapp                geringere Leistung verfügen als die Anlagen, die heute

Verteilung der bundesweit installierten Gesamtleistung auf    Bundesländer mit Gesamtleistung und Anlagenzahl
die Regionen
in Prozent                                                    Region/		                      Kumulierte     Kumulierte
                                                              Bundesland                        Leistung         Anzahl
100                                                           		                             31. 12. 2014   31. 12. 2014
                                                              		                                      MW            WEA
 80                                                            Norden Niedersachsen             8.233,05          5.616
                                                                       Schleswig-Holstein       5.089,57          3.228
 60                                                                    Mecklenburg-Vorpommern 2.706,12            1.742
                                                                       Bremen                     169,61             84
 40                                                                    Hamburg                     57,49             54
                                                               Mitte   Brandenburg              5.456,61          3.319
 20                                                                    Sachsen-Anhalt           4.336,39          2.603
                                                                       Nordrhein-Westfalen      3.681,12          3.037
   0                                                                   Thüringen                1.129,24            727
       1992     1995         2000   2005     2010      2014            Hessen                   1.181,38            820

       Norden                                                          Sachsen                  1.066,45            857
       Mitte                                                           Berlin                       4,30              2
       Süden                                                   Süden   Rheinland-Pfalz          2.727,80          1.472
                                                                       Bayern                   1.523,87            797
Quelle: Deutsche Windguard
                                                                       Baden-Württemberg          549,90            396
Stand: 31. 12. 2014
                                                                       Saarland                   202,85            113
                                                              		                               38.115,74         24.867

                                                                                                        Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   19
errichtet werden, gibt es selbst dann einen Leis-          eine Lücke bei Photovoltaik und Biomasse aus, die
     tungszuwachs, wenn eine moderne Anlage mehrere             beide deutlich unter dem Ausbaukorridor liegen.
     alte Anlagen ersetzt. Für das Jahr 2014 beträgt der            Die Vergütung der Windstromproduktion wird
     Repoweringfaktor 4,1. Das heißt: Im Rahmen des             durch die von allen Stromverbrauchern zu zahlende
     Repowering wurde die installierte Leistung im              EEG-Umlage finanziert. Verglichen mit anderen
     Durchschnitt mehr als vervierfacht. Ein Abbau bei in       Energiearten ist die Förderung beim Windstrom
     die Jahre gekommenen Anlagen ohne Repowering               allerdings recht moderat. Windstrom lässt sich
     erfolgte in einer Größenordnung von 364 MW.                vergleichsweise günstig produzieren. Jahr für Jahr
          Deutlich erkennbar ist ein Trend zu immer größe-      werden die EEG-Vergütungssätze planmäßig für
     ren Anlagen. Eine durchschnittliche Neuanlage des          neu hinzukommende Einspeiseanlagen abgeschmol-
     Jahrgangs 2014 hatte eine Leistung von 2.690 MW,           zen (Degression).
     einen Rotordurchmesser von 99 Metern und eine
     Nabenhöhe von 116 Metern, also eine Gesamthöhe
     bis zur Flügelspitze von 166 Metern.
          Das reformierte EEG vom 1. August 2014 weist              Exkurs: Windkraft in Europa auf dem Vormarsch
     den wichtigsten Erneuerbaren Energien sogenannte
     Ausbau-Korridore zu. Werden bis August 2015 zu                 Der Ausbau der Windenergie in Europa hält an. Die Zahl der neu
     viele oder zu wenige Anlagen errichtet und wird der            aufgestellten Anlagen ist im Jahr 2014 um weitere 3,8 Prozent ge-
     Korridor um einen bestimmten Wert verfehlt, fällt              stiegen. Damit können die installierten Turbinen in einem normalen
     oder steigt die vorgesehene Einspeisevergütung ab              Windjahr rund 10 Prozent des Stromverbrauchs der EU erzeugen.
     1. Januar 2016 um einen Zusatzfaktor. Dieses Prinzip           Etwa ein Prozentpunkt davon entfällt auf Offshore-Anlagen. Be-
     des „atmenden Deckels“ soll den Ausbau auf dem                 trachtet man die absoluten Zahlen, ist Deutschland mit einer Erzeu-
     politisch gewünschten Pfad halten. Der Zielkorridor            gungskapazität von 39. 200 MW deutlicher Spitzenreiter und stellt
     für den Nettozubau von Windenergie liegt bei 2.400             rund 30 Prozent der gesamten EU-Kapazitäten. Es folgen Spanien
     bis 2.600 MW pro Jahr. Dieser Wert wurde im Jahr 2014          (23.000 MW), Großbritannien (12.400 MW) und Frankreich (9.300
     weit übertroffen und auch für das Jahr 2015 erwar-             MW). Beim Zubau des Jahres 2014 stellten allein Deutschland und
     ten Branchenkenner einen Zubau deutlich oberhalb               Großbritannien rund 60 Prozent aller Neuanlagen.
     des Korridors. Damit gleicht die Windkraft derzeit

     Häufige Fragen rund um Windenergie:

             Welche Faktoren beeinflussen die                Warum werden Windkraftanlagen                Was verbirgt sich hinter den
             Leistung einer Windkraftanlage?                 immer größer?                                Begriffen Nennleistung und
     Die wichtigsten Faktoren für die Leistung       Die Leistung einer Windkraftanlage           Jahresvolllaststunden?
     einer Windkraftanlage sind die Quer-            steigt linear mit der Querschnittsfläche     Die elektrische Nennleistung ist die bei
     schnittsfläche des Rotors (m2) sowie die        des Rotors (m2). Größere Rotoren erfor-      optimalen Windbedingungen maximal
     Anstellung des Rotors (Anstellwinkel) zur       dern höhere Türme und Nabenhöhen.            erzielbare elektrische Leistung. Sind die
     anströmenden Luft, die Dichte der Luft          In größerer Höhe herrscht zudem eine         Windbedingungen suboptimal, wird ent-
     (kg/m3) und die Geschwindigkeit der Luft        höhere Windgeschwindigkeit. Natürlich        sprechend eine geringere Leistung abge-
     (km/h). Da die erzielbare Leistung mit          steigen aber auch die Herstellungskosten     geben. Bei absoluter Flaute und stehenden
     der dritten Potenz der Windgeschwindig-         eines Windrades mit der Größe, allerdings    Rotoren ist die Leistung null. Der Begriff
     keit zunimmt, ist diese der mit Abstand         unterproportional zum Stromertrag. Es        Jahresvolllaststunden ist ein rechnerischer
     wichtigste Faktor für die Wirtschaftlich-       spricht also viel für eine Entwicklung hin   Wert für die Auslastung einer Anlage. Er
     keit. Damit kommt den Windeigenschaf-           zu immer größeren Anlagen. Dem stehen        lässt sich ermitteln, indem man die in
     ten des Standortes die entscheidende            jedoch auch begrenzende Faktoren ent-        einem Jahr tatsächlich erzeugte elek­trische
     Bedeutung bei der Wirtschaftlichkeitsbe-        gegen wie Stabilität, Aufbauaufwand          Arbeit (kWh) durch die Nennleistung
     trachtung zu.                                   und Transportierbarkeit.                     teilt. Man vergleicht also das Ist mit dem

20   Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG
Offshore wächst stark                                   Tempo aufnimmt. Damit scheint der von der Bundes-
Die Gesamtleistung der an das Stromnetz ange-           regierung als Ziel für das Jahr 2020 ausgegebene
schlossenen Offshore-Windparks in der deutschen         Wert von 6.500 MW in Nord- und Ostsee erreichbar
Nord- und Ostsee hat zum Jahresende 2014 die Grenze     zu sein. Da auf See eine größere Windverfügbarkeit
von 1.000 MW überschritten. Damit waren zum Jahres-     herrscht als an Land, kann man für Offshore-Anlagen
wechsel fünf große Windparks in der Nordsee und         rechnerisch als sogenannte Volllast-Betriebsstunden
ein großer Windpark in der Ostsee in Betrieb. Von       eine Größenordnung von 4.000 bis 4.500 Stunden
dort speisten genau 258 Windräder mit einer Nenn-       veranschlagen. Ein weiterer Vorteil von Wind vom
leistung von insgesamt 1.049 MW ein. Zudem wur-         Meer: Da eine große Anzahl nutzbarer Flächen aus-
den im Jahr 2014 weitere 268 Turbinen mit einer Leis-   gewiesen ist, kommt jeder Investor zum Zug und
tung von 1.218 MW in der See errichtet, speisten aber   es gibt – anders als häufig an Land – keine langwie-
noch keinen Strom ein. Außerdem wurden bereits          rigen raumplanerischen Entscheidungsprozesse.
Fundamente für 220 Anlagen erstellt. Im Vergleich           Mit sechs bis acht Jahren erfordern Windparks
zum Vorjahr hat sich der Zubau von Offshore-Anlagen     auf See eine deutlich längere Planungs- und Bauzeit
verdoppelt. Für das Jahr 2015 erwarten die Betreiber    als Projekte an Land, haben in der Regel wesentlich
den Anschluss von etwa 2.000 MW, hinter denen ein       größere technische Dimensionen und benötigen
Investitionsvolumen von rund 10 Mrd. Euro steht.        folglich auch deutlich größere Investitionssummen,
Diese Zahlen zeigen, dass die Windnutzung auf See,      die meist bei 1 bis 1,5 Mrd. Euro je Park liegen. Im
die lange Zeit aufgrund von Bauverzögerungen und        EEG ist daher für Offshore-Windstrom eine höhere
fehlender Netzanbindung hinter den Erwartungen          Vergütung vorgesehen als für Windstrom auf dem
zurück blieb, nun auch in Gang kommt und hohes          Festland (Onshore).

theoretischen Maximum. Würde eine           schen Leistungsvermögen und Wirkungs-        gespeisten Stroms gehen durch solche
Anlage zu jeder Zeit des Jahres die volle   grad dar.                                    systemtechnisch notwendigen Abregelun-
Leistung erbringen, käme sie auf den                                                     gen rund 1 Prozent des Windstroms ver-
Wert von 8.760 Volllaststunden.                    Wie häufig müssen Windparks           loren. Die Betreiber werden nach dem EEG
                                                   wegen Netzengpässen gedrosselt        für den Produktionsausfall entschädigt.
       Warum haben fast alle Windkraft-     werden?
       anlagen drei Flügel?                 Grundsätzlich hat die Einspeisung Erneu-            Was war die bisher höchste Wind-
Ein dreiflügeliges Rotorblatt hat bei       erbarer Energien Vorrang vor der Einspei-           strom-Einspeisung ins Netz?
gleichem Durchmesser mehr wirksame          sung von Strom aus konventionellen           Das Sturmtief „Elon“ führte am 9. Januar
Rotorfläche als ein Ein- oder Zweiflügler   Kraftwerken. Dennoch kann es insbeson-       2015 zu der bisher höchsten Windstrom-
und kann daher mehr dynamische Ener-        dere während Starkwindphasen dazu            Einspeiseleistung von 30.700 MW ins
gie aus der Windgeschwindigkeit umset-      kommen, dass die Einspeisung in einzel-      Netz. Zum Vergleich: Der gesamte deut-
zen. Andererseits nimmt der Wirkungs-       nen Regionen gedrosselt werden muss,         sche Kraftwerkspark einschließlich aller
grad des Rotors mit zunehmender Anzahl      weil nicht ausreichend Netzkapazität für     angeschlossenen Anlagen zur Nutzung
der Rotorblätter ab. Der dreiflügelige      die Übertragung zur Verfügung steht.         Erneuerbarer Energien verfügt über eine
Rotor stellt einen guten Kompromiss zwi-    Bezogen auf die Gesamtmenge des ein­         Leistung von rund 180.000 MW.

                                                                                               Erneuerbare-Energien-Report 2014/15 Avacon AG   21
Sie können auch lesen