ERSTELLUNG VON INTERAKTIVEN THEMATISCHEN KARTEN ZUM FACH-KRÄFTEMANGEL IN ÖSTERREICH
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ERSTELLUNG VON INTERAKTIVEN THEMATISCHEN KARTEN ZUM FACH- KRÄFTEMANGEL IN ÖSTERREICH Einsatz von Daten des Arbeitsmarktservice Österreich für den Fachkräfte-Radar der Wirtschaftskammerorganisation Christoph Koller hat Geoinformatik als begleitetes Fernstudium mit dem Abschluss Master of Science an der Universität Christoph Koller Salzburg studiert und arbeitet als Referent in der Abteilung für Statis- tik der Wirtschaftskammer Öster- reich (wko.at). Er befasst sich vor Schlüsselwörter: AMS-Daten – mapmap.js – Karten – Fachkräfteradar – allem mit Möglichkeiten der Daten- visualisierung und der Nutzung von Fachkräftemangel Geoinformationssystemen. ZUSAMMENFASSUNG Die Georeferenzierung von Statistiken ist auch in Österreich ein viel diskutiertes Thema, auch hier wächst der Bedarf an kleinräumigen Daten und entsprechenden Analysen stetig. Der Beitrag beschreibt ein Projekt der Wirtschaftskammer Österreich mit der Zielsetzung, aus einer Studie vorliegende statische Karten und Diagramme dynamisch darzustellen. Hauptaugenmerk wurde auf die grafische Aufbereitung der Stellenandrangsberechnung mittels mapmap.js-Bibliothek gelegt. Die Stellenan- drangziffer bezeichnet die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle. Sie wird mithilfe von Daten des Arbeitsmarktservice Österreich berechnet und auf interaktiven Karten mit unterschiedlicher Detailliertheit abgebildet. Keywords: AMS data – mapmap.js – maps – skilled workers radar – skilled labour shortage ABSTRACT The geo-referencing of statistics is a much discussed topic in Austria, too, and the need for small-area data and corresponding analysis is steadily increasing. This con- tribution describes a project of the Austrian Economic Chambers aimed at the dynamic presentation of static maps and diagrams that were available from a study. The main focus was placed on the graphical processing of the number of unemployed people per vacancy using the mapmap.js library. This number is calculated using data of the Austrian Public Employment Service and is shown on interactive maps with varying degrees of detail. Statistisches Bundesamt | WISTA | 1 | 2020 57
Christoph Koller 1 vorgestellt und anschließend veröffentlicht (Koller, 2019). Der diesem Beitrag zugrunde liegende Artikel im AGIT-Journal für Angewandte Geoinformatik wurde zwar Einleitung für den österreichischen „Markt“ geschrieben, aufgrund der Relevanz des Themas soll er aber leicht überarbeitet Politik und Verwaltung sowie Wirtschaft, Wissenschaft auch einem breiteren Interessentenkreis in Deutschland und Medien haben einen stetig wachsenden Bedarf an bekannt gemacht werden. kleinräumigen oder georeferenzierten Daten und ent- sprechenden Analysen. Grundlage bisher waren poli- In letzter Zeit wurde in den österreichischen Medien tisch-administrative Grenzen (Bundesländer, Bezirke, immer wieder vom Fachkräftemangel berichtet: «Wo Gemeinden), doch der Ausgleich von Angebot und Nach- sind unsere Leute? In Vorarlberg, Tirol, Salzburg und frage am Arbeitsmarkt ist nicht an die administrativen Kärnten vergeht momentan kein Tag, ohne dass Hote- Grenzen gebunden. Somit werden weitere regionale liers und Gastronomen beklagen, wie sehr es ihnen Gliederungen in der österreichischen Arbeitsmarkt an Leuten fehlt. Nicht an Gästen – da ist man für diese statistik verwendet, wie die Arbeitsmarktbezirke. Mit Saison zuversichtlich –, sondern an Personal fehlt es. dem Einsatz räumlicher Polygone können die Arbeits- Händeringend wird einmal mehr nach Köchen und Kell- marktdaten in vielfältigeren und flexibleren regionalen nern, nach Mitarbeitern fürs Zimmerservice und für die Gliederungen abgebildet werden als dies bisher mit den Rezeption gesucht. Manche Betriebe befürchten, nicht administrativen Grenzen möglich ist. das volle Angebot bereitstellen zu können. Allein in Tirol sind schließlich immer noch 3 050 Stellen offen – und Der Endbericht einer Studie zu „Schlüsselindikatoren das nur wenige Tage, bevor die Skigebiete ihre Pisten zum Fachkräftemangel in Österreich“ des österreichi- freigeben.» (Bachler, 2018, hier: Seite 21) schen ibw - Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft enthält statische Karten und Diagramme. Um der Digi- Nach Kägi und anderen (2014, hier: Seite 2) ist ein talisierung Rechnung zu tragen entstand die Idee, die Fachkräftemangel definiert durch den «Abgleich von statischen Karten und Diagramme im Zuge des Projekts Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt […]. Das WKO Fachkräfte-Radar (WKO: Wirtschaftskammerorgani- Arbeitsangebot ergibt sich aus den Erwerbspersonen sation) dynamisch darzustellen. Hauptaugenmerk wurde (Erwerbstätige und Erwerbslose) einer bestimmten Qua- auf die grafische Aufbereitung der Stellenandrangs lifikation (erlernter Beruf), die Nachfrage aus den besetz- berechnung mittels mapmap.js-Bibliothek gelegt. Die ten (ausgeübter Beruf) und offenen Stellen im betreffen- Stellenandrangziffer bezeichnet die Zahl der Arbeits- den Beruf. Ein Fachkräftemangel besteht dann, wenn losen je offener Stelle; sie wird mithilfe von Daten des die Nachfrage das Angebot bei den vorherrschenden Arbeitsmarktservice Österreich berechnet und auf inter- Arbeitsbedingungen übersteigt.» aktiven Karten mit unterschiedlicher Detailliertheit ab gebildet. Die Stellenandrangziffer gilt als österreichische Beson- derheit und bietet solch einen Abgleich von Arbeitskräfte Die AGIT, bestehend aus Symposium und EXPO, wird angebot und Arbeitskräftenachfrage, indem sie die Zahl jährlich von der Universität Salzburg als Treffpunkt für der Arbeitslosen in Beziehung zur Zahl der offenen Stel- Innovation, Vernetzung und Weiterbildung in allen Berei- len setzt. Eine niedrige Stellenandrangziffer kann prin- chen der Geoinformation durchgeführt (www.agit.at). Sie zipiell als Indiz für einen Fachkräftemangel gewertet bietet eine Plattform, um neue Konzepte akademischer werden, denn einer offenen Stelle steht dann statistisch Forschungsarbeit zu präsentieren, topaktuelle technolo- gesehen nur eine (sehr) geringe Zahl an Arbeitslosen gische Innovationen vorzustellen, Best-practice-Ansätze gegenüber. und -Lösungen zu teilen sowie über Projekterfahrungen Der Bedarf der österreichischen Betriebe an qualifizier- und neue Anwendungen im Bereich der Angewandten ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wächst weiter an Geoinformatik zu berichten. Als Best-practice-Ansatz und die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ver- wurde der WKO Fachkräfte-Radar | 1 auf der AGIT 2019 größert sich stetig. Jedoch wird in Zukunft die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter auch in Österreich 1 https://wko.at/statistik/fachkraefte/themen/stellenandrang.html deutlich sinken. Die Diskrepanz zwischen der Zahl der 58 Statistisches Bundesamt | WISTA | 1 | 2020
Erstellung von interaktiven thematischen Karten zum Fachkräftemangel in Österreich Personen, die in den Beruf einsteigen (Jugendliche/ einem breiten Interessentenkreis (Mitgliedern der Wirt- 15-Jährige), und der Zahl der Personen, die aus dem schaftskammern Österreichs) verständlich zu vermitteln. Beruf aussteigen (Pensionierungen der Generation Baby Boomer), wird sich bis ins Jahr 2030 vergrößern. Es sind Dieser Beitrag erläutert die technische Umsetzung zur in den kommenden Jahren stets mehr Berufsaussteige- Erstellung von interaktiven, thematischen Karten am rinnen und -aussteiger als Berufseinsteigerinnen und Beispiel des WKO Fachkräfte-Radars. Dabei wird auf -einsteiger zu erwarten. Der Fachkräftemangel ist somit Datenbestände der Arbeitsmarktdatenbank des Arbeits- nicht nur gegenwärtig Thema, sondern dürfte länger- marktservice Österreich und des österreichischen Bun- fristig anhalten: Im Jahr 2018 war in Österreich bei der desministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gruppe der 20- bis 60-Jährigen der Höchstwert erreicht, Konsumentenschutz | 2 zurückgegriffen. Diese Daten wer- ab 2019 geht dieser kontinuierlich zurück. Grafik 1 den mit der zentralen Zielsetzung der Beschreibung des Fachkräftemangels analysiert und mittels mapmap.js- Ausgangspunkt für den WKO Fachkräfte-Radar war die Bibliothek grafisch aufbereitet. Im Fokus steht, kom- Studie nach Dornmayr und Winkler (2018). Sie zielt auf pakte und anschauliche Informationen zum Thema Stel- eine Zusammenschau und Aufbereitung aktueller Indi- lenandrang in Österreich unter Einbeziehung regionaler katoren zu Fachkräftebedarf und -mangel ab und behan- Aspekte zu vermitteln. delt unterschiedliche Themen wie Stellenandrang, Lehr- linge, Arbeitskräfteangebot, Arbeitslosigkeit und Pen- delbewegungen. Jedoch werden die Ergebnisse in der Studie lediglich in Textform oder als statische Grafiken dargestellt. Eine wichtige Rolle spielt daher die grafische Aufbe- reitung der Ergebnisse im Internet. Es sollen nicht nur ansprechende Visualisierungen zugänglich gemacht werden, sondern es ist auch das Ziel, die Aufmerksam- keit auf komplexe Zusammenhänge zu lenken und diese 2 https://arbeitsmarktdatenbank.at/ Grafik 1 Entwicklung der 20- bis 60-jährigen Bevölkerung in Österreich in Mill. 5,5 5,1 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0 1990 95 2000 05 10 15 20 25 2030 Quelle: Eigener Entwurf; Daten: Statistik Austria, Jahresdurchschnittswerte gemäß Hauptszenario der Bevölkerungsprognose; ibw Berechnungen. 2020 - 01 - 0056 Statistisches Bundesamt | WISTA | 1 | 2020 59
Christoph Koller 2 über das Jahr 2018) neu hinzukommenden Arbeitslosen und offenen Stellen in der Berechnung verwendet. Die Dynamik des Arbeitsmarktes im Beobachtungszeitraum Datenquelle wird mithilfe dieser Logik besser beschrieben, da tat- sächlich alle Neuzugänge eines Jahres erfasst werden Die österreichische Arbeitsmarktdatenbank liefert (ano- und auch der Vorjahresbestand an offenen Stellen und nymisierte) personenbezogene und betriebsbezogene vorgemerkten Arbeitslosen nicht (mehr) erfasst wird. Informationen zum Arbeitsmarktgeschehen (Einzelda- tensatzbasis), beispielsweise Erwerbs- und Arbeits Neben dieser generellen Unterscheidung zwischen der losigkeitsepisoden oder Zeiten außerhalb des Erwerbs- Zugangs- und Bestandslogik können unterschiedliche systems. Die Datengrundlage besteht aus Rohdaten des Berechnungsparameter in die Stellenandrangsberech- Hauptverbands der Sozialversicherungsträger und des nung einfließen. Übersicht 1 Arbeitsmarktservice Österreich. Die regionale Gliederung folgt der in der österreichischen Einerseits enthält die Datenbank Daten über die beim Arbeitsmarktdatenbank vorhandenen Gliederung. Die Arbeitsmarktservice Österreich vorgemerkten (bei den Daten werden für Österreich sowie die österreichischen regionalen Geschäftsstellen des Arbeitsmarktservice zum Bundesländer und Arbeitsmarktbezirke zur Verfügung Zwecke der Arbeitsplatzvermittlung registrierten) Perso- gestellt. Für Wien erfolgt keine weitere Untergliederung nen (ab Januar 2007). Andererseits enthält sie auch Daten in Bezirke (WKO, 2019). über die dem Arbeitsmarktservice Österreich gemeldeten offenen Stellen und Lehrstellen (ab Januar 2007), die für Die berufliche Gliederung folgt ebenfalls der in der die Stellenandrangsberechnungen herangezogen wer- österreichischen Arbeitsmarktdatenbank vorhandenen den. Der Stellenandrang ist eine Maßzahl, die beschreibt, Gliederung. Die Daten werden für die Gesamtheit über wie viele Arbeitslose auf eine offene Stelle kommen, also alle Berufe und gemäß den Berufsgruppen des Arbeits- Stellenandrang = Arbeitslose/offene Stellen (Arbeitslose marktservice Österreich (4-Steller-Ebene) zur Verfügung und offene Stellen mit mindestens Lehrabschluss). Dem- gestellt. nach gilt: je niedriger die Stellenandrangziffer, umso grö- ßer ist der Fachkräftemangel. 3 Beispiel: Liegt die Stellenandrangziffer bei einem Beruf bei 0,7, Technologie kommen auf 100 offene Stellen 70 als arbeitslos gemel- dete Personen in diesem Beruf. Im Internet werden unzählige Visualisierungswerkzeuge mit einem breiten Spektrum an Funktionalitäten und Des Weiteren wird zwischen zwei Berechnungsarten verschiedenen Interaktivitätsniveaus angeboten. Viele unterschieden. In der Bestandslogik fließen in die dieser Tools sind sehr gut dokumentiert, werden durch Berechnung die Monatsendstände (Stichtage) der andauernde Aktivitäten in Foren sowie Blogs unterstützt Arbeitslosen und offenen Stellen ein. Bei Jahresdaten und stetig weiterentwickelt. Um sich von diesen Tools wird jeweils der Durchschnitt aus diesen zwölf Stich- ein Bild zu machen, wurden die JavaScript-Bibliotheken tagswerten herangezogen. In der Zugangslogik hingegen Leaflet.js, D3.js und mapmap.js ausgewählt und nach- werden alle im Beobachtungszeitraum (zum Beispiel folgend näher beschrieben. Übersicht 1 Stellenandrangsberechnung – Bestandslogik versus Zugangslogik Logik Formel Arbeitslose mit mindestens Lehrabschluss ohne Einstellzusage Bestandslogik Sofort verfügbare offene Stellen mit mindestens Lehrabschluss Arbeitslose mit mindestens Lehrabschluss ohne Einstellzusage Zugangslogik Offene Stellen �sofort/nicht sofort verfügbar� mit mindestens Lehrabschluss 60 Statistisches Bundesamt | WISTA | 1 | 2020
Erstellung von interaktiven thematischen Karten zum Fachkräftemangel in Österreich Leaflet.js puliert werden. Dafür nutzt D3.js die aktuellen HTML5-, CSS3- und SVG-Web-Standards. Die freie Bibliothek wird Leaflet.js ist eine freie JavaScript-Bibliothek, mit der online von Mike Bostock zur Verfügung gestellt. Vorteil- WebGIS-Anwendungen erstellt werden können. Sie haft ist, dass dieses Webtool sehr gut mit Beispielcodes wurde von Agafonkin (2017) entwickelt; Anfang 2020 und Videotutorials dokumentiert ist. Jedoch ist selbst steht Version 1.6.0 mit Optimierungen für mobile Platt- bei vergleichsweise einfachen Kartendarstellungen um- formen zur Verfügung. Die Bibliothek lässt sich mit allen fangreicher und komplexer Code notwendig. bedeutenden Desktop- und mobilen Plattformen ver- wenden und nutzt die Vorteile von HTML5 und CSS3. Zum mapmap.js Beispiel gestattet HTML5 den Designenden, Funktio- nen zu verwenden (vom Plug-in-freien Video bis hin Die an der Technischen Universität Wien von Ledermann zur Formularauswertung), für die bisher externe Tools, (2016) mitentwickelte Schnittstelle zur Programmierung wie Mediaplayer oder JavaScript, erforderlich waren. von Anwendungen (API) mapmap.js versucht, den kar- Leaflet kann mit verschiedenen Plugins erweitert werden tografischen Visualisierungsprozess in seiner Gesamt- und verfügt über eine ausgezeichnete Dokumentation. heit in einer High-Level-JavaScript-API abzubilden. Die Jedoch sind der Interaktion mit den Karteninhalten Gren- API mapmap.js erleichtert die Erstellung interaktiver zen gesetzt, da nicht alle Karteninhalte als geometrische Seite 6 von 6 im Browser. Sie vereinfacht thematischer Vektorkarten Objekte verfügbar sind und lediglich Bildkacheln über das Laden, Verarbeiten und Verbinden von Daten und eine am Server erstellte statische Basemap (Hinter- Geometrie sowie das Anwenden von Symbolisierungs- grundkarte) gelegt werden. und Interaktionstechniken auf die Karte. mapmap.js basiert auf D3 und gibt Karten in SVG (Scalable Vector D3.js Graphics – skalierbare Vektorgrafiken) aus, was eine auflösungsunabhängige Population Density Darstellung sowie den Export D3.js, von Bostock (2017) entwickelt, ist eine JavaScript- in Ausgabeformate 1,000 and more wie PDF oder PNG erlaubt. Dass mit- 500 to
Christoph Koller Wie das Beispiel in Grafik 2 zeigt, wird ein Verweis Domänen für Repräsentationsattribute. Die Metadaten- beziehungsweise Selektorausdruck auf ein vorhande- spezifikation ist ein zentraler Ort zum Speichern aller nes SVG-Element (zum Beispiel „#mapElement“) an die Informationen zu Datenfeldern. Diese Informationen Funktion mapmap() übergeben, um eine Karte erstellen werden an vielen Stellen verwendet, an denen Daten in zu können. Die Breiten- und Höhenattribute des Karten- eine visuelle Darstellung umgewandelt werden. elements müssen festgelegt werden, um das Seiten- verhältnis der Karte zu bestimmen. Es kann aber auch CSS (Cascading Style Sheets) verwendet werden, um 4 die Größe der Karte unabhängig von ihren Breiten- und Höhenattributen zu ändern. Umsetzung Geometriedaten werden mittels map.geometry() gela- In Anlehnung an das Projekt GenderATlas Österreich von den und der Karte hinzugefügt, die in einem benannten Riegler und anderen (2015, hier: Seite 335) «[…] stellt Layer eingeschlossen sind (zum Beispiel „austria.topo der modulare Aufbau der [Themen] und Karten [eine json“). GeoJSON wird standardmäßig unterstützt. Des Besonderheit der technischen Umsetzung des „WKO Weiteren kann TopoJSON verwendet werden, wenn die Fachkräfte-Radars“] dar. Statt einer technischen Univer- Bibliothek eingebunden ist. Die Geometrie kann in einem sallösung, in die sich alle [Themen] einfügen müssen, nachfolgenden Schritt mit Daten verbunden werden. basiert der [WKO Fachkräfte-Radar] auf Bausteinen, die Dazu muss es möglich sein, Geometrieobjekte anhand je nach Bedarf kombiniert werden können.» einer ihrer Eigenschaften eindeutig zu identifizieren. Die für die Datenverknüpfung zu verwendende Eigenschaft Aufgrund ihrer Einfachheit wird die JavaScript-Bibliothek kann durch Übergeben der Schlüsseloption angegeben mapmap.js für die thematische Kartographie verwendet. werden (zum Beispiel „iso“). Zu beachten ist, dass diese Die unterschiedlichen Themen selbst sind als statische Methode wie alle asynchronen Vorgänge in mapmap.js HTML-Dateien implementiert und können so an die sofort zurückgegeben wird und das interne Laden der Bedürfnisse der gewünschten Aufbereitung des jewei Ressource verwaltet, um sicherzustellen, dass die Daten ligen Themas angepasst werden. vor allen nachfolgenden Vorgängen geladen werden. Das bedeutet, dass die Daten unmittelbar nach dem Auf- Die im topologiebewahrenden und platzsparenden ruf von geometrie () mit mapmap andere Methoden auf TopoJSON-Format gespeicherten Geometriedaten wer- der Karte aufrufen können, um sicherzustellen, dass die den erst im Browser mit den Sachdaten im CSV-Format Geometrie verfügbar ist. kombiniert. Daher kommt es zu einer erheblichen Ver- einfachung von Datenaktualisierungen und -wartung, Die Daten (zum Beispiel „places-AT.csv“) werden über was die Weiterführung des WKO Fachkräfte-Radars einen gemeinsamen Schlüssel (zum Beispiel „code“) wesentlich erleichtert. Für eine Datenaktualisierung mit der Geometrie verbunden. JSON- und CSV-Formate sowohl von Geometrie- als auch von Sachdaten muss werden standardmäßig unterstützt. Bei Geometrieobjek- somit lediglich ein Austausch der so eingebundenen ten mit einem bestimmten Schlüssel wird das entspre- Daten erfolgen; die Anpassung von Kartographie und chende Datenobjekt in seine Eigenschaften eingefügt. redaktionellen Inhalten erfolgt direkt in der HTML-Datei. Die Daten werden unter Verwendung des Map/Reduce- Paradigmas verarbeitet, bevor sie mit der Geometrie Je nach Thema und Daten, die hier zur Verfügung stehen, verbunden werden. Dies ermöglicht eine leistungsstarke werden auch andere Web-Technologien im WKO Fach- Datenverarbeitung, indem die beiden für die Map ver- kräfte-Radar eingesetzt, wie C3.js oder Select2.js. Der wendeten Funktionen festgelegt und Schritte als Optio- Verzicht auf ein zentrales Content Management System nen reduziert werden. erlaubt je nach Bedarf also das ‚Ausbrechen‘ aus dem selbstgewählten technischen Rahmen. Insgesamt zeich- Das an Metadaten übergebene Objekt weist eine Reihe net sich das Framework durch große Flexibilität und eine von Platzhaltermustern und die zugehörigen Meta schnelle und intuitive Benutzeroberfläche aus. daten-Deskriptoren auf. Ein Metadaten-Deskriptor ent- hält Informationen zu den Feldern, die mit dem Muster Grafik 3 zeigt, dass in Vöcklabruck im Bundesland Ober- übereinstimmen, wie lesbarer Name, Wertebereiche und österreich der Stellenandrang für Elektroinstallateur(e)- 62 Statistisches Bundesamt | WISTA | 1 | 2020
Erstellung von interaktiven thematischen Karten zum Fachkräftemangel in Österreich Grafik 3 Stellenandrang für Elektroinstallateure auf Bezirksebene – Jahresdurchschnitt 2019 × 2,50 und mehr 2,00 bis < 2,50 1,50 bis < 2,00 1,00 bis < 1,50 0,50 bis < 1,00 unter 0,50 keine Daten Vöcklabruck Stellenandrang: 0,17 AL: 11,6 | OS: 68,9 Quelle: https://wko.at/statistik/fachkraefte/themen/stellenandrang.html 2020 - 01 - 0058 innen, -monteur(e)innen im Jahresdurchschnitt 2019 Ebene darzustellen. Diese Informationen sind vor allem bei 0,17 lag. Dies bedeutet auf 68,9 beim Arbeitsmarkt- für die Unternehmen der österreichischen Wirtschaft, service Österreich für diesen Beruf offen gemeldete aber auch als Entscheidungshilfen auf politischer Ebene Stellen kommen 11,6 arbeitsuchende Elektroinstalla- (regionale Mangelberufsliste) interessant. Denn die teurinnen und -installateure als Durchschnitt der jewei- Auswertung der Stellenandrangziffer auf Bundesländer- ligen zwölf Monatsendstände. In Niederösterreich ste- oder Bezirksebene zeigt, dass die Unterschiede zwi- hen 320 arbeitsuchende Elektroinstallateurinnen und schen den Regionen erheblich sind. -installateure zur Verfügung, in Wien sind es sogar 664. Vor allem die Unterschiede zwischen Wien und West- Daher wäre es in diesem Fall sinnvoll, die Suche nach Österreich (einschließlich Oberösterreich) können in Elektroinstallateurinnen und -installateuren regional aus- vielen Berufen sogar als drastisch bezeichnet werden. zuweiten. Die Stellenandrangziffern nach Berufsgruppen betragen in Wien sehr oft ein Vielfaches des Stellenandrangs in den westlichen Bundesländern (einschließlich Ober- 5 österreich), wodurch eine regionalisierte Betrachtung des Fachkräftemangels dringend empfohlen wird. Hier Fazit stellen die Daten des Arbeitsmarktservice Österreich die Basis des WKO Fachkräfte-Radars dar, um klein- Der WKO Fachkräfte-Radar kann einen wesentlichen Bei- räumige Analysen auf unterschiedlichen Maßstabs- trag leisten, um den Fachkräftemangel in Österreich auf ebenen durchführen zu können beziehungsweise regio- innovative Art und Weise abzubilden und auf regionaler nale Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen. Statistisches Bundesamt | WISTA | 1 | 2020 63
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