Es ist krass, dass meine beruichen Chancen nur wegen meines nicht-europäischen Namens deutlich geringer sind!

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Wilke
 
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Es ist krass, dass meine beruichen Chancen nur wegen meines nicht-europäischen Namens deutlich geringer sind!
11.1.2021                                         Interview mit der Südafrikanerin Tebogo R. Mazibuko, Head of Compliance & Law

            Interview Tebogo R. Mazibuko

            Es ist krass, dass meine beru ichen Chancen nur
            wegen meines nicht-europäischen Namens deutlich
            geringer sind!

            Der brutale Tod des Afroamerikaners George Floyd hat in den USA einen Sturm der
            Entrüstung ausgelöst und weltweit für Aufsehen gesorgt. Doch nicht nur Amerika hat ein
            Rassismus-Problem, sondern auch Deutschland. Jeden Tag gibt es rassistische Übergriffe –
            subtile Blicke und Sprüche, offene Pöbeleien bis hin zu brutalen Übergriffen. Egal, ob in der
            Schule, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln -
            Alltagsrassismus ist weit verbreitet und erfolgt oft unbewusst und unbedacht. Auch unsere
            Head of Compliance & Law, Tebogo R. Mazibuko, wird immer wieder Opfer rechter und
            rassistischer Gewalt.

              Die 40-jährige Südafrikanerin ist seit Anfang des Jahres bei der
              valvisio consulting GmbH tätig und hat vor kurzem noch
              erfolgreich ihr MBA Studium an der Munich Business School
              absolviert. Tebo lebt nun schon seit mehr als zwei Jahren in
              Deutschland. In Südafrika hat sie über 10 Jahre lang in
              unterschiedlichen Rollen gearbeitet und verfügt daher über ein
              immenses Know-how in den Bereichen Recht, Beratung und
              Compliance. Bei uns betreut Tebo den Unternehmensbereich
              Compliance & Law sowie Strategic Business Development.

              Bei einer Tasse Kaffee, in der Mittagsrunde oder vor dem
              nächsten Kundentermin erzählt uns Tebo immer wieder, wie sie
              Diskriminierung im Alltag erlebt. Rassistische Vorfälle im        Tebogo R. Mazibuko
              täglichen Leben sind keine Ausnahmen, sondern gehören für sie
              fast schon zur Tagesordnung. Dies schockiert uns zu hören. Daher möchten wir die folgenden Zeilen nutzen, um Tebos
              Erfahrungen zu teilen und weiter für diese Problematik zu sensibilisieren.

                 Tebo, obwohl es nichts zur Sache tut, kannst du uns bitte einen kurzen Einblick geben, wo du geboren und aufgewachsen bist?

            Ich sehe mich als Südafrikanerin mit multikulturellem Flair: Meine Eltern stammen aus unterschiedlichen südafrikanischen
            Stämmen. Daher mussten mein Bruder und ich schon in unserer Kindheit unterschiedliche Sprachen lernen, um mit all unseren
            Verwandten kommunizieren zu können. Vom Kindergarten bis hin zum Abitur habe ich die Deutsche Schule Pretoria (DSP)
            besucht. Die DSP zählt zu einer von fünf deutschen Schulen in Südafrika. Ursprünglich wurden diese Schulen seit Ende des 19.
            Jahrhunderts für die Kinder deutscher Auswanderer*innen/Expats gegründet. Meine Eltern haben sich damals für die DSP
            entschieden, da sie meinem Bruder und mir einen möglichst hohen akademischen Bildungsstandard ermöglichen wollten. In
            Südafrika herrschte lange Zeit das rassistische politische System der Apartheid (bis 1994). Zu dieser Zeit hatten nur weiße
            Kinder Zugang zu höherer Schulbildung.
            Nachher habe ich mein Studium an der Stellenbosch University begonnen. Diese Universität hatte für mich einen besonderen
            Reiz, da hier viele Beamt*innen, Politiker*innen und große Unternehmer*innen der Apartheidszeit studierten. Ich wollte meine

https://content.valvisio.group/valvisio-insight/ausgabe-winter-2020/interview-tebogo-r-mazibuko-rassismus                                      1/3
Es ist krass, dass meine beruichen Chancen nur wegen meines nicht-europäischen Namens deutlich geringer sind!
11.1.2021                                          Interview mit der Südafrikanerin Tebogo R. Mazibuko, Head of Compliance & Law

            Kindheitserfahrungen besser verstehen (z. B. Warum war es mir auf Grund meiner Hautfarbe untersagt, meine weißen
            Freundinnen zu besuchen?) und Einblicke in andere südafrikanische Kulturen erhalten.
            Bei der Wahl meiner Uni hatte ich wahnsinniges Glück: Die zugehörige Jura Fakultät zählte damals zu einer der besten im ganzen
            Land. Dort habe ich also über 10 Semester studiert und die Hauptfächer Jura, Politikwissenschaft und deutsche Literatur
            belegt. Danach folgte noch ein weiterer Studienabschnitt in Amsterdam (LL.M (International Business Law) Studium) und jetzt
            bin ich bereits seit über zwei Jahren in Deutschland. Diese ganzen Ein üsse haben meinen internationalen Horizont erweitert
            und meine interkulturellen Kompetenzen sicher gestärkt und erweitert.

                 Wie und wo nimmst du Rassismus wahr? Kannst du uns hier einige Situationen/Erfahrungen schildern?

            Wie schon erwähnt, wohne ich seit über zwei Jahren hier in Franken und arbeite zum ersten Mal fest angestellt in einem Land, in
            welchem ich zu einer Minderheit der Bevölkerung zähle. Es hat lange gedauert bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass mich
            Leute im ICE, im Restaurant oder im Ladengeschäft anstarren. Besonders traurig nde ich es, wenn ich an Flughäfen gründlicher
            durchsucht werde als andere Reisende, die mit mir in derselben Schlange stehen. Im Zug habe ich auch schon erlebt, dass die
            Zugbegleiter*innen Reihen überspringen, um zuerst meine Fahrkarte kontrollieren zu können. Vor kurzem habe ich sogar erlebt,
            wie eine Kassiererin die weiße Dame vor mir nett begrüßte und anlächelte und als ich an der Reihe war, weder auf mein “guten
            Tag” reagierte noch ihren Blick in meine Richtung verlegte.

                 Wie gehst du mit solchen Situationen um?

            Weil ich es nie erwarte und es mich jedes Mal überrascht, erstarre ich meist im ersten Moment. Danach gehe ich oft einfach
            weiter (und bereue es, dass ich die Person nicht direkt in diesem Augenblick auf ihr rassistisches Verhalten hingewiesen habe).
            Andere Male kann ich die Situation auch entladen und beobachten, wie sich die Gesichtsausdrücke entspannen, wenn ich etwas
            auf Deutsch antworte oder sage. Wenn ich einen richtig guten Tag habe, kann ich sogar dieser Person noch ein Lächeln
            schenken. Unangenehm ist es trotzdem jedes Mal.

                 Merkst du, dass sich hier in Deutschland etwas ändert? Die Black-Lives-Matter-Bewegung sich auch hier abzeichnet?

            Die Black-Lives-Matter Bewegung hat sich auch auf Deutschland ausgewirkt – die Medien haben hierbei eine wichtige und
            zentrale Rolle eingenommen. Es ist schön, dass auch hier eine Diskussion zu diesem Thema entfacht ist. Zudem habe ich auch
            viel gelernt – zum Beispiel nde ich es besonders interessant, dass in Deutschland bereits seit dem 17./18. Jahrhundert
            dunkelhäutige Menschen leben. Die Idee, dass deutsche Staatsbürger*innen nur “weiß“ sind, ist somit sehr veraltet und längst
            überholt. Jedoch beobachte ich auch positive Entwicklungen: Berlin hat ein Antidiskriminierungsgesetz gegen öffentliche Stellen
            verabschiedet und versucht so, dem „Racial Pro ling“ ein Ende zu setzen. Es ist mir dennoch bewusst, dass es noch lange
            dauern wird, bis sich der institutionelle Rassismus in den Behörden und im Arbeitsalltag komplett verabschieden wird.

                 Was wünschst du dir für die Zukunft? Wie sollte mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden?

            Eine offene Denkweise und mehr Bereitschaft auch unangenehme Themen anzugehen! Außerdem sollte sich jeder und jede
            Einzelne über eigene und gelebte Vorurteile (jede*r hat diese!) bewusst werden. Ich sage immer - lieber Fragen stellen, statt
            Annahmen treffen. Zudem ist es wichtig, Themen nicht zu ignorieren und sich mehr und tiefgründiger mit den unterschiedlichen
            “Ismen” (z. B. Rassismus, Sexismus, Feminismus, Anti-semitismus) auseinanderzusetzen. Vor kurzem habe ich auch etwas über
            Diskriminierung aufgrund des eigenen Namens gelesen – es ist krass, dass meine beru ichen Chancen nur wegen meines nicht-
            europäischen Namens deutlich geringer sind! Und dann bin ich auch noch Frau und mit dunkler Haut. Puh! Da werde ich es wohl
            nicht leicht haben – dennoch habe ich keine Zweifel an meinen Fähigkeiten und Kompetenzen und weiß, dass ich sehr viel zu
            bieten habe. Die richtigen Arbeitgeber*innen werden das auch erkennen.
            Ich sehe aber auch immer öfter, dass dunkelhäutigen Deutschen und in Deutschland lebenden Afrikaner*innen Plattformen
            gegeben werden, um ihre Erfahrungen zu teilen. Das freut mich sehr und so hoffe ich, dass diese Bewegung/Entwicklung nicht
            aufhört und immer weitergeht.

            Nicht nur zahlreiche Studien beweisen, dass diverse Teams erfolgreicher und innovativer sind, sondern auch wir können dies
            bestätigen. Für unser gesamtes Team ist Tebo eine wahre Bereicherung. Wir lieben ihren offenen Geist, den südafrikanischen

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Es ist krass, dass meine beruichen Chancen nur wegen meines nicht-europäischen Namens deutlich geringer sind!
11.1.2021                                         Interview mit der Südafrikanerin Tebogo R. Mazibuko, Head of Compliance & Law

            Akzent und ihren täglichen Tatendrang. Im Kontakt mit ausländischen Kund*innen konnte sie schon die ein oder andere
            sprachliche, aber auch kulturelle Barriere ausräumen. Wir alle müssen unser eigenes Verhalten re ektieren, das
            Schubladendenken ablegen, die Vorurteile ausräumen, den offenen Dialog suchen und verstehen, dass unterschiedliche
            Erfahrungen und Perspektiven uns nur voranbringen.

            Wir möchten uns an dieser Stelle auch noch einmal ganz herzlich bei Tebo bedanken. Danke, dass du dir die Zeit für das
            Interview genommen und uns so viel Vertrauen entgegengebracht hast.

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                     valvisio group case

                  Minipaper: Can Companies Still Afford to Ignore Business Ethics and Corporate Governance in their Own Backyards?   

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