EVIDENZ BEI DIGA ANFORDERUNGEN UND ERFAHRUNGEN - 22.03.2022 FACHGEBIET DIGA-FAST-TRACK - BFARM
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Evidenz bei DiGA Anforderungen und Erfahrungen 22.03.2022 Fachgebiet DiGA-Fast-Track Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 1
Vorstellung der Referenten Dr. Tobias Möllers Laurenz Waider Wissenschaftlicher Mitarbeiter Wissenschaftlicher Mitarbeiter DiGA-Fast-Track DiGA-Fast-Track Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 2
Agenda Uhrzeit Thema Vortragende 09:30 Uhr – 09:45 Uhr Begrüßung und kurze Einführung & Überblick über Antragsverfahren und Verzeichnis Höfgen/Waider 09:45 Uhr – 10:00 Uhr Formale Anforderungen an systematische Datenauswertung Waider 10:00 Uhr – 10:35 Uhr Inhaltliche Anforderungen an systematische Datenauswertungen Möllers/Waider 10:35 Uhr – 11:00 Uhr Lessons learned systematische Datenauswertung Möllers 11:00 Uhr – 11:15 Uhr Fragenblock 1 Höfgen/Möllers/Waider 15 min Kaffeepause 11:30 Uhr – 11:40 Uhr Formale Anforderungen an die Studie zum Nachweis positiver Versorgungseffekte Möllers 11:40 Uhr – 12:10 Uhr Inhaltliche Anforderungen an die Studie zum Nachweis positiver Versorgungseffekte Möllers/Waider 12:10 Uhr – 12:25 Uhr Lessons learned zur Studie zum Nachweis positiver Versorgungseffekte und Höfgen/Möllers/Waider Fragenblock 12:25 Uhr – 12:30 Uhr Abschluss Höfgen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 3
Ziele des Webinars Die Ziele des Webinars sind: • Entwicklung eines besseren Verständnisses der Evidenzanforderungen im DiGA-Verfahren • Klarheit über formale Anforderungen an die Dokumente • Vermittlung des grundsätzlichen Rüstzeugs für eine erfolgreiche systematische Datenauswertung & Erprobungsstudie Gegenstand des Webinars ist nicht: • Klärung von produktspezifischen oder indikationsspezifischen Fragen zur Evidenz • Klärung regulatorischer Fragen (z. B. Daten aus anderen Medizinprodukten, digitale Hauptfunktion der DiGA) • Klärung von Fragen zur Preisbildung/Höchstbetragsgruppen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 4
Für produktspezifische Fragen zu Evidenznachweisen empfehlen wir ein Beratungsgespräch Anlaufstelle für DiGA-Beratungen: Innovationsbüro des BfArM E-Mail: innovation@bfarm.de Tel.: +49 228 99 307-4053 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 5
Was ist eine DiGA? Und was nicht? Medizinprodukt Primärpräventive digitale Anwendungen niedrige Risikoklasse (I oder IIa) „Praxisausstattung“ / Telemedizinische Anwendungen digitale Hauptfunktion medizinische Zweckbestimmung positiver Versorgungseffekt DiGA wird vom Patient oder von Leistungserbringer und Patient gemeinsam genutzt Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 6
Anforderung an DiGA (I ) Sicherheit und Datenschutz und Qualität, insbesondere + + Funktionstauglichkeit Informationssicherheit Interoperabilität Voraussetzung aus dem SGB V und der DiGAV Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 7
Anforderung an DiGA (2) - Positive Versorgungseffekte Medizinischer Nutzen Patientenrelevante Struktur- & Verfahrens- verbesserungen (pSVV) Neue Möglichkeiten für eine Verbesserung der Patientenrelevante Effekte, Versorgung, umfassen insbesondere die Bereiche der insbesondere hinsichtlich: • Koordination der Behandlungsabläufe, • Ausrichtung der Behandlung an Leitlinien und • der Verbesserung des anerkannten Standards, Gesundheitszustands, • Adhärenz, UND/ODER • der Verkürzung der Krankheitsdauer, • Erleichterung des Zugangs zur Versorgung, • Patientensicherheit, • der Verlängerung des Überlebens oder • Gesundheitskompetenz, • einer Verbesserung der Lebensqualität • Patientensouveränität, • Bewältigung krankheitsbedingter Schwierigkeiten im Alltag oder Reduzierung therapiebedingter Aufwände und Belastungen der Patienten und ihrer Angehörigen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 8
Der DiGA-Fast-Track zur „App auf Rezept“ im Überblick Mit DVPMG: Leistungen durch Heilmittelerbringende oder Hebammen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 9
Wie viele Anträge wurden seit dem Start des DiGA-Antragsportals zur Prüfung beim BfArM eingereicht? 92 Anträge zur vorläufigen 124 Anträge Aufnahme zur Erprobung gesamt = 32 Anträge zur dauerhaften Aufnahme Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 10
Ergebnisse 124 zu den bisherigen Antragsprüfungen 8 31 23 8 24 61 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 11
DiGA Kategorien der DiGA-Anträge 0 5 10 15 20 25 30 35 Psyche 31 Muskel, Knochen und Gelenke 16 Nervensystem 14 Herz und Kreislauf 13 Krebs 12 Hormone und Stoffwechsel 10 Nieren und Harnwege 7 Atemwege 5 Augen 4 Andere 3 Ohren 2 Verdauung 2 Haut 1 Schwangerschaft 1 Sonstige 1 Verletzungen 1 Zusätzliche Risiken 1 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 12
Überblick Evidenz („Studientypen“) Die Art der Evidenz der 124 Anträge stellt sich wie folgt dar: keine Studie mit der eigenen DiGA Studie nicht 2 geplant 23 Anträge mit anderen Evidenzformen 2 • Befragungen • Intraindividuelle Vergleiche • Prospektiv kontrollierte / Andere vergleichende Studien Evidenzformen • Retrospektive vergleichende Studie 18% 97 Anträge mit Randomisiert kontrollierten Studien (RCT) • Eine RCT • Mehrere RCT RCT • Kombinationen aus RCT und 78% zusätzlicher retrospektiver Studie • Mehrere RCT und Metaanalyse Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 13
Überblick über initial dauerhaft aufgenommene DiGA im Verzeichnis (n = 8) Status der DiGA DiGA, die einen medizinischen Nutzen in Anspruch nehmen Dauerhaft aufgenommen; DiGA ohne medizinischem 8 Nutzen; 0 DiGA mit medizinischem Nutzen; 8 Evidenztypen der eingereichten Studie(n) zur dauerhaften Patientenrelevante Struktur- & Verfahrensverbesserungen (pSVV) Aufnahme DiGA mit pSVV; 2 Metaanalyse; 1 DiGA ohne pSVV; 6 RCT; 7 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 14
Überblick über initial vorläufig aufgenommene DiGA im Verzeichnis (n = 23) Status der DiGA DiGA, die einen medizinischen Nutzen in Anspruch nehmen DiGA ohne medizinischem Nutzen; 1 Vorläufig aufgenommen; 23 DiGA mit medizinischem Nutzen; 22 Patientenrelevante Struktur- & Verfahrensverbesserungen (pSVV) Evidenztypen der geplanten Evaluationsstudie DiGA mit RCT in Kombination mit pSVV; 7 retrospektiver Studie; 1 DiGA ohne pSVV; 16 RCT; 22 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 15
Themenblock 1 Systematische Datenauswertung Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 16
Systematische Datenauswertung Formale Anforderungen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 17
Elemente der systematischen Datenauswertung Systematische Literaturrecherche + Auswertung eigener Daten mit der DiGA zu den postulierten positiven Versorgungseffekten Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 18
Möglicher Aufbau einer systematischen Datenauswertung Die systematische Datenauswertung sollte folgende Punkte umfassen: 1. Titel, Datum, Versionsnummer 2. Zusammenfassung/Abstract 3. Einleitung und Projektziele 4. Systematische Literaturrecherche 5. Beschreibung des Designs und angewandter Methodik 6. Ergebnisse 7. Diskussion 8. Fazit Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 19
Möglicher Aufbau einer systematischen Literaturrecherche Systematische Literaturrecherche • Beschreibung des Fokus der Recherche • Definition der Suchstrategie (z. B. anhand des PICO-Schemas) • Ein- & Ausschlusskriterien • Flow-Chart zu den Ergebnissen unter Berücksichtigung der Ein- & Ausschlusskriterien • Beschreibung der Ergebnisse in Text- und Tabellenform • Diskussion der Ergebnisse und Einordnung der DiGA • Fazit und Implikationen für die eigene Auswertung von Daten Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 20
Beschreibung des Designs & angewandter Methodik in der systematischen Datenauswertung Beschreibung des Designs & angewandter Methodik • Zielgrößen • Untersuchte Population • Rekrutierungsmaßnahmen • Beschreibung der Datenquellen (z. B. Fragebögen, Daten aus der DiGA, Krankenakten) • Beschreibung der erfassten Daten • Zeitlicher Ablauf • Statistische Methoden Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 21
Weitere Hinweise zur Auswertung eigener Daten mit der DiGA im Rahmen der systematischen Datenauswertung Eine transparente Darstellung ist ein essentieller Faktor für die Aussagekraft der systematischen Datenauswertung. Insbesondere die nachfolgenden Punkte müssen transparent dargestellt sein: 1. Ein- und Ausschlusskriterien 2. Patient-Flow 3. Drop-outs und ggf. erfasste Gründe 4. Deskriptive Beschreibung der Population 5. Beschreibung der Ergebnisse der postulierten positiven Versorgungseffekte Text und Tabellenform Mittelwert, Median, Standardabweichung, Interquartilsabstand (bei Messinstrumenten auf der Originalskala berichtet) Minima, Maxima Veränderung im Zielparameter mit Konfidenzintervall Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 22
Systematische Datenauswertung Inhaltliche Anforderungen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 23
Gesetzliche Grundlagen zu den Anforderungen an die systematische Datenauswertung § 139e Absatz 4 Satz 2 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) „Der Hersteller hat dem Antrag neben den Nachweisen nach Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 und 2 eine plausible Begründung des Beitrags der digitalen Gesundheitsanwendung zur Verbesserung der Versorgung […] beizufügen.“ § 14 der Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung „Für einen Antrag nach § 139e Absatz 4 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch hat der Hersteller zur plausiblen Begründung, dass im Rahmen einer Erprobung ein positiver Versorgungseffekt nachgewiesen werden kann, mindestens die Ergebnisse einer systematischen Datenauswertung zur Nutzung der digitalen Gesundheitsanwendung vorzulegen.“ Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 24
Anforderungen an systematische Datenauswertung 1. Charakter 2. Einbettung in das Evaluationskonzept 3. Bezug zur geplanten Studie 4. Umfang 5. Robustheit 6. Abbrecher 7. Sprachversion 8. Daten aus dem Ausland 9. Beobachtungszeitraum und Verordnungszeitraum Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 25
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Charakter Charakter Plausible Darstellung einer voraussichtlich erfolgreichen Evaluationsstudie: • Anhaltspunkte für (klinische) Relevanz der Ergebnisse • Rückschluss auf DiGA-Nutzung • Einfluss Moderationsvariablen (z. B. parallele Therapie) weitestgehend reduzieren (bei Prä-Post- Vergleich häufig schwierig) Beispiel: • Eine DiGA wird parallel zur einer Psychotherapie eingesetzt und soll den Gesundheitszustand verbessern. • Als systematische Datenauswertung will der Hersteller einen Prä-Post-Vergleich durchführen. • Vorliegend können die beobachteten Effekte nicht eindeutig der DiGA zugeordnet werden. Die Psychotherapie könnte hier auch ursächlich für die Verbesserung des Gesundheitszustands sein. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 26
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Bezug zur geplanten Studie Bezug zur geplanten Studie und zum Antrag Gleiche Patientenpopulation wie die geplante Evaluationsstudie und im Antrag Ideal: gleiche Endpunkte (kann in begründeten Fällen abweichen) Beispiel: • Eine DiGA soll bei Patientinnen und Patienten mit leichten, mittleren und schweren Depressionen den Gesundheitszustand verbessern. • In der Erprobungsstudie werden alle o. g. Indikationen untersucht. • In der systematischen Datenauswertung wurden nur leichte Depressionen eingeschlossen. • Die systematische Datenauswertung bildet nicht alle postulierten und in der Erprobungsstudie zu untersuchenden Indikationen ab. Die Indikationen für den Antrag sind zu beschränken. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 27
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Umfang Umfang Umfang, Design und Anzahl der zu Patientinnen und Patienten abhängig vom Krankheitsbild, Endpunkt, Versorgungsrealität Krankheitsbilder mit bekannt hoher Placeboresponse benötigen robustere Daten (z. B. Kontrollgruppe) Beispiel: • Eine DiGA soll die Lebensqualität bei Patientinnen & Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 verbessern. • DiGA und QoL-Erhebung/Beobachtungssituation stellt an sich Intervention und ggf. Verzerrung des Ergebnisses dar. • Eine Kontrollgruppe und ein explorativer objektivierbarer krankheitsspezifischer Endpunkt (z. B. HbA1c) sind zur Unterstützung notwendig um plausible Hinweise zu liefern und zu zeigen, dass die Verbesserung der Lebensqualität nicht auf Kosten des Gesundheitszustands geht. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 28
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Robustheit Robustheit Statistisch signifikante Ergebnisse keine grundsätzliche Bedingung Tendenz p < 0,1 beidseitig muss die These in einem solchen Fall untermauern Robust: z. B. Standardabweichung im Rahmen des Mittelwerts, keine großen Konfidenzintervalle Problematisch: Verbesserungen mit sehr hoher Varianz Beispiel: • Im Rahmen einer DiGA soll die kopfschmerzbedingte Beeinträchtigung reduziert werden. • Zu Baseline lag der Mittelwert des Erhebungsinstruments bei 39 (SD = 62). Nach Intervention betrugt der Mittelwert 20,3 (SD = 30,4). • Die Standardabweichung ist vorliegend zu groß, sodass man nicht von robusten Ergebnissen sprechen kann. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 29
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Abbrecher Abbrecher Anzahl und Gründe möglichst erfassen Patient-Flow darstellen Akzeptable Drop-out-Rate abhängig vom Krankheitsbild Sensitivitätsanalysen mit Imputation fehlender Werte Beispiel: • Initial (Zeitpunkt T0) wurden 744 Patientinnen und Patienten in die systematische Datenauswertung eingeschlossen, welche auch den ersten Fragebogen beantwortet haben. • Nach 3 Monaten (Zeitpunkt T3) wurde der Fragebogen von 26 Patientinnen und Patienten ausgefüllt. • Über 95 % der Patientinnen und Patienten brachen die Nutzung der App ab. • Keine plausible Begründung der Versorgungsverbesserung. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 30
Anforderungen an systematische Datenauswertung – Sprachversion & Daten aus dem Ausland Sprachversion Systematische Datenauswertung andere Sprachversion der DiGA • Plausible Begründung, dass es keine Unterschiede gibt, die ggf. Einfluss auf pVE haben könnten Daten aus dem Ausland Plausible Begründung, dass die Versorgungsrealität vergleichbar ist Mögliche Unterschiede in Patientencharakteristika sollten die Übertragbarkeit der Ergebnisse nicht beeinträchtigen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 31
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Beobachtungszeitraum Beobachtungszeitraum (systematische Datenauswertung & Evaluationsstudie) Kann in der systematischen Datenauswertung in der Regel kürzer ausfallen Verkürzter Beobachtungszeitrum muss begründet werden Beobachtungszeitraum und Verordnungszeitraum Beobachtungszeitraum kürzer als späterer Verordnungszeitraum Plausible Begründung, dass der Effekt auf Verordnungszeitraum übertragbar ist Beispiel: • Bei einer DiGA zur Rauchentwöhnung wurden 60 Patientinnen & Patienten ab dem Zeitpunkt der Abstinenz 4 Monate beobachtet. 48 Teilnehmende waren nach 4 Monaten abstinent • In der Erprobungsstudie werden die Teilnehmenden über einen Zeitraum von 6 Monaten nach Abstinenz beobachtet. • Aus klinischer Sicht geben 4 Monate erste plausible Hinweise auf eine Versorgungsverbesserung. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 32
Beispiele systematischer Datenauswertungen als Begründung der Versorgungsverbesserung (1/3) Beispiel Agoraphobie Beispiel Hypertonie Als pVE wird die Verbesserung der Symptomatik bei einer Als pVE wird die Verbesserung der Symptomatik DiGA für Hypertonie postuliert. Im Rahmen der bei einer DiGA für Agoraphobie postuliert. Im systematischen Datenauswertung wurden 50 Rahmen der systematischen Datenauswertung Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Die wurden 35 Patientinnen und Patienten relevanten Daten wurden zu zwei Zeitpunkten (vor- und eingeschlossen. Die relevanten Daten wurden zu nach Anwendung der DiGA) erhoben. Es zeigten sich zwei Zeitpunkten (vor- und nach Anwendung keine robusten Ergebnisse (sehr große Varianz). Des der DiGA, keine Kontrollgruppe) erhoben. Es Weiteren handelt es sich bei Hypertonie um ein zeigten sich starke und robuste Effekte der Krankheitsbild, bei welchem starke Placeboeffekte Anwendung. bekannt sind. Neben robusteren Ergebnissen wäre vorliegend eine Kontrollgruppe zur Bewertung der Plausibilität notwendig. X Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 33
Beispiele systematische Datenauswertungen als Begründung der Versorgungsverbesserung (2/3) Beispiel Diabetes mellitus Als pVE wird die Verbesserung des Gesundheitszustands /Verbesserung des HbA1C bei einer DiGA für Diabetes mellitus postuliert. Im Rahmen der systematischen Datenauswertung wurden 100 Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Der Beobachtungszeitraum innerhalb der systematischen Datenauswertung betrug drei Monate vor Nutzung der DiGA sowie drei Monate mit Nutzung der DiGA, während ein kontrollierter Beobachtungszeitraum und DiGA-Intervention von sechs Monaten in der Erprobungsstudie geplant ist. Der Antragsteller konnte den Beobachtungszeitraum von drei Monaten plausibel begründen und mit robusten Ergebnissen untermauern. Die verkürzte Beobachtungsdauer wurde akzeptiert. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 34
Beispiele systematische Datenauswertungen als Begründung der Versorgungsverbesserung (3/3) Beispiel pSVV Gesundheitskompetenz Als pVE wird die Verbesserung der Gesundheitskompetenz postuliert. Im Rahmen der systematischen Datenauswertung wurde 100 Probandinnen und Probanden nach vierwöchiger Intervention ein selbst konzipierter Fragebogen, bestehend aus zehn Fragen, vorgelegt. Anhand eines Items wurde abgefragt, ob sich die Gesundheitskompetenz der Patientin bzw. des Patienten in den vergangenen vier Wochen verbessert hat. Die übrigen Fragen bezogen sich auf die Nutzungshäufigkeit und die Usability der Applikation. Der Endpunkt "Gesundheitskompetenz" wurde nur anhand einer Frage erhoben. Es gab zudem nur einen Erhebungszeitpunkt nach vierwöchiger Nutzung. Neben der Verwendung eines aussagekräftigen Erhebungsinstruments für den postulierten pVE "Gesundheitskompetenz" wäre zur besseren Vergleichbarkeit auch eine Baseline-Erhebung notwendig. X Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 35
Zusammenfassung Anforderungen an systematische Datenauswertung plausible Darstellung zu erwartender positiver Versorgungseffekte Abhängig von Krankheitsbild, positiven Versorgungseffekten/Endpunkten und Versorgungsrealität und -kontext Robuste Ergebnisse notwendig (z. B. Standardabweichung im Rahmen des Mittelwerts, keine großen Konfidenzintervalle) • Anhaltspunkte für (klinische) Relevanz der Ergebnisse • Rückschluss auf DiGA-Nutzung (Einfluss von Moderationsvariablen) • Beobachtungszeitraum sollte plausibel zum Verordnungszeitraum sein Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 36
Systematische Datenauswertung Lessons learned Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 37
Lessons learned aus Antragsverfahren Im Folgenden möchten wir nochmals Lessons learned zu den nachfolgenden Punkten aufzeigen: Systematische Datenauswertungen als Vor- und Nachteile möglicher Designs Zwischenauswertungen im Rahmen der von systematischen Datenauswertungen Erprobungsstudie Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 38
Intraindividueller Vergleich Nutzung der DiGA Vorteile • Einfache Durchführung Pre (T0) Post (T1) Auswertungsmöglichkeiten • Intragruppen-Vergleich Nachteile • Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer, Begleittherapie • Einfluss des natürlichen Verlaufs der Erkrankung • Anteil Patientinnen und Patienten mit (klinisch) relevanter • Einfluss von Moderatorvariablen (z. B. parallele Therapie) Verbesserung • Einfluss von Studieneffekten • Regression: Post = Pre Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 39
Intraindividueller kontrollierter Vergleich Keine Nutzung der DiGA Nutzung der DiGA Vorteile • Einfache Durchführung • Kontrollierte Periode Pre (T0) Post/Pre (T1) Post (T2) • Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs • Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen • Reduktion des Einflusses von Studieneffekten Auswertungsmöglichkeiten • Intragruppen-Vergleich Nachteile • Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer, Begleittherapie • Anteil Patientinnen und Patienten mit (klinisch) relevanter • Ggf. sehr langer Beobachtungszeitraum Verbesserung Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 40
Nicht-randomisierter Vergleich (historische) Kontrollgruppe Nutzung der DiGA Vorteile • Einfache Durchführung (eigene Datenerhebung) Pre (T0) Post (T1) • Robustere Ergebnisse durch (historische) Kontrollgruppe • Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs Keine Nutzung der DiGA • Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen • Reduktion des Einfluss von Studieneffekten Pre (T0) Post (T1) Auswertungsmöglichkeiten Nachteile • Intergruppen-Vergleich • Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer, • Passende Datenquelle & Kooperationsbereitschaft Begleittherapie • Responder-Analyse(n) • Adjustierung von Einflussfaktoren Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 41
Randomisierte Pilotstudie Nutzung der DiGA Vorteile Pre (T0) Post (T1) • Robustere Ergebnisse durch Kontrollgruppe • Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs • Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen Keine Nutzung der DiGA • Erkenntnisse zu Studieneffekten • Reduktion des Einfluss von Studieneffekten Pre (T0) Post (T1) Auswertungsmöglichkeiten Nachteile • Intergruppen-Vergleich • Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer, • Aufwändigere Durchführung Begleittherapie • Responder-Analyse(n) Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 42
Zwischenauswertung randomisierter Studie Nutzung der DiGA Vorteile Pre (T0) Post (T1) • Robustere Ergebnisse durch Kontrollgruppe • Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs Keine Nutzung der DiGA • Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen • Reduktion des Einflusses von Studieneffekten Pre (T0) Post (T1) Auswertungsmöglichkeiten Nachteile • Intergruppen-Vergleich • Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer, • Multiplizität Begleittherapie • Aufwändigere Durchführung • Responder-Analyse(n) Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 43
Zwischenauswertung randomisierter Studie Voraussetzungen Das Vorhaben einer Interimsanalyse muss präspezifiziert sein. Zeitpunkt der Zwischenauswertung und Anzahl der Patientinnen und Patienten. Adjustierung für Multiplizität abhängig vom konkreten Design (unverblindete Fallzahlanpassung, konfirmatorische Analyse, Stopp-Regeln für Studie, Änderung des Studiendesigns anhand der Ergebnisse). Der Einfluss der Interimsanalyse auf die laufende Studie muss so gering wie möglich gehalten werden (z. B. keine Kommunikation der Ergebnisse an Studienärzte und Patientinnen und Patienten). Sensitivitätsanalyse ohne Patientinnen/Patienten aus der Interimsanalyse sollte durchgeführt werden. Vergleich Patientinnen/Patienten aus der Interimsanalyse/nicht aus der Interimsanalyse Risiko des Herstellers, da keine vollständige Bewertung des Studienkonzepts stattgefunden hat. Eckpunkte könnten teilweise in Beratungsgesprächen besprochen werden (jedoch keine abschließende Bewertung). Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 44
Aktualisierung des Leitfadens • Die in den vorherigen Folien angesprochenen Punkte wurden größtenteils im Rahmen eines Updates des Leitfadens am 18.03.2022 aufgenommen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 45
Systematische Datenauswertung Ihr Fragen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 46
Ihre Fragen „Welchen Umfang muss die systematische Datenauswertung haben?“ „Ist eine Kontrollgruppe bei der Systematischen Datenauswertung zwingend erforderlich?“ „Ist bei der systematischen Datenauswertung ein intraindividueller Vergleich möglich?“ „Unter welchen Voraussetzungen akzeptiert das BfArM für die systematische Datenauswertung eine einarmige Studie?“ „Welche Anforderungen gibt es an den Umfang und das Design der Literaturübersicht?“ „What are the minimum requirement (whether a predicate or literature review is acceptable) for clinical trial/positive care effects evidence for a DiGA ?“ Diese Fragen haben wir aus unserer Sicht schon im Rahmen unserer Präsentation beantwortet. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 47
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (1/4) „Ist eine achtwöchige Erprobungsstudie mit intraindividuellem Prä-Post-Vergleich ausreichend als Nachweis von positiven Versorgungseffekten? (für die vorläufige Aufnahme)?“ • Diese Frage lässt sich leider so allgemein nicht beantworten. Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren: • Welche positiven Versorgungseffekte sollen hier mit welchen Endpunkten gezeigt werden? • Wie ist der Verordnungszeitraum und weicht dieser von den 8 Wochen ab? Kann die Abweichung plausibel begründet werden? • Welche Indikationen sollen betrachtet werden? Bei chronischen Erkrankungen erscheint dies z. B. recht kurz. Hier empfiehlt sich eine Beratung. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 48
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (2/4) „Welche Anforderungen gibt es hinsichtlich des Studiendesigns der Pilotstudie? Gelten hier umfassend die Anforderungen an klinische Studien (Verblindung, Randomisierung, Ethikkommission etc.)?“ • Die regulatorischen Anforderungen von klinischen Prüfungen mit Medizinprodukten gelten natürlich auch für systematische Datenauswertungen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 49
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (3/4) „Darf die systematische Datenauswertung mit verschiedenen App-Versionen während der App-Entwicklung durchgeführt worden sein?“ • Grundsätzlich gilt: Die systematische Datenauswertung soll das antragsgegenständliche Produkt betrachten und die regulatorischen Anforderungen an die klinische Prüfung von Medizinprodukten sind einzuhalten. • In Einzelfällen kann die Vorgängerversionen unter bestimmten Bedingungen zulässig sein. • Zur Bewertung ist insbesondere folgendes vorzulegen: • Detaillierte & transparente Darstellung (tabellarische Übersicht/Screenshots) der Änderungen am Medizinprodukt • Plausible Darlegung, warum die Änderungen keine Auswirkungen auf die postulierten positiven Versorgungseffekte haben Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 50
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (4/4) „Wie weit kann die klinische Studie, die während der Erprobungsphase durchgeführt wird, von der systematischen Datenauswertung abweichen (hinsichtlich PICO sowie methodischer Entscheidungen)?“ • Grundsätzlich gilt, dass es einen roten Faden zwischen systematischer Datenauswertung und Erprobungsstudie geben sollte. • Endpunkte sollten alle postulierten positiven Versorgungseffekte hinreichend abbilden, müssen aber nicht zwingend identisch sein. • Beobachtungsdauer kann abweichen. • Studiendesign weicht in der Regel ab. • Grundsätzlich können noch weitere Endpunkte in der Erprobungsstudie abgebildet sein, die aber zum Zeitpunkt der Antragsstellung noch nicht als positive Versorgungseffekte postuliert wurden. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 51
Weitere Fragen über den Chat Diskussion ausgewählter Fragen aus dem Chat Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 52
Themenblock 2 Studie zum Nachweis von positiven Versorgungseffekten Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 53
Studie zum Nachweis von positiven Versorgungseffekten Formale Anforderungen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 54
Vorzulegende Dokumente Vorläufige Aufnahme zur Erprobung Dauerhafte Aufnahme • Studienbericht • Evaluationskonzept • Studienprotokoll als Nachweis der • Studienprotokoll Präspezifizierung • Ggf. Statistischer Analyseplan (SAP) • Ggf. SAP • Ggf. Ethikvotum • Bei Erprobungsstudie: Stellungnahme, ob sich nach • Ggf. Messinstrumente erfolgter Prüfung des BfArM noch Änderungen am • Ggf. zitierte Publikationen z. B. zu Minimal Clinically Studienprotokoll durch die Ethikkommission ergeben Important Difference (MCID) haben • Ggf. Ethikvotum • Ggf. Messinstrumente • Ggf. zitierte Publikationen z. B. MCID Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 55
Studienbericht • Studienbericht muss möglichst umfassend sein: • Ein unvollständiger Bericht erlaubt es nicht, zwischen Mängeln des Berichts und denen der Studie zu differenzieren. • Präzise Information über Details der Planung und Durchführung müssen enthalten sein. • Muss unter Einhaltung der maßgeblichen, international anerkannten Standards der Darstellung und Berichterstattung von Studien erstellt werden. • z. B. Consort Statement (http://www.consort- statement.org/) • Ergebnisdarstellung sollte in Tabellen- und Textform zu allen Endpunkten auf der Originalskala erfolgen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 56
Studienprotokoll Das Studienprotokoll sollte folgende Punkte umfassen: 1. Projekttitel, Versionsnummer, Versionsdatum 2. Zusammenfassung des Projekts (Abstract oder tabellarische Synopse) 3. Verantwortlichkeiten 4. Wissenschaftlicher Hintergrund 5. Projektziele 6. Zielgrößen 7. Studienpopulation 8. Methodik und Durchführung 9. Nutzen-Risiko-Abwägung 10. Biometrie 11. Datenmanagement und Datenschutz 12. Unterschriften: Studienleitung (Antragsteller/in) Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 57
Statistischer Analyseplan (SAP) Der SAP sollte folgende Punkte umfassen: 1. Versionsnummer, Versionsdatum 2. Verantwortlichkeiten 3. Kurze Zusammenfassung zum Hintergrund und Ziel der Analysen 4. Studienziele und Endpunkte 5. Studien-Methodik 6. Zeitpunkt der Analysen 7. Analyse-Populationen 8. Covariaten und Subgruppen 9. Umgang mit fehlenden Werten 10. Zwischenauswertung 11. Multiples Testen 12. Wirksamkeitsanalysen 13. Sensitivitätsanalysen, explorative Analysen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 58
Allgemeine Hinweise zu den Dokumenten • Dokumente sollten immer eine Versionsnummer und ein Datum haben. • Die Angaben sollten zwischen den einzelnen Dokumenten (Evaluationskonzept, Studienprotokoll, SAP) konsistent sein. • Als Nachweis der Präspezifizierung dient das unterschriebene und datierte Dokument. • Bei Ausräumung von Mängeln sind die Änderungen immer in den einzelnen Dokumenten durchzuführen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 59
Studie zum Nachweis von positiven Versorgungseffekten Inhaltliche Anforderungen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 60
Positive Versorgungseffekte Medizinischer Nutzen Patientenrelevante Struktur- & Verfahrens- verbesserungen (pSVV) Neue Möglichkeiten für eine Verbesserung der Patientenrelevante Effekte, Versorgung, umfassen insbesondere die Bereiche der insbesondere hinsichtlich: • Koordination der Behandlungsabläufe, • Ausrichtung der Behandlung an Leitlinien und • der Verbesserung des anerkannten Standards, Gesundheitszustands, • Adhärenz, UND/ODER • der Verkürzung der Krankheitsdauer, • Erleichterung des Zugangs zur Versorgung, • Patientensicherheit, • der Verlängerung des Überlebens oder • Gesundheitskompetenz, • einer Verbesserung der Lebensqualität • Patientensouveränität, • Bewältigung krankheitsbedingter Schwierigkeiten im Alltag oder Reduzierung therapiebedingter Aufwände und Belastungen der Patienten und ihrer Angehörigen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 61
Das sagt die Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV) Der Nachweis des pVE muss erbracht werden durch… Weitere Bedingungen …eine vergleichende Studie, die zeigt, dass die Anwendung Eine andere DiGA als Komparator ist nur möglich, wenn diese der DiGA besser ist als die Nichtanwendung dauerhaft im VZ gelistet ist. Nichtanwendung = Nichtbehandlung oder eine Behandlung Studien sollten in Deutschland durchgeführt werden ohne DiGA Studien aus anderen Ländern: Übertragbarkeit auf die Komparator muss der Versorgungsrealität entsprechen deutsche Versorgungsrealität muss dargelegt werden. Quantitativ vergleichende Studie Studie muss in einem öffentlichen Studienregister registriert werden, Ergebnisse müssen spätestens 12 Monate nach Gewählte methodische Ansatz muss angemessen sein Studienende veröffentlicht werden Studienberichte: Erstellung unter Einhaltung der maßgeblichen, international anerkannten Standards der Darstellung und Berichterstattung von Studien Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 62
Studienprotokoll Zu folgenden Punkten des Studienprotokolls möchten wir Ihnen noch zusätzliche Hinweise geben: 1. Projekttitel, Versionsnummer, Versionsdatum 2. Zusammenfassung des Projekts (Abstract oder tabellarische Synopse) 3. Verantwortlichkeiten 4. Wissenschaftlicher Hintergrund 5. Projektziele 6. Zielgrößen 7. Studienpopulation 8. Methodik und Durchführung 9. Nutzen-Risiko-Abwägung 10. Biometrie 11. Datenmanagement und Datenschutz 12. Unterschriften: Studienleitung (Antragsteller/in) Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 63
Projektziele und Zielgrößen Bestimmung von eindeutigen Endpunkten Klare Zuordnung der Endpunkte zu den positiven Versorgungseffekten. Endpunkte müssen den postulierten positiven Versorgungseffekten entsprechen. Müssen für positiven Versorgungseffekt konfirmatorisch getestet werden. Der Erhebungszeitpunkt muss eindeutig festgelegt werden (z. B. nach 12 Wochen). Messinstrumente sollten für den vorgesehenen Einsatz validiert sein (Auseinzelung von einzelnen Domänen von Messinstrumenten kritisch). Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 64
Studienpopulation (1/2) Postulierte Indikationen in der Erprobungsstudie • Der Nachweis kann grundsätzlich für mehrere Indikationen zusammen gefasst werden. • Dies ist abhängig von einer plausiblen klinisch-wissenschaftlichen Begründung. • Ansonsten ist der Nachweis für die jeweilige Indikation gesondert zu führen. • Die DiGA kann nur im Kontext der im Rahmen der Studie erbrachten Nachweis verschrieben werden. Heterogenität der Studienpopulation • Um einen adäquaten Nachweis erbringen zu können, wird empfohlen die Heterogenität der eingeschlossenen Patientengruppe zu reduzieren. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 65
Studienpopulation (2/2) Sicherung der Diagnose • In der Regel muss die Diagnose ärztlich gesichert sein. • Auch Sicherung der Diagnose über entsprechende ärztliche Bescheinigungen möglich. • In bestimmten Fällen ist die Sicherung der Diagnose über strukturierte Interviews mit geschulten Interviewern möglich, z. B. Mini-International-Neuropsychiatric-Interview (MINI). Ein- und Ausschlusskriterien • Ein- und Ausschlusskriterien müssen eindeutig definiert sein. • Eine Änderung der Ein- und Ausschlusskriterien nach Abschluss der Erhebung ist unzulässig. • Eine Änderung der Ein- und Ausschlusskriterien während der Studie ist kritisch zu hinterfragen und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich (z. B. zusätzliche Sensitivitätsanalysen und ggf. Ausschluss der Population ohne die geänderten Ein-/Ausschlusskriterien). Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 66
Methodik und Durchführung Erhebung der Endpunkte • Endpunkte müssen sowohl in der Interventionsgruppe als auch in der Kontrollgruppe gleich erhoben werden. • Meistens werden e-CRFs oder Fragebögen verwendet und versendet. • Wenn Endpunkt über die DiGA erhoben wird, ist ggf. „Sham-DiGA“ zur Erhebung notwendig. Definition der Kontrollgruppe • Kontrollgruppe muss der Versorgungsrealität im postulierten Versorgungskontext entsprechen. • Kontrollgruppe muss eindeutig im Studienprotokoll im Studienprotokoll beschrieben werden. • Wenn dieses Standard of Care ist, sollte Standard of Care genauer definiert und erläutert werden. Begleittherapien • Begleittherapien müssen zu Baseline und zum primären Erhebungszeitpunkt erhoben werden. • Zu diesen Zeitpunkten müssen auch die Veränderungen der Begleittherapien dokumentiert werden. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 67
Biometrie - Fallzahlberechnung Was sind die Anforderungen an Power und Signifikanz? Begründete und nachvollziehbare Fallzahlberechnung i. d. R. anhand der minimalen (klinisch) relevanten Verbesserung oder eines begründeten zu erwartenden Effekts (größer als minimale (klinische) Relevanz) Reduzierter Effekt nach Ersetzen fehlender Werte (ITT-Analyse) Regulatorischer Standard: zweiseitiges Testen 5 %, einseitiges Testen 2,5 %, Power 80 % - 90 %. Vorschläge zur Verbesserung im Antragsverfahren; Korrekte Umsetzung Aufgabe des Antragsstellers Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 68
Biometrie - Umgang mit (co-primären) Endpunkten Wie geht man damit um, wenn man mehrere Endpunkte/pVE adressiert? Co-Primäre Endpunkte: Alle müssen erfolgreich sein, keine Adjustierung. (Co-)Primäre Endpunkte: Einer muss erfolgreich sein, Adjustierung. Primärer und sekundäre Endpunkte: Adjustierung, hierarchisches Vorgehen. • Ansonsten sekundäre Endpunkte nur explorativ bzw. als Unterstützung des primären Endpunkts. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 69
Biometrie - Umgang mit fehlenden Werten und Drop-outs Was ist der Standard für das Ersetzen fehlender Werte? Primär: Prinzip muss plausiblem Verlauf nach Abbruch entsprechen (z. B. Reference-based multiple imputation häufig plausibel oder konservativ) Erhebung der Endpunkte unabhängig von DiGA-Nutzung/Abbruch wichtig. Sekundär: Weitere Annahmen und Verfahren sollten getestet werden (i. d. R. mindestens zwei Verfahren). Bewertung erfolgt anhand des Gesamtbildes. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 70
Rolle von Nicht-RCT im Verfahren Was sind akzeptierte Verfahren, die in Nicht-RCTs zu einem konfirmatorischen Nachweis führen? Target Trial Emulation-Konzept kann für die Planung hilfreich sein. z. B. Propensity Score Matching, Inverse Probability of Treatment Weighting, g-methods, Kombination von Methoden. Wenn methodisch sauber durchgeführt, kann es eine Annäherung sein – Unsicherheiten bleiben bestehen (Präspezifizierung, Datenqualität, Drop-outs, Verzerrungen). Dies muss im Gesamtkonzept beurteilt werden. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 71
Bewertungsentscheidung Wann liegt ein positiver Versorgungseffekt vor? Endergebnis muss (klinisch) relevant, patientenrelevant und statistisch signifikant sein. Wie wird (klinische) Relevanz definiert/bewertet? Vorgaben durch Instrument, etablierte Minimal Clinically Important Difference (MCID) z. B. 15 % der Spannweite des Instruments Responder-Analysen i.d.R. als weitere Analysen (unterschiedliche Response-Kriterien können getestet werden) Wird in erster Linie auf der Originalskala bewertet Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 72
Lessons learned • Sicherung der Diagnose i. d. R. über ärztliche Diagnosestellung oder entsprechende Dokumente bei der Rekrutierung. • Die Präspezifizierung der Studie muss eindeutig sein. • Eindeutige Beschreibung z. B. von primären Endpunkten, Erhebungszeitpunkten oder statistischen Analyse. • Ein- und Ausschlusskriterien sollten mit dem Antrag übereinstimmen. Es kann nur das postuliert werden, was auch in der Studie abgebildet war. • Jeder positive Versorgungseffekt braucht mindestens einen eigenen Endpunkt zwecks Nachweis. Eine klare Zuordnung von positiven Versorgungseffekten zu den Endpunkten ist notwendig (tabellarisch). • Incentives zur Studienteilnahme sollten grundsätzlich von der zuständigen Ethik-Kommission beurteilt werden. Die Incentives sollten nicht verzerrend sein. Eine Zahlung der Entschädigung zu Anfang der Studie wird daher als ideal angesehen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 73
Studie zum Nachweis von positiven Versorgungseffekten Ihre Fragen Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 74
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Ist der Nachweis des Nutzens pro DiGA weiterhin immer individuell zu erbringen oder ist es hier eine Änderung denkbar, um ähnlich der Methodenbewertung des G-BAs zu agieren, wo auf Basis von (Erprobungs-)Studien Schlussfolgerungen auf alle Produkte einer Methode gezogen werden??“ • Der Nachweis der postulierten positiven Versorgungseffekte ist für die individuelle DiGA zu erbringen. • Die Unterschiede der digitalen Anwendungen und der besondere Fokus auf die Interaktion mit Patientinnen und Patienten machen individuellen Nachweis erforderlich. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 75
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „SGB V § 139e (12) Satz 1 legt fest: "In das Verzeichnis nach Absatz 1 können auch digitale Gesundheitsanwendungen aufgenommen werden, die durch die Träger der Rentenversicherung als Leistungen zur Teilhabe nach dem Sechsten Buch erbracht werden. [...]" Wie ist der Nachweis des Erhalts der Erwerbsfähigkeit zu führen? Wie würde der Nachweis aussehen? Muss Arbeitsfähigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit nachgewiesen werden? Wie würde beispielhaft ein entsprechender klinischer Endpunkt aussehen? • Bewertungsgrundlage für die Bewertung bilden die Angaben der DiGAV. • Konkretisierungen sind seitens des Verordnungsgebers aktuell noch in Arbeit und befinden sich derzeit noch in Abstimmung. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 76
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Diagnostische DiGA: wie kann ein DiGAV-konformes Studiendesign für ein Medizinprodukt aussehen, welches z. B. in einem Zeitraum von 30 Tagen 6 Messungen/Datenerhebungen erbringt?“ • Diese Frage lässt sich leider so allgemein nicht beantworten. Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren: • Welche positiven Versorgungseffekte sollen hier gezeigt werden? • Welche Indikationen sollen betrachtet werden? • Bei Einsatz von diagnostischen Instrumenten im Rahmen einer DiGA ist darüber hinaus die Testgüte zu belegen. • Wenn es eine rein diagnostische Anwendung ist, wäre ggf. zu prüfen, ob es sich um eine DiGA handelt oder nicht um Praxisausstattung, da die Anwendung primär vom Leistungserbringenden genutzt wird. • Hier empfiehlt sich eine Beratung. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 77
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Darf man früher von der vorläufigen Aufnahme in die endgültige Aufnahme wechseln? Ist dies möglich und wie ist hier das Vorgehen?“ • Gemäß § 139e Absatz 4 Satz 5 SGB V i. V. m. § 17 Absatz 2 Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV) hat der Hersteller dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) spätestens zum Ablauf des Erprobungszeitraums die in diesem Bescheid festgelegten Nachweise für positive Versorgungseffekte der erprobten DiGA auf elektronischem Wege vollständig vorzulegen. • Grundsätzlich können die Erprobungsergebnisse auch zu einem früheren Zeitpunkt eingereicht werden. Bei Vorliegen des finalen Studienberichts und Abschluss der Studie sollten Hersteller diesen unmittelbar einreichen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 78
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Einige Hersteller erhalten mit dem Bescheid zur vorläufigen Aufnahme Auflagen, die bei der Studienauswertung berücksichtigt werden müssen. Muss in diesem Fall der Hersteller den SAP anpassen und diesen vor der Auswertung der Studie erneut dem BfArM einreichen?“ • Die Dokumente müssen angepasst werden. Dies obliegt der Verantwortung des Herstellers. • Eine erneute Vorlage beim BfArM vor Beginn der Studie ist nicht notwendig. • Ggf. gibt es noch weitere Anpassungen, die durch die Ethik-Kommission verlangt werden. Hier ist auch keine weitere Vorlage notwendig. • Finale Bewertung erfolgt mit Vorlage des Studienberichts durch das BfArM. Mit diesem sollte die letzte Version des Studienprotokolls eingereicht werden und die Änderungen nochmals beschrieben werden. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 79
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Die Studien zum Nachweis positiver Versorgungseffekte müssen in Deutschland durchgeführt werden, bzw. die Gesundheitssysteme sowie Patient:innen müssen denen in Deutschland ähneln. Wäre die amerikanische Diabetesbevölkerung sowie das amerikanische Gesundheitssystem in Bezug auf Diabetes laut BfArM mit dem Deutschen vergleichbar?" • § 10 Absatz 5 DIGAV sagt dazu folgendes: „Der Nachweis nach Absatz 1 und 2 muss anhand von Studien geführt werden, die im Inland durchgeführt wurden. Sofern Studien ganz oder teilweise in Staaten außerhalb des Geltungsbereiches des Fünften Buches Sozialgesetzbuch durchgeführt wurden, muss der Hersteller die Übertragbarkeit auf den deutschen Versorgungskontext belegen.“ • Hersteller muss wissenschaftlich fundiert aufzeigen, dass • die Versorgungsituation vergleichbar ist (z. B. Behandlungsleitlinien, Gesundheitssystem, Zugang zur Versorgung) • mögliche Unterschiede in Patientencharakteristika die Übertragbarkeit der Ergebnisse nicht beeinträchtigen. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 80
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Muss für die Erprobungsstudien bzw. RCT-Studien ein Höchstalter von 65 angegeben werden und für eine Zielgruppe über 65 Jahren eine separate Studie durchgeführt werden, da es sich um eine vulnerable Gruppe handelt?“ • Aus methodischer Sicht ist das nicht notwendig. • Wichtig wäre ggf. nur, dass die Altersgruppe ausreichend in der Studie vertreten ist, sodass dann entsprechende Rückschlüsse auf die postulierten positiven Versorgungseffekte geschlossen werden können (z. B. mit Stratifizierung oder Subgruppenanalyse). • Ggf. weitere Abklärung mit der zuständigen Ethik-Kommission notwendig. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 81
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Könnte die Rekrutierung virtuell laufen? Was sind die Schwierigkeiten dabei? Wäre es ausreichend, wenn die Nutzenden den ICD-10 Code/ihre Diagnose an uns senden? Kann die Rekrutierung sowohl virtuell als auch vor Ort ablaufen?“ • Grundsätzlich kann die Rekrutierung virtuell ablaufen. • In der Regel muss die Diagnose ärztlich gesichert sein. • Auch Sicherung der Diagnose über entsprechende ärztliche Bescheinigungen möglich. • In bestimmten Fällen ist die Sicherung der Diagnose über strukturierte telefonische Interviews mit geschulten Interviewern möglich, z. B. Mini-International-Neuropsychiatric-Interview (MINI). • Eine hybride Rekrutierung kann zu einer heterogenen Studienpopulation führen, was wiederum mit Herausforderungen im Nachweis der positiven Versorgungseffekte verbunden ist. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 82
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte „Nutzen andere Hersteller validierte Fragebögen in-App? (Wenn nein, welche Daten werden dann in-App erhoben? Werden diese den Patient*innen präsentiert?)“ „Ist die Datenerhebung für die Studie und die alltägliche Nutzung der App gleich, oder werden unterschiedliche App- Versionen genutzt?“ • Grundsätzlich ist die Nutzung von validierten Fragebögen in der App möglich. Diese sollte als fester Bestandteil in das Behandlungskonzept der App integriert sein. • In Bezug auf die Studie ist diese jedoch mit Herausforderungen verbunden: • Die Erhebung der Endpunkte muss gleich sein. Entsprechend würde das vorliegend eine „Sham-DiGA“ erfordern (App nur zur Endpunkterhebung). • Bei der untersuchten App sollte es sich um das antragsgegenständlich Medizinprodukt handeln. Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 83
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