EVIDENZ BEI DIGA ANFORDERUNGEN UND ERFAHRUNGEN - 22.03.2022 FACHGEBIET DIGA-FAST-TRACK - BFARM

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EVIDENZ BEI DIGA ANFORDERUNGEN UND ERFAHRUNGEN - 22.03.2022 FACHGEBIET DIGA-FAST-TRACK - BFARM
Evidenz bei DiGA
Anforderungen und Erfahrungen
22.03.2022
Fachgebiet DiGA-Fast-Track

                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 1
EVIDENZ BEI DIGA ANFORDERUNGEN UND ERFAHRUNGEN - 22.03.2022 FACHGEBIET DIGA-FAST-TRACK - BFARM
Vorstellung der Referenten

            Dr. Tobias Möllers                Laurenz Waider
       Wissenschaftlicher Mitarbeiter   Wissenschaftlicher Mitarbeiter
             DiGA-Fast-Track                  DiGA-Fast-Track

                                                  Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 2
EVIDENZ BEI DIGA ANFORDERUNGEN UND ERFAHRUNGEN - 22.03.2022 FACHGEBIET DIGA-FAST-TRACK - BFARM
Agenda
Uhrzeit                 Thema                                                                                      Vortragende
09:30 Uhr – 09:45 Uhr   Begrüßung und kurze Einführung & Überblick über Antragsverfahren und Verzeichnis           Höfgen/Waider

09:45 Uhr – 10:00 Uhr   Formale Anforderungen an systematische Datenauswertung                                     Waider
10:00 Uhr – 10:35 Uhr   Inhaltliche Anforderungen an systematische Datenauswertungen                               Möllers/Waider
10:35 Uhr – 11:00 Uhr   Lessons learned systematische Datenauswertung                                              Möllers
11:00 Uhr – 11:15 Uhr   Fragenblock 1                                                                              Höfgen/Möllers/Waider
                                                         15 min Kaffeepause
11:30 Uhr – 11:40 Uhr   Formale Anforderungen an die Studie zum Nachweis positiver Versorgungseffekte              Möllers

11:40 Uhr – 12:10 Uhr   Inhaltliche Anforderungen an die Studie zum Nachweis positiver Versorgungseffekte          Möllers/Waider

12:10 Uhr – 12:25 Uhr   Lessons learned zur Studie zum Nachweis positiver Versorgungseffekte und                   Höfgen/Möllers/Waider
                        Fragenblock
12:25 Uhr – 12:30 Uhr   Abschluss                                                                                  Höfgen

                                                                                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 3
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Ziele des Webinars

Die Ziele des Webinars sind:

•   Entwicklung eines besseren Verständnisses der Evidenzanforderungen im DiGA-Verfahren

•   Klarheit über formale Anforderungen an die Dokumente

•   Vermittlung des grundsätzlichen Rüstzeugs für eine erfolgreiche systematische Datenauswertung & Erprobungsstudie

Gegenstand des Webinars ist nicht:
•   Klärung von produktspezifischen oder indikationsspezifischen Fragen zur Evidenz

•   Klärung regulatorischer Fragen (z. B. Daten aus anderen Medizinprodukten, digitale Hauptfunktion der DiGA)

•   Klärung von Fragen zur Preisbildung/Höchstbetragsgruppen

                                                                                              Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 4
Für produktspezifische Fragen zu Evidenznachweisen empfehlen wir
ein Beratungsgespräch

                                   Anlaufstelle für DiGA-Beratungen:
                                   Innovationsbüro des BfArM

                                   E-Mail: innovation@bfarm.de

                                   Tel.: +49 228 99 307-4053

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
            Was ist eine DiGA?                                 Und was nicht?

   Medizinprodukt                              Primärpräventive digitale Anwendungen

   niedrige Risikoklasse (I oder IIa)          „Praxisausstattung“ / Telemedizinische Anwendungen

   digitale Hauptfunktion

   medizinische Zweckbestimmung

   positiver Versorgungseffekt

   DiGA wird vom Patient oder von
    Leistungserbringer und Patient gemeinsam
    genutzt

                                                                       Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 6
Anforderung an DiGA (I )

    Sicherheit und                    Datenschutz und                Qualität, insbesondere
                           +                                   +
 Funktionstauglichkeit             Informationssicherheit              Interoperabilität

                         Voraussetzung aus dem SGB V und der DiGAV

                                                                     Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 7
Anforderung an DiGA (2) - Positive Versorgungseffekte

            Medizinischer Nutzen                             Patientenrelevante Struktur- & Verfahrens-
                                                             verbesserungen (pSVV)

                                                         Neue Möglichkeiten für eine Verbesserung der
  Patientenrelevante Effekte,                            Versorgung, umfassen insbesondere die Bereiche der
  insbesondere hinsichtlich:                             •   Koordination der Behandlungsabläufe,
                                                         •   Ausrichtung der Behandlung an Leitlinien und
  •   der Verbesserung des                                   anerkannten Standards,
      Gesundheitszustands,                               •   Adhärenz,
                                              UND/ODER
  •   der Verkürzung der Krankheitsdauer,                •   Erleichterung des Zugangs zur Versorgung,
                                                         •   Patientensicherheit,
  •   der Verlängerung des Überlebens oder
                                                         •   Gesundheitskompetenz,
  •   einer Verbesserung der Lebensqualität              •   Patientensouveränität,
                                                         •   Bewältigung krankheitsbedingter Schwierigkeiten im
                                                             Alltag oder Reduzierung therapiebedingter Aufwände
                                                             und Belastungen der Patienten und ihrer Angehörigen

                                                                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 8
Der DiGA-Fast-Track zur „App auf Rezept“ im Überblick

                                                                                               Mit DVPMG:
                                                                                             Leistungen durch
                                                                                           Heilmittelerbringende
                                                                                             oder Hebammen

                                               Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 9
Wie viele Anträge wurden seit dem Start des
DiGA-Antragsportals zur Prüfung beim BfArM eingereicht?

                               92 Anträge
                               zur vorläufigen
     124 Anträge               Aufnahme zur Erprobung

       gesamt            =    32 Anträge
                              zur dauerhaften
                              Aufnahme

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Ergebnisse
124
                               zu den
                    bisherigen Antragsprüfungen
      8

          31   23
                    8

                                                                                  24
                                  61

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DiGA Kategorien der DiGA-Anträge
                                     0                   5           10              15        20   25                      30                         35

                          Psyche                                                                                                     31
     Muskel, Knochen und Gelenke                                                          16
                   Nervensystem                                                      14
               Herz und Kreislauf                                               13
                            Krebs                                          12
       Hormone und Stoffwechsel                                       10
            Nieren und Harnwege                                  7
                       Atemwege                              5
                           Augen                     4
                          Andere                 3
                           Ohren             2
                      Verdauung              2
                             Haut        1
                Schwangerschaft          1
                         Sonstige        1
                    Verletzungen         1
               Zusätzliche Risiken       1

                                                                                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 12
Überblick Evidenz („Studientypen“)

                                  Die Art der Evidenz der 124 Anträge stellt sich wie folgt dar:

                                        keine Studie mit der eigenen DiGA         Studie nicht
                                                         2                          geplant
23 Anträge mit anderen Evidenzformen                                                   2
• Befragungen
• Intraindividuelle Vergleiche
• Prospektiv kontrollierte /                    Andere
    vergleichende Studien                   Evidenzformen
• Retrospektive vergleichende Studie             18%

                                                                                                 97 Anträge mit Randomisiert
                                                                                                 kontrollierten Studien (RCT)
                                                                                                 •   Eine RCT
                                                                                                 •   Mehrere RCT
                                                                            RCT                  •   Kombinationen aus RCT und
                                                                            78%                      zusätzlicher retrospektiver Studie
                                                                                                 •   Mehrere RCT und Metaanalyse

                                                                                                 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 13
Überblick über initial dauerhaft aufgenommene DiGA im Verzeichnis (n = 8)
                       Status der DiGA                                 DiGA, die einen medizinischen Nutzen in Anspruch nehmen
                                       Dauerhaft
                                     aufgenommen;                DiGA ohne medizinischem
                                           8                            Nutzen; 0

                                                                                                                            DiGA mit
                                                                                                                          medizinischem
                                                                                                                            Nutzen; 8

                                                                        Evidenztypen der eingereichten Studie(n) zur dauerhaften
Patientenrelevante Struktur- & Verfahrensverbesserungen (pSVV)
                                                                                              Aufnahme
                                    DiGA mit
                                    pSVV; 2                                    Metaanalyse; 1

DiGA ohne pSVV; 6                                                                                                          RCT; 7

                                                                                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 14
Überblick über initial vorläufig aufgenommene DiGA im Verzeichnis (n = 23)
                       Status der DiGA                                 DiGA, die einen medizinischen Nutzen in Anspruch nehmen

                                                                 DiGA ohne medizinischem
                                                                        Nutzen; 1

      Vorläufig
  aufgenommen; 23                                                                                                           DiGA mit
                                                                                                                          medizinischem
                                                                                                                           Nutzen; 22

Patientenrelevante Struktur- & Verfahrensverbesserungen (pSVV)                 Evidenztypen der geplanten Evaluationsstudie

                                         DiGA mit                RCT in Kombination mit
                                         pSVV; 7                 retrospektiver Studie; 1

 DiGA ohne pSVV; 16                                                                                                   RCT; 22

                                                                                             Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 15
Themenblock 1
Systematische Datenauswertung

                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 16
Systematische Datenauswertung
Formale Anforderungen

                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 17
Elemente der systematischen Datenauswertung

    Systematische Literaturrecherche   +   Auswertung eigener Daten mit der
                                           DiGA zu den postulierten positiven
                                                 Versorgungseffekten

                                                        Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 18
Möglicher Aufbau einer systematischen Datenauswertung

 Die systematische Datenauswertung sollte folgende Punkte umfassen:
 1. Titel, Datum, Versionsnummer
 2. Zusammenfassung/Abstract
 3. Einleitung und Projektziele
 4. Systematische Literaturrecherche
 5. Beschreibung des Designs und angewandter Methodik
 6. Ergebnisse
 7. Diskussion
 8. Fazit

                                                                      Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 19
Möglicher Aufbau einer systematischen Literaturrecherche

    Systematische Literaturrecherche
    • Beschreibung des Fokus der Recherche
    • Definition der Suchstrategie (z. B. anhand des PICO-Schemas)
    • Ein- & Ausschlusskriterien
    • Flow-Chart zu den Ergebnissen unter Berücksichtigung der Ein- & Ausschlusskriterien
    • Beschreibung der Ergebnisse in Text- und Tabellenform
    • Diskussion der Ergebnisse und Einordnung der DiGA
    • Fazit und Implikationen für die eigene Auswertung von Daten

                                                                                 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 20
Beschreibung des Designs & angewandter Methodik in der
systematischen Datenauswertung

   Beschreibung des Designs & angewandter Methodik
   •   Zielgrößen
   •   Untersuchte Population
   •   Rekrutierungsmaßnahmen
   •   Beschreibung der Datenquellen (z. B. Fragebögen, Daten aus der DiGA, Krankenakten)
   •   Beschreibung der erfassten Daten
   •   Zeitlicher Ablauf
   •   Statistische Methoden

                                                                              Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 21
Weitere Hinweise zur Auswertung eigener Daten mit der DiGA im
Rahmen der systematischen Datenauswertung
 Eine transparente Darstellung ist ein essentieller Faktor für die Aussagekraft der systematischen Datenauswertung.
                   Insbesondere die nachfolgenden Punkte müssen transparent dargestellt sein:

 1.       Ein- und Ausschlusskriterien
 2.       Patient-Flow
 3.       Drop-outs und ggf. erfasste Gründe
 4.       Deskriptive Beschreibung der Population
 5.       Beschreibung der Ergebnisse der postulierten positiven Versorgungseffekte
           Text und Tabellenform
           Mittelwert, Median, Standardabweichung, Interquartilsabstand (bei Messinstrumenten auf der Originalskala
            berichtet)
           Minima, Maxima
           Veränderung im Zielparameter mit Konfidenzintervall

                                                                                      Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 22
Systematische Datenauswertung
Inhaltliche Anforderungen

                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 23
Gesetzliche Grundlagen zu den Anforderungen an die systematische
Datenauswertung

§ 139e Absatz 4 Satz 2 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)
„Der Hersteller hat dem Antrag neben den Nachweisen nach Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 und 2 eine plausible
Begründung des Beitrags der digitalen Gesundheitsanwendung zur Verbesserung der Versorgung […]
beizufügen.“

§ 14 der Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung
„Für einen Antrag nach § 139e Absatz 4 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch hat der Hersteller zur
plausiblen Begründung, dass im Rahmen einer Erprobung ein positiver Versorgungseffekt nachgewiesen
werden kann, mindestens die Ergebnisse einer systematischen Datenauswertung zur Nutzung der digitalen
Gesundheitsanwendung vorzulegen.“

                                                                          Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 24
Anforderungen an systematische Datenauswertung

 1.   Charakter
 2.   Einbettung in das Evaluationskonzept
 3.   Bezug zur geplanten Studie
 4.   Umfang
 5.   Robustheit
 6.   Abbrecher
 7.   Sprachversion
 8.   Daten aus dem Ausland
 9.   Beobachtungszeitraum und Verordnungszeitraum

                                                     Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 25
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Charakter

Charakter
  Plausible Darstellung einer voraussichtlich erfolgreichen Evaluationsstudie:
   • Anhaltspunkte für (klinische) Relevanz der Ergebnisse
   • Rückschluss auf DiGA-Nutzung
   • Einfluss Moderationsvariablen (z. B. parallele Therapie) weitestgehend reduzieren (bei Prä-Post-
      Vergleich häufig schwierig)

Beispiel:
  • Eine DiGA wird parallel zur einer Psychotherapie eingesetzt und soll den Gesundheitszustand
     verbessern.
  • Als systematische Datenauswertung will der Hersteller einen Prä-Post-Vergleich durchführen.
  • Vorliegend können die beobachteten Effekte nicht eindeutig der DiGA zugeordnet werden. Die
     Psychotherapie könnte hier auch ursächlich für die Verbesserung des Gesundheitszustands sein.

                                                                            Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 26
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Bezug zur
geplanten Studie
Bezug zur geplanten Studie und zum Antrag
  Gleiche Patientenpopulation wie die geplante Evaluationsstudie und im Antrag
  Ideal: gleiche Endpunkte (kann in begründeten Fällen abweichen)

Beispiel:
  • Eine DiGA soll bei Patientinnen und Patienten mit leichten, mittleren und schweren Depressionen den
     Gesundheitszustand verbessern.
  • In der Erprobungsstudie werden alle o. g. Indikationen untersucht.
  • In der systematischen Datenauswertung wurden nur leichte Depressionen eingeschlossen.
  • Die systematische Datenauswertung bildet nicht alle postulierten und in der Erprobungsstudie zu
     untersuchenden Indikationen ab. Die Indikationen für den Antrag sind zu beschränken.

                                                                         Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 27
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Umfang

Umfang
  Umfang, Design und Anzahl der zu Patientinnen und Patienten abhängig vom Krankheitsbild, Endpunkt,
    Versorgungsrealität
  Krankheitsbilder mit bekannt hoher Placeboresponse benötigen robustere Daten (z. B. Kontrollgruppe)

Beispiel:
• Eine DiGA soll die Lebensqualität bei Patientinnen & Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 verbessern.
• DiGA und QoL-Erhebung/Beobachtungssituation stellt an sich Intervention und ggf. Verzerrung des
   Ergebnisses dar.
• Eine Kontrollgruppe und ein explorativer objektivierbarer krankheitsspezifischer Endpunkt (z. B. HbA1c)
   sind zur Unterstützung notwendig um plausible Hinweise zu liefern und zu zeigen, dass die Verbesserung
   der Lebensqualität nicht auf Kosten des Gesundheitszustands geht.

                                                                           Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 28
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Robustheit

Robustheit
  Statistisch signifikante Ergebnisse keine grundsätzliche Bedingung
  Tendenz p < 0,1 beidseitig muss die These in einem solchen Fall untermauern
  Robust: z. B. Standardabweichung im Rahmen des Mittelwerts, keine großen Konfidenzintervalle
  Problematisch: Verbesserungen mit sehr hoher Varianz

Beispiel:
• Im Rahmen einer DiGA soll die kopfschmerzbedingte Beeinträchtigung reduziert werden.
• Zu Baseline lag der Mittelwert des Erhebungsinstruments bei 39 (SD = 62). Nach Intervention betrugt der
   Mittelwert 20,3 (SD = 30,4).
• Die Standardabweichung ist vorliegend zu groß, sodass man nicht von robusten Ergebnissen sprechen
   kann.

                                                                           Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 29
Anforderungen an systematische Datenauswertung - Abbrecher

Abbrecher
  Anzahl und Gründe möglichst erfassen
  Patient-Flow darstellen
  Akzeptable Drop-out-Rate abhängig vom Krankheitsbild
  Sensitivitätsanalysen mit Imputation fehlender Werte

Beispiel:
• Initial (Zeitpunkt T0) wurden 744 Patientinnen und Patienten in die systematische Datenauswertung
   eingeschlossen, welche auch den ersten Fragebogen beantwortet haben.
• Nach 3 Monaten (Zeitpunkt T3) wurde der Fragebogen von 26 Patientinnen und Patienten ausgefüllt.
• Über 95 % der Patientinnen und Patienten brachen die Nutzung der App ab.
• Keine plausible Begründung der Versorgungsverbesserung.

                                                                         Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 30
Anforderungen an systematische Datenauswertung – Sprachversion
& Daten aus dem Ausland

Sprachversion
  Systematische Datenauswertung andere Sprachversion der DiGA
   • Plausible Begründung, dass es keine Unterschiede gibt, die ggf. Einfluss auf pVE haben könnten

Daten aus dem Ausland
  Plausible Begründung, dass die Versorgungsrealität vergleichbar ist
  Mögliche Unterschiede in Patientencharakteristika sollten die Übertragbarkeit der Ergebnisse nicht
    beeinträchtigen

                                                                          Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 31
Anforderungen an systematische Datenauswertung -
Beobachtungszeitraum
Beobachtungszeitraum (systematische Datenauswertung & Evaluationsstudie)
  Kann in der systematischen Datenauswertung in der Regel kürzer ausfallen
  Verkürzter Beobachtungszeitrum muss begründet werden

Beobachtungszeitraum und Verordnungszeitraum
  Beobachtungszeitraum kürzer als späterer Verordnungszeitraum
  Plausible Begründung, dass der Effekt auf Verordnungszeitraum übertragbar ist

Beispiel:
• Bei einer DiGA zur Rauchentwöhnung wurden 60 Patientinnen & Patienten ab dem Zeitpunkt der
   Abstinenz 4 Monate beobachtet. 48 Teilnehmende waren nach 4 Monaten abstinent
• In der Erprobungsstudie werden die Teilnehmenden über einen Zeitraum von 6 Monaten nach Abstinenz
   beobachtet.
• Aus klinischer Sicht geben 4 Monate erste plausible Hinweise auf eine Versorgungsverbesserung.

                                                                         Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 32
Beispiele systematischer Datenauswertungen als Begründung der
Versorgungsverbesserung (1/3)

             Beispiel Agoraphobie                                   Beispiel Hypertonie
                                                   Als pVE wird die Verbesserung der Symptomatik bei einer
  Als pVE wird die Verbesserung der Symptomatik          DiGA für Hypertonie postuliert. Im Rahmen der
   bei einer DiGA für Agoraphobie postuliert. Im          systematischen Datenauswertung wurden 50
   Rahmen der systematischen Datenauswertung            Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Die
       wurden 35 Patientinnen und Patienten         relevanten Daten wurden zu zwei Zeitpunkten (vor- und
  eingeschlossen. Die relevanten Daten wurden zu      nach Anwendung der DiGA) erhoben. Es zeigten sich
    zwei Zeitpunkten (vor- und nach Anwendung         keine robusten Ergebnisse (sehr große Varianz). Des
    der DiGA, keine Kontrollgruppe) erhoben. Es          Weiteren handelt es sich bei Hypertonie um ein
     zeigten sich starke und robuste Effekte der       Krankheitsbild, bei welchem starke Placeboeffekte
                     Anwendung.                        bekannt sind. Neben robusteren Ergebnissen wäre
                                                       vorliegend eine Kontrollgruppe zur Bewertung der
                                                                     Plausibilität notwendig.
                                                                                                                                                     X
                                                                           Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 33
Beispiele systematische Datenauswertungen als Begründung der
Versorgungsverbesserung (2/3)

                                      Beispiel Diabetes mellitus

  Als pVE wird die Verbesserung des Gesundheitszustands /Verbesserung des HbA1C bei einer DiGA für
         Diabetes mellitus postuliert. Im Rahmen der systematischen Datenauswertung wurden 100
  Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Der Beobachtungszeitraum innerhalb der systematischen
    Datenauswertung betrug drei Monate vor Nutzung der DiGA sowie drei Monate mit Nutzung der
  DiGA, während ein kontrollierter Beobachtungszeitraum und DiGA-Intervention von sechs Monaten
     in der Erprobungsstudie geplant ist. Der Antragsteller konnte den Beobachtungszeitraum von drei
          Monaten plausibel begründen und mit robusten Ergebnissen untermauern. Die verkürzte
                                    Beobachtungsdauer wurde akzeptiert.

                                                                                                                                             
                                                                         Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 34
Beispiele systematische Datenauswertungen als Begründung der
Versorgungsverbesserung (3/3)

                                     Beispiel pSVV Gesundheitskompetenz

  Als pVE wird die Verbesserung der Gesundheitskompetenz postuliert. Im Rahmen der systematischen
  Datenauswertung wurde 100 Probandinnen und Probanden nach vierwöchiger Intervention ein selbst
  konzipierter Fragebogen, bestehend aus zehn Fragen, vorgelegt. Anhand eines Items wurde abgefragt, ob sich
  die Gesundheitskompetenz der Patientin bzw. des Patienten in den vergangenen vier Wochen verbessert hat.
  Die übrigen Fragen bezogen sich auf die Nutzungshäufigkeit und die Usability der Applikation.

  Der Endpunkt "Gesundheitskompetenz" wurde nur anhand einer Frage erhoben. Es gab zudem nur einen
  Erhebungszeitpunkt nach vierwöchiger Nutzung. Neben der Verwendung eines aussagekräftigen
  Erhebungsinstruments für den postulierten pVE "Gesundheitskompetenz" wäre zur besseren Vergleichbarkeit
  auch eine Baseline-Erhebung notwendig.

                                                                                                                                                      X
                                                                                 Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 35
Zusammenfassung Anforderungen an systematische
Datenauswertung

      plausible Darstellung zu erwartender positiver Versorgungseffekte
      Abhängig von Krankheitsbild, positiven Versorgungseffekten/Endpunkten und Versorgungsrealität
       und -kontext
      Robuste Ergebnisse notwendig (z. B. Standardabweichung im Rahmen des Mittelwerts, keine großen
       Konfidenzintervalle)
   •   Anhaltspunkte für (klinische) Relevanz der Ergebnisse
   •   Rückschluss auf DiGA-Nutzung (Einfluss von Moderationsvariablen)
   •   Beobachtungszeitraum sollte plausibel zum Verordnungszeitraum sein

                                                                       Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 36
Systematische Datenauswertung
Lessons learned

                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 37
Lessons learned aus Antragsverfahren

Im Folgenden möchten wir nochmals Lessons learned zu den nachfolgenden Punkten aufzeigen:

                                                         Systematische Datenauswertungen als
  Vor- und Nachteile möglicher Designs
                                                         Zwischenauswertungen im Rahmen der
 von systematischen Datenauswertungen
                                                                   Erprobungsstudie

                                                                       Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 38
Intraindividueller Vergleich

                       Nutzung der DiGA                                             Vorteile

                                                                   •   Einfache Durchführung
    Pre (T0)                                          Post (T1)

         Auswertungsmöglichkeiten

•    Intragruppen-Vergleich
                                                                                   Nachteile
•    Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer,
     Begleittherapie                                               •   Einfluss des natürlichen Verlaufs der Erkrankung
•    Anteil Patientinnen und Patienten mit (klinisch) relevanter   •   Einfluss von Moderatorvariablen (z. B. parallele Therapie)
     Verbesserung                                                  •   Einfluss von Studieneffekten
•    Regression: Post = Pre

                                                                                               Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 39
Intraindividueller kontrollierter Vergleich

     Keine Nutzung der DiGA             Nutzung der DiGA                            Vorteile

                                                                   •   Einfache Durchführung
                                                                   •   Kontrollierte Periode
    Pre (T0)            Post/Pre (T1)                  Post (T2)
                                                                   •   Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs
                                                                   •   Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen
                                                                   •   Reduktion des Einflusses von Studieneffekten

         Auswertungsmöglichkeiten

•    Intragruppen-Vergleich
                                                                                   Nachteile
•    Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer,
     Begleittherapie
•    Anteil Patientinnen und Patienten mit (klinisch) relevanter   •   Ggf. sehr langer Beobachtungszeitraum
     Verbesserung

                                                                                               Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 40
Nicht-randomisierter Vergleich (historische) Kontrollgruppe
                         Nutzung der DiGA                                          Vorteile

                                                                  •   Einfache Durchführung (eigene Datenerhebung)
    Pre (T0)                                          Post (T1)   •   Robustere Ergebnisse durch (historische) Kontrollgruppe
                                                                  •   Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs
                       Keine Nutzung der DiGA                     •   Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen
                                                                  •   Reduktion des Einfluss von Studieneffekten
    Pre (T0)                                          Post (T1)

         Auswertungsmöglichkeiten
                                                                                   Nachteile
•    Intergruppen-Vergleich
•    Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer,
                                                                  •   Passende Datenquelle & Kooperationsbereitschaft
     Begleittherapie
•    Responder-Analyse(n)
•    Adjustierung von Einflussfaktoren

                                                                                           Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 41
Randomisierte Pilotstudie
                       Nutzung der DiGA
                                                                              Vorteile

    Pre (T0)                                      Post (T1)   •   Robustere Ergebnisse durch Kontrollgruppe
                                                              •   Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs
                                                              •   Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen
                       Keine Nutzung der DiGA
                                                              •   Erkenntnisse zu Studieneffekten
                                                              •   Reduktion des Einfluss von Studieneffekten
    Pre (T0)                                      Post (T1)

         Auswertungsmöglichkeiten
                                                                              Nachteile
•    Intergruppen-Vergleich
•    Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer,
                                                              •   Aufwändigere Durchführung
     Begleittherapie
•    Responder-Analyse(n)

                                                                                         Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 42
Zwischenauswertung randomisierter Studie
                       Nutzung der DiGA                                           Vorteile

    Pre (T0)                                     Post (T1)   •       Robustere Ergebnisse durch Kontrollgruppe
                                                             •       Reduktion des Einflusses des natürlichen Verlaufs
                       Keine Nutzung der DiGA                •       Reduktion des Einflusses von Moderatorvariablen
                                                             •       Reduktion des Einflusses von Studieneffekten

    Pre (T0)                                     Post (T1)

         Auswertungsmöglichkeiten                                                     Nachteile
•    Intergruppen-Vergleich
•    Veränderung nach Schweregrad, Krankheitsdauer,              •    Multiplizität
     Begleittherapie                                             •    Aufwändigere Durchführung
•    Responder-Analyse(n)

                                                                                              Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 43
Zwischenauswertung randomisierter Studie

Voraussetzungen
  Das Vorhaben einer Interimsanalyse muss präspezifiziert sein.
  Zeitpunkt der Zwischenauswertung und Anzahl der Patientinnen und Patienten.
  Adjustierung für Multiplizität abhängig vom konkreten Design (unverblindete Fallzahlanpassung,
     konfirmatorische Analyse, Stopp-Regeln für Studie, Änderung des Studiendesigns anhand der Ergebnisse).
  Der Einfluss der Interimsanalyse auf die laufende Studie muss so gering wie möglich gehalten werden (z. B.
     keine Kommunikation der Ergebnisse an Studienärzte und Patientinnen und Patienten).
  Sensitivitätsanalyse ohne Patientinnen/Patienten aus der Interimsanalyse sollte durchgeführt werden.
  Vergleich Patientinnen/Patienten aus der Interimsanalyse/nicht aus der Interimsanalyse
  Risiko des Herstellers, da keine vollständige Bewertung des Studienkonzepts stattgefunden hat.
  Eckpunkte könnten teilweise in Beratungsgesprächen besprochen werden (jedoch keine abschließende
     Bewertung).

                                                                                  Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 44
Aktualisierung des Leitfadens

                      • Die in den vorherigen Folien angesprochenen Punkte wurden
                        größtenteils im Rahmen eines Updates des Leitfadens am
                        18.03.2022 aufgenommen.

                                                            Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 45
Systematische Datenauswertung
Ihr Fragen

                                Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 46
Ihre Fragen

„Welchen Umfang muss die systematische Datenauswertung haben?“
„Ist eine Kontrollgruppe bei der Systematischen Datenauswertung zwingend erforderlich?“
„Ist bei der systematischen Datenauswertung ein intraindividueller Vergleich möglich?“
„Unter welchen Voraussetzungen akzeptiert das BfArM für die systematische Datenauswertung eine einarmige
Studie?“
„Welche Anforderungen gibt es an den Umfang und das Design der Literaturübersicht?“
„What are the minimum requirement (whether a predicate or literature review is acceptable) for
clinical trial/positive care effects evidence for a DiGA ?“

     Diese Fragen haben wir aus unserer Sicht schon im Rahmen unserer Präsentation beantwortet.

                                                                                     Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 47
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (1/4)

„Ist eine achtwöchige Erprobungsstudie mit intraindividuellem Prä-Post-Vergleich ausreichend als Nachweis von
positiven Versorgungseffekten? (für die vorläufige Aufnahme)?“

• Diese Frage lässt sich leider so allgemein nicht beantworten. Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren:
  • Welche positiven Versorgungseffekte sollen hier mit welchen Endpunkten gezeigt werden?
  • Wie ist der Verordnungszeitraum und weicht dieser von den 8 Wochen ab? Kann die Abweichung plausibel
     begründet werden?
  • Welche Indikationen sollen betrachtet werden? Bei chronischen Erkrankungen erscheint dies z. B. recht kurz.

   Hier empfiehlt sich eine Beratung.

                                                                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 48
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (2/4)

„Welche Anforderungen gibt es hinsichtlich des Studiendesigns der Pilotstudie? Gelten hier umfassend die
Anforderungen an klinische Studien (Verblindung, Randomisierung, Ethikkommission etc.)?“

• Die regulatorischen Anforderungen von klinischen Prüfungen mit Medizinprodukten gelten natürlich auch für
  systematische Datenauswertungen.

                                                                                      Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 49
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (3/4)

„Darf die systematische Datenauswertung mit verschiedenen App-Versionen während der App-Entwicklung durchgeführt
worden sein?“

 • Grundsätzlich gilt: Die systematische Datenauswertung soll das antragsgegenständliche Produkt betrachten und
   die regulatorischen Anforderungen an die klinische Prüfung von Medizinprodukten sind einzuhalten.
 • In Einzelfällen kann die Vorgängerversionen unter bestimmten Bedingungen zulässig sein.
 • Zur Bewertung ist insbesondere folgendes vorzulegen:
   • Detaillierte & transparente Darstellung (tabellarische Übersicht/Screenshots) der Änderungen am
      Medizinprodukt
   • Plausible Darlegung, warum die Änderungen keine Auswirkungen auf die postulierten positiven
      Versorgungseffekte haben

                                                                                  Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 50
Noch unbeantwortete Fragen systematische Datenauswertung (4/4)

„Wie weit kann die klinische Studie, die während der Erprobungsphase durchgeführt wird, von der systematischen
Datenauswertung abweichen (hinsichtlich PICO sowie methodischer Entscheidungen)?“

•   Grundsätzlich gilt, dass es einen roten Faden zwischen systematischer Datenauswertung und Erprobungsstudie
    geben sollte.
•   Endpunkte sollten alle postulierten positiven Versorgungseffekte hinreichend abbilden, müssen aber nicht
    zwingend identisch sein.
•   Beobachtungsdauer kann abweichen.
•   Studiendesign weicht in der Regel ab.
•   Grundsätzlich können noch weitere Endpunkte in der Erprobungsstudie abgebildet sein, die aber zum Zeitpunkt
    der Antragsstellung noch nicht als positive Versorgungseffekte postuliert wurden.

                                                                                   Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 51
Weitere Fragen über den Chat

          Diskussion ausgewählter Fragen aus dem Chat

                                             Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 52
Themenblock 2
Studie zum Nachweis von positiven
Versorgungseffekten

                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 53
Studie zum Nachweis von positiven
Versorgungseffekten
Formale Anforderungen

                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 54
Vorzulegende Dokumente

Vorläufige Aufnahme zur Erprobung                              Dauerhafte Aufnahme
                                                               • Studienbericht
 •   Evaluationskonzept                                          • Studienprotokoll als Nachweis der
 •   Studienprotokoll                                               Präspezifizierung
 •   Ggf. Statistischer Analyseplan (SAP)                        • Ggf. SAP
 •   Ggf. Ethikvotum                                           • Bei Erprobungsstudie: Stellungnahme, ob sich nach
 •   Ggf. Messinstrumente                                        erfolgter Prüfung des BfArM noch Änderungen am
 •   Ggf. zitierte Publikationen z. B. zu Minimal Clinically     Studienprotokoll durch die Ethikkommission ergeben
     Important Difference (MCID)                                 haben
                                                               • Ggf. Ethikvotum
                                                               • Ggf. Messinstrumente
                                                               • Ggf. zitierte Publikationen z. B. MCID

                                                                                   Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 55
Studienbericht

 • Studienbericht muss möglichst umfassend sein:
 • Ein unvollständiger Bericht erlaubt es nicht, zwischen
   Mängeln des Berichts und denen der Studie zu
   differenzieren.
 • Präzise Information über Details der Planung und
   Durchführung müssen enthalten sein.
 • Muss unter Einhaltung der maßgeblichen,
   international anerkannten Standards der Darstellung
   und Berichterstattung von Studien erstellt werden.
 • z. B. Consort Statement (http://www.consort-
   statement.org/)
 • Ergebnisdarstellung sollte in Tabellen- und Textform
   zu allen Endpunkten auf der Originalskala erfolgen.

                                                            Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 56
Studienprotokoll

Das Studienprotokoll sollte folgende Punkte umfassen:

 1. Projekttitel, Versionsnummer, Versionsdatum
 2. Zusammenfassung des Projekts (Abstract oder tabellarische Synopse)
 3. Verantwortlichkeiten
 4. Wissenschaftlicher Hintergrund
 5. Projektziele
 6. Zielgrößen
 7. Studienpopulation
 8. Methodik und Durchführung
 9. Nutzen-Risiko-Abwägung
 10. Biometrie
 11. Datenmanagement und Datenschutz
 12. Unterschriften: Studienleitung (Antragsteller/in)

                                                                         Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 57
Statistischer Analyseplan (SAP)

Der SAP sollte folgende Punkte umfassen:

 1. Versionsnummer, Versionsdatum
 2. Verantwortlichkeiten
 3. Kurze Zusammenfassung zum Hintergrund und Ziel der Analysen
 4. Studienziele und Endpunkte
 5. Studien-Methodik
 6. Zeitpunkt der Analysen
 7. Analyse-Populationen
 8. Covariaten und Subgruppen
 9. Umgang mit fehlenden Werten
 10. Zwischenauswertung
 11. Multiples Testen
 12. Wirksamkeitsanalysen
 13. Sensitivitätsanalysen, explorative Analysen

                                                                  Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 58
Allgemeine Hinweise zu den Dokumenten

 • Dokumente sollten immer eine Versionsnummer und ein Datum haben.
 • Die Angaben sollten zwischen den einzelnen Dokumenten (Evaluationskonzept, Studienprotokoll, SAP) konsistent
   sein.
 • Als Nachweis der Präspezifizierung dient das unterschriebene und datierte Dokument.
 • Bei Ausräumung von Mängeln sind die Änderungen immer in den einzelnen Dokumenten durchzuführen.

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Studie zum Nachweis von positiven
Versorgungseffekten
Inhaltliche Anforderungen

                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 60
Positive Versorgungseffekte

            Medizinischer Nutzen                             Patientenrelevante Struktur- & Verfahrens-
                                                             verbesserungen (pSVV)

                                                         Neue Möglichkeiten für eine Verbesserung der
  Patientenrelevante Effekte,                            Versorgung, umfassen insbesondere die Bereiche der
  insbesondere hinsichtlich:                             •   Koordination der Behandlungsabläufe,
                                                         •   Ausrichtung der Behandlung an Leitlinien und
  •   der Verbesserung des                                   anerkannten Standards,
      Gesundheitszustands,                               •   Adhärenz,
                                              UND/ODER
  •   der Verkürzung der Krankheitsdauer,                •   Erleichterung des Zugangs zur Versorgung,
                                                         •   Patientensicherheit,
  •   der Verlängerung des Überlebens oder
                                                         •   Gesundheitskompetenz,
  •   einer Verbesserung der Lebensqualität              •   Patientensouveränität,
                                                         •   Bewältigung krankheitsbedingter Schwierigkeiten im
                                                             Alltag oder Reduzierung therapiebedingter Aufwände
                                                             und Belastungen der Patienten und ihrer Angehörigen

                                                                                   Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 61
Das sagt die Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV)

Der Nachweis des pVE muss erbracht werden durch…                              Weitere Bedingungen

…eine vergleichende Studie, die zeigt, dass die Anwendung   Eine andere DiGA als Komparator ist nur möglich, wenn diese
der DiGA besser ist als die Nichtanwendung                  dauerhaft im VZ gelistet ist.

Nichtanwendung = Nichtbehandlung oder eine Behandlung       Studien sollten in Deutschland durchgeführt werden
ohne DiGA
                                                            Studien aus anderen Ländern: Übertragbarkeit auf die
Komparator muss der Versorgungsrealität entsprechen         deutsche Versorgungsrealität muss dargelegt werden.

Quantitativ vergleichende Studie                            Studie muss in einem öffentlichen Studienregister registriert
                                                            werden, Ergebnisse müssen spätestens 12 Monate nach
Gewählte methodische Ansatz muss angemessen sein            Studienende veröffentlicht werden

                                                            Studienberichte: Erstellung unter Einhaltung der
                                                            maßgeblichen, international anerkannten Standards der
                                                            Darstellung und Berichterstattung von Studien
                                                                                       Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 62
Studienprotokoll

Zu folgenden Punkten des Studienprotokolls möchten wir Ihnen noch zusätzliche Hinweise geben:

 1. Projekttitel, Versionsnummer, Versionsdatum
 2. Zusammenfassung des Projekts (Abstract oder tabellarische Synopse)
 3. Verantwortlichkeiten
 4. Wissenschaftlicher Hintergrund
 5. Projektziele
 6. Zielgrößen
 7. Studienpopulation
 8. Methodik und Durchführung
 9. Nutzen-Risiko-Abwägung
 10. Biometrie
 11. Datenmanagement und Datenschutz
 12. Unterschriften: Studienleitung (Antragsteller/in)

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Projektziele und Zielgrößen

 Bestimmung von eindeutigen Endpunkten

  Klare Zuordnung der Endpunkte zu den positiven Versorgungseffekten.

  Endpunkte müssen den postulierten positiven Versorgungseffekten entsprechen.

  Müssen für positiven Versorgungseffekt konfirmatorisch getestet werden.

  Der Erhebungszeitpunkt muss eindeutig festgelegt werden (z. B. nach 12 Wochen).

  Messinstrumente sollten für den vorgesehenen Einsatz validiert sein (Auseinzelung von einzelnen Domänen von
   Messinstrumenten kritisch).

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Studienpopulation (1/2)

 Postulierte Indikationen in der Erprobungsstudie
 • Der Nachweis kann grundsätzlich für mehrere Indikationen zusammen gefasst werden.
 • Dies ist abhängig von einer plausiblen klinisch-wissenschaftlichen Begründung.
 • Ansonsten ist der Nachweis für die jeweilige Indikation gesondert zu führen.
 • Die DiGA kann nur im Kontext der im Rahmen der Studie erbrachten Nachweis verschrieben werden.
 Heterogenität der Studienpopulation
 • Um einen adäquaten Nachweis erbringen zu können, wird empfohlen die Heterogenität der
    eingeschlossenen Patientengruppe zu reduzieren.

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Studienpopulation (2/2)

 Sicherung der Diagnose
 • In der Regel muss die Diagnose ärztlich gesichert sein.
 • Auch Sicherung der Diagnose über entsprechende ärztliche Bescheinigungen möglich.
 • In bestimmten Fällen ist die Sicherung der Diagnose über strukturierte Interviews mit geschulten
    Interviewern möglich, z. B. Mini-International-Neuropsychiatric-Interview (MINI).
 Ein- und Ausschlusskriterien
 • Ein- und Ausschlusskriterien müssen eindeutig definiert sein.
 • Eine Änderung der Ein- und Ausschlusskriterien nach Abschluss der Erhebung ist unzulässig.
 • Eine Änderung der Ein- und Ausschlusskriterien während der Studie ist kritisch zu hinterfragen und nur
    unter bestimmten Voraussetzungen möglich (z. B. zusätzliche Sensitivitätsanalysen und ggf. Ausschluss der
    Population ohne die geänderten Ein-/Ausschlusskriterien).

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Methodik und Durchführung

 Erhebung der Endpunkte
 • Endpunkte müssen sowohl in der Interventionsgruppe als auch in der Kontrollgruppe gleich erhoben
    werden.
 • Meistens werden e-CRFs oder Fragebögen verwendet und versendet.
 • Wenn Endpunkt über die DiGA erhoben wird, ist ggf. „Sham-DiGA“ zur Erhebung notwendig.
 Definition der Kontrollgruppe
 • Kontrollgruppe muss der Versorgungsrealität im postulierten Versorgungskontext entsprechen.
 • Kontrollgruppe muss eindeutig im Studienprotokoll im Studienprotokoll beschrieben werden.
 • Wenn dieses Standard of Care ist, sollte Standard of Care genauer definiert und erläutert werden.
 Begleittherapien
 • Begleittherapien müssen zu Baseline und zum primären Erhebungszeitpunkt erhoben werden.
 • Zu diesen Zeitpunkten müssen auch die Veränderungen der Begleittherapien dokumentiert werden.

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Biometrie - Fallzahlberechnung

Was sind die Anforderungen an Power und Signifikanz?

  Begründete und nachvollziehbare Fallzahlberechnung i. d. R. anhand der minimalen (klinisch) relevanten
   Verbesserung oder eines begründeten zu erwartenden Effekts (größer als minimale (klinische) Relevanz)
   Reduzierter Effekt nach Ersetzen fehlender Werte (ITT-Analyse)

  Regulatorischer Standard: zweiseitiges Testen 5 %, einseitiges Testen 2,5 %, Power 80 % - 90 %.

  Vorschläge zur Verbesserung im Antragsverfahren; Korrekte Umsetzung Aufgabe des Antragsstellers

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Biometrie - Umgang mit (co-primären) Endpunkten

Wie geht man damit um, wenn man mehrere Endpunkte/pVE adressiert?

  Co-Primäre Endpunkte: Alle müssen erfolgreich sein, keine Adjustierung.

  (Co-)Primäre Endpunkte: Einer muss erfolgreich sein, Adjustierung.

  Primärer und sekundäre Endpunkte: Adjustierung, hierarchisches Vorgehen.
  • Ansonsten sekundäre Endpunkte nur explorativ bzw. als Unterstützung des primären Endpunkts.

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Biometrie - Umgang mit fehlenden Werten und Drop-outs

Was ist der Standard für das Ersetzen fehlender Werte?

Primär:
     Prinzip muss plausiblem Verlauf nach Abbruch entsprechen (z. B. Reference-based multiple imputation häufig
        plausibel oder konservativ)
     Erhebung der Endpunkte unabhängig von DiGA-Nutzung/Abbruch wichtig.

Sekundär:
     Weitere Annahmen und Verfahren sollten getestet werden (i. d. R. mindestens zwei Verfahren).
     Bewertung erfolgt anhand des Gesamtbildes.

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Rolle von Nicht-RCT im Verfahren

Was sind akzeptierte Verfahren, die in Nicht-RCTs zu einem konfirmatorischen Nachweis führen?

  Target Trial Emulation-Konzept kann für die Planung hilfreich sein.

  z. B. Propensity Score Matching, Inverse Probability of Treatment Weighting, g-methods, Kombination von Methoden.

  Wenn methodisch sauber durchgeführt, kann es eine Annäherung sein – Unsicherheiten bleiben bestehen
   (Präspezifizierung, Datenqualität, Drop-outs, Verzerrungen).

  Dies muss im Gesamtkonzept beurteilt werden.

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Bewertungsentscheidung

Wann liegt ein positiver Versorgungseffekt vor?

 Endergebnis muss (klinisch) relevant, patientenrelevant und statistisch signifikant sein.

Wie wird (klinische) Relevanz definiert/bewertet?
 Vorgaben durch Instrument, etablierte Minimal Clinically Important Difference (MCID)
   z. B. 15 % der Spannweite des Instruments
   Responder-Analysen i.d.R. als weitere Analysen (unterschiedliche Response-Kriterien können getestet werden)

 Wird in erster Linie auf der Originalskala bewertet

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Lessons learned

 • Sicherung der Diagnose i. d. R. über ärztliche Diagnosestellung oder entsprechende Dokumente bei der
   Rekrutierung.
 • Die Präspezifizierung der Studie muss eindeutig sein.
 • Eindeutige Beschreibung z. B. von primären Endpunkten, Erhebungszeitpunkten oder statistischen Analyse.
 • Ein- und Ausschlusskriterien sollten mit dem Antrag übereinstimmen. Es kann nur das postuliert werden, was
   auch in der Studie abgebildet war.
 • Jeder positive Versorgungseffekt braucht mindestens einen eigenen Endpunkt zwecks Nachweis. Eine klare
   Zuordnung von positiven Versorgungseffekten zu den Endpunkten ist notwendig (tabellarisch).
 • Incentives zur Studienteilnahme sollten grundsätzlich von der zuständigen Ethik-Kommission beurteilt werden.
   Die Incentives sollten nicht verzerrend sein. Eine Zahlung der Entschädigung zu Anfang der Studie wird daher als
   ideal angesehen.

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Studie zum Nachweis von positiven
Versorgungseffekten
Ihre Fragen

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Ist der Nachweis des Nutzens pro DiGA weiterhin immer individuell zu erbringen oder ist es hier eine Änderung denkbar,
um ähnlich der Methodenbewertung des G-BAs zu agieren, wo auf Basis von (Erprobungs-)Studien Schlussfolgerungen
auf alle Produkte einer Methode gezogen werden??“

• Der Nachweis der postulierten positiven Versorgungseffekte ist für die individuelle DiGA zu erbringen.
• Die Unterschiede der digitalen Anwendungen und der besondere Fokus auf die Interaktion mit Patientinnen und
  Patienten machen individuellen Nachweis erforderlich.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„SGB V § 139e (12) Satz 1 legt fest: "In das Verzeichnis nach Absatz 1 können auch digitale Gesundheitsanwendungen
aufgenommen werden, die durch die Träger der Rentenversicherung als Leistungen zur Teilhabe nach dem Sechsten
Buch erbracht werden. [...]" Wie ist der Nachweis des Erhalts der Erwerbsfähigkeit zu führen? Wie würde der Nachweis
aussehen? Muss Arbeitsfähigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit nachgewiesen werden? Wie würde beispielhaft ein
entsprechender klinischer Endpunkt aussehen?

• Bewertungsgrundlage für die Bewertung bilden die Angaben der DiGAV.
• Konkretisierungen sind seitens des Verordnungsgebers aktuell noch in Arbeit und befinden sich derzeit noch in
  Abstimmung.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Diagnostische DiGA: wie kann ein DiGAV-konformes Studiendesign für ein Medizinprodukt aussehen, welches z. B. in
einem Zeitraum von 30 Tagen 6 Messungen/Datenerhebungen erbringt?“

 • Diese Frage lässt sich leider so allgemein nicht beantworten. Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren:
   • Welche positiven Versorgungseffekte sollen hier gezeigt werden?
   • Welche Indikationen sollen betrachtet werden?

 • Bei Einsatz von diagnostischen Instrumenten im Rahmen einer DiGA ist darüber hinaus die Testgüte zu belegen.
 • Wenn es eine rein diagnostische Anwendung ist, wäre ggf. zu prüfen, ob es sich um eine DiGA handelt oder nicht
   um Praxisausstattung, da die Anwendung primär vom Leistungserbringenden genutzt wird.
 • Hier empfiehlt sich eine Beratung.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Darf man früher von der vorläufigen Aufnahme in die endgültige Aufnahme wechseln? Ist dies möglich und wie ist hier
das Vorgehen?“

• Gemäß § 139e Absatz 4 Satz 5 SGB V i. V. m. § 17 Absatz 2 Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV)
  hat der Hersteller dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) spätestens zum Ablauf des
  Erprobungszeitraums die in diesem Bescheid festgelegten Nachweise für positive Versorgungseffekte der erprobten
  DiGA auf elektronischem Wege vollständig vorzulegen.
• Grundsätzlich können die Erprobungsergebnisse auch zu einem früheren Zeitpunkt eingereicht werden. Bei
  Vorliegen des finalen Studienberichts und Abschluss der Studie sollten Hersteller diesen unmittelbar einreichen.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Einige Hersteller erhalten mit dem Bescheid zur vorläufigen Aufnahme Auflagen, die bei der Studienauswertung
berücksichtigt werden müssen. Muss in diesem Fall der Hersteller den SAP anpassen und diesen vor der Auswertung der
Studie erneut dem BfArM einreichen?“

• Die Dokumente müssen angepasst werden. Dies obliegt der Verantwortung des Herstellers.
• Eine erneute Vorlage beim BfArM vor Beginn der Studie ist nicht notwendig.
• Ggf. gibt es noch weitere Anpassungen, die durch die Ethik-Kommission verlangt werden. Hier ist auch keine
  weitere Vorlage notwendig.
• Finale Bewertung erfolgt mit Vorlage des Studienberichts durch das BfArM. Mit diesem sollte die letzte Version des
  Studienprotokolls eingereicht werden und die Änderungen nochmals beschrieben werden.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Die Studien zum Nachweis positiver Versorgungseffekte müssen in Deutschland durchgeführt werden, bzw. die
Gesundheitssysteme sowie Patient:innen müssen denen in Deutschland ähneln. Wäre die amerikanische
Diabetesbevölkerung sowie das amerikanische Gesundheitssystem in Bezug auf Diabetes laut BfArM mit dem Deutschen
vergleichbar?"

• § 10 Absatz 5 DIGAV sagt dazu folgendes: „Der Nachweis nach Absatz 1 und 2 muss anhand von Studien geführt
  werden, die im Inland durchgeführt wurden. Sofern Studien ganz oder teilweise in Staaten außerhalb des
  Geltungsbereiches des Fünften Buches Sozialgesetzbuch durchgeführt wurden, muss der Hersteller die
  Übertragbarkeit auf den deutschen Versorgungskontext belegen.“
• Hersteller muss wissenschaftlich fundiert aufzeigen, dass
  • die Versorgungsituation vergleichbar ist (z. B. Behandlungsleitlinien, Gesundheitssystem, Zugang zur
     Versorgung)
  • mögliche Unterschiede in Patientencharakteristika die Übertragbarkeit der Ergebnisse nicht beeinträchtigen.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Muss für die Erprobungsstudien bzw. RCT-Studien ein Höchstalter von 65 angegeben werden und für eine Zielgruppe
über 65 Jahren eine separate Studie durchgeführt werden, da es sich um eine vulnerable Gruppe handelt?“

• Aus methodischer Sicht ist das nicht notwendig.
• Wichtig wäre ggf. nur, dass die Altersgruppe ausreichend in der Studie vertreten ist, sodass dann entsprechende
  Rückschlüsse auf die postulierten positiven Versorgungseffekte geschlossen werden können (z. B. mit
  Stratifizierung oder Subgruppenanalyse).
• Ggf. weitere Abklärung mit der zuständigen Ethik-Kommission notwendig.

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Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Könnte die Rekrutierung virtuell laufen? Was sind die Schwierigkeiten dabei? Wäre es ausreichend, wenn die
Nutzenden den ICD-10 Code/ihre Diagnose an uns senden? Kann die Rekrutierung sowohl virtuell als auch vor Ort
ablaufen?“

• Grundsätzlich kann die Rekrutierung virtuell ablaufen.
• In der Regel muss die Diagnose ärztlich gesichert sein.
• Auch Sicherung der Diagnose über entsprechende ärztliche Bescheinigungen möglich.
• In bestimmten Fällen ist die Sicherung der Diagnose über strukturierte telefonische Interviews mit geschulten
  Interviewern möglich, z. B. Mini-International-Neuropsychiatric-Interview (MINI).
• Eine hybride Rekrutierung kann zu einer heterogenen Studienpopulation führen, was wiederum mit
  Herausforderungen im Nachweis der positiven Versorgungseffekte verbunden ist.

                                                                                    Evidenz bei DiGA – Anforderungen und Erfahrungen (Webinar) | BfArM | 22.03.2022 82
Fragen zum Nachweis positiver Versorgungseffekte

„Nutzen andere Hersteller validierte Fragebögen in-App? (Wenn nein, welche Daten werden dann in-App erhoben?
Werden diese den Patient*innen präsentiert?)“
„Ist die Datenerhebung für die Studie und die alltägliche Nutzung der App gleich, oder werden unterschiedliche App-
Versionen genutzt?“

• Grundsätzlich ist die Nutzung von validierten Fragebögen in der App möglich. Diese sollte als fester Bestandteil in
  das Behandlungskonzept der App integriert sein.
• In Bezug auf die Studie ist diese jedoch mit Herausforderungen verbunden:
  • Die Erhebung der Endpunkte muss gleich sein. Entsprechend würde das vorliegend eine „Sham-DiGA“ erfordern
     (App nur zur Endpunkterhebung).

• Bei der untersuchten App sollte es sich um das antragsgegenständlich Medizinprodukt handeln.

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