Integration der molekularen Allergie-diagnostik in den Alltag

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Integration der molekularen Allergie-diagnostik in den Alltag
DFP-Literatur: Allergenkomponenten

    Integration der
    molekularen Allergie­
    diagnostik in den Alltag

                 Die Komponentendiagnostik eröffnet viele neue Möglichkeiten. Die jahrzehntelange eher einfache
                 Allergiediagnostik wurde dadurch aber deutlich komplizierter.      Von Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl

                 ❙❙ Die Standarddiagnose von Typ-I-Allergien beruht auf      werden, was Vorteile bei der Indikation für die Allergen-
                 drei Säulen: Anamnese, Hauttest und In-vitro-Tests mit      spezifische Immuntherapie (AIT) bringt. Andererseits
                 Allergenextrakten. Allergenextrakte bestehen aus Mi-        bringt CRD auch Vorteile bei der Diagnostik von Nah-
                 schungen verschiedener Bestandteile, darunter zu einem      rungsmittelallergien, weil sie besser zwischen „gefährli-
                 Großteil Proteine. Manche dieser Proteine führen bei All-   chen“ und „ungefährlichen“ Allergenen unterscheiden
                 ergikern zur Bildung von gegen sie gerichteten IgE-Anti-    kann. Das erlaubt ein besseres Management bei der Ana-
                 körpern. Diese Einzelproteine werden als Allergenkom-       mnese anaphylaktischer Reaktionen.
                 ponenten bezeichnet. Diese Allergenkomponenten kön-         Wie jede neue Technologie ist die CRD jedoch noch nicht
                 nen für die Diagnostik rekombinant hergestellt oder aus     am Ende, und so kommen laufend neue Komponenten
                 Allergenextrakten hoch aufgereinigt werden. Dadurch         hinzu. Die Empfindlichkeit der CRD ist gegenüber kon-
                                                                                                                                         Foto: Eraxion/GettyImages

                 können individuelle Sensibilisierungsmuster mittels         ventioneller Diagnostik allerdings niedriger, weshalb CRD
                 Komponentendiagnostik („Component resolved diagno-          zum Ausschluss einer Allergie z.B. beim Screening nicht
                 sis“, CRD) sichtbar gemacht werden.                         ihre Stärken hat. Deshalb werden die traditionelle In-­
                 Einerseits können dadurch eine primäre Sensibilisierung     vitro-Diagnostik mit Extrakten weiterhin in Ergänzung zur
                 und sekundäre Kreuzsensibilisierungen unterschieden         CRD ihre Berechtigung haben.

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Integration der molekularen Allergie-diagnostik in den Alltag
Definitionen (siehe auch Abbildung 3)                                     Komplexe Allergenquellen wie Gräserpollen oder Latex bestehen aus
                                                                             zahlreichen Major- und Minorallergenen. Phl p 11 aus Gräserpollen ist
   Allergenkomponente: Allergenextrakte sind Mischungen aus verschie­        z.B. ein typisches Minorallergen. Auch Api m 10 aus der Biene ist ein
   denen Proteinen (Allergenkomponenten). Das spezifische IgE des            solches Beispiel. Patienten mit einer Sensibilisierung gegen dieses
   Patienten richtet sich meist nicht gegen alle, sondern nur gegen eine     Minor­allergen können aber die gleichen Beschwerden haben wie Pati­
   bis wenige Komponenten, was ein patientenspezifisches Muster ergibt.      enten, die gegen Majorallergene sensibilisiert sind.
   Majorallergen: Komponente in einer Allergenquelle, gegen die mehr         Panallergen: Allergene, die speziesübergreifend in vielen verschiedenen
   als 50 Prozent der allergischen Patienten sensibilisiert sind.            Allergenquellen vorkommen. Sie sind oft Ursache komplexer Kreuz­
   Es gibt Allergenquellen mit einem einzigen dominierenden Majoraller­      reaktionen im Haut- und Bluttest mit Extrakten.
   gen (z.B. Birkenpollen Bet v 1, Katze Fel d 1, Alternaria Alt a 1), bei   Es gibt Panallergene mit begrenzter klinischer Relevanz, wie Profilin
   denen das spezifische IgE bei fast allen Patienten gegen diese            oder Polcalcin, die irrelevante positive Hauttests auf Pflanzenpollen er­
   Komponente gerichtet ist. Die meisten Allergenquellen sind aber           klären können. Profilin kann als Nahrungsmittelallergen milde System­
   komplexer zusammengesetzt und enthalten mehrere Majorallergene            reaktionen wie Magenschmerzen und Übelkeit auf Melone, Tomate
   (z.B. Gräserpollen Phl p 1, 2, 5, & 6; Hausstaubmilbe Der p 1, 2, 11 &    oder Banane auslösen.
   23; Bienengift Api m 1).                                                  Parvalbumin (z.B. Gad c 1 aus dem Kabeljau) ist das Fisch-Hauptallergen
   Die für Österreich wichtigsten Majorallergene sind in Tabelle 2 auf­      und kommt in praktisch allen Knochenfischen vor. Tropomyosin ist ein
   gelistet.                                                                 Minorallergen in Hausstaubmilben (Der p 10), das auch in Garnelen
   Minorallergen: Allergenkomponente, die von weniger als 50 Prozent         (Pen a 1), Insekten und Weichtieren vorkommt; es ist für das Hausstaub­
   der allergischen Patienten erkannt wird.                                  milben-Shrimps-Kreuzreaktionssyndrom (Abbildung 2) verantwortlich.

Einführung
Ein Antigen ist eine Struktur, gegen die das Immunsystem          dann nicht mehr verändert, was manchmal zu einer unlo-
Antikörper bilden kann. Antigene, gegen die IgE-Antikör-          gischen Klassifikation der Allergenkomponenten führt.
per gebildet werden, nennt man Allergene. Bei den meis­           Die Klassifikation kann in frei zugänglichen Datenbanken
ten Typ-I-Allergenen handelt es sich um Proteine. Wenige          nachgeschlagen werden, z.B. den durch die Pathophysio-
Allergene sind die Ausnahme zu dieser Regel. Einerseits           logie der Medizinischen Universität Wien betriebenen
gibt es hier Glykoproteine, bei denen die Zuckerseitenket-        „Allfam“-Server (www.meduniwien.ac.at/allfam).
ten und nicht das Proteingerüst das Antigen darstellen.           Die Oberflächenstrukturen, die auf einem Antigen von An-
Das bekannteste Beispiel ist die mit verzögerten Anaphy-          tikörpern erkannt werden, wird als Epitop bezeichnet.
laxien auf Innereien/Fleisch assoziierte Alpha-Galactosi-
dase (im allergologischen Jargon kurz „α-Gal“). Andere
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                                                                                                                                             Abbildung 1
Typ-I-Allergene, die keine Proteine sind, sind Medika-                Lineare Epitope und Konformationsepitope
mente wie z.B. Penicillin oder Cephalosporin, die als klei-
ne Haptene erst nach Bindung an ein körpereigenes Pro-                Der Aufbau von Proteinen wird durch die Abfolge der Aminosäuren bedingt
tein (meistens humanes Serumalbulmin HSA) zum vollen                  (Primärstruktur). Fast alle Proteine falten sich und bilden dann Sekundär-
Allergen werden.                                                      (z.B. Betafaltblatt) und komplexere Tertiärstrukturen. Es können sich auch
Klassisch werden Allergene nach ihrer Quelle, z.B. Pflan-             mehrere gleichartige Proteine zu Oligomeren zusammenlagern und eine
zenpollen, Pilzsporen, oder nach der Art der Exposition,              Quartärstruktur ausbilden. Das Birkenpollenhauptallergen Bet v 1 liegt
z.B. Nahrungsmittelallergen, inhalatives Allergen, Insek-             z.B. normalerweise als Dimer vor. Auch weitere Modifikationen wie z.B.
tengiftallergen, unterschieden. Die kommerziell erhältli-             Glykosilierungen können das Protein strukturell weiter verändern.
chen Allergenlösungen für Hauttest sind wässrige Extrak-              Ein Epitop ist die Bindungsstelle des IgE-Antikörpers an das Allergen. Lineare
te aus natürlichen Allergenquellen, wie hochkonzentrier-              Epitope sind eine direkte Folge der Primärstruktur des Proteins. Sie sind meist
ter Pflanzenpollen, Pilzsporen, Speichelbestandteile, Se-             stabiler gegen Hitze- und Abbauvorgänge als Konformationsepitope, die durch
rum und Urin von Haustieren, Hausstaubmilbenkörper                    Sekundär- und Tertiärstruktur bedingt sind, und durch äußere Einwirkung
und -kot, Hymenopterengifte oder Nahrungsmittel. Diese                z.B. Hitze, Enzyme relativ leicht verändert werden können, sodass der
bestehen im Normalfall aus einer sehr großen Anzahl ver-              IgE-Antikörper nicht mehr binden kann.
schiedener Bestandteile, Kohlenhydrate, Fette und Pro­
teine, darunter auch einige Allergene. Eine IgE-Antwort
eines allergischen Patienten richtet sich aber im Normal-
fall nicht gegen die Gesamtheit dieser Bestandteile, son-
dern nur gegen einzelne oder wenige Allergenkompo-                                                                                       IgE-Antikörper
nenten in dieser Mischung (siehe auch Kasten). Dabei
handelt es sich in der Regel um definierte Moleküle mit
konstanter Größe und Struktur. Daher spricht man bei
der Komponentendiagnostik (CRD) auch von molekula-
rer Allergiediagnostik.
Allergenkomponenten werden nach ihrem taxonomi-
schem Namen benannt, wobei der Artname die ersten
drei Buchstaben, der Gattungsname den zweite Buchsta-
ben und die Nummer die Reihenfolge der Erstbeschrei-
bung nach dem Muster XXX Y N umfasst. Als Beispiel war
das erste beschriebene Autoallergen und Tumorantigen
                                                                              Lineares Epitop               Konformationsepitop
des Menschen Homo sapiens 1  Hom s 1. Die Numme-
rierung wird durch den Eintrag bei der „International Uni-
on of Immunological Societies (IUIS)“ festgelegt und wird

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Integration der molekularen Allergie-diagnostik in den Alltag
Grundsätzlich werden lineare Epitope, bei denen die                 ihre Kuhmilchallergie weiter bis in das Erwachsenenalter
                          Aminosäuresequenz (Primärstruktur des Proteins) aus-                    beibehalten. Derzeit wird dieses Wissen um Bedeutung
                                                                                                               3

                          schlaggebend ist, von Konformationsepitopen (z.B. Bet v 1               der Bindung der IgE-Epitope auf den Allergenen im Alltag
                          aus der Birke), für die die Faltung (Sekundärstruktur) des              (noch) nicht genutzt.
                          Proteins verantwortlich ist, unterschieden (Abbildung 1).               Wichtig für das Verständnis der Kreuzreaktivität von Anti-
                          Lineare Epitope sind im Gegensatz zu den Konformations-                 körpern ist, dass Antikörper Oberflächenstrukturen er-
                          epitopen meist sehr resistent gegen Zerstörung durch Er-                kennen und nicht die Abfolge der einzelnen Aminosäuren
                          hitzen oder Verdauungsprozesse. Eine Allergenkompo-                     (Primärstruktur) eines Proteins (Abbildung 2). Das heißt,
                          nente kann gleichzeitig lineare und Konformationsepitope                dass auch relativ wenig verwandte Aminosäuresequenzen
                          enthalten, ein Beispiel dafür ist das Hauptallergen aus der             aus weit entfernten biologischen Quellen ein sehr ähnli-
                          Kuhmilch Alpha-Lactalbumin (Bos d 4). Insbesondere bei
                                                                       2
                                                                                                  ches Epitop darstellen können, wenn die vom Antikörper
                          Milchallergenen konnte gezeigt werden, dass Patienten,                  „gesehene“ Oberfläche räumlich gleichartig gestaltet ist.
                          welche ihre Kuhmilchallergie in der Kindheit verlieren, auf             Diese räumlichen Strukturen sind auch die Basis, warum
                          dem Allergen weniger Epitope erkennen, als solche, die                  Allergenkomponenten aufgrund ihrer Form in Allergenfa-
                                                                                                  milien gruppiert werden (ein Beispiel für kreuzreaktive
                                                                                  Abbildung 2     pflanzliche Allergene zeigt die 1. Zeile von Abbildung 5).
      Kreuzreaktivität                                                                            Für Nicht-Allergologen ist verwirrend, dass diese Grup-
                                                                                                  pierung oft nicht in Zusammenhang mit der biologischen
      Kreuzreaktive IgE-Antikörper erkennen Oberflächenstrukturen und nicht die                   Verwandtschaft der Allergenquellen steht. Als Beispiel
      genaue Abfolge von Aminosäuren. Deshalb können diese auch an ähnlich                        enthält die EF-Hand-Superfamilie Proteine pflanzlichen
      aussehende Strukturen binden, die aus unterschiedlichen Aminosäuresequenzen                 (Polcalcin) sowie tierischen Ursprungs (das Fischallergen
      bestehen. Dieses Phänomen wird auch als „molecular mimicry“ bezeichnet.                     Parvalbumin; das Muskeleiweiß Tropomyosin aus Weich-
      Kreuzreaktivität kann im klinischen Alltag häufig beobachtet werden. In der                 tieren, Insekten und Meeresfrüchten). Diese Klassifikati-
      Abbildung wird z.B. das „orale Allergiesyndrom“ bei primärer, inhalativer Birken­           on macht auf den ersten Blick unlogische Kreuzreaktivitä-
      pollenallergie (Auslöser das PR-10-Protein Bet v 1) und sekundärer Nahrungs-                ten erklärbar: z.B. Tropomyosin als Kreuzreaktivität des
      mittelallergie (Kreuzreaktivität auf das PR-10-Protein aus Soja Gly m 4,                    inhalativen Allergens Tropomyosin (Der p 10) aus der
      Apfel Mal d 1 etc.) dargestellt.                                                            Hausstaubmilbe mit dem Lebensmittelallergen Tropo-
                                                                                                  myosin aus Schrimp (Pen m 1).
                                                                                                  Ein anderes sehr bekanntes Beispiel ist die PR-10-Familie,
                                                                           IgE-Antikörper         zu denen die Bet v 1-Homologen aus den inhalativen
                                                                                                  Pflanzenallergenen Birkenpollen (Bet v 1), Haselnusspol-
                                     Kreuzreaktivität
                                                                                                  len (Cor a 1) und den pflanzlichen Nahrungsmittelallerge-
                                                                           Allergen-              nen aus dem Apfel (Mal d 1), Pfirsich (Pru p 1), Soja (Gly
                                                                           komponente 1
                                                                           z.B. Bet v 1 (Birke)   m4), Kiwi (Act d 8 & 11), Tomate (Sola l 4) stammen.

                                                                                                  Molekulare Allergologie – praktische
                                                                           Allergen-
                                                                           komponente 2
                                                                                                  Konsequenzen
                                                                           z.B. Gly m 4 (Soja)    Für die Praxis lassen sich „einfache“ Allergenquellen mit
                                                                                                  einer einzigen dominierenden Komponente (z.B. Birken-
                                                                                                  pollen, Katze, Eschenpollen, Alternaria-Pilzsporen) und
                                                                                                  solche mit mehreren dominierenden Komponenten (z.B.
                                                                                                  Hausstaubmilbe, Gräserpollen, Latex, Hund, Erdnuss,
                                                                                                  Wespen- und Bienengift) unterscheiden.
                                                                                                  Man unterscheidet zwischen Major- und Minorallergenen
                                                                                      Tabelle 1   (Abbildung 3). In der Definition sind bei einem Major-
      Allergenfamilien                                                                            allergen mehr als 50 Prozent der gegen eine natürliche
                                                                                                  Allergenquelle allergischen Patienten sensibilisiert, bei
      Sensibilisierungen gegen diese Komponenten können Hinweise auf schwere                      einem Minorallergen weniger als 50 Prozent.
      Reaktionen auf pflanzliche Nahrungsmittel geben. Die Allergenfamilien sind nach             Man darf sich durch den Namen „Minor“ nicht täuschen
      ihrer räumlichen Struktur und nicht nach den biologischen Verwandtschafts-                  lassen, für den einzelnen Patienten ist die Sensibilisierung
      verhältnissen klassifiziert, z.B. Cupine (vom lateinischen cupa = das Fass).                relevant, aber es betrifft in der Gesamtzahl der Patienten
                                                                                                  eben nur die Minorität von weniger als 50 Prozent. Häufig
                                                   Lipid Transfer
        2S Albumine              Cupine                                      Gliadin              kommen Sensibilisierungen gegen Minorallergene bei
                                                      Proteine
                                                                                                  den sehr komplexen Allergenen Gräserpollen- (z.B. Phl p
      Ara h 2   Erdnuss    Ara h 1   Erdnuss    Pru p 3    Pfirsich   Tri a 19 Weizen             11) oder Hausstaubmilbenallergie (z.B. Der p 5, 7, 21 etc.) 4

                Para­                                      Wal­                                   vor (vergleiche Abbildung 3).
      Ber e 1              Ara h 3   Erdnuss    Jug r 3
                nuss                                       nuss                                   Das hat praktische Konsequenzen. Von nahezu allen rele-
                Wal­                                       Hasel­                                 vanten Allergieauslösern kennt man die Majorallergene,
      Jug r 1              Jug r 2   Walnuss    Cor a 8                                           die spezifisch für diese Allergenquelle sind und manchmal
                nuss                                       nuss
                                                                                                  auch als „Markerallergene“ bezeichnet werden. Einerseits
                                     Hasel­
      Ana o 3 Cashew Cor a 9                    Ara h 9    Erdnuss                                ist eine Sensibilisierung gegen diese Majorallergene vor al-
                                     nuss
                                                                                                  lem für die Indikationsstellung zur Allergenspezifischen
      Ara h 6   Erdnuss                         Tri a 14   Weizen                                 Immuntherapie (AIT) interessant (Abbildung 4). Im Nor-
                                                                                                  malfall sind die kommerziell verfügbaren Allergen­extrakte

10   de rma                                                                                                                                         CC 4/17
Integration der molekularen Allergie-diagnostik in den Alltag
nämlich auf die Majorallergene (Tabelle 2) geeicht. Das                                                                                           Abbildung 3
 heißt in der Praxis, dass sich der Allergologe darauf verlas-
                                                                    Major- und Minorallergene
 sen kann, dass im kommerziell erhältlichen Impfstoff für
 die AIT genügend für den Patienten relevantes Allergen vor-        Das Konzept von Major-, Minor- und Panallergenkomponenten wird anhand
 handen ist, um eine gute Wirksamkeit zu ermöglichen.               der zwei wichtigen inhalativen Allergene Gräserpollen und Hausstaub
 Eine weitere Konsequenz ist, dass für Minorallergene oft           veranschaulicht.
 nicht einmal ausreichend kommerziell verfügbare, vali-
 dierte In-vitro-Tests zur Verfügung stehen. Dies erklärt die            Graspollenallergen                 Majorallergen-         Hausstaubmilbenallergen
 häufig zu beobachtende Diskrepanz: positive Anamnese                                                       komponente
                                                                                                            (von >50% der
 und Hauttests mit Extrakt auf Hausstaubmilbe und negative                                                  Allergiker erkannt)
 In-vitro-Tests auf die kommerziell verfügbaren Allergen-
 komponenten Der p 1/2/10/23 (siehe auch Abbildung 3).                                                      Minorallergen-
 Ein dritter Begriff in der molekularen Allergologie ist der                                                komponente
                                                                                                            (von
Integration der molekularen Allergie-diagnostik in den Alltag
Tabelle 2   tise der Ärztin/des Arztes ausschlaggebend ist, sind Ex-
                                                                                           perten beim Hauttest und In-vitro-Test auf die Qualität
      Allergenkomponenten in Aeroallergenen und
                                                                                           Dritter, d.h. die Qualität kommerzieller Anbieter, angewie-
      Insektengiften und Indikation zur AIT                                                sen. Einzige Ausnahme sind die Tests mit Patienten-eige-
      AIT=Allergenspezifische Immuntherapie                                                nen Materialien (z.B. Prick-to-Prick-Tests mit frischen
                                                                                           Lebensmitteln). Für die Hauttests werden im Allgemeinen
                                                       Major- und Markerallergen           dieselben Extrakte eingesetzt, die man auch für die AIT
      Gruppe               Arten
                                                       als Indikation zur AIT              verwendet. Diese Allergene sind bei namhaften Herstel-
      Buchenartige         Birke, Erle, Hasel, Buche,                                      lern auf die Majorallergene standardisiert (Tabelle 2).
                                                      Bet v 1, Betula verrucosa            Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein Allergen-
      (Fagales)            Hainbuche, Eiche, Walnuss
                                                                                           hersteller auch zwei hochaufgereinigte Allergenkompo-
      Ölbaumgewächse       Esche, Olive, Flieder,
                                                       Ole e 1, Olea europea               nenten für den Hauttest im Programm hat (ALK-Abelló,
      (Oleaceae)           Forsythie, Liguster
                                                                                           Profillin aus der Dattelpalme und LTP aus dem Pfirsich).
      Unkräuter
                           Beifuß                      Art v 1, Artemisia vulgaris         Aufgrund der Einfachheit von Skin-Prick-Tests sei der Le-
      (Asteraceae)
                                                                                           ser ermutigt, diese Tests anzuwenden.
                                                       Amb a 1,
                           Ragweed
                                                       Ambrosia artemisifolia
                                                                                           Integration der Komponentendiagnostik in den klini-
                           Wiesenlieschgras,                                               schen Alltag. Aus dem Bisherigen geht hervor, dass die
                           Rispengras, Roggenpollen,                                       Bedeutung der In-vitro-Test in den letzten Jahren stark
                                                       Phl p 1 & 5,
      Gräser (Poaceae)     Weizenpollen,
                                                       Phleum pratense                     zugenommen hat. Bis noch vor wenigen Jahren basierte
                           Hundszahngras und alle
                           anderen Gräser                                                  die In-vitro-Diagnostik so wie die Hauttestung ausschließ-
      Schimmelpilze        Alternaria                  Alt a 1, Alternaria alternata
                                                                                           lich auf Gesamtextrakten. Insofern brachten diese In-vi-
                                                                                           tro-Tests nicht wesentlich mehr Informationen als die In-
                                                       Api m 1, Apis mellifera             vivo-Hauttests mit Extrakten.
                                                       (es fehlen noch Komponen­
                                                       ten, und deshalb sollte zum         Hinsichtlich der erkannten Allergene weisen Patienten
      Insektengifte        Honigbiene                                                      individuelle Sensibilisierungsmuster auf, d.h., verschie-
                                                       Ausschluss zusätzlich noch
      (Hymenopteren)                                   mit Bienengift-Extrakt              dene Patienten können in der gleichen Allergenquelle mit
                                                       getestet werden)                    ganz unterschiedlichen Komponenten reagieren. Diese
                           Kurzkopfwespen              Ves v 1 & 5, Vespula vulgaris       kann gleichzeitig, Major-, Minor- und/oder Panallergene
                                                                                           enthalten. Interessanterweise sind diese Muster im einzel-
                                                                                           nen Patienten über viele Jahre sehr stabil.
                               diagnostische Werkzeug bleibt. Eine möglichst große
                         Erfahrung des betreuenden Experten ist der wichtigste             Vorteile einer Komponentendiagnostik. Die CRD ver-
                         Faktor für eine sensitive und spezifische Anamnese.               wendet also statt Gesamtextrakten definierte Einzelmole-
                         Die klassischen „W“-Fragen sind auch in der Diagnose              küle. Diese wurden entweder durch aufwändige Auf-
                         allergischer Erkrankungen essenziell:                             schlussverfahren aus der natürlichen Allergenquelle her-
                         •	Welches Symptom? (z.B. „Pruritus und Tränen der Au-            ausgereinigt (meist durch den Buchstaben „n“ als Affix für
                            gen“; „Ekzem der Beugen“ oder „Ekzem perioral nach             natürliche Allergenquelle: z.B. nCyn d 1 als Gruppe 1-All-
                            einer Mahlzeit mit Hühnerei“; „Niesreiz und Rhinor-            ergen aus dem Bermudagras) oder in unterschiedlichen
                            rhoe“; „blockierte Nase“; „dauernde Anosmie und Feh-           Expressionssystemen (meist Escherichia coli, Insektenzel-
                            len des Geschmacksinns“; „Hustenreiz“; „Urtikaria und          len oder Hefezellen) als sogenannte rekombinante Prote-
                            Brechdurchfall nach dem Besuch des Fischlokals“,               ine hergestellt mit dem Affix „r“ für z.B. rApi m1 für das
                            „Atemnot und Asthmaanfall“, „Zungenschwellung“,                Hauptallergen aus der Honigbiene.
                            „Schockreaktion mit Bewusstseinsverlust“)                      In der Praxis kann die Komponentendiagnostik entweder
                         •	Wann? (z.B. „im Frühling“ oder „das ganze Jahr“, „nicht        mit Einzelmessungen (viele Hersteller) oder mit Allergen
                            im Urlaub“, „nachts“, „unmittelbar nach der Einleitung         Micro-Arrays (ISAC®, ThermoFisher, Uppsala; oder vom
                            der Narkose“)                                                  neuen Hersteller MAD-X®, Macro Array Diagnostics, Wien)
                         •	Wo? (z.B. „am Arbeitsplatz, an dem es eine Klimaanlage         durchgeführt werden. Man spricht hier auch von „Single-
                            gibt“, „immer im Pferdestall“, „im Bett“)                      plex“- versus „Multiplex“-Verfahren. Bei den Einzeltests
                         •	Wie heftig? (z.B. „stört mich kaum“, „ich kann mich nur        werden IgE-Antikörper gegen eine einzelne Allergenkom-
                            schwer konzentrieren“, „ich bin immer müde“, „ich hatte        ponente gemessen, bei den Multiplexverfahren gleichzei-
                            Todesangst“)                                                   tig gegen eine Vielzahl von Allergenen. Beide sind tech-
                         •	Welcher vermutete Auslöser? („Fisch“, „die Pollen im           nisch gesehen fast gleichwertig. Dem betreuenden Arzt
                                                                                                                             6

                            Frühling“, „der Mehlstaub in der Arbeit“, „die Wespe“,         muss aber bewusst sein, dass der Beratungsaufwand für
                            „der Hund vom Nachbarn, aber nicht mein eigener                den einzelnen Patienten beim Einsatz von Multiplex-Test-
                            Hund“)                                                         verfahren beträchtlich sein kann.
                         •	Wer ist sonst noch betroffen? („die Eltern sind beide Ato-
                            piker“, „die Schwester“)                                       Nahrungsmittelallergie – verbesserte Diagnose durch die
                         Als zweiter Schritt folgt meist der Hauttest. Mit ihm kann        Komponentendiagnostik. Die Komponentendiagnostik
                         die Arbeitshypothese rasch überprüft werden, z.B.: „Ich           hat besonders bei der Abklärung von Pollenallergien und
                         glaube an eine Allergie auf Gräserpollen, da die Patientin        Insektengiftallergien sowie bei der Latexallergie erhebliche
                         von Mai bis Ende Juni unter Rhinitis und Bronchitis leidet,       Verbesserungen gebracht. Eine weitere wichtige Indikati-
                         die sich auf Antihistaminika bessern.“ Während für die            on für die Komponentendiagnostik ist die Nahrungsmit-
                         Qualität der Aussage einer Anamnese lediglich die Exper-          telallergie auf Nüsse und Speicherfrüchte (Tabelle 1).

12   de rma                                                                                                                                  CC 4/17
Viele pflanzliche Nahrungsmittel enthalten mehrere ver-               ben sollte und in diesem Artikel nicht weiter ausgeführt
schiedene Allergenkomponenten. So enthält beispiels-                  werden.
weise die Erdnuss neben einem wenig resistenten Aller-                Eine einzelne Allergenkomponente kann nicht die gesam-
gen (Ara h 8), welches mit Birkenpollen kreuzreagiert,                te genetische Variationen der Population einer Allergen-
auch mehrere stabile Speicherproteine (Ara h 1–3), die                quelle (z.B. Birkenbäume in Nordeuropa sind hochaller-
schwere anaphylaktische Reaktionen auslösen und mit                   gen und in Nordamerika nicht) darstellen und stellen da-
anderen Nussallergenen, Soja und anderen Hülsenfrüch-                 her meistens einen Kompromiss dar. Meistens ist die
ten wie Erbsen und Linsen kreuzreagieren können. Ara h                Kreuzreaktivität ausreichend, um dieses angemessen ab-
9, ein Lipid-Transfer-Protein, wiederum weist eine inter-             zufedern. An einigen Allergenkomponenten fehlen Se-
mediäre Stabilität auf und kann mit zahlreichen Obst-                 kundärmodikfikationen wie Glykosilierungen, was die
und Gemüsearten kreuzreagieren. Durch die Verwen-                     schlechtere Empfindlichkeit mancher Allergenkompo-
dung von Komponenten anstelle von Extrakten kann                      nenten gegenüber natürlicher Allergenquellen erklärt,
unterschieden werden, welche Art von Erdnussallergie                  z.B. Amb a 1 aus dem Ragweed.
ein Patient hat und welches Anaphylaxierisiko für ihn be-             Generell ist wie bei allen Tests die Qualität der Ausgangs-
steht (Abbildung 5).                                                  materialien entscheidend für die Sensitivität und Spezifi-
Bei Reaktionen auf Speicherfrüchte wie Erdnüsse und                   tät. Diese Qualitätsunterschiede und -schwankungen sind
Baumnüsse sind die meisten relevanten Komponenten                     abhängig von der Charge und machen sich besonders bei
identifiziert (Tabelle 1). Bei einer Sensibilisierung gegen           Multiplex-Testsystemen bemerkbar. Das ist leider für den
diese Komponenten ist die Verordnung eines Notfallsets                Anwender im Einzelnen nicht erkennbar.
mit Adrenalin-Pen zu erwägen.                                         Generell gesprochen sind bei Personen mit sehr niedri-
                                                                      gem Gesamt-IgE-Spiegel die Empfindlichkeit aller Kom-
Grenzen der Komponentendiagnostik. Bei aller Euphorie                 ponenten basierten Testsysteme unzureichend und die
über die Komponentendiagnostik sei erwähnt, dass noch                 Empfindlichkeit der Extrakte besser. Dies ist besonders
lange nicht alle notwendigen Allergenkomponenten kom-                 beim Versuch des Ausschlusses einer Allergie beim Scree-
merziell verfügbar sind und viele Allergenquellen noch lü­            ning nach Allergien bei Nicht-Atopikern mit niedrigem
ckenhaft mit validierten, kommerziellen Testsystemen aus-             Gesamt-IgE-Spiegel zu beachten.
gestattet sind (z.B. Weizen-, Hausstaubmilben-, Schimmel-             Aus den oben genannten Gründen ist ein Allergiescree-
pilzallergien abseits von Alternaria). In anderen Bereichen,          ning mittels Komponentendiagnostik unzureichend, und
wie Allergie auf Milch und Ei, lässt die CRD derzeit nur be-          die In-vitro-Diagnostik mit Allergenextrakten wird wahr-
grenzte klinische Schlüsse zu, weshalb diese bei diesen All-          scheinlich noch länger im klinischen Alltag ihren Stellen-
ergenen zurzeit dem Allergiespezialisten vorbehalten blei-            wert behalten. Andere Beschränkungen sind höhere

                                                                                                                            Abbildung 5
   Daumenregel für die Risikoabschätzung für anaphylaktische Reaktionen
   abhängig von der Allergenfamilie
   In der ersten Zeile ist die Allergenfamilie angeführt, in der zweiten Zeile das primäre inhalative Allergen, in den Zeile drei bis
   fünf dann die Nahrungsmittelallergene.
   Achtung, es gibt immer individuelle Abweichungen. Gly m 4 aus Soja ist ein potentes Nahrungsmittelallergen, auch wenn es
   ein PR-10-Protein ist, und es gibt auch Fälle von asymptomatischer Sensibilisierung auf das Erdnuss-Hauptallergen Ara h 2.
   Bei den Lipid-Transfer-Proteinen (LTP) sind Kreuzreaktionen ausgeprägt, und es ist ein typisches Allergen, bei dem Co-Fakto­
   ren wie gleichzeitige Anstrengung, Infektion, Alkoholgenuss eine wichtige Rolle spielen. Die Beratung des Patienten bei die­
   sem Allergen ist im klinischen Alltag oft sehr herausfordernd.

                                                                                                                2S Albumine &
   Allergenfamilie       Profilin              PR 10                 LTP & Gliadin         EF-Hand-Familie      Cupine
                                               Bet v 1, Birke                              Der p 10
   Inhalative            Bet v 2, Birke                              Art v 3,
                                               Cor a 1, Haselnuss                          (Tropomyosin),
   Allergene             Hev b 8, Latex                              Beifußpollen
                                               Aln g 1, Erle                               Hausstaubmilbe
                                                                                           Pen m 1
                                                                                                                Ara h 1/2/3/6,
                         Cuc m 2, Melone       Pru p 1, Pfirsich     Pru p 3, Pfirsich     (Tropomyosin),
                                                                                                                Erdnuss
                                                                                           Tiger-Schrimp
                                                                                        Gad c 1
   Nahrungsmittel­                                                                                              Cor a 14,
   allergene             Ara h 5, Erdnuss      Ara h 8, Erdnuss      Cor a 9, Haselnuss (Parvalbumin),
                                                                                                                Haselnuss
                                                                                        Kabeljau
                                                                     Tri a 14 (LTP),       Thu a 1
                         Mus a 1, Banane       Gly m 4, Soja         Tri a 19 (Gliadin),   (Parvalbumin),       Gly m 5/6, Soja
                                                                     Weizen                Thunfisch

4/17 CC                                                                                                                                   d e r ma 13
Kosten und höheres Expertenwissen für die richtige          Zusammenfassend eröffnete die CRD viele neue Möglich-
                           Anwendung dieser wertvollen Technologie. Auch im Be-             keiten. Die jahrzehntelange eher einfache Allergiediagnos­
                           reich der IgE-vermittelten Reaktionen auf Medikamente            tik wurde dadurch aber deutlich komplizierter. Für den
                           hilft uns die Komponentendiagnostik zurzeit überhaupt            klinischen Alltag ist man durch Anwendung der in Tabelle
                           nicht weiter (und ist auch derzeit nicht einmal Gegen-           2 gelisteten Komponenten für die gängigsten Standardsi-
                           stand von Forschungsprojekten).                                  tuationen gut gerüstet. Die Allergie Community wartet
                           Wie schon einleitend erwähnt kann eine noch so ausge-            mittlerweile gespannt auf die nächsten verfügbaren Kom-
                           klügelte In-vitro-Diagnostik den entscheidenden Schritt          ponenten. Allergenkomponenten sind also ein sehr wert-
                           nicht klären: Ob es sich bei der gefundenen IgE-Reaktivität      volles Werkzeug in den Händen des Fachkundigen, aber
                           bei einem Patienten um eine klinisch manifeste Allergie          eine Gefahr für Verwirrung beim Unkundigen.             ❙
                           oder um eine klinisch irrelevante Sensibilisierung han-
                           delt, muss immer der die Anamnese führende, klinisch             1	Kollmann D, Nagl B, Ebner C, Emminger W, Wöhrl S, Kitzmüller C et
                           tätige Arzt nach dem Vorliegen der Testergebnisse beur-             al., Allergy 2017; 72(2):266–73
                           teilen. Man hüte sich vor denen, die versprechen, aus dem        2	Chatchatee P, Jarvinen KM, Bardina L, Vila L, Beyer K, Sampson HA.,
                           Blute alles herauslesen zu können!                                  Clin Exp Allergy 2001; 31(8):1256–62
                                                                                            3	Wang J, Lin J, Bardina L, Goldis M, Nowak-Węgrzyn A, Shreffler WG
                           Schlussfolgerung und Ausblick                                       et al., J Allergy Clin Immunol 2010; 125(3):695–702.e6
                           Einige schwierige Situationen hat die Komponentendia-            4	Banerjee S, Resch Y, Chen K-W, Swoboda I, Focke-Tejkl M, Blatt K et
                           gnostik gelöst. Als Beispiel war bisher die klinische Rele-         al., J Invest Dermatol 2015, 135(1):102–9
                           vanz eines positiven Erdnuss-Pricktests bei gleichzeitiger       5	Schmid-Grendelmeier P: Rekombinante Allergene – Routinediagnos­
                           Birkenpollenallergie unklar. Erdnuss enthält ebenfalls ein          tik oder Wissenschaft? Der Hautarzt 2010; 61(11):946–53
                           Bet v 1-homologes Allergen: Ara h 8. Es konnte gezeigt           6	Huss-Marp J, Gutermuth J, Schäffner I, Darsow U, Pfab F, Brockow K
                           werden, dass in nördlichen Ländern, in denen es Birken              et al., Allergo J Int 2015; 24:46–53
                           gibt, ca. die Hälfte der positiven Hauttests auf Erdnuss auf     7	Asarnoj A, Moverare R, Ostblom E, Poorafshar M, Lilja G, Hedlin G et
                           eine Ara h 8-Sensibilisierung zurückzuführen sind (siehe            al., Allergy 2010; 65(9):1189–95
                           auch Abbildung 5). Außerdem enthält Erdnuss auch ein             8	Schrautzer C, Bokanovic D, Hemmer W, Lang R, Hawranek T, Schwarz
                           Profilin: Ara h 5. Auch dieses kann klinisch irrelevante po-        I et al., J Allergy Clin Immunol 2016; 137(5):1603–5
                           sitive Hauttests bei Pollenallergikern hervorrufen. Somit
                           können knapp 50 Prozent der positiven Pricktests auf Erd-                               Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl
                           nuss auch ohne Provokationstestung als für den Patienten                                Allergiezentrum Floridsdorf,
                           harmlos eingestuft werden. Ein Notfallset mit Adrenalin-
                                                         7
                                                                                                                   E-Mail: woehrl@faz.at
                           Pen ist in diesen Fällen nicht erforderlich.                                            Web: www.faz.at
                           Vorausschauend werden immer wieder neue Allergenkom-
                           ponenten zu erwarten sein. Wie viele davon die Diagnostik                                ffenlegung: Advisory Board und
                                                                                                                   O
                           verbessern und relevant sein werden, bleibt abzuwarten.                                 Vortragshonorar für ThermoFisher Scientic
                           Eine mögliche Entwicklungsrichtung wäre eine „Kompo-
                           nentdiagnostik 2.0“ in Form einer Epitop-basierten Dia-          Ärztlicher Fortbildungsanbieter: Österreichische Akademie für

                                                                                                                                                                      Foto: Barbara Krobath
                           gnostik. Als Beispiel gibt es bereits Untersuchungen über        Dermatologische Fortbildung (OEADF)
                           Auswachsen bzw. Beibehalten einer kindlichen Kuh-
                           milchallergie abhängig von der Zahl der erkannten Epito-         Lecture Board:
                           pe auf den Kuhmilchallergenkomponenten.         3
                                                                                            Dr. Nadine Mothes-Luksch, Assoc.-Prof. Dr. Gunter Sturm, MD, PhD

     DFP-Literaturstudium im CliniCum derma
     So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie           Teilnahmebestätigung per E-Mail! Ihre Teilnahmebestätigung ist
     im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice-Fragen. Eine         auf www.meindfp.at unter „Meine Statistik“ downloadbar, wenn Sie ein
     Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen       Fortbildungskonto haben und den Test online gemacht haben. So Sie per
     Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Beantwor-       Post, Fax oder E-Mail mitgemacht haben, wird Ihnen die Bestätigung per
     tung ist erforderlich, dass Sie vier der sechs Fragen richtig beantworten.   E-Mail zugeschickt. Für den Bearbeitungszeitraum von zirka acht Wo-
     Zwei DFP-Punkte werden bei positiver Beantwortung angerechnet.               chen ab Einsendeschluss bitten wir um Verständnis, da Ihre Antworten
     Einsendung: Schicken Sie diese Seite bitte per Fax (01/546 00-50 634)        erst in den Computer eingegeben werden müssen.
     oder Post an: Redaktion CliniCum derma, Grünbergstraße 15/Stg. 1, 1120       Die richtigen Lösungen werden nach Einsendeschluss auf Wunsch
     Wien bzw. per E-Mail an dfp@medizin-medien.at.                               per E-Mail zugesandt. Zusendungen per Post können Sie unter Angabe
     Gültig bis: 12/2020                                                          Ihres Namens, des DFP-Themas und der jeweiligen Ausgabe bei dfp@
     Einsendeschluss: 1. Februar 2018 (für Fax, Post, E-Mail)                     medizin-medien.at anfordern.
     Internet: Dieser Artikel steht ab sofort auch ONLINE auf der Verlags-
     plattform über den Link http://medonline.at/2017/dermadfp04 zur
     Verfügung.

14    de rma                                                                                                                                           CC 4/17

       Allergenkomponenten                                                                                                                                                        CliniCum derma 4/17
       (Die Anzahl der richtigen Antworten ist in Klammer angegeben!)

       1.	Was ist eine Allergenkomponente?                                          (3 Richtige)                     b)	Heuschnupfen und mildes Asthma im Herbst, Hauttest
           a) Im Normalfall ein Protein�������������������������������������������������������������                     positiv auf Birke/Hasel/Erle, Gräser/Roggenpollen,
           b) Im Normalfall ein Kohlenhydrat �������������������������������������������������                           Ragweed; Komponentendiagnostik Bet v 1 negativ,
           c) Im Normalfall ein Lipid�����������������������������������������������������������������                   Bet v 2 positiv, Phl p 1/5 negativ, Amb a 1 positiv���������������������
           d)	Ein Einzelbestandteil aus einem wässrigen Allergenextrakt,                                              c)	Heuschnupfen und mildes Asthma im Frühling, Hauttest
               der im Zuge der Herstellung hoch aufgereinigt wird���������������                                         positiv auf Birke/Hasel/Erle, negativ auf Gräser/Roggen-
           e)	Rekombinant in Expressionssystemen aus Escherichia coli,
                                                                                                                           pollen, Ragweed; Komponentendiagnostik Bet v 1 positiv,
               Hefe oder Insektenzellen hergestellt �����������������������������������������
                                                                                                                           Bet v 2 negativ, Phl p 1/5 negativ, Amb a 1 negativ�������������������
       2.	Wie nennen Sie Allergenkomponenten, die in vielen auch                                                      d)	Heuschnupfen und mildes Asthma im Herbst, Hauttest
           entfernt verwandten Spezies vorkommen?                                             (1 Richtige)                negativ auf Birke/Hasel/Erle, Gräser/Roggenpollen, Ragweed;
           a) Minorallergen ���������������������������������������������������������������������������������            Komponentendiagnostik Bet v 1 negativ, Bet v 2 negativ,
           b) Majorallergen ���������������������������������������������������������������������������������            Phl p 1/5 negativ, Amb a 1 negativ�����������������������������������������������
           c) Markerallergen �������������������������������������������������������������������������������
           d) Panallergen �������������������������������������������������������������������������������������   5.	Wie heißt die Allergenfamilie, zu der die Allergenkomponenten
           e) Kreuzallergen�����������������������������������������������������������������������������������        Bet v 1 (Birkenpollen), Cor a 1 (Haselnusspollen),

                                                                                                                                                                                                                                          Mit der Teilnahme akzeptieren Sie die AGB sowie die Datenschutzbestimmungen der Medizin Medien Austria. Die AGB und Datenschutzbestimmungen finden Sie auf www.medonline.at. DVR-Nr.: 4007613
                                                                                                                        Ara h 8 (Erdnuss) und Gly m 4 (Sojabohne) gehören?
       3. Kreuzreaktivität bezeichnet …                                     (2 Richtige)                                                                                                                       (1 Richtige)
          a)	… das immunologische Phänomen, dass sich IgG und IgE                                                      a) Profilin ���������������������������������������������������������������������������������������������
              um dieselbe Bindungsstelle (Epitop) am Allergen drängen                                                   b) Lipid Transfer Proteine (LTP)���������������������������������������������������������
              und IgG das IgE verdrängen kann.�����������������������������������������������                         c) Cupine ���������������������������������������������������������������������������������������������
          b)	… die Eigenschaft, dass Antikörper an räumlich ähnliche
                                                                                                                        d) PR 10 Proteine���������������������������������������������������������������������������������
              Allergene aus verschiedenen Quellen binden können.�������������
                                                                                                                        e) Polcalcin�������������������������������������������������������������������������������������������
          c)	… die Tatsache, dass IgE zunächst an Bet v 1 und dann auch
              an Cor a 1 aus der Haselnuss binden kann.���������������������������������
                                                                                                                    6. E in Patient mit der Anamnese einer schweren Anaphylaxie
          d)	… eine Kreuzung aus den Allergenen der Birke und der
                                                                                                                        fünf Minuten nach einem Stich eines unbekannten Insekts am
              Haselnuss zu einem neuen Neo-Allergen�����������������������������������
                                                                                                                        Rücken im Juli, positiven Hauttests auf Biene und Wespe, IgE
                                                                                                                        positiv auf Biene und Wespe Extrakt, Tryptase-Werte normal
       4.	Sie denken an eine Allergenspezifische Immuntherapie mit
          Birkenpollen bei einem Patienten mit folgender Befund­                                                        und folgender Komponentendiagnostik Ves v 1 & 5 negativ,
          konstellation:                                           (1 Richtige)                                        Api m 1 positiv braucht welche Immuntherapie? (1 Richtige)
          a)	Heuschnupfen und mildes Asthma im Frühling, Hauttest                                                    a) Nur Wespengift�������������������������������������������������������������������������������
              positiv auf Birke/Hasel/Erle, Gräser/Roggenpollen, negativ                                              b) Nur Bienengift���������������������������������������������������������������������������������
              auf Ragweed; Komponentendiagnostik Bet v 1 negativ,                                                     c) Doppelimmuntherapie mit Bienen und Wespengift�����������������
              Bet v 2 positiv, Phl p 1/5 negativ, Amb a 1 negativ�������������������                                d) Gar keine Immuntherapie�������������������������������������������������������������

                                                                                                                    Anzahl der richtig beantworteten Fragen:

                                                                                                                     Bitte gut leserlich ausfüllen:
       Ich habe kein DFP-Fortbildungskonto.
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                                                                                                                     PLZ/Ort                                                     Telefon

       Ich möchte meine Teilnahmebestätigung per Post
                                                                                                                    Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin
       erhalten.                                                                                                      Facharzt/Fachärztin für
         (Bitte geben Sie rechts Ihre Anschrift an.)                                                                  Ich besitze ein gültiges DFP-Diplom
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      
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                                                                                                                                                                                                            sehr              gar nicht
                                                                                                                     Beurteilung der Fortbildungsarbeit:                                                     1     2     3     4      5

                                                                                                                     Beinhaltet die Arbeit für Sie neue Erkenntnisse?
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16   de rma                                                                                                                                                                                                                CC 4/17
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