Ökonomie & Praxis Medikamente Fakten Kosten Trends - KÄRNTEN - Österreichische ...

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Ökonomie
                              & Praxis
                              Medikamente • Fakten • Kosten • Trends

                                                              KÄRNTEN
                                                                4. Ausgabe
                                                                    2021

Insulintherapie bei       Antibiotika in der   PPI bei oralen
Diabetes mellitus Typ 2   Schwangerschaft      Tumortherapeutika

                                                    www.gesundheitskasse.at
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2   04 _2021

Neue Leitlinie zu
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Alle Unterlagen zu Prävention und Behandlung
                    Koronare Herzkrankheiten, Hypertonie und periphere
                    Verschlusskrankheiten sind die häufigsten Todesursachen in
                    Österreich. Von Fachexpertinnen und -experten wurde eine
                    neue Leitlinie erstellt, die eine Orientierung für die
                    Behandlung dieser Krankheiten gibt. Eine Patienten-
                    broschüre informiert über Präventionsmöglichkeiten und
                    den Umgang mit der Erkrankung.
AKTUELLES           Unter www.arzneiundvernunft.at/DE/Thema/KHK+
                    Hypertonie+und+periphere+Verschlusskrankheit.aspx
                    finden Sie alle erstellten Unterlagen:
                    ●   die Leitlinie
                    ●   den Link zum e-Learning
                    ●   den Qualitätssicherungsbericht
                    ●   die Patientenbroschüre

                    Die Initiative „Arznei & Vernunft“ ist ein gemeinsames Projekt vom Dachverband
                    der Sozialversicherungsträger, der Österreichischen Ärztekammer, der Österreichi-
                    schen Apothekerkammer und der Pharmig. Unter www.arzneiundvernunft.at sind
                    auch die erstellten Leitlinien der letzten Jahre abrufbar:

                    ●   Antiinfektiva – Behandlung von Infektionen
                    ●   Osteoporose
                    ●   Antikoagulantien
                    ●   und weitere
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04 _2021   3

Inhalt                                                 Editorial
    Neue Leitlinie zu                                  Sehr geehrte Frau Doktorin,
    Herz-Kreislauf-Erkrankungen                   2   sehr geehrter Herr Doktor,
    Editorial                                     3
                                                       die Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 hat in den vergan-
    Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2   4
                                                       genen Jahren große Fortschritte gemacht. Während orale
                                                       Antidiabetika und GLP-1-Rezeptor-Agonisten durch die
    Auffällige Spitzen bei der Insulintherapie    7
                                                       Personalisierung der Therapie an Bedeutung gewinnen,
                                                       bleibt der Insulintherapie nach wie vor ein großer Stellen-
    Antibiotika in der Schwangerschaft            8
                                                       wert erhalten. Unsere Titelgeschichte verschafft einen
                                                       Überblick über Indikationen und Therapieformen und bringt
    Evaluierung des CRP-Schnelltests9
                                                       praktische Tipps zur Initiierung und Titration. Der Artikel
                                                       bietet überdies die Möglichkeit, Punkte für das Diplom-
    PPI bei oralen Tumortherapeutika11
                                                       Fortbildungs-Programm zu erwerben.

                                                       Eine Auswertung der Versorgung mit Insulinen weist auf
                                                       ein nicht unbeträchtliches Problem hin: Ein Teil der Patien-
                                                       tinnen und Patienten bezieht die Präparate in Mengen, die
                                                       weit über die übliche Dosierung hinausgehen.

                                                       Mit der Gabe von Antibiotika in der Schwangerschaft
                                                       befasst sich ein weiterer Artikel. Dass dabei eine sorgfältige
                                                       Abwägung von Nutzen und Risiko erfolgen muss, liegt auf
                                                       der Hand. Dazu kommt natürlich eine ausführliche
                                                       Aufklärung der Patientinnen.

                                                       Zur raschen Unterscheidung von viralen und
                                                       bakteriellen Infektionen der Atemwege gibt es als
                                                       abrechenbare Leistung der ÖGK einen CRP-Schnelltest.
                                                       Wir berichten über eine Evaluierung des Einsatzes dieses
                                                       diagnostischen Tests.

                                                       Auf ungewollte Arzneimittelinteraktionen im Zusammen-
                                                       hang mit der Einnahme von Protonenpumpenhemmern
                                                       weisen wir in unserem Bericht hin. Die Anhebung des
Impressum                                              pH-Wertes im Magen kann die Aufnahme von Tumor-
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion:              therapeutika beeinträchtigen.
Österreichische Gesundheitskasse
Haidingergasse 1, 1030 Wien
www.gesundheitskasse.at/impressum                      Wir informieren auch über eine neue Leitlinie für die
                                                       Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und wie Sie
Hersteller: Satz- und Druckteam, 9020 Klagenfurt       sich die entsprechenden Unterlagen besorgen können.
Fotos: Shutterstock.
Satz- und Druckfehler vorbehalten.
                                                       Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre, schöne
                                                       Feiertage und ein glückliches Jahr 2022.

                                                                                                Das Redaktionsteam
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4   04_2021

Insulintherapie bei
Diabetes mellitus Typ 2
Ein Überblick über Indikationen und Therapieformen
Die Personalisierung der Diabetestherapie rückt orale
Antidiabetika und GLP-1-Rezeptor-Agonisten in den
Vordergrund. Trotz der vielen Therapieoptionen hat die
Insulintherapie aber nach wie vor einen großen Stellenwert
in der Diabetestherapie. Im Folgenden werden
Therapieindikationen und -formen zusammengefasst und
praktische Tipps zur Initiierung und Titration gegeben.

Neben der Behandlung von akuten hy-         ßer bei Zeichen eines Insulinmangels –       U300 < Insulin glargin U100/Insulin
perglykämischen Entgleisungen ist eine      die erste injizierbare Therapie allerdings   detemir < NPH-Insulin; Standards of
Insulintherapie weiterhin bei Nicht-Er-     keine Insulintherapie, sondern eine          Medical Care in Diabetes, ADA – 2020,
reichen der Zielwerte in der Schwan-        GLP-1-Rezeptor-Agonisten-Therapie            Diab Care).
gerschaft (nüchtern und postprandiale       darstellen      sollte  (ADA-Guidelines
1-h-Werte), im perioperativen Setting       2020). Das bedeutet, dass der Beginn         Sollte nach entsprechender Dosisan-
ebenso wie bei akuten interkurrenten        einer Insulintherapie meist ergänzend        passung trotz zufriedenstellendem
Erkrankungen, die mit hyperglykämi-         zu oraler und GLP-1-Rezeptor-Agonis-         Nüchternblutzuckerwert der HbA1c-
schen Werten einhergehen, indiziert.        ten-Therapie empfohlen wird.                 Wert nicht im Zielbereich liegen, ist der
Das bedeutet, dass bei einem Großteil                                                    Beginn einer zusätzlichen prandialen
der stationär behandelten Patientinnen      Formen der Insulintherapie –                 Insulintherapie indiziert. Alternativ kann
und Patienten sinnvollerweise auf eine      was für wen?                                 auch eine Umstellung auf ein Misch-
Insulintherapie zurückgegriffen wird,                                                    insulin angedacht werden. Für die Gabe
einerseits aufgrund der guten Steuer-       Eine basal unterstützte Insulinthera-        eines prandialen Insulins (Insulin aspart,
barkeit, andererseits auch aufgrund der     pie eignet sich für einen Großteil der       Insulin lispro, Insulin glulisin) zusätzlich
meist vorhandenen Kontraindikation          betroffenen Menschen mit Diabetes            zur Insulintherapie spricht die zeitliche
gegenüber oralen Antidiabetika in der       mellitus Typ 2 gut als erste Form ei-        Flexibilität, das heißt, die Patientin oder
Akutsituation (sick day pills: Metformin,   ner Insulintherapie. Dabei wird meist        der Patient injiziert die Insulindosis zur
SGLT2-Inhibitoren).                         abends eine fixe Dosis an Basalinsulin       kohlenhydratreichsten Mahlzeit am
                                            verabreicht, um durch Hemmung des            Tag, begonnen wird meist mit einer Do-
Eine klare Indikation besteht auch bei      hepatischen Glukose-Outputs eine             sis von 4 IE. Bei Nicht-Erreichen ist eine
klinischen Zeichen eines chronischen        Verbesserung der Nüchternglukose             Steigerung der Injektionshäufigkeit bis
Insulinmangels, gekennzeichnet unter        zu erreichen. Aufgrund der aktuellen         zu dreimal täglich zu den Hauptmahl-
anderem durch Hyperglykämie, ver-           Refundierungssituation in Österreich         zeiten möglich.
bunden mit Gewichtsabnahme und              bedeutet dies meist den Beginn mit
Leistungsabfall. Der weitaus häufigste      einem NPH-Insulin (z. B. 10 IE/Tag           Eine Mischinsulintherapie kann bei
Grund für eine Insulintherapie ist aber     oder 0,1 – 0,2 U/kg Körpergewicht/d –        sehr regelmäßigem Lebensablauf
ein Therapieversagen unter Mehr-            ÖDG-Leitlinien 2019). Bei nächtlichen        sinnvoll sein, bei zweimal täglich ver-
fachtherapie (orale Antidiabetika +         Hypoglykämien sollte unverzüglich            abreichtem Insulin (meist 2/3 der Ta-
GLP-1-Rezeptor-Agonisten).        Sofern    eine Dosisreduktion um 4 IE oder 10          gesdosis morgens, 1/3 abends) wird
unter einer Dreifachtherapie (in Einzel-    bis 20 % der Insulindosis erfolgen, zu-      sowohl ein kohlenhydrathältiges Früh-
fällen auch Vierfachtherapie) keine Ziel-   dem sollte die Umstellung auf ein lang-      stück als auch eine Kohlenhydratzu-
werterreichung möglich ist, sollte eine     wirksames Insulinanalogon angedacht          fuhr zum Abendessen vorausgesetzt.
Insulintherapie – meist in Form einer ba-   werden, für die eine verminderte Rate
sal-unterstützten Therapie – angedacht      an nächtlichen Hypoglykämien ge-             Die funktionelle Insulintherapie stellt
werden (ÖDG-Leitlinien 2020). Die ak-       zeigt werden konnte (Hypoglykämie-           weiterhin den Goldstandard dar, sie
tuellen Leitlinien sehen vor, dass – au-    risiko: Insulin degludec/Insulin glargin     besteht einerseits aus einer Basalinsu-
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lintherapie, zudem wird zu kohlenhyd-        unverzüglich eine Dosisreduktion um          prandialen oder Mischinsulins sollte die
rathältigen Mahlzeiten ein prandiales        4 IE erfolgen. Bei Verwendung von            Sulfonylharnstofftherapie    abgesetzt
Insulin verabreicht. Die Dosis rich-         langwirksamen Insulinanaloga ist beim        werden. Eine kombinierte Pioglitazon-
tet sich nach dem Ausmaß der Koh-            Therapieansprechen die Halbwertszeit         und Insulintherapie wiederum kann zu
lenhydratzufuhr, dieses Schema setzt         in Betracht zu ziehen, das heißt, für        einer deutlichen Gewichtszunahme
daher Kenntnis über Broteinheiten/           die sehr lang wirksamen Insulinana-          führen, zudem besteht eine Kontrain-
Kohlenhydratberechnung voraus. Eine          loga (Insulin degludec, Insulin glargin      dikation bei klinischen Zeichen einer
seltene, aber dennoch mögliche The-          U300) ist der Effekt auf den Nüchtern-       Herzinsuffizienz. In Einzelfällen kann
rapiealternative auch bei DM-2-Pati-         blutzucker häufig erst nach drei Tagen       jedoch bei sehr ausgeprägter Insulin-
entinnen und -Patienten ist die Insu-        voll erfassbar.                              resistenz und hoher Insulintagesdosis
linpumpentherapie.                                                                        eine Pioglitazontherapie unter entspre-
                                             Für die Titration von prandialem Insulin     chend engmaschiger klinischer Kon-
Titration                                    (kurzwirksame Insulinanaloga) soll der       trolle sinnvoll sein. DPP-IV-Hemmer
                                             postprandiale Wert herangezogen wer-         können prinzipiell bei Insulintherapie
Die Titration kann sowohl durch die          den, der optimalerweise < 180 mg/dl          fortgeführt werden, wobei die Wirk-
Patientinnen und Patienten als auch          liegt.                                       samkeit bei Gabe von prandialem In-
durch die behandelnden Ärztin-                                                            sulin oder Mischinsulinen aufgrund des
nen und Ärzte erfolgen. Die Dosis            Sinnvolle Kombi-Therapien                    Wirkmechanismus (Steigerung der glu-
des abendlichen Basalinsulins oder           mit Insulin                                  koseabhängigen Insulinsekretion) ein-
langwirksamen Insulinanalogons ori-                                                       geschränkt sein kann.
entiert sich am Nüchternblutzucker           Metformin und SGLT2-Inhibitoren kön-
(optimal < 80 – 110 mg/dl, akzeptabel        nen – sofern keine Kontraindikation oder     Insulintherapie in
bis < 130 mg/dl). Tägliche Titrationen       Unverträglichkeit besteht – bei allen For-   besonderen Situationen
sind nicht sinnvoll, vor allem bei Selbst-   men der Insulintherapie beibehalten
titration durch die Patientin oder den       werden. Ähnliches gilt auch beson-           Längere Nüchternphasen
Patienten haben sich wöchentliche Ti-        ders für langwirksame GLP-1-Rezep-           Bei längeren Nüchternphasen, z. B. bei
trationen als sinnvoll erwiesen. Sollte      tor-Agonisten (Liraglutid, Semaglutid,       geplanten Interventionen, kann eine
der Nüchternblutzucker durchgehend           Exenatid LAR, Dulaglutid). Vorsicht ist      Basalinsulintherapie in gewohnter Dosis
(z. B. an den letzten drei Tagen) ober-      bei der Gabe von Sulfonylharnstoffen         beibehalten werden. Sollte eine Hypo-
halb des Zielbereiches liegen, kann          geboten, da die Kombination mit Insu-        glykämieneigung bestehen, wäre eine
eine leichte Dosissteigerung erfolgen        lin zu einem erhöhten Hypoglykämie-          leichte Dosisreduktion zu erwägen. Die
(z. B. 2 IE), bei Hypoglykämie sollte        risiko führt. Spätestens bei Gabe eines      prandiale Insulingabe soll für die Dauer
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                                                            Basalinsulin
                                             (meist in Kombination mit Metformin oder
                                                weiterer antidiabetischer Substanz)

                                                                   
                                        • Beginn: 10 U/Tag oder 0,1 – 0,2 U/kg KG/Tag
                                        • Dosisanpassung: 10 – 15 % oder 2 – 4 U unter
                                          Bezugnahme auf die Nüchternblutzuckerwerte
                                        • Hypoglykämien: Ursache evaluieren,
                                          Dosisreduktion um 4 U bzw. um 10 – 20 %
          Kurzwirksames                                                                             Mischinsulin 2 x täglich
        Insulin prandial zur                    Falls keine Zielwerterreichung oder
                                                                                                        (konventionelle
          Hauptmahlzeit                       Basalinsulindosis über 0,5 U/kg KG/Tag:                   Insulintherapie)
                                                   Erweiterung der Insulintherapie
                                              (prandiales Insulin oder GLP-1-Analogon)

                                                                                                             
       • Beginn: 4 U bzw. 0,1 U/kg KG bzw. 10 % der                      • Beginn: Tagesdosisaufteilung 2/3 morgens und
          Basalinsulindosis                                                 1/3 abends
       • Dosisanpassung: 1 – 2 U bzw. 10–15 % bis                        • Dosisanpassung: 10–15 % bis Blutzuckerzielwerte
         Blutzuckerzielwerte erreicht                                      erreicht
       • Hypoglykämien: Ursache evaluieren,                              • Hypoglykämien: Ursache evaluieren,
         Dosisreduktion um 2 – 4 U bzw. um 10 – 20 %                       Dosisreduktion um 2 – 4 U bzw. um 10 – 20 %

                                                                                                             
                  Falls keine Zielwerterreichung:                                    Falls keine Zielwerterreichung:
             Erweiterung Basis-Bolus-Insulinregime/                            Erweiterung Basis-Bolus-Insulinregime/
                   funktionelle Insulintherapie                                      funktionelle Insulintherapie

                                        • Beginn: 4 U bzw. 0,1 U/kg KG bzw. 10 % der
                                          Basalinsulindosis
                                    

                                                                                                 

                                        • Hypoglykämien: Ursache evaluieren,
                                          Dosisreduktion um 2–4 U bzw. um 10–20 %

Abb. 1: Insulin-Algorithmus (ÖDG-Leitlinien 2019)

der Nüchternphase pausiert werden.             korrigiert werden. Die Korrektur soll-
Bei Mischinsulintherapie kann bei län-         te allerdings frühestens drei Stunden
gerer Nüchternphase eine Umstellung            nach der letzten prandialen Insulinga-
auf eine NPH-Insulintherapie erwogen           be erfolgen, um das Risiko für Hypo-
werden, dabei wird die Dosis des bis-          glykämien zu minimieren.
herigen NPH-Insulinanteils des Misch-                                                        Dieser Artikel bietet Ihnen die Mög-
insulins weitergeführt.                                                                      lichkeit zum Erwerb von Punkten für
                                                                                             das Diplom-Fortbildungs-Programm
Interkurrente Erkrankungen                     Autorin:                                      der Österreichischen Ärztekammer. Sie
                                               Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Kaser             haben auf www.meindfp.at die Mög-
Bei fieberhaften Infekten kommt es
                                               Medizinische Universität Innsbruck,           lichkeit, den Artikel zu lesen und die
meist zu einem erhöhten Insulinbedarf          Innere Medizin 1                              zugehörigen Testfragen online zu be-
aufgrund von steigender Insulinresis-                                                        antworten. Bei richtiger Beantwortung
tenz, entsprechend kann eine Steige-           Wissenschaftliche Leitung:                    wird Ihnen der DFP-Punkt automatisch
rung der Insulindosis notwendig sein.          Prim. Dr. Reinhold Pongratz, MBA              auf Ihr ÖÄK-Online-Fortbildungskonto
                                               Österreichische Gesundheitskasse              gutgeschrieben.
Den Patientinnen und Patienten wird
                                               Landesstelle Steiermark
zu häufigeren Blutzuckermessungen
geraten, gegebenenfalls sollte mittels         Lecture Board:
kurz wirksamem Insulinanalogon der             Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Harald Sourij
Blutzuckerwert bei Hyperglykämie               Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher
Ökonomie & Praxis Medikamente Fakten Kosten Trends - KÄRNTEN - Österreichische ...
04_2021   7

Hohe Verordnungsmengen
bei der Insulintherapie
Daten der Realversorgung bei Diabetes mellitus Typ 2

Die Analyse der Realversorgung mit Insulin bei Patientinnen
und Patienten mit Diabetes mellitus (DM) Typ 2 hat ein unerwartetes
Ergebnis zutage gefördert: Offensichtlich werden Insuline in be-
trächtlicher Menge gehortet oder weggeworfen.

Datengrundlage dieser Analyse sind Ab-                                                            Ergebnisse Analyse Realversorgung
rechnungsdaten der ÖGK. Typ-2-Dia-
betikerinnen und -Diabetiker wurden       ATC-Code und A10AB:          A10AC:      A10AD:                                                      A10AE:
über eine Therapie mit einem Antidia-     Insulintyp   schnell wirkend intermediär lang wirkend                                                lang wirkend
                                          		 wirkend                               kombiniert mit
betikum exklusive Insulin (ATC-Code       			                                      schnell wirkend
A10B) im Zeitraum 2018 bis 2020 defi-
                                          Personen                                           19.972                13.877         20.839       25.169
niert. Von dieser Kohorte hatten 57.617
Patientinnen und Patienten im Jahr        Abb. 1: Anzahl versorgter Personen nach Insulintyp.
2020 eine Insulintherapie, welche ana-
lysiert wurde.

20.402 Personen haben den Insulintyp                                                        Verteilung der Insulinmengen pro Behandlungstag
innerhalb des Jahres gewechselt oder
kombiniert. Von allen 57.617 Patien-                                              320
tinnen und Patienten mit einer Insulin-
                                                                                  280
                                           Einheiten Insulin pro Behandlungstag

therapie haben 163 bis zu 10 Einheiten
(E) pro Behandlungstag erhalten, 5.199                                            240
über 10 bis zu 20 E, 17.850 über 20 bis
zu 40 E, 29.684 über 40 bis zu 100 E                                              200
und 4.720 über 100 E. Nicht berück-                                               160
sichtigt werden konnte dabei ein fakul-
tativer Verwurf oder das mögliche Hor-                                            120
ten von Insulinpackungen.
                                                                                   80

                                                                                   40

             Fazit                                                                      0     10.000      20.000       30.000     40.000   50.000   60.000
                                                                                                      Anzahl der Personen (kumuliert)

  4.720 Personen (8,2 %) bekamen
  Insulinmengen verordnet, die weit
  über den üblichen Dosierungen lie-      Abb. 2: Theoretische Tagesdosen verordneter Insulinmengen.
  gen. Die Verordnungen sollten sich
  stets am tatsächlichen Bedarf der
  Patientinnen und Patienten orien-
  tieren, unverhältnismäßige Bevor-
  ratungen sollten nicht unterstützt
  werden.
8   04_2021

Antibiotikatherapie
in der Schwangerschaft
Aufklärung und sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung

Wenn während der Schwangerschaft eine Infektion auftritt und eine
antibiotische Therapie verordnet wird, ist die werdende Mutter häufig
verunsichert. Generell gilt: Jede antibiotische Therapie in der Schwangerschaft
bedarf einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung. Eine unbehandelte
bakterielle Infektion ist für das ungeborene Kind jedoch häufig riskanter als ein
unzureichend untersuchtes Antibiotikum. Aus diesem Grund ist eine
ausführliche Aufklärung der Schwangeren über die Notwendigkeit sowie die
potenziellen Risiken der Antibiotikatherapie unverzichtbar.

Bakterielle Infektionen in der Schwan-     oder ohne Beta-Lactamase-Inhibito-         Je nach Wirkstoff und je nachdem, zu
gerschaft können nicht nur die wer-        ren) und Cephalosporine. Sie sind so-      welchem Zeitpunkt der Schwanger-
dende Mutter gefährden, sondern auch       wohl in der Schwangerschaft als auch in    schaft ein Antibiotikum eingenommen
den Verlauf der Schwangerschaft kom-       der Stillzeit Mittel der ersten Wahl bei   wird, kann es unterschiedliche Folgen
plizieren. Es kann im schlimmsten Fall     der Behandlung bakterieller Infektio-      auf das Ungeborene haben. Im ers-
zu vorzeitigen Wehen und/oder vorzei-      nen. Als Alternative, beispielsweise bei   ten Trimenon der Schwangerschaft ist
tigem Blasensprung mit Spontanabort        Allergie oder Resistenzen, stehen Ma-      wegen der Organogenese besondere
oder Frühgeburt kommen. Bestimmte          krolide zur Verfügung. Für Fosfomycin      Vorsicht geboten: In dieser Zeit können
Erreger, wie beispielsweise B-Strep-       liegen ebenfalls keine Hinweise auf em-    Teratogene zu schweren angeborenen
tokokken, können das Kind direkt           bryotoxische oder teratogene Effekte       Fehlbildungen und bleibenden Organ-
schädigen. Aus diesem Grund müssen         bei oraler Einnahme vor.                   schäden führen. Aber auch später kön-
bakterielle Infektionen – nach strenger                                               nen Antibiotika Schäden verursachen,
Indikationsstellung – auch während der     Bei schweren, lebensbedrohlichen           etwa an Knochen, Knorpel und/oder
Schwangerschaft adäquat behandelt          Infektionen – insbesondere mit Prob-       Zähnen (z. B. Fluorchinolone oder Tet-
werden. Bestimmte asymptomatische          lemkeimen – kann eine Therapie mit in      razykline). Bei einigen Substanzen, wie
Infektionen, z. B. mit Chlamydien, soll-   der Schwangerschaft weniger erprob-        beispielsweise Aminoglykosiden, kön-
ten ebenfalls therapiert werden.           ten Wirkstoffen erforderlich werden.       nen Hörschäden auftreten.
                                           In diesen Fällen überwiegt jedoch der      Das     Internetportal    EMBRYOTOX
Die am besten untersuchten Antibioti-      therapeutische Nutzen das potenzielle      (www.embryotox.de) des Pharmako-
ka für Schwangere sind Penicilline (mit    Risiko für das ungeborene Kind.            vigilanz- und Beratungszentrums für
                                                                                      Embryonaltoxikologie der Charité-Uni-
                                                                                      versitätsmedizin Berlin bietet umfas-
                                                                                      sende Informationen bezüglich des
                                                                                      Risikopotenzials von Arzneimitteln in
                                                                                      Schwangerschaft und Stillzeit und ist
                                                                                      somit ein hilfreiches Tool für den klini-
                                                                                      schen Alltag.

                                                                                      Quellen:
                                                                                      ●●   Austria Codex, Fachinformation
                                                                                           (Stand 11/2021)
                                                                                      ●    Embryotox (www.embryotox.de), Pharmako-
                                                                                           vigilanz- und Beratungszentrum für Em-
                                                                                           bryonaltoxikologie der Charité-Universitäts-
                                                                                           medizin Berlin. Letzter Abruf am 03.11.2021
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                                                                                           Letzter Abruf am 03.11.2021
04_2021   9

Evaluierung
des CRP-Schnelltests
Verbesserung der Versorgungsqualität

Infektionen der Atemwege sind vor allem in der kalten Jahreszeit
eine häufige Ursache für einen Arztbesuch. Die Mehrzahl dieser
Infektionen ist viral bedingt und eine Antibiotikatherapie daher
nicht sinnvoll. Zur sofortigen Unterscheidung zwischen viraler und
bakterieller Infektion steht der Ärztin bzw. dem Arzt in mehreren
definierten Fachgruppen ein CRP-Schnelltest als abrechenbare
Kassenleistung zur Verfügung.

Während die Sinnhaftigkeit des Einsat-
zes eines CRP-Schnelltests in der medi-
zinisch wissenschaftlichen Literatur gut
dokumentiert ist [1–4], sind nur wenige
Daten zum Einsatz des CRP-Schnelltests
im österreichischen Gesundheitssystem
verfügbar. Aus den Abrechnungsdaten
der ÖGK wurde dessen Einsatz bei den
Vertragspartnerinnen und -partnern im
Burgenland (B), in der Steiermark (Stmk)
und in Oberösterreich (OÖ) evaluiert, wo
der Test bereits seit Jahren in der Routi-
neversorgung verfügbar ist.

Evaluierungskonzept

Analysiert wurden die Abrechnungsda-
ten des ersten Quartals 2020, um einer-
seits die Pandemieeffekte zu minimie-
ren und andererseits die „Grippesaison“
zu inkludieren. Berücksichtigt wurden        ferenzialdiagnose und wesentlich selte-        tum bei 85 % der Betroffenen am glei-
die Abrechnungsdaten aller Vertrags-         ner zur Therapiekontrolle eingesetzt. Bei      chen Tag wie der CRP-Schnelltest, bei
ärztinnen und -ärzte mit einem kurati-       einer Antibiotikatherapie innerhalb von        weiteren 6 % am Folgetag und bei den
ven Vertrag der ÖGK im Burgenland, in        fünf Tagen nach der Testdurchführung           restlichen 9 % am Tag zwei bis fünf nach
der Steiermark oder in Oberösterreich.       wurde angenommen, dass das CRP-Test-           Testdurchführung.
                                             ergebnis auf eine bakterielle Infektion
Ergebnisse                                   hinwies. Bei 15.581 Patientinnen und Pa-       Der Einsatz des CRP-Schnelltests führ-
                                             tienten erfolgte eine Antibiotikaverord-       te daher nur bei jeder vierten Patientin
Für insgesamt 62.034 Patientinnen            nung nach der Testdurchführung (siehe          bzw. jedem vierten Patienten zu einer
und Patienten (B 12.702, Stmk 39.177,        Abb. 1). Dabei lag das Rezepteinlöseda-        Antibiotikaverordnung.
OÖ 10.155) wurden 73.743 Schnelltests
(B 14.872, Stmk 46.989, OÖ 11.882) ab-       Personen mit CRP-Schnelltest             Personen mit anschließender Antibiotikatherapie
gerechnet. Da bei 86 % der Patientinnen                                                   absolut                 relativ
und Patienten nur eine einzige Test-                     62.034                            15.581                 25,1 %
durchführung abgerechnet wurde, wird
der CRP-Schnelltest vor allem zur Dif-       Abb. 1: Ergebnisse der CRP-Evaluation.
10   04_2021

Gesundheitsökonomische                     Quellen:
Evaluation und Diskussion                  [1]    Aabenhus R, Jensen J-US, Jørgensen KJ,
                                                  Hróbjartsson A und Bjerrum L. Biomarkers as
                                                  point-of-care tests to guide prescription of
Der Aufwand der ÖGK für 73.743 ab-                antibiotics in patients with acute respiratory
                                                  infections in primary care. Cochrane Database
gerechnete CRP-Schnelltests und die               Syst Rev 2014;(11):CD010130.
konsekutiv verordneten Antibiotika be-     [2]    Verbakel JY, Lee JJ, Goyder C et al. Impact of
                                                  point-of-care C reactive protein in ambulatory
trug 394.054 Euro - 234.693 Euro für              care: a systematic review and meta-analysis.
die Testdurchführung und 159.361 Euro             BMJ Open 2019;9:e025036.
                                           [3]    O‘Brien K, Glöckner Lund Jordan K et al.
für die Antibiotikaverordnungen. Auf
                                                  C-reactive protein point-of-care testing
Grundlage publizierter Daten [5–10]               (CRP POCT) to guide antibiotic prescribing
wäre zu erwarten, dass ohne Durchfüh-             in primary care settings for acute respiratory
                                                  tract infections (RTIs). Rapid assessment on
rung eines CRP-Schnelltests zwischen              other health technologies using the HTA Core
46 % und 78 % der Patientinnen und                Model for Rapid Relative Effectiveness Assess-
                                                  ment. EUnetHTA Project ID: OTCA012, 2019.
Patienten ein Antibiotikum erhalten. Bei   [4]    Lemiengre MB, Verbakel JY, Colman R et al.
gleicher Präparateauswahl wären da-               Point-of-care CRP matters: normal CRP levels
                                                  reduce immediate antibiotic prescribing for
durch für die 62.034 Personen Kosten
                                                  acutely ill children in primary care: a cluster
von bis zu 494.000 Euro entstanden.               randomized controlled trial. Scand J Prim
                                                  Health Care 2018;36:423–36.
                                           [5]    Andreeva E und Melbye H. Usefulness of
Die Kosten des Einsatzes des                      C-reactive protein testing in acute cough/re-
CRP-Schnelltests werden durch den                 spiratory tract infection: an open cluster-ran-
                                                  domized clinical trial with C-reactive protein
verringerten Antibiotika-Einsatz in etwa          testing in the intervention group. BMC Fam
kompensiert. Außerdem ist von einer               Pract 2014;15:80.
                                           [6]    Bjerrum L, Gahrn-Hansen B und Munck AP.
Verbesserung der Versorgungsqualität
                                                  C-reactive protein measurement in general
auszugehen. Antibiotika werden geziel-            practice may lead to lower antibiotic prescri-
ter jenen Patientinnen und Patienten              bing for sinusitis. Br J Gen Pract 2004;54:659–
                                                  62.
verordnet, die eine bakterielle Atem-      [7]    Cals JWL, Butler CC, Hopstaken RM, Hood
wegsinfektion haben. Ein nicht mess-              K und Dinant G-J. Effect of point of care
                                                  testing for C reactive protein and training in
barer Zusatznutzen besteht durch die              communication skills on antibiotic use in lower
treffsicherere   Antibiotikaverordnung            respiratory tract infections: cluster randomised
                                                  trial. BMJ 2009;338:b1374.
in Hinblick auf mögliche Folgekosten
                                           [8]    Cals JWL, Schot MJC, Jong SAM de, Dinant
aufgrund von Resistenzentwicklungen               G-J und Hopstaken RM. Point-of-care C-reac-
und Neben- und Wechselwirkungen.                  tive protein testing and antibiotic prescribing
                                                  for respiratory tract infections: a randomized
Ein weiterer Benefit liegt bei der anti-          controlled trial. Ann Fam Med 2010;8:124–33.
biotischen Behandlung von bakteriellen     [9]    Diederichsen HZ, Skamling M, Diederichsen A
                                                  et al. Randomised controlled trial of CRP rapid
Infektionen, die ohne CRP-Test keiner             test as a guide to treatment of respiratory
entsprechenden Therapie zugeführt                 infections in general practice. Scand J Prim
                                                  Health Care 2000;18:39–43.
würden.
                                           [10]   Kavanagh KE, O‘Shea E, Halloran R, Cantillon
                                                  P und Murphy AW. A pilot study of the use of
                                                  near-patient C-Reactive Protein testing in the
                                                  treatment of adult respiratory tract infections
                                                  in one Irish general practice. BMC Fam Pract
                                                  2011;12:93.
04_2021   11

PPI bei oralen
Tumortherapeutika
Vorsicht ist etwa bei Tyrosinkinase-Inhibitoren geboten

Arzneimittelinteraktionen können zu Änderungen der
Kinetik bei der Aufnahme bzw. bei der insgesamt resorbierten
Menge eines Arzneistoffs führen.

Der pH-Wert im Magen beeinflusst die          eingenommen hatten. 22,7 % erhielten       Sunitinib beim Nierenzellkarzinom oder
Resorptionsquote mancher Substan-             gleichzeitig einen PPI. Die Gruppe mit     mit Imatinib bei chronisch myeloischer
zen. Bei Anhebung des pH-Werts – z. B.        der PPI-Komedikation hatte ein erhöh-      Leukämie vor.
mit einem Protonenpumpenhemmer                tes Risiko zu versterben, sowohl im Be-
(PPI) – besteht die Gefahr, dass wirk-        obachtungszeitraum von 90 Tagen als        Wie sieht die Situation
same Zielkonzentrationen zu langsam           auch innerhalb eines Jahres. Die Sub-      in Österreich aus?
aufgebaut bzw. gar nicht erreicht wer-        gruppenanalyse zeigte, dass das Risi-
den und damit eventuell auch nicht das        ko bei Patientinnen und Patienten mit      Für einen Vergleich wurden Abrech-
Therapieziel.                                 Lungenkarzinom, die PPI und Erlotinib      nungsdaten der ÖGK – für die in den Pu-
Bei den Tumortherapeutika sind es an          erhielten, höher war als unter Erlotinib   blikationen angeführten TKI sowie Cape-
erster Stelle Vertreter aus der Gruppe        alleine. Es lag jedoch kein erhöhtes Ri-   citabin – im Zeitraum von Jänner bis Juni
der Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), die      siko für die Komedikation von PPI mit      2021 abgefragt. Wobei hier anzumerken
eine pH-Wert-abhängige Resorption
aufweisen.

Eine vorbestehende Medikation mit PPI
ist bei älteren Patientinnen und Patien-
ten aufgrund von Komorbiditäten nicht
selten und die Möglichkeit PPI auch
rezeptfrei zu erwerben, ist nicht außer
Acht zu lassen.
In einer kürzlich veröffentlichten Pub-
likation [1] wurde in vier französischen
Zentren die Häufigkeit der Komedikation
mit einem PPI bei insgesamt 872 onko-
logischen Patientinnen und Patienten
erhoben. Diese lag bei 26,3 %. Die höhe-
re Frequenz von PPI in einem der onko-
logischen Zentren – mit 47,3 % – wurde
damit begründet, dass dort vor allem
Adenokarzinome des Pankreas behan-
delt werden.

Schon 2019 wurden epidemiologische
Daten zur gleichzeitigen Gabe von TKI
und PPI veröffentlicht [2]. Diese retro-
spektive Studie inkludierte 12.538 Pati-
entinnen und Patienten zwischen 2007
und 2012 (≥ 66 Jahre), die mindestens
einmal für sieben Tage eine TKI-Thera-
pie (Dasatinib, Erlotinib, Imatinib, Lapa-
tinib, Nilotinib, Sorafenib oder Sunitinib)
12     04_2021

ist, dass nicht bei allen angeführten TKI
                                                                          ÖGK-Abrechnungsdaten, Jänner bis Juni 2021
eine Wechselwirkung mit PPI vorliegt.

                                                       Substanz      Versicherte   davon                                 davon            Anteil
Die Frage, wie oft in Österreich eine Be-              (Handelsname)		            Rezept-                             Komedikation         in %
gleittherapie mit einem PPI durchge-                   		                        gebühren-                             mit einem
                                                       		 befreite                                                        PPI
führt wird, kann nur eingeschränkt be-
                                                       Capecitabin
antwortet werden, da der Preis der PPI
oft unter der Rezeptgebühr liegt und                   (Xeloda und Generika)             1.766           203               133              66 %
diese auch zum Teil frei verkäuflich sind.             Dasatinib
Um trotzdem ungefähr eine Größenord-                   (Sprycel und Generika)             220              22                13             59 %
nung erheben zu können, wurde nur bei                  Erlotinib
jenen Versicherten, die rezeptgebüh-                   (Tarceva)		                         35              10                 6            60 %
renbefreit sind, der PPI-Anteil erhoben                Imatinib
(siehe Abb. 1).                                       (Glivec und Generika)             1.019            103                61             59 %
                                                       Lapatinib
                                                       (Tyverb)		                          25               5                 4            80 %
                                                       Nilotinib
                Fazit                                  (Tasigna)		                         128             12                 9             75 %
                                                       Sorafenib
 Die regelmäßige Nachfrage bei Pati-                   (Nexavar)		                         64               9                 5            56 %
 entinnen und Patienten sowohl über                    Sunitinib
 die aktuelle Einnahme der verordne-                   (Sutent)		                         102              21                17             81 %
 ten als auch über selbst gekaufte Me-
                                                       Abb. 1: Abrechnungsdaten der ÖGK (Datenbasis: maschinelle Heilmittelabrechnung, Zeit-
 dikamente kann helfen, unerwünschte                   raum: Jänner bis Juni 2021) für die in den Publikationen angeführten TKI sowie Capecitabin.
 Arzneimittelinteraktionen zu verhin-
 dern. Auch ein Blick in die e-Medikati-
 on kann dabei unterstützen.
 Kritisch ist die Komedikation mit ei-
 nem PPI bei Dasatinib und Erlotinib
 zu bewerten, da deren Bioverfüg-
 barkeit bei Suppression der Magen-
 säure deutlich reduziert wird. Die
 Indikation sollte hinterfragt und ein
 Ausschleichen der PPI in Erwägung
 gezogen werden.

Quellen:
 [1] Raoul J-L, Guérin-Charbonnel C, Edeline J,
     Simmet V, Gilabert M und Frenel J-S. Preva-
     lence of Proton Pump Inhibitor use among
     patients with cancer. JAMA Netw Open
     2021;4:e2113739.
[2] Sharma M, Holmes HM, Mehta HB et al. The
     concomitant use of tyrosine kinase inhibitors
     and proton pump inhibitors: Prevalence, pre-
     dictors, and impact on survival and disconti-
     nuation of therapy in older adults with cancer.
     Cancer 2019;125:1155–62.
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