Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz

Die Seite wird erstellt Heinz Bergmann
 
WEITER LESEN
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz   Ausgabe 3/12

Exzellente AbsolventInnen der JKU
– Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Editorial
      Xxxxxxxxxxx

         Geschätzte Leserinnen,                                                  Inhalt
         geschätzte Leser!                                                       UNIVATIONEN 3/12

                                   Z   ielsetzung der Univationen ist es, die
                                       Forschungsleistungen und -ergebnisse
                                   unserer JKU einer breiteren Öffentlichkeit
                                                                                      Schwerpunkt
                                   zu präsentieren. Mit dieser Ausgabe wol-      Neun AbsolventInnen –
                                   len wir den Blick auf die Leistungen jener    Neun Perspektiven                                       3
                                   Persönlichkeiten richten, die ihr Studium
                                   an der JKU abgeschlossen haben, dann
                                   aber ihre Karrieren höchst erfolgreich an     Nachwuchswissenschafter
                                   anderen Institutionen fortgesetzt haben,      Dr. Stefan Janecek                                  11
                                   also exemplarisch einige unserer Absol-
                                   ventinnen und Absolventen zu Wort kom-
                                   men lassen.

                                                                                      SOWI
                                   Befragt nach ihren Erfahrungen zum Stu-
                                   dium an der JKU haben wir durchaus po-
                                                                                 Tabakfabrik Linz: Areal mit Zukunft.
                                   sitive Rückmeldungen erhalten, wir haben
                                                                                 Und Vergangenheit!                  13
                                   aber die AbsolventInnen auch explizit um
                                   einen kritischen Blick gebeten, und uns ih-
                 Univ.Prof.        re „Botschaften an die JKU“ zu übermit-       Internationales Renommee
         Dr. Gabriele Kotsis       teln. Genannt wurden unter anderem eine
      Vizerektorin für Forschung                                                 für Sozialpsychologie                               15
                                   stärkere Betonung der Interdisziplinarität,
                                   eine Verstärkung der Kooperationen mit
                                   anderen Bildungs- und Forschungseinrich-
                                   tungen vor allem auf internationaler Ebe-
                                   ne aber auch der Austausch mit interes-            RE
                                   sierten Teilen der Gesellschaft.
                                                                                 Austrian Center for Corporate
      „Der kritische               Ein Blick auf die in dieser Ausgabe vor-      Compliance, ACCC                                    17
           Blick von               gestellten Forschungsprojekte zeigt, dass
                                   unsere WissenschafterInnen hier bereits
       exemplarisch
                                   Antworten geben können, wie z.B. die
      ausgewählten                 internationale Vernetzung der Sozialpsy-           TNF
     AbsolventInnen                chologie oder der Transfer von Know-how
        der JKU gibt               in die Praxis innerhalb des rechtswissen-     Sechsjähriges EU-Projekt SCIEnce
                                   schaftlichen Forschungsfeldes der Com-
       uns wertvolle               pliance.
                                                                                 am RISC abgeschlossen                               19
      Anregungen.“
                                   Mit Blick in die Alpbacher Bergwelt wäh-
                                   rend meines Besuches der Technologie-
                                   tage darf ich Ihnen eine inspirierende
                                   Lektüre mit den Univationen wünschen!         Impressum
                                                                                 UNIVATIONEN – Das Forschungsmagazin der
                                                                                 Johannes Kepler Universität Linz erscheint
                                                                                 vierteljährlich, Auflage 2.000 Stück.
                                                                                 Herausgeber: Rektor o.Univ.Prof. Dr. Richard Hagelauer
                                                                                 Medieninhaberin (Verlegerin): JKU Linz,
                                                                                 Altenberger Straße 69, 4040 Linz, 0732 24 68-3396
                                                                                 Redaktion: Mag. Isabella Staska-Finger
                                                                                 Gestaltung: COMO GmbH, www.como.at
                                                                                 Druck: Trauner Druck GmbH & Co KG
                                                                                 Fotos: JKU, Fotolia, ORF, Rechnungshof, Calvin Falk,
                                   Gabriele Kotsis                               Goethe-Universität Frankfurt, www.studio46.at,
                                   Vizerektorin für Forschung                    Christian Schepe

2   JKU | UNIVATIONEN 3/12
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
schwerpunktthema

Blick von außen auf den Wissenschaftsbetrieb

Neun AbsolventInnen – Neun Perspektiven

„Zum Glück ist das Denken, in England wenigstens, nicht ansteckend“, befand seinerzeit Oscar Wilde. Hochinfek-
tiös muss das Denken allerdings an einer Universität sein, denn damit wird gleichzeitig der (wissenschaftliche)
Nachwuchs gefördert. Ein Studium an der JKU war bereits vielfach Ausgangspunkt für exzellente Karrieren. Wie
blicken diese AbsolventInnen heute zurück auf das „Sprungbrett“ JKU, wohin haben sie sich entwickelt und wie
sehen sie aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft?

                                                                                                                   Zur Person

                                                                                                                   Mag. Tarek Leitner
                                                                                                                   Studium der Rechtswissenschaften
                                                                                                                   Sponsion im Jahr 1997

                                                                                                                   Zum Studium an der JKU:
                                                                                                                   „Ich habe gleich nach der Matura im
                                                                                                                   ORF-Landesstudio Oberösterreich zu
                                                                                                                   arbeiten begonnen – und da ist die
                                                                                                                   Entscheidung nahe gelegen, Rechts-
                                                                                                                   wissenschaften in Linz zu studieren.“

D    ie journalistischen Anfänge
     von Mag. Tarek Leitner, heu-
te anchor-man des ORF-Flagg-
                                      Job auch vom Studium profitiert,
                                      argumentiert er überzeugend:
                                      „Das Studium der Rechtswissen-
                                                                            dings schränkt er ein: „Mit dem
                                                                            Politik-Journalismus, also mit der
                                                                            Beobachtung von Politik, verträgt
                                                                                                                   Meine Botschaft an die JKU:
                                                                                                                   „Die JKU soll, wie jede Universität,
schiffs „Zeit im Bild“, kann die      schaften hat mir gute Grund-          sich das nicht so gut, denn als Ju-    aufklärerisch wirken und daher im po-
Autorin dieser Zeilen aus eigener     kenntnisse beigebracht, wie die       rist bin ich doch bis zu einem ge-     litischen Diskurs darauf pochen, sich
Erinnerung wiedergeben, hat man       Regelwerke unserer Gesellschaft,      wissen Grad überzeugt, dass un-        nicht immer mehr daran zu orientie-
doch seinerzeit im ORF-Landes-        wie die Meinungsbildungspro-          sere oft sehr detailliert ausge-       ren, was wirtschaftlich ist.“
studio Oberösterreich Büro und        zesse funktionieren sollen.“ Aller-   staltete Rechtsordnung einen
Schreibmaschine geteilt. Während                                                                                   Werdegang:
die eine ihr Studium damals be-                                                                                    Einstieg als Redakteur beim ORF-Lan-
reits abgeschlossen hatte, nahm                                                                                    desstudio Linz gleich nach der Matura,
sich der andere immer wieder mal
                                      „Das Jus-Studium hat mir gute                                                Studium nebenberuflich. 1997 Wech-
eine redaktionelle Auszeit, um                                                                                     sel als innenpolitischer Redakteur zur
sich für seine Prüfungen an der       Grundkenntnisse beigebracht, wie                                             „Zeit im Bild“ in Wien, seit 2004 Mo-
Uni vorzubereiten: Leitner studier-   die Regelwerke unserer Gesellschaft                                          derator der „Zeit im Bild“ um 19.30
te nebenbei an der JKU Rechts-        funktionieren sollen.“                                                       Uhr. Lehrbeauftragter am Studiengang
wissenschaften. Dass er auch als                                                                                   „Journalismus und Public Relations“
                                      Mag. Tarek Leitner
fertiger Jurist dem Journalismus                                                                                   an der FH Joanneum in Graz.
treu geblieben ist und in seinem

                                                                                                                  JKU | UNIVATIONEN 3/12            3
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Schwerpunktthema

                                           Interessensausgleich in der Ge-    Ranglisten begleitet von düsteren                    schlägt Dr. Friedrich Pammer, de-

Zur Person                                 sellschaft ermöglicht. Es zeigt
                                       sich aber, dass es in Wirklichkeit
                                                                              Analysen und Prognosen, was das
                                                                              österreichische Hochschulsystem
                                                                                                                                   signierter Direktor des oberöster-
                                                                                                                                   reichischen Landesrechnungshofs:
                                       viel mehr Machtfragen sind, die        b e t r i ff t . „ I c h h a l t e R a n k i n g s   „In vielen Fällen dienen Rankings
                                       Meinungsbildungsprozesse und           grundsätzlich für eine Form der                      meiner Wahrnehmung nach lei-
                                       Entscheidungen befördern.“             Unterhaltungsberichterstattung“,                     der – trivial publiziert – nicht viel
                                                                                                                                   mehr, als dem Marketing der top-
                                                                                                                                   gereihten Organisation. Wenn die
                                                                                                                                   Beurteilungsmaßstäbe aber offen
                                       „In vielen Fällen dienen Rankings                                                           gelegt werden und die auswer-
                                       meiner Wahrnehmung nach leider                                                              tende Stelle als seriös einzuschät-
                                                                                                                                   zen ist, können Rankings sicher
                                       nicht viel mehr als dem Marketing                                                           auch eine Hilfestellung bei der
                                       der topgereihten Organisation.“                                                             Beurteilung von Organisationen
Dr. Friedrich Pammer                   Dr. Friedrich Pammer                                                                        oder Personen geben.“
Studium der Rechtswissenschaften                                                                                                   Aus Sicht des Wissenschaf-
Promotion 1982
                                                                                                                                   ters meint der Mathematiker
Zum Studium an der JKU:                                                                                                            und Volkswirtschafter Prof. Dr.
„Als Techniker mit vielen Kontak-      Wie sich Meinungen in der Öf-          sagt dazu Medien-Mann Leit -                         Dr. Josef Falkinger, heute Dekan
ten zu behördlichen Verfahren hat      fentlichkeit bilden, lässt sich am     ner. „Sie werden aber auch von                       der Wirtschaftswissenschaftlichen
sich bei mir sehr rasch die Perspek-   Beispiel der Universitäten sehr gut    jenen, die unsinnigerweise ‚ge-                      Fakultät der Universität Zürich:
tive, technisches Know-how mit         auch mit der Berichterstattung         rankt’ werden, viel zu ernst ge-                     „Wer weiterkommen will, muss
der Rechtsumsetzung zu verbinden,      über diverse Ranking-Ergebnisse        nommen.“ In die gleiche Kerbe                        wissen, wo er steht. Dafür ist es
als fachlich interessant entwickelt.   verfolgen: an den meisten Uni-
Ein Stil der Wissensvermittlung, der   versitäten sind die Rankings um-
meiner Arbeits- und Denkweise          stritten, weil die Kriterien, an de-
entgegenkam, wurde besonders im
Bereich der Verfassungs- und Ver-
                                       nen die Qualität gemessen wer-
                                       den soll, teilweise intransparent
                                                                              „Wer weiterkommen will, muss
waltungsrechtsinstitute gepflegt.      und zudem weitgehend auf das           wissen, wo er steht. Sorgfältige
Durch die Vermittlung der Struk-       US-amerikanische Hochschulsy-          Rankings bilden eine Dimension
turen und Zusammenhänge der            stem zugeschnitten sind. Nichts-       der Außensicht ab.“
Rechtsinstitute wurden mir die         destotrotz werden die Ranking-
                                                                              Dekan Prof. Dr. Dr. Josef Falkinger
Systeme und Wirkungszusammen-          Ergebnisse natürlich medial ver-
hänge in der Rechtsordnung             breitet, jedes Abrutschen in den
besonders verständlich.“

Meine Botschaft an die JKU:
„Ich wünsche mir, dass die JKU
wie bisher offen bleibt, im interna-      Zur Person
tionalen wissenschaftlichen Aus-
tausch und für fachliche und wis-                                             Zum Studium an der JKU:
senschaftliche Kooperation mit                                                „Mich hat nach der Matura vieles interessiert und ich habe zwischen
den interessierten Teilen der                                                 verschiedenen Studienrichtungen und Studienorten geschwankt.
Gesellschaft.“                                                                Mathematik habe ich studiert, um Klarheit zu bekommen; ich habe
                                                                              mich früh als einen reflektierenden Menschen erlebt. Volkswirtschafts-
Werdegang:                                                                    lehre habe ich studiert, weil ich die Gesellschaft verstehen und mich mit
Nebenberufliches Studium wäh-                                                 etwas beschäftigen wollte, was für die Menschen wichtig ist.“
rend seiner Tätigkeit in der Un-
terabteilung Wasserwirtschaft im                                              Meine Botschaft an die JKU:
Amt der oö. Landesregierung. Ab                                               „Als Student in Linz war ich Stipendiat von ‚Pro Scientia’. Daher möchte
1983 Prüfer am Rechnungshof in            Dekan Prof. Dr. Dr.                 ich der JKU den Wahlspruch mitgeben: Für die Wissenschaft!“
Wien, Leiter der Abteilung Perso-         Josef Falkinger
nal und Organisation und stellver-        Studium der Technischen             Werdegang:
tretender Sektionsleiter und Leiter       Mathematik und der                  Nach dem ersten Doktoratsabschluss angestellt bei der Wirtschaftskam-
                                          Volkswirtschaftslehre
der Abteilung für Bauangelegen-                                               mer Oberösterreich, ab 1982 wissenschaftliche Karriere als Volkswirt, zu-
                                          Promotion 1979 (Dr. techn.)
heiten. Ab 1. Jänner 2013 Direktor        bzw. 1982 (Dr. rer. soc. oec.),     erst als Assistenzprofessor an der JKU, später Professuren an den Univer-
des Landesrechnungshofs OÖ.               Habilitation 1985                   sitäten Graz und Regensburg und seit 2000 an der Universität Zürich.

 4     JKU | UNIVATIONEN 3/12
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Schwerpunktthema

wichtig, zu sich selber ehrlich zu
sein und sich der Außensicht zu
stellen. Sorgfältige Rankings bil-
                                       Zur Person
den eine Dimension der Außen-
sicht ab.“ Es sei sinnvoll, die Ran-
kings zusammen mit an d e re n
und substantielleren Spiegeln im
Auge zu behalten, wobei für Wis-
senschafterInnen und Universi-
täten insgesamt zwei Grundsätze
zu beachten seien: „Erstens, wer
langfristig und nachhaltig weiter-
kommen möchte, wird sich nicht
durch Rankings steuern lassen.
Zweitens, man muss einen be-           Dr. Barbara Romauer
                                       Studium der Betriebswirt-
wussten Entscheid treffen, welche      schaftslehre (Steuerlehre und
Rankings man beobachtet und            Rechnungswesen) und Wirt-
welche man ignoriert. Die Aus-         schaftspädagogik
wahl hängt von den strategischen       Promotion 1995
Zielen ab, die man verfolgt.“
                                       Zum Studium an der JKU:
Ähnlich sieht es Betriebswirtin Dr.    „Ich hatte eine gute Meinung von
Barbara Romauer, als Vizerektorin      der Uni Linz und wusste, dass sie
für Finanzen an der JKU im Ma-         schön in einem Campus gelegen ist.
nagement und damit auch für die        Ich hatte auch das Gefühl, dass es
strategische Zielsetzung der Uni-      hier etwas persönlicher als beispiels-
versität mitverantwortlich: „Wir       weise an der WU ist, wo man als
können u ns nicht nu r a n de n        Student doch nur eine Nummer ist.
Maßstäben von Rankings orien-          Die Ausbildung an der JKU war inso-
tieren, das wäre zu starr.“ Gerade     fern genial, als ich unmittelbar nach
auch für die JKU mit ihren drei Fa-    meinem Studium als Universitätsas-
kultäten sei es wichtig, „das Ver-     sistentin tätig und in der Lehre stark
bindende zu sehen. Das ist insge-      engagiert war. Das hat mir sehr ge-
samt wichtig für die Gesellschaft.     holfen, das theoretische Wissen gut
Es darf auf keinen Fall sein, dass     in die Praxis zu transferieren.“
jeder nur in seinem engen Gebiet
forscht!“ Was zur Frage führt, wie     Meine Botschaft an die JKU:
weit sich die Grenzen zwischen         „Die JKU soll ihre Leistungen gesamt
den einzelnen Wissenschaftsdiszi-      nach außen tragen, dabei ihre Spit-
plinen auflösen (lassen), und wo       zenleistungen betonen. Die Wissen-
interdisziplinäre Forschung wirk-      schafterInnen sollten ihre Expertise
lich sinnvoll ist. Der Mathemati-      zu gesellschaftlich relevanten und
ker Prof. Dr. Anton Wakolbinger,       aktuellen Themen in allgemein ver-
Professor am Institut für Mathe-       ständlicher Form einem breiten
matik der Goethe-Universität           Publikum zur Verfügung stellen.“
Frankfurt, findet es wichtig,
                                       Werdegang:
                                       Nach dem Studium Assistentin am In-
                                       stitut für Revisions-, Treuhand- und
                                       Rechnungswesen, danach Führungs-
„Die JKU muss                          positionen bei Gruber & Kaja und bei
                                       dem internationalen Pharmakonzern
mit ihren drei                         Nycomed, nebenberuflich Lehrtätig-
Fakultäten das Ver-                    keit an der JKU, an der FH Hagen-
bindende sehen.“                       berg und an Wirtschaftsförderungsin-
Dr. Barbara Romauer                    stituten, seit Oktober 2011 Vizerekto-
                                       rin für Finanzen an der JKU.

                                                                                       JKU | UNIVATIONEN 3/12   5
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Schwerpunktthema

                                                                                                                      group AG, sowohl im Manage-

Zur Person                              „Es ist wichtig, dass die Disziplinen
                                                                                                                      ment- als auch im Technikbereich.
                                                                                                                      „Wir suchen und fördern Men-
                                        voneinander lernen und dass die Kultur                                        schen, die eine Disziplin beherr-
                                        der Einzelfächer bewahrt wird.“                                               schen, die aber gleichzeitig be-
                                                                                                                      reit sind, sich laufend mit neuen
                                        Prof. Dr. Anton Wakolbinger
                                                                                                                      Disziplinen auseinanderzusetzen
                                                                                                                      und daraus Anregungen und Ler-
                                                                                                                      nerfahrungen mitzunehmen. Un-
                                            dass die Disziplinen voneinan-   nehmende Entwicklung einer ge-           sere In-Haus-JuristInnen können
                                            der lernen, aber auch, dass      meinsamen Sprache spürbar – das          auf Augenhöhe mit unseren Tech-
                                        die gute Kultur der Einzelfächer     war für mich mit das Schönste!“          nikerInnen oder ForscherInnen
                                        bewahrt wird, und berichtet über     Ähnliche Erfahrungen bestätigt           kommunizieren.“ Auch Falkin-
                                        einen Workshop zu Probability,       der Jurist Dr. Martin Zahlbruckner,      ger meint: „Interdisziplinäre For-
Prof. Dr. Anton Wakolbinger             Population Genetics and Evolu-       Vorstandsvorsitzender der delfort-       schung treibt die Front der wis-
Studium der Mathematik
                                        tion, den er im Juni in Marseil-
Promotion 1980; Habilitation 1984
                                        le mitorganisierte: „Die meisten
                                        der mathematischen Vorträge wa-
Zum Studium an der JKU:
„Es gab eine Aufbruchstimmung,
                                        ren durch biologische Modelle in-
                                        spiriert, und etliche der Vortra-
                                                                             „Wir suchen Menschen, die eine Diszi-
und einige Wissenschafter, die in       genden kamen aus biologischen        plin beherrschen und sich laufend mit
Linz Vorträge hielten, wurden rich-     Instituten. Verglichen mit einem     neuen Disziplinen auseinandersetzen.“
tungweisend für meine Entwick-          ähnlichen Workshop vor drei Jah-     Dr. Martin Zahlbruckner
lung. Ich erinnere mich gern an         ren war ein wachsendes gegen-
meine Dozenten, an den Enthusias-       seitiges Verständnis und die zu-
mus, den mein späterer Doktorva-
ter Weiß ausstrahlte, und an Herrn
Bettingers liebevolle Vermittlung
der Analysis und seine ‚Preisaufga-
ben zwischendurch’. Und am Ende            Zur Person
stellte sich etwas als förderlich he-
raus, das ich am Anfang als schwie-                                          Zum Studium an der JKU:
rig empfand: Schon als Student er-                                           „Die JKU hat eine hohe Durchlässigkeit zwischen den Studienrichtungen
lebte ich die Spannung zwischen                                              geboten und mir die Verbindung von Studien und Studieninhalten er-
einem recht hohen Abstraktions-                                              möglicht. Rückblickend war meine Zeit als Assistent am neu gegründe-
und Formalisierungsgrad in Ma-                                               ten Institut für Europarecht eine größere Lernerfahrung, als ich mir da-
thematik und einer mehr anschau-                                             mals vorstellen konnte. Mein Lehrer hat mir neben Rechtsanwendung
lichen Denkweise, etwa in den Phy-                                           und Auslegung die gesellschaftliche und gestalterische Komponente von
sik-Vorlesungen. Gerade aus dieser                                           Recht vermittelt, wovon ich heute noch zehre. Ich kann nur jedem raten,
Spannung heraus kann Mathematik                                              den Schritt zum Universitätsassistenten als Baustein in der Karrierepla-
aber auch lebendig werden.“                                                  nung ernst zu nehmen.“
                                           Dr. Martin Zahlbruckner
Meine Botschaft an die JKU:                Studium der                       Meine Botschaft an die JKU:
„Liebe Alma Mater, betreibe die            Rechtswissenschaften              „Die JKU vermittelt eine Aufbruchstimmung und Begeisterung. Sie hat
Wissenschaft nie allein um der Be-         Promotion 1994                    eine perfekte Aufstellung und soll danach trachten, dass Mitarbeite-
triebsamkeit willen, sondern stets                                           rInnen und AbsolventInnen stolz auf dieses Haus sein können. Den Stu-
aus Freude an ihr, und bleibe Dei-                                           dierenden soll Mut gemacht werden, auch links und rechts des Weges
nen Schülern eine Wegweiserin.                                               zu blicken, sich Zeit zu nehmen, die Persönlichkeit zu schärfen und kri-
Alma Mater, benigno numine flore                                             tisch gestalterisch zu sein (das ist aber etwas anderes, als dagegen zu
et prospera semper!“                                                         sein), reproduktiv sind schon viele genug.“

Werdegang:                                                                   Werdegang:
Universitätsassistent an der JKU                                             Nach Studium und Engagement als Universitätsassistent für Europarecht
und an der Universität Zürich, Uni-                                          Tätigkeit in der Rechtsabteilung eines Industriebetriebs, M&A, MD für
versitätsdozent an der JKU, seit                                             fünf Jahre im Ausland, Finanzvorstand, CEO bei delfortgroup, einem
1992 Professur für Mathematik an                                             österreichischen Spezialpapierhersteller (Sitz in Traun, OÖ) mit hoher
der Goethe-Universität Frankfurt.                                            Forschungstätigkeit und weltweiter Präsenz.

6     JKU | UNIVATIONEN 3/12
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Schwerpunktthema

                                                                                                                                   Zur Person

                                                                                                                                   Dr. Martin J. Wolfsegger
                                                                                                                                   Studium der Statistik
                                                                                                                                   Promotion 2007

                                                                                                                                   Zum Studium an der JKU:
                                                                                                                                   „Aus finanziellen Gründen war ein
                                                                                                                                   anderer Studienort als Linz nicht
                                                                                                                                   realisierbar. Ich konnte in den er-
                                                                                                                                   sten Semestern von meinem Hei-
                                                                                                                                   matort Pregarten aus nach Linz
                                                                                                                                   pendeln. Als besonders förderlich
                                                                                                                                   an der JKU habe ich hoch moti-
                                                                                                                                   vierte Mentoren wie Prof. Werner
                                                                                                                                   Pölz empfunden. Ich finde es
                                                                                                                                   wichtig, dass ich an der JKU ei-
                                                                                                                                   ne fundierte Grundausbildung be-
                                                                                                                                   kam und das ‚Handwerkszeug’,
                                                                                                                                   wie analytisches Denken, erlernen
                                                                                                                                   konnte.“

senschaftlichen Forschung we-            zinischen Studien zuständig, sieht    schiedlichen Instituten und auch                    Meine Botschaft an die JKU:
sentlich voran. Bei ernsthafter In-      in der Interdisziplinarität für die   Universitäten, wie zB die Bio-                      „Wissenschaft und Lehre sollten
terdisziplinarität ist neben dem         forschende Industrie „eine Grund-     logical Chemistry-Ausbildung an                     eine Einheit sein. Deshalb sollte
‚Inter’ die ‚Disziplinarität’ ein zen-   säule für den Erfolg eines Unter-     der JKU, sind ein großartiges Bei-                  sich die JKU bemühen, aktuelles
trales Element. Es müssen sich           nehmens“. Und auch DI Alexan-         spiel, wie so etwas funktionie-                     Wissen in die Lehre einzubringen,
Spezialisten verschiedener Diszi-        der Falk, Mitbegründer und CEO        ren kann. Einseitig ausgebildete                    - auf allen Ebenen.“
plinen finden, die in disziplinierter    der Altova GMbH und damit auch        Spezialisten werden in der Indus-
Arbeit einen neuen Zugang ent-           in den USA höchst erfolgreich,        trie kaum mehr gebraucht, unse-                     Werdegang:
wickeln. Das ist eine große He-          betrachtet Interdisziplinarität als   re Welt hat eine Komplexität er-                    Forschungsassistent an der JKU,
rausforderung.“ Der Statistiker          „absolut essentiell! Ich habe ge-     reicht, bei der Interdisziplinarität                seit 2000 bei Baxter, zuerst als
Dr. Martin Wolfsegger, bei Baxter        nau aus diesem Grund in meiner        und die Flexibilität ein absolutes                  Biostatistiker, seit 2007 als Senior
unter anderem für die Planung,           Ausbildung die Physik, Mathe-         ‚Muss’ sind.“                                       Biostatistiker. Dort u.a. zuständig
Auswertung und Zusammenfas-              matik und Informatik gemischt.                                                            für statistische Beratung und Ent-
sung der Ergebnisse von biomedi-         Kooperationen zwischen unter-         Dass sich damit das Wissen-                         wicklung neuer statistischer Ver-
                                                                               s c h a f t s b i l d u n d d i e A n f o rd e -    fahren (in Zusammenarbeit mit Ex-
                                                                               rungen generell änder n, zeigt                      pertInnen von diversen Universi-
                                                                               sich auch darin, wie sich der Stel-                 täten), die dabei helfen, die oft
                                                                               lenwert der Grundlagenforschung                     komplexen Problemstellungen res-
„Die Interdisziplinarität ist für die                                          verschiebt. Falkinger: „Ein Wis-                    sourcensparend zu beantworten.
forschende Industrie eine Grundsäule                                           senschaftsstandort holt sich sei-                   Lehrbeauftragter an der JKU, an
für den Erfolg eines Unternehmens.“                                            ne internationale Reputation in                     der Universität Wien und an der
                                                                               der Grundlagenforschung, die                        Veterinärmedizinischen Universi-
Dr. Martin J. Wolfsegger
                                                                               sich ja auf lange Sicht oft als                     tät Wien.
                                                                               sehr praxisrelevant erweist.

                                                                                                                                  JKU | UNIVATIONEN 3/12             7
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Schwerpunktthema

                                           Z w i s c h e n G r u n d l a g e n f o r-

Zur Person                                 s c h u n g u n d i h re n A n w e n -
                                       dungen muss ein breites Spek-                    „Grundlagenforschung und ange-
                                       trum von Forschung und Wissen-                   wandte Forschung wachsen ineinander.
                                       schaftstransfer vorhanden sein.“
                                                                                        Die Frage ist eher, wann etwas
                                       Auch Pammer meint: „Mit Si-
                                       cherheit bedeuten Investitionen
                                                                                        umgesetzt wird.“
                                       in die Grundlagenforschung ei-                   Prof. (FH) Univ.Doz. Dr. Ingrid Schaumüller-Bichl
                                       ne Anlage, deren Erträge langfri-
                                       stig von entscheidender Bedeu-
                                       tung für die Entwicklung des Wis-
                                       senschaftsstandorts Österreich                   be es aber nicht mehr, meint Prof.   tal“ finden, wenn „der Gegen-
                                       sind. Dabei ist klar, dass sie pri-              (FH) Univ.Doz. Dr. Ingrid Schau-     satz zwischen reiner und ange-
                                       mär an den öffentlichen Universi-                müller-Bichl: „Grundlagenfor-        wandter Forschung hochstilisiert
DI Alexander Falk                      täten geleistet wird und damit de-               schung ist sehr wichtig, weil ge-    wird. Die Wahrscheinlichkeitstheo-
Studium der Physik                     ren Forschungsausrichtung und Fi-                rade daraus die wichtigsten In-      rie, in der ich mich zuhause fühle,
Sponsion 1992                          nanzierung ein bedeutender Stel-                 novationen entstehen. Aber sie       ist ein Teil der ‚Angewandten Ma-
                                       lenwert für die Grundlagenfor-                   und die angewandte Forschung         thematik’ mit ihrer jahrhunderte-
                                       schung zukommt.“ Eine scharfe                    wachsen ineinander. Die Frage        langen Tradition, und sie hat zu-
Zum Studium an der JKU:                Grenze zwischen Grundlagen-                      ist eher, wann etwas umgesetzt       gleich viele Elemente von Grund-
„Nach meiner Matura hatte ich          und angewandter Forschung ge-                    wird.“ Wakolbinger würde es „fa-     lagenforschung“.
prinzipiell die Wahl zwischen Wien
und Linz und habe mich primär für
die JKU entschieden, da ich dort
bessere Flexibilität bei der Kombi-
nation von Vorlesungen zu meinem
Idealstudium vorgefunden habe.
Ich hatte auch kurzzeitig erwo-
gen, ein Studium Irregulare zu be-
antragen, das Physik, Mathematik
und Informatik kombiniert. Jedoch
fand ich im Rahmen der Physikaus-
bildung an der JKU genügend Fle-
xibilität, die entsprechenden inter-
essanten Vorlesungen aus der Ma-
thematik und Informatik in meine
Ausbildung zu integrieren.“

Meine Botschaft an die JKU:
„Praxisorientiert denken. Das Aller-
wichtigste ist eine Ausbildung für
ein breites Spektrum an Industrien
anzubieten. Und ein massiver Aus-
bau des Alumninetzwerks!“

Werdegang:
Karrierestart bei Apple Inc., 1992
in Wien Gründung der Altova
GmbH und Expansion mit Altova,
Inc. in die USA, wo Falk seit 2001
lebt. Altova ist führend im Bereich
der XML-Technologien und bietet
für drei Millionen KundInnen welt-
weit ein komplettes Paket an Da-
tenbankmanagement-, Datenin-
tegrations-, UML- und Datenma-
nagement-Tools.

8     JKU | UNIVATIONEN 3/12
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Schwerpunktthema

Der Tenor, mit dem die neun JKU-      terschiedlich gesehen: „Aus ame-     tigen Zeitpunkt für die Loslösung         Peter Rummel Studien Fonds ak-
AbsolventInnen, die teilweise im      rikanischer Sicht: niemals“, meint   gekommen, „wenn anderswo in-              tiv unterstützt wird, hat bereits ei-
wissenschaftlichen, teilweise im      Falk, der der JKU über die Kepler    teressante Aufgaben locken und            nen sehr regen Austausch, den sie
unternehmerischen Umfeld Karri-       Society noch immer stark verbun-     man glaubt, auf der Uni nichts            noch weiter intensivieren kann.“
ere gemacht haben, auf ihr Stu-       den ist. „Leider haben in Europa     Wesentliches mehr lernen zu kön-          Romauer wollte nach der Zeit als
dium an der JKU zurückblicken,        die Alumni-Netzwerke noch immer      nen.“ Zahlbruckner hat von der            Assistentin „mal in die Praxis hi-
ist grundsätzlich positiv. Die Fra-   nicht denselben Stellenwert wie in   Assistentenposition in die Wirt-          neinschnuppern, was anderes se-
ge, wann der richtige Zeitpunkt       den USA, aber das wird noch. So-     schaft gewechselt. „Die Bedeu-            hen als Wissenschaft. Es ist mir da-
gekommen ist, die eigene Uni-         cial Networking ist extrem wich-     tung einer Universität für den            mals schwer gefallen, die Uni auf-
versität „loszulassen“, wird un-      tig!“ Wolfsegger sieht den rich-     Standort ist so hoch, dass es we-         zugeben, aber mir hätte auch et-
                                                                           niger um die Frage des Loslas-            was gefehlt, wenn ich den Schritt
                                                                           sens als vielmehr um die des Rück-        in die Praxis nicht unternommen
                                                                           kehrens und des Zurückgebens              hätte. Und die Rückkehr an die

„Leider haben in Europa die                                                geht. Die juridische Fakultät, die
                                                                           von delfortgroup zum Beispiel im
                                                                                                                     JKU als Vizerektorin sehe ich jetzt
                                                                                                                     auch als tolle Abrundung!“
Alumni-Netzwerke noch immer
nicht denselben Stellenwert wie in
den USA, aber das wird noch.“
DI Alexander Falk
                                                                              Zur Person
                                                                                                                  Prof. (FH) Univ.Doz. Dr.
                                                                                                                  Ingrid Schaumüller-Bichl
                                                                                                                  Studium der Technischen
                                                                                                                  Mathematik
                                                                                                                  Promotion 1982,
                                                                                                                  Habilitation 1992

                                                                              Zum Studium an der JKU:
                                                                              „Als ich 1975 zu studieren begann, war das eigentlich noch selbst-
                                                                              verständlich: wenn man aus Oberösterreich ist, studiert man in Linz.
                                                                              Zu Beginn belegte ich parallel Technische Mathematik und das Lehr-
                                                                              amtsstudium Mathematik und Physik. Nach dem vierten Semester ha-
                                                                              be ich mich für Technische Mathematik entschieden – eine Herausfor-
                                                                              derung, die ich nie bereut habe. Das Mathematikstudium an der JKU
                                                                              hat mir die Grundlage für meine weiteren beruflichen Tätigkeiten ge-
                                                                              geben, – über die Kryptographie hin zum Thema IT-Sicherheit und da-
                                                                              mit einem sehr interdisziplinären Gebiet.“

                                                                              Meine Botschaft an die JKU:
                                                                              „Die JKU soll weiterhin auf Internationalisierung achten und verstärkt
                                                                              die Vernetzung mit anderen Universitäten, Fachhochschulen und Ab-
                                                                              solventInnen pflegen.“

                                                                              Werdegang:
                                                                              Nach dem Studium Entwicklung von Chiffriersystemen für die voest-
                                                                              alpine, internationale Forschungs-, Entwicklungs- und Vortragstätig-
                                                                              keit in den Bereichen IKT-Sicherheit, Risikoanalyse und Schutz kritischer
                                                                              Infrastrukturen. Seit 2006 Professorin an der FH Oberösterreich,
                                                                              Campus Hagenberg, im Bereich Sichere Informationssysteme. Lehrbe-
                                                                              auftragte an den Universitäten Linz, Klagenfurt und Krems, stellvertre-
                                                                              tende Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologie für OÖ.

                                                                                                                      JKU | UNIVATIONEN 3/12                 9
Exzellente AbsolventInnen der JKU-Perspektiven zum Wissenschaftsbetrieb - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Anzeige

                                                  tech2b-Start-up „3p+“ geht mit „Google der Möbelbranche“ neue Wege

                                                  Auslöser: Unzufrieden mit Status Quo

                                                  Larry Page und Sergey Brin wa-         böck stellte sich dieser Herausforde-   sofort aus.“ Riesige Datenmengen
                                                  ren unzufrieden mit den Sucher-        rung. „Die Idee war eine Art Google     wurden digitalisiert und katalogisiert.
                                                  gebnissen im Internet. Ihre Lösung:    für die Möbelbranche zu schaffen.“      Das Ergebnis mündete in einer Soft-
                                                  Google. Wolfgang Viehböck, ehe-        3p+ war geboren. Das Start-up, das      ware die man bezeichnenderwei-
             Wolfgang Viehböck hat den Status     maliger Produktentwickler in der Bü-   über den Inkubator tech2b gefördert     se „profiler“ nannte. In der Branche
             Quo verändert – ein Kennzeichen      romöbelindustrie, erging es ähnlich.   wurde, ermöglicht die zielgenaue        stößt 3p+ mit seinem profiler auf of-
             sämtlicher Visionäre.                „Wenn man heute in ein Möbelhaus
                                                  geht und etwas Bestimmtes sucht,
                                                  braucht man Zeit, da die Verkäu-       „Als Start-Up kann man eingefahrene
                   Kontakt                        fer sich erst durch zahlreiche Kata-
                                                  loge und Listen durchkämpfen müs-
                                                                                         Bahnen verlassen und Neues schaffen.“
                                                  sen.“ Auch er sollte sein „Google“     Wolfgang Viehböck
                                                  erschaffen. Möbelproduzenten ent-
                   tech2b Inkubator GmbH          senden Scharen von Vertriebsmitar-
                   Hafenstraße 47-51, 4020 Linz   beitern, um tonnenweise neues Info-    Suche in Echtzeit. „Wenn ich ei-        fene Ohren. Viehböck sieht sich in
                   Tel.: 0732 90 15-5601          material bei den Fachhändlern abzu-    nen Tisch in einer bestimmten Grö-      seinem Vorhaben bestätigt: „Ich ha-
                   www.tech2b.at                  laden. „Der Berater im Handel behält   ße und Farbe suche, wirft mir unsere    be es nie bereut mich selbständig
                                                  da kaum noch den Überblick.“ Vieh-     Software alle verfügbaren Produkte      gemacht zu haben“.
wko.at/ooe

                                                                                             Alles unternehmen, damit
                                                                                             Ihre Idee zum Erfolg wird.

                                                                                             Ihr WKOÖ-Service: Ihr Sparringpartner für
                                                                                             Innovationsprojekte.
                                                                                             Sie möchten mit innovativen Ideen Ihren
                                                                                             Geschäftserfolg nachhaltig steigern? Wir bieten
                                                                                             Ihnen persönliche Beratung zur Entwicklung
                                                                                             neuer Produkte und Dienstleistungen oder auch
                                                                                             zur Lösung technischer Fragen.
                                                                                             Ihr Vorteil: Kompetente Beratung von der
                                                                                             Idee bis zur Umsetzung.

                                                                                              T 05-90909 | service@wkooe.at

              10     JKU | UNIVATIONEN 3/12
Nachwuchswissenschafter

Wo sich Intuition und Quantenmechanik unterscheiden

Magnetfelder halten sich nicht an Gesetze! Oder doch?

Wir kennen die Naturgesetze. Und damit lässt sich in den Naturwissenschaften alles erklären. Theoretisch. Denn
praktisch erweist sich, dass das Ganze immer mehr ist als die Summe der Einzelteile. Was für ein, zwei, drei
Atome gilt, lässt sich nicht ohne Weiteres auf eine große Anzahl übertragen. Auf dem Weg zu den vielen Milliar-
den von Atomen unseres Alltags treten neue, „kollektive” Eigenschaften hinzu. Ein weites Betätigungsfeld also
für Dr. Stefan Janecek, „gelernter“ Physiker und heute mathematisch am RICAM tätig.

D    ie Naturwissenschaften ha-
     ben Janecek schon als Kind
fasziniert, die Entscheidung für ein
                                       Spanien – auf Basis eines Erwin-
                                       Schrödinger-Stipendiums des FWF
                                       in Barcelona und Madrid – unter-
                                                                              transport durch Graphen im Ma-
                                                                              gnetfeld besser verstehen und da-
                                                                              zu in den nächsten Jahren eine Be-
                                                                                                                       reserviert, in Spanien hat er aller-
                                                                                                                       dings auch das Laufen für sich ent-
                                                                                                                       deckt – „Wir hatten die Wahl zwi-
Physik-Studium war somit folge-        suchte Janecek periodische Sys-        rechnungsmethode entwickeln“,            schen Laufen und Chor, da ha-
richtig und die JKU als „heimat-       teme, z.B. Halbleiter wie Silizi-      meint Janecek. Am RICAM ist er           be ich beschlossen, dass es für al-
nahe“ Universität erste Wahl. Die      um, in Magnetfeldern: „Hier ha-        vor allem im Bereich der Indus-          le Beteiligten besser ist, wenn ich
Dissertation schrieb Janecek bei       ben wir eine neue Methode ent-         triemathematik in der Simulation         schwitze anstatt zu singen!“ – zu-
o.Univ.Prof. Dr. Eckhard Krotscheck    wickelt, solche Systeme ‘ab initio’,   komplexer Prozesse in der Eisen-         dem liest er gerne und hat sich au-
am Institut für Theoretische Physik,   also rein auf Basis der quantenme-     und Stahlerzeugung beschäftigt.          ßerdem mit seiner Freundin – Ju-
der über seinen „Zögling“ heu-         chanischen Naturgesetze, zu simu-                                               ristin und „echte Haustierfanati-
te nur positive Worte findet: „Er      lieren.” Derzeit steht Graphen im      Spanischer Jackpot                       kerin“ - um drei Katzen zu küm-
ist wirklich eine beispielhafte For-   Zentrum von Janeceks Interesse,        Grundsätzlich blickt Janecek opti-       mern.
scherpersönlichkeit im Sinne von       ein Material, das erst 2004 syn-       mistisch in die Zukunft, auch wenn
‚geht nicht gibt’s nicht’“.            thetisiert wurde und extremes Po-      aus seiner Sicht die Perspektiven in
                                       tenzial birgt, weil es elektrischen    der Wissenschaft schwieriger ge-
„Irrer“ Bereich                        Strom und Wärme sehr gut lei-          worden sind: „Das Problem ist,
Das Spezialgebiet von Janecek          tet, dabei extrem stark und reiß-      dass man erst relativ spät eine si-         Zur Person
sind Magnetfelder in der Quanten-      fest ist und nach Belieben gerollt     chere Stelle bekommt - mit Familie
mechanik. Dabei liegt der Reiz für     und gefaltet werden kann ohne          ist die Entscheidung für eine aka-
ihn darin, dass „dieser Bereich be-    zu brechen. In dieser ultradünnen,     demische Karriere ein Risiko. Plan-
sonders ‚irre’ ist. Weil der Haus-     extrem flachen und periodischen        barkeit ist für die meisten Kollegen
verstand hier oft nicht mit Berech-    Teilschicht von Graphit verhalten      daher wichtiger als z.B. die Hö-
nungen und tatsächlichen Beob-         die Elektronen sich so, als wären      he des Gehalts”. Wobei die Situa-
achtungen übereinstimmt“. Wäh-         sie mit Lichtgeschwindigkeit un-       tion in Österreich im Vergleich zu
rend seines Post-Doc-Studiums in       terwegs. „Wir wollen den Strom-        Spanien noch relativ entspannt ist:
                                                                              „Durch die hohe Arbeitslosigkeit
                                                                              in Spanien ist eine fixe Stelle in der
                                                                              Wissenschaft - auch wenn sie dort
                                                                              sehr schlecht bezahlt ist - für junge       Dr. Stefan Janecek
    Graphen besteht
                                                                              Leute fast so etwas wie ein Jack-           Johann Radon Institute for
    aus einem unendlich                                                                                                   Computational and Applied
                                                                              pot”. Dennoch gehören beide spa-
    großen „Teppich“ von                                                                                                  Mathematics, RICAM
    zusammengehängten
                                                                              nischen Gastinstitutionen auf Ihren
    Benzen-Sechsecken.                                                        Gebieten zur Weltspitze. Der For-
    Im Bild: Induzierte                                                       schungsaufenthalt in Spanien sei            Forschungsschwerpunkte
    Stromdichte in einem                                                      daher - wissenschaftlich wie kultu-         Numerische Methoden, Quantenme-
    Benzen-Molekül in                                                         rell - ein großer Gewinn gewesen,           chanische “ab initio” Simulationen
    einem Magnetfeld                                                          und Janecek würde jedem und je-
    von 1 Tesla senkrecht                                                     der WissenschafterIn unbedingt zu
    zur Molekülebene,                                                         einem Auslandsaufenthalt raten.             Kontakt:
    berechnet mit dem                                                                                                     Dr. Stefan Janecek
    Dichtefunktionaltheo-
                                                                              Schwitzen statt singen                      Tel.: 0732 2468-4215
    rie-Paket LiMeReC.
                                                                              Auch ein großer Teil der Freizeit ist       Mail: stefan.janecek@ricam.oeaw.ac.at
                                                                              bei Janecek für die Wissenschaft

                                                                                                                        JKU | UNIVATIONEN 3/12                11
Kundenorientierung • Zuverlässigkeit • Lösungskompetenz         renz • Vertrauen • Chancen • Kooperation • Leidens                                               Konzepte • Optimismus •                                                    altigkeit • Gestaltungsk                                              skompetenz • Nachhalt
• Nachhaltigkeit • Gestaltungskraft • Weitblick • Transpare     chaft • Engagement • Unterstützung • Stabilität • O                                             Kundennähe • Begleitung                                                     raft • Weitblick • Trans                                            igkeit • Gestaltungskraft
nz • Vertrauen • Chancen • Kooperation • Leidenschaft • En      ffenheit • Verlässlichkeit • Sicherheit • Innovation                                           • Kundenorientierung • Zuve                                                 parenz • Vertrauen • Chan                                           • Weitblick • Transparenz •
gagement • Unterstützung • Stabilität • Offenheit • Verlässli   • Partnerschaft • Verantwortung • Wettbewerbsfäh                                             rlässigkeit • Lösungskompete                                                  cen • Kooperation • Leid                                           Vertrauen • Chancen • Koo
chkeit • Sicherheit • Innovation • Partnerschaft • Verantwo     igkeit • Wachstum • Impulse • Netzwerk • Perspek                                           nz • Nachhaltigkeit • Gestaltungs                                              enschaft • Enga                                                             peration • Leidens
rtung • Wettbewerbsfähigkeit • Wachstum • Impulse • Netz        tiven • Konzepte • Opti                                                                    kraft • Weitblick • Transparenz • Ve                                           gement • Unte lichkeit •                                          Leide chaft • Engagement
                  werk • Perspektiven • K                       mismus • Kundennäh                                                                       rtrauen • Chancen • Kooperation • Le                                            rstützung • Stab Sicherhe                                         nschaft • Unterstützung • St
                  onzepte • Optimismus                          e • Begleitung • Kunde                                                                 idenschaft • Engage                                                              ilität • Offenheit • it • Innova                                  • Engage abilität • Offenheit •
                  • Kundennähe • Begleit                        norientierung • Zuverl                                                                 ment • Unterstützun rtung • Wettbe                                               Verlässlichkeit • tion • Partne                                  ment • Un Verlässlichkeit • Sich
                  ung • Kundenorientier                         ässigkeit • Lösungsko                                                                g • Stabilität • Offenh werbsfähigkeit •                                          Sicherheit • Inno rschaft • Ver                                  terstützung erheit • Innovation •
                  ung • Zuverlässigkeit •                       mpetenz • Nachhaltig                                                                eit • Verlässlichkeit • Wachstum • Impul                                           vation • Partner antwortung •                                   • Stabilität • Partnerschaft • Ver
                  Lösungskompetenz • N                          keit • Gestaltungskraft                                                            Sicherheit • Innovati se • Netzwerk • Pers                                         schaft • Verantwo Wettbewerbs                                   Offenheit • Ve antwortung • Wett
                  achhaltigkeit • Gestaltu                      • Weitblick • Transpare                                                          on • Partnerschaft • V pektiven • Konzepte                                           rtung • Wettbew fähigkeit • Wa                                 rlässlichkeit • bewerbsfähigkeit •
                  ngskraft • Weitblick • Tr                     nz • Vertrauen • Chanc                                                           erantwortung • Wett             • Optimismus • Kund                                  erbsfähigkeit • W chstum • Impul                              Sicherheit • In      Wachstum • Impul
                  ansparenz • Vertrauen                         en • Kooperation • Leidenschaft • Engagement                                    bewerbsfähigkeit •                ennähe • Begleitung                                 achstum • Impul           se • Netzwerk •                    novation • Pa         se • Netzwerk • Pers
                  • Chancen • Kooperati                         • Unterstützung • Stabilität • Offenheit • Verläss                             Wachstum • Impulse                  • Kundenorientierun                               se • Netzwerk • P           Perspektiven •                   rtnerschaft • V         pektiven • Konzepte
                  on • Leidenschaft • Eng                       lichkeit • Sicherheit • Innovation • Partnerschaft                            • Netzwerk • Perspek                  g • Zuverlässigkeit • Lö                         erspektiven • Ko             Konzepte • Opt                 erantwortung             • Optimismus • Kun
                  agement • Unterstütz                          • Verantwortung • Wettbewerbsfähigkeit • Wac                                tiven • Konzepte • Op                    sungskompetenz • Na                            nzepte • Optimis               imismus • Kun                • Wettbewer               dennähe • Begleitu
                  ung • Stabilität • Offenh                     hstum • Impulse • Net                                                     timismus • Kundennä                         chhaltigkeit • Gestalt                        mus • Kundennä                  dennähe • Beg              bsfähigkeit •               ng • Kundenorientie
                  eit • Verlässlichkeit • Sic                   zwerk • Perspektiven •                                                   he • Begleitung • Kun                          ungskraft • Weitblick •                     he • Begleitung •               leitung • Kunde            Wachstum • I                rung • Zuverlässigke
                  herheit • Innovation • P                      Konzepte • Optimismu                                                    denorientierung • Zuv                            Transparenz • Vertraue                     Kundenorientie                    norientierung •         mpulse • Netz                it • Lösungskompet
                  artnerschaft • Verantw                        s • Kundennähe • Begl                                                  erlässigkeit • Lösungs                             n • Chancen • Koope-                     rung • Zuverlässig                 Zuverlässigkeit        werk • Pers                    enz • Nachhaltigkeit
                  ortung • Wettbewerbsf                         eitung • Kundenorient                                                 kompetenz • Nachha                                   ration • Leidenschaft                   keit • Lösungsko                     • Lösungskom        pektiven • Kon                  • Gestaltungskraft •
                  ähigkeit • Wachstum • I                       ierung • Zuverlässigk                                               ltigkeit • Gestaltungsk • Engagement • Unterstützung • Stabilität                             mpetenz • Nach                         petenz • Nach      zepte • Optim                    Weitblick • Transpa-
                  mpulse • Netzwerk •                           eit • Lösungskompete                                               raft • Weitblick • Trans • Offenheit • Verlässlichkeit • Sicherheit • In                       haltigkeit • Gestalt                   haltigkeit • Ge    ismus • Kun                      renz • Vertrauen • Ch
                  Perspektiven • Konzep                         nz • Nachhaltigkeit • G                                           parenz • Vertrauen • C novation • Partnerschaft • Verantwortung •                              ungskraft • Weitb                        staltungsk        dennähe • B                      ancen • Kooperation •
                  te • Optimismus • Kund                        estaltungskraft • Weit                                           hancen • Kooperation Wettbewerbsfähigkeit • Wachstum • Impulse • N                             lick • Transparenz •                       raft • Weitbli   egleitung                         Leidenschaft • Engag
                  ennähe • Begleitung •                         blick • Transparenz • V                                         • Leidenschaft • Engag                                         etzwerk • Perspektiven •         Vertrauen • Chanc                           ck • Transp     • Kunden                          ement • Unterstütz
                  Kundenorientierung •                          ertrauen • Chancen • Kooperation • Leidenschaft •             ement • Unterstützun                                              Konzepte • Optimismus          en • Kooperation •                            arenz • Ver    orientieru                         ung • Stabilität • Offe
                  Zuverlässigkeit • Lösun                       Engagement • Unterstützung • Stabilität • Offenh             g • Stabilität • Offenheit                                          • Kundennähe • Begleitu       Leidenschaft • Eng                             trauen • C    ng • Zuve                          nheit • Verlässlichkeit
                  gskompetenz • Nachha                          eit • Verlässlichkeit • Sicherheit • Innovation • Partn     • Verlässlichkeit • Sich                                              ng • Kundenorientierung     agement • Unterst                                 hancen •    rlässig                            • Sicherheit • Innovati
                  ltigkeit • Gestaltungskr                      erschaft • Verantwortung • Wettbewerbsfähigkeit •          erheit • Innovation • Pa                                                • Zuverlässigkeit • Lösu   ützung • Stabilität •                             Kooper      keit • L                            on • Partnerschaft •
                  aft • Weitblick • Transpa                     Wachstum • Impulse • Netzwerk • Perspektiven •            rtnerschaft • Verantwo                                                    ngskompetenz • Nachh      Offenheit • Verläss                                 ation •   ösung                               Verantwortung • We

                                                                                                                                                                                                            Nutzen Sie Ihre
                                                                                                                                                                                                            Chancen! Mit einem
                                                                                                                                                                                                            kompetenten Team.

                                                                                                                                                                                                            Für das Vorstandsteam der Raiffeisenlandesbank Ober-
                                                                                                                                                                                                            österreich stehen im Sinne der Kundenorientierung rasche,
                                                                                                                                                                                                            unbürokratische Entscheidungen und ein partnerschaft-
                                                                                                                                                                                                            liches Handeln im Mittelpunkt. Gemeinsam mit unseren
                                                                                                                                                                                                            Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützen wir Sie mit
                                                                                                                                                                                                            Kompetenz und individuellen Lösungen beim Nutzen von
                                                                                                                                                                                                            Zukunftschancen.

                 Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor Dr. Heinrich Schaller, Generaldirektor-Stellver-
                 treter Dr. Hans Schilcher, Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner,
                 Mag. Reinhard Schwendtbauer, Mag. Markus Vockenhuber, Dr. Georg Starzer

                                                                                                                                                                                                            www.rlbooe.at
SOWI

Tabakfabrik Linz: Areal mit Zukunft. Und Vergangenheit!

Leistung zählt nicht: Vom Schock des Zusperrens

Vor drei Jahren hat das letzte Päckchen Zigaretten aus der Produktion der Tabakfabrik Linz das Industriedenkmal
an der Linzer Donaulände verlassen. Die Stadt Linz hat das Areal erworben, seither wird an der weiteren Nutzung
getüftelt und die ehemalige Fabrik als unkonventionelles Veranstaltungszentrum genützt. Wirft man den Blick
aber nicht in die Zukunft, sondern zurück, offenbart sich, dass die Tabakfabrik und ihre Beschäftigten einen ein-
zigartigen Mikrokosmos formten, der in einer aktuellen Studie der JKU aufgeschlossen wird.

E   va Hutter hat 28 Jahre lang
    in der Tabakfabrik Linz gear-
beitet. Schon ihre Mutter und ihr
                                                                                           terInnen anderer Standorte der Ta-
                                                                                           bakwerke förderten. „Die Austria
                                                                                           Tabakwerke waren von vornherein
                                                                                                                                             Zur Person
Stiefvater waren dort beschäf-                                                             darauf ausgelegt, mit einer Stamm-
tigt, sie und ihre Geschwister hat-                                                        belegschaft zu arbeiten“, sagt Zieg-
ten den betriebseigenen Hort be-                                                           ler, „und man hat es geschafft, be-
sucht, die eigenen Kinder wur-                                                             triebsintern Lösungen für Probleme
den in Krabbelstube und Kinder-                                                            zu finden und dabei trotzdem hoch
garten betreut. Als Hutter am 28.                                                          produktiv zu sein.“
September 2007 erfuhr, dass der                                       Tabakfabrik
nunmehrige japanische Eigentü-                                        Linz                 Betriebskultur
mer das Werk in Linz in zwei Jah-                                                          Dass der Linzer Standort trotzdem
ren stilllegen würde, hat sie das                                                          zugesperrt wurde, hat den Be-
erlebt, als würde ihr „ein Mes-                                                            schäftigten einen wahren Schock
ser in den Leib gestoßen“, und sie           Ethnographie                                  verursacht: „Die Leute haben ei-                  a.Univ.Prof. Dr. Meinrad Ziegler
                                                                                                                                             Institut für Soziologie, Abteilung
müsse nun „langsam ausbluten“.               Die Studie zeichnet eine „Ethno-              nen sehr hohen Leistungsanspruch                  für Theoretische Soziologie und
Dass es hier – für die meisten der           graphie“ des Industriebetriebs Ta-            gehabt und konnten einfach nicht                  Sozialanalysen
damals über 300 Beschäftigten –              bakfabrik Linz von 1945 bis 2009,             verstehen, dass nach der Übernah-
nicht „nur“ um einen Arbeitsplatz            in der auch an prototypischen Bei-            me des Unternehmens durch den
ging, sondern das gesamte sozi-              spielen ersichtlich wird, wie etwa            japanischen Konzern JTI Produkti-                 Forschungsschwerpunkte
ale Gefüge, in dem man veran-                die zahlreichen Sozialleistungen des          vität und Leistung überhaupt nicht                Soziologische Theorie, Erinnerungs-
kert war, auseinanderzubrechen               Betriebs es geschafft haben, die              zählen“, sagt Ziegler.                            kulturen, Biographieforschung,
drohte, belegt eine aktuelle Stu-            MitarbeiterInnen an sich zu binden.                                                             Arbeit und gesellschaftlicher Wandel,
die, erstellt unter der Leitung von          So wurde bereits in den zwanziger             In der Studie wird gezeigt, wie die               Methoden und Methodologie der
a.Univ.Prof. Dr. Meinrad Ziegler             Jahren des vergangenen Jahrhun-               Belegschaft die Betriebskultur und                qualitativen Sozialforschung
vom Institut für Soziologie, Abtei-          derts für die damals in der Zigarren-         ihre Entwicklung nach 1945 er-
lung für Theoretische Soziologie             produktion zahlreichen weiblichen             lebt hat, und dass betriebliche So-
und Sozialanalysen, für die das              Beschäftigten eine „Stillstube“ ein-          zialpolitik offensichtlich nicht im
Projektteam über mehrere Mo-                 gerichtet, Kindergarten und Hort              Widerspruch zu Leistung und Pro-                  Kontakt:
nate lang in ständigem Kontakt               standen ebenso zur Verfügung wie              duktivität stehen muss, sondern                   a.Univ.Prof. Dr. Meinrad Ziegler
mit 45 ehemaligen Mitarbeite-                Werkswohnungen, ein Sportverein               dass im Gegenteil die sozialen Bin-               Tel.: 0732 2468-8250
rInnen der Tabakfabrik war und in            mit zahlreichen Sektionen und Fe-             dungen der MitarbeiterInnen an                    Mail: meinrad.ziegler@jku.at
ihren Lebenskosmos eintauchen                rienhäuser am Ossiacher See, die              den Betrieb den ökonomischen                      www.jku.at/soz/content/e94923/
konnte.                                      auch den Austausch mit Mitarbei-              Zielen förderlich sein können.

    Die Studie „Ohne Filter. Arbeit und Kultur in der Tabakfabrik Linz“ wurde von a.Univ.Prof. Dr. Meinrad Ziegler (JKU) und Dr. Waltraud Kannonier-Finster
    (Soziologin, Universität Innsbruck) unter Mitarbeit von Mag. Carina Altreiter (JKU) und Univ.Doz. Dr. Horst Schreiber (Historiker, Universität Innsbruck) erstellt.
    Die Studie wird in Buchform erscheinen und am 23. November 2012 in der Tabakfabrik vorgestellt: http://tfl.public2.linz.at
    „Ohne Filter. Arbeit und Kultur in der Tabakfabrik Linz“, Sozialwissenschaftliche Reihe transblick, Band 8, 2012. ISBN 978-3-7065-5213-4. Studienverlag: Innsbruck, Wien, Bozen.

                                                                                                                                          JKU | UNIVATIONEN 3/12                   13
14   JKU | UNIVATIONEN 3/12
SOWI

Projekte, Publikationen, Förderungen

Internationales Renommee für Sozialpsychologie

Kleine Forschungsfelder haben es in der Wissenschaft schwer. Um diesem entscheidenden Handicap zumindest
teilweise begegnen zu können, hat das Forschungsfeld Sozialpsychologie an der JKU früh begonnen, enge Ko-
operationen mit ForscherInnen an ausländischen Universitäten einzugehen. Dadurch gelang es, trotz aller Schwie-
rigkeiten international wahrgenommen zu werden und entsprechende Publikationen zu platzieren.

D    ie Sozialpsychologie ist the-
     matisch fokussiert auf das
Verständnis von Wissenschaft und
                                       schaft und Technologie nicht ein
                                       einfaches Wissensdefizit wider-
                                       spiegelt, sondern dass es eine ak-
                                                                                auf Diskriminierung. Mit den Da-
                                                                                ten und Interviews konnte ein all-
                                                                                gemeines theoretisches Modell
                                                                                                                            Zur Person
auf Reaktionen auf Diskriminie-        tive Transformation der wissen-          über die Wechselwirkung von
rung.                                  schaftlichen Einsichten in das Kri-      selbst konstruierter sozialer Identi-
                                       teriensystem des Alltagslebens dar-      tät und Prozessen der wechselsei-
Verständnis von                        stellt. Die beiden abgeschlossenen       tigen Stereotypisierung von Grup-
Wissenschaft                           Projekte wurden von der Europä-          pen entwickelt werden. Das Mo-
Zwei vor kurzem abgeschlossene         ischen Kommission bzw. dem Wis-          dell erweitert die Theorie des „Psy-
Projekte betreffen die sozialen        senschaftsministerium gefördert.         chologischen Essentialismus“ und
und psychologischen Prozesse bei       Ein neues EU-Projekt zu diesem           ermöglicht nun Vorhersagen über
der Popularisierung naturwissen-       Thema wird derzeit begonnen.             die gegenseitige Wahrnehmung
schaftlicher Erkenntnisse und tech-                                             von Minoritäten und Majoritäten.
nologischer Entwicklungen. Un-         Reaktionen auf                           Diese Hypothesen werden derzeit
ter anderem simulierten Ass.Prof.      Diskriminierung                          mit Stichproben aus Estland (Esten
                                                                                                                            a.Univ.Prof.           Ass.Prof. Dr.
                                                                                                                            Dr. Wolfgang           Nicole
Dr. Nicole Kronberger, a.Univ.Prof.    Im Rahmen des Forschungsschwer-          / Russen), Litauen (Litauer / Polen)
                                                                                                                            Wagner                 Kronberger
Dr. Wolfgang Wagner, Dr. Peter         punkts Sozialpsychologie der Inter-      und Österreich (Österreicher / Tür-
                                                                                                                            Abteilung für Sozial- und Wirtschafts-
Holtz und Mag. Wolfgang Kerbe          gruppenbeziehungen analysierten          ken) überprüft. Dieses Thema ist            psychologie
den Kommunikationsprozess von          Wagner, Kronberger, Holtz und            auch Teil eines kürzlich genehmig-
der Presseaussendung eines La-         Mag. Ruta Zeromskyte in einem            ten EU-COST-Projekts über „So-
bors – zum Beispiel über Synthe-       vom deutschen Innenministerium           cial psychological dynamics of hi-
tische Biologie – über Zeitungs-       beauftragten Projekt unter an-           storical representations in the en-         Forschungsschwerpunkte
journalistInnen bis zu den Rezipi-     derem die Reaktionen                                        larged European          Science and Technology Studies,
entInnen der Zeitungsmeldung.          von Muslim-                                                          Union“.         Sozialpsychologie des Alltagsdenkens
Dabei zeigen sich sowohl bei der       Innen                                                                     
Bearbeitung durch JournalistInnen
als auch bei den RezipientInnen ty-
pische Verläufe und Rekonstruk-                                                                                             Kontakt:
tionsprozesse, die nicht auf Ver-                                                                                           a.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Wagner
ständnisprobleme allein zurück-                                                                                             Tel.: 0732 2468-8577
zuführen sind. Die Ergebnisse le-                                                                                           Mail: w.wagner@jku.at
gen nahe, dass „mangelhaftes”                                                                                               www.swp.jku.at
Alltagsverständnis von Wissen-

   Output und Rezeption:
   In den letzten 20 Jahren wurden 54 Artikel in vorwiegend englischsprachigen Fachzeitschriften mit einem H-Score von 14 veröffentlicht; unter ande-
   rem in European Journal of Social Psychology, British Journal of Social Psychology, Risk Analysis und in Zeitschriften der Nature-Group. Von den zehn
   meistzitierten Publikationen der SOWI Fakultät seit 2002 stammen 20% aus dem Bereich Sozialpsychologie, deren Beteiligte “Co-Editors“ von drei
   Zeitschriften, im Editorial Board von weiteren Zeitschriften, und Panel Member des European Research Council sind.

                                                                                                                          JKU | UNIVATIONEN 3/12             15
Xxxxxxxxxxx

     Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

     Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

     Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

     xxxxxxxxxxxxxxxxxxx

                                Wir denken an morgen.
                                Seit 120 Jahren.
                                Seit 120 Jahren verbindet die Energie AG
                                Tradition mit Innovation:
                                Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft
                                Oberösterreichs und seiner Bewohner.
                                Das 120-Jahr-Jubiläum sehen wir als Auftrag,
                                diesen Weg der Nachhaltigkeit für zukünftige
                                Generationen weiterzugehen.
                                Mehr erfahren Sie unter energieag.at

16     JKU | UNIVATIONEN 3/12
RE

Austrian Center for Corporate Compliance, ACCC

Zu Risiken und Gefahren fragen Sie Ihre/n…JuristIn

„Compliance“ ist zu einem viel strapazierten Schlüsselbegriff geworden, hinter dem sich vor allem auch eines verbirgt:
ein reiches Betätigungsfeld für JuristInnen, sowohl in der Forschung, als auch in der Praxis. Diesen sicher nachhaltigen
Trend möchte die Rechtswissenschaftliche Fakultät der JKU nützen, um ein Austrian Center for Corporate Compliance,
ACCC, zu installieren. Darin können die Kompetenzen aus mehreren Bereichen an der Fakultät gebündelt werden.

U      nter Compliance im recht-
       lichen Sinne versteht man ein
Bündel von Pflichten im Rahmen
                                       Risikoanalyse und –vorsorge ge-
                                       kennzeichnet.“ Neben dem Straf-
                                       recht sind für Compliance auch
                                                                                            Bester Strafverteidiger Österreichs
einer beruflichen Tätigkeit, um je-    Unternehmens-, Arbeits-, Finanz-,                    Soyer ist nicht nur als Professor an der JKU aktiv, er ist auch Sprecher der
ne Gefahren zu beherrschen, die        und Steuerrecht relevant, eben-                      österreichischen Strafverteidigervereinigung und vor allem auch einer der
durch den Betrieb eines Unterneh-      so wie Wirtschaftverwaltungsrecht                    gefragtesten Strafverteidiger Österreichs. Soyer hat bereits mehrmals und
mens geschaffen wurden. Um Ri-         und Umweltrecht.                                     auch beim letzten „Format“-Ranking der besten Strafverteidiger Österreichs
siken zu minimieren und Fehlern                                                             den ersten Platz belegt.
vorzubeugen, werden prozedurale        Translationale Forschung
Strukturen geschaffen, Verfahrens-     „Wir möchten mit dem Zentrum
und Kontrollabläufe geregelt und       ganz entschieden translationale
Verantwortlichkeiten herausgear-       rechtswissenschaftliche Forschung                 Internationaler
beitet. „Eine solche Compliance-
Regelung umfasst viele Rechtsge-
                                       b e t re i b e n “ , s a g t S o y e r. „ K o -
                                       operationen mit JuristInnen kön-
                                                                                         Master-Degree
                                                                                         Ein erster Schritt, um das Know-
                                                                                                                                   Zur Person
biete“, sagt Univ.Prof. Dr. Richard    nen eben nicht nur in Form von                    how vermehrt in die Praxis zu
Soyer vom Institut für Strafrechts-    Rechtsgutachten stattfinden, son-                 transferieren, ist der Universi-
wissenschaften, auf Grund sei-         dern die rechtswissenschaftliche                  tätslehrgang für Compliance, ein
ner reichhaltigen Erfahrungen als      Forschung kann hier auch als Seis-                zweijähriges postgraduales Ma-
Rechtsanwalt treibende Kraft für       mograph und Anlaufstelle für die                  sterprogramm, angereichert mit
die Schaffung des ACCC. „Aus           aktuellen Probleme der Unterneh-                  englischsprachigen Elementen,
strafrechtlicher Sicht sind Com-       menscompliance in der Praxis die-                 das unabhängig vom ACCC in
pliance-Aktivitäten gerade durch       nen.“ Durch das ACCC könnte                       Kooperation mit führenden Uni-
die Verlagerung weg vom Bereich        das an der JKU vorhandene For-                    versitäten im deutschsprachigen
klassischer Strafverteidigung nach     schungspotenzial noch besser aus-                 Raum – unter anderem der Uni-
einem tatsächlichen Geschehen,         geschöpft, die bestehenden For-                   versität Heidelberg, der Buderius
                                                                                                                                   Univ.Prof. Dr. Richard Soyer
hin zu einem präventiven Tä-            schungs- und Lehrkapazitäten ge-                 Law School Hamburg und füh-
                                                                                                                                   Institut für Strafrechtswissenschaften,
t i g w e rd e n i m B e -                              bündelt und verknüpft            renden Universitäten in Budapest          Abteilung für Unternehmensstrafrecht
reich der                                                            werden.             und Istanbul – durchgeführt und           und Strafrechtspraxis
                                                                                         voraussichtlich ab Herbst 2013
                                                                                         starten wird.
                                                                                                                                    Soyer hat seit Dezember 2011 die
                                                                                                                                    Professur für Wirtschaftsstrafrecht
                                                                                         Auch die aufstrebenden W irt-              und Compliance an der JKU inne.
                                                                                         schaftsräume in Osteuropa wer-
                                                                                         den einbezogen. JuristInnen sol-          Forschungsschwerpunkte
                                                                                                                                   Wirtschafts- und Unternehmensstraf-
                                                                                         len damit fit gemacht werden für
                                                                                                                                   recht, Suchtmittelrecht, Finanzstraf-
                                                                                         neue Berufsbilder, die sich durch
                                                                                                                                   recht, Medienstrafsachen
                                                                                         den Nachfrageboom nach Präven-
                                                                                         tion und Risikoeindämmung bei
                                                                                         Unternehmen ergeben: vom Com-             Kontakt:
                                                                                         pliance Officer über die Neuaus-          Univ.Prof. Dr. Richard Soyer
                                                                                         richtung der Rechtsabteilungen            Tel.: 0732 2468-7920
                                                                                         und Unternehmensverteidigung              Mail: richard.soyer@jku.at
                                                                                         bis hin zu Risikomanagement und           www.jku.at/strafrecht
                                                                                         Prävention.

                                                                                                                                 JKU | UNIVATIONEN 3/12               17
Sie können auch lesen