Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
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Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz Ausgabe 4/08 Foto: PolyIC Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe
Editorial Geschätzte Leserinnen, Inhalt geschätzte Leser! UNIVATIONEN 4/08 Polymerchemie und Kunststoffe 3 Forschung und Umsetzung S eit einem Jahr erhalten Sie nun die Univationen in einem neuen Design. Ich hoffe, dass Ihnen nicht nur optisch eine eng verbinden Polymerwissenschaften an der JKU 4 6 Veränderung aufgefallen ist. Wir haben uns im letzten Jahr bemüht, auch redaktio- Die Universität als Industriepartnerin 9 nell die Univationen zu überarbeiten und setzen thematische Schwerpunkte, um Sie noch zielgerichteter über die Forschungs- SOWI aktivitäten der JKU zu informieren. Der Themenschwerpunkt dieses Heftes ist Betriebswirtin aus Leidenschaft 11 den Aktivitäten der JKU im Bereich Poly- OÖ-Fußball im Internet 13 merwissenschaften gewidmet, einem wich- tigen Kompetenzfeld der JKU. Vier neue Feldforschung für das Rote Kreuz 15 Institute wurden in diesem Bereich an der JKU geschaffen, drei vorhandene Institute wurden inhaltlich neu ausgerichtet. In jeder Ausgabe bringen wir auch Inter- TNF views zum Themenschwerpunkt, diesmal Pervasive Computing in Univ.Prof. mit unserem Universitätsratsvorsitzenden Dr. Gabriele Kotsis EU-Forschung verankert 16 GD Dr. Scharinger, der die Aktivitäten der Vizerektorin für Forschung JKU reflektiert. Vizerektor Dr. Wurm, der Genaue Rekonstruktion jahrelang Erfahrung in der industriellen mit neuem Algorithmus 17 Praxis gesammelt hat, betont die Bedeu- tung der Verknüpfung universitärer For- Verbindung von Erdwärme schung mit industrieller Forschung und und Sonnenenergie 19 Entwicklung. Schwerpunktsetzung heißt aber nicht, dass außer den Schwerpunkten nichts mehr Platz und Beachtung findet. An der JKU setzen wir uns bewusst für eine breite Kompetenz- basis in den Grundlagenfächern ein, aus „Schwer- denen heraus thematische Schwerpunkte und Exzellenz sowie interdisziplinäre Zusam- punktsetzung menarbeit entstehen kann. Dies gilt auch im heißt nicht, Kleinen für die Gestaltung der Univationen, dass außer wo wir neben dem Schwerpunktthema auch den Schwer- über aktuelle Forschungsarbeiten aus allen Fakultäten berichten. punkten Ich hoffe, Ihnen mit dieser Ausgabe wieder nichts mehr Platz findet.“ interessante Einblicke in die Forschung an der JKU bieten zu können. Impressum UNIVATIONEN – Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 2.000 Stück. Herausgeber: Rektor o.Univ.Prof. Dr. Richard Hagelauer Medieninhaberin (Verlegerin): JKU Linz, Altenberger Straße 69, 4040 Linz, 0732 24 68-9989 Redaktion: Mag. Isabella Staska-Finger Gabriele Kotsis Gestaltung: COMO GmbH, www.como.at Vizerektorin für Forschung Druck: Druckerei BTS, Fotos: JKU, PolyIC JKU | UNIVATIONEN 4/08
LEITARTIKEL Leitartikel von Dekan o.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Buchberger Neues Umfeld: Polymerchemie und Kunststoffe Braucht die Universität Linz einen Fachbereich Chemie? Diese Frage hat schon während des Aufbaus dieses Be- reichs in den 70er Jahren teilweise widersprüchliche Antworten hervorgerufen, wobei aber der Verweis auf das industrielle Umfeld im oberösterreichischen Raum immer wieder ein gutes Argument der BefürworterInnen ge- wesen ist. Organischer Stoffe (technische Pro- Bereiche, in denen sie vor kurzem duktion von Kunststoffen), des Ins- als nur wenig brauchbar angesehen tituts für Polymerwissenschaften worden sind. Und Polymerchemie (physikalisch/chemische Eigen- ist wohl auch mehr als das Plas- schaften von Polymeren), des Ins- tiksackerl beim Einkauf. Polymere tituts für Polymerchemie (Synthese als Solarzellen oder als Elektronik- von neuen Polymeren) und des Insti- Bauteile verweisen auf das, was tuts für Physikalische Chemie (Halb- in Zukunft noch alles hinter dem leiter-Polymere) sowie Nutzung der einfachen Begriff Plastik stecken „Polymerchemie ist wohl auch mehr als das Plastiksackerl beim Einkauf.“ Dekan o.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Buchberger W ährend der inzwischen ver- gangenen Jahrzehnte sind allerdings die Strukturen der che- in der Kunststoffbranche entstan- den sind, und dass der Umsatz die- ser Branche in Oberösterreich bei Synergien mit Mechatronik- Institu- ten und Physik-Instituten sowie drei zusätzliche Professuren im Bereich könnte. Nicht zuletzt ergeben sich dadurch auch für die Studieren- den neue Perspektiven. Parallel zur mischen Industrie nicht unverän- etwa 6,7 Milliarden Euro liegt. der Kunststoffverarbeitung sind ei- Etablierung neuer Institute erfolgt dert geblieben. Von manchen kaum Und Tatsache ist, dass der sechst- ne logische Konsequenz. auch die Einrichtung zusätzlicher wahrgenommen hat in Oberöster- größte internationale Kunststoff- Studienrichtungen für Polymerche- reich eine spezielle Branche eine konzern, Borealis, den Standort Linz Neue Anwendungsbereiche mie wie auch für Kunststofftechnik, sehr dynamische Entwicklung ge- zum weltweiten Innovation Cen- Welcher Raum für Forschung tut welche zu anderen in Österreich nommen, nämlich die Kunststoff- ter für Polymerforschung macht. sich hier auf? Manche heute im rie- angebotenen Studiengängen kom- branche. Manchmal kaum wahr- Daraus wird klar, dass Polymerche- sigen Tonnenmaßstab produzierten plementär sind und damit die At- genommen vielleicht deshalb, weil mie und Kunststoffverarbeitung ein Kunststoffe sind eigentlich bereits traktivität von Linz als Universitäts- im neuen Auto das Navigationssys- Umfeld für die Universität Linz ge- seit vielen Jahren bekannt. Somit stadt fördern werden. tem natürlich mehr ins Auge springt worden sind, welches bei der stra- könnte die Meinung aufkommen, als der Karosserieteil aus Kunststoff, tegischen Entwicklung nicht ein- hier sei wohl alles erforscht und die Kunststoff-Granulat: vielseitige weil der Hinweis auf die Funktionali- fach ignoriert werden kann. Produktion dieses Massenprodukts Anwendung tät einer Sportbekleidung ein besse- sollte man besser in den fernen Os- res Verkaufsargument ist als der Hin- Kompetenzen bündeln ten verlagern. Doch etliche Poly- weis auf die enthaltene Kunstfaser. Dieses neue Umfeld ist ein gutes mere, die vielleicht jemand schon Argument bei der Frage nach der zum alten Eisen legen wollte, wa- Kunststoff-Standort Notwendigkeit eines Fachbereichs ren in den letzten Jahren von ei- Tatsache ist aber, dass etwa 34.000 Chemie an der JKU. Bündelung und ner erstaunlichen Innovation ge- Personen in den rund 220 oberös- Ergänzung der bestehenden Kom- kennzeichnet, nicht zuletzt ein Er- terreichischen Kunststoffunterneh- petenzen des Instituts für Analy- gebnis aktueller Forschungen über men tätig sind, dass in den letzten tische Chemie (analytische Charak- chemische Modifikationen im mo- drei Jahren in Oberösterreich jähr- terisierung von Polymeren), des Ins- lekularen Aufbau. Als Werkstoffe lich 750 – 800 neue Arbeitsplätze tituts für Chemische Technologie für neue Anwendungen erobern sie JKU | UNIVATIONEN 4/08
INTERVIEW Universitätsratsvorsitzender Generaldirektor Dr. Ludwig Scharinger Forschung und Umsetzung eng verbinden Mit den Polymerwissenschaften setzt die JKU einen Schwerpunkt, der national und international ihr Profil weiter schärfen wird. Hier soll sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung betrieben werden, um den Standort Oberösterreich insgesamt zu stärken. Universitätsratsvorsitzender GD Dr. Ludwig Scharinger erläutert im Interview mit den UniVationen, wie er die Entwicklung der JKU im Forschungsbereich sieht. UniVationen: „Die JKU hat sich Universitätsratsvorsitzender zielen kann, legt eine wesentliche voll. Ein Forschungsinstitut kann für ihren weiteren Ausbau in- GD Scharinger: „Die Ergeb- Basis für die kommenden Jahr- nur dann erfolgreich sein, wenn es haltlich mehrere Schwerpunkte nisse, die von den Forschungsin- zehnte. Die JKU setzt hier beson- seine Antennen zielgerichtet auf gesetzt, einer davon ist die Po- stituten der Johannes Kepler Uni- dere Akzente: Seit Herbst 2007 die Praxis ausrichtet. Gerade die lymerforschung. Wie wichtig ist versität Linz hervorgehen, sind ein gibt es bereits das Institut für Che- Polymerforschung und die enge es aus Ihrer Sicht als Universi- wesentlicher Beitrag, dass Oberös- mie der Polymere, ausgeschrieben Zusammenarbeit mit Borealis und tätsratsvorsitzender, als Univer- terreich ein moderner Wirtschafts- sind die Institute für Polymer Pro- mit anderen Unternehmen wie En- sität im eigenen Portfolio den standort bleibt. Polymere sind Bau- cessing, für Polymer Product Engi- gel und Greiner zeigen, wie sinn- Ausgleich zu schaffen zwischen steine der Zukunft. Wer hier in der neering und für Materials and Tes- voll hier Kräfte gebündelt werden. ‚Tradition’ und Innovation?“ Grundlagenforschung Erfolge er- ting. Weiters soll es 2009/2010 Dies wird auch von Bund und Land das Bachelorstudium Kunststoff- unterstützt: Bis zum Vollausbau technik und das Masterstudium werden für den Bereich Polymer- Wirtschaftsingenieur mit Schwer- chemie mehr als 10 Millionen Eu- punkt Kunststofftechnik geben.“ ro zur Verfügung gestellt. Und für „Ein Forschungsinstitut kann nur dann erfolgreich sein, wenn es seine Antennen zielgerichtet auf die Praxis ausrichtet.“ Universitätsratsvorsitzender GD Dr. Ludwig Scharinger UniVationen: „Stichwort Pu- den Bereich Kunststoff sollen we- blic-Private-Partnership. Die sentliche Unterstützungen aus der Schwerpunktsetzung in der Po- Industrie kommen.“ lymerforschung ist für die JKU nur durch die Kooperation mit UniVationen: „Wie sehen Sie der Borealis möglich geworden, generell die Entwicklung, wel- so wie es in vielen Bereichen che die JKU im Bereich der For- eine enge Zusammenarbeit mit schung nimmt, auch im Ver- Unternehmen gibt. Wie stehen gleich zu anderen Universitäten Sie zu dem manchmal auftau- in Österreich?“ chenden Vorwurf, dass sich die Wissenschaft damit ‚kaufen’ Scharinger: „Die Johannes Kep- ließe und nur mehr Auftrags- ler Universität hat sich klare Ex- forschung betreibe?“ zellenz- und Entwicklungsschwer- punkte gesetzt. Dazu gehören an Scharinger: „Theorie und Praxis, der Sozial- und Wirtschaftswis- Forschung und Umsetzung müssen senschaftlichen Fakultät die Ex- eng miteinander verbunden sein. zellenzschwerpunkte Dynamik Das eine ist ohne das andere nicht und Gestaltung sozialer Systeme, möglich und erst recht nicht sinn- Management, Märkte und Wirt- JKU | UNIVATIONEN 4/08
INTERVIEW Zur Person GD Dr. Ludwig Scharinger schaftspolitik sowie Messen, Be- Universität ist hier auf einem ex- werten, Evaluieren. An der Rechts- zellenten Weg.“ wissenschaftlichen Fakultät wurde Ludwig Scharinger wurde am 19. Oktober 1942 in Arnreit, Oberös- als Exzellenzschwerpunkt Öffent- UniVationen: „Welches Verhält- terreich, als ältestes von sieben Kindern geboren. Nach dem Besuch liches und Privates Unternehmens- nis haben Sie persönlich zur der Volksschule in Arnreit und der Landwirtschaftlichen Fachschule recht definiert, und im Bereich der Wissenschaft?“ in Schlägl hätte Scharinger den elterlichen Hof übernehmen sollen. TNF Chemical Design and Process Durch einen Motorradunfall kam es anders: Scharinger absolvierte Development, Computational Sci- Scharinger: „Für ein kleines Land in der Folge die HLBLA Landtechnik in Wieselburg. Nach der Matu- ence and Engineering, Mechatro- wie Österreich liegt der Schlüs- ra studierte er Betriebs- und Sozialwirtschaft an der JKU Linz. Der nik, Nanoscience and –technology sel zum Erfolg – unabhängig vom Sponsion im Jahr 1972 folgte die Promotion 1974. sowie Pervasive Computing. Fachbereich – in der hohen Ent- Nach seiner Tätigkeit als Uni-Assistent bei Prof. Bach trat Dr. Scha- Ziel ist es, den Ruf der Johannes wicklungskapazität. Diese Ent- ringer am 1. April 1972 in die Raiffeisenlandesbank OÖ (damals Kepler Universität weiter auszu- wicklungskapazität wird über das noch Raiffeisenzentralkasse) ein. Im Februar 1974 wurde ihm die bauen. Die Universität muss für Know-how, die Talente und Be- Prokura verliehen, 1978 erfolgte die Berufung in die Geschäftslei- die Studierenden attraktiv blei- gabungen der Menschen sicher- tung. Seit 1. November 1985 ist Ludwig Scharinger Generaldirektor ben und ihre Position als innova- gestellt. Daher entscheiden unse- der Raiffeisenlandesbank OÖ. tive Forschungspartnerin für die re Forschungsergebnisse und Um- Wirtschaft, für die öffentliche Ver- setzungserfolge über die Stellung waltung sowie für die Arbeitswelt Oberösterreichs im globalen Wett- unseres Landes festigen und aus- bewerb mit. Die heimischen Univer- Arbeit, die unsere Wissenschaf- lich der wissenschaftlichen Arbeit bauen. Universitäre Forschung und sitäten nehmen hier immer mehr terinnen und Wissenschafter leis- zu widmen, hat sich nie gestellt. Forschungsinstitute stehen immer eine entscheidende Rolle ein.“ ten – ihre Neugier und Präzision Aber ich versuche im Rahmen mei- im direkten Wettbewerb zueinan- und das mitunter auch notwen- ner Möglichkeiten, die Arbeit der der und müssen sich nationalen UniVationen: „Hätte Sie per- dige Durchhaltevermögen. Ich war, Wissenschafter zu unterstützen. Es und internationalen Vergleichen sönlich wissenschaftliche Ar- bevor ich meine berufliche Lauf- muss ein Zusammenwirken geben, stellen. Der Stellenwert, der hier beit nach Ihrem Studium ge- bahn bei der Raiffeisenlandesbank ein Team, in dem jeder seine Funk- erreicht wird, bestimmt, ob die reizt?“ Oberösterreich im Jahr 1974 star- tionen und Aufgaben hat. Dann Universität für führende Köpfe in- tete, als Uni-Assistent bei Professor können wir gemeinsam viel errei- teressant ist. Die Johannes Kepler Scharinger: „Ich bewundere die Bach tätig. Die Frage, sich beruf- chen.“ JKU | UNIVATIONEN 4/08
SCHWERPUNKTTHEMA Gute Tradition weitergeführt Zur Person Polymerwissenschaften an der JKU Vier neue Institute wurden und werden derzeit im Bereich Kunststoffe an der JKU geschaffen, drei vorhandene Institute wurden inhaltlich neu ausgerichtet. - Damit ist die JKU in der Polymerforschung inhaltlich breit aufgestellt. Von der Analyse von Bio-Polymeren bis zur Entwicklung völlig neuer Kunststoffe reicht die Palette. Univ.Prof. Dr. Oliver Brüggemann Institut für Chemie der Polymere Brüggemann war vor seiner Be- J eder kennt das: Wasser, das län- gere Zeit in einer Kunststoff- Trinkflasche aufbewahrt wird, be- Füllstoffe im Kunststoff eingesetzt, so verbilligen sie zwar die Produk- tion des Kunststoffes, scheinen je- Interesse aus der Industrie Da die EU-Gesetze in den kommen- den Jahren mehr und mehr verlan- rufung an die JKU Dekan für kommt einen eigenartigen Ge- doch auch jene unerwünschten Be- gen werden, dass die flüchtigen or- den Fachbereich Chemical Engi- schmack. Und ein neues Auto gleiterscheinungen erst hervorzuru- ganischen Substanzen, auch aus neering an der Provadis School „riecht“ einfach auch neu. – Ge- fen. Die Polymerchemie untersucht, Kunststoffen, nicht mehr im bishe- of International Management schmack bzw. Geruch resultieren welche molekularen Eigenschaften rigen Ausmaß freigesetzt werden and Technology in Frankfurt am aus geringsten Spuren an flüchtigen ein Kunststoff hat und wie sich die dürfen, hat auch die Kunststoff- Main. Er habilitierte sich 2004 organischen Substanzen (VOC), Eigenschaften durch diverse Bei- industrie ein vehementes Interes- an der Technischen Universi- die aus dem Kunststoff freigesetzt mengungen verändern. – Dies ist se daran, vorhandene Produkte zu tät Berlin. werden. Die Bildung dieser uner- einer der Forschungsbereiche des verbessern. „Wir haben hier zwei wünschten Geschmacks- und Ge- vor einem Jahr gegründeten Insti- Möglichkeiten: entweder zu verhin- ruchsstoffe soll durch vorhandene tuts für Chemie der Polymere, dem dern, dass sich diese organischen Stabilisatoren eigentlich verhindert Univ.Prof. Dr. Oliver Brüggemann Komponenten im Kunststoff über- werden. Werden aber außerdem vorsteht. haupt bilden, oder einen Weg zu Univ.Prof. Dr. Sabine Hild Institut für Polymerwissen- schaften Hild, 1964 in Hannover gebo- ren, hat an der TU Clausthal Chemie studiert und sich im April 2007 an der Universität Ulm habilitiert. An die JKU hat sie sich bewor- ben, weil sie die Möglichkeit reizt, hier mit der Industrie di- rekt zusammenzuarbeiten. „In Deutschland gibt es im Moment keine Uni, die die Polymerwis- senschaften so sehr fördert, wie es hier an der JKU der Fall ist“. Schmelzen von Kunststoff zur Überprüfung der Materialeigenschaften. JKU | UNIVATIONEN 4/08
SCHWERPUNKTTHEMA finden, dass sie im Polymer selbst Die Polymere werden aber nicht nur abgefangen und nicht freigesetzt abgebildet, sondern Hild untersucht werden“, sagt Brüggemann. in Zusammenarbeit mit Chemiker- Polymere an der JKU: Pionierarbeit Innen auch, wie sich die Oberflä- Weitere Kooperationen mit Unter- che verändert, wenn der Kunststoff nehmen beschäftigen sich etwa da- zum Beispiel gestreckt oder erhitzt mit, die Oberflächen von Kunst- wird. „Spannend ist hier das Wech- stoffröhren dahingehend zu verän- selspiel und die Rückkopplung mit dern, dass sich dort keine Organis- anderen Wissenschafterinnen und men wie Bakterien festsetzen kön- Wissenschaftern“, sagt Hild. em.Univ.Prof. Dr. Dr.h.c. nen. Oder zu untersuchen, wie sich Hermann Janeschitz-Kriegl ein Kunststoff verändert, wenn er Erwünschte Fehler erhitzt wird, - warum er zum Bei- „Ein Chemiker kann etwa in eine Janeschitz-Kriegl kam 1978 an die spiel spröde wird und wie man das homogene Polymerkette einen‚ Johannes Kepler Universität und verhindern kann. Fehler’ in Form eines anderen Mo- emeritierte 1995. nomers oder aber einer anderen Eigene Ideen umsetzen „Die Industriekooperationen sind für uns natürlich sehr wichtig“, Anordnung einbauen, und wir prü- fen dann, wie sich diese Varia- tion auf die Eigenschaften des Fest- D as Fachgebiet der physikalischen Chemie wurde an der JKU 1978 eingerichtet. Ich war damals ordentlicher Professor für die „Phy- sik und Chemie der makromolekularen Stoffe“ an der TH Delft und sagt Brüggemann, „aber wir betrei- körpers auswirkt. Wird das Polymer nahm die Berufung nach Linz an, wodurch ich in meine Heimat zu- ben auch Grundlagenforschung, in härter oder weicher? Wird es bieg- rückkehren konnte. Mein Fachgebiet war für die lokale Industrie (die der wir unsere eigenen Ideen um- samer? Das ist natürlich auch für damalige Chemie Linz) von großer Bedeutung. Ich entschloss mich, in setzen können.“ Dabei geht es vor die Industrie interessant.“ Linz ein bis dahin praktisch unbearbeitetes Gebiet, nämlich die Bildung allem um die Erzeugung neuer Mo- kristalliner Strukturen während der Verarbeitung, zu installieren. Sol- nomere und um die Übertragung Denn spezielle Polymere sind sehr che Strukturen sind für die Qualität der Produkte von größter Bedeu- von Eigenschaften biologischer auf kostspielig in der Herstellung, wes- tung. Man denke bei den erhaltenen Formteilen an Formbeständigkeit, künstliche Materialien. halb vor der Produktion der Kunst- Verwerfungsneigungen, spontane Rissbildung, anisotrope mechanische stoffe zu klären ist, wie thermische Eigenschaften. Hierbei spielen Druck, Fließ-, und Abkühlgeschwindig- Ein Problem, das sich absehen lässt: und mechanische Belastung die keiten zentrale Rollen. Die chemische Industrie hilft sich in diesem Zu- viele Studierende erarbeiten ihre Morphologie und die Eigenschaften sammenhang bei den herkömmlichen Polymeren meist mit chemischen Diplomarbeit in Zusammenarbeit des Polymers beeinflusst. Modifikationen, die die Empfindlichkeit für obige Verarbeitungspara- mit Unternehmen und werden von meter vermindern sollen. Es ist also klar, dass eine Reihe von Beteilig- diesen dann direkt von der Univer- Projekt Krebsschalen ten gefordert werden: ChemikerInnen, TechnologInnen (Rheologie und sität „abgesaugt“. „Damit fehlt es Ein zweiter Forschungsschwerpunkt Wärmeübertragung), Fachleute auf dem Gebiet der Kristallisation, Ma- uns an wissenschaftlichem Nach- von Hild liegt auf Bio-Polymeren, schinenherstellerInnen und solche, die Formen entwerfen. wuchs und an Leuten, die die For- und hier im Besonderen auf mine- schung im universitären Bereich ralisiertem Chitin, das in der äuße- Pionierleistungen vorantreiben“, sagt Brüggemann. ren Schale von Krebsen zu finden Zu den hervorragendsten Leistungen der letzten 25 Jahre gehört ist. Krebse findet man in unter- zum Beispiel, dass erstmalig (!) eine korrekte Beschreibung von Er- Neu am Institut für Polymer- schiedlichen Lebensräumen und sie starrungsprozessen durch Kristallisation gegeben werden konnte (Wil- wissenschaften passen ihre Schale den jeweiligen helm Schneider – TU Wien, Gerhard Eder – JKU). Daraus ergab sich ei- Mit Univ.Prof. Dr. Sabine Hild ist mit Lebensbedingungen an. Dabei ha- ne Klassifizierung nach Verarbeitungseigenschaften: Metalle, Kunst- 1. Oktober 2008 an das Institut für ben sie ein immer gleiches orga- stoffe und glasbildende Mineralien. Wir haben in Linz also nicht ein- Polymerwissenschaften eine Exper- nisches Grundgerüst, dieses kann fach an einem interessanten, anerkannten Arbeitsgebiet mitgemacht. tin für rasterkraftmikroskopische aber der Funktion entsprechend Wir dürfen uns als Pioniere bezeichnen. Ich erhielt ein Ehrendoktorat Untersuchungen von Polymeren angepasst sein. Deshalb müssen die in Leoben und wurde zum Ehrenmitglied der Deutschen Rheologischen und für Bio-Polymere gekommen. Tiere auch die Struktur der Scha- Gesellschaft in Berlin ernannt. Ende 2008 wird ein längst fälliges Buch le ändern. mit dem Titel „Crystallization Modalities in Polymer Melt Processing“ Hild erforscht seit Mitte der neun- beim Springer-Verlag herauskommen. Auf dem Gebiet der dynamisch ziger Jahre, als gerade die ersten „Die Gelenke müssen ja trotz der mechanischen Messungen an Schmelzen wurde für die oberösterrei- Rasterkraftmikroskope in Umlauf Schale flexibel bleiben, und die har- chische Industrie in zahlreichen Arbeiten an der Aufklärung moleku- kamen, die Oberfläche von Poly- ten Teile dürfen auch nicht aneinan- larer Eigenschaften gearbeitet (Alois Schausberger). Eine Reihe von meren: mit der Nadel des Raster- der reiben. Oder wie schafft es zum Apparaturen wurde entwickelt, darunter ein Kugelfall-Viskosimeter im kraftmikroskops wird die Oberflä- Beispiel der Hummer, dass seine Magnetfeld, das zur Serienreife entwickelt wurde (Rudolf Sobczak). che wie mit einem Finger abgetas- Scheren so stabil aber doch leicht Der derzeitige Ausbau der Kunststoffaktivitäten ist eine willkommene tet und die Eigenschaften der Ober- sind?“ – Das sind die Fragen, die Fortführung der 30-jährigen Pionierarbeit an der JKU. fläche sichtbar gemacht: ist sie hart auch auf die industrielle Produktion oder weich, klebrig oder nicht? umgelegt werden sollen. JKU | UNIVATIONEN 4/08
INTERVIEW Mag. Dr. Franz Wurm, Vizerektor für Finanz- und Ressourcenmanagement Die Universität als Partnerin für die Industrie VR Mag. Dr. Franz Wurm hat langjährige Erfahrung im Industriebereich und kennt damit sowohl die universi- täre als auch die unternehmerische Seite, wenn es um die Zusammenarbeit im Forschungsbereich geht. Was For- schungskooperationen sowohl für die Universität als auch für Unternehmen bringen, erläutert er im Interview mit den UniVationen. UniVationen: „Herr VR Wurm, Das Industrieunternehmen will UniVationen: „Was heißt das wo liegt heute der Vorteil für seinen Know-how-Vorsprung für die JKU?“ die Industrie bei einer For- gegenüber dem Wettbewerb schungskooperation mit einer unbedingt wahren und durch Wurm: „Ich kann aus Sicht der Universität?“ die Forschungskooperation aus- JKU dazu sagen, dass bauen, – dementsprechend müs- die JKU in den letzten Jahren Vizerektor Wurm: „Aus Sicht sen Geheimhaltung und IPR für sehr erfolgreiche Kooperatio- eines Industrieunternehmens ist das Unternehmen gesichert sein. nen mit Industriepartnern ab- es heute oft schwierig, selbst in Der wirtschaftliche F&E-Erfolg schließen konnte, bei denen der Grundlagenforschung tätig zu hängt oft von zeitlichen Kom- auch immer die Geheimhaltung sein: Es handelt sich dabei um eine ponenten und von der Zusam- langfristige Entscheidung, die nicht menarbeit zwischen Unterneh- nur erhebliche Kosten mit sich men und Universität ab – eine „Die JKU agiert bringt, sondern auch eine entspre- flexibel und verlässlich agieren- chende Vorlaufzeit für den Aufbau de Universität mit industrierele- ebenso rasch und benötigt, ehe erste Forschungser- vanten Forschungsthemen hat unbürokratisch wie gebnisse erwartet werden können. hier einen wesentlichen Vorteil. der industrielle – Wenn das Forschungsmanage- Der industrielle Partner erwar- Partner.“ ment eines Industrieunternehmens tet sich aus einer Kooperati- in dieser Situation auf dem in Fra- on auch einen kostenmäßigen Mag. Dr. Franz Wurm ge kommenden Fachgebiet Zu- Vorteil gegenüber der Eigenfor- gang zu exzellenten Forschern ei- schungsalternative – dies dürf- ner Universität findet, bietet sich te in der Regel gegeben sein, und die IPR-Fragen so geregelt Zur Person eine Kooperation an, weil dadurch es sei denn, dass die Universi- werden konnten, dass das so- die zeitliche Komponente für das tät mit ungeplanten Investiti- wohl den Erfordernissen des Mag. Dr. Franz Wurm Industrieunternehmen wesentlich onserfordernissen konfrontiert Partners als auch jenen der Uni- verkürzt wird und sich auch die wird, die eine Kooperation zum versität gerecht geworden ist, Kostenbelastung in der Regel zu Scheitern verurteilen würden. und dass Mag. Dr. Franz Wurm, 59, ist seit besser kalkulierbaren Projektkos- Nicht zu vergessen ist auch der die JKU insbesondere die Vor- 2003 Vizerektor für Finanz- und ten umwandelt, was insbesonde- Vorteil der Universität, sich mit teile aus der 2004 gewon- Ressourcenmanagement an der JKU. re das Kostenrisiko bei negativen interessanten Forschungsthe- nenen Autonomie durch ent- Er war nach seinem Studium der Forschungsergebnissen wesentlich men die besten Absolventinnen sprechend flexibles und ziel- Handelswissenschaften in Wien in der verringert.“ und Absolventen zu sichern. gerichtetes Handeln nutzt und Chemie Linz AG tätig, dort ab 1986 ebenso rasch und unbürokra- Direktor Finanzen und Controlling, UniVationen: Was macht eine tisch agiert wie der industrielle ab 1990 Geschäftsführer des Chemie- Universität als Forschungspart- Partner. bereichs und Präsident des Chemie- nerin für die Industrie beson- Bei den zur Verrechnung gelan- standorts in Castellanza (Italien). Da- ders attraktiv? genden Projektkosten habe ich nach war er Vorstandsdirektor der in der Regel keine Sorge, dass Agrolinz Melamin GmbH und Finanz- Wurm: „Unter den Annahme, diese Kosten für die Industrie vorstand der Borealis A/S in Kopen- dass die fachliche Kompetenz der überhöht sind, ich bin vielmehr hagen. Sein Doktoratsstudium absol- Foto: PolyIC Universitätsforschung gegeben ist, der Ansicht, dass wir als JKU vierte er neben seinem Beruf 1994 bis sind meines Erachtens insbesonde- manchmal auch Spitzenleistun- 1996 an der JKU. re folgende Punkte anzuführen: gen zu billig verkaufen.“ JKU | UNIVATIONEN 4/08
ANZEIGE Karrierecenter der Kepler Society MitarbeiterInnen finden – direkt an der JKU Unternehmen, die Arbeitsplätze für JungakademikerInnen zu vergeben haben, erhalten an der JKU ein sehr zielgerichtetes Service: Das Karrierecenter des Alumniclubs ist zentrale Anlaufstelle für alles rund ums Thema „Rekrutieren“ an der JKU. Nationalen und Internationalen Firmen wird dabei der Kontakt zu hoch qualifizierten MitarbeiterInnen ermöglicht. D er Alumniclub der JKU gehört zu den dynamischsten Absol- ventInnenorganisationen im deutsch- res Stellenangebotes in der zen- tralen Online-Jobbörse der JKU Recruitingmesse „JKU Karriere- Assessment Center Training Projektmanagement Rhetorik-Trainings sprachigen Raum. Die JKU als inno- tag“ für über-/regionale Firmen Karrierebibliothek vative Hochschule bietet sowohl Stu- Workshops oder Vorträge mit 700 von 1.000 Jungakademiker- dierenden, als auch deren poten- Studierenden Innen nutzen jährlich die Vorteile des ziellen DienstgeberInnen ein punkt- Karrierecenters der KEPLER SOCIETY. Finden und gefunden werden: genaues Service beim Berufseinstieg. Service für Studierende: der JKU Karrieretag bringt Unter- Bewerbungsunterlagen-Check Weitere Informationen finden Sie nehmen und potenzielle Mitar- Service für Unternehmen: Vorbereiten aufs Bewerbungs- unter www.ks.jku.at oder E-Mail beiterInnen zusammen. Kostenlose Veröffentlichung Ih- gespräch an karrierecenter@jku.at 10 JKU | UNIVATIONEN 4/08
NACHWUCHSWISSENSCHAFTERIN Zur Lage der Produktion Betriebswirtin aus Leidenschaft Dr. Susanne Geirhofer ist erblich vorbelastet: beide Eltern sind BetriebswirtInnen und haben ihr damit einen gewissen Hang zur Zahlenwelt in die Wiege gelegt. War es bis zur Promotion die Wirtschaftsprüfung, auf die Geirhofer sich konzentrierte, ist es jetzt die Rechnungslegung. Genau genommen der Lagebericht, und welche Informationen er enthalten muss, damit InvestorInnen sinnvolle Entscheidungen treffen können. I n den letzten Jahren stand bei größeren Gesellschaften der Jah- resabschluss im Vordergrund, pro- vor diesem Hintergrund bestehen- de internationale Normen. gnostische und qualitative Infor- Wissenschaftliche Karriere mationen werden für InvestorIn- Dass Geirhofer sich habilitiert, ist nen aber immer wichtiger. Dafür trotz ihres Faibles für die Betriebs- werden Lageberichte erstellt, die wirtschaft und das wissenschaft- beschreiben, wie eine Gesellschaft liche Arbeiten an sich nicht selbst- sich weiterentwickelt, welche Pro- verständlich. „Ich habe nach dem dukte geplant sind und welche Doktorat lange überlegt, ob ich Märkte angepeilt werden. meine wissenschaftliche Karriere fortsetzen soll, und mich schließ- Keine Vorgaben lich dafür entschieden.“ „Diese Lageberichte werden zwar von Wirtschaftsprüfern auf ihre Eine echte Hilfe ist dabei das ein- Plausibilität geprüft“, sagt Geirho- jährige Habilitationsstipendium fer, „aber wie die Informationen der JKU, das seit 1. Oktober läuft. eigentlich beschaffen sein müs- „Ohne das Stipendium wäre es sen, damit sie entscheidungsnütz- fraglich gewesen, ob ich die Habi- lich sind, und welche Grundsätze litation abschließen kann, aber das diese Informationen erfüllen soll- ten, - dafür gibt es eigentlich kei- ist jetzt wirklich noch einmal ein Ansporn.“ Der große Vorteil: wäh- liche Unterstützung in diesem Be- reich wäre es schwierig gewesen, „Warum macht ne Vorgaben.“ rend des Stipendiums ist Geirhofer den Anschluss an das Institut zu man etwas so, von der Lehrverpflichtung befreit. halten“, sagt Geirhofer. Aus ih- wie man es In ihrer Habilitation beschäftigt rer Sicht auch ein Grund, warum macht?“ Geirhofer sich nun mit diesen Fra- Thema Kinderbetreuung so viele Wissenschafterinnen nach Dr. Susanne Geirhofer gen. Sie ermittelt ausgehend vom Als echte Herausforderung erwies dem Doktorat der Wissenschaft Informationsbedarf von Kleinan- sich in den vergangenen beiden abhanden kommen. legerInnen Anforderungen an La- Jahren auch das Thema Kinder- geberichterstattung und analysiert betreuung. „Ohne großmütter- Was Geirhofer an der W issen- schaft so fasziniert? – „Ich wollte schon immer in die Wissenschaft. Mich hat immer schon die Frage beschäftigt: Warum macht man etwas so, wie man es macht? Und während des Studiums ergab sich dann die Unternehmensrechnung Kontakt als Interessensgebiet – wie kann ich unternehmerische Vorgänge in Dr. Susanne Geirhofer Zahlen abbilden und was kann ich Institut für Unternehmensrechnung daraus ableiten?“ und Wirtschaftsprüfung Geirhofers Karrieretipp für Student- Mail: susanne.geirhofer@jku.at Innen: Zielorientierung, Fokussie- www.urwip.uni-linz.ac.at rung, Vernetzung! JKU | UNIVATIONEN 4/08 11
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SOWI Fußball on demand OÖ-Fußball im Internet In Österreich wird der Amateurfußball wenig vermarktet, die Medien berichten hauptsächlich über die Bundesli- ga. Um dem entgegenzuwirken, haben zwei Wirtschaftsinformatiker der JKU ein Internetportal für die Radio OÖ- Liga konzipiert und realisiert. Erstmals im österreichischen Amateurbereich wurde ein Fußballspiel vor kurzem 90 Minuten live im Internet übertragen. T homas Arnitz aus Schörfling am Attersee ist selbst Stürmer beim Radio OÖ-Ligisten ATSV Satt- ledt und hat damit beste Verbin- dungen in der Fußballbranche in Oberösterreich. Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Micha- el Lattner aus Leonstein hat er das Portal www.ooeliga.at aufgebaut. Die beiden Studierenden haben damit am Institut für Wirtschafts- informatik – Information Enginee- ring vermitteltes Wissen zu Inter- netgeschäftsmodellen in die Praxis umgesetzt. Live-Übertragung Das Portal hat österreichweit ei- Thomas Arnitz doppelt in Aktion: Einmal am Fußballfeld für den ATSV ne Vorreiterrolle in der Online-Be- richterstattung im Amateurfuß- Sattledt, einmal mit Michael Lattner bei der Online-Übertragung. Geschäftsstrategie ball inne. Auch deshalb, weil hier etwas geboten wird, was im Fuß- lichst schneller - Breitband-Internet- gibt es noch weitere interessante Das Institut für Wirtschaftsinforma- ball-Unterhaus zuvor noch nie je- anschluss und eine SprecherInnen- Features wie beispielsweise Filmbe- tik – Information Engineering,WIN- mand versucht hat: Ausgewähl- kabine nötig. Bei der Übertragung richte der OÖ-Liga Spiele, Video-Ex- IE, hat ein Vorgehensmodell für die te Spiele werden live in Bild und des Spiels Pasching gegen Donau pertInnenanalysen, Wahl zum „Tor Entwicklung von Geschäftsstrate- Ton im Internet übertragen. „Wir Linz waren insgesamt 14 Mitarbei- des Monats“, umfangreiche Spie- gien für Internetfirmen entwickelt, haben einen ersten Versuch Ende terInnen beschäftigt: Kameraleute, lerstatistiken, eine eigene OÖ-Liga- das bereits erfolgreich angewendet September mit dem Match FC Su- Regisseur, Techniker, Kommenta- Community und Models als „OÖ- wird. Arnitz und Lattner wurden perfund Pasching gegen ASKÖ Do- tor und Co-Kommentator. Die Ka- Liga Girls“. beim Aufbau des Internetportals vor nau Linz gewagt, der sehr gut ge- meras senden Ton- und Bildsignale Das Portal boomt, ingesamt ver- allem von Dr. René Riedl vom Insti- klappt hat“, sagt Arnitz. 3.000 Zu- an den Regieplatz. Der Regisseur zeichnete die Statistik bis dato über tut für WIN-IE unterstützt. Die Über- schauerInnen haben das Spiel live mixt die Quellen und leitet die Da- 900.000 Besuche, mehr als drei tragung des Spiels FC Superfund am Computer verfolgt. ten an einen Producer Encoder wei- Millionen Seitenaufrufe hatte www. Pasching gegen ASKÖ Donau Linz ter, der die Datenquelle in ein ge- ooeliga.at seit August 2007. wurde in Kooperation mit dem ORF Technischer Aufwand eignetes Format umwandelt. Nach Oberösterreich durchgeführt. Der Vorteil dieser Art von Match- der Umwandlung werden diese an „Es gibt mehrere Optionen für die Übertragung gegenüber Fernseh- einen Stream-Server gesendet, der Zukunft des Portals, die im Mo- übertragungen besteht im weit- aus geringeren technischen Auf- Bild und Ton an die PCs nach Hause liefert. Der gesamte Mitschnitt des ment evaluiert werden. Wir wer- den in den kommenden Monaten Kontakt wand. Während bei Fernsehüber- Spiels kann auch zeitversetzt ange- sicher eine Entscheidung treffen“, Thomas Arnitz tragungen ein Übertragungswagen sehen werden. sagt Arnitz. Tel.: 0699-11124404 mit komplettem Equipment benö- Ob der Stürmer damit auch ge- Mail: thomas@arnitz.at tigt wird, sind für die Übertragung Interessante Features schäftlich einen Volltreffer landet, www.ooeliga.at ins Internet am Platz nur ein – mög- Neben den Live-Übertragungen bleibt also noch abzuwarten. JKU | UNIVATIONEN 4/08 13
SOWI GesundheitsarbeiterInnen für Laos Zur Person Feldforschung für das Rote Kreuz 150.000 Menschen leben in der Provinz Bokeo in der Volksrepublik Laos, jeder Dritte von ihnen in extremer Armut. Um Lösungsmöglichkeiten für die drängendsten Probleme zu finden, hat das IEZ der JKU für das Österreichische Rote Kreuz eine Feld- studie durchgeführt: als Ergebnis werden GesundheitsarbeiterInnen ausgebildet. a.Univ.Prof. Dr. ser; Flussläufe oder Bäche, die glei- Andreas Obrecht chermaßen Mensch und Tiere ver- Interdisziplinäres Forschungsinstitut für Entwicklungszusammenarbeit sorgen, führen oft kontaminiertes Wasser, das Krankheiten wie Ruhr, Typhus, Cholera etc. transportiert. Zusätzlich fehlt jede medizinische Kontakt Versorgung, - insbesondere des- halb dramatisch, weil sich viele der a.Univ.Prof. Dr. Andreas Obrecht letalen Krankheiten durch einfache Tel.: 0732 733 750 Medikation bewältigen ließen. Mail: iez@jku.at www.iez.jku.at Partner Rotes Kreuz Um die schlimmsten Probleme in Jeder dritte Einwohner von Bokeo lebt in extremer Armut. den Griff zu bekommen, wird die IEZ Lao Red Cross Society als Partner des Österreichischen Roten Kreuzes Das Interdisziplinäre Forschungs- V ierzehn Dörfer in vier Distrik- ten von Bokeo hat das Team des Interdisziplinären Forschungs- „In Bokeo leben Angehörige von 34 verschiedenen Ethnien“, sagt a.Univ. Prof. Dr. Andreas Obrecht vom IEZ, nun GesundheitsarbeiterInnen aus- bilden, die in 100 Dörfern das Be- wusstsein der Bevölkerung für Hygi- institut für Entwicklungszusam- menarbeit (IEZ) der JKU Linz finanziert sich durch Drittmittel und instituts für Enticklungszusammen- „was die Kommunikation natürlich ene und die sanitäre Situation ver- wird vom Verein für Entwicklungs- arbeit im September und Oktober erschwert. Uns ging es darum, ein bessern, und auch Erste Hilfe und förderung (Dritte Welt) unterstützt. dieses Jahres für seine Studie be- umfassendes Bild der Bevölkerung medizinische Betreuung im Krank- Das IEZ erforscht auf wissenschaft- sucht:Die Gesundheits- und Hygie- und der spezifischen Probleme – ins- heitsfall ohne Kostenersatz anbie- licher Basis die regionalen Ursachen nesituation in den entlegenen Dis- besondere im Gesundheitsbereich ten sollen. In 50 Dörfern werden für Armut und lokale Probleme; trikten wurde analysiert, Zugän- – zu erhalten und vor dem Hinter- Wassersysteme gemeinsam mit den es zeigt auf, wo wirksame Hilfe ge zu sauberem Trinkwasser ge- grund möglicher, auch lokal verwirk- DorfbewohnerInnen errichtet, die ansetzen muss; es bereitet Hilfs- klärt, die Kapazitäten der Lao Red lichbarer entwicklungspolitischer sauberes Trinkwasser garantieren. programme in den Einsatzgebieten Cross Society in Bokeo analysiert Maßnahmen zu analysieren.“ Zusätzlich werden mehr als 2.500 vor und begleitet sie durch wissen- und schließlich ein Programm zur Haushalten das Know How und die schaftliches Monitoring und Armutsbekämpfung und zur Siche- Gesundheitssituation Materialien für den Bau von Latri- Evaluationen. rung der grundlegenden medizi- Die Menschen der untersuchten nen zur Verfügung gestellt. nischen Versorgung entwickelt. Dörfer leben vom Reisanbau, exten- siver Tierhaltung und Fischfang. 30 Problemerhebung Prozent der Bevölkerung fristen ihr Neben der Erhebung des Gesund- Leben in großer Armut – das heißt, heitsstatus und der Hygiene-, Was- dass Mangelernährung, das Fehlen serqualität konzentrierten sich die von Geld, endemische und epide- ForscherInnen auf die Problemanaly- mische Krankheiten, eine hohe Kin- sen der DorfbewohnerInnen selbst. dersterblichkeit bis zu 25% (in den In Dorfversammlungen und Inter- ersten fünf Lebensjahren) die ma- views mit lokalen Autoritäten und terielle Reproduktion gefährden. älteren Menschen wurden die drin- Ein wesentlicher Grund der dra- gendsten Probleme dieser marginali- matischen Gesundheitssituation ist sierten Gemeinschaften identifiziert. das Fehlen von sauberem Trinkwas- Die Wasserwege sind in Bokeo die wichtigsten Verkehrswege, aber oft kontaminiert. JKU | UNIVATIONEN 4/08 15
TNF The Fabric of Everyday Life Pervasive Computing in EU-Forschung verankert Daran, dass Pervasive Computing eines der Leitthemen in den Grundlagenforschungsorientierten Programmlinien FET des Rahmenprogramms 7 geworden ist, hat Univ.Prof. Dr. Alois Ferscha, Vorstand des gleichnamigen Instituts an der JKU, großen Anteil: er war als Berater in der Programmvorbereitung und ist jetzt als Antragsteller sogar dreifach erfolgreich. Zur Person I ch wurde bereits 2005 von der Europäischen Kommission ange- fragt, eine Themenfindungsgruppe ‚Pervasive Computing and Com- munication’ zur Vorbereitung der thematischen Ausrichtung des IST FET Programms im 7. Rahmenpro- gramm zu leiten“, sagt Ferscha, Vorstand des Instituts für Perva- sive Computing. „Zusammen mit 40 Experten aus allen Ländern Eu- ropas haben wir dann Forschungs- Univ. Prof. Dr. Alois Ferscha herausforderungen formuliert, die Institut für Pervasive Computing sich heute im FP7 ICT - INFOR- „Technology for People“ ist auch unser intelligentes und tragbares Dis- MATION AND COMMUNICATION playsystem „Spectacles“, das bereits Sensortechnologien zur Aktivitäts- TECHNOLOGIES Work Programme und Situationserkennung integriert. Ferscha leitet seit 2000 das Ins- 2007-2008 wieder finden.“ titut für Pervasive Computing an der JKU. OPPORTUNITY lagenforschungsprojekt soll neue al- orie bzw. der Zeitreihenanalyse ba- Ferscha hat sich im Rahmen der ers- gorithmische Methoden und Ver- sierende Verhaltensmodelle entwi- Forschungsschwerpunkte: ten beiden Calls nun auch mit Pro- fahren zur autonomen Kontexter- ckeln, und deren Robustheit hin- Ferschas Forschungsschwer- jektanträgen aus seinem Arbeits- kennung bringen. sichtlich darauf beruhender Ver- punkte innerhalb des von bereich beworben, und war damit haltensvorhersagen sehr großer ihm aufgebauten Schirm- überdurchschnittlich erfolgreich. „Im SOCIONICAL Personengruppen machen. themas „Pervasive Com- Projekt OPPORTUNITY haben wir die Ferscha sieht neben seiner auf puting“ liegen in den Berei- Chance, über die nächsten drei Jah- Dienste und Lösungen für den Ein- PANORAMA chen Kooperative Einge- re in enger Kooperation mit weni- zelnen ausgerichteten Forschungs- Mit dieser Verankerung in der eu- bettete Systeme, Software- gen, exzellenten Partnern wie ETH arbeiten aber auch das „große ropäischen Forschungslandschaft architekturen für Sensor/Ak- Zürich und Uni Passau, der Frage Ganze“. „Ja, in unserem zweiten hat der Exzellenzschwerpunkt tuatorsysteme und Mensch- der intelligenten Aktivitäts- und Si- Projekt SOCIONICAL stellen wir die „Pervasive Computing“ der JKU Maschine Interaktion. tuationserkennung mittels miniatu- Frage der Wechselwirkung zwi- eine weitere tragende Säule in der risierter, eingebetteter technischer schen Pervasive Computing Tech- Grundlagenforschung aufgestellt. Sensoren nachzugehen.“ Die For- nologien und den Gebrauchs- und Aber auch in seiner „Strategiear- schungspartnerInnen werden sich Verhaltensmustern seiner Anwen- beit“ für die Europäische Kommis- Signalverarbeitungs-, Auswerte- und der, und zwar auf der Ebene von sion will Ferscha mit seinem The- Fusionsmethoden für „klassische“ Personengruppen in der Größen- ma aktiv bleiben. Im Koordinati- Kontakt Sensoren vornehmen, besonders auch für Sensoren, die Auskunft ordnung von 105 – 107!“ Ein interdisziplinäres Konsortium onsprojekt PANORAMA leitet er das Arbeitspaket „Pervasive Adap- Univ. Prof. Dr. Alois Ferscha über Vitalfunktionen des Menschen aus InformatikerInnen, Physiker- tation Research Agenda“, das die Tel.:+43 1 699 1111 1010 geben, wie das EKG für die Herzfre- Innen, MathematikerInnen und Forschungspläne und zukünftigen Mail: alois.ferscha@jku.att quenz und –rhythmus-Erkennung, ÖkonomInnen wird dabei ereig- Forschungsstrategien aller jetzt in www.pervasive.jku.at das Elektromyogram für Muskelak- nis- und simulationsbasierte, so- der Programmlinie FET Pervasive tivität, und das EEG zur Erkennung zio-ökonomische, thermodyna- Adaptation genehmigten und lau- von Gehirnaktivität. Dieses Grund- mische, und auf Basis der Spielthe- fenden EU Projekte koordiniert. 16 JKU | UNIVATIONEN 4/08
TNF Mathematischer Lückenfüller Genaue Rekonstruktion mit neuem Algorithmus Ein am Institut für Angewandte Geometrie der JKU entwickelter Algorithmus ermöglicht nun eine genauere Re- konstruktion geometrischer Objekte. Selbst wenn die ursprünglichen Daten sehr ungleichmäßig oder lückenhaft sind, werden brauchbare Endergebnisse berechnet. Auch für das Morphing kann der neue Algorithmus angewen- det werden. B eim Morphing – einer weit verbreiteten Animationstech- nik, etwa für Trickfilme – wird ein dabei genau ein Punkt beim End- objekt zugewiesen. so dass die Verteilung der Freiheits- grade an die Geometrie des Objekts angepasst werden kann, was die Zur Person gegebenes Objekt (zum Beispiel Kürzere Rechnerzeit Rechnerzeit erheblich verkürzt. ein Drache) kontinuierlich in ein Der am Institut für Angewandte Geo- anderes Objekt (zum Beispiel ein metrie neu entwickelte Algorithmus Rekonstruktion Dreihorn) verwandelt. Bisher war geht von den Punkten beim Aus- unbekannter Objekte das in guter Qualität nur dann gangsobjekt aus und ordnet sie dem Dieselbe Berechnungsmethode ist möglich, wenn das Anfangs- und jeweils nächstgelegenen Punkt beim für die Rekonstruktion geomet- das Endobjekt topologisch dassel- Endobjekt zu. Damit ergibt sich eine rischer Objekte aus unstrukturier- be Geschlecht hatten, wenn also kontinuierliche „Verwandlung“ oh- ten Messpunktwolken gut geeig- etwa das Anfangsobjekt ein Loch ne Brüche. Der zugrunde liegende net. Die gegebenen Punkte ziehen aufweist, muss auch das Endob- Raster, der die so genannte T-Spline- die ihnen am nächsten gelegenen Univ.Prof. Dr. Bert Jüttler jekt ein Loch aufweisen. Jedem Niveaufläche definiert, kann auch Punkte im Raster an. Dadurch erhält Institut für Angewandte Geometrie Punkt beim Anfangsobjekt wurde in Teilbereichen verfeinert werden, man zunächst eine grobe Rekons- truktion des unbekannten Objekts. In einem zweiten Schritt werden die Forschungsschwerpunkte: Kanten erkannt und rekonstruiert. Bert Jüttler ist seit 2000 an der JKU In dieses Verfahren lassen sich auch und seit 2004 Vorstand des Insti- Zwei neue EU-Projekte am Institut für Nebenbedingungen an die Gestalt tuts für Angewandte Geometrie. Angewandte Geometrie des Objekts oder an das Volumen Seine Forschungsschwerpunkte lie- des Objekts integrieren. gen auf Geometrischer Datenverar- EXCITING (Exact Geometry Simulation for Optimized Design of Ve- beitung (Computer Aided Geomet- hicles and Vessels) ist numerischen Verfahren zur Simulation und Opti- Praktische Anwendung findet die- ric Design - CAGD), Angewandter mierung der Geometrie von funktionellen Freiformflächen gewidmet. An- se Methode etwa bei der Rekons- Geometrie, Kinematik, Robotik und wendungsbereiche sind die Schiffs- und Fahrzeugkonstruktion. Mit Hilfe truktion von Skulpturen: ein La- Differentialgeometrie. der Methode der Isogeometric Analysis, bei der eine exakte Geometriebe- serscanner kann von einem vor- schreibung zur Simulation verwendet wird, soll eine neue Klasse von Simu- handenen Prototyp einer Skulptur lationswerkzeugen geschaffen werden. Punkte liefern, aus der eine geo- metrische Beschreibung erzeugt Kontakt SAGA (Shapes, Geometry and Algebra) widmet sich den mathematischen wird. Manche Bereiche der Skulp- Univ.Prof. Dr. Bert Jüttler Grundlagen des Computer Aided Designs. Vier Forschungsgebiete sollen be- tur werden durch den Laserscan- Tel.: 0732 2468-9178 arbeitet werden: Change of Representation, Geometric Computing – Al- ner aber schlecht abgebildet. Diese Mail: bert.juettler@jku.at gebraic Tools, Algebraic Geometry for CAD Applications, sowie Practical In- Lücken können nun mit Hilfe des www.ag.jku.at dustrial Problems. Algorithmus gefüllt werden. Vom Drachen zum Dreihorn: Kontinuierliche Verwandlung in kurzer Rechnerzeit. JKU | UNIVATIONEN 4/08 17
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TNF Forschungsprojekt GEOSOLA Verbindung von Erdwärme und Sonnenenergie Die Erdwärme wird in unseren Breiten noch wenig genützt. Um noch effizientere Erdwärme-Sonden-Systeme entwickeln zu können, wurde nun am Institut für Ver- Zur Person fahrenstechnik der JKU das Forschungsprojekt GEOSOLA gestartet, mit dem neue Daten gewonnen und neue Verfahrenstechniken entwickelt werden sollen. 5 Tiefenbohrungen wurden ne- den Sonden messen, nun auch in Anlagen der Untergrund über die ben dem Gebäude der Verfahrens- Sonden in verschiedenen geolo- Jahre um ein paar Grad abkühlt technikerInnen vorgenommen, gischen Verhältnissen eingebracht. und damit die Wärmegewinnung um den Wärmetransport im Un- geringere Ausbeute bringt. Durch tergrund und die Einflüsse darauf Wärmeaustausch Einbringung zusätzlicher Wärme genau messen zu können. Durch Ein spezielles Ziel des Forschungs- durch Warmwasser kann die Tem- o.Univ.Prof. Dr. die Sonden wird dem Untergrund projekts GEOSOLA besteht auch peratur des Untergrunds wieder Wolfgang Samhaber Institut für Verfahrenstechnik Wärme entzogen. Mit Hilfe von darin, die Erdwärme mit Solarwär- erhöht werden. Lichtwellenleitern wird untersucht, me zu koppeln: überschüssiges wie sich die Wärme im Untergrund durch Sonnenenergie erhitztes Wärme bevorraten Forschungsschwerpunkte: verteilt und wie die Sonden einan- Wasser kann durch eine Hybrid- Anhand der fünf Sonden, die wäh- Die Forschungsschwerpunkte der gegenseitig beeinflussen. sonde in den Untergrund einge- rend des auf drei Jahre anberaum- von Samhaber liegen auf Mem- bracht werden, wo sich das Was- ten Forschungsprojekts genaue Da- brantechnologie, Nanoverfah- Wärmefluss messen ser abkühlt. Durch einen Wärme- ten liefern werden, soll auch beob- renstechnik und Trenn- und Pro- Daraus soll unter anderem ge- austauscher im Untergrund er- achtet werden, was genau im Un- zesstechnik mit flüssigem CO2. schlossen werden, in welcher Län- wärmt sich wieder die Umgebung tergrund geschieht, wenn eine Son- ge Bohrungen überhaupt effizient und diese Wärme kann wieder für de Wärme einbringt, und eine an- sind. „Auch die Beschaffenheit des Untergrunds selbst spielt eine Rol- Heizzwecke genützt werden. „Hier stellt sich natürlich besonders die dere Sonde Wärme entzieht. Ziel des Projekts ist auch, mit spezieller Kontakt le“, sagt o.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Frage, wie das kurzfristig und sai- und umfassender Messtechnik so- o.Univ.Prof. Dr. Samhaber, Vorstand des Instituts sonal genützt werden kann“, sagt wohl tageszeitliche Ausgleiche wäh- Wolfgang Samhaber für Verfahrenstechnik. „Die Wär- Samhaber. rend Perioden starken Wärmeent- Tel.: 0732 672509-11 me wird etwa im Granit anders zugs als auch jahreszeitliche Aus- Mail: wolfgang.samhaber@jku.at gespeichert als in Sand oder Sand- Temperatur erhöhen gleiche zu untersuchen und Mög- www.ivt.jku.at stein.“ Um dazu genaue Daten zu Die Hybridsonden-Technik wäre lichkeiten zu finden, in Perioden oh- bekommen, werden die Lichtwel- auch deshalb sinnvoll, weil sich bei ne größeren Wärmeentzug Wärme lenleiter, die den Wärmefluss in den derzeit üblichen Geothermie- im Untergrund zu bevorraten. Projekte Die Lichtwellenleiter werden an den Kabeln befestigt (links), die Kabel durch die Bohrung in den Untergrund geleitet (rechts). Das Forschungsprojekt GEO- SOLA wird im Programm „En- ergie der Zukunft“ des BM- VIT und BMWA über die FFG gefördert und gemeinsam mit der Austrian Research Cen- ters GmbH, den Firmen Alpine Bau GmbH, M-Tec Mittermayr GmbH und GVT Verfahrens- technik GmbH durchgeführt. Die Bau- und Bohrarbeiten für dieses Projekt liefen am 1. Sep- tember 2008 an, das Projekt läuft drei Jahre. JKU | UNIVATIONEN 4/08 19
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