Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz

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Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz   Ausgabe 4/08

                                                                                          Foto: PolyIC

Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU:
Polymerchemie und Kunststoffe
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Editorial

         Geschätzte Leserinnen,                                                   Inhalt
         geschätzte Leser!                                                        UNIVATIONEN 4/08

                                                                                  Polymerchemie und Kunststoffe                           3

                                                                                  Forschung und Umsetzung
                                   S    eit einem Jahr erhalten Sie nun die
                                        Univationen in einem neuen Design.
                                   Ich hoffe, dass Ihnen nicht nur optisch eine
                                                                                  eng verbinden

                                                                                  Polymerwissenschaften an der JKU
                                                                                                                                           4

                                                                                                                                           6
                                   Veränderung aufgefallen ist. Wir haben
                                   uns im letzten Jahr bemüht, auch redaktio-     Die Universität als Industriepartnerin 9
                                   nell die Univationen zu überarbeiten und
                                   setzen thematische Schwerpunkte, um Sie
                                   noch zielgerichteter über die Forschungs-           SOWI
                                   aktivitäten der JKU zu informieren.
                                   Der Themenschwerpunkt dieses Heftes ist        Betriebswirtin aus Leidenschaft                     11
                                   den Aktivitäten der JKU im Bereich Poly-
                                                                                  OÖ-Fußball im Internet	                             13
                                   merwissenschaften gewidmet, einem wich-
                                   tigen Kompetenzfeld der JKU. Vier neue         Feldforschung für das Rote Kreuz                    15
                                   Institute wurden in diesem Bereich an der
                                   JKU geschaffen, drei vorhandene Institute
                                   wurden inhaltlich neu ausgerichtet.
                                   In jeder Ausgabe bringen wir auch Inter-
                                                                                       TNF
                                   views zum Themenschwerpunkt, diesmal           Pervasive Computing in
                 Univ.Prof.        mit unserem Universitätsratsvorsitzenden
         Dr. Gabriele Kotsis
                                                                                  EU-Forschung verankert                              16
                                   GD Dr. Scharinger, der die Aktivitäten der
      Vizerektorin für Forschung   JKU reflektiert. Vizerektor Dr. Wurm, der      Genaue Rekonstruktion
                                   jahrelang Erfahrung in der industriellen       mit neuem Algorithmus                               17
                                   Praxis gesammelt hat, betont die Bedeu-
                                   tung der Verknüpfung universitärer For-        Verbindung von Erdwärme
                                   schung mit industrieller Forschung und         und Sonnenenergie                                   19
                                   Entwicklung.
                                   Schwerpunktsetzung heißt aber nicht, dass
                                   außer den Schwerpunkten nichts mehr Platz
                                   und Beachtung findet. An der JKU setzen
                                   wir uns bewusst für eine breite Kompetenz-
                                   basis in den Grundlagenfächern ein, aus
            „Schwer-               denen heraus thematische Schwerpunkte
                                   und Exzellenz sowie interdisziplinäre Zusam-
       punktsetzung
                                   menarbeit entstehen kann. Dies gilt auch im
         heißt nicht,              Kleinen für die Gestaltung der Univationen,
          dass außer               wo wir neben dem Schwerpunktthema auch
        den Schwer-                über aktuelle Forschungsarbeiten aus allen
                                   Fakultäten berichten.
            punkten                Ich hoffe, Ihnen mit dieser Ausgabe wieder
         nichts mehr
       Platz findet.“
                                   interessante Einblicke in die Forschung an
                                   der JKU bieten zu können.
                                                                                  Impressum
                                                                                  UNIVATIONEN – Das Forschungsmagazin der
                                                                                  Johannes Kepler Universität Linz erscheint
                                                                                  vierteljährlich in einer Auflage von 2.000 Stück.
                                                                                  Herausgeber: Rektor o.Univ.Prof. Dr. Richard Hagelauer
                                                                                  Medieninhaberin (Verlegerin): JKU Linz,
                                                                                  Altenberger Straße 69, 4040 Linz, 0732 24 68-9989
                                                                                  Redaktion: Mag. Isabella Staska-Finger
                                   Gabriele Kotsis                                Gestaltung: COMO GmbH, www.como.at
                                   Vizerektorin für Forschung                     Druck: Druckerei BTS, Fotos: JKU, PolyIC

   JKU | UNIVATIONEN 4/08
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
LEITARTIKEL

Leitartikel von Dekan o.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Buchberger

Neues Umfeld: Polymerchemie und Kunststoffe

Braucht die Universität Linz einen Fachbereich Chemie? Diese Frage hat schon während des Aufbaus dieses Be-
reichs in den 70er Jahren teilweise widersprüchliche Antworten hervorgerufen, wobei aber der Verweis auf das
industrielle Umfeld im oberösterreichischen Raum immer wieder ein gutes Argument der BefürworterInnen ge-
wesen ist.

                                                                                Organischer Stoffe (technische Pro-     Bereiche, in denen sie vor kurzem
                                                                                duktion von Kunststoffen), des Ins-     als nur wenig brauchbar angesehen
                                                                                tituts für Polymerwissenschaften        worden sind. Und Polymerchemie
                                                                                (physikalisch/chemische Eigen-          ist wohl auch mehr als das Plas-
                                                                                schaften von Polymeren), des Ins-       tiksackerl beim Einkauf. Polymere
                                                                                tituts für Polymerchemie (Synthese      als Solarzellen oder als Elektronik-
                                                                                von neuen Polymeren) und des Insti-     Bauteile verweisen auf das, was
                                                                                tuts für Physikalische Chemie (Halb-    in Zukunft noch alles hinter dem
                                                                                leiter-Polymere) sowie Nutzung der      einfachen Begriff Plastik stecken

                                                                                „Polymerchemie ist wohl auch mehr als
                                                                                das Plastiksackerl beim Einkauf.“
                                                                                Dekan o.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Buchberger

W        ährend der inzwischen ver-
         gangenen Jahrzehnte sind
allerdings die Strukturen der che-
                                         in der Kunststoffbranche entstan-
                                         den sind, und dass der Umsatz die-
                                         ser Branche in Oberösterreich bei
                                                                                Synergien mit Mechatronik- Institu-
                                                                                ten und Physik-Instituten sowie drei
                                                                                zusätzliche Professuren im Bereich
                                                                                                                        könnte. Nicht zuletzt ergeben sich
                                                                                                                        dadurch auch für die Studieren-
                                                                                                                        den neue Perspektiven. Parallel zur
mischen Industrie nicht unverän-         etwa 6,7 Milliarden Euro liegt.        der Kunststoffverarbeitung sind ei-     Etablierung neuer Institute erfolgt
dert geblieben. Von manchen kaum         Und Tatsache ist, dass der sechst-     ne logische Konsequenz.                 auch die Einrichtung zusätzlicher
wahrgenommen hat in Oberöster-           größte internationale Kunststoff-                                              Studienrichtungen für Polymerche-
reich eine spezielle Branche eine        konzern, Borealis, den Standort Linz   Neue Anwendungsbereiche                 mie wie auch für Kunststofftechnik,
sehr dynamische Entwicklung ge-          zum weltweiten Innovation Cen-         Welcher Raum für Forschung tut          welche zu anderen in Österreich
nommen, nämlich die Kunststoff-          ter für Polymerforschung macht.        sich hier auf? Manche heute im rie-     angebotenen Studiengängen kom-
branche. Manchmal kaum wahr-             Daraus wird klar, dass Polymerche-     sigen Tonnenmaßstab produzierten        plementär sind und damit die At-
genommen vielleicht deshalb, weil        mie und Kunststoffverarbeitung ein     Kunststoffe sind eigentlich bereits     traktivität von Linz als Universitäts-
im neuen Auto das Navigationssys-        Umfeld für die Universität Linz ge-    seit vielen Jahren bekannt. Somit       stadt fördern werden.
tem natürlich mehr ins Auge springt      worden sind, welches bei der stra-     könnte die Meinung aufkommen,
als der Karosserieteil aus Kunststoff,   tegischen Entwicklung nicht ein-       hier sei wohl alles erforscht und die   Kunststoff-Granulat: vielseitige
weil der Hinweis auf die Funktionali-    fach ignoriert werden kann.            Produktion dieses Massenprodukts        Anwendung
tät einer Sportbekleidung ein besse-                                            sollte man besser in den fernen Os-
res Verkaufsargument ist als der Hin-    Kompetenzen bündeln                    ten verlagern. Doch etliche Poly-
weis auf die enthaltene Kunstfaser.      Dieses neue Umfeld ist ein gutes       mere, die vielleicht jemand schon
                                         Argument bei der Frage nach der        zum alten Eisen legen wollte, wa-
Kunststoff-Standort                      Notwendigkeit eines Fachbereichs       ren in den letzten Jahren von ei-
Tatsache ist aber, dass etwa 34.000      Chemie an der JKU. Bündelung und       ner erstaunlichen Innovation ge-
Personen in den rund 220 oberös-         Ergänzung der bestehenden Kom-         kennzeichnet, nicht zuletzt ein Er-
terreichischen Kunststoffunterneh-       petenzen des Instituts für Analy-      gebnis aktueller Forschungen über
men tätig sind, dass in den letzten      tische Chemie (analytische Charak-     chemische Modifikationen im mo-
drei Jahren in Oberösterreich jähr-      terisierung von Polymeren), des Ins-   lekularen Aufbau. Als Werkstoffe
lich 750 – 800 neue Arbeitsplätze        tituts für Chemische Technologie       für neue Anwendungen erobern sie

                                                                                                                         JKU | UNIVATIONEN 4/08                  
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
INTERVIEW

    Universitätsratsvorsitzender Generaldirektor Dr. Ludwig Scharinger

    Forschung und Umsetzung eng verbinden

    Mit den Polymerwissenschaften setzt die JKU einen Schwerpunkt, der national und international ihr Profil weiter
    schärfen wird. Hier soll sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung betrieben werden, um den
    Standort Oberösterreich insgesamt zu stärken. Universitätsratsvorsitzender GD Dr. Ludwig Scharinger erläutert im
    Interview mit den UniVationen, wie er die Entwicklung der JKU im Forschungsbereich sieht.

    UniVationen: „Die JKU hat sich      Universitätsratsvorsitzender          zielen kann, legt eine wesentliche      voll. Ein Forschungsinstitut kann
    für ihren weiteren Ausbau in-       GD Scharinger: „Die Ergeb-            Basis für die kommenden Jahr-           nur dann erfolgreich sein, wenn es
    haltlich mehrere Schwerpunkte       nisse, die von den Forschungsin-      zehnte. Die JKU setzt hier beson-       seine Antennen zielgerichtet auf
    gesetzt, einer davon ist die Po-    stituten der Johannes Kepler Uni-     dere Akzente: Seit Herbst 2007          die Praxis ausrichtet. Gerade die
    lymerforschung. Wie wichtig ist     versität Linz hervorgehen, sind ein   gibt es bereits das Institut für Che-   Polymerforschung und die enge
    es aus Ihrer Sicht als Universi-    wesentlicher Beitrag, dass Oberös-    mie der Polymere, ausgeschrieben        Zusammenarbeit mit Borealis und
    tätsratsvorsitzender, als Univer-   terreich ein moderner Wirtschafts-    sind die Institute für Polymer Pro-     mit anderen Unternehmen wie En-
    sität im eigenen Portfolio den      standort bleibt. Polymere sind Bau-   cessing, für Polymer Product Engi-      gel und Greiner zeigen, wie sinn-
    Ausgleich zu schaffen zwischen      steine der Zukunft. Wer hier in der   neering und für Materials and Tes-      voll hier Kräfte gebündelt werden.
    ‚Tradition’ und Innovation?“        Grundlagenforschung Erfolge er-       ting. Weiters soll es 2009/2010         Dies wird auch von Bund und Land
                                                                              das Bachelorstudium Kunststoff-         unterstützt: Bis zum Vollausbau
                                                                              technik und das Masterstudium           werden für den Bereich Polymer-
                                                                              Wirtschaftsingenieur mit Schwer-        chemie mehr als 10 Millionen Eu-
                                                                              punkt Kunststofftechnik geben.“         ro zur Verfügung gestellt. Und für

                                                                              „Ein Forschungsinstitut kann nur dann
                                                                              erfolgreich sein, wenn es seine Antennen
                                                                              zielgerichtet auf die Praxis ausrichtet.“
                                                                              Universitätsratsvorsitzender GD Dr. Ludwig Scharinger

                                                                              UniVationen: „Stichwort Pu-             den Bereich Kunststoff sollen we-
                                                                              blic-Private-Partnership. Die           sentliche Unterstützungen aus der
                                                                              Schwerpunktsetzung in der Po-           Industrie kommen.“
                                                                              lymerforschung ist für die JKU
                                                                              nur durch die Kooperation mit           UniVationen: „Wie sehen Sie
                                                                              der Borealis möglich geworden,          generell die Entwicklung, wel-
                                                                              so wie es in vielen Bereichen           che die JKU im Bereich der For-
                                                                              eine enge Zusammenarbeit mit            schung nimmt, auch im Ver-
                                                                              Unternehmen gibt. Wie stehen            gleich zu anderen Universitäten
                                                                              Sie zu dem manchmal auftau-             in Österreich?“
                                                                              chenden Vorwurf, dass sich die
                                                                              Wissenschaft damit ‚kaufen’             Scharinger: „Die Johannes Kep-
                                                                              ließe und nur mehr Auftrags-            ler Universität hat sich klare Ex-
                                                                              forschung betreibe?“                    zellenz- und Entwicklungsschwer-
                                                                                                                      punkte gesetzt. Dazu gehören an
                                                                              Scharinger: „Theorie und Praxis,        der Sozial- und Wirtschaftswis-
                                                                              Forschung und Umsetzung müssen          senschaftlichen Fakultät die Ex-
                                                                              eng miteinander verbunden sein.         zellenzschwerpunkte Dynamik
                                                                              Das eine ist ohne das andere nicht      und Gestaltung sozialer Systeme,
                                                                              möglich und erst recht nicht sinn-      Management, Märkte und Wirt-

    JKU | UNIVATIONEN 4/08
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
INTERVIEW

                                                                               Zur Person
                                                                                GD Dr. Ludwig Scharinger
schaftspolitik sowie Messen, Be-       Universität ist hier auf einem ex-
werten, Evaluieren. An der Rechts-     zellenten Weg.“
wissenschaftlichen Fakultät wurde                                               Ludwig Scharinger wurde am 19. Oktober 1942 in Arnreit, Oberös-
als Exzellenzschwerpunkt Öffent-       UniVationen: „Welches Verhält-           terreich, als ältestes von sieben Kindern geboren. Nach dem Besuch
liches und Privates Unternehmens-      nis haben Sie persönlich zur             der Volksschule in Arnreit und der Landwirtschaftlichen Fachschule
recht definiert, und im Bereich der    Wissenschaft?“                           in Schlägl hätte Scharinger den elterlichen Hof übernehmen sollen.
TNF Chemical Design and Process                                                 Durch einen Motorradunfall kam es anders: Scharinger absolvierte
Development, Computational Sci-        Scharinger: „Für ein kleines Land        in der Folge die HLBLA Landtechnik in Wieselburg. Nach der Matu-
ence and Engineering, Mechatro-        wie Österreich liegt der Schlüs-         ra studierte er Betriebs- und Sozialwirtschaft an der JKU Linz. Der
nik, Nanoscience and –technology       sel zum Erfolg – unabhängig vom          Sponsion im Jahr 1972 folgte die Promotion 1974.
sowie Pervasive Computing.             Fachbereich – in der hohen Ent-          Nach seiner Tätigkeit als Uni-Assistent bei Prof. Bach trat Dr. Scha-
Ziel ist es, den Ruf der Johannes      wicklungskapazität. Diese Ent-           ringer am 1. April 1972 in die Raiffeisenlandesbank OÖ (damals
Kepler Universität weiter auszu-       wicklungskapazität wird über das         noch Raiffeisenzentralkasse) ein. Im Februar 1974 wurde ihm die
bauen. Die Universität muss für        Know-how, die Talente und Be-            Prokura verliehen, 1978 erfolgte die Berufung in die Geschäftslei-
die Studierenden attraktiv blei-       gabungen der Menschen sicher-            tung. Seit 1. November 1985 ist Ludwig Scharinger Generaldirektor
ben und ihre Position als innova-      gestellt. Daher entscheiden unse-        der Raiffeisenlandesbank OÖ.
tive Forschungspartnerin für die       re Forschungsergebnisse und Um-
Wirtschaft, für die öffentliche Ver-   setzungserfolge über die Stellung
waltung sowie für die Arbeitswelt      Oberösterreichs im globalen Wett-
unseres Landes festigen und aus-       bewerb mit. Die heimischen Univer-   Arbeit, die unsere Wissenschaf-          lich der wissenschaftlichen Arbeit
bauen. Universitäre Forschung und      sitäten nehmen hier immer mehr       terinnen und Wissenschafter leis-        zu widmen, hat sich nie gestellt.
Forschungsinstitute stehen immer       eine entscheidende Rolle ein.“       ten – ihre Neugier und Präzision         Aber ich versuche im Rahmen mei-
im direkten Wettbewerb zueinan-                                             und das mitunter auch notwen-            ner Möglichkeiten, die Arbeit der
der und müssen sich nationalen         UniVationen: „Hätte Sie per-         dige Durchhaltevermögen. Ich war,        Wissenschafter zu unterstützen. Es
und internationalen Vergleichen        sönlich wissenschaftliche Ar-        bevor ich meine berufliche Lauf-         muss ein Zusammenwirken geben,
stellen. Der Stellenwert, der hier     beit nach Ihrem Studium ge-          bahn bei der Raiffeisenlandesbank        ein Team, in dem jeder seine Funk-
erreicht wird, bestimmt, ob die        reizt?“                              Oberösterreich im Jahr 1974 star-        tionen und Aufgaben hat. Dann
Universität für führende Köpfe in-                                          tete, als Uni-Assistent bei Professor    können wir gemeinsam viel errei-
teressant ist. Die Johannes Kepler     Scharinger: „Ich bewundere die       Bach tätig. Die Frage, sich beruf-       chen.“

                                                                                                                      JKU | UNIVATIONEN 4/08              
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                                        Gute Tradition weitergeführt
    Zur Person
                                        Polymerwissenschaften an der JKU

                                        Vier neue Institute wurden und werden derzeit im Bereich Kunststoffe an der JKU
                                        geschaffen, drei vorhandene Institute wurden inhaltlich neu ausgerichtet. - Damit
                                        ist die JKU in der Polymerforschung inhaltlich breit aufgestellt. Von der Analyse von
                                        Bio-Polymeren bis zur Entwicklung völlig neuer Kunststoffe reicht die Palette.
    Univ.Prof. Dr. Oliver
    Brüggemann
    Institut für Chemie der Polymere

    Brüggemann war vor seiner Be-
                                        J  eder kennt das: Wasser, das län-
                                           gere Zeit in einer Kunststoff-
                                        Trinkflasche aufbewahrt wird, be-
                                                                               Füllstoffe im Kunststoff eingesetzt,
                                                                               so verbilligen sie zwar die Produk-
                                                                               tion des Kunststoffes, scheinen je-
                                                                                                                      Interesse aus der Industrie
                                                                                                                      Da die EU-Gesetze in den kommen-
                                                                                                                      den Jahren mehr und mehr verlan-
    rufung an die JKU Dekan für         kommt einen eigenartigen Ge-           doch auch jene unerwünschten Be-       gen werden, dass die flüchtigen or-
    den Fachbereich Chemical Engi-      schmack. Und ein neues Auto            gleiterscheinungen erst hervorzuru-    ganischen Substanzen, auch aus
    neering an der Provadis School      „riecht“ einfach auch neu. – Ge-       fen. Die Polymerchemie untersucht,     Kunststoffen, nicht mehr im bishe-
    of International Management         schmack bzw. Geruch resultieren        welche molekularen Eigenschaften       rigen Ausmaß freigesetzt werden
    and Technology in Frankfurt am      aus geringsten Spuren an flüchtigen    ein Kunststoff hat und wie sich die    dürfen, hat auch die Kunststoff-
    Main. Er habilitierte sich 2004     organischen Substanzen (VOC),          Eigenschaften durch diverse Bei-       industrie ein vehementes Interes-
    an der Technischen Universi-        die aus dem Kunststoff freigesetzt     mengungen verändern. – Dies ist        se daran, vorhandene Produkte zu
    tät Berlin.                         werden. Die Bildung dieser uner-       einer der Forschungsbereiche des       verbessern. „Wir haben hier zwei
                                        wünschten Geschmacks- und Ge-          vor einem Jahr gegründeten Insti-      Möglichkeiten: entweder zu verhin-
                                        ruchsstoffe soll durch vorhandene      tuts für Chemie der Polymere, dem      dern, dass sich diese organischen
                                        Stabilisatoren eigentlich verhindert   Univ.Prof. Dr. Oliver Brüggemann       Komponenten im Kunststoff über-
                                        werden. Werden aber außerdem           vorsteht.                              haupt bilden, oder einen Weg zu

    Univ.Prof. Dr. Sabine Hild
    Institut für Polymerwissen-
    schaften

    Hild, 1964 in Hannover gebo-
    ren, hat an der TU Clausthal
    Chemie studiert und sich im
    April 2007 an der Universität
    Ulm habilitiert.

    An die JKU hat sie sich bewor-
    ben, weil sie die Möglichkeit
    reizt, hier mit der Industrie di-
    rekt zusammenzuarbeiten. „In
    Deutschland gibt es im Moment
    keine Uni, die die Polymerwis-
    senschaften so sehr fördert, wie
    es hier an der JKU der Fall ist“.

                                        Schmelzen von Kunststoff zur Überprüfung der Materialeigenschaften.

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finden, dass sie im Polymer selbst       Die Polymere werden aber nicht nur
abgefangen und nicht freigesetzt         abgebildet, sondern Hild untersucht
werden“, sagt Brüggemann.                in Zusammenarbeit mit Chemiker-
                                                                                 Polymere an der JKU: Pionierarbeit
                                         Innen auch, wie sich die Oberflä-
Weitere Kooperationen mit Unter-         che verändert, wenn der Kunststoff
nehmen beschäftigen sich etwa da-        zum Beispiel gestreckt oder erhitzt
mit, die Oberflächen von Kunst-          wird. „Spannend ist hier das Wech-
stoffröhren dahingehend zu verän-        selspiel und die Rückkopplung mit
dern, dass sich dort keine Organis-      anderen Wissenschafterinnen und
men wie Bakterien festsetzen kön-        Wissenschaftern“, sagt Hild.                                                em.Univ.Prof. Dr. Dr.h.c.
nen. Oder zu untersuchen, wie sich                                                                                   Hermann Janeschitz-Kriegl
ein Kunststoff verändert, wenn er        Erwünschte Fehler
erhitzt wird, - warum er zum Bei-        „Ein Chemiker kann etwa in eine                                             Janeschitz-Kriegl kam 1978 an die
spiel spröde wird und wie man das        homogene Polymerkette einen‚                                                Johannes Kepler Universität und
verhindern kann.                         Fehler’ in Form eines anderen Mo-                                           emeritierte 1995.
                                         nomers oder aber einer anderen
Eigene Ideen umsetzen
„Die Industriekooperationen sind
für uns natürlich sehr wichtig“,
                                         Anordnung einbauen, und wir prü-
                                         fen dann, wie sich diese Varia-
                                         tion auf die Eigenschaften des Fest-
                                                                                 D      as Fachgebiet der physikalischen Chemie wurde an der JKU 1978
                                                                                        eingerichtet. Ich war damals ordentlicher Professor für die „Phy-
                                                                                 sik und Chemie der makromolekularen Stoffe“ an der TH Delft und
sagt Brüggemann, „aber wir betrei-       körpers auswirkt. Wird das Polymer      nahm die Berufung nach Linz an, wodurch ich in meine Heimat zu-
ben auch Grundlagenforschung, in         härter oder weicher? Wird es bieg-      rückkehren konnte. Mein Fachgebiet war für die lokale Industrie (die
der wir unsere eigenen Ideen um-         samer? Das ist natürlich auch für       damalige Chemie Linz) von großer Bedeutung. Ich entschloss mich, in
setzen können.“ Dabei geht es vor        die Industrie interessant.“             Linz ein bis dahin praktisch unbearbeitetes Gebiet, nämlich die Bildung
allem um die Erzeugung neuer Mo-                                                 kristalliner Strukturen während der Verarbeitung, zu installieren. Sol-
nomere und um die Übertragung            Denn spezielle Polymere sind sehr       che Strukturen sind für die Qualität der Produkte von größter Bedeu-
von Eigenschaften biologischer auf       kostspielig in der Herstellung, wes-    tung. Man denke bei den erhaltenen Formteilen an Formbeständigkeit,
künstliche Materialien.                  halb vor der Produktion der Kunst-      Verwerfungsneigungen, spontane Rissbildung, anisotrope mechanische
                                         stoffe zu klären ist, wie thermische    Eigenschaften. Hierbei spielen Druck, Fließ-, und Abkühlgeschwindig-
Ein Problem, das sich absehen lässt:     und mechanische Belastung die           keiten zentrale Rollen. Die chemische Industrie hilft sich in diesem Zu-
viele Studierende erarbeiten ihre        Morphologie und die Eigenschaften       sammenhang bei den herkömmlichen Polymeren meist mit chemischen
Diplomarbeit in Zusammenarbeit           des Polymers beeinflusst.               Modifikationen, die die Empfindlichkeit für obige Verarbeitungspara-
mit Unternehmen und werden von                                                   meter vermindern sollen. Es ist also klar, dass eine Reihe von Beteilig-
diesen dann direkt von der Univer-       Projekt Krebsschalen                    ten gefordert werden: ChemikerInnen, TechnologInnen (Rheologie und
sität „abgesaugt“. „Damit fehlt es       Ein zweiter Forschungsschwerpunkt       Wärmeübertragung), Fachleute auf dem Gebiet der Kristallisation, Ma-
uns an wissenschaftlichem Nach-          von Hild liegt auf Bio-Polymeren,       schinenherstellerInnen und solche, die Formen entwerfen.
wuchs und an Leuten, die die For-        und hier im Besonderen auf mine-
schung im universitären Bereich          ralisiertem Chitin, das in der äuße-    Pionierleistungen
vorantreiben“, sagt Brüggemann.          ren Schale von Krebsen zu finden        Zu den hervorragendsten Leistungen der letzten 25 Jahre gehört
                                         ist. Krebse findet man in unter-        zum Beispiel, dass erstmalig (!) eine korrekte Beschreibung von Er-
Neu am Institut für Polymer-             schiedlichen Lebensräumen und sie       starrungsprozessen durch Kristallisation gegeben werden konnte (Wil-
wissenschaften                           passen ihre Schale den jeweiligen       helm Schneider – TU Wien, Gerhard Eder – JKU). Daraus ergab sich ei-
Mit Univ.Prof. Dr. Sabine Hild ist mit   Lebensbedingungen an. Dabei ha-         ne Klassifizierung nach Verarbeitungseigenschaften: Metalle, Kunst-
1. Oktober 2008 an das Institut für      ben sie ein immer gleiches orga-        stoffe und glasbildende Mineralien. Wir haben in Linz also nicht ein-
Polymerwissenschaften eine Exper-        nisches Grundgerüst, dieses kann        fach an einem interessanten, anerkannten Arbeitsgebiet mitgemacht.
tin für rasterkraftmikroskopische        aber der Funktion entsprechend          Wir dürfen uns als Pioniere bezeichnen. Ich erhielt ein Ehrendoktorat
Untersuchungen von Polymeren             angepasst sein. Deshalb müssen die      in Leoben und wurde zum Ehrenmitglied der Deutschen Rheologischen
und für Bio-Polymere gekommen.           Tiere auch die Struktur der Scha-       Gesellschaft in Berlin ernannt. Ende 2008 wird ein längst fälliges Buch
                                         le ändern.                              mit dem Titel „Crystallization Modalities in Polymer Melt Processing“
Hild erforscht seit Mitte der neun-                                              beim Springer-Verlag herauskommen. Auf dem Gebiet der dynamisch
ziger Jahre, als gerade die ersten       „Die Gelenke müssen ja trotz der        mechanischen Messungen an Schmelzen wurde für die oberösterrei-
Rasterkraftmikroskope in Umlauf          Schale flexibel bleiben, und die har-   chische Industrie in zahlreichen Arbeiten an der Aufklärung moleku-
kamen, die Oberfläche von Poly-          ten Teile dürfen auch nicht aneinan-    larer Eigenschaften gearbeitet (Alois Schausberger). Eine Reihe von
meren: mit der Nadel des Raster-         der reiben. Oder wie schafft es zum     Apparaturen wurde entwickelt, darunter ein Kugelfall-Viskosimeter im
kraftmikroskops wird die Oberflä-        Beispiel der Hummer, dass seine         Magnetfeld, das zur Serienreife entwickelt wurde (Rudolf Sobczak).
che wie mit einem Finger abgetas-        Scheren so stabil aber doch leicht      Der derzeitige Ausbau der Kunststoffaktivitäten ist eine willkommene
tet und die Eigenschaften der Ober-      sind?“ – Das sind die Fragen, die       Fortführung der 30-jährigen Pionierarbeit an der JKU.
fläche sichtbar gemacht: ist sie hart    auch auf die industrielle Produktion
oder weich, klebrig oder nicht?          umgelegt werden sollen.

                                                                                                                      JKU | UNIVATIONEN 4/08                
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
   JKU | UNIVATIONEN 4/08
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
INTERVIEW

Mag. Dr. Franz Wurm, Vizerektor für Finanz- und Ressourcenmanagement

Die Universität als Partnerin für die Industrie

VR Mag. Dr. Franz Wurm hat langjährige Erfahrung im Industriebereich und kennt damit sowohl die universi-
täre als auch die unternehmerische Seite, wenn es um die Zusammenarbeit im Forschungsbereich geht. Was For-
schungskooperationen sowohl für die Universität als auch für Unternehmen bringen, erläutert er im Interview
mit den UniVationen.

UniVationen: „Herr VR Wurm,                   	Das Industrieunternehmen will       UniVationen: „Was heißt das
wo liegt heute der Vorteil für                  seinen Know-how-Vorsprung           für die JKU?“
die Industrie bei einer For-                    gegenüber dem Wettbewerb
schungskooperation mit einer                    unbedingt wahren und durch          Wurm: „Ich kann aus Sicht der
Universität?“                                   die Forschungskooperation aus-      JKU dazu sagen, dass
                                                bauen, – dementsprechend müs-         	die JKU in den letzten Jahren
Vizerektor Wurm: „Aus Sicht                     sen Geheimhaltung und IPR für           sehr erfolgreiche Kooperatio-
eines Industrieunternehmens ist                 das Unternehmen gesichert sein.         nen mit Industriepartnern ab-
es heute oft schwierig, selbst in             	Der wirtschaftliche F&E-Erfolg          schließen konnte, bei denen
der Grundlagenforschung tätig zu                hängt oft von zeitlichen Kom-           auch immer die Geheimhaltung
sein: Es handelt sich dabei um eine             ponenten und von der Zusam-
langfristige Entscheidung, die nicht            menarbeit zwischen Unterneh-
nur erhebliche Kosten mit sich                  men und Universität ab – eine
                                                                                    „Die JKU agiert
bringt, sondern auch eine entspre-              flexibel und verlässlich agieren-
chende Vorlaufzeit für den Aufbau               de Universität mit industrierele-
                                                                                    ebenso rasch und
benötigt, ehe erste Forschungser-               vanten Forschungsthemen hat         unbürokratisch wie
gebnisse erwartet werden können.                hier einen wesentlichen Vorteil.    der industrielle
– Wenn das Forschungsmanage-                  	Der industrielle Partner erwar-
                                                                                    Partner.“
ment eines Industrieunternehmens                tet sich aus einer Kooperati-
in dieser Situation auf dem in Fra-             on auch einen kostenmäßigen
                                                                                    Mag. Dr. Franz Wurm
ge kommenden Fachgebiet Zu-                     Vorteil gegenüber der Eigenfor-
gang zu exzellenten Forschern ei-               schungsalternative – dies dürf-
ner Universität findet, bietet sich             te in der Regel gegeben sein,          und die IPR-Fragen so geregelt       Zur Person
eine Kooperation an, weil dadurch               es sei denn, dass die Universi-        werden konnten, dass das so-
die zeitliche Komponente für das                tät mit ungeplanten Investiti-         wohl den Erfordernissen des
                                                                                                                            Mag. Dr. Franz Wurm
Industrieunternehmen wesentlich                 onserfordernissen konfrontiert         Partners als auch jenen der Uni-
verkürzt wird und sich auch die                 wird, die eine Kooperation zum         versität gerecht geworden ist,
Kostenbelastung in der Regel zu                 Scheitern verurteilen würden.          und dass                             Mag. Dr. Franz Wurm, 59, ist seit
besser kalkulierbaren Projektkos-             	Nicht zu vergessen ist auch der      	die JKU insbesondere die Vor-        2003 Vizerektor für Finanz- und
ten umwandelt, was insbesonde-                  Vorteil der Universität, sich mit      teile aus der 2004 gewon-            Ressourcenmanagement an der JKU.
re das Kostenrisiko bei negativen               interessanten Forschungsthe-           nenen Autonomie durch ent-           Er war nach seinem Studium der
Forschungsergebnissen wesentlich                men die besten Absolventinnen          sprechend flexibles und ziel-        Handelswissenschaften in Wien in der
verringert.“                                    und Absolventen zu sichern.            gerichtetes Handeln nutzt und        Chemie Linz AG tätig, dort ab 1986
                                                                                       ebenso rasch und unbürokra-          Direktor Finanzen und Controlling,
UniVationen: Was macht eine                                                            tisch agiert wie der industrielle    ab 1990 Geschäftsführer des Chemie-
Universität als Forschungspart-                                                        Partner.                             bereichs und Präsident des Chemie-
nerin für die Industrie beson-                                                       	Bei den zur Verrechnung gelan-       standorts in Castellanza (Italien). Da-
ders attraktiv?                                                                        genden Projektkosten habe ich        nach war er Vorstandsdirektor der
                                                                                       in der Regel keine Sorge, dass       Agrolinz Melamin GmbH und Finanz-
Wurm: „Unter den Annahme,                                                              diese Kosten für die Industrie       vorstand der Borealis A/S in Kopen-
dass die fachliche Kompetenz der                                                       überhöht sind, ich bin vielmehr      hagen. Sein Doktoratsstudium absol-
                                       Foto: PolyIC

Universitätsforschung gegeben ist,                                                     der Ansicht, dass wir als JKU        vierte er neben seinem Beruf 1994 bis
sind meines Erachtens insbesonde-                                                      manchmal auch Spitzenleistun-        1996 an der JKU.
re folgende Punkte anzuführen:                                                         gen zu billig verkaufen.“ 

                                                                                                                           JKU | UNIVATIONEN 4/08            
Neues Umfeld, neue Pläne an der JKU: Polymerchemie und Kunststoffe - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
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     Karrierecenter der Kepler Society

     MitarbeiterInnen finden – direkt an der JKU

     Unternehmen, die Arbeitsplätze für JungakademikerInnen zu vergeben haben, erhalten an der JKU ein sehr
     zielgerichtetes Service: Das Karrierecenter des Alumniclubs ist zentrale Anlaufstelle für alles rund ums Thema
     „Rekrutieren“ an der JKU. Nationalen und Internationalen Firmen wird dabei der Kontakt zu hoch qualifizierten
     MitarbeiterInnen ermöglicht.

                                         D      er Alumniclub der JKU gehört
                                                zu den dynamischsten Absol-
                                         ventInnenorganisationen im deutsch-
                                                                                   res Stellenangebotes in der zen-
                                                                                   tralen Online-Jobbörse der JKU
                                                                                 	Recruitingmesse „JKU Karriere-
                                                                                                                        	Assessment Center Training
                                                                                                                        	Projektmanagement
                                                                                                                        	Rhetorik-Trainings
                                         sprachigen Raum. Die JKU als inno-        tag“ für über-/regionale Firmen      	Karrierebibliothek
                                         vative Hochschule bietet sowohl Stu-    	Workshops oder Vorträge mit        700 von 1.000 Jungakademiker-
                                         dierenden, als auch deren poten-          Studierenden                       Innen nutzen jährlich die Vorteile des
                                         ziellen DienstgeberInnen ein punkt-                                          Karrierecenters der KEPLER SOCIETY.
     Finden und gefunden werden:         genaues Service beim Berufseinstieg.   Service für Studierende:
     der JKU Karrieretag bringt Unter-                                           	Bewerbungsunterlagen-Check         Weitere Informationen finden Sie
     nehmen und potenzielle Mitar-       Service für Unternehmen:                	Vorbereiten aufs Bewerbungs-       unter www.ks.jku.at oder E-Mail
     beiterInnen zusammen.                	Kostenlose Veröffentlichung Ih-        gespräch                           an karrierecenter@jku.at

10     JKU | UNIVATIONEN 4/08
NACHWUCHSWISSENSCHAFTERIN

Zur Lage der Produktion

Betriebswirtin aus Leidenschaft

Dr. Susanne Geirhofer ist erblich vorbelastet: beide Eltern sind BetriebswirtInnen und haben ihr damit einen
gewissen Hang zur Zahlenwelt in die Wiege gelegt. War es bis zur Promotion die Wirtschaftsprüfung, auf die
Geirhofer sich konzentrierte, ist es jetzt die Rechnungslegung. Genau genommen der Lagebericht, und welche
Informationen er enthalten muss, damit InvestorInnen sinnvolle Entscheidungen treffen können.

I n den letzten Jahren stand bei
  größeren Gesellschaften der Jah-
resabschluss im Vordergrund, pro-
                                       vor diesem Hintergrund bestehen-
                                       de internationale Normen.

gnostische und qualitative Infor-      Wissenschaftliche Karriere
mationen werden für InvestorIn-        Dass Geirhofer sich habilitiert, ist
nen aber immer wichtiger. Dafür        trotz ihres Faibles für die Betriebs-
werden Lageberichte erstellt, die      wirtschaft und das wissenschaft-
beschreiben, wie eine Gesellschaft     liche Arbeiten an sich nicht selbst-
sich weiterentwickelt, welche Pro-     verständlich. „Ich habe nach dem
dukte geplant sind und welche          Doktorat lange überlegt, ob ich
Märkte angepeilt werden.               meine wissenschaftliche Karriere
                                       fortsetzen soll, und mich schließ-
Keine Vorgaben                         lich dafür entschieden.“
„Diese Lageberichte werden zwar
von Wirtschaftsprüfern auf ihre        Eine echte Hilfe ist dabei das ein-
Plausibilität geprüft“, sagt Geirho-   jährige Habilitationsstipendium
fer, „aber wie die Informationen       der JKU, das seit 1. Oktober läuft.
eigentlich beschaffen sein müs-        „Ohne das Stipendium wäre es
sen, damit sie entscheidungsnütz-      fraglich gewesen, ob ich die Habi-
lich sind, und welche Grundsätze       litation abschließen kann, aber das
diese Informationen erfüllen soll-
ten, - dafür gibt es eigentlich kei-
                                       ist jetzt wirklich noch einmal ein
                                       Ansporn.“ Der große Vorteil: wäh-
                                                                               liche Unterstützung in diesem Be-
                                                                               reich wäre es schwierig gewesen,
                                                                                                                      „Warum macht
ne Vorgaben.“                          rend des Stipendiums ist Geirhofer      den Anschluss an das Institut zu       man etwas so,
                                       von der Lehrverpflichtung befreit.      halten“, sagt Geirhofer. Aus ih-       wie man es
In ihrer Habilitation beschäftigt                                              rer Sicht auch ein Grund, warum        macht?“
Geirhofer sich nun mit diesen Fra-     Thema Kinderbetreuung                   so viele Wissenschafterinnen nach
                                                                                                                      Dr. Susanne Geirhofer
gen. Sie ermittelt ausgehend vom       Als echte Herausforderung erwies        dem Doktorat der Wissenschaft
Informationsbedarf von Kleinan-        sich in den vergangenen beiden          abhanden kommen.
legerInnen Anforderungen an La-        Jahren auch das Thema Kinder-
geberichterstattung und analysiert     betreuung. „Ohne großmütter-            Was Geirhofer an der W issen-
                                                                               schaft so fasziniert? – „Ich wollte
                                                                               schon immer in die Wissenschaft.
                                                                               Mich hat immer schon die Frage
                                                                               beschäftigt: Warum macht man
                                                                               etwas so, wie man es macht? Und
                                                                               während des Studiums ergab sich
                                                                               dann die Unternehmensrechnung            Kontakt
                                                                               als Interessensgebiet – wie kann
                                                                               ich unternehmerische Vorgänge in         Dr. Susanne Geirhofer
                                                                               Zahlen abbilden und was kann ich         Institut für Unternehmensrechnung
                                                                               daraus ableiten?“                        und Wirtschaftsprüfung
                                                                               Geirhofers Karrieretipp für Student-     Mail: susanne.geirhofer@jku.at
                                                                               Innen: Zielorientierung, Fokussie-       www.urwip.uni-linz.ac.at
                                                                               rung, Vernetzung!

                                                                                                                       JKU | UNIVATIONEN 4/08          11
12   JKU | UNIVATIONEN 4/08
SOWI

Fußball on demand

OÖ-Fußball im Internet

In Österreich wird der Amateurfußball wenig vermarktet, die Medien berichten hauptsächlich über die Bundesli-
ga. Um dem entgegenzuwirken, haben zwei Wirtschaftsinformatiker der JKU ein Internetportal für die Radio OÖ-
Liga konzipiert und realisiert. Erstmals im österreichischen Amateurbereich wurde ein Fußballspiel vor kurzem 90
Minuten live im Internet übertragen.

T    homas Arnitz aus Schörfling
     am Attersee ist selbst Stürmer
beim Radio OÖ-Ligisten ATSV Satt-
ledt und hat damit beste Verbin-
dungen in der Fußballbranche in
Oberösterreich. Gemeinsam mit
seinem Studienkollegen Micha-
el Lattner aus Leonstein hat er das
Portal www.ooeliga.at aufgebaut.
Die beiden Studierenden haben
damit am Institut für Wirtschafts-
informatik – Information Enginee-
ring vermitteltes Wissen zu Inter-
netgeschäftsmodellen in die Praxis
umgesetzt.

Live-Übertragung
Das Portal hat österreichweit ei-
                                       Thomas Arnitz doppelt in Aktion: Einmal am Fußballfeld für den ATSV
ne Vorreiterrolle in der Online-Be-
richterstattung im Amateurfuß-
                                       Sattledt, einmal mit Michael Lattner bei der Online-Übertragung.
                                                                                                                         Geschäftsstrategie
ball inne. Auch deshalb, weil hier
etwas geboten wird, was im Fuß-        lichst schneller - Breitband-Internet-   gibt es noch weitere interessante        Das Institut für Wirtschaftsinforma-
ball-Unterhaus zuvor noch nie je-      anschluss und eine SprecherInnen-        Features wie beispielsweise Filmbe-      tik – Information Engineering,WIN-
mand versucht hat: Ausgewähl-          kabine nötig. Bei der Übertragung        richte der OÖ-Liga Spiele, Video-Ex-     IE, hat ein Vorgehensmodell für die
te Spiele werden live in Bild und      des Spiels Pasching gegen Donau          pertInnenanalysen, Wahl zum „Tor         Entwicklung von Geschäftsstrate-
Ton im Internet übertragen. „Wir       Linz waren insgesamt 14 Mitarbei-        des Monats“, umfangreiche Spie-          gien für Internetfirmen entwickelt,
haben einen ersten Versuch Ende        terInnen beschäftigt: Kameraleute,       lerstatistiken, eine eigene OÖ-Liga-     das bereits erfolgreich angewendet
September mit dem Match FC Su-         Regisseur, Techniker, Kommenta-          Community und Models als „OÖ-            wird. Arnitz und Lattner wurden
perfund Pasching gegen ASKÖ Do-        tor und Co-Kommentator. Die Ka-          Liga Girls“.                             beim Aufbau des Internetportals vor
nau Linz gewagt, der sehr gut ge-      meras senden Ton- und Bildsignale        Das Portal boomt, ingesamt ver-          allem von Dr. René Riedl vom Insti-
klappt hat“, sagt Arnitz. 3.000 Zu-    an den Regieplatz. Der Regisseur         zeichnete die Statistik bis dato über    tut für WIN-IE unterstützt. Die Über-
schauerInnen haben das Spiel live      mixt die Quellen und leitet die Da-      900.000 Besuche, mehr als drei           tragung des Spiels FC Superfund
am Computer verfolgt.                  ten an einen Producer Encoder wei-       Millionen Seitenaufrufe hatte www.       Pasching gegen ASKÖ Donau Linz
                                       ter, der die Datenquelle in ein ge-      ooeliga.at seit August 2007.             wurde in Kooperation mit dem ORF
Technischer Aufwand                    eignetes Format umwandelt. Nach                                                   Oberösterreich durchgeführt.
Der Vorteil dieser Art von Match-      der Umwandlung werden diese an           „Es gibt mehrere Optionen für die
Übertragung gegenüber Fernseh-         einen Stream-Server gesendet, der        Zukunft des Portals, die im Mo-
übertragungen besteht im weit-
aus geringeren technischen Auf-
                                       Bild und Ton an die PCs nach Hause
                                       liefert. Der gesamte Mitschnitt des
                                                                                ment evaluiert werden. Wir wer-
                                                                                den in den kommenden Monaten
                                                                                                                         Kontakt
wand. Während bei Fernsehüber-         Spiels kann auch zeitversetzt ange-      sicher eine Entscheidung treffen“,       Thomas Arnitz
tragungen ein Übertragungswagen        sehen werden.                            sagt Arnitz.                             Tel.: 0699-11124404
mit komplettem Equipment benö-                                                  Ob der Stürmer damit auch ge-            Mail: thomas@arnitz.at
tigt wird, sind für die Übertragung    Interessante Features                    schäftlich einen Volltreffer landet,     www.ooeliga.at
ins Internet am Platz nur ein – mög-   Neben den Live-Übertragungen             bleibt also noch abzuwarten.

                                                                                                                        JKU | UNIVATIONEN 4/08              13
SOWI

GesundheitsarbeiterInnen für Laos
                                                                                                                         Zur Person
Feldforschung für das Rote Kreuz

150.000 Menschen leben in der Provinz Bokeo in der Volksrepublik Laos, jeder
Dritte von ihnen in extremer Armut. Um Lösungsmöglichkeiten für die drängendsten
Probleme zu finden, hat das IEZ der JKU für das Österreichische Rote Kreuz eine Feld-
studie durchgeführt: als Ergebnis werden GesundheitsarbeiterInnen ausgebildet.

                                                                                                                         a.Univ.Prof. Dr.
                                                                               ser; Flussläufe oder Bäche, die glei-     Andreas Obrecht
                                                                               chermaßen Mensch und Tiere ver-           Interdisziplinäres Forschungsinstitut
                                                                                                                         für Entwicklungszusammenarbeit
                                                                               sorgen, führen oft kontaminiertes
                                                                               Wasser, das Krankheiten wie Ruhr,
                                                                               Typhus, Cholera etc. transportiert.
                                                                               Zusätzlich fehlt jede medizinische        Kontakt
                                                                               Versorgung, - insbesondere des-
                                                                               halb dramatisch, weil sich viele der      a.Univ.Prof. Dr. Andreas Obrecht
                                                                               letalen Krankheiten durch einfache        Tel.: 0732 733 750
                                                                               Medikation bewältigen ließen.             Mail: iez@jku.at
                                                                                                                         www.iez.jku.at
                                                                               Partner Rotes Kreuz
                                                                               Um die schlimmsten Probleme in
Jeder dritte Einwohner von Bokeo lebt in extremer Armut.                       den Griff zu bekommen, wird die           IEZ
                                                                               Lao Red Cross Society als Partner
                                                                               des Österreichischen Roten Kreuzes        Das Interdisziplinäre Forschungs-

V     ierzehn Dörfer in vier Distrik-
      ten von Bokeo hat das Team
des Interdisziplinären Forschungs-
                                        „In Bokeo leben Angehörige von 34
                                        verschiedenen Ethnien“, sagt a.Univ.
                                        Prof. Dr. Andreas Obrecht vom IEZ,
                                                                               nun GesundheitsarbeiterInnen aus-
                                                                               bilden, die in 100 Dörfern das Be-
                                                                               wusstsein der Bevölkerung für Hygi-
                                                                                                                         institut für Entwicklungszusam-
                                                                                                                         menarbeit (IEZ) der JKU Linz
                                                                                                                         finanziert sich durch Drittmittel und
instituts für Enticklungszusammen-      „was die Kommunikation natürlich       ene und die sanitäre Situation ver-       wird vom Verein für Entwicklungs-
arbeit im September und Oktober         erschwert. Uns ging es darum, ein      bessern, und auch Erste Hilfe und         förderung (Dritte Welt) unterstützt.
dieses Jahres für seine Studie be-      umfassendes Bild der Bevölkerung       medizinische Betreuung im Krank-          Das IEZ erforscht auf wissenschaft-
sucht:Die Gesundheits- und Hygie-       und der spezifischen Probleme – ins-   heitsfall ohne Kostenersatz anbie-        licher Basis die regionalen Ursachen
nesituation in den entlegenen Dis-      besondere im Gesundheitsbereich        ten sollen. In 50 Dörfern werden          für Armut und lokale Probleme;
trikten wurde analysiert, Zugän-        – zu erhalten und vor dem Hinter-      Wassersysteme gemeinsam mit den           es zeigt auf, wo wirksame Hilfe
ge zu sauberem Trinkwasser ge-          grund möglicher, auch lokal verwirk-   DorfbewohnerInnen errichtet, die          ansetzen muss; es bereitet Hilfs-
klärt, die Kapazitäten der Lao Red      lichbarer entwicklungspolitischer      sauberes Trinkwasser garantieren.         programme in den Einsatzgebieten
Cross Society in Bokeo analysiert       Maßnahmen zu analysieren.“             Zusätzlich werden mehr als 2.500          vor und begleitet sie durch wissen-
und schließlich ein Programm zur                                               Haushalten das Know How und die           schaftliches Monitoring und
Armutsbekämpfung und zur Siche-         Gesundheitssituation                   Materialien für den Bau von Latri-        Evaluationen.
rung der grundlegenden medizi-          Die Menschen der untersuchten          nen zur Verfügung gestellt. 
nischen Versorgung entwickelt.          Dörfer leben vom Reisanbau, exten-
                                        siver Tierhaltung und Fischfang. 30
Problemerhebung                         Prozent der Bevölkerung fristen ihr
Neben der Erhebung des Gesund-          Leben in großer Armut – das heißt,
heitsstatus und der Hygiene-, Was-      dass Mangelernährung, das Fehlen
serqualität konzentrierten sich die     von Geld, endemische und epide-
ForscherInnen auf die Problemanaly-     mische Krankheiten, eine hohe Kin-
sen der DorfbewohnerInnen selbst.       dersterblichkeit bis zu 25% (in den
In Dorfversammlungen und Inter-         ersten fünf Lebensjahren) die ma-
views mit lokalen Autoritäten und       terielle Reproduktion gefährden.
älteren Menschen wurden die drin-       Ein wesentlicher Grund der dra-
gendsten Probleme dieser marginali-     matischen Gesundheitssituation ist
sierten Gemeinschaften identifiziert.   das Fehlen von sauberem Trinkwas-      Die Wasserwege sind in Bokeo die wichtigsten Verkehrswege, aber oft kontaminiert.

                                                                                                                       JKU | UNIVATIONEN 4/08               15
TNF

     The Fabric of Everyday Life

     Pervasive Computing in EU-Forschung verankert

     Daran, dass Pervasive Computing eines der Leitthemen in den Grundlagenforschungsorientierten Programmlinien
     FET des Rahmenprogramms 7 geworden ist, hat Univ.Prof. Dr. Alois Ferscha, Vorstand des gleichnamigen Instituts
     an der JKU, großen Anteil: er war als Berater in der Programmvorbereitung und ist jetzt als Antragsteller sogar
     dreifach erfolgreich.

     Zur Person                          I ch wurde bereits 2005 von der
                                           Europäischen Kommission ange-
                                         fragt, eine Themenfindungsgruppe
                                         ‚Pervasive Computing and Com-
                                         munication’ zur Vorbereitung der
                                         thematischen Ausrichtung des IST
                                         FET Programms im 7. Rahmenpro-
                                         gramm zu leiten“, sagt Ferscha,
                                         Vorstand des Instituts für Perva-
                                         sive Computing. „Zusammen mit
                                         40 Experten aus allen Ländern Eu-
                                         ropas haben wir dann Forschungs-
     Univ. Prof. Dr. Alois Ferscha       herausforderungen formuliert, die
     Institut für Pervasive Computing    sich heute im FP7 ICT - INFOR-          „Technology for People“ ist auch unser intelligentes und tragbares Dis-
                                         MATION AND COMMUNICATION                playsystem „Spectacles“, das bereits Sensortechnologien zur Aktivitäts-
                                         TECHNOLOGIES Work Programme             und Situationserkennung integriert.
     Ferscha leitet seit 2000 das Ins-   2007-2008 wieder finden.“
     titut für Pervasive Computing
     an der JKU.                         OPPORTUNITY                             lagenforschungsprojekt soll neue al-   orie bzw. der Zeitreihenanalyse ba-
                                         Ferscha hat sich im Rahmen der ers-     gorithmische Methoden und Ver-         sierende Verhaltensmodelle entwi-
     Forschungsschwerpunkte:             ten beiden Calls nun auch mit Pro-      fahren zur autonomen Kontexter-        ckeln, und deren Robustheit hin-
     Ferschas Forschungsschwer-          jektanträgen aus seinem Arbeits-        kennung bringen.                       sichtlich darauf beruhender Ver-
     punkte innerhalb des von            bereich beworben, und war damit                                                haltensvorhersagen sehr großer
     ihm aufgebauten Schirm-             überdurchschnittlich erfolgreich. „Im   SOCIONICAL                             Personengruppen machen.
     themas „Pervasive Com-              Projekt OPPORTUNITY haben wir die       Ferscha sieht neben seiner auf
     puting“ liegen in den Berei-        Chance, über die nächsten drei Jah-     Dienste und Lösungen für den Ein-      PANORAMA
     chen Kooperative Einge-             re in enger Kooperation mit weni-       zelnen ausgerichteten Forschungs-      Mit dieser Verankerung in der eu-
     bettete Systeme, Software-          gen, exzellenten Partnern wie ETH       arbeiten aber auch das „große          ropäischen Forschungslandschaft
     architekturen für Sensor/Ak-        Zürich und Uni Passau, der Frage        Ganze“. „Ja, in unserem zweiten        hat der Exzellenzschwerpunkt
     tuatorsysteme und Mensch-           der intelligenten Aktivitäts- und Si-   Projekt SOCIONICAL stellen wir die     „Pervasive Computing“ der JKU
     Maschine Interaktion.               tuationserkennung mittels miniatu-      Frage der Wechselwirkung zwi-          eine weitere tragende Säule in der
                                         risierter, eingebetteter technischer    schen Pervasive Computing Tech-        Grundlagenforschung aufgestellt.
                                         Sensoren nachzugehen.“ Die For-         nologien und den Gebrauchs- und        Aber auch in seiner „Strategiear-
                                         schungspartnerInnen werden sich         Verhaltensmustern seiner Anwen-        beit“ für die Europäische Kommis-
                                         Signalverarbeitungs-, Auswerte- und     der, und zwar auf der Ebene von        sion will Ferscha mit seinem The-
                                         Fusionsmethoden für „klassische“        Personengruppen in der Größen-         ma aktiv bleiben. Im Koordinati-
     Kontakt                             Sensoren vornehmen, besonders
                                         auch für Sensoren, die Auskunft
                                                                                 ordnung von 105 – 107!“
                                                                                 Ein interdisziplinäres Konsortium
                                                                                                                        onsprojekt PANORAMA leitet er
                                                                                                                        das Arbeitspaket „Pervasive Adap-
     Univ. Prof. Dr. Alois Ferscha       über Vitalfunktionen des Menschen       aus InformatikerInnen, Physiker-       tation Research Agenda“, das die
     Tel.:+43 1 699 1111 1010            geben, wie das EKG für die Herzfre-     Innen, MathematikerInnen und           Forschungspläne und zukünftigen
     Mail: alois.ferscha@jku.att         quenz und –rhythmus-Erkennung,          ÖkonomInnen wird dabei ereig-          Forschungsstrategien aller jetzt in
     www.pervasive.jku.at                das Elektromyogram für Muskelak-        nis- und simulationsbasierte, so-      der Programmlinie FET Pervasive
                                         tivität, und das EEG zur Erkennung      zio-ökonomische, thermodyna-           Adaptation genehmigten und lau-
                                         von Gehirnaktivität. Dieses Grund-      mische, und auf Basis der Spielthe-    fenden EU Projekte koordiniert.

16     JKU | UNIVATIONEN 4/08
TNF

Mathematischer Lückenfüller

Genaue Rekonstruktion mit neuem Algorithmus

Ein am Institut für Angewandte Geometrie der JKU entwickelter Algorithmus ermöglicht nun eine genauere Re-
konstruktion geometrischer Objekte. Selbst wenn die ursprünglichen Daten sehr ungleichmäßig oder lückenhaft
sind, werden brauchbare Endergebnisse berechnet. Auch für das Morphing kann der neue Algorithmus angewen-
det werden.

B    eim Morphing – einer weit
     verbreiteten Animationstech-
nik, etwa für Trickfilme – wird ein
                                        dabei genau ein Punkt beim End-
                                        objekt zugewiesen.
                                                                                so dass die Verteilung der Freiheits-
                                                                                grade an die Geometrie des Objekts
                                                                                angepasst werden kann, was die
                                                                                                                         Zur Person
gegebenes Objekt (zum Beispiel          Kürzere Rechnerzeit                     Rechnerzeit erheblich verkürzt.
ein Drache) kontinuierlich in ein       Der am Institut für Angewandte Geo-
anderes Objekt (zum Beispiel ein        metrie neu entwickelte Algorithmus      Rekonstruktion
Dreihorn) verwandelt. Bisher war        geht von den Punkten beim Aus-          unbekannter Objekte
das in guter Qualität nur dann          gangsobjekt aus und ordnet sie dem      Dieselbe Berechnungsmethode ist
möglich, wenn das Anfangs- und          jeweils nächstgelegenen Punkt beim      für die Rekonstruktion geomet-
das Endobjekt topologisch dassel-       Endobjekt zu. Damit ergibt sich eine    rischer Objekte aus unstrukturier-
be Geschlecht hatten, wenn also         kontinuierliche „Verwandlung“ oh-       ten Messpunktwolken gut geeig-
etwa das Anfangsobjekt ein Loch         ne Brüche. Der zugrunde liegende        net. Die gegebenen Punkte ziehen
aufweist, muss auch das Endob-          Raster, der die so genannte T-Spline-   die ihnen am nächsten gelegenen          Univ.Prof. Dr. Bert Jüttler
jekt ein Loch aufweisen. Jedem          Niveaufläche definiert, kann auch       Punkte im Raster an. Dadurch erhält      Institut für Angewandte Geometrie
Punkt beim Anfangsobjekt wurde          in Teilbereichen verfeinert werden,     man zunächst eine grobe Rekons-
                                                                                truktion des unbekannten Objekts.
                                                                                In einem zweiten Schritt werden die      Forschungsschwerpunkte:
                                                                                Kanten erkannt und rekonstruiert.        Bert Jüttler ist seit 2000 an der JKU
                                                                                In dieses Verfahren lassen sich auch     und seit 2004 Vorstand des Insti-
Zwei neue EU-Projekte am Institut für                                           Nebenbedingungen an die Gestalt          tuts für Angewandte Geometrie.
Angewandte Geometrie                                                            des Objekts oder an das Volumen          Seine Forschungsschwerpunkte lie-
                                                                                des Objekts integrieren.                 gen auf Geometrischer Datenverar-
EXCITING (Exact Geometry Simulation for Optimized Design of Ve-                                                          beitung (Computer Aided Geomet-
hicles and Vessels) ist numerischen Verfahren zur Simulation und Opti-          Praktische Anwendung findet die-         ric Design - CAGD), Angewandter
mierung der Geometrie von funktionellen Freiformflächen gewidmet. An-           se Methode etwa bei der Rekons-          Geometrie, Kinematik, Robotik und
wendungsbereiche sind die Schiffs- und Fahrzeugkonstruktion. Mit Hilfe          truktion von Skulpturen: ein La-         Differentialgeometrie.
der Methode der Isogeometric Analysis, bei der eine exakte Geometriebe-         serscanner kann von einem vor-
schreibung zur Simulation verwendet wird, soll eine neue Klasse von Simu-       handenen Prototyp einer Skulptur
lationswerkzeugen geschaffen werden.                                            Punkte liefern, aus der eine geo-
                                                                                metrische Beschreibung erzeugt
                                                                                                                         Kontakt
SAGA (Shapes, Geometry and Algebra) widmet sich den mathematischen              wird. Manche Bereiche der Skulp-         Univ.Prof. Dr. Bert Jüttler
Grundlagen des Computer Aided Designs. Vier Forschungsgebiete sollen be-        tur werden durch den Laserscan-          Tel.: 0732 2468-9178
arbeitet werden: Change of Representation, Geometric Computing – Al-            ner aber schlecht abgebildet. Diese      Mail: bert.juettler@jku.at
gebraic Tools, Algebraic Geometry for CAD Applications, sowie Practical In-     Lücken können nun mit Hilfe des          www.ag.jku.at
dustrial Problems.                                                              Algorithmus gefüllt werden.

  Vom Drachen zum Dreihorn: Kontinuierliche Verwandlung in kurzer Rechnerzeit.

                                                                                                                        JKU | UNIVATIONEN 4/08              17
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                                                                                  böck. Die Anwendung wird der-        Treffer werden
     tech2b Gründerzentrum GmbH           gängigen Handy genutzt werden.          zeit vom Uni-Absolventen Dominik     in Listform dar-
     Hafenstraße 47-51, 4020 Linz         Neben der Visualisierung von In-        Jochinger sowie Harald Weinberger    gestellt und
     www.tech2b.at                        formationen auf einer Karte, kön-       im Rahmen des tech2b-Programms       auf der Karte
                                          nen die Personen direkt kommuni-        (www.tech2b.at) entwickelt.         visualisiert.

18     JKU | UNIVATIONEN 4/08
TNF

Forschungsprojekt GEOSOLA

Verbindung von Erdwärme und Sonnenenergie

Die Erdwärme wird in unseren Breiten noch wenig genützt. Um noch effizientere
Erdwärme-Sonden-Systeme entwickeln zu können, wurde nun am Institut für Ver-                                          Zur Person
fahrenstechnik der JKU das Forschungsprojekt GEOSOLA gestartet, mit dem neue
Daten gewonnen und neue Verfahrenstechniken entwickelt werden sollen.

5 Tiefenbohrungen wurden ne-          den Sonden messen, nun auch in         Anlagen der Untergrund über die
ben dem Gebäude der Verfahrens-       Sonden in verschiedenen geolo-         Jahre um ein paar Grad abkühlt
technikerInnen vorgenommen,           gischen Verhältnissen eingebracht.     und damit die Wärmegewinnung
um den Wärmetransport im Un-                                                 geringere Ausbeute bringt. Durch
tergrund und die Einflüsse darauf     Wärmeaustausch                         Einbringung zusätzlicher Wärme
genau messen zu können. Durch         Ein spezielles Ziel des Forschungs-    durch Warmwasser kann die Tem-           o.Univ.Prof. Dr.
die Sonden wird dem Untergrund        projekts GEOSOLA besteht auch          peratur des Untergrunds wieder           Wolfgang Samhaber
                                                                                                                      Institut für Verfahrenstechnik
Wärme entzogen. Mit Hilfe von         darin, die Erdwärme mit Solarwär-      erhöht werden.
Lichtwellenleitern wird untersucht,   me zu koppeln: überschüssiges
wie sich die Wärme im Untergrund      durch Sonnenenergie erhitztes          Wärme bevorraten                         Forschungsschwerpunkte:
verteilt und wie die Sonden einan-    Wasser kann durch eine Hybrid-         Anhand der fünf Sonden, die wäh-         Die Forschungsschwerpunkte
der gegenseitig beeinflussen.         sonde in den Untergrund einge-         rend des auf drei Jahre anberaum-        von Samhaber liegen auf Mem-
                                      bracht werden, wo sich das Was-        ten Forschungsprojekts genaue Da-        brantechnologie, Nanoverfah-
Wärmefluss messen                     ser abkühlt. Durch einen Wärme-        ten liefern werden, soll auch beob-      renstechnik und Trenn- und Pro-
Daraus soll unter anderem ge-         austauscher im Untergrund er-          achtet werden, was genau im Un-          zesstechnik mit flüssigem CO2.
schlossen werden, in welcher Län-     wärmt sich wieder die Umgebung         tergrund geschieht, wenn eine Son-
ge Bohrungen überhaupt effizient      und diese Wärme kann wieder für        de Wärme einbringt, und eine an-
sind. „Auch die Beschaffenheit des
Untergrunds selbst spielt eine Rol-
                                      Heizzwecke genützt werden. „Hier
                                      stellt sich natürlich besonders die
                                                                             dere Sonde Wärme entzieht. Ziel
                                                                             des Projekts ist auch, mit spezieller
                                                                                                                      Kontakt
le“, sagt o.Univ.Prof. Dr. Wolfgang   Frage, wie das kurzfristig und sai-    und umfassender Messtechnik so-          o.Univ.Prof. Dr.
Samhaber, Vorstand des Instituts      sonal genützt werden kann“, sagt       wohl tageszeitliche Ausgleiche wäh-      Wolfgang Samhaber
für Verfahrenstechnik. „Die Wär-      Samhaber.                              rend Perioden starken Wärmeent-          Tel.: 0732 672509-11
me wird etwa im Granit anders                                                zugs als auch jahreszeitliche Aus-       Mail: wolfgang.samhaber@jku.at
gespeichert als in Sand oder Sand-    Temperatur erhöhen                     gleiche zu untersuchen und Mög-          www.ivt.jku.at
stein.“ Um dazu genaue Daten zu       Die Hybridsonden-Technik wäre          lichkeiten zu finden, in Perioden oh-
bekommen, werden die Lichtwel-        auch deshalb sinnvoll, weil sich bei   ne größeren Wärmeentzug Wärme
lenleiter, die den Wärmefluss in      den derzeit üblichen Geothermie-       im Untergrund zu bevorraten.
                                                                                                                      Projekte
Die Lichtwellenleiter werden an den Kabeln befestigt (links), die Kabel durch die Bohrung in den Untergrund
geleitet (rechts).                                                                                                    Das Forschungsprojekt GEO-
                                                                                                                      SOLA wird im Programm „En-
                                                                                                                      ergie der Zukunft“ des BM-
                                                                                                                      VIT und BMWA über die FFG
                                                                                                                      gefördert und gemeinsam mit
                                                                                                                      der Austrian Research Cen-
                                                                                                                      ters GmbH, den Firmen Alpine
                                                                                                                      Bau GmbH, M-Tec Mittermayr
                                                                                                                      GmbH und GVT Verfahrens-
                                                                                                                      technik GmbH durchgeführt.
                                                                                                                      Die Bau- und Bohrarbeiten für
                                                                                                                      dieses Projekt liefen am 1. Sep-
                                                                                                                      tember 2008 an, das Projekt
                                                                                                                      läuft drei Jahre.

                                                                                                                     JKU | UNIVATIONEN 4/08              19
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