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Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften Fachgebiet Landwirtschaftliche Betriebslehre Erstprüfer: Prof. Dr. Clemens Fuchs Zweitprüfer: Prof. Dr. Leif-Alexander Garbe Bachelorarbeit Anbau und Vermarktung von Nutzhanf – Möglichkeiten des Aufbaus eines neuen Betriebszweiges urn:nbn:de:gbv:519-thesis 2021-0183-9 von Manfred Jeske Götemitz 05.08.2021
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... II Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. III Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... IV 1 Einführung ...................................................................................................................... 5 1.1 Problemstellung ..................................................................................................... 5 1.2 Zielstellung ............................................................................................................ 6 1.3 Vorgehensweise ..................................................................................................... 6 2 Daten und Methoden ...................................................................................................... 7 3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske ............................................................................................................................... 8 3.1 Botanik Hanf (Cannabis Sativa, L.)....................................................................... 8 3.1.1 Taxonomie ......................................................................................................... 8 3.2 Interessenverbund RügenHanf ............................................................................ 12 3.3 Landwirtschaftsbetrieb Werner Jeske .................................................................. 13 4 Recht, Anbau und Verarbeitung ................................................................................... 15 4.1 Rechtliche Grundlangen ...................................................................................... 15 4.2 Anbaudurchführung ............................................................................................. 16 4.3 Verarbeitung der Pflanze zu CBD Extrakt im Labor der Hochschule Neubrandenburg .................................................................................................. 20 4.3.1 Überkritische CO2-Extraktion ......................................................................... 20 4.3.2 Ethanolische Extraktion ................................................................................... 22 4.4 Verarbeitung der Pflanze zu Tee ......................................................................... 25 4.5 Verarbeitung der Samen zu Speiseöl ................................................................... 25 5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung .............................................................. 26 5.1 Kosten .................................................................................................................. 26 5.2 Investitionsplanung.............................................................................................. 27 5.3 Personalplanung .................................................................................................. 29 5.4 Umsatz- und Preiskalkulation.............................................................................. 29 5.5 Gewinn und Verlustplanung ................................................................................ 31 5.6 Marktanalyse ....................................................................................................... 31 6 Diskussion und Empfehlung ........................................................................................ 33 7 Zusammenfassung ........................................................................................................ 35 8 Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 37 9 Anhang ......................................................................................................................... 38 I
Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Keimung, ......................................................................................................... 9 Abbildung 2: junge Hanfpflanzen 24.04.2020 ...................................................................... 9 Abbildung 3: weiblicher Blütenstand .................................................................................. 11 Abbildung 4: männlicher Blütenstand ................................................................................. 11 Abbildung 5: männliche und weibliche Blüten ................................................................... 11 Abbildung 6: Hanfsamen ..................................................................................................... 11 Abbildung 7: Lage Landwirtschaftsbetrieb Werner Jeske .................................................. 13 Abbildung 8: Bestandesdichte Hanf .................................................................................... 17 Abbildung 9: Beginn der Hanfblüte am 22.05.2020 ........................................................... 18 Abbildung 10: Hanfernte ..................................................................................................... 19 Abbildung 11: Erntegut ....................................................................................................... 19 Abbildung 12: Phasendiagramm Kohlenstoffdioxyd .......................................................... 20 Abbildung 13: Extraktionsanlage ........................................................................................ 21 Abbildung 14: Vakuumfiltration ......................................................................................... 23 Abbildung 15: Rotationsdestillator mit Vakuumpumpe...................................................... 23 II
Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 1: CO2-Extrakt ....................................................................................................... 22 Tabelle 2: Ethanolische Extraktion...................................................................................... 24 Tabelle 3: Anbaukosten ....................................................................................................... 27 Tabelle 4: Investitionsplan, Abschreibungen und Umsatzentwicklung .............................. 28 Tabelle 5: Personalplanung ................................................................................................. 29 Tabelle 6: Umsatz- und Preiskalkulation............................................................................. 30 Tabelle 7: GuV im dritten Jahr ............................................................................................ 31 III
Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BtMG Betäubungsmittelgesetz CBD Cannabidiol DPMA Deutsches Patent- und Markenamt GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts K Kalium N Stickstoff P Phosphor PSI Pound per square inch THC Tetrahydrocannabinol IV
1 Einführung 1 Einführung Der Hanf (Cannabis Sativa, L.) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Keine andere Nutzpflanze hat in der Geschichte eine universellere Verwendung gefunden. Aus den Fasern wurden Seile, Segel, Stoffe und Textilien aller Art gefertigt, aus den Samen wurden Öle zur menschlichen Ernährung, Brennstoffe für Lampen und Rohstoffe für Far- ben und Lacke hergestellt. Nicht zuletzt dienen die Blüten als Medizin [1]. Seit der Prohi- bition in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Hanf immer weiter verdrängt und geriet fast in Vergessenheit. Seit einigen Jahren jedoch erfreut sich die Nutzpflanze auch hierzulande wieder stark wachsender Beliebtheit. So sind immer mehr Produkte in den Supermarktregalen zu fin- den, die Hanf enthalten. Auch in der Industrie wird der natürliche Rohstoff Hanf wieder stärker verwendet. So zum Beispiel werden in der Automobilindustrie Plastikteile durch Hanfkunststoffe substituiert. Gleichzeitig ist es seit dem 10. März 2017 möglich, medizini- sche Cannabisblüten in den Apotheken durch Rezept zu bekommen [2]. Es ist zu erwarten, dass dieser Trend weiterhin anhält und die Nachfrage nach Produkten aus oder mit Hanf weiter wächst. Darüber hinaus gilt die Hanfpflanze als eine anspruchslose und einfach anzubauende Pflanzenart, welche in den zum Teil sehr engen Fruchtfolgen in Mecklenburg- Vorpommern eine wertvolle Erweiterung sein kann. 1.1 Problemstellung Der Anbau von Nutzhanf stößt bei vielen Landwirten auf offene Ohren. Sie sind sehr inte- ressiert, da viele sich nach alternativen Kulturen umsehen. Der Anbau kann in der Regel schnell organisiert werden, nicht jedoch die Verarbeitung. Es fehlt schlicht an Abnehmern für die Erntegüter des Hanfs. Die wenigen Verarbeiter haben oft nur geringe Einzugsgebie- te oder benötigen nur geringe Mengen. So wird ein Anbau dieser alten Kulturpflanze für die Landwirte wieder unattraktiv. Dieser Unzulänglichkeit könnte man jedoch mit dem Aufbau einer eigenen Marke mit eigener Produktion entgegentreten. Die vorliegende Ba- chelorarbeit befasst sich daher mit einem testweise durchgeführten Marken- und Produkti- onsaufbau am Beispiel eines realen Betriebes. 5
1 Einführung 1.2 Zielstellung Das konkrete Ziel dieser Arbeit ist es, den im Jahr 2020 versuchsweise durchgeführten Nutzhanfanbau im Landwirtschaftsbetrieb Werner Jeske zu erläutern und die Schwierig- keiten, die mit dem Versuch einher gingen, aufzuzeigen. Des Weiteren soll untersucht werden, ob es möglich ist, die Verarbeitung der Ernteware aus einem landwirtschaftlichen Betrieb heraus aufzubauen und wirtschaftlich rentabel umgesetzt werden kann. Es sollen verschiedene Produkte hergestellt und zum Verkauf angeboten werden. Diese sind: - Speiseöl aus dem Hanfsamen, - Hanfmehl, der proteinreiche Presskuchen, - Hanfblütentee, - Hanfsamen und - Cannabidiol (CBD) Extrakt. In dieser Arbeit soll sich lediglich auf die Produktion des CBD-Extraktes fokussiert wer- den. 1.3 Vorgehensweise Mit der Idee, Nutzhanf anzubauen, hat sich auf der Insel Rügen der Interessenverbund Rü- genHanf gebildet. Diesem gehört auch der Landwirt Werner Jeske an. In seinem Betrieb wurde der Versuchsanbau im Jahr 2020 durchgeführt. Aus den Ernteerzeugnissen wurden Produkte in Kleinstmengen hergestellt. Nach einem intensiven Literaturstudium über die Extraktion von CBD, wurde in dem La- bor der Hochschule Neubrandenburg die Extraktion durchgeführt. Hierbei konnten viele Erfahrungen über die Vorgehensweise und den Ablauf gesammelt werden. Diese Erfah- rungen werden bei der Erstellung dieser Arbeit sehr hilfreich sein und berücksichtigt wer- den. Zunächst wird der Hanf in seiner Botanik vorgestellt. Auch der Interessenverbund und der Landwirtschaftsbetrieb werden vorgestellt. Nachdem der Anbau und die Verarbeitung be- leuchtet wurden, wird die Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung durchgeführt. Ab- schließend werden die Ergebnisse diskutiert und eingeordnet. 6
2 Daten und Methoden 2 Daten und Methoden Der in dieser Arbeit betrachtete Versuchsanbau von Nutzhanf, wurde auf einer 0,15 ha großen Ackerfläche durchgeführt. Sowohl die Planung des Anbaus als auch die Anbau- durchführung wurden aus einer Hand betreut. Während der Vegetationszeit wurde der Be- stand regelmäßig begutachtet und bonitiert. Ebenso wurde die Ernte in Eigenverantwor- tung durchgeführt. Die gesammelten Erkenntnisse aus dem Versuchsanbau werden in einem Businessplan ausgewertet. Der Businessplan enthält neben der betriebswirtschaftlichen Planung eine Kosten-Leistungsrechnung einschließlich einer Preiskalkulation, ebenso wird der Investiti- onsbedarf ermittelt. Darüber hinaus wird eine Marktanalyse erstellt, um den potenziellen Absatz der Produkte abschätzen zu können. 7
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske 3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske 3.1 Botanik Hanf (Cannabis Sativa, L.) 3.1.1 Taxonomie Hanf (lat. Cannabis) ist eine Gattung innerhalb der Familie der Hanfgewächse (Cannab- aceae), zu denen unter anderem auch der Hopfen (Humulus lupulus) gezählt wird. Die Cannabaceae gehören zur Ordnung der Rosenartigen (Rosales), die zu den Bedecktsami- gen Pflanzen (Eudikotyledonae) zählen. Die taxonomische Geschichte der Hanfpflanze ist sehr vielfältig und von vielen Änderun- gen gekennzeichnet. So zählten 1862 Bentham und Hooker die Gattung Cannabis zu der Familie der Urticaceae (Brennnesselgewäche). Erst 1925 wurde die Familie der Cannab- aceae von Rendle als eigene Familie anerkannt. Andere Autoren ordneten den Hanf auch den Moraceae (Maulbeergewächse) zu. In den 1960er Jahren wurden die Cannabisarten dann weiter differenziert. So teilte Zhukovskii (1964) die Arten Cannabis ruderalis (Hauptverbreitungsgebiet Russland), Cannabis indica (Pakistan, Nuristan, Indien), Canna- bis culta (Europa, Nordafrika) und Cannabis spontanea (Afghanistan bis Mitteleuropa) ein. Die meisten Botaniker sehen jedoch eine monotypische Taxonomie, die lediglich aus der Stammform Cannabis sativa und deren diversen Varietäten besteht, so zum Beispiel den Arten Cannabis sativa var. sativa, Cannabis sativa var. indica und Cannabis sativa var. ru- deralis bzw. Cannabis sativa var. spontanea (beides Namen für Cannabis ruderalis). Eine weitere ähnliche nomenklatorische Aufteilung, die vorgeschlagen wurde, unterscheidet Cannabis sativa var. vulgaris (gewöhnlicher Hanf), Cannabis sativa var. indica, Cannabis sativa var. gigantea (Riesenhanf) und Cannabis sativa var. ruderalis. Die Klassifizierung des Hanfs als monotypische Gattung, also als Gattung, die nur aus der einen Art Cannabis sativa und deren Varietäten besteht, geht bis zurück ins 17. und 18. Jahrhundert. 1753 wurde Cannabis sativa von Carl von Linné in seinem Grundlagenwerk Species Plantarum aufgeführt. Er sprach sich dafür aus, Cannabis als monotypische Gat- tung zu klassifizieren. So stimmt die heutige Einteilung mit der Einschätzung Linnes über- ein. Eine eindeutige Systematisierung gestaltet sich jedoch sehr schwierig, da der Hanf bereits sehr lange von dem Menschen genutzt und selektiert wurde. Einige Quellen sprechen von über zehntausend Jahren. Einige Populationen verwilderten wieder. So ist eine Festlegung auf eine Urform unmöglich [3]. 8
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske Hanf ist ferner eine einjährige, schnellwüchsige Faserpflanze mit einer Entwicklungszeit von 90 bis 200 Tagen, die ursprünglich in Indien, Iran und Afghanistan beheimatet ist. Er wächst im Durchschnitt zwei bis drei Meter hoch. Einzelne Thaisorten bilden einen bis zu sechs Meter hohen Sproß aus [4]. Die Art ist überwiegend zweihäusig, bilden also männli- che und weibliche Pflanzen. Optisch zu unterscheiden sind sie jedoch erst in der Blüte, da sich beide Geschlechter in der vegetativen Wachstumsphase gleich entwickeln. Zu erkennen ist der Hanf an den charakteristisch handförmig, bei frühen Blättern aus drei Einzelblättchen, bei späteren aus fünf oder sieben Einzelblättchen, gefingerten Blättern. Die Blätter sind deutlich gestielt und haben einen gesägten Blattrand. Der Sproß ist 0,7 bis 2 cm dick, eckig und mit einem weichen Mark gefüllt. Die Blätter sind im unteren Bereich vorwiegend gegenständig, weiter oben auch wechselständig angeordnet. An den verdickten Blattachseln, den Nodien, entspringen Seitentriebe, so, dass die Pflanze stark verbuschen kann. Auch die Blütentriebe entspringen aus den Nodien. Die Keimzeit beträgt drei bis sieben Tage [4]. In dem Versuch liefen die ersten Keimlinge nach sechs Tagen auf. Nach 22 Tagen waren die Pflanzen bereits im Vierblattstadium. (siehe Abbildung 2). Abbildung 1: Keimung, Quelle: [4] Abbildung 2: junge Hanfpflanzen 24.04.2020, Quelle: eigene Aufnahme 9
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske Der Hanf ist eine, gerade im Jugendstadium, sehr schnell wachsende Pflanze. Sie hat ein sehr fein ausgeprägtes Wurzelwerk, welches den Boden und damit die Nährstoffe gut er- schließen kann. Den Zeitpunkt der Blüte, also das Umsteuern von der vegetativen hin zu der generativen Wachstumsphase wird durch die Photoperiode bestimmt. Die Photoperiode ist das Ver- hältnis von Tag zu Nacht. Ist die Dunkelzeit länger als 12 Stunden pro Tag, wird in der Regel die Blüte eingeleitet. Somit ist Cannabis eine Kurztagspflanze. Gleichzeitig gibt es Sorten, vornehmlich nordische, welche einen kürzeren Dunkelheitsanspruch besitzen. Die- sen Pflanzen genügen neun bis zehn Stunden ohne Licht. Diese Sorten wechseln bereits früher im Jahr in die generative Wachstumsphase [4]. Die männlichen Pflanzen beginnen wenige Tage vor den weiblichen mit der Blüte. Die Blüte bildet sich dabei an einem aus dem Blätterdach hervorstehendem Blütentrieb, der aus einem Nodium entspringt. Einzelne Blütentriebe werden bis zu 20 cm lang. An diesen wachsen nur einzelne Blätter. Die Blüte selbst besteht aus fünf grünlichen Kelchblättern, die die fünf gelblich, weißlichen Staub- beutel, auch Pollensäcke genannt, umfassen. Sobald sich die Kelchblätter öffnen, werden die Pollen freigegeben und mit dem Wind weitergetragen. Die männliche Pflanze stirbt nach der Abgabe der Pollen ab. Nicht über das Blätterdach hinaus wachsen die weiblichen Blüten. Sie sind eher kompakt, entspringen aber ebenfalls aus den Nodien. Da an den Triebspitzen sehr viele kleine Blätt- chen gebildet werden und aus jeder Blattachsel Blüten wachsen, fügen sich die kleinen, weiblichen Blüten zu dichten Blütentrauben zusammen. Der Fruchtknoten der Blüte wird von einem Kelch umhüllt. Dieser und die kleinen Blättchen zwischen den Blüten sind mit Drüsenhaaren bestückt. In ihnen wird das Harz mit den Cannabinoiden der Hanfpflanze gebildet. Diese werden Trichome genannt. Bei den Nutzhanfsorten wird Tetrahydrocan- nabinol (THC), welches für die berauschende Wirkung verantwortlich ist, nicht in nen- nenswertem Umfang gebildet. Für den Anbau zulässig sind maximal 0,2 % THC. Bei den Sorten, welche für medizinische Zwecke angebaut werden, werden THC-Gehalte bis zu 20 % erreicht. Aus dem Kelch entspringen zwei Narben, auf denen der männliche Pollen von dem Wind getragen wird. Ist die Befruchtung erfolgreich, fallen die Narben ab und der Kelch beginnt anzuschwellen. In dem Kelch entwickelt sich sodann das Samenkorn. Der Samen ist bota- nisch gesehen eine Nuss (Achäne) [4]. Ist der Samen reif, öffnet sich der Kelch, das Korn löst sich, kann herausfallen und die Pflanze stirbt ab. 10
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske Abbildung 5: männliche und Abbildung 4: männlicher Abbildung 3: weiblicher Blü- weibliche Blü- Blütenstand, tenstand, Quelle ten, Quelle [4] Quelle [4] [4] Der Samen hat eine elliptische, leicht abgeflachte Form. Er ist grünlich oder bräunlich ge- färbt und auf verschiedene Art gemustert oder marmoriert. Er misst 2,5 mm bis 5 mm in der Länge und 2 mm bis 3 mm im Durchmesser. Der Ölgehalt liegt bei 32-34 % [4]. Abbildung 6: Hanfsamen, Quelle: eigene Aufnahme 11
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske 3.2 Interessenverbund RügenHanf Der Name und vor allem die Schreibweise „RügenHanf“ ist in Anlehnung an den gemein- nützigen Verein LebensGut Frankenthal e.V. entstanden. Dieser Verein befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Gut Frankenthal auf der Insel Rügen. Das Ziel des Vereins ist es, dezentrale und regionale Wirtschaftskreisläufe zu unterstützen oder zu schaffen. Ebenso soll die Vernetzung bestehender Projekte, Einzelunternehmen, Vereine, Initiativen und Institutionen mit dem Schwerpunkten auf regionalem, sozialem, ökologischem und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen gefördert und somit regionale Versorgungsstruktu- ren gestärkt werden [5]. In dem Verein ist unter einigen Mitgliedern die Idee entstanden, Nutzhanf anzubauen und diesen nach Möglichkeit selbst zu verarbeiten und zu vermarkten. Da der Anbau von Nutz- hanf in Deutschland nur landwirtschaftlichen Betrieben gestattet ist, hat sich der Landwirt Werner Jeske bereit erklärt, die Verantwortung zu übernehmen und den Anbau durchzu- führen. Alle Initiatoren haben sich in einem Interessensverband unter dem Namen „Rü- genHanf“ zusammengeschlossen. Um den Begriff „RügenHanf“ zu schützen, wurde am 4.5.2020 bei dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) einen Antrag auf Markenanmeldung gestellt. Somit ist der Name vorerst für drei Jahre geschützt. Nach dem im Sommer 2020 ein Zeitungsartikel über den Versuchsanbau von Hanf auf Rügen veröffentlicht wurde (siehe Anhang 9.2), meldeten sich eine Vielzahl an Interessier- te, die ihre Hilfe bei der Ernte anboten. Aber auch benachbarte Landwirte, die den Anbau von Hanf in Erwägung zogen und potentielle Kunden, wie Besitzer kleinerer Läden, die gerne die Produkte vertreiben wollen oder weiter veredeln wollen z.B. eine Kaffeerösterei. Im Ergebnis wurden mit den Befürwortern vorerst nur Gespräche geführt und Kooperatio- nen auf einen späteren Zeitpunkt vertagt, um im ersten Versuchsjahr zunächst Erfahrungen zu sammeln. Mit einer geplanten Erweiterung der Produktionsfläche im zweiten Jahr ist dann die Steigerung der Menge des Erntegutes angestrebt, die potentielle Abnahmeverein- barungen eröffnen soll. 12
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske 3.3 Landwirtschaftsbetrieb Werner Jeske Der Landwirtschaftsbetrieb Werner Jeske wurde von dem Betriebsleiter Werner Jeske, nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 01. März im Jahr 1991 als ein Einzelunter- nehmen gegründet. Der Betrieb befindet sich in dem südwestlichen Teil der Insel Rügen in der Gemeinde Rambin. Abbildung 7: Lage Landwirtschaftsbetrieb Werner Jeske, Quelle: Google Maps Die anfänglichen 23 ha Betriebsfläche konnte stark ausgeweitet werden. So zählen heute 300 ha Ackerland, 20 ha Grünland und ein eigener Maschinenpark der im Laufe der Jahre ebenfalls deutlich modernisiert wurde. Nur die Zuckerrübenaussaat und -ernte wird von einem Lohnunternehmer durchgeführt. Das Betriebsziel lässt sich mit der Erwirtschaftung von Einkommen und der Fortführung durch nachfolgende Generationen definieren. Die überwiegende Bodenart auf den Betriebsflächen ist lehmiger Sand, stellenweise auch nur schwach lehmiger Sand oder seltener Lehm. Im Mittel liegen 45 Bodenpunkte vor. Bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8,5 °C und einer Höhe von ca. 10 Metern über Normalnull liegt aufgrund der Nähe zu der Ostsee ein maritimes Klima vor. Die Ackerflä- chen liegen arrondiert um den Betriebshof, mit einer maximalen Feld-Hof-Entfernung von 4 km. Der Ostseehafen Sassnitz-Mukran liegt in 30 km Entfernung. Dieser ist neben ande- ren Landhändlern in der Region als Absatzmöglichkeit vor Ort. Seit der Gründung wird eine 6-gliedrige Fruchtfolge bestehend aus: Wintergerste, Raps, Weizen, Sommergerste, Erbsen, Zuckerrüben und Kartoffeln für die Eigenversorgung und den Kleinverkauf ge- führt. In den letzten Jahren sind jedoch noch weitere Kulturen in den Anbau aufgenommen worden. An sandigen Standorten werden nunmehr auch Triticale angebaut. Weiterhin wird die Ackerbohne in der Winter- und Sommersorte gepflanzt und nicht zuletzt werden auch 13
3 Vorstellung der Pflanze Hanf, des Interessenbundes RügenHanf und des Betriebes Jeske die Möglichkeiten des Nutzhanfanbaus ausgelotet. Für die Grünlandpflege wird eine kleine Mutterkuhherde bestehend aus 15 Tieren und zwei Herden des Rauwolligen Pommerschen Landschafes mit je zehn Tieren gehalten. Das Betriebsgelände selbst besteht aus einem Dreiseitenhof aus dem 19. Jahrhundert, einem Wohnhaus, zwei großen Maschinenhallen sowie einem Düngerlager. Der Betrieb ist ein Familienbetrieb, in dem der Betriebsleiter, dessen Frau und zwei Söhne arbeiten. Darüber hinaus ist eine weitere Fremdarbeitskraft beschäftigt. Der Betrieb steht in einer engen Kooperation mit der benachbarten Cramer GbR. Der Ei- gentümer Herr Dr. Jobst Cramer ist Apotheker und besitzt einen 60 Hektar umfassenden landwirtschaftlichen Betrieb. Werner Jeske führt sämtliche arbeiten in Lohn auf den Flä- chen der Cramer GbR aus, zu denen die Cramer GbR keine Maschinen besitzt. Dies um- fasst beispielsweise den Pflanzenschutz, die Düngung und die Ernte. 14
4 Recht, Anbau und Verarbeitung 4 Recht, Anbau und Verarbeitung Bevor der Anbau und die Verarbeitung beschrieben werden, ist es erforderlich, auf die rechtlichen Voraussetzungen, für den Anbau von Nutzhanf einzugehen. 4.1 Rechtliche Grundlangen Die grundlegenden rechtlichen Bestimmungen werden in der EU-Verordnung (EU) Nr. 1307/2013 ausgeführt. Für den Hanfanbau in Deutschland gelten zusätzlich die Bestim- mungen des Gesetzes über den Verkehr mit Betäubungsmitteln (Betäubungsmittelgesetz - BtMG) [6]. Die Berechtigung zum Anbau von Nutzhanf in Deutschland besitzen nur Unternehmen der Landwirtschaft im Sinne des § 1 Abs. 4 des Gesetzes über die Alterssicherung der Land- wirte (ALG). Demgegenüber dürfen Unternehmen der Forstwirtschaft, des Garten- und Weinbaus, der Fischzucht, der Teichwirtschaft, der Imkerei, der Binnenfischerei und der Wanderschäferei keinen Nutzhanf anbauen [7]. In Ausnahmefällen kann bei dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine befristete Anbauerlaubnis beantragt werden. Diese wird jedoch nur dann erteilt, wenn der Anbau wissenschaftlichen und anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken dient [7]. Baut ein Landwirt Nutzhanf an, muss dieser eine Reihe von Auflagen erfüllen und beach- ten. Der Landwirt kann die Hanfsorte, die er anbauen möchte, aus einer europäischen Liste wählen. Diese Liste wird jährlich aktualisiert und gilt verpflichtend. Da auch Sorten aus der Liste entfernt werden können, wenn der durchschnittliche THC-Gehalt aller Proben im zweiten aufeinander folgenden Jahr den zulässigen Höchstgehalt von 0,2 % übersteigt, ist die Liste regelmäßig zu kontrollieren [7]. Der Anbau von Hanf zum Zwecke des Verkaufs als Zierpflanze ist nicht zulässig [7]. Der Landwirt hat die Pflicht, den Anbau von Nutzhanf, auch wenn dieser als Zwischen- frucht angebaut wird, bis spätestens zum 1. Juli des Anbaujahres bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) anzuzeigen. Dabei muss die Sorte, die Saatstärke und die Flächengröße angegeben werden. Ebenso muss das originale Saatgutetikett einge- reicht werden. Gleichzeitig muss der den Hanf anbauende Landwirt zusammen mit dem Sammelantrag für Direktzahlungen bis zum 15. Mai des Anbaujahres bei der zuständigen Landesstelle ebenfalls die Sorte, die Saatstärke und zusätzlich die genaue Flächenbezeich- nung mit der Flächenidentifikator-Nummer angeben [7]. Es darf ausschließlich zertifiziertes Saatgut verwendet werden. Ein Nachbau ist nicht ge- stattet. Kommt der Hanf in die Blüte, muss der Blühbeginn ebenfalls der BLE schriftlich 15
4 Recht, Anbau und Verarbeitung mitgeteilt werden. Die BLE behält es sich vor, stichprobenartig einzelne Flächen zu bepro- ben und den THC-Gehalt zu überprüfen. Mit der Ernte des Hanfes darf erst begonnen wer- den, wenn entweder die Stichprobe einen THC-Gehalt unter 0,2% ergeben hat oder eine schriftliche Ernteerlaubnis erteilt wurde [7]. 4.2 Anbaudurchführung Die Art Cannabis Sativa ist eine auffällige Ackerkultur. Das bei vielen Leuten bekannte, charakteristische Erscheinungsbild des Hanfes, hat viele Schaulustige anhalten lassen, als sie an der Versuchsfläche vorbeikamen. Es konnte beobachtet werden, wie Passanten sich vor dem Hanffeld fotografierten oder sogar auch Pflanzenteile mitnahmen. Dies liegt aller Wahrscheinlichkeit nach daran, dass die Anbaukultur in Götemitz in der Gemeinde Ram- bin die Einzige auf der Insel Rügen sein dürfte. Die Fläche, die für den Versuchsanbau vorgesehen ist, ist eine besserer Bodenqualität. Hier liegt ein stark lehmiger Sand mit 40 Bodenpunkten vor. Es wurde eine Teilfläche von 0,15 ha mit Nutzhanf bestellt. Als Vorbereitung für die Aussaat wurde im Herbst eine 25cm tiefe Herbstfurche gepflügt. Hiermit sollte erreicht werden, dass sich über die Wintermona- te durch den Frost ein feinkrümeliges Bodengefüge bildet. Da die Witterung im Winter 2019/20 außergewöhnlich mild war, ist dieser Effekt nicht zum Tragen gekommen. Gleichzeitig sollten auch alle möglichen Verdichtungen in der obersten Bodenschicht be- seitigt werden, denn solche verträgt der Hanf ebenso wie Staunässe weniger gut. Auch sollten keine alten Pflanzenrückstände die Saat der kleinen Samen beeinträchtigen. Des Weiteren wurde mit der Saatbettbereitung eine 6 t/ha Kompostgabe eingearbeitet. Dies entspricht einer Nährstofffracht von 60 kg Stickstoff (N) je Hektar. Konkret wurde eine Kompostgabe gewählt, weil die Fläche zwar nicht zertifiziert biologisch bewirtschaftet wird, aber dennoch auf den Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden sollte. Auch weil der Hanf hat seinen Hauptnährstoffbedarf zur Zeit des Wachstumsschubes in der 4. bis 10. Wachstumswoche hat ist die Kompostgabe zielführend. Der Nährstoffbedarf wird mit: -60-120 kg N je ha, -35-55 kg P je ha und -70-135 kg K je ha in der Kulturanleitung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich angegeben [8]. Der Versuch begann mit dem Aussähen der Hanfsamen am 02.04.2020 mit einer her- kömmlichen pneumatischen Sähmaschine in einer Tiefe von 3 cm. Der Reihenabstand be- 16
4 Recht, Anbau und Verarbeitung trägt 12,5 cm. Der Saattermin wurde Anfang April gewählt, da dieser möglichst früh sein sollte, um die Wachstumsperiode möglichst lang zu gestalten und das Bodenwasser aus dem Winter besser nutzen zu können. Jedoch ist die junge Hanfpflanze bis zu einer Wuchshöhe von 20 cm frostgefährdet. Aus diesen Gründen ist eine Orientierung an der Miassaat sinnvoll. Der Boden sollte eine Temperatur von mindestens 8°C aufweisen [4]. Der Reihenabstand ist von der Maschine, welche in dem Betrieb vorhanden war, festge- legt. Dieser ist nicht veränderbar. Es wird jedoch empfohlen je nach Nutzungsziel eine Reihenweite von 10-20 cm bei der Fasernutzung und 20-40 cm bei der Körnernutzung zu wählen [8]. Bei dem geringen Reihenabstand konnte aber ein sehr schneller Bestandes- schluss mit einhergehender Unterdrückung des Unkrautes beobachtet werden. Es war kein Herbizid Einsatz notwendig. Die Saatstärke betrug 40 kg/ha. Bei einer Keimwahrscheinlichkeit von 95% und einem Tausendkorngewicht von 17g (laut Saatgutetikett) sind dies 220 keimfähige Körner je Quadratmeter. Der Feldaufgang war gleichmäßig. Bei einer Bonitur am 30.07.2020 wurde eine Bestandesdichte von 67 Pflanzen je Quadratmeter ausgezählt, mit einer mittleren Wuchshöhe von 2,5 m und einer maximalen Wuchshöhe von 3,1 m. Abbildung 8: Bestandesdichte Hanf, Quelle: eigene Aufnahme Die starke Differenz von 220 ausgesäten Körnern/m² und 67 bonitierten Pflanzen/m² am 30.07.2020 die sich etablieren konnten, deutet auf eine zu hohe Saatstärke hin. Bei dieser Saatstärke war die intraspezifische Konkurrenz sehr hoch, so dass viele Pflanzen abgestor- ben sind. In Abbildung 8 ist zu sehen, dass die Pflanzen an den Stielen keine Seitentriebe gebildet haben. Dies deutet ebenfalls auf eine sehr hohe Pflanzendichte hin. Dies ist bei der Fasergewinnung gewünscht, bei der Hanfsamenproduktion jedoch, können die Seitentriebe auch zur Ertragsbildung beitragen. Es wurde sich für die Sorte „Earlina 8FC“ aus dem europäischem Sortenkatalog entschie- den. Für die Nutzungsziele des Interessenverbandes RügenHanf ist diese Sorte gut geeig- 17
4 Recht, Anbau und Verarbeitung net, da sie einen hohen Kornertrag sowie einen hohen CBD-Gehalt bei einer frühen Reife verspricht [9]. Der Blühbeginn wurde Mitte Mai festgestellt, was überraschend früh war. Es scheint, dass die Sorte eine, mit einem geringen Dunkelheitsanspruch blühende Sorte ist. (siehe Kapitel 3.1 Botanik Hanf) Am 20. Mai 2020 ging die Sonne um 5:20 Uhr auf und um 21:15 Uhr unter, dies ist eine Dunkelphase von 7 Stunden und 55 Minuten. Ungewöhnlich ist es, dass die Blüte vor dem Sommeranfang bei noch länger werdenden Tagen eintritt. Abbildung 9: Beginn der Hanfblüte am 22.05.2020, Quelle: eigene Aufnahme Die Ernte wurde in zwei Etappen durchgeführt. Im ersten Schritt wurden Blätter und Blü- tenstände geerntet, danach wurden die Samen gedroschen. Zuerst wurden am 30.07.2020 die grünen Blätter und Blütenstände per Hand geerntet. Hierbei wurden die oberen 20 bis 40 cm der Pflanze mit einer Gartenschere abgeschnitten. Diese sollen getrocknet werden und als Tee abgepackt oder für die CBD-Extraktion ver- wendet werden. An dem Tag konnten sechs freiwillige Helfer aus dem LebensGut e.V. zur Bewältigung der Ernte gewonnen werden. Es wurde eine Fläche von 100 m² geerntet. Bis zu dem zweiten Erntetermin am 23.09.2020 sind die Pflanzen abgereift, sie waren je- doch noch nicht vollständig abgestorben. Es sollte aber nicht länger gewartet werden, da die Samen auszufallen drohten und bei einer kühlen, feuchten Herbstwitterung Schimmel- probleme auftreten können. Die Samen wurden mit einem Mähdrescher geerntet. Die Schnitthöhe wurde möglichst hoch gewählt, damit die zähen, faserigen Stiele nicht mit in die Erntemaschine geraten und dort zu Verstopfungen führen. Dies scheint bei herkömmlichen Mähdreschern (Abbildung 10) ein Problem zu sein, weshalb oft mit umgebauten Maschinen geerntet wird. In diesem Versuch aber traten keine Verstopfungen auf. Problematisch hingegen war das feuchte 18
4 Recht, Anbau und Verarbeitung Erntegut, bestehend aus den Samen, kleinen Blättern und Bruchstücke der Pflanze (Abbil- dung 11) aus dem Korntank zu fördern, da es stark verklebt. Im Anschluss an die Ernte wurden das Erntegut getrocknet und gereinigt. Danach ist eine Erntemenge von 120 kg Hanfsamen gewogen worden. Dies entspricht einem Ertrag von 800 kg/ha. Die Wuchszeit von der Aussaat bis zu der Samenernte betrug 174 Tage. Abbildung 10: Hanfernte, Quelle: eigene Aufnahme Abbildung 11: Erntegut, Quelle: eigene Aufnahme 19
4 Recht, Anbau und Verarbeitung 4.3 Verarbeitung der Pflanze zu CBD Extrakt im Labor der Hochschule Neu- brandenburg Aus den getrockneten Pflanzenteilen sollte das nicht psychoaktive Cannabinoid Can- nabidiol (CBD) gewonnen werden. Da innerhalb des Interessenbundes RügenHanf keine spezifischen Kenntnisse über die Vorgehensweise der Cannabinoidextraktion vorherrsch- ten und sich lediglich aus Erfahrungsberichten informiert werden konnte, wurde im Rah- men dieser Arbeit die Extraktion an der Hochschule Neubrandenburg in Kooperation mit dem Fachbereich der Lebensmittelwissenschaften in den Laboren der Hochschule durchge- führt. Die Extraktion wurde mit zwei verschiedenen Lösungsmitteln durchgeführt. Zum einen mit überkritischem Kohlenstoffdioxyd und zum anderen mittels Ethanols. 4.3.1 Überkritische CO2-Extraktion Bei dieser Extraktion wird das Kohlenstoffdioxyd (CO2) als Lösungsmittel verwendet. Es wird in einen überkritischen Zustand gebracht. Dieser wird ab einem Druck von 73,7 bar (7,37 MPa) und einer Temperatur von 31,1°C erreicht. Abbildung 12: Phasendiagramm Kohlenstoffdioxyd, Quelle: [10] An diesem Punkt auf der Verdampfungslinie ist ein Verschwinden der Phasengrenze zu beobachten. Bei diesem Punkt erreichen die beiden Phasen „flüssig“ und „gasförmig“ die gleiche Dichte und vermischen sich zu einer einzigen Phase. Eine Substanz im überkriti- schen Zustand ist weder flüssig noch gasförmig, sie wird im Allgemeinen als überkriti- sches Fluid bezeichnet. Diese Fluide haben besondere physikalische Eigenschaften. So ist die Dichte der von flüssigen Lösungsmitteln ähnlich. Deshalb zeichnen sich die Fluide durch ein hohes Lösungsvermögen aus. Weiterhin haben überkritische Fluide im Vergleich zu Flüssigkeiten viel höhere Diffusionskoeffizienten und niedrigere Viskositäten. Die 20
4 Recht, Anbau und Verarbeitung Transporteigenschaften von überkritischen Fluiden sind somit in etwa vergleichbar mit denen von Gasen [10]. Diese Eigenschaften machen überkritische Fluide als Extraktions- mittel außerordentlich interessant. Der Vorteil des Kohlenstoffdioxyds als Lösungsmittel ist es, dass es sich nach der Extraktion rückstandslos verflüchtigt. Den ersten Arbeitsschritt stellte die Zerkleinerung des trockenen Pflanzenmaterials dar. Bei den Pflanzenteilen handelt es sich um die Blüten, teilweise mit Samen, kleinen Blät- tern und dünnen Stängeln. Zum Zerkleinern wurde der Retsch Grindomix verwendet. Bei einer Drehzahl von 5500 Umdrehungen pro Minute für 13 Sekunden wurde ein gleichmä- ßig zerkleinertes Pulver hergestellt. Dieses Pulver wurde abgewogen, in die Extraktionshülse eingefüllt und verschlossen. Die Hülse wurde in das auf 55°C vorgeheizte Gerät gespannt. Die Hochdruckpumpe verdichtet in dem ersten Durchgang das Lösungsmittel auf 2000 PSI. Dies ist in einer Zeit von 15 Minuten geschehen. Abbildung 13: Extraktionsanlage, v. l. Extraktionsofen, Hochdruckpumpe, CO2 Flasche, Quelle: eigene Aufnahme Die Extraktion wurde mit einer Durchflussmenge von 5 ml CO2 pro Minute durchgeführt. Dabei wurde die Hülse abwechselnd zehn Minuten unter Druck gestellt und für zehn Mi- nuten das Ventil geöffnet, sodass das Extrakt herausströmt. Ein Durchgang dauerte 45 Mi- nuten. Es wurden vier Durchgänge mit 2000 PSI, 3000 PSI, 4000 PSI und 5000 PSI durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt. 21
4 Recht, Anbau und Verarbeitung Tabelle 1: CO2-Extrakt, Quelle: eigene Erhebung Durchgang Druck in Druck in bar Einwaage in g Extrakt in g Ausbeute in % PSI 1 2000 137,9 15,6345 0,0991 0,63 2 3000 206,8 16,7021 0,496 2,97 3 4000 275,8 13,2967 0,477 3,58 4 5000 344,7 14,1023 0,6439 4,56 In Tabelle 1 wird deutlich, dass mit der Erhöhung des Drucks ebenso die Extraktausbeute steigt. Ziel der Extraktion ist es, ein Vollspektrumextrakt der Cannabinoide aus dem Nutz- hanf herzustellen. Also die Maximierung des Cannabinoidgehaltes im Extrakt. Es ist nicht ersichtlich, ob bei der größten Extraktausbeute, von 4,56% bei 5000 PSI auch die meisten Cannabinoide extrahiert worden sind. Eine Analyse auf die Gehalte der Extrakte konnte aufgrund der Corona-Landesverordnung-MV bis zur Abgabe dieser Arbeit nicht in der Hochschule durchgeführt werden. 4.3.2 Ethanolische Extraktion Die Extraktion mittels Ethanols bedarf einige Arbeitsschritte mehr als die bei der CO2- Extraktion. Auch hier wurden zunächst die Pflanzenteile mit dem Retsch Grindomix fein zerkleinert. Von dem Material wurden zwei Ansätze mit je 200 g abgewogen und mit je 750 ml Etha- nol aufgefüllt. Die Kolben wurden mit Aluminiumfolie und Parafilm luftdicht verschlos- sen. Die beiden Ansätze wurden bei Raumtemperatur auf eine Schüttelplatte zur gleichmä- ßigen Durchmischung gestellt, Ansatz I für 72 Stunden und Ansatz II für 71 Stunden. Es wird von einer „Mazeration am Shaker“ gesprochen. Der Ansatz II wurde nach 71 h auf der Schüttelplatte für 30 Minuten in ein Ultraschallbad gehangen und anschließend erneut für 30 Minuten geschüttelt. So, dass auch Ansatz II 72 Stunden mazeriert wurde. Anschließend wurden Ansatz I und II bei einer Vakuum- Filtration von den Pflanzenteilen getrennt, diese wurden verworfen. Bei der Filtration wur- de unter dem Abzug gearbeitet, damit das flüchtige Ethanol nicht eingeatmet wird. Der Kolben wurde mit dem Trichter abgedichtet und ein Unterdruck angelegt. Dies beschleu- nigt die Filtration. 22
4 Recht, Anbau und Verarbeitung Abbildung 14: Vakuumfiltration, Quelle: Florian Wald Das Filtrat wurde anschließend in einem Vakuumrotationsdestillator von dem Lösungsmit- tel abgetrennt. Dafür wurde der „Büchi Rotavapor R-300“ verwendet. Abbildung 15: Rotationsdestillator mit Vakuumpumpe, Quelle: eigene Aufnahme Das Filtrat wurde in einem 40°C warmen Wasserbad gespannt. Ethanol soll bei einem Druck von 175 mbar sieden. Der Druck wurde in dem Rotationsdestillator zunächst auf 200 mbar bei 99 Umdrehungen pro Minute eingestellt um sich vorsichtig an den Siede- 23
4 Recht, Anbau und Verarbeitung druck heranzutasten. Sichtbarer Niederschlag an dem Kühler des Destillators war erst bei einem Druck von 100 mbar zu erkennen. Die Drehzahl wurde auf 125 U/min erhöht. Im Folgenden wurde der Druck immer weiter reduziert, dabei verdampfte immer mehr Etha- nol. Hierbei ist es besonders wichtig, die Reduzierung des Drucks in nicht zu großen Inter- vallen vorzunehmen, da es ansonsten passieren kann, dass das Filtrat zu kochen beginnt und den Destillator hinein überkocht. Dies ist bei dem Ansatz II geschehen. In diesem Fall muss die Destillation gestoppt werden und die Maschine gereinigt werden. Es können Ver- luste auftreten. Ist in dem Kolben nur noch wenig Ethanol im Extrakt enthalten, sodass das Gemisch noch flüssig ist, wird es in ein kleines Probenröhrchen überführt. Dieses wird weiter destilliert. Der Druck wurde bis zu einem Wert von 24 mbar abgesenkt. Abschließend wurde das Roh-Hanfölextrakt zur Trocknung unter Stickstoff gestellt. Nach dem Wiegen der Extrakte wurde ein Ertrag von 4,73 % bei Ansatz I und 3,18% bei Ansatz II errechnet. Tabelle 2: Ethanolische Extraktion, Quelle: eigene Erhebung Ansatz Einwaage Ethanol Schütteln Sonifikation Extrakt Ausbeute I 200 g 750 ml 72 h Nein 9,4638 g 4,73 % II 200 g 750 ml 71,5 h Ja, (30 min) 6,3548 g 3,18 % Die Ultraschallbehandlung des Ansatzes II sollte dazu dienen, über die Zerkleinerung hin- aus Pflanzenzellen aufzubrechen, um eine höhere Ausbeute bei der Extraktion zu erzielen. In dem Versuch ist die gewonnene Substanz des Extraktes II jedoch geringer als die des Extraktes I. Dies kann auf das Überkochen bei der Destillation zurückzuführen sein. Dort sind Masseverluste aufgetreten. Darüber hinaus ist es auch bei diesen Extrakten aufgrund der Corona-Landesverordnung- MV nicht möglich gewesen, die Analyse auf den Cannabinoidgehalt an der Hochschule durchzuführen. Im Folgenden wird aber ein CBD-Gehalt von 50 % im Extrakt angenom- men. Dieser Wert kann als Normwert für die ethanolische Extraktion verwendet werden. Er stützt sich auf Extraktionsergebnisse der Bio Ranch Zempow, die in einem persönlichen Gespräch mit dem Geschäftsführer Dr. Wilhelm Schäkel mitgeteilt wurden. 24
4 Recht, Anbau und Verarbeitung 4.4 Verarbeitung der Pflanze zu Tee Nach den Vorstellungen des Interessenverbundes soll die Hanfpflanze ganzheitlich genutzt werden. So soll aus den Blüten und Blättern neben der CBD-Extraktion auch ein Hanftee hergestellt und vermarktet werden. In dem Versuchsanbau 2020 wurden, wie unter 4.2 Anbaudurchführung beschrieben, auf 100 m² Blütenstände per Hand geerntet. Dieses Erntegut wurde in Räumlichkeiten des Le- bensGutes Frankenthal e.V. getrocknet. Hierbei wurden die 20 bis 40 cm langen Stiele zu Bündeln zusammengebunden und zum Trocknen aufgehangen. Nach 15 Tagen im Trockenraum wurden 35 kg trockenes Pflanzenmaterial gewogen. Von einem Teil davon wurden die Blüten von den Stielen abgezogen und dabei grob zerklei- nert. Anschließend wurden sie in 20 g Papiertüten abgepackt. Diese sehr arbeitsintensive Produktion war in dieser Form nur durchführbar, weil der Ver- ein viele freiwillige und sehr engagierte Helfer mobilisieren konnte. Der Tee wurde für 3,50 € im Hofladen des Vereins zum Verkauf angeboten. 4.5 Verarbeitung der Samen zu Speiseöl Nach der Ernte am 23. September 2020 wurden die Samen getrocknet und gereinigt. Die Körner wurden anschließend ebenfalls in Räumlichkeiten des Vereines mit einer Ölpresse eines Vereinsmitgliedes kalt ausgepresst. Die Pressung erfolgte in Etappen je nach Bedarf. Da die Samen einfacher zu lagern sind als das gepresste Öl, wird dieses immer wieder frisch abgefüllt. Das Hanfsamenöl ist ein herb-nussig schmeckendes, dunkles Speiseöl. Es kann von einer Ölertrag von ca. 25% ausgegangen werden. Das Öl wird in 100 ml Flaschen abgefüllt und ebenfalls im Hofladen des LebenGutes Frankenthal e.V. angeboten. Der Verkaufspreis beträgt 3,50€. Auch der Presskuchen kann als proteinreiches Hanfmehl in der Ernährung Anwendung finden. Dieses wird in 100g Abpackungen für 2€ angeboten. 25
5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung 5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung In der betriebswirtschaftlichen Analyse und Planung soll die Herstellung eines CBD- Extraktes betrachtet werden. Dabei wird sich auf die ethanolische Extraktion konzentriert. Eine CO2-Extraktionsanlage wäre nur in größeren Maßstäben wirtschaftlich sinnvoll. Da der Name „RügenHanf“ für Regionalität stehen soll und den lokalen Bezug zu der Insel Rügen assoziiert, gleichzeitig aber Verarbeiter in der näheren Umgebung sehr schwierig zu finden sind oder kein Interesse an einer Zusammenarbeit zeigen, soll hier von einer eige- nen Verarbeitung ausgegangen werden. Bei der Extraktion im Labor der Hochschule Neubrandenburg konnten wertvolle Erfahrun- gen über die eigene Verarbeitung der Pflanzenteile gesammelt werden. Ebenso wurden Kenntnisse über die benötigten Geräte und Materialien gewonnen. Diese Informationen sind für die wirtschaftliche Betrachtung unerlässlich. Als Produktionsstätte mit Lagermöglichkeiten wurde von Herrn Dr. Jobst Cramer Räum- lichkeiten seines Betriebes zur Nutzung angeboten. Diese sind ohne größere Umbauten nutzbar. 5.1 Kosten In der Kostenbetrachtung werden die Kosten für den Anbau der Hanfpflanzen in Tabelle 3 dargestellt. Die Kosten für die Extraktion sind in dem Investitionsplan dargestellt. Für den Anbau werden die Betriebseigenen Maschinen verwendet, daher sind in diesem Bereich keine Investitionen erforderlich. Die Ernte soll hingegen nicht mehr mit der Hand erfolgen, da der Personalaufwand zu hoch werden würde. Stattdessen ist die Beauftragung eines Lohnunternehmers sinnvoll. Dieser berechnet 165 €/h, bei Kleinstflächen werden zusätzlich die Anfahrt und ein Zu- schlag berechnet. Die Kosten wurden beim Agrarservice Rügen erfragt. Da die Flächener- träge für die CBD-Extraktion sehr hoch sind, ist eine Fläche von 0,1 ha zunächst ausrei- chend. Es entstehen für eine 0,1 Hektar große Fläche Anbaukosten von 299 €. Diese werden als Rohstoffeinkaufspreis bei der Extraktion berücksichtigt. Auf dieser Fläche kann mit einer Erntemenge von 350 kg getrockneter Pflanzenmasse gerechnet werden. Die Anbaukosten pro Verkaufseinheit belaufen sich auf 0,08€ pro Stück. Das sind 1,27 % der Selbstkosten (Tabelle 6, 5.4 Umsatz- und Preiskalkulation). 26
5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung Tabelle 3: Anbaukosten, Quelle: [11], eigene Zusammenstellung €/ha €/0,1ha Pacht 400 40 Bodenbearbeitung inkl. 80 8 Diesel Säen inkl. Diesel 50 5 Saatgut 210 21 Düngung inkl. Ausbrin- 180 18 gung Ernte 300 200 Stoppelbearbeitung 30 3 Gemeinkosten 40 4 Gesamt 1.290 299 5.2 Investitionsplanung An Geräten werden neben einer Warmlufttrocknung für die Trocknung der Pflanzenteile ein Rotationsdestillator und ein Plattenschüttler für die Extraktion benötigt. Des Weiteren wird in Ausstattung wie Gefäße investiert. Ebenso wird 99,5%iges Ethanol als Lösungs- mittel benötigt. In Tabelle 4 sind die Investitionen aufgelistet. Sie belaufen sich in dem ersten Planungsjahr auf 8.900 € neben einem übrigen Finanzmittelbedarf von 2.799 €. Bei der Umsatzentwicklung wird von einer vollständigen Verarbeitung der Ernteerzeugnis- se ausgegangen. Lediglich im ersten Jahr werden 50% angestrebt. Es ist vorgesehen, die Extraktion über das ganze Jahr zu strecken. Dafür muss das Pflan- zenmaterial nach der Ernte getrocknet werden, um es lagern zu können. Muss nicht das gesamte Erntegut nach der Ernte extrahiert werden, kann eine kleinere Extraktionsanlange gewählt werden. Diese soll von einer Vollzeitkraft bedient werden. 27
5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung Tabelle 4: Investitionsplan, Abschreibungen und Umsatzentwicklung, Quelle: C. Fuchs, Gründungslehre 1 2 3 4 Jahr 2021 2022 2023 2024 Investitionen Güter Kostenposition (€) Rotations- Anschaffung 2.300 Destillator Nutzungsdauer 8 AfA 288 288 288 288 sonstige Kosten: Ersatzteile, Reparatur 100 100 100 100 Schüttel-Platte Anschaffung 1.600 Nutzungsdauer 8 AfA 200 200 200 200 sonstige Kosten: Ersatzteile, Reparatur 0 0 0 Warmlufttrocknung Anschaffung 5.000 Nutzungsdauer 8 Afa 625 625 625 625 sonstige Kosten: Ersatzteile, Reparatur 200 200 200 200 Material Ausstattung (z.T. geringwertige Wirtschaftsgüter) Austattung Glasgefäße 1.000 0 0 100 Trichter 100 0 0 0 Verpackungsmaterial 200 400 400 400 Rohstoffe (p.a., bei Ethanol 99,5% 1.000,00 € 500 1.000 1.000 1.000 100% Umsatz) Rohpflanzen 299,00 € 299 299 299 299 sonstiges Wer- bung, (Steuer- Beratung) 400 100 100 100 Zwischensumme Material, Rohstof- fe, sonstige, … 2.499 1.799 1.799 1.899 Umsatzentwicklung 50% 100% 100% 100% Zusammenfassung Investitionen 8.900 0 0 0 AfA 1.113 1.113 1.113 1.113 übriger Finanzmittelbe- darf 2.799 2.099 2.099 2.199 28
5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung 5.3 Personalplanung Die Planung des Personals sieht vor, dass die Extraktion von einer Arbeitskraft über das gesamte Jahr hinweg durchführt wird. Diese wird vor der nächsten Ernte eingestellt damit sie sich einarbeiten kann. In Tabelle 5 ist ersichtlich, dass ab dem zweiten Jahr für die Zeit der Trocknung eine Aushilfe für zwei Monate pro Jahr eingestellt wird. Ebenso wird eine Buchhaltungskraft benötigt. Diese beiden Arbeitskräfte werden geringfügig beschäftigt. In der Planung wird von einer Gehaltssteigerung von 5 % pro Jahr ausgegangen. Bei Per- sonalnebenkosten von 25 % fallen in dem dritten Planungsjahr Gesamtpersonalkosten von 21.361 € an. Tabelle 5: Personalplanung, Quelle: C. Fuchs, Gründungslehre (Euro) Jahr 1 2 3 4 Einstellung Anzahl Gehalt/ Funktion Gehäl- 2021 2022 2023 2024 Monat Mon. Jahr ter/Jahr Produktionshilfe 6 2021 1.200 12,0 8.400 15.120 15.876 16.670 Aushilfe 8 2022 450 2,0 945 992 1.042 Buchhaltung 1 2022 100 2,0 210 221 232 Summe 8.400 16.275 17.089 17.943 zuzügl.Personalnebenkosten 25 % 2.100 4.069 4.272 4.486 Gesamtpersonalkosten 10.500 20.344 21.361 22.429 Anzahl Mitarbeiter 1 3 3 3 durchschnittl. Gehaltssteigerungen/Jahr 5 % 5.4 Umsatz- und Preiskalkulation Aufgrund der Extraktionsversuche (siehe Abschnitt 4.3.2 Ethanolische Extraktion) wird von einer Extrakt-Gewinn von 3 % ausgegangen. Der Ertrag wird etwas geringer angesetzt, da bei einer maschinellen Ernte davon auszugehen ist, dass mehr holzige Pflanzenteile mit einem geringeren CBD-Gehalt in dem Ausgangsmaterial enthalten sind. Bei einer Erntemenge von 350 kg auf einer Fläche von 0,1 ha kann eine Extraktmenge von 10,5 kg erwartet werden. Das Rohextrakt hat einen CBD-Gehalt von 50 %. Die Ver- kaufsabpackungen haben eine Größe von 10 g. Daraus folgt, dass 1.050 Stück 50- prozentiges Extrakt von 0,1 ha erzeugt werden können. In Tabelle 6 ist dem ein 16- prozentiges Produkt gegenübergestellt. Diese Konzentration ist im Handel geläufig. Von diesem Produkt können sogar 3.800 Stück von 0,1 ha Nutzhanf hergestellt werden. 29
5 Betriebswirtschaftliche Analyse und Planung Da von der Fläche entweder 1.050 Stück 50-prozentiges Extrakt oder 3.800 Stück 16- prozentiges Extrakt hergestellt werden können, ist der Kostenanteil für die Gemeinkosten bei beiden Produkten mit 100 % angesetzt worden. Die Selbstkosten liegen dabei bei 22,74 € (50-prozentig) oder bei 6,28 € (16-prozentig). Die Unterschiede rühren aus den unterschiedlichen Stückzahlen der beiden Produkte. Der reale Verkaufspreis (brutto) pro Flasche liegt bei 28,41 € (50-prozentig) und 7,85 € (16- prozentig). Der tatsächliche Verkaufspreis wird 35 € bzw. 10 € pro Flasche betragen. Der kalkulierte Jahres-Brutto-Plan-Umsatz liegt demnach bei 38.000 €, wenn das Extrakt als 16-prozentiges Produkt vermarktet wird. Die Verdünnung des Extraktes erfolgt mit Hanfsamenöl. Tabelle 6: Umsatz- und Preiskalkulation, Quelle: C. Fuchs, Gründungslehre Stück pro 0,1 Hektar 1050 3800 Stück pro Jahr 1050 3800 Kostenanteil für Gemeinkosten 100% 100% CBD-Extrakt CBD-Extrakt Produkt: 50%ig 16%ig Zwischensumme Preis/Einheit Preis/Einheit + Personalkosten 21.360,94 € 20,34 5,62 + Zukauf Ethanol 1.000,00 € 0,95 0,26 + Kosten für den Hanfanbau 299,00 € 0,28 0,08 + Abschreibungen 1.112,50 € 1,06 0,29 + übriger Finanzmittelbedarf 100,00 € 0,10 0,03 = Selbstkosten 22,74 6,28 Gewinn-/Risikozuschlag in % 5 5 + Gewinn/Risiko 1,14 0,31 = Mindestverkaufspreis 23,87 6,60 Umsatzsteuer in % 19 19 + Umsatzsteuer 4,54 1,25 = Verkaufspreis (brutto) 28,41 7,85 tatsächlich verlangter Preis (brutto) 35 10 Nettopreis (*ohne MWSt) 29,41 8,40 30
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