Deutschland 2019: Hitlergruß im Klassenzimmer straffrei, "Antifa"-Sticker verboten - Volksverpetzer
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Deutschland 2019: Hitlergruß im Klassenzimmer straffrei, „Antifa“-Sticker verboten Deutschland 2019? Es sind beides Meldungen, die beide einzeln, und erst recht zusammen, eine sehr beunruhigende Botschaft sprechen. So berichten zuerst verschiedene Zeitungen wie die „MoPo“: „Unterricht in der „Antifa Area“ Streit um linksradikale Gruppe an Hamburger Schule“ (Quelle). Die BILD spricht gar von „Antifa in Altona Linke Gewalt-Propaganda an Hamburger Schule“. Das Duo, das zuletzt gemeinsam die Falschmeldung in die Welt setzte, dass eine Kita „Indianer“-Kostüme zu Fasching verboten hätte (Quelle), bringt wieder einmal großspurige Schlagzeilen. Was ist passiert? Naja, an einer Pinnwand in einer Hamburger Schule hingen ein paar Sticker mit Aufschriften wie „Antifaschistische Aktion“, „Jugend gegen rechte Hetze“ oder „Antifa Altona Ost“ und ähnliche. Was das mit „Gewalt“ zu tun haben soll, müsste mir allerdings noch erklärt werden. Nach Hinweisen ausgerechnet über das Hamburger AfD Petz-Portal (Mehr dazu) sprach die AfD gar von einem „linksextremen Netzwerk“ an der Schule – wegen ein paar Anti-Nazi-Stickern. Doch das ist gar nicht einmal das Schlimme.
Die Schulaufsicht hat sich nämlich sogleich zum Helfershelfer der teilweise vom Verfassungsschutz zum Verdachtsfall eingestuften Partei gemacht und die Sticker sofort entfernen lassen. Das muss man sich einmal vor Augen halten. Auf Beschwerde einer rechtsextremen, teilweise vom Verfassungsschutz beobachteten Partei (!), die ein datenschutzrechtlich bedenkliches Petz-Portal unterhält, werden Sticker gegen Hetze und Faschismus entfernt. Und darüber hinaus als „extremistisch“ und sogar „gewalttätig“ dargestellt. Das Grundgesetz ist Antifaschistisch Man mag sich darüber streiten, ob ein „FCKAFD“-Sticker zu weit geht oder nicht. Aber „gegen rechte Hetze“ oder „Rechtem Spuk entgegentreten“ sind nicht nur vollkommen vom Grundgesetz gedeckt, sondern ein wichtiger demokratischer Konsens. Das Grundgesetz ist „Antifa“. Wer nicht „Antifa“ ist, der gehört vom Verfassungsschutz beobachtet. Und ratet mal, welche Partei deshalb gerade überprüft wird? Richtig. Die „Antifa Altona Ost“, deren Sticker an der Wand hingen, meldete sich heute auch auf Facebook zum Vorfall. „Antifaschismus sollte, gerade in Deutschland, eine Selbstverständlichkeit sein. Es ist für uns völlig unverständlich, wie man den Kampf gegen ein totalitäres und menschenfeindliches Weltbild kriminalisieren und in einen Generalverdacht der Gewaltbereitschaft stellen kann. Wir setzen uns gegen Faschismus und für eine solidarische Welt ein. Darüber, inwiefern unsere Sticker und Plakate, mit denen wir diese Meinungen kundtun, „Gewaltpropaganda“ darstellen, bleiben uns diverse Medienvertreter eine Erklärung schuldig.“
Mit Gewalt habe die Gruppe auch nichts am Hut, dazu zitiert sie auch eine schriftliche Anfrage der AfD (Quelle) zu ihrer Gruppe. Die AfD wollte wissen, ob Gewalttaten der „Antifa Altona Ost“ bekannt seien. Die Antwort lautete: „Dem LfV Hamburg liegen bislang keine konkreten Informationen im Sinne der Fragestellung vor“. Ja, die Schulen sollten neutral sein. Das heißt nicht, das sie unkritisch sein sollen. Und wenn einige Schüler*innen ein paar Sticker an der Wand kleben haben, die nichts (!) mit Gewalt zu tun haben und mit dem Grundgesetz im Einklang sind, sollte das kein Skandal sein. Extrem sieht anders aus Diese Meldung wäre allein stehend schon schlimm genug. Doch gleichzeitig wurde ein anderer Fall aus Halle bekannt, der den Vorfall aus Hamburg noch unverständlicher erscheinen lässt. Laut der Aussage eines Lehrers und dessen Rektors an einer Schule in Halle, habe dieser gegen einen Schüler Anzeige wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erstattet (Mehr dazu). Dieser Schüler habe in einem Klassenzimmer „Heil Hitler“ gerufen und den Hitlergruß gezeigt. Der Lehrer bekam später diesen Brief der Staatsanwaltschaft: Mag ja juristisch so in Ordnung sein, ist aber moralisch und sozialethisch betrachtet ein sehr beschämendes Armutszeugnis für die Justiz, bzw. die wohl "rechtsäugig arg blinde" Staatsanwaltschaft in #Halle … #NoNazis #NazisRaus #NOH8 #FCKNZS pic.twitter.com/iOf8qZPX1A — Michael E. Pilarczyk (@MEPilarczyk) March 20, 2019 Laut Staatsanwaltschaft sei das nicht strafbar, weil das Klassenzimmer kein „öffentlicher Raum“ sei und weniger als 24 Schüler*innen anwesend waren. „Ein Schlag ins Gesicht. Ich bin geschockt. Mein Schulleiter auch“, kommentierte der Lehrer, der sein Profil auf Twitter inzwischen gelöscht hat.
Äpfel und Birnen, oder…? Man kann in allen diesen Fällen streiten, was die richtige Reaktion war. Vielleicht sind „FCKAFD“- Sticker im Klassenraum zu viel, von mir aus. Aber friedlicher Antifaschismus? Sicherlich ist das Ausbleiben juristischer Konsequenzen für den Schüler, der die Tat inzwischen auch bedauert (Quelle) korrekt und wäre vielleicht auch etwas viel. Aber ist das Entfernen der Sticker nicht auch etwas viel? Erst recht in Anbetracht solcher Mist-Schlagzeilen wie „Linke Gewalt- Propaganda“. Man muss nicht links sein, um Nazis Scheiße zu finden. Das ist eine Selbstverständlichkeit, die hier gerade aufgeweicht wird. Auf der einen Seite sind Anti-Nazi-Sticker in einer Schule ein Skandal, auf der anderen Seite sind Symbole genau dieser Nazis in einer Schule nicht so schlimm? Ich weiß, ich weiß. Der Hitlergruß war eine einmalige Angelegenheit, die Sticker kleben da den ganzen Tag. Aber die Sticker sind auch nicht verfassungswidrig, der Gruß schon. Die Sticker rufen auch nicht zu Gewalt auf. Der Gruß schon! Dass die AfD, eine offen völkisch-nationalistische Partei, die teilweise bereits vom Verfassungsschutz beobachtet wird, sich hier ins Fäustchen lacht, sollte uns allen bewusst sein. Wir dürfen es nicht zulassen, dass ihre Verknüpfung von „Antifaschismus“ – also gegen Faschismus! – zu einem Schimpfwort wird, nur mit „Linken“ assoziiert wird und erst Recht mit Gewalt. Denn sobald die „Antifa“ genau so verpöhnt ist, wie die „Fa“ – also die Faschisten -, dann haben sie gewonnen. Wenn der Verfassungsschutz am Ende die AfD beobachtet, weil sie verfassungswidrig sei, ist der dann auch „Antifa“ und böse? Natürlich nicht. Diese Entwicklung darf nicht vollzogen werden. Und Zeitungen wie MoPo und BILD sollten weniger auf Klickzahlen achten, als auf seriöse Berichterstattung. Aber vielleicht erwarte ich auch zu viel von einem Land, in dem „Nazis Raus!“ zu einer
gesellschaftlichen Debatte führt. „Nazis rein/Nazis raus“ ist die dümmste Debatte des Jahres bisher Artikelbild: pixabay.com, CC0 Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter „Indianer“-Kostüm: Warum anscheinend niemand mehr
rational diskutieren kann Ein Nachtrag Gestern habe ich versucht, einen kurzen, sachlichen Überblick zu einem eigentlich doch seltsamen Diskussionsthema zu geben. In diesem Artikel (Hier) habe ich versucht, zwischen Fakt und Fake bei der „Indianer-Kostüm-Debatte“ zu unterscheiden. Ich habe es mit voller Absicht „Pseudo-Debatte“ genannt, weil allein die Tatsache, dass Teile der Öffentlichkeit so vehement darüber streiten, wie sich Kinder an Fasching anziehen dürfen oder nicht, schon seltsam ist. Nochmal kurz zusammengefasst: Trotz gegenteiliger (Falsch- )Meldungen verschiedener Zeitungen wie BILD und Hamburger Morgenpost hat keine Kita das Verkleiden als „Indianer“ verboten. In zwei Kitas von über 900 in Hamburg gab es ein internes (!) Schreiben, das auf die Problematik hinter dem historisch und klischeehaft aufgeladenen Stereotyp hinwies und darum bat (!), sich vielleicht eine andere Kostüm-Idee zu suchen. Ich habe kritisiert, dass anstatt die Debatte an dieser differenzierten Darstellung anzusetzen und darüber zu diskutieren, inwiefern so ein Kostüm problematisch sein kann, angeheizt durch die (Sozialen) Medien über ein Verbot diskutiert wird, das niemand gefordert hatte. Aber irgendwie führte das zu genau diesen Diskussionen unter meinem Artikel. Warum? Weil es in diesen Diskussionen eigentlich gar nicht um die Fakten geht.
Der „Die übertreiben total“-Reflex Es geht überhaupt nicht um dieses Kostüm oder irgendwelche Verbote. Das sind nur Platzhalter, die alle paar Tage wieder ausgetauscht werden. Davor war es der Inter*Sex-Personen Witz der CDU-Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer (Mehr dazu), dazwischen Schulstreiks, dann wieder Fahrverbote, Veggie-Day und so weiter. Am Ende geht es doch immer um „Das wird man doch wohl noch sagen/machen dürfen!“ Es sind Symptome einer sich verändernden Welt. Und der Unwillen einiger Teile davon, damit klar zu kommen und gleichzeitig der Versuch anderer Teile, sich daran anzupassen. Egal, ob man zu denjenigen gehört, die nicht verstehen können, warum Dinge, die sie für völlig normal erachten, plötzlich falsch sein sollen, oder zu denjenigen, die sich verändern wollen, um „das Richtige“ zu tun, wir alle ringen mit der Welt. Und verteidigen unser Weltbild, unabhängig davon, ob die Realität zu unseren Argumenten passt oder nicht. Ich gebe zu, ich gehöre eher zur zweiten Gruppe. Aber wir alle nutzen Empörung. Die einen empören sich, wie „bescheuert“ es ist, dass man glaubt, dass einige ein Verbot von „Indianer“- Kostümen fordern, und die anderen empören sich, dass jetzt Leute mit Absicht genau solche Kostüme anziehen werden. Als ob sie dadurch irgendwas beweisen müssten. Als ob der freiwillige Verzicht auf eine (und seien wir mal ehrlich – völlig ausgelutschte -) Kostümidee einen so großen Freiheitsverlust darstellen würde. Alle argumentieren für die Freiheit Wir diskutieren eigentlich immer nur über die individuelle Freiheit. Dass manche auf ihr vermeintliches Recht pochen, 240 km/h zu fahren oder einmal in 10 Jahren ein „Indianer“-Kostüm zu Fasching anzuziehen… weird flex, but ok. Andere würden argumentieren, dass Rücksicht auf historisch einem Völkermord zum Opfer gefallenen Ethnien niemandem weh tut und dass
langsameres Fahren sicherer und spritsparender sei und damit doch im Interesse von allen. Der Reflex ist die jeweilige Einstellung, was man denn als wichtiger erachtet. Ich persönlich denke, bevor ich Menschen mit indigener Abstammung verletze, zieh ich halt lieber was anderes an. Schadet mir ja nicht. Aber dann wiederum lebe ich in keiner (digitalen) Welt, in der ich von Influencern von BILD bis zum Nazi-Blog erzählt bekomme, dass es die „Linksgrünen“ auf mich abgesehen haben und mir alles wegnehmen wollen, was mir lieb ist. Wegen dem Islam oder irgendwie so. In den Kommentaren zu meinem Artikel las ich häufig etwas wie. „Ja, selbst wenn kein Verbot gefordert wurde, das ist doch trotzdem noch völlig übertrieben von der Kita!“ Und ich meine, ich will nicht sagen, dass der Standpunkt der Kita über jede Kritik erhaben ist. Aber hey, es war nur eine interne Bitte um Rücksicht und ein Versuch der Sensibilisierung für das Thema. Es war nicht dazu gedacht, als „Indianer“ verkleidete Kinder auszuschließen, und auch nicht, dass es an die Öffentlichkeit geleakt wird. „Übertrieben“ sieht für mich anders aus. Können wir uns einfach alle einfach mal Zeit nehmen, um den anderen ernst zu nehmen? Ich weiß, es ist der Reflex, dass man das Gefühl hat, man wird angegriffen. Man war als Kind als „Indianer“ verkleidet und allein die vage Unterstellung, dass darin ein Problem liegt, greift das persönliche Verständnis von einem Selbst an. Und bedroht das eigene Weltbild. Ich versteh das. Andersrum funktioniert das auch so. Ich habe letzten Monat fast schon widerwillig darauf hinweisen müssen, dass Jens Spahn in einem Tweet (ausnahmsweise mal) auch was Sinnvolles gesagt hat. Obwohl meine Filterblase ihn fast schon aus Gewohnheit kritisierte (Mehr dazu).
Das Grundproblem liegt meiner Meinung nach darin, dass wir unsere vorgefertigten Meinungen über Personen oder vermeintlich dahinterstehende Ideologien der sachlichen Einschätzung zuvorkommen lassen. Das Kostüm ist entweder absolut unschuldig oder ein „politisch inkorrekter“ Affront. Kein Platz für eine ganze Wissenschaft, die dazwischen passt. Manchmal sollten wir vielleicht unsere ganzen Vorurteile ablegen, auch wenn es sehr schwer fällt. Dazu fand ich diesen Kommentar zu meinem Artikel sehr schön.
Screenshot facebook.com, Danke für den Kommentar! Es ist kompliziert. Wie gesagt, ich würde Erwachsenen empfehlen, lieber aus Rücksicht auf so ein Kostüm zu verzichten. Kostet ja nichts. Wenn man Kindern die Möglichkeit gibt, sich differenziert mit dem Thema auseinanderzusetzen und das vielleicht als Lehrstunde in Geschichte zu nehmen, ist das sicherlich auch ein positiver Beitrag. Rassistisch tradierte und historisch falsche Klischees unkritisch an Kinder weiterzugeben ist daher wiederum problematisch. Und nein, das trifft nicht im gleichen Maße auf „den Cowboy“ zu. Aber von einem Verbot hat trotzdem keiner gesprochen. Nur von Rücksicht. Und ist es wirklich schon „zu viel“, ist das diese böse „politische Korrektheit“, auf andere Rücksicht zu nehmen? Ja, früher war manches anders. Noch früher noch mehr. Wir sind mit dem vertraut, womit wir aufgewachsen sind. Egal, ob das Aufwachsen vor 15 oder 45 Jahren war. Der Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis ist Respekt und Rücksicht. Vielleicht versteht ihr die „Linksgrünen“ besser, wenn ihr einmal ihr Kostüm anprobiert. Artikelbild: S.Borisov, shutterstock.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
„Schummelsoftware“: Medien verharmlosen den Diskurs um Dieselbetrug durch Framing „Schummelsoftware“ Autohersteller bauen eine illegale Technik in Autos ein, die Millionen von Kunden betrügt sowie Klima und Gesundheit schädigt (Mehr dazu). Sowas nennt sich ja eigentlich „Kriminalität“. Nicht aber in Deutschland. Hier nennt sich das „Schummelsoftware.“ Seit wie vielen Jahren gibt es jetzt den Dieselskandal? Warum ist dann immer noch von der Schummel- Software die Rede? Ein Schummler ist ein kleiner Gauner, der sein Glück versucht hat und dabei aufgeflogen ist. Ein Schulkind, das beim Nachbarn abschreibt. Aber Autohersteller? Die Kategorie des Schummlers aktiviert einen Schutzframe. Denn einem Schummler kann man kaum wirklich böse sein. Einen Schummler behandeln wir anders als einen Betrüger oder Kriminellen. Wenn wir wissen wollen, warum in der Sache politisch so wenig passiert, warum Hersteller nicht angemessen bestraft und Kunden nicht angemessen entschädigt werden, dann müssen wir uns nur nach diesem Wort umschauen. Und wir stellen fest: Der
herrschende Diskurs ist in Deutschland von genau dieser verharmlosenden Sichtweise geprägt. Glaubt ihr nicht? Kleine Medienschau gefällig? Aktuelle Meldungen zum Thema sehen so aus: Screenshot zdf.de (Link) blog.wiwo.de (Link)
tagesschau.de (Link) In fast allen Fällen werden Wörter wie „Schummelsoftware“ oder „Abgas-Schummelei“, ohne erkenntliche Distanzierung z.B. durch Anführungszeichen, gebraucht. Es handelt sich also um akzeptierten Sprachgebrauch. Und damit um akzeptierte Einstellungen. Und die Politik? Politik springt vielleicht mal auf einen fahrenden Zug. Aber Politik verändert nicht aus eigener Motivation die herrschende öffentliche Meinung. Sie bildet sie ab. Na, dann macht unser Verkehrsminister ja alles richtig. So macht man es übrigens richtig. Durch die Anwendung von Anführungsstrichen. Mit wenig Aufwand könnten sich Medien übrigens von der mit dem Wort „Schummelsoftware“ implizierten Einstellung distanzieren: Es reichen bereits schnöde Anführungszeichen, wie in den folgenden Beispielen.
Screenshot schwaebische.de (Link) Screenshot swr.de (Link) Artikelbild: pixabay.com, CC0, Screenshots Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Rache der ARD? Das Netz feiert gerade diese Tatort- Szene „FCKAFD“-Graffiti im Tatort Im aktuellen Tatort geht es um einen ermordeten Lottomillionär, aber den Jackpot hat wohl eine auf den ersten Blick harmlose Szene geknackt: Für wenige Sekunden ist im Hintergrund ein Graffiti zu sehen, das auf einen Stromkasten gesprüht wurde. „FCKAFD“ steht dort. Wer sich nichts dabei denkt, hat die letzten Eklats des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vergessen. Im November gab es schon einmal so etwas ähnliches: Im Polizeiruf 110 hat eine linke Kommissarin unter anderem einen „FCKAFD“-Sticker im Hintergrund an ihrer Wand kleben gehabt, der einige Sekunden lang zu sehen gewesen war. Das führte zur Empörung bei der AfD und sogar zu einem Rausretuschieren des Stickers.
Lächerlich, warum die AfD wegen dieser „Polizeiruf 110“-Szene eskaliert „Tatort 1:0 AfD“ Auch war im ZDF im Januar ein Kameramann mit einer Jacke mit einem Motiv der linken Band „Slime“ zu sehen, was ebenfalls Kritik von rechts nach sich zog und in die Kerbe der „Lügenpresse“-Verschwörung schlug (Quelle). Diesmal „entdeckten“ das Graffiti jedoch nicht die AfD, sondern ihre Kritiker. Das Graffiti wird als ganz subtiles Statement der ARD, oder zumindest der Tatort-Macher gegen die AfD gelesen. Das Retuschieren und die Entschuldigungen wurden von vielen als Eingriffe in die Kunstfreiheit gesehen, da einzelne fiktive Figuren ja eine Meinung zur Charakterisierung haben dürfen, ohne dass dies ein Statement der ganzen Sendung oder gar des Senders sein müsse. Das ist der Grund, warum das Netz derzeit diesen Screenshot so feiert. Es wird als „Rache“ des Senders interpretiert. Tatort 1:0 AfDQuelle: https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/videos/boro wski-und-das-glueck-der-anderen-video-102.html#FCKAFD Gepostet von Hooligans Gegen Satzbau am Sonntag, 3. März 2019 Vorfreude auf die Empörung von rechts Die Kommentieren freuen sich regelrecht auf die erwartbare Empörung und Opferhaltung der AfD und wollen sie gleich durch Parodie vorwegnehmen.
Warum findet man das lustig? Weil die Empörung der AfD in diesen Dingen als übertrieben und künstlich wahrgenommen wird. Die Opferhaltung von Rechten, die von den berüchtigten „Kantholz“-Lügen um Magnitz bis hin zu absurden, selbst inszenierten Rauswürfen reicht, wird nicht mehr ernst genommen. Was für „Opfer“: „Identitäre Bewegung“ inszeniert eigenen „Rauswurf“ Auch das Einknicken des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks vor dieser als übertrieben wahrgenommenen Kritik wird kritisch gesehen. Man hält es für einen Eingriff in die Meinungs- und Kunstfreiheit. Erst Recht vor dem Hintergrund, dass die AfD sich nicht abschließend davon befriedigt zeigt, sondern weiter „Lügenpresse“-Verschwörungstheorien verbreitet. Dieses
Empfinden führte zu vielen Parodien. Ob diese kleine Szene des letzten Tatorts tatsächlich zu Kritik führen wird, bleibt jedoch noch abzuwarten. Die Hooligans Gegen Satzbau legten auf jeden Fall noch einmal nach: Unglaublich!Wir haben uns die fragwürdige Szene des Kieler Tatorts von gestern noch mal in Ultra-Mega-Hyper-Slowmotion… Gepostet von Hooligans Gegen Satzbau am Sonntag, 3. März 2019 Update 05.03.: Rechte entdecken die Szene
– und ein Shitstorm bricht los „FCKAFD“-Graffiti entdeckt: So reagieren Rechte auf die Tatort-Szene Artikelbild: Screenshot ARD (Bildzitat) Link zum Tatort, Danke an Hooligans Gegen Satzbau Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter Wegen Chemnitz: Gewaltsame
Angriffe auf Journalisten haben sich mehr als verdreifacht Lügenpresse rufe schaden Die „Lügenpresse“-Rufe der AfD und Pegida sind nicht einfach nur ein Ausdruck von Medienkritik, welche ja durchaus gerechtfertigt sein kann. Wie eine Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) jetzt zeigt, führt die ständige Hetze gegen JournalistInnen und Medien auch direkt zu körperlichen Angriffen (Quelle). Von den 26 gewaltsamen Angriffen auf MedienvertreterInnen im letzten Jahr hatten allein 22 einen politisch rechten Hintergrund. In einem Fall wurde ein Journalist von einem Umweltaktivisten im Hambacher Forst angegriffen. Der Höhepunkt der Attacken waren die rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz Ende August. Damals fanden allein 9 Angriffe an einem Tag statt. Gefährliche entwicklung Das ECPMF sammelt die Daten seit 2015, damals registrierte man 43 Angriffe, im Jahr darauf 19. Die Macher der Studie gehen aber davon aus, dass der Rückgang trog. Es gab einfach weniger Gelegenheiten, in welchen die Presse-Hasser auf erkennbare JournalistInnen gestoßen sind. Die Hetze gegen die Presse aus dem rechten Spektrum manifestiert sich weiterhin in einer direkten körperlichen Bedrohung, insbesondere in Sachsen. Die Macher der Studie stellen fest:
„Die mit dem Erstarken von Pegida und der AfD seit Ende 2014 lautstark propagierten „Lügenpresse“-Verleumdungen verfangen bei einer Minderheit der Deutschen. Sie senken – das legt der sozialwissenschaftliche Forschungsstand nahe − die Hemmschwelle zur Gewalt gegen Journalisten auch bei Menschen, die zuvor nicht als Extremisten aufgefallen sind.“ (Quelle) Faktencheck: Hetzjagd und Nazi-Mob in Chemnitz? – Beweisvideos Artikelbild: volksverpetzer.de Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
BlasebalgLeaks: Rechte & FOCUS Online auf Fake-Story hereingefallen Hereingefallen! Dass bestimmte journalistische Kreise sofort auf bestimmte Trigger reagieren, wurde heute wieder einmal durch die Redaktion der TITANIC bewiesen. Die Redakteure der Satire- Zeitung lancierten die Story, dass „Linksextreme“ angeblich Feinstaub-Messstationen manipulieren, um Dieselfahrverbote zu erzwingen. Wie sie berichten, drehten sie kleine Videos und machten Fotos und veröffentlichten diese unter anderem auf Indymedia (Mehr dazu). Focus Online (Hier), aber auch rechte und rechtsextreme Personen und Seiten wie „Achse des Guten“ (Hier) griffen die Story begierig auf, ohne eingehend deren Wahrheitsgehalt zu recherchieren. Entspricht sie doch allem, was in die eigene Agenda passt. Nicht erst seit den 100 Lungenärzten, deren Behauptungen nicht auf Expertise und auf Rechenfehlern beruht (Mehr dazu), wird ideologisch versucht, Grenzwerte und Emissionen anzugreifen, die für saubere Luft und unsere Gesundheit sorgen sollen. Focus Online fällt auf satire herein Die Titanic-Redakteure machten mit Sturmhauben verkleidet ein kleines Video und meldeten sich dann unter Pseudonym bei Focus Online. Die brachten die Story prompt mit dem Titel „Autonome verbreiten Anleitung zur Manipulation von Feinstaub-
Messstationen“. Auch Spiegel-Autor Jan Fleischhauer glaubte die Geschichte. WELT-Chef Poschardt teilte den Tweet ebenfalls. "Konservativer Journalismus" und dessen Qualität und Güte kurz erklärt #BlasebalgLeaks pic.twitter.com/F3xma80Pi6 — Robert Fietzke (@robert_fietzke) February 18, 2019 Was zeigt uns das? Dass es in Deutschland Medien mit einer eindeutigen Agenda gibt. Und diese reicht von rechtsextremen Hetzblogs bis hinein zu WELT und Kolumnisten beim SPIEGEL. Die Geschichte ist absurd, so hat Focus Online das anfangs auch in ihrem Teaser geschrieben. („Was auf den ersten Blick nach einem schlechten Scherz aussieht, scheinen die Macher des Videos offenbar ernst gemeint zu haben.„). "Focus online" fällt auf TITANIC herein #BlasebalgLeaks Wie aus diesem Video eine tausendfach geteilte "Focus"-Story über autohassende Autonome und perfide Feinstaubmanipulation wurde:https://t.co/q8ck50DT3p pic.twitter.com/2Cbo6wtg9D — TITANIC (@titanic) February 18, 2019 Die neue Links/Rechts-Debatte formiert sich derzeit entlang Grenzwerten, Feinstaub und Tempolimit, wo jeder dem anderen Ideologie und Naivität unterstellt. Doch gravierende Rechenfehler bei Köhler und seinen 100 Lungenärzten, sowie die neueste Titanic-Aktion scheinen dafür zu sprechen, dass zumindest diese Seite der Debatte gerne zu gefühlten Wahrheiten greift. Artikelbild: Screenshot titanic-magazin.de Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter Patzelt: Medien fallen wieder auf rechtes Opfer-Framing herein Hintergrund Rechte Medien und Blogs schreiben es derzeit überall: Professor Patzelt muss wegen seiner „politischen Tätigkeit „gehen. Er werde „politisch abgestraft“. Aber auch seriöse Medien machen es nicht besser. So „trenne“ sich die TU Dresden von ihm (Hier), man würde ihm eine Seniorprofessur „verweigern“ (Quelle) oder er bekäme eine „Absage“ (Hier). Seine Beschwerden werden weit verbreitet. Auf Facebook
argumentiert der Politprofessor, dass „Kritik […] anscheinend unerwünscht“ sei (Quelle). Viele Medien verbreiteten diese Darstellung, ohne die Reaktion der TU Dresden einzuholen. Eine Beschwerde, dass Kritik unerwünscht sei? Wer sich da an Gerede von „Meinungsdiktatur“ und „Gesinnungsterror“ erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch. Professor Patzelt war in seiner Karriere umstritten. Nach seinem Buch „PEGIDA: Warnsignale aus Dresden“ wurde er als „Pegida-Versteher“ gesehen. Der auch als Wahlhelfer der sächsischen CDU tätige Patzelt ist seit 2015 auch mehrfach als Berater der rechtsextremen AfD aufgetreten (Quelle). Auch wissenschaftlich ist er umstritten, so soll er bei seinen Pegida Studien auf nicht repräsentative Zahlen zurückgegriffen haben (Quelle), aber auch Fehldeutungen und Relativierungen rechter Gewalt betrieben haben. In seinem Namen ist eine Petition mit Goebbels-Zitat veröffentlicht worden (Quelle). Was ist wirklich passiert? Gar nichts Kein Wunder, dass sich Patzelt einerseits der bewährten Opferrolle der Rechtsextremen bedient, andererseits die rechten Medien auf den Zug aufspringen. Da sie einen weiteren Beleg für ihre unsinnige „linksgrüne Meinungsdiktatur“-These wittern. Doch daran, dass so viele Medien dieses Framing der „Trennung“ oder „Absage“ unkritisch übernehmen – oder weil es bessere Auflage bringt – zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn was ist wirklich passiert? Eigentlich gar nichts. Wirklich. Patzelt geht im März 2019 erst einmal einfach planmäßig in den Ruhestand. Seit dem Wintersemester 2009/10 gibt es jedoch an der TU Dresden eine „Seniorprofessur“. Sie ist nicht vergütet, und nicht mit Ressourcen ausgestattet. Einige wenige (!) scheidende
Professoren bekommen diese ausschließlich auf Empfehlung des Dekans und durch Zustimmung der jeweiligen Fakultät. Laut Wikipedia gibt es insgesamt nur drei Seniorprofessoren der TU Dresden (Quelle). Der Dekan begründet seine Entscheidung üblicherweise damit, dass die betreffende Person herausragende Bedeutung für die Forschung und Lehre erlangt oder andere Verdienste für die Universität erreicht hat. Also: Einige wenige Professoren kriegen an der TU Dresden quasi einen Ehrentitel, wenn der Dekan meint, dass er oder sie sich diesen verdient hat. Einen Anspruch gibt es explizit nicht. (In anderen Universitäten läuft das manchmal anders oder gibt es diesen Titel nicht). (Quelle) Patzelt wollte sich selbst für eine Seniorprofessur „bewerben“ Prof. Patzelt scheidet also ganz gewöhnlich altersbedingt aus seiner Professur aus und der Dekan sah keinen besonderen Anlass, ihm eine Seniorprofessur zu verleihen. Das war es eigentlich auch schon. Doch Patzelt hatte sich selbstständig jedoch an die TU Dresden gewendet und um eine Seniorprofessur gebeten. Doch weder ist das ein üblicher Vorgang, noch wollte die TU diesem Antrag nachgehen und hat dies Patzelt dann eben mitgeteilt. Er ist damit nicht von der Uni verbannt und immer noch ein Angehöriger, sie hat keine Verbindungen zu ihm gekappt oder sonstiges. Er kann selbstverständlich immer noch Lehrveranstaltungen anbieten, wenn er das möchte. Doch durch seine irreguläre Anfrage und seine anschließende Inszenierung einer öffentlichen Beschwerde über die Absage wirkt es so, als würde man ihm die Professur „verweigern“. Die TU Dresden sieht seine Personen auch kritisch an, in einer Stellungnahme, zu welcher sie jetzt gezwungen wurde, schreibt sie, dass er mit seiner Arbeit Politik und Wissenschaft
„derart vermischt habe, dass dem Ruf der TUD und der Fakultät dadurch geschadet wurde“ oder dass er der Uni nichtzutreffenderweise vorgeworfen habe, eine Bundesfinanzierung verhindert zu haben, neben anderem (Quelle). Opferrolle & Medienversagen Wie man sehen kann, wenn man sich die Fakten ansieht, ist eigentlich gar nichts passiert. Hier wird eine journalistische Story und ein politischer Skandal aus einer Banalität konstruiert. Nach Kantholz und Co. sieht man immer deutlicher, dass immer mehr Personen sich des rechtsextremen Opfer- Narrativs bedienen, um mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Und es funktioniert Dass immer mehr Medien auf der Suche nach Aufmerksamkeit oder aus Faulheit diese falschen Darstellungen übernehmen, darf so nicht weitergehen. Dabei verbreiten sie gleichzeitig paradoxerweise die Opferdarstellungen, während sie sie dadurch offensichtlich widerlegen. Anstatt es rechten Blogs gleich zu tun und das Framing zu übernehmen, hätte man auch die TU Dresden kontaktieren können. Aber dann hätte es wohl einfach nichts gegeben, worüber man hätte berichten können. Artikelbild: Metropolico.org, CC-BY-SA-2.0 Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Durch diese 5 Tricks & Fehler werden die Medien von der AfD manipuliert Liebe Pressevertreter*Innen! Die AfD attackiert das Grundrecht auf Pressefreiheit. Über Parolen und den Ausschluss von JournalistInnen von Veranstaltungen bis hin zu direkten Übergriffen (Quelle, Quelle). Die AfD schließt als einzige Partei regelmäßig JournalistInnen von ihren Veranstaltungen aus. AnhängerInnen wie Parteifunktionäre benutzen gerne die Parole “Lügenpresse”, wenn Journalisten dann doch anwesend sind. Dieser Begriff hatte auch bei der NSDAP Tradition. Dennoch braucht die AfD die freie Presse. Noch. Während sie mit unzähligen „alternativen“ Blogs und Medien und geheimen Facebookgruppen erst noch eine tatsächliche, rechte „Lügenpresse“ aufbaut (Mehr dazu) ist sie derzeit für die weitere Verbreitung ihrer Narrative von den so verhassten
„Mainstreammedien“ abhängig. Tatsächlich wird von vielen den Medien eine Schlüsselrolle im Erfolg der Rechtsextremen zugeschrieben. Entgegen dem Narrativ der AfD, dass „die Medien“ sie systematisch verschweigen und diskriminieren würden, ist oft genau das Gegenteil der Fall. Wie jüngst der Fall Magnitz zeigte, schlucken JournalistInnen allzu oft die Köder der Partei und werden so unfreiwillig zum Helfershelfer der Rechtsextremen. Wir haben einige Tricks und Fehler herausgearbeitet, mit denen viele Medien im Sinne der AfD manipuliert werden. 1. Framing und Narrative Ich habe den Begriff „Narrativ“ bereits verwendet. Damit meine ich auch buchstäblich „Geschichten“, die erzählt werden. Narrative werden von allen verwendet, immer. Dabei handelt es sich um die Art und Weise, wie die Welt präsentiert wird. Und jede Meldung und jede Aussage fügt sich in ein Narrativ ein. Ein von der AfD verwendetes Narrativ wäre das der „Lügenpresse“: Alle Medien haben sich gegen die AfD verschworen und versuchen mit unfairen Mitteln, sie zu behindern. Kommunikation, die sich an Narrativen orientiert, passt die Fakten und Darstellungen an die Geschichte an, statt umgekehrt. Dabei lügt insbesondere die AfD über Dinge, die ihren Narrativen widersprechen, oder lässt sie weg oder überspitzt sie. Durch dieses „Framing“ wird versucht, bestimmte Sachverhalte oder Ereignisse so darzustellen, dass sie zum gewünschten Narrativ passen. Durch Framing kann man z.B. Flüchtlinge negativ darstellen, wie der Wortgucker hier erklärt:
Wie wir dazu gebracht werden, uns über Flüchtlinge und Hartz-4-Empfänger aufzuregen Zu Framing gehören bestimmte Begriffe und Formulierungen. Ein „Asyltourist“ weckt ganz andere Konnotationen als ein „Schutzsuchender“. Deshalb ist es wichtig, dass JournalistInnen aufpassen, nicht Begriffe mit rechtsextremen Narrativen zu verwenden. Und bei Zitaten dringend solche Begriffe einordnen. Ironische Verwendung oder Anführungszeichen helfen nicht und legitimieren diese Begriffe und die Narrative, die dahinter stecken. Siehe auch hier: Was wirklich hinter dem Begriff „Willkommensklatscher“ steckt 2. False Balance Viele JournalistInnen und Medienhäuser fallen auf einen häufigen Fehler herein: Im Versuch, „neutral“ zu berichten, behandeln sie beide Seiten einer Debatte oder beide Argumente gleich. Das ist jedoch ein Fehlschluss (Quelle). Gegendemonstranten zu einer rechten Demo sind nicht „linke Demonstranten“. „Beide Seiten“ gleich zu behandeln kann menschenfeindliche Einstellungen zu legitimen Positionen aufwerten. Und den Eindruck erwecken, dass eine Position dazwischen die richtige sei („die Mitte“). Auch ein Fehlschluss (Quelle). Liebe Berichterstatter in #Chemnitz: Menschen auf der Gegendemo sind nicht (zwangsläufig) "links". Sich gegen Rechtsextreme und Fremdenfeindlichkeit stellen ist keine "linke" Position, sondern sollte den Normalzustand in unserer Demokratie darstellen.#c2708 #Sachsen — Volksverpetzer (@Volksverpetzer) August 27, 2018
Ich verstehe, dass die ständigen „Lügenpresse“-Vorwürfe bei JournalistInnen Wirkung zeigen. Man will eben nicht parteiisch sein und ausgeglichen berichten. Doch man muss den Mut haben, Menschen- und Verfassungsfeindlichkeit beim Namen zu nennen. Wer Rechtsextremen immer weiter entgegen kommt, in der Hoffnung, irgendwann nicht mehr kritisiert zu werden, ist naiv. Die Vorwürfe werden immer kommen, und erst aufhören, wenn man genau das schreibt, was die AfD lesen will. Denn die Toleranz anderer Standpunkte ist eben keine ihrer Positionen. 3. Priming Durch sog. „Priming“ stellt man einen Leser auf eine erwartete Reaktion ein. Es sind aufmerksamkeitsheischende Begriffe und Bilder. Genau deswegen ließ Frank Magnitz ein besonders dramatisches Bild seiner Verletzung machen und mit der Pressemitteilung verbreiten. Ziel war es, Aufmerksamkeit zu erzielen, wie er selbst laut geleakter Medienstrategie zugibt (Quelle). Und den Empfänger schon beim Bild eine Geschichte vermuten. Medien, die das Foto verwendeten, stellten ihre LeserInnen so unfreiwillig auf eine besonders brutale Attacke ein. Dabei stammte die Verletzung letztlich vom Sturz, nicht vom Schlag. 4. Agenda Setting Wenn der mediale Diskurs ein Narrativ bedient, das der AfD nicht passt, macht sie eines von zwei Dingen: Entweder sie selbst schweigt darüber. Die AfD berichtet pausenlos über echte oder erfundene Straftaten, aber nur, wenn sie von politischen Gegnern oder Migranten begangen werden. Der absolute Großteil aller Straftaten wird verschwiegen, um das Narrativ nicht zu beschädigen. Wird jedoch zum Beispiel über den fremdenfeindlichen Anschlag aus Essen und Bottrop berichtet, fällt es Rechtsextremen schwer, das Framing für sich zu nutzen. Die zweite Strategie ist demnach, durch spektakuläre Taten
oder Aussagen die öffentliche Diskussion wieder auf Themen zu lenken, die wieder in die eigenen Narrative passen. Wenn eine Journalistin für den selbstverständlichen Spruch „Nazis raus“ Opfer eines Shitstorms, Beleidigungen und Morddrohungen wird, versucht man, über „linke Meinungsverbote“ zu sprechen, anstatt über den offensichtlichen Versuch, demokratische Meinungen zu unterdrücken. Wer ein Problem mit „Nazis raus!“ hat, hat in unserem Deutschland nichts verloren 5. Strukturelle Verharmlosung Sascha Lobo erwähnte diesen journalistischen Fehler in seiner aktuellen Kolumne (Quelle). Aus der zuvor beschriebenen Angst, nicht „neutral“ zu berichten, versucht man manchmal, die AfD positiver und harmloser darzustellen, als sie es verdient hat. Dahinter steckt der Irrglaube, dass „extremere“ Darstellungen automatisch weniger richtig sind. Lobos Beispiele sind sehr passend: So werden aus Rechtsextremisten lediglich „Rechtspopulisten“ oder aus Antisemiten „Israel-Kritiker“. Vielleicht ist es auch Faulheit, die eine intensivere Auseinandersetzung verhindert und damit die Feststellung, ob ein „härterer“ Begriff angemessen ist. Man geht lieber „auf Nummer sicher“ und nimmt einen harmloseren Begriff. Doch damit macht man menschen- und verfassungsfeindliche Positionen unfreiwillig zugänglicher und harmloser. Einige Positionen und Personen sind nicht „umstritten“. Sie werden und sollten universell kritisiert werden (Mehr zum Thema). Wir müssen kollektiv mehr aufpassen Ich schließe mich Lobos Schlussfolgerung an: „Rechte brauchen keine Fake News mehr, wenn echte News so aussehen.“ Aus Bequemlichkeit, Angst und Naivität übernehmen viele PressevertreterInnen Begriffe, Aussagen und Narrative von
Rechtsextremen und tragen sie somit in die gesellschaftlichen Diskurse. Und verhelfen somit versehentlich dabei, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu untergraben. Und am Ende auch die Freiheit der Presse. Medienhäuser richten sich nach den Themen, die sich gut verkaufen, und Rechtsextreme sorgen dafür, dass es sich dabei um ihre Themen handelt. Medienhäuser berichten das, was spektakulär ist und Rechtsextreme sorgen stets für spektakuläre Meldungen. Und es gibt viele Dinge, über die man nicht nicht berichten kann. Aber man muss aufpassen, dass man nicht Frames und Narrative von Rechtsextremen transportiert. Ansonsten endet es wie bei dem Desaster zu Magnitz. Die meisten Menschen in Deutschland, die sich nur halb mit dem Thema auseinandergesetzt haben, halten das für einen „Mordanschlag“ von Linken. Die Verbreitung der „Kantholz“- Lügen der AfD und die öffentliche Verurteilung der Tat haben dazu beigetragen. Dabei wurde Frank Magnitz am Ende nur von Unbekannten aus unbekannten Motiven heraus getreten und stürzte unglücklich. Doch der erste Eindruck zählt. Und wenn sich niemand in einer Situation wie in Ungarn wiederfinden will, in welcher Orbán derzeit alle ungarischen Medien unter seine Kontrolle bringt, um ungestört seine rechtsextreme Propaganda zu verbreiten und tatsächlich eine „Lügenpresse“ zu installieren (Mehr dazu), der sollte jetzt aufpassen, sich nicht manipulieren zu lassen. Artikelbild: pathdoc, shutterstock.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter So menschenverachtend feiern Rechte den Bottrop-Attentäter – Euer Ernst?! Ihr Terrorklatscher! Sie beweinen, dass Deutschland plötzlich „so unsicher“ sei. Sie beklagen, dass man sich „nicht mehr auf die Straßen traue“ – Obwohl die Kriminalität auf dem niedrigsten Stand seit 1992 ist. Doch es geht gar nicht um Fakten. Es geht auch gar nicht um Mitleid oder Trauer um Diebstähle, Körperverletzungen oder Tote. Die Zahlen beeindrucken keinen Rechten. Logik oder gleiches Bewerten von Straftaten auch nicht. Das Märchen von der „Einwanderung, die Deutschland unsicher macht“ will geglaubt werden. Es ist ekelhaft. Glaubt keinem Rechten, wenn er Unsicherheit beklagt. Er will einfach nur seinen Rassismus rechtfertigen. Und verlässt damit
jede Logik und Menschlichkeit. Ich will damit nicht sagen, dass jeder, der Angst hat, rechts ist. Ich meine diejenigen, die uns Angst machen wollen. Und den Medien, die als vermeintlich neutraler Mittelsmann auf den Zug aufspringen und Geld damit verdienen. Die heuchelei der rechten Ich habe gestern bereits darüber geschrieben, dass vier betrunkene, nicht-deutsche Jugendliche, die durch Amberg prügelten, (zum wiederholten mal) eine nationale Debatte über Asylrecht und Sicherheit auslösten, der Innenminister gar das Asylrecht verschärfen wollte, um die Täter abschieben zu können. Während gleichzeitig eine Gruppe von bis zu 20 vermummten Deutschen, die zwei Tage später 3 Menschen krankenhausreif prügelten, kaum Beachtung fand. (Hier) Oder hat zum Beispiel jemand davon gehört, dass am Donnerstag ein Mann von vier anderern Männern in Blankenburg getötet wurde? Nein? Die Täter waren ja auch Deutsche. (Quelle) Diese ganzen Schicksale sind schrecklich und traurig, keine Frage. Aber eben leider auch alltäglich. Und damit quasi uninteressant. Es sei denn, die Rechten können sie für ihre Hetze instrumentalisieren. Hier wird schlicht und ergreifend aus Fremdenfeindlichkeit mit zweierlei Maß gemessen. In Bottrop wurden bei einer Amokfahrt 8 Menschen verletzt. Der deutsche Täter wollte „Anschlägen durch syrische und afghanische Flüchtlinge zuvorkommen“, indem er wahllos „Ausländer töte“. (Quelle) Natürlich wird der Vorfall medial nicht verschwiegen. Aber die WELT beispielsweise kann sich trotzdem nicht rassistisches Framing verkneifen: Täter: Andreas N., Deutscher ohne Migrationshintergrund,
Motiv: Ausländer töten. Und die WELT nimmt als Vorschaubild das Foto eines "nicht-deutsch aussehenden" Zeugen. Um jeden Preis das Feindbild aufrecht erhalten, egal zu welchen billigen Tricks man greifen muss. #bottrop pic.twitter.com/VpT4HbRVnp — Volksverpetzer (@Volksverpetzer) January 5, 2019 So menschenverachtend feiern Rechte den Bottrop-Attentäter Doch in rechten Kreisen wird die Tat, politisch motiviert, nicht ausgeschlachtet, wie andere Attentate, die teilweise in anderen Ländern stattfinden und von Einheimischen begangen wurden. Weil diese einen Migrationshintergrund besitzen. Nein, das passt nicht in ihr fremdenfeindliches Märchen.
Im Gegenteil, wenn jemand – noch dazu vielleicht aufgrund seiner psychischen Erkrankung auf eben jenes Narrativ der Rechten herein fällt und Migration mit einer nicht vorhandenen Unsicherheit vermischt – das Feindbild selbst und mit Gewalt angreift, wird derjenige gefeiert.
Und das sind teilweise nicht einmal Kommentare aus geheimen rechten Gruppen, der Nährboden des Hasses im Netz. Das sind Kommentare unter einem öffentlichen BILD-Artikel zu Bottrop. Sogar Topkommentare. Rechte interessieren sich nicht für Opfer. Nicht für Opfer von Tätern ohne Migrationshintergrund, nicht für alle anderen. Sie möchten ihren Rassismus rechtfertigen. Das ist alles ein mediales Spiel. Mit tödlichen Folgen. Es ist der Versuch, in der Realität herausgepickte Beispiele zu finden, um ihre Behauptungen realistisch erscheinen zu lassen. Und das Traurige: Die Medien machen mit. Dabei müsste bereits jedem klar sein, dass das alles geheuchelte Empörung
und Trauer ist. Das ist purer Hass. Und das muss endlich ein Ende haben. Wir dürfen den Terrorklatschern nicht die Oberhand lassen. Denn sie wünschen sich den Terror, egal durch wen. Artikelbild: Mix and Match Studio, shutterstock.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter Darüber schweigen die Medien: 4 Angriffe auf Flüchtlinge PRO TAG
Im Schnitt 4 Angriffe täglich Wer unseren Seite regelmäßig verfolgt oder unsere Kollegen bei Mimikama, der weiß, dass wahrscheinlich keine Woche vergeht, ohne dass eine Straftat erfunden oder überspitzt wird, dass man bei unbekannten Tätern einfach passende Täter erfindet oder dass alte Artikel immer wieder herausgeholt werden. Und wenn man dann mal ausnahmsweise eine echte Meldung findet – nicht ungewöhnlich, schließlich passieren jeden Tag zehntausende Straftaten in ganz Deutschland – dann wirkt es für diejenigen, die von der rechten Lügenpresse indoktriniert werden erst Recht dramatisch. Erst diese Woche wurde eine Straftat von „Migranten“ frei erfunden. (Hier) Man betrachte zum Beispiel einmal die Fälle für „Messermigration“, die die AfD auf ihrer eigenen Seite auflistet. Bei ganzen 80% (!) der Fälle, 563 insgesamt, ist der TÄTER schlicht UNBEKANNT. Es ist absolut unseriös, dass die AfD sich erdreistet, hier einfach selbstherrlich Ausländern die Schuld zuzuschieben. In insgesamt 391 der Fälle war es übrigens auch entgegen der Behauptung keine Messerstecherei. Somit sind satte 88% der Fälle falsch. Die AfD findet in einem Zeitraum von über einem Jahr also gerade mal 85 Fälle für ihre Propaganda. Und davon waren meistens andere Migranten Opfer. UPDATE: So dreist belügt die AfD uns über angebliche Messerangriffe Die jüngste Angriffe auf Flüchtlinge Am 29. August brechen drei Täter einem Syrer das Nasenbein (Quelle), am 1. September verprügeln zwei Männer ein Mitglied
des Integrationsrates und seinen Begleiter, einen Geflüchteten aus Afghanistan (Quelle). Am 5. September schlägt ein 20- jähriger einem syrischen Schüler eine Bierflasche auf den Kopf (Quelle). Am 23. September schlägt ein Mann auf zwei Frauen aus Somalia und Äthiopien ein (Quelle). Ich hatte von keinem der Fälle zuvor gehört. Aber wenn die Rollen vertauscht gewesen wären? Mindestens die rechte Lügenpresse wäre eskaliert. Studien zeigen, dass tatsächlich auch seriöse Medien überproportional oft über Straftaten von Nicht-Deutschen berichten (Quelle). Und es ist ja auch klar: Es bringt mehr Auflage. Die rechten Wutbürger werden jede Meldung über Kriminalität von Menschen mit Migrationshintergrund erfreut anklicken, teilen und kommentieren: Er bestätigt schließlich ihr Weltbild. Von dieser perversen Symbiose profitiert der Journalismus: Nicht bringt mehr Auflage als emotionale Themen. Bei allem Hass, den die rechten der angeblichen „Lügenpresse“ entgegenbringen: Wenn sie von Straftaten ihres Feindbildes berichten, ist alles vergessen. Im Gegenteil, man denkt: Wenn selbst die darüber berichten, muss es besonders schlimm sein! Die klassischen Medienhäuser erhalten Klicks und Werbeeinnahmen, die Rechtsextremen ihr Feindbild. Alle glücklich? Hass ENTLÄDT sich gegen Flüchtlinge Wenn es nur bei Hass, Fake News, Gewaltphantasien und Vergewaltigungswünschen im Netz bleiben würde, könnte man es vielleicht noch harmlos abtun. Aber dieser Hass und diese verzerrte Realitätswahrnehmung führt nicht nur dazu, dass rechtsextreme PolitikerInnen und Parteien ungeniert Lügen können und politische Maßnahmen fordern, die nichts mit der echten Welt zu tun haben: Die 11 lächerlichsten Lügen von Beatrix von Storch (AfD)
Diese falsche Darstellung, die Hass und Sozialneid gegen alle, die „anders“ aussehen schürt, führt in direkter Konsequenz zu mehr Gewalt. Eine Studie zeigt sogar, dass Hetz-Posts der AfD direkt zu mehr Angriffen auf Flüchtlinge führen. Im ersten Halbjahr wurden 704 Angriffe auf Flüchtlinge oder Flüchtlingsunterkünfte gezählt (Quelle). Das sind im Schnitt 4 pro Tag. Jedoch bis auf einzelne Ereignisse wie in Chemnitz hört man so gut wie nie davon. Und diese Ereignisse werden von Rechten auf Schärfste mit Lügen und Begriffsdebatten geleugnet: Unglaublich, wie dreist die AfD zu Chemnitz lügt 93 Angriffe allein nach Chemnitz Der Verband der Opferberatungsstellen für rechte Gewalt (VBRG) sah in den Ereignissen in Chemnitz einen Katalysator für rechte Gewalt: Allein in den ersten vier Wochen danach wurden 93 Angriffe und Bedrohungen gezählt. Auch die Amadeu-Antonio- Stiftung bemerkte einen Anstieg der Gewalt. Seit sich eine Partei im Bundestag und Teile der seriösen Presse auf die Seite der Rassisten und Neonazis gestellt haben, fühlen sich diese bestätigt und ermutigt. Zwar sind die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im Vergleich zu den Vorjahren wieder zurückgegangen, was aber vor allem damit zusammenhängt, dass viele Schutzsuchende dezentraler untergebracht worden sind. Sie haben inzwischen eigene Wohnungen oder arbeiten, wie 320.000 anerkannte Flüchtlinge auch. Einzelne Wohnungen sind jetzt weniger schwer auszumachen. 80% der Gewalttaten im Osten Traurig ist auch, das 80% der Gewalttaten in den neuen Bundesländern stattfanden, dort wo auch die rechtsextreme AfD am meisten Zustimmung genießt. Und das, obwohl dort nur ein
Sechstel der Bevölkerung lebt. Im Vorjahr sah es genau so aus. (Quelle) Niemand sagt, dass es keine Straftaten von Flüchtlingen gibt. Aber über 90% aller Schutzsuchenden haben sich nichts vorwerfen zu lassen, arbeiten, zahlen Steuern, einige retten sogar Menschen leben (Hier eine Liste). Wenn die AfD wirklich Recht hätte, warum muss sie dann so viel Lügen oder übertreiben? Warum hat sie dann so viel Angst vor der Realität? Und wenn es wirklich nicht Rassismus ist, warum greift man dann Unschuldige Menschen an? Artikelbild: Master1305, Shutterstock.com, danke an Helena Ott, Süddeutsche Zeitung Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
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