FERI Investment Research - Jahresausblick 2020 Konjunktur und Anlagemärkte
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Inhalt Gesamtszenario 2020 (Überblick) ........................................................................................ Seite 3 1. Weltwirtschaft schwach, aber mit temporärer Erholung ............................................................................... Seite 4 2. Moderate Erholung des Welthandels ................................................................................................................. Seite 5 3. Globale Notenbanken mit anhaltend expansiver Geldpolitik ...................................................................... Seite 6 4. Anhaltend niedrige Inflation, temporär moderater Zinsanstieg ................................................................... Seite 7 5. Temporäre Tendenz zu schwächerem US-Dollar ............................................................................................... Seite 8 6. Politische Unsicherheiten und latente „Event Risks“ ...................................................................................... Seite 9 7. USA: Abschwächung der Wachstumsdynamik, vorerst keine Rezession ...................................................... Seite 10 8. China: Fortgesetzte Abschwächung der Wachstumsdynamik ....................................................................... Seite 11 9. Euroraum: Moderate konjunkturelle Erholung ................................................................................................ Seite 12 10. Deutschland: Konjunkturelle Erholung, aber anhaltende Strukturkrise ..................................................... Seite 13 11. Großbritannien: Geordneter Brexit wahrscheinlich ......................................................................................... Seite 14 12. Japan: Moderate Wachstumsaussichten bei anhaltend expansiver Geldpolitik ........................................ Seite 15 13. Emerging Markets: Heterogene Entwicklung .................................................................................................... Seite 16 14. Rohstoffe: Selektiv begrenztes Aufwärtspotenzial .......................................................................................... Seite 17 15. Gold: Fundamental eher unattraktiv, als „Sachwert“ aber weiter gefragt ................................................... Seite 18 Was wären darüber hinaus 2020 mögliche Überraschungen? („Grey Swan“-Szenarien) .................................................................................................................. Seite 20 1. USA: Innenpolitische Eskalation mit Auswirkungen für die gesamte Welt .................................................. Seite 20 2. Globale Rezession 2020 .......................................................................................................................................... Seite 21 3. „Inflationsschock“ ausgehend von den USA ...................................................................................................... Seite 21 4. Platzen von Finanz-/Kreditblasen ........................................................................................................................ Seite 22 5. Globale Notenbanken implementieren offene Monetisierung („OMF“-Modus) ......................................... Seite 22 2 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
Jahresausblick 2020 für Konjunktur und Anlagemärkte Gesamtszenario 2020 (Überblick) Das Jahr 2019 markiert einen ungewöhnlichen Zeitraum mit sehr atypischem Kapitalmarktverlauf: 2019 war geprägt durch weltweit rückläufige Wirtschaftsdaten und geopolitische Verspannungen. Der intensive Handelskonflikt, ausgehend von den USA, erwies sich als wesentlicher Belastungsfaktor. Speziell in Europa wurden – wie erwartet – Rezessionsrisiken virulent. Dennoch zeigten die globalen Kapitalmärkte 2019 eine ungewöhnlich positive Wertentwicklung. Wesentliche Ursache dafür war die klare Kehrtwende der großen Notenbanken, die ihr Ziel einer Normalisierung der Geldpolitik abrupt verwarfen und erneut auf massive monetäre Expansion umschalteten (speziell EZB). Das Szenario für 2020 resultiert in weiten Teilen als direkte Konsequenz dieser Entwicklungen: Der globale Abschwung dürfte Ende 2019 seinen Tiefpunkt erreicht haben. Das wirtschaftliche Umfeld wird sich 2020 zunächst spürbar aufhellen, als Folge massiv gesunkener Zinsen und stark verbesserter globaler Finan- zierungsbedingungen. Auch die temporäre Entschärfung des globalen Handelskonflikts wirkt positiv auf die Weltwirtschaft (und dient zugleich als Wahlkampfhilfe für US-Präsident Trump). Im weiteren Verlauf von 2020 drohen jedoch neue Unsicherheiten für Weltwirtschaft und Kapitalmärkte: Generell bleibt die Weltwirtschaft 2020 eher impulslos, da speziell China nur gedämpftes Wachstum zeigen wird. Europa leidet unter hartnäckigen Strukturproblemen, die inhärent wachstumsdämpfend wirken. Aus den USA sind politische Störfeuer zu erwarten, ausgehend vom anstehenden Präsidentschaftswahlkampf und akuten Problemen für Amtsinhaber Donald Trump („Impeachment“). An den Kapitalmärkten machen hohe Bewertungen und partielle Übertreibungen zahlreiche Aktienmarktsegmente anfällig für Korrekturen, zumal der Zinstrend 2020 weiter leicht ansteigen wird. Der US-Dollar dürfte sich in diesem Szenario leicht abschwächen, während der Euro gegenüber anderen Währungen leicht aufwerten kann. Gold, Immobilien und defensive Segmente der Aktienmärkte werden tendenziell unter Druck stehen, während zyklische Bereiche der Aktienmärkte und Industrierohstoffe zu den relativen Gewinnern zählen dürften. Im späteren Verlauf von 2020 könnte sich das globale Bild aber wieder deutlich verändern. Ende 2020, und mit Blick auf 2021, scheint ein erneutes Abrutschen der Weltwirtschaft denkbar, möglicherweise sogar in Rich- tung Rezession. Entscheidend dafür sind jedoch, wie schon 2019, die politischen (Trump/Handelskrieg) und geldpolitischen (Fed, EZB) Rahmenbedingungen. Insgesamt resultiert 2020 ein komplexes Umfeld, das in einzelnen Märkten und Sektoren sowohl sehr positive Entwicklungen als auch scharfe Korrekturen bringen könnte. Eine agile Anlagepolitik, die für abrupte Ver- änderungen und Trendwechsel stets offenbleibt, dürfte 2020 unbedingt erforderlich sein. Nachfolgend wird das Szenario 2020 für Weltwirtschaft und Anlagemärkte in 15 Kernthesen genauer analy- siert und definiert. FERI Investment Research / © FERI / 3
1. Weltwirtschaft schwach, aber mit temporärer Erholung Im Jahr 2019 wurde die Weltwirtschaft vor allem von steigenden Handelshemmnissen belastet, die sich in einer aus- geprägten Rezession des globalen Industriesektors niederschlugen. Eine gesamtwirtschaftliche Rezession wurde durch eine anhaltend solide Binnennachfrage in den meisten Regionen vermieden. Die absehbare moderate Erho- lung des Welthandels (siehe Punkt 2), gepaart mit deutlich verbesserten globalen Finanzierungsbedingungen, dürfte zu einem (vorläufigen) Ende der Talfahrt in der Industrie führen. Wir gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2020 mit 3,4% etwas stärker wachsen wird als 2019 (3,2%), aber spürbar unterhalb des Potenzialwachstums von etwa 3,7% bleibt. Mittel- bis langfristig rechnen wir damit, dass der weiterhin bestehende übergeordnete Abwärts- trend der Weltwirtschaft wieder an Wirksamkeit gewinnt. Die US-Präsidentschaftswahl im November 2020 könnte (unabhängig von ihrem Ausgang) zum Auslöser rezessiver Tendenzen in den USA werden, was zu einer globalen Rezession ab dem Jahr 2021 führen würde. Ein nachhaltiger Einbruch der Aktienmärkte in Antizipation einer globalen Rezession erscheint vorerst unwahr- scheinlich. Die weltweiten Aktienmärkte dürften ihren Aufwärtstrend zunächst fortsetzen – die Dynamik dieses Trends dürfte aber begrenzt und die Volatilität relativ hoch sein. In der zweiten Jahreshälfte 2020 könnte sich das Umfeld für Aktien in Antizipation einer negativen Konjunkturentwicklung deutlich eintrüben. Dieser Befund spricht (vorerst noch) für eine konstruktive Grundausrichtung, verbunden mit aktiver Bereitschaft zu selektiver Chancen- nutzung. An den Rentenmärkten werden übertriebene Risikoerwartungen und Deflationsängste abgebaut, was ten- denziell steigende Marktzinsen impliziert. Dies legt vorerst eine klare Untergewichtung von „High Quality“-Renten nahe, bevor im späteren Jahresverlauf die Langfristzinsen erneut sinken. 1. WELTWIRTSCHAFT SCHWACH, ABER MIT TEMPORÄRER ERHOLUNG Abb. 1: BIP Wachstum: Welt: Konjunktur vs.Condition Welt: Financial Finanzierungsbedingungen vs Current Activity BIP Wachstum: Welt: Konjunktur vs. Finanzierungsbedingungen FERI Prognoseländer im Vergleich FERI Prognoseländer im Vergleich - Monatswerte, BIP-gewichtet - Monatswerte - Monatswerte, - BIP-gewichtet - - 60 5,5 99 55 50 4,7 99,5 45 40 Index, invertiert 35 3,9 100 Anzahl Länder Index 30 25 3,1 100,5 20 15 2,3 101 10 Erholung plausibel 5 1,5 101,5 0 01/12 01/14 01/16 01/18 01/20 01/22 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Welt: Current Activity Index (LS) Rezession Verlangsamtes Wachstum Beschleunigtes Wachstum Welt: Financial Conditions Index (RS, BIP-gewichtet) © FERI 2 © FERI 4 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
2. Moderate Erholung des Welthandels Die Belastungen durch Zölle und andere Hemmnisse haben zu einem schrumpfenden Welthandelsvolumen geführt. Folge waren hohe Unsicherheit, negative Erwartungen, deutliche Investitionszurückhaltung und schließlich eine Rezession im globalen Industriesektor. Im Wahlkampf für die US-Präsidentschaft wird Präsident Trump den Han- delskrieg mit China wegen der absehbar negativen Auswirkungen auch auf die US-Wirtschaft nicht weiter eskalie- ren. Entsprechend dieser Logik wurden aktuell bereits moderate Annäherungen vollzogen. Eine grundsätzliche und nachhaltige Entspannung erscheint allerdings unwahrscheinlich, weil es in dieser Auseinandersetzung um eine strategische Rivalität zwischen beiden Mächten geht. Mit verbalen Eskalationen (etwa der neuerlichen Androhung von Zollanhebungen) ist auch 2020 jederzeit zu rechnen. Für die schwelenden Konflikte zwischen den USA und der EU gilt Ähnliches: Die Verhängung von Zöllen auf Importe von Autos und Teilen ist wegen der absehbar negativen Folgen für die US-Industrie und Verbraucher eher unwahrscheinlich, dürfte aber als Drohkulisse latent auf der Agenda bleiben. Auf Grundlage dieser temporären Beruhigung rechnen wir 2020 mit einer moderaten Erholung des Welthan- dels, dessen Dynamik aber deutlich hinter der vergangener Jahre zurückbleiben wird. Die temporäre Deeskalation des Handelskriegs gibt den Aktienmärkten Rückenwind und dürfte auch 2020 zunächst noch zu einer Fortsetzung des insgesamt positiven Grundtrends beitragen. Im Vorteil sind all jene Länder und Regionen, deren Exporte (nach China) einen signifikanten Anteil an der eigenen Wirtschaftsleistung ausmachen. Hierzu zählen der Euroraum (insbesondere Deutschland), Japan und diverse Schwellenländer. Auch zyklische Sektoren und Investment- Stile (Value) sollten in so einem Umfeld grundsätzlich profitieren. 2. MODERATE ERHOLUNG DES WELTHANDELS Abb. 2: World Trade Uncertainty Index Welthandel World Trade Uncertainty Index Welthandel - Quartalswerte, Quelle:www.policyuncertainty.com - Quartalswerte, Quelle:www.policyuncertainty.com - - - Jahresdurchschnittliches reales Wachstum - - Jahresdurchschnittliches reales Wachstum - 10 110 Nach Allzeithoch 100 → Beginnende Deeskalation 8 90 Welthandels- 80 erholung in 2020 6 70 60 4 Index % 50 40 2 30 Trump-Eskalation lässt Verunsicherung extrem 20 0 ansteigen 10 -2 0 Welt Schwellenländer Industrieländer 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 22 World Trade Uncertainty Index 2002 - 2008 2012 - 2018 2019 2020 2021 © FERI 3 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 5
3. Globale Notenbanken mit anhaltend expansiver Geldpolitik Die großen Notenbanken haben auf die Schwäche der Weltwirtschaft mit einer erneuten Ausweitung der Liquidi- tätsversorgung reagiert. Vorreiter war einmal mehr die US-Fed, die ihren Kurs zur Normalisierung der Geldpolitik schnell revidierte und mit mehreren Zinssenkungen wieder auf eine expansive Ausrichtung umschwenkte. Zusätz- lich hat die Fed auch ihre Politik deutlicher Bilanzausweitung reaktiviert, um drohenden Liquiditätsengpässen im Finanzsystem zu begegnen. Weitere Zinssenkungen der Fed im Jahr 2020 sind möglich, vorerst aber noch nicht klar absehbar. Auch die EZB wird unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde auf Jahre hinaus keine Anhebung ihres Leitzinses vornehmen. Stattdessen verlängert die EZB ihre Q.E.-Politik durch Wiederaufnahme der Käufe von Wertpapieren auf unbestimmte Zeit und ist darüber hinaus prinzipiell bereit, den Einlagenzins der Banken noch weiter in den negativen Bereich abzusenken. Analog setzt auch die Bank of Japan ihre extrem expansive Geldpolitik vorerst weiter fort. Marktteilnehmer bewerten die expansive globale Geldpolitik als „Versicherung“ gegen größere Risiken und Unwäg- barkeiten. Damit unterstützt die Geldpolitik die Entwicklung an den Aktienmärkten, da die Risikoneigung der Investo- ren zunimmt. Entsprechend ihrer aktuellen Ausrichtung bleiben die globalen Notenbanken auch 2020 ein wichtiger Marktstabilisator. Allerdings besteht zunehmend die Gefahr überzogener Erwartungen und damit eines gewissen Enttäuschungspotenzials. Darüber hinaus setzt sich immer mehr die Erkenntnis einer Überforderung der Geldpolitik durch, was die Fiskalpolitik künftig wieder stärker in den Fokus rückt. Angesichts knapper staatlicher Budgets werden Bestrebungen zu einer stärkeren „Verschränkung“ von Geld- und Fiskalpolitik zunehmen (mit möglicherweise sehr gefährlichen Langfristfolgen; vgl. dazu auch unter „Grey Swan“-Szenarien). 3. GLOBALE NOTENBANKEN MIT ANHALTEND EXPANSIVER GELDPOLITIK Abb. 3: Welt: „Globaler Leitzins“ US Leitzins & Prognose vs. Markterwartungen Welt:BIP-gewichtet, - Monatswerte, „Globaler Leitzins“ exkl. TUR und ARG - US Leitzins & Prognose vs. Markterwartungen - Tageswerte - - Monatswerte, BIP-gewichtet, exkl. TUR und ARG - - Tageswerte - 3,8 3,5% 2019: Fed beugt sich dem Marktdruck → 2020: Märkte erwarten noch 3,6 mindestens einen Zinsschritt 3,0% 3,4 3,2 2,5% % p.a. in % 3,0 2,0% 2,8 Welt-Leitzins auf 1,5% 2,6 Krisenniveaus •FOMC September 2019 •FOMC December 2018 2,4 1,0% 01/09 01/11 01/13 01/15 01/17 01/19 01/21 18 19 20 21 22 Globaler Leitzins (BIP-Gewichtet) Effective Federal Funds Rate Fed Funds Futures Implied Rate © FERI 4 © FERI 6 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
4. Anhaltend niedrige Inflation, temporär moderater Zinsanstieg Seit Jahren ist die Weltwirtschaft durch eine sehr moderate Inflationstendenz geprägt. Selbst in Zeiten der Hoch- konjunktur sorgen strukturelle Faktoren wie die Digitalisierung, der weltweite Wettbewerb und das niedrige Produk- tivitätswachstum für anhaltenden Abwärtsdruck auf das Preisniveau. Auch in der 2020 zu erwartenden temporären Erholung der weltweiten Konjunktur ist nicht mit dem Überschreiten kritischer Inflationsschwellen zu rechnen. Eine Änderung dieses Gesamtbildes könnte erst (in längerfristiger Perspektive) durch eine Eskalation des Handelskriegs und eine global zunehmend expansive Fiskalpolitik bewirkt werden. Der aktuelle Wiederanstieg der Langfristzinsen ist deshalb nicht strukturell und bleibt auf die Korrektur vorheriger Übertreibungen begrenzt. Im Einklang mit dem erwarteten Konjunkturszenario könnte 2020 der Zins für 10-jährige US-Staatsanleihen wieder auf rund 2% steigen, hingegen dürfte die Rendite europäischer Staatsanleihen die Null-Linie kaum überschreiten. Im späteren Jahresver- lauf sind erneut sinkende Langfristzinsen zu erwarten, als Reaktion auf dann wieder zunehmende Konjunkturrisiken. Anlagen in den globalen Rentenmärkten, vor allem langlaufende Anleihen von Ländern erstklassiger Bonität, erschei- nen vorerst relativ unattraktiv. Im Laufe des Jahres 2020 könnten sich aber günstige Einstiegsmöglichkeiten bieten, wenn vorherige Übertreibungen korrigiert wurden und sich die konjunkturellen Aussichten wieder eintrüben. An der strukturellen Problematik sehr tiefer Zinsen bei europäischen Qualitätsanleihen (z.B. Bunds) wird sich auf absehbare Zeit nur wenig ändern. Daher bleiben die langfristigen Renditeerwartungen in diesem Segment nominal tief und unter Berücksichtigung von Inflation und Steuern sogar negativ. 4. ANHALTEND NIEDRIGE INFLATION, MODERAT STEIGENDE ZINSTENDENZ Abb. 4: USA und Euroraum: Kerninflation Langfristzinsen - USA und Deutschland USA und Euroraum: Kerninflation Langfristzinsen - USA und Deutschland - -Monatswerte Monatswerte - - - Rendite 10-jähriger Staatsanleihen, Monatswerte - - Rendite 10-jähriger Staatsanleihen, Monatswerte - 2,5 3,5 2,3 3,0 2,1 2,5 1,9 2,0 Auch 2020 bleibt die 1,7 Inflation verhalten J/J, % 1,5 1,5 Zinsen 2020 mit % 1,0 leichten Anstiegen 1,3 0,5 1,1 0,0 0,9 0,7 -0,5 0,5 -1,0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2015 2017 2019 USA Euroraum USA DEU © FERI 5 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 7
5. Temporäre Tendenz zu schwächerem US-Dollar Eine temporäre weltwirtschaftliche Erholung könnte ein Ende der bislang anhaltenden Dollarstärke einleiten, da sich die Wachstumsdifferenzen zwischen den USA und anderen Regionen verringern und auch die (Leit-)Zinsdiffe- renzen weiter abnehmen sollten. Ein weiterer Faktor sind stark ansteigende US-Budgetdefizite, auch als Folge der unsolide finanzierten US-Steuerreform: Dies erfordert eine dauerhaft erhöhte Emission von US-Staatsanleihen, was den Dollar ebenfalls belasten dürfte. Im späteren Jahresverlauf könnte die Erwartung einer erneuten weltweiten Konjunktureintrübung globale Kapitalströme in „sichere Anlagen“ wie US-Staatsanleihen begünstigen und damit den US-Dollar wieder attraktiver machen. Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor liegt in den US-Präsidentschafts- wahlen, deren Ausgang auch an den Devisenmärkten im Gesamtjahr 2020 laufend antizipiert und bewertet werden wird (vgl. dazu auch unter „Grey Swan“-Szenarien). Aufgrund der temporären weltwirtschaftlichen Stabilisierung erscheint eine Abschwächung oder Umkehr des bisherigen Dollar-Trends plausibel. Speziell in Relation zum Euro hat der USD mittlerweile eine hohe Bewertung aufgebaut, die sich abrupt umkehren könnte. Aufkommende Alternativszenarien, die im späteren Verlauf von 2020 wieder einen stärkeren Dollar begünstigen könnten, sollten dennoch nicht vernachlässigt werden. Zusätzliche Volatilität könnten auch wechselhafte Markterwartungen hinsichtlich der US-Präsidentschaftswahl auslösen. Global agierende Investoren sollten deshalb 2020 ein agiles Währungsmanagement verfolgen. 5. TENDENZ ZU SCHWÄCHEREM US-DOLLAR Abb. 5: Differenz Leitzinsen EZB und Fed vs. EUR/USD Globale US-Dollar Liquidität vs. EUR/USD Differenz Leitzinsen - Monats- EZBTagesdaten und und Fed vs.- EUR/USD Globale US-Dollar Liquidität vs. - Monatswerte - EUR/USD - Monats- und Tageswerte - - Monatswerte - 4 1,62 30 1,64 3 1,53 25 1,56 2 1,44 20 1,48 1 1,35 15 1,40 Zinsdifferenz EUR/USD EUR/USD J/J, % 0 1,26 10 1,32 -1 1,17 5 1,24 -2 1,08 0 1,16 -3 Abnehmende Leitzinsdifferenz 0,99 -5 1,08 spricht für EUR-Aufwertung Steigendes USD- Angebot spricht für Dollar-Abschwächung -4 0,90 -10 1,00 06/06 06/09 06/12 06/15 06/18 06/21 06 08 10 12 14 16 18 20 22 Leitzins: EZB-Fed EUR/USD (rhs) USD Liquidity (YoY%) EUR/USD (rhs) © FERI 6 © FERI 8 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
6. Politische Unsicherheiten und latente „Event Risks“ Im Vergleich zu 2019 – mit den komplexen Themen Iran, Brexit, Italien, Handelskrieg USA-China – erscheinen geo- politische Risiken im kommenden Jahr leicht reduziert. Viele der genannten Probleme haben sich zwischenzeitlich entspannt oder in ihrer Bedeutung reduziert. Dennoch bleibt die globale Lage volatil, nicht zuletzt als Folge des Risiko- faktors „Trump“: Die Trump-Regierung dürfte zwar ihre aggressive Handelspolitik temporär abmildern, nicht aber im Grundsatz beenden. Zudem könnte Donald Trump (im Fall innenpolitischer Bedrängnis) außenpolitische Themen gezielt verschärfen, um sich dem US-Wähler als starker Anführer zu präsentieren. Insbesondere die ungelösten Kon- flikte im Nahen Osten (Iran) erzeugen anhaltende Unsicherheit und bergen, angesichts der generellen Unberechen- barkeit von Donald Trump, das Risiko plötzlicher Eskalation. Im Kontext latenter Ereignisrisiken („Event Risks“) ist auch das anstehende „Impeachment“-Verfahren gegen Donald Trump relevant, das nicht nur die politische Stabilität der USA bedrohen, sondern Trump auch zu extrem erratischen Handlungen veranlassen könnte (Innen-/Außenpolitik). Generell dürfte die Wahrscheinlichkeit politisch motivierter „Event Risks“ 2020 latent hoch bleiben, speziell mit Blick auf den „Risikofaktor USA“ (vgl. dazu auch das „Grey Swan“-Alternativszenario 1). Harte politische Konflikte sowie die Frage eines möglichen Regierungswechsels könnten intensive Neubewertungen und erratische Marktbewegungen auslösen. Die Anlagepolitik wird damit zwar anfälliger für temporäre Ereignisrisiken, diese können aber im Einzelfall auch attraktive Opportunitäten bieten. Eine strategische – wenngleich reduzierte – Gold-Position als „Risiko-Hedge“ scheint vor dem generellen Hintergrund weiter angebracht. Auch Öl-Investments können in diesem Umfeld taktische Chancen bieten, jedoch mit geringerer Berechenbarkeit (vgl. dazu auch die Punkte 14 & 15). 6. POLITISCHE UNSICHERHEITEN UND LATENTE „EVENT RISKS“ Abb. 6: Risk Map 2020: (Geo-)Politik häufig wichtiger Risikotreiber Risk Map 2020: (Geo-)Politik - Risikoszenarien häufig wichtiger Risikotreiber im „Probability-Impact“-Diagramm - - Risikoszenarien im „Probability-Impact“-Diagramm - USA: Trump-Eskalation JPN vs. KOR: deutliche Eskalationen USA-China Handelskrieg 2.0 Relative Wahrschenlichkeit Syrien-Eskalation Globale Handelskonflikte Inflation-Scare Renten-Crash (v.a. USA) Konflikt im CHN: Eskalation vs. Südchinesischen Globale UKR-RUS-Eskalation TWN o. HKG Trump-Impeachment Meer Rezession Globaler Credit Event IRN (vs. SAR): E. Warren wird "BREXIT-Drama" ohne Ende Eskalation/Krieg US-Präsidentin Großflächige EmMa/CHN-Krise Neuer Kalter Krieg: USA vs. CHN/RUS Auswirkung auf den globalen Aktienmarkt © FERI 7 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 9
7. USA: Abschwächung der Wachstumsdynamik, vorerst keine Rezession Die US-Wirtschaft befindet sich derzeit ebenfalls im Abstieg vom Konjunkturgipfel. Die sehr niedrige Arbeitslosig- keit (Arbeitslosenquote von weniger als 4%), moderat steigende Einkommen, günstige Finanzierungsbedingungen, positive Impulse für den Häusermarkt und eine anhaltend expansive Fiskalpolitik sorgen für eine weiterhin positive Inlandsnachfrage. Die Ausrüstungsinvestitionen und der Export leiden dagegen unter den von der eigenen Handels- politik verursachten außenwirtschaftlichen Belastungen. Die Bauinvestitionen dürften infolge einer Erholung der Immobilienmärkte auf der Grundlage niedrigerer Zinsen wieder anziehen. Die Geldpolitik bleibt bis auf weiteres expansiv ausgerichtet. Da kaum grundlegende Ungleichgewichte in der amerikanischen Wirtschaft zu erkennen sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Jahr 2020 zwar eher gering. Sie könnte sich aber nach der Präsident- schaftswahl im November deutlich erhöhen: Dies gilt bei einer Wiederwahl Trumps vor allem wegen der (mutmaß- lich) erneut eskalierenden Konflikte mit China; im Falle der Wahl eines Demokraten (mit ausgeprägt linksorientierter Wirtschaftspolitik) aufgrund steigender Unsicherheiten und möglicherweise deutlich zunehmender Belastungen für die US-Wirtschaft. US-Aktien wurden 2019 durch das anhaltend robuste Wachstum und die zunehmend expansive Ausrichtung der Geldpolitik unterstützt. Hohe Bewertungsniveaus, ein verlangsamtes Gewinnwachstum der Unternehmen und die allmählich abnehmende Wachstumsdynamik machen es sehr wahrscheinlich, dass die relative Dominanz von US-Aktien zum Rest der Welt auslaufen wird. Im Fall weiter steigender Zinsen (vgl. Punkt 4) würden speziell hoch- kapitalisierte Wachstumsaktien (u.a. Internet-/Technologiewerte) unter Druck stehen. Die hohen Bewertungen impli- zieren zudem unterdurchschnittliche langfristige Renditeerwartungen für US-Aktien. 7. 7. USA: USA: ABSCHWÄCHUNG ABSCHWÄCHUNG DER DER WACHSTUMSDYNAMIK, WACHSTUMSDYNAMIK, VORERST VORERST KEINE KEINE REZESSION REZESSION Abb. 7: MSCI: MSCI USAUSA (LC) (LC) USA: BIP-Wachstum USA: BIP-Wachstum MSCI USA (LC) USA: BIP-Wachstum 13.400 1,0 13.400 1,0 Potenzialwachstum 12.600 Potenzialwachstum 2019: 2,3% 0,8 2019: 12.600 0,8 2020: 2,3% 1,7% 2020: 1,7% based 11.800 Index,LCLCbased 11.800 0,6 positiv… 0,6 Q/Q,%% 11.000 positiv… 11.000 0,4 Q/Q, 0,4 Index, 10.200 10.200 0,2 9.400 0,2 9.400 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 0,0 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 0,0 MSCI USA (LC) 200 Days Short-Term 2015 2016 2017 2018 2019 2020 MSCI USA (LC) 200 Days Short-Term 2015 2016 2017 2018 2019 2020 MSCI: MSCI: USA vs. World USA vs. World USA: USA:Stundenlöhne Stundenlöhne MSCI: USA vs. World USA: Stundenlöhne 122 4,0 122 4,0 121 Inflationsrisiken 121 3,5 Inflationsrisiken 3,5 (vorerst) begrenzt based 120 (vorerst) begrenzt Index,LCLCbased 120 3,0 …aber relativer 3,0 119 J/J,%% 119 …aber relativer Trend in Gefahr Trend in Gefahr 2,5 2,5 J/J, Index, 118 118 2,0 117 2,0 3-Monats-Durchschnitt 117 3-Monats-Durchschnitt 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 1,5 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 1,5 MSCI USA vs. World (LC) 200 Days Short-Term 2009 2011 2013 2015 2017 2019 MSCI USA vs. World (LC) 200 Days Short-Term 2009 2011 2013 2015 2017 2019 © FERI 8 © FERI 8 © FERI 10 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
8. China: Fortgesetzte Abschwächung der Wachstumsdynamik Der Wachstumspfad Chinas wird sich weiter graduell verlangsamen, bleibt jedoch in einem grundsätzlich geordneten Rahmen. Die bisherige geld- und fiskalpolitische Stimulierung seitens der chinesischen Regierung war vor allem darauf angelegt, den Konjunkturverlauf zu stabilisieren und negative Auswirkungen des Handelskriegs mit den USA abzufedern. Das übergeordnete Ziel, der Entstehung neuer Ungleichgewichte vorzubeugen, wurde jedoch nicht auf- gegeben und eine anhaltende Abschwächung der Wachstumsdynamik somit billigend in Kauf genommen. Vorerst dürfte die (temporäre) Entspannung im Handelsstreit – in Verbindung mit weiteren Maßnahmen – zu einer Stabili- sierung der Binnenkonjunktur beitragen. Mittel- bis langfristig dürfte sich der Konflikt jedoch erneut verschärfen, als Folge einer ausgeprägten strategischen Rivalität zwischen der bisher einzigen Supermacht USA und der auf- strebenden Supermacht China. Die daraus resultierenden negativen Effekte, die kleiner werdenden Spielräume für zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen und das gewollte Zurückdrängen entstandener Ungleichgewichte dürften dazu führen, dass die Wachstumsdynamik Chinas im Laufe des Jahres 2020 unter die 6%-Marke sinkt. Von China gehen damit vorerst keine wesentlichen Positiv-Impulse für die Weltwirtschaft aus, das Risiko negativer Impulse ist hingegen mittelfristig signifikant. Die temporäre Beruhigung im Konflikt mit den USA und die punktuelle Stützung der Konjunktur durch die chinesische Führung könnten angesichts günstiger Bewertungen eine gute Einstiegsmöglichkeit für chinesische Aktien bieten. Strategisch sind chinesische Unternehmen speziell in den Bereichen Technologie, E-Commerce und K.I. attraktiv. Grundsätzlich setzen Anlagen in China jedoch eine hohe Risikobereitschaft voraus. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des strategischen Konfliktpotentials im Verhältnis zu den USA. 8. 8. CHINA: CHINA: FORTGESETZTE FORTGESETZTE ABSCHWÄCHUNG ABSCHWÄCHUNG DER DER WACHSTUMSDYNAMIK WACHSTUMSDYNAMIK Abb. 8: CHN:Wachstumsbeiträge CHN: Wachstumsbeiträge BIP-Komponenten BIP-Komponenten CHN:HSCEI CHN: HSCEI CHN: Wachstumsbeiträge BIP-Komponenten -- Quartalswerte - CHN: HSCEI Quartalswerte - Quartalswerte - - 12.000 12.000 Handelskonflikt deeskaliert 10 Handelskonflikt deeskaliert → Positivtrend möglich 10 11.250 → Positivtrend möglich 2019: 6,2% 11.250 2019: 6,2% 2020: 6,0% CNY 2020: 6,0% 10.500 CNY 8 10.500 8 9.750 9.750 6 9.000 6 9.00001/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 01/19 Hang 03/19Enterprises Seng China 05/19 Index 07/19 09/19 200 Days 11/19 01/20 Short-Term %% Hang Seng China Enterprises Index 200 Days Short-Term 4 4 CHN: Währung CHN: Währung CHN: Währung 2 6,6 2 6,6 6,8 inverted 6,8 inverted 0 7,0 0 7,0 Schwächetendenz USD-CNY, Schwächetendenz vorerst gestoppt USD-CNY, 7,2 vorerst gestoppt -2 7,2 -2 2015 2016 2017 2018 2019 2020 7,4 2015 2016 2017 2018 2019 2020 7,401/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 Konsum Investitionen Außenbeitrag Prognose 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 Konsum Investitionen Außenbeitrag Prognose USD-CNY 200 Days Short-Term USD-CNY 200 Days Short-Term © FERI 9 © FERI 9 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 11
9. Euroraum: Moderate konjunkturelle Erholung Wegen der hohen Exportorientierung und insbesondere einer signifikanten Abhängigkeit von China wurde 2019 der Euroraum durch das ungünstige außenwirtschaftliche Umfeld in besonderem Maße belastet. Verschärfend wirkten zudem die anhaltende Brexit-Unsicherheit sowie ein ausgeprägt negatives Rahmenszenario im Bereich der Auto- mobilindustrie. Ergebnis war eine (aktuell noch anhaltende) Rezession des Industriesektors. Die erwartete Stabili- sierung des Welthandels dürfte sich 2020 in einer Verbesserung der Stimmung und nachfolgend auch einem Ende der Talfahrt der Industrie niederschlagen. Auch ist die Binnennachfrage im Euroraum dank sinkender Arbeitslosen- quoten, steigender Einkommen und höherer Staatsausgaben positiv. Die weiter stark expansiv ausgerichtete Geld- politik der EZB wirkt ebenfalls unterstützend, auch wenn deren realwirtschaftliche Effekte inzwischen deutlich verblassen. Als Folge dieser Faktoren dürfte die Wachstumsdynamik im Euroraum ab Jahresbeginn 2020 moderat zunehmen, jedoch unterhalb des Potenzialwachstums bleiben. Eine tendenziell expansivere Fiskalpolitik stützt die Inlandsnachfrage, birgt aber die Gefahr erneuter Konflikte um die Verschuldung der Euroländer. Im Mittelpunkt stünde dabei weiter Italien, dessen Gesamtverschuldung mit rund 130% des BIP auf Dauer nicht tragfähig ist. Die mutmaßliche Erholung des Welthandels beseitigt 2020 eine wichtige Ursache für die bisherige Underperfor- mance europäischer Aktien. Ein geordnet ablaufender Brexit würde in die gleiche Richtung wirken. Europäische Aktien erscheinen deshalb 2020 strategisch attraktiv und haben Potenzial für eine im Vergleich zum Weltindex bessere Per- formance, auch aufgrund günstiger Bewertungen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf exportorientierte Werte und Länder sowie zuletzt stark gedrückte Sektoren (Automobilbau, Banken). Europäische Renten werden hingegen den Großteil des Anlagejahres 2020 unattraktiv bleiben. Sie haben zuvor extrem pessimistische Wachstumserwartungen eingepreist (Negativzinsen) und stehen bei aufgehellten Konjunkturperspektiven tendenziell unter Druck. 9. EURORAUM: 9. EURORAUM: MODERATE MODERATE KONJUNKTURELLE KONJUNKTURELLE ERHOLUNG ERHOLUNG Abb. 9: EWU: EWU: BIPBIP EWU-Renten: EWU-Renten:Korrekturen haben Korrekturen haben begonnen begonnen EWU: BIP EWU-Renten: Korrekturen - Tageswerte, haben ausgewählte begonnen Länder - 1,0 - Tageswerte, - Tageswerte,ausgewählte Länder ausgewählte Länder - - 1,0 Durchschnitt seit Q1/13 Durchschnitt seit Q1/13 2019: 1,1% 1,2% 0,8 2019: 2020: 1,1% 1,2% 1,2% 0,8 2020: 1,2% EWU-Renten bleiben 1,0% EWU-Renten bleiben korrekturanfällig %% 0,6 1,0% korrekturanfällig 0,6 Q/Q, Q/Q, 0,4 0,8% 0,4 0,8% Yieldinin%% 0,2 0,6% 0,2 0,6% 0,0 0,4% BondYield 0,0 0,4% 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Gov.Bond 0,2% 0,2% MSCI: EWU MSCI: EWUvs.vs. World World 10yGov. MSCI: EWU vs. World 0,0% 82 0,0% 82 EWU-Aktien 10y IV EWU-Aktien mit Comeback -0,2% NNE EGGAAT TI V mit Comeback -0,2% 80 based 80 -0,4% based -0,4% LCLC 78 -0,6% Index, 78 -0,6% Index, -0,8% 76 -0,8% 76 01/18 05/18 09/18 01/19 05/19 09/19 01/20 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 01/18 05/18 09/18 01/19 05/19 09/19 01/20 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 MSCI EWU vs. World (LC) 200 Days Short-Term DEU FRA AUT NLD BEL MSCI EWU vs. World (LC) 200 Days Short-Term DEU FRA AUT NLD BEL © FERI 10 © FERI 10 © FERI 12 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
10. Deutschland: Konjunkturelle Erholung, aber anhaltende Strukturkrise Die deutsche Wirtschaft hat 2019 unter negativen weltwirtschaftlichen Einflüssen sowie branchen-spezifischen Problemen (Automobilbau) besonders stark gelitten. Umgekehrt hat Deutschland im Falle einer weltweiten Belebung 2020, nicht zuletzt wegen der auch innerhalb des Euroraums besonders starken Exportorientierung, signifikantes Erholungspotenzial. Bremsend wirkt sich allerdings die immer klarer zutage tretende Strukturkrise der deutschen Wirtschaft aus. Der deutliche Anstieg der Lohnstückkosten bedeutet einen fortwährenden schleichenden Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Die Automobilindustrie könnte infolge neuer Antriebstechniken und Mobili- tätskonzepte langfristig an Bedeutung für die Gesamtwirtschaft verlieren, mit negativen Auswirkungen auf andere wichtige Branchen wie Maschinenbau und Elektroindustrie. Auch in Zukunftsfeldern wie Digitalisierung oder leis- tungsfähigen Datennetzen weist Deutschland erhebliche Schwächen auf und verzögert den Aufbau notwendiger Infrastruktur. Eine schnelle Lösung dieser Probleme ist, auch wegen des geringen Ambitionsniveaus der Politik, vorerst nicht zu erwarten. Deutsche Aktien gehören aufgrund ihrer ausgeprägten Zyklizität zu den Gewinnern einer weltwirtschaftlichen Erholung. Dieses Bild wurde im Spätjahr 2019 an den Finanzmärkten bereits teilweise antizipiert, könnte sich aber auch 2020 noch weiter fortsetzen. Zugleich muss aber stärker als bisher auf eine gezielte Sektorenauswahl geachtet werden, insbesondere mit Blick auf erneute konjunkturelle Risiken im weiteren Verlauf von 2020. 10. 10. DEUTSCHLAND: DEUTSCHLAND: KONJUNKTURELLE KONJUNKTURELLE ERHOLUNG, ERHOLUNG, ABER ABER ANHALTENDE ANHALTENDE STRUKTURKRISE STRUKTURKRISE Abb. 10: DEU: DEU: ZEW-Analyse ZEW-Analyse DEU DEUund undEWU: EWU: Lohnstückkosten Lohnstückkosten DEU: ZEW-Analyse DEU - und EWU: Lohnstückkosten Saisonbereinigte Quartalswerte - 150 100 - saisonbereinigte Quartalswerte - Saisonbereinigte Quartalswerte - - 150 100 100 70 135 yoy 135 neutral 100 70 Ab 2010 deutliche Abnahme der relativen Veränderung,yoy Index,0 0= =neutral 50 40 Ab 2010 deutliche Abnahme der relativen 50 40 Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ggü. Abs.Veränderung, 130 Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ggü. 0 10 130 Rest der EWU 0 10 Rest der EWU -50 -20 -50 -20 125 Index, Erholung 2020 125 -100 Erholung -50 -100 plausibel 2020 -50 plausibel Abs. -150 -80 120 100 -150 -80 120 Q1/2002= =100 09 11 13 15 17 19 21 23 09 11 13 15 17 19 21 23 ZEW Coincident Indicator DYOY ZEW Leading Indicator (6M Adv., rhs) 115 ZEW Coincident Indicator DYOY ZEW Leading Indicator (6M Adv., rhs) 115 Index,Q1/2002 DEU: Industrieproduktion 110 DEU: DEU:Industrieproduktion Industrieproduktion 110 Index, 10 10 105 105 5 5 100 0 100 J/J,%% 0 95 J/J, -5 Bodenbildung -5 Bodenbildung 95 Agenda 2010 Reformen führen zum Sonstige Industriebranchen Agenda 2010 Reformen führen zum -10 Sonstige Industriebranchen Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit -10 90 Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit Autoindustrie 90 -15 Autoindustrie 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 -15 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2017 2018 2019 EWU o. DEU DEU 2017 2018 2019 EWU o. DEU DEU © FERI 11 © FERI 11 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 13
11. Großbritannien: Geordneter Brexit wahrscheinlich Für das Vereinigte Königreich zeichnet sich, trotz anhaltender Unklarheiten, ein geordneter Austritt des Landes aus der EU Anfang des Jahres 2020 ab. Die Beseitigung der bisher auf dem Land lastenden Unsicherheiten hätte eine temporäre Erholung der britischen Wirtschaft zur Folge, die vor allem wegen aufgestauter Investitionsnachfrage spürbar stärker ausfallen könnte als für den Euroraum. Gedämpft wird das Wachstum allerdings von der weiterhin ungelösten Frage nach der künftigen Gestaltung der Wirtschaftsbeziehungen zur EU. Da nach derzeitigem Stand bis Ende des Jahres 2020 dazu ein entsprechender Vertrag ausgehandelt werden müsste, birgt dieses Thema (einschließ- lich der notwendigen Fristverlängerung) Zündstoff für neue politische Unsicherheiten im Jahresverlauf. Das britische Pfund hat im Falle eines geordneten Austritts des Landes aus der EU erhebliches Aufwertungspotenzial sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar; dieses „Upside“ wird allerdings von den Finanzmärkten schon jetzt par- tiell antizipiert. Da der Brexit deutliche Bremsspuren in der britischen Wirtschaft hinterlassen wird, dürften speziell Aktien mit Fokus auf die Binnenwirtschaft eher schwach tendieren. Unterstützung kommt allerdings von der briti- schen Notenbank (BoE), die das britische Finanzsystem weiterhin massiv stützt. Zudem dürften 2020 auch britische Aktien von einer global verbesserten Konjunkturlage profitieren. Generell wird die Entwicklung britischer Aktien mehr von globalen Faktoren bestimmt, da zahlreiche Sektoren global aufgestellte Unternehmen repräsentieren. 11. 11. GROßBRITANNIEN: GROßBRITANNIEN: GEORDNETER GEORDNETER BREXIT BREXIT WAHRSCHEINLICH WAHRSCHEINLICH Abb. 11: GBR: Investitionen GBR: BIP GBR: Investitionen GBR: BIP - saisonbereinigte Quartalswerte - GBR: Investitionen GBR: BIP - Saisonbereinigte Quartalswerte - - Saisonbereinigte Quartalswerte - 0,8 - Saisonbereinigte Quartalswerte - 0,8 2019: 1,3% / 2020: 1,5% 0,6 2019: 1,3% / 2020: 1,5% 3,0 0,6 3,0 0,4 0,4 0,2 %% 2,5 2020: Entladung des Investitionsstaus, 2,5 0,2 Q/Q, 2020:BREXIT-Verunsicherung Entladung des Investitionsstaus, 0,0 Q/Q, falls aufgelöst 2,0 falls BREXIT-Verunsicherung aufgelöst 0,0 2020: solides Wachstum, falls BREXIT- 2,0 -0,2 2020: solides Wachstum, -0,2 Verunsicherung aufgelöstfalls BREXIT- -0,4 Verunsicherung aufgelöst 1,5 -0,4 2015 1,5 2016 2017 2018 2019 2020 2015 2016 2017 2018 2019 2020 1,0 Durchschnitt seit Q2/11 1,0 Durchschnitt seit Q2/11 Q/Q, Q/Q, %% 0,5 GBP GBP 0,5 GBP 0,85 0,0 0,85 0,0 0,87 inverted 0,87 inverted -0,5 0,89 -0,5 0,89 0,91 Märkte erwarten EUR-GBP, -1,0 0,91 MärkteHard-Brexit erwarten EUR-GBP, -1,0 Seit Ende-2016 Investitionsstau keinen Seit Ende-2016 Investitionsstau → BREXIT-Verunsicherung 0,93 keinen Hard-Brexit -1,5 → BREXIT-Verunsicherung 0,93 -1,5 0,95 2015 2016 2017 2018 2019 0,95 2015 2016 2017 2018 2019 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 Soft-Brexit-Szeanario Durchschnitt seit Q2/11 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 Soft-Brexit-Szeanario Durchschnitt seit Q2/11 EUR-GBP 200 Days Short-Term EUR-GBP 200 Days Short-Term © FERI 12 © FERI 12 © FERI 14 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
12. Japan: Moderate Wachstumsaussichten bei anhaltend expansiver Geldpolitik Dank einer fortgesetzt expansiven Fiskal- und vor allem Geldpolitik wächst die japanische Wirtschaft mit moderat positiven Raten, was sich im Jahr 2020 fortsetzen sollte. Dass die von uns erwartete Jahreswachstumsrate von 0,3% sehr gering ausfällt, liegt am negativen Basiseffekt, der sich aus dem wahrscheinlichen Rückgang der Wirtschafts- leistung im vierten Quartal 2019 aufgrund der Anhebung der Mehrwertsteuer ergibt. Mitentscheidend für die ins- gesamt positive Wirtschaftsentwicklung ist die massiv expansive Geldpolitik der Bank of Japan, die das wirtschafts- politische Programm der Regierung („Abenomics“) großzügig finanziert und mit einer Nullzins-Politik absichert. Japan gehört außerdem zu den Ländern, die von einer Erholung des Welthandels mit am stärksten profitieren sollten. Voraussetzung wäre allerdings eine Normalisierung der Handelsbeziehungen zu Korea, was überwiegend in der Hand der japanischen Regierung liegt. Langfristig bergen die demographische Entwicklung und die exorbitant hohe Staatsverschuldung hohe Risiken, falls keine strukturellen Gegenmaßnahmen erfolgen. Die für 2020 leicht aufgehellten konjunkturellen Perspektiven dürften japanische Aktien beflügeln. Eine graduelle Abschwächung des bisher festen Yen – als Folge global sinkender Risikoaversion – wäre ein weiterer Treiber für den Aktienmarkt. Mögliche Belastungen könnten aus einer erneuten Verschlechterung des Welthandels und/oder einer deutlich schwächeren Konjunktur in China resultieren. 12. JAPAN: 12. JAPAN: MODERATE MODERATE WACHSTUMSAUSSICHTEN WACHSTUMSAUSSICHTEN BEI BEI ANHALTEND ANHALTEND EXPANSIVER GELDPOLITIK EXPANSIVER GELDPOLITIK Abb. 12: JPN: BIP JPN: Zentralbank-Aktiva JPN: BIP JPN: BIP - in % des JPN: BIP und Zentralbank-Aktiva JPN:absolut Zentralbank-Aktiva (indexiert), Wochenwerte - 1,5 - in % des BIP und absolut (indexiert), Wochenwerte - - in % des BIP und absolut (indexiert), Wochenwerte - 1,5 2019: 1,0% 1,0 2019: 1,0% 125% 580 1,0 2020: 0,3% 125% 580 2020: 0,3% 0,5 Q/Q,%% 0,5 110% 510 Q/Q, 0,0 0,0 110% 510 -0,5 -0,5 95% 440 -1,0 95% 440 -1,0 2007 2015 2016 2017 2018 2019 2020 BIP 100= =2007 2015 2016 2017 2018 2019 2020 desBIP Durchschnitt seit Q2/11 80% 370 Durchschnitt seit Q2/11 80% 370 inin%%des Index,100 MSCI: MSCI: JPNJPN vs. Welt vs. Welt 65% 300 MSCI: JPN vs. Welt 65% 300 Index, 110 110 JPN-Aktien 105 105 JPN-Aktien 50% 230 mit Comeback mit Comeback 50% 230 based Index,LCLCbased 100 100 Massive Ausweitung der 35% Massive Ausweitung der 160 95 35% Notenbankbilanz 160 95 Notenbankbilanz (Q.E.) (Q.E.) Index, 90 90 20% 90 85 20% 90 85 07 09 11 13 15 17 19 21 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 07 09 11 13 15 17 19 21 01/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 Bilanz BoJ (in % des BIP) Bilanz BoJ (indexiert, r.) MSCI JPN vs. World (LC) 200 Days Short-Term Short-Term Bilanz BoJ (in % des BIP) Bilanz BoJ (indexiert, r.) MSCI JPN vs. World (LC) 200 Days © FERI 13 © FERI 13 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 15
13. Emerging Markets: Heterogene Entwicklung Eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in China und eine Erholung des Welthandels würden die wirtschaft- liche Entwicklung der Schwellenländer deutlich begünstigen. Ein damit verbundener schwächerer Dollar (vgl. Punkt 5) – als relative Aufwertung der Währungen der Schwellenländer – würde zwar die positiven Effekte auf die Exportaussichten teilweise konterkarieren, hätte gleichzeitig aber einen Stabilisierungseffekt auf die zum Teil hoch- verschuldeten Unternehmen und böte größere Möglichkeiten für eine expansive Geldpolitik. Für eine Reihe von Schwellenländern rechnen wir mit einer im Vergleich zu 2019 leicht anziehenden Wachstumsdynamik. Das gilt für die Schwergewichte Indien und Brasilien sowie in abgeschwächter Form auch für Russland. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin Länder mit einer anhaltend fragilen Lage, speziell Argentinien und die Türkei. Sowohl Aktien als auch (Staats-)Anleihen der Schwellenländer bieten 2020 punktuell Potenzial für einen strategi- schen Wiedereinstieg. Graduelle Erholungen der teils stark gedrückten Währungen erhöhen 2020 das mögliche Renditepotential. Da Schwellenländer hinsichtlich ihrer ökonomischen Risiken und Sensitivitäten sehr heterogene Profile aufweisen, ist jedoch eine gezielte Differenzierung zwischen einzelnen Ländern, und folglich ein aktiver und selektiver Investmentansatz, unabdingbar. 13. EMERGING MARKETS: HETEROGENE ENTWICKLUNG Abb. 13: Schwellenländer: BIP-Wachstum Schwellenländer: BIP-Wachstum - Jahreswerte - - Jahreswerte - 8 In Osteuropa dominieren die Abschwächungstendenzen 6 LatAm mit politischen Krisen 4 → Argentinien in Rezession J/J, % 2 0 Erholung in Asien klarer relativer Wachstumsführer TUR und ZAF -2 → Indien mit Wachstumsbeschleunigung -4 BRA ARG CHL MEX CHN THA IND IDN MYS PHL ZAF TUR POL HUN CZE RUS 2019 2020 © FERI 14 © FERI 16 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
14. Rohstoffe: Selektiv begrenztes Aufwärtspotenzial Die erwartete Aufhellung der weltwirtschaftlichen Lage impliziert einen verbesserten Ausblick für konjunktursen- sitive Rohstoffe, speziell Industriemetalle. Da jedoch sowohl die globale Erholung als auch die Dynamik der chine- sischen Wirtschaft moderat bleiben dürften, ist 2020 nur begrenztes Aufwärtspotential zu erwarten. Auch bei Öl ist zwar konjunkturbedingt eine Stabilisierung des Preisniveaus wahrscheinlich; wegen des anhaltend hohen globalen Angebots und einer tendenziell stagnierenden Nachfrage aus China sind 2020 die Aussichten für spürbar höhere Ölpreise aber gering. Ein deutlicher Ölpreisanstieg könnte aus einer Eskalation der geopolitischen Lage im Nahen Osten resultieren (vgl. Punkt 6). Dies ist zwar nicht Bestandteil unseres Basisszenarios, gehört aber zweifellos zu den weltwirtschaftlichen Risiken im Jahr 2020. Wegen der negativen Auswirkungen eines Ölpreisschocks auf die welt- weite Konjunktur wäre auch dieser Anstieg aber nicht nachhaltig. Für Öl ist der Ausblick 2020 aus fundamentaler Sicht neutral; als Folge geopolitischer Einflüsse könnten sich aller- dings deutliche Aufwärtsrisiken entwickeln. Andere konjunktursensitive Rohstoffe dürften sich im skizzierten Szenario stabilisieren, jedoch ohne durchgreifende Erholung. Aufgrund der geringen Dynamik der chinesischen Wirtschaft sollten Industriemetalle allenfalls taktisch leicht übergewichtet werden (im Durchschnitt aber maximal neutral). 14. ROHSTOFFE: SELEKTIV BEGRENZTES AUFWÄRTSPOTENZIAL 14. ROHSTOFFE: SELEKTIV BEGRENZTES AUFWÄRTSPOTENZIAL Abb. 14: Rohöl Rohöl Industriemetalle Industriemetalle 75 Rohöl 260 Industriemetalle 75 impulslos 260 250 based 65 impulslos 250 USD/Barrel 240 based 65 USD/Barrel USDUSD 240 230 55 Trend leicht aufgehellt Index, 230 220 55 Trend leicht aufgehellt Index, 45 220 210 4501/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 21001/19 03/19 05/19 07/19 09/19 11/19 01/20 01/19 03/19 Brent Blend (USD) 05/19 07/19 200 Days 09/19 11/19 Short-Term01/20 01/19 03/19 (USD) Industriemetalle 05/19 07/19 200 Days09/19 11/19 01/20 Short-Term Brent Blend (USD) 200 Days Short-Term Industriemetalle (USD) 200 Days Short-Term Öl Angebot-Nachfrage-Differenz vs. Brent Industriemetalle vs. USD-CNY 1Öl Angebot-Nachfrage-Differenz vs. Brent120 Öl Angebot-Nachfrage-Differenz vs. Brent 300 Industriemetalle vs. USD-CNY Industriemetalle vs. USD-CNY 6,2 1 120 300 begrenzt positive 6,2 280 6,4 inv. inv. 0 95 Impulse aus China begrenzt positive 280 6,4 Wechselkurs, 0 95 260 Impulse aus China 6,6 USDUSD mbdmbd USD/Bbl -1 70 Wechselkurs, 260 6,6 Index, 240 6,9 USD/Bbl -1 70 Index, -2 45 240 6,9 nur mäßiger 220 7,1 -2 Nachfrage-Überschuss 45 220 7,1 -3 nur mäßiger 20 200 7,3 Nachfrage-Überschuss -3 14 15 16 17 18 19 20 20 20001/18 06/18 11/18 04/19 09/19 02/207,3 14Oil Supply/Demand 15 16Balance17 (6m sum)18 19 20 Brent Futures 01/18 Industriemetalle 06/18 (USD) 11/18 04/19 USD-CNY02/20 09/19 © FERI Oil Supply/Demand Balance (6m sum) Brent Futures 15 Industriemetalle (USD) USD-CNY © FERI 15 © FERI FERI Investment Research / © FERI / 17
15. Gold: Fundamental eher unattraktiv, als „Sachwert“ aber weiter gefragt Im Jahr 2019 führte der massive Renditerückgang bei Renten, vielfach bis tief in den negativen Bereich, zu einer steigenden relativen Attraktivität von Gold. Gleichzeitig erhöhte sich 2019 – vor dem Hintergrund zunehmender ökonomischer, politischer und finanzmarktbasierter Risiken – auch die Nachfrage strategischer Investoren nach Gold als „Safe Haven“-Anlage. Die jüngste Korrektur am Rentenmarkt, ausgelöst von einer partiellen Aufhellung weltwirtschaftlicher Perspektiven und begleitet von abnehmender Risikoaversion vieler Investoren, führte zuletzt zu einer spürbaren Konsolidierung, die sich zunächst fortsetzen dürfte. Für das Gesamtjahr 2020 bietet Gold deshalb, zumindest aus heutiger Sicht, nur eingeschränkte Attraktivität. Eine erneute Eskalation latenter Risiken oder ein deutlich verschärftes Szenario monetärer Verwässerung durch große Notenbanken könnte Gold aber im Verlauf des Jahres 2020 neuen Auftrieb verleihen (vgl. dazu die Punkte 3 & 6). Gold als Investment leidet vorerst unter dem Umfeld leicht ansteigender (Real-)Zinsen, tendenziell verbesserter Konjunkturerwartungen und gleichzeitig abnehmender Risikoaversion vieler Investoren. Erhöhte Volatilität, tem- poräre Rückschläge und sogar ausgeprägte Korrekturen sind deshalb 2020 durchaus mögliche Szenarien. Dennoch bleibt die These, große Notenbanken könnten im nächsten Konjunkturabschwung zu noch stärkeren Maßnahmen gezwungen sein, ein valides Argument, um strategisch an Gold festzuhalten (vgl. dazu auch: „Modern Monetary Theory und OMF“; Studie des FERI Cognitive Finance Institute, 2019). 15. GOLD: 15. GOLD: FUNDAMENTAL FUNDAMENTAL EHER EHER UNATTRAKTIV, UNATTRAKTIV, ALS ALS „SACHWERT“ „SACHWERT“ ABER ABER WEITER GEFRAGT WEITER GEFRAGT Abb. 15: GoldpreisUSD Goldpreis in USD GoldGold vs.vs. Nominalzinsen Goldpreis in in USD Nominalzinsen Gold vs. Nominalzinsen - Tageswerte - - Tageswerte - 1,3 1550 - Tageswerte - 1,3 1550 (invertiert) 1.600 Steigende Nominalzinsen Yieldinin%%(invertiert) 1.600 1,8 Steigende Nominalzinsen 1450 1,8 als Belastung 1450 als Belastung USD/ /OzOz Trendbild positiv, 2,3 1350 1.500 Trendbild positiv, 2,3 1350 USD 1.500 aber Dynamikverlust aber Dynamikverlust 2,8 1250 2,8 1250 Yield 1.400 3,3 1150 1.400 3,3 1150 08/18 11/18 02/19 05/19 08/19 11/19 02/20 08/18 11/18 02/19 05/19 08/19 11/19 02/20 10Y US Gov.Bond Yield Goldpreis 10Y US Gov.Bond Yield Goldpreis USD/Oz 1.300 USD/Oz 1.300 Gold vs.vs.Realzinsen Gold Realzinsen Gold vs. Realzinsen -0,6 1600 1.200 -0,6 1600 1.200 Realzinsen sehr tief, aber -0,3 Realzinsen sehr tief, aber 1510 (invertiert) -0,3 steigende Tendenz 1510 Yieldinin%%(invertiert) steigende Tendenz 0,0 → Belastung 1420 USD/ /OzOz 0,0 → Belastung 1420 1.100 1.100 0,4 1330 USD 0,4 1330 0,7 1240 1.000 0,7 1240 Yield 1.000 01/18 07/18 01/19 07/19 01/20 1,0 1150 01/18 07/18 01/19 07/19 01/20 1,0 1150 08/18 11/18 02/19 05/19 08/19 11/19 02/20 Goldpreis, USD 200 Days Short-Term 08/18 11/18 02/19 05/19 08/19 11/19 02/20 Goldpreis, USD 200 Days Short-Term 10Y US Gov.Bond Yield - Inflation Swap Goldpreis 10Y US Gov.Bond Yield - Inflation Swap Goldpreis © FERI 16 © FERI 16 © FERI 18 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
Eine agile Anlagepolitik, die für abrupte Veränderungen und Trendwechsel stets offen- bleibt, dürfte 2020 unbedingt erforderlich sein. FERI Investment Research / © FERI / 19
Was wären darüber hinaus 2020 mögliche Überraschungen? („Grey Swan“-Szenarien) 1. USA: Innenpolitische Eskalation mit Auswirkungen für die gesamte Welt Den USA steht ein turbulentes politisches Jahr 2020 bevor: Die Präsidentschaftswahlen finden in einem Umfeld statt, das von einer Konjunkturverlangsamung, einer extremen politischen Spaltung und einem drohenden Amts- enthebungsverfahren gegen den Amtsinhaber geprägt ist. Hinzu kommen Trumps notorische Unbeherrschtheit und Unberechenbarkeit. Erhebliche politische Verwerfungen sind damit quasi „vorprogrammiert“. Insbesondere in dem Fall, dass sich die Aussichten Donald Trumps für eine Wiederwahl deutlich verschlechtern, ist mit erratischen Hand- lungen und schwer abzuschätzenden Konsequenzen zu rechnen. So könnte Trump gezielt außenpolitische Eskalationen herbeiführen, um von innenpolitischen Problemen abzu- lenken und seine Wählerbasis zu konsolidieren. Ein denkbares „Spielfeld“ dafür wäre etwa der bereits bestehende Dauerkonflikt mit dem Iran. Für die Weltwirtschaft hätte eine solche Eskalation möglicherweise stark destabilisie- rende Wirkungen (Ölpreis!). Gleichzeitig könnten die Finanzmärkte damit beginnen, einen (tendenziell linksgerich- teten) demokratischen US-Präsidenten1 einzupreisen; sie würden sich dann auf eine zukünftige Wirtschaftspolitik einstellen, die von stärkerer Umverteilung und Regulierung, aber auch von einer deutlich expansiver ausgerichteten Geldpolitik (im Sinne der „Modern Monetary Theory“) geprägt wäre. Während der mutmaßliche Gesamteffekt auf die US-Wirtschaft hier unklar ist, wäre wohl mit erheblichen Verwerfungen an den Kapitalmärkten zu rechnen. Die aktuellen Bemühungen der demokratischen Partei, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einzuleiten, sind ein ernstzunehmender Hinweis auf eine neue politische Eskalationsdimension im Jahr 2020. Aus diesem Grund hat das skizzierte Risikoszenario die höchste Wahrscheinlichkeit unter den „Grey Swans“ (40%); Teile davon werden deshalb auch bereits in unserem Hauptszenario berücksichtigt. Da die möglichen „Verzweigungen“ dieses „Grey Swan“- Szenarios vielfältig und sehr komplex sind, erfassen wir den Punkt dennoch als eigenständiges Risiko. Aufgrund der vielen möglichen Verlaufspfade und Reaktionsfunktionen ist aber keine detaillierte Szenario-Ableitung möglich, weshalb an dieser Stelle lediglich eine erhöhte Risikoeinstufung erfolgt. (Die Wahrscheinlichkeit für eine tatsächliche Amtsenthebung Trumps sehen wir bei lediglich 15%, da hierfür eine signifikante Anzahl republikanischer Senatoren gegen Trump votieren müsste. Dennoch sollte auch diese mögliche Entwicklung 2020 nicht unterschätzt werden.) 1 Oder US-Präsidentin. 20 / Jahresausblick 2020 – Konjunktur und Anlagemärkte / © FERI
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