Öffentliche Debatte Zusammenfassender Bericht
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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung von Kommissar Cioloş 2. Zusammenfassung 3. Hintergrund, Methodik und allgemeine Reaktion 4. Antworten auf Frage 1 – „Warum benötigen wir eine gemeinsame europäische Agrarpolitik?“ 5. Antworten auf Frage 2 – „Was erwarten die Bürger von der Landwirtschaft?“ 6. Antworten auf Frage 3 – „Warum muss die Gemeinsame Agrarpolitik reformiert werden?“ 7. Antworten auf Frage 4 – „Welches Instrumentarium benötigen wir für die GAP von morgen?“ 8. Weitere Beiträge 9. Die wichtigsten Themen, die in der Debatte deutlich wurden Anhang Statistische Aufschlüsselung der Beiträge Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -2- Zusammenfassung der Beiträge
1. Einleitung Dacian Cioloş Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Das Jahr 2013 wird als ein Meilenstein in die Geschichte der GAP eingehen. Seit nunmehr 50 Jahren trägt die europäische Agrarpolitik dazu bei, das Projekt eines vereinten Europa voranzubringen. Dabei ist sie nicht allein auf die Landwirte ausgerichtet, sondern bezieht alle Bürger Europas mit ein. Die EU-Agrarpolitik betrifft uns alle. Die GAP ist Ihre Politik. Die europäische Landwirtschaft sichert die Nahrungsmittelversorgung der Bürger und verschafft den Landwirten angemessene Lebensbedingungen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Versorgung der Bürger Europas mit Lebensmitteln nach wie vor eine große Herausforderung darstellt. Doch damit nicht genug. In der GAP geht es auch um den Erhalt der Landschaft, um Beschäftigung, Umwelt, Klimawandel und biologische Vielfalt. Für unsere Generation ist jetzt die Zeit gekommen, dieses Projekt mit unseren eigenen Worten und unseren eigenen Zielen fortzuschreiben. Dies wird das zentrale Thema meiner Amtszeit als EU- Kommissar sein. Die europäische Gesellschaft steht heute vor neuen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen, denen sich die Europäische Kommission mit der Strategie „Europa 2020“ stellt. Bei der Bewältigung vieler dieser Herausforderungen wird die Landwirtschaft besonders gefordert sein. Wir müssen all unsere Energie mobilisieren, damit es uns gelingt, die Hindernisse auf dem Weg zu Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung zu überwinden. Ich bin der festen Überzeugung, dass die GAP für Europa ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu umweltverträglichem, nachhaltigem, intelligentem und integrativem Wachstum ist. Die GAP muss stärker in die europäische Gesellschaft eingebunden werden. Ich möchte, dass sich am Entscheidungsprozess über die künftige GAP möglichst viele gesellschaftliche Gruppen beteiligen. Ich trete entschieden dafür ein, dass wir alle uns sorgfältig und auch sehr offen auf die Reform der GAP vorbereiten. Ich bin dagegen, dass die GAP allein den Fachleuten vorbehalten bleibt. Die Türen müssen weit offenstehen. Über die GAP muss diskutiert und debattiert werden. Deshalb habe ich am 12. April eine öffentliche Debatte eingeleitet und die allgemeine Öffentlichkeit, Interessenvertreter sowie Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere eingeladen, sich zu vier zentralen Fragen zu äußern. Warum benötigen wir eine gemeinsame europäische Agrarpolitik? Was erwarten die Bürger von der Landwirtschaft? Warum muss die Gemeinsame Agrarpolitik reformiert werden? Welches Instrumentarium benötigen wir für die GAP von morgen? Die Zahl der Beiträge, die aus allen Bereichen zu dieser öffentlichen Debatte eingingen, hat meine Erwartungen weit übertroffen. Wie mir gesagt wurde, war dies die bislang – bei weitem – höchste Beteiligung an einer derartigen, von der Kommission durchgeführten öffentlichen Debatte. Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -3- Zusammenfassung der Beiträge
Doch nicht allein die Menge der eingegangenen Beiträge war erstaunlich. Uns liegen reflektierte und ganz offenkundig aus einem aufrichtigen Bedürfnis herrührende Meinungsäußerungen aus der gesamten EU vor. In ihrer Mehrzahl befürworten sie die gegenwärtige Ausrichtung der GAP, während wir in einigen anderen Beiträgen gedrängt werden, bei der GAP einen anderen Weg einzuschlagen. Dabei sind nicht alle Beiträge allgemein gehalten – viele befassen sich durchaus mit Detailfragen. Selbstverständlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass sich alle Teilnehmer der Debatte einem gemeinsamen Standpunkt anschließen. Das war auch gar nicht beabsichtigt. Doch aus den Reaktionen der teilnehmenden Bürger und Organisationen kristallisieren sich einige Themen heraus. Mir ist klar, dass die hier vertretenen Meinungsäußerungen keinen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft der Europäischen Union darstellen. Trotzdem gewährt mir die Debatte einen aufschlussreichen Einblick in die Sichtweise weiter Bevölkerungskreise. Am 19. und 20. Juli bin ich Gastgeber einer Konferenz zu der öffentlichen Debatte, auf der wir über die wichtigsten Ideen diskutieren werden, die aus diesem Prozess hervorgegangen sind. Noch in diesem Jahr wird eine formelle öffentliche Konsultation zur GAP nach 2013 stattfinden. Dies geschieht, sobald die Kommission eine Mitteilung veröffentlicht hat, in der sie die verschiedenen Optionen für die künftige GAP darlegt. Doch für den Moment bin ich sehr dankbar für die Beiträge, die in so großer Zahl eingegangen sind. Sie haben damit meinen Kollegen in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und mir viele Anregungen für weitere Überlegungen gegeben – Ihre Meinungen werden in unsere Beratungen einfließen. Dacian Cioloş Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -4- Zusammenfassung der Beiträge
2. Zusammenfassung Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) soll bis 2013 abgeschlossen sein. Noch in diesem Jahr wird eine formelle öffentliche Konsultation zur Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013 durchgeführt. Dies geschieht, sobald die Kommission ein Papier veröffentlicht hat, in dem sie die verschiedenen Optionen für die künftige GAP darlegt. Am 12. April 2010 lud der Kommissar alle interessierten EU-Bürger und -Organisationen – unabhängig davon, ob sie in der Landwirtschaft tätig sind – ein, sich an der Debatte über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik, ihre Grundsätze und Ziele zu beteiligen. Diese Online-Debatte lief bis zum 11. Juni 2010. Sie sollte so vielen EU-Bürgern und –Interessenvertretern sowie Denkfabriken, Forschungsinstituten und anderen wie möglich Gelegenheit geben, sich zu Beginn des Reflexionsprozesses zur künftigen GAP zu äußern. Ihre Antworten werden den politischen Entscheidungsträgern Denkanstöße für weitere Überlegungen bieten; ein formelles Konsultationsverfahren wird noch in diesem Jahr eingeleitet, sobald die Kommission eine Mitteilung zu diesem Thema vorlegt. Methodik Auf der Website der GD Landwirtschaft wurde eine spezielle Seite eingerichtet, auf der alle interessierten Bürger und Organisationen zu vier zentralen Fragen Stellung nehmen konnten. Drei Gruppen von Akteuren waren eingeladen, sich zu beteiligen: • die allgemeine Öffentlichkeit • Interessenvertreter • Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Die Öffentlichkeit wurde aufgefordert, die Fragen online zu beantworten. Verschiedene Interessenvertreter sowie Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen wurden von der Kommission um ausführlichere Beiträge gebeten. Diese sollten sich ebenfalls an den vier Fragen orientieren und zusätzlich kurze Zusammenfassungen der jeweiligen Positionen enthalten. Im gleichen Zeitraum lud die Kommission die nationalen Netzwerke für ländliche Räume und andere Mitglieder des Europäischen Netzwerks für ländliche Entwicklung (ENRD) ein, Diskussionen in ihren jeweiligen Ländern/Organisationen in Gang zu setzen und über das ENRD Beiträge zur öffentlichen Debatte beizusteuern. Eine unabhängige Gruppe von Experten und Autoren hat die eingegangenen Beiträge für den hier vorgelegten Bericht zusammengefasst. Hierbei handelt es sich lediglich um eine Zusammenfassung der geäußerten Meinungen; die Beiträge wurden weder analysiert, noch kommentiert. Zu beachten ist auch, dass die Beiträge keine repräsentative Befragung eines Querschnitts der Gesellschaft darstellen. Sie spiegeln die Meinungen jener wider, die sich genügend für das Thema interessieren, um sich dazu zu äußern, und die Meinungen jener Organisationen, die von der Kommission gebeten wurden, sich an der Debatte zu beteiligen. Rund 5700 Beiträge wurden veröffentlicht. Die Resonanz auf die öffentliche Debatte, insbesondere seitens der Öffentlichkeit, übertraf die Erwartungen bei weitem. Die Antworten auf vier zentrale Fragen Die vier Fragen waren weit gefasst formuliert. Die Antworten auf die einzelnen Fragen überschnitten sich gelegentlich. Manche Beiträge ließen keine klare Richtung erkennen. Trotzdem kristallisierten Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -5- Zusammenfassung der Beiträge
sich einige Hauptthemen heraus. Frage 1 – Warum benötigen wir eine gemeinsame europäische Agrarpolitik? Die meisten Interessenvertreter sowie Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen glauben, dass eine gemeinsame Agrarpolitik auf EU-Ebene dem Nebeneinander verschiedener nationaler/regionaler Politiken wie auch dem gänzlichen Fehlen einer Agrarpolitik vorzuziehen ist. Viele, wenn auch nicht alle Teilnehmer vertreten die Auffassung, dass mehrere der GAP-Reformen der letzten Jahre die Agrarpolitik in die richtige Richtung gelenkt haben. Weitgehende Übereinstimmung besteht darüber, dass eine gemeinsame EU-Politik der Schlüssel dazu sei, innerhalb der EU für ausgewogene Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. Auch die allgemeine Öffentlichkeit betonte die Notwendigkeit fairer Bedingungen in der gesamten Kette der landwirtschaftlichen Lebensmittelerzeugung und zwischen den Mitgliedstaaten. Viele Teilnehmer hoben hervor, dass die GAP von entscheidender Bedeutung für die Nahrungsmittelsicherheit in der EU sei – ein Aspekt, der in zahlreichen Beiträgen aus allen Teilnehmergruppen an erster Stelle genannt wurde. Viele Teilnehmer aus allen Teilen der Gesellschaft vertreten die Auffassung, dass eine GAP zum Ziel haben sollte, die Vielfalt in der Landwirtschaft in Europa, insbesondere in abgelegenen Gebieten, zu erhalten und die Bereitstellung vielfältiger öffentlicher Güter sicherzustellen. Darüber, wie dies zu bewerkstelligen sei, gehen die Meinungen allerdings auseinander. Manche halten die GAP für ein wesentliches Instrument zur Sicherung der wirtschaftlichen Existenz von Landwirten, wenn die Märkte keine angemessenen wirtschaftlichen Erträge gewährleisten können und Landwirte mit hohen Produktionskosten konfrontiert sind, die oftmals im Zusammenhang mit der Bereitstellung öffentlicher Güter stehen. Diese Teilnehmer vertreten die Auffassung, dass Landwirte allein aufgrund ihrer Tätigkeit als Landwirte unterstützt werden und für die Bereitstellung öffentlicher Güter zusätzliche Zahlungen erhalten sollten. Andere wiederum glauben, dass der Hauptschwerpunkt der GAP auf der Bereitstellung öffentlicher Güter, der Förderung des territorialen Zusammenhalts sowie auf der Erhaltung und Stärkung der Lebensfähigkeit ländlicher Gebiete liegen sollte. Nach dieser Auffassung sollten Landwirte nur dann Unterstützung erhalten, wenn sie zur Bereitstellung öffentlicher Güter beitragen. Frage 2 – Was erwarten die Bürger von der Landwirtschaft? Beiträge aus allen Bereichen der Gesellschaft zeigen große Übereinstimmung hinsichtlich der wesentlichen Ziele der EU-Landwirtschaft: • Sie sollte sichere, gesunde Lebensmittel zu transparenten und günstigen Preisen bereitstellen; • sie sollte eine nachhaltige Bodennutzung gewährleisten; • sie sollte Tätigkeiten fördern, die die ländlichen Gemeinschaften und die Landschaft nachhaltig bewahren; • sie sollte die Nahrungsmittelversorgung sicherstellen. In vielen Beiträgen wird die Meinung vertreten, die Bürger erwarteten von der EU-Landwirtschaft, dass sie die Umwelt schützt, die biologische Vielfalt, die Wasserressourcen etc. bewahrt und ihre Auswirkungen auf die globale Erwärmung verringert. Viele sind der Ansicht, dass nachhaltig wirtschaftende Familienbetriebe vielfältige Vorteile zu bieten haben und dass die Bürger Europas dies würdigen. In einer erheblichen Anzahl von Beiträgen wird betont, dass dem Landwirtschaftssektor große Bedeutung bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten zukomme. Diese Auffassung wurde in einigen Mitgliedstaaten besonders häufig geäußert. Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -6- Zusammenfassung der Beiträge
Weit verbreitet ist die Auffassung, die Bürger erwarteten qualitativ hochwertige Lebensmittel. Nach Auffassung der meisten sollten diese den Verbrauchern zu angemessenen Preisen angeboten werden. Viele andere weisen darauf hin, dass auch die Landwirte auf faire Preise für Lebensmittelerzeugnisse angewiesen seien. Die Öffentlichkeit legt großen Wert auf gesunde, naturbelassene Lebensmittel (darunter verstehen viele ausdrücklich den Verzicht auf genetisch veränderte Organismen und Pestizide); sie sollten auf ökologisch verträgliche Weise erzeugt werden (ohne dass die Qualität des Wassers, des Bodens und der Luft beeinträchtigt wird) und sie sollten rückverfolgbar sein. Viele weisen darauf hin, dass importierte Lebensmittel den hohen EU-Standards genügen sollten. Frage 3 – Warum muss die Gemeinsame Agrarpolitik reformiert werden? Die wichtigsten Argumente, die für eine weitere Reformierung der GAP angeführt werden, lauten: • Eine reformierte GAP sollte es Landwirten, Verbrauchern und den übrigen Beteiligten in der Lebensmittelkette ermöglichen, mit der zunehmenden Instabilität/Volatilität der Preise für Agrarrohstoffe und Lebensmittel umzugehen; • sie sollte der steigenden globalen Nachfrage (und dem allgemeinen Trend zu offenen globalen Märkten) Rechnung tragen; • die Zahlungen innerhalb der GAP sollten neu strukturiert und die Verwaltungsverfahren vereinfacht werden; • nicht marktbezogenen Aspekten wie Umweltschutz, Qualitäts- und Gesundheitsstandards und Nachhaltigkeit sollte mehr Bedeutung beigemessen werden; • die GAP sollte auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren; • sie sollte den verschiedenen höheren Erwartungen der Verbraucher zum Beispiel hinsichtlich der Herkunft von Lebensmitteln, Qualitätsgarantien usw. Rechnung tragen; • sie sollte die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft stärken; • sie sollte besser mit anderen auf die ländlichen Gebiete bezogenen EU-Politiken koordiniert werden. Außerdem wurden folgende Themen angesprochen: die unterschiedliche Anwendung der GAP in den 27 Mitgliedstaaten; das Funktionieren der Lebensmittelkette; die Notwendigkeit von Marktmanagementinstrumenten; die Debatte um große versus kleine landwirtschaftliche Betriebe; die Auswirkungen der GAP auf die Entwicklungsländer. Frage 4 – Welches Instrumentarium benötigen wir für die GAP von morgen? Eine große Zahl von Teilnehmern vertrat die Meinung, dass die derzeitige Richtung der GAP mit relativ geringfügigen Änderungen beizubehalten sei. Eine andere große Gruppe von Teilnehmern äußerte dagegen die Ansicht, dass die GAP neu ausgerichtet werden müsse; die landwirtschaftliche Erzeugung und die Zahlungen an Landwirte müssten enger mit der Bereitstellung öffentlicher Güter wie zum Beispiel Umweltleistungen verknüpft werden. Beiträge aus der Öffentlichkeit lassen darauf schließen, dass dies breite Unterstützung fände. Zwischen diesen gegensätzlichen Positionen gibt es noch eine Vielzahl abgestufter Meinungen. Gefordert wurde außerdem eine größere Beteiligung der Bürger bei Konzeption und Umsetzung der künftigen Politik. Ein breites Spektrum an Instrumenten zur Verwendung in verschiedenen Szenarien wurde vorgeschlagen. Dazu gehören neue Instrumente zur Marktstabilisierung, Ausbildungsprogramme, lokale Strategien, Erzeugergemeinschaften, Lebensmittelförderung sowie verbesserte Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -7- Zusammenfassung der Beiträge
Informationsquellen für Markt- und andere Daten. Stark verbreitet, besonders in der Öffentlichkeit, ist die Auffassung, die „industrielle“ Landwirtschaft solle in der GAP wenig Raum einnehmen; die GAP-Hilfen sollten vielmehr bedürftigeren Empfängern zugute kommen (z. B. in benachteiligten Gebieten, Berggebieten, in der ökologischen Landwirtschaft oder in einer von verschiedenen anderen genannten Kategorien). Schlussfolgerungen Es ist nicht leicht, aus der Fülle der eingegangenen Beiträge Schlussfolgerungen zu ziehen. Jedoch haben sich verschiedene Themen herauskristallisiert, die von einem breiten Spektrum der Teilnehmer für wichtig erachtet werden. Diese Themen verkörpern das „Mittelfeld“ des Meinungsspektrums. Manche Teilnehmer würden noch weiter gehen, andere weniger weit. Aus den eingereichten Beiträgen haben wir 12 Richtungen herausgefiltert, die für die Politik der EU vorgeschlagen wurden. • Die EU sollte bei der GAP-Reform einen strategischen Ansatz verfolgen. Sie sollte Gesamtlösungen und keine Teillösungen anstreben und dabei sowohl den Herausforderungen der GAP als auch den Wechselbeziehungen zwischen der GAP und den anderen internen und externen EU-Politiken Rechnung tragen; • sie sollte sicherstellen, dass die GAP für Nahrungsmittelsicherheit in der EU sorgt und zu diesem Zweck eine Reihe von Instrumenten einsetzen; • sie sollte die wettbewerbsfähigen und potenziell wettbewerbsfähigen Bereiche der europäischen Landwirtschaft weiter in ihren Bemühungen unterstützen, im Kontext des Marktes zu funktionieren und dabei der Innovation und der Verbreitung von Forschungsergebnissen mehr Bedeutung beimessen; • sie sollte die Marktintervention in ein modernes Risiko- und Krisenmanagementinstrument umgestalten; • sie sollte berücksichtigen, dass der Markt für die Bereitstellung öffentlicher Güter und Leistungen nicht zahlen kann (oder will) und dass aus diesem Grund öffentliches Handeln erforderlich ist, um das Marktversagen auszugleichen; • sie sollte anerkennen, dass die angemessene Bezahlung von Landwirten für die Bereitstellung öffentlicher Güter und Leistungen ein Schlüsselelement einer reformierten GAP darstellen wird; • sie sollte die Umwelt und die biologische Vielfalt schützen, die Landschaft bewahren, die ländliche Wirtschaft erhalten, Arbeitsplätze in der Landwirtschaft erhalten/schaffen und den Klimawandel abschwächen; • sie sollte den Aufbau der zwei GAP-Säulen überdenken, ihr Verhältnis zueinander klarstellen und angemessene Mittel für eine erfolgreiche ländliche Entwicklung zur Verfügung stellen; • sie sollte sich um eine gerechtere GAP bemühen – gerechter gegenüber kleinen Betrieben, benachteiligten Gebieten und neuen Mitgliedstaaten; • sie sollte die Lebensmittelkette transparenter machen und den Erzeugern größere Mitsprachemöglichkeiten geben; • sie sollte faire Wettbewerbsbedingungen für einheimische und eingeführte Erzeugnisse schaffen; Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -8- Zusammenfassung der Beiträge
• sie sollte darauf achten, den Volkswirtschaften und Lebensmittelerzeugungskapazitäten der Entwicklungsländer keinen Schaden zuzufügen, und sie sollte zur Bekämpfung des Hungers in der Welt beitragen. Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -9- Zusammenfassung der Beiträge
3. Hintergrund, Methodik und allgemeine Reaktion Hintergrund Die GAP ist Kernstück der europäischen Integration und bleibt auch weiterhin das stärkste Instrument der Gemeinschaftspolitik der EU. Die GAP ist dynamisch, sie hat sich weiterentwickelt. Daher ist es an der Zeit, die Ergebnisse früherer Reformen der GAP einer Bewertung zu unterziehen und den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen an die GAP Rechnung zu tragen. Zwischen Landwirtschaft, Umwelt, biologischer Vielfalt, Klimawandel und der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer natürlichen Ressourcen wie Wasser und Böden besteht ein eindeutiger Zusammenhang. Auch für die positive wirtschaftliche und soziale Entwicklung der ländlichen Gebiete der EU ist die Landwirtschaft von Bedeutung. Die Landwirte in Europa stellen öffentliche Güter bereit, die der gesamten Gesellschaft zugute kommen. Und: Die Landwirtschaft sichert unsere Nahrungsmittelversorgung. Daher lud die Kommission zu einer breiten öffentlichen Debatte über die künftige GAP ein, an der sich vom 12. April bis zum 11. Juni (ursprünglich 3. Juni) all diejenigen beteiligen konnten, die sich in besonderem Maße für Lebensmittel, Landwirtschaft und ländliche Gebiete interessieren und engagieren. Die Debatte wurde von Kommissar Cioloş bei Auftritten vor verschiedenen Einrichtungen der EU, Beratungsgruppen und Interessenvertretern und auch über die Medien in der gesamten EU sowie bei Ansprachen in mehreren Mitgliedstaaten angekündigt. Für Beiträge wurde eine Website (http://ec.europa.eu/cap-debate) eingerichtet, über die sich alle Interessierten an der Debatte beteiligen konnten. Drei Gruppen der Gesellschaft waren eingeladen, sich zu beteiligen: • die allgemeine Öffentlichkeit, • Interessenvertreter (z. B. Landwirtschaftsverbände und berufsständische Vertretungen, Umweltverbände, Verbraucher, Tierschutzorganisationen und andere Nichtregierungsorganisationen (NRO)); • Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere, • Interessenvertreter und Bürger wurden auch durch das Europäische Netzwerk für ländliche Entwicklung (ENRD) angesprochen, in dem verschiedene nationale Netzwerke für ländliche Räume sowie europäische Organisationen und nationale Behörden, die an Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums mitwirken, zusammengeschlossen sind. Viele der nationalen Netzwerke organisierten ihrerseits Diskussionen mit Interessenvertretern des ländlichen Raums in ihren Ländern. Mit der Eröffnung dieser Debatte unterstrich die Kommission die Notwendigkeit, bei der GAP die Vielfältigkeit der Landwirtschaft in der EU und den unterschiedlichen Stand ihrer Wettbewerbsfähigkeit (auf globaler, regionaler und lokaler Ebene) in den 27 Mitgliedstaaten zu berücksichtigen. Die Kommission ist der Überzeugung, dass es daneben auch wichtig ist, die künftigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen, denen sich die GAP stellen muss, und die Innovation in den Blick zu nehmen und so zu den Zielen der Strategie „Europa 2020“, der Strategie der Union für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum beizutragen. Die Kommission richtete die Debatte auf vier zentrale Fragen aus, zu deren Beantwortung sie die Teilnehmer einlud: • Warum benötigen wir eine gemeinsame europäische Agrarpolitik? • Was erwarten die Bürger von der Landwirtschaft? Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -10- Zusammenfassung der Beiträge
• Warum muss die Gemeinsame Agrarpolitik reformiert werden? • Welches Instrumentarium benötigen wir für die GAP von morgen? Diese Debatte bildet ein informelles Vorläuferforum vor der eigentlichen formellen Konsultation, die nach der Veröffentlichung einer Mitteilung der Kommission (Politikpapier) zur GAP im Laufe des Jahres stattfinden wird. Methodik Allen Gruppen von Akteuren wurden die gleichen vier Fragen gestellt. Für die Teilnehmer des ENRD wurden zusätzlich drei weitere Fragen aufgenommen, die sich auf Aspekte der Entwicklung des ländlichen Raums bezogen. Die Antworten auf die Fragen konnten in jeder beliebigen Amtssprache der EU formuliert werden. Die Gruppen der Interessenvertreter sowie der Denkfabriken, Forschungsinstitute und anderen Einrichtungen wurden neben ihrer Stellungnahme zu den Fragen um eine zweiseitige Zusammenfassung auf Englisch oder Französisch gebeten. Die aus der allgemeinen Öffentlichkeit, von Interessenvertretern sowie Denkfabriken, Forschungsinstituten und anderen Einrichtungen eingegangenen Beiträge wurden auf der eigens eingerichteten Website veröffentlicht, die über das ENRD eingegangenen Beiträge erschienen auf der Website des ENRD unter: http://enrd.ec.europa.eu/cap-consultation-process_home_en/en/debate-contributions_en.cfm Eine unabhängige Stelle wurde beauftragt, eine Zusammenfassung der Beiträge zu erstellen – den vorliegenden Bericht. Bei der Sichtung und Zusammenfassung der Beiträge wurden die Verfasser unterstützt • von einem Gremium von Experten aus mehreren Mitgliedstaaten mit einschlägigen Kenntnissen und Erfahrung im Lebensmittelsektor und entsprechenden Sprachkenntnissen; • von einer Gruppe von Vertretern der Praxis aus der EU, die in der Lage waren, Beiträge in verschiedenen Sprachen zusammenfassend darzustellen; • Fachkräften der Europäischen Kommission, die die Übersetzung von Beiträgen aus einigen weniger häufig gesprochenen EU-Amtssprachen übernahmen. Die aus der allgemeinen Öffentlichkeit eingehenden Beiträge wurden von einer der vorstehend genannten Gruppen zusammengefasst und die wesentlichen Argumente jedes Beitrags in ein gesondertes zusammenfassendes Dokument aufgenommen. Anschließend wurde für jedes Land, aus dem mehr als 50 Antworten eingegangen waren, eine länderspezifische Auswertung vorgenommen. Im vorliegenden Bericht sind diese Einzeldokumente und Dokumente auf Länderebene zusammenfassend dargestellt. Die Verfasser selbst werteten die Beiträge von Interessenvertretern sowie Denkfabriken, Forschungsinstituten und anderen Einrichtungen aus und erstellten anhand einer Matrix, in der die wichtigsten Standpunkte protokolliert wurden, eine Zusammenfassung. Die Beiträge aus dem ENRD wurden nach dem gleichen Verfahren ausgewertet. Allgemeine Resonanz Die Einladung zur Stellungnahme stieß vor allem in der allgemeinen Öffentlichkeit auf große Resonanz. Die genauen Zahlen sind Anhang I des vorliegenden Berichts zu entnehmen; hier die Zahl der Beiträge nach Gruppen: Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -11- Zusammenfassung der Beiträge
• 5 473 Beiträge gingen auf der Website ein, die für die allgemeine Öffentlichkeit eingerichtet worden war; • 93 Interessenvertreter kamen der Einladung der Kommission nach, sich an der Debatte zu beteiligen; • 80 Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen gaben Stellungnahmen ab; • 22 Beiträge gingen von nationalen Netzwerken für ländliche Räume ein, weitere 11 von EU-Organisationen, die dem ENRD angeschlossen sind. Die nationalen Netzwerke für ländliche Räume fassten die Diskussionsbeiträge ihrer Mitglieder zusammen. Aufgrund der großen Resonanz wurde die Debatte bis zum 11. Juni 2010 verlängert (ursprünglich hätte sie am 3. Juni enden sollen). Außerdem erweiterte die Kommission den Kreis der ursprünglich in der Gruppe der Interessenvertreten eingeladenen Teilnehmer. Nachdem zunächst nur auf der EU-Ebene organisierte Interessenverbände eingeladen worden waren, entschied die Kommission, auch Beiträge nationaler und regionaler Organisationen zuzulassen. Mit einbezogen wurden auch die Meinungsäußerungen mehrerer Denkfabriken, Forschungseinrichtungen und anderer Einrichtungen, die zu Beginn nicht angesprochen worden waren. Drei Viertel der Beiträge aus der allgemeinen Öffentlichkeit gingen aus nur sechs Ländern ein: Deutschland, gefolgt von Polen, Frankreich, Lettland, Spanien und Österreich. Dahinter folgten Belgien, das Vereinigte Königreich, Irland, Italien und die Niederlande. Genaue Angaben zu Zahl und Herkunft der Beiträge sind dem Anhang zu diesem Bericht zu entnehmen. Von den Interessenvertretern sowie Denkfabriken, Forschungsinstituten und anderen Einrichtungen eingesandte Beiträge wurden auf der Website veröffentlicht. Wichtige Hinweise Für den vorliegenden Bericht wurden die eingegangenen Beiträge zusammengefasst, eine Analyse wurde nicht vorgenommen. Nachstehend jedoch einige wichtige Hinweise zum besseren Verständnis des Berichts und des Kontexts, in dem er erstellt wurde. Bei der hier durchgeführten öffentlichen Debatte handelte es sich nicht um eine Marktstudie oder um eine Meinungsumfrage, d. h. die Teilnehmer wurden nicht anhand wissenschaftlicher Kriterien oder Zufallskriterien als repräsentativer Querschnitt einer größeren Gruppe oder eines Teils der Bevölkerung ausgewählt oder angesprochen. Vielmehr wurden auf der von der Kommission eingerichteten Website vier allgemein gehaltene Fragen zur GAP veröffentlicht, zu denen sich jeder interessierte Besucher der Website äußern konnte. Der Prozess war somit teilnehmergesteuert. Die große Zahl der Antworten, die aus der allgemeinen Öffentlichkeit eingingen, ist Beweis dafür, dass dieser Prozess überaus erfolgreich war. Ein Grund für die hohe Teilnehmerzahl war allerdings, dass in mehreren Ländern Interessenvertretungen der Landwirtschaft ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Debatte aufforderten. Dass es sich hier um eine abgesprochene Initiative handelte, ist klar ersichtlich – insbesondere in den Ländern, aus denen die meisten Beiträge eingingen (Deutschland, Polen, Frankreich, Lettland, Spanien und Österreich). Diese Mobilisierung hat das Gesamtergebnis mit Sicherheit Auswirkungen beeinflusst. Aufgrund der Thematik der Debatte war davon auszugehen, dass Landwirte sich als Einzelpersonen dazu äußern würden, auch wenn ihr Berufsverband bereits als Interessenvertretung beteiligt war. Der Anteil der Teilnehmer aus der allgemeinen Öffentlichkeit, die sich als Landwirte oder Personen mit direktem Bezug zur Landwirtschaft zu erkennen gaben, lag in den einzelnen Mitgliedstaaten zwischen 20 % und 40 %. Daneben gab es eine weitere Gruppe von Teilnehmern, die sich zwar nicht als Landwirte bezeichneten, deren Kenntnisse der GAP jedoch den Kenntnisstand der meisten Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -12- Zusammenfassung der Beiträge
interessierten Laien deutlich übertrafen. Damit macht die Gruppe der Teilnehmer mit besonderem Interesse an der Landwirtschaft einen beträchtlichen Anteil der Teilnehmer aus dem Bereich der allgemeinen Öffentlichkeit aus. Eine weitere Besonderheit hinsichtlich der Ergebnisse besteht darin, dass die Zahl der männlichen Teilnehmer mehr als doppelt so hoch war wie die Zahl der Teilnehmerinnen. Eine gewisse Mobilisierung, wenngleich in geringerer Größenordnung, lässt sich auch an der Zahl der Beiträge von Einzelpersonen, die Umwelt- oder Tierschutzorganisationen angehören, ablesen. Am auffälligsten waren hier die Beiträge von im Tierschutz engagierten Personen in Deutschland und den Niederlanden. Mehrere NRO koordinierten ihre Aktionen grenzüberschreitend. In einigen Fällen erwies es sich als schwierig, eine Organisation der Gruppe der Interessenvertreter oder der Denkfabriken zuzuordnen, da zwischen beiden Gruppen eine Grauzone besteht. Hinzu kommt, dass verschiedene Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen, die sich an der Debatte beteiligten, spezielle Interessen in den Bereichen Landwirtschaft, ländliche Entwicklung oder Umweltschutz vertreten (und dies auch angaben). Dass sich die Kommission dafür entschieden hatte, sowohl nationale als auch auf der EU-Ebene tätige Organisationen zuzulassen, führte darüber hinaus zu gewissen Überschneidungen und Doppelungen in Fällen, in denen Organisationen und Einzelpersonen mit denselben Standpunkten doppelt vertreten waren. Insgesamt haben die genannten Faktoren zur Folge, dass die Interessen der Landwirtschaft in der Debatte sowohl unter der allgemeinen Öffentlichkeit als auch in der Gruppe der Denkfabriken, Forschungsinstitute und anderen Einrichtungen sowie der Interessenvertreter stark repräsentiert waren. Der unstrittige Erfolg der Debatte und die Rekordzahl der eingegangenen Reaktionen werden jedoch hierdurch keineswegs gemindert, jedoch wird deutlich, dass die Ergebnisse der Aktion nicht überinterpretiert werden sollten. Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -13- Zusammenfassung der Beiträge
4. Antworten auf Frage 1 – „Warum benötigen wir eine gemeinsame europäische Agrarpolitik?“ 4.1 Darstellung nach Gruppen Bemerkung: Bei den Antworten auf die einzelnen Fragen gab es innerhalb der einzelnen Gruppen ebenso viele Unterschiede wie zwischen den Gruppen. 4.1.1 Interessenvertreter Die Interessenverbände gaben offensichtlich die spezifischen Standpunkte ihrer Mitglieder (Landwirte, lebensmittelverarbeitende Unternehmen, Umweltschützer, NRO, Verbraucher usw.) wieder. Ungeachtet aller Unterschiede zeichneten sich jedoch einige Gemeinsamkeiten ab. a/ Gemeinsamer Standpunkt zur Bedeutung der Landwirtschaft in der EU/der Notwendigkeit einer gemeinsamen Agrarpolitik In zahlreichen Beiträgen wurde die Bedeutung einer florierenden Landwirtschaft für die EU hervorgehoben; hierfür wurden insbesondere folgende Gründe angeführt: • Damit die Nahrungsmittelversorgung für alle Bürger gesichert und stabil ist, damit die Lebensmittel sicher und von guter Qualität sind; • damit sichergestellt ist, dass Nahrungsmittel so erzeugt werden, dass Landschaft, Umwelt und Natur keinen Schaden nehmen; • damit die ländlichen Gemeinschaften und die Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten erhalten bleiben, und damit die Landwirtschaft im gesamten Gebiet der EU erhalten bleibt; • damit sichergestellt ist, dass die Landwirte in allen Mitgliedstaaten eine gerechte Behandlung erfahren; • damit den neuen Herausforderungen begegnet werden kann, die instabile globale Märke, die weit verbreitete Wirtschaftkrise, aber auch die Besorgnis hinsichtlich langfristiger Nachhaltigkeit und des Klimawandels betreffen. Die meisten Interessenvertreter vertreten die Auffassung, dass der Markt allein diese Ziele nicht umsetzen wird, und sie sind sich darin einig, dass die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) das wirksamste Instrument ist, um zu diesen Zielen beizutragen. b/ Eine gemeinsame Agrarpolitik Die meisten Interessenvertreter glauben, dass eine gemeinsame Agrarpolitik auf EU-Ebene dem Nebeneinander verschiedener nationaler/regionaler Politiken wie auch dem gänzlichen Fehlen einer Agrarpolitik vorzuziehen ist. Viele, wenn auch nicht alle Teilnehmer vertreten die Auffassung, dass mehrere der GAP-Reformen der letzten Jahre die Agrarpolitik in die richtige Richtung gelenkt haben. Aufgrund der Reformen orientiert sich die Landwirtschaft stärker am Markt und die Landwirte wurden dazu veranlasst, in ihrer Rolle als Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen zusätzliche Dienstleistungen bereitzustellen und sich stärker für Qualität und Sicherheit der Lebensmittel und für die Verbesserung von Praktiken, u. a. im Tierschutz, einzusetzen. Weitgehend Einigkeit besteht darüber, dass nur eine gemeinsame EU-Politik die Gewähr dafür bietet, dass innerhalb der EU gleiche Voraussetzungen bestehen und faire Wettbewerbsbedingungen garantiert sind. Die Interessenvertreter treten dafür ein, dass der Binnenmarkt für landwirtschaftliche Erzeugnisse auch künftig Leitprinzip bleiben müsse. Die meisten Teilnehmer sprechen sich für eine Agrarpolitik auf der EU-Ebene aus. Eine weitere Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -14- Zusammenfassung der Beiträge
„Renationalisierung“ der GAP (die den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität bei der Handhabung der Instrumente der GAP gewähren würde) findet nur sehr wenige Fürsprecher. Vielmehr wird in einigen Beiträgen dafür geworben, Flexibilität und Ausnahmeregelungen auf nationaler Ebene auf ein Minimum zu beschränken und genau zu überwachen, damit keine Wettbewerbsverfälschung eintritt, die den Binnenmarkt beeinträchtigen würde. In der Frage der Einführung einer vermehrten Kofinanzierung von GAP-Maßnahmen durch die Mitgliedstaaten gehen die Meinungen hingegen weiter auseinander. c/ Nahrungsmittelsicherheit Unter den Teilnehmern besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die GAP eine wesentliche Voraussetzung für die Nahrungsmittelsicherheit in der EU bildet. Dies wird in unterschiedlicher Weise dargestellt – während die einen argumentieren, dass die EU in der Lage sein müsse, sich mit denjenigen Nahrungsmitteln, die aufgrund des Klimas hier erzeugt werden können, selbst zu versorgen, gestehen andere zu, dass Nahrungsmitteleinfuhren in gewissem Umfang erlaubt werden sollten (zum Teil wird hier eine Lenkung in Form von Zollkontingenten gefordert). Andere Teilnehmer argumentieren, dass die EU bei der Sicherstellung der Nahrungsmittelsicherheit weltweit eine Führungsrolle übernehmen müsse. Der Standpunkt, dass das Recht auf Nahrung ein „allgemeines Menschenrecht“ darstellt, das durch die GAP anerkannt und von ihr unterstützt werden muss, wird von zahlreichen Interessenvertretern geteilt. In einigen Beiträgen wird insbesondere von nicht berufsständischen Organisationen die Meinung geäußert, dass es nicht Bestreben der EU sein sollte, Nahrungsmittel in die Entwicklungsländer zu liefern, sondern dass die EU diesen Ländern vielmehr dabei helfen sollte, ihre Bevölkerung selbst mit Nahrungsmitteln zu versorgen. d/ Bereitstellung öffentlicher Güter Dieses Thema erfährt im gesamten Spektrum der Interessenvertreter große Aufmerksamkeit. Bereits jetzt hat es große Bedeutung, und in der zukünftigen GAP wird sein Stellenwert weiter zunehmen. Vielfach wird die Auffassung vertreten, dass die Landwirtschaft bereits eine Vielzahl verschiedener öffentlicher Gütern bereitstellt. Die GAP spielt hier insofern eine Rolle, als die Direktzahlungen und andere Anreize die Landwirte zu umweltschonenden landwirtschaftlichen Praktiken, landschaftspflegerischen Maßnahmen und der Reinhaltung von Wasser und Böden veranlassen. Andere Interessenvertreter sind der Meinung, dass die Landwirte derartige Güter ganz selbstverständlich bereitstellen müssten und nur dann dafür entlohnt werden sollten, wenn sie sich über das gesetzlich vorgegebene Maß hinaus engagieren. e/ Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen Alle Interessenvertreter sind sich darin einig, dass nur durch die Agrarpolitik und vorzugsweise eine gemeinsame Agrarpolitik auf EU-Ebene sichergestellt werden kann, dass die natürlichen Ressourcen sachgemäß bewirtschaftet werden und dass die wichtigen Herausforderungen im Umweltbereich angegangen werden. Zu diesen Herausforderungen zählen auch Aspekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Nachhaltigkeit ist das Schlüsselwort der Zukunft. f/ Qualitativ hochwertige Erzeugnisse Einige Interessenvertreter heben den positiven Einfluss der GAP auf die Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel hervor. Durch ihre qualitätspolitische Komponente trägt die GAP auch zur Erhaltung von traditionellen Erzeugungssystemen, Tierrassen und Pflanzensorten bei. In vielen Beiträgen wird gefordert, dass die EU dafür sorgen soll, dass die Regelungen über die Herkunft von Lebensmitteln verständlich dargelegt werden und dass die Herkunft und andere Qualitätsmerkmale von Lebensmitteln eindeutig angegeben werden. g/ Zulieferung für die Lebensmittel- und Futtermittelkette in der EU Verschiedene Interessenvertreter halten eine gemeinsame Agrarpolitik als Rahmen für die Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -15- Zusammenfassung der Beiträge
ausreichende Rohstoffversorgung für erforderlich. Wenn es die GAP nicht gäbe, dann könnte dies zur Folge haben, dass Erzeugung und Angebot in der EU ungleich verteilt wären, was zu Schwierigkeiten in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie führen könnte. Diese Interessenvertreter streben ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen einer zuverlässigen Versorgung mit in der EU erzeugten Rohstoffen und der Möglichkeit zur Einfuhr von Rohstoffen, die nicht in der EU beschafft werden können, an. 4.1.2 Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Die Gruppe der Denkfabriken, Forschungsinstitute und anderen Einrichtungen vertrat ein breiteres Meinungsspektrum als die der Interessenvertreter. Aus einer kleinen Minderheit dieser Gruppe kam zudem der heftigste Widerstand gegen die GAP. a/ Unterstützung der Landwirte/Bereitstellung öffentlicher Güter Verschiedene Teilnehmer aus dieser Gruppe sind – wie die Interessenvertreter – der Auffassung, dass der GAP wichtige Erfolge zu verdanken sind und dass die formulierten Ziele der GAP und die aus dem EU-Vertrag erwachsenden Verpflichtungen erfüllt wurden. Als wichtigste Verdienste der GAP werden genannt: ihr Beitrag zur Nahrungsmittelsicherheit in der EU, die Erhaltung der Vielfalt der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa, insbesondere in Gebieten in Randlage, sowie die Bereitstellung zahlreicher öffentlicher Güter im Umweltbereich und im sozialen Bereich. Diejenigen, die diesen Standpunkt vertreten, argumentieren, dass ohne die GAP von den Landwirten nur schwerlich verlangt werden könnte, sich auch weiterhin den großen Herausforderungen der Zukunft bei der Bereitstellung öffentlicher Güter im Umweltbereich, der Nahrungsmittelsicherheit und der Wirtschaft im ländlichen Raum zu stellen. Sie machen geltend, dass bei entsprechend starker öffentlicher Nachfrage die EU zugunsten der Bereitstellung öffentlicher Güter eingreifen müsse, wenn der Markt dazu nicht in der Lage sei, und dass die EU sicherstellen müsse, dass kollektive politische Zielvorgaben umgesetzt werden. Verschiedene Teilnehmer sind zudem der Meinung, dass die GAP ein Instrument zur Beschäftigungsförderung in der Landwirtschaft und verwandter Wirtschaftszweige sei. Andere halten die GAP für „sozial unausgewogen“, da weniger wohlhabende kleinere landwirtschaftliche Betriebe ihrer Meinung nach von der GAP nur wenig profitieren. Mehrfach wird darauf hingewiesen, dass 20 % der Empfänger rund 80 % der direkten Einkommensbeihilfen beziehen. Zudem verfügten viele Landwirte über beträchtliche Vermögenswerte in Form von Maschinen und landwirtschaftlich genutzten Gebäuden und Flächen. Eine weitere These lautet, dass die Ziele der ersten Säule der GAP nicht mehr den Erwartungen der Gesellschaft entsprächen und keine rechtmäßige Grundlage für öffentliche Ausgaben in einem marktorientierten Sektor bildeten. Daher müsse bei den Grundprinzipien der Politik, ihren Zielsetzungen und Maßnahmen ein Wandel stattfinden, der den Forderungen der Gesellschaft nach Bereitstellung öffentlicher Güter Rechnung trage. b/ Nahrungsmittelsicherheit Aus der Gruppe der Denkfabriken, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen wird mehrfach die Meinung geäußert, dass die GAP notwendig sei, um beide Aspekte der Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten – die Bereitstellung von genügend Nahrungsmitteln für die europäische Bevölkerung, aber auch die Bereitstellung von sicheren Nahrungsmitteln. c/ Neuen Herausforderungen gemeinsam begegnen – eine gemeinsame Politik Viele der teilnehmenden Denkfabriken, Forschungsinstitute und anderen Einrichtungen teilen den Standpunkt der Interessenvertreter, dass eine starke GAP notwendig ist, um den Herausforderungen von morgen begegnen zu können, die sich nur durch ein gemeinsames politisches Konzept für die Landwirtschaft und den ländlichen Sektor bewältigen lassen. Als weitere Argumente werden Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -16- Zusammenfassung der Beiträge
genannt: Eine gemeinsame Politik stellt die Kohärenz mit anderen Politikfeldern sicher, damit gemeinsame Ziele erreicht werden können; eine gemeinsame Politik ermöglicht größere Effizienz bei den Ausgaben und stärkt die Verantwortlichkeit. d/ Nachhaltigkeit In mehreren Beiträgen wird die Meinung vertreten, dass eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung zentrale Voraussetzung dafür ist, vielen der Herausforderungen, mit denen sich Europa heute konfrontiert sieht, wie Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Wasserbewirtschaftung, Naturschutz, Landschaftsschutz, Erhaltung der Funktionalität der Böden und der Qualität der Luft, Minderung der Anfälligkeit für Überschwemmungen und Waldbrände und Verlust der biologischen Vielfalt, entgegenzuwirken. e/ Kulturelles Erbe Mehrere Teilnehmer betonen, dass die Kulturen Europas eng mit den Traditionen der Landwirtschaft verbunden sind. Der Schutz der europäischen Landwirtschaft trägt somit auch zum Schutz des kulturellen Erbes Europas bei. 4.1.3 Allgemeine Öffentlichkeit Aufgrund der großen Zahl der Beiträge aus der allgemeinen Öffentlichkeit wurde aus dieser Teilnehmergruppe ein besonders breites Spektrum an Gründen für eine gemeinsame europäische Agrarpolitik angeführt: • Die GAP ist das einzige gemeinsame Politikfeld der EU. Die EU muss dafür sorgen, dass sie besser funktioniert. Ihr kommt beim Prozess der europäischen Integration eine wichtige Rolle zu; • weil die Landwirtschaft ein Wirtschaftszweig von strategischer Bedeutung ist: Europa muss in der Lage sein, sich selbst zu versorgen (während dies für die einen bedeutet, dass die Versorgungssicherheit in der EU gewährleistet sein muss, fordern andere, dass die EU autark sein müsse). Die meisten Teilnehmer, die sich zu diesem Thema äußerten, und dies war bei vielen der Fall, führen an, dass die GAP zu größerer Nahrungsmittelsicherheit beiträgt; • damit die Nahrungsmittelsicherheit sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht (Qualitätsmanagement für Lebensmittel) gewährleistet ist; • von einigen Teilnehmern wurde speziell auf die Notwendigkeit der Beibehaltung strategischer Nahrungsmittelvorräte verwiesen; • damit eine gerechte Behandlung der Landwirte (in der Lebensmittelkette gegenüber anderen Gliedern dieser Kette, wie z. B. dem Einzelhandel) zu gewährleistet ist; • weil die EU für die Landwirte in Europa gleiche Voraussetzungen schaffen muss; • die GAP ist die Konsequenz eines gemeinsamen Marktes/gemeinsamen Wirtschaftsraums; • damit die ländlichen Gemeinschaften erhalten bleiben (insbesondere die landwirtschaftlichen Betriebe, die am besten in der Lage sind, sich um Landschafts- und Umweltschutz zu kümmern); • eine gemeinsame Politik ist erforderlich, um den Landwirten in unterschiedlichsten Regionen/Wirtschaftszweigen ein Auskommen zu sichern; • um die Landwirte vor Spekulanten zu schützen und zu vermeiden, dass die EU von Einfuhren abhängig wird; Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -17- Zusammenfassung der Beiträge
• um die Landwirten in der EU in die Lage zu versetzen, im Wettbewerb mit eingeführten Erzeugnissen zu bestehen. Eine gemeinsame Agrarpolitik findet breite Zustimmung. Viele Teilnehmern geben ihr den Vorzug vor einer „Renationalisierung“. Eine Aufstockung der nationalen Kofinanzierung im Rahmen der ersten Säule der GAP stößt auf wenig Gegenliebe, während sie innerhalb eines gemeinsamen Regelungsrahmens durchaus in Betracht gezogen wird. Nur sehr wenige Teilnehmer sprechen sich dafür aus, die GAP aufzugeben (wobei einige dieser Befürworter einräumen, dass dann etwas anderes an ihre Stelle treten müsste). Die Befürwortung der GAP bedeutet nicht unbedingt, dass die GAP in ihrer derzeitigen Form unterstützt wird. Auch hier besteht ein breites Meinungsspektrum. Zahlreiche Teilnehmer sprechen sich für die verstärkte Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft aus. Einer Minderheit zufolge sollte bei der Reformierung der GAP der gesamte Schwerpunkt hin zur ökologischen Landwirtschaft verlagert und eine Verringerung des Anteils von Fleischerzeugnissen an der Ernährung angestrebt werden. Eine beträchtliche Zahl der Teilnehmer aus vielen Ländern führt an, dass der Hauptzweck der Zahlungen im Rahmen der GAP darin bestehe, den Landwirten in der EU einen Ausgleich für ihre höheren Produktionskosten, beispielsweise bei den Sozialversicherungsbeiträgen, durch die Einhaltung der höheren EU-Standards und Anforderungen in zahlreichen Bereichen sowie bei den Löhnen, zu gewähren. Öffentliche Interventionen seien daher erforderlich, um das Versagen des Marktes auszugleichen. Die Ansicht, dass die Landwirte in der EU zusätzliche Kosten zu tragen haben (für die Einhaltung von Qualitätsstandards sowie Gesundheits- und Hygienevorschriften, Rückverfolgbarkeitsanforderungen und Anforderungen bezüglich des Herkunftsnachweises sowie Auflagen für den Umweltschutz, die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Landschaftspflege usw.), die ihren Konkurrenten außerhalb der EU nicht entstehen, ist weit verbreitet. Für die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern, insbesondere aber die französischen Teilnehmer, ist die Landwirtschaft Dreh- und Angelpunkt für Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft, Ernährung und Umwelt. Dieser Standpunkt entspricht dem von verschiedenen Denkfabriken, Forschungsinstituten und anderen Einrichtungen geltend gemachten kulturellen Wert. 4.1.4 Über das ENRD eingegangene Beiträge In vielen der über das ENRD eingegangenen Beiträge wird der Standpunkt vertreten, dass die GAP eine starke Komponente zur Entwicklung des ländlichen Raums enthalten müsse, um den Herausforderungen zu begegnen, vor denen Landwirtschaft und ländliche Gebiete stehen. Viele dieser Herausforderungen (im Hinblick auf Nahrungsmittelsicherheit und territoriale und soziale Fragen sowie Umweltfragen) betreffen alle Mitgliedstaaten. Aus den unterschiedlichen Beiträgen der Interessenvertreter werden die jeweiligen Standpunkte ihrer Mitglieder deutlich. Einigkeit besteht unter den Interessenvertretern im ENRD über die Bedeutung des Umweltschutzes (Böden, Gewässer, biologische Vielfalt) und der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen sowie darüber, dass es notwendig ist, zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beizutragen. Mit Blick auf die territorialen Herausforderungen wird vielfach gefordert, dass Unterschiede zwischen Stadt und Land berücksichtigt werden müssten und dass die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der ländlichen Gebiete und die Lebensqualität in diesen Gebieten sichergestellt werden müssten. Die Sozialstrukturen vieler ländlicher Gebiete seien wenig belastbar, daher müssten ländliche Gemeinschaften und die lokale Wirtschaft unterstützt werden. Abgelegene Gebiete und Gebiete, in denen es an Humankapital fehlt, stünden hier vor besonderen Herausforderungen. Die Bereitstellung öffentlicher Güter in benachteiligten Gebieten wird als Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -18- Zusammenfassung der Beiträge
ernstes Problem angesehen. Zu den wichtigen Herausforderungen für landwirtschaftlich geprägte Gemeinschaften zählen: • die Erhaltung der Existenzfähigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben und ländlichen Gemeinschaften; • die Stärkung der wirtschaftlichen Stellung der Landwirte in der Lebensmittelkette, die Erhaltung von Lebensfähigkeit und Produktivität der landwirtschaftlichen Betriebe und anderer Wirtschaftszweige im ländlichen Raum im Kontext der Alterung der Landbevölkerung und der in der Landwirtschaft Tätigen. 4.2 Von der allgemeinen Öffentlichkeit vertretene Standpunkte nach Land bzw. Region Die vorstehend erwähnten Standpunkte aus der allgemeinen Öffentlichkeit wurden wiederholt und in fast allen Mitgliedstaaten geäußert. Die Teilnehmer aus den neuen Mitgliedstaaten vertreten einhellig die Überzeugung, dass die GAP die Höhe der ihnen gewährten Unterstützung stärker an die in den „alten“ EU-Mitgliedstaaten gezahlten Beträge annähern sollte. Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -19- Zusammenfassung der Beiträge
5. Antworten auf Frage 2 – „Was erwarten die Bürger von der Landwirtschaft?“ 5.1 Darstellung nach Gruppen 5.1.1 Interessenvertreter a/ Allgemeine Aspekte Nach einer unter den Interessenvertretern weit verbreiteten Ansicht erwarten die Bürger von der Landwirtschaft, dass sie folgende Anforderungen erfüllt: • Sie sollte die Nahrungsmittelversorgung sicherstellen; • sichere, gesunde Lebensmitteln zu transparenten und günstigen Preisen bereitstellen; • eine nachhaltige Bodennutzung gewährleisten; • Tätigkeiten fördern, die die ländlichen Gemeinschaften und die Landschaft nachhaltig bewahren. b/ Nahrungsmittelsicherheit Zum Teil besteht die Auffassung, dass die Nahrungsmittelsicherheit für die Bürger an erster Stelle stehe und dass es daher Hauptaufgabe der Landwirtschaft sei, dafür zu sorgen. Das Hauptaugenmerk der Landwirte in der EU, so der Standpunkt dieser Interessenvertreter, sollte darauf liegen, die europäische Bevölkerung zu ernähren, und nicht darauf, größtes Einfuhr- oder Ausfuhrgebiet der Welt zu sein. Ihrer Meinung nach ist die Nahrungsmittelsicherheit zu wichtig, als dass sie einem deregulierten Markt überlassen werden könnte. Gefordert wird eine starke Agrarpolitik, die Erzeugung und Märkte reguliert und dafür sorgt, dass die Praktiken in der Landwirtschaft auf die Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Gesundheit ausgerichtet werden. Verschiedentlich wird argumentiert, dass nach Meinung der Bürger die Landwirtschaft nicht das Ziel haben müsse, die Weltbevölkerung zu ernähren, sondern vielmehr – wie in den EU- Verträgen festgelegt – die gesicherte Nahrungsmittelversorgung Europas zu gewährleisten. c/ Umwelt Nach Meinung vieler Interessenvertreter verlangen die Bürger, dass die EU-Landwirtschaft die Umwelt respektieren, ihre Auswirkungen auf die globale Erwärmung verringern, die biologische Vielfalt schützen und sorgsam mit den Wasserressourcen umgehen solle. Eine von nachhaltig wirtschaftenden Familienbetrieben geprägte Landwirtschaft hat ihnen zufolge positive Nebeneffekte und wird dafür von den Bürgern Europas geschätzt. d/ Entwicklungsländer Nicht wenige Interessenvertreter fordern, dass die europäische Agrarpolitik sich nicht nachteilig auf die Agrarwirtschaften der Entwicklungsländer auswirken dürfe. Folglich müssten die EU und die Drittländer das Recht haben, sich vor zu niedrigpreisigen Einfuhren zu schützen. Vereinzelt wird hinzugefügt, dass es wünschenswerter wäre, wenn die EU ärmeren Drittländern dabei helfen würde, ihre Bevölkerung selbst zu ernähren, statt Nahrungsmittel in diese Länder zu exportieren. e/ Tierschutz Nach Ansicht verschiedener Interessenvertreter stehen hohe Standards für den Schutz von Nutztieren auf der Agenda der europäischen Bürger und Verbraucher weit oben und sind daher als eine wichtige Triebkraft für die Tätigkeit der Landwirte und für die Reform der GAP anzusehen. Die betreffenden Interessenvertreter verweisen auf zwei Eurobarometer-Umfragen aus den Jahren 2005 und 2007, denen zufolge die EU-Bürger dem Schutz von Nutztieren einen hohen Stellenwert beimessen. Die Mehrzahl der Interessenvertreter schenkte diesem Thema jedoch nur wenig Beachtung. Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 – Öffentliche Debatte -20- Zusammenfassung der Beiträge
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