Finanzmarkttrends Hohes Wachstum, hohe Unsicherheit - Ausblick auf die Weltwirtschaft, den Euroraum, Deutschland, die USA, China sowie ...

Die Seite wird erstellt Dana Dick
 
WEITER LESEN
Finanzmarkttrends
Hohes Wachstum, hohe Unsicherheit
Ausblick auf die Weltwirtschaft, den Euroraum, Deutschland, die USA, China
sowie Anleihemärkte, Wechselkurse, Aktienindizes und Rohöl
August 2021
Inhalt

▪   Executive Summary: Hohes Wachstum, hohe Unsicherheit

▪   Prognosen: Überblick Konjunktur und Finanzmärkte

▪   Coronavirus: Unsicherheit belastet weiterhin. Umfassende wirtschaftliche Disruptionen wie in H1 2020 auch bei neuer Welle unwahrscheinlich.

▪   Weltwirtschaft: PMI-Einkaufsmanagerindizes insgesamt auf erfreulich hohen Niveaus. Aber weltweite Entwicklung ist gespalten.

▪   Eurozone: Rückgang der Renditen bei steigender Inflation.

▪   Deutschland: Folgen der Hochwasserkatastrophe schwer abzuschätzen.

▪   USA: Tapering könnte im Dezember angekündigt werden.

▪   China: Notenbank wird wohl auf Wachstumsverlangsamung reagieren.

▪   Aktienmärkte: Rallye setzt sich fort, die Luft wird dünner.

▪   Wechselkurse: EUR/USD: Nur wenig Dynamik in Sicht. JPY allenfalls mit Mini-Comeback. Relativ festes GBP sehen wir nicht noch stärker. Kann
    CNY aufkommendem Gegenwind trotzen?

▪   Ölmärkte: Zerstrittene OPEC

▪   Ansprechpartner/Haftungsausschluss

2                 August 2021                 Finanzmarkttrends                       Marketingmitteilung
Executive Summary – Hohes Wachstum, hohe Unsicherheit

- Die Weltwirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich mit einer Rate von 5,8 % expandieren. Das wäre der höchste Wert seit fast 50 Jahren. Die USA haben daran
  mit einem prognostizierten Wachstum von 6,2 % einen wesentlichen Anteil und natürlich China, dessen BIP in diesem Jahr um 8,1 % steigen sollte. Die Eurozone
  zieht den Schnitt mit einer Wachstumsrate von 4,6 % etwas herunter. Hier wirkt wiederum Deutschland als Bremse, denn das erste Halbjahr verlief
  wachstumstechnisch recht enttäuschend, so dass in diesem Jahr nur 2,7 % mehr an deutschen Gütern und Dienstleistungen produziert werden dürften als in 2020.
  Im kommenden Jahr wird die Dynamik in den meisten Ländern nachlassen. Immerhin sollte die Weltwirtschaft ein im historischen Maßstab immer noch hohes
  Wachstumstempo von 4,8 % an den Tag legen.
- Allerdings gibt es weiterhin erhebliche Abwärtsrisiken. Das wichtigste davon bleibt die Pandemie, die bereits jetzt in einigen Ländern erneut ihre bremsende
  Wirkung entfaltet. Länder wie Malaysia und Thailand sehen sich gezwungen, ganze Unternehmen in den Lockdown zu schicken. In China reagiert man auf jeden
  noch so kleinen Ausbruch mit sehr harten Schutzmaßnahmen. Auch die USA und die europäischen Länder sind nicht gefeit vor neuen Infektionswellen.
  Mittlerweile gehen viele Staaten jedoch dazu über, die Ansteckungen zu tolerieren, solange die Krankenhäuser keine Überlastungserscheinungen zeigen. In den
  meisten Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas sind allerdings aufgrund teilweise extrem niedriger Impfquoten die Gesundheitssysteme überfordert. Das
  alles sind dämpfende Faktoren für die Weltwirtschaft, die bislang noch durch die guten Zahlen aus den USA, China und der Eurozone überdeckt werden. Sie bergen
  in Emerging Markets das erhöhte Risiko sozialer Unruhen.
- Die Unsicherheit über den weiteren Konjunktur- und Pandemieverlauf äußert sich an den Finanzmärkten in Form fallender Staatsanleiherenditen. Zehnjährige T-
  Notes sind wieder unter 1,20 % gefallen, die entsprechenden Bunds unter -0,40 %. Dabei haben die Notenbanken ihren Kurs nicht grundsätzlich geändert. Die Fed
  hat angedeutet, dass sie wahrscheinlich Ende des Jahres einen Plan für die Reduktion der Anleiheankäufe (sog. Tapering) vorlegen wird und die Europäische
  Zentralbank hat klar gemacht, dass derartige Überlegungen bei ihr noch in ganz weiter Ferne sind. Zuletzt hatte die EZB ihre Anleiheankäufe sogar erhöht.
- Die Aktienmärkte sind – vor allem wegen der wieder gefallenen Staatsanleiherenditen – auf neue Rekordhochs gestiegen. Gemessen an traditionellen
  Bewertungsmaßstäben ist der S&P 500 um rund 50 % überbewertet und gemäß Shiller-Index über dem Wert des Jahres 1929. Damit erscheint der S&P sehr
  anfällig für eine Korrektur, die dann auch den weniger überbewerteten Dax mit herunterziehen würde.
- Beim Euro/US-Dollar-Wechselkurs gehen wir mittelfristig immer noch von einer moderaten Aufwertung des Euro aus, glauben aber nicht mehr an eine Bewegung
  über das Niveau von 1,25 USD je EUR hinaus. Der Schwenk der Fed hin zum Tapering wird aller Voraussicht nach zu viel Gegenwind entfachen, birgt gar das
  Risiko eines kurzfristig stärkeren Dollars.
- An den Ölmärkten dürfte die Rallye beendet sein. Das hat viel mit der OPEC/OPEC Plus zu tun, deren Zerstrittenheit durch das letzte mühsam erreichte
  Abkommen offengelegt wurde und das Risiko eines Auseinanderbrechens des Bündnisses deutlich gemacht hat.

3                   August 2021                  Finanzmarkttrends                             Marketingmitteilung
Prognosen: Veränderung des BIP

    Source: HCOB Economics, IMF

4                         August 2021   Finanzmarkttrends   Marketingmitteilung
Prognosen: Finanzmärkte
Interest rates (eop)                          05.08.2021                       Dez 21                Jun 22   Dez 22

Euro area
Policy rate                                       0,00                         0,00                  0,00     0,00
Deposit rate                                     -0,50                         -0,50                 -0,50    -0,50
3 months Euribor                                 -0,54                         -0,54                 -0,52    -0,50
2 year Bunds                                     -0,78                         -0,70                 -0,70    -0,65
10 year Bunds                                    -0,50                         -0,25                 -0,15    0,05
USA
Fed funds target rate (upper bound)              0,25                           0,25                  0,25     0,25
3 months Libor                                   0,12                           0,20                  0,25     0,45
2 year T-Notes                                   0,19                           0,25                  0,30     0,45
10 year T-Notes                                  1,18                           1,65                  1,75     1,85
FX                                            05.08.2021                       Dez 21                Jun 22   Dez 22
EUR/USD                                          1,19                           1,20                  1,23     1,22
EUR/GBP                                          0,85                           0,87                  0,87     0,83
USD/JPY                                           110                           110                   110      108
USD/CNY                                          6,46                           6,42                  6,42     6,46
Stocks                                        05.08.2021                       Dez 21                Jun 22   Dez 22
Dax                                             15702                          14456                 15187    15340
Stoxx Europe 600                                  469                           425                   447      451
S&P500                                           4403                           4070                  4276     4318
Commodities                                   05.08.2021                       Dez 21                Jun 22   Dez 22
Oil (Brent) in USD/USD                            70                             75                    73       65
Oil (WTI) in USD/Barrel                           68                             73                    70       62

Source: Bloomberg, Hamburg Commercial Bank Economics

5                       August 2021                        Finanzmarkttrends   Marketingmitteilung
Coronavirus: Unsicherheit belastet weiterhin. Umfassende wirtschaftliche
Disruptionen wie in H1 2020 auch bei neuer Welle unwahrscheinlich.
                                          ▪ Die Pandemie bleibt weiterhin eine komplizierte Angelegenheit und ein Risiko für die
                                            Weltwirtschaft. Mehr und mehr Länder, darunter die Niederlande und Dänemark sowie die USA,
                                            scheinen dazu überzugehen, hohe Inzidenzen zu akzeptieren, so lange die Krankenhäuser nicht
                                            überlastet sind. Andere Länder, dazu gehören etwa China und Australien, verfolgen eher die
                                            Zero-Covid-Strategie und reagieren daher auf verhältnismäßig kleine Ausbrüche mit recht
                                            harschen Maßnahmen wie der Schließung von regionalen Grenzen, dem Verbot touristischer
                                            Aktivitäten, partiellen Ausgangssperren und Massentests. Deutschland liegt irgendwo
                                            dazwischen. Mit Einreisebeschränkungen und fortbestehender Maskenpflicht möchte man
                                            verhindern, dass es zu einer vierten Welle kommt. Welche Strategie hier am
                                            erfolgversprechendsten ist, kann jedoch nicht gesagt werden, da es immer wieder zu
                                            unerklärlichen Schwankungen der Infektionsraten kommt. In Großbritannien und den
                                            Niederlanden etwa sind die Infektionsraten zunächst auf über 400 gestiegen, dann kräftig und
                                            unverhofft gefallen. Ähnliches ist auch in einigen US-Bundesstaaten zu beobachten.
                                          ▪ Gemeinsam ist fast allen Ländern, dass sie danach streben, einen möglichst hohen Anteil ihrer
                                            Bevölkerung zu impfen, denn es herrscht weitestgehender Konsens, dass das Impfen der einzige
                                            nachhaltige Weg ist, um die Pandemie zu bekämpfen. Die Erfolge sind jedoch sehr
                                            unterschiedlich. In der EU und den USA ist man bis zu einer Impfquote von 50 % der
                                            Bevölkerung recht erfolgreich gewesen, jetzt stockt der Fortschritt jedoch erheblich, so dass das
                                            Erreichen der Herdenimmunität in diesem Jahr sehr fraglich erscheint. Asiatische Länder wie
                                            Südkorea und Japan haben erst sehr spät mit dem Impfen angefangen und haben es jetzt von
                                            einem niedrigen Niveau aus mit steigenden Infektionsraten zu tun. Das Problem scheint hier in
                                            erster Linie die Verfügbarkeit von Impfstoffen zu sein, denn die Impfbereitschaft in diesen
                                            Ländern ist sehr hoch. In Brasilien, Indien und Russland ist die Impfquote mit 10 % extrem
                                            niedrig.
                                          ▪ Ähnlich unberechenbar wie der weitere Verlauf der Pandemie ist auch die Auswirkung auf die
                                            Weltwirtschaft. Klar scheint zu sein, dass es auch im Fall neuer Wellen nicht erneut zu den
                                            Disruptionen wie in der ersten Jahreshälfte 2020 kommen dürfte. Die Unsicherheit über das
                                            Ausmaß einer weiteren Welle und über die möglichen Reaktionen der Regierungen wirken auf
                                            die wirtschaftliche Aktivität jedoch schon jetzt dämpfend.

6       August 2021   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
Coronavirus: Impfskepsis in der EU und den USA sowie Impfstoffmangel im
globalen Süden verhindern Herdenimmunität in diesem Jahr.
Katastrophal niedrige Impfquoten in großen Emerging Markets

7             August 2021          Finanzmarkttrends          Marketingmitteilung
Weltwirtschaft: Chinas Expansionstempo verlangsamt, USA wieder auf
Vor-Corona-Produktionsnviveau, Eurozone erreicht dies erst Ende 2021.

8       August 2021   Finanzmarkttrends   Marketingmitteilung
Weltwirtschaft: PMI-Einkaufsmanagerindizes insgesamt auf erfreulich
hohen Niveaus. Aber weltweite Entwicklung ist gespalten.

ISM/PMI-Indices manufacturing sector and services sector (Index > 50 = Improvement of economic situation in comparison to month before,
 Index < 50 = worsening)

Source: Macrobond, Markit, HCOB Economics

9                   August 2021             Finanzmarkttrends                    Marketingmitteilung
Weltwirtschaft: Hohes Wachstum in entwickelten Volkswirtschaften,
Risiko sozialer Unruhen in Emerging Markets.
                                          ▪ Auf den ersten Blick scheint sich der Boom der Weltwirtschaft bis auf Weiteres fortzusetzen.
                                            Die globalen PMI-Indizes sind weiterhin auf einem ungewöhnlich hohen Niveau, die
                                            Inflationsraten sind bis zuletzt gestiegen und die Dynamik im Welthandel hat nochmals
                                            zugenommen. In unserem Basisszenario rechnen wir in diesem Jahr mit einem globalen
                                            Wirtschaftswachstum von 5,8 % und von 4,8 % im kommenden Jahr.
                                          ▪ Neben der unberechenbaren Ausbreitung der Covid-19 Pandemie (siehe dazu Folie 6) sollte
                                            man sich weiterer Risiken für dieses Szenario gewahr sein: Problematisch ist die Diskrepanz
                                            in der wirtschaftlichen Dynamik zwischen entwickelten Ländern und den Schwellenländern.
                                            Die PMI-Werte der entwickelten Volkswirtschaften liegen fünf bis neun Punkte über dem
                                            Wert der Schwellenländer. Der ungewöhnlich schleppende Verlauf der Erholung in den
                                            Schwellenländern birgt die Gefahr, dass die Unzufriedenheit in den jeweiligen Bevölkerungen
                                            steigt und es vermehrt zu sozialen Unruhen kommt – in einigen mittleren Volkswirtschaften
                                            wie Südafrika, Kolumbien und Tunesien ist dies bereits zu beobachten –, die ihrerseits das
                                            Wachstum dämpfen.
                                          ▪ In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung der Inflation kritisch zu sehen. Die hohe
                                            Teuerungsrate ist vor allem des Ergebnis hoher Ölpreise. Sie liegen derzeit 38 % über dem
                                            Niveau vom Jahresbeginn. Die daraus resultierenden höheren Kraftstoffpreise belasten die
                                            Kaufkraft der Menschen. Dazu kommen noch steigende Lebensmittelpreise, da die Preise für
                                            Agrarrohstoffe aktuell im Durchschnitt 13 % höher liegen als Anfang Januar dieses Jahres.
                                          ▪ Ein Lichtblick ist sicherlich der Welthandel, dessen ungewöhnlich hohe Steigerungsraten sich
                                            zwar wieder abschwächen werden, jedoch gleichzeitig Zeugnis weiterhin funktionierender
                                            globaler Wertschöpfungsketten sind. Es gibt zwar Lieferkettenengpässe, wofür die
                                            explodierenden Containerfrachtraten ein zeitnaher Indikator sind, aber umfassende
                                            Handelsunterbrechungen lassen sich aus Steigerungsraten von 25 % YoY im internationalen
                                            Handel nicht ablesen.
                                          ▪ Insgesamt kann man feststellen, dass die positiven aggregierten Daten leicht dazu verleiten,
                                            die Risiken zu unterschätzen, die in vielen Ländern eher wieder zugenommen haben.

10      August 2021   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
Eurozone: Die Delta-Variante beeinträchtigt die Tourismus-Saison.
Darüber hinaus bleiben die Wachstumsperspektiven positiv.

11      August 2021   Finanzmarkttrends   Marketingmitteilung
Eurozone: Unter den Euro-4 Ländern wächst Deutschland 2021 am
langsamsten. BIP Eurozone 2021: 4,6 %

12      August 2021   Finanzmarkttrends   Marketingmitteilung
Eurozone: Rückgang der Renditen bei steigender Inflation
Enttäuschte Hoffnungen über baldiges Erreichen der Herdenimmunität und die Delta-Variante haben vermutlich zum
Renditerückgang wesentlich beigetragen.
                                                           ▪ Im zweiten Quartal ist das BIP der Eurozone mit einer überraschend hohen Rate von 2,0 %
                                                             QoQ expandiert. Weiter deuten die hohen Werte der PMI-Einkaufsmanagerindizes (siehe
                                                             Folie 9) darauf hin, dass sich der Wachstumsprozess zunächst noch fortsetzen wird.
                                                             Entsprechend rechnen wir damit, dass der BIP-Zuwachs im Gesamtjahr höher ausfallen
                                                             wird als bislang von uns prognostiziert. Wir gehen von einem Wirtschaftswachstum in der
                                                             Eurozone von 4,6 % aus (bisher: 3,9 %).
                                                           ▪ Die Inflation ist in der Eurozone weiter gestiegen und lag im Juli bei 2,2 % YoY. Der
                                                             Rückgang der Kernrate der Inflation auf 0,6 % hat offensichtlich mit technischen Faktoren
                                                             bei der Saisonbereinigung zu tun (der Sommerschlussverkauf begann 2020 in Frankreich
                                                             und Italien später als üblich). Die Gesamtinflationsrate wird voraussichtlich im Herbst ihren
                                                             Höhepunkt bei leicht unter 3 % erreichen und dann mit den auslaufenden Basiseffekten
                                                             deutlich unter 2 % fallen. Das Inflationsniveau wird vermutlich höher liegen als vor der Krise,
                                                             da die Coronakrise mit einem Strukturwandel einhergehen dürfte. Die damit verbundenen
                                                             Mehrkosten dürften die Produzenten teilweise weitergeben. Zu diesen Anpassungen gehört
                                                             etwa die Neuordnung von Wertschöpfungsketten, eine höhere Lagerhaltung und andere
                                                             Maßnahmen, um unabhängiger von Lieferkettenengpässen zu werden. Insgesamt sollte die
                                                             Inflation aber unter Kontrolle bleiben, zumal nicht von einem Superzyklus bei den
                                                             Rohstoffpreisen auszugehen ist. Insbesondere bei den Ölpreisen sehen wir ein Ende der
                                                             Rallye (Siehe Folie 23).
                                                           ▪ Die überraschendste Entwicklung der vergangenen Wochen war der deutliche Rückgang
                                                             der Renditen. Die zehnjährigen Bund-Renditen sind vom diesjährigen Hoch von -0,09 % auf
                                                             -0,50 % gefallen, ohne dass ein bestimmtes Ereignis die Abwärtsbewegung eingeleitet
                                                             hätte. Man muss davon ausgehen, dass die enttäuschte Hoffnung, in den USA und der
                                                             Eurozone könnte noch in diesem Sommer Herdenimmunität erreicht werden, kombiniert mit
                                                             der sich rasch ausbreitenden Delta-Variante, eine Rolle gespielt hat. Außerdem dürfte die
                                                             Fiskalpolitik im kommenden Jahr deutlich weniger expansiv ausfallen. Und schließlich hat
                                                             sich die Inflationspanik wieder gelegt, die meisten Beobachter glauben der Einschätzung der
                                                             Zentralbanken, dass der Anstieg der Teuerungsrate in erster Linie vorübergehend ist. Für
                                                             die EZB besteht in diesem Umfeld kein besonderer Handlungsbedarf.

13            August 2021          Finanzmarkttrends                     Marketingmitteilung
Deutschland: Schwaches erstes Halbjahr. Beschleunigung in Sicht.
Impfprozess ist zwar schleppend, aber dennoch sollte eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Lage möglich sein.

14             August 2021          Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
Deutschland: Folgen der Hochwasserkatastrophe schwer abzuschätzen.
Laut ifo-Institut beurteilen die Unternehmen im Durchschnitt die aktuelle Lage erneut besser.

                                                               ▪ Im zweiten Quartal lag das Wirtschaftswachstum in Deutschland bei 1,5 % QoQ. Damit
                                                                 konnte der Einbruch vom ersten Quartal (-2,1 %) nicht wieder wettgemacht werden. Das gilt
                                                                 auch für den privaten Konsum, der in den ersten drei Monaten des Jahres stark eingebrochen
                                                                 war (-3,7 %) und in Q2 lediglich um 2 % stieg. Wir erwarten daher weitere Nachholeffekte und
                                                                 somit eine Beschleunigung der Expansionsrate in der zweiten Jahreshälfte. Unter dem Strich
                                                                 sollte das BIP aber nur um 2,7 % steigen, weniger als bislang von uns prognostiziert (3,0 %).
                                                               ▪ Ein Blick auf die einzelnen Sektoren zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen zufrieden mit
                                                                 der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ist. Das gilt ganz besonders für das Verarbeitende
                                                                 Gewerbe, welches zuletzt im Herbst 2018 die Lage derart positiv beurteilt hatte. Die größte
                                                                 Stimmungsaufhellung ist im Vergleich zum Mai im Einzelhandel zu beobachten, dessen
                                                                 Lagebeurteilung mittlerweile ähnlich gut ausfällt wie vor dem Ausbruch der Coronakrise. Im
                                                                 Dienstleistungssektor hat sich die Situation weiter leicht verbessert und im Bausektor klagen
                                                                 nur wenige Unternehmen.
                                                               ▪ Welche volkswirtschaftlichen Schäden die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen,
                                                                 Rheinland-Pfalz und anderen Teilen Deutschlands angerichtet hat, ist derzeit noch schwer zu
                                                                 beurteilen. Klar ist, dass Produktionsanlagen und Dienstleistungsbetriebe beschädigt und
                                                                 Verkehrs-, Strom- und Kommunikationsnetze unterbrochen wurden und teilweise immer noch
                                                                 unterbrochen sind. Auch die Rheinschifffahrt ist von dem Hochwasser betroffen.
                                                               ▪ Derartige Katastrophen bringen menschliches Leid und reduzieren den Kapitalstock. Der
                                                                 Wiederaufbauprozess sorgt seinerseits insbesondere für regionale Konjunkturprogramme.
                                                                 Hiervon sollte vor allem die Bauwirtschaft profitieren. Angesichts bislang noch schwer
                                                                 quantifizierbarer Schäden ist nur zu vermuten, dass der ohnehin stark ausgelastete
                                                                 Bausektor noch stärker beansprucht wird, wobei sich dies vor allem in den betroffenen
                                                                 Bundesländern bemerkbar machen sollte. Der regionale Einzelhandel (Möbelhäuser,
                                                                 Baumärkte) dürfte einen temporären Boom erfahren, während sich der Tourismussektor
                                                                 voraussichtlich nur langfristig von den Überflutungen erholen wird. Gesamtwirtschaftlich
                                                                 bewegt sich der Effekt auf das BIP vermutlich in einem relativ geringfügigen Bereich.

15             August 2021           Finanzmarkttrends                       Marketingmitteilung
USA: Wachstum von über 6 % in diesem Jahr
Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe schwächt sich ab. Dienstleistungssektor boomt hingegen noch.

16            August 2021         Finanzmarkttrends                Marketingmitteilung
USA: Tapering könnte im Dezember angekündigt werden.
Demokraten und Republikaner haben sich in Bezug auf ein Infrastrukturprogramm angenähert. Allerdings gibt es unter den
Demokraten Zweifel an der Ausgestaltung des Vorhabens.
                                                             ▪ Die US-Wirtschaft ist in Q2 mit einem hohen Tempo von 6,5 % (QoQ, annualisiert)
                                                               gewachsen, nach 6,3 % in Q1. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich das Wachstum
                                                               etwas verlangsamen. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem BIP-Anstieg um 6,2 %.
                                                             ▪ Die hohe Wachstumsdynamik ist in erster Linie dem privaten Konsum zu verdanken, der
                                                               um satte 12 % (QoQ, annualisiert) zunahm, während die Investitionstätigkeit zurückging.
                                                               Die aktuellen Indikatoren deuten auf eine solide Dynamik hin. So ist die Beschäftigung
                                                               (ohne Landwirtschaft) im Juni um 850.000 neue Arbeitsverhältnisse gestiegen. Die ISM-
                                                               Indizes liegen in der Nähe von sehr hohen 60 Punkten.
                                                             ▪ Die PCE-Kerninflation ist weiter gestiegen (Juni: 3,5 % YoY). Dennoch hat die
                                                               Diskussion um eine zu hohe Inflation nachgelassen. Das spiegelt sich in den kaum
                                                               veränderten Inflationserwartungen wider. Dazu passend erwarten wir zu Jahresbeginn
                                                               2022 einen kräftigen Rückgang der PCE-Kernrate auf 2,5 %. Damit könnte die Fed gut
                                                               leben, denn sie strebt einen mehrjährigen Inflationsdurchschnitt von 2 % an. Ein
                                                               Stabilitätsrisiko geht möglicherweise vom Wohnimmobilienmarkt aus, auf dem die Preise
                                                               derzeit mit einer Rekordrate von 17 % YoY steigen. Wegen der niedrigen Zinsen ist
                                                               jedoch kein Tragfähigkeitsproblem auf Seiten der privaten Haushalte zu erkennen, aber
                                                               es besteht die Gefahr, dass die Inflation durch höhere Mieten nach oben getrieben wird.
                                                             ▪ In Q4 dürfte die Fed ankündigen, Anfang 2022 mit der Reduktion der Anleiheankäufe zu
                                                               starten (sog. Tapering). Die Netto-Ankäufe sollten von derzeit 120 Mrd. US-Dollar
                                                               innerhalb eines Jahres auf Null reduziert werden. In diesem Zuge sollten auch die
                                                               langfristigen Renditen wieder moderat steigen. Sie waren in den vergangenen Wochen
                                                               überraschend und sehr stark gefallen. Zehnjährige T-Notes rentieren jetzt unter 1,20 %.
                                                               Die unerwartet schleppenden Impffortschritte sowie die Aussicht auf eine weniger
                                                               expansive Fiskalpolitik könnten die Nachfrage nach langfristigen Bonds stimuliert haben.
                                                               Ob das 1,2 Billionen USD umfassende Infrastrukturprogramm, auf das sich Demokraten
                                                               und Republikaner aus dem Senat im Grundsatz geeinigt haben, tatsächlich Gesetz wird,
                                                               hängt in erster Linie an einem Teil der Demokaten im Abgeordnetenhaus. Diese
                                                               beharren auf weitere Ausgaben im Sozialbereich, die mit dem Paket verknüpft werden
                                                               sollen.

17             August 2021         Finanzmarkttrends                     Marketingmitteilung
China: Relativ schwache Wachstumsdynamik
BIP-Zuwachs von 1,3 % QoQ in Q2 liegt unter dem Durchschnitt der Vor-Corona Jahre. Kaum Beschleunigung zu erwarten.

18            August 2021          Finanzmarkttrends                Marketingmitteilung
China: Notenbank wird wohl auf Wachstumsverlangsamung reagieren.
Die Null-Covid-Strategie sorgt erneut für harte Gegenmaßnahmen, da es in jüngster Zeit wieder zu Ausbrüchen gekommen ist.

                                                            ▪ Die chinesische Volkswirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich mit einer Rate von 8,1 %
                                                              wachsen und ist im zweiten Quartal um 1,3 % QoQ expandiert. Dies ist zwar eine
                                                              Beschleunigung gegenüber dem Vorquartal, aber im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren
                                                              bescheiden, als das Wachstumstempo im Dreijahresdurchschnitt bei 1,6 % lag. Hier macht
                                                              sich vermutlich die bremsende Wirkung der immer wieder aufflackernden Pandemie
                                                              bemerkbar, die von China sehr hart bekämpft wird (siehe weitere unten).
                                                            ▪ Abzulesen ist das sich verlangsamende Expansionstempo auch an den offiziellen PMI
                                                              (CFoLP). Bemerkenswert ist, dass die Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe besonders stark
                                                              an Dynamik verloren hat, obwohl global dieser Sektor weiterhin unter Dampf steht. Vor dem
                                                              Hintergrund der nachlassenden Dynamik sind die Abwärtsrisiken für unsere Prognose
                                                              gestiegen. Auch die Prognose für das kommende Quartal, für das wir bislang einen BIP-
                                                              Anstieg von 5,6 % erwarten, könnte zu hoch gegriffen sein.
                                                            ▪ Derzeit spielt die Ausbreitung der Delta-Variante eine wichtige Rolle für die Einschätzung der
                                                              Konjunktur. Laut den chinesischen Behörden hat sich die Delta-Variante in 15 der 32
                                                              Provinzen ausgebreitet. Zwar liegt die Zahl der Neuinfektionen mit täglich rund 90 Fällen im
                                                              internationalen Vergleich extrem niedrig. China verfolgt jedoch eine Null-Covid-Strategie und
                                                              reagiert daher mit harten Einschränkungen. Man kann die Nervosität der lokalen
                                                              chinesischen Verantwortlichen relativ gut an den Reaktionen auf die wenigen Neuinfektionen
                                                              erkennen. In Peking hat die Stadt Zug-, Flug- und Busverbindungen aus inländischen
                                                              Risikogebieten gekappt. Andere betroffene Städte und Provinzen haben Massentests,
                                                              scharfe Quarantäneregeln und Abriegelungen von öffentlichen Attraktionen verfügt oder die
                                                              Homeoffice-Pflicht wieder eingeführt. Diese Maßnahmen dürften das Wirtschaftswachstum
                                                              des Dienstleistungssektors beeinträchtigen, vor allem den Tourismussektor sowie den
                                                              Einzelhandel. Das Verarbeitende Gewerbe ist bis jetzt nicht direkt betroffen, könnte aber bei
                                                              Kontrollverlust über das epidemiologische Geschehen ebenfalls eingeschränkt werden.
                                                            ▪ Die Notenbank People‘s Bank of China hat angedeutet, dass sie auf die langsamere Gangart
                                                              der Konjunktur reagieren wird. Möglich ist eine Senkung des Mindestreservesatzes und eine
                                                              Senkung der seit einem Jahr unveränderten Kreditzinsen für die Laufzeit von einem Jahr.

19             August 2021         Finanzmarkttrends                      Marketingmitteilung
Aktienmärkte: Rallye setzt sich fort, die Luft wird dünner.
Der Rückgang der Staatsanleiherenditen ist zwar fundamental nur schwer nachvollziehbar, hat aber den Aktienmärkten
geholfen, neue Rekordwerte zu erklimmen.
                                                            •   Vor dem Hintergrund fallender Staatsanleiherenditen haben der Dax und der S&P 500 in
                                                                den vergangenen Wochen wieder zugelegt. Dabei sind die Risiken für die Konjunktur nicht
                                                                weniger geworden. Die Delta-Variante breitet sich in vielen Ländern aus, das Robert-Koch-
                                                                Institut hat 43 Länder als Hochinzidenzregionen definiert und in Malaysia und Thailand
                                                                werden erneut Produktionsstätten geschlossen, um Covid-19 wieder unter Kontrolle zu
                                                                bringen. Gleichzeitig sind in einigen US-Bundesstaaten die Intensivbettenbelegungen
                                                                aufgrund neuer Infektionen massiv angestiegen. Für viele Aktien, etwa aus dem
                                                                Automobilbereich, wird es darauf ankommen, ob im Zuge neuer Covid-19 Ausbrüche
                                                                erneut Lieferketten unterbrochen werden. In dieser Beziehung sind wir eher positiv, da es
                                                                zwar teurer geworden ist, Ware von A nach B zu transportieren, aber umfassende und
                                                                anhaltende Unterbrechungen des internationalen Handels aktuell nicht beobachtet werden
                                                                können.
                                                            •   Die Fed schaut jedenfalls optimistisch in die Zukunft und wird daher aller Voraussicht nach
                                                                zum Ende des Jahres einen Plan zur Reduktion der Anleiheankäufe (sog. Tapering)
                                                                präsentieren, wodurch die langfristigen Renditen dann wieder steigen könnten. Dies dürfte
                                                                den Aktienmärkten zusetzen, da den Märkten dann weniger Liquidität zufließen würde. In
                                                                der Tat erwarten wir bereits im Vorfeld dieser Entwicklung einen Rückschlag an den
                                                                Aktienmärkten.
                                                            •   Für einen Rückschlag spricht die Überbewertung, die nach unserer Berechnung beim
                                                                S&P 500 bei fast 50 % liegt. Das Inflations- und zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis
                                                                von Shiller liegt derzeit bei 38 und damit höher als im Jahr 1929 und nicht mehr weit von
                                                                dem Rekordstand von 2000 entfernt. Damit ist der S&P 500 unseres Erachtens sehr
                                                                korrekturanfällig. Beim Dax ist die Überbewertung gemäß unserem Modell weitaus
                                                                geringer. Wir gehen dennoch davon aus, dass ein Einbruch beim S&P 500 einen ähnlichen
                                                                Rückgang beim Dax nach sich ziehen wird. Bislang hatten wir den Einbruch bereits für das
                                                                dritte Quartal prognostiziert. Wir haben diese Prognose jetzt um ein Quartal nach hinten
                                                                verschoben.

20             August 2021         Finanzmarkttrends                       Marketingmitteilung
EUR/USD: Nur wenig Dynamik in Sicht.
Weiterhin erwarten wir eine Aufwertung des Euro. Bei 1,25 USD sollte aber Schluss sein.

                                                              •   Die Welt ist kompliziert geworden. Die Wechselkurse werden in zunehmende
                                                                  Widersprüche verstrickt. Engpässe auf der Angebotsseite treiben die Inflation an, die von
                                                                  den Produzenten verstärkt auf die Konsumenten durchschlägt. Trotzdem beteuern alle
                                                                  großen Zentralbanken den transitorischen Charakter, diskutieren aber – noch abgesehen
                                                                  von der EZB - immer intensiver die Notwendigkeit eines sog. Tapering, also der
                                                                  Rückführung der Anleihekäufe. Von der Fed wird erwartet, dass solch eine Ankündigung im
                                                                  November oder Dezember offiziell gemacht wird. Die Fed selbst sagt, dass dazu aber auch
                                                                  der Arbeitsmarkt mitspielen muss.
                                                              •   Derweil bröckelt der ISM-Einkaufmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe von
                                                                  seinem zugegebenermaßen sehr hohen Niveau ab. An einigen Stellen ist die Rede davon,
                                                                  dass die USA ihren Wachstumszenit in diesem Zyklus wohl überschritten hat. Die US-
                                                                  Renditen haben so auch bereits die Hälfte ihres Aufschwungs seit Start vor ziemlich genau
                                                                  einem Jahr verloren. Vor allem aus dem impftechnisch wenig gewappneten asiatischen
                                                                  Raum werden Ängste vor der Delta-Variante geschürt und tragen zur Flucht in sichere
                                                                  Häfen wie US-T-Notes bei.
                                                              •   Der Widerspruch kommt in diesem Zusammenhang von den Aktienmärkten. Fast schon
                                                                  unbeeindruckt halten sich die Börsen auf Rekordniveau. In der laufenden Berichtssaison
                                                                  machen die meisten Unternehmen auch tatsächlich eine gute Figur, was die Sorgen zu
                                                                  überdecken vermag. Auf der anderen Seite sprechen US-Realzinsen, die auf ein Rekordtief
                                                                  von -120 Basispunkten (10y) gefallen sind, nicht gerade von Wachstumserwartungen.
                                                              •   In der Quintessenz bleiben wir aber optimistisch für die Konjunktur, insbesondere auch für
                                                                  Europa, dessen Wachstum im zweiten Quartal besser als erwartet ausfiel, während die
                                                                  USA demgegenüber etwas abfielen. Mit der zunehmenden Durchimpfung wird ein Rückfall
                                                                  in einen (harten) Lockdown vermeidbar.
                                                              •   In der Wechselkursprognose gehen wir mittelfristig immer noch von einer moderaten
                                                                  Aufwertung des Euros aus, glauben aber nicht mehr an eine Bewegung über das Niveau
                                                                  von 1,25 USD je EUR hinaus. Der Schwenk der Fed hin zum Tapering wird aller
                                                                  Voraussicht nach zu viel Gegenwind entfachen, birgt gar das Risiko eines kurzfristig
                                                                  stärkeren Dollars.

21             August 2021          Finanzmarkttrends                       Marketingmitteilung
Devisenmärkte: JPY allenfalls mit Mini-Comeback. Relativ festes GBP sehen
wir nicht noch stärker. Kann CNY aufkommendem Gegenwind trotzen?
                                          ▪ EUR/GBP: An den jüngsten Einkaufmanagerindizes aus dem Dienstleistungssektor kann man
                                            ersehen, wie stark die Stimmung von der Bewältigung der Pandemie abhängt. Großbritannien
                                            hat den Schritt gewagt, sämtliche Restriktionen zu beenden. Die Infektionszahlen explodierten
                                            zwar zunächst, begannen dann aber wieder deutlich zurückzugehen. Das kann Boris Johnson
                                            als Erfolg für sich verbuchen. Dem Pfund bleibt damit eine Stärke erhalten, sagt man der Bank
                                            von England doch nach, bald das Ende ihres Anleihekaufprogramms ins Auge zu fassen. Wir
                                            bleiben dabei, dass von derlei Erwartungen bereits viel im Wechselkurs enthalten ist. Neue
                                            Ungewissheit droht der britischen Konjunktur zudem mit dem Auslaufen des
                                            Kurzarbeitergeldes (Furlough Scheme) Ende September.

                                          ▪ USD/JPY: Der Yen profitiert von den Ängsten vor der Delta-Variante bei einer weit
                                            unterdurchschnittlichen Impfquote in vielen Ländern Asiens. Bei derart stark gefallenen US-
                                            Renditen übertrumpft der Yen momentan auch den Dollar als sicherer Hafen. Trotzdem halten
                                            wir dies eher für ein Mini-Comeback, denn einem Anziehen der geldpolitischen Zügel durch die
                                            Fed wird die Bank of Japan am allerwenigsten folgen können.

                                          ▪ USD/CNY: In Chinas Volkswirtschaft zeigen sich Bremsspuren. Zuletzt brachten
                                            Ankündigungen, scharf gegen den privaten Bildungssektor sowie Online-Spiele vorzugehen,
                                            einige Verunsicherung an die Shanghaier Börse. Die offiziellen Einkaufsmanagerindizes
                                            (CFLoP) befinden sich schon seit März im Sinkflug. Für konjunkturelle
                                            Unterstützungsmaßnahmen scheint es wieder an der Zeit zu sein. Der Mindestreservesatz
                                            wurde bereits einmal gesenkt. Eine großzügigere Liquiditätsversorgung dürfte der People’s
                                            Bank of China (PBoC) auch nicht schwer fallen. Aus verschiedenen Medienberichten wird klar,
                                            dass sich Chinas Ein-Kind-Politik aus der Vergangenheit anfängt, bitter zu rächen. Der
                                            Altersdurchschnitt der Bevölkerung steigt Jahr für Jahr. Selbst wenn die Kommunistische
                                            Partei jetzt auf eine Drei-Kind-Politik umschwenkt, können sich viele Paare weitere Kinder nicht
                                            leisten. Somit sehen wir den Wechselkurs mittelfristig eher an einem Boden angekommen

22      August 2021   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
Ölmärkte: Zerstrittene OPEC
Saudi-Arabien musste nachgeben und erlaubt jetzt eine recht deutliche Ausweitung der Fördermengen, die einen weiteren
Anstieg des Ölpreises erschweren dürfte.
                                                            ▪ Die OPEC/OPEC Plus-Mitglieder haben sich nach langem Zwist Mitte Juli zusammengerauft und
                                                              auf eine monatliche Förderausweitung um 400.000 Barrel/Tag ab August geeinigt. Außerdem
                                                              erfolgt eine zäh verhandelte Anhebung des Basiswertes, von dem aus die Quotenanhebungen
                                                              berechnet werden. Hier haben sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gegen Saudi-
                                                              Arabien zumindest teilweise durchsetzen können. Im Ergebnis wird die OPEC/OPEC Plus im
                                                              September 2022 die gesamte coronabedingte Förderkürzung von 9,7 Mio. Barrel/Tag wieder
                                                              rückgängig gemacht haben. Dies könnte sich als eine zu aggressive Gangart erweisen. Zumindest
                                                              halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Ölpreise wieder deutlich steigen.
                                                            ▪ Die Spannungen in der OPEC dürften allerdings nur ein Vorgeschmack auf das sein, was auf die
                                                              Mitglieder des Kartells in den nächsten Jahren zukommt. Denn die OPEC-Länder stecken in einem
                                                              kaum zu lösenden Dilemma. Holen sie die Ölvorräte so schnell wie möglich aus dem Boden, um
                                                              dem absehbaren klimapolitikbedingten Nachfragerückgang zuvorzukommen, sorgen sie für eine
                                                              Angebotsflut und einen Absturz der Ölpreise. Disziplinieren sie sich hingegen, dürften große Teile
                                                              der 1,21 Billionen Barrel an Ölreserven, die in den OPEC-Ländern liegen, ungenutzt bleiben, weil
                                                              im Rahmen der Klimapolitik neue klimaneutrale Technologien bald das Ruder übernehmen werden.
                                                              Agiert man weiterhin im Kartell, das an den globalen Ölreserven einen Marktanteil von knapp 70 %
                                                              hat, wäre die erste Alternative wirtschaftlich desaströs. Die Ölpreise könnten bei einer Politik der
                                                              ungehemmten Ölförderung ohne weiteres auf 20 bis 30 US-Dollar/Barrel fallen und dauerhaft dort
                                                              verharren, ohne dass man sich in der Zwischenzeit auf das neue Zeitalter eingestellt hätte. Für
                                                              einzelne OPEC-Staaten hingegen kann dieser Weg auf den ersten Blick Sinn ergeben, so lange
                                                              sich der Rest des Bündnisses weiterhin diszipliniert verhält, weil dann der Preiseffekt weniger stark
                                                              wäre. Das dürfte hinter der Drohung der VAE stecken, gegebenenfalls aus der OPEC
                                                              auszusteigen. Dieser Weg dürfte aber nicht funktionieren, weil sich das die anderen OPEC-Staaten
                                                              nicht gefallen lassen dürften und die Disziplin dann eben doch nicht einhalten würden. Die OPEC
                                                              wäre am Ende.
                                                            ▪ Die aufgezeigte Fragilität des Bündnisses hat vermutlich mit dazu beigetragen haben, dass die
                                                              Ölpreise zuletzt wieder unter Druck gerieten. Dazu kommen noch allgemeine Sorgen um die
                                                              Konjunktur vor dem Hintergrund der Pandemie, die sich in einigen Ländern wieder verstärkt
                                                              ausbreitet und vor allem dafür sorgt, dass die ölintensiv produzierenden Emerging Markets
                                                              Schwierigkeiten haben, auf den Erholungszug aufzuspringen.

23             August 2021         Finanzmarkttrends                      Marketingmitteilung
Ansprechpartner

     Redaktion und Versand                                                                 Weitere Ansprechpartner der Hamburg Commercial Bank

     Economics                                                                             Global Sales & Syndicate

     Dr. Cyrus de la Rubia                        Christian Eggers                         Tilo Kraus
     Chefvolkswirt                                Senior FX Trader                         Tel.: 040-3333-14614
     Tel.: 040-3333-15260                         Tel.: 040-3333-25514
     E-Mail: cyrus.delarubia@hcob-bank.com        E-Mail: christian.eggers@hcob-bank.com   Institutional & Liability Sales
     Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 05. August 2021
                                                                                           Thomas Benthien
                                                                                           Tel.: 0431-900-25000
     Gerhart-Hauptmann-Platz 50, 20095 Hamburg, Telefon 040-3333-0

                                                                                           Corporate Treasury Sales

                                                                                           Stefan Masannek
                                                                                           Tel.: 0431-900-25550

                                                                                           Syndicate & Credit Solutions

                                                                                           Tim Boltzen
                                                                                           Tel.: 040-3333-13765

24                      August 2021                      Finanzmarkttrends                        Marketingmitteilung
Haftungsausschluss

•    Die in dieser Publikation enthaltenen Marktinformationen sind zu allgemeinen Informationszwecken erstellt worden und ausschließlich zur Information bestimmt. Sie ersetzen weder eigene
     Marktrecherchen noch sonstige rechtliche, steuerliche oder finanzielle Information oder Beratung. Es handelt sich bei dieser Publikation um eine Information im Sinne des § 63 Absatz 6
     WpHG bzw. Artikel 24 Absatz 3 der Richtlinie 65/2014/EU. Diese Publikation enthält keine Anlagestrategieempfehlungen oder Anlageempfehlungen (Finanzanalysen) im Sinne des § 2
     Absatz 9 Nummer 5 WpHG bzw. des Artikel 3 Absatz 1 Nummer 34 und Nummer 35 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014. Sie steht deshalb nicht im Einklang mit den Rechtsvorschriften zur
     Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen und unterliegt keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

•    Die Hamburg Commercial Bank AG weist darauf hin, dass die dargestellten Marktinformationen nur für Anleger mit eigener wirtschaftlicher Erfahrung, die die Risiken und Chancen des/der
     hier dargestellten Marktes/Märkte abschätzen können und sich umfassend aus verschiedenen Quellen informieren, bestimmt sind. Die in dieser Publikation enthaltenen Aussagen und
     Angaben basieren auf Informationen, die die Hamburg Commercial Bank AG gründlich recherchiert bzw. aus allgemein zugänglichen, von der Hamburg Commercial Bank AG nicht
     überprüfbaren Quellen, die sie für verlässlich erachtet, bezogen hat: Die Hamburg Commercial Bank AG hält die verwendeten Quellen zwar für verlässlich, kann deren Zuverlässigkeit
     jedoch nicht mit letzter Gewissheit überprüfen. Die einzelnen Informationen aus diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle der sachlichen Richtigkeit fand
     nicht statt. Zudem enthält diese Publikation Schätzungen und Prognosen, die auf zahlreichen Annahmen und subjektiven Bewertungen sowohl der Hamburg Commercial Bank AG als auch
     anderer Quellen beruhen und lediglich unverbindliche Auffassungen über Märkte und Produkte zum Zeitpunkt der Herausgabe darstellen. Trotz sorgfältiger Bearbeitung übernehmen die
     Hamburg Commercial Bank AG und ihre Mitarbeiter und Organe keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen und Prognosen.

•    Dieses Dokument kann nur gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in den jeweiligen Ländern verteilt werden, und Personen, die im Besitz dieses Dokuments sind, sollten sich über die
     anwendbaren lokalen Bestimmungen informieren. Diese Unterlagen enthalten nicht alle für wirtschaftlich bedeutende Entscheidungen wesentliche Angaben und können von Informationen
     und Einschätzungen anderer Quellen/Marktteilnehmer abweichen. Weder die Hamburg Commercial Bank AG noch ihre Organe oder Mitarbeiter können für Verluste haftbar gemacht
     werden, die durch die Nutzung dieser Publikation oder ihrer Inhalte oder sonst im Zusammenhang mit dieser Publikation entstanden sind.

•    Die Hamburg Commercial Bank AG weist darauf hin, dass die Verbreitung der vorliegenden Materialien nicht zulässig ist. Schäden, die der Hamburg Commercial AG aus der unerlaubten
     Verbreitung dieser Materialien entstehen, hat der Verbreitende in voller Höhe zu ersetzen. Von Ansprüchen Dritter, die auf der unerlaubten Verbreitung dieser Materialien beruhen, und
     damit im Zusammenhang stehenden Rechtsverteidigungskosten hat er die Hamburg Commercial Bank AG freizuhalten. Dies gilt insbesondere auch für die Verbreitung dieser Publikation
     oder von Informationen daraus an U.S. Personen oder Personen in Großbritannien.

•    Die Hamburg Commercial Bank AG unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn sowie der Europäischen
     Zentralbank, Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main.

25                       August 2021                      Finanzmarkttrends                                     Marketingmitteilung
Sie können auch lesen