Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
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2 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Impressum Herausgeber: Bearbeitung: Holzbau Deutschland-Institut e.V. Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt, M.Eng., Lauterbach Kronenstraße 55-58 Dipl.-Ing. (FH) Daniel Kehl, Leipzig D-10117 Berlin Schallschutz (Kap. 4.4): Tel. +49 (0) 30 20314 533 Prof. Dr.-Ing. Andreas Rabold, Rosenheim Fax +49 (0) 30 20314 566 Brandschutz (Kap. 4.5): www.institut-holzbau.de Dipl.-Ing. Thorsten Kober, Berlin Finanzierende Projektpartner Fachredaktion: Holzbau Deutschland - Bund Deutscher Zimmer- Dipl.-Ing. Architekt Martin Mohrmann, Kiel meister im ZDB, Berlin, und seine Landesverbände Dipl.-Ing. (FH) Jörg Bühler und Dipl.-Ing. (FH) Johannes Niedermeyer, Holzbau Deutschland Leistungspartner, Berlin Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin Förderpartner Deutscher Holzbau, Berlin Begleitende Arbeitsgruppe: Gütegemeinschaft Dipl.-Ing. (FH) Richard Adriaans, Interessen- Holzbau - Ausbau - Dachbau e.V., Berlin gemeinschaft Qualitätsmanagement für Dächer proHolzBW GmbH, Ostfildern und Flachdachabdichtungen e. V. (IQDF), Herford Dr. Julia Bachinger, Holzforschung Austria, Wien (A) Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V., Ostfildern Dipl.-Ing. Wolfgang Schäfer, Deutscher Holz- Verband Holzfaser Dämmstoffe e.V., Wuppertal fertigbau-Verband e.V. (DHV), Ostfildern Moll bauökologische Produkte GmbH, Dipl.-Ing. (FH) Martin Epple, Ingenieurbüro Epple, Schwetzingen Aulendorf Wolfin Bautechnik GmbH, Wächtersbach Dipl.-Ing. (FH) Zimmermeister Walter Bauer, Bauer Holzbau GmbH, Satteldorf-Gröningen 2. Auflage 2019 Dipl.-Ing. Roland Glauner, Holzbau Deutschland Erschienen: 01/2019 Dipl.-Ing. Alexander Gumpp, Gumpp & Maier ISSN-Nr. 0466-2114 GmbH, Binswangen holzbau handbuch Zeichnungen: Reihe 3: Bauphysik Max Köhnken, Holzbau Deutschland Institut e.V. Teil 2: Feuchteschutz mit freundlicher Unterstützung durch cadwork Folge 1: Flachdächer in Holzbauweise Gestaltung: Die Schrift ist erstmals 2008 als Informations- Ute Kirst, designbüro, Lauterbach dienst HOLZ spezial erschienen. Bearbeitung 1. Auflage: Die technischen Informationen dieser Schrift Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt, Lauterbach entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, München anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung Die Wortmarke INFORMATIONSDIENST HOLZ ist für den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbei- Eigentum des Informationsverein Holz e.V. tung und Korrektur nicht übernommen werden. www.informationsvereinholz.de Hinweise zu Änderungen, Ergänzungen und Errata unter: www.informationsdienst-holz.de
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 3 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Inhalt Seite 4 1 _ Einleitung 59 6 _ Belüftete Konstruktionen 6 2 _ Bauarten 59 6.1 _ Planungsgrundlagen 6 2.1 _ Definitionen 59 6.2 _ Konstruktionen 6 2.2 _ Nicht belüftete Konstruktionen 60 6.3 _ Belüftungsempfehlungen 7 2.3 _ Belüftete Konstruktionen 62 6.4 _ Bewertung des Holzschutzes 10 3 _ Planungsgrundlagen 63 7 _ Dachränder und Dachuntersichten 10 3.1 _ Maßgebende Normen, Regelwerke 63 7.1 _ Problemstellung 10 3.1.1 _ Wichtige Anwendungsnormen 63 7.2 _ Feuchteeinwirkungen 11 3.1.2 _ Fachregeln des Handwerks 64 7.3 _ Ausführungsregeln 12 3.2 _ Dachgefälle 65 7.4 _ Geeignete Holz und Holzwerkstoffe 13 3.3 _ Dachentwässerung 66 7.5 _ Oberflächenbeschichtung 16 3.4 _ Dachabdichtungen 67 8 _ Anschlussdetails 16 3.4.1 _ Auswahl und Verlegung 67 8.1 _ Attikaanschluss Aufdachdämmung (Typ I) 17 3.4.2 _ Abdichtungsmaterialien 68 8.2 _ Dachüberstand Flachdach an Massivbau (Typ II) 20 3.4.3 _ Bauzeit- und Behelfsabdichtungen 69 8.3 _ Dachterrasse Holzbau (Typ II) 21 3.4.4 _ Anschlüsse an aufgehende Bauteile 70 8.4 _ Belüftetes Flachdach (Typ IV) 22 3.5 _ Dachdeckungen aus Metall 71 9 _ Glossar 23 3.6 _ Konstruktionshölzer und 75 10 _ Regelwerke, Literatur Schalungen aus Vollholz 75 10.1 _ Technische Baubestimmungen 24 3.7 _ Holzwerkstoffe als tragende 76 10.2 _ Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und aussteifende Dachschalung 76 10.3 _ Fachregeln und Merkblätter 27 3.8 _ Wärmedämmstoffe 77 10.4 _ Fachliteratur 29 3.9 _ Dachbegrünungen 30 3.10 _ Ausführung und Unterhaltung Anhang 30 3.10.1 _ Ausführungshinweise 79 _ Bauteilaufbauten und Nachweise 31 3.10.2 _ Unterhaltungsmaßnahmen 80 I a _ Aufdachdämmung auf Balkentragwerk 33 3.10.3 _ Flachdach-Monitoring 81 I b _ Aufdachdämmung auf Flächentragwerk 34 4 _ Bauphysikalische Grundlagen 82 II a _ Volldämmung mit Zusatzdämmung mit 34 4.1 _ Wärmeschutz Dachbegrünung bzw. Bekiesung 36 4.2 _ Feuchteschutz 84 II b _ Volldämmung mit Zusatzdämmung mit 36 4.2.1 _ Feuchteeinwirkungen Terrassenbelag 38 4.2.2 _ Nachweisverfahren 86 III a _ Volldämmung mit Metalldachdeckung 42 4.3 _ Holzschutz 88 IVa _ Volldämmung mit separater Belüftungsebene 44 4.4 _ Schallschutz 89 IV b _ Volldämmung mit separater Belüftungsebene 49 4.5 _ Brandschutz und Deckschichten oder Terrassenbeleg 54 5 _ Nicht belüftete Konstruktionen 90 Va _ Belüftete Dämmebene mit Metalldachdeckung 54 5.1 _ Planungsgrundlagen 54 5.2 _ Bauphysikalisches Wirkprinzip 91 _ Abbildungsnachweis 56 5.3 _ Instationäre, hygrothermische 91 _ Weiterführende Schriften Berechnungsverfahren
4 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 1 _ Einleitung Flache und flach geneigte Dächer werden seit Baustoff verlangt beim Einsatz als Flachdach von Jahrzehnten in Holzbauweise erstellt. Hölzerne Planern und Ausführenden umfassende Kenntnis- Tragkonstruktionen zeichnen sich dabei durch se über das Materialverhalten, insbesondere des ihre leichte Bauweise und vor allem schnelle Feuchte- und Holzschutzes, weil die Abdichtung Herstellung aus. Die heutigen Möglichkeiten der auf der Außenseite immer mindestens diffusions- Vorfertigung von ganzen Dachelementen eröffnet hemmend ist. Schadensfälle haben zudem auch zudem weitere Einsatzbereiche wie z.B. Industrie- zu einer Verunsicherung bei der Ausführung dächer oder auch komplette Dachelemente, insbesondere nicht belüfteter Flachdächer mit deren Unterseiten bereits als hochwertige Sicht- ausgedämmter Holztragkonstruktion geführt, oberflächen gefertigt sind. die deshalb in Bezug auf Dauerhaftigkeit und Fehlertoleranz umstritten sind. Flachdächer in Holzbauweise finden häufig An- wendung im Wohnungsbau, bei Schulen und Seit Herausgabe des Informationsdienst HOLZ Kindergärten und bei Gewerbeimmobilien. Aktu- spezial „Flachdächer in Holzbauweise“ [1] in elle Forschungsergebnisse zeigen, dass vorge- 2008, in dem nicht belüftete Konstruktionen fertigte Dachelemente auch die hohen Anfor- erstmals ausführlich beschrieben wurden, haben derungen an den Brandschutz der Musterindus- sich neue Erkenntnisse ergeben, die sich mittler- triebau-Richtlinie erfüllen. Ob als Anbau oder weile in zahlreichen Normen und Regelwerken Aufstockung zur Nachverdichtung, als moderner wiederfinden. Die aktuellen Erkenntnisse und Wohnungsbau oder großflächige Dachkonstruktion Anforderungen sind Anlass für die vorliegende einer Gewerbeimmobilie – Holz als organischer umfassende Überarbeitung der Schrift. Abb. 1.1 Vorgefertigtes Dachlement für Raummodule Architekten werk.um, Darmstadt
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 5 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Die Schrift stellt für Planer und Holzbauer eine Die Schrift behandelt Flachdächer und flach ge- Definition in DIN 68800-2 Planungshilfe dar, die den aktuellen Stand des neigte Dächer mit Dachabdichtungen oder in Abhängigkeit der Dach- Wissens zu Flachdachkonstruktionen in Holzbau- Metalldachdeckung, die i.d.R. bis ca. 15° Dach- neigung (DN): weise abbildet und dabei wichtige Grundlagen- neigung Anwendung finden. Die Konstruktionen Flachdach: informationen für eine fachgerechte Planung sind gekennzeichnet durch eine äußere diffusions- DN ≥ 2 % und ≤ 5 % (3°) und Ausführung bietet. hemmende bis diffusionsdichte Schicht, die be- Flach geneigtes Dach: lüftet oder nicht belüftet sein kann. DN > 3° und ≤ 5° Es werden belüftete und nicht belüftete Konst- ruktionen aufgezeigt, die schadensfreies Bauen Bei Flachdächern liegt eine Nutzung der Dach- Geneigtes Dach: und eine über die gesamte Lebensdauer ausrei- flächen durch extensive Begrünungen, Solaran- DN > 5° (ab ca. 10 %) chende Robustheit und Fehlertoleranz sicherstel- lagen und Dachterrasse nahe, weshalb auf die len. Dazu werden baukonstruktive und bauphy- sich daraus ergebenden Besonderheiten einge- sikalische Planungsgrundlagen für die Wahl des gangen wird. Darüberhinausgehende Nutzungen, geeigneten Dachaufbaus und die Ausbildung wie intensive Begrünungen oder befahrbare von Dachüberständen beschrieben, welche durch Oberflächen, sind im Holzbau eher unüblich und Bauteilaufbauten und Detailanschlüsse ergänzt werden daher in dieser Schrift nicht behandelt. werden. Erforderlichenfalls werden zudem Risiken Die beschriebenen Flachdachkonstruktionen und Einsatzgrenzen bestimmter Konstruktionen können im Wohnungsbau, bei öffentlichen Ge- aufgezeigt. bäuden sowie im Industrie- und Gewerbebau angewendet werden, wo sie meist werkseitig vorgefertigt zum Einsatz kommen. Abb. 1.2 Produktions- und Verwal- tungsgebäude viatraffic controlling in Leverkusen Architekten Banz + Riecks, Bochum (ebenso Titelbild)
6 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 2 _ Bauarten 2.1 _ Definitionen festigkeit des Dämmstoffes eine uneingeschränkte Übersicht der Bauarten mit Grundsätzlich werden belüftete und nicht be- Nutzbarkeit der Dachoberfläche (Terrasse, Begrü- Kennzeichen sowie Vor- lüftete Flachdächer unterschieden. Nachfolgend nung, Verschattung etc.). und Nachteilen siehe Tab. 2 werden die Begriffe „belüftet“ und „nicht belüftet“ abweichend von DIN 4108-3 und den Typ II Wärmedämmung in der Tragebene Fachregeln des Dachdeckerhandwerks [FDR] zur mit Überdämmung sprachlichen Vereinfachung folgendermaßen Bei einer Überdämmung des vollgedämmten verwendet. Dachquerschnitts wird der Hohlraum zwischen der Tragkonstruktion für Wärmedämmung ge- Nicht belüftete Flachdächer enthalten keine nutzt. Die Überdämmung ist bauphysikalisch bewegten Luftschichten im Dachaufbau und sinnvoll, um die Tragkonstruktion warm und unterscheiden sich durch die Lage der Wärme- trocken zu halten. Ihre Dicke muss bauphysika- dämmung im Bauteil: lisch bemessen werden (siehe Kapitel 5). Zudem Typ I Wärmedämmung oberhalb der liegen wie bei Typ I zwei Dichtungsebenen vor. Tragebene (Aufdachdämmung) Die Diffusionssperre unterhalb der Aufdachdäm- Typ II Wärmedämmung in der mung übernimmt gleichzeitig die Funktion einer Tragebene mit Überdämmung Behelfsabdichtung und bringt damit eine hohe Typ III Wärmedämmung ausschließlich in Sicherheit gegenüber Fehlstellen in der oberen der Tragebene (Sonderkonstruktion) Abdichtung. Belüftete Flachdächer enthalten eine bewegte Typ III Wärmedämmung ausschließlich in der Luftschicht im Dachaufbau, die mit der Außenluft Tragebene ➞ Sonderkonstruktion über geplante Bauteilöffnungen in Kontakt steht Die Bauweise mit Dämmung ausschließlich in und vorwiegend dem Feuchteabtransport dient: der Ebene der Tragkonstruktion ist eine Sonder- Typ IV Separate Belüftungsebene konstruktion. Mit nur einer Abdichtungsebene Typ V Belüftung im Dachraum weist diese kompakte Konstruktion keine bzw. nur eine geringe Fehlertoleranz auf. Besonders zu 2.2 _ Nicht belüftete Konstruktionen berücksichtigen sind zusätzliche Deckschichten Bei nicht belüfteten Flachdächern werden drei oder Verschattungen, weil dadurch die hierfür Konstruktionsprinzipien unterschieden: zwingend erforderliche Rücktrocknung zum Raum reduziert wird. Untersuchungen [2] belegen für Typ I Wärmedämmung oberhalb der diese Bauart eine niedrige Fehlertoleranz und Tragebene (Aufdachdämmung) damit erhöhte Schadensanfälligkeit, weshalb Hier liegt in der Regel der Großteil der Däm- diese Bauweise mittlerweile als Sonderkonstruk- mung auf der Tragkonstruktion, so dass diese tion eingestuft werden muss [FDR, KFR]. dem warmen und trockenen Innenraumklima ausgesetzt ist. Die Diffusionssperre unterhalb der Aufdachdämmung übernimmt gleichzeitig die Funktion einer Behelfsabdichtung und bringt damit eine hohe Sicherheit gegenüber Fehlstel- len in der oberen Abdichtung. Die vollständige Überdämmung hat wesentliche bauphysikalische Vorteile und ermöglicht bei ausreichender Druck-
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 7 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 2.3 _ Belüftete Konstruktionen Umgang mit Sonderkonstruktionen1) Unterschieden werden vollgedämmte Konstruk- Dachaufbauten des Typ III werden in dieser tionen mit separater Belüftungsebene (Typ IV) Schrift nicht als Regelaufbau empfohlen. Ihre sowie Konstruktionen mit Belüftung in Ebene Anwendung sollte werkseitig vorgefertigten der Tragkonstruktion (Typ V). Dächern mit definierten Randbedingungen vorbehalten bleiben. Sie sind einer umfassen- Typ IV mit separater Belüftungsebene ergibt sich den bauphysikalischen Prüfung zu unterzie- aus dem Prinzip des Holzrahmenbaus, im dem hen und nur in Verbindung mit einem Quali- die Tragebene voll ausgedämmt und oberseitig tätsmanagement bei der Ausführung, bei diffusionsoffen bzw. leicht diffusionsbremsend temporärer Bauweise oder einer dauerhaften (sd,e ≤ 2 m) und feuchtegeschützt abgedeckt ist. Kontrolle ihrer Funktionstüchtigkeit durch Auf einer Unterkonstruktion ist eine zusätzliche Monitoring anzuwenden (siehe Kap. 3.10). Tragschale aufgebracht, welche die Dachhaut aus Bei sehr kleinen Dachflächen (z.B. Dach- Abdichtungen oder Metalldachdeckung auf- gauben) ist eine andere Risikobewertung nimmt. möglich. Bei Typ V ist die Belüftung konstruktionsbedingt Kleinflächige Konstruktionen2) (A < 12 m2) in Ebene der Tragkonstruktion angeordnet. Diese Bei kleinflächigen Konstruktionen wie z.B. Bauweise ergibt sich aus der Höhe der meist Gauben werden häufig schlanke Dachaufbauten aufgelösten Tragkonstruktion, z.B. bei Dächern gefordert. Aufgrund ihrer Kleinteiligkeit ist das aus Nagelplattenbindern. Sie ist häufig bei (flach) Schadenspotential hier geringer. Deshalb kann geneigten Bauwerken mit großen Spannweiten der Dachaufbau Typ III hier unter besonderer Be- vorzufinden. rücksichtigung folgender Planungsgrundsätze bei werkseitiger Vorfertigung eingesetzt werden: Die Funktionstüchtigkeit belüfteter Konstruktio- • Keine zusätzlichen Deckschichten wie z.B. nen hängt maßgeblich von der Wirksamkeit der Dachbegrünung oder Bekiesung, Belüftung ab, an die aufgrund der fehlenden • Keine Verschattung z.B. durch PV-Anlagen, oder nur geringen Dachneigung besondere An- • Dunkle Dachabdichtung (Strahlungsabsorp- forderungen gestellt werden, siehe Kapitel 6. tion ≥ 80 %) oder Metalldachdeckung gemäß Planungshilfe (Anhang) mit Dachneigung ≥ 7°, • Feuchtevariable Dampfbremse, • Holzfeuchte u < 15 %, • Aufbringen der Dachabdichtung bzw. einer Bauzeiten-Behelfsabdichtung unmittelbar nach 1) Zum in DIN 68800 im Anhang A, Bild A.20 aufgeführten, nachweisfreien Bauteilaufbau werden weitere Montage, schwer einzuhaltende Randbedingungen benannt, z.B. eine baurechtlich gesicherte Verschattungsfreiheit, weshalb eine vereinfachte Bewertung des Feuchteschutzes nicht möglich ist (siehe Kap. 5 und Kap. 8). • Hygrothermischer Nachweis bzw. hygrothermi- sche Berechnung gemäß DIN 68800-2, 2) In der Holzschutznorm DIN 68800-2 sind in Anhang A, Bild A.23 Terrassen über Wohnraum als kleinteilige Abs. 7.5 bzw. A.20 Bauweise (max. 10 m2) mit raumseitig angeordneter diffusionshemmender Schicht (sd,i = 50 bis 100 m) dargestellt. Diese Konstruktion entspricht nicht den Empfehlungen dieser Schrift zur sicheren Ausführung Auch bei kleinflächigen Bauteilen sind die Rück- von Flachdächern und ist gesondert zu bewerten. Sie findet im industriellen Fertigbau i.d.R. als einteiliges trocknung einschränkende Dachaufbauten zu Bauteil im Rahmen besonderer qualitätssichernder Maßnahmen Anwendung. Hierbei ist davon auszuge- hen, dass durch die vollständige Vorfertigung inkl. einer ersten Abdichtungslage und durch Qualitätsüber- vermeiden. Eine Leckagededektion bzw. ein wachung ein fugenloses und luftdichtes Bauteil entsteht. Nach DIN 4108-3 und anderen Regelwerken (DIN Monitoring können entfallen. 18531-1, [MBW] [WTA 6-8]) ist ein bauphysikalischer Nachweis erforderlich, vgl. Kap. 5.
8 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 geändert Tab. 2 Übersicht Bauarten – Kennzeichen, Vor- und Nachteile ➞ Kapitelverweise geändert Typ I Typ II Typ III ➞ Sonderkonstruktion Bauweise Wärmedämmung oberhalb Wärmedämmung in der Tragebene Wärmedämmung der Tragebene (Aufdachdämmung) mit Überdämmung ausschließlich in der Tragebene Vorteile Kennzeichen Aufdachdämmung auf Balkentragwerk Balkentragwerk mit Volldämmung Balkentragwerk mit Volldämmung mit oder flächiger Tragkonstruktion und Überdämmung der Konstruktion einer Abdichtungslage Deckschicht als Terrassenbelag, Bekiesung Ausführung mit Bauzeiten- bzw. Ausschließlich werkseitig vorgefertigte oder extensive Begrünung Behelfsabdichtung ➞ Kap. 3.4.3 Sonderkonstruktion ➞ Kap. 2.2 Holzbau Deutschland Institut e.V. Tab. 2 + Uneingeschränkte Dachflächennutzung, + Gute Querschnittsausnutzung Planinhalt: ... durch + Gute Querschnittsausnutzung Holzbau Deutschland Institut durch e.V. Tab. 2 Holzbau auch bei späteren Nutzungsänderungen Ausdämmen der aufgelösten TragebeneTyp I Ausdämmen Planinhalt: der ... Tragebene Planinhalt: Typ II Projekt: Informationsdienst Holz + Tragkonstruktion nicht tauwassergefähr- + Grundelement als geschlossenes Holz- + Als geschlossenes Projekt: Holztafelbauelement Informationsdienst Holz Projekt: det, Feuchteschutz i.d.R. nachweisfrei tafelbauelement vorelementierbar,inggf. Projektname: Flachdächer Holzbauweise vorelementierbar Projektname: Flachdächer in Holzbauweise Projektn ➞ Kap. 4.2.2 Bearbeiter: mit Behelfsabdichtung Köhnken / Kehl Blattnummer + Einfache Anschlussdetails Bearbeiter: aufgrund Köhnken / Kehl Blattnummer Bearbe Erstelldatum Ausgabedatum + Hohe Sicherheit bereits in der Bauphase + Hohe Sicherheit durch zwei Abdichtungs- 01 raumseitiger Luftdichtheitsebene Erstelldatum Ausgabedatum Erstelldat 04.09.2018 27.12.2018 durch Bauzeit- bzw. Behelfsabdichtung ebenen (Dampfsperre als Behelfsabdich- 04.09.2018 27.12.2018 02 04.09. – Geringere Fehlertoleranz aufgrund (als Diffusionssperre/-dichtung nutzbar) tung) ➞ Kap. 3.4.3 fehlender zweiter Abdichtungsebene ➞ Kap. 3.4.3 + Einfache Anschlussdetails aufgrund raum- ➞ Kap. 3.4.3 + Dachuntersichten werkseitig als seitig angeordneter Luftdichtheitsebene – Tauwassergefährdet, da Holztragwerk Sichtoberfläche herstellbar ➞ Kap. 8 und Schalung im Kaltbereich ➞ Kap. 5 + Anwendung flächiger Holzbausysteme + Dachgefälle über Aufdachdämmung – Deckschichten (Begrünung, Bekiesung möglich realisierbar ➞ Kap. 3.2 oder PV) i.d.R. nicht möglich, + Kombination mit raumakustisch Verschattung problematisch ➞ Kap. 5 wirksamen Dachuntersichten möglich – Gefälleausbildung durch Tragkonstru ➞ Kap. 4.4 tion oder Gefällekeile nötig ➞ Kap. 3.2 + Dachgefälle über Aufdachdämmung – Leckagedetektion bzw. Monitoring realisierbar ➞ Kap. 3.2 der Holzfeuchte dringend empfohlen – Meist höherer Dachaufbau durch Bauteil- – Bekiesung, Begrünung, PV-Anlagen und ➞ Kap. 3.10 Nachteile schichtung Terrassen bauphysikalisch planen ➞ Kap. 5 – Jährliche Wartung und Reinigung der – Anspruchsvolle Anschlussdetails bei Dach- – Hygrothermische Berechnung zum Nach- Dachfläche zwingend ➞ Kap. 3.10 überständern durch Verlauf der Luftdicht- weis des Feuchteschutzes ➞ Kap. 5.3 – Hygrothermische Berechnung als heitsebene oberhalb der Tragkonstruktion Feuchteschutznachweis1) ➞ Kap. 5.3 (Stichsparren) ➞ Kap. 8 Nachweis Bauteil-Nr. Ia, Ib ➞ Anhang Bauteil-Nr. IIa, IIb ➞ Anhang Bauteil-Nr. Typ IIIa ➞ Anhang 1) Zum vergleichbaren, in DIN 68800 Bild A.20 aufgeführten nachweisfreien Bauteilaufbau, werden schwer einzuhaltende Randbedingungen benannt, z.B. eine baurechtlich gesicherte Verschattungsfreiheit, weshalb eine vereinfachte Bewertung des Feuchteschutzes nicht möglich ist (siehe Kap. 5 und Anlage zu Typ III).
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 9 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 geändert Typ IV Typ V Bauweise Separate Belüftungsebene Belüftung im Dachraum Vorteile Kennzeichen Holzelement mit Volldämmung und Flach geneigtes Dach (ab 5 %) mit Belüftung zusätzlicher Belüftungsebene in Konstruktionsebene Metalldach oder Abdichtung ggf. mit Abdichtung oder Metalldachdeckung Terrassenbelag, Bekiesung oder Begrünung (ab 7° empfohlen) ➞ Kap. 3.5 + Diffusionsoffene, tauwasserfreie Bauweise + Holzbau Diffusionsoffene, Deutschland tauwasserfreie Institut e.V. Bauweise Tab. 2 Holzbau Deutschland Institut e.V. Kap. 2 bei fachgerechter Hinterlüftung bei fachgerechter Planinhalt: ... Hinterlüftung Planinhalt: ... Typ IV Typ V ➞ Kap. 6.3 ➞ Kap. 6.3 Projekt: Informationsdienst Holz Projekt: Informationsdienst Holz + Sicherheit durch diffusionsoffene + Ausnutzung des vorhandenen Hohlraums Projektname: Flachdächer in Holzbauweise Projektname: Flachdächer in Holzbauweise Abdeckung bei Leckagen und Sekundär- bei hohen Konstruktionen (z.B. Fachwerk- Bearbeiter: binder) Köhnken / Kehl Blattnummer Bearbeiter: Köhnken / Kehl Blattnummer tauwasser (kein Unterdach nach Dach- Erstelldatum Ausgabedatum Erstelldatum Ausgabedatum deckerregelwerk erforderlich) + 04.09.2018 Nutzung der Dachfläche 27.12.2018durch Begrü-04 04.09.2018 27.12.2018 05 ➞ Kap. 6 nung, Kies, Terrasse oder PV möglich + Tragkonstruktion allseitig geschlossen und damit insektenunzugänglich (GK 0) ➞ Kap. 4.3 und Kap. 6.4 + Grundelement vorelementierbar – Hoher Bauteilaufbau durch zusätzliche – Hohes Risiko für die Tragkonstruktion Nachteile Belüftungsebene ➞ Kap. 6 bei Versagen oder bei Fehlstellen der – Kostenintensiv durch zusätzliche Abdichtung ➞ Kap. 3.4.3 Konstruktionsebene – Befeuchtung der Dämmung durch – Deckschichten können Feuchteverhalten Sekundärtauwasser an der Dachschalung negativ beeinflussen ➞ Kap. 6 möglich – Dämmung nicht winddicht abgedeckt (Kaltlufteinströmung möglich) ➞ Kap. 6 – Schallimmissionen in Belüftungs- und Konstruktionsebene möglich – Tragkonstruktion insektenzugänglich (technisch getrocknetes Holz unproble- matisch) ➞ Kap. 4.3 Nachweis Bauteil-Nr. IVa, IVb ➞ Anhang Bauteil-Nr. Va ➞ Anhang
10 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 3 _ Planungsgrundlagen 3.1 _ Maßgebende Normen, Regelwerke Teil 3 befasst sich mit der Auswahl der für den 3.1.1 _ Wichtige Anwendungsnormen jeweiligen Anwendungsbereich geeigneten Ab- dichtungssysteme und benannte Anforderungen DIN 18195 – Bauwerksabdichtungen legt seit an den Untergrund, z.B. an Wärmedämmstoffe. 2017 Begriffe und Bezeichnungen für die An- Zudem werden detaillierte Hinweise zur Ausfüh- wendung ergänzender Normen für die Abdich- rung gegeben. tung von Bauwerken in den verschiedenen Ein- satzbereichen fest. Für die Ausführung von Flach- Teil 4 legt Anforderungen an Inspektion sowie dächern mit Abdichtung gilt die Normenreihe Wartung und Instandsetzung fest, die fester DIN 18531. Bestandteil bei Flachdächern sind, weil nur dann die vorgesehene Nutzungsdauer erreicht werden DIN 18531 – Dachabdichtungen von Dächern kann. sowie von Balkone, Loggien und Lauben- gängen behandelt die Ausführung von Abdich- Teil 5 regelt die Ausführung von Abdichtungen tungen auf genutzten und nicht genutzten über nicht genutzten Räumen, wozu Balkone, Dächern. Dazu zählt auch die Nutzung von Flach- Loggien und Laubengänge zählen. dächern mit Solaranlagen und haustechnischen Mehr zu DIN 68800-2 in Anlagen. Dachdeckungen und Unterdächer sowie DIN 68800 – Holzschutz ist die maßgebende Informationsdienst HOLZ Beläge fallen nicht in den Geltungsbereich der Normenreihe für die Planung und Ausführung „Holzschutz – Bauliche DIN 18531, die sich in fünf Teile gliedert: von Holzkonstruktionen. Empfehlungen“ (hh 5/2/2) [04] Teil 1 legt Anforderungen, Planungs- und Aus- Teil 1 (Allgemeines) enthält die Voraussetzungen führungsgrundsätze fest, wozu Beanspruchungs- für den Schutz von Holz und Holzwerkstoffen arten und Anforderungen an den Untergrund der gegen die Zerstörung durch holzschädigende jeweiligen Abdichtungssysteme zählen. Pilze oder Insekten. Entsprechend der gegebenen Gefährdung der Holzbauteile legt sie Gebrauchs- Teil 2 benennt Abdichtungsmaterialien, wozu klassen (GK) fest und ordnet hierfür Schutzmaß- Bitumen-, Kunststoff- und EPDM-Bahnen sowie nahmen zu. flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe zählen. Abdichtungsmaterialien außerhalb der Norm Die DIN 68800-1 enthält die Verpflichtung, müssen über eine bauaufsichtliche Zulassung grundsätzliche bauliche Maßnahmen immer geregelt sein. und besondere bauliche Maßnahmen in Nutzungsklasse 1 und 2 vorrangig zu be- rücksichtigen. Danach bleibt die Anwendung vorbeugender biozider Holzschutzmittel auf Ausnahmefälle beschränkt und muss im Einzelfall begründet werden.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 11 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Teil 2 (Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Die Flachdachrichtlinie [FDR] ist neben der Hochbau) benennt die einzuhaltenden grund- DIN 18531 ein zweites Regelwerk, das konkrete sätzlichen und darüber hinaus auch besondere Planungs- und Ausführungshinweise enthält. Holzschutzmaßnahmen zur Sicherstellung einer Es bestehen teilweise Unterschiede zur Abdich- dauerhaften Gebrauchstauglichkeit ohne che- tungsnorm. Die Norm gibt das einzuhaltende mischen Holzschutz. Zielsetzung ist hierbei eine Mindestmaß der Ausführung an die Dachab- Einstufung aller tragenden Holzbauteile in die dichtung vor, die [FDR] enthält teilweise höhere GK 0 vornehmen zu können, so dass keine oder Anforderungen, worüber der Planer im Einzelfall eine nur unbedeutende Gefährdung vorliegt. Für entscheiden sollte. nichttragende Bauteile wird die Anwendung der Norm empfohlen. Teil 2 enthält im Anhang A Die Klempnerfachregeln [KFR] gelten für die einen Bauteil- bzw. Detailkatalog. Ausführung von Metalldachdeckungen und Klempnerarbeiten, die im Holzbau insbesondere Teil 3 (Vorbeugender Schutz von Holz durch bei den flachgeneigten Dächern mit Stehfalzde- Holzschutzmittel) sowie Teil 4 (Bekämpfungs- ckungen auf Holzschalungen und bei der Ausfüh- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zer- rung von Dachrändern und freien Entwässerun- störende Pilze und Insekten) spielen für die üb- gen Anwendung finden. lichen und auch in dieser Schrift beschriebenen Konstruktionen des Hochbaus keine Rolle. Die Fachregeln des Zimmerhandwerks be- handeln in Fachregel 02 [FR02] die Ausführung Die maßgebenden Normen zu den bauphysika- von Balkonen in Bezug auf ihre konstruktive lischen Fachdisziplinen des Wärme-, Feuchte-, Durchbildung der Tragkonstruktion und ihrer Be- Schall- und Brandschutzes werden in den nach- läge, die als geschlossene Konstruktion ebenfalls folgenden Kapiteln benannt. abgedichtet werden. 3.1.2 _ Fachregeln des Handwerks Bei Ausschreibung und Abrechnung besonders Die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks zu beachten sind die Allgemeinen Technischen vom Zentralverband des Deutschen Dachdecker- Vertragsbedingungen (ATV) in VOB Teil C. handwerks (ZVDH) enthalten Grundregeln, Fach- Maßgebende Vorschrift für den Holzbau ist dabei regeln, Hinweise, Merkblätter und Produktdaten- ATV DIN 18334 Zimmer- und Holzbauarbeiten blätter. Ein Bestandteil sind die „Fachregeln Ab- sowie DIN 18336 Dachdichtungsarbeiten. Dämm- dichtungen“, besser bekannt als Flachdachricht- arbeiten und die Ausführung der Luftdichtheits- linie [FDR], die für die Ausführung von Abdich- ebene können auch Leistung des Trockenbaus tungen auf flachen und geneigten Dachflächen ATV DIN 18340 sein. Eine Auftrennung dieser sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen Gewerke (oder gar Eigenleistungen) sollten bei gelten. Für die Planung von Flachdächern in der Vergabe aber vermieden werden, um die Holzbauweise sollten außerdem die ergänzenden relevanten Gewerkeschnittstellen zu minimieren. Merkblätter „Hinweise Holz und Holzwerkstoffe“ [HHH] sowie das „Merkblatt Wärmeschutz bei Dach und Wand“ [MBW] beachtet werden.
12 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 3.2 _ Dachgefälle begründeter Unterschreitung werden folgende Unterschreitungen der Min- Flächen, die für die Auflage einer Dachabdich- Kompensationsmaßnahmen erforderlich: destdachneigung von 2 % tung vorgesehen sind, sollen gemäß Flachdach- • Durchführung einer qualitätssichernden sind nicht empfehlenswert, richtlinie [FDR] und DIN 18531-1 mit einem Abnahme, da sie Pfützenbildung und Gefälle von mindestens 2 % geplant werden. Für • Anordnung der Entwässerung am zu erwarten- ein erhöhtes Schadensrisiko Konstruktionen, die sich nicht über genutzten den tiefsten Punkt in Verbindung mit erhöhten zur Folge haben. Durch Räumen befinden, z.B. Balkone oder Lauben- Anforderungen an Bauwerkstoleranzen, Pfützen entsteht eine bau- gänge, wird in DIN 18531-5 eine Mindestdach- • Abdichtung der Anwendungsklasse K2 nach physikalisch nachteilige Ver- neigung von 1,5 % benannt. Zur ausreichenden DIN 18531-1 oder besser (siehe Kap. 3.4.2), dunstungskühle, die beim Entwässerung sollte in Kehlen eine Dachneigung • Mechanischer Schutz der Abdichtung bei hygrothermischen Nachweis von 1 % vorhanden sein. Terrassenüberbauten (Bautenschutzmatte), zu berücksichtigen ist. • Wartungsmaßnahmen nach DIN 18531-4 Mindestdachneigung 2 % und Feuchtemonitoring (siehe Kap. 3.10). Eine geplante Mindestdachneigung von 2 % ist bei Flachdächern über genutzten Räu- Planung von Dachneigung men im Holzbau grundsätzlich einzuhalten. und Durchbiegungsbegrenzungen Abweichungen sind nur in begründeten Aus- Bei der Planung der Dachneigung sind die nahmenfällen (z.B. Altbau) mit entsprechen- Durchbiegungen der Tragkonstruktion infolge den Kompensationsmaßnahmen hinsichtlich Schnee- und Nutzlasten sowie Kriecheinflüsse der Ausführung der Dachabdichtung denk- und zulässige Maßtoleranzen zu berücksichtigen. bar und sollten die Ausnahme bleiben. Hierfür sind die in DIN EN 1995-1-1 empfohlenen Durchbiegungsbeschränkungen zu beachten. Dachneigungen unter 2 % Sonderkonstuktion Die Festlegung des konkreten Grenzwerts durch Eine Unterschreitung der Mindestdachneigung den Tragwerksplaner hängt davon ab, welche von 2 % hat eine erhebliche Pfützenbildung zur Verformungen aus technischen Gründen (z.B. Folge und kann zu einem erhöhten Schadens- ausreichendes Gefälle) und optischen Gründen risiko sowie einer bauphysikalisch nachteiligen als akzeptabel gelten. Bei Mischbauweisen sind Verdunstungskühle führen. Unterschreitungen zudem die meist deutlich höheren Maßtoleran- sind deshalb mit dem Auftraggeber vertraglich zu zen des Massivbaus zu berücksichtigen oder ggf. vereinbaren und gelten nicht als „höherwertige geringere zu vereinbaren. Ausführung“ nach DIN 18531-1 (Anwendungs- klasse K2, vgl. Kap. 3.4.1). Sie sind zudem bei Erst bei Dachneigungen größer 5 % kann von Flachdachkonstruktionen des Typ III immer zu einem ungehinderten Ablaufen von Oberflächen- vermeiden. wasser ausgegangen werden, ohne dass es z.B. Der Auftraggeber ist über mögliche Folgen und bei Überlappungen der Dachabdichtungsbahnen ein erhöhtes Schadensrisiko mit der Notwendig- zu Pfützenbildung kommt. Soll Pfützenfreiheit keit verkürzter Inspektionsintervalle aufzuklären, erreicht werden, ist eine Dachneigung von mehr was auch schriftlich zu dokumentieren ist. Bei als 5 % (3°) zu planen.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 13 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 3.3 _ Dachentwässerung Die Entwässerung erfolgt vorzugsweise am Gebäu- Die Entwässerung von Flachdächern kann als derand als freier Auslauf oder in dem die Attika linienförmige Entwässerung nach innen oder nach durchstoßen wird. Eine freie Entwässerung benö- außen zum Gebäuderand hin erfolgen, siehe tigt in der Regel keine Notabläufe für Starkregen- Abb. 3.3.1. Die Dachneigung kann bei Aufdach- ereignisse, zudem ist ihre Funktionstüchtigkeit oder Teilüberdämmung durch Gefälledämm- besser kontrollierbar. Bei großen Dachflächen, systeme ausgebildet werden, so dass die Trag- z.B. im Industrie- und Gewebebau, sind innen- konstruktion eben bleiben kann. Hierfür stehen liegende Entwässerungen unvermeidlich. Um die zahlreiche Dämmstoffe zur Verfügung, die Entwässerungsleistungen zu vergrößern und ggf. werkseitig mit einer Neigung z.B. von 2 % bei gefällelose Abflussleitungen zu ermöglichen, Schichtdicken i. d. R. zwischen 20 und 300 mm werden sie häufig als sogenannte Druckströmungs- lieferbar sind. Durch die Anordnung von Kehl- Entwässerungen ausgeführt, für die besondere gefälleplatten (sog. Dachreiter, siehe Abb. 3.3.2 Planungskriterien gelten. bis 3.3.4) kann die Linienentwässerung optimiert werden, alternativ erfolgt die Linienentwässerung Abb. 3.3.1 über Rinnen zum Ablauf hin. Außen und innen liegende Entwässerung mit Gratbildung Für Flachdächer ist es empfehlenswert, der z.B. durch Gefälledämmung Tragkonstruktion ein Gefälle von ca. 1 % zu- zuweisen, um während der Bauphase ein planmäßiges Ableiten von Oberflächenwasser über die Behelfsabdichtung zum Dachrand hin zu ermöglichen. Außen liegende Innen liegende Entwässerung Entwässerung Tab. 3.2.1 Dachneigungen in Grad und Prozent GRAD ➞ PROZENT PROZENT ➞ GRAD ERLÄUTERUNG 1° 1,8 % 2% 1,15° DN < 2 % Sonderkonstruktion1) 2° 3,4 % 3% 1,72° DN ≤ 5 % behinderter Wasserablauf (z.B. Pfützenbildung) 3° 5,2 % 4% 2,29° Ermittlung des [1 cm = 1%] 4° 7,0 % 5% 2,86° Dachgefälles in Grad [°] bzw. [%] 1 cm 5° 8,8 % 6% 3,43° [°] = tan-1 h/l [%] = h/l x 100% 100 cm 10° 17,6 % 10 % 5,71° h = Höhendifferenz l = Bezugslänge 15° 26,8 % 15 % 8,53° 1) Unterschreitungen der Mindestdachneigung sind nur in begründeten Ausnahmefällen unter besonderer Beachtung der Ausführung der Dachabdichtung möglich und mit dem Auftraggeber vertraglich zu vereinbaren (siehe Kap. 3.2).
14 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Notentwässerung Anordnung von Abläufen Dachflächen ohne freie Entwässerung müssen Grundsätzlich ist die Entwässerung so zu planen, unabhängig von ihrer Größe neben planmäßigen dass Niederschläge auf möglichst kurzem Weg Dachabläufen über Notüberläufe oder -abläufe abgeleitet werden können. Kaskadenentwässe- verfügen. Ein einzelner Dachablauf stellt auch bei rungen sind nicht offen über Dachabdichtungen ausreichender Dimensionierung aufgrund eines (z.B. Terrassen) hinwegzuführen sondern als möglichen Versagens (z.B. durch Verstopfung) geschlossenes Entwässerungssystem zu planen. keine sichere Entwässerung dar. Die Notent- Abläufe sind an den Tiefpunkten der Dachfläche wässerung darf nicht an die Grundleitungen anzuordnen und so auszuführen, dass die Ab- angeschlossen werden und ist möglichst über die dichtung homogen angeschlossen werden kann. Fassade (z.B. als Speier) nach außen zu führen, Hierfür sollen Abläufe einen Mindestabstand von wodurch eine nicht funktionierende Entwässe- 30 cm zu Dachaufbauten, Fugen oder anderen rung sichtbar wird. Im Industrie- und Gewerbe- Durchdringungen, Aufkantungen und aufgehen- bau wird für die Notentwässerung ein eigenes den Wänden aufweisen. Dort und im Bereich von Leitungssystem vorgesehen, das als Druckströ- aufgehenden Bauteilen wie Wänden und Attikas mungsentwässerung auf frei überflutbare Flächen sind Keile mit Gegengefälle zur Verhinderung von geplant und ausgeführt wird. Pfützenbildung anzuordnen. Abb. 3.3.2 Punktentwässerung durch Ge- fälledämmung in Kombination mit Kehlgefälleplatten bei gleichmäßiger Verteilung der Dachabläufe Abb. 3.3.3 Dachreitervarianten als Er- gänzung von Gefälledämm- systemen für eine gezielte Wasserableitung
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 15 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Bemessung der Entwässerunggeändert Für die Bemessung von Rinnen und Abläufen Abb. 3.3.4 gilt DIN 1986-100. Anhand von Tabellen wird Attikadirektablauf als standortbezogen die Niederschlagsmenge für aufgesetztes System ein 5-minütiges Regenereignis in 2 bzw. 5 Jahren ermittelt, woraus in Abhängigkeit von der Dach- fläche und deren Oberfläche (Abflussbeiwert) die Anzahl der Abläufe errechnet wird. Der Abfluss- beiwert ist dabei abhängig von der Oberflächen- beschaffenheit des Daches. In einem weiteren Eine Anstauhöhe von Schritt erfolgt die Dimensionierung der Notüber- 80 mm entspricht einer läufe für ein außergewöhnliches (100-jähriges) Bemessungsschneelast Regenereignis. Zielsetzung ist, dass der jeweilige von 0,80 kN/m2 (80 kg Berechnungsregen zu jedem Zeitpunkt vom Dach pro Quadratmeter) – abgeführt werden kann und ein außergewöhn- mehr als 100 mm Höhe geändert liches Regenereignis die Sicherheitsreserven der Tragkonstruktion nicht überbeansprucht. sind bei Dachabdich- tungen nicht zulässig. Bei der Planung der Notentwässerung ist be- 2 1 Holzbau Deutschland Institut sonders zu berücksichtigen, dass die für den Planinhalt: ... Jahrhundertregen (abzüglich Bemessungsregen) errechnete Last durch Wasseranstau nicht die Be- Projekt: Informations Projektname: Flachdäche messungsschneelast überschreitet. Die Anstauhö- Bearbeiter: Köhnken / K he richtet sich nach der Auswahl des Dachablaufs 7 Erstelldatum Ausgabedatum bzw. der Höhenlage des Überlaufs und sollte 04.09.2018 27.12.201 80 mm nicht überschreiten. Als Ablaufsysteme 6 sind sowohl in den Dachaufbau integrierte Syste- 8 me als auch aufgesetzte Systeme lieferbar, siehe Abb. 3.3.4 und 3.3.5. Erforderlichenfalls sind die Die Entwässerung sollte Abläufe mit Rohrbegleitheizung gegen Vereisung aufgrund der Tauwasser- 3 4 5 im Winter auszustatten. gefährdung durch kalte Rohre nicht ungedämmt durch die hölzerne Trag- konstruktion geführt werden! Abb. 3.3.5 Attikadirektablauf als kombinierte Hauptund Notentwässerung 1. Attikaentwässerung als Rohr-in-Rohr-System 6. Schiebeflansch 2. Bitumenabdichtungsbahn Holzbau Deutsch (Einbindung in Notabdichtung) Planinhalt: ... 3. Aufdachdämmung 7. Sammel-/Rinnenkasten 4. Dampfsperre bzw. Notabdichtung 8. Regenfallrohr Projekt: 5. Tragkonstruktion Projektname: Bearbeiter: Erstelldatum
16 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 3.4 _ Dachabdichtungen Verlegearten 3.4.1 _ Auswahl und Verlegung Unterschieden werden lose verlegte (mechanisch Die maßgebende Abdichtungsnorm DIN 18531 befestigt oder mit Auflast versehen) und verkleb- enthält in Teil 1 ein Klassifizierungssystem für die te Abdichtungen. Die lose Verlegung erleichtert jeweils vorliegende Bausituation. Hierbei finden den Rückbau und die stoffliche Verwertung, die äußeren mechanischen und thermischen bedingt aber eine mechanische Befestigung oder Einwirkungen auf das Dach sowie die vorgesehe- Auflast zur Windsogsicherung durch Bekiesung ne Nutzung der Dachflächen Berücksichtigung. oder Begrünung. Eine mechanische Befestigung Anhand der vorliegenden Randbedingungen ist bei Kunststoff- und EPDM-Dachbahnen ohne werden mögliche Abdichtungsbauarten benannt. Auflast üblich, wobei hierbei die Mindestdicke Hierzu zählen Abdichtungen aus Bitumenbahnen der tragenden Unterkonstruktion zu beachten sowie Kunststoffabdichtungsbahnen, Bahnen aus ist (vgl. Kap. 3.6). Die Anzahl der Befestigungs- EPDM-Kautschuk und Abdichtungssysteme aus punkte für eine linienförmige oder punktweise Flüssigmaterialien. Befestigung wird in Abhängigkeit der Windsog- belastung festgelegt. Ein Verkleben der Abdich- Auswahl der Abdichtungsbauart tungslagen erfolgt meist bei Bitumenbahnen, Den jeweiligen Abdichtungsstoffen sind in hat sich aber auch bei Kunststoffdachbahnen DIN 18531-2 Eigenschaftsklassen zugewiesen, bewährt. Bei Verzicht auf Auflasten zur Wind- die durch ihre thermische und mechanische sogsicherung muss eine Verklebung mit den Belastbarkeit gekennzeichnet sind. Geeignete darunterliegenden Dämmschichten erfolgen, wo- Abdichtungsmaterialien, Lagenanzahl sowie bei die Verarbeitungsanleitungen der jeweiligen Materialdicken und Qualität werden in Ab- Produktanbieter genau zu beachten sind. hängigkeit der vorliegenden Einwirkungs- und Überblick zu bewährten Anwendungsklassen bestimmt (siehe Tab. 3.4.1). Abdichtung auf Holzuntergründen Dachabdichtungsbahnen Dazu zählen Dachaufbau und Tragkonstruktion, Vor dem Aufbringen von Abdichtungen auf siehe Tabelle 3.4.3 Einwirkungsart und Nutzung der Oberfläche Dachschalungen aus Holz und Holzwerkstoffen (und darunter liegender Räume) sowie ihre An- ist je nach Verlegeart eine Trennlage aufzu- wendungsklasse. Die Auswahl des Abdichtungs- bringen. Dadurch sind Längenänderungen der materials selbst hängt dabei häufig von den Dachabdichtung bei Temperaturschwankungen individuellen Präferenzen der Planer oder der sowie Bewegungen der Dachschalung infolge ausführenden Unternehmen ab. Die Flachdach- Feuchteschwankungen schadensfrei möglich. Bei richtlinie [FDR] differenziert nicht mehr nach K1 Kunststoffabdichtungen sind Bahnen mit Vlieska- und K2; sie geht grundsätzlich von der höher- schierung verfügbar, die den Zweck einer Trenn- wertigen Ausführung aus. lage erfüllen können. Bei Bitumenabdichtungen können z.B. Glasvlies-Bitumenbahnen in umge- kehrter Verlegung mit der beschieferten Seite auf der Schalung mechanisch befestigt werden, auf die anschließend die erforderlich Dachabdichtung aufgebracht wird.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 17 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Tab. 3.4.1 Klassifizierungssystem der DIN 18531-1 zur Auswahl der Abdichtungsbauart MECHANISCHE THERMISCHE ANWENDUNGSKLASSE EIGENSCHAFTSKLASSE EINWIRKUNG EINWIRKUNG I hoch Stufe A hoch K1 Standardausführung Auswahl der Abdichtungsbauart Genutzte Dächer, sowie Fehlender oder leichter als übliche Ausführung z.B. als Vorgabe für Abdichtungsmaterial, Anzahl der Aufdachdämmung aus Oberflächenschutz, ggf. im Wohnungs- und Gewerbebau Abdichtungslagen, deren Dicke und Qualität in XPS und MiFa, Abdich- Abdichtungsanschlüsse mit DN ≥ 2 % Abhängigkeit von Einwirkungsklasse und tung auf Holzschalung mit Metallabdeckungen Anwendungsklasse: und extensive Begrünung K2 Höherwertige Ausführung E1 hoher therm. u. hoher mech. Widerstand für erhöhte Zuverlässigkeit, längere E2 mäßiger therm. u. hoher mech. Widerstand II mäßig Stufe B mäßig Nutzungsdauer bzw. geringeren E3 hoher therm. u. mäßiger mech. Widerstand sofern keine hohe Kiesschüttung, Holzroste, Instandhaltungsaufwand (z.B. E4 mäßiger therm. u. mäßiger mech. Widerstand Einwirkung Dachbegrünung Denkmal oder schwere Zugäng- lichkeit der Dachabdichtung bei Kombination aus mechanischer und thermischer PV-Anlagen) = Regelfall nach Einwirkung: IA IB IIA IIB Flachdachrichtlinie [FDR] Einwirkungsklasse + Anwendungsklasse = Abdichtungsbauart 3.4.2 _ Abdichtungsmaterialien geeigneten Bahnen möglich. Durch die Einmi- Bei der Auswahl der Abdichtungsmaterialien schung von Polymeren und Elastomeren werden werden im wesentlichen Bitumen- und Kunst- Bitumenbahnen chemisch widerstandsfähig und stoffdachbahnen unterschieden. Um Planern eine elastoplastisch. Vlies-, Gewebe- oder Mischein- Entscheidungshilfe bei der Auswahl zu geben lagen erhöhen die mechanische Beanspruchbar- und auf Qualitätsunterschiede innerhalb der Ma- keit. Eine Beschieferung dient als leichter Ober- terialien hinzuweisen, ist in Tab. 3.4.2 zu einigen flächenschutz und macht die Bahnen unempfind- wesentlichen Kriterien ein Vergleich aufgeführt. lich gegenüber IR- und UV-Strahlung. Durch die Innerhalb der jeweiligen Abdichtungsmaterialien Gesamtdicke des Abdichtungspakets von 6 bis gibt es Qualitätsunterschiede, weshalb sich der 10 mm entsteht eine gegenüber mechanischen Planer über die Eigenschaften informieren muss Einflüssen robuste Oberfläche. und nicht allein über den Materialpreis entschei- den sollte. Im Holzbau bewährte Bitumen- und Kunststoffabdichtungsbahnen (Abb. 3.4.2) Kunststoffabdichtungsbahnen sind in Tab. 3.4.3 werden einlagig verlegt und mit Heißluft und/ mit genormten Kurzbezeichnungen aufgeführt. oder mit Quellschweißmittel miteinander ver- schweißt. Durch die geringe Materialdicke von Bitumenbahnen (Abb. 3.4.1) werden in der 1,5 bis 2,3 mm (produktbezogen, mind. 1,8 mm Regel zweilagig verlegt und miteinander ver- empfohlen) wird das Ausführen von Anschlüs- schweißt, eine einlagige Verlegung ist mit dafür sen auf kleinteiligen Dachflächen erleichtert.
18 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Abb. 3.4.1 Zur mechanischen Fixierung dienen Spezial-Ver- Bitumendachbahnen bindungsmittel sowie Verbundbleche, die vor- (beschiefert) gefertigt oder individuell gekantet werden, siehe Abb. 3.4.3. Vliesbeschichtungen machen eine einlagige Verlegung auch auf Holzuntergründen möglich. Kunststoffdachbahnen können kosten- günstig und schnell verarbeitet werden. PVC- und EVA-Bahnen haben mit sd-Werten um 20 m relativ geringe diffusionshemmende Eigenschaf- ten, können aber für eine planmäßige Trocknung von Nutzungsfeuchte aus dem Bauteilquerschnitt Abb. 3.4.2 nur bedingt verwendet werden. Bei Dachbegrü- Kunststoffdachbahn nungen kann es zu einem Diffusionsstrom in die Konstruktion kommen, was z.B. bei FPO-Bahnen (sd-Wert ca. 400 m) ausgeschlossen ist. EPDM-Bahnen sind Bahnen aus synthetischem Kautschuk und zeichnen sich durch ihre hohe Elastizität und Alterungsbeständigkeit aus. Sie sind selbst bei einlagiger Verlegung robust gegenüber mechanischer Beanspruchung, aber sehr aufwändig in der Nahtfügung. EPDM-Ab- Abb. 3.4.3 dichtungen können als werkseitig vorgefertig- Zubehörteile für te Planen (einschließlich aller Anschlüsse und Kunststoffabdichtungen: Durchdringungen) empfohlen werden, was für Innenecke, Außenecke, kleinere und mittlere Dachflächen im Holzbau Rohreinfassung, sehr interessant ist. Verbundbleche Flüssigabdichtungen kommen seltener in der Dachfläche als vielmehr bei der Reparatur von Flachdächern und für die Abdichtung komplexer, schwer anformbarer Anschlüsse zum Einsatz. Sie sind mehrlagig mit eingebetteter Vlieslage auf- zutragen, aber für den großflächigen Einsatz im Holzbau nicht zu empfehlen und in Bezug auf die Aufnahme von Horizontalkräfte nicht konform mit den Fachregeln und DIN 18531-3.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE 19 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 Tab. 3.4.2 Bewertungsschema für Abdichtungsbahnen als Anhaltspunkt für Planung und Ausschreibung KRITERIUM BITUMEN- UND KUNSTSTOFFDACHBAHNEN ELASTOMER- POLYMER- BAHNEN PVC BV1) PVC NB2) FPO BITUMENBAHNEN (EPDM-BAHNEN) Materialdicke (je Lage) 3 bis 5 mm 1,2 bis 2 mm 1,2 - 2,5 mm 1,3 bis 2,0 mm Lagenanzahl (Regelfall) 2 Lagen 1 Lage 1 Lage 1 Lage 1 Lage Materialkosten (ohne Verarbeitung) o o + + o Mechanische Robustheit + o/+ o/+ o/+ + Langlebigk. o. schweren Oberflächenschutz + + o + + Umweltverträglichkeit (Graue Energie)3) o +/- +/- +/- o Herstellung der Nahtfügung o + + o - Verarbeitbarkeit im Anschlussbereich - + + o - Zubehör (Anschlüsse und Durchdringungen) o + + + - Eignung zur Fertigung von Dachelementen - o o o + Oberflächenvielfalt (Farbtöne) + + + + - Eignung als „harte Bedachung“ Nach Prüfzeugnis oder mit Vlieskaschierung bzw. schwerem Oberflächenschutz Bewertung: + gut geeignet bzw. bewährt; o geeignet bzw. durchschnittliche Eigenschaften; - weniger vorteilhaft bzw. aufwendig 1) bv = bitumenverträglich 2) nb = nicht bitumenverträglich 3) Vorteile bei loser Verlegung oder mechanischer Befestigung Tab. 3.4.3 Bewährte Bitumen- und Kunststoffabdichtungsbahnen (Kurzbezeichnungen aus DIN 18531-2) BITUMEN- UND POLYMERBITUMENBAHNEN KUNSTSTOFFBAHNEN Bitumendachdichtungsbahnen nur als untere Lage ECB Ethylencopolymerisat-Bitumen - G 200 DD, PV 200 DD (bitumenverträglich) Erläuterungen: Bitumenschweißbahnen nur als untere Lage PIB Polyisobutylen (bitumenverträglich) G 200 - G 200 S4, G 200 S5, PV 200 S5 PVC-P Bahnen aus weichmacherhaltigem Glasgewebeeinlage 200 g/m2 Polymerbitumenschweißbahnen als obere Lage Polyvinylchlorid (bitumenverträglich PV 200 - PYE/PYP-KTG S4, PYE/PYP-KTP S4 oder S5 und nicht bitumenverträglich lieferbar) Polyestervlieseinlage 200 g/m² - PYE/PYP-G 200 S4, PYE/PYP-PV 200 S5 EVA Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer/- V60 - PYE-Vcu S5, PYE-Cu01 S5 Copolymer (bitumenverträglich) (Glas)Vlieseinlage 60 g/m2 Kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen (KSP) PE-C Chloriertes Polyethylen S4 oder S5 als untere (obere) Lage Schweißbahn, Bahnendicke - PYE-KTG KSP-2,8 (3,2), PYE-KTP KSP-2,8 (3,2) EPDM Ethylen-Propylen-Dien Polymer KTG/KTP - PYP-KTG KSP-2,8 (3,2), PYP-KTP KSP-2,8 (3,2) (bitumenverträglich) Kombinationsträgereinlage Glasvlies-Bitumendachbahnen nur als zusätzliche TPE Thermoplastisches Polymer VCu bzw. Cu01 Lage oder Trennlage - V13 FPO/TPO Flexibles Polyolefin (bitumenverträglich) Kupferbandeinlage
20 FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1 3.4.3 _ Bauzeit- und Behelfsabdichtungen Als Bauzeit- und Behelfsabdichtung haben Grundsätzlich sind Holzbauteile durch geeigne- sich einlagige, streifen- oder punktartig te Maßnahmen vor der Witterung und hohen befestige Polymerbitumenbahnen sowie frei Feuchten zu schützen, siehe DIN 68800-2 und bewitterbare PVC-Dachbahnen bewährt. VOB/C1). Dies kann bspw. über ein Schutzdach PE-Folien sind dagegen nicht geeignet. (vgl. Abb. 3.4.4) oder bei Flachdächern auch über eine Bauzeit- bzw. Behelfsabdichtung erfolgen. Erfahrungsgemäß bietet der temporäre Witte- Sie sollen eine ausreichende Robustheit auf- rungsschutz durch lose aufgebrachte Planen und weisen und übernehmen später innerhalb der Folien bei Flachdächern keinen zuverlässigen Konstruktion die Funktion einer Diffusionssperre Schutz gegen Witterungseinflüsse, insbesonde- bzw. -dichtung. Sie sind vorzugsweise dem Ge- re bei fehlendem Gefälle. Deshalb ist bei den werk des Zimmerers zuzuordnen, damit sie ohne Holzbauweisen bereits für die Montagephase Zeitverzögerung unmittelbar nach Verlegen der eine robuste Bauzeit- oder Behelfsabdichtung Tragkonstruktion aufgebracht werden. Bei der einzuplanen und auszuführen. Diese können bei Ausführung ist darauf zu achten, dass Wasser Aufdachdämmsystemen gleichzeitig die Funktion in der Bauzeit sicher und kontrolliert abgeleitet der Dampfsperre übernehmen. wird. Dazu müssen die Abdichtungen bis über Eine Befeuchtung der hölzernen Tragkonstruktion den Bauwerksrand hinweggeführt werden. Ent- während der Bauphase kann bei nicht belüfteten wässerungseinläufe sind bereits in der Bauphase Bauweisen des Typs II und III zu Holzfeuchten in die Behelfsabdichtung einzusetzen, Aufstock- führen, die selbst bei fachgerechter Planung mit- elemente werden dann später mit der Aufdach- tel- bis langfristig zu Schäden führen (vgl. Kap. dämmung ergänzt. 5). Auch optische Mängel an sichtbar bleiben- den Dachuntersichten können durch geeignete Schutzmaßnahmen vermieden werden. Abb. 3.4.4 Beispiel eines temporären Witterungsschutzes während der Bauphase bei einem Alt- bau mit rollbarem Kehderdach 1) Der Schutz der Holzbauteile vor Niederschlägen während der Bauphase zählt zu den grundsätzlichen baulichen Holzschutzmaßnahmen nach DIN 68800-2. Gemäß ATV DIN 18299 ist „die Sicherung der Arbeiten gegen Niederschlagswasser mit dem normalerweise gerechnet werden muss und seine etwa erforderliche Beseitigung“ eine Nebenleistung, die in den Verantwortungsbereich des Unternehmers fällt. Als besondere Leistungen gem. ATV DIN 18334 gelten jedoch „besondere Schutzmaßnahmen (...) mit Bautenschutzfolien ab 0,2 mm“. Hierzu zählen die hier empfohlenen Bauzeit- und Behelfsabdichtungen, die separat ausgeschrieben werden müssen.
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