Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz

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Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
Flachdächer
                          in Holzbauweise

holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
2   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
    holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

    Impressum

    Herausgeber:                                       Bearbeitung:
    Holzbau Deutschland-Institut e.V.                  Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt, M.Eng., Lauterbach
    Kronenstraße 55-58                                 Dipl.-Ing. (FH) Daniel Kehl, Leipzig
    D-10117 Berlin                                     Schallschutz (Kap. 4.4):
    Tel. +49 (0) 30 20314 533                          Prof. Dr.-Ing. Andreas Rabold, Rosenheim
    Fax +49 (0) 30 20314 566
                                                       Brandschutz (Kap. 4.5):
    www.institut-holzbau.de
                                                       Dipl.-Ing. Thorsten Kober, Berlin

    Finanzierende Projektpartner                       Fachredaktion:
    Holzbau Deutschland - Bund Deutscher Zimmer-       Dipl.-Ing. Architekt Martin Mohrmann, Kiel
    meister im ZDB, Berlin, und seine Landesverbände   Dipl.-Ing. (FH) Jörg Bühler und
                                                       Dipl.-Ing. (FH) Johannes Niedermeyer,
    Holzbau Deutschland Leistungspartner, Berlin
                                                       Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin
    Förderpartner Deutscher Holzbau, Berlin
                                                       Begleitende Arbeitsgruppe:
    Gütegemeinschaft                                   Dipl.-Ing. (FH) Richard Adriaans, Interessen-
    Holzbau - Ausbau - Dachbau e.V., Berlin            gemeinschaft Qualitätsmanagement für Dächer
    proHolzBW GmbH, Ostfildern                         und Flachdachabdichtungen e. V. (IQDF), Herford
                                                       Dr. Julia Bachinger, Holzforschung Austria, Wien (A)
    Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V., Ostfildern
                                                       Dipl.-Ing. Wolfgang Schäfer, Deutscher Holz-
    Verband Holzfaser Dämmstoffe e.V., Wuppertal
                                                       fertigbau-Verband e.V. (DHV), Ostfildern
    Moll bauökologische Produkte GmbH,                 Dipl.-Ing. (FH) Martin Epple, Ingenieurbüro Epple,
    Schwetzingen                                       Aulendorf
    Wolfin Bautechnik GmbH, Wächtersbach               Dipl.-Ing. (FH) Zimmermeister Walter Bauer, Bauer
                                                       Holzbau GmbH, Satteldorf-Gröningen
    2. Auflage 2019                                    Dipl.-Ing. Roland Glauner, Holzbau Deutschland
    Erschienen: 01/2019
                                                       Dipl.-Ing. Alexander Gumpp, Gumpp & Maier
    ISSN-Nr. 0466-2114
                                                       GmbH, Binswangen
    holzbau handbuch
                                                       Zeichnungen:
    Reihe 3: Bauphysik
                                                       Max Köhnken, Holzbau Deutschland Institut e.V.
    Teil 2:   Feuchteschutz
                                                       mit freundlicher Unterstützung durch cadwork
    Folge 1: Flachdächer in Holzbauweise
                                                       Gestaltung:
    Die Schrift ist erstmals 2008 als Informations-    Ute Kirst, designbüro, Lauterbach
    dienst HOLZ spezial erschienen.

    Bearbeitung 1. Auflage:                            Die technischen Informationen dieser Schrift
    Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt, Lauterbach         entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den
    Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, München        anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung
    Die Wortmarke INFORMATIONSDIENST HOLZ ist          für den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbei-
    Eigentum des Informationsverein Holz e.V.          tung und Korrektur nicht übernommen werden.
    www.informationsvereinholz.de                      Hinweise zu Änderungen, Ergänzungen und
                                                       Errata unter: www.informationsdienst-holz.de
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE             3
                                                       holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

Inhalt

Seite    4 1      _ Einleitung                                 59 6          _ Belüftete Konstruktionen
         6 2      _ Bauarten                                   59 6.1        _ Planungsgrundlagen
         6 2.1    _ Definitionen                               59 6.2        _ Konstruktionen
         6 2.2    _ Nicht belüftete Konstruktionen             60 6.3        _ Belüftungsempfehlungen
         7 2.3    _ Belüftete Konstruktionen                   62 6.4        _ Bewertung des Holzschutzes
        10 3      _ Planungsgrundlagen                         63 7          _ Dachränder und Dachuntersichten
        10 3.1    _ Maßgebende Normen, Regelwerke              63 7.1        _ Problemstellung
        10 3.1.1 _ Wichtige Anwendungsnormen                   63 7.2        _ Feuchteeinwirkungen
        11 3.1.2 _ Fachregeln des Handwerks                    64 7.3        _ Ausführungsregeln
        12 3.2    _ Dachgefälle                                65 7.4        _ Geeignete Holz und Holzwerkstoffe
        13 3.3    _ Dachentwässerung                           66 7.5        _ Oberflächenbeschichtung
        16 3.4    _ Dachabdichtungen                           67 8          _ Anschlussdetails
        16 3.4.1 _ Auswahl und Verlegung                       67 8.1        _ Attikaanschluss Aufdachdämmung (Typ I)
        17 3.4.2 _ Abdichtungsmaterialien                      68 8.2        _ Dachüberstand Flachdach an Massivbau (Typ II)
        20 3.4.3 _ Bauzeit- und Behelfsabdichtungen            69 8.3        _ Dachterrasse Holzbau (Typ II)
        21 3.4.4 _ Anschlüsse an aufgehende Bauteile           70 8.4        _ Belüftetes Flachdach (Typ IV)
        22 3.5    _ Dachdeckungen aus Metall                   71 9          _ Glossar
        23 3.6    _ Konstruktionshölzer und                    75 10         _ Regelwerke, Literatur
                    Schalungen aus Vollholz                    75 10.1       _ Technische Baubestimmungen
        24 3.7    _ Holzwerkstoffe als tragende                76 10.2       _ Gesetze, Verordnungen, Richtlinien
                    und aussteifende Dachschalung              76 10.3       _ Fachregeln und Merkblätter
        27 3.8    _ Wärmedämmstoffe                            77 10.4       _ Fachliteratur
        29 3.9    _ Dachbegrünungen
        30 3.10   _ Ausführung und Unterhaltung                              Anhang
        30 3.10.1 _ Ausführungshinweise                        79            _ Bauteilaufbauten und Nachweise
        31 3.10.2 _ Unterhaltungsmaßnahmen                     80 I a        _ Aufdachdämmung auf Balkentragwerk
        33 3.10.3 _ Flachdach-Monitoring                       81 I b        _ Aufdachdämmung auf Flächentragwerk
        34 4      _ Bauphysikalische Grundlagen                82 II a       _ Volldämmung mit Zusatzdämmung mit
        34 4.1    _ Wärmeschutz                                                Dachbegrünung bzw. Bekiesung
        36 4.2    _ Feuchteschutz                              84 II b       _ Volldämmung mit Zusatzdämmung mit
        36 4.2.1 _ Feuchteeinwirkungen                                         Terrassenbelag
        38 4.2.2 _ Nachweisverfahren                           86 III a      _ Volldämmung mit Metalldachdeckung
        42 4.3    _ Holzschutz                                 88 IVa        _ Volldämmung mit separater Belüftungsebene
        44 4.4    _ Schallschutz                               89 IV b       _ Volldämmung mit separater Belüftungsebene
        49 4.5    _ Brandschutz                                                und Deckschichten oder Terrassenbeleg
        54 5      _ Nicht belüftete Konstruktionen             90 Va         _ Belüftete Dämmebene mit Metalldachdeckung
        54 5.1    _ Planungsgrundlagen
        54 5.2    _ Bauphysikalisches Wirkprinzip              91            _ Abbildungsnachweis
        56 5.3    _ Instationäre, hygrothermische              91            _ Weiterführende Schriften
                    Berechnungsverfahren
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
4   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                                holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                                1 _ Einleitung

                                Flache und flach geneigte Dächer werden seit        Baustoff verlangt beim Einsatz als Flachdach von
                                Jahrzehnten in Holzbauweise erstellt. Hölzerne      Planern und Ausführenden umfassende Kenntnis-
                                Tragkonstruktionen zeichnen sich dabei durch        se über das Materialverhalten, insbesondere des
                                ihre leichte Bauweise und vor allem schnelle        Feuchte- und Holzschutzes, weil die Abdichtung
                                Herstellung aus. Die heutigen Möglichkeiten der     auf der Außenseite immer mindestens diffusions-
                                Vorfertigung von ganzen Dachelementen eröffnet      hemmend ist. Schadensfälle haben zudem auch
                                zudem weitere Einsatzbereiche wie z.B. Industrie-   zu einer Verunsicherung bei der Ausführung
                                dächer oder auch komplette Dachelemente,            insbesondere nicht belüfteter Flachdächer mit
                                deren Unterseiten bereits als hochwertige Sicht-    ausgedämmter Holztragkonstruktion geführt,
                                oberflächen gefertigt sind.                         die deshalb in Bezug auf Dauerhaftigkeit und
                                                                                    Fehlertoleranz umstritten sind.
                                Flachdächer in Holzbauweise finden häufig An-
                                wendung im Wohnungsbau, bei Schulen und             Seit Herausgabe des Informationsdienst HOLZ
                                Kindergärten und bei Gewerbeimmobilien. Aktu-       spezial „Flachdächer in Holzbauweise“ [1] in
                                elle Forschungsergebnisse zeigen, dass vorge-       2008, in dem nicht belüftete Konstruktionen
                                fertigte Dachelemente auch die hohen Anfor-         erstmals ausführlich beschrieben wurden, haben
                                derungen an den Brandschutz der Musterindus-        sich neue Erkenntnisse ergeben, die sich mittler-
                                triebau-Richtlinie erfüllen. Ob als Anbau oder      weile in zahlreichen Normen und Regelwerken
                                Aufstockung zur Nachverdichtung, als moderner       wiederfinden. Die aktuellen Erkenntnisse und
                                Wohnungsbau oder großflächige Dachkonstruktion      Anforderungen sind Anlass für die vorliegende
                                einer Gewerbeimmobilie – Holz als organischer       umfassende Überarbeitung der Schrift.

Abb. 1.1
Vorgefertigtes Dachlement
für Raummodule
Architekten werk.um,
Darmstadt
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE             5
                                                              holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

Die Schrift stellt für Planer und Holzbauer eine   Die Schrift behandelt Flachdächer und flach ge-            Definition in DIN 68800-2

Planungshilfe dar, die den aktuellen Stand des     neigte Dächer mit Dachabdichtungen oder                    in Abhängigkeit der Dach-

Wissens zu Flachdachkonstruktionen in Holzbau-     Metalldachdeckung, die i.d.R. bis ca. 15° Dach-            neigung (DN):

weise abbildet und dabei wichtige Grundlagen-      neigung Anwendung finden. Die Konstruktionen
                                                                                                              Flachdach:
informationen für eine fachgerechte Planung        sind gekennzeichnet durch eine äußere diffusions-
                                                                                                              DN ≥ 2 % und ≤ 5 % (3°)
und Ausführung bietet.                             hemmende bis diffusionsdichte Schicht, die be-
                                                                                                              Flach geneigtes Dach:
                                                   lüftet oder nicht belüftet sein kann.
                                                                                                              DN > 3° und ≤ 5°
Es werden belüftete und nicht belüftete Konst-
ruktionen aufgezeigt, die schadensfreies Bauen     Bei Flachdächern liegt eine Nutzung der Dach-              Geneigtes Dach:
und eine über die gesamte Lebensdauer ausrei-      flächen durch extensive Begrünungen, Solaran-              DN > 5° (ab ca. 10 %)
chende Robustheit und Fehlertoleranz sicherstel-   lagen und Dachterrasse nahe, weshalb auf die
len. Dazu werden baukonstruktive und bauphy-       sich daraus ergebenden Besonderheiten einge-
sikalische Planungsgrundlagen für die Wahl des     gangen wird. Darüberhinausgehende Nutzungen,
geeigneten Dachaufbaus und die Ausbildung          wie intensive Begrünungen oder befahrbare
von Dachüberständen beschrieben, welche durch      Oberflächen, sind im Holzbau eher unüblich und
Bauteilaufbauten und Detailanschlüsse ergänzt      werden daher in dieser Schrift nicht behandelt.
werden. Erforderlichenfalls werden zudem Risiken   Die beschriebenen Flachdachkonstruktionen
und Einsatzgrenzen bestimmter Konstruktionen       können im Wohnungsbau, bei öffentlichen Ge-
aufgezeigt.                                        bäuden sowie im Industrie- und Gewerbebau
                                                   angewendet werden, wo sie meist werkseitig
                                                   vorgefertigt zum Einsatz kommen.

                                                                                                              Abb. 1.2
                                                                                                              Produktions- und Verwal-
                                                                                                              tungsgebäude viatraffic
                                                                                                              controlling in Leverkusen
                                                                                                              Architekten Banz + Riecks,
                                                                                                              Bochum (ebenso Titelbild)
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
6   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                                 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                                 2 _ Bauarten

                                 2.1 _ Definitionen                                 festigkeit des Dämmstoffes eine uneingeschränkte
Übersicht der Bauarten mit       Grundsätzlich werden belüftete und nicht be-       Nutzbarkeit der Dachoberfläche (Terrasse, Begrü-
Kennzeichen sowie Vor-           lüftete Flachdächer unterschieden. Nachfolgend     nung, Verschattung etc.).
und Nachteilen siehe Tab. 2      werden die Begriffe „belüftet“ und „nicht
                                 belüftet“ abweichend von DIN 4108-3 und den        Typ II Wärmedämmung in der Tragebene
                                 Fachregeln des Dachdeckerhandwerks [FDR] zur              mit Überdämmung
                                 sprachlichen Vereinfachung folgendermaßen          Bei einer Überdämmung des vollgedämmten
                                 verwendet.                                         Dachquerschnitts wird der Hohlraum zwischen
                                                                                    der Tragkonstruktion für Wärmedämmung ge-
                                 Nicht belüftete Flachdächer enthalten keine        nutzt. Die Überdämmung ist bauphysikalisch
                                 bewegten Luftschichten im Dachaufbau und           sinnvoll, um die Tragkonstruktion warm und
                                 unterscheiden sich durch die Lage der Wärme-       trocken zu halten. Ihre Dicke muss bauphysika-
                                 dämmung im Bauteil:                                lisch bemessen werden (siehe Kapitel 5). Zudem
                                 Typ I    Wärmedämmung oberhalb der                 liegen wie bei Typ I zwei Dichtungsebenen vor.
                                          Tragebene (Aufdachdämmung)                Die Diffusionssperre unterhalb der Aufdachdäm-
                                 Typ II   Wärmedämmung in der                       mung übernimmt gleichzeitig die Funktion einer
                                          Tragebene mit Überdämmung                 Behelfsabdichtung und bringt damit eine hohe
                                 Typ III Wärmedämmung ausschließlich in 		          Sicherheit gegenüber Fehlstellen in der oberen
                                          der Tragebene (Sonderkonstruktion)        Abdichtung.

                                 Belüftete Flachdächer enthalten eine bewegte       Typ III Wärmedämmung ausschließlich in der
                                 Luftschicht im Dachaufbau, die mit der Außenluft          Tragebene ➞ Sonderkonstruktion
                                 über geplante Bauteilöffnungen in Kontakt steht    Die Bauweise mit Dämmung ausschließlich in
                                 und vorwiegend dem Feuchteabtransport dient:       der Ebene der Tragkonstruktion ist eine Sonder-
                                 Typ IV Separate Belüftungsebene                    konstruktion. Mit nur einer Abdichtungsebene
                                 Typ V Belüftung im Dachraum                        weist diese kompakte Konstruktion keine bzw.
                                                                                    nur eine geringe Fehlertoleranz auf. Besonders zu
                                 2.2 _ Nicht belüftete Konstruktionen               berücksichtigen sind zusätzliche Deckschichten
                                 Bei nicht belüfteten Flachdächern werden drei      oder Verschattungen, weil dadurch die hierfür
                                 Konstruktionsprinzipien unterschieden:             zwingend erforderliche Rücktrocknung zum Raum
                                                                                    reduziert wird. Untersuchungen [2] belegen für
                                 Typ I Wärmedämmung oberhalb der                    diese Bauart eine niedrige Fehlertoleranz und
                                          Tragebene (Aufdachdämmung)                damit erhöhte Schadensanfälligkeit, weshalb
                                 Hier liegt in der Regel der Großteil der Däm-      diese Bauweise mittlerweile als Sonderkonstruk-
                                 mung auf der Tragkonstruktion, so dass diese       tion eingestuft werden muss [FDR, KFR].
                                 dem warmen und trockenen Innenraumklima
                                 ausgesetzt ist. Die Diffusionssperre unterhalb
                                 der Aufdachdämmung übernimmt gleichzeitig
                                 die Funktion einer Behelfsabdichtung und bringt
                                 damit eine hohe Sicherheit gegenüber Fehlstel-
                                 len in der oberen Abdichtung. Die vollständige
                                 Überdämmung hat wesentliche bauphysikalische
                                 Vorteile und ermöglicht bei ausreichender Druck-
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FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE                       7
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                                                    2.3 _ Belüftete Konstruktionen
  Umgang mit Sonderkonstruktionen1)
                                                    Unterschieden werden vollgedämmte Konstruk-
  Dachaufbauten des Typ III werden in dieser
                                                    tionen mit separater Belüftungsebene (Typ IV)
  Schrift nicht als Regelaufbau empfohlen. Ihre
                                                    sowie Konstruktionen mit Belüftung in Ebene
  Anwendung sollte werkseitig vorgefertigten
                                                    der Tragkonstruktion (Typ V).
  Dächern mit definierten Randbedingungen
  vorbehalten bleiben. Sie sind einer umfassen-
                                                    Typ IV mit separater Belüftungsebene ergibt sich
  den bauphysikalischen Prüfung zu unterzie-
                                                    aus dem Prinzip des Holzrahmenbaus, im dem
  hen und nur in Verbindung mit einem Quali-
                                                    die Tragebene voll ausgedämmt und oberseitig
  tätsmanagement bei der Ausführung, bei
                                                    diffusionsoffen bzw. leicht diffusionsbremsend
  temporärer Bauweise oder einer dauerhaften
                                                    (sd,e ≤ 2 m) und feuchtegeschützt abgedeckt ist.
  Kontrolle ihrer Funktionstüchtigkeit durch
                                                    Auf einer Unterkonstruktion ist eine zusätzliche
  Monitoring anzuwenden (siehe Kap. 3.10).
                                                    Tragschale aufgebracht, welche die Dachhaut aus
  Bei sehr kleinen Dachflächen (z.B. Dach-
                                                    Abdichtungen oder Metalldachdeckung auf-
  gauben) ist eine andere Risikobewertung
                                                    nimmt.
  möglich.

                                                    Bei Typ V ist die Belüftung konstruktionsbedingt
Kleinflächige Konstruktionen2) (A < 12 m2)          in Ebene der Tragkonstruktion angeordnet. Diese
Bei kleinflächigen Konstruktionen wie z.B.          Bauweise ergibt sich aus der Höhe der meist
Gauben werden häufig schlanke Dachaufbauten         aufgelösten Tragkonstruktion, z.B. bei Dächern
gefordert. Aufgrund ihrer Kleinteiligkeit ist das   aus Nagelplattenbindern. Sie ist häufig bei (flach)
Schadenspotential hier geringer. Deshalb kann       geneigten Bauwerken mit großen Spannweiten
der Dachaufbau Typ III hier unter besonderer Be-    vorzufinden.
rücksichtigung folgender Planungsgrundsätze bei
werkseitiger Vorfertigung eingesetzt werden:        Die Funktionstüchtigkeit belüfteter Konstruktio-
• Keine zusätzlichen Deckschichten wie z.B.         nen hängt maßgeblich von der Wirksamkeit der
  Dachbegrünung oder Bekiesung,                     Belüftung ab, an die aufgrund der fehlenden
• Keine Verschattung z.B. durch PV-Anlagen,         oder nur geringen Dachneigung besondere An-
• Dunkle Dachabdichtung (Strahlungsabsorp-          forderungen gestellt werden, siehe Kapitel 6.
  tion ≥ 80 %) oder Metalldachdeckung gemäß
  Planungshilfe (Anhang) mit Dachneigung ≥ 7°,
• Feuchtevariable Dampfbremse,
• Holzfeuchte u < 15 %,
• Aufbringen der Dachabdichtung bzw. einer
  Bauzeiten-Behelfsabdichtung unmittelbar nach      1)   Zum in DIN 68800 im Anhang A, Bild A.20 aufgeführten, nachweisfreien Bauteilaufbau werden weitere
  Montage,                                               schwer einzuhaltende Randbedingungen benannt, z.B. eine baurechtlich gesicherte Verschattungsfreiheit,
                                                         weshalb eine vereinfachte Bewertung des Feuchteschutzes nicht möglich ist (siehe Kap. 5 und Kap. 8).
• Hygrothermischer Nachweis bzw. hygrothermi-
  sche Berechnung gemäß DIN 68800-2,                2)   In der Holzschutznorm DIN 68800-2 sind in Anhang A, Bild A.23 Terrassen über Wohnraum als kleinteilige
  Abs. 7.5 bzw. A.20                                     Bauweise (max. 10 m2) mit raumseitig angeordneter diffusionshemmender Schicht (sd,i = 50 bis 100 m)
                                                         dargestellt. Diese Konstruktion entspricht nicht den Empfehlungen dieser Schrift zur sicheren Ausführung
Auch bei kleinflächigen Bauteilen sind die Rück-         von Flachdächern und ist gesondert zu bewerten. Sie findet im industriellen Fertigbau i.d.R. als einteiliges
trocknung einschränkende Dachaufbauten zu                Bauteil im Rahmen besonderer qualitätssichernder Maßnahmen Anwendung. Hierbei ist davon auszuge-
                                                         hen, dass durch die vollständige Vorfertigung inkl. einer ersten Abdichtungslage und durch Qualitätsüber-
vermeiden. Eine Leckagededektion bzw. ein
                                                         wachung ein fugenloses und luftdichtes Bauteil entsteht. Nach DIN 4108-3 und anderen Regelwerken (DIN
Monitoring können entfallen.                             18531-­1, [MBW] [WTA 6-8]) ist ein bauphysikalischer Nachweis erforderlich, vgl. Kap. 5.
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8      FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                                                           holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                              geändert
Tab. 2 Übersicht Bauarten – Kennzeichen, Vor- und Nachteile ➞ Kapitelverweise
                                                                                geändert
                                                      Typ I                                                     Typ II                                    Typ III ➞ Sonderkonstruktion
   Bauweise

                                     Wärmedämmung oberhalb                                   Wärmedämmung in der Tragebene                                     Wärmedämmung
                                 der Tragebene (Aufdachdämmung)                                    mit Überdämmung                                       ausschließlich in der Tragebene
  Vorteile Kennzeichen

                              Aufdachdämmung auf Balkentragwerk                         Balkentragwerk mit Volldämmung                               Balkentragwerk mit Volldämmung mit
                              oder flächiger Tragkonstruktion                           und Überdämmung der Konstruktion                             einer Abdichtungslage
                              Deckschicht als Terrassenbelag, Bekiesung                 Ausführung mit Bauzeiten- bzw.                               Ausschließlich werkseitig vorgefertigte
                              oder extensive Begrünung                                  Behelfsabdichtung ➞ Kap. 3.4.3                               Sonderkonstruktion ➞ Kap. 2.2
                                                                                                     Holzbau Deutschland Institut e.V.      Tab. 2
                              + Uneingeschränkte Dachflächennutzung,                    + Gute Querschnittsausnutzung
                                                                                                Planinhalt: ...
                                                                                                                      durch        + Gute Querschnittsausnutzung
                                                                                                                                          Holzbau Deutschland Institut durch
                                                                                                                                                                       e.V.  Tab. 2                     Holzbau
                                auch bei späteren Nutzungsänderungen                      Ausdämmen der aufgelösten TragebeneTyp I   Ausdämmen
                                                                                                                                          Planinhalt:
                                                                                                                                                      der
                                                                                                                                                      ...
                                                                                                                                                          Tragebene                                     Planinhalt:
                                                                                                                                                                                               Typ II
                                                                                                  Projekt:          Informationsdienst Holz
                              + Tragkonstruktion nicht tauwassergefähr-                 + Grundelement       als geschlossenes   Holz-      + Als geschlossenes
                                                                                                                                                      Projekt:        Holztafelbauelement
                                                                                                                                                                         Informationsdienst Holz        Projekt:
                                 det, Feuchteschutz i.d.R. nachweisfrei                   tafelbauelement vorelementierbar,inggf.
                                                                                                  Projektname:      Flachdächer    Holzbauweise vorelementierbar
                                                                                                                                                      Projektname:       Flachdächer in Holzbauweise    Projektn
                                 ➞ Kap. 4.2.2                                                     Bearbeiter:
                                                                                          mit Behelfsabdichtung     Köhnken / Kehl Blattnummer
                                                                                                                                            + Einfache     Anschlussdetails
                                                                                                                                                      Bearbeiter:              aufgrund
                                                                                                                                                                         Köhnken   / Kehl Blattnummer   Bearbe
                                                                                                  Erstelldatum      Ausgabedatum
                              + Hohe Sicherheit bereits in der Bauphase                 + Hohe Sicherheit durch zwei Abdichtungs-           01  raumseitiger     Luftdichtheitsebene
                                                                                                                                                      Erstelldatum       Ausgabedatum                   Erstelldat
                                                                                                  04.09.2018 27.12.2018
                                durch Bauzeit- bzw. Behelfsabdichtung                     ebenen (Dampfsperre als Behelfsabdich-                      04.09.2018 27.12.2018                        02   04.09.
                                                                                                                                            – Geringere Fehlertoleranz aufgrund
                                (als Diffusionssperre/-dichtung nutzbar)                  tung) ➞ Kap. 3.4.3
                                                                                                                                                fehlender zweiter Abdichtungsebene
                                ➞ Kap. 3.4.3                                            + Einfache Anschlussdetails aufgrund raum-              ➞ Kap. 3.4.3
                              + Dachuntersichten werkseitig als                           seitig angeordneter Luftdichtheitsebene           – Tauwassergefährdet, da Holztragwerk
                                Sichtoberfläche herstellbar                               ➞ Kap. 8                                              und Schalung im Kaltbereich ➞ Kap. 5
                              + Anwendung flächiger Holzbausysteme                      + Dachgefälle über Aufdachdämmung                            – Deckschichten (Begrünung, Bekiesung
                                möglich                                                   realisierbar ➞ Kap. 3.2                                      oder PV) i.d.R. nicht möglich,
                              + Kombination mit raumakustisch                                                                                          Verschattung problematisch ➞ Kap. 5
                                wirksamen Dachuntersichten möglich                                                                                   – Gefälleausbildung durch Tragkonstru
                                ➞ Kap. 4.4                                                                                                             tion oder Gefällekeile nötig ➞ Kap. 3.2
                              + Dachgefälle über Aufdachdämmung                                                                                      – Leckagedetektion bzw. Monitoring
                                realisierbar ➞ Kap. 3.2                                                                                                der Holzfeuchte dringend empfohlen
                              – Meist höherer Dachaufbau durch Bauteil-                 – Bekiesung, Begrünung, PV-Anlagen und                         ➞ Kap. 3.10
   Nachteile

                                schichtung                                                Terrassen bauphysikalisch planen ➞ Kap. 5                  – Jährliche Wartung und Reinigung der
                              – Anspruchsvolle Anschlussdetails bei Dach-               – Hygrothermische Berechnung zum Nach-                         Dachfläche zwingend ➞ Kap. 3.10
                                überständern durch Verlauf der Luftdicht-                 weis des Feuchteschutzes ➞ Kap. 5.3                        – Hygrothermische Berechnung als
                                heitsebene oberhalb der Tragkonstruktion                                                                               Feuchteschutznachweis1) ➞ Kap. 5.3
                                (Stichsparren) ➞ Kap. 8
   Nachweis

                                        Bauteil-Nr. Ia, Ib ➞ Anhang                                Bauteil-Nr. IIa, IIb ➞ Anhang                            Bauteil-Nr. Typ IIIa ➞ Anhang

                         1)   Zum vergleichbaren, in DIN 68800 Bild A.20 aufgeführten nachweisfreien Bauteilaufbau, werden schwer einzuhaltende Randbedingungen benannt, z.B. eine baurechtlich
                              gesicherte Verschattungsfreiheit, weshalb eine vereinfachte Bewertung des Feuchteschutzes nicht möglich ist (siehe Kap. 5 und Anlage zu Typ III).
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE                9
                                                                                        holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                        geändert
                             Typ IV                                                         Typ V
Bauweise

                               Separate Belüftungsebene                           Belüftung im Dachraum
Vorteile Kennzeichen

                       Holzelement mit Volldämmung und                Flach geneigtes Dach (ab 5 %) mit Belüftung
                       zusätzlicher Belüftungsebene                   in Konstruktionsebene
                       Metalldach oder Abdichtung ggf. mit            Abdichtung oder Metalldachdeckung
                       Terrassenbelag, Bekiesung oder Begrünung       (ab 7° empfohlen) ➞ Kap. 3.5

                       + Diffusionsoffene, tauwasserfreie Bauweise    + Holzbau
                                                                          Diffusionsoffene,
                                                                                    Deutschland tauwasserfreie
                                                                                                Institut e.V.      Bauweise
                                                                                                                Tab. 2              Holzbau Deutschland Institut e.V.      Kap. 2
                         bei fachgerechter Hinterlüftung                  bei fachgerechter
                                                                        Planinhalt: ...          Hinterlüftung                      Planinhalt:   ...
                                                                                                                Typ IV                                                     Typ V
                         ➞ Kap. 6.3                                       ➞ Kap. 6.3
                                                                        Projekt:           Informationsdienst Holz                  Projekt:            Informationsdienst Holz
                       + Sicherheit durch diffusionsoffene            + Ausnutzung des vorhandenen Hohlraums
                                                                        Projektname:       Flachdächer in Holzbauweise              Projektname:        Flachdächer in Holzbauweise
                         Abdeckung bei Leckagen und Sekundär-             bei hohen Konstruktionen          (z.B. Fachwerk-
                                                                        Bearbeiter:
                                                                          binder)          Köhnken / Kehl Blattnummer               Bearbeiter:         Köhnken / Kehl    Blattnummer
                         tauwasser (kein Unterdach nach Dach-
                                                                        Erstelldatum     Ausgabedatum                               Erstelldatum        Ausgabedatum
                         deckerregelwerk erforderlich)                + 04.09.2018
                                                                         Nutzung der Dachfläche
                                                                                       27.12.2018durch Begrü-04                     04.09.2018          27.12.2018                  05
                         ➞ Kap. 6                                        nung, Kies, Terrasse oder PV möglich
                       + Tragkonstruktion allseitig geschlossen und
                         damit insektenunzugänglich (GK 0) 
                         ➞ Kap. 4.3 und Kap. 6.4
                       + Grundelement vorelementierbar

                       – Hoher Bauteilaufbau durch zusätzliche        – Hohes Risiko für die Tragkonstruktion
Nachteile

                         Belüftungsebene ➞ Kap. 6                      bei Versagen oder bei Fehlstellen der
                       – Kostenintensiv durch zusätzliche               Abdichtung ➞ Kap. 3.4.3
                         Konstruktionsebene                           – Befeuchtung der Dämmung durch
                       – Deckschichten können Feuchteverhalten          Sekundärtauwasser an der Dachschalung
                         negativ beeinflussen ➞ Kap. 6                  möglich
                                                                      – Dämmung nicht winddicht abgedeckt
                                                                        (Kaltlufteinströmung möglich) ➞ Kap. 6
                                                                      – Schallimmissionen in Belüftungs- und
                                                                        Konstruktionsebene möglich
                                                                      – Tragkonstruktion insektenzugänglich
                                                                        (technisch getrocknetes Holz unproble-
                                                                        matisch) ➞ Kap. 4.3
Nachweis

                              Bauteil-Nr. IVa, IVb ➞ Anhang                        Bauteil-Nr. Va ➞ Anhang
Flachdächer in Holzbauweise - Informationsdienst Holz
10   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                               holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                               3 _ Planungsgrundlagen

                               3.1   _ Maßgebende Normen, Regelwerke                Teil 3 befasst sich mit der Auswahl der für den
                               3.1.1 _ Wichtige Anwendungsnormen                    jeweiligen Anwendungsbereich geeigneten Ab-
                                                                                    dichtungssysteme und benannte Anforderungen
                               DIN 18195 – Bauwerksabdichtungen legt seit           an den Untergrund, z.B. an Wärmedämmstoffe.
                               2017 Begriffe und Bezeichnungen für die An-          Zudem werden detaillierte Hinweise zur Ausfüh-
                               wendung ergänzender Normen für die Abdich-           rung gegeben.
                               tung von Bauwerken in den verschiedenen Ein-
                               satzbereichen fest. Für die Ausführung von Flach-    Teil 4 legt Anforderungen an Inspektion sowie
                               dächern mit Abdichtung gilt die Normenreihe          Wartung und Instandsetzung fest, die fester
                               DIN 18531.                                           Bestandteil bei Flachdächern sind, weil nur dann
                                                                                    die vorgesehene Nutzungsdauer erreicht werden
                               DIN 18531 – Dachabdichtungen von Dächern             kann.
                               sowie von Balkone, Loggien und Lauben-
                               gängen behandelt die Ausführung von Abdich-          Teil 5 regelt die Ausführung von Abdichtungen
                               tungen auf genutzten und nicht genutzten             über nicht genutzten Räumen, wozu Balkone,
                               Dächern. Dazu zählt auch die Nutzung von Flach-      Loggien und Laubengänge zählen.
                               dächern mit Solaranlagen und haustechnischen
Mehr zu DIN 68800-2 in         Anlagen. Dachdeckungen und Unterdächer sowie         DIN 68800 – Holzschutz ist die maßgebende
Informationsdienst HOLZ        Beläge fallen nicht in den Geltungsbereich der       Normenreihe für die Planung und Ausführung
„Holzschutz – Bauliche         DIN 18531, die sich in fünf Teile gliedert:          von Holzkonstruktionen.
Empfehlungen“
(hh 5/2/2) [04]                Teil 1 legt Anforderungen, Planungs- und Aus-        Teil 1 (Allgemeines) enthält die Voraussetzungen
                               führungsgrundsätze fest, wozu Beanspruchungs-        für den Schutz von Holz und Holzwerkstoffen
                               arten und Anforderungen an den Untergrund der        gegen die Zerstörung durch holzschädigende
                               jeweiligen Abdichtungssysteme zählen.                Pilze oder Insekten. Entsprechend der gegebenen
                                                                                    Gefährdung der Holzbauteile legt sie Gebrauchs-
                               Teil 2 benennt Abdichtungsmaterialien, wozu          klassen (GK) fest und ordnet hierfür Schutzmaß-
                               Bitumen-, Kunststoff- und EPDM-Bahnen sowie          nahmen zu.
                               flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe zählen.
                               Abdichtungsmaterialien außerhalb der Norm              Die DIN 68800-1 enthält die Verpflichtung,
                               müssen über eine bauaufsichtliche Zulassung            grundsätzliche bauliche Maßnahmen immer
                               geregelt sein.                                         und besondere bauliche Maßnahmen in
                                                                                      Nutzungsklasse 1 und 2 vorrangig zu be-
                                                                                      rücksichtigen. Danach bleibt die Anwendung
                                                                                      vorbeugender biozider Holzschutzmittel auf
                                                                                      Ausnahmefälle beschränkt und muss im
                                                                                      Einzelfall begründet werden.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE             11
                                                               holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

Teil 2 (Vorbeugende bauliche Maßnahmen im           Die Flachdachrichtlinie [FDR] ist neben der
Hochbau) benennt die einzuhaltenden grund-          DIN 18531 ein zweites Regelwerk, das konkrete
sätzlichen und darüber hinaus auch besondere        Planungs- und Ausführungshinweise enthält.
Holzschutzmaßnahmen zur Sicherstellung einer        Es bestehen teilweise Unterschiede zur Abdich-
dauerhaften Gebrauchstauglichkeit ohne che-         tungsnorm. Die Norm gibt das einzuhaltende
mischen Holzschutz. Zielsetzung ist hierbei eine    Mindestmaß der Ausführung an die Dachab-
Einstufung aller tragenden Holzbauteile in die      dichtung vor, die [FDR] enthält teilweise höhere
GK 0 vornehmen zu können, so dass keine oder        Anforderungen, worüber der Planer im Einzelfall
eine nur unbedeutende Gefährdung vorliegt. Für      entscheiden sollte.
nichttragende Bauteile wird die Anwendung der
Norm empfohlen. Teil 2 enthält im Anhang A          Die Klempnerfachregeln [KFR] gelten für die
einen Bauteil- bzw. Detailkatalog.                  Ausführung von Metalldachdeckungen und
                                                    Klempnerarbeiten, die im Holzbau insbesondere
Teil 3 (Vorbeugender Schutz von Holz durch          bei den flachgeneigten Dächern mit Stehfalzde-
Holzschutzmittel) sowie Teil 4 (Bekämpfungs-        ckungen auf Holzschalungen und bei der Ausfüh-
und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zer-             rung von Dachrändern und freien Entwässerun-
störende Pilze und Insekten) spielen für die üb-    gen Anwendung finden.
lichen und auch in dieser Schrift beschriebenen
Konstruktionen des Hochbaus keine Rolle.            Die Fachregeln des Zimmerhandwerks be-
                                                    handeln in Fachregel 02 [FR02] die Ausführung
Die maßgebenden Normen zu den bauphysika-           von Balkonen in Bezug auf ihre konstruktive
lischen Fachdisziplinen des Wärme-, Feuchte-,       Durchbildung der Tragkonstruktion und ihrer Be-
Schall- und Brandschutzes werden in den nach-       läge, die als geschlossene Konstruktion ebenfalls
folgenden Kapiteln benannt.                         abgedichtet werden.

3.1.2 _ Fachregeln des Handwerks                    Bei Ausschreibung und Abrechnung besonders
Die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks              zu beachten sind die Allgemeinen Technischen
vom Zentralverband des Deutschen Dachdecker-        Vertragsbedingungen (ATV) in VOB Teil C.
handwerks (ZVDH) enthalten Grundregeln, Fach-       Maßgebende Vorschrift für den Holzbau ist dabei
regeln, Hinweise, Merkblätter und Produktdaten-     ATV DIN 18334 Zimmer- und Holzbauarbeiten
blätter. Ein Bestandteil sind die „Fachregeln Ab-   sowie DIN 18336 Dachdichtungsarbeiten. Dämm-
dichtungen“, besser bekannt als Flachdachricht-     arbeiten und die Ausführung der Luftdichtheits-
linie [FDR], die für die Ausführung von Abdich-     ebene können auch Leistung des Trockenbaus
tungen auf flachen und geneigten Dachflächen        ATV DIN 18340 sein. Eine Auftrennung dieser
sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen       Gewerke (oder gar Eigenleistungen) sollten bei
gelten. Für die Planung von Flachdächern in         der Vergabe aber vermieden werden, um die
Holzbauweise sollten außerdem die ergänzenden       relevanten Gewerkeschnittstellen zu minimieren.
Merkblätter „Hinweise Holz und Holzwerkstoffe“
[HHH] sowie das „Merkblatt Wärmeschutz bei
Dach und Wand“ [MBW] beachtet werden.
12   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                                holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                                3.2 _ Dachgefälle                                    begründeter Unterschreitung werden folgende
Unterschreitungen der Min-      Flächen, die für die Auflage einer Dachabdich-       Kompensationsmaßnahmen erforderlich:
destdachneigung von 2 %         tung vorgesehen sind, sollen gemäß Flachdach-        • Durchführung einer qualitätssichernden
sind nicht empfehlenswert,      richtlinie [FDR] und DIN 18531-1 mit einem             Abnahme,
da sie Pfützenbildung und       Gefälle von mindestens 2 % geplant werden. Für       • Anordnung der Entwässerung am zu erwarten-
ein erhöhtes Schadensrisiko     Konstruktionen, die sich nicht über genutzten          den tiefsten Punkt in Verbindung mit erhöhten
zur Folge haben. Durch          Räumen befinden, z.B. Balkone oder Lauben-             Anforderungen an Bauwerkstoleranzen,
Pfützen entsteht eine bau-      gänge, wird in DIN 18531-5 eine Mindestdach-         • Abdichtung der Anwendungsklasse K2 nach
physikalisch nachteilige Ver-   neigung von 1,5 % benannt. Zur ausreichenden           DIN 18531-1 oder besser (siehe Kap. 3.4.2),
dunstungskühle, die beim        Entwässerung sollte in Kehlen eine Dachneigung       • Mechanischer Schutz der Abdichtung bei
hygrothermischen Nachweis       von 1 % vorhanden sein.                                Terrassenüberbauten (Bautenschutzmatte),
zu berücksichtigen ist.                                                              • Wartungsmaßnahmen nach DIN 18531-4
                                  Mindestdachneigung 2 %                               und Feuchtemonitoring (siehe Kap. 3.10).
                                  Eine geplante Mindestdachneigung von 2 %
                                  ist bei Flachdächern über genutzten Räu-           Planung von Dachneigung
                                  men im Holzbau grundsätzlich einzuhalten.          und Durchbiegungsbegrenzungen
                                  Abweichungen sind nur in begründeten Aus-          Bei der Planung der Dachneigung sind die
                                  nahmenfällen (z.B. Altbau) mit entsprechen-        Durchbiegungen der Tragkonstruktion infolge
                                  den Kompensationsmaßnahmen hinsichtlich            Schnee- und Nutzlasten sowie Kriecheinflüsse
                                  der Ausführung der Dachabdichtung denk-            und zulässige Maßtoleranzen zu berücksichtigen.
                                  bar und sollten die Ausnahme bleiben.              Hierfür sind die in DIN EN 1995-1-1 empfohlenen
                                                                                     Durchbiegungsbeschränkungen zu beachten.
                                Dachneigungen unter 2 % Sonderkonstuktion            Die Festlegung des konkreten Grenzwerts durch
                                Eine Unterschreitung der Mindestdachneigung          den Tragwerksplaner hängt davon ab, welche
                                von 2 % hat eine erhebliche Pfützenbildung zur       Verformungen aus technischen Gründen (z.B.
                                Folge und kann zu einem erhöhten Schadens-           ausreichendes Gefälle) und optischen Gründen
                                risiko sowie einer bauphysikalisch nachteiligen      als akzeptabel gelten. Bei Mischbauweisen sind
                                Verdunstungskühle führen. Unterschreitungen          zudem die meist deutlich höheren Maßtoleran-
                                sind deshalb mit dem Auftraggeber vertraglich zu     zen des Massivbaus zu berücksichtigen oder ggf.
                                vereinbaren und gelten nicht als „höherwertige       geringere zu vereinbaren.
                                Ausführung“ nach DIN 18531-1 (Anwendungs-
                                klasse K2, vgl. Kap. 3.4.1). Sie sind zudem bei      Erst bei Dachneigungen größer 5 % kann von
                                Flachdachkonstruktionen des Typ III immer zu         einem ungehinderten Ablaufen von Oberflächen-
                                vermeiden.                                           wasser ausgegangen werden, ohne dass es z.B.
                                Der Auftraggeber ist über mögliche Folgen und        bei Überlappungen der Dachabdichtungsbahnen
                                ein erhöhtes Schadensrisiko mit der Notwendig-       zu Pfützenbildung kommt. Soll Pfützenfreiheit
                                keit verkürzter Inspektionsintervalle aufzuklären,   erreicht werden, ist eine Dachneigung von mehr
                                was auch schriftlich zu dokumentieren ist. Bei       als 5 % (3°) zu planen.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE            13
                                                                                        holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

3.3 _ Dachentwässerung                                                   Die Entwässerung erfolgt vorzugsweise am Gebäu-
Die Entwässerung von Flachdächern kann als                               derand als freier Auslauf oder in dem die Attika
linienförmige Entwässerung nach innen oder nach                          durchstoßen wird. Eine freie Entwässerung benö-
außen zum Gebäuderand hin erfolgen, siehe                                tigt in der Regel keine Notabläufe für Starkregen-
Abb. 3.3.1. Die Dachneigung kann bei Aufdach-                            ereignisse, zudem ist ihre Funktionstüchtigkeit
oder Teilüberdämmung durch Gefälledämm-                                  besser kontrollierbar. Bei großen Dachflächen,
systeme ausgebildet werden, so dass die Trag-                            z.B. im Industrie- und Gewebebau, sind innen-
konstruktion eben bleiben kann. Hierfür stehen                           liegende Entwässerungen unvermeidlich. Um die
zahlreiche Dämmstoffe zur Verfügung, die                                 Entwässerungsleistungen zu vergrößern und ggf.
werkseitig mit einer Neigung z.B. von 2 % bei                            gefällelose Abflussleitungen zu ermöglichen,
Schichtdicken i. d. R. zwischen 20 und 300 mm                            werden sie häufig als sogenannte Druckströmungs-
lieferbar sind. Durch die Anordnung von Kehl-                            Entwässerungen ausgeführt, für die besondere
gefälleplatten (sog. Dachreiter, siehe Abb. 3.3.2                        Planungskriterien gelten.
bis 3.3.4) kann die Linienentwässerung optimiert
werden, alternativ erfolgt die Linienentwässerung                                                                                          Abb. 3.3.1
über Rinnen zum Ablauf hin.                                                                                                                Außen und innen liegende
                                                                                                                                           Entwässerung mit Gratbildung
     Für Flachdächer ist es empfehlenswert, der                                                                                            z.B. durch Gefälledämmung
     Tragkonstruktion ein Gefälle von ca. 1 % zu-
     zuweisen, um während der Bauphase ein
     planmäßiges Ableiten von Oberflächenwasser
     über die Behelfsabdichtung zum Dachrand
     hin zu ermöglichen.

                                                                                 Außen liegende                Innen liegende
                                                                                  Entwässerung                 Entwässerung

Tab. 3.2.1 Dachneigungen in Grad und Prozent

          GRAD ➞ PROZENT                           PROZENT ➞ GRAD                         ERLÄUTERUNG

           1°              1,8 %                    2%                 1,15°              DN < 2 % Sonderkonstruktion1)

           2°              3,4 %                    3%                 1,72°              DN ≤ 5 % behinderter Wasserablauf (z.B. Pfützenbildung)

           3°              5,2 %                    4%                 2,29°
                                                                                          Ermittlung des
                                                                                                                    [1 cm = 1%]
           4°              7,0 %                    5%                 2,86°              Dachgefälles in
                                                                                          Grad [°] bzw. [%]                                                       1 cm
           5°              8,8 %                    6%                 3,43°              [°] = tan-1 h/l
                                                                                          [%] = h/l x 100%                              100 cm
          10°             17,6 %                  10 %                 5,71°              h = Höhendifferenz
                                                                                          l = Bezugslänge
          15°             26,8 %                  15 %                 8,53°
1)   Unterschreitungen der Mindestdachneigung sind nur in begründeten Ausnahmefällen unter besonderer Beachtung der Ausführung der
     Dachabdichtung möglich und mit dem Auftraggeber vertraglich zu vereinbaren (siehe Kap. 3.2).
14   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                                   holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                                   Notentwässerung                                      Anordnung von Abläufen
                                   Dachflächen ohne freie Entwässerung müssen           Grundsätzlich ist die Entwässerung so zu planen,
                                   unabhängig von ihrer Größe neben planmäßigen         dass Niederschläge auf möglichst kurzem Weg
                                   Dachabläufen über Notüberläufe oder -abläufe         abgeleitet werden können. Kaskadenentwässe-
                                   verfügen. Ein einzelner Dachablauf stellt auch bei   rungen sind nicht offen über Dachabdichtungen
                                   ausreichender Dimensionierung aufgrund eines         (z.B. Terrassen) hinwegzuführen sondern als
                                   möglichen Versagens (z.B. durch Verstopfung)         geschlossenes Entwässerungssystem zu planen.
                                   keine sichere Entwässerung dar. Die Notent-          Abläufe sind an den Tiefpunkten der Dachfläche
                                   wässerung darf nicht an die Grundleitungen           anzuordnen und so auszuführen, dass die Ab-
                                   angeschlossen werden und ist möglichst über die      dichtung homogen angeschlossen werden kann.
                                   Fassade (z.B. als Speier) nach außen zu führen,      Hierfür sollen Abläufe einen Mindestabstand von
                                   wodurch eine nicht funktionierende Entwässe-         30 cm zu Dachaufbauten, Fugen oder anderen
                                   rung sichtbar wird. Im Industrie- und Gewerbe-       Durchdringungen, Aufkantungen und aufgehen-
                                   bau wird für die Notentwässerung ein eigenes         den Wänden aufweisen. Dort und im Bereich von
                                   Leitungssystem vorgesehen, das als Druckströ-        aufgehenden Bauteilen wie Wänden und Attikas
                                   mungsentwässerung auf frei überflutbare Flächen      sind Keile mit Gegengefälle zur Verhinderung von
                                   geplant und ausgeführt wird.                         Pfützenbildung anzuordnen.

Abb. 3.3.2
Punktentwässerung durch Ge-
fälledämmung in Kombination
mit Kehlgefälleplatten bei
gleichmäßiger Verteilung der
Dachabläufe

Abb. 3.3.3
Dachreitervarianten als Er-
gänzung von Gefälledämm-
systemen für eine gezielte
Wasserableitung
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE              15
                                                            holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

Bemessung der Entwässerunggeändert
Für die Bemessung von Rinnen und Abläufen                                                                    Abb. 3.3.4
gilt DIN 1986-100. Anhand von Tabellen wird                                                                  Attikadirektablauf als
standortbezogen die Niederschlagsmenge für                                                                   aufgesetztes System
ein 5-minütiges Regenereignis in 2 bzw. 5 Jahren
ermittelt, woraus in Abhängigkeit von der Dach-
fläche und deren Oberfläche (Abflussbeiwert) die
Anzahl der Abläufe errechnet wird. Der Abfluss-
beiwert ist dabei abhängig von der Oberflächen-
beschaffenheit des Daches. In einem weiteren                                                                 Eine Anstauhöhe von
Schritt erfolgt die Dimensionierung der Notüber-                                                             80 mm entspricht einer
läufe für ein außergewöhnliches (100-jähriges)                                                               Bemessungsschneelast
Regenereignis. Zielsetzung ist, dass der jeweilige                                                           von 0,80 kN/m2 (80 kg
Berechnungsregen zu jedem Zeitpunkt vom Dach                                                                 pro Quadratmeter) –
abgeführt werden kann und ein außergewöhn-                                                                   mehr als 100 mm Höhe

             geändert
liches Regenereignis die Sicherheitsreserven der
Tragkonstruktion nicht überbeansprucht.
                                                                                                             sind bei Dachabdich-
                                                                                                             tungen nicht zulässig.

Bei der Planung der Notentwässerung ist be-
                                                       2       1                                                              Holzbau Deutschland Institut
sonders zu berücksichtigen, dass die für den
                                                                                                                              Planinhalt:   ...

Jahrhundertregen (abzüglich Bemessungsregen)
errechnete Last durch Wasseranstau nicht die Be-                                                                              Projekt:                    Informations
                                                                                                                              Projektname:                Flachdäche
messungsschneelast überschreitet. Die Anstauhö-
                                                                                                                              Bearbeiter:                 Köhnken / K
he richtet sich nach der Auswahl des Dachablaufs                                                                  7
                                                                                                                              Erstelldatum                Ausgabedatum
bzw. der Höhenlage des Überlaufs und sollte                                                                                   04.09.2018                  27.12.201
80 mm nicht überschreiten. Als Ablaufsysteme                                                                      6

sind sowohl in den Dachaufbau integrierte Syste-
                                                                                                                  8
me als auch aufgesetzte Systeme lieferbar, siehe
Abb. 3.3.4 und 3.3.5. Erforderlichenfalls sind die                                                           Die Entwässerung sollte
Abläufe mit Rohrbegleitheizung gegen Vereisung                                                               aufgrund der Tauwasser-
                                                       3      4       5
im Winter auszustatten.                                                                                      gefährdung durch kalte
                                                                                                             Rohre nicht ungedämmt
                                                                                                             durch die hölzerne Trag-
                                                                                                             konstruktion geführt
                                                                                                             werden!

                                                     Abb. 3.3.5 Attikadirektablauf als kombinierte Hauptund Notentwässerung
                                                     1. Attikaentwässerung als Rohr-in-Rohr-System      6. Schiebeflansch
                                                     2. Bitumenabdichtungsbahn                                                        Holzbau Deutsch
                                                                                                            (Einbindung in Notabdichtung)
                                                                                                                                            Planinhalt:     ...
                                                     3. Aufdachdämmung                                  7. Sammel-/Rinnenkasten
                                                     4. Dampfsperre bzw. Notabdichtung                  8. Regenfallrohr
                                                                                                                                            Projekt:
                                                     5. Tragkonstruktion
                                                                                                                                            Projektname:

                                                                                                                                            Bearbeiter:
                                                                                                                                            Erstelldatum
16   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                              holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                              3.4 _ Dachabdichtungen                                 Verlegearten
                              3.4.1 _ Auswahl und Verlegung                          Unterschieden werden lose verlegte (mechanisch
                              Die maßgebende Abdichtungsnorm DIN 18531               befestigt oder mit Auflast versehen) und verkleb-
                              enthält in Teil 1 ein Klassifizierungssystem für die   te Abdichtungen. Die lose Verlegung erleichtert
                              jeweils vorliegende Bausituation. Hierbei finden       den Rückbau und die stoffliche Verwertung,
                              die äußeren mechanischen und thermischen               bedingt aber eine mechanische Befestigung oder
                              Einwirkungen auf das Dach sowie die vorgesehe-         Auflast zur Windsogsicherung durch Bekiesung
                              ne Nutzung der Dachflächen Berücksichtigung.           oder Begrünung. Eine mechanische Befestigung
                              Anhand der vorliegenden Randbedingungen                ist bei Kunststoff- und EPDM-Dachbahnen ohne
                              werden mögliche Abdichtungsbauarten benannt.           Auflast üblich, wobei hierbei die Mindestdicke
                              Hierzu zählen Abdichtungen aus Bitumenbahnen           der tragenden Unterkonstruktion zu beachten
                              sowie Kunststoffabdichtungsbahnen, Bahnen aus          ist (vgl. Kap. 3.6). Die Anzahl der Befestigungs-
                              EPDM-Kautschuk und Abdichtungssysteme aus              punkte für eine linienförmige oder punktweise
                              Flüssigmaterialien.                                    Befestigung wird in Abhängigkeit der Windsog-
                                                                                     belastung festgelegt. Ein Verkleben der Abdich-
                              Auswahl der Abdichtungsbauart                          tungslagen erfolgt meist bei Bitumenbahnen,
                              Den jeweiligen Abdichtungsstoffen sind in              hat sich aber auch bei Kunststoffdachbahnen
                              DIN 18531-2 Eigenschaftsklassen zugewiesen,            bewährt. Bei Verzicht auf Auflasten zur Wind-
                              die durch ihre thermische und mechanische              sogsicherung muss eine Verklebung mit den
                              Belastbarkeit gekennzeichnet sind. Geeignete           darunterliegenden Dämmschichten erfolgen, wo-
                              Abdichtungsmaterialien, Lagenanzahl sowie              bei die Verarbeitungsanleitungen der jeweiligen
                              Materialdicken und Qualität werden in Ab-              Produktanbieter genau zu beachten sind.
                              hängigkeit der vorliegenden Einwirkungs- und
Überblick zu bewährten        Anwendungsklassen bestimmt (siehe Tab. 3.4.1).         Abdichtung auf Holzuntergründen
Dachabdichtungsbahnen         Dazu zählen Dachaufbau und Tragkonstruktion,           Vor dem Aufbringen von Abdichtungen auf
siehe Tabelle 3.4.3           Einwirkungsart und Nutzung der Oberfläche              Dachschalungen aus Holz und Holzwerkstoffen
                              (und darunter liegender Räume) sowie ihre An-          ist je nach Verlegeart eine Trennlage aufzu-
                              wendungsklasse. Die Auswahl des Abdichtungs-           bringen. Dadurch sind Längenänderungen der
                              materials selbst hängt dabei häufig von den            Dachabdichtung bei Temperaturschwankungen
                              individuellen Präferenzen der Planer oder der          sowie Bewegungen der Dachschalung infolge
                              ausführenden Unternehmen ab. Die Flachdach-            Feuchteschwankungen schadensfrei möglich. Bei
                              richtlinie [FDR] differenziert nicht mehr nach K1      Kunststoffabdichtungen sind Bahnen mit Vlieska-
                              und K2; sie geht grundsätzlich von der höher-          schierung verfügbar, die den Zweck einer Trenn-
                              wertigen Ausführung aus.                               lage erfüllen können. Bei Bitumenabdichtungen
                                                                                     können z.B. Glasvlies-Bitumenbahnen in umge-
                                                                                     kehrter Verlegung mit der beschieferten Seite auf
                                                                                     der Schalung mechanisch befestigt werden, auf
                                                                                     die anschließend die erforderlich Dachabdichtung
                                                                                     aufgebracht wird.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE            17
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Tab. 3.4.1 Klassifizierungssystem der DIN 18531-1 zur Auswahl der Abdichtungsbauart

 MECHANISCHE                  THERMISCHE                   ANWENDUNGSKLASSE                       EIGENSCHAFTSKLASSE
 EINWIRKUNG                   EINWIRKUNG

 I hoch                       Stufe A hoch                 K1 Standardausführung                  Auswahl der Abdichtungsbauart
 Genutzte Dächer, sowie       Fehlender oder leichter      als übliche Ausführung z.B.            als Vorgabe für Abdichtungsmaterial, Anzahl der
 Aufdachdämmung aus           Oberflächenschutz, ggf.      im Wohnungs- und Gewerbebau            Abdichtungslagen, deren Dicke und Qualität in
 XPS und MiFa, Abdich-        Abdichtungsanschlüsse        mit DN ≥ 2 %                           Abhängigkeit von Einwirkungsklasse und
 tung auf Holzschalung        mit Metallabdeckungen                                               Anwendungsklasse:
 und extensive Begrünung                                   K2 Höherwertige Ausführung             E1 hoher therm. u. hoher mech. Widerstand
                                                           für erhöhte Zuverlässigkeit, längere   E2 mäßiger therm. u. hoher mech. Widerstand
 II mäßig                     Stufe B mäßig                Nutzungsdauer bzw. geringeren          E3 hoher therm. u. mäßiger mech. Widerstand
 sofern keine hohe            Kiesschüttung, Holzroste,    Instandhaltungsaufwand (z.B.           E4 mäßiger therm. u. mäßiger mech. Widerstand
 Einwirkung                   Dachbegrünung                Denkmal oder schwere Zugäng-
                                                           lichkeit der Dachabdichtung bei
 Kombination aus mechanischer und thermischer              PV-Anlagen) = Regelfall nach
 Einwirkung: IA IB IIA IIB                                 Flachdachrichtlinie [FDR]

                  Einwirkungsklasse             +          Anwendungsklasse                       =            Abdichtungsbauart

3.4.2 _ Abdichtungsmaterialien                              geeigneten Bahnen möglich. Durch die Einmi-
Bei der Auswahl der Abdichtungsmaterialien                  schung von Polymeren und Elastomeren werden
werden im wesentlichen Bitumen- und Kunst-                  Bitumenbahnen chemisch widerstandsfähig und
stoffdachbahnen unterschieden. Um Planern eine              elastoplastisch. Vlies-, Gewebe- oder Mischein-
Entscheidungshilfe bei der Auswahl zu geben                 lagen erhöhen die mechanische Beanspruchbar-
und auf Qualitätsunterschiede innerhalb der Ma-             keit. Eine Beschieferung dient als leichter Ober-
terialien hinzuweisen, ist in Tab. 3.4.2 zu einigen         flächenschutz und macht die Bahnen unempfind-
wesentlichen Kriterien ein Vergleich aufgeführt.            lich gegenüber IR- und UV-Strahlung. Durch die
Innerhalb der jeweiligen Abdichtungsmaterialien             Gesamtdicke des Abdichtungspakets von 6 bis
gibt es Qualitätsunterschiede, weshalb sich der             10 mm entsteht eine gegenüber mechanischen
Planer über die Eigenschaften informieren muss              Einflüssen robuste Oberfläche.
und nicht allein über den Materialpreis entschei-
den sollte. Im Holzbau bewährte Bitumen- und                Kunststoffabdichtungsbahnen (Abb. 3.4.2)
Kunststoffabdichtungsbahnen sind in Tab. 3.4.3              werden einlagig verlegt und mit Heißluft und/
mit genormten Kurzbezeichnungen aufgeführt.                 oder mit Quellschweißmittel miteinander ver-
                                                            schweißt. Durch die geringe Materialdicke von
Bitumenbahnen (Abb. 3.4.1) werden in der                    1,5 bis 2,3 mm (produktbezogen, mind. 1,8 mm
Regel zweilagig verlegt und miteinander ver-                empfohlen) wird das Ausführen von Anschlüs-
schweißt, eine einlagige Verlegung ist mit dafür            sen auf kleinteiligen Dachflächen erleichtert.
18   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                               holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

Abb. 3.4.1                                                                     Zur mechanischen Fixierung dienen Spezial-Ver-
Bitumendachbahnen                                                              bindungsmittel sowie Verbundbleche, die vor-
(beschiefert)                                                                  gefertigt oder individuell gekantet werden, siehe
                                                                               Abb. 3.4.3. Vliesbeschichtungen machen eine
                                                                               einlagige Verlegung auch auf Holzuntergründen
                                                                               möglich. Kunststoffdachbahnen können kosten-
                                                                               günstig und schnell verarbeitet werden. PVC-
                                                                               und EVA-Bahnen haben mit sd-Werten um 20 m
                                                                               relativ geringe diffusionshemmende Eigenschaf-
                                                                               ten, können aber für eine planmäßige Trocknung
                                                                               von Nutzungsfeuchte aus dem Bauteilquerschnitt
Abb. 3.4.2                                                                     nur bedingt verwendet werden. Bei Dachbegrü-
Kunststoffdachbahn                                                             nungen kann es zu einem Diffusionsstrom in die
                                                                               Konstruktion kommen, was z.B. bei FPO-Bahnen
                                                                               (sd-Wert ca. 400 m) ausgeschlossen ist.

                                                                               EPDM-Bahnen sind Bahnen aus synthetischem
                                                                               Kautschuk und zeichnen sich durch ihre hohe
                                                                               Elastizität und Alterungsbeständigkeit aus.
                                                                               Sie sind selbst bei einlagiger Verlegung robust
                                                                               gegenüber mechanischer Beanspruchung, aber
                                                                               sehr aufwändig in der Nahtfügung. EPDM-Ab-
Abb. 3.4.3                                                                     dichtungen können als werkseitig vorgefertig-
Zubehörteile für                                                               te Planen (einschließlich aller Anschlüsse und
Kunststoffabdichtungen:                                                        Durchdringungen) empfohlen werden, was für
Innenecke, Außenecke,                                                          kleinere und mittlere Dachflächen im Holzbau
Rohreinfassung,                                                                sehr interessant ist.
Verbundbleche
                                                                               Flüssigabdichtungen kommen seltener in der
                                                                               Dachfläche als vielmehr bei der Reparatur von
                                                                               Flachdächern und für die Abdichtung komplexer,
                                                                               schwer anformbarer Anschlüsse zum Einsatz. Sie
                                                                               sind mehrlagig mit eingebetteter Vlieslage auf-
                                                                               zutragen, aber für den großflächigen Einsatz im
                                                                               Holzbau nicht zu empfehlen und in Bezug auf die
                                                                               Aufnahme von Horizontalkräfte nicht konform
                                                                               mit den Fachregeln und DIN 18531-3.
FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE                  19
                                                                                                  holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

Tab. 3.4.2 Bewertungsschema für Abdichtungsbahnen als Anhaltspunkt für Planung und Ausschreibung

     KRITERIUM                                                       BITUMEN- UND                                KUNSTSTOFFDACHBAHNEN                          ELASTOMER-
                                                                     POLYMER-                                                                                  BAHNEN
                                                                                                       PVC BV1)              PVC NB2)             FPO
                                                                     BITUMENBAHNEN                                                                             (EPDM-BAHNEN)

     Materialdicke (je Lage)                                                 3 bis 5 mm                          1,2 bis 2 mm             1,2 - 2,5 mm          1,3 bis 2,0 mm

     Lagenanzahl (Regelfall)                                                   2 Lagen                   1 Lage                1 Lage         1 Lage                1 Lage

     Materialkosten (ohne Verarbeitung)                                            o                        o                      +               +                   o

     Mechanische Robustheit                                                        +                       o/+                    o/+             o/+                  +

     Langlebigk. o. schweren Oberflächenschutz                                     +                        +                      o               +                   +

     Umweltverträglichkeit (Graue Energie)3)                                       o                       +/-                    +/-             +/-                  o

     Herstellung der Nahtfügung                                                    o                        +                      +               o                   -

     Verarbeitbarkeit im Anschlussbereich                                           -                       +                      +               o                   -

     Zubehör (Anschlüsse und Durchdringungen)                                      o                        +                      +               +                   -

     Eignung zur Fertigung von Dachelementen                                        -                       o                      o               o                   +

     Oberflächenvielfalt (Farbtöne)                                                +                        +                      +               +                   -

     Eignung als „harte Bedachung“                                   Nach Prüfzeugnis oder mit Vlieskaschierung bzw. schwerem Oberflächenschutz
Bewertung: + gut geeignet bzw. bewährt; o geeignet bzw. durchschnittliche Eigenschaften; - weniger vorteilhaft bzw. aufwendig
1)   bv = bitumenverträglich   2)   nb = nicht bitumenverträglich   3)   Vorteile bei loser Verlegung oder mechanischer Befestigung

                                              Tab. 3.4.3 Bewährte Bitumen- und Kunststoffabdichtungsbahnen (Kurzbezeichnungen aus DIN 18531-2)

                                                BITUMEN- UND POLYMERBITUMENBAHNEN                                           KUNSTSTOFFBAHNEN

                                                Bitumendachdichtungsbahnen nur als untere Lage                              ECB         Ethylencopolymerisat-Bitumen
                                                - G 200 DD, PV 200 DD                                                                   (bitumenverträglich)
Erläuterungen:                                  Bitumenschweißbahnen nur als untere Lage                                    PIB         Polyisobutylen (bitumenverträglich)
G 200                                           - G 200 S4, G 200 S5, PV 200 S5
                                                                                                                            PVC-P       Bahnen aus weichmacherhaltigem
Glasgewebeeinlage 200 g/m2                      Polymerbitumenschweißbahnen als obere Lage
                                                                                                                                        Polyvinylchlorid (bitumenverträglich
PV 200                                          - PYE/PYP-KTG S4, PYE/PYP-KTP S4 oder S5
                                                                                                                                        und nicht bitumenverträglich lieferbar)
Polyestervlieseinlage 200 g/m²                  - PYE/PYP-G 200 S4, PYE/PYP-PV 200 S5
                                                                                                                            EVA         Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer/-
V60                                             - PYE-Vcu S5, PYE-Cu01 S5
                                                                                                                                        Copolymer (bitumenverträglich)
(Glas)Vlieseinlage 60 g/m2                      Kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen (KSP)
                                                                                                                            PE-C        Chloriertes Polyethylen
S4 oder S5                                      als untere (obere) Lage
Schweißbahn, Bahnendicke                        - PYE-KTG KSP-2,8 (3,2), PYE-KTP KSP-2,8 (3,2)                              EPDM        Ethylen-Propylen-Dien Polymer

KTG/KTP                                         - PYP-KTG KSP-2,8 (3,2), PYP-KTP KSP-2,8 (3,2)                                          (bitumenverträglich)

Kombinationsträgereinlage                       Glasvlies-Bitumendachbahnen nur als zusätzliche                             TPE         Thermoplastisches Polymer

VCu bzw. Cu01                                   Lage oder Trennlage - V13                                                   FPO/TPO     Flexibles Polyolefin (bitumenverträglich)
Kupferbandeinlage
20   FLACHDÄCHER IN HOLZBAUWEISE
                                 holzbau handbuch | REIHE 3 | TEIL 2 | FOLGE 1

                                 3.4.3 _ Bauzeit- und Behelfsabdichtungen
                                                                                                              Als Bauzeit- und Behelfsabdichtung haben
                                 Grundsätzlich sind Holzbauteile durch geeigne-
                                                                                                              sich einlagige, streifen- oder punktartig
                                 te Maßnahmen vor der Witterung und hohen
                                                                                                              befestige Polymerbitumenbahnen sowie frei
                                 Feuchten zu schützen, siehe DIN 68800-2 und
                                                                                                              bewitterbare PVC-Dachbahnen bewährt.
                                 VOB/C1). Dies kann bspw. über ein Schutzdach
                                                                                                              PE-Folien sind dagegen nicht geeignet.
                                 (vgl. Abb. 3.4.4) oder bei Flachdächern auch über
                                 eine Bauzeit- bzw. Behelfsabdichtung erfolgen.
                                 Erfahrungsgemäß bietet der temporäre Witte-                               Sie sollen eine ausreichende Robustheit auf-
                                 rungsschutz durch lose aufgebrachte Planen und                            weisen und übernehmen später innerhalb der
                                 Folien bei Flachdächern keinen zuverlässigen                              Konstruktion die Funktion einer Diffusionssperre
                                 Schutz gegen Witterungseinflüsse, insbesonde-                             bzw. -dichtung. Sie sind vorzugsweise dem Ge-
                                 re bei fehlendem Gefälle. Deshalb ist bei den                             werk des Zimmerers zuzuordnen, damit sie ohne
                                 Holzbauweisen bereits für die Montagephase                                Zeitverzögerung unmittelbar nach Verlegen der
                                 eine robuste Bauzeit- oder Behelfsabdichtung                              Tragkonstruktion aufgebracht werden. Bei der
                                 einzuplanen und auszuführen. Diese können bei                             Ausführung ist darauf zu achten, dass Wasser
                                 Aufdachdämmsystemen gleichzeitig die Funktion                             in der Bauzeit sicher und kontrolliert abgeleitet
                                 der Dampfsperre übernehmen.                                               wird. Dazu müssen die Abdichtungen bis über
                                 Eine Befeuchtung der hölzernen Tragkonstruktion                           den Bauwerksrand hinweggeführt werden. Ent-
                                 während der Bauphase kann bei nicht belüfteten                            wässerungseinläufe sind bereits in der Bauphase
                                 Bauweisen des Typs II und III zu Holzfeuchten                             in die Behelfsabdichtung einzusetzen, Aufstock-
                                 führen, die selbst bei fachgerechter Planung mit-                         elemente werden dann später mit der Aufdach-
                                 tel- bis langfristig zu Schäden führen (vgl. Kap.                         dämmung ergänzt.
                                 5). Auch optische Mängel an sichtbar bleiben-
                                 den Dachuntersichten können durch geeignete
                                 Schutzmaßnahmen vermieden werden.

Abb. 3.4.4
Beispiel eines temporären
Witterungsschutzes während
der Bauphase bei einem Alt-
bau mit rollbarem Kehderdach

                                 1)   Der Schutz der Holzbauteile vor Niederschlägen während der Bauphase zählt zu den grundsätzlichen baulichen Holzschutzmaßnahmen
                                      nach DIN 68800-2. Gemäß ATV DIN 18299 ist „die Sicherung der Arbeiten gegen Niederschlagswasser mit dem normalerweise gerechnet
                                      werden muss und seine etwa erforderliche Beseitigung“ eine Nebenleistung, die in den Verantwortungsbereich des Unternehmers fällt. Als
                                      besondere Leistungen gem. ATV DIN 18334 gelten jedoch „besondere Schutzmaßnahmen (...) mit Bautenschutzfolien ab 0,2 mm“. Hierzu
                                      zählen die hier empfohlenen Bauzeit- und Behelfsabdichtungen, die separat ausgeschrieben werden müssen.
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