FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020

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FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
FORSCHUNG UND
 TRANSFER AN
 DER UNIVERSITÄT
­L EIPZIG 2020
FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
VORWORT
Auf dem Weg zur europäischen Spitzenuniversität stützt sich die Univer­
sität Leipzig auf ein vielfältiges Fächerspektrum und eine fächerübergrei­
fende Forschung und Bildung. Unsere Forschungsstärken bündeln wir
besonders in den drei strategischen Forschungsfeldern

—— Nachhaltige Grundlagen für Leben und Gesundheit
—— Veränderte Ordnungen in einer globalisierten Welt
—— Intelligente Methoden und Materialien

Die Forschungsfelder unserer Universität bilden die Schnittstelle
für intensive Kooperationen mit 22 Wissenschaftseinrichtungen in
Leipzig. Dazu zählen neben dem Universitätsklinikum Leipzig drei
Max-Planck-Institute, zwei Fraunhofer-Institute, vier Leibniz-Institute,
ein Helmholtz-Institut und ein Helmholtz-Zentrum.
In einer weltoffenen Stadt verwurzelt ist unsere Universität Teil einer
internationalen Wissenschaftsgemeinschaft, wir forschen gemeinsam mit
Partnern aus Deutschland und aller Welt.
Ihr Wissen macht die Universität Leipzig auch außerhalb universitärer
Kontexte zugänglich, nutzbar und nachhaltig wirksam. Als Wegbereiterin
für zivilgesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Innovation trans­
feriert sie Erkenntnisse aus der Forschung in verschiedenste gesellschaft­
liche Teilbereiche. Auch in Zukunft möchte sie unmittelbar und proaktiv
zu wirtschaftlichem Wohlstand, offenem demokratischen Diskurs, gesell­
schaftlicher Prosperität und kultureller Vielfalt beitragen.
Leipzig ist hierfür der ideale Ort: Die Stadt zeichnet sich durch eine pro­
sperierende Wirtschaft, leistungsfähige Wissenschaftseinrichtungen, eine
lebendige Gründerszene, eine engagierte Stadtgesellschaft und viele Orte
des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aus.
Im Folgenden stellen wir Ihnen ausgewählte Forschungsprojekte und
Einrichtungen der drei strategischen Forschungsfelder der Universität
Leipzig vor – sowie deren große Relevanz auch außerhalb wissenschaft­
licher Kontexte.
FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
STRATEGISCHE
FORSCHUNGSFELDER

Nachhaltige Grundlagen
für Leben und Gesundheit
Das strategische Forschungsfeld umfasst Forschung zu den Grundlagen
für Leben und Gesundheit von Mensch, Natur und Umwelt. Dabei arbei­
ten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Lebens-, Natur-,
Wirtschafts-, Geistes-, Sozialwissenschaften und der Informatik eng
zusammen, um Grundlagenforschung, angewandte Forschung und den
Transfer in die Gesellschaft voranzubringen.

Veränderte Ordnungen in
einer globalisierten Welt
Das strategische Forschungsfeld widmet sich der Erforschung von Globa­
lisierungsprozessen wie den globalen Verflechtungen und dem Austausch
zwischen Weltreligionen oder der Entwicklung menschlicher Ordnungen.
Hier forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Regional-,
Kultur-, Sozial-, Geistes-, Rechts- und Geschichtswissenschaften in
Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) und dem
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO).

Intelligente Methoden und
Materialien
In dem strategischen Forschungsfeld untersuchen ­Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler die Eigenschaften von Molekülen bis hin zu komple­
xen Nanostrukturen und Zellmechanik, arbeiten an Themen zu Sprache
und Kommunikation im digitalen Zeitalter und befassen sich mit Fragen
der Physik, der Geowissenschaften, der Chemie, der Mineralogie, der
Lebenswissenschaften, der Mathematik, der Informatik und der Medizin.
FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
DIE UNIVERSITÄT LEIPZIG IN EINEM
LEISTUNGSSTARKEN UMFELD

Zahlen – Daten – Fakten*

                                           465
                          27            Professuren
                        Patent                                   3
                      erteilungen                           Humboldt
                                                            Professuren

          35                                                                  22
     Ausgründungen                                                         WISNA
                                                                          Professuren

                        UNIVERSITÄT
      24
 GS Programme             LEIPZIG                                                 6
                                                                             DFG SFB/TRR

                                        175 MIO.
                                    Drittmitteleinnahmen                     1
          6                                                                DFG FZ
      ERC Grants

                         14
                    Heisenberg/                                  4
                   Emmy Noether                               DFG GRK
                                            5
                                         DFG FOR
    6 Leibniz Institute

                                                      Max Planck School of Cognition (MPS Cog)

                     3 Helmholtz Einrichtungen

                                          Sächsische Akademie der Wissenschaften – SAW

        3 Bundesforschungseinrichtungen
                                                                    10 Hochschulen

                     3 Max Planck Institute (MPI)
                                                        2 Fraunhofer Institute

                   WISSENSCHAFTSREGION
                          LEIPZIG

*Stand: 2019
FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
DIE KLIMA
VERSTEHER INNEN
Transregio-Sonderforschungsbereich (TRR/SFB) 172
»Arktische Verstärkung (AC)³«
Förderperioden: 2016 – 2023 (2. Förderperiode seit 2020)
Beteiligte Einrichtungen: Universitäten Leipzig, Köln und Bremen,
Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresfor-
schung (AWI), Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (Tropos)
Sprecher: Prof. Dr. Manfred Wendisch, Institut für Meteorologie

Wie lässt sich die in der Arktis besonders ausgeprägte Erderwärmung,
Arktische Verstärkung genannt, erklären? Die Forschenden wollen Licht
ins arktische Dunkel bringen und die speziell für die Arktis geltenden
Mechanismen und Rückkopplungsprozesse verstehen, indem sie den
Anstieg der oberflächennahen arktischen Temperatur während der letzten
Jahrzehnte nachvollziehen. Dazu erkunden sie die eisige Umgebung am
Nordpol mit dem Eisbrecher Polarstern, zwei Polarfliegern und dem For­
schungsflugzeug HALO. In der ersten Förderphase (2016 – 2019) wurden
die lokalen Prozesse mit drei aufwendigen Messkampagnen beobachtet
und durch Modelle reproduziert. Insbesondere die unterschiedliche Wir­
kung von Wolken wurde detailliert untersucht.
Wolken tragen wesentlich zur Erklärung der Arktischen Verstärkung
bei. In der zweiten Phase (2020 – 2023) werden die Untersuchungen
auf die innere Arktis und über den Beobachtungszeitraum eines ganzen
Jahres ausgedehnt, um jahreszeitliche Unterschiede quantifizieren zu
können. Ziel ist es, die verschiedenen Wechselwirkungen als Ursache
für die ungewöhnlich starke arktische Erwärmung und den dramatischen
Rückgang des Meereises in ihrem Zusammenspiel besser zu verstehen.
Tragende Hypothese des Projekts bleibt weiterhin: Bei der Arktischen
Verstärkung spielen die Wolken eine Haupt­rolle.

          „
www.ac3-tr.de

                  Meteorologie ist eine tief physikalische
       Wissenschaft, mit exakten Gleichungen und
interessanten Fragestellungen. Es macht Spaß, in
        diesem aufregenden Wissenschaftsgebiet
    mitzuwirken, man hat weltweite Zusammen­
           arbeit und das Gefühl, dass man etwas
          wirklich Nützliches für die Gesellschaft tut.
                      Prof. Dr. Manfred Wendisch
FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
FORSCHUNG UND TRANSFER AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG 2020
DIE ADIPOSITAS
PROFILER INNEN
Sonderforschungsbereich 1052 »Mechanismen der
Adipositas«
Förderperioden: 2013 – 2020 (3. Förderperiode in Vorbereitung)
Beteiligte Einrichtungen: Universität Leipzig, Max-Planck-Institut
für Kognitions- und Neurowissenschaften, Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung – UFZ, Ben-Gurion-Universität des Negev (Israel)
Sprecher: Prof. Dr. Matthias Blüher, Medizinische Fakultät

Warum ist fast jeder dritte Mensch weltweit übergewichtig oder krankhaft
fettleibig? Auf der Suche nach Ursachen, Therapie- und Präventionsmög­
lichkeiten untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die
komplexen Mechanismen der multifaktoriellen, gesellschaftlich höchst
relevanten Adipositaserkrankung bei Kindern, Jugendlichen und Erwach­
senen. Sie forschen zu den Schwerpunkten Überernährung, Fetteinla­
gerung und Entzündung des Fettgewebes. Ein wichtiges Ziel bei der
Beleuchtung der Ursachen der folgenschweren Zivilisationskrankheit ist
die Erarbeitung eines verständlichen Modells der Adipositasentstehung,
auf dessen Basis ein Risikopunktesystem entwickelt wird, um schon bei
jungen Menschen Vorbeugungsmaßnahmen testen zu können.
Im Fokus stehen drei zentrale Forschungskomplexe: Warum weisen
adipöse Menschen eine positive Energiebilanz auf? Wie führt Überer­
nährung zu einer Fehlverteilung und zur Entzündung des Fettgewebes?
Welche Signale aus dem Fettgewebe sind für Adipositas-Begleit- und
Folgeerkrankungen verantwortlich?
Die Forscherinnen und Forscher haben sich das Ziel gesetzt, Adipositas
in ihrer biologischen und gesellschaftlichen Ganzheit zu verstehen und
daraus individuelle Behandlungstherapien und Vorbeugungsmaßnahmen
abzuleiten.

      „
www.sfb1052.de

             Das Hauptziel unserer Forschung ist,
           das Phänomen Adipositas biologisch,
                  aber auch auf gesellschaftlicher
              Ebene besser verstehen zu können.
                       Prof. Dr. Matthias Blüher
DIE REGENWURM
FLÜSTER INNEN
Projekt »sWORM – Eine globale Datenbank zur biologi-
schen Vielfalt des Bodens«
Forschungsgruppe »Experimentelle Interaktionsökologie« am
Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Halle-Jena-Leipzig
Förderperioden: 2012 – 2020 (3. Förderperiode voraussichtlich
2020 – 2024)
Projektleiter: Prof. Dr. Nico Eisenhauer, iDiv

Wie wirken sich Umweltveränderungen auf die Struktur und biologische
Vielfalt von Ökosystemen aus? Die Forschungsgruppe untersucht die
Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Ökosystemfunktionen und
unterschiedlichen Faktoren des globalen Wandels. Ziel ist es, die Kom­
plexität von Lebensräumen unseres Planeten zu verstehen. Dazu werden
die Wechselwirkungen zwischen oberirdischen und unterirdischen Orga­
nismen sowie innerhalb der Nahrungskette eines Ökosystems analysiert.
Das gelingt durch eine Kombination von Feldbeobachtungen, gezielten
Feld- und Laborexperimenten sowie globalen Datensynthesen.
Wie sich der Klimawandel auf das Vorkommen von Regenwürmern und
deren Funktionen für bestimmte Lebensräume auswirkt, beschreibt die
Studie »Global distribution of earthworm diversity«: Es konnte herausge­
funden werden, dass es an Orten gemäßigter Breiten mehr Regenwürmer
und Regenwurmarten als etwa in den Tropen gibt, dass sich Biodiversität
oberirdisch und unterirdisch deutlich unterscheidet und der entscheidende
Faktor hierfür das Klima ist. Möglich waren diese neuartigen Einblicke
in die globale Verteilung von biologischer Vielfalt im Boden durch die
Kooperation von über 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
auf der ganzen Welt. Der Forschungsgruppe gelang es, den weltweit
größten Datensatz zur Boden-Biodiversität mit Informationen von über
9000 Standorten in 57 Ländern zu erstellen.

     „
www.uni-leipzig.de/sworm

             Der Klimawandel könnte zu starken
            Veränderungen bei den Regenwurm­
     gemeinschaften und den von ihnen beein­
           flussten Ökosystemleistungen führen.
                        Prof. Dr. Nico Eisenhauer
DIE ZELLEN
INFORMANT INNEN
Sonderforschungsbereich 1423 »Strukturelle Dynamik
der GPCR-Aktivierung und -Signaltransduktion«
Förderperiode: 2020 – 2023 (2. Förderperiode voraussichtlich
2024 – 2027)
Sprecherin: Prof. Dr. Annette G. Beck-Sickinger, Institut für
Biochemie

Wie tauschen Zellen untereinander Informationen aus? Zellen kommuni­
zieren miteinander und mit ihrer Umwelt über Rezeptoren. Diese sitzen
in der Zellwand und erkennen ein externes Signal, das sie ins Innere
der Zelle weiterleiten und damit eine bestimmte Reaktion hervorrufen.
G-Protein-gekoppelte Rezeptoren – kurz GPCR – sind die größte Gruppe
dieser Membranrezeptoren und kommen in fast allen Lebewesen vor. In
der Medizin nehmen GPCR eine Schlüsselposition ein: Etwa 30 Prozent
aller verschreibungspflichtigen Medikamente wirken über diese Rezep­
toren, allerdings wird bislang nur das Potenzial einer kleinen GPCR-
Gruppe genutzt. Im SFB 1423 werden sie weiter erforscht; so kann das
neu gewonnene Wissen in die Entwicklung neuartiger Therapeutika
einfließen.
Seit 2019 verstärkt eine Alexander von Humboldt-Professur die For­
schung auf diesem Gebiet: Mit dem Chemiker und Bioinformatiker
Prof. Dr. Jens Meiler konnte die Universität Leipzig einen weltweit
renommierten Forscher der computergestützten Wirkstoffentwicklung
berufen.

 „
www.uni-leipzig.de/sfb1423

        Wir wollen die Wechselwirkungen von bislang
    wenig erforschten GPCR, der Peptidrezeptoren
         und der Adhäsionsrezeptoren, mit ihren
   Partnern untersuchen. Die Aufklärung deren
      dynamischer Strukturzustände erlaubt es,
   ihre Funktionen zu verstehen. Damit können
        wir schlussendlich auch für diese Gruppe
         von GPCR neuartige Therapeutika entwickeln.
                   Prof. Dr. Annette G. Beck-Sickinger
DIE BESSER
ESSER INNEN
»Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre
Gesundheit« (nutriCARD) Halle-Jena-Leipzig
Förderperioden: 2015 – 2021 (2. Förderperiode seit 2018)
Beteiligte Einrichtungen: Universitäten Leipzig, Halle, Jena und
80 Projektpartner
Projektleiterin Leipzig: Prof. Dr. Peggy G. Braun, Institut für
Lebensmittel­hygiene

Warum sind Erkrankungen von Herz und Kreislauf so gefährlich?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in
Deutschland. Viele Todesfälle könnten durch eine gesündere Ernährung
verhindert werden. Über 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
erforschen im interdisziplinären Kompetenzcluster nutriCARD – einem
Verbundvorhaben der Universitäten Leipzig, Halle und Jena – die Mecha­
nismen ernährungs- und altersbedingter Erkrankungen und entwickeln
zu deren Vorbeugung herzgesunde Lebensmittel. Mit Schulungen für
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sie das Ernährungswissen und
-verhalten der Bevölkerung verbessern.
Ziel ist es, durch herzgesündere Lebensmittel, ganzheitlich ausgerich­
tete Ernährungskonzepte und verlässliche Kommunikationsstrategien
die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Bevölkerung
signifikant zu senken. Für Verbraucherinnen und Verbraucher wurde eine
nutriCARD-Smartphone-App entwickelt, die genaue Daten zu Inhalts­
stoffen, Nährwerten und bedenklichen Zusatzstoffen liefert. 2019 wurde
der Forschungsverbund für besondere Verdienste und Entwicklungen in
der Ernährungswirtschaft Mitteldeutschlands vom Sächsischen Minister­
präsidenten Michael Kretschmer mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

    „
www.nutriCARD.de

            Wir möchten einerseits häufig verzehrte,
       traditionelle Lebensmittel im Salz-, Fett- und
         Zuckergehalt reduzieren und dabei den
      Geschmack sowie Haltbarkeit und mikro­
         biologische Unbedenklichkeit erhalten.
    Andererseits soll es über neue Kommunika-
     tionswege gelingen, Konsumenten von einer
      gesünderen Ernährungsweise zu überzeugen.
                      Prof. Dr. Peggy G. Braun
DIE KÜKEN
RETTER INNEN
Geschlechtsbestimmung im Brutei
Prof. Dr. Almuth Einspanier, Veterinär-Physiologisch-Chemisches Institut
Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, Klinik für Vögel und
Reptilien

Wann kann das ethisch nicht vertretbare Kükentöten endgültig gestoppt
werden? Jahr für Jahr werden in Deutschland aus wirtschaftlichen
Gründen 50 Millionen männliche Eintagsküken getötet. Zwei Forsche­
rinnen der Universität Leipzig wollen die Massentötung beenden – durch
zwei voneinander unabhängige Methoden, mit denen das Geschlecht der
Küken schon im Ei bestimmt wird.
Die endokrine hormonbasierte In-ovo-Geschlechtsbestimmung, etabliert
durch Prof. Dr. Almuth Einspanier, ist erfolgreich am Markt! Seit Oktober
2018 werden die ersten Eier ohne Bruderhahn-Tötung in den Lebensmit­
telketten REWE und Penny als respeggt-Eier angeboten. Der embryonale
Harn wird nicht-invasiv entnommen, und in einem Schnelltest werden
weibliche und männliche Eier eindeutig bestimmt. Es werden nur die
weiblichen Eier ausgebrütet und weibliche Küken zum Schlupf gebracht,
die als adulte Hennen Eier legen. Frau Prof. Einspanier forscht derzeit im
Rahmen der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
geförderten Initiative »Eine Frage der Haltung – neue Wege für mehr
Tierwohl« an einer weiteren Analysemethode zur Geschlechtsbestim­
mung im Brutei.
Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns erprobt eine alterna­
tive Methode: die Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie. Die spektrosko­
pische Geschlechtsbestimmung macht sich die unterschiedliche Größe
der Geschlechtschromosomen von männlichen und weiblichen Küken
zunutze. Bereits nach dreitägiger Bebrütung entwickeln sich kleine
Blutgefäße, anhand derer das Geschlecht bestimmt werden kann.

      „
www.uni-leipzig.de/brutei
www.uni-leipzig.de/inovo

              Unser Ziel ist, dass das Schreddern
                 männlicher Küken so schnell wie
           möglich der Vergangenheit angehört.
                      Prof. Dr. Almuth Einspanier
DIE RAUM
DEUTER INNEN
Sonderforschungsbereich 1199 »Verräumlichungs­-
prozesse unter Globalisierungsbedingungen«
Förderperioden: 2016 – 2024 (2. Förderperiode seit 2020)
Beteiligte Einrichtungen: Universität Leipzig, Leibniz-Institut für
Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leibniz Institut für
Länderkunde, Technische Universität Dresden
Sprecher: Prof. Dr. Matthias Middell, Global and European Studies
Institute

Hebt Globalisierung alle Grenzen auf oder macht sie diese zumindest
porös? Tatsächlich geht mit den Entgrenzungsprozessen aber auch immer
eine Neuverräumlichung der Welt einher. Neue Wirtschaftsregionen
werden gebildet, Staaten bilden Allianzen, Produktions- und Warenketten
spannen über mehrere Kontinente, Migrationsregime steuern die Bewe­
gung von Menschen immer wieder neu. Die einmal etablierten Raumord­
nungen geraten aber schnell unter Stress, wenn sie von Finanzkrisen oder
Pandemien herausgefordert werden.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des SFB 1199 untersuchen
die Aushandlungsprozesse, die den neu entstehenden Raumordnungen
zugrunde liegen. Sie blicken dabei auf längerfristige Entwicklungen seit
dem 18. Jahrhundert und vergleichen die Effekte solcher Vorgänge auf die
verschiedenen Erdteile. Mit einer Serie von Handbüchern veröffentlichen
sie Einblicke in die neu entdeckten Raumformate und Raumordnungen.
Dabei verknüpfen sie Methoden aus den Sozialwissenschaften, der Anth­
ropologie, der Geschichtswissenschaft und den vielen an der Universität
Leipzig vertretenen Regionalwissenschaften von den Afrikastudien bis
zur Sinologie.

    „
www.uni-leipzig.de/sfb1199

            Globalisierung ist ein Plastikwort mit
      vielen Definitionen und vielen Nachteilen.
            Wenn, dann lieber Globalisierungen.
                      Prof. Dr. Matthias Middell
DIE GESELLSCHAFTS
MEDIATOR INNEN
Studie »Fremde im eigenen Land? – Veränderbarkeit
nationaler Narrative mithilfe Politischer Laboratorien«
(PoliLab)
Förderperiode: 2018 – 2021
Projektleiterin: Prof. Rebecca Pates PhD, Institut für
Politikwissenschaft

Wer sind Wir in Deutschland und wie verändert sich dieses Wir durch
Migration? Das Forschungsprojekt »PoliLab« geht der Frage nach, welche
Narrative einer gemeinsamen gesellschaftlichen Identität im Raum stehen
und inwiefern gesellschaftlicher Zusammenhalt auch über unterschiedliche
kulturelle Codes hinweg möglich ist. Das mehrstufige Forschungsvor­
haben startete zunächst mit einer Analyse von Vorstellungen kollekti­
ver Identität in unterschiedlichen sozialen Gruppen. In vier Bundes­
ländern – Sachsen, Thüringen, Berlin und Schleswig-Holstein – wurden
teilnehmende Beobachtungen und Interviews exemplarisch durchgeführt.
Dadurch wurde ein breites Verständnis zeitgenössischer Erzählungen über
»die Nation«, »das Gemeinwesen« und »die Gesellschaft« erlangt. Die
Ergebnisse der Analyse werden mit Menschen in ganz Deutschland in
Bürgerversammlungen, sogenannten politischen Laboratorien (PoliLab),
diskutiert und reflektiert.
Der Streit um Migration und Asyl spaltet viele Gesellschaften. Die
mo­mentan geführte Auseinandersetzung jedoch ist eine, in der es um die
Prototypikalität der offenen oder geschlossenen Gesellschaftsbilder geht –
jede Seite beansprucht für sich, die eigentlichen Deutschen zu sein. Das
verhindert aber darüber nachzudenken, dass es überhaupt möglich ist, über
Migration zu sprechen, ohne gleich ein schlechter oder ein guter Deut­
scher zu sein. In diesem Projekt geht es darum, diese Gewissheiten zu
erschüttern. Intention ist es, in eine Diskussion über die unterschiedlichen
Aspekte einer gemeinsamen gesellschaftlichen Identität zu treten.

             „
www.uni-leipzig.de/polilab

                     Kollektive Identitäten vermitteln
Ordnungsvorstellungen, aber auch Ansprüche an
            und Vorstellungen über ökonomische,
            soziale und affektive Zugehörigkeiten.
                        Prof. Rebecca Pates PhD
DIE RELIGIONS
EXPERT INNEN
Kolleg-Forschungsgruppe 2344 »Multiple ­Secularities -
Beyond the West, Beyond Modernities«
Förderperioden: 2016 – 2024 (2. Förderungsperiode seit 2020)
Sprecher: Prof. Dr. Christoph Kleine, Religionswissenschaftliches Ins-
titut, Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr, Institut für Kulturwissenschaften

Wie und von wem wurde und wird Religion in den verschiedenen
Gesellschaften der Welt von anderen gesellschaftlichen Bereichen unter­
schieden? Wie wird das Verhältnis von »Religion« zu diesen Bereichen
bestimmt? Welche Mechanismen wirken dabei und welche Folgen kann
diese Unterscheidung in den betreffenden Gesellschaften, aber auch
darüber hinaus haben?
Diese Unterscheidungsprozesse versteht die Kolleg-Forschungsgruppe als
»Säkularität«. Ausgehend von der Annahme, dass diese Unterscheidung
weder originär westlich noch ausschließlich modern ist, legte sie dabei
ihren Fokus zunächst auf (vormoderne) Gesellschaften Asiens und der
islamisch geprägten Welt. Die Forscherinnen und Forscher konnten so
eindrucksvoll zeigen, dass die Art, wie in vormodernen und nichtwestli­
chen Gesellschaften die Grenzen zwischen religiösen und nichtreligiösen
Gesellschaftsbereichen gezogen wurden, erheblichen Einfluss auf die
Aneignung hegemonialer westlicher Ordnungskonzepte hatte. Künftig
wird sich die Gruppe vor allem den Amerikas, dem subsaharischen Afrika
sowie Ost- und Westeuropa zuwenden und so unter anderem auch die
Vielfältigkeit »westlicher« Säkularitäten deutlich machen.
Die internationale Kolleg-Forschungsgruppe arbeitet hochgradig
interdisziplinär, ihr gehören unter anderem Vertreterinnen und Vertreter
der Area Studies, der Religionswissenschaft und der Soziologie, der
Geschichtswissenschaft, der Theologie und der Politikwissenschaft sowie
der Rechtswissenschaft an.

                „
www.uni-leipzig.de/msr

                       Säkularität ist nicht allein ein
   Charakteristikum des Westens, und auch in der
          Vormoderne war Religion nicht ‚überall‘.
                   Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr
DIE STREIT
SCHLICHTER INNEN
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Förderperiode: seit Januar 2019
Beteiligte Einrichtungen: Verbund aus 11 Hochschul- und
Forschungsinstituten
Sprecher Universität Leipzig: Prof. Dr. Matthias Middell, Global
and European Studies Institute, Prof. Dr. Dirk van Laak, Historisches
Seminar, Prof. Dr. Gert Pickel, Institut für Praktische Theologie

Wie gelingt gesellschaftlicher Zusammenhalt? »Gesellschaftlicher
Zusammenhalt« ist ein theoretisch wie praktisch umstrittener Begriff. Das
liegt nicht nur daran, dass er in politischen Debatten regelmäßig instru­
mentalisiert wird, um Zustimmung für die jeweils eigenen Forderungen
zu erreichen, sondern auch an seiner Unbestimmtheit. Gemeinsam mit
10 weiteren Institutionen erarbeitet die Universität Leipzig ein interdis­
ziplinär ausgerichtetes Konzept für ein dezentrales Forschungsinstitut
für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Am Standort Leipzig werden die
Herausforderungen der gesellschaftlichen Kohäsion durch populistische
Bewegungen und Regimes vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
ergründet. Dazu wirken die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft­
ler an der regional vergleichenden Datenerhebung zu Indikatoren des
gesellschaftlichen Zusammenhalts, am vielgestaltigen Wissenstransfer
und der partizipativen Forschung mit Funktionsträgern, Lehrenden und
Medienakteuren mit. Ziel ist es, Vorschläge zur Neukonstituierung des
gesellschaftlichen Zusammenhalts unter den Bedingungen einer offenen,
sich international vernetzenden und rasch wandelnden Gesellschaft zu
formulieren.

„
www.uni-leipzig.de/igs

        Die Lebenswirklichkeiten von Stadt und Land
  verändern sich und driften teilweise auseinan-
 der. Neue Medien verändern die Kommunika-
   tionskultur. In unserer pluralistischen Gesell-
    schaft stellen sich andere Fragen als bisher,
  wenn es um Zugehörigkeit und Identität geht.
        Das beschäftigt die Bürgerinnen und Bürger.
                          Anja Karliczek
             Bundesministerin für Bildung und Forschung
DIE SPRACH
ANALYTIKER INNEN
Graduiertenkolleg 2011 »Interaktion grammatischer
Bausteine« (IGRA)
Förderperioden: 2014 – 2023 (2. Förderperiode seit 2019)
Sprecher: Prof. Dr. Gereon Müller, Institut für Linguistik

Wie interagieren grammatische Bausteine? Das Graduiertenkolleg IGRA
geht angesichts der Notwendigkeit intensiver Forschungen zur Gramma­
tik dieser zentralen Fragestellung nach und legt dabei den Schwerpunkt
auf Phonologie, Morphologie und Syntax natürlicher Sprachen. Die
Untersuchung dieser formbezogenen Komponenten der Grammatik ist
in Deutschland in den letzten Jahren vernachlässigt worden, hat aber
international durch neuere Entwicklungen enorme Impulse erhalten. Eine
umfassende systematische Untersuchung der möglichen Interaktionen
grammatischer Bausteine aus verschiedenen theoretischen Perspektiven
auf der Grundlage empirischer Detailuntersuchungen phonologischer,
morphologischer und syntaktischer Phänomene aus typologisch unter­
schiedlichen Sprachen steht jedoch noch aus.
Grammatische Bausteine jedweder Provenienz – Regeln, Operationen,
Beschränkungen, Schemata, außersprachliche Faktoren – interagieren per
se immer, und es ist Ziel des Graduiertenkollegs, die Möglichkeiten und
Grenzen dieser Interaktion aus verschiedenen theoretischen Perspektiven
herauszuarbeiten und systematisch die Natur und die Interaktion der
grammatischen Bausteine zu analysieren.

  „
www.uni-leipzig.de/igra

          Sprache ist eine menschliche Fähigkeit, die uns
qualitativ von allen anderen Lebewesen unterscheidet;
         Grammatik ist der Kern der Sprache; und
 grammatische Bausteine bilden den Kern jeder
     einzelsprachlichen Grammatik, denn allein
      sie entscheiden über die Wohlgeformtheit
               sprachlicher Ausdrücke beliebiger
 Komplexität. Das definiert ein superspannendes
      Untersuchungsfeld an der Schnittstelle geistes-,
        human- und naturwissenschaftlicher Forschung.
                         Prof. Dr. Gereon Müller
DIE LEBENS
RETTER INNEN
Verbundprojekt »MOMENTUM« (Mobile Medizintechnik
für die integrierte Notfallversorgung und Unfallmedizin)
am Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie
(ICCAS)
Förderperiode: 2019 – 2022
Beteiligte Einrichtungen: Universitäten Leipzig, Lübeck, Universi-
tätsklinika Leipzig, Schleswig-Holstein und 10 weitere Partner
Projektleiter: Prof. Dr. Thomas Neumuth, ICCAS

Was ist beim Rettungseinsatz besonders wichtig? Wenn der Rettungs­
dienst zum Einsatz ausrückt, muss es schnell gehen: von der medizini­
schen Erstversorgung vor Ort bis zur Übergabe aller relevanten Infor­
mationen an die Ärztin oder den Arzt in der Notaufnahme. Das Projekt
MOMENTUM will Handlungsabläufe am Unfallort und in der Klinik
besser aufeinander abstimmen und die Patientenbehandlung effizienter
gestalten. Es nutzt die 5G-Infrastruktur, um Geräte im Krankenwagen zu
synchronisieren und wichtige Kennwerte in die Notaufnahme zu senden,
noch bevor die Patientin oder der Patient dort eintrifft. Diagnostische
Verfahren sollen wiederum zum Einsatzort hin verschoben werden, so
dass die Rettungssanitäter beispielsweise schon am Unfallort eine Ultra­
schalluntersuchung durchführen und die Bilder unmittelbar ans Klinikum
senden können. Von dort erhalten sie telemedizinische Unterstützung bei
der weiteren Behandlung am Unfallort.
In einem ersten Projektschritt hospitieren die Forscherinnen und Forscher
in verschiedenen Notaufnahmen und analysieren den Ist-Zustand. Im
Gespräch mit den Medizinern werden sie dann herausarbeiten, welche
Technologien sinnvoll sind und den Praktikern vor Ort einen Mehrwert
bieten. Das entwickelte System soll anschließend in Notfallszenarien
erprobt werden.

„
www.uni-leipzig.de/momentum

        Wir entwickeln zum einen eine Technologie,
       die alle Medizingeräte im Rettungswagen
         miteinander kommunizieren lässt. Zum
     anderen bringen wir die Patientendaten in
  kürzester Zeit in die Notaufnahme der Klinik,
                in die der Patient eingeliefert wird.
                       Prof. Dr. Thomas Neumuth
DIE KREBS
PHYSIKER INNEN
ERC Advanced Grant »HoldCancerBack – What Holds
Cancer Cells Back?«
Förderperiode: 2017 – 2022
Projektleiter: Prof. Dr. Josef A. Käs, Peter-Debye-Institut für Physik
der weichen Materie

Welche Eigenschaften muss eine Krebszelle haben, damit sie im Körper
metastieren kann? Wann ist eine Krebszelle gehemmt und wann kann sie
in einer dichten Mikroumgebung »fließen«? Seit Jahrzehnten konzentriert
sich der Großteil der Krebsforschung auf die genetische und molekulare
Ebene. Um dieses Wissen zu ergänzen, konzentriert sich das Forschungs­
team auf das kollektive Verhalten von Krebszellen in Zellhaufen und in
der extrazellulären Matrix. Den Ausgangspunkt markiert die Idee, dass
Veränderungen in den Materialeigenschaften einer Krebszelle ihr metas­
tatisches Potenzial bestimmen. Ziel ist es, eine prädiktive Landkarte der
zellulären und Gewebeeigenschaften für die Ausbreitung von Krebszellen
im Körper zu erstellen. Diese Ergebnisse könnten Chirurgen zeigen,
wohin Tumore wachsen und individuelle Vorhersagen über die Tumorag­
gressivität erlauben.
Der Leipziger Krebsforscher Prof. Dr. Josef A. Käs gilt als Pionier auf
dem Gebiet der Physik der Tumorzellen und organisiert unter anderem
die jährliche Konferenz »Physics of Cancer«. Ende 2019 gelang es ihm
als Teil eines Forschungsteams unter Leitung der Berliner Charité, ein
bislang unbekanntes physikalisches Grundprinzip beim Wachstum von
Tumoren im Gehirn zu entschlüsseln.

    „
www.uni-leipzig.de/cancerback

            Wenn man weiß, wann sich Krebszellen
   bewegen können, könnte man für den Körper
  einen Atlas erstellen, in welchen Regionen sie
    sich ausbreiten und in welchen weniger. Ein
 solcher ‚Fahrplan‘ könnte Chirurgen erlauben,
           weit vorangeschrittene Tumore, die im
            Moment inoperable sind, zu behandeln.
                          Prof. Dr. Josef A. Käs
DIE MATERIEN
FORSCHER INNEN
Transregio 102 »Polymere unter Zwangsbedingungen«
Förderperioden: 2011 – 2023 (3. Förderperiode seit 2019)
Beteiligte Einrichtungen: Universitäten Leipzig und Halle-Witten-
berg, Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e.V. (IOM),
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen
(IMWS), Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung,
Wissenschaftspark Leipzig
Sprecher: Prof. Dr. Thomas Thurn-Albrecht, MLU Halle-Wittenberg

Inwieweit lassen sich Polymere durch Zwangsbedingungen beeinflussen?
Polymere sind im täglichen Leben als makromolekulare Grundbausteine
allgegenwärtig. Sie sind als Bestandteile von Organismen in Form von
Proteinen oder Zellulose, aber auch als synthetisch produzierte Kunst­
stoffe unverzichtbar. Im Transregio 102 untersuchen Wissenschaft­
lerinnen und Wissenschaftler Prozesse der Strukturbildung und Selbstas­
semblierung in makromolekularen Systemen, bei denen die molekulare
Struktur und Dynamik durch zusätzliche Zwangsbedingungen beeinflusst
werden. Beispiele für solche Zwangsbedingungen sind spezifische interne
Wechselwirkungen, externe Kräfte, geometrische Einschränkungen, hohe
Konzentrationen oder topologische Wechselwirkungen. Die Forschungs­
gruppe unter Leitung von Prof. Dr. Frank Cichos speist ihre Expertise
aus den Fachrichtungen Physik, Chemie und Materialwissenschaften. Im
Teilprojekt »Interactions of single polymer chains and Amyloid fibrils in
a thermophoretic trap« erfolgte eine Fokussierung auf die Untersuchung
molekularer Ursachen von neurodegenerativen Krankheiten wie der
Alzheimer-, Parkinson- oder Huntington-Krankheit.

        „
www.uni-leipzig.de/sfbtrr102

                Es ist nun eine Vielzahl von neuen
      Experimenten auf diesem Gebiet möglich,
              und wir können Wege beschreiten,
                  die vorher nicht möglich waren.
                         Prof. Dr. Frank Cichos
           Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materie
DIE STRÖMUNGS
MATHEMATIKER INNEN
ERC Consolidator Grant »Differential Inclusions and Fluid
Mechanics«
Förderperiode: 2017 – 2022
Projektleiter: Prof. Dr. László Székelyhidi, Mathematisches Institut

Wie lassen sich chaotisch wirkende kleinskalige Strukturen in turbu­
lenten Strömungen mathematisch beschreiben? Wie entstehen komplexe
Wirbelstrukturen aus ganz einfachen deterministischen Gesetzen? Die
Forschungsgruppe betrachtet die Fragen über turbulente Strömungen in
einem größeren Kontext von geometrischen Kontrollproblemen, soge­
nannten Inklusionsproblemen. Sie will berechnen, welche Regelmäßig­
keiten es bei diesem Phänomen gibt. Diese Art von Strömungen sind ein
Beispiel für Symmetriebrechungen. In der Mathematik wird Symmetrie
auch über die Zahl der Freiheitsgrade ausgedrückt, die eine Form oder
ein Körper haben. Dabei ist der Kreis die symmetrischste Form mit sehr
wenigen Freiheitsgraden. Demgegenüber haben turbulente Strömungen
sehr viele Freiheitsgrade. Diese gilt es mathematisch zu erfassen. Projekt­
leiter Prof. Dr. László Székelyhidi, ausgewiesener Experte in der Theorie
partieller Differentialgleichungen, ist Träger des Gottfried Wilhelm
Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

    „
www.uni-leipzig.de/difm

            Das Ziel meiner Forschung besteht darin,
           eine analoge Entwicklung bei partiellen
 Differentialgleichungen voranzutreiben mit­hilfe
          der zur Geometrie geschlagenen Brücke
               und unserer dadurch angereicherten
                                       Vorstellungskraft.
                        Prof. Dr. László Székelyhidi
DIE KI
SCHÖPFER INNEN
»Center for Scalable Data Analytics and Artificial
Intelligence« (ScaDS.AI) Dresden/Leipzig (ehem. ScADS)
Förderperioden: 2014 – 2022 (seit Nov. 2019 als ScaDS.AI)
Koordinatoren: Prof. Dr. Wolfgang E. Nagel, Zentrum für
Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH) Dresden,
Prof. Dr. Erhard Rahm, Institut für Informatik, Universität Leipzig

Welche Rolle spielt die Künstliche Intelligenz (KI) bei der Transfor­
mation vom analogen zum digitalen Zeitalter? Ob zukunftsweisende
Technologie oder »Übernahme der Maschinen« – Künstliche Intelligenz
ist eines der großen »Buzzwords« der Gegenwart. Am Data Science
Zentrum ScaDS.AI greifen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
wichtige Fragestellungen auf, um aktuell noch vorhandene Lücken
zwischen der effizienten Nutzung von Massendaten und der Verfügbarkeit
fortschrittlicher KI-Methoden sowie der Wissensdarstellung und -nutzung
zu schließen. Neben neuen Methoden des Maschinellen Lernens und der
Künstlichen Intelligenz stehen darüber hinaus auch Forschungsthemen zu
Vertrauen, Schutz der Privatsphäre, Transparenz, Minderheitenschutz und
Rückverfolgbarkeit von KI-getriebenen Entscheidungen im Mittelpunkt.
Die besondere Stärke von ScaDS.AI liegt in der ganzheitlichen Adres­
sierung der Herausforderungen von Big Data und Künstlicher Intelligenz
sowie im Transfer von KI-Knowhow in die Anwendung über ein eigens
geschaffenes Service- und Transfer-Zentrum. ScaDS.AI Dresden/Leip­
zig ist eines der insgesamt sechs Zentren für Künstliche Intelligenz, die
im Rahmen der KI-Strategie des Bundes gefördert werden. Zusätzlich
unterstützt der Freistaat Sachsen das Zentrum bei der Einrichtung der
insgesamt acht neuen KI-Professuren.

        „
www.scads.de

                Künstliche Intelligenz ist die Schlüssel­
    technologie, die unsere Welt schneller und um­­
 fassender verändern wird, als jede Technologie
    vor ihr. Sachsen soll ein in Deutschland und
      Europa führender Standort für die KI-For-
  schung und KI-Anwendung werden. Dabei ist
 es unser oberstes Ziel, KI zum Nutzen und zum
          Wohle von Mensch und Natur einzusetzen.
                           Sebastian Gemkow
               Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft
DER LEIPZIGER WEG
Die Universität Leipzig hat im Jahr 2018 einen Hochschulentwicklungs­
plan vorgelegt, der die strategischen Ziele bis zum Jahr 2025 in For­
schung, Lehre, Transfer und Verwaltung sowie auf den Feldern Internatio­
nalisierung, Gleichstellung/Diversität und Digitalisierung beschreibt. Die
Strategie zielt als »Der Leipziger Weg« auf dynamische Weiterentwick­
lung erfolgreicher Forschungsthemen, Interdisziplinarität und Verbundbil­
dung bis zur Forschungsexzellenz.
Aus den strategischen Forschungsfeldern haben sich drei übergeordnete
Themen entwickelt: Biodiversität und Klima, Zivilisationskrankheiten
und Globalisierungen. Diese sollen in international sichtbaren For­
schungszentren (iCenter) gebündelt werden und in nahezu gleichen Teilen
die Geistes- und Sozialwissenschaften, die Lebenswissenschaften und die
Medizin sowie die Naturwissenschaften einbinden.
Bei der Erschließung neuer interdisziplinärer Forschungsfelder arbeitet
die Universität Leipzig im Leipzig Science Network eng mit außeruniver­
sitären Forschungseinrichtungen am Wissenschaftsstandort Leipzig und
den Hochschulen im Universitätsbund Halle-Jena-Leipzig zusammen.
Die strategischen Forschungsfelder bieten in besonderem Maße Entwick­
lungspotenziale für wettbewerbs- und exzellenzfähige Forschungsclus­
ter. Bis 2025 wird es gelingen, unsere wichtigsten Forschungsfelder so
weiterzuentwickeln, dass sie über den Verbundstatus einzelner Sonderfor­
schungsbereiche hinausreichen.
                                              4 iCENTER
                                          PHASE INTEGRATIVE
                                                CENTER
                                                         G
                                                   SIN
                                              CU
                                      FO

                                                                        LEIPZIG
                                                                          LAB
               3
           PHASE NET
                                                                                 1 EMERGING
                                                                             PHASE FIELDS
              AGGREGATING
               COMPETENCE
                                                                                  EF
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                                                  2 COLLABORATIVE                                            P1
                                              PHASE RESEARCH                                           P2
                                                                                                             Partners
                                                                                                   S
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Eine detaillierte Ansicht und weitere Informationen zum Leipziger Weg
finden Sie unter www.uni-leipzig.de/leipziger-weg​
VERBUNDFORSCHUNG UND
KOOPERATIONEN
Für die Universität Leipzig sind Verbundforschung und hochschul­­­über­
greifende Zusammenarbeit feste Bestandteile ihrer nationalen und interna­
tionalen Netzwerkstrategie und die Basis erfolgreichen interdisziplinären
Forschungstransfers. Als weltoffene Universität ist es ihr ein wichtiges
Anliegen, in einer Vielzahl von Forschungs- und Kooperationsverbünden
Wissenschaft und Gesellschaft regional, national und international aktiv
mitzugestalten.

FORSCHUNGSVERBÜNDE
DFG-Forschungszentrum
—— Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung – iDiv

Sonderforschungsbereiche und Transregios
—— SFB 1052: Mechanismen der Adipositas
—— SFB 1199: Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen
—— SFB 1423: Strukturelle Dynamik der GPCR-Aktivierung und Signaltrans­
   duktion
—— SFB-TRR 102: Polymere unter Zwangsbedingungen – eingeschränkte und
   kontrollierte molekulare Ordnung und Beweglichkeit
—— SFB-TRR 172: Arktische Verstärkung: Klimarelevante Atmosphären- und
   Oberflächenprozesse und Rückkopplungsmechanismen (AC)3
—— SFB-TRR 67: Funktionelle Biomaterialien zur Steuerung von
   Heilungsprozessen in Knochen- und Hautgewebe – vom Material zur Klinik

Schwerpunktprogramme
—— SPP 1294: Atmosphären- und Erdsystemforschung mit dem Forschungs­-
   flug­zeug HALO
—— SPP 1782: Epithelial junctions as dynamic hubs

Graduiertenkollegs (Auswahl)
—— GRK 2011: Interaktion grammatischer Bausteine
—— GRK 1763: Quantitative Logiken und Automaten
—— GRK 2522: Starke Dynamik und Kritikalität in Quanten- und Gravitations-
   systemen
—— GRK 2324: TreeDi – Tree Diversity Interactions: The role of tree-tree interac-
   tions in local neighbourhoods in Chinese subtropical forests

DFG-Forschungsgruppen (Auswahl)
—— FOR 2149: Aufklärung des Signalverhaltens von Adhäsions-GPCR
—— FOR 2177: Integrierte chemische Mikrolaboratorien
—— FOR 2344: Multiple Secularities – Beyond the West, beyond Modernities
—— FOR 2857: Kupferiodid als multifunktionaler Halbleiter
—— FOR 5000: Biotic interactions, community assembly, and eco-evolutionary
   dynamics as drivers of long-term biodiversity-ecosystems functioning
   relationships

BMBF-Projekte
—— Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt
—— ScaDS.AI – Center for Scalable Data Analytics and Artificial Intelligence
NETZWERKE
Leibniz-Institute
—— Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V. – TROPOS
—— Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e. V. – IOM
—— Leibniz-Institut für Länderkunde e. V. – IfL
—— Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow
—— Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa – GWZO
—— Leibniz ScienceCampus »Eastern Europe – Global Area« – EEGA

Helmholtz-Einrichtungen
—— Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
—— Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung –
   HI-MAG
—— Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e. V. – HZDR

Fraunhofer-Institute
—— Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie – IZI
—— Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissens­-
   ökonomie – IMW

Max-Planck-Institute (MPI)
—— Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie – MPI-EVA
—— Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften – MPI-CBS
—— Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften – MPI-MIS

Max Planck School of Cognition (MPS-Cog)

Bundesforschungseinrichtungen
—— Deutscher Wetterdienst, Niederlassung Leipzig
—— Deutsches Biomasseforschungszentrum – DBFZ
—— Bundesamt für Naturschutz, Außenstelle Leipzig

Hochschulnetzwerke (Auswahl)
—— German U15
—— Europäische Hochschulallianz Arqus
—— Utrecht Network
—— Unibund Halle-Jena-Leipzig
—— European University Association (EUA)

Hochschulübergreifende Forschungs- und Kooperations­
plattformen
—— Forum for the Study of the Global Condition
—— Leibniz ScienceCampus »Eastern Europe – Global Area« (EEGA)
—— International Max Planck Research School »The Leipzig School of Human
   Origins« (IMPRS LSHO)
—— Minerva Forschungszentrum
—— nutriCARD – Der Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre
   Gesundheit
—— Mentoring-Programm für Postdoktorandinnen
—— Mitteldeutscher Archivverbund
IMPRESSUM
Konzept und Gestaltung: Stabsstelle Universitätskommunikation
Redaktion: Stabsstelle Universitätskommunikation

Redaktionsschluss: 05.05.2020

Fotos: BMBF, Fotozentrum Leipzig, ICCAS, Marcus Held, Christian
Hüller, Carlos Jasso (Reuters), Leonie Lang, Thomas Neumuth, Swen
Reichhold, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und
Tourismus, Stephan Schön, Stefan Straube

WWW.UNI-LEIPZIG.DE

                                                  Diese Informationsbroschüre wird
                                                  mitfinanziert aus Steuermitteln auf
                                                  Grundlage des vom Sächsischen
                                                  Landtag beschlossenen Haushaltes.
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