Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

                                         Fortschreibung der
                                         Nahversorgungskonzeption
                                         in Ubstadt-Weiher

                                         Auftraggeber:                  Gemeinde Ubstadt-Weiher

                                         Projektleitung:                Dipl.-Geogr. Gerhard Beck
                                         Projektbearbeitung:            M. Eng. Stadtplanung Arian Zekaj

                                         Ludwigsburg, am                03.08.2020

                                                                Gesellschaft für Markt-
                                                                und Absatzforschung mbH

                                                                                                           1
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Urheberrecht

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Inhaltsverzeichnis                                              Seite

I.     Grundlagen und Standortrahmenbedingungen                    4
1.     Aufgabenstellung                                            4
2.     Was ist Nahversorgung?                                      5
3.     Marktentwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel              6
4.     Sicherung der Nahversorgung als kommunale Aufgabe           9
5.     Zukünftige Entwicklungen                                   11
6.     Standortrahmenbedingungen für Ubstadt-Weiher               13
II.    Nachfragesituation                                         16
1.     Marktgebiet und Bevölkerungspotenzial                      16
2.     Kaufkraftpotenzial in Ubstadt-Weiher                       18
III. Aktuelle Versorgungssituation in Ubstadt-Weiher              19
1.     Angebotssituation in der Gemeinde Ubstadt-Weiher           19
2.     Angebotssituation im Umland                                25
IV.    Entwicklungspotenziale                                     27
1.     Bewertung der Angebotssituation in Ubstadt-Weiher          27
1.1    Verkaufsflächenausstattung                                 27
1.2    Qualitative Bewertung                                      29
1.3    Zusammenfassende Bewertung der Entwicklungspotenziale      30
V.     Nahversorgungskonzept für die Gemeinde Ubstadt-Weiher      31
1.     Ortsteil Ubstadt                                           32
2.     Ortsteil Weiher                                            33
3.     Ortsteil Stettfeld                                         34
4.     Ortsteil Zeutern                                           35
VI.    Planerische Umsetzung                                      37
1.     Formulierung einer Sortimentsliste für Ubstadt-Weiher      37
2.     Umsetzung                                                  39
VII. Zusammenfassung                                             40

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

I.     Grundlagen und Standortrahmenbedingungen

1.     Aufgabenstellung

Im März 2020 erteilte die Gemeinde Ubstadt-Weiher der GMA, Gesellschaft für Markt- und Ab-
satzforschung mbH (GMA), Ludwigsburg, den Auftrag zur Fortschreibung der Nahversorgungs-
konzeption aus dem Jahr 2012 in Ubstadt-Weiher.

Im Rahmen der Fortschreibung des Nahversorgungskonzeptes sollen zunächst nochmals die Ent-
wicklungsspielräume für Ubstadt-Weiher insgesamt sowie die Möglichkeit der zukünftigen Aus-
gestaltung der Nahversorgung in den einzelnen Ortsteilen bewertet werden.

Die GMA hat zuletzt im Jahr 2012 ein Nahversorgungskonzept für Ubstadt-Weiher vorgestellt.1
Eine wesentliche Zielsetzung war dabei die flächendeckende Nahversorgung in allen Ortsteilen.
Seit 2012 haben sich allerdings wesentliche Veränderungen ergeben:

      Der Nahversorgungsstandort in Ubstadt an der Unteröwisheimer Straße wird weiter ge-
       stärkt. Die Fa. Aldi plant hier eine Erweiterung des bestehenden Standortes.

      Der Nahversorgungsstandort in Weiher an der Ubstadter Straße befindet sich in einer Um-
       strukturierung. Vorgesehen ist, dass der Lidl-Markt aus dem bestehenden Standort aus-
       zieht und einen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft realisiert. Die Nachfolgenutzung
       für den alten Lidl-Markt ist jedoch noch ungeklärt.

      In Stettfeld konnte der Penny-Markt gesichert werden, eine Erweiterung (wie 2012 emp-
       fohlen) konnte jedoch noch nicht realisiert werden.

      Nach wie vor problematisch ist die Situation in Zeutern. Aufgrund der Lage und der be-
       grenzten Einwohnerzahl konnte hier bislang kein größerer Lebensmittelmarkt realisiert
       werden.

Auch in den Nachbargemeinden hat sich der Lebensmitteleinzelhandel kontinuierlich weiterent-
wickelt. So wurde in Forst und in Hambrücken jeweils ein REWE-Markt eröffnet. In Bad Schön-
born und in Kronau wurden die bestehenden Lebensmittelmärkte grundlegend modernisiert und
z. T. vergrößert. In Bruchsal fanden ebenfalls diverse Modernisierungen und Erweiterungen statt
(zuletzt Lidl).

Diese zahlreichen Beispiele zeigen, dass insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel sich stetig
weiterentwickelt. Trotz der intensiven Wettbewerbssituation liegen auch in Ubstadt-Weiher
nach wie vor Anfragen für Neuansiedlungen (z. B. Netto) vor. Im Rahmen einer Fortschreibung
des Nahversorgungskonzeptes ist daher zu prüfen, wie auch zukünftig sinnvoll mit den diversen
Entwicklungen und Anfragen umgegangen werden soll. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass
Ubstadt-Weiher in den vergangenen Jahren Einwohnerzuwächse realisieren konnte.

1
       Außerdem Teilfortschreibung 2016.

                                                                                                  4
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Generell soll als oberstes Ziel nach wie vor der Erhalt einer flächendeckenden Nahversorgung in
den Ortsteilen von Ubstadt-Weiher Berücksichtigung finden. Wie oben dargestellt, sind dabei je-
doch die aktuellen Entwicklungen sowohl in Ubstadt-Weiher als auch in den Nachbargemeinden
zu berücksichtigen.

Im Rahmen der Analyse sollen jedoch zunächst folgende Fragestellungen geklärt werden:

      Wie sind die Versorgungsstrukturen in Ubstadt-Weiher heute aufgestellt?
      Welche Entwicklungspotenziale ergeben sich für die Nahversorgung in der Gemeinde
       Ubstadt-Weiher insgesamt?
      Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich in den Ortseilen?

Zur Erarbeitung vorliegender Untersuchung wurde im März 2020 eine intensive Begehung des
Standortbereiches sowie sonstiger projektrelevanter Einzelhandelslagen vorgenommen. Dar-
über hinaus wurde auf Informationen von MB Research (Kaufkraftkennziffer) sowie auf aktuelle
Bevölkerungsdaten der Gemeinde, der amtlichen Statistik und EHI Handelsdaten zurückgegriffen.
Die aktuelle Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und –findung in Bezug auf bau-
planungsrechtliche sowie kommunalpolitische Entscheidungen der Gemeinde Ubstadt-Weiher.

2.     Was ist Nahversorgung?

Der Begriff „Nahversorgung“ ist nicht feststehend definiert. Zumeist wird darunter eine Mi-
schung aus Einzelhandelsbetrieben des täglichen Bedarfs, personennahen Dienstleistungen,
Gastronomiebetrieben sowie Einrichtungen zur sozialen und gesundheitlichen Grundversorgung
verstanden, die in fußläufiger Nähe zum Wohnstandort existieren (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Facetten der Nahversorgung

                                                      Post
                                   Lebensmittel-                 Begegnungs-
                                      markt                         stätte

                         Schulen                                               Tourist-Info

              Kredit-                                                                    Kinder-
             institute                                                                  betreuung

                                            Nahversorgung
                                              hat viele                                    Alten-
          Gastronomie
                                              Facetten                                   betreuung

                                                                                     Vereine /
              Datennetze
                                                                                      Freizeit

                             Tankstelle                                Verwaltung

                                              Ärzte          Kirchen

Quelle: Das 1 x 1 der Nahversorgung; GMA Ludwigsburg 2012, GMA-Bearbeitung 2020

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Zu den nahversorgungsrelevanten Einzelhandelsgütern gehören üblicherweise

      Nahrungs- und Genussmittel (Lebensmittel, Reformwaren, Getränke, Tabak, Backwa-
       ren, Fleisch- und Wurstwaren)

      Drogeriewaren, Kosmetik, Wasch- und Putzmittel

      Apothekerwaren

      Schnittblumen

      Zeitungen und Zeitschriften, Toto / Lotto

      Papier- und Schreibwaren (inkl. Bastelbedarf).

Ergänzt werden die o. g. Einzelhandelsangebote durch Dienstleistungen und andere Komplemen-
täreinrichtungen (z. B. Bankfiliale, Postagentur, Ärzte, Reinigungsannahme, Bücherei, Geldauto-
mat, Briefkasten, Bistro, Kindergarten, Grundschule). Wesentlich für eine funktionierende Nah-
versorgung ist aber die Existenz eines hinreichend leistungsfähigen (d. h. heutzutage großflächi-
gen) Lebensmittelmarktes. Dieser bietet zusätzlich zu einem breiten und tiefen Lebensmittelan-
gebot auch weitere nahversorgungsrelevante Warengruppen und sorgt für entsprechende Fre-
quenz (auch für die umliegenden kleineren Betriebe).

3.     Marktentwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel

Was früher der Tante-Emma-Laden war, wird heute von unterschiedlichen Anbietern und Be-
triebsformen des Lebensmitteleinzelhandels abgedeckt.

Wesentliche Unterschiede zwischen den Betriebstypen zeigen sich in Sortiment, Betriebsgröße,
Bedienprinzip, Preisgestaltung, Kundenkreis und Standortverhalten. Nicht alle Angebotsformen
kommen für jeden Standort gleichermaßen in Frage.

Anbieter und Kommunen müssen sich mit den Rahmenbedingungen und Zielvorstellungen für
den jeweiligen Standort auseinandersetzen. Während der Supermarkt mit seinem Vollsortiment
und einer Vielzahl an Produkten eine zentrale Rolle in der Versorgung der Bevölkerung mit Le-
bensmitteln und Drogerie- / Haushaltswaren einnimmt, belegt z. B. der Lebensmitteldiscounter,
mit einer im Vergleich zum Supermarkt geringeren Artikelanzahl, eine andere Rolle in der Nah-
versorgung. Das Lebensmittelhandwerk (Bäckerei, Metzgerei) wiederum stellt vielerorts eine Er-
gänzung zu den Lebensmittelmärkten dar und kann darüber hinaus v. a. in einwohnerschwachen
Räumen mit ergänzenden Warenangeboten (Kaffee, Frühstücksortiment, eingeschränktes Le-
bensmittelsortiment etc.) zumindest die rudimentäre Grundversorgung sicherstellen. Kleinflä-
chenkonzepte und Dorfläden konzentrieren auf einer kleinen Verkaufsfläche ein Angebot ausge-
wählter Lebensmittelsortimente. Sie haben sich in den vergangenen Jahren v. a. in ländlichen

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Räumen entwickelt, um das Defizit an Nahversorgung auszugleichen.2 Im Einzelfall existieren
auch Konzepte wie „mobile Läden“, die eine Grundversorgung mit Lebensmitteln auch in abge-
legenen Siedlungsgebieten bewerkstelligen.

Auch die Verschiebung der Marktanteile und die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen
Betriebstypen ist ein prägendes Element im Lebensmittelhandel. Nach einer längeren Konsolidie-
rungsphase der Supermärkte zugunsten der Lebensmitteldiscounter scheint sich der Supermarkt
als Vollsortimenter aktuell wieder stärker am Markt zu behaupten. Dennoch hat sich auch der
Discounter mit einem Marktanteil von ca. 46 % neben dem Supermarkt als wesentlicher Träger
der Nahversorgung etabliert (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Entwicklung der Marktanteile im deutschen Lebensmitteleinzelhandel
             2010 - 2018

       3,8           3,7         3,5       3,4        3,4        3,2         3,1         3,0         3,0

                                 13,6     13,2        12,9      12,6        12,3        11,9         11,4
      14,1           14,0

                                           9,5        9,6        9,8         9,9         9,9         10,0
       9,0           9,3         9,4

      26,9           27,5        27,7     28,0        28,3      28,8        29,2        29,5         30,0

      46,1           45,5        45,8     45,8        45,8      45,6        45,4        45,7         45,6

      2010           2011       2012      2013       2014       2015        2016        2017        2018

             Discounter     Supermärkte   Große Supermärkte    SB-Warenhäuser      sonstige LM-Geschäfte

Quelle: EHI Europäisches Handelsinstitut: Handelsdaten aktuell 2019
GMA-Darstellung 2020

Im Einzelhandel werden verschiedene Betriebstypen unterschieden. Die Ausdifferenzierung ist
dabei für den Lebensmitteleinzelhandel verfeinert worden. Als Kriterien für die Differenzierung
nach Betriebstypen wird dabei neben der Verkaufsfläche v. a. auch die Sortimentsstruktur und
hier insbesondere der Anteil an sog. Nonfood-Waren herangezogen.

Die Definitionen für Betriebstypen liegen seitens mehrerer Institutionen und Institute vor. Die
Definition, auf die in vorliegender Untersuchung zurückgegriffen wird, ist die des EHI Retail Insti-
tute, welche im Einzelnen folgende Definitionen beinhaltet:3

2
       In der Praxis haben sich unterschiedliche Betreibermodelle (v. a. Genossenschaft, Verein etc.) und Ange-
       botsschwerpunkte (Frischeprodukte wie Obst, Gemüse, Wurst / Fleisch, Käse, Backwaren, regionale Pro-
       dukte etc.) bewährt.
3      Vgl. EHI handelsdaten aktuell 2019, S. 397.

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

       Kleines Lebensmittelgeschäft
       Ein kleines Lebensmittelgeschäft ist ein Einzelhandelsgeschäft mit weniger als 400 m²
       Verkaufsfläche, das ein begrenztes Lebensmittel- und Nonfood I-Sortiment4 anbietet.
       Lebensmitteldiscounter
       Ein Lebensmitteldiscounter ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer üblichen Verkaufs-
       fläche unter 1.000 m², das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf um-
       schlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood I-Sortiment so-
       wie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot mit Schwerpunkt Nonfood II5 führt.
       Supermarkt/Lebensmittelvollsortimenter
       Ein Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 400
       m² und 2.500 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I-Artikel führt und
       einen geringen Verkaufsflächen-Anteil an Nonfood II aufweist.
       Großer Supermarkt
       Ein großer Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen
       2.500 m² und 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment sowie Nonfood I und Non-
       food II-Artikel führt.
       SB-Warenhaus
       Ein SB-Warenhaus ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von mindes-
       tens 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I-Artikel sowie ein um-
       fangreiches Nonfood II-Angebot führt.
       Convenience Store
       Ein Convenience Store ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche unter 400
       m², das ein begrenztes Sortiment aus den Warenbereichen Tabakwaren, Süßwaren,
       Getränke, Presseartikel sowie frische Snacks und Fertiggerichte anbietet. Ein Conve-
       nience Store zeichnet sich durch seine bequeme Erreichbarkeit und übliche Sonntags-
       öffnung aus. Zu den Convenience Stores gehören Kioske und Tankstellenshops.

Wesentliches Unterscheidungskriterium der einzelnen Betriebstypen ist die Sortimentsstruktur.
Während ein Supermarkt im Schnitt ca. 11.830 Artikel offeriert, bieten Lebensmitteldiscount-
märkte dagegen im Schnitt lediglich ca. 2.300 Artikel. Bei beiden Betriebstypen liegt der Schwer-
punkt bei Waren des kurzfristigen Bedarfsbereichs (vgl. Tabelle 1).

4      Drogerieartikel, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung.
5      Ge- und Verbrauchsgüter des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs wie Textilien, Schuhe, Gartenbedarf,
       Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw.

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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Tabelle 1:        Sortimentsangebot von Lebensmitteldiscountern und Supermärkten
     Hauptwarengruppen               Discounter                 Supermarkt                Großer Supermarkt
                                   ( 788 m² VK)              ( 1.031 m² VK)              ( 3.381 m² VK)
                                                     Durchschnittliche Artikelzahl
                               absolut          in %         absolut          in %        absolut    in %
    Food                            1.755         76 – 77        8.995               76     15.730          63
    Nonfood I                         265         11 – 12        2.030               17      4.825          19
    Nonfood II                        275               12        805                7       4.450          18
    Nonfood insgesamt                 540         23 – 24        2.835               24      9.275          37
    Insgesamt                       2.295              100      11.830           100       25.005       100
Quelle: EHI Köln, Sortimentsbreitenerhebung. In: handelsdaten aktuell 2019.

Die Verkaufsflächengröße ist ein weiteres wichtiges Abgrenzungsmerkmal der Betriebstypen
und liegt bei Discountern durchschnittlich bei rd. 790 m² VK pro Betrieb und bei Supermärkten
bei durchschnittlich rd. 1.030 m² VK pro Betrieb. Im Vergleich zu Lebensmitteldiscountern benö-
tigen Lebensmittelvollsortimenter (Supermärkte, Große Supermärkte, SB-Warenhäuser) für ihr
umfangreicheres Sortiment erheblich größere Flächen. Vollsortimenter profilieren sich dabei ins-
besondere durch ihre Vielfalt an Frischeprodukten, wie etwa Obst und Gemüse, Milchprodukte,
Käse, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch und Feinkost (teils in Bedientheken). Auch das sog. Trocken-
sortiment sowie die Sortimente für Getränke (Einweg- und Mehrwegartikel, Wein, Spirituosen)
und Tiefkühlkost sind bei Vollsortimentern deutlich umfangreicher als bei Discountern.

4.         Sicherung der Nahversorgung als kommunale Aufgabe

Die primäre Aufgabe der Nahversorgung ist es, die kurzfristigen, täglichen Bedarfe der Bevölke-
rung abzudecken. Dazu gehören all jene Güter, die vom Verbraucher nahezu unmittelbar nach
dem Kauf verwendet oder verbraucht werden.

Neben der Versorgungsaufgabe der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs übernehmen
Nahversorgungseinrichtungen eine bedeutende Rolle im sozialen Alltag der Bewohner. Der Ein-
kauf ermöglicht es, am sozialen Leben teilzuhaben, was insbesondere für ältere Menschen wich-
tig ist. Außerdem kommt dem Lebensmittelhandel eine hohe Bedeutung als Arbeitgeber zu. Ne-
ben dem reinen Beschäftigungseffekt ist zu berücksichtigen, dass ein Teil der Ausgaben für die
Nahversorgung in die lokale Wirtschaft zurückfließt.6

Nahversorgung nimmt in der Bewertung der Standort- und Lebensqualität eine wichtige Rolle
ein. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass dort, wo der Nahversorger vor Ort fehlt, die örtli-
che Kaufkraftbindung äußerst gering ist. Ein gutes Angebot im Nahversorgungssegment ist eine
wichtige Voraussetzung für die Zufriedenheit der Bewohner und ein wichtiges Auswahlkriterium
bei der Wohnortsuche. Dies gilt sowohl für die jüngere Bevölkerung als auch v. a. für Familien

6
           Nahversorgungsbetriebe beziehen regelmäßig Waren aus der Region und unterstützen somit
           regionale Wirtschaftskreisläufe.

                                                                                                                 9
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

und die älteren Bevölkerungsgruppen. Letztlich sind selbst die Immobilienwerte in einer Ge-
meinde mit der „Sicherung der Grundversorgung“ verknüpft.7

Neben Baulandverfügbarkeit und -preisen sind v. a. das Angebot an Versorgungsinfrastruktur, öf-
fentlichen und kulturellen Einrichtungen sowie auch die medizinische Versorgung wichtige Fak-
toren in der Entscheidung für einen Wohnstandort.

Nur durch passende Angebote im Bereich Versorgung, Medizin, Kultur, Datennetze, Bildung, Kin-
derbetreuung etc. können mobile (v. a. jüngere) Bevölkerungsschichten in der Kommune gehal-
ten werden. Andernfalls drohen die Abwanderung und damit der Beginn der Abwärtsspirale.
Abbildung 3: Abwärtsspirale der Standortattraktivität

Quelle: GMA-Darstellung 2020

Auch für Unternehmen spielt bei ihrer Ansiedlungsentscheidung der Wohnstandort eine wich-
tige Rolle. Nur bei einer ausreichend hohen Qualität kann es gelingen, auch qualifizierte Mitar-
beiter für den Standort zu gewinnen.

Ein Mangel oder das Fehlen von Angeboten in einer Gemeinde hat direkte Auswirkungen auf die
Standortqualität und damit auch auf die Stabilität der Kommune insgesamt. Fehlende oder wenig
attraktive Angebote führen dazu, dass die Standortattraktivität für Unternehmen und Privatper-
sonen sinkt und Zuzug ausbleibt. Ergänzend kann ein fehlendes Angebot – insbesondere der Nah-
versorgung – dazu führen, dass Haushalte und ausgewählte Bevölkerungsgruppen ihren gegen-
wärtigen Wohnstandort überdenken und einen Fortzug erwägen.

7      vgl. beispielhaft Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen: Wohnen im Zentrum –
       Strategien für attraktive Stadt- und Ortskerne; Ergebnisse der landesweiten Wettbewerbs-Initiative
       2005 / 06; Stuttgart, 2006 oder BBR 2008: Laufende Bevölkerungsumfrage.

                                                                                                            10
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

5.     Zukünftige Entwicklungen

Auch im Lebensmittelhandel wird der demografische und technologische Wandel bestimmender
Faktor bleiben. Wenngleich der technologische Wandel (Stichpunkt: Onlinehandel) für den rest-
lichen Handel der zentrale Veränderungsfaktor sein wird, ist davon auszugehen, dass für den Le-
bensmittelhandel der demografische Wandel mit all seinen Konsequenzen8 der Haupteinfluss-
faktor bleiben wird. In der Konsequenz ist mittelfristig mit folgenden Veränderungen im Lebens-
mittelhandel zu rechnen:

      Alle relevanten Betreiber im Lebensmittelhandel, aber auch im Drogeriehandel, wer-
       den weiterhin ihre Standortnetze konsequent optimieren und modernisieren, bei sich
       fortsetzenden Konzentrations- und Übernahmetendenzen. Das beinhaltet neben der
       Erschließung neuer Standorte v. a. die Optimierung des Bestandes durch Modernisie-
       rung. Priorität haben überwiegend integrierte Standorte in den Ballungsräumen,
       wenngleich der ländliche Raum ebenfalls im Fokus steht, dies allerdings nur bei pas-
       senden Standortbedingungen.

      Grundsätzlich ziehen sich die Themen Bio, regionale Produkte, internationale Pro-
       dukte, zunehmend auch fair gehandelte Produkte, durch die gesamte Branche. War es
       lange eine Nische für die „Kleinen“, bieten zunehmend alle Betreiber entsprechende
       Sortimente an. Gleichzeitig hat sich bereits der Betriebstyp des „Biosupermarktes“
       herausgebildet, der zumindest mittelfristig zur Reduzierung kleinflächiger „Bioläden“
       führen wird. Darüber hinaus werden kleinere Verpackungsgrößen und die Weiterent-
       wicklung von Convenience ihren Beitrag zur Flächenentwicklung haben, ergänzt um
       breitere Gänge und niedrigere Regalhöhen (Stichwort: Barrierefreiheit, demographi-
       scher Wandel).

      Die Ausdehnung sog. Eigenmarken, insbesondere im Supermarktbereich, bzw. von
       Markenartikeln im Discountsegment nimmt weiteren Platz in Anspruch. Dabei ist be-
       reits heute eine zunehmende Auflösung der bisher harten Grenzen zwischen Discount
       und Supermarkt festzustellen (Stichworte: Preiseinstieg, Upgrading).

      Strukturveränderungen werden sich letztlich auch aus dem Thema Onlinehandel er-
       geben. Allerdings war der Erfolg im Lebensmittelhandel bislang auf Spezialanbieter für
       logistikaffine und wenig preissensible Produkte (z. B. Wein, Spirituosen) konzentriert.
       Über den gesamten Lebensmittelhandel machte dies noch nicht einmal einen Umsatz-
       anteil von 1 % aus. Aktuell haben sich jedoch alle Händler dem Thema angenommen,
       wobei neben dem klassischen Onlinehandel mit Bring- bzw. Lieferservice (z. B.

8
       Stichworte v. a. buntere und ältere Gesellschaft, heterogene Lebens- und Familienbilder, Zunahme der
       regionalen Disparitäten zwischen sich entleerenden ländlichen Regionen und überlasteten, erfolgreichen
       städtische Regionen

                                                                                                                11
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

       edeka24, rewe.de) dem Konzept des Drive-In-Modells tendenziell größere Erfolgschan-
       cen in Deutschland eingeräumt werden (z. B. Edeka, Rewe, Real). Es bleibt jedoch ab-
       zuwarten, in welchem Umfang und Dauer sich die Marktanteile verschieben werden,
       v. a. vor dem Hintergrund des vergleichsweise sehr engen und leistungsfähigen statio-
       nären Grundversorgungsnetzes in Deutschland.

Tabelle 2:         Standortanforderungen im nahversorgungsrelevanten Einzelhandel
    mögliche / typische       benötigte Mindest-           angestrebte             sonstige Standort-
    Angebotselemente           Einwohnerzahl im           Verkaufsfläche             bedingungen
                                 Einzugsgebiet

Supermarkt                    ca. 4.000 – 10.000 (je ca. 1.200 – 1.800 m² gute Sichtbarkeit
                                 nach Betreiber)                          ca. 60 - 70 Stellplätze

Lebensmitteldiscounter        ca. 3.000 – 10.000 (je    ca. 800 – 1.400 m²   gute Sichtbarkeit
                                 nach Betreiber)                             ca. 75 - 100 Stellplätze

Getränkefachmarkt              ca. 5.000 – 10.000        ca. 300 – 500 m²    gute Sichtbarkeit
                                                                             mind. 10 Stellplätze

Drogeriefachmarkt                   ab 10.000            ca. 600 – 800 m²    gute Sichtbarkeit
                               (je nach Betreiber)                           mind. 30 Stellplätze

                                                           ca. 50 – 80 m²     gute Sichtbarkeit oder
Bäckereifiliale                 ca. 2.000 – 3.000
                                                       (zzgl. Verzehrbereich) Vorkassenzone des Lebensmit-
                                                                              telmarktes

                                                          ca. 20 – 80 m²       gute Sichtbarkeit oder
Metzgereifiliale               ca. 5.000 – 10.000
                                                       (ggf. zzgl. Stehtische) Vorkassenzone des Lebensmit-
                                                                               telmarktes
Apotheke                             ca. 4.000            ca. 80 – 120 m²    Arztpraxen im Umfeld

Quelle: GMA-Standortforschung 2020

Zusammenfassend versteht man unter Nahversorgung somit im Allgemeinen:
      Bedarfsdeckung mit Gütern des täglichen und kurzfristigen Bedarfs,

      ergänzt durch weitere Dienstleistungen (medizinische Versorgung, Post, Bank usw.),
      die wohnortnah und möglichst fußläufig zu erreichen und
      zentral gelegen ist.

Nahversorgung ist mehr als Bedarfsdeckung. Nahversorgung sichert:
      Immobilienwerte = Immobilienentwicklung

      Lebensqualität für alle Bevölkerungsgruppen = Stadt- und Gemeindeentwicklung
      Arbeitsplätze = Wirtschaftsentwicklung
      Grundvoraussetzung für nachhaltige Gemeindeentwicklung
      Heimat und Identität.

                                                                                                              12
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

6.     Standortrahmenbedingungen für Ubstadt-Weiher

Die ca. 13.299 Einwohner9 zählende Gemeinde Ubstadt-Weiher (Landkreis Karlsruhe) ist im Regi-
onalplan für die Region Mittlerer Oberrhein als Kleinzentrum im Mittelbereich Bruchsal ausge-
wiesen. Unter regionalplanerischen Aspekten kommt der Gemeinde damit die Deckung des
Grundbedarfs zu. Ubstadt-Weiher liegt an der regionalen Entwicklungsachse Heidelberg – Bad
Schönborn – Ubstadt-Weiher – Bruchsal – Karlsruhe. Als nächstgelegener zentraler Orte ist im
Süden auf das Mittelzentrum Bruchsal sowie in nördlicher Richtung auf das Doppelzentrum Wall-
dorf-Wiesloch hinzuweisen. Das Oberzentrum Karlsruhe liegt ca. 30 km südwestlich von Ubstadt-
Weiher entfernt (Vgl. Karte 1).

Die Bevölkerungsentwicklung verlief in der zurückliegenden Dekade leicht positiv. So ist für den
Zeitraum 2014 - 2018 in Ubstadt-Weiher ein Bevölkerungsanstieg um rd. 67 Personen bzw.
+ 0,5 % zu verzeichnen. Im regionalen Vergleich bewegen sich die Einwohnerentwicklungen un-
ter dem Durchschnitt des Landkreis Karlsruhe im gleichen Zeitraum (+ 3,0 %). Perspektivisch wird
für Ubstadt-Weiher mit einer nahezu gleichbleibenden Einwohnerzahl (2035: 13.393 Einwohner
auf Basis Zensus 2017) gerechnet.10

Tabelle 3:      Einwohnerentwicklung im regionalen Vergleich

                                                                        Veränderungen
                                                                                         Veränderungen
     Bevölkerungsentwicklung            2014             2019            nach Einwoh-
                                                                                         2014 - 2019 in %
                                                                          nerzahlen
 Ubstadt-Weiher                            12.966           13.033                + 67               + 0,5
 Bad Schönborn                             12.704           13.064              + 360                + 2,8
 Östringen                                 12.562           13.015              + 455                + 3,6
 Kraichtal                                 14.576           14.627                + 51               + 0,3
 Hambrücken                                 5.438               5.527             + 29               + 0,5
 Bruchsal, Stadt                           40.030           44.644             + 4.614              + 11,5
 LK Karlsruhe                             431.315          444.232            + 12.917               + 3,0
 Baden-Württemberg                     10.702.496      11.069.533            + 366.537               + 2,9
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31.12 2014 bzw. 31.12.2018

Die Siedlungsstruktur der Gemeinde Ubstadt-Weiher ist durch insgesamt vier Ortsteile geprägt.
Mit rd. 33 % der Bevölkerung bzw. 4.433 Einwohnern bildet Ubstadt den Einwohnerschwerpunkt,
im Ortsteil Weiher leben weitere 27 % der Bevölkerung bzw. ca. 3.624 Einwohner. Etwa 23 %
(bzw. rd. 3.025 Einwohner) sind im Ortsteil Zeutern ansässig, Stettfeld bildet mit nur 17 % der
Bevölkerung (ca. 2.217 Einwohner) den kleinsten Ortsteil. Die Ortschaften sind überwiegend
durch Wohnbebauung geprägt, ein größeres Gewerbegebiet (Zentrales Gewerbegebiet) liegt
südlich der K 3575 zwischen Ubstadt und Weiher.

9
       Quelle: Gemeinde Ubstadt-Weiher, Einwohnermeldestatistik (Stand: April 2020).
10
       Bevölkerungsvorausberechnung mit Wanderungen bis 2035.

                                                                                                             13
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Verkehrlich ist Ubstadt-Weiher über die Bundesstraße B 3 (Darmstadt – Heidelberg – Bruchsal),
welche in nordsüdlicher Richtung verläuft und die Ortschaften Stettfeld und Ubstadt durchquert,
gut angeschlossen. Die Ortsteile Zeutern und Weiher sowie die benachbarten Kommunen sind
über ein dichtes Netz aus Kreis- und Landesstraßen eingebunden. Über die Autobahnanschluss-
stelle Gronau bzw. Bruchsal besteht Anschluss an die westlich verlaufende A 5 (Karlsruhe – Hei-
delberg). Damit ist Ubstadt-Weiher eine verkehrsgünstige Lage zwischen den Oberzentren Karls-
ruhe und Heidelberg zu bescheinigen. Ein Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr erfolgt über
die S-Bahn Rhein-Neckar bzw. die Stadtbahn Karlsruhe mit Haltepunkten in Ubstadt, Stettfeld
und Zeutern.

Der Wirtschaftsstandort Ubstadt-Weiher wird geprägt von kleinen und mittelständischen Unter-
nehmen v. a. des „Produzierenden Gewerbes“ (41,6 %). Auf den Bereich „Handel, Gastgewerbe
und Verkehr“ entfallen ca. 26,4 %, auf „Sonstige Dienstleistungen“ rd. 31,5 % der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten.11 Im Vergleich zum Landkreis Karlsruhe nimmt der Dienstleistungs-
bereich damit eine deutlich untergeordnete Rolle ein. Im Jahr 2019 waren in Ubstadt-Weiher ca.
2.474 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort registriert. Den rd. 1.683 Einpend-
lern standen 4.811 Auspendler gegenüber.12

Die Einzelhandelsstruktur in Ubstadt-Weiher ist entsprechend der Siedlungsstruktur auf alle Ort-
steile verteilt und bildet jeweils in zentralen Lagen kleine Nahversorgungsschwerpunkte. Die Ein-
zelhandelsstruktur ist vorrangig durch kleinteilige Betriebe im kurz- und mittelfristigen Bedarfs-
bereich geprägt. Wichtige Einzelhandelsschwerpunkte stellen der Bereich Unteröwisheimer
Straße im Südosten von Ubstadt (Aldi, dm) sowie der Standort Ubstadter Straße im Süden des
Ortsteils Weiher (REWE, Lidl) dar. In Stettfeld ist am östlichen Ortsausgang mit dem Penny-Markt
eine weitere Versorgungslage anzuführen.

11
       Quelle: Statistisches Landesamt, Stand: 30.06.2019..
12
       Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 30.06.2019.

                                                                                                     14
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Karte 1:          Lage und zentralörtliche Struktur der Gemeinde Ubstadt-Weiher

                                                                                  Legende

                                                                                           Oberzentrum

                                                                                           Mittelzentrum

                                                                                           Unterzentrum

                                                                                           Kleinzentrum

                                                                                  Quelle: erstellt mit RegioGraph Planung;
                                                                                  GMA-Bearbeitung 2020

                                                                                                                             15
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

II.     Nachfragesituation

1.      Marktgebiet und Bevölkerungspotenzial

Die Abgrenzung des Marktgebiets für den Einzelhandel in Ubstadt-Weiher stellt eine wichtige
Grundlage zur Ermittlung des Bevölkerungspotenzials und der damit zur Verfügung stehenden
Kaufkraft dar. Als Marktgebiet wird der Raum bezeichnet, innerhalb dessen die Verbraucher re-
gelmäßig die Einzelhandelsstandorte in Ubstadt-Weiher aufsuchen.

Zur Abgrenzung des Einzugsbereichs wurden folgende Kriterien herangezogen:

       wesentliche Strukturdaten und Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum (z. B.
        Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur)

       Topografie

       die Verkehrserschließung im Untersuchungsraum und die damit zusammenhängenden
        Zeit-Distanz-Werte

       die Angebotssituation in Ubstadt-Weiher bzw. in den umliegenden Städten und Ge-
        meinden

       Ergebnisse aus anderen GMA-Untersuchungen in der Region

Das Marktgebiet von Ubstadt-Weiher beschränkt sich im Wesentlichen auf die Gemeinde
selbst mit derzeit ca. 13.299 Einwohnern.

Aufgrund der vorhandenen Angebotsstrukturen (vgl. nachfolgendes Kapitel) sowie des Wettbe-
werbsumfeldes sind Kundenzuführeffekte aus den umliegenden Städten und Gemeinden nur in
deutlich untergeordnetem Maße zu erwarten.

Das Marktgebiet von Ubstadt-Weiher wird dabei im Wesentlichen durch die umliegenden Le-
bensmittelmärkte begrenzt. Die angrenzenden Kommunen verfügen selbst über vergleichbare
oder weiter größere Nahversorgungsangebote (Bruchsal) oder orientieren sich an andere Stand-
orte.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Marktgebiet der Gemeinde Ubstadt-Weiher im
Wesentlichen auf das eigene Gemeindegebiet begrenzt bleibt. Eine gewisse Umlandbedeutung
hat der Standort von Aldi und dm in Ubstadt, da er verkehrsgünstig aus Richtung Kraichtal gelegen
ist.

                                                                                                    16
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Karte 2:          Marktgebiet der Gemeinde Ubstadt – Weiher und Wettbewerbsstandorte im Umfeld

                                                                                                 Legende

                                                                                                          Einzugsgebiet

                                                                                                 Quelle: erstellt mit RegioGraph Planung;
                                                                                                 GMA-Bearbeitung 2020

                                                                                                                                            17
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

2.       Kaufkraftpotenzial in Ubstadt-Weiher

Nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen liegt die einzel-
handelsrelevante Kaufkraft (inkl. Apotheken und Ladenhandwerk) pro Kopf der Wohnbevölke-
rung in Deutschland derzeit bei ca. 6.035 €.13. Davon entfallen ca. 2.210 € auf Nahrungs- und
Genussmittel und ca. 3.825 € auf Nichtlebensmittel (Nonfood). Für Gesundheit und Körperpflege
ist aktuell ein Kaufkraftbetrag von ca. 451 € anzusetzen, für übrige nahversorgungsrelevante Sor-
timente (Blumen, zoologischer Bedarf, Zeitschriften) ca. 198 € pro Kopf.

Neben den Pro-Kopf-Ausgabewerten ist zur Berechnung der Kaufkraft das lokale Kaufkraftniveau
zu berücksichtigen. MB Research errechnet die Kaufkraftkoeffizienten auf der Grundlage der
Steuerstatistik.14 In Ubstadt-Weiher ist hierbei mit 103,2 ein leicht überdurchschnittlicher Wert
zu verzeichnen (Bundesdurchschnitt = 100).

Unter Berücksichtigung der aktuellen Einwohnerzahlen und des lokalen Kaufkraftniveaus errech-
net sich für die Gemeinde Ubstadt-Weiher aktuell ein jährliches nahversorgungsrelevantes Kauf-
kraftpotenzial von ca. 38,3 Mio. €, davon ca. 29,7 Mio. € für Nahrungs- und Genussmittel.

Tabelle 4:        Kaufkraftpotenziale in Ubstadt-Weiher

                                   Sortimente                               Kaufkraft in Mio. €
    Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren, Reformwaren                                           24,9
    Bäckereihandwerk                                                                              2,5
    Fleischerhandwerk                                                                             2,3
    Nahrungs- und Genussmittel insgesamt                                                      29,7
    Drogeriewaren, Parfümerie, Kosmetik                                                           3,8
    Apotheker-, Sanitätswaren*                                                                    2,2
    Gesundheit, Körperpflege insgesamt                                                            6,0
    Blumen                                                                                        1,2
    zoologischer Bedarf                                                                           0,8
    Zeitschriften, Zeitungen                                                                      0,6
    überwiegend kurzfristiger Bedarf insgesamt                                                38,3
*        ohne verschreibungspflichtige Arzneimittel
GMA-Berechnungen 2020

13
         Ohne Anteil verschreibungspflichtiger Medikamente bei Apotheken.
14
         Quelle: MB Research, Nürnberg 2018.

                                                                                                        18
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

III. Aktuelle Versorgungssituation in Ubstadt-Weiher

Zur Bewertung der Angebotssituation im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich in
Ubstadt-Weiher wurde von der GMA im März 2020 eine Erhebung der nahversorgungsrelevan-
ten Einzelhandelsbetriebe durchgeführt. Dabei wurden neben den größeren Anbietern ebenfalls
Spezialbetriebe sowie Betriebe des Ladenhandwerks (Bäckereien, Metzgereien) erfasst. Diese
Daten fließen direkt in die Bewertung der Nahversorgungssituation in der Gemeinde Ubstadt-
Weiher ein.

1.     Angebotssituation in der Gemeinde Ubstadt-Weiher

In der Gemeinde Ubstadt-Weiher sind insgesamt 30 Einzelhandelsbetriebe der Nahversorgung
mit einer Verkaufsfläche von ca. 6.635 m² vorhanden. Die Umsatzleistung der dortigen Betriebe
beträgt ca. 31 – 32 Mio. €. Auf den Nahrungs- und Genussmittelbereich entfallen davon rd. 27 –
28 Mio. €.

Bezogen auf die nahversorgungsrelevanten Warengruppen stellt sich das Angebot in Ubstadt-
Weiher wie folgt dar:

Tabelle 5:      Einzelhandelsbestand in der Gemeinde Ubstadt-Weiher

                                                        Anzahl der Betriebe   Verkaufsfläche in m²
 Lebensmittel                                                             8                   4.745
 Bäckereibetriebe                                                         7                     230
 Metzgereibetriebe                                                        4                     130
 Getränke                                                                 6                     870
 Lebensmittel insgesamt                                                  25                   5.975
 Drogeriewaren                                                            1                     600
 Apotheken                                                                2                      60
 Nichtlebensmittel insgesamt                                              3                     660
 nahversorgungsrelevantes Angebot insgesamt                              30                   6.635
GMA-Erhebung 2020

                                                                                                      19
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Differenziert nach Ortsteilen stellt sich die Situation in der Gemeinde Ubstadt-Weiher wie folgt
dar:

Tabelle 6:        Einzelhandelsbestand in der Gemeinde Ubstadt-Weiher nach Ortsteilen

                                                         Drogeriewaren /
                             Lebensmittel                                                Gesamt
                                                           Apotheken
       Ortsteil                        Verkaufs-                      Verkaufs-                Verkaufs-
                         Anzahl                        Anzahl                        Anzahl
                                        fläche                         fläche                   fläche
                        Betriebe                      Betriebe                      Betriebe
                                         in m²                          in m²                    in m²
  Ubstadt                          8        2.005                2          640           10       2.645
  Weiher                           8        2.815                1           20            9       2.835
  Stettfeld                        5          855               ---           ---          5         855
  Zeutern                          4          270               ---           ---          4         270
---    kein Angebot vorhanden
GMA-Erhebung 2020

Das nahversorgungsrelevante Angebot ist anhand der vorliegenden Daten in der Gemeinde
Ubstadt-Weiher wie folgt zu charakterisieren:

      Ein deutlicher Schwerpunkt der Lebensmittelversorgung befindet sich in den einwoh-
       nerstärksten Ortsteilen Ubstadt und Weiher.

      Der Ortsteil Ubstadt mit ca. 4.433 Einwohnern stellt den größten Einzelhandelsstand-
       ort in der Gemeinde dar. Hier ist am südöstlichen Ortsausgang an der Unteröwishei-
       mer Straße ein Aldi-Lebensmitteldiscounter auf einer Verkaufsfläche von derzeit rd.
       1.000 m² VK ansässig. In Verbund mit dem angrenzenden Drogeriefachmarkt dm han-
       delt es sich um eine für die Gemeinde wichtige Nahversorgungslage. Daneben sind in
       Ubstadt eine Bäckerei (Bäckerei Leyer) sowie zwei Metzgereien (Metzgerei Schenk, Fri-
       scheeck B 3) ansässig. Zwei Tankstellenshops sowie ein Getränkemarkt (Getränkewelt
       Bader) ergänzen das Angebot vor Ort. Eine Apotheke (Storchenapotheke) in der Orts-
       mitte von Ubstadt ergänzt das Angebot im Gesundheitsbereich.

      Im Ortsteil Weiher mit ca. 3.624 Einwohnern wird die Angebotssituation insbesondere
       durch die großflächigen Lebensmittelmärkte REWE und Lidl in der Ubstadter Straße
       geprägt. Die für die Versorgung wichtigen Lebensmittelmärkte befinden sich am Orts-
       ausgang von Weiher in sog. Scharnierlage zwischen Ubstadt und Weiher. Im Lebens-
       mittelhandwerk sind zwei Bäckereien (Bäckerei Thollembeek, Bäckerei Haneka) sowie
       eine Metzgerei (Metzgerei Schenk) vorhanden. Mit Ausnahme einer Filiale der Bäcke-
       rei Thollembeek im Vorkassenbereich des Rewe-Marktes sind die Betriebe in zentraler
       Lage im Ortskern von Weiher angesiedelt. Eine Apotheke (Nikolaus Apotheke) ergänzt
       das Angebot.

                                                                                                           20
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

      Im Ortsteil Stettfeld mit ca. 2.217 Einwohnern trägt der Lebensmitteldiscounter Penny
       im Wesentlichen zur Nahversorgung der Wohnbevölkerung bei. Der Markt befindet
       sich in randlicher Lage am östlichen Ortsausgang in Richtung Zeutern und ist damit für
       die beiden kleinsten Ortsteile der Gemeinde Ubstadt-Weiher sehr gut zu erreichen.
       Das weitere Angebot in Stettfeld beschränkt sich auf drei Lebensmittelhandwerksbe-
       triebe (Bäckerei Singler, Der Konditor, Bäckerei Thollembeek). Die Bäckerei Singler be-
       findet sich in Wohngebietslage und bietet neben dem klassischen Lebensmittelhand-
       werk ebenfalls ein kleines Angebot an Lebensmitteln (u. a. Milchprodukte, Trockensor-
       timent) sowie Haushalts- und Drogerieartikel zum Verkauf an. Die übrigen Betriebe
       befinden sich allesamt in zentraler Ortskernlage. Darüber hinaus wird in der Stettfelder
       Mühle ein kleiner Mühlenladen betrieben, der ein Angebot an Naturkostprodukten so-
       wie Obst / Gemüse anbietet.

      In Zeutern (ca. 3.025 Einwohner) ist kein größerer Lebensmittelmarkt ansässig. Das
       Angebot vor Ort setzt sich zusammen aus Betrieben des Lebensmittelhandwerks
       (Metzgerei Dutzi, Bäckerei Gerweck), welche zur Grundversorgung herangezogen wer-
       den. Im Getränkebereich ist auf den Getränkemarkt Dutzi & Frank sowie eine Verkaufs-
       stelle des Weinguts Haffner hinzuweisen.

      Ergänzend zum stationären Angebot gibt es eine Reihe von mobilen Händlern, die mit
       Marktständen ihre Produkte in der Gemeinde anbieten.

                                                                                                  21
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Karte 3:          Einzelhandelsstrukturen in der Gemeinde Ubstadt-Weiher (Ubstadt)

                                                                                     Legende

                                                                                            Getränkemarkt

                                                                                            Tankstelle

                                                                                            Bäckerei

                                                                                            Metzgerei
                                                                                            Apotheke
                                                                                            sonstiger Einzelhandel

                                                                                     Quelle: LGL, www.lgl-bw.de GMA-
                                                                                     Bearbeitung 2020

                                                                                                                       22
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Karte 4:          Einzelhandelsstrukturen in der Gemeinde Ubstadt-Weiher (Weiher / Stettfeld)

  Weiher                                                    Stettfeld
                                                                                                Legende

                                                                                                       Getränkemarkt

                                                                                                       Tankstelle

                                                                                                       Bäckerei

                                                                                                       Metzgerei
                                                                                                       Apotheke
                                                                                                       sonstiger Einzelhandel

                                                                                                Quelle: LGL, www.lgl-bw.de GMA-
                                                                                                Bearbeitung 2020

                                                                                                                                  23
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Karte 5:          Einzelhandelsstrukturen in der Gemeinde Ubstadt-Weiher (Zeutern)

                                                                                     Legende

                                                                                            Getränkemarkt

                                                                                            Tankstelle

                                                                                            Bäckerei

                                                                                            Metzgerei
                                                                                            Apotheke
                                                                                            sonstiger Einzelhandel

                                                                                     Quelle: LGL, www.lgl-bw.de GMA-
                                                                                     Bearbeitung 2020

                                                                                                                       24
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

2.     Angebotssituation im Umland

Die Möglichkeit zur Erschließung eines über die Gemeinde Ubstadt-Weiher hinausgehenden Ein-
zugsgebietes wird maßgeblich durch die Wettbewerbsstrukturen im Umland beeinflusst. Als
nächstgelegener größerer Handelsstandort, zu dem engere Einkaufsverflechtungen bestehen, ist
in Richtung Süden auf das Mittelzentrum Bruchsal hinzuweisen. Aber auch die weiteren umlie-
genden Kommunen weisen eine sehr gute Versorgungslage auf, so dass insgesamt von einem
starken Wettbewerbsumfeld zu sprechen ist.

Dabei lassen sich die Angebotsstrukturen im Umland wie folgt charakterisieren:

      In Richtung Süden ist auf einen umfangreichen Einzelhandelsbesatz im Mittelzentrum
       Bruchsal hinzuweisen. Dort besteht im Lebensmitteleinzelhandel neben den SB-Wa-
       renhäusern real und Marktkauf ein ausdifferenziertes und vielfältiges Angebot mit ver-
       schiedenen Betriebskonzepten (u. a. Lidl, Aldi, Penny, Norma, Rewe, Edeka). Im Dro-
       geriewarenbereich sind zwei Filialen des Anbieters dm sowie ein Drogeriemarkt Müller
       ansässig.

      Auch das benachbarte Unterzentrum Bad Schönborn weist mit seinen Lebensmittel-
       märkten ein attraktives Lebensmittelangebot auf und übt damit eine gewissen Anzie-
       hungskraft auch für Kunden aus Ubstadt-Weiher aus. Hinsichtlich der Nahversorgungs-
       strukturen besteht sowohl im nördlich an Stettfeld angrenzenden Bad Langenbrücken
       (Rewe, Aldi, Netto) als auch in Bad Mingolsheim (Rewe, Penny, Lidl) ein überdurch-
       schnittliches Angebot im Lebensmittelbereich. Darüber hinaus ist auf zwei Drogerie-
       fachmärkte (Rossmann und dm) hinzuweisen.

      In Richtung Osten grenzt das Unterzentrum Östringen an die Gemeinde an. Im Lebens-
       mitteleinzelhandel sind mit dem Anbieter Kaufland und den Lebensmitteldiscountern
       Lidl, Penny und Netto verschiedene Betriebskonzepte vorhanden, die in Gewerbege-
       bietslage mit weiteren Fachmarktnutzungen (u. a. dm) angesiedelt sind. Insbesondere
       für Zeutern bildet dieser Standort eine attraktive Einkaufslage. Darüber hinaus ist auf
       einen Netto-Markt am westlichen Ortsrand von Odenheim hinzuweisen.

      Auch das benachbarte Kleinzentrum Kraichtal verfügt über eigenständige Versor-
       gungsstrukturen. Hier finden sich in den Ortsteilen Münzesheim und Unteröwisheim
       größere Lebensmittelmärkte. Im östlich an Ubstadt angrenzenden Unteröwisheim ist
       ein Netto-Markt ansässig, im weiter östlich gelegenen Münzesheim sind ein Rewe-
       Markt sowie ein Lidl Lebensmitteldiscounter vorhanden. Die Versorgungsstrukturen
       sind nahezu ausschließlich auf die Sicherung der Nahversorgung innerhalb der Ge-
       meinde ausgerichtet, der Standort stellt keinen unmittelbaren Wettbewerbsstandort
       zu Ubstadt-Weiher dar.

                                                                                                 25
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

      In der südwestlich an Ubstadt-Weiher angrenzenden Gemeinde Forst ist ebenfalls auf
       umfassende Versorgungsstrukturen hinzuweisen (Rewe, CAP, Netto, Penny). Im west-
       lich angrenzenden Hambrücken wird die Grundversorgung durch einen Netto-Markt
       sowie durch den Vollsortimenter Rewe sichergestellt.

      Ebenfalls ein umfassendes Angebot besteht im westlich gelegenen Unterzentrum
       Waghäusel. Hier ist auf das überregional bedeutsame SB-Warenhaus Globus im Ge-
       werbegebiet Wiesental hinzuweisen, welches in Verbindung mit weiteren Fachmarkt-
       angeboten im Umfeld eine große Strahlkraft in das Umland verfügt. Weitere Lebens-
       mittelangebote in den Ortsteilen (Rewe, Lidl, Aldi, Netto, Penny) spielen aufgrund der
       großen Entfernung als Wettbewerbsstandorte hingegen keine Rolle.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wettbewerbsstrukturen im Umland die
Möglichkeit zur Generierung von Kundenzuströmen deutlich begrenzen. Hier ist nahezu flä-
chendeckend auf überwiegend zeitgemäße Versorgungsstrukturen im Lebensmitteleinzel-
handel hinzuweisen.

                                                                                                26
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

IV.    Entwicklungspotenziale

1.     Bewertung der Angebotssituation in Ubstadt-Weiher

Zur Bewertung der Angebotssituation in Ubstadt-Weiher ist zum einen eine quantitative Bewer-
tung vor Ort vorhandenen Angebotsstrukturen durchzuführen. Hierfür wird in einem ersten
Schritt die Verkaufsflächenausstattung pro 1.000 Einwohner als Vergleichswert für eine Bewer-
tung herangezogen und die Daten aus der Gemeinde Ubstadt-Weiher und den Nachbarkommu-
nen mit dem bundesdeutschen Durchschnittswert verglichen.

Neben einer quantitativen Bewertung ist jedoch ebenfalls zu prüfen, inwiefern in qualitativer Hin-
sicht die vor Ort vorhandenen Angebotsstrukturen für eine zukunftsfähige Sicherung der Nahver-
sorgung ausreichen und ob hier Defizite bestehen. Hierfür sind die Versorgungsstrukturen näher
zu analysieren, um Rückschlüsse auf deren Zukunftsfähigkeit zu ziehen.

1.1    Verkaufsflächenausstattung

Zur Bewertung der Angebotssituation im Lebensmittelbereich wird als Vergleichsmaßstab die
Verkaufsflächenausstattung pro 1.000 Einwohner herangezogen. Durch die Normierung der Ver-
kaufsfläche mit den Einwohnerzahlen werden die vorhandenen Angebotsstrukturen untereinan-
der vergleichbar und können auch mit den bundesdeutschen Durchschnittswerten verglichen
werden.

Für einen Vergleich des Verkaufsflächenbestandes werden die Verkaufsflächenerhebungen des
EuroHandelsInstitutes (EHI) herangezogen. Dieses ermittelt jährlich den Verkaufsflächenbestand
des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland. Dabei werden Spezialgeschäfte (z. B. Biomärkte)
und nicht organisierter Lebensmitteleinzelhandel sowie Lebensmittelhandwerksbetriebe (Bäcke-
reien, Metzgereien) und Getränkemärkte nicht berücksichtigt. Die Verkaufsfläche der Betriebe
wird dabei inkl. Nonfoodverkaufsfläche erfasst.

Anhand dieser Erhebungsmethodik lässt sich aktuell für die Bundesrepublik Deutschland eine
Verkaufsflächenausstattung im Lebensmittelbereich von rd. 436 m² VK / 1.000 Einwohner fest-
halten.

Überträgt man die vom EHI angewandte Methodik auf die Situation in Ubstadt-Weiher und den
Nachbargemeinden zeigt sich hierbei folgendes Bild:

                                                                                                     27
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Tabelle 7:      Verkaufsflächenausstattung im Untersuchungsraum

                                 Verkaufsfläche in m²        Einwohner         Verkaufsfläche in m² /
                                 (nur Hauptanbieter)                                1.000 EW
 Ubstadt-Weiher                                    4.100            13.299                            315
 Forst                                             3.500              8.048                           434
 Kraichtal                                         3.250            14.627                            222
 Hambrücken                                        2.050              5.527                           370
 BRD                                                    -                  -                          436
Quelle: GMA-Erhebungen 2020; EHI EuropäischesHandelsInstitut Köln (2018), Handelsdaten aktuell S. 82; Statis-
        tisches Landesamt Baden-Württemberg

Abbildung 4: Aktuelle Verkaufsflächenausstattung pro 1.000 Einwohner im regionalen
             Vergleich

GMA-Erhebungen und Berechnungen 2020

Bei einer Bewertung der Angebotssituation lässt sich festhalten, dass in Ubstadt-Weiher mit rd.
315 m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner, in Relation zum Bundesdurchschnitt derzeit eine un-
terdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung vorhanden ist. Flächengemeinden aus mehre-
ren Ortsteilen erreichen jedoch aufgrund ihrer Siedlungsstruktur in aller Regel niedrigere Werte
als Gemeinde mit nur einem kompakten Siedlungskern (vgl. Kraichtal versus Forst). Außerdem
besitzt Ubstadt-Weiher keine überörtliche Versorgungsfunktion.

Als weitere Orientierung für das Entwicklungspotenzial in Ubstadt-Weiher kann die Zentralitäts-
kennziffer herangezogen werden. Zur Berechnung der Zentralität erfolgt eine Gegenüberstellung
von Kaufkraft und Umsatz. Dabei deuten Werte über 100 einen Bedeutungsüberschuss (Zuflüsse
aus dem Umland) und Werte unter 100 einen Nettokaufkraftabfluss an.

                                                                                                                28
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

Für den Bereich Nahrungs- und Genussmittel beträgt die Zentralitätskennziffer

         ca. 28,2 Mio. € :                    ca. 29,7 Mio. €                           = ca. 94 %.

      (Umsatz in Ubstadt-Weiher)   (Kaufkraft der Wohnbevölkerung von Ubstadt-Weiher)    (Zentralität)

In der Gemeinde Ubstadt-Weiher ist derzeit eine Zentralität von ca. 94 % festzuhalten. Nur 6 %
der Kaufkraft fließen im Lebensmittelbereich an umliegende Standorte ab.

Eine Bewertung der quantitativen Ausstattung in der Gemeinde Ubstadt-Weiher im Lebens-
mittelbereich nach unterschiedlichen Methoden lässt übereinstimmend ein geringes Entwick-
lungspotenzial erkennen. Insofern liegen nur geringfügig Entwicklungsspielräume vor, die an-
gesichts der derzeitigen Ausgestaltung der Lebensmittelversorgung für eine Modernisierung
der vorhandenen Betriebe (Lidl, Penny, Rewe) verwendet werden könnten.

1.2      Qualitative Bewertung

Neben einer quantitativen Bewertung anhand von Kenndaten und dem verfügbaren Einwohner-
und Kaufkraftpotenzial ist im Rahmen einer qualitativen Bewertung zu prüfen, inwieweit die in
der Gemeinde Ubstadt-Weiher vorhandenen Nutzungsstrukturen zukunftsfähig aufgestellt sind
und welche Möglichkeiten für Angebotsergänzungen unter Berücksichtigung der vor Ort verfüg-
baren Potenziale denkbar sind. Dabei sind die Nahversorgungsstrukturen unter qualitativen Ge-
sichtspunkten wie folgt zu bewerten:

        Im Ortsteil Ubstadt ist als strukturprägenden Anbieter auf den Aldi Lebensmitteldis-
         counter am südöstlichen Ortsausgang in Richtung Unteröwisheim hinzuweisen. In
         Kombination mit dem Drogeriefachmarkt dm handelt es sich um eine attraktive Nah-
         versorgungslage der Gemeinde Ubstadt-Weiher. Der Lebensmitteldiscounter weist ak-
         tuell ein modernes und attraktives Erscheinungsbild auf. Nach der Erweiterung von
         Aldi ist der Standort sehr gut aufgestellt.

        Im Ortsteil Weiher sind als strukturprägende Anbieter ein Rewe Vollsortimenter sowie
         der Lidl Lebensmitteldiscounter an der Ubstadter Straße anzuführen. Die Lage der
         Märkte am Ortsrand von Weiher, in sog. Scharnierlage, macht den Standort zu einer
         wichtigen Versorgungslage für mehrere Ortsteile. Mit einer in Aussicht stehenden Mo-
         dernisierung und Verlagerung des Lebensmitteldiscounters wird die Attraktivität des
         Standortes erhöht und die Nahversorgungsstrukturen innerhalb der Gemeinde
         Ubstadt-Weiher zukunftsfähig aufgestellt werden.

        In Stettfeld übernimmt den Anbieter Penny am Ortsrand in Richtung Zeutern als ein-
         ziger Lebensmittelmarkt eine wichtige Versorgungsaufgabe für die beiden kleineren
         Ortsteile. Der Penny-Markt wurde in den letzten Jahren modernisiert. Die Verkaufsflä-
         che liegt jedoch immer noch am unteren Rand zukunftsfähiger Konzepte.

        In Zeutern ist derzeit ausschließlich ein Angebot aus kleinteiligen Betrieben (Lebens-
         mittelhandwerk, Spezialbetriebe) vorhanden. Mit rd. 3.025 Einwohnern lässt sich kein

                                                                                                         29
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

       ausreichendes Einwohnerpotenzial für die Ansiedlung eines modernen Lebensmittel-
       marktes erkennen, zumal sich der Ortsteil Zeutern in randlicher Lage bezogen auf das
       Gemeindegebiet befindet. Umso wichtiger ist die langfristige Sicherung des Penny-
       Marktes.

1.3    Zusammenfassende Bewertung der Entwicklungspotenziale

Nach einer Analyse qualitativer und quantitativer Aspekte möglicher Entwicklungspotenziale
lässt sich festhalten, dass in der Gemeinde Ubstadt-Weiher nur noch geringe Entwicklungspoten-
ziale bestehen. Die Ansiedlung eines zusätzlichen Lebensmittelmarktes macht keinen Sinn, zu-
mindest in den aktuell schon gut versorgten Ortsteilen Ubstadt, Weiher und Stettfeld. Lediglich
in Zeutern bestünde noch Entwicklungsbedarf (vor dem Hintergrund der geringen Einwohnerzahl
und der randlichen Lage von Zeutern ist eine Umsetzung jedoch schwierig). Vielmehr sollte das
verbleibende Entwicklungspotenzial dazu genutzt werden, die vorhandenen Standorte und Be-
triebe zu modernisieren (Aldi, Lidl, REWE, Penny) und Betriebe des Lebensmittelhandwerks.15

15
       Aldi-Erweiterung ist bereits in Umsetzung. Modernisierung von Lidl und REWE ergibt sich aus der geplan-
       ten Neustrukturierung des Standortes an der Ubstadter Straße (mit der geplanten Verlagerung von Lidl
       und dem Ausbau von REWE).

                                                                                                                 30
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher

V.     Nahversorgungskonzept für die Gemeinde Ubstadt-Weiher

Die Analyse der Nahversorgungssituation hat ergeben, dass grundsätzlich nur ein geringes Ent-
wicklungspotenzial in der Gemeinde besteht. Dieses wird durch die Wettbewerbssituation in um-
liegenden Kommunen deutlich eingeschränkt, welche ebenfalls z. T. nach Ubstadt-Weiher orien-
tiert, attraktive und großflächige Lebensmittelangebote vorhalten.

Zur Entwicklung der Nahversorgungssituation in Ubstadt-Weiher können daher folgende Zielset-
zungen formuliert werden:

      Die Ansiedlung zusätzlichen Ladenhandwerks (Bäckerei, Metzgerei) in integrierten La-
       gen der Ortsteile

      Sicherung und Modernisierung der bestehenden Lebensmittelbetriebe in Ubstadt-
       Weiher.

Vor dem Hintergrund der derzeit unterdurchschnittlichen Ausstattung im Bereich des Laden-
handwerks (mehrere Betriebe in den letzten Jahren weggefallen) stellt die Ansiedlung des La-
denhandwerks in integrierten Lagen eine wichtige Grundvoraussetzung dar, um die Wohnbevöl-
kerung mit Waren des unmittelbar täglichen Bedarfs in fußläufiger Erreichbarkeit versorgen zu
können. In Ubstadt-Weiher zeigt sich in allen Ortsteilen derzeit keine gute Versorgungssituation
durch das Ladenhandwerk. Ebenfalls erhaltenswert ist das Ladenmodell der Bäckerei Singler im
Ortsteil Stettfeld mit einem über das Bäckereihandwerk hinausgehenden Warenangebot zur un-
mittelbaren Nahversorgung des Wohnquartieres.

Da die Versorgungssituation in Ubstadt-Weiher derzeit insgesamt als durchschnittlich einzustu-
fen ist, sollte es das Ziel sein, die bestehenden Lebensmittelmärkte zu erhalten und zu sichern.
Ziel ist es, durch stetige Modernisierungsmaßnahmen die Standorte auf einem aktuellen Stand
zu halten und die Kundenbindung an den Standort zu sichern.

Daraus ergibt sich folgende Empfehlung für die jeweiligen Ortsteile:

                                                                                                   31
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