Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher
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Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Auftraggeber: Gemeinde Ubstadt-Weiher Projektleitung: Dipl.-Geogr. Gerhard Beck Projektbearbeitung: M. Eng. Stadtplanung Arian Zekaj Ludwigsburg, am 03.08.2020 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH 1
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Urheberrecht Das vorliegende Dokument unterliegt dem Urheberrecht gemäß § 2 Abs. 2 sowie § 31 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte. Eine Vervielfältigung, Weitergabe oder (auch auszugs- weise) Veröffentlichung ist nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der GMA und des Auf- traggebers unter Angabe der Quelle zulässig. Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Dresden, Hamburg, Köln, München Hohenzollernstraße 14 71638 Ludwigsburg Geschäftsführer: Dr. Stefan Holl Telefon: 07141 / 9360-0 Telefax: 07141 / 9360-10 E-Mail: info@gma.biz Internet: www.gma.biz 2
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Inhaltsverzeichnis Seite I. Grundlagen und Standortrahmenbedingungen 4 1. Aufgabenstellung 4 2. Was ist Nahversorgung? 5 3. Marktentwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel 6 4. Sicherung der Nahversorgung als kommunale Aufgabe 9 5. Zukünftige Entwicklungen 11 6. Standortrahmenbedingungen für Ubstadt-Weiher 13 II. Nachfragesituation 16 1. Marktgebiet und Bevölkerungspotenzial 16 2. Kaufkraftpotenzial in Ubstadt-Weiher 18 III. Aktuelle Versorgungssituation in Ubstadt-Weiher 19 1. Angebotssituation in der Gemeinde Ubstadt-Weiher 19 2. Angebotssituation im Umland 25 IV. Entwicklungspotenziale 27 1. Bewertung der Angebotssituation in Ubstadt-Weiher 27 1.1 Verkaufsflächenausstattung 27 1.2 Qualitative Bewertung 29 1.3 Zusammenfassende Bewertung der Entwicklungspotenziale 30 V. Nahversorgungskonzept für die Gemeinde Ubstadt-Weiher 31 1. Ortsteil Ubstadt 32 2. Ortsteil Weiher 33 3. Ortsteil Stettfeld 34 4. Ortsteil Zeutern 35 VI. Planerische Umsetzung 37 1. Formulierung einer Sortimentsliste für Ubstadt-Weiher 37 2. Umsetzung 39 VII. Zusammenfassung 40 3
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher I. Grundlagen und Standortrahmenbedingungen 1. Aufgabenstellung Im März 2020 erteilte die Gemeinde Ubstadt-Weiher der GMA, Gesellschaft für Markt- und Ab- satzforschung mbH (GMA), Ludwigsburg, den Auftrag zur Fortschreibung der Nahversorgungs- konzeption aus dem Jahr 2012 in Ubstadt-Weiher. Im Rahmen der Fortschreibung des Nahversorgungskonzeptes sollen zunächst nochmals die Ent- wicklungsspielräume für Ubstadt-Weiher insgesamt sowie die Möglichkeit der zukünftigen Aus- gestaltung der Nahversorgung in den einzelnen Ortsteilen bewertet werden. Die GMA hat zuletzt im Jahr 2012 ein Nahversorgungskonzept für Ubstadt-Weiher vorgestellt.1 Eine wesentliche Zielsetzung war dabei die flächendeckende Nahversorgung in allen Ortsteilen. Seit 2012 haben sich allerdings wesentliche Veränderungen ergeben: Der Nahversorgungsstandort in Ubstadt an der Unteröwisheimer Straße wird weiter ge- stärkt. Die Fa. Aldi plant hier eine Erweiterung des bestehenden Standortes. Der Nahversorgungsstandort in Weiher an der Ubstadter Straße befindet sich in einer Um- strukturierung. Vorgesehen ist, dass der Lidl-Markt aus dem bestehenden Standort aus- zieht und einen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft realisiert. Die Nachfolgenutzung für den alten Lidl-Markt ist jedoch noch ungeklärt. In Stettfeld konnte der Penny-Markt gesichert werden, eine Erweiterung (wie 2012 emp- fohlen) konnte jedoch noch nicht realisiert werden. Nach wie vor problematisch ist die Situation in Zeutern. Aufgrund der Lage und der be- grenzten Einwohnerzahl konnte hier bislang kein größerer Lebensmittelmarkt realisiert werden. Auch in den Nachbargemeinden hat sich der Lebensmitteleinzelhandel kontinuierlich weiterent- wickelt. So wurde in Forst und in Hambrücken jeweils ein REWE-Markt eröffnet. In Bad Schön- born und in Kronau wurden die bestehenden Lebensmittelmärkte grundlegend modernisiert und z. T. vergrößert. In Bruchsal fanden ebenfalls diverse Modernisierungen und Erweiterungen statt (zuletzt Lidl). Diese zahlreichen Beispiele zeigen, dass insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel sich stetig weiterentwickelt. Trotz der intensiven Wettbewerbssituation liegen auch in Ubstadt-Weiher nach wie vor Anfragen für Neuansiedlungen (z. B. Netto) vor. Im Rahmen einer Fortschreibung des Nahversorgungskonzeptes ist daher zu prüfen, wie auch zukünftig sinnvoll mit den diversen Entwicklungen und Anfragen umgegangen werden soll. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Ubstadt-Weiher in den vergangenen Jahren Einwohnerzuwächse realisieren konnte. 1 Außerdem Teilfortschreibung 2016. 4
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Generell soll als oberstes Ziel nach wie vor der Erhalt einer flächendeckenden Nahversorgung in den Ortsteilen von Ubstadt-Weiher Berücksichtigung finden. Wie oben dargestellt, sind dabei je- doch die aktuellen Entwicklungen sowohl in Ubstadt-Weiher als auch in den Nachbargemeinden zu berücksichtigen. Im Rahmen der Analyse sollen jedoch zunächst folgende Fragestellungen geklärt werden: Wie sind die Versorgungsstrukturen in Ubstadt-Weiher heute aufgestellt? Welche Entwicklungspotenziale ergeben sich für die Nahversorgung in der Gemeinde Ubstadt-Weiher insgesamt? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich in den Ortseilen? Zur Erarbeitung vorliegender Untersuchung wurde im März 2020 eine intensive Begehung des Standortbereiches sowie sonstiger projektrelevanter Einzelhandelslagen vorgenommen. Dar- über hinaus wurde auf Informationen von MB Research (Kaufkraftkennziffer) sowie auf aktuelle Bevölkerungsdaten der Gemeinde, der amtlichen Statistik und EHI Handelsdaten zurückgegriffen. Die aktuelle Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und –findung in Bezug auf bau- planungsrechtliche sowie kommunalpolitische Entscheidungen der Gemeinde Ubstadt-Weiher. 2. Was ist Nahversorgung? Der Begriff „Nahversorgung“ ist nicht feststehend definiert. Zumeist wird darunter eine Mi- schung aus Einzelhandelsbetrieben des täglichen Bedarfs, personennahen Dienstleistungen, Gastronomiebetrieben sowie Einrichtungen zur sozialen und gesundheitlichen Grundversorgung verstanden, die in fußläufiger Nähe zum Wohnstandort existieren (vgl. Abbildung 1). Abbildung 1: Facetten der Nahversorgung Post Lebensmittel- Begegnungs- markt stätte Schulen Tourist-Info Kredit- Kinder- institute betreuung Nahversorgung hat viele Alten- Gastronomie Facetten betreuung Vereine / Datennetze Freizeit Tankstelle Verwaltung Ärzte Kirchen Quelle: Das 1 x 1 der Nahversorgung; GMA Ludwigsburg 2012, GMA-Bearbeitung 2020 5
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Zu den nahversorgungsrelevanten Einzelhandelsgütern gehören üblicherweise Nahrungs- und Genussmittel (Lebensmittel, Reformwaren, Getränke, Tabak, Backwa- ren, Fleisch- und Wurstwaren) Drogeriewaren, Kosmetik, Wasch- und Putzmittel Apothekerwaren Schnittblumen Zeitungen und Zeitschriften, Toto / Lotto Papier- und Schreibwaren (inkl. Bastelbedarf). Ergänzt werden die o. g. Einzelhandelsangebote durch Dienstleistungen und andere Komplemen- täreinrichtungen (z. B. Bankfiliale, Postagentur, Ärzte, Reinigungsannahme, Bücherei, Geldauto- mat, Briefkasten, Bistro, Kindergarten, Grundschule). Wesentlich für eine funktionierende Nah- versorgung ist aber die Existenz eines hinreichend leistungsfähigen (d. h. heutzutage großflächi- gen) Lebensmittelmarktes. Dieser bietet zusätzlich zu einem breiten und tiefen Lebensmittelan- gebot auch weitere nahversorgungsrelevante Warengruppen und sorgt für entsprechende Fre- quenz (auch für die umliegenden kleineren Betriebe). 3. Marktentwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel Was früher der Tante-Emma-Laden war, wird heute von unterschiedlichen Anbietern und Be- triebsformen des Lebensmitteleinzelhandels abgedeckt. Wesentliche Unterschiede zwischen den Betriebstypen zeigen sich in Sortiment, Betriebsgröße, Bedienprinzip, Preisgestaltung, Kundenkreis und Standortverhalten. Nicht alle Angebotsformen kommen für jeden Standort gleichermaßen in Frage. Anbieter und Kommunen müssen sich mit den Rahmenbedingungen und Zielvorstellungen für den jeweiligen Standort auseinandersetzen. Während der Supermarkt mit seinem Vollsortiment und einer Vielzahl an Produkten eine zentrale Rolle in der Versorgung der Bevölkerung mit Le- bensmitteln und Drogerie- / Haushaltswaren einnimmt, belegt z. B. der Lebensmitteldiscounter, mit einer im Vergleich zum Supermarkt geringeren Artikelanzahl, eine andere Rolle in der Nah- versorgung. Das Lebensmittelhandwerk (Bäckerei, Metzgerei) wiederum stellt vielerorts eine Er- gänzung zu den Lebensmittelmärkten dar und kann darüber hinaus v. a. in einwohnerschwachen Räumen mit ergänzenden Warenangeboten (Kaffee, Frühstücksortiment, eingeschränktes Le- bensmittelsortiment etc.) zumindest die rudimentäre Grundversorgung sicherstellen. Kleinflä- chenkonzepte und Dorfläden konzentrieren auf einer kleinen Verkaufsfläche ein Angebot ausge- wählter Lebensmittelsortimente. Sie haben sich in den vergangenen Jahren v. a. in ländlichen 6
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Räumen entwickelt, um das Defizit an Nahversorgung auszugleichen.2 Im Einzelfall existieren auch Konzepte wie „mobile Läden“, die eine Grundversorgung mit Lebensmitteln auch in abge- legenen Siedlungsgebieten bewerkstelligen. Auch die Verschiebung der Marktanteile und die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Betriebstypen ist ein prägendes Element im Lebensmittelhandel. Nach einer längeren Konsolidie- rungsphase der Supermärkte zugunsten der Lebensmitteldiscounter scheint sich der Supermarkt als Vollsortimenter aktuell wieder stärker am Markt zu behaupten. Dennoch hat sich auch der Discounter mit einem Marktanteil von ca. 46 % neben dem Supermarkt als wesentlicher Träger der Nahversorgung etabliert (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Entwicklung der Marktanteile im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 2010 - 2018 3,8 3,7 3,5 3,4 3,4 3,2 3,1 3,0 3,0 13,6 13,2 12,9 12,6 12,3 11,9 11,4 14,1 14,0 9,5 9,6 9,8 9,9 9,9 10,0 9,0 9,3 9,4 26,9 27,5 27,7 28,0 28,3 28,8 29,2 29,5 30,0 46,1 45,5 45,8 45,8 45,8 45,6 45,4 45,7 45,6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Discounter Supermärkte Große Supermärkte SB-Warenhäuser sonstige LM-Geschäfte Quelle: EHI Europäisches Handelsinstitut: Handelsdaten aktuell 2019 GMA-Darstellung 2020 Im Einzelhandel werden verschiedene Betriebstypen unterschieden. Die Ausdifferenzierung ist dabei für den Lebensmitteleinzelhandel verfeinert worden. Als Kriterien für die Differenzierung nach Betriebstypen wird dabei neben der Verkaufsfläche v. a. auch die Sortimentsstruktur und hier insbesondere der Anteil an sog. Nonfood-Waren herangezogen. Die Definitionen für Betriebstypen liegen seitens mehrerer Institutionen und Institute vor. Die Definition, auf die in vorliegender Untersuchung zurückgegriffen wird, ist die des EHI Retail Insti- tute, welche im Einzelnen folgende Definitionen beinhaltet:3 2 In der Praxis haben sich unterschiedliche Betreibermodelle (v. a. Genossenschaft, Verein etc.) und Ange- botsschwerpunkte (Frischeprodukte wie Obst, Gemüse, Wurst / Fleisch, Käse, Backwaren, regionale Pro- dukte etc.) bewährt. 3 Vgl. EHI handelsdaten aktuell 2019, S. 397. 7
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Kleines Lebensmittelgeschäft Ein kleines Lebensmittelgeschäft ist ein Einzelhandelsgeschäft mit weniger als 400 m² Verkaufsfläche, das ein begrenztes Lebensmittel- und Nonfood I-Sortiment4 anbietet. Lebensmitteldiscounter Ein Lebensmitteldiscounter ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer üblichen Verkaufs- fläche unter 1.000 m², das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf um- schlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood I-Sortiment so- wie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot mit Schwerpunkt Nonfood II5 führt. Supermarkt/Lebensmittelvollsortimenter Ein Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 m² und 2.500 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I-Artikel führt und einen geringen Verkaufsflächen-Anteil an Nonfood II aufweist. Großer Supermarkt Ein großer Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 2.500 m² und 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment sowie Nonfood I und Non- food II-Artikel führt. SB-Warenhaus Ein SB-Warenhaus ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von mindes- tens 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I-Artikel sowie ein um- fangreiches Nonfood II-Angebot führt. Convenience Store Ein Convenience Store ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche unter 400 m², das ein begrenztes Sortiment aus den Warenbereichen Tabakwaren, Süßwaren, Getränke, Presseartikel sowie frische Snacks und Fertiggerichte anbietet. Ein Conve- nience Store zeichnet sich durch seine bequeme Erreichbarkeit und übliche Sonntags- öffnung aus. Zu den Convenience Stores gehören Kioske und Tankstellenshops. Wesentliches Unterscheidungskriterium der einzelnen Betriebstypen ist die Sortimentsstruktur. Während ein Supermarkt im Schnitt ca. 11.830 Artikel offeriert, bieten Lebensmitteldiscount- märkte dagegen im Schnitt lediglich ca. 2.300 Artikel. Bei beiden Betriebstypen liegt der Schwer- punkt bei Waren des kurzfristigen Bedarfsbereichs (vgl. Tabelle 1). 4 Drogerieartikel, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung. 5 Ge- und Verbrauchsgüter des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs wie Textilien, Schuhe, Gartenbedarf, Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw. 8
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Tabelle 1: Sortimentsangebot von Lebensmitteldiscountern und Supermärkten Hauptwarengruppen Discounter Supermarkt Großer Supermarkt ( 788 m² VK) ( 1.031 m² VK) ( 3.381 m² VK) Durchschnittliche Artikelzahl absolut in % absolut in % absolut in % Food 1.755 76 – 77 8.995 76 15.730 63 Nonfood I 265 11 – 12 2.030 17 4.825 19 Nonfood II 275 12 805 7 4.450 18 Nonfood insgesamt 540 23 – 24 2.835 24 9.275 37 Insgesamt 2.295 100 11.830 100 25.005 100 Quelle: EHI Köln, Sortimentsbreitenerhebung. In: handelsdaten aktuell 2019. Die Verkaufsflächengröße ist ein weiteres wichtiges Abgrenzungsmerkmal der Betriebstypen und liegt bei Discountern durchschnittlich bei rd. 790 m² VK pro Betrieb und bei Supermärkten bei durchschnittlich rd. 1.030 m² VK pro Betrieb. Im Vergleich zu Lebensmitteldiscountern benö- tigen Lebensmittelvollsortimenter (Supermärkte, Große Supermärkte, SB-Warenhäuser) für ihr umfangreicheres Sortiment erheblich größere Flächen. Vollsortimenter profilieren sich dabei ins- besondere durch ihre Vielfalt an Frischeprodukten, wie etwa Obst und Gemüse, Milchprodukte, Käse, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch und Feinkost (teils in Bedientheken). Auch das sog. Trocken- sortiment sowie die Sortimente für Getränke (Einweg- und Mehrwegartikel, Wein, Spirituosen) und Tiefkühlkost sind bei Vollsortimentern deutlich umfangreicher als bei Discountern. 4. Sicherung der Nahversorgung als kommunale Aufgabe Die primäre Aufgabe der Nahversorgung ist es, die kurzfristigen, täglichen Bedarfe der Bevölke- rung abzudecken. Dazu gehören all jene Güter, die vom Verbraucher nahezu unmittelbar nach dem Kauf verwendet oder verbraucht werden. Neben der Versorgungsaufgabe der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs übernehmen Nahversorgungseinrichtungen eine bedeutende Rolle im sozialen Alltag der Bewohner. Der Ein- kauf ermöglicht es, am sozialen Leben teilzuhaben, was insbesondere für ältere Menschen wich- tig ist. Außerdem kommt dem Lebensmittelhandel eine hohe Bedeutung als Arbeitgeber zu. Ne- ben dem reinen Beschäftigungseffekt ist zu berücksichtigen, dass ein Teil der Ausgaben für die Nahversorgung in die lokale Wirtschaft zurückfließt.6 Nahversorgung nimmt in der Bewertung der Standort- und Lebensqualität eine wichtige Rolle ein. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass dort, wo der Nahversorger vor Ort fehlt, die örtli- che Kaufkraftbindung äußerst gering ist. Ein gutes Angebot im Nahversorgungssegment ist eine wichtige Voraussetzung für die Zufriedenheit der Bewohner und ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Wohnortsuche. Dies gilt sowohl für die jüngere Bevölkerung als auch v. a. für Familien 6 Nahversorgungsbetriebe beziehen regelmäßig Waren aus der Region und unterstützen somit regionale Wirtschaftskreisläufe. 9
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher und die älteren Bevölkerungsgruppen. Letztlich sind selbst die Immobilienwerte in einer Ge- meinde mit der „Sicherung der Grundversorgung“ verknüpft.7 Neben Baulandverfügbarkeit und -preisen sind v. a. das Angebot an Versorgungsinfrastruktur, öf- fentlichen und kulturellen Einrichtungen sowie auch die medizinische Versorgung wichtige Fak- toren in der Entscheidung für einen Wohnstandort. Nur durch passende Angebote im Bereich Versorgung, Medizin, Kultur, Datennetze, Bildung, Kin- derbetreuung etc. können mobile (v. a. jüngere) Bevölkerungsschichten in der Kommune gehal- ten werden. Andernfalls drohen die Abwanderung und damit der Beginn der Abwärtsspirale. Abbildung 3: Abwärtsspirale der Standortattraktivität Quelle: GMA-Darstellung 2020 Auch für Unternehmen spielt bei ihrer Ansiedlungsentscheidung der Wohnstandort eine wich- tige Rolle. Nur bei einer ausreichend hohen Qualität kann es gelingen, auch qualifizierte Mitar- beiter für den Standort zu gewinnen. Ein Mangel oder das Fehlen von Angeboten in einer Gemeinde hat direkte Auswirkungen auf die Standortqualität und damit auch auf die Stabilität der Kommune insgesamt. Fehlende oder wenig attraktive Angebote führen dazu, dass die Standortattraktivität für Unternehmen und Privatper- sonen sinkt und Zuzug ausbleibt. Ergänzend kann ein fehlendes Angebot – insbesondere der Nah- versorgung – dazu führen, dass Haushalte und ausgewählte Bevölkerungsgruppen ihren gegen- wärtigen Wohnstandort überdenken und einen Fortzug erwägen. 7 vgl. beispielhaft Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen: Wohnen im Zentrum – Strategien für attraktive Stadt- und Ortskerne; Ergebnisse der landesweiten Wettbewerbs-Initiative 2005 / 06; Stuttgart, 2006 oder BBR 2008: Laufende Bevölkerungsumfrage. 10
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher 5. Zukünftige Entwicklungen Auch im Lebensmittelhandel wird der demografische und technologische Wandel bestimmender Faktor bleiben. Wenngleich der technologische Wandel (Stichpunkt: Onlinehandel) für den rest- lichen Handel der zentrale Veränderungsfaktor sein wird, ist davon auszugehen, dass für den Le- bensmittelhandel der demografische Wandel mit all seinen Konsequenzen8 der Haupteinfluss- faktor bleiben wird. In der Konsequenz ist mittelfristig mit folgenden Veränderungen im Lebens- mittelhandel zu rechnen: Alle relevanten Betreiber im Lebensmittelhandel, aber auch im Drogeriehandel, wer- den weiterhin ihre Standortnetze konsequent optimieren und modernisieren, bei sich fortsetzenden Konzentrations- und Übernahmetendenzen. Das beinhaltet neben der Erschließung neuer Standorte v. a. die Optimierung des Bestandes durch Modernisie- rung. Priorität haben überwiegend integrierte Standorte in den Ballungsräumen, wenngleich der ländliche Raum ebenfalls im Fokus steht, dies allerdings nur bei pas- senden Standortbedingungen. Grundsätzlich ziehen sich die Themen Bio, regionale Produkte, internationale Pro- dukte, zunehmend auch fair gehandelte Produkte, durch die gesamte Branche. War es lange eine Nische für die „Kleinen“, bieten zunehmend alle Betreiber entsprechende Sortimente an. Gleichzeitig hat sich bereits der Betriebstyp des „Biosupermarktes“ herausgebildet, der zumindest mittelfristig zur Reduzierung kleinflächiger „Bioläden“ führen wird. Darüber hinaus werden kleinere Verpackungsgrößen und die Weiterent- wicklung von Convenience ihren Beitrag zur Flächenentwicklung haben, ergänzt um breitere Gänge und niedrigere Regalhöhen (Stichwort: Barrierefreiheit, demographi- scher Wandel). Die Ausdehnung sog. Eigenmarken, insbesondere im Supermarktbereich, bzw. von Markenartikeln im Discountsegment nimmt weiteren Platz in Anspruch. Dabei ist be- reits heute eine zunehmende Auflösung der bisher harten Grenzen zwischen Discount und Supermarkt festzustellen (Stichworte: Preiseinstieg, Upgrading). Strukturveränderungen werden sich letztlich auch aus dem Thema Onlinehandel er- geben. Allerdings war der Erfolg im Lebensmittelhandel bislang auf Spezialanbieter für logistikaffine und wenig preissensible Produkte (z. B. Wein, Spirituosen) konzentriert. Über den gesamten Lebensmittelhandel machte dies noch nicht einmal einen Umsatz- anteil von 1 % aus. Aktuell haben sich jedoch alle Händler dem Thema angenommen, wobei neben dem klassischen Onlinehandel mit Bring- bzw. Lieferservice (z. B. 8 Stichworte v. a. buntere und ältere Gesellschaft, heterogene Lebens- und Familienbilder, Zunahme der regionalen Disparitäten zwischen sich entleerenden ländlichen Regionen und überlasteten, erfolgreichen städtische Regionen 11
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher edeka24, rewe.de) dem Konzept des Drive-In-Modells tendenziell größere Erfolgschan- cen in Deutschland eingeräumt werden (z. B. Edeka, Rewe, Real). Es bleibt jedoch ab- zuwarten, in welchem Umfang und Dauer sich die Marktanteile verschieben werden, v. a. vor dem Hintergrund des vergleichsweise sehr engen und leistungsfähigen statio- nären Grundversorgungsnetzes in Deutschland. Tabelle 2: Standortanforderungen im nahversorgungsrelevanten Einzelhandel mögliche / typische benötigte Mindest- angestrebte sonstige Standort- Angebotselemente Einwohnerzahl im Verkaufsfläche bedingungen Einzugsgebiet Supermarkt ca. 4.000 – 10.000 (je ca. 1.200 – 1.800 m² gute Sichtbarkeit nach Betreiber) ca. 60 - 70 Stellplätze Lebensmitteldiscounter ca. 3.000 – 10.000 (je ca. 800 – 1.400 m² gute Sichtbarkeit nach Betreiber) ca. 75 - 100 Stellplätze Getränkefachmarkt ca. 5.000 – 10.000 ca. 300 – 500 m² gute Sichtbarkeit mind. 10 Stellplätze Drogeriefachmarkt ab 10.000 ca. 600 – 800 m² gute Sichtbarkeit (je nach Betreiber) mind. 30 Stellplätze ca. 50 – 80 m² gute Sichtbarkeit oder Bäckereifiliale ca. 2.000 – 3.000 (zzgl. Verzehrbereich) Vorkassenzone des Lebensmit- telmarktes ca. 20 – 80 m² gute Sichtbarkeit oder Metzgereifiliale ca. 5.000 – 10.000 (ggf. zzgl. Stehtische) Vorkassenzone des Lebensmit- telmarktes Apotheke ca. 4.000 ca. 80 – 120 m² Arztpraxen im Umfeld Quelle: GMA-Standortforschung 2020 Zusammenfassend versteht man unter Nahversorgung somit im Allgemeinen: Bedarfsdeckung mit Gütern des täglichen und kurzfristigen Bedarfs, ergänzt durch weitere Dienstleistungen (medizinische Versorgung, Post, Bank usw.), die wohnortnah und möglichst fußläufig zu erreichen und zentral gelegen ist. Nahversorgung ist mehr als Bedarfsdeckung. Nahversorgung sichert: Immobilienwerte = Immobilienentwicklung Lebensqualität für alle Bevölkerungsgruppen = Stadt- und Gemeindeentwicklung Arbeitsplätze = Wirtschaftsentwicklung Grundvoraussetzung für nachhaltige Gemeindeentwicklung Heimat und Identität. 12
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher 6. Standortrahmenbedingungen für Ubstadt-Weiher Die ca. 13.299 Einwohner9 zählende Gemeinde Ubstadt-Weiher (Landkreis Karlsruhe) ist im Regi- onalplan für die Region Mittlerer Oberrhein als Kleinzentrum im Mittelbereich Bruchsal ausge- wiesen. Unter regionalplanerischen Aspekten kommt der Gemeinde damit die Deckung des Grundbedarfs zu. Ubstadt-Weiher liegt an der regionalen Entwicklungsachse Heidelberg – Bad Schönborn – Ubstadt-Weiher – Bruchsal – Karlsruhe. Als nächstgelegener zentraler Orte ist im Süden auf das Mittelzentrum Bruchsal sowie in nördlicher Richtung auf das Doppelzentrum Wall- dorf-Wiesloch hinzuweisen. Das Oberzentrum Karlsruhe liegt ca. 30 km südwestlich von Ubstadt- Weiher entfernt (Vgl. Karte 1). Die Bevölkerungsentwicklung verlief in der zurückliegenden Dekade leicht positiv. So ist für den Zeitraum 2014 - 2018 in Ubstadt-Weiher ein Bevölkerungsanstieg um rd. 67 Personen bzw. + 0,5 % zu verzeichnen. Im regionalen Vergleich bewegen sich die Einwohnerentwicklungen un- ter dem Durchschnitt des Landkreis Karlsruhe im gleichen Zeitraum (+ 3,0 %). Perspektivisch wird für Ubstadt-Weiher mit einer nahezu gleichbleibenden Einwohnerzahl (2035: 13.393 Einwohner auf Basis Zensus 2017) gerechnet.10 Tabelle 3: Einwohnerentwicklung im regionalen Vergleich Veränderungen Veränderungen Bevölkerungsentwicklung 2014 2019 nach Einwoh- 2014 - 2019 in % nerzahlen Ubstadt-Weiher 12.966 13.033 + 67 + 0,5 Bad Schönborn 12.704 13.064 + 360 + 2,8 Östringen 12.562 13.015 + 455 + 3,6 Kraichtal 14.576 14.627 + 51 + 0,3 Hambrücken 5.438 5.527 + 29 + 0,5 Bruchsal, Stadt 40.030 44.644 + 4.614 + 11,5 LK Karlsruhe 431.315 444.232 + 12.917 + 3,0 Baden-Württemberg 10.702.496 11.069.533 + 366.537 + 2,9 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31.12 2014 bzw. 31.12.2018 Die Siedlungsstruktur der Gemeinde Ubstadt-Weiher ist durch insgesamt vier Ortsteile geprägt. Mit rd. 33 % der Bevölkerung bzw. 4.433 Einwohnern bildet Ubstadt den Einwohnerschwerpunkt, im Ortsteil Weiher leben weitere 27 % der Bevölkerung bzw. ca. 3.624 Einwohner. Etwa 23 % (bzw. rd. 3.025 Einwohner) sind im Ortsteil Zeutern ansässig, Stettfeld bildet mit nur 17 % der Bevölkerung (ca. 2.217 Einwohner) den kleinsten Ortsteil. Die Ortschaften sind überwiegend durch Wohnbebauung geprägt, ein größeres Gewerbegebiet (Zentrales Gewerbegebiet) liegt südlich der K 3575 zwischen Ubstadt und Weiher. 9 Quelle: Gemeinde Ubstadt-Weiher, Einwohnermeldestatistik (Stand: April 2020). 10 Bevölkerungsvorausberechnung mit Wanderungen bis 2035. 13
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Verkehrlich ist Ubstadt-Weiher über die Bundesstraße B 3 (Darmstadt – Heidelberg – Bruchsal), welche in nordsüdlicher Richtung verläuft und die Ortschaften Stettfeld und Ubstadt durchquert, gut angeschlossen. Die Ortsteile Zeutern und Weiher sowie die benachbarten Kommunen sind über ein dichtes Netz aus Kreis- und Landesstraßen eingebunden. Über die Autobahnanschluss- stelle Gronau bzw. Bruchsal besteht Anschluss an die westlich verlaufende A 5 (Karlsruhe – Hei- delberg). Damit ist Ubstadt-Weiher eine verkehrsgünstige Lage zwischen den Oberzentren Karls- ruhe und Heidelberg zu bescheinigen. Ein Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr erfolgt über die S-Bahn Rhein-Neckar bzw. die Stadtbahn Karlsruhe mit Haltepunkten in Ubstadt, Stettfeld und Zeutern. Der Wirtschaftsstandort Ubstadt-Weiher wird geprägt von kleinen und mittelständischen Unter- nehmen v. a. des „Produzierenden Gewerbes“ (41,6 %). Auf den Bereich „Handel, Gastgewerbe und Verkehr“ entfallen ca. 26,4 %, auf „Sonstige Dienstleistungen“ rd. 31,5 % der sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigten.11 Im Vergleich zum Landkreis Karlsruhe nimmt der Dienstleistungs- bereich damit eine deutlich untergeordnete Rolle ein. Im Jahr 2019 waren in Ubstadt-Weiher ca. 2.474 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort registriert. Den rd. 1.683 Einpend- lern standen 4.811 Auspendler gegenüber.12 Die Einzelhandelsstruktur in Ubstadt-Weiher ist entsprechend der Siedlungsstruktur auf alle Ort- steile verteilt und bildet jeweils in zentralen Lagen kleine Nahversorgungsschwerpunkte. Die Ein- zelhandelsstruktur ist vorrangig durch kleinteilige Betriebe im kurz- und mittelfristigen Bedarfs- bereich geprägt. Wichtige Einzelhandelsschwerpunkte stellen der Bereich Unteröwisheimer Straße im Südosten von Ubstadt (Aldi, dm) sowie der Standort Ubstadter Straße im Süden des Ortsteils Weiher (REWE, Lidl) dar. In Stettfeld ist am östlichen Ortsausgang mit dem Penny-Markt eine weitere Versorgungslage anzuführen. 11 Quelle: Statistisches Landesamt, Stand: 30.06.2019.. 12 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 30.06.2019. 14
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Karte 1: Lage und zentralörtliche Struktur der Gemeinde Ubstadt-Weiher Legende Oberzentrum Mittelzentrum Unterzentrum Kleinzentrum Quelle: erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Bearbeitung 2020 15
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher II. Nachfragesituation 1. Marktgebiet und Bevölkerungspotenzial Die Abgrenzung des Marktgebiets für den Einzelhandel in Ubstadt-Weiher stellt eine wichtige Grundlage zur Ermittlung des Bevölkerungspotenzials und der damit zur Verfügung stehenden Kaufkraft dar. Als Marktgebiet wird der Raum bezeichnet, innerhalb dessen die Verbraucher re- gelmäßig die Einzelhandelsstandorte in Ubstadt-Weiher aufsuchen. Zur Abgrenzung des Einzugsbereichs wurden folgende Kriterien herangezogen: wesentliche Strukturdaten und Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum (z. B. Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur) Topografie die Verkehrserschließung im Untersuchungsraum und die damit zusammenhängenden Zeit-Distanz-Werte die Angebotssituation in Ubstadt-Weiher bzw. in den umliegenden Städten und Ge- meinden Ergebnisse aus anderen GMA-Untersuchungen in der Region Das Marktgebiet von Ubstadt-Weiher beschränkt sich im Wesentlichen auf die Gemeinde selbst mit derzeit ca. 13.299 Einwohnern. Aufgrund der vorhandenen Angebotsstrukturen (vgl. nachfolgendes Kapitel) sowie des Wettbe- werbsumfeldes sind Kundenzuführeffekte aus den umliegenden Städten und Gemeinden nur in deutlich untergeordnetem Maße zu erwarten. Das Marktgebiet von Ubstadt-Weiher wird dabei im Wesentlichen durch die umliegenden Le- bensmittelmärkte begrenzt. Die angrenzenden Kommunen verfügen selbst über vergleichbare oder weiter größere Nahversorgungsangebote (Bruchsal) oder orientieren sich an andere Stand- orte. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Marktgebiet der Gemeinde Ubstadt-Weiher im Wesentlichen auf das eigene Gemeindegebiet begrenzt bleibt. Eine gewisse Umlandbedeutung hat der Standort von Aldi und dm in Ubstadt, da er verkehrsgünstig aus Richtung Kraichtal gelegen ist. 16
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Karte 2: Marktgebiet der Gemeinde Ubstadt – Weiher und Wettbewerbsstandorte im Umfeld Legende Einzugsgebiet Quelle: erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Bearbeitung 2020 17
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher 2. Kaufkraftpotenzial in Ubstadt-Weiher Nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen liegt die einzel- handelsrelevante Kaufkraft (inkl. Apotheken und Ladenhandwerk) pro Kopf der Wohnbevölke- rung in Deutschland derzeit bei ca. 6.035 €.13. Davon entfallen ca. 2.210 € auf Nahrungs- und Genussmittel und ca. 3.825 € auf Nichtlebensmittel (Nonfood). Für Gesundheit und Körperpflege ist aktuell ein Kaufkraftbetrag von ca. 451 € anzusetzen, für übrige nahversorgungsrelevante Sor- timente (Blumen, zoologischer Bedarf, Zeitschriften) ca. 198 € pro Kopf. Neben den Pro-Kopf-Ausgabewerten ist zur Berechnung der Kaufkraft das lokale Kaufkraftniveau zu berücksichtigen. MB Research errechnet die Kaufkraftkoeffizienten auf der Grundlage der Steuerstatistik.14 In Ubstadt-Weiher ist hierbei mit 103,2 ein leicht überdurchschnittlicher Wert zu verzeichnen (Bundesdurchschnitt = 100). Unter Berücksichtigung der aktuellen Einwohnerzahlen und des lokalen Kaufkraftniveaus errech- net sich für die Gemeinde Ubstadt-Weiher aktuell ein jährliches nahversorgungsrelevantes Kauf- kraftpotenzial von ca. 38,3 Mio. €, davon ca. 29,7 Mio. € für Nahrungs- und Genussmittel. Tabelle 4: Kaufkraftpotenziale in Ubstadt-Weiher Sortimente Kaufkraft in Mio. € Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren, Reformwaren 24,9 Bäckereihandwerk 2,5 Fleischerhandwerk 2,3 Nahrungs- und Genussmittel insgesamt 29,7 Drogeriewaren, Parfümerie, Kosmetik 3,8 Apotheker-, Sanitätswaren* 2,2 Gesundheit, Körperpflege insgesamt 6,0 Blumen 1,2 zoologischer Bedarf 0,8 Zeitschriften, Zeitungen 0,6 überwiegend kurzfristiger Bedarf insgesamt 38,3 * ohne verschreibungspflichtige Arzneimittel GMA-Berechnungen 2020 13 Ohne Anteil verschreibungspflichtiger Medikamente bei Apotheken. 14 Quelle: MB Research, Nürnberg 2018. 18
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher III. Aktuelle Versorgungssituation in Ubstadt-Weiher Zur Bewertung der Angebotssituation im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich in Ubstadt-Weiher wurde von der GMA im März 2020 eine Erhebung der nahversorgungsrelevan- ten Einzelhandelsbetriebe durchgeführt. Dabei wurden neben den größeren Anbietern ebenfalls Spezialbetriebe sowie Betriebe des Ladenhandwerks (Bäckereien, Metzgereien) erfasst. Diese Daten fließen direkt in die Bewertung der Nahversorgungssituation in der Gemeinde Ubstadt- Weiher ein. 1. Angebotssituation in der Gemeinde Ubstadt-Weiher In der Gemeinde Ubstadt-Weiher sind insgesamt 30 Einzelhandelsbetriebe der Nahversorgung mit einer Verkaufsfläche von ca. 6.635 m² vorhanden. Die Umsatzleistung der dortigen Betriebe beträgt ca. 31 – 32 Mio. €. Auf den Nahrungs- und Genussmittelbereich entfallen davon rd. 27 – 28 Mio. €. Bezogen auf die nahversorgungsrelevanten Warengruppen stellt sich das Angebot in Ubstadt- Weiher wie folgt dar: Tabelle 5: Einzelhandelsbestand in der Gemeinde Ubstadt-Weiher Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche in m² Lebensmittel 8 4.745 Bäckereibetriebe 7 230 Metzgereibetriebe 4 130 Getränke 6 870 Lebensmittel insgesamt 25 5.975 Drogeriewaren 1 600 Apotheken 2 60 Nichtlebensmittel insgesamt 3 660 nahversorgungsrelevantes Angebot insgesamt 30 6.635 GMA-Erhebung 2020 19
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Differenziert nach Ortsteilen stellt sich die Situation in der Gemeinde Ubstadt-Weiher wie folgt dar: Tabelle 6: Einzelhandelsbestand in der Gemeinde Ubstadt-Weiher nach Ortsteilen Drogeriewaren / Lebensmittel Gesamt Apotheken Ortsteil Verkaufs- Verkaufs- Verkaufs- Anzahl Anzahl Anzahl fläche fläche fläche Betriebe Betriebe Betriebe in m² in m² in m² Ubstadt 8 2.005 2 640 10 2.645 Weiher 8 2.815 1 20 9 2.835 Stettfeld 5 855 --- --- 5 855 Zeutern 4 270 --- --- 4 270 --- kein Angebot vorhanden GMA-Erhebung 2020 Das nahversorgungsrelevante Angebot ist anhand der vorliegenden Daten in der Gemeinde Ubstadt-Weiher wie folgt zu charakterisieren: Ein deutlicher Schwerpunkt der Lebensmittelversorgung befindet sich in den einwoh- nerstärksten Ortsteilen Ubstadt und Weiher. Der Ortsteil Ubstadt mit ca. 4.433 Einwohnern stellt den größten Einzelhandelsstand- ort in der Gemeinde dar. Hier ist am südöstlichen Ortsausgang an der Unteröwishei- mer Straße ein Aldi-Lebensmitteldiscounter auf einer Verkaufsfläche von derzeit rd. 1.000 m² VK ansässig. In Verbund mit dem angrenzenden Drogeriefachmarkt dm han- delt es sich um eine für die Gemeinde wichtige Nahversorgungslage. Daneben sind in Ubstadt eine Bäckerei (Bäckerei Leyer) sowie zwei Metzgereien (Metzgerei Schenk, Fri- scheeck B 3) ansässig. Zwei Tankstellenshops sowie ein Getränkemarkt (Getränkewelt Bader) ergänzen das Angebot vor Ort. Eine Apotheke (Storchenapotheke) in der Orts- mitte von Ubstadt ergänzt das Angebot im Gesundheitsbereich. Im Ortsteil Weiher mit ca. 3.624 Einwohnern wird die Angebotssituation insbesondere durch die großflächigen Lebensmittelmärkte REWE und Lidl in der Ubstadter Straße geprägt. Die für die Versorgung wichtigen Lebensmittelmärkte befinden sich am Orts- ausgang von Weiher in sog. Scharnierlage zwischen Ubstadt und Weiher. Im Lebens- mittelhandwerk sind zwei Bäckereien (Bäckerei Thollembeek, Bäckerei Haneka) sowie eine Metzgerei (Metzgerei Schenk) vorhanden. Mit Ausnahme einer Filiale der Bäcke- rei Thollembeek im Vorkassenbereich des Rewe-Marktes sind die Betriebe in zentraler Lage im Ortskern von Weiher angesiedelt. Eine Apotheke (Nikolaus Apotheke) ergänzt das Angebot. 20
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Im Ortsteil Stettfeld mit ca. 2.217 Einwohnern trägt der Lebensmitteldiscounter Penny im Wesentlichen zur Nahversorgung der Wohnbevölkerung bei. Der Markt befindet sich in randlicher Lage am östlichen Ortsausgang in Richtung Zeutern und ist damit für die beiden kleinsten Ortsteile der Gemeinde Ubstadt-Weiher sehr gut zu erreichen. Das weitere Angebot in Stettfeld beschränkt sich auf drei Lebensmittelhandwerksbe- triebe (Bäckerei Singler, Der Konditor, Bäckerei Thollembeek). Die Bäckerei Singler be- findet sich in Wohngebietslage und bietet neben dem klassischen Lebensmittelhand- werk ebenfalls ein kleines Angebot an Lebensmitteln (u. a. Milchprodukte, Trockensor- timent) sowie Haushalts- und Drogerieartikel zum Verkauf an. Die übrigen Betriebe befinden sich allesamt in zentraler Ortskernlage. Darüber hinaus wird in der Stettfelder Mühle ein kleiner Mühlenladen betrieben, der ein Angebot an Naturkostprodukten so- wie Obst / Gemüse anbietet. In Zeutern (ca. 3.025 Einwohner) ist kein größerer Lebensmittelmarkt ansässig. Das Angebot vor Ort setzt sich zusammen aus Betrieben des Lebensmittelhandwerks (Metzgerei Dutzi, Bäckerei Gerweck), welche zur Grundversorgung herangezogen wer- den. Im Getränkebereich ist auf den Getränkemarkt Dutzi & Frank sowie eine Verkaufs- stelle des Weinguts Haffner hinzuweisen. Ergänzend zum stationären Angebot gibt es eine Reihe von mobilen Händlern, die mit Marktständen ihre Produkte in der Gemeinde anbieten. 21
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Karte 3: Einzelhandelsstrukturen in der Gemeinde Ubstadt-Weiher (Ubstadt) Legende Getränkemarkt Tankstelle Bäckerei Metzgerei Apotheke sonstiger Einzelhandel Quelle: LGL, www.lgl-bw.de GMA- Bearbeitung 2020 22
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Karte 4: Einzelhandelsstrukturen in der Gemeinde Ubstadt-Weiher (Weiher / Stettfeld) Weiher Stettfeld Legende Getränkemarkt Tankstelle Bäckerei Metzgerei Apotheke sonstiger Einzelhandel Quelle: LGL, www.lgl-bw.de GMA- Bearbeitung 2020 23
Fortschreibung Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Karte 5: Einzelhandelsstrukturen in der Gemeinde Ubstadt-Weiher (Zeutern) Legende Getränkemarkt Tankstelle Bäckerei Metzgerei Apotheke sonstiger Einzelhandel Quelle: LGL, www.lgl-bw.de GMA- Bearbeitung 2020 24
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher 2. Angebotssituation im Umland Die Möglichkeit zur Erschließung eines über die Gemeinde Ubstadt-Weiher hinausgehenden Ein- zugsgebietes wird maßgeblich durch die Wettbewerbsstrukturen im Umland beeinflusst. Als nächstgelegener größerer Handelsstandort, zu dem engere Einkaufsverflechtungen bestehen, ist in Richtung Süden auf das Mittelzentrum Bruchsal hinzuweisen. Aber auch die weiteren umlie- genden Kommunen weisen eine sehr gute Versorgungslage auf, so dass insgesamt von einem starken Wettbewerbsumfeld zu sprechen ist. Dabei lassen sich die Angebotsstrukturen im Umland wie folgt charakterisieren: In Richtung Süden ist auf einen umfangreichen Einzelhandelsbesatz im Mittelzentrum Bruchsal hinzuweisen. Dort besteht im Lebensmitteleinzelhandel neben den SB-Wa- renhäusern real und Marktkauf ein ausdifferenziertes und vielfältiges Angebot mit ver- schiedenen Betriebskonzepten (u. a. Lidl, Aldi, Penny, Norma, Rewe, Edeka). Im Dro- geriewarenbereich sind zwei Filialen des Anbieters dm sowie ein Drogeriemarkt Müller ansässig. Auch das benachbarte Unterzentrum Bad Schönborn weist mit seinen Lebensmittel- märkten ein attraktives Lebensmittelangebot auf und übt damit eine gewissen Anzie- hungskraft auch für Kunden aus Ubstadt-Weiher aus. Hinsichtlich der Nahversorgungs- strukturen besteht sowohl im nördlich an Stettfeld angrenzenden Bad Langenbrücken (Rewe, Aldi, Netto) als auch in Bad Mingolsheim (Rewe, Penny, Lidl) ein überdurch- schnittliches Angebot im Lebensmittelbereich. Darüber hinaus ist auf zwei Drogerie- fachmärkte (Rossmann und dm) hinzuweisen. In Richtung Osten grenzt das Unterzentrum Östringen an die Gemeinde an. Im Lebens- mitteleinzelhandel sind mit dem Anbieter Kaufland und den Lebensmitteldiscountern Lidl, Penny und Netto verschiedene Betriebskonzepte vorhanden, die in Gewerbege- bietslage mit weiteren Fachmarktnutzungen (u. a. dm) angesiedelt sind. Insbesondere für Zeutern bildet dieser Standort eine attraktive Einkaufslage. Darüber hinaus ist auf einen Netto-Markt am westlichen Ortsrand von Odenheim hinzuweisen. Auch das benachbarte Kleinzentrum Kraichtal verfügt über eigenständige Versor- gungsstrukturen. Hier finden sich in den Ortsteilen Münzesheim und Unteröwisheim größere Lebensmittelmärkte. Im östlich an Ubstadt angrenzenden Unteröwisheim ist ein Netto-Markt ansässig, im weiter östlich gelegenen Münzesheim sind ein Rewe- Markt sowie ein Lidl Lebensmitteldiscounter vorhanden. Die Versorgungsstrukturen sind nahezu ausschließlich auf die Sicherung der Nahversorgung innerhalb der Ge- meinde ausgerichtet, der Standort stellt keinen unmittelbaren Wettbewerbsstandort zu Ubstadt-Weiher dar. 25
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher In der südwestlich an Ubstadt-Weiher angrenzenden Gemeinde Forst ist ebenfalls auf umfassende Versorgungsstrukturen hinzuweisen (Rewe, CAP, Netto, Penny). Im west- lich angrenzenden Hambrücken wird die Grundversorgung durch einen Netto-Markt sowie durch den Vollsortimenter Rewe sichergestellt. Ebenfalls ein umfassendes Angebot besteht im westlich gelegenen Unterzentrum Waghäusel. Hier ist auf das überregional bedeutsame SB-Warenhaus Globus im Ge- werbegebiet Wiesental hinzuweisen, welches in Verbindung mit weiteren Fachmarkt- angeboten im Umfeld eine große Strahlkraft in das Umland verfügt. Weitere Lebens- mittelangebote in den Ortsteilen (Rewe, Lidl, Aldi, Netto, Penny) spielen aufgrund der großen Entfernung als Wettbewerbsstandorte hingegen keine Rolle. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wettbewerbsstrukturen im Umland die Möglichkeit zur Generierung von Kundenzuströmen deutlich begrenzen. Hier ist nahezu flä- chendeckend auf überwiegend zeitgemäße Versorgungsstrukturen im Lebensmitteleinzel- handel hinzuweisen. 26
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher IV. Entwicklungspotenziale 1. Bewertung der Angebotssituation in Ubstadt-Weiher Zur Bewertung der Angebotssituation in Ubstadt-Weiher ist zum einen eine quantitative Bewer- tung vor Ort vorhandenen Angebotsstrukturen durchzuführen. Hierfür wird in einem ersten Schritt die Verkaufsflächenausstattung pro 1.000 Einwohner als Vergleichswert für eine Bewer- tung herangezogen und die Daten aus der Gemeinde Ubstadt-Weiher und den Nachbarkommu- nen mit dem bundesdeutschen Durchschnittswert verglichen. Neben einer quantitativen Bewertung ist jedoch ebenfalls zu prüfen, inwiefern in qualitativer Hin- sicht die vor Ort vorhandenen Angebotsstrukturen für eine zukunftsfähige Sicherung der Nahver- sorgung ausreichen und ob hier Defizite bestehen. Hierfür sind die Versorgungsstrukturen näher zu analysieren, um Rückschlüsse auf deren Zukunftsfähigkeit zu ziehen. 1.1 Verkaufsflächenausstattung Zur Bewertung der Angebotssituation im Lebensmittelbereich wird als Vergleichsmaßstab die Verkaufsflächenausstattung pro 1.000 Einwohner herangezogen. Durch die Normierung der Ver- kaufsfläche mit den Einwohnerzahlen werden die vorhandenen Angebotsstrukturen untereinan- der vergleichbar und können auch mit den bundesdeutschen Durchschnittswerten verglichen werden. Für einen Vergleich des Verkaufsflächenbestandes werden die Verkaufsflächenerhebungen des EuroHandelsInstitutes (EHI) herangezogen. Dieses ermittelt jährlich den Verkaufsflächenbestand des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland. Dabei werden Spezialgeschäfte (z. B. Biomärkte) und nicht organisierter Lebensmitteleinzelhandel sowie Lebensmittelhandwerksbetriebe (Bäcke- reien, Metzgereien) und Getränkemärkte nicht berücksichtigt. Die Verkaufsfläche der Betriebe wird dabei inkl. Nonfoodverkaufsfläche erfasst. Anhand dieser Erhebungsmethodik lässt sich aktuell für die Bundesrepublik Deutschland eine Verkaufsflächenausstattung im Lebensmittelbereich von rd. 436 m² VK / 1.000 Einwohner fest- halten. Überträgt man die vom EHI angewandte Methodik auf die Situation in Ubstadt-Weiher und den Nachbargemeinden zeigt sich hierbei folgendes Bild: 27
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Tabelle 7: Verkaufsflächenausstattung im Untersuchungsraum Verkaufsfläche in m² Einwohner Verkaufsfläche in m² / (nur Hauptanbieter) 1.000 EW Ubstadt-Weiher 4.100 13.299 315 Forst 3.500 8.048 434 Kraichtal 3.250 14.627 222 Hambrücken 2.050 5.527 370 BRD - - 436 Quelle: GMA-Erhebungen 2020; EHI EuropäischesHandelsInstitut Köln (2018), Handelsdaten aktuell S. 82; Statis- tisches Landesamt Baden-Württemberg Abbildung 4: Aktuelle Verkaufsflächenausstattung pro 1.000 Einwohner im regionalen Vergleich GMA-Erhebungen und Berechnungen 2020 Bei einer Bewertung der Angebotssituation lässt sich festhalten, dass in Ubstadt-Weiher mit rd. 315 m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner, in Relation zum Bundesdurchschnitt derzeit eine un- terdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung vorhanden ist. Flächengemeinden aus mehre- ren Ortsteilen erreichen jedoch aufgrund ihrer Siedlungsstruktur in aller Regel niedrigere Werte als Gemeinde mit nur einem kompakten Siedlungskern (vgl. Kraichtal versus Forst). Außerdem besitzt Ubstadt-Weiher keine überörtliche Versorgungsfunktion. Als weitere Orientierung für das Entwicklungspotenzial in Ubstadt-Weiher kann die Zentralitäts- kennziffer herangezogen werden. Zur Berechnung der Zentralität erfolgt eine Gegenüberstellung von Kaufkraft und Umsatz. Dabei deuten Werte über 100 einen Bedeutungsüberschuss (Zuflüsse aus dem Umland) und Werte unter 100 einen Nettokaufkraftabfluss an. 28
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher Für den Bereich Nahrungs- und Genussmittel beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 28,2 Mio. € : ca. 29,7 Mio. € = ca. 94 %. (Umsatz in Ubstadt-Weiher) (Kaufkraft der Wohnbevölkerung von Ubstadt-Weiher) (Zentralität) In der Gemeinde Ubstadt-Weiher ist derzeit eine Zentralität von ca. 94 % festzuhalten. Nur 6 % der Kaufkraft fließen im Lebensmittelbereich an umliegende Standorte ab. Eine Bewertung der quantitativen Ausstattung in der Gemeinde Ubstadt-Weiher im Lebens- mittelbereich nach unterschiedlichen Methoden lässt übereinstimmend ein geringes Entwick- lungspotenzial erkennen. Insofern liegen nur geringfügig Entwicklungsspielräume vor, die an- gesichts der derzeitigen Ausgestaltung der Lebensmittelversorgung für eine Modernisierung der vorhandenen Betriebe (Lidl, Penny, Rewe) verwendet werden könnten. 1.2 Qualitative Bewertung Neben einer quantitativen Bewertung anhand von Kenndaten und dem verfügbaren Einwohner- und Kaufkraftpotenzial ist im Rahmen einer qualitativen Bewertung zu prüfen, inwieweit die in der Gemeinde Ubstadt-Weiher vorhandenen Nutzungsstrukturen zukunftsfähig aufgestellt sind und welche Möglichkeiten für Angebotsergänzungen unter Berücksichtigung der vor Ort verfüg- baren Potenziale denkbar sind. Dabei sind die Nahversorgungsstrukturen unter qualitativen Ge- sichtspunkten wie folgt zu bewerten: Im Ortsteil Ubstadt ist als strukturprägenden Anbieter auf den Aldi Lebensmitteldis- counter am südöstlichen Ortsausgang in Richtung Unteröwisheim hinzuweisen. In Kombination mit dem Drogeriefachmarkt dm handelt es sich um eine attraktive Nah- versorgungslage der Gemeinde Ubstadt-Weiher. Der Lebensmitteldiscounter weist ak- tuell ein modernes und attraktives Erscheinungsbild auf. Nach der Erweiterung von Aldi ist der Standort sehr gut aufgestellt. Im Ortsteil Weiher sind als strukturprägende Anbieter ein Rewe Vollsortimenter sowie der Lidl Lebensmitteldiscounter an der Ubstadter Straße anzuführen. Die Lage der Märkte am Ortsrand von Weiher, in sog. Scharnierlage, macht den Standort zu einer wichtigen Versorgungslage für mehrere Ortsteile. Mit einer in Aussicht stehenden Mo- dernisierung und Verlagerung des Lebensmitteldiscounters wird die Attraktivität des Standortes erhöht und die Nahversorgungsstrukturen innerhalb der Gemeinde Ubstadt-Weiher zukunftsfähig aufgestellt werden. In Stettfeld übernimmt den Anbieter Penny am Ortsrand in Richtung Zeutern als ein- ziger Lebensmittelmarkt eine wichtige Versorgungsaufgabe für die beiden kleineren Ortsteile. Der Penny-Markt wurde in den letzten Jahren modernisiert. Die Verkaufsflä- che liegt jedoch immer noch am unteren Rand zukunftsfähiger Konzepte. In Zeutern ist derzeit ausschließlich ein Angebot aus kleinteiligen Betrieben (Lebens- mittelhandwerk, Spezialbetriebe) vorhanden. Mit rd. 3.025 Einwohnern lässt sich kein 29
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher ausreichendes Einwohnerpotenzial für die Ansiedlung eines modernen Lebensmittel- marktes erkennen, zumal sich der Ortsteil Zeutern in randlicher Lage bezogen auf das Gemeindegebiet befindet. Umso wichtiger ist die langfristige Sicherung des Penny- Marktes. 1.3 Zusammenfassende Bewertung der Entwicklungspotenziale Nach einer Analyse qualitativer und quantitativer Aspekte möglicher Entwicklungspotenziale lässt sich festhalten, dass in der Gemeinde Ubstadt-Weiher nur noch geringe Entwicklungspoten- ziale bestehen. Die Ansiedlung eines zusätzlichen Lebensmittelmarktes macht keinen Sinn, zu- mindest in den aktuell schon gut versorgten Ortsteilen Ubstadt, Weiher und Stettfeld. Lediglich in Zeutern bestünde noch Entwicklungsbedarf (vor dem Hintergrund der geringen Einwohnerzahl und der randlichen Lage von Zeutern ist eine Umsetzung jedoch schwierig). Vielmehr sollte das verbleibende Entwicklungspotenzial dazu genutzt werden, die vorhandenen Standorte und Be- triebe zu modernisieren (Aldi, Lidl, REWE, Penny) und Betriebe des Lebensmittelhandwerks.15 15 Aldi-Erweiterung ist bereits in Umsetzung. Modernisierung von Lidl und REWE ergibt sich aus der geplan- ten Neustrukturierung des Standortes an der Ubstadter Straße (mit der geplanten Verlagerung von Lidl und dem Ausbau von REWE). 30
Fortschreibung der Nahversorgungskonzeption in Ubstadt-Weiher V. Nahversorgungskonzept für die Gemeinde Ubstadt-Weiher Die Analyse der Nahversorgungssituation hat ergeben, dass grundsätzlich nur ein geringes Ent- wicklungspotenzial in der Gemeinde besteht. Dieses wird durch die Wettbewerbssituation in um- liegenden Kommunen deutlich eingeschränkt, welche ebenfalls z. T. nach Ubstadt-Weiher orien- tiert, attraktive und großflächige Lebensmittelangebote vorhalten. Zur Entwicklung der Nahversorgungssituation in Ubstadt-Weiher können daher folgende Zielset- zungen formuliert werden: Die Ansiedlung zusätzlichen Ladenhandwerks (Bäckerei, Metzgerei) in integrierten La- gen der Ortsteile Sicherung und Modernisierung der bestehenden Lebensmittelbetriebe in Ubstadt- Weiher. Vor dem Hintergrund der derzeit unterdurchschnittlichen Ausstattung im Bereich des Laden- handwerks (mehrere Betriebe in den letzten Jahren weggefallen) stellt die Ansiedlung des La- denhandwerks in integrierten Lagen eine wichtige Grundvoraussetzung dar, um die Wohnbevöl- kerung mit Waren des unmittelbar täglichen Bedarfs in fußläufiger Erreichbarkeit versorgen zu können. In Ubstadt-Weiher zeigt sich in allen Ortsteilen derzeit keine gute Versorgungssituation durch das Ladenhandwerk. Ebenfalls erhaltenswert ist das Ladenmodell der Bäckerei Singler im Ortsteil Stettfeld mit einem über das Bäckereihandwerk hinausgehenden Warenangebot zur un- mittelbaren Nahversorgung des Wohnquartieres. Da die Versorgungssituation in Ubstadt-Weiher derzeit insgesamt als durchschnittlich einzustu- fen ist, sollte es das Ziel sein, die bestehenden Lebensmittelmärkte zu erhalten und zu sichern. Ziel ist es, durch stetige Modernisierungsmaßnahmen die Standorte auf einem aktuellen Stand zu halten und die Kundenbindung an den Standort zu sichern. Daraus ergibt sich folgende Empfehlung für die jeweiligen Ortsteile: 31
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