FORUM Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V - Deutsche Krebsgesellschaft

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FORUM Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V - Deutsche Krebsgesellschaft
April 2017 | Jg. 32 | Nr. 02

FORUM
Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.

                           Fertilitätserhalt
                           Welche Maßnahmen sind         Partnerschaft
                           wann und für wen indiziert
                                                         und Krebs
                           Erhalt sexueller Funktionen
                           und Libido beim               Viele Fragen,
                           – Rektumkarzinom
                           – Gynäkologischen Tumoren     die zu stellen sind!
                           „Wenn er uns trifft“
                           Blickwinkel von Betroffenen

                           Meinung
                           Pro und Contra Biosimilars

www.krebsgesellschaft.de/forum
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Editorial

Forum 2017 · 32:103                            F. Lordick
DOI 10.1007/s12312-017-0241-y                  Universitätklinikum Leipzig, Universitäres Krebszentrum, Leipzig
Online publiziert: 15. März 2017
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017

                                               Partnerschaft und Krebs

                                               lichst schonende Therapieverfahren von                   Annette von Rexrodt aus Betroffenen-
                                               herausragender Bedeutung. Dies betrifft                  perspektive als auch der fachpsychologi-
                                               ganz besonders die operative Technik.                    sche Beitrag von Jochen Ernst und Gregor
                                               Exemplarisch werden die Möglichkeiten                    Weißflog betonen das tiefgreifende Mitbe-
                                               beim Rektumkarzinom von Rudolf Raab                      troffen sein von Partnern und Angehöri-
                                               und Lilia Kruse und die Behandlungstech-                 gen im Falle einer Krebserkrankung. Das
                                               niken bei gynäkologischen Tumoren von                    Wissen um die Belastung der Partner ist
                                               Annette Hasenburg und Kollegen darge-                    alt, die Forschung darüber hingegen jung.
                                               stellt. In den Kompetenzbereich jedes on-                Ohne Frage besteht Lernbedarf, wie Part-
                                               kologisch tätigen Arztes gehört zudem                    ner und Partnerschaften im Falle von
                                               das Basiswissen um fertilitätserhaltende                 Krebs effektiv unterstützt werden können.

                                                                                                        »»
                                               Maßnahmen bei gonadotoxischen The-
                                               rapien. Bei Männern auch bis ins höhere                      „Das Wissen um die Belastung
                                               Lebensalter und bei Frauen bis etwa zum                  der Partner ist alt, die Forschung
                                               40. Lebensjahr soll eine Aufklärung über
                                               Kryokonservierung von Spermien bzw.
                                                                                                        darüber hingegen jung.“
Eine Krebserkrankung bedroht eine Viel-        ovarprotektive Maßnahmen und Kryo-
zahl, wenn nicht alle Funktionen des Le-       konservierung von Oozyten oder Ovar-                         Ernst und Weißflog stellen die zeit-
bens. Als Erstes spüren das, neben den         gewebe erfolgen.                                         gemäßen Herangehensweisen dar. Die

                                               »»
Erkrankten, die Lebenspartner. Die ge-                                                                  Deutsche Krebsgesellschaft widmet sich
meinsame Zukunft steht plötzlich in Fra-           „In den Kompetenzbereich                             dem Thema ebenfalls in besonderer Wei-
ge. Familienplanung und Kinderwunsch           jedes onkologisch tätigen Arztes                         se. Ein Forschungsprojekt der Arbeitsge-
verlagern sich ins Ungewisse. Die sozia-                                                                meinschaft Palliativmedizin (APM) zum
le und wirtschaftliche Verantwortung für
                                               gehört das Basiswissen um fertili-                       Thema der Belastung und Unterstüt-
Partner und Familie geraten ins Wanken.        tätserhaltende Maßnahmen.“                               zungsbedürfnisse von Angehörigen bei
Das Körperbild und die Attraktivität für                                                                neu diagnostizierter inkurabler Krebser-
den Partner sind bedroht durch Therapien           Weitere Techniken, die einen Kinder-                 krankung wurde kürzlich einer namhaf-
und Erkrankungsfolgen. Libido und sexu-        wunsch nach Krebsbehandlung unterstüt-                   ten Stiftung zur Bewertung eingereicht.
elle Funktionen werden in vielfacher Wei-      zen, sind darüber hinaus in Entwicklung.                     Ich bin mir sicher, dass dieses Heft Ih-
se beeinträchtigt.                             Die Komplexität der Maßnahmen, ins-                      nen wertvolle Informationen für den Um-
    Diese Ausgabe des FORUM widmet             besondere bei Mädchen und Frauen, er-                    gang mit von Krebs Betroffenen geben
sich dem hoch komplexen Thema in ei-           fordert eine besondere Expertise in der                  kann – mit Betroffenen sind explizit die
nigen wichtigen Aspekten. Ist es möglich,      Beratung und Durchführung, die in den                    Erkrankten und deren Partner gemeint.
optimale onkologische Behandlungser-           Zentren des FertiPROTEKT Netzwerk
gebnisse zu erzielen und dabei den Erhalt      e. V. (www.fertiprotekt.com) gegeben ist.                Ihr
von Libido und sexuellen Funktionen zu         Darüber informiert der Beitrag von Mi-
berücksichtigen? Diese Frage stellt sich bei   chael von Wolff und Stephan Seitz.
vielen Krebserkrankungen. Zur Vermei-              Ein ganz anderes Feld ist die psycho-
dung organischer Störungen sind mög-           soziale Belastung. Sowohl der Artikel von
                                                                                                        Florian Lordick

                                                                                                                                    Forum 2 · 2017     103
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        Editorial
  103 Partnerschaft und Krebs
        Präsident
  108 Doppelte Register – doppelter Aufwand?
        DKG - aktuell
  109 Deutscher Krebspreis 2017 verliehen
  109 Karl-Heinrich-Bauer-Medaille 2017. Die Deutsche Krebsgesellschaft ehrt Prof. Dr. Christian Wittekind
  110 360° Onkologie – unser neues Infoangebot für Politik und Gesellschaft
  111 Darmkrebs-Präventionspreis 2016
  113 CanCon-Guide veröffentlicht
      J. Bruns · S. Dittmar · A. Elmer · M. Hallek · M. Hennrich · R. Rambach · G. Jonas · M. Klinkhammer-Schalke ·
      U. Knirsch · B. J. Krause · K. Maag · G. Marckmann · U. Marschall · R. Rambach · H. Rebscher · S. Schmitz ·
      H. Seiter · C. Straub · L. Uhl · J. Wasem
  114 Positionspapier zur „Wissen generierenden onkologischen Versorgung“.
      Vorgelegt am 2. Februar 2017 von der AG Zukunft der Onkologie
        www.krebsgesellschaft.de/onko
  118 SABCS 2016: Experten ordnen Studiendaten in klinischen Kontext ein
  119 ASH Congress 2016: Neue Erkenntnisse in der Hämatoonkologie
        Meinung
      R. Frontini
  120 Biosimilars in der Onkologie. Pro und Kontra zu den aktuellen Entwicklungen
        Junge Onkologen
      F. Nauck
  123 Palliativmedizin bietet auch jungen Ärzten vielfältige Möglichkeiten

        Fokus: Partnerschaft und Krebs
      M. von Wolff · S. Seitz
  126 Fertilitätserhalt bei gonadotoxischen Therapien
      Fertility preservation in gonadotoxic therapy
      A. Hasenburg · A. Seeger · M. J. Battista · R. Schwab
  134 Behandlungstechniken bei gynäkologischen Tumoren.
      Besserer Erhalt sexueller Funktionen und der Libido
      Treatment techniques for gynecological tumors.
      Better preservation of sexual function and libido
      R. Raab · L. Kruse
  138 Behandlungstechniken mit besserem Erhalt sexueller
      Funktionen und Libido beim Rektumkarzinom
      Treatment techniques for rectal cancer with better
                                                                                                                                   © [M] LisaValder / Getty Images / iStock

      preservation of sexual functions and libido
      J. Ernst · G. Weißflog
  144 Partnerschaft und Krebs. Psychoonkologische Aspekte
      Partnership and cancer. Psycho-oncological aspects
      A. Rexrodt von Fircks
  148 Krebs und Partnerschaft. Wenn er uns trifft
      Cancer and partnership. When it affects us

              +++ Online -Archiv finden Sie unter w w w.k rebsgesellschaf t.de/forum +++

                                                                                                                         FORUM                            105
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        Sektion B
        Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie (PRIO) in Kooperation mit AG Palliative Medizin (APM) ·
        AG Soziale Arbeit (ASO) · AG Konferenz Onkologischer Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK) sowie der
        Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e. V. (DAPO) · Bundesverband – Haus der Krebsselbsthilfe
  152   Kommunikation in der Onkologie. Bericht von einem innovativen Seminarkonzept
        H. Rexer · C. Wülfing für die Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie (AUO)
  153   Fragebogen-Studie für Patienten mit Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom. Studie zu Therapieentscheidung und
        Bewälti-gungsstrategien nach Diagnose von Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom (COPCa)
        Konferenz Onkologischer Krankenpflege (KOK) in Kooperation mit dem Krebsverband Baden-Württemberg e. V.
  155   Deutschlands Onko-Team 2017 gesucht
        V. Grünwald · T. Steiner für die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Nierentumore der DKG
  156   Stellungnahme zur adjuvanten Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms
        F. Griesinger · W. Eberhardt · N. Marschner · M. Jänicke · L. Spring · J. Sahlmann · A. Fleitz · A. Karatas · A. Hipper ·
        M. Sebastian · M. Thomas
  157   Großangelegtes Registerprojekt CRISP – Dokumentation eines rasanten Therapiewandels.
        Am Beispiel NSCLC im Stadium IV und IIIB mit palliativer Intention
        Sektion A
        I. Fischer · J. U. Rüffer · M. Besseler · P. Bojko · P. Heußner · M. Koller · V. Milani · C. Riedner · N. Rinas ·
        G. Schlimok · E. Schneider · M. E. Heim
  160   Tumor-Fatigue-Sprechstunde der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V. Was passiert da eigentlich?
        Teil II: Beratung
        Niedersächsische Krebsgesellschaft e. V .
  164   Dr. med. Renate Bendel verstorben
        Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft e. V., Kiel
  164   Die Kieler BrustkrebsSprotten. Selbsthilfe für junge Patientinnen vor der Menopause
        Bayerische Krebsgesellschaft e. V., München
  165   Neue Broschüre für Angehörige von krebskranken Menschen
        Sächsische Krebsgesellschaft e. V., Zwickau
  167   10. Sächsischer Krebskongress in Chemnitz. Fortbildung für Ärzte und Fachpersonal
        Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V.; Universitätstumorzentrum Düsseldorf; Krebsberatung Düsseldorf
  168   Neues Beratungsangebot für Paare bei Krebs
        Sektion C
  169 Wie lässt sich „Systemversagen“ vermeiden? AMNOG-Prozess in der Onkologie
  170 „Lebensqualität muss adäquat erhoben werden“. Interview mit Dr. B. Wieseler
        Verschiedenes
        Adressen
        Termine
        Impressum, Wissenschaftlicher Beirat

                                                                                                                                    FORUM   107
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Präsident

      Forum 2017 · 32:108                           Peter Albers
      DOI 10.1007/s12312-017-0230-1                 Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
      Online publiziert: 22. Februar 2017
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017

                                                    Doppelte Register
                                                    – doppelter Aufwand?

                                                    geplante Register personenbezogene Da-            sind alle Bundesländer in Deutschland
                                                    ten über den Einsatz neuer Arzneimittel           aufgefordert, bis Ende 2017 klinische
                                                    beim metastasierten Brust- und Prostata-          Krebsregister einzurichten, in einigen
                                                    krebs sowie dem multiplen Myelom sam-             Bundesländern sind sie bereits aktiv. Bei
                                                    meln und auswerten.                               der Ausgestaltung des gesetzlichen Rah-
                                                       Das Projektziel ist wichtig und verdient       mens für die klinischen Krebsregister ha-
                                                    jede erdenkliche gemeinsame Anstren-              ben sich alle Beteiligten ausdrücklich auf
                                                    gung: Seit langem schon mahnen Fachex-            eine einheitliche, datensparsame Basis-
                                                    perten an, dass die Datengrundlagen aus           dokumentation und die Vermeidung von
                                                    Zulassungsstudien nicht ausreichen, und           Doppelerfassungen durch die Leistungs-
                                                    fordern zusätzliche Versorgungsdaten zur          erbringer verständigt.
                                                    Beurteilung des wirklichen Nutzens eines             Ohne Kenntnisse der vorherigen Kran-
                                                    neu zugelassenen Medikaments. Ja, wir             kengeschichte wird die Interpretation der
      Schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs         brauchen solche Daten. Dennoch sei die            Daten aus dem neuen Register schwierig.
      sind nicht nur im medizinischen Sinn sys-     Frage erlaubt, ob wir dafür wirklich ein          Und viele der Anforderungen an die kli-
      temische Erkrankungen, sie wirken sich        komplett neues Register benötigen. Denn           nischen Krebsregister werden auch für das
      auch auf das soziale Gefüge der Betroffe-     mit den klinischen Krebsregistern steht           neue Register gelten. Ob und wie eine Zu-
      nen aus – auf Partnerschaft, Familien- und    bereits ein Instrument zur Verfügung,             sammenarbeit zwischen beiden Registern
      Berufsleben. Gerade beim Thema „Krebs         das den gesamten Krankheitsverlauf eines          stattfinden soll und wie die Schnittstelle
      und Partnerschaft“ fühlen sich Patienten      Krebspatienten, von der Erstdiagnose bis          aussehen könnte, war bei der Förderent-
      oft alleine gelassen. Das vorliegende Heft    zum Rückfall, lückenlos dokumentieren             scheidung aber offenbar kein Kriterium.
      greift medizinische und psychosoziale As-     kann. Liegt es da nicht nahe, beim Auf-           Nutzt man die Synergiemöglichkeiten mit
      pekte aus diesem Bereich auf – ein, wie ich   bau des neuen Registerprojekts Synergien          den klinischen Krebsregistern nicht, dann
      finde, wichtiges Thema.                       mit den bestehenden klinischen Krebsre-           kostet die Entwicklung des neuen Regis-
         Aus gegebenem Anlass möchte ich an         gistern zu nutzen?                                ters zusätzliches Geld und der Aufwand

                                                    »»
      dieser Stelle noch auf ein anderes, wichti-                                                     wird größer. Ich vertraue auf eine kon-
      ges Thema eingehen. Mit Spannung war              Synergien mit den klinischen                  struktive Einstellung aller Beteiligten.
      die Entscheidung des Innovationsaus-          Krebsregistern sollten genutzt
      schusses über die Projekte erwartet wor-                                                        Ihr
      den, die für die nächsten drei Jahre durch
                                                    werden
      den Innovationsfonds gefördert werden.
      Seit Januar 2017 ist es offiziell: Im Rah-    Der gesetzliche Rahmen für die bun-
      men des Innovationsfonds ist unter ande-      desweite Erfassung personenbezogener
      rem der Aufbau eines neuen Krebsregis-        Krankheitsdaten in klinischen Krebsre-
      ters zur besseren Bewertung von Nutzen        gistern besteht bereits seit 2013 in Form
      und Schaden innovativer Krebsmedika-          des sogenannten Krebsfrüherkennungs-              Ihr Peter Albers
      mente geplant. Zu diesem Zweck soll das       und -registergesetzes (KFRG). Demnach             Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft

108    Forum 2 · 2017
FORUM Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V - Deutsche Krebsgesellschaft
DKG - aktuell

Forum 2017 · 32:109–113
DOI 10.1007/s12312-017-0243-9
Online publiziert: 8. März 2017
                                            Deutscher Krebspreis 2017
© Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                            verliehen

Petra Boukamp, Martin Lipp, Guido Rei-      minierungen für die drei Kategorien ex-          nische Krebsforschung ging der Deutsche
fenberger und Michael Hallek wurden         perimentelle, translationale und klinische       Krebspreis 2017 an Prof. Dr. med. Michael
für ihre wegweisenden Arbeiten mit dem      Krebsforschung.                                  Hallek (Klinik I für Innere Medizin, Uni-
Deutschen Krebspreis 2017 geehrt.               In der Kategorie experimentelle Krebs-       versität zu Köln, Centrum für Integrierte
   Der Deutsche Krebspreis, gestiftet von   forschung ging der Preis an Prof. Dr. rer.       Onkologie Köln Bonn).
der Deutschen Krebsgesellschaft und der     nat. Petra Boukamp (DKFZ Heidelberg)                 Auch wenn sich die Forschungsgebiete
Deutschen Krebsstiftung, zählt zu den re-   und Dr. rer. nat., Dr. rer. nat. habil. Martin   unterscheiden, eines haben die Preisträger
nommiertesten Auszeichnungen in der         Lipp (Max-Delbrück-Centrum für Mole-             gemeinsam: Sie stehen für herausragende
deutschen Krebsmedizin. Am 1. März          kulare Medizin, Berlin). Im Bereich trans-       wissenschaftliche Originalität und Quali-
fand in Heidelberg die Verleihung des       lationale Forschung wurde Prof. Dr. med.         tät aktueller und zukunftsweisender Ar-
Deutschen Krebspreises 2017 im Rah-         Guido Reifenberger (Institut für Neuro-          beiten im Bereich Onkologie.
men des 19th International AEK Cancer       pathologie, Heinrich-Heine-Universität               Woran arbeiten sie konkret? Warum?
Congress statt. Eingegangen waren 15 No-    Düsseldorf) geehrt. In der Kategorie kli-        Wofür bekommen sie den Deutschen
                                                                                             Krebspreis? Was treibt sie an, was bewegt
                                                                                             sie? Das soll nicht nur die Fachwelt wissen,
                                                                                             sondern die breite Öffentlichkeit. Deshalb
                                                                                             hat die Deutsche Krebsgesellschaft die
                                                                                             Preisträger in diesem Jahr selbst zu Wort
                                                                                             kommen lassen: vier Forschungsgebiete,
                                                                                             vier Menschen, vier Videos: www.krebs-
                                                                                             gesellschaft.de/deutscher-krebspreis.html.

                                                                                             Kontakt
                                                                                             Renate Babnik
                                                                                             Deutsche Krebsgesellschaft/Kommunikation
                                                                                             Tel. 030 3229329-25
                                                                    9 Krebspreisträger
                                                                                             E-Mail: babnik@krebsgesellschaft.de
                                                                    2017

Karl-Heinrich-Bauer-Medaille 2017
Die Deutsche Krebsgesellschaft ehrt Prof. Dr. Christian Wittekind
für seine besonderen Verdienste

Der Pathologe Professor Dr. Christian       Deutsche Krebsgesellschaft verdient              Professor Dr. Christian Wittekind erhielt
Wittekind aus Leipzig wurde auf dem         gemacht haben. Wittekind erhält die              seine Anerkennung als Facharzt für Pa-
Internationalen AEK-Kongress mit der        Auszeichnung insbesondere für sei-               thologie im Jahr 1986, im gleichen Jahr
Karl-Heinrich-Bauer-Medaille ausge-         ne Leistungen bei der Erstellung und             habilitierte er auch. Es folgten Positionen
zeichnet. Diese Auszeichnung ver-           Überarbeitung der nationalen und in-             als leitender Oberarzt am Pathologischen
gibt die Deutsche Krebsgesellschaft         ternationalen TNM-Klassifikation zur             Institut der Medizinischen Hochschule
(DKG) an Mitglieder, die sich beson-        Stadienbestimmung bösartiger Tu-                 Hannover sowie als Leiter der Abteilung
ders um die Krebsmedizin und um die         moren.                                           für Pathologie in der Chirurgischen und

                                                                                                                         Forum 2 · 2017     109
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                                                                                                                          der Zentren findet, die von der Deutschen
                                                                                                                          Krebsgesellschaft zertifiziert werden.
                                                                                                                              „TNM ist das international am weites-
                                                                                                                          ten verbreitete System zur Beschreibung
                                                                                                                          der Krebsausbreitung und zur Einschät-
                                                                                                                          zung der individuellen Prognose. Ohne
                                                                                                                          eine solche Klassifikation wäre eine ein-
                                                                                                                          heitliche Tumordokumentation undenk-
                                                                                                                          bar. Prof. Wittekind hat als international
                                                                                                                          anerkannter Experte einen ganz wesent-
                                                                                                                          lichen Anteil nicht nur an der Weiterent-
                                                                                                9 DKG-Präsident Prof.
                                                                                                                          wicklung dieses Systems, sondern auch
                                                                                                Albers (rechts) verlieh
                                                                                                                          daran, dass es korrekt eingesetzt wird.
  ©©Brigitte Engelhardt

                                                                                                dem Pathologen Prof.
                                                                                                Dr. Christian Wittekind   Darauf sind wir sehr stolz“, hob Prof. Dr.
                                                                                                aus Leipzig die           Peter Albers, Präsident der Deutschen
                                                                                                Karl-Heinrich-Bauer-      Krebsgesellschaft, anlässlich der Verlei-
                                                                                                Medaille 2017
                                                                                                                          hung der Karl-Heinrich-Bauer-Medaille
                                                                                                                          hervor.
                          Urologischen Klinik Universität Erlangen;           Wittekind ist seit 1993 Mitglied der
                          an beiden Universitäten hatte Wittekind         TNM Prognostic Factors Core Group               Die Karl-Heinrich-Bauer-
                          auch eine Professur inne. 1996 nahm Wit-        der Union internationale contre le can-         Medaille
                          tekind den Ruf auf eine C4-Professur am         cer (UICC), seit 1995 Mitglied und seit
                          Universitätsklinikum Leipzig an und lei-        2006 Vorsitzender des deutschsprachigen         Mit dieser Auszeichnung möchte die
                          tet seither dort das Institut für Pathologie.   TNM-Komitees. Er fungiert als Heraus-           Deutsche Krebsgesellschaft die Erinne-
                              Zu den besonderen Verdiensten Wit-          geber der wesentlichen Standardwerke in         rung an den bedeutenden Chirurgen Karl
                          tekinds zählt die Weiterentwicklung des         diesem Bereich: Dazu zählen die Auflagen        Heinrich Bauer, Ordinarius der Chirur-
                          sogenannten TNM-Systems. TNM be-                5 bis 8 der TNM-Klassifikation maligner         gischen Klinik in Heidelberg und Grün-
                          schreibt die anatomische Ausbreitung des        Tumoren sowie die aktuellen Auflagen            der des Deutschen Krebsforschungszent-
                          Tumorgeschehens in drei Parametern: T           des TNM-Atlas und des TNM-Supple-               rums, als großen Arzt und erfolgreichen
                          steht für die lokale Ausbreitung des Pri-       ments. Als Sprecher der 2012 gegründe-          Forscher auf dem Gebiet der Onkologie
                          märtumors, N für die Metastasierung in          ten Arbeitsgemeinschaft Tumorklassifi-          lebendig halten. Der Preis wird seit 1994
                          regionäre Lymphknoten, M für das Feh-           kation in der Onkologie (ATO) engagiert         vergeben.
                          len oder Vorhandensein von Fernmeta-            sich Wittekind auch innerhalb der Deut-
                          stasen. Diese Einstufung erlaubt prog-          schen Krebsgesellschaft für das TNM-Sys-
                                                                                                                          Kontakt
                          nostische Aussagen und gibt häufig den          tem. Die ATO beteiligt sich zum Beispiel
                          Ausschlag für den weiteren Therapiever-         an der Entwicklung onkologischer Leit-          Dr. Katrin Mugele
                          lauf; sie wird unter anderem auch von           linien; sie setzt sich außerdem dafür ein,      Pressestelle der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
                          Krebsregistern zur Tumordokumentati-            dass die aktuell geltenden Tumorklassifi-       Tel: 030 3229329-60
                                                                                                                          E-Mail: mugele@krebsgesellschaft.de
                          on herangezogen.                                kationen Eingang in die Erhebungsbögen

                          360° Onkologie – unser neues Infoangebot
                          für Politik und Gesellschaft
                          „360° Onkologie“ ist seit Februar 2017          Schwerpunktthema, auf Versorgungszu-            die politische Steuerung im Gesundheits-
                          unser neues Informationsangebot für             sammenhänge in der Onkologie sowie              wesen ergeben.
                          Politik und Gesellschaft. Drei- bis vier-       auf medizinische Innovationen. Und wir             Als Fachgesellschaft mit einem ein-
                          mal im Jahr lenken wir die Aufmerksam-          stellen die Frage, wie diese Themen das         maligen Pool an Experten und Expertise
                          keit mit einer Publikation, einem Video         Leben von Krebsbetroffenen beeinflussen         bringt sich die DKG sowohl in die Versor-
                          und einer Infografik auf ein bestimmtes         und welche Konsequenzen sich daraus für         gungsrealität als auch in gesellschaftliche

110                        Forum 2 · 2017
tung? Psychosoziale Onkologie? Wo ist
                                                                                                                          der Unterschied? Die Botschaft: Unab-
                                                                                                                          hängig von Begriffen empfehlen wir je-
                                                                                                                          dem Betroffenen, eine Krebsberatungs-
                                                                                                                          stelle aufzusuchen. Jede Ausgabe der
                                                                                                                          Publikation „360° Onkologie“ wird künf-
                                                                                                                          tig von einem Videostatement mit allge-
                                                                                                                          mein verständlichen Zusatzinformatio-
                                                                                                                          nen begleitet.
                                                                                                                          Die Infografik „360° Onkologie“: Zur
                                                                                                                          freien Nutzung stellen wir zu jedem Heft
                                                                                                                          auch eine Infografik bereit – dieses Mal
                                                                                                                          über die ambulante Krebsberatung in den
                                                                                                                          Landeskrebsgesellschaften. Die Infografik
©©Renate Babnik/DKG

                                                                                                                          ist im Format einer Powerpoint-Folie an-
                                                                                                                          gelegt und kann unter Nennung des Ur-
                                                                                                                          hebers direkt, aber unverändert übernom-
                                                                                                                          men werden.
                      8 Generalsekretär Dr. Johannes Bruns beim Videodreh zu „360° Onkologie“. Das Ergebnis gibt es auf       Das Infopaket ist auf www.krebsgesell-
                      www.krebsgesellschaft.de/360-grad-onkologie                                                         schaft.de/360-grad-onkologie zu finden.
                                                                                                                          Generalsekretär Dr. Johannes Bruns freut
                                                                                                                          sich, durch das neue Informationsangebot
                      und politische Debatten ein. Mit „360°              ren Folgen auf. Konkrete Aktivitäten und        in einen stärkeren Austausch zu treten –
                      Onkologie“ öffnen wir einen weiteren Ka-            Termine der Deutschen Krebsgesellschaft         auch intern. Anregungen, Kommenta-
                      nal für eine stärkere Präsenz der DKG in            runden das Heft ab. Druckexemplare ver-         re und Kritik zum Heft bzw. zu einzel-
                      Politik und Gesellschaft. Die interne Be-           schicken wir an Akteure und Multiplika-         nen Beiträgen, zum Video, zur Infografik
                      fragung im vergangenen Jahr (Marken-                toren in Politik, Institutionen und Medi-       schreiben Sie bitte an bruns@krebsgesell-
                      kernanalyse) hatte das als eine Aufgabe             en. Onlineausgaben stehen auf unserer           schaft.de.
                      formuliert.                                         Webseite für jedermann bereit.
                      Das Heft „360° Onkologie“: Erstes                   Das Video„360° Onkologie“: Der Schwer-
                                                                                                                          Kontakt
                      Schwerpunktthema ist die Psychoonkolo-              punktbeitrag Psychoonkologie im aktuel-
                      gie. Weitere Rubriken sind auf acht Seiten          len Heft wird ergänzt um ein Videostate-        Renate Babnik
                      unter anderem Innovation, Versorgung                ment von Generalsekretär Dr. Johannes           Deutsche Krebsgesellschaft/Kommunikation
                      sowie ein offenes Thema. Ein Serviceteil            Bruns, in dem Begriffe erläutert werden:        Tel. 030 3229329-25
                                                                                                                          E-Mail: babnik@krebsgesellschaft.de
                      greift Gesetze und Beschlüsse sowie de-             Psychoonkologie? Psychosoziale Bera-

                      Darmkrebs-Präventionspreis 2016
                      geht an Ulrike Haug
                      Epidemiologin wird für Studie zum Untersuchungsintervall
                      bei immunologischen Stuhltests geehrt
                      Der Darmkrebs-Präventionspreis 2016                 Stuhl in der Darmkrebsfrüherkennung.            Jahren möglicherweise den gleichen Nut-
                      geht an Prof. Dr. Ulrike Haug vom Leib-             Bislang wird empfohlen, diese Stuhlun-          zen bringt. Der Darmkrebs-Präventions-
                      niz-Institut für Präventionsforschung und           tersuchung alle ein bis zwei Jahre durch-       preis wird von der Deutschen Krebsge-
                      Epidemiologie – BIPS in Bremen. Die re-             führen zu lassen. In ihrer Studie konnte        sellschaft, der Stiftung LebensBlicke und
                      nommierte Wissenschaftlerin erhält den              Ulrike Haug zeigen, dass beim Einsatz           der Deutschen Krebsstiftung für heraus-
                      Preis für eine Studie zum Einsatz quanti-           eines empfindlicheren Tests ein längeres        ragende Projekte und Untersuchungen im
                      tativer immunologischer Tests auf Blut im           Untersuchungsintervall von bis zu fünf          Bereich der Darmkrebsprävention verge-

                                                                                                                                                      Forum 2 · 2017   111
DKG - aktuell

                                                                                                                                                            tiver und der organisatorische Aufwand
                                                                                                                                                            geringer werden“, erklärte Prof. Dr. Jür-
                                                                                                                                                            gen Riemann von der Stiftung LebensBli-
                                                                                                                                                            cke die Entscheidung der Jury. „Generell
                                                                                                                                                            sollten wir in Deutschland mehr in die
                                                                                                                                                            Erforschung von Krebsfrüherkennungs-
                                                                                                                                                            maßnahmen und Prävention investieren“,
                                                                                                                                                            ergänzte Dr. Johannes Bruns, Generalse-
                                                                                                                                                            kretär der Deutschen Krebsgesellschaft.
                                                                                                                                                            „Solche Untersuchungen wie die der
                                                                                                                                                            Preisträgerin liefern die Grundlage, um
                                                                                                                                                            die Akzeptanz der Darmkrebsvorsorge in
                                                                                                                                                            der Bevölkerung zu verbessern. Durch die
  ©©Hessische Krebsgesellschaft/Andreas Mann

                                                                                                                                                            Vergabe des Darmkrebs-Präventionsprei-
                                                                                                                                                            ses am Weltkrebstag wollen wir auf qua-
                                                                                                                                                            litativ hochwertige Forschungsansätze in
                                                                                                                                                            diesem Bereich aufmerksam machen.“
                                                                                                                                                                „Wir sind sehr stolz, dass die Preis-
                                                                                                                                                            verleihung am Weltkrebstag in Wiesba-
                                                                                                                                                            den stattfindet und froh, dass Krebsprä-
                                                                                                                                                            ventionsinitiativen wie ‚du bist kostbar‘,
                                                                                                                                                            die in Hessen initiiert wurde, mittlerwei-
                                               8 v. l.: Prof. Riemann (Stiftung LebensBlicke), Prof. Albers (DKG), Prof. Dr. Ulrike Haug (Preisträgerin),
                                               Stefan Grüttner (hessischer Sozialminister) und Tom Buhrow (Schirmherr der Deutschen Krebsstiftung)          le bundesweit umgesetzt wurden“, erklär-
                                                                                                                                                            te der hessische Gesundheitsminister Ste-
                                                                                                                                                            fan Grüttner.

                                               ben. Die Preisverleihung fand am 4. Fe-                ckeln, zuverlässiger als chemische Tests.             Der Darmkrebs-Präventionspreis
                                               bruar 2017, dem Weltkrebstag, auf der                  Quantitative immunologische Tests haben
                                               Veranstaltung „Hessen gegen Krebs“ in                  außerdem den Vorteil, dass sich ihre Emp-             Der Darmkrebs-Präventionspreis ist eine
                                               Wiesbaden statt.                                       findlichkeit exakt einstellen lässt.                  Initiative der Deutschen Krebsgesell-
                                                  In Deutschland können alle gesetz-                      In ihrer Studie wertete das Team von              schaft (www.krebsgesellschaft.de), der
                                               lich Krankenversicherten ab 55 Jahren                  Ulrike Haug in Zusammenarbeit mit der                 Stiftung LebensBlicke (www.lebensbli-
                                               eine Darmspiegelung in Anspruch neh-                   Erasmus-Universität in Rotterdam die Da-              cke.de) und der Deutschen Krebsstiftung
                                               men. Sie ist die zuverlässigste Methode                ten von 4523 Menschen aus. Die Proban-                www.deutsche-krebsstiftung.de). Die Or-
                                               zur Früherkennung von Darmkrebs und                    den im Alter von 50 bis 74 Jahren hatten              ganisationen setzen sich gemeinsam für
                                               muss bei unauffälligem Befund erst nach                am niederländischen Darmkrebsfrüher-                  eine bessere Darmkrebsvorsorge und
                                               zehn Jahren wiederholt werden. Derzeit                 kennungsprogramm teilgenommen und                     -früherkennung ein. Der Darmkrebs-Prä-
                                               nehmen aber leider nur 20 bis 30 % aller               sich dabei wiederholt einem quantitativen             ventionspreis (bis 2014 Darmkrebs-Kom-
                                               Berechtigten dieses Angebot wahr. Eini-                immunologischen Stuhltest unterzogen.                 munikationspreis) wird jährlich vergeben
                                               ge Vorsorgewillige bevorzugen stattdessen              Basierend auf diesen Daten zeigten die                und ist mit 5000 Euro dotiert.
                                               einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl.              Wissenschaftler, dass die seltenere Anwen-
                                               Diese Tests werden von den Kassen bereits              dung eines empfindlicheren Tests (etwa
                                                                                                                                                            Kontakt
                                               ab dem 50. Lebensjahr erstattet und soll-              alle fünf Jahre) ähnlich viele Krebsfrüh-
                                               ten alle ein bis zwei Jahre wiederholt wer-            stadien und Vorstufen identifizieren kann             Dr. Katrin Mugele
                                               den. Bislang erfolgte der Nachweis auf Blut            wie der weniger empfindliche Test mit ei-             Pressestelle der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
                                               im Stuhl mittels eines chemischen Tests;               nem zweijährigen Untersuchungsintervall.              Tel: 030 3229329-60
                                                                                                                                                            E-Mail: mugele@krebsgesellschaft.de
                                               zurzeit wird auf quantitative immunologi-                  „Die Preisträgerin hat mit ihrer Studie
                                               sche Verfahren umgestellt. Sie weisen den              einen Ansatz geliefert, wie sich die Stuhl-
                                                                                                                                                            Pia Edinger
                                               Blutfarbstoff Hämoglobin mit einem An-                 test-basierte Darmkrebsvorsorge mögli-                Geschäftsstelle der Stiftung LebensBlicke
                                               tikörper nach und erkennen Darmkrebs                   cherweise vereinfachen lässt. Durch län-              Tel: 0621 690853-88
                                               sowie gutartige Wucherungen im Darm,                   gere Abstände zwischen den Tests könnte               E-Mail: pia.edinger@lebensblicke.de
                                               die sich möglicherweise zu Krebs entwi-                das Screening für die Bevölkerung attrak-

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CanCon-Guide veröffentlicht
Der unter Beteiligung der Deutschen
Krebsgesellschaft erstellte CanCon-Guide
ist seit dem 10. Februar veröffentlicht und
unter www.cancercontrol.eu/guide-lan-
ding-page/abrufbar. Der CanCon-Guide
ist das Kernprodukt der Cancer Control
Joint Action der Europäischen Union –
das entspricht etwa einem europäischen
Krebsplan. Der CanCon-Guide richtet
sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter im Gesundheitswesen, an Regierun-
gen und Entscheidungsträger und macht
Vorschläge, wie Krebs in Zukunft effekti-

                                                               ©©Quelle: Renate Babnik/DKG
ver bekämpft werden kann und wie Un-
terschiede in der Versorgungsqualität zwi-
schen Mitgliedsstaaten abgebaut werden
können.

Kontakt
Dr. Simone Wesselmann
Dr. Christoph Kowalski
Bereich Zertifizierung
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Kuno-Fischer-Str. 8
14057 Berlin
wesselmann@krebsgesellschaft.de
kowalski@krebsgesellschaft.de

                                              Forum 2 · 2017                       113
DKG - aktuell

      Forum 2017 · 32:114–117                       Dr. Johannes Bruns • Sabine Dittmar MdB • Prof. Dr. Arno Elmer • Prof. Dr. Michael
      DOI 10.1007/s12312-017-0244-8                 Hallek • Michael Hennrich MdB • Ralf Rambach • Götz Jonas • Priv.-Doz. Dr. Monika
      Online publiziert: 14. März 2017
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017
                                                    Klinkhammer-Schalke • Ulrike Knirsch • Prof. Dr. Bernd Joachim Krause • Karin
                                                    Maag MdB • Prof. Dr. Georg Marckmann • Dr. Ursula Marschall1 • Ralf Rambach2 •
                                                    Prof. Dr. h. c. Herbert Rebscher • Prof. Dr. Stephan Schmitz • Dr. Hubert Seiter • Prof.
                                                    Dr. Christoph Straub1 • Dr. Leonie Uhl • Prof. Dr. Jürgen Wasem
                                                    BARMER
                                                    1

                                                    Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband (HKSH-BV)
                                                    2

                                                    Positionspapier zur „Wissen
                                                    generierenden onkologischen
                                                    Versorgung“
                                                    Vorgelegt am 2. Februar 2017 von der AG
                                                    Zukunft der Onkologie

      Einleitung                                    tisch unterschiedliche Entitäten aufgeteilt            len für viele Krebsarten, neue Methoden
                                                    wird, die jeweils unterschiedlich behan-               zur Therapie des schwarzen Hautkreb-
      Die Behandlung von Krebs stellt unverän-      delt werden können, kann man den ra-                   ses (RAF-Inhibitoren, Immuntherapeuti-
      dert eine der größten medizinischen He-       santen Wandel sehr gut ablesen. Das Bei-               ka) oder neue Therapien der chronischen
      rausforderungen unserer Zeit dar. Zurzeit     spiel des Netzwerks Genomische Medizin                 lymphatischen Leukämie (Bcl-2-Inhibitor
      erkranken etwa 500.000 Menschen jähr-         Lungenkrebs (mit Sitz in Köln) zeigt, wie              Venetoclax, Bruton-Tyrosinkinase-Inhi-
      lich in Deutschland an Krebs. Trotz erheb-    dieses Wissen in regionale Behandlungs-                bitor Ibrutinib, Phosphoinositol-3-Kina-
      licher Fortschritte versterben noch immer     konzepte übersetzt werden kann, welche                 se-Inhibitor Idelalisib, Anti-CD20-Anti-
      um die 40 bis 50 % aller neu diagnostizier-   die Überlebenszeiten von Krebspatienten                körper Obinutuzumab).
      ten Patienten an dieser Erkrankung. Au-       verbessern.                                                In vielen Fällen findet die Behandlung
      ßerdem steigt die Zahl der Krebsneuer-            Insgesamt hat sich das wissenschaftli-             mit neuen Medikamenten erst nach aus-
      krankungen. Gleichzeitig verursachen die      che Verständnis, wie Krebs entsteht und                führlicher molekulargenetischer Diagnos-
      Innovationen auf diesem Feld sehr schnell     sich ausbreitet, dramatisch verbessert und             tik statt, so beim Lungenkarzinom, aber
      wachsende Kosten, welche das Gesund-          damit neue Möglichkeiten zur Therapie                  auch bei der chronischen lymphatischen
      heitssystem vor neue Herausforderungen        eröffnet. Insbesondere für die Immunthe-               Leukämie mit neuen, hochwirksamen In-
      stellen.                                      rapie aktivieren wirksame Medikamente                  hibitoren, die eine Langzeitkontrolle der
          Insgesamt steht die Krebsforschung        das Immunsystem zur effektiven Krebs-                  Erkrankung möglich machen könnten.
      an einem Wendepunkt. Die Wissenschaft         therapie. Diese sogenannten Immun-                         Eine bedeutende Rolle spielt in die-
      muss gemeinsam mit den Versorgern und         therapeutika zeigen bereits klare Erfolge              sem Zusammenhang auch das Thema
      Kostenträgern im Gesundheitswesen eine        bei Melanomen, Leukämien oder Lym-                     „Big Data“. In Deutschland sind diese Da-
      konzertierte Anstrengung unternehmen,         phomen. Sie werden sehr wahrschein-                    ten in den unterschiedlichsten Medien,
      um erfolgreich zu sein. Krebs ist heute       lich relevant bei einer großen Zahl weite-             Registern und Institutionen gespeichert.
      nicht eine Krankheit, sondern hunderte        rer Krebsarten. Ein anderer Ansatz greift              Häufig wird sogar noch manuell archi-
      verschiedener Erkrankungen und Störun-        verschiedene Signalwege an, die essentiell             viert. Außerdem sind bei der Sammlung
      gen, jede mit einzigartigen Merkmalen,        sind für die Krebsentwicklung, und ver-                und Analyse dieser Daten sehr unter-
      Treibermutationen, aber auch Ansatz-          wendet immer häufiger Kombinationen                    schiedliche Beteiligte involviert: Patien-
      punkten für eine gezielte Behandlung. Am      von therapeutischen Inhibitoren, um die                ten, Ärzte, Apotheker, Versicherungen/
      Beispiel des Lungenkarzinoms, das bis vor     Resistenzentwicklung zu hemmen.                        Krankenkassen, Regierungsinstitutionen,
      kurzem in zwei wesentliche Diagnosen              Als konkrete Beispiele für diese Ent-              Medizintechnik- und Arzneimittelher-
      eingeteilt wurde (kleinzelliges und nicht-    wicklungen können stellvertretend ge-                  steller sowie Software- und Telekommu-
      kleinzelliges Lungenkarzinom) und das         nannt werden: Checkpoint-Inhibitoren                   nikations-Unternehmen, deren Interessen
      heute in mindestens zwei Dutzend gene-        oder gentherapeutisch modifizierte T-Zel-              nicht zwangsläufig identisch sind.

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In der Medizin haben prospektiv oder      tive darin, diese Forschungsbemühun-              ständig beforscht, dadurch werden im
auch retrospektiv erhobene Daten einen        gen zu beschleunigen, Barrieren in der            Monatstakt Behandlungen optimiert.
hohen Stellenwert, zum Beispiel in klini-     Forschung abzubauen, welche den frei-             Diese Tatsache lässt die Forschung
schen Studien oder Registern. Sie haben       en Austausch von Patientendaten und               und die Behandlung von Krebspatien-
schon immer dazu beigetragen, neue Me-        deren Krebsmerkmalen (-genomen) er-               ten verschmelzen. Dabei ist sicherzu-
dikamente, Diagnostika und Medizin-           möglichen, Kooperationen zwischen For-            stellen, dass sich die Krankenversiche-
produkte erfolgreich zu entwickeln und        schern, Ärzten, Spendern, Patienten und           rung an der Wissensgenerierung aus
operative Verfahren zu verbessern. Aber       Patientenvertretern, Biotechnologie- und          der Versorgung beteiligt, aber keine
die Datennutzung in Deutschland ist seit      Pharmaunternehmen zu beschleunigen                Forschung finanziert.
langem auf diesen Stand beschränkt und        und zu verbessern. Die Initiative möch-        2. Das Ziel ist, eine integrierte, Wissen
im Vergleich zu anderen Ländern (wie          te die Innovationen von zehn Jahren in            generierende onkologische Versor-
Schweden, Dänemark oder USA) rück-            bereits fünf Jahren erbringen, um Patien-         gung zu schaffen. Diese bildet sekto-
ständig.                                      ten mehr Therapien früher zur Verfügung           renübergreifende Netzwerke mit den
    Obwohl heute eine Vielzahl von Da-        zu stellen und gleichzeitig Möglichkeiten         bereits vorhandenen stationären und
ten aus unterschiedlichsten Quellen zur       zur Früherkennung und Prävention von              vertragsärztlichen Versorgern in der
Verfügung steht, können diese aus ver-        Krebs zu verbessern.                              Onkologie. Hierbei wird nicht ange-
schiedenen Gründen kaum genutzt oder              Wenn Deutschland von diesen Entwick-          strebt, dass die sogenannten Zentren
ausgewertet werden. Dabei gibt es vie-        lungen nicht völlig abgekoppelt werden will,      (zum Beispiel Comprehensive Cancer
le Fragestellungen, für deren Lösung die      muss es selbst rasch handeln und umfas-           Centers) die anderen Leistungserbrin-
vorhandenen medizinischen Daten einen         send neue Wege gehen, um die konzer-              ger verdrängen, sondern diese bzw.
essentiellen Beitrag leisten könnten. Ihre    tierte Forschung an Krebserkrankungen             deren Patienten sollen durch die Ver-
Analyse könnte beispielsweise dabei hel-      zu verbessern und diese Innovationen in           netzung mit den Zentren profitieren.
fen, die Qualität von Behandlungen zu         die klinische Anwendung zu tragen. Da-            Konkret werden regionale translatio-
beurteilen, Patientengruppen zu clustern      her schlägt diese Arbeitsgruppe ein Pro-          nale Tumorkonferenzen aufgebaut und
und Therapien genauer einzusetzen. Au-        gramm vor, um in Deutschland eine deut-           finanziell unterstützt, insbesondere,
ßerdem könnten diese Daten helfen, die        liche Dynamisierung auf diesem Gebiet zu          aber nicht ausschließlich bei Krebs-
Forschung für neue Behandlungsansätze         erzielen, das für die Gesundheit der Bevöl-       erkrankungen mit hohem medizini-
voranzutreiben, zum Beispiel bei selte-       kerung und die Volkswirtschaft Deutsch-           schen Bedarf und hoher Innovations-
nen Krebserkrankungen, bei denen gera-        lands eine herausragende Bedeutung hat.           dichte. Die Patientenselbsthilfe wird in
de das Sammeln großer Mengen von ver-                                                           diese Netze integriert.
wertbaren Gesundheitsdaten infolge der        Das Programm                                   3. Die umfassende und gemeinsame Nut-
geringen Zahl an Betroffenen eine He-                                                           zung von klinischen Daten mit relevan-
rausforderung darstellt. Oder in der Ver-     Dieses Programm hat folgende Merkmale             ten, bildgebenden, biologischen oder
sorgungsforschung, in der die bereits ver-    und Kernideen:                                    molekulargenetischen Daten („Omics“)
fügbaren Daten zentral zusammengeführt        1. Forschung an Krebs wird heute un-              muss zur Regel werden. Die für die
und zum Nutzen der Patienten ausgewer-           mittelbar in Behandlungsstrategien             Forschung dringend notwendigen
tet werden könnten. Ein Großteil dieser          überführt. Ergebnisse aus Krebsthera-          Strukturen zum Datenaustausch müs-
Daten kann allerdings heute nicht genutzt        pien generieren Forschungserkennt-             sen zeitnah und praxis­tauglich ge-
werden, sei es aus Datenschutzgründen,           nisse. Daher müssen Forschung an               schaffen werden. Die Daten gehören
aus fehlenden Datenverarbeitungsmög-             Krebs und Behandlung in enger Ko-              dem Patienten, der sie der Forschung
lichkeiten, oder aber aufgrund von Barri-        operation und Vernetzung organisiert           zur Wissensgewinnung übertra-
eren der Datenübermittlung zwischen den          sein. Dazu ist eine forschungsbasierte         gen kann (Patientenwille vor Daten-
unterschiedlichen Leistungserbringern im         und „Wissen generierende“ Versor-              schutz). Durch staatliche Maßnah-
Gesundheitswesen.                                gung notwendig. Aus dieser Erkennt-            men soll die Weiterleitung der Daten
    In dieser Situation hat der ehemalige        nis folgen grundsätzliche strukturelle         in die klinischen Krebsregister (§ 65c
Präsident Obama während seiner „State            Veränderungen – sowohl in der For-             SGB V) als hoheitliche Aufgabe si-
of the Union“-Ansprache 2016 Vizeprä-            schung als auch für die Behandlung             chergestellt werden, um so die Sicher-
sident Biden beauftragt, ein neues, bisher       von Krebs sowie für das System an              heit und Verfügbarkeit der Daten zu
nicht dagewesenes, nationales Programm           sich. Aufgrund der sehr starken Dy-            gewährleisten. Die regional tätigen
zu starten, die „Moonshot“-Initiative, um        namik in der Onkologie sind heute              CCCs können hier als Datensammel-
Krebs in seiner heutigen Form auszumer-          die Forschungserkenntnisse manch-              stellen tätig werden, welche die Infor-
zen [1]. Als Startkapital für diese Initia-      mal in wenigen Jahren praxisrelevant.          mationen an die Klinischen Krebsre-
tive hat das Weiße Haus 2016 einen Betrag        Außerdem werden neue Medikamen-                gister weiterleiten. Die Länder werden
von einer Milliarde Dollar zur Verfügung         te als Einzelsubstanzen entwickelt,            verpflichtet, die entsprechenden Da-
gestellt. Ihre gegenwärtige Aufgabe sieht        entfalten aber ihre eigentliche Wir-           ten an ein neu zu implementierendes
die amerikanische „Moonshot“-Initia-             kung erst in Kombination. Dies wird

                                                                                                                         Forum 2 · 2017    115
DKG - aktuell

         nationales klinisches Sammelregister         einheitliche Standards, zum Beispiel      tung einer wissenschaftlich begründeten,
         weiterzuleiten.                              wie bei der DRG-Vergütung, sind zu        klinisch orientierten Qualität der Indika-
      4. Zur Erreichung einer zuverlässigen           implementieren. Vor allem der medi-       tionsstellung. Insbesondere ist es Ziel, dass
         Evidenz nach der Zulassung neuer             zinische Leistungsbereich der „spre-      alle Patienten einen fairen und schnellen
         Medikamente sind Postzulassungs-             chenden oder zuhörenden Medizin“          Zugang zu nachweislich wirksamen, inno-
         studien der Goldstandard. Daneben            muss stärker in den Vordergrund von       vativen Krebstherapien erhalten.
         müssen ergänzende, neue Formen der           Vergütungsstrukturen gerückt wer-             Zusammen mit den Basisdaten aus den
         Evidenzgenerierung (Versorgungs-             den.                                      Klinischen Krebsregistern (§ 65c SGB V)
         studien, Krebsregister) ihren Nieder-     7. Die für Patienten und deren Ange-         muss eine aussagekräftige, einfache, ein-
         schlag finden. Eine Finanzierung die-        hörige erheblichen seelischen Belas-      heitliche onkologische Qualitätsbericht-
         ser Maßnahmen ist sicherzustellen.           tungen und Anpassungsstörungen            erstattung für Leistungserbringer, Ent-
         Die Steuerung dieser Maßnahmen               müssen durch geeignete Maßnahmen          scheidungsträger und Patienten erfolgen.
         wird einer nationalen Einrichtung            verringert werden. Hierzu gehören         Durch die Nutzung der bestehenden Re-
         übertragen, die wissen(schaft)s-­            die Anerkennung der Psychoonkolo-         gisterdokumentation der jeweiligen Län-
         gesteuert arbeiten muss.                     gie als voll erstattungsfähige Leistung   der werden redundante Dokumentati-
      5. Zusammenarbeit und Vernetzung:               in der ambulanten wie der stationären     onsleistungen strikt vermieden. Hierzu
         Die onkologische Regelversorgung             Versorgung ebenso wie die Einrich-        müssen auch verlässliche, zentrale, län-
         in Deutschland soll einen Qualitäts-         tung eines gemeinsam mit den Patien-      derübergreifende Strukturen in Form ei-
         sprung erfahren. Um wesentliche              tenvertretern entwickelten Informati-     nes nationalen klinischen Sammelregis-
         Fortschritt zu erzielen und Innovatio-       onssystems (Patientenlotsen) und ein      ters geschaffen werden.
         nen an den Patienten zu bringen, dür-        Programm zur Patientenedukation               Zur Sicherung und kontinuierlichen
         fen Forscher und Ärzte nicht länger          (Prähabilitation).                        Evaluation neuer Erkenntnisse (For-
         im akademischen Streben um Publi-                                                      schung = Krebstherapie) werden Struktu-
         kationen und Impact-Faktorpunkte,         Erste Vorschläge für gesetzgebe-             ren zur klinischen Prüfung onkologischer
         sowie im wirtschaftlichen Wettbe-         rische und politische Maßnah-                Behandlungen sowie Forschung zur Prü-
         werb um Marktanteile im Gesund-           men                                          fung der Wirksamkeit neuer Therapieopti-
         heitswesen arbeiten, sondern müssen                                                    onen unter Alltagsbedingungen gefördert.
         sich vernetzen. Der Wert der For-         Um diese Ziele umzusetzen, schlägt der       Der Zugang zu Forschungseinrichtun-
         schungsergebnisse auf diesem Gebiet       Arbeitskreis eine Reihe von Maßnahmen        gen in der Versorgungskette wird sicher-
         muss sich auch am Wert für die Ge-        vor. Im Folgenden findet sich eine ers-      gestellt.
         sellschaft messen lassen. Die für einen   te Zusammenstellung. Die Maßnahmen               Der Gesetzgeber stellt zudem die zu-
         freien Austausch von Wissen über die      nehmen zum Teil bereits im Nationalen        verlässige, anbieterunabhängige und zeit-
         Patienten schädlichen Sektorengren-       Krebsplan verabschiedete Maßnahmen           nahe Bewertung neuer Krebsarzneimittel
         zen zwischen ambulant und stationär       und Ziele wieder auf, die bis heute nur      nach der Zulassung sicher und fördert
         im Gesundheitswesen müssen kon-           unvollständig umgesetzt sind:                ihre schnelle Einführung in die Versorgung,
         sequent abgebaut werden, Zusam-                                                        auch unter Nutzung der dafür im Zulas-
         menarbeit zwischen Krankenhäusern         Arbeitskreisziel 1: Qualitätsge-             sungsverfahren („conditional approval“)
         und Praxen, Universitäten und nicht-      sicherte, vernetzte, regionale,              bzw. im AMNOG-Verfahren (Befristung)
         universitären Einrichtungen, sowie        forschende Kompetenzzentren                  etablierten Instrumente. Die neuen Arz-
         zwischen verschiedenen Berufs- oder       aufbauen (entspricht Handlungs-              neimittel zur Krebsbehandlung sind aber
         Facharztgruppen zur Regel werden.         feld 2 des Nationalen Krebsplans:            nach Zulassung und Nutzenbewertung
         Mit der Einführung der ambulan-           Weiterentwicklung der onkologi-              durch das AMNOG weiter zu evaluieren.
         ten spezialfachärztlichen Versorgung      schen Versorgungsstrukturen und              Hier ist gegebenenfalls das AMNOG zu
         nach § 116b SGB V ist eine richtige       der Qualitätssicherung)                      ergänzen, eindeutiger zu formulieren oder
         Weichenstellung erfolgt, die jetzt aber                                                einfach konsequenter zu nutzen.
         konsequent weiterverfolgt und ausge-      Alle Krebspatienten erhalten eine qualita-       Insgesamt stellen diese gesetzgeberi-
         baut werden muss.                         tiv hochwertige Versorgung, unabhängig       schen Maßnahmen die innovative, evi-
      6. Ambulantisierung: Onkologische The-       von Alter, Geschlecht, Herkunft, Wohn-       denzbasierte und patientennahe Ver-
         rapien können zunehmend ambulant          ort und Versichertenstatus. Innovatio-       ordnungspraxis sicher, begünstigen
         durchgeführt werden. Daher müs-           nen in Diagnostik und Therapie werden        gleichzeitig aber auch die nachhaltige
         sen für die Förderung der Vernet-         in diesen Netzen permanent evaluiert         Sicherung der Finanzierbarkeit medizi-
         zung speziell in diesem Bereich klare     und dokumentiert. Forschungszentren          nisch notwendiger hochpreisiger Krebs-
         Strukturen vom Gesetzgeber definiert      (Universitäten) werden in diese Netzwer-     arzneimittel.
         werden. Die Heterogenität bei der Ab-     ke integriert und übernehmen einen Teil          Die notwendigen Maßnahmen zur
         rechnung von ambulanten Leistun-          der Koordinierungsaufgaben. Die Netz-        molekularen Diagnostik („Omics“) wer-
         gen muss abgebaut werden. National        werke übernehmen dabei die Verantwor-        den hier ebenfalls integriert und in einem

116    Forum 2 · 2017
praxisrelevanten, qualitätsgesicherten         (3) Die Therapieplanung für definier-         über die Versorgung im jeweiligen Sektor
Vorgehen in die Behandlungs-Stratifizie-           te Entitäten und Indikationen findet      hinaus. Dadurch wird unter anderem si-
rung integriert; das bedeutet einen um-            in interdisziplinären translationalen     chergestellt, dass Patienten nach der Be-
fassenden Einsatz der zur Verfügung ste-           Tumorkonferenzen statt und schließt       handlung im Krankenhaus nicht aus dem
henden diagnostischen Methoden. Dieses             alle an der Therapie und Behandlung       Blick verloren werden. Ein wesentliches
Vorgehen ist unter anderem deshalb un-             beteiligten Berufsgruppen und Fach-       Ziel besteht in der longitudinalen Beglei-
verzichtbar, weil häufig seltene Mutatio-          richtungen ein.                           tung des Patienten über die Sektorengren-
nen in großen Patientenkollektiven aufge-      (4) An den Konferenzen werden Patien-         zen hinweg.
spürt werden müssen, um den Patienten              tenvertreter beteiligt.
tatsächlich die passende Therapie zu ver-      (5) Diese Fallvorstellungen in den in-        Prähabilitation
abreichen.                                         terdisziplinären, translationalen Tu-     (1) Patienten, bei denen eine komplexe,
    Um den Zugang der Patientinnen und             morkonferenzen (inklusive Vor- und            potentiell lebensbedrohliche Erkran-
Patienten zu einer integrierten onkologi-          Nachbereitung und Dokumentation)              kung diagnostiziert wird, die in ihrem
schen Versorgung zu erleichtern, stehen            werden gesondert vergütet.                    Verlauf auch das soziale Leben des
unterschiedliche Maßnahmen und Instru-                                                           Patienten und sein Umfeld betreffen
mente zur Verfügung, zum Beispiel die          Arbeitskreisziel 2: Aufbau einer                  kann, haben vor einer medizinischen
Einführung eines Anspruchs der GKV-            qualitätsgesicherten, auf den                     Intervention Anspruch auf Schu-
Versicherten in das SGB V auf Vorstel-         Bedarf der Krebspatienten abge-                   lungsmaßnahmen.
lung in einer regionalen translationalen       stimmten psychoonkologischen                  (2) Voraussetzung an der Teilnahme an
Tumorkonferenz, die Einführung einer           Versorgung, sowie eines Systems                   einer vortherapeutischen Patienten-
speziellen Qualitätssicherung (auch zur        zur bedarfsgerechten Patientenin-                 schulung ist, dass eine medizinische
Beurteilung von Blut- und Gewebepro-           formation und -begleitung sowie                   Intervention nicht unmittelbar erfor-
ben in einem Zentrum) oder die Erwei-          Prähabilitation                                   derlich ist.
terung der ambulanten spezialfachärztli-                                                     (3) Die Schulung umfasst physiothera-
chen Versorgung gemäß § 116 SGB V.             Psychoonkologische Versorgung                     peutische, psychosoziale, sozialrecht-
    Hierzu könnte folgende gesetzgeberi-       Die psychoonkologische Versorgung wird            liche und medizinische Inhalte. Das
sche Maßnahme erwogen werden:                  im Sinne des Nationalen Krebsplans (Ziel          Schulungsprogramm kann innerhalb
    Einführung einer Neuregelung unter         9) zur Regelversorgung. Die Psychoonko-           von fünf Werktagen absolviert wer-
dem Titel „Interdisziplinäre, translationale   logie unterstützt nachweislich den The-           den.
Therapiekonferenz“ (alternativ auch Quali-     rapieerfolg. Sie zielt vor allem darauf ab,
tätssicherung oder Neufassung des § 116b       die Belastungen von Tumorpatienten zu
                                                                                             Kontakt
ASV ohne Ausnahmeklauseln oder ande-           lindern, die durch Krankheit und Thera-
re einschränkende Bedingungen):                pie entstehen. Psychosoziale Beratung un-     Dr. Johannes Bruns
(1) Patienten, bei denen eine behand-          terstützt den Patienten bei der Auseinan-     Generalsekretär
    lungspflichtige onkologische Erkran-       dersetzung mit der Erkrankung und ihren       Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
                                                                                             Kuno-Fischer-Str. 8
    kung diagnostiziert wird, die einen        Folgen.Die psychoonkologische Versor-
                                                                                             14057 Berlin
    besonderen Aufwand im Hinblick auf         gung liegt in der gesamtgesellschaftlichen    Tel.: 030322932923
    eine molekulare Diagnostik und die         Verantwortung und ihre Finanzierung ist       E-Mail: bruns@krebsgesellschaft.de
    Entwicklung einer dementsprechend          nicht ausschließlich Aufgabe der GKV.
    komplexen Therapiestrategie mit sich
    bringt, haben Anspruch auf eine in-        Lotsensystem
    terdisziplinäre Besprechung und Pla-       Zentrale Anlaufstelle für die Koordinie-      Literatur
    nung des weiteren Behandlungsver-          rung und Organisation des Krebspatien-
                                                                                              1. Lowy DR, Collins FS (2016) Aiming High-
    laufes auf der Basis aller Befunde aus     ten sind sog. Patienten-Navigatoren oder
                                                                                                 Changing the Trajectory for Cancer. N Engl J Med
    der gesamten Diagnostik.                   Onko-Lotsen. Diese bilden in jeder Ein-           19(20):1901–1904
(2) Die Teilnahme des individuellen Pa-        richtung den zentralen Ankerpunkt wäh-
    tienten ist freiwillig.                    rend der Krebsbehandlung, vor allem aber

                                                                                                                                Forum 2 · 2017      117
www.krebsgesellschaft.de/onko

      Forum 2017 · 32:118–119
      DOI 10.1007/s12312-017-0225-y
      Online publiziert: 1. März 2017
      © Springer Medizin Verlag GmbH 2017

      SABCS 2016: Experten ordnen Studiendaten
      in klinischen Kontext ein

      BRCA1-Mutationsträgerinnen haben bei triple-negativem
      Brustkrebs keine schlechtere, sondern eher eine günsti-
      gere Prognose; die kontralaterale Mastektomie geht nicht
      mit einem besseren Überleben einher. Die PI3K-Inhibition
      erweist sich beim Hormonrezeptor-positiven, HER2-nega-
      tiven Mammakarzinom offenbar als wirksam, aber auch
      als hochtoxisch – Ergebnisse zu selektiven PI3K-Inhibito-
      ren stehen noch aus. Über diese und viele weitere Studien­
      ergebnisse diskutierten renommierte Fachleute in einer Ex-
      pertenrunde des ONKO-Internetportals anlässlich des San
      Antonio Breast Cancer Symposiums 2016 (SABCS). Die Vi-
      deo-Aufzeichnung der Diskussion ist online abrufbar auf
      www.­krebsgesellschaft.de/­sabcs_2016.

      Ausführlich diskutieren die Mammakarzinom-Experten u. a. die       8 Im Henry Gonzalez Convention Center in San Antonio kommen jährlich
      Daten der NSAPP-52-Studie in der neoadjuvanten Therapie beim       führende Brustkrebs-Experten zusammen, um neueste Daten zur Therapie
                                                                         des Mammakarzinoms zu diskutieren. (Quelle/Copyright: dkg-web.gmbh)
      triple-positiven Mammakarzinom sowie Ergebnisse einer Studie
      zur dualen Blockade bei Hormonrezeptor-positivem HER2-po-
      sitivem Mammakarzinom. Diskutiert wurde auch, welche neu-          ren. Des Weiteren diskutieren die Experten anhand neuer Studi-
      en Therapiemöglichkeiten der Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren        en die Vor- und Nachteile einer adjuvanten Anthrazyklin-freien
      bietet.                                                            Chemotherapie gegenüber einer sequenziellen Anthrazyklin-Ta-
          Zum Thema Biomarker stellen die Experten eine beim SABCS       xantherapie.
      präsentierte Studie vor, wonach TILs (tumorinfiltrierende Lym-        Wichtig für die Praxis dürften auch die Ergebnisse zur Kombi-
      phozyten im Tumor) bei triple-negativen und HER2-positiven         nation der endokrinen Therapie mit dualer Blockade beim meta-
      Tumoren mit guter Prognose korrelieren, bei luminalen Tumoren      stasierten HER2-positiven Mammakarzinom sein, die die Fach-
      eher mit einer ungünstigeren Prognose. Prognostisch relevant ist   leute vorstellen.
      auch der Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) vor           Weitere Themen der Expertenrunde waren u. a. die POSH-
      und nach der neoadjuvanten Therapie, es zeigte sich aber keine     Studie mit Mammakarzinom-Patientinnen unter 40 Jahren, die
      Korrelation mit dem Therapieansprechen.                            Auswirkungen der Postmastektomie-Bestrahlung auf Patientin-
          In der adjuvanten Therapie wurden beim SABCS neue Da-          nen mit Brustrekonstruktion, die adjuvante Therapie beim Hor-
      ten zu Bisphosphonaten und zum SSNRI Duloxetin vorgestellt.        monrezeptor-positiven Mammakarzinom sowie Ergebnisse der
      Duloxetin reduziert offenbar muskulo-skeletale Nebenwirkungen      BELLE-3-Studie zur PI3K-Inhibition mit Buparlisib beim Hor-
      in der adjuvanten endokrinen Therapie mit Aromataseinhibito-       monrezeptor-positiven HER2-negativen Mammakarzinom.

118    Forum 2 · 2017
ASH Congress 2016:
Neue Erkenntnisse in der Hämatoonkologie

                                                                       Protokoll bleibt beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom der
                                                                       Goldstandard – hier müssen künftige Studien zeigen, ob und wie
                                                                       neue Substanzen in Kombination Verbesserungen bringen.
                                                                          Vielversprechend sind auch in diesem Jahr Studiendaten vom
                                                                       ASH-Kongress für die Therapie des Multiplen Myeloms, die in ei-
                                                                       ner Expertenrunde des ONKO-Internetportals diskutiert werden.
                                                                       Wie die Experten darlegen, sorgen zahlreiche neue Substanzen
                                                                       und Kombinationstherapien dafür, dass die Langzeittherapie zur
                                                                       Regel wird. Auch ältere Patienten profitieren von den Entwick-
                                                                       lungen. Denn für die Frage, welche Therapie geeignet ist, spielt
                                                                       weniger das Lebensalter als vielmehr der Allgemeinzustand eine
                                                                       entscheidende Rolle. Allerdings – so der Expertenkonsens – sind
                                                                       noch unbekannte Nebenwirkungen eine Herausforderung.
                                                                          Alle Expertenrunden, weitere Interviews und Berichte – z. B.
                                                                       zu oral verfügbaren Inhibitoren in der CLL-Therapie, zur Patho-
8 Impressionen vom ASH Congress 2016 in San Diego (Quelle/Copyright:
                                                                       physiologie, Prognose und Therapie Myelodysplastischer Syndro-
dkg-web.gmbh)
                                                                       me (MDS) sowie zur Antikörper-Therapie bei AML-Patienten –
                                                                       finden Sie unter www.krebsgesellschaft.de/ash_2016 oder unter
Neue therapeutische Optionen und Strategien im Bereich                 diesem QR-Code:
der Hämatoonkologie wurden auf dem Jahrestreffen der
American Society of Hematology (ASH) in Orlando, Florida/
USA der Fachwelt vorgestellt. Das ONKO-Internetportal be-
richtet über die wichtigsten dort diskutierten Themen und
Daten.

Aktuelle Studiendaten zur Therapie von vor allem follikulären
Lymphomen, Mantelzelllymphomen und diffus großzelligen
                                                                       Kontakt
Lymphomen werden von Prof. Michael Pfreundschuh (Hom-                  Dr. Pia Nitz
burg) und Prof. Martin Dreyling (München) zusammengefasst.             Redaktion ONKO-Internetportal
Bemerkenswert sind u. a. neue Daten zum CD20-Antikörper Obi-           In Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
nituzumab im Vergleich zu Rituximab. Beim Mantelzelllymphom            Tel. 030 – 810 316 112
                                                                       pia.nitz@dkg-web.de
erweist sich die Rituximab-Erhaltungstherapie auch nach der au-
tologen Stammzelltransplantation als vorteilhaft. Das R-CHOP-

                                                                                                                                  Forum 2 · 2017   119
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