Der Siberian Husky Passt er zu mir? .und seine Nordischen Kollegen

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Der Siberian Husky Passt er zu mir? .und seine Nordischen Kollegen
Passt er
zu mir?
Der Siberian Husky
                              .und seine Nordischen Kollegen

                                Passe ich
                                 zu ihm?

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Der Siberian Husky Passt er zu mir? .und seine Nordischen Kollegen
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Impressum:
                                                    Vorwort:
Nothilfe für Polarhunde, circle original
Seit 1972                                           Ich hoffe, es gelingt, dem Leser zu vermitteln, dass und
Rosmarie Naujoks                                    warum der Siberian Husky eine völlig andere Mentalität hat,
Weststrasse 26
                                                    haben muss! als wir es von unseren heimischen Rassen
38557 Osloss
05362-72190                                         gewöhnt sind.
www.nothilfe-fuer-polarhunde.de                     Genetisch festgelegt und unabänderlich.
e-mail: volker.vesenberg@t-online.de
                                                    Er passt folglich nur zu Menschen, die willens und fähig sind,
                                                    sich von den allgemein üblichen Vorstellungen über Hunde,
Text: Rosmarie Naujoks
Layout: Fendel-Film                                 über die Art mit Hunden umzugehen, zu lösen.
                                                    Nur wer durch Einfühlsamkeit in das filigrane Wesen des
Auszüge aus „Polarhunde ... einmal anders“ von R.
Naujoks und S. Herbeth                              Siberian Husky echten Zugang zu ihm, Zugang zu seiner
                                                    Seele findet, den richtigen Umgang mit ihm erlernt, wird im
Anhang: aus Literatur / Presse
                                                    Siberian Husky einen äußerst interessanten, angenehmen
Vielen Dank an alle, die uns ihre Fotos zur         Hausgenossen von unverbrüchlicher Treue und großer
Verfügung gestellt haben.
                                                    Umgänglichkeit finden.
Alle Rechte vorbehalten.
© Copyright 5/2010 by R. Naujoks
                                                    Historie und Wesen:
Schutzgebühr: 5.-€ (zu Gunsten unserer
Tierschutzkasse)
                                                    Kälte, Eis und Schnee und nicht zuletzt die Hundeschlitten-
                                                    rennen sind es, die für die meisten Menschen mit dem Bild
                                                    vom Polarhund untrennbar verbunden sind. Dass dennoch die
                                                    für diese Hunderasse oft verwendete Bezeichnung
                                                    "Schlittenhund" nur einen Bruchteil ihrer Eigenschaften
                                                    wiedergibt und der Husky ein Hund ist, der keineswegs nur
                                                    im Winter und vor dem Schlitten zu faszinieren vermag, dies
                                                    Ihnen nahe zu bringen, ist unser Anliegen.

                                                    Der Ursprung des Siberian Husky wird auf die Hunde vierer
                                                    asiatischer Stämme zurückgeführt, die alle einmal aus südli-
                                                    cheren Gebieten abgewandert waren und deren Lebensraum
                                                    nun die unwirtliche Gebirgslandschaft Nordostsibiriens dar-
                                                    stellte, wo sie schon vor mehr als 2ooo Jahren Hunde
                                                    züchteten.

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             Von diesen Hunden nimmt man heute an, dass sie von
             spitzähnlichen Hunden aus dem zentralasiatischen Bereich
             abstammten, die mit den immer weiter nordwärts
             vordringenden Völkerstämmen nach Nordsibirien gelangten,
             wo sie sich mit dem arktischen Wolf vermischten. Die
             spezifischen Rassemerkmale des Huskys - wie insbesondere
             seine, im Verhältnis zu anderen Polarhunderassen geringe
             Körpergröße - wird mit der Einkreuzung des Tungusen-
             Spitzes erklärt, eines in den Wäldern ganz Sibiriens
             gebräuchlichen Jagdhundes. Dessen Beschreibung in
             Reiseberichten aus dem 19. und Anfang des 2o.
             Jahrhunderts über Sibirien ist nahezu identisch mit dem
             Erscheinungsbild des heutigen Huskys, und er wird daher
             wohl zu Recht als das "fehlende Glied" angesehen zwischen
             dem frühen wolfsähnlichen Hundetyp Nordostsibiriens und
             dem modernen Siberian Husky.

             Bei den Stämmen, deren Leben diese Hunde teilten,
             handelte es sich teils um nomadisierenden Rentierzüchter,
             teils um sesshafte Jäger und Fischer. Doch sie alle waren im
             täglichen Kampf ums Überleben gleichermaßen auf ihre
             Hunde angewiesen um ihre Zelte und ihren Hausrat zu
             transportieren, sie auf Jagdzüge zu begleiten und beim
             Heimschaffen der Beute zu assistieren. Zudem waren
             Hundegespanne ein Verkehrsmittel mit dem die Stämme
             untereinander den Kontakt aufrecht erhalten und zu den
             Märkten gelangen konnten, um Tauschhandel zu betreiben.

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             Einsatz und Verwendung:

             Der Einsatz dieser Hunde erschöpfte sich also keineswegs in
             der Arbeit vor dem Schlitten. Sie waren vielmehr in erster
             Linie Jagdgehilfen ihrer Herren, von denen sie zum
             Aufspüren von Robbenlöchern sowie zur Pelztier- und
             Eisbärjagd eingesetzt wurden. Später fanden sie in Sibirien
             sogar bei der Tigerjagd - dem Lebendfang von Tigern -
             Verwendung. Bei denjenigen Stämmen, die Rentiere hielten,
             wurden die Hunde sogar ausschließlich für die Jagd
             gehalten, da man sich zum Ziehen der Schlitten der Rentiere
             bediente, für die auf längeren Touren nicht extra Futter
             mitgenommen werden musste.

             Das Leben in diesen nördlichen Regionen war für Mensch und
             Tier gleichermaßen hart, geprägt von extremen Witterungs-
             bedingungen und häufigen Hungersnöten. Auf Grund des
             knappen Nahrungsangebots konnten sich die meisten
             Familien nur zwei bis fünf Hunde halten, so dass sich bei
             längeren Reisen oft mehrere zusammentaten und ihre Hunde
             gemeinsam vor einen Schlitten spannten. Außer alten und
             kranken Leuten sowie sehr kleinen Kindern saß auch nie
             jemand zusätzlich zur Fracht auf dem Schlitten: Männer
             gingen stets hinter dem Schlitten, und Frauen und Mädchen
             halfen nicht selten den Hunden beim Ziehen.

             Aus dem Bewusstsein heraus, welche bedeutende Rolle die
             Hunde für das Wohlergehen der einzelnen Familien spielten,
             wurden diese im Gegensatz zu den meisten anderen
             Polarhunderassen sehr gut behandelt. Ja, sie durften sogar
             bei ihren Familien schlafen und dienten den Kindern als
             Kopfkissen. Verhaltensforscher erklären sich hieraus die
             besonders hohe Entwicklung seelischer Eigenschaften beim
             Husky.

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             Da jede Familie nur eine begrenzte Anzahl von Hunden
             halten und ernähren konnte, ein gutes Gespann aber
             Lebensgrundlage und zugleich größter Stolz seiner Besitzer
             war, begann man recht früh mit einer gezielten Zucht der
             Hunde. So wurde von jedem Wurf nur eine Hündin am Leben
             gelassen, und die älteren Frauen des Stammes, denen die
             Auswahl oblag, legten dabei großen Wert auf einen
             umgänglichen, klugen Hund, der sich harmonisch in das
             Familienleben einfügte. Von den Rüden, die vor dem
             Schlitten arbeiteten, wurden wiederum nur die Leithunde
             nicht kastriert. Nur immer die besten Tiere konnten sich
             also fortpflanzen.

             Hinzu kam die Abgeschiedenheit der einzelnen Stämme in
             einem geologisch und klimatisch isolierten Lebensraum, die
             eine ungewollte Kreuzung der Hunde mit anderen russischen
             Rassen weitestgehend verhinderte. Und die strenge
             Selektion eines Klimas, das nur vollendet angepasste Tiere
             überleben ließ.

             Zuchtbedingungen und Zuchtziele waren völlig andere, als
             wir sie heute im Hundeschlittenrennsport haben.
             Die Notwendigkeit des Beförderns von Lasten durch Hunde
             in den arktischen Regionen hatte mit Sport ebenso wenig zu
             tun, wie der heutige Hundeschlittenrennsport mit der
             ursprünglichen Aufgabe dieser Hunde.
             Auch war der arktische Hund nicht auf Schnelligkeit,
             sondern auf Zähigkeit ausgelegt.
             So sind bei den heutigen, insbesondere aus Rennsportlinien
             gezüchteten Siberian Huskies zum großen Teil auch bereits
             deutliche Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild und im
             Temperament zu beobachten.

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             Aussehen:

             Dennoch ist das Exterieur des Siberian Huskys noch heute
             geprägt von arktischen Witterungsbedingungen. Am
             augenfälligsten ist wohl sein Fell, das einen Doppelmantel aus
             längeren Grannenhaaren und dichter, wärmender Unterwolle
             aufweist. Es ist kürzer als das aller anderen
             Polarhunderassen, da im Ursprungsgebiet des Siberian
             Huskies bei längerem Fell die Gefahr der Eisklumpenbildung
             bestünde. Zeichen seiner nordischen Herkunft sind aber
             beispielsweise auch die kleinen (und daher wenig
             Körperwärme abgebenden) Ohren, die auch an der
             Innenseite behaart sind, oder die Pfoten, die zum Schutz
             vor Erfrierungen auch zwischen den Ballen kurzes Fell
             aufweisen. Selbst die Länge der Rute ist von Bedeutung: Die
             Rutenspitze muss beim im Schnee zusammengerollten Hund
             gerade noch die Nase bedecken können. Auf diese Weise
             wird die warme Atemluft abgefangen, die dann als
             Wärmekissen die empfindliche Gesichtspartie vor
             Erfrierungen bewahrt. Solchermaßen geschützt, ist es dem
             Husky möglich, Temperaturen bis -5o° auszuhalten.

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             Verhalten im Sommer:

             Beinahe noch beeindruckender als diese Kälteunempfindlich-
             keit allein ist aber die Tatsache, dass die Hunde sich auch
             den kurzen, heißen Sommern Sibiriens mit ihren bis zu 4o°
             (+!) anzupassen verstehen. So graben sie sich beispielsweise
             kühle Mulden zum Schlafen und suchen den Mückenplagen
             dieser Jahreszeit zu entgehen, indem sie sich den ganzen
             Tag in Tümpel legen und lediglich Nase und Augen noch
             herausschauen.

             Hunde mussten sich hier seit Jahrtausenden den
             extremsten jährlichen Temperaturschwankungen der Erde
             anpassen. Folglich ist ihnen biologisch bedingt eine
             herausragende, anderen Rassen hoch überlegene
             Thermoregulation eigen.
             Die Temperaturen unseres mitteleuropäischen Klimas sind
             für sie folglich im Winter und im Sommer ausgesprochen
             mild. Und da es hier im Sommer nicht den Mückenplagen zu
             entfliehen gilt, kann der unvoreingenommene Beobachter die
             Huskies dann auch bei höchsten Sommertemperaturen beim
             genüsslichen Sonnenbaden betrachten.

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             All Alaska Sweepstakes:

             Über Sibirien hinaus bekannt wurden die Hunde jedoch erst,
             als 19o9 ein russischer Pelzhändler erstmals ein Gespann
             sibirischer Huskies zu einem großen Rennen in Alaska
             meldete, wo Hundeschlittenrennen zur Goldgräberzeit ins
             Leben gerufen wurden und Unterhaltungswert bekamen.

             Der endgültige Durchbruch folgte, als 191o ein junger
             schottischer Adliger drei Gespanne sibirischer Huskies zur
             All Alaska Sweepstakes meldete. Er war von den
             Hundeschlittenrennen und vor allem von den kleinen,
             schnellen Hunden aus Sibirien derartig fasziniert, dass er
             nach ihrem ersten Auftreten im Jahr zuvor ein Schiff
             gechartert und 7o Hunde aus dem Anadyr-Gebiet nach
             Alaska geholt hatte. Seine drei Teams belegten auf Anhieb
             den ersten, zweiten und vierten Platz, wobei das
             Siegergespann die 4o8 Meilen in der Rekordzeit von 74
             Stunden zurücklegte.

             Von Amundsen bis Seppala:

             Von da an hatten die Huskies einen solchen Ruf, dass auch
             Roald Amundsen eine Nordpolexpedition von Alaska aus mit
             sibirischen Huskies plante. Als er dieses Vorhaben wegen
             des Ausbruchs des 1. Weltkrieges aufgeben musste,
             verkaufte er die bereits für ihn in Sibirien ausgesuchten
             Hunde an seinen Landsmann Leonhard Seppala. Dieser
             gewann mit ihnen in den kommenden Jahren dreimal
             hintereinander die All Alaska Sweepstakes und stellte in
             etlichen anderen Rennen Rekorde auf. Seine Leistung beim
             Transport eines Serums, das die Stadt Nome 1925 vor einer
             Diphterie-Epidemie bewahrte, brachte ihm schließlich den
             Ruf des größten Hundeschlittenführers aller Zeiten ein.

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              Siberian Huskies in Deutschland:

              In den 6oer Jahren kamen die ersten Siberian Huskies nach
              Deutschland, wo sie zunächst über ein Jahrzehnt lang nur
              bei einigen wenigen Hundekennern und Individualisten
              geliebt und gefragt waren. Größeren Bevölkerungskreisen
              wurden sie erst bekannt, als Mitte der 7oer Jahre die
              ersten Hundeschlittenrennen in Deutschland stattfanden,
              und so sind sie denn auch seither vorwiegend im Rennsport in
              Erscheinung getreten. So erfreulich auch die Verbreitung
              hierzulande und die sportliche Betätigung mit ihnen ist, so
              bedauerlich ist doch die einhergehende Vernachlässigung
              ihres Wesens, das noch weitaus faszinierender ist als ihre
              Leistung vor dem Schlitten.

              Charakter:

              Schon in Berichten aus der Zeit um 19oo zeigten sich
              Sibirienreisende neben der Leistungsfähigkeit und Härte
              dieser Hunde besonders von ihrer Persönlichkeit, ihrem
              Charakter und ihrer Würde beeindruckt. Wissenschaftler
              sprechen heute vom Nordlandhund als dem intelligentesten
              unter den Hunden und dem mit der außergewöhnlichsten
              Treue.

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              Einmannbindung:

              So tendiert auch der Siberian Husky sehr stark zur
              Einmann-Bindung, wobei die Fixierung auf eine Person
              manchmal so weit geht, dass der Hund nicht einmal mit
              anderen Familienmitgliedern spazieren geht. Obwohl es für
              diese besonders enge Form der Bindung beim Husky äußerst
              viele Beispiele gibt, wird ihm die Fähigkeit zur Bindung an
              Menschen gelegentlich abgesprochen. Das mag zum Teil an
              den vielen Huskies liegen, die - zu mehreren im Zwinger
              gehalten - nie eine derart tiefe Bindung eingegangen sind.
              Für sie gilt, was der Verhaltensforscher und
              Nobelpreisträger Prof. Dr. Konrad Lorenz über die
              Nordlandhunde sagt, nämlich, dass sie, wenn sie einen
              wirklichen Herrn nicht fänden, oder ihn verlören, wie ein
              herrenloser Straßenhund bindungslos neben dem Menschen
              dahinlebten. Ein Zustand, in dem sich seiner Ansicht nach
              die allermeisten nordamerikanischen Schlittenhunde
              befänden, deren tiefe Seelenwerte nie ausgeschöpft
              würden. Bisweilen wird auch damit argumentiert, dass die
              Hunde in den arktischen Regionen auf längeren Reisen häufig
              den Besitzer wechselten und man sich dort Hunde, die zu
              sehr trauerten oder gar ihr Futter verweigerten, nicht
              leisten konnte. Solche Besitzerwechsel betrafen jedoch nie
              die Leithunde, die oft 1o - 12 Jahre ihren Dienst bei einer
              Familie verrichteten. Von ihnen ist denn auch bekannt, dass
              sie ausschließlich mit ihrem Herrn arbeiteten und Fremden
              den Gehorsam verweigerten. Es wäre oberflächlich, wollte
              man nur, weil auf Grund der Lebensumstände dort nicht allen
              Hunden die Möglichkeit einer solch engen Beziehung gegeben
              war, ihnen pauschal diese Eigenschaft absprechen.

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              Wachhund?
              Schutzhund?

              Neben seiner Neigung zu solch enger Bindung an den Men-
              schen besticht der Siberian Husky heute vor allem durch
              seine Ursprünglichkeit, Anpassungsfähigkeit und Intelligenz.
              Bei aller Aufgeschlossenheit seiner Familie gegenüber bringt
              er Fremden eine Mischung aus freundlicher Reserviertheit
              und "höflichem" Desinteresse entgegen. Dieses
              unaufdringliche Verhalten wird von Besuchern oft als sehr
              angenehm empfunden, es kann aber bei Unterschreitung
              einer gewissen Distanz auch in offene Ablehnung
              umschlagen. Überhaupt ist der Husky ein äußerst aufmerk-
              samer und absolut unbestechlicher Hund, der nicht leicht zu
              täuschen oder zu beeindrucken ist.

              Zwar sind ihm auf Grund seiner Intelligenz,
              Instinktsicherheit und hohen Reizschwelle unmotivierte
              Aggressivität oder Bellfreudigkeit fremd, doch besitzt er
              dafür ein gesundes Misstrauen und viel Gespür für
              ungewöhnliche, bedrohliche Situationen.

              Dass der Husky dennoch nicht als Wach- und Schutzhund im
              landläufigen Sinn gilt, liegt keineswegs an fehlender
              Intelligenz oder Verteidigungsbereitschaft. Grund ist
              vielmehr seine Auffassung von "Gehorsam", die sich - wie
              überhaupt seine ganze Mentalität - grundlegend von der
              anderer Hunde unterscheidet.

     © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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              Intelligenz:

              Huskies sind ausgesprochen selbstbewusste, eigenwillige
              Hundepersönlichkeiten - Individualisten unter den Hunden,
              die respektiert werden wollen. "Abrichten" oder gar
              willkürlich herumkommandieren lassen sie sich nicht, auch
              gibt es bei ihnen keine Aggressivität "auf Abruf". Was sie
              tun, tun sie auf Grund eigener Entscheidung und einzig und
              allein aus Zuneigung zu ihrem Herrn. Für ihn sind sie bei
              Gefahr äußerst ernstzunehmende Verteidiger. Nun sind
              Huskies zwar extrem lern- und aufnahmefähig, und etliche
              haben mit Erfolg Begleit-, Rettungs- und
              Schutzhundeprüfungen absolviert. Sie sind dabei aber, wie
              Konrad Lorenz es formuliert, "trotz ihrer maßlosen Treue
              und Anhänglichkeit ... nicht unterwürfig". Bei vielen von ihnen
              findet man, was der bekannte Kynologe Eberhard Trumler
              als "klugen Ungehorsam" bezeichnet - eine Art "kritischer
              Überprüfung" der menschlichen Anweisungen, wie sie nur
              sehr intelligente, selbständige Hunde zeigen, die sich ihrem
              Herrn gegenüber als gleichwertig betrachten.

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              Jagdtrieb:

              Auf Grund dieser Selbständigkeit und des stark
              entwickelten Jagdtriebes, der den Huskies auf Grund ihrer
              früheren Verwendung bei der Jagd eigen ist, lässt sich auch
              ein zuverlässiger Appell bei ihnen nur sehr schwer erreichen.
              Möglich ist ein solcher (bis hin zum Abrufen von Wild) aber
              durchaus, und schließlich wurde er den Hunden ja auch in den
              Ursprungsländern abverlangt, ebenso wie Führigkeit und
              Disziplin vor dem Schlitten.

              Jahrzehntelange Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass
              dieses Dressurkunststück in Deutschland kaum jemandem
              wirklich gelungen ist. Dass es inzwischen durch enorme
              Inzuchtsünden vereinzelt Huskies gibt, die nicht mehr die
              diesen Tieren eigentlich eigene extreme Jagdleidenschaft
              aufweisen, es vor allem aber immer wieder uneinsichtige,
              leichtsinnige, verantwortungslose Besitzer von Polarhunden
              gibt, deren Tiere trotz eines fehlenden Appells frei laufen,
              vermag darüber nicht hinweg zu täuschen. Falscher Ehrgeiz,
              Selbstüberschätzung und vor allem das Unterschätzen der
              sehr hohen Anforderungen an die Ausbildungsleistung zur
              Erreichung eines zuverlässigen Appels verurteilen immer
              zum Scheitern.
              Fazit:         Husky = Leinenzwang außerhalb
                             eingezäunter Areale!

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              Kein Zwinger:

              Was die Haltung des Siberian Husky in unseren Breiten
              anbelangt, so wird häufig als einzig artgerecht die
              Zwingerhaltung hingestellt. Wenn nun aber ausschließliche
              Zwingerhaltung nach einhelliger Meinung anerkannter
              Verhaltensforscher bei jeder Hunderasse zu irreparablen
              psychischen Schäden führt, wenn sie als "Grab der
              Intelligenz" bezeichnet wird - wie muss sie sich dann erst
              auf das diffizile Seelenleben der so besonders intelligenten
              und sensiblen Huskies auswirken?

              Oft wird behauptet, der Zwinger sei die einzige Möglichkeit,
              diese in der Tat äußerst unternehmungslustigen,
              erkundungsfreudigen Hunde vom Streunen und Wildern
              abzuhalten. Das Gegenteil ist der Fall. Überhaupt nur der im
              Zwinger gehaltene Husky wird sich die ihm vorenthaltene
              Abwechslung selbständig zu holen versuchen. Ein Husky, der
              sich nicht solchermaßen vom täglichen Geschehen
              ausgeschlossen, abgeschoben sieht, sondern Zugang zum
              Haus hat und sich frei auf dem Grundstück bewegen kann,
              wird hingegen leicht lernen, auch den niedrigsten Zaun zu
              akzeptieren. Man muss es ihm allerdings vermitteln – wie
              Hunden anderer Rassen auch.

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              Einzelhaltung / Rudelhund:

              Auch die Einzelhundehaltung ist beim Husky nicht anders zu
              beurteilen, als bei anderen Hunderassen. Zwar kann man ihn
              durchaus zu mehreren halten, doch kommt es gerade wegen
              seines geringen Domestikationsgrades und intakten Sozial-
              verhaltens zwischen sozialdominanten Tieren oft zu
              erbitterten Rangkämpfen. Eine solche Rudelhaltung ist auch
              nicht unabdingbar, um seine Ursprünglichkeit zu erhalten
              oder - wie es so oft behauptet wird - einer "Verweichli-
              chung" vorzubeugen. Viele der angeblich so "artgerecht" im
              Zwinger gehaltenen und bei Rennen eingesetzten Hunde, die
              oft am Start vor Nervosität und Hysterie kaum zu halten
              sind, haben sich von den disziplinierten, führigen
              Jagdbegleitern und Allround-Schlittenhunden der Eskimos
              schon unendlich viel weiter entfernt als so mancher zu
              Unrecht bedauerte "Wohnungshund".

              Familienanschluss:

              Im übrigen können sich viele der überaus liebenswerten
              Charakterzüge und Haushundequalitäten beim Husky über-
              haupt erst da richtig entfalten, wo auch ihm der für Hunde
              anderer Rassen heute ja nahezu selbstverständliche
              Familienanschluss gewährt wird. Erst im engen
              Zusammenleben mit ihm lernt man seine Feinfühligkeit und
              Unaufdringlichkeit seine Ausdrucksvielfalt und Sauberkeit
              richtig zu schätzen. Wenn man sich vom Wesen und
              Aussehen des Huskys angesprochen fühlt, muss man aber
              wissen, dass diese Hunde ihrem Besitzer viel abverlangen -
              und zwar nicht nur an Bewegung, sondern ganz besonders
              auch an Zuwendung und Einfühlungsvermögen. Huskies wollen
              gefordert werden, aber nicht nur körperlich, sondern vor
              allem auch geistig.

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              Eberhard Trumler hat den Siberian Husky einmal sehr tref-
              fend als "für alle Zwecke geeigneten, wunderbaren Haus-,
              Hof- und Begleithund" beschrieben, und dementsprechend
              sollte stets mehr Wert auf die Qualität seiner
              Beschäftigung gelegt werden als auf die bloße Quantität
              seiner Bewegung. Ausgedehnte Spaziergänge, Fahrradtouren
              und vielleicht auch einmal eine Begleithundeprüfung oder
              Fährtenarbeit (bei der diese Hunde Beachtliches leisten)
              entsprechen ihrer Vielseitigkeit und Intelligenz weitaus
              mehr als einmal täglich ein Zugeinsatz auf womöglich stets
              gleicher Strecke.

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              Der Husky und sein Mensch:

              Damit soll nichts gegen eine gelegentliche Arbeit der Hunde
              im Gespann gesagt sein - sie ist im Gegenteil durchaus zu
              befürworten, solange sie als eine unter vielen
              Programmvarianten angesehen wird, als zusätzliches
              gemeinsames Erlebnis und nicht als Selbstzweck und
              Hauptinhalt eines Hundelebens. Zu begrüßen ist auch der
              immer populärer werdende Tourensport, zumal er eine
              schöne Möglichkeit bietet, sich nicht nur einen Eindruck von
              der Leistungsfähigkeit der Hunde zu verschaffen sondern
              auch von ihrer Leistungsbereitschaft.
              Denn die durchschnittlich fünf bis (selten!) zwanzig
              Kilometer der üblichen Geschwindigkeitsrennen reichen oft
              nur, den angestauten Bewegungsdrang der Tiere
              abzureagieren, die an solchen Rennwochenenden die
              allermeiste Zeit in engen Transportkisten und an kurzen
              stake-out-Ketten verbringen.

              Bei aller Faszination, die ein Huskygespann im Schnee auf
              den Betrachter ausübt, sollte man nicht vergessen, dass es
              sich auch bei Huskies um Hunde handelt, die genau wie
              Hunde jeder anderen Rasse in erster Linie die enge
              Beziehung zum Menschen brauchen. Schließlich haben sich
              gerade aus dem engen Kontakt zum Menschen, dem
              Zusammenleben mit ihm ursprünglich einmal die her-
              vorragenden Haus- und Begleithundequalitäten der Huskies
              entwickelt. Wenn wir sie aber heute aus Oberflächlichkeit,
              Unverständnis oder falschem Ehrgeiz zu einem Dasein nur im
              Zwinger, nur für den Rennsport verurteilten, würden,
              machen wir sie zu Tiersklaven, uns zu Sklavenhaltern.

              Zwinger ist das Substantiv von zwingen, also Gewalt antun,
              einkerkern, der Freiheit berauben, dem Leben entziehen,
              isolieren. Mit Tierliebe hat das nichts zu tun!

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              Wie sieht es nun heute, im 21. Jahrhundert, in Europa um
              den Siberian Husky aus?
              Nur zwei Jahrzehnte Schlittenhunderennen (1. Rennen in
              Deutschland – für Jahre Hochburg dieser Veranstaltungen –
              1973) hatten genügt, um eine für diese Rasse sehr traurige
              Situation herbeizuführen. Eine Situation, die leider noch
              heute im Jahre 2010, aktuell ist.

              Der Siberian Husky
                  - Opfer von Vorurteilung aus Halbwissen und
                     Ignoranz.
                  - Opfer von Mode und skrupelloser Produktion
              füllt die Tierheime.

              Er ist gewiss kein Hund wie jeder andere – aber ein Hund!

              Kein Hund gehört in einen Zwinger, denn Zwingerhaltung
              (Zuchthaus!) ist psychische Gewalt und Tierquälerei.
              Zwingerhaltung ist das Grab der Intelligenz. Tierquälerei ist
              nicht nur in rein körperlichen Leiden zu sehen; die oft ein
              Hundeleben lang anhaltenden seelischen Leiden sind diesen
              mindestens gleichzusetzen.

              Jeder Hund – vom Chihuahua bis zur Dogge – stellt nebst
              den rein physischen Anforderungen im Grundsatz identische
              Ansprüche bezüglich einer guten, gesunderhaltenden
              psychischen Betreuung.

              Das gilt gerade für den Siberian Husky mit seinem filigranen
              Wesen, seinem äußerst diffizilem Seelenleben und seinem
              ausgeprägten Individualismus in besonders hohem Maße.

              Langeweile, fehlende Bindung machen ihn zum
              Ausbruchskünstler, lassen ihn ein Eigenleben führen. Dies
              ist keineswegs nur durch Bewegung, nur durch Laufen vor
              Schlitten oder Trainingswagen zu verhindern. Er benötigt
              vor allem Beschäftigung, braucht zum Wohlergehen
              Familienanschluss.

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              Der Beweis?

              Unzählige unserer als notorische Ausbrecher
              abgestempelten, in Familienhaltung vermittelten Siberian
              Huskies lernten in einem neuen Zuhause sehr schnell, auch
              niedrigste Zäune zu respektieren. Ein Hund, der sich
              großteils in der Nähe seines Menschen aufhalten darf, ist
              weitgehend beschäftigt.

              Es sei noch einmal erwähnt: Sieger und Platzierte des
              Iditarod wissen um die wundersame Wirkung des engen
              Zusammenlebens von Mensch und Hund und nutzen diese. Die
              Leithunde der erfolgreichsten amerikanischen Musher
              dürfen bei ihnen auf dem Sofa beziehungsweise auf dem
              Beifahrersitz wohnen.

              Für all jene Menschen, die die besondere Mentalität des
              Siberian Husky verstehen, die vor allem begreifen, dass dem
              Polarhund Druck und Machtausübung des Menschen zutiefst
              zuwider ist, sondern Partnerschaft und tierpsychologische
              Einfühlsamkeit gefragt sind, zeigt sich ein Siberian Husky
              als sehr angenehmer, faszinierender Hausgenosse. Es
              bedarf allerdings zu akzeptieren, dass der Siberian Husky
              aufgrund dieser ihm eigenen unabänderlichen
              Jagdleidenschaft außerhalb eingezäunter Areale
              grundsätzlich angeleint zu führen ist! Bezüglich des
              Bewegungsanspruches ist zu sagen, dass auch hier Qualität
              mehr zählt als bloße Quantität. Weniger ist oft mehr!

              Ein weiterer Zuwanderer der polaren Rassen kam etwa 1960
              aus Japan nach Deutschland.

              Der Akita Inu.

              Das Schicksal des Siberian Huskys blieb ihm bisher
              glücklicherweise erspart. Hat auch diese Rasse schon Ihr
              Interesse geweckt?

              Haben Sie sich auch seinetwegen bereits gefragt:

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Passt
er zu
mir?
     Der Akita Inu            .und seine Kollegen

                         Passe
                         ich zu
                         ihm?
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            Vorwort:
            Im Jahr 1957 brachen japanische Wissenschaftler,
            begleitet von 20 Akita Inus, zu einer Südpolexpedition auf.
            Als diese Expedition überraschend abgebrochen werden
            musste, war es unvermeidlich, die gesamte Ausrüstung, das
            heißt, auch die Hunde zurückzulassen. Obschon das
            Zurücklassen der Hunde eine weltweite Empörung
            hervorrief, konnte für die Hunde nichts getan werden.

            Drei Jahre später sollte die Expedition fortgesetzt werden.
            Drei Jahre in denen die Forscher wegen des Zurücklassens
            der Hunde unter großen Schuldgefühlen gelitten hatten.
            Zurück in der Antarktis fanden sie nun zu ihrer größten
            Überraschung, fassungslos vor Freude, 12 der ehemals 20
            zurückgelassenen Akitas bei bester Gesundheit vor.

            In Tokio erinnern 12 lebensgroße in Bronze gegossene Akitas
            an die einmaligen Leistungen die der Nationalhund Japans zu
            erbringen vermag.

            Noch heute erfreut sich der Akita in Japan höchster
            Wertschätzung, ist Symbol für Glück, Gesundheit und Treue
            und hat bis heute seinen festen Platz in der japanischen
            Mythologie.

            Und wie steht es in Deutschland um diese interessante,
            faszinierende Hunderasse?

            Leider muss etwas besorgt gefragt werden: „quo vadis,
            Akita?“, denn, ist eine Hunderasse erst in Mode gekommen,
            ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie durch Manipulation,
            durch Unvernunft zugrunde gerichtet ist.

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            Durch den Spielfilm „Hachiko“ mit Richard Gere ist leider zu
            befürchten, dass der Akita Inu nach dem Siberian Husky ein
            weiteres Modeopfer werden und die Tierheime füllen
            könnte.

            Viele Menschen sind von der in diesem Film dokumentierten
            beispiellosen Treue eines Akitas zu seinem Herrn äußerst
            stark berührt. Diese absolute Treue ist allen Nordischen
            eigen, sobald sie ihren Menschen gewählt haben. Die Frage
            ist nur: „sind Sie zu ebenso beispiellosester Treue
            gegenüber Ihrem Hund bereit?“.

            Erst wenn Sie sich ganz sicher sind, einen Hund wirklich in
            eine Lebensstellung adoptieren zu können und zu wollen,
            dürfen sie sich fragen, ob ein Akita Inu zu Ihnen passen
            könnte.

            Der Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Prof. Dr.
            Konrad Lorenz sagte: „… Die Treue eines Hundes ist ein
            kostbares Geschenk, das nicht minder bindende moralische
            Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft eines
            Menschen. Der Bund mit einem treuen Hunde ist so „ewig“
            wie Bindungen zwischen Lebewesen dieser Erde überhaupt
            sein können. Dies mag jeder bedenken, der sich einen Hund
            anschafft …“

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            Historie und Wesen:

            Der Akita Inu, Nationalhund Japans, dessen Export bis spät
            ins 20. Jahrhundert strengstens verboten war, gehört zu
            den ältesten Hunderassen der Welt.
            Knochenfunde seiner Urahnen und Funde entsprechender
            Tonfiguren in Grabhügeln datieren auf ca. 4.000 Jahre vor
            Christus.
            Es wird angenommen, dass ca. 4.000 vor Christus mit den
            ersten Einwanderern vom chinesischen Festland auch die
            ersten Hunde (der Torfhundgruppe angehörend) auf die
            japanischen Inseln kamen.

            Diese Hunde gelten als die Urahnen des Nippon Inus, aus
            dem sich die drei Rassen

                    Akita Inu (der große Hund Japans)
                    Kari Inu (mittelgroß)
                    und Shiba Inu (klein)

            entwickelten.

            Seinen Namen erhielt der Akita Inu nach der Präfektur
            Akita im nördlichen Japan, wo er vermutlich schon vor ca.
            350 Jahren als geplantes Zuchtprodukt entstand,

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                            Über einen sehr langen Zeitraum besaßen diese Hunde einen
                            außergewöhnlichen Wert und wurden als Nationalschatz
                            betrachtet. Zunächst war es nur Edelleuten vergönnt, ein
                            solches Tier zu besitzen. Es gab gar komplizierte
                            Leinenordnungen und Hierarchien, sodass Flechttechniken,
                            Farben und Farbkombinationen zum Statussymbol wurden.
                            Akitas wurden bei religiösen Feiern neben Altären
                            aufgestellt, Akita Statuetten wurden Kranken als
                            Genesungswünsche und Familien zur Geburt von Kindern
                            geschenkt. Der Akita wurde in Japan auf Briefmarken
                            gezeigt, im Hauptbahnhof von Tokio wurde ihm ein Denkmal
                            errichtet und nachdem bereits im Jahre 1928 die
                            Gesellschaft zur Erhaltung der japanischen Hunde (Nippon
                            Inu Hozenkai) gegründet worden war, wurde die Akita Inu-
                            Zucht 1931 vom japanischen Erziehungsministerium zum
                            natürlichen Denkmal japanischer Kultur erklärt.

                            Ursprünglich diente der Akita Inu vor allem als vielseitiger
                            Helfer bei der Jagd; die Jagd auf Rot- und Schwarzwild,
                            Nieder- und Federwild, der Bärenjagd und wurde auch bei
                            der Falkenjagd mitgenommen. Vom Beginn des 17.
                            Jahrhunderts an bis in das erste Drittel des 20.
                            Jahrhunderts mussten die Akitas auch Hundekämpfe
                            bestreiten. Zunächst wurden die Hundekämpfe nur
                            ausgetragen, um den Geist der Tapferkeit der Samurai
                            anzuregen. Später wurden Hundekämpfe Unterhaltung für
                            breite Volksmassen, bis sie dann strikt verboten wurden.
                            Außerdem wurden die Kräfte des Akitas auch zum Ziehen
                            von Lasten genutzt. Hier wäre insbesondere die Insel
                            Hokkaido zu erwähnen. Sie dienten als Wach- und
                            Schutzhunde, Rettungs- und Blindenhunde und taten Dienst
                            bei der Polizei, selbst bei der Wasserschutzpolizei und beim
                            Militär. Echte Allrounder, die allerdings immer qualifizierte,
                            einfühlsame Führer forderten.

     (Shiba Inu‘s)

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            Die ersten Akitas, die Japan offiziell verlassen durften,
            waren ein Geschenk an die amerikanische Schriftstellerin
            Helen Keller. Sie durfte sich 1937 über den Erhalt eines
            Welpen glücklich schätzen und sich 1939 über einen zweiten
            freuen, nachdem sie das erste Tier sehr schnell in den
            Hundehimmel geben musste.

            Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurden dann von
            amerikanischen Armeeangehörigen inoffiziell weitere Akitas
            von Japan nach Amerika verbracht.

            Der Akita Inu in Deutschland:

            Nach Deutschland gelangten die ersten Akitas – in Japan
            noch immer unter Ausfuhrverbot stehend – etwa 1960 durch
            Frau Telse Todsen. Sie wollte, nach längerem Aufenthalt in
            Japan nach Deutschland zurückkehrend, ihre Hunde auf
            keinen Fall in Japan zurücklassen und erkämpfte sich eine
            Sondergenehmigung zur offiziellen Mitnahme ihrer Akitas.

            Die ersten in Deutschland geborenen Akita-Welpen waren
            Nachkommen dieser Tiere, gezüchtet von Frau Telse
            Todsen. Diese Nachkommen und die von Frau Todsen
            importierten Elterntiere waren dann auch die ersten
            Vertreter ihrer Rasse, die den Akita Inu in Deutschland in
            Europa auf den große internationalen Zuchtschauen für alle
            Rassen repräsentierten und bekannt machten. Anlässlich der
            großen internationalen Bundessiegerzuchtschau 1964 in den
            hannoverschen Messehallen wurde der Akita Inu durch ein
            schönes, größeres Aufgebot dieser Tiere und Gästen aus
            Japan – man könnte fast sagen in einer Sonderschau
            innerhalb der Schau – erstmals in Deutschland (in Europa)
            einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

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            Charakter und Faszination:

            Die Tiere beeindruckten – ohne Ausnahme – durch ihre
            Gelassenheit, ihre Souveränität, ihre erhabene Würde in
            dem sonst so hektischen Treiben.

            Diese Eigenschaften sind es dann auch, die den Akita Inu
            heute noch auszeichnen. Die bei so vielen Rassen zu
            beobachtenden negativen Veränderungen durch Modezucht
            sind ihm bisher weitgehend erspart geblieben. Dass
            bedeutet freilich auch, ihm ist nach wie vor ein sehr starker
            Jagdtrieb eigen. Liebhaber der Rasse schätzen an ihm nebst
            seiner erhabenen Würde und Gelassenheit seine
            unerschütterliche Treue, die hohe Intelligenz und
            Anpassungsfähigkeit, seine – scheinbar im Widerspruch zu
            seiner Robustheit und Furchtlosigkeit stehende –
            hochgradige Sensibilität. Diese Sensibilität ist allerdings
            mit großer Selbstständigkeit und enormem Eigensinn
            gepaart. Ein Akita wird (wie alle Polarhunde) dem Anliegen
            seines Menschen immer erst nach kritischer Überprüfung
            nur bei Sinnerschließung Folge leisten, denn er ist ein
            ausgesprochener Individualist. Genetisch bedingt und
            unabänderlich ist ihm Unterwürfigkeit fremd.

            Im Umgang mit Artgenossen ist der Akita Inu sehr
            dominant. Er erachtet es als selbstverständlich, von
            Artgenossen als der Stärkere akzeptiert zu werden, ohne
            dies erst unter Beweis stellen zu müssen. Andernfalls kann
            er sehr unangenehm werden.

            Alles in allem ist der Akita Inu also kein einfacher, kein
            leicht-führiger Hund. Trotz seiner Vielseitigkeit entspricht
            er im Wesen absolut nicht der landesüblichen Vorstellung
            vom Gebrauchshund. Für den typischen deutschen
            Hundesportler ist er denkbar ungeeignet, völlig unpassend
            für alle jene Menschen, denen der Gedanke gefällt, Chef
            ihres Hundes sein zu wollen und zu müssen. Denn als
            ausgesprochener Individualist fühlt sich der Akita Inu
            seinem Menschen gleichwertig.
            Er verträgt weder Ungerechtigkeit noch Zwang. Zwang
            macht ihn bis zur Sturheit eigensinnig.

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            Der Akita und sein Mensch:

            Leistungsbereit und willig ist der Akita nur, wenn sein
            Besitzer es versteht, sich in diese besondere Mentalität
            einzufühlen, sich darauf einzulassen und seinen Akita mit
            viel Liebe, Freundlichkeit und Geduld erzieht. Und eine
            solide Erziehung sowie ein kompetenter Führer sind
            zwingend nötig, um diesen furchtlosen, starken Hund
            kontrollieren zu können.
            Elementarste Voraussetzung: volle Integration in die
            Familie.

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                                 Vieles haben Sie nun über den Akita Inu, über den Siberian
                                 Husky, über Hunde dieser Wesensart erfahren.

                                 Es fasziniert Sie?

                                 Es hat Sie bezüglich der Anschaffung eines solchen Hundes
                                 nicht verunsichert?

                                 Sie sind sicher, aus den Informationen die richtigen
                                 Schlüsse für ein Zusammenleben mit einem Hund dieser
                                 Wesensart gezogen zu haben?

                                 Was Sie trotzdem noch einmal gründlich bedenken sollten,
                                 bevor Sie sich tatsächlich entschließen eventuell einen Akita
                                 Inu, einen Siberian Husky (oder einen anderen Hund) zu
                                 adoptieren:

                                 Vor einer Entscheidung zu bedenken:

                                 Als Voraussetzung für die Anschaffung eines Hundes kann
                                 das vorhandene eigene Haus, die Zustimmung eines
                                 Vermieters, der Wille zum täglichen Spaziergang nicht
                                 genügen. Vor der Anschaffung eines Hundes - eines sozial
                                 hoch entwickelten Tieres - muss ich mir vor allem
                                 der Verantwortung eines solchen Schrittes bewusst sein!

                                 Der Hund ist keine Sache, die man an- und gegebenenfalls
                                 wieder abschafft.

                                 Um mit den Worten von Horst Stern aus der
                                 Fernsehdokumentation "Der Hund im Handel" zu sprechen,
                                 die Anschaffung eines Hundes muss wie die Adoption eines
                                 Kindes betrachtet werden. Jeder Besitzerwechsel bedeutet
                                 Tierquälerei!

     (Alaskan Malamute)

                          © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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                          Wir müssen davon abkommen, den Tierschutz nur als Schutz
                          vor rein körperlichen Leiden und Qualen anzusehen. Die oft
                          ein Hundeleben anhaltenden seelischen Belastungen des
                          Tieres sind ihnen mindestens gleichzusetzen. Ich muss also
                          bereit sein, die Verantwortung für ein Tier für ca. 15 Jahre
                          mit allen Konsequenzen zu übernehmen. Der Hund als sozial
                          hoch entwickeltes Tier, als Meutetier, als Lauftier, benötigt
                          nicht nur tägliche körperliche Pflege, Futter und Auslauf
                          (Spaziergänge), will man seinen Bedürfnissen gerecht
                          werden, ist eine tägliche intensive Kontaktpflege zwischen
                          Mensch und Hund dringend notwendig. Am wohlsten fühlt
                          sich jeder Hund in ständiger Nähe seines Herrn.

                          Besitzerwechsel:

                          Der Mensch wird sich gegebenenfalls schnell über eine
                          Trennung hinwegtrösten - der Hund aber hat seinen
                          Menschen für immer in sein Herz geschlossen und es ist
                          durchaus möglich, dass er sich von dem Schock der
                          Trennung nie wieder erholt.
                          Auf jeden Fall aber wird er den Rest seines Lebens mit
                          Warten verbringen, dem Warten, den wieder zu finden der
                          ihn verstoßen hat. Von wie vielen Hunden gibt es verbürgte
                          Berichte, dass sie nach dem Tod des Herrn selbst den Tod
                          suchten, dass sie am Grab des Herrn verhungerten, dass sie
                          Jahr um Jahr Gräber besuchten, an Bushaltestellen
                          warteten etc..

                          Wie viele Hunde sind Hunderte von Kilometern weit
                          gelaufen, um zu dem zurückzukehren, der sie feige verlassen
                          hatte!

                          Besitzerwechsel ist immer Tierquälerei. Und das Tier leidet
                          stärker als der Mensch, denn er kennt nur das Warten, nicht
                          die Hoffnung.

     (Samoyeden)

                   © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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                                   Welche Hunderasse?

                                   Zunächst die Frage, welcher Hund zu Ihnen passt in Größe,
                                   Stärke, Auslaufanspruch, Haarpflege, Konstitution und
                                   letztlich nach Ihren Geschmacksvorstellungen etc..
                                   Vor allem aber, welche Charakterstruktur soll Ihr künftiger
                                   Gefährte haben?

                                   Die Charaktere der Hunde sind nicht weniger vielfältiger
     (Alaskan Malamute)
                                   Natur, nicht weniger unterschiedlich als die der Menschen.

                                   Bei der Auswahl ist zu überlegen:

                                       -   Ein ruhiger oder lebhafter Hund?
                                       -   Temperamentvoll oder lieber bedächtig?
                                       -   Lieber ergeben oder charaktervoll?

                                   Rüde oder Hündin?
(Samoyeden und Chow Chow)

                                   Hier einige Klischee-Charakteristika:

                                   Ein Rüde
                                      - ist selbständiger, eigenwilliger
                                      - "markiert" bei jedem Spaziergang seine Umgebung
                                         (was bei Polarhunden auch die Hündin tut)
                                      - hat ganzjährig "Saison"
                                      - ist in der Regel weniger empfindsam.

                                   Hündinnen sind
      (Siberian Husky)
                                      - anhänglicher,
                                      - zärtlicher, häuslicher,
                                      - leichter lenkbar,
                                   Hündinnen werden zweimal jährlich läufig. Die Hitze dauert
                                   drei Wochen. Die erste und dritte Woche kann weitgehend
                                   durch harmlose Mittel eliminiert werden. In der zweiten
                                   Woche ist erhöhte Betreuung und große Sorgfalt von Nöten.

        (Husky-Mix)

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            Es muss nicht immer Welpe sein:

            Es ist einer der für Hunde fatalsten Irrglauben, dass
            Welpen aus der Rassezucht "der sichere Kauf" sind.
            Erwachsene Hunde, selbst wenn sie schlechte Erfahrungen
            mit Menschen machten, haben immerhin die risikoreiche
            Entwicklungsphase hinter sich. Sie stehen also vor
            vollendeten Tatsachen.
            Mit einem Welpen erhalten Sie ein "Überraschungsei".

            Der egoistische Wahnwitz unserer Zeit, eine Garantie auf
            das Brandneue, Schöne, Junge, Gesunde mit Ahnentafel und
            Stempel zu bekommen, rechnet sich nur für Züchter.
            Dies umso mehr, da der wirklich seriöse, passionierte und
            sachkundige Liebhaber-Züchter ausgestorben scheint. Und
            im Tierschutz warten viel zu viele Hunde aller Rassen und
            Mischlinge, Hunde aller Altersklassen sehnsüchtig auf ein
            neues Zuhause.

            In aller Regel sind aus dem Tierschutz stammende Hunde
            ganz besonders dankbare Gefährten. Unzählige Mitbürger
            haben inzwischen diese Erfahrung gemacht. Es gilt nur, mit
            Vernunft den wirklich in die jeweiligen häuslichen
            Verhältnisse passenden Hund zu wählen.

     © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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     © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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            Es ist soweit!

            Sie haben Ihren Traumhund gefunden?
            Vorsicht!!
            Überschlafen Sie den Erwerb des Hundes erst drei Nächte.
            Als verantwortungsbewusster, sensibler Tierfreund müssen
            Sie auch mit einem Spontanerwerb 15 Jahre "Gassi gehen"!

             Zum Schluss haben wir noch eine Bitte an Sie:
            Tragen Sie diese Gedanken in Ihrem Freundes- und
            Bekanntenkreis weiter. Nur auf diese Weise ist eine kleine
            Hoffnung möglich, dass das Verständnis für die
            Verantwortung der Menschen gegenüber den Tieren wächst
            und das eines Tages traurige Bilanzen wie sie heute üblich
            sind - überfüllte Tierheime überall - irgendwann der
            Vergangenheit angehören können.

            Vielen Dank!

            Ihre Entscheidung steht fest. Sie möchten einem Akita Inu,
            einem Siberian Husky (oder einem anderen Hund) einen
            festen Platz in Ihrem Leben einräumen, ihm eine
            Lebensstellung bieten.

            Damit seine Liebe, seine Freundschaft nicht durch einen
            frühen Vertrauensverlust belastet wird, noch eine kleine
            Erziehungshilfe:

     © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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            Strafe - ein taugliches Erziehungsmittel?
            Das sogenannte "schlechte Gewissen"

            Bei etwas genauerer Betrachtung der Mensch/Hund-
            Beziehung lässt sich schnell feststellen, wie sehr diese von
            Anthropomorphismen belastet ist.

            Immer wieder ist zu beobachten, dass Hundebesitzer, wenn
            ihr Hund sich nicht so verhält, wie sie es gerade wünschen,
            entweder in Wut geraten und das Tier nach einleitenden
            Beschimpfungen meist noch mehr oder weniger herzhaft mit
            körperlichen Züchtigungen bedenken - dies zudem im völlig
            falschen Augenblick -oder aber sie erfinden allerlei
            moralische Strafen. Das erwünschte Resultat kann mit
            keiner dieser "Erziehungsmethoden" erreicht werden, sie
            machen dem Hund ganz im Gegenteil das Verstehen und
            Lernen unnötig schwer oder gar unmöglich. Hingegen hat ein
            solches Vorgehen allerlei Nebenwirkungen und irreführende
            Folgen wie zum Beispiel das sogenannte schlechte Gewissen.

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                Alaskan Malamuten

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            Fatalerweise erfüllt dieses vermeintlich schlechte Gewissen
            ihres Vierbeiners viele Hundebesitzer, darunter auch die
            gutwilligsten, mit einer gewissen Art von Stolz.
            Die Hundeerziehung in der Sackgasse!

            Schuldbewusstsein setzt das Bewusstsein von Gut und Böse
            voraus. Diese Werte - die sich im Laufe der Zeit vielfach
            gewandelt haben - werden dem Menschen durch Beispiel und
            Sprache anerzogen. Letztere ist dem Hund selbst im
            engsten Zusammenleben mit dem Menschen nur bedingt
            zugänglich. Seine Verhaltensweisen werden durch
            angeborene Instinkte und Umwelterfahrungen bestimmt,
            Einsichten in menschliche Moralvorstellungen bleiben ihm
            verwehrt. Der Hund kann also nicht schuldig sein, sich nicht
            schuldig fühlen und seine Schuld nicht durch Sühne tilgen.
            Es ist nicht nur unnütz, ihn zu bestrafen, sondern gänzlich
            unmöglich.

            Der Hund handelt nach seiner momentanen Stimmung und
            fragt nicht, ob sein Tun gut oder böse ist. Hingegen erfährt
            er, dass seine Handlungen angenehme oder unangenehme
            Folgen haben und wird folglich bald die für ihn angenehmen
            wählen und die unangenehmen meiden.
            Darin liegt der Schlüssel der ganzen Hundeerziehung.

                    Was wir für gut und erwünscht halten, muss für
                    den Hund angenehm sein,
                    was wir für unerwünscht ansehen, soll für ihn
                    unangenehm sein.

            Also heißt es zuerst, dem Hund verständlich zu machen,
            welche Handlungen wir wünschen oder verwerfen, indem wir
            ihn in die Lage versetzen, diese auszuführen und gleichzeitig
            darauf achten, dass die Folgen für den Hund die jeweils
            entsprechenden sind.

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            In einer Hundemeute hat der Stärkste immer recht, der
            Leithund kann ohne Rechtfertigung einen sozial Niedrigeren
            angreifen. Der sozial Schwächere verlangt dafür keine
            Erklärung, er nimmt die "Strafe" schicksalgegeben hin. Er
            wird sich aber fortan bemühen, die Vorzeichen aggressiver
            Stimmung des Ranghöheren zu erkennen und den Folgen
            vorzubeugen, sei es durch Unauffälligkeit, Flucht oder
            Beschwichtigungsversuche.
            Straft der Hundehalter seinen Hund, praktiziert er also nur
            das "Recht" des Stärkeren, dominiert er also lediglich den
            Schwächeren.
            Aus Sicht des Hundes bedarf es dazu keinen Grund.
            Die Reaktion des Hundes wird dieselbe sein wie gegenüber
            seinem Alphahund in einer Meute, das heißt, er wird solche
            Angriffe zu vermeiden suchen, indem er seinem Besitzer
            nicht zu nahe kommt oder aber indem er
            Beschwichtigungsgehabe bezeugt, was der Mensch dann
            anthropomorphistisch als "schlechtes Gewissen" ,"Reue-,
            Schuldgefühl" usw. interpretiert.

            Schimpfen wir ohne jeden Grund mit unserem Hund, wird er
            sofort das sogenannte. "schlechte Gewissen" demonstrieren.
            Das beweist, dass er sich nicht seines Fehlers bewusst zu
            sein braucht, um "schlechtes Gewissen" zu zeigen.

            In der Praxis haben wir immer wieder die geradezu
            klassischen Situationen: Der Hund ist zum Beispiel von einem
            flüchtenden Hasen derart fasziniert, dass ihm ein Appell auf
            unseren Ruf unmöglich ist. Der Welpe hat durch unsere
            Unachtsamkeit sein "Geschäftchen" wieder einmal auf dem
            kostbaren Perser erledigt.
            Der Junghund zernagt voller Wonne das Bein des teuren,
            antiken Möbelstücks. Er tut dies mit Überzeugung, denn
            kauen und zerreißen sind wichtige Handlungen, zu denen ihn
            die Natur als Raubtier programmiert hat. Er weiß nicht von
            Schönheit, Zweck und Wert des Möbelstücks und kennt den
            Begriff "Beschädigung" nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit
            gilt dem Drang des Nagens.

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            Wir stellen die Missetat fest und geben unserem Unwillen
            lautstark Ausdruck. Der Hund versteht den Sinn des
            Ausbruchs natürlich nicht, wenngleich er seine
            Aufmerksamkeit nun vom Möbelstück abwendet und sich auf
            den Menschen als neues Objekt seines Interesses
            konzentriert.

            Jetzt erhält er für seine "Untat" einen Klaps, welchen er
            natürlich mit der Person, nicht mit dem Möbelstück in
            Verbindung bringt, denn in seinem Wahrnehmungsfeld steht
            jetzt der Mensch und nicht mehr das Möbelstück. Der
            Mensch hat ihm Schmerzen zugefügt, nicht das Möbelstück.
            Also kann der Mensch gefährlich sein. Nach einigen weiteren
            ähnlichen Erfahrungen hat der Hund gelernt, dass Schlägen
            eine Schimpfparade vorauszugehen pflegt. Schimpfen wir
            mit ihm, so wird ihm bange, und er zeigt
            Beschwichtigungsgehabe, womit er gezwungenermaßen seine
            momentane Beschäftigung aufgibt, um den erbosten
            Menschen zu besänftigen. Im besten Falle kann er hieraus
            lernen, eine Beschäftigung aufzugeben, wenn er Schimpfen
            hört. Doch das hat für ihn keinerlei Bezug zum Objekt
            seiner "Untat". Er kann nicht einsehen, warum er
            Gegenstände nicht benagen sollte, er kann nur lernen, es zu
            unterlassen. Dazu sollte der Hund angesprochen werden
            wenn er sein Tun beginnen will.

            Immer wenn es darum geht, dem Hund etwas abzugewöhnen,
            ist unsere Phantasie gefordert. Es muss uns stets gelingen,
            dem Hund zu vermitteln, unangenehme Folgen kämen von der
            unerwünschten Beschäftigung und hätten mit uns nichts zu
            tun, damit das Vertrauen zu uns nie Schaden nimmt.

            Das ist nicht so schwer wie es scheinen mag, denn Hunde
            kennen keine Hinterlist, Heuchelei oder Lüge. Natürlich ist
            hier viel Einfühlsamkeit gefragt, denn wir wollen ihm
            unerwünschtes Tun abgewöhnen, ihm jedoch nicht sein
            Selbstvertrauen zerstören.

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            Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Züchtigung und
            "moralischen Strafen" für die Hundeerziehung
            gleichermaßen untauglich sind. Wenn der Hund Züchtigungen
            auch mit Demutsgesten beantwortet, versteht er jedoch
            deren Ursache nie. Er registriert nur die schlechte Laune
            seines Menschen und reagiert hierauf.

            Der "moderne Hundehalter" ist zum Schütteln am
            Nackenfell oder auf den Rücken schmeißen übergegangen. Es
            ist ein Trugschluss zu glauben, dass man so die
            Erziehungstechniken der Hundemutter nachahmt. Eine
            Hundemutter "erzieht" ihre Welpen nicht bewusst, ihre
            sogenannten Strafen sind in Wirklichkeit gespielte
            beziehungsweise gehemmte Aggressionen. Diese Strafen
            entsprechen der Festigung ihrer Rangordnung respektive
            der Verteidigung, wenn die Welpen zu vorwitzig werden.
            Auch sie entsprechen lediglich der Machtausübung des
            Stärkeren in der Hundemeute.
            Das uneingeschränkte Vertrauen unseres Hundes, - die
            allerbeste Voraussetzung für eine gute Tiererziehung,
            verspielen Sie also auch hierbei – ohne das gewünschte
            Resultat erzielen zu können.

            Die besten Ratgeber zur guten Tiererziehung sind
            Einfühlsamkeit, Gelassenheit,
            Geduld, Humor hat noch nie geschadet, liebevolle
            Konsequenz und genaue Kenntnis
            des arteigenen Verhaltens der Tiere. Der Polarhund wird
            solchermaßen tierpädagogisch niveauvollen Umgang in
            besonderem Maße honorieren.

            Nicht ganz vergessen werden sollte vielleicht: Der mit
            Demutsgehabe um seinen Besitzer kreisende Hund macht
            auf den Verständigen einen mitleiderregenden, der mit
            seinem Hund despotisch hadernde Mensch einen wenig
            rühmlichen Eindruck!!!

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                                         Unsere Hunde sollten unsere Freunde, nicht unsere Sklaven
                                         sein.
                                         Die zweckmäßige Beschränkung der Tat, die Verbannung
                                         aller Willkür sollte dem verständigen, einfühlsamen
                                         Tierfreund stets als Ideal dienen.

                                         Die in den letzen Jahren überstrapazierte These von der
                                         zwischen Mensch und Hund notwendigen Rangordnung ist ein
                                         auf Halbwissen basierendes Märchen, das von zur
                                         Machtausübung neigenden Menschen leider nur all` zu gern
                                         gehört und angenommen wird.
                                         Rangordnungen aber gibt es nur innerhalb der Arten, nicht
                                         zwischen den Arten. Die Beziehung des Hundes zum
                                         Menschen ist folglich eine ganz andere als die Beziehung zu
                                         seinen Artgenossen.

(Alaskan Malamute mit Eurasier-Welpen)

             (Grönländer)

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                                Aus der Literatur:

Eberhard Trumler, Verhal-       "(...) Mit dem Hundeschlitten zu fahren, ist schön und es
tensforscher:                   kann den Hunden ebenfalls Spaß machen: wenn es dabei
                                bleibt. Wo man aber Wettbewerbe daraus macht, hört die
                                Vernunft auf, hört der Mensch auf, Tierfreund zu sein.
                                (...) Nur wenige Menschen begreifen, dass der Hund kein
                                "Artikel" unserer auf Konsum eingestellten Gesellschaft ist,
                                sondern ein außerordentlich feinfühliges Wesen, das sich
                                nur wohlfühlt, wenn es im engsten Kontakt mit seinem Herrn
                                oder auch seiner weiteren Familie leben kann (...)"

Professor Dr. K. Lorenz         "(...) Der Lupushund ist entweder einem Herrn ganz und für
(Verhaltensforscher), aus "Er   immer ergeben, oder aber, wenn er einen wirklichen Herrn
redete mit dem Vieh, den        nicht findet oder ihn verliert, gar niemanden. In diesem
Vögeln und den Fischen":        Falle wird er zur "Katze", das heißt, er lebt dann ohne
                                tiefere seelische Bindung neben dem Menschen dahin. In
                                diesem Zustand befinden sich die allermeisten der
                                nordamerikanischen Schlittenhunde, deren tiefe
                                Seelenwerte fast nie ausgeschöpft werden, wenn nicht ein
                                Jack London sie erkennt und erschließt (...)"

Ginger Dunlop:                  "(...) Vielseitige Schlittenhunde können eine Beute verfolgen,
                                beim zur Strecke bringen helfen und das Fleisch dann auf
                                dem Schlitten nach Hause befördern (...)

"Das große Hundelexikon":       (...) Alle Nordlandhunde sind erstaunlich ausdauernd und
                                widerstandsfähig gegen Kälte und von unbeirrbarer Treue
                                zum Anführer, zu ihrem Herrn. Er ist bei all denen gefragt,
                                die von seiner Treue, seiner Selbständigkeit und seinem
                                unerschütterlichen Gleichmut fasziniert sind.
                                Aber denken Sie daran, Nordlandhunde kennen nur einen
                                Herrn, und wenn es überhaupt so etwas wie verschiedene
                                Grade des Verbrechens gibt, so sollte man hier sagen: Wird
                                ein Nordlandhund von seinem Herrn verlassen, dann wiegt
                                dies schwerer als bei einem Hund irgendeiner anderen
                                Rasse: Der Nordlandhund wird sich nie wieder von diesem
                                Schock erholen können (...)„

                        © Nothilfe für Polarhunde, circel original
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