Äfte einfangen zur - Wirkung brin Zu energetischen Konzepten in den Künsten - Muthesius ...

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äfte
einfangen
       zur
Wirkung
brin  Zu energetischen
      Konzepten in den Künsten
Kräfte einfangen und zur Wirkung bringen.                                     verdeutlichen das Potenzial der Fragestellung auch nach gesellschaftli-
   Zu energetischen Konzepten in den Künsten                                  chen, kulturellen und politischen Kräfteverhältnissen.
                                                                                           Im Vordergrund stehen zugleich die Künste und das, was
                                                                              ihre Materialien und Medien von der ›Energie‹ wissen, denn immaterielle
     »Denn es gibt eine Gemeinschaft der Künste, ein gemeinsames              Entitäten wie Energie hinterlassen ihre Spuren an Materialien wie am
     Problem. In der Kunst und in der Malerei wie in der Musik geht es        menschlichen Körper. Wenn Nietzsche den Körper als ›Machteinheit‹ in
     nicht um Reproduktion oder Erfindung von Formen, sondern um das          ihm herrschender Kräfte bezeichnet, dann weist er sowohl Paul Valéry
     Einfangen von Kräften.«                       — Gilles Deleuze          den Weg, ein ›Energiedrama‹ des Körpers zu denken als auch Roland
                                                                              Barthes, der das Imaginäre als ›rauschhafte Energie‹ versteht. Bei an-
                                                                              deren Philosophen sind es Überlegungen zur Kraft der Farben, der Klän-
›Kraft‹, ein Zentralbegriff der Philosophie von Platon über Nietzsche bis     ge und Geräusche, zu einer anderen ›Logik der Sensation‹ (Deleuze)
Deleuze, ist auch ›ein gemeinsames Problem‹ in den Künsten. Zusam-            oder einer Energie der Spuren (Derrida). Diese und weitere Überlegungen
men mit dem Begriff der ›Energie‹ wurden diese Schlüsselbegriffe der          bieten adäquate, aber verstreute philosophische Grundlagen für eine
Moderne im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu Leitbegriffen neuer ästhe-         energetische Ästhetik, die es auf dem Symposion zusammenzutragen gilt.
tischer Ausrichtungen. Wo immer es in den Künsten nicht mehr um Ab-                        Die Forschung hat die Zentralstellung der Kräfte und des Ener-
bildung, Reproduktion oder Repräsentation geht, sondern vielmehr              getischen keinesfalls übersehen. Wegweisend sind frühere Studien
darum, das Blatt Papier, die Leinwand, den Hörraum oder einen theatra-        von Christoph Asendorf zu »Batterien der Lebenskraft« (1984) oder »Strö-
len, filmischen und intermedialen Raum mit Kräften zu bevölkern, da           men und Strahlen« (1989) sowie von Christoph Menke zur »Kraft« als
werden zunehmend energetische Konzepte entwickelt.                            »Grundbegriff ästhetischer Anthropologie« (2008). Die Theater- und Tanz-
             Da der Begriff heute häufig metaphorisch vage benutzt            wissenschaften haben sich überaus verdienstvoll der Thematik ange-
und gerne auch esoterisch jeder Überprüfung entzogen wird, erscheint          nommen. Der von Barbara Gronau 2010 herausgegebene Symposionband
eine theoriegeleitete Klärung umso wichtiger. Auf diesem Wege gilt            »Szenarien der Energie. Zur Ästhetik und Wissenschaft des Immate-
es Möglichkeiten zu suchen, Erregungen, Empfindungen und Eindrü-              riellen« leistet wichtige Begriffsklärungen und ist in diesem Zusammen-
cke, die durch energetische Konzepte bewirkt werden, begründet zu             hang besonders beachtenswert. Am Leitfaden der zentralen These der
versprachlichen und analytisch nutzbar zu machen. Verschiedene Dis-           Berliner Forschung »Energie ist ein szenisches Phänomen« war der Fokus
ziplinen bieten sich dazu an. In der Philosophie ist der Begriff eben-        auf die Analyse ›theatraler Anordnungen‹ gerichtet. In Nachfolge dieser
so grundlegend wie in der Kunstgeschichte. Während das lange in den           Ausrichtung ist auch ein DFG-Forschungsprojekt als transdizipliäre For-
Kunsttheorien vernachlässigte Thema in jüngster Zeit bereits kunst-           schung zwischen Theater- und Tanzwissenschaft entstanden. Das von
historisch und theaterwissenschaftlich aufgearbeitet wurde, bleiben die       Sabine Huschka geleitete Projekt »Transgressionen. Energetisierung von
philosophischen Diskurse jedoch immer noch zu wenig berücksichtigt.           Körper und Szene: Das Spiel mit Kräften.« (08/2015−02/2020) ist durch
Die Kieler Zusammenkunft widmet sich insofern verschiedenen philoso-          den Fokus auf ästhetische Strategien ebenso hilfreich wie theaterwissen-
phischen Zugangsweisen.                                                       schaftliche Studien, da sich theatrale und choreographische Praktiken
             ενέργεια (Wirkung, Kraft, ›Tätigkeit‹) hat in dieser Disziplin   künste- und medienübergreifend auswirken.
seit der griechischen Antike eine Zentralstellung. Für Aristoteles ist                     Die Zusammenkunft der Muthesius Kunsthochschule
jedes Werden ein Übergang von ›dynamis‹ (Potenz) zu ›energeia‹ (Akt).         strebt allerdings einen philosophischen, die Künste übergreifenden Zu-
Philosophisch wird somit ein bewegender Akt mit dem Begriff verbun-           gang mit der anderen These an, dass das ›Einfangen von Kräften‹ eine
den. Schaffenskräfte finden hier ihre Voraussetzung. Immer wieder wird        Gemeinsamkeit aller Künste ist und Malerei oder Photographie je unter-
der Begriff der ›Energie‹ zudem mit dem Begriff der Kraft verbunden.          schiedliche Organisationsformen der Energien entwickeln, für die
Schon Friedrich Nietzsches Reflexionen zu aktiven und reaktiven Kräften,      Ausdrucksimpulse aus ganz unterschiedlichen Erfahrungen gewonnen
zum Aktiv-werden reaktiver Kräfte und Reaktiv-werden aktiver Kräfte           werden. Ohne Theater, Tanz und Performance Art ausklammern zu
wollen, wird der Fokus in Kiel auf ein weiteres Feld der Künste und philo-
sophischer Theoriebildungen gerichtet.
            Die historische Tragfähigkeit von Konzepten der Kraft und
der Energie zu erproben, hatte sich jüngst auch ein Hamburger Sympo-
sion zur Aufgabe gemacht. An die historisch breite, epochenübergreifen-
de Studie »Kraft, Intensität, Energie. Zur Dynamik der Kunst«, die von
Frank Fehrenbach, Robert Felfe und Karin Leonhard 2018 herausgegeben
wurde, kann somit ebenfalls angeknüpft werden. Das Kieler Sympo-
sion beschränkt sich dabei jedoch auf die ästhetische Wende um 1900 und
ausgewählte Konzepte des 20. und 21. Jahrhunderts.
            Da sich eng verbunden mit medientechnischen Wandlungs-
prozessen auch die Nutzung des Energetischen wandelt, sind me-
dienwissenschaftliche Fragen ebenso einzubeziehen wie medizinische.
Der Körper als Urmedium (von Aristoteles über Bergson bis Merleau-
Ponty) in der Philosophie bedacht, lässt sich nicht nur organologisch,
sondern auch energetisch verstehen. Eine Einbeziehung chinesischer
Medizin und Sinologie soll gleichsam dazu verhelfen, das bislang in den
Studien auf die europäisch-westliche Perspektive beschränkte Denk-
feld, zu erweitern. Es gilt, den eurozentrischen Blick zu relativieren und
Verstehenszugänge auch zu den zahlreichen energetischen Konzepten
in den Künsten des 20. Jahrhunderts zu erleichtern, die von ostasiatischer
Ästhetik beeinflusst sind.
            Zu diesem Zweck laden das Forum / IKDM der Muthesius
Kunsthochschule VertreterInnnen aus verschiedenen künstlerischen
und wissenschaftlichen Bereichen dazu ein, energetische Konzepte zu
diskutieren und mit konkreten Beispielen zu versinnlichen.

          — Petra Maria Meyer
Interdisziplinäres Symposion der Muthesius Kunsthochschule               Samstag, den 18. Januar 2020
 vom 16. — 18. Januar 2020 im Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule,
 Legienstr. 35, 24 103 Kiel. Eine Veranstaltung des Forums und des          10:0 0   Gabriel Stux — Heilen mit Chinesischer Medizin
 Instituts für Kunst-, Design- und Medienwissenschaften, konzipiert         11:0 0   Angelika C. Messner — Zur Vital- und Wirkkraft Qi,
 von Petra Maria Meyer & Felix Schackert.                                 		         gestern und heute und morgen
                                                                            12:0 0   Pause
                                                                            12:3 0   Petra Maria Meyer — Energiefelder der Geste.
Programm                                                                 		         Philosophische Betrachtungen zwischen West und Ost
                                                                            13:3 0   Mittagspause
Donnerstag, 16. Januar 2020                                                 15:0 0   Sabine Huschka — Arbeit an der Grenze:
                                                                          		         Energetische Kräfte ›aufrufen‹. Körperphilosophien
  15:0 0    Grußwort von Arne Zerbst,                                     		         im Zeitgenössischen Tanz
		          Präsident der Muthesius Kunsthochschule Kiel                    16:0 0   Felix Schackert —
  15:15     Petra Maria Meyer & Felix Schackert — Einführung in           		         Energieformen im Science-Fiction-Film
		          die Thematik und Programmgestaltung des Symposions.             17:0 0   Pause
  16:0 0    Maria de Alvear — Die Kunst frei zu sein                        17:3 0   Marcus Stigglegger — Klimaktisch performatives Kino.
  17:0 0    Pause                                                         		         Energetische Entgrenzung in Gaspar Noés CLIMAX
  17:3 0    Martin Zenck — Gewalt–Stille–Impulsivität–Entzug                18:3 0   Apéro
		          von Kraft. Paradigmen der Neuen Musik                           19:3 0   Abendveranstaltung
  18:3 0    Apéro                                                         		         Verwandlungen nach Kafka. Theater der Transmedialität.
  19:3 0    Ensemble Klangrauschen —                                                 Leitung: Eugenia Bakurin, Laura Carlotta Cordt & Gor Margaryan.
		          Neue Musik und Performance-Kunst                                         Teilnehmerinnen: Leandra Bigale, Melina Bigale, Kira Carstensen,
                                                                                     Marike Eikmeier, Sarah Hampel, Anastasia Korczynski,
Freitag, den 17. Januar 2020                                                         Anja Mamero,Lisa Radtke, Nadine Scharsitzke, Teresa Steiner
                                                                                     & Alena Wroblewski
  10:0 0    Jochen Hörisch — ›Die Kraft zur Lust‹
		          – Goethes Konzept der Domestizierung waltender Kräfte
  11:0 0    Oswald Egger — Beweger, unbewegt.
  12:0 0    Pause
  12:3 0    Ralf Konersmann — Der bewegte Mensch
  13:3 0    Mittagspause
  15:0 0    Jürgen Partenheimer — Die Energie des
		          Nichtzeitlichen. Dimensionen der Abstraktion.
  16:0 0    Antje von Graevenitz — ›Wärme erweitert den Raum.‹
		          Der Energieplan von Joseph Beuys.
  17:0 0    Pause
  17:3 0    Klaus Theweleit — Andy Warhol und sein Kunststaat.
		          Ein Energie-Modell.
  Im Anschluss
		          Erinnerte Natur — Installation von Gor Margaryan
                              Donnerstag, 16. Januar 2020                           Gewalt–Stille–Impulsivität–Entzug von Kraft.

                                                                             17:3 0
                                                                                      Paradigmen der Neuen Musik
         Grußwort von Arne Zerbst
         Dr., Philosoph und Kunsthistoriker,                                 Der Vortrag geht von einem vierfachen Ausgangspunkt aus: erstens
15:0 0

         seit 2014 Präsident der Muthesius Kunsthochschule.                  von dem Klavierstück »Contrapunctus« (1998−99) von Mark Andre, der im
                                                                             Sinne einer Entropie die explosiven Randgänge in den höchsten und
         Einführung in die Thematik und                                      tiefsten Registern des Klaviers zum Erliegen bringt; zweitens von der
         Programmgestaltung des Symposions.                                  ›talmudischen Kraft‹, die Adorno der Musik Eduard Steuermanns und
15:15

         Petra Maria Meyer & Felix Schackert.                                der Kommentierung seiner Brahms-Ausgabe zusprach. Danach bringt
                                                                             der ›organisierte Widerspruchsgeist‹ einen Diskurs in Gang, der die
                                                                             Möglichkeit des ›Tatkräftigen‹ in den Zeichen der Notation der Musik
                                                                             bezeugt, wobei die Tathandlung selbst, die Verwirklichung dessen,
16:0 0

         Die Kunst frei zu sein                                              was die ›Interlinearversion‹ meint, der Aufführung der Musik vorbehalten
                                                                             bleibt; drittens dass in der Musik im Gegensatz zum Bild, das direkt
Maria de Alvear wird ihre Kompositionen »Llena« (1999, Klavier Solo),        zu uns spricht, der musikalische Interpret eine entscheidende Transfer-
»Magna Mater« (2013, Ensemble mit Chor) und »Die Badende« (1987/91,          leistung zwischen Werk und Zuhörer erreicht, mit der sich die zur Wir-
Hörspiel für WDR Studio Akustische Kunst) vorstellen und analysieren.        kungsgewalt verwandelte immanente Dynamik des Werks auf den Hörer
Besondere Beachtung erfährt hierbei ihre eigene spezifische Methode          überträgt; viertens vom Gegensatz von entfesselter Triebenergie des
des ›automatic writing‹ und die Frage »Was bedeutet freie Notation?«.        Rhythmischen in Stravinsky »Danse sacrale« und dem Entzug von Kraft
Maria de Alvear                                                              mittels einer fragilen Impulsivität in Weberns Geigen- und Cello-Stü-
            Komponistin. Früh mit dem Bernd-Alois-Zimmermann-Preis           cken op. 7 und op. 11 mit Überlegungen dazu von Mark Andre zu den dort
der Stadt Köln ausgezeichnet, studierte sie Neues Musiktheater bei           aufgesuchten Zwischenräumen.
Mauricio Kagel. Ihre meist interdisziplinär und multimedial angelegten       Martin Zenck
Werke werden weltweit von renommierten Interpreten wie dem En-                            Prof. Dr., i.R., Professor an der Universität Würzburg im Ins-
semble Modern, der Basel Sinfonietta, dem Ensemble Musikfabrik und           titut für Musikforschung mit dem Schwerpunkt »Aesthetik, Medien, Neue
dem Orchester des Hessischen Rundfunks u.v.a. aufgeführt. Sie gab            Musik«. Promotion 1975, Habilitation 1982. Forschungsschwerpunkte:
zahlreiche Konzerte in Europa, den USA und Kanada, u. a. in der Glenn        »Aisthesis« über Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistungen der Küns-
Gould Concert Hall, Toronto; im Lincoln Center, New York; bei den            te, Französische Philosophie des 20. Jahrhunderts, Komponisten im
Donaueschinger Musiktagen, bei den Darmstädter Tagen für Neue Mu-            Exil und Intermedialität von Bild und Musik. Wichtige Buchpublikationen
sik; im Festspielhaus Hellerau; an der University of Waterloo, Ontario;      u. a.: (Hg. et al.) »Signatur und Phantastik in den Schönen Künsten
im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid u. v. a. m. 2014 wur-   und in den Kulturwissenschaften der frühen Neuzeit«, 2008; (Hg. zusam-
de Maria de Alvear mit dem spanischen Nationalpreis für Musik in             men mit Markus Jüngling) »Erzeugen und Nachvollziehen von Sinn.
der Kategorie »Komposition« ausgezeichnet. Sie wurde 2017 als neues          Rationale, performative und mimetische Verstehensbegriffe in den Kul-
Mitglied in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaf-             turwissenschaften«, 2008; Pierre Boulez, »Die Partitur der Geste und
ten und der Künste aufgenommen. In Madrid geboren, lebt und arbeitet         das Theater der Avantgarde«, 2017. 2013 erhielt er den Hans-Zender-Musik-
Maria de Alvear seit mehr als 35 Jahren in Köln.                             preis zusammen mit der Komponistin Isabel Mundry. Er war 2013 Guest
                                                                             Professor an der Univ. of Chicago, 2017 Guest Researcher am Getty Re-
                                                                             search Institute in L. A. und leitet seit 2017 zusammen mit Volker Rülke,
                                                                             Berlin ein DFG-Forschungsprojekt über den exilierten Komponisten und
17:0 0

         Pause                                                               Pianisten Eduard Steuermann.
18:3 0                                                                     wir unser Leben selbst in der Hand haben-das will sein Werk (paradigma-
         Apéro                                                            tisch das berühmt-berüchtigte Tagebuch-Gedicht) ergründen.
                                                                           Jochen Hörisch
                                                                                      Prof. Dr. i.R., von 1988 bis 2018 war er Professor für neuere deut-
                                                                           sche Literatur und Medienanalyse an der Universität Mannheim. Gast-
19:3 0

         Neue Musik und Performance-Kunst                                  professuren u. a. in Charlottesville, Princeton, Paris. Zahlreiche Publika-
                                                                           tionen. Zuletzt erschienen: »Man muss dran glauben – Die Theologie
Das Seminar »Performance, Musik und Notation« von Heiko Maschmann          der Märkte«, 2013 und »Weibes Wonne und Wert – Richard Wagners Theo-
und das Ensemble Klangrauschen präsentieren den »Vierten Abend             rie-Theater«, 2015.
der Sirenen«. Teilnehmer des Seminars präsentieren an diesem Abend
eigene Musik oder Performances und stellen diese zeitgenössischer
Musik gegenüber. Aus Anlass des Symposiums »Kräfte einfangen und zur

                                                                           11:0 0
Wirkung bringen. Zu energetischen Konzepten in den Künsten« möch-                   Beweger, unbewegt.
ten wir diese musikalischen Werke mit ihren jeweiligen Mitteln Ideen und
Fragen zu diesem Thema beitragen. Für Publikum wie Künstlerin-             Beweger, wieder tauchen sie auf im Wort für Wort, verborgene Variable,
nen und Künstler entsteht eine besondere Mischung aus Konzert und          als implizite Trabanten im Text, artesisch, instantan, und entstehen,
Präsentationsabend, die voller faszinierender Querverbindugen und          erscheinen Und-los in Wegzusammenhängen und Syzygien von Vorstu-
Wechselwirkungen zwischen den Künsten ist.                                 fen der Verschmelzung von Figurenreihen, die vor dem ruhenden Auge
Ensemble Klangrauschen                                                     vorüberziehen: Verursachungen, die eigenlos dabei zu Wirklinien führen,
            Liz Farrell (Flöte), Marie Yamanaka (Bratsche) und Heiko       setzten sich fort im grellen, kruden Wechsel der Wortstellungen selber,
Maschmann (Kontrabass) spielen Werke von Tom Johnson, Dick Higgins,        der Gedankenhäufung, Winke und Unstetigkeiten in Kontakt-Konkatena-
Philip Corner und Klaus Huber und wirken bei den Performance-Wer-          tionen abrupt wechselnder Anastomosen und Aspekte: entklammert
ken der Studierenden mit.                                                  areale Areale (wenn B das Duale von A ist, ist dabei A wieder das Duale
                                                                           von B). Der Metaschematismus (eine Figur, welche Sätze durch Ver-
                                                                           setzung einzelner Silben, Fallfügteile und syntaktischer Gelenke selbst-
                                                                           verschränkt umgestaltet) wird dabei Wort für Wort zum Fließgefüge
                                                                           der Geflechtsfläche einer Fulguration des poetischen Tuns (Leibniz), in-
                                                                           dem und während die Kontinuität des Werdens intermittiert in ein
                                    Freitag, 17. Januar 2020              Werden der Kontinuität und umgemodelt wirkt, unbewegt.
                                                                           Oswald Egger
                                                                                         Prof., Schriftsteller. Seit 2011 Professor für Sprache und Ge-
                                                                           stalt an der Muthesius Kunsthochschule. Nach Abschluss eines Litera-
         ›Die Kraft zur Lust‹ — Goethes Konzept der                        tur- und Philosophiestudiums begründete er die Kulturtage Lana in Süd-
10:0 0

         Domestizierung waltender Kräfte                                   tirol, die er von 1986−1995 leitete. Er war Herausgeber der literarischen
                                                                           Zeitschrift »Der Prokurist« und übernahm 2013 für zwei Semester die Tho-
Goethe war das verbreitete und nicht sonderlich originelle Konzept ver-    mas-Kling-Poetikdozentur an der Universität Bonn. Für seine Poesie,
traut, dass konfligierende Kräfte über unser Leben (zu) bestimmen          poetische Grundlagenforschung und Hörspielarbeit erhielt er u. a. den
(versuchen). Er gibt diesem Konzept aber eine spezifische Wende, indem     Clemens-Brentano-Preis, H.C. Artmann-Preis, Oskar-Pastior-Preis
er es an das wohl wichtigste Leitmotiv seines Werkes bindet: das der       und den Sczuka-Preis. Zahlreiche Gedichte wurden übersetzt, unter an-
(sicheren, kräftigen oder eben auch schwachen) Hand. Ob und inwieweit      derem ins Englische, Französische und Niederländische. 2001 erhielt er
ein Stipendium in der Villa Aurora, Los Angeles, 2014 den Outstanding Ar-

                                                                                   13:3 0
 tist Award für Literatur und das Stipendium der Villa Massimo in Rom.                      Mittagspause
 Publikationen z.B: »Diskrete Stetigkeit. Poesie und Mathematik«, 2008;
 »Die ganze Zeit«, 2010; »Euer Lenz. Prosa«, 2013; »Harekinsmäntel und
 andere Bewandtnisse«, Berlin 2017 und »Triumph der Farben« Kunststif-                      Die Energie des Nichtzeitlichen.

                                                                                   15:0 0
 tung NRW, 2018.                                                                            Dimensionen der Abstraktion.

     Moderation: Hagen Verleger, Typograph und Buchgestalter. Er studierte         Die Energie des Nichtzeitlichen zeigt sich allein im Kunstwerk, sie defi-
     Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Typographie an der Muthe-                niert ›wiedergefundene Zeit‹ als poetische Zeit. In der Plötzlichkeit des
     sius Kunsthochschule (MA). Derzeit promoviert er bei Petra Maria Meyer        Augenblicks entfaltet sich die Bewegung des Denkens sowie die Kraft der
     zum Thema »Wie Bücher bedeuten − Zum Verhältnis von Poststruk-                Empfindung als magische und autonome Fiktion.
     turalismus und Buchgestaltung«. Seit 2018 ist er Lehrbeauftragter an der      Jürgen Partenheimer
     Muthesius Kunsthochschule.                                                               Prof. Dr., Künstler und Kunsthistoriker. Teilnahme an den
                                                                                   Biennalen von Paris, São Paulo und Venedig. Ausstellungen u. a. Natio-
                                                                                   nalgalerie Berlin; The Museum of Modern Art, New York; National
                                                                                   Museum of Art, Peking; Stedelijk Museum Amsterdam; Museo de Arte
12:0 0

         Pause                                                                     Contemporanea, Madrid; Pinacoteca do Estado, São Paulo. Lehre
                                                                                   u. a. Concordia University, Montréal; San Francisco Art Institute; Staatli-
                                                                                   che Kunstakademie, Düsseldorf; Edinburgh College of Art; Rijksaka-
                                                                                   demie, Amsterdam; Emily Carr University for Art + Design, Vancouver.
12:3 0

         Der bewegte Mensch
                                                                                        Moderation: Maike Mastaglio, Freie Künstlerin. Sie studierte Freie Kunst
Der Vortrag versucht, im Anschluss an Denkanstöße Georg Simmels,                        mit Schwerpunkt Malerei an der Muthesius Kunsthochschule (Diplom).
Henri Bergsons und Aby Warburgs, die Bewegungs- und Bewegt-                             Derzeit promoviert sie bei Petra Maria Meyer zum Thema »Transparenzen in
heitsstudien Auguste Rodins als Manifestationen von Kraft zu verstehen.                 der Malerei«.
Im Mittelpunkt soll das Zusammenwirken von Kraft und Ausdruck
stehen.
Ralf Konersmann                                                                             ›Wärme erweitert den Raum.‹

                                                                                   16:0 0
            Prof. Dr., Hochschullehrer und Publizist. Direktor des Philo-                   Der Energieplan von Joseph Beuys.
sophischen Seminars an der CAU Kiel. 2005−2007 Gründungsmitglied
der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Autor zahlreicher Bücher,              Natürliche Kräfte betrachtete Joseph Beuys als Parallele für die Kreati-
Aufsätze, Essays und Feuilletons. Zuletzt erschienen bei S. Fischer:               vität des Menschen. Diese alchemistische Überzeugung prägte sei-
»Die Unruhe der Welt«, 2015, 5. Auflage 2017 sowie das »Wörterbuch der Un-         ne Arbeit. Im Vortrag werde ich Beuys’ Energieplan vorstellen, wie er in
ruhe«, 2017, ausgezeichnet mit dem Tractatus-Preis 2017.                           Sinnbildern oder tatsächlichem Energiefluss seine soziale Skulptur
                                                                                   entwickelte. Diese werde ich mit gleichzeitigen Kunstrichtungen verglei-
     Moderation: Stefanie Klick, Freie Künstlerin. Sie studierte Freie Kunst und   chen und fragen, welche Energiepotentiale von Beuys in seinem Werk
     Philosophie an an der Muthesius Kunsthochschule und an der Christian-Al-      beiseite gelassen wurden.
     brechts-Universität in Kiel (Erstes Staatsexamen). Derzeit promoviert sie     Antje von Graevenitz
     bei Petra Maria Meyer zum »Phänomen Angst in der zeitgenössischen Kunst«.                 Prof. Dr. i.R., lehrte von 1989−2005 allgemeine Kunstgeschich-
     Seit 2013 ist sie Lehrbeauftragte an der Muthesius Kunsthochschule.           te an der Universität zu Köln. Zuvor dozierte sie an der Universität von
Amsterdam. Sie publizierte weltweit als Kunstkritikerin und Kunsthisto-       von morgen zu gestalten. Die Entwicklung neuer Technologien, ermög-
 rikerin und arbeitete als Redakteurin für Vrijnederland, Museumsjour-         lichte den Menschen sowohl ganze Städte, als auch deren natürliches
 nal und Archis, war Präsidentin der AICA (NL) und ist z.Zt. Vorsitzende       Umfeld perfekt wiederzugeben. Der menschliche Alltag in der Natur hin-
 der Société Européenne de Culture (NL).                                       gegen, scheint vielen Menschen heute nicht mehr zugänglich zu sein.
                                                                               Hat die virtuelle Form der Rezeption von Natur bereits die reale Wahrneh-
                                                                               mung des ursprünglichen Lebensraums abgelöst?
                                                                               Gor Margaryan
17:0 0

               Pause                                                                       erlangte 2005 sein Diplom in Theaterregie an der staatlichen
                                                                               Kunsthochschule für Theater und Film in Jerewan. 2015 absolvierte
                                                                               er sein Studium in Freier Kunst mit dem Schwerpunkt Film bei Stephan
               Andy Warhol und sein Kunststaat.                                Sachs an der Muthesius Kunsthochschule (MA). Anschließend betrieb
17:3 0

               Ein Energie-Modell.                                             er ein Aufbaustudium im Rahmen des Kieler Exzellenzclusters »Ozean
                                                                               der Zukunft«. Derzeit arbeitet er als freischaffender Künstler und lei-
 Künstlerische Produktionsweisen eines ›Hochenergetikers‹ werden               tet die Medienwerkstatt der Muthesius Kunsthochschule. Schwerpunkte
 untersucht und vorgestellt.                                                   seiner künstlerischen Arbeit liegen im Experimentalfilm und der Me-
 Klaus Theweleit                                                               dienkunst, wobei er sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und neuer
             Prof. Dr. i.R., Literaturwissenschaftler, Kulturtheoretiker und   Technologie bewegt. Aktuelle Arbeiten beschäftigen sich mit mensch-
 Schriftsteller. Seine Dissertation (1976) zum Thema Freikorpsliteratur:       lichen Einflüssen auf unsere Naturräume, wie beispielsweise die Zerstö-
 »Vom deutschen Nachkrieg 1918−1923« wurde zur Grundlage für das weg-          rung des Amazonas-Regenwaldes oder der sibirischen Taiga.
 weisende zweibändige Werk »Männerphantasien«, 1977. Es folgten
 zahlreiche Publikationen: darunter das vierbändige Werk »Buch der Kö-
 nige«, 1988); »Der Knall. 11. September, das Verschwinden der Reali-
 tät und ein Kriegsmodell«, 2002; »Deutschlandfiilme. Filmdenken und Ge-
 walt«, 2003; »Das Buch der Königstöchter«, 2013 oder »Das Lachen der
 Täter: Breivik u. a. Psychogramm der Tötungslust«, 2015. Theweleit lehrt                                       Samstag, 18. Januar 2020
 an zahlreichen Hochschulen im In- und Ausland und war von 1998 bis
 2008 Professor für Kunst und Theorie an der Staatlichen Akademie der Bil-

                                                                               10:0 0
 denden Künste Karlsruhe. Er ist Mitglied des Pen-Zentrums Deutsch-
 land und war 2002 und 2003 Fellow des Kollegs Friedrich Nietzsche.                     Heilen mit Chinesischer Medizin

                                                                               Von Wilhelm Reich über C. G. Jung zum Fließen von Qi und Licht in den
                                                                               Meridianen und Organen zu den Chakra Räumen.
Im Anschluss

                                                                               Gabriel Stux
                                                                                           Dr., Arzt, Akupunkturspezialist und Autor, Medizin studierte
                                                                               er in Freiburg, Frankfurt und Düsseldorf, Akupunktur in China, Sri
                                                                               Lanka und Indien. Seit dreißig Jahren lehrt er Akupunktur und Chinesi-
               Erinnerte Natur                                                 sche Medizin, gibt Kurse, hält Vorträge und Workshops in Deutsch-
                                                                               land, Schweden, Israel und den USA, seit 1990 auch zur Theorie und An-
  Installation von Gor Margaryan (unter Mitarbeit von Saleh Shaweesh).         wendung von Energie Medizin. Seit der Gründung 1978 ist er Vor-
  Mit Hilfe von Digitalisierung und Animation sind wir in der Lage, die Welt   sitzender der Deutschen Akupunktur Gesellschaft und seit 1990 Mitglied
des Dachverbandes der deutschen Akupunkturgesellschaften. Zahlreiche       persönlichen Empfindens, sondern auch Entpersönlichung sowie Hinga-
 Publikationen zur Akupunktur und zur Energie Medizin.                      be an die Zeit, das Werden und ihre Kraft zur Transformation ange-
                                                                            strebt werden.
                                                                                        Wechselwirkungen zwischen China oder Japan und dem Wes-
         Zur Vital- und Wirkkraft Qi, gestern                               ten sind somit einzubedenken. Leitend wird die Frage danach sein, ob
11:0 0

         und heute und morgen                                               eine Aufmerksamkeit für den Akt, die Tätigkeit und Wirkung (ενέργεια
                                                                            / energeia) neue Analyseperspektiven eröffnen kann, wenn nicht
Sorgfältige philologische Untersuchungen können Qi zwar etymologisch        mehr die Aussage oder ein konventionalisiertes Übermittlungssystem Be-
herleiten und historisch kontextualisieren, doch erklären sie nicht,        deutung garantieren, sondern eine Hand, die mit dem Stift auf Papier
warum die anhaltenden Versuche, Qi in westliche Sprachräume zu über-        drückt oder einen Pinsel auf der Leinwand bewegt, eine Linie zieht oder
führen, in annähernd achtzig unterschiedlichen Wörtern mündeten.            Strichsegmente verteilt und sich derart gestisch zur Welt verhält, sinn-
Wie und was Qi mit Weisheit und anderen Wissens- und Emotionsprakti-        stiftend wird.
ken zu tun hatte und hat, davon handelt mein Beitrag.                       Petra Maria Meyer
Angelika C. Messner                                                                     Prof. Dr., Philosophin sowie Theater- und Medienwissen-
            Prof. Dr., Leiterin des Chinazentrums an der CAU, lehrt und     schaftlerin, seit 2004 Professorin für Kultur- und Medienwissenschaften,
forscht regelmäßig in Shanghai, Hangzhou und Taipei zur chinesi-            von 2004−2008 Intendantin des »Center for Interdisciplinary Studies«
schen Wissenschafts- und Medizingeschichte. Sie initiierte u. a. die Vil-   (Forum) der Muthesius Kunsthochschule, Kiel. Promotion 1992 in Philo-
la Vigoni Forschungskonferenzen zu »Emotions in Traditional China«,         sophie an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Habilitation
und gegenwärtig forscht sie mit KollegInnen von der Academica Sinica,       2000 in Theater- und Medienwissenschaften an der Johannes Gutenberg-
Taipei zu »Materialities of Medical Culture in/between Europe and           Universität, Mainz. Forschungsschwerpunkte: Medien- und Kunstphi-
East Asia«. Zahlreiche Publikationen. Darunter: »Zirkulierende Leiden-      losophie, Intermedialität, Akustische Kunst und Szenographie. Wichtige
schaft. Eine Geschichte der Gefühle im China des 17. Jahrhunderts«,         Buchpublikationen u. a.: »Die Stimme und ihre Schrift«, 1993; »Ge-
Wien, Köln, Weimar, 2016 und »Alter und Selbstbeschränkung (Ageing and      dächtniskultur des Hörens«, 1996; »Intermedialität des Theaters«, 2001;
Self-Restriction)«, Wien, Köln, Weimar, 2017.                               »Gedächtniskultur und künstlerische Erinnerungspraxis«. Kieler Vor-
                                                                            lesung zu GedächtnisMedienMetaphern im historischen Wandel, 2016;
                                                                            (Hg.) »Performance im medialen Wandel«, 2006; (Hg.) »Acoustic Turn«,
                                                                            2008; (Hg.) »Gegenbilder. Zu abweichenden Strategien der Kriegsdarstel-
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         Pause                                                              lung«, 2009; (Hg.), »Intuition«, 2012; und (Hg.) »Ephemer«, 2020.

         Energiefelder der Geste.
         Philosophische Betrachtungen

                                                                            13:3 0
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         zwischen West und Ost                                                       Mittagspause

 Im 20. Jahrhundert haben die Künste durch eine Umwertung der Geste                  Arbeit an der Grenze:
 medienübergreifend zu einer neuen Ästhetik gefunden. Die Ges-                       Energetische Kräfte ›aufrufen‹. Körper-

                                                                            15:0 0
 ten mündlicher Verlautbarung und des Schreibens, des Zeichnens oder                 philosophien im Zeitgenössischen Tanz
 Malens u. a. werden an die Bewegung des Körpers zurückgebunden
 und prozesshaft vorgeführt. Der andere Denkhorizont einer ›ostasiati-      Energeia tritt als Transformation auf, ohne sich selbst zu verbrauchen
 schen Ästhetik‹ und des Zen hat dabei vielfach eingewirkt, so dass in      oder produziert zu werden. Diesem Wissen gibt der Zeitgenössische
 ganz unterschiedlichen ›energetischen Konzepten‹ nicht nur Ausdruck        Tanz auf radikale Weise einen ästhetischen Nachhall. In Reaktion auf
gesellschaftliche Erschöpfungszustände, nervöse Zustände und techno-           Erfahrungsfähigkeit des Menschen intensiv zu übersteigen und uns im
logisch einwirkende ›Fremdkräfte‹, erforschen zeitgenössische Cho-             Außen unsere gegenwärtigen gesellschaftlichen und individuellen
reographinnen energetische Zustände, um eine Intensitätssteigerung und         Ansichten über die Welt zu reflektieren. Diese tieferliegenden Botschaf-
transformatorische Kraft des Körpers aufzurufen, die transgressierend          ten des Genres werden durch seinen oft spezifischen audiovisuellen
wirkt. Die performative und durchaus eigenwillige Potentialität des Kör-       Stil fühlbar gemacht, sodass die inhaltliche Motivation der Auswahl der
pers, sich mobilisieren zu können, gerät in einen Aushandlungspro-             dargestellten Energieformen auch durch ihre ästhetische Formu-
zess, der den Körper einem ästhetischen Kraftfeld überantwortet und als        lierung für den Zuschauer energetisch begreifbar wird. Auf diese Weise
Subjekt ›seiner Bewegungen‹ überschreitet.                                     wird der Science-Fiction-Film hier genutzt, um einen deskriptiv-ana-
            Mit Blick auf körpertechnische Zugänge einzelner Choreogra-        lytischen Begriff der Energie im Medium Film vorzustellen.
phinnen und kurzer Ausschnitte aus ihren Performances diskutiert               Felix Schackert
der Vortrag deren körperphilosophischen Modelle des Energetischen als                      studierte Film- und Theaterwissenschaft an der Universität
ästhetische Kraft, um deren politische Dispositionen von agency zu             Mainz (Diplom) und Psychologie an der Universität Hamburg (Bache-
diskutieren.                                                                   lor). Derzeit Promotion bei Petra Maria Meyer zu energetischen Konzep-
Sabine Huschka                                                                 ten im Film anhand der Philosophien von Bergson und Deleuze. Lehr-
            PD Dr., leitet als Tanz- und Theaterwissenschaftlerin z. Zt. das   aufträge an der HFBK Dresden 2014 und seit 2015 an der Muthesius Kunst-
DFG-Forschungsprojekt Transgressionen. Energetisierung von Körper              hochschule. Publikationen: »Das Kristallbild bei Werner Herzog (nach
und Szene am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz der Universität              der Deleuzeschen Terminologie)«, 2014, sowie »Das Ephemere in den be-
der Künste Berlin und gehört als assoziiertes Mitglied dem Graduier-           liebigen Räumen Robert Bressons«, in: Ephemer, (hg. von Petra Maria
tenkolleg »Das Wissen der Künste« der UdK an. Habilitiert an der Univer-       Meyer), erscheint 2020.
sität Leipzig in Theaterwissenschaft mit einer Studie zur Wissenskultur
Tanz: Der choreografierte Körper im Theater hatte sie diverse nationale            Moderation: Laura Cordt, Filmemacherin. Sie studierte Freie Kunst
und internationale Vertretungsprofessuren für Performance Studies,                 mit Schwerpunkt Film an der Muthesius Kunsthochschule (MA).
Theater- und Tanzwissenschaft inne. Wichtigste Publikationen: Heraus-              Derzeit promoviert sie bei Petra Maria Meyer zum Thema »Situative
geberschaft (zusammen mit Barbara Gronau): »Energy and Forces as                   Ästhetik im politischen Essayfilm«. Seit 2019 ist sie Lehrbeauftragte
Aesthetic Interventions. Politics of Bodily Scenarios«, 2019; »Wissens-            an der Muthesius Kunsthochschule.
kultur Tanz. Historische und zeitgenössische Vermittlungsakte zwi-
schen Praktiken und Diskursen«, 2009; sowie die Publikation »Choreo-
graphierte Körper im theatron. Auftritte und Theorie ästhetischen

                                                                               17:0 0
Wissens«, epodium 2019 und »Moderner Tanz. Konzepte-Stile-Utopien«,                     Pause
2002/2012. tanz-wissen.de
                                                                                        Klimaktisch performatives Kino.
                                                                                        Energetische Entgrenzung

                                                                               17:3 0
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         Energieformen im Science-Fiction-Film
                                                                               In »Ritual & Verführung« (2006) analysierte ich Gaspar Noés seduktive
 In den Bildern des Science-Fiction-Films erfahren wir energetische            Strategien als Regisseur im Kontext eines radikal performativen
 Phänomene in direkter Ansicht, seien es Vergegenwärtigungen zukünf-           Kinos, das sich von den Konventionen nahezu aggressiv abwendet. Er
 tiger Technologien, extreme Umweltphänomene, die inneren Kräf-                nutzt dafür eine sich verselbständigende, entfesselte Kamera, den
 te ungekannter Lebewesen bis hin zu Grenzerfahrungen menschlichen             Long Take, expressive Farbigkeit, die völlige Dynamisierung des Bild-
 Begreifens. Immer geht es um Welten, die dazu gedacht sind, die               raumes sowie die psychophysiologische Präsenz von Drone-Sounds.
Von IRRÉVERSIBLE über ENTER THE VOID entwickelt er diesen Stil in            (metaphorischen) Verwandlung in ein Tier geht es vor allem darum, die
dem programmatisch betitelten CLIMAX zu einem klimaktisch perfor-            mit dieser körperlichen Transformation verbundenen inneren Ver-
mativen Kinoerlebnis, dessen transnarrative Erfahrungswelt zumindest         wandlungen zu inszenieren. Im Zuge der psychischen und sozialen Ver-
im Kinodispositiv zu einer energetischen Entgrenzungerfahrung                wandlung des Protagonisten und seiner Familie werden vorhandene
führen soll. Noé entwickelt so eine dem Medium eigentümliche ›Sensa-         Kräfteverhältnisse innerhalb der Familie verschoben.
tion‹, die nicht mehr auf große Budgets und aufwändige Spezialef-                         Das Thema der Transformation wird über die unterschied-
fekte angewiesen ist, sondern mit Körpern, Choreographie, Bewegung           lichen Ausdrucksformen verschiedener Medien erfahrbar gemacht.
und Sound arbeitet. Der Vortrag wird Noés Stil im europäischen               In dem sich ständig wandelnden Rahmen eines essayistischen Theaters
Autorenfilm kontextualisieren und mit anderen aktuellen Strömungen           treffen verschiedene künstlerische Disziplinen, welche sich mit Fra-
diskutieren.                                                                 gestellungen des Lichts, des Klangs, des Bildes und der Bewegung be-
Marcus Stigglegger                                                           fassen, in einer energetischen Abfolge aufeinander und erzeugen ein
             Prof. Dr., Film- und Kulturwissenschaftler, Vizepräsident und   transmediales Gesamtkunstwerk der Verwandlungen im Raum und in
Professor für Fernsehen und Film an der DEKRA Hochschule für Me-             der Zeit. Evozierte innere Bilder verbinden sich mit ephemeren Be-
dien (Berlin). Lehrtätigkeiten in Berlin, Siegen, Mannheim, Klagenfurt,      trachtungen, welche wiederum medienreflexiv gebrochen werden. Thea-
Regensburg, Mainz, Ludwigsburg, Köln, Wroclaw und Clemson/SC.                ter soll aufgrund seines charakteristischen Potentials zur Interme-
Zahlreiche Veröffentlichungen zu Filmästhetik, Filmgeschichte und Me-        dialität – als ein die Künste verbindendes Medium – erkannt werden und
dientheorie. Promotion über Geschichte, Film und Mythos (Sadico-             damit selbst als interdisziplinäre Kunstform an der Muthesius Kunst-
Nazista,1999, 3. Auflage Hagen 2014), Habilitation zur Seduktionstheorie     hochschule wahrgenommen werden.
des Films (Ritual & Verführung. Schaulust, Spektakel & Sinnlich-
keit im Film, Berlin 2006). Forschungsschwerpunkte: Körpertheorie und         Leitung: Eugenia Bakurin, Laura Carlotta Cordt und Gor Margaryan
Seduktionstheorie der Medien, Dialektik von Mythos und Moderne                Teilnehmerinnen: Leandra Bigale, Melina Bigale, Kira Carstensen,
in der populären Kultur, Medienkulturanthropologie und Genretheo-             Marike Eikmeier, Sarah Hampel, Anastasia Korczynski, Anja Mamero,
rie. Herausgeber der Buchreihen »Medien/Kultur«, »Kultur + Kritik«            Lisa Radtke, Nadine Scharsitzke, Teresa Steiner & Alena Wroblewski
(Bertz + Fischer) sowie »Genrediskurs« (Springer). Zudem ist er Drehbuch-
autor (u. a. Serie Der Fahnder), Filmemacher, Autor von Bonusmate-
rial für Heimmedien und Musiker.
18:0 0

         Apéro                                                               Impressum

                                                                              Veranstalter: Forum für Interdisziplinäre Studien/Institut für Kunst-,
         Abendveranstaltung                                                   Design- und Medienwissenschaften der Muthesius Kunsthochschule.
         Verwandlungen nach Kafka.                                            forum@muthesius.de / 0431 − 51 98 448.
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         Theater der Transmedialität.                                         Konzeption & Moderationen desSymposions: Petra Maria Meyer
                                                                              & Felix Schackert. Organisation: Petra Maria Meyer, Maike Schulken.
Als Inspirationsquelle der Inszenierung dient die Erzählung »Die Ver-         Konzept & Gestaltung: Studio other types, Hamburg.
wandlung« (1912) von Franz Kafka, wobei eine künstlerische Auseinander-       Druck & Verarbeitung: Polygrafische Werkstatt der Muthesius
setzung mit dem Phänomen der ›Verwandlung‹ im Fokus steht, das                Kunsthochschule.
auf verschiednen Ebenen gedacht wird. Neben einer Untersuchung der                                                                          m
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