15 Jahre für das Miteinander - Jubiläumsmagazin Förderverein Begegnungen 2005 e.V.

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15 Jahre für das Miteinander - Jubiläumsmagazin Förderverein Begegnungen 2005 e.V.
15 Jahre
für das
Miteinander
Jubiläumsmagazin
Förderverein Begegnungen
2005 e.V.
15 Jahre für das Miteinander - Jubiläumsmagazin Förderverein Begegnungen 2005 e.V.
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    Foto: Privat
15 Jahre für das Miteinander - Jubiläumsmagazin Förderverein Begegnungen 2005 e.V.
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                                                                 Unsere Arbeit, auch im Rahmen der Schulso-
                                                                 zialarbeit, ist gerade in Zeiten von Lockdowns
                                                                 und fehlender sozialer Interaktion wichtiger
                                                                 denn je! Die bewusste oder unbewusste
                                                                 Weitergabe von Vorurteilen, Diskriminierung
                                                                 und Antisemitismus, das Entstehen inter-
                                                                 kultureller und religiöser Spannungen beginnt
                                                                 bereits in frühen Kindesjahren – und zwar
                                                                 immer stärker auch im Netz.
                                                                 Die Fähigkeit zur Toleranz ist in unseren
                                                                 digitalisierten Gesellschaften von zunehmend
                                                                 fundamentaler Bedeutung.
                                                                            Die virtuellen Begegnungen, die unsere Projekte in
                                                                  diesem Jahr schaffen, können den Grundstein für ein spä-
                                                                  teres stabiles Beziehungsfundament legen. Junge Menschen
                                                                  und Multiplikator:innen, die wir heute über ein digitales
                                                                  Programm zusammenbringen, können sich hoffentlich im
                                                                  nächsten Jahr schon gegenseitig die Hand reichen. Jedenfalls
                                                                  müssten sie ihre Telefonnummer und Emailadressen nicht
                                                                  mehr austauschen – das haben sie jetzt nämlich bereits getan.

Vorwort
                                                                  Wir beobachten einen engagierten, kreativen und herzlichen
                                                                 Austausch über so einfach Mittel wie ein Mobiltelefon.
                                                                             Es scheint ein wenig so, als ob die Generation der
                                                                 „Digital Natives“ auch deshalb so genannt werden kann, weil
                                                                  sie in der Lage dazu sind, Beziehungen über weite Distanzen
         Wir schreiben das Jahr zweitausendeinundzwanzig.         mit einem kleinen rechteckigen Bildschirm zu pflegen, sich
Wer rechnen kann, dem fällt schnell auf: eigentlich müssten       auszutauschen und sich als Menschen mit offenen Herzen
wir das sechzehnjährige Jubiläum unseres Vereins feiern.          und auf Augenhöhe zu begegnen.
Aber da die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie auch                      Das ist es, wofür sich unser seit über fünfzehn
vor uns nicht Halt gemacht haben, und sich auch bei uns           Jahren erfolgreich eingesetzt hat und auch in Zukunft
einige Projekte verzögert haben, die schon letztes Jahr hätten    einsetzten wird.
stattfinden sollen, finden wir es dem Zeitgeschehen nur
angemessen, dieses kleine aber feine Magazin mit einem
halben Jahr Verzögerung herauszubringen. Heutzutage ist
eben alles ein wenig anders.
         Anders ist auch die Art und Weise, wie wir derzeit
unsere Projekte denken: Begegnungen finden fast ausschließ-
lich online statt. Aber wie können junge Menschen sich
wahrhaftig begegnen, ohne am selben Ort zu sein? Noch
vor kurzer Zeit hätten wir gesagt, dass das nicht möglich ist.
Kein Computer der Welt kann eine Tour durch die Altstadt
von Jerusalem – und schon gar nicht den Genuss einer
hausgemachten Falaffel am Strand von Tel Aviv ersetzen.
Aber dennoch:
15 Jahre für das Miteinander - Jubiläumsmagazin Förderverein Begegnungen 2005 e.V.
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In Gedenken
In Gedenken an Dr. Paul
Spiegel, April 2006
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und                            „Hugo Spiegel [Vater von
Schirmherr von Begegnungen 2005 e.V.
                                                                                  Paul Spiegel], hat sein
                                                                                  Zuhause nie verlassen.
                                                                                  Meine Familie, unsere
          Mit großer Anteilnahme haben wir vom Tode unseres Schirmherrn
                                                                                  Gemeinde und ich sind
erfahren. Begegnungen 2005 e.V. wird sich auch weiterhin für die Ziele und
Vorstellungen von Paul Spiegel einsetzen.                                         dabei, wieder heim-
          Die Lesung aus dem Buch “Wieder zu Hause? Erinnerungen” von Paul
                                                                                  zukehren – wenn die
Spiegel ist bei unseren Veranstaltungen für die Jugend von zentraler Bedeutung.
Dadurch wird unsere Vergangenheit wieder lebendig. Wir wollen über den            nichtjüdischen Deutschen
Verstand hinaus den jungen Menschen auch gefühlsmäßig über das Geschehene in
                                                                                  es wollen. Ich bin davon
der NS-Zeit ansprechen, sodass Vorurteile über Menschen anderer Kulturen oder
Antisemitismus keine Chance mehr haben.                                           überzeugt.“

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Inhalt
Unser Team                                          6
Über Begegnungen e.V.                               8
Unsere Gründungsmitglieder                          9
Projekte

Die Reise ins Land des Feuers                      10
Remembering the Past                                12
We Connect X Ensemble                              18
Friends in Music                                   22
To Find a Way                                      24
Dialog der Bilder                                  29
PACT Deutschland - Parents and Children together   30
Grußwort von Herrn Armin Laschet                   33
The Art of Recycling - Kunst trifft Plastikmüll    34
Neues Europäisches Bauhaus                         38
Impressum                                          42
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Unser Team

Michael Krebs Maike Berger                                                         Mehtap Zorer

Es ist kein Geheimnis, dass Michael       Als Tochter polnischer Immigrant:in-     Als Dozentin für Interkulturelle
Krebs als ältestes Mitglied des Ver-      nen setzt sie sich mit Kreativität für   Kommunikation entwickelte sie seit
eins, auf die bewegte Geschichte der      Toleranz, Respekt und Selbstbestim-      2016 zahlreiche internationale Projekte
deutschen Demokratie zurückschaut.        mung ein. Sie ist davon überzeugt,       für den Verein. Sie leitete Jugend-
Durch diese Perspektive ist es ihm ein    dass Kunst eine universelles Medium      austauschprojekte mit Israel und der
Herzensanliegen, Projekte für inter-      ist, dass Herzen öffnet und zu einem     Türkei. Sie ist unsere Schnittstelle für
kulturelle Verständigung zu initiieren.   Verständnis über Worte hinaus führen     die Öffentlichkeitsarbeit und berät den
Er stammt mütterlicherseits aus einer     kann.                                    Verein in Fragen zu Online-Umsetzung
Bauhaus-Familie und engagiert sich        Maike ist Kunst- und Kulturpädagogin,    von Prozessen.
seit Gründung des Vereins für die         Dozentin für Deutsch als Fremd-          Mehtap studierte International Busi-
demokratischen Grundwerte, für            sprache und systemische Beraterin i.A.   ness in Maastricht und war beruflich
Toleranz, Respekt und ein Miteinander     Ihre Leidenschaft sind Community Art     in Belgien, den Niederlanden, México,
auf Augenhöhe.                            Projekte im Bereich Text, Performance    Groß Britannien und China tätig.
                                          und Kunst im öffentlichen Raum.
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Pieter                                    Aya Nisan                                 Dr. Ruthie
Veenman                                                                             Eitan
                                          Sie ist eine junge Designerin mit einem
Geboren in Alphen a/d Rijn, Nieder-                                                 Ruthie Eitan ist Historikerin und lehrte
                                          Hintergrund in Bildung und Kunst. Sie
lande. Als Mitglied einer neunköpfigen                                              am IDC Herzliya, an der Ben-Gurion-
                                          arbeitet in unserer Organisation und
Familie setzt er sich gegen Rassismus,                                              Universität des Negev und am Sapir
                                          ist verantwortlich für die Kontakte zu
für kulturelle Diversität und für                                                   College in Israel. Seit 1982 engagiert
                                          unseren Partnern in Israel und den
internationale Zusammenarbeit unter                                                 sie sich aktiv für den interkulturellen
                                          jüdischen Gemeinden in Deutschland
Jugendlichen ein. Er partizipierte in-                                              Jugendaustausch zwischen Deutschland
                                          und Europa im Allgemeinen.
und organisierte mit Begegnungen 2005                                               und Israel. Sie ist an internationalen
                                          Aya hat eine starke Verbindung zu
mehrere Austausche mit Israelischen                                                 Holocaust-Studien als pädagogische
                                          ihren jüdischen Wurzeln und glaubt
Jugendlichen und gründete das Musik                                                 und historische Beraterin tätig und be-
                                          an die Integration und Verbindung
Ensemble „We Connect X“, welches das                                                gleitete mit Begegungen2005 zahlreiche
                                          von Juden und Israelis mit Kultur und
Ziel verfolgt, mittels der Musik multi-                                             Austauschprojekte.
                                          Leben in Europa mit Hilfe der Integra-
kulturelle Zusammenarbeit zu fördern.
                                          tion der Jugend in Bildungsprogramme
                                          mit demokratischen Botschaften.
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Über
Begegnungen
2005 e.V.
                         Der Förderverein Begegnungen 2005 e.V. ist seit dem Jahr 2005 erfolg-
               reich tätig auf dem Gebiet der internationalen Jugendbegegnung. Der Verein agiert
               bundesweit mit lokalen Kooperationspartnern in den einzelnen Bundesländern
               und international mit Partnern aus Israel, Türkei und den Niederlanden.
                         Die Projekte von Begegnungen 2005 e.V. sind von sehr großer Nach-
               haltigkeit geprägt – sowohl zwischen den Jugendlichen als auch zwischen den
               jeweiligen Kooperationspartnern, mit denen der Verein seit vielen Jahren sehr
               erfolgreich zusammenarbeite. So wurde der Förderverein für das bundesweite
               Integrationsprojekt „PACT- Parents And Children Together“ (2009-2011) vom
               Bündnis für Demokratie und Toleranz als Preisträger 2011 ausgezeichnet. Ziel des
               Projektes war es, das gegenseitige Verständnis zwischen Aufnahmegesellschaft
               und Zuwanderern zu verbessern und dabei die Jugendlichen für diese Ziele aktiv
               einzubinden.
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Unsere
Gründungs-
mitglieder
Dr. Karl Adenauer                                             Prof. Günter Ruedell
Vorsitzender von Begegnungen2005 e.V.                         Bildungswissenschaftler, Dirigent

„Ich möchte gerne durch meine Tätigkeit im Verein                      Günther Rüdell trägt als Gründungsmitglied des
 Begegnungen2005 im Sinne der Völkerverständigung            Vereins seit über fünfzehn Jahren zum Erfolg unserer Arbeit
 mitwirken. Hier sehe ich – mit vielen, vielen Menschen      bei. Als Bildungswissenschaftler berät der den Verein in pä-
 gemeinsam – die Fortsetzung der Politik meines Großvaters   dagogischen Fragen. Als Dirigent hat er wesentliche Impulse
 Konrad Adenauer, der sich nach dem Krieg erfolgreich für    bei der Planung und Durchführung unserer musikalischen
 eine Wiederannäherung zwischen der damals noch jungen       Projekte geben können. Er ist Leiter des Eastern Artists
 Bundesrepublik und dem ebenfalls noch jungen Staat Israel   Ensembles.
 eingesetzt hat. Besonders liegen mir die wundervollen
 Begegnungen zwischen den jungen Menschen aus Deutschland,
 Israel sowie den moslemischen Ländern wie z.B. der Türkei,
 am Herzen! Denn – Erfahrung zeigt: Der Völkerfrieden
 kommt in erster Linie aus Begegnungen von jungen Menschen.“

Marita Dazinnis                                               Iris Berben
Vorstand Begegnungen2005 e.V.                                 Schauspielerin, Friedensaktivistin

Andreas Schmidt-
Schaller
Schauspieler, Friedensaktivist
15 Jahre für das Miteinander - Jubiläumsmagazin Förderverein Begegnungen 2005 e.V.
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Die Reise
ins Land
des Feuers
Online-Projekt

                                                     Das medienpädagogische Projekt „Die Reise ins Land des Feuers“ ist
                                           im deutschsprachigen Raum ein Pilotprojekt, das im Rahmen einer “hybriden
                                           Abenteuerreise” für Kinder und Multiplikator:innen innovative Technologien, wie
                                           Augmented Reality, und neue pädagogische Ansätze wie die Gamification einsetzt,
                                           um demokratische Werte und die Anerkennung des Anderen bei Kindern sowie
                                           Pädagog:innen zu stärken. Mit dem Projekt verfolgen wir einen ganzheitlichen
                                           Ansatz, der sich nicht nur auf die Kinder und Jugendlichen konzentriert, sondern
                                           gleichermaßen beteiligte Pädagog:innen mit einbezieht.
                                                     Das Format des Projekts entspricht dabei einer „Quest” zur Stärkung
                                           demokratischer Werte und zur Dekonstruktion des Fremden. Es ist also eine Art
                                           Abenteuerreise, welche die Kinder sowohl digital, als auch analog und mit Ele-
                                           menten der Augmented Reality erleben und dabei tolerantes Denken und Handeln
                                           erfahren. Ganz nebenbei trainieren sie auch noch ihre Englischkenntnisse und
                                           ihre digitalen Kompetenzen. Der Fokus des Projekts liegt zu gleichen Teilen auf
                                           der Weiterbildung von Pädagog:innen als Multiplikator:innen für einen sozialen
                                           Wandel, und auf der Einbindung der Kinder und Jugendlichen. Beide Gruppen
                                           werden darin geschult, Gamification-Elemente und innovativen Technologien
Projektbeginn 2021                         kreativ zu nutzen.
                                                     Für uns ist ein solches „hybrides“ Projekt absolutes Neuland - und wir
Partner                                    freuen uns gerade deshalb so darüber, „Die Reise ins Land des Feuers“ durchzu-
Die Firma Insight Sparks                   führen. Unsere Idee basiert auf dem in Israel durchgeführten Pilotprojekt “The
Allen Ross, CEO, Jewish Federation         Journey to the Land of Fire”. Es wurden von Insight Sparks in Zusammenarbeit
of the Quad Cities, USA                    mit dem Accord Center - Social Psychology for Social Change der Hebräischen
Jüdische Gemeinden in Deutschland,         Universität Jerusalem entwickelt. Zentraler Teil des israelischen Projekts ist die
Jugendvereine in Deutschland               Begegnung von Kindern unterschiedlicher ethnischer und religiöser Gruppen,
                                           zwischen denen im israelischen Bildungssystem (anders als in Deutschland) eine
Team                                       institutionelle Trennung vorherrscht. Die Israelische Grundlagenforschung die
Maike Berger, Aya Nisan, Pieter Veenman,   zu dem Programm angestellt wurde, lässt uns hoffen, dass wir mit diesem Ansatz
Dr. Ruthie Eitan, Prof. Günter Ruedel      auch in Deutschland einen nachhaltige Methode entwickeln konnten, die sich
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                                                                                       Foto: Insight Sparks

auf spielerische Art und Weise mit Toleranz und der Anerkennung des Anderen
beschäftigt.
          Genau das sind auch die Werte, für die unser Verein sich seit mehr als
fünfzehn Jahren einsetzte: für das gemeinsame Miteinander und die Begegnung
auf Augenhöhe, ungeachtet von nationaler, kultureller oder religiöser Zugehörig-
keit. Schockiert und besorgt schauten wir deshalb auf die jüngsten, rassistisch und
antisemitisch motivierten Anschläge von Hanau und Halle. Sie machen einen
anhaltenden Anstieg von Hasskriminalität sichtbar, der sich auch im digitalen
Raum entwickelt. Auch die Bundesregierung reagiert auf diese Entwicklung
und verabschiedete 2020 ein Maßnahmenpaket Hasskriminalität im Netz. Der
Umstand, dass sich durch die Corona-Pandemie ein Großteil des sozialen Lebens
für junge Menschen auf den digitalen Raum verlagern musste, und somit auch
viele Projekte der Freien Jugendarbeit ausgefallen sind, verdringlicht den Bedarf an
hybriden Projekten, die sowohl die Kompetenz im Umgang mit einem digitalisier-
ten Alltag der Jugendlichen stärkt, als als auch Teilhabe und Zusammenhalt in den
Fokus rückt. Wir sehen daher aktuell die große Notwendigkeit unsere Aktivitäten
zur Stärkung der demokratischen Werte auch vermehrt auf den digitalen Raum
auszuweiten.
          Vor dem Hintergrund dieses Handlungsbedarfs im Bereich hybrider
Bildungsangebote haben wir in dem israelischen Projekt „The Journey to the Land
of Fire“ von der Organisation Insight Sparks ein inspirierendes Partnerprojekt
gefunden. Wir sehen großes Potential in einem multimedial verankerten Bildungs-
konzept, welches Hand in Hand mit binationalen Austausch geht.
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Remembering
the Past
Internationales Jugendprojekt zu
Erinnerungskultur

                     Ursprung des Projekts
                              In den ersten Jahren unserer Vereinstätigkeit haben wir in Zinno-
                     witz/Usedom Treffen von Schauspielstudenten aus Tel Aviv und Deutschland
                     organisiert. Im Mittelpunkt dieser wunderbaren Treffen standen interpersonelle
                     Aussprachen über den Holocaust. Kamerastudenten der Universität Tel Aviv haben
                     dieses Treffen filmisch festgehalten, um ein deutsch-israelisches Stück Erinne-
                     rungskultur der 3.Generation geschaffen. Hier kamen besonders die Gefühle jener
                     dritten Generation der Holocaust-Überlebenden zum Ausdruck, die gerade in
                     einer Zeit, in der sich langsam ein Vergessen einstellen könnte, besonders wichtig
                     sind. Diese intensiven Gespräche der Jungend Menschen und die tiefe Auseinan-
                     dersetzung mit einem gesamt-europäischen Thema hat uns dazu motiviert, weitere
                     Treffen dieser Art für eine breitere Gruppe Jugendlicher zu ermöglichen - und so
                     eine Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur zu leisten.

                     Essenz des Projekts
                               Israelische und Deutsche Jugendliche begegnen sich und begegnen
                     gemeinsam Zeitzeug:innen und Überlebenden des Holocaust der 2. und der 3.
                     Generation. Gemeinsam tauschen sie sich über die europäische, deutsche und
                     israelische Geschichte aus und erarbeiten ihre Vision für einen Weg zu einer
                     demokratischen und friedensvermittelnden Zukunft. Ausgangspunkt ist die
                     Frage, wie das Interesse und das Erinnern an den Holocaust mit dem Ziel des
                     gegenseitigen Verstehens lebendig gestaltet werden kann. Wie kann bei den
                     Jugendlichen der europäische Gedanke gefördert werden? Wie kann der Frieden
Projektbeginn 2009   im Nahen Osten erreicht werden?
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„Gemeinsam mit den
Jugendlichen stellen
wir die Frage: Welche
Erfahrungen brauchen
junge Menschen, um
die gemeinsamen
europäischen
Vergangenheit zu
verstehen und daraus für
die Zukunft zu lernen?“
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Yad Vashem. Foto: Private

         Gemeinsam mit den Jugendlichen stellen wir die Frage: Welche Erfah-
rungen brauchen junge Menschen, um die gemeinsame europäische Vergangenheit
zu verstehen und daraus für die Zukunft zu lernen?
         Die Teilnehmenden entwickeln künstlerische Konzepte, um den Holo-
caust über die geschichtliche Dimension hinaus begreifbar zu machen. Dabei
erweitern sie ihren jeweiligen persönlichen und national geprägten Blickwinkel auf
die Geschichte, durch das persönliche Erleben von jungen Menschen der „anderen
Seite“ und nicht zuletzt durch das Treffen von Zeitzeug:innen der 2. Generation.
So kann das demokratische Bewusstsein und die Achtung der Menschenrechte
gestärkt werden und die Teilnehmenden werden zu Botschafter:innen der demo-
kratischen Menschenrechte.
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Wie kann Erinnerungskultur gelingen?
         Uns sind bei der Erinnerungskultur zwei Aspekte besonders wichtig:
Erstens sollten wir nicht nur über das Vergangene, das Geschehene sprechen,
sondern uns viel mehr fragen: wie können wir junge Menschen gemeinsam dazu
einladen, der Vergangenheit mit dem Herzen zu begegnen? Oder um es mit den
Worten von Antoine de Saint-Exupéry zu sagen: Man sieht nur mit dem Herzen
gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Gute Erinnerungskultur, auch in der 3. Generation,
hat also immer mit einer intensiven Begegnung von
Menschen und ihren Narrativen zu tun. Und am Ende
eines Jugendprojektes zur Erinnerungskultur steht
für uns immer ein gemeinsames „Produkt“. Etwas,
das einen konkreten Gegenentwurf zu dem darstellt,
an das wir uns gemeinsam erinnern. So haben wir
die Möglichkeit unsere gemeinsame Zukunft neu zu
formen.
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Earth
People
Ensemble
Deutsch-israelisches Jugend-
Musikensemble

                                      Herr Krebs, Sie sind seit Gründung des Vereins bei vielen der
                                      Projekten selbst beteiligt. Auch bei der Gründung des Earth
                                      People Ensembles waren sie nicht ganz unbeteiligt. Woher kam
                                      die Idee, und woher der Name des Ensembles?
                                                Durch die vielen Jugendaustausche, die ich über den Verein miterlebt
                                      habe, durfte ich nicht nur wunderbare Menschen sondern auch wunderbare Musik
                                      kennenlernen. Besonders begeistert haben mich die Musik, die im Bildungs-
                                      zentrum Hakfar Hayarok in Ramat HaSharon gemacht wird - da lang eigentlich
Projektbeginn 2009                    den ganzen Tag eine Melodie in der Luft, und ständig musizierten junge Menschen
                                      einfach so miteinander. Das hat uns dazu inspiriert, diese Kultur des gemeinsa-
Leitung und Partner                   men Musizierens jenseits von festgeschriebenen Partituren in ein internationales
Amir Ben Alon                         Jugendensemble einzubringen. Das ist für uns eine Metapher für die Begegnung
Dr. Toni Basila                       zwischen verschiedenen ethnischen Zugehörigkeiten, welche - ohne die Musik -
                                      so vielleicht nicht stattfinden würde.
Schirmherren 2009                               Im Jahr 2009 haben wir dann junge arabische und jüdische Musiker:in-
Dr. Heinrich Mussinghoff, Bischof     nen aus Israel nach Aachen für das Projekt „Instruments of Peace – Aachen“
von Aachen und Armin Laschet,         eingeladen. Die Teilnehmenden haben sich wirklich erst im Flugzeug kennen-
Minister für Generationen, Familie,   gelernt. Das war ganz schön aufregend für uns alle! Unsere damalige Regisseurin
Frauen und Integration des            war die Studentin Maytal Ben-Hamo des Seminar-Kibbuzim Tel Aviv. Sie war
Landes Nordrhein-Westfalen            auch der Namensgeber von „Earth People“. Die musikalische Leitung übernahm
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                                                                                   Foto: Privat

Amir Ben Alon vom Bildungszentrum Hakfar Hayarok. Am Projekt „Instruments
of Peace – Aachen“ waren ebenso Jugendliche aus Taiwan und deutsche Jugend-
liche, mit unterschiedlichen familiären Herkunftssprachen beteiligt. Aus einem
zunächst einmaligen Konzert entstand der Wunsch ein regelmäßiges agierendes,
internationales Jugendensemble zu gründen. Unser Ensemble war in den letzten
elf Jahren sehr erfolgreich und konnte nachhaltig für ein Miteinander von jungen
Menschen werben.

Seit 2009 machen jetzt schon junge Menschen unterschied-
licher Religions- und Kulturzugehörigkeit gemeinsam
in Deutschland und Israel Musik. Dabei verbinden sie
folkloristische Elemente mit aktuellen Stücken und kreieren
gemeinsame Konzertreihen. Der Geist eine internationalen
Jugendaustausches verbindet sich mit der kreativen Kraft der
Musik. Die Konzertreihen findet statt in Kirchen, Synagogen,
Schulen, Konzerthäusern, in Deutschland und in Israel.
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We Connect X
Ensemble
Deutsch-Holländisches Jugend-
Musikensemble

                                  Die jungen Musiker aus Deutschland und den Niederlanden wollen durch
                        gemeinsame Konzerte von Klassik bis Pop-Musik in verschiedenen europäischen
                        Städten weitere musikbegabte Jugendliche gewinnen und für den europäischen
                        Gedanken begeistern. Musik und Kunst soll dabei als verbindendes Element
                        zwischen den Menschen dienen. Diese verbindende Kraft der Musik wird durch
                        ihre Konzerte Teil der europäischen Integrationsarbeit. Durch das gemeinsame
                        Musizieren und Leben in Gastfamilien entstehen für die Jugendlichen neue
                        gemeinsame Perspektiven. Auf diese Weise wird das gegenseitige Verständnis für
                        die unterschiedlichen europäischen Kulturen geschärft.
                                  Darüber hinaus möchte das Ensemble aktiv ein Zeichen setzen gegen den
                        zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und Europa, verstärkt nicht zuletzt
                        durch die vermehrten Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und das Zunehmen
                        rechter Parteien, die diese Ressentiments schüren. Durch die Konzerte möchten
                        wir also auch ein Zeichen setzen für unsere Verbundenheit mit allen Menschen,
                        egal welchem Glauben sie angehören, die in Israel und Palästina leben.

                        „Was verbindet Menschen, Herzen und Gedanken unabhängig von Kultur, Glaube
                         oder Herkunft? Genau: die Musik. Das We Connect X ist eine Gruppe junger,
                         talentierter Musiker die sich für eine bessere, gemeinsame und grenzüberschreitende
                         Zukunft einsetzen. Das X verkörpert eine Variable, die alles sein könnte, denn We
                         Connect X verbindet und überzeugt jeden Menschen und jede Kultur. Wir als
                         We Connect X wollen uns gegen Antisemitismus einsetzen. Dieses Ziel erreichen
                         wir durch das Schaffen einer toleranten Gemeinschaft durch Musik. Die Musik
                         verbindet und schafft Begegnungen zwischen Kulturen die völlig verschieden sind,
                         sodass Jugendliche mit verschiedenen Hintergründen innerhalb Europas friedlich
Logo: Pieter Veenman     zusammen Arbeiten und eine gemeinsame Zukunft, ohne Hass und Diskriminierung,
                         entwickeln können. Denn nur wir gemeinsam können dafür sorgen, dass sich unsere
                         Zukunft positiv entwickelt und die Welt davon überzeugt wird, zusammen zu
                         arbeiten und zusammen zu halten. Denn nur gemeinsam sind wir stark!“
Partner
Earth People Ensemble   (Text Manon Veenman, Schülerin der Joseph Beuys Gesamtschule ist Teil des We
                        Connect X – Ensembles)
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„Was verbindet Menschen,
Herzen und Gedanken
unabhängig von Kultur,
Glaube oder Herkunft?
Genau: die Musik.“ Foto: Pieter Veenman
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21

               „Ausgangspunkt für die Gründung
               des Ensembles war wie so oft ein
               Jugendaustausch zwischen Israel und
               Deutschland“ erzählt Vorstandsmitglied
               Michael Krebs. „In diesem Jahr habe
               ich die Familie Veenmann aus Kleve
               kennengelernt. Pieter Veenmann ist
               heute ja auch aktives Mitglied unseres
               Teams. Familie Veenmann ist eine
               musikalische Familie, die sich für den
               europäischen Gedanken einsetzt - selbst
               kommen sie aus den Niederlanden. Das
               internationale Earth People Ensemble
               gab damals ein Konzert in Kleve, was
               Manon Veenmann dazu inspiriert hat,
               ein deutsch-niederländisches Ensemble
Foto: Privat   zu gründen, das mit seiner Musik für
               Europa und Demokratie steht.“
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Friends in
Music
Deutsch-türkische
Jugendbegegnung

                                                  Das deutsch-türkische Austauschprojekt „Friends in Music“ fand zum
                                         ersten mal im Jahr 2012 statt. Vom 4. bis zum 13. Juni 2012 war der türkische
                                         Jugendchor „Parafonia“ aus Izmir in Düsseldorf zu Gast. Als Schule mit musika-
                                         lischem Schwerpunkt hatte das beteiligte Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf
                                         nicht zum ersten Mal internationale Musiker:innen zu Gast. Aber diese binationale
                                         Musik-Projektwoche war ein Highlight. Auch der Schulleiter des Humboldt-Gym-
                                         nasiums, Volker Syring, äußerte sich begeistert:

                                         „Dieser Austausch passt hervorragend zu unserer
                                         Schule. Nicht nur, dass wir uns freuen, mit Menschen
                                         aus unterschiedlichen Kulturen in Austausch zu
Projektbeginn 2012
                                         kommen und ein besseres gegenseitiges Verständnis
Eine Kooperation des Fördervereins
                                         für andere Kulturen und religiöse Überzeugungen zu
Begegnungen 2005 e. V., dem Humboldt-
Gymnasium, dem Generalkonsulat           erlangen. Diese Begegnung gibt unsern Schülerinnen
der Türkei in Düsseldorf und dem
                                         und Schülern die Möglichkeit, einen musikalischen
Freundeskreis Heinrich Heine
                                         Austausch auf höchstem Niveau zu verwirklichen.
Unter der Schirmherrschaft
                                         Natürlich freuen wir uns auch sehr auf den Gegen-
von Firat Sunel
Generalkonsul der Türkei in Düsseldorf   besuch im nächsten Jahr.“
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                                                                                           Foto: Privat

                Ziel dieses musikalischen und kulturellen Austausches war es, türkische
       und deutsche Jugendliche im gemeinsamen Musizieren kennenlernen und
       gegenseitiges Verständnis füreinander gewinnen. Die türkischen Jugendlichen
       wohnten während ihres Aufenthaltes bei ihren deutschen Partnerschüler:innen in
       Gastfamilien und konnten dort den Alltag in Nordrhein-Westfalen kennenlernen.
                Am Ende der Projektwoche haben die türkischen und deutschen Jung-
       Musiker:innen mehrere Konzerte auf die Beine gestellt, unter anderem in der Villa
       Horion in Düsseldorf. Neben der musikalischen Vorbereitung hat der Verein auch
       moderierte Workshops zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen mit
       den Jugendlichen angeboten.

Foto: Privat
24

To Find a Way
Fortlaufendes Jugendaustausch-Projekt
mit jugendlichen unterschiedlicher
Religionszugehörigkeit

                               In unserer langjährigen Arbeit schauen wir auf viele tolle und erfolgreiche
                     Projekte zurück, die exemplarisch für die wichtige Rolle stehen könnten, die
                     internationale Austauschprojekte für Demokratie und Toleranzbildung haben.
                               Gerade wegen der vielen positiven Erfahrungen, scheuen wir uns nicht,
                     genauer hinzuschauen und die Themen zu benennen, bei denen es noch ein wenig
                     mehr an Austausch und Verständigung braucht.
                               Wir haben erlebt, dass es Fragen gibt, die Gruppen unterschiedlicher
                     ethnischer oder religiöser Zugehörigkeiten nicht nur unterschiedlich beantworten,
                     sondern die in ihrer unterschiedlichen Bewertung auch zu Hindernissen in der
                     gegenseitigen Anerkennung führen können.
                               Gerade wenn unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinandertreffen,
                     kann es für alle Beteiligten herausfordernd werden.
                               Mit dem Projekt „To Find A Way“ möchten wir uns mit Jugendlichen
                     verschiedener kultureller und religiöser Zugehörigkeiten diesen herausfordernden
                     Fragen nähern und gemeinsame Auseinandersetzung anstoßen. Wir wollen
                     achtsame Gespräche führen, über Themen und Fragen, für die es nicht die „eine
                     richtige“ Antwort gibt. Vielmehr möchten wir im gemeinsame Dialog unterschied-
                     liche Positionen und Wertvorstellungen anschauen, jeder Perspektive einen Raum
                     geben und über die Unterschiedlichkeiten - und die vorhandenen Gemeinsam-
Projektbeginn 2011   keiten - sprechen.
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„Denn nur dadurch, dass
achtsame Gespräche
geführt werden, kann
überhaupt ein besseres
Verständnis, eine
Anerkennung der Anderen
aufgebaut werden.“

                   Foto: Private Archive
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Foto: Privat

                          Denn nur dadurch, dass achtsame Gespräche geführt werden, kann über-
               haupt ein besseres Verständnis, eine Anerkennung der Anderen aufgebaut werden.
                          Dabei steht der Prozess im Vordergrund - „a little goes a long way“!
               Tief verankerte Wertvorstellungen sollen sich nicht innerhalb kürzester Zeit
               angleichen. Das ist nicht das Ziel. Es ist mehr als genug, wenn mit Respekt und
               auf Augenhöhe über die Unterschiedlichkeit gesprochen werden kann und die
               verschiedenen Perspektiven gegenseitig angenommen werden: eine Anerkennung
               als vielleicht unterschiedlich, aber in jedem Fall als gleichwertig. Das ist vielleicht
               ein möglicher gemeinsamer Weg, der gefunden werden kann - die Anerkennung
               der Anderen.
                          So formulierte eine Teilnehmerin unseres Austausches zur Frage nach
               einem friedlichem Miteinander die Aussage: „we just have to finde a way“ - was
               unser Motto für diese Austauschreihe werden sollten.

                        Das Projekt “To Find A Way“, das wir gemeinsam mit Jugendlichen aus
               Köln und Mönchengladbach sowie mit muslimisch-arabisch-christlichen und jüdi-
               schen Jugendlichen aus Israel erfolgreich seit 2011 durchgeführt haben, hat jetzt
               im Jahr 2021 seinen Fortgang in Israel mit Jugendlichen aus Nordrhein-Westfalen.
               Diesmal werden Jugendliche aus Mülheim an der Ruhr nach Israel fahren.
27

          Inhaltlich beschäftigten sich die Jugendlichen aus
Deutschland und Israel während der Projekte mit viel-
schichtigen und divers diskutierten gesellschaftspolitischen
Themen wie Diversität, Geschlechterrollen, dem Nah-Ost-
Konflikt und seiner Bedeutung für Deutschland, aber auch
im Besonderen mit der Zeit des Nationalsozialismus in
Deutschland, sowie mit jüdischem und arabischen Leben
in Deutschland und Israel. Und natürlich mit Religion und
Frieden.
          Die gegenseitige Wertschätzung aller Teilneh-
menden ist ein zentraler Aspekt bei allen Aktivitäten des
Fördervereins. Durch den Einsatz und die Persönlichkeit
des Vereinsvorstandes Michael Krebs, sind die Begegnungs-
projekte mit Jugendlichen aus Israel und Deutschland in
vielerlei Hinsicht einzigartig. Hierzu trägt maßgebend der
enge persönliche Kontakt zwischen den Vereinsmitgliedern
und den vielen Menschen und Institutionen in Israel und
Deutschland bei.
28

Yad Vashem. Foto: private archive

                                    Foto: Privat
29

Dialog der
Bilder
Deutsch - Israelisches
Kunstprojekt und
Jugendaustausch

                         Man kann sich bereits denken, welche Alltagsweisheit hinter unserem
               Projekt steht - denn ja, es stimmt wirklich, dass ein Bild mehr aussagt, als tausend
               Worte. Kalendersprüche haben zwar die Eigenschaft ein wenig kitschig zu sein,
               aber trotzdem enthalten sie zumeist ein großes Stück Wahrheit. Und so haben wir
               beim Projekt „Dialog der Bilder“ die Erfahrung gemacht, dass sich junge Men-
               schen abseits der herkömmlichen Sprache auf einen intensiven Begegnungsprozess
               einlassen können. Durch die gemeinsame Arbeit mit Farbe und Materialien,
               entstanden jenseits der Bilder vor allem tiefe, menschliche Eindrücke. Es kommt
               in diesem Projekt nicht so sehr darauf an, wie ein Bild am Ende aussieht, es ist von
               viel größerer Bedeutung, wie es sich für die beteiligten Jugendlichen anfühlt.
                         Bei der ersten Begegnung in Deutschland haben die Teilnehmenden sich
               bereits aktiv mit Themen wie Toleranz, Akzeptanz und Diversität auseinander-
               setzt und diese bei der Erstellung der Bilder aus der eigenen Perspektive heraus
               zum Ausdruck gebracht. Die einzelnen Bilder wurden dann in einer Galerie
               zusammengefasst und bei verschiedenen Anlässen während der Projektwoche im
               Zeichen des interkulturellen Dialoges präsentiert.
                         Die Bildergalerie wurde Jahr 2017 gemeinsam mit den Jugendlichen auf
               die Reise nach Israel geschickt, um den Dialog der Bilder weiter anzustoßen. Es
               wurden weitere Aspekte wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Zentrum
               der Begegnung gestellt. Im Rahmen des Gegenbesuches der Israelischen Jugend-
               lichen nach Deutschland haben die Jugendlichen ihre künstlerische Auseinander-
               setzung fortgeführt und eine zweite Bilderserie erstellt.
                         Die Bilder wurden in verschieden Jugendzentren und an öffentliche
               Plätzen in Deutschland und Israel ausgestellt.
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PACT Deutsch-
land - Parents
and Children
together
Film- und Medienworkshop für
neuzugewanderte Kinder und Eltern

                               Das Projekt „PACT“ war eines unsere ersten großen Projekte, das sich
                     jenseits des regulären internationalen Jugendaustausches für Integration und
                     Toleranz in Deutschland einsetzte. Wir sind immer noch sehr stolz darauf, vom
                     Bündnis für Demokratie und Toleranz beim Aktiv-Wettbewerb ausgezeichnet
                     worden zu sein.
                               Die Idee ist nach Vorbild eines großartigen israelischen Projekts aus der
                     Stadt Rechovot entstanden, von dem wir bei einem unserer Austauschprojekte er-
                     fahren haben. Das Konzept „Parents and Children Together“, bei dem auf Augen-
                     höhe mit Eltern und Kindern gemeinsam gearbeitet wird, findet dort erfolgreich
                     als Integrationshilfe für jüdische Immigrant:innen aus Äthiopien statt.
                               „Diese Idee, Eltern und Kindern gleichberechtigt Gehör zu schenken, hat
                     mich begeistert und ich dachte, das wäre auch ein Ansatz, mit dem wir in Deutsch-
                     land ein kreatives Projekt umsetzten könnten. Wir haben uns hierfür den Film als
                     Medium ausgewählt.“ erzählt Michael Krebs.
                               Bildung ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Lebensweg.
                               Über unsere Jugendarbeit haben wir die Notwendigkeit einer erweiterten
                     Integrationsarbeit erkannt. An erster Stelle sollen die Bildungsmöglichkeiten für
Projektbeginn 2009   Kinder mit Migrationshintergrund verbessert werden. Hier spielt die Überlegung
31

„Bildung ist Voraussetzung
für einen erfolgreichen
Lebensweg.“         Foto: Agung Pandit Wiguna
32

Foto: Privat

               einer bilingualen Erziehung vom Kindergarten an bis in Grundschulen hinein eine
               wichtige Rolle. Weiterhin ist zu überlegen, wie ein für den Lernprozess günstiges
               Verhältnis zwischen der Anzahl der deutschen und den Kindern mit Migrations-
               hintergrund in den Klassen zu erreichen ist.
                         Zu den organisatorischen Aufgaben kommt die viel schwierigere Auf-
               gabe, Menschen zu erreichen, die zu uns eingewandert sind, um ihr Zuhause in
               Deutschland, in Europa, zu finden. Das heißt, dass diese unsere demokratischen
               Grundwerte kennenlernen und annehmen. Anders als in Israel, gehören die zu
               uns Gekommenen meist einer anderen Religion als der traditionell verankerten
               christlichen. In der Mehrzahl sind es Muslime, die hier in Deutschland, Europa
               ihre neue Existenz aufbauen und aufgebaut haben.
                         Über die Mittel der filmischen und fotografischen Auseinandersetzung
               wurde eine Beschäftigung mit den zentralen deutschen Grundwerten initiiert,
               ohne den Beigeschmack einer Belehrung „von oben herab“. Fragen nach der
               Machtstellung von Männern und Frauen in Deutschland und im Internationalen
               Vergleich wurden aufgeworfen, die Freiheit der Religionsausübung thematisiert,
               und Kinder und Eltern fragten sich gemeinsam, was es eigentlich für sie als
               Familie aber auch als Individuen Bedeutet, dass die „Würde des Menschen un-
               antastbar ist“ und an welchen Stellen im Alltag dieses Grundwert eine besonders
               hohe Bedeutung hat.

               Das Projekt wurde im Jahr 2011
               vom Bündnis für Demokratie und
               Toleranz im Aktiv-Wettbewerb als
               Preisträger ausgezeichnet.
33

Leschet
34

The Art of
Recycling -
Kunst trifft
Plastikmüll
Deutsch-Israelisches Jugend-
Kunstprojekt

                                                    Es gibt Themen, die sind jenseits aller Grenzen relevant. Die weltweite
                                          Umweltkrise gehört sicherlich dazu. Bei Gesprächen mit den beiden Partnerstäd-
                                          ten Stadt Tel Aviv und Essen entstand die Idee, Jungen Menschen eine internatio-
                                          nale Austauschplattform zu den Fragen der weltweiten Umweltkrise zu bieten, und
                                          gemeinsame, internationale Perspektiven auf ein globales Thema zu entwickeln.
                                                    Dass es für eine solche Auseinandersetzung ein besonderes Medium
                                          bräuchte, war auch schnell klar - und so kam es zu der Idee des „The Art of
                                          Recycling - Kunst trifft Plastikmüll“. Wie der Titel verrät, regt das Projekt junge
                                          Menschen über die künstlerische Ausdrucksformen wie Skulpturen oder Installa-
                                          tionen dazu an, die weltweite Dimension ihres eigenen Handelns zu durchschauen.
                                          Denn die Umweltkrise ist ebenso ein demokratisches Thema, eine Frage nach
                                          Respekt und Toleranz wie die anderen Fragestellungen, mit denen sich unser
Projektbeginn 2021
                                          Verein beschäftigt.
                                                    Die Rahmung des Projekts entspricht einem Jugendaustausch. Aus-
Partner
                                          getauscht werden aber nicht nur persönliche Erfahrungen, Sprache und Kultur
                                          sondern - ganz profan - auch der Müll, denn die Jugendlichen zuvor in ihrer
Stadt Tel Aviv, Junge Menschen im Alter
                                          jeweiligen Wohnumgebung gesammelt haben.
von 16-20 Jahren aus der Stadt Essen
35

Foto: Daria Shevtsova
36

Foto: Polina Tankilevitch

                                      Jugendliche aus Israel und Deutschland kreieren dann jeweils im
                            Partnerland Kunstwerke aus dem Plastikmüll-Material, dass die jugendlichen
                            Partner:innen für die gesammelt haben. Der sprachliche und soziale Austausch
                            zwischen jungen Deutschen und jungen Israelis steht dann im Dienste der Aus-
                            einandersetzung mit dem Thema Umwelt. In Workshops mit Fachleuten werden
                            ökologische, politische und soziale Inputs zu den Fragen gegeben: Woher kommt
                            der ganze Müll? Was können wir auf internationaler und persönlicher Ebene tun,
                            um in Zukunft weniger Müll zu produzieren? Welche Unterschiede in der gesell-
                            schaftlichen Besprechung der Thematik gibt es zwischen den beiden Ländern?

                                      Neben der Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Thematik des
                            Projekts bietet dieses künstlerische Austausch den jungen Menschen die Mög-
                            lichkeit einer Erweiterung des persönlichen Horizonts. Die unterschiedlichen
                            ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten der Jugendlichen steht bei diesem
                            Projekt zwar nicht im Fokus aber ist nicht damit nicht weniger Einflussreich und
                            Persönlichkeitsbildend.
                                      Geleitet werden die Workshops jeweils von Künstler:innen, Medienpä-
                            dagog:innen sowie Fachstudent:innen aus den Bereichen Politik, Pädagogik und
                            Sozialwissenschaften aus beiden Ländern. Durch diese diverse Zusammensetzung
                            aller Teilnehmenden kann über die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem
                            Thema auch zum Abbau von Stereotypen und Bias beigetragen werden.
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„Das heißt konkret, dass pro Teilneh-
mendem Jugendlichen eine Tüte Plastik-
müll aus Deutschland nach Israel und
umgekehrt aus Israel nach Deutschland
im Gepäck der Jugendlichen reist. Mit
dieser Intervention wollen wir darauf
aufmerksam machen, dass der ganze
Müll ja nicht einfach verschwindet,
sondern „irgendwohin“ muss. Entweder
er wird recycelt, oder er wird einfach
in andere Länder verschoben. Die
Wertigkeit des Mülls als unser einziges
Material, aus dem wir im Anschluss
die Skulpturen bzw. die Installationen
anfertigen, wird durch die Reise im
Flugzeug noch hervorgehoben.“
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Neues
europäisches
Bauhaus
Interdisziplinäres Künstlerisches
Projekt für junge Menschen
aus Israel, Deutschland und den
Niederlanden
                     Im Herbst 2020 veröffentliche Ursula von der Leyen den Auf-
                     ruf ein „Neues Europäisches Bauhaus“ zu entwickeln.
                     Aus diesem Grund werden wir eine neue Europäische Bauhaus-Bewegung anstoßen
                     – einen Raum des gemeinsamen Gestaltens und der Kreativität, in dem Architekten,
                     Künstlerinnen, Studenten, Systemwissenschaftler, Ingenieurinnen und Designer
                     zusammenarbeiten, um diese Vision zu verwirklichen.“ (Ursula von der Leyen,
                     veröffentlicht am 17.10.2020 in FAZ online)

                               Wir möchten diesem Aufruf folgen und ein dreijähriges künstlerisches,
                     internationales Jugendprojekt initiieren, welches über die Kombination ver-
                     schiedener künstlerischer, geistes- und sozialwissenschaftlicher sowie technischer
                     und ökologischer Perspektiven, junge Ideen für ein „Neues Europäisches Bauhaus“
                     entwickelt.
                               Phase eins unseres Projekts startet mit dem Bar Camp „Junge Visionen
                     für ein neues, europäisches Bauhaus“. Bewegungen müssen von innen heraus
                     wachsen. Und so wollen wir als ersten Anstoß ein BarCamp mit Interessierten
                     Jungen Menschen aus den Niederlanden, Israel und Deutschland durchführen, um
                     Ideen zu säen und Visionen zu sehen.
                               Das Format des Bar Camps eignet sich durch seine geordnete und doch
                     offene Struktur ideal, um sich mit dem Prinzip der Schwarmintellingenz aus
                     verschiedenen Disziplinen folgenden sehr komplexen Fragestellungen - von klein
                     nach groß - zu nähern:
                               Welche Bedeutung hat das Bauhaus bzw. konkrete Ideen des Bauhaus für
                     das Herkunftsland, die eigene Herkunftsstadt? Welche Ideen sind für die eigene
                     Lebenswelt der Jugendlichen, für das eigene Studienfach, das eigene Interessens-
Projektbeginn 2021   gebiet relevant? Vor welchen Herausforderungen stehe ich als Individuum, wir als
39

„Gemeinsam mit den
Jugendlichen stellen
wir die Frage: Welche
Erfahrungen brauchen
junge Menschen, um
die gemeinsamen
europäischen
Vergangenheit zu
verstehen und daraus für
die Zukunft zu lernen?“
                           Foto: Privat
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„Bewegungen müssen von
innen heraus wachsen.
Und so wollen wir als
ersten Anstoß ein Bar
Camp mit interessierten
jungen Menschen aus den
Niederlanden, Israel und
Deutschland durchführen,
um Ideen zu säen und
Visionen zu sehen.“
41

Stadtgesellschaft, wir als Land und wir gesamteuropäische Gesellschaft, wenn wir
den Green Deal umsetzten können? Welche Ideen und Techniken, Herangehens-
weisen liefert das Bauhaus, um diese Herausforderungen anzugehen?
          Zu diesen Fragen wird das Bar Camp mit Teilnehmenden aus den drei
Ländern Israel, Niederlande und Deutschland durchgeführt. Alle drei Länder
sind für die Geschichte des Bauhaus von zentraler Bedeutung. Neben Weimar
als Geburtsstadt des Bauhaus, finden sich starke Einflüsse der Strömung in den
Niederlanden und in Israel - nicht zuletzt im UNESCO Welterbe „Weiße Stadt“ in
Tel Aviv.
          Um bereits in dieser ersten Phase auf aktuelle, globale Herausforderun-
gen zu reagieren, haben wir uns es als Ziel gesetzt also sowohl online als auch vor
Ort zu ermöglichen.
          Die Ergebnisse des Bar Camps werden als „Positionspapier zum jungen,
neuen, europäischen Bauhaus“ veröffentlicht. Hiermit wird im weiteren Projekt-
verlauf gearbeitet.
          In Phase 2 arbeiten die gebildeten Gruppen exemplarische zu je eine
Fragestellung mit künstlerischen Mitteln. Dabei werden die handwerklich-künst-
lerischen Disziplinen des Bauhaus wie Malerei, Bildhauerei, Textil, Architektur,
Tanz/Performance mit sowie potentielle neue Disziplinen, wie UX-Design, Virtual
Reality, AI kombiniert um innovativen Lösungsansätzen für die Frage nach einem
grünen und fairen Europa zu kreieren. Dabei bezieht das Projekt vor allem auch
soziologische und ökologische Ansätze mit ein.

Mit dem Projekt „Neues, europäisches Bauhaus“
werden wir, wie der Künstler Harry Schmidt-Schaller
(1913-1988) aus Weimar es mit seinem Werk aus-
drückte, den Weg zur „Menschwerdung“ suchen.
Dieser war Sohn von Erich-Otto Schmidt-Schaller,
Meisterschüler am Bauhaus. Während des 3. Reiches
wurde er verfolgt und gefoltert und konnte nur
knapp einer Deportation entkommen. Wegen seiner
abstrakt-gegenstandslosen Arbeitsweise wurde er
später in der DDR von den Vertretern der stalinisti-
schen“Formalismusdebatte“ angefeindet und 1954 aus
dem Künstlerbund der DDR ausgeschlossen. Für ihn
war die zentrale Frage seines Schaffens „Wie gestaltet
sich unser Weg zur „Menschwerdung“, wie ist unser
Weg ins „Licht“?
43

Impressum
Förderverein Begegnungen 2005 Köln e.V.
Internationaler Jugendaustausch und Jugendförderung

Michael Krebs – Vorstand Begegnungen 2005 e.V.
Frankenstraße 54
D 50858 Köln
Tel: +49 221 50 60 492
Fax: +49 221 50 60 493
info@begegnungen-2005.de
www.begegnungen-2005.de

Text und Redaktion: Maike Berger
Layout und Design: Aya Nisan
Auch in Zukunft
für das Miteinander.
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