Initiative "Wörgl ist unsere Energie" Die Entwicklung einer Energie- und Klimaschutzinitiative für eine Kleinstadt im Alpenraum DI Helmuth Müller ...
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DI Helmuth Müller Seite 1 Initiative „Wörgl ist unsere Energie“ Die Entwicklung einer Energie- und Klimaschutzinitiative für eine Kleinstadt im Alpenraum DI Helmuth Müller August 2008
DI Helmuth Müller Seite 2 1. Ausgangssituation Die Stadt Wörgl liegt im östlichen Tiroler Unterinntal und hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung erfahren und ist heute das Wirtschaftszentrum in Tirol neben Innsbruck. Entwicklung der Wohnbevölkerung 1981 bis 2008 14.000 13.000 11.378 12.000 10.049 10.000 8.610 8.000 6.000 4.000 2.000 0 1981 1991 2001 2008 Die Stadt Wörgl hat mit der 100%igen Tochtergesellschaft Stadtwerke Wörgl GmbH ein lokales Energieversorgungsunternehmen, welches in folgenden Geschäftsbereichen tätig ist: • Stromerzeugung und –verteilung • Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung • EDV/Internet • Wärmeversorgung und alternative Energien (mit dem Schwerpunkt Nahwärmenetze) • Abfallwirtschaft Die Stadtwerke Wörgl GmbH betreibt 4 Kleinwasserkraftwerke mit einer jährlichen Stromerzeugung von ca. 25 Mio. kWh, die gesamte Netzabgabe in Wörgl liegt bei rund 70 Mio. kWh, damit liegt der Eigenversorgungsgrad bei elektrischer Energie bei ca. 36%. 2. Aufgabenstellung In der ersten Jahreshälfte 2007 wurde seitens des Bürgermeisters der Stadt Wörgl die Aufgabenstellung an die Stadtwerke Wörgl GmbH herangetragen, Überlegungen anzustellen, um die Stadt Wörgl hinsichtlich ihrer zukünftigen Energiepolitik umfassend neu auszurichten. Detailliertere Zielsetzungen wurden zu diesem Zeitpunkt nicht vorgegeben. 3. Workshop Kraftwerk: Stadt Als erster Schritt wurde Anfang August 2007 ein Workshop durchgeführt, dessen Zielsetzung es war, eine Vision der „energetischen“ Zukunft für eine Stadt im Alpenraum – der Stadt Wörgl – zu entwickeln, zu klären und zu schärfen. Der Teilnehmerkreis an diesem Workshop war sehr breit
DI Helmuth Müller Seite 3 gefächert. Neben ausgewählten Kommunalpolitikern (Bürgermeister, Energiestadtrat, grüne Gemeinderatsmandatarin) waren Planer (Architektin – Passivhausspezialistin, Altnativenergieplaner) und Mitarbeiter der Stadtwerke Wörgl (Geschäftsführer, Leiter Geschäftsbereich Strom, Leiter Neue Geschäfte) vertreten. Die Moderation erfolgte durch einen externen Unternehmer, dessen Schwerpunkt die Zukunftsforschung darstellt. Zuerst wurde versucht die Frage zu klären, ob und warum die Teilnehmer Wörgl lieben und warum es sich lohnt über diese Stadt nach- bzw. vorzudenken. Das Ergebnis: Wörgl kann man lieben. Und zwar wegen seiner VIELFALT („Wörgl ist eine bunte vielfältige Stadt.“), wegen seiner Dynamik („Wörgl ist eine wachsende Stadt mit viel Bewegung.“), weil die Teilnehmer mit Wörgl HERKUNFT („Wörgl ist Heimat.“) und MOBILITÄT („Wörgl ist Verkehrsknotenpunkt und leicht zu „begehen“.“) verbinden. Im nächsten Schritt wurde versucht, die Grundausrichtung für eine Energiediskussion in Wörgl festzulegen. Dazu wurde ein Slogan entwickelt, der als Basis für die weiteren Entwicklungen dienen sollte. Dieser sollte ansprechend sein, Transparenz und die Vielfalt an Möglichkeiten ausstrahlen und als Markenzeichen fungieren. Slogan: WÖRGL IST UNSERE ENERGIE • Wir nutzen lokale Ressourcen! • Wir achten auf größtmöglichen Komfort! • Wir sehen Energie als natürlichen regionalen Kreislauf! • Wir achten auf höchste Effizienz und Effektivität in Bezug auf Kosten und Nutzen! • Wir beteiligen uns, alle! Als Abschluss machten alle Teilnehmer gedanklich eine Reise von der Gegenwart in eine (virtuelle) Zukunft. Individuell schaute sich jeder in der Zukunft um und ließ anschließend die Anderen mittels eines kleinen „Reiseberichtes“ daran teilhaben. Dafür musste die Expertenrunde im Geiste das Jahr 2007 verlassen und durch den Raum Richtung Zukunft wandern. In diesem Zustand verweilte sie dann einige Momente, um sich auch die Zeit zu nehmen, um auf den Stadtplatz mit all seinen Menschen und deren futuristische Fortbewegungsmittel oder die neuen Energiebauten in Ruhe schauen zu können. Nachfolgend seien einige unreflektierte Eindrücke dieser Reise aufgeführt: • Die Bevölkerung ist enorm energiebewusst. • Die Abwärme des Eggerwerkes wird genutzt. • Der öffentliche Verkehr läuft elektrisch. • Solarenergie dominiert. • Wärme wird aus „Resten“ gewonnen. • Baudämmmaßnahmen haben große Einsparpotenziale erschlossen.
DI Helmuth Müller Seite 4 • Vielfalt an Energiequellen speisen den Energiepool Wörgl. • Elektrofahrzeuge und Solartankstellen in der ganzen Stadt. • Lieferservice für fertige Wärme. • Viele kleine Kraftwerke in der Stadt. • Seit 13 Jahren werden nur mehr Passivhäuser errichtet. • Wohlfühlhäuser mit viel Verbindung zur Natur sind errichtet. • Wachstum und Bewegung prägen Wörgl. • Stadt ist der Berater in Energiefragen. • Der Bahnhof wurde unter die Erde verlegt. • Wörgl hat ein weiteres Wasserkraftwerk • und vieles mehr Am Ende des Workshops stellte sich – wie so oft nach solchen Veranstaltungen – die Frage: und was jetzt? So wurde ein klarer Auftrag an den Geschäftsführer der Stadtwerke Wörgl GmbH erteilt: Erarbeitung eines Konzeptes zur Umsetzung der Initiative „Wörgl ist unsere Energie“, welches in weiterer Folge durch den Gemeinderat beschlossen und somit zum klaren Handlungsauftrag werden sollte. Dieses Konzept sollte bis Ende 2007 vorliegen. 4. Initiative „Wörgl ist unsere Energie In den folgenden Wochen fand eine umfangreiche Recherche zu den betroffenen Themenbereichen statt und insbesondere wurde versucht, „gute Beispiele“ zu finden, aus denen Erkenntnisse und Erfahrungen in Bezug auf Themenschwerpunkte und Organisation teilweise oder ganz übernehmbar waren. 4.1 Ausgangssituation Vor der endgültigen Festlegung von Zielsetzung und Organisation war eine Analyse der Istsituation in der Stadt Wörgl notwendig. Dabei wurde festgestellt, dass in den letzten Jahren schon eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen und Zuständigkeiten zum Themenbereich Energie und Klimaschutz durchgeführt bzw. ins Leben gerufen wurden. Beispielhafte Maßnahmen Beispielhafte Zuständigkeiten/Mitgliedschaften • Luftgüteoffensive (Verbesserung der • Umweltausschuss Luftqualität) • Verkehrsausschuss – Förderprogramme Stadt • Regionalausschuss – Förderprogramme Stadtwerke • Raumordnungsausschuss – Wärmeprojekte Stadtwerke • Gebäudeverantwortliche der Stadt • Energiesparaktionen • Mitarbeiter Stadtwerke – Wörgler Energieabend • Projektteam e5-Gemeinde – Energiesparlampenaktion • Lokale Agenda 21 – Kühlgerätetauschaktion
DI Helmuth Müller Seite 5 • Energieberatung • Klimabündnisgemeinde – Beratungstage Energie Tirol • ICLEI – Beratung der Stadt • etc. – Beratung der Stadtwerke • Projekt e5-Gemeinde • Neue Kraftwerksprojekte • etc. Die Schwachstellen dieser Situation sind dahingehend evident, dass die Themen in zu vielen Organisationen mit zu vielen Zuständigkeiten ohne gesamthafte Koordination und ohne gemeinsame übergeordnete Zielsetzung ablaufen. 4.2 Zielsetzung (Grundsätze einer neuen Energiepolitik) Die Initiative „Wörgl ist unsere Energie“ ist langfristig angelegt und hat nicht den Charakter eines Projektes, welches unter anderem durch ein konkretes Ende definiert ist. Mit dem Beginn der Initiative startet ein kontinuierlicher Prozess, in dessen Rahmen alle Kräfte in der Stadt Wörgl gebündelt werden, um folgende Zielsetzungen effektiv und effizient verfolgen zu können: • Effiziente Energienutzung • Energieerzeugung vorwiegend auf Basis erneuerbarer Energieträger Dabei sollen die zu entwickelnden Maßnahmen zur Zielerreichung folgende Rahmenbedingungen erfüllen: • Keine Komforteinschränkung für die Bevölkerung oder sonstige Betroffene • Höchste Effizienz und Effektivität in Bezug auf Kosten/Nutzen • Nutzung lokaler Ressourcen • Einbindung eines möglichst großen Bevölkerungskreises (Alle machen mit!) Grundsätze der Wörgler Energiepolitik Handlungsfelder Effiziente Energieerzeugung Energienutzung vorwiegend auf Basis erneuerbarer Energieträger Ohne Komfortein- Höchste Effizienz Nutzung lokaler Alle machen schränkung für und Effektivität in Ressourcen mit! Bevölkerung und Bezug auf sonstige Kosten und Betroffene Nutzen Rahmenbedingungen
DI Helmuth Müller Seite 6 4.3 Themenbereiche Im Rahmen der Initiative sollen folgende Themenbereiche, die vielfach miteinander vernetzt sind, bearbeitet werden: Themenbereich 1: Information/Kommunikation Themenbereich 2: Bau Themenbereich 3: Gewerbe Themenbereich 4: Erzeugung und Verteilung Themenbereich 5: Mobilität 4.4 Organisation/Kompetenzen/Netzwerk Das übergeordnete Ziel bei allen Überlegungen zur Organisation war bei aller Komplexität der Thematik, alle Entscheidungsträger aus der Politik als auch Fachleute aus der Kommune und die zuständigen Mitarbeiter einzubinden und trotzdem kurze und möglichst einfache Entscheidungswege zu haben. Organisation Es ist eine zweigeteilte Organisation vorgesehen. Der Energiebeirat ist für die strategische Steuerung der Initiative verantwortlich und setzt sich aus folgenden Teilnehmern zusammen: Bürgermeister, Umweltreferent, Verkehrsreferent, Regionalausschussreferent, Raumordnungsreferent, 1 Vertreter jeder Fraktion, falls nicht Referent, 2 Vertreter Gewerbe/Industrie, 2 Architekten/Haustechnikplaner Das Energieteam, in welchem auch die e5-Gemeinde-Arbeiten wahrgenommen werden, übernimmt die operative Führung der Initiative und setzt sich neben der Leitung aus einem Verantwortlichen je Themenbereich zusammen, welche Mitarbeiter der Stadtgemeinde Wörgl oder der Stadtwerke Wörgl GmbH sind. Zusätzlich wird das Energieteam ergänzt durch Vertreter der LA 21. Die Organisation muss es Die Arbeit konzentriert sich auf 6 schaffen, alle Kräfte zu bündeln eng vernetzte Themenbereiche Externe Experten und Kooperationspartner Fachleute Energiebeirat Wörgl ist unsere TB 5: TB 1: Politik Mobilität Kommunikation/ Information Energie Beamte Stadt Energieteam/ Mitarbeiter e5-Team TB4: TB 2: STW Erzeugung und Kommunale Verteilung LA21 Immobilien LA 21 TB 3: TB 2: Gewerbe Sonstige Gewerbe Immobilien
DI Helmuth Müller Seite 7 Kompetenzen • Generell: Der Energiebeirat kann ohne weitere Beratung in Ausschüssen, Anträge direkt in den Gemeinderat einbringen • Alle Aktivitäten basieren grundsätzlich auf einem Energiejahresprogramm o Erarbeitung durch Energieteam o Empfehlung durch Energiebeirat (direkt an Gemeinderat) o Genehmigung durch Gemeinderat • Entscheidungen innerhalb des Energiejahresprogramms ohne weiterführende Auswirkungen auf Gemeindebudget können durch das Energieteam getroffen werden • Entscheidungen außerhalb des Energiejahresprogramms oder mit weiterführender Auswirkung auf Gemeindebudget o Ausarbeitung durch Energieteam o Empfehlung durch Energiebeirat (direkt an Gemeinderat/Stadtrat) o Genehmigung durch Gemeinderat/Stadtrat Netzwerk Sukzessive werden themenbezogen Fachinstitutionen (Fachhochschulen, Universitäten, Planungsbüros, Wirtschaftskammer, andere Energiegemeinden etc.) integriert, so dass ein entsprechendes Netzwerk entsteht. 4.5 Finanzierung Laufende Kosten Die laufenden Kosten der Initiative setzen sich aus Personalaufwand, Öffentlichkeitsarbeit, Energieberatung, Schulprojekten, Beratungsleistungen etc. zusammen. Die eigenen Personalkosten werden durch die jeweilige Organisation (Stadtgemeinde, Stadtwerke) getragen. Die Drittkosten werden grundsätzlich über die Stadtwerke Wörgl GmbH abgewickelt. Zu deren Finanzierung kommt es zu einer Zweckwidmung von 10% der Gebrauchsabgabe (ca. 50.000 €). Projektbezogene Kosten Größere Vorhaben/Maßnahmen sind genau zu definieren und die Finanzierung im Rahmen einer Einzelbeschlussfassung jeweils zu entscheiden. 4.6 Beschlussfassung In seiner Sitzung vom Dezember 2007 beschloss der Gemeinderat der Stadt Wörgl die Initiative „Wörgl ist unsere Energie“ mit großer Mehrheit.
DI Helmuth Müller Seite 8 5. Erste Projektschritte Seit Jänner 2008 wurde in den monatlichen Energieteamsitzungen intensiv an der Erstellung eines Energieleitbildes und des Energiejahresprogramms für die Jahre 2008 und 2009 gearbeitet. Parallel werden erste Einzelmaßnahmen umgesetzt. 5.1 Energieleitbild Aufbauend auf den grundlegenden Beschlussfassungen kam es zur Ausarbeitung eines Energieleitbildes, welches nach einstimmiger Empfehlung durch den Energiebeirat im Mai 2008 durch den Gemeinderat der Stadt Wörgl in seiner Sitzung von Juni 2008 einstimmig beschlossen wurde (siehe Anlage 1). Wesentliches Element dabei war die Aufnahme der Zielsetzung, bis zum Jahr 2025 mit Ausnahme des Verkehrsbereichs energieautark sein zu wollen. 5.2 Energiejahresprogramm 2008, 2009 Nach einstimmiger Empfehlung des Energiebeirates in seiner Sitzung vom Mai 2008 wurde durch den Gemeinderat der Stadt Wörgl in seiner Sitzung von Juni 2008 das Energiejahresprogramm 2008 und 2009 einstimmig beschlossen (Anlage 2). 6. Zusammenfassung Mit „Wörgl ist unsere Energie“ ist ein erster Schritt auf einem langen und anstrengenden Weg getan. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor wird sein, dass zukünftige Gemeindeführungen mit größter Konsequenz hinter den beschlossenen Zielsetzungen stehen. Die Maßnahmenbearbeitung durch die Mitarbeiter des Energieteams, welche diese Aufgaben zusätzlich zu ihren bisherigen wahrnehmen, ist teilweise schwierig bzw. dauert lange. Es wird deshalb sukzessive nötig sein, eigene Ressourcen für die Maßnahmen- und Projektbearbeitung zu schaffen. Die Einbindung der Bevölkerung wird in den kommenden Jahren die größte Herausforderung sein, da – obwohl die Brisanz der Thematik bekannt ist – die Resonanz und der Wille zum Mittun derzeit noch zu gering ist.
DI Helmuth Müller Seite 9 ANLAGE 1 Energieleitbild der Stadt Wörgl = Unabhängigkeitserklärung 1. Zweck des Energieleitbildes Das vorliegende Energieleitbild der Stadt Wörgl legt die grundlegenden Einstellungen und Rahmenbedingungen für das politische und operative Handeln beim Themenbereich Energie und Klimaschutz für die Stadt Wörgl fest. Das Energieleitbild ist die Basis für die Ableitung konkreter Ziele und Maßnahmen auf kurz-, mittel- und langfristiger Ebene. 2. Übergeordnete Vision für das Jahr 2025 Die Stadt Wörgl ist im Jahr 2025 mit Ausnahme des Verkehrsbereichs energieautark, das heißt Wörgl produziert mehr Energie aus lokalen Ressourcen als es verbraucht. Damit sind erhebliche Beiträge zum Klimaschutz geleistet. Die Wertschöpfung der eigenen Energieproduktion wird so weit möglich an die Bevölkerung refundiert. Eine Ausdehnung der Energieprogramme auf die Gemeinden der Region ist sukzessive erfolgt. 3. Grundsätze der Energiepolitik Die Wörgler Energiepolitik orientiert sich an den 2 grundsätzlichen Handlungsmöglichkeiten: • Effiziente Energienutzung: Dabei wird konsequent in allen Energieverbrauchsbereichen der Stadt Wörgl eine Erhöhung der Energieeffizienz verfolgt, denn jede gesparte Kilowattstunde Energie muss erst gar nicht erzeugt werden. • Energieerzeugung vorwiegend auf Basis erneuerbarer Energieträger: Die benötigte Energie wird auf Basis erneuerbarer Energieträger oder durch Energierückgewinnung zur Verfügung gestellt. Dabei sollen die zu entwickelnden Ziele und Maßnahmen folgende Prämissen erfüllen: • Keine Komforteinschränkung für die Bevölkerung oder sonstige Betroffene • Höchste Effizienz und Effektivität in Bezug auf Kosten/Nutzen • Nutzung lokaler Ressourcen • Einbindung eines möglichst großen Bevölkerungskreises (Alle machen mit!) Beim eigenen Tun und Handeln ist die Stadtgemeinde Wörgl ein Vorbild in Sachen Energie und Klimaschutz.
DI Helmuth Müller Seite 10 4. Leitlinien für die einzelnen Handlungsfelder Für die einzelnen Handlungsfelder werden folgende Leitlinien festgelegt: Handlungsfeld 1: Information/Kommunikation Über vielschichtige Aktivitäten und Aktionen erfolgt eine kontinuierliche Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der Bevölkerung unter Einbindung aller Bevölkerungsschichten. Dies führt zu einem immer breiteren Engagement der Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung und Umsetzung von Zielen und Maßnahmen. Handlungsfeld 2: Bau a. Gemeindeeigene Immobilien Bei den gemeindeeigenen Immobilien verpflichtet sich die Gemeinde selbst zur Einhaltung bautechnischer und ökologischer Mindeststandards für die Neuerrichtung und Sanierung gemeindeeigener Bauten (über den gesetzlichen Vorgaben). Diese Standards werden laufend überprüft und an den jeweiligen Stand der Technik angepasst. Energetische Gebäudesanierungen haben höchste Priorität. b. Drittimmobilien Auf der anderen Seite werden bei Neubauten von Drittimmobilien „örtliche“ Bauvorschriften als ökologische Mindeststandards in Anlehnung an die Selbstverpflichtung der Gemeinde festgelegt und die dazu nötigen Umsetzungsstrategien entwickelt. Diese Standards werden laufend überprüft und an den jeweiligen Stand der Technik angepasst. Weiters werden laufend Strategien entwickelt, die Umsetzungsrate beim nötigen Sanierungsbedarf bei Bestandsimmobilien wesentlich zu erhöhen. Handlungsfeld 3: Gewerbe Die in Wörgl ansässigen Unternehmen werden für das Thema „Energieeffizienz“ verstärkt sensibilisiert. Weiters werden Strategien entwickelt, die Umsetzungsrate von Energieeffizienzerhöhungsmaßnahmen in Unternehmen wesentlich zu erhöhen. Handlungsfeld 4: Erzeugung und Verteilung Neue Energieerzeugungs- und -verteilungstechnologien vorwiegend auf Basis erneuerbarer Energie werden laufend evaluiert und sukzessive umgesetzt. Dabei ist die Erreichung einer zumindest langfristigen Wirtschaftlichkeit wesentlich. Themenbereich 5: Mobilität Die Optimierung des kommunalen Fuhrparks, die Optimierung und Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs und die Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs sind eine laufende Verpflichtung. 5. Organisation/Netzwerke Die nötigen Aktivitäten zur Umsetzung des Energieleitbildes sind in der Initiative „Wörgl ist unsere Energie“ gebündelt. Diese wird strategisch vom Energiebeirat (Politik und externe Fachleute) und operativ vom Energieteam (Mitarbeiter der Stadtgemeinde und der Stadtwerke Wörgl) geführt. Sukzessive werden themenbezogen Fachinstitutionen (Fachhochschulen, Universitäten, Planungsbüros, Wirtschaftskammer, andere Energiegemeinden etc.) integriert, so dass ein entsprechendes Netzwerk entsteht. Unter dem Motto „Alle machen mit!“ werden darüber hinaus stets auch möglichst große Bevölkerungskreise miteingebunden.
DI Helmuth Müller Seite 11 ENERGIEJAHRESPROGRAMM 2008/2009 (Kosten sind Grobschätzungen ohne Berücksichtigung von Förderungen) ANLAGE 2 Projekt Projektziel/-beschreibung Kosten (intern, Termin Direkte CO2- extern) Reduktion Themenbereich 1: Information/Kommunikation Erstellung Energieleitbild Festlegung der grundlegenden Einstellung und Rahmenbedingungen für das politische und 5.000 € (i) 2008 operative Handeln beim Themenbereich Energie und Klimaschutz e5-Gemeinde Abschluss der Istanalyse und Durchführung der Erstbewertung 15.000 € (i) 2008 Stadtmagazin monatliche Berichterstattung 2.500 € p.a. (i) Lfd. Statistikwesen Festlegung nötiger Statistikdaten als Basis für Festlegung von Zielen und zur Zielverfolgung 5.000 € (i) 2008 sowie für die Öffentlichkeitsarbeit Energieinfoscreen Darstellung aktueller Energie- und Klimaschutzdaten sowie weiterer Informationen auf 25.000 € 2008 Informationsbildschirmen im öffentlichen Bereich Wörgler Energietage Durchführung von Informationstagen zum Thema Energie- und Klimaschutz 10.000 € 2008 Energieberatung Organisation regelmäßiger und kostenloser Energieberatung für die Bevölkerung 1.000 € p.a. Lfd. Erfahrungsaustausch mit Organisation von Erfahrungsaustausch mit anderen Gemeinden (2008: Güssing, 2009: evtl 5.000 € Lfd. anderen Gemeinden Windhaag) Schulprojekte Festlegung von Schulprojekten für das Schuljahr 2008/09 3.000 € 2008/09 Themenbereich 2a: Bau – kommunale Immobilien Selbstverpflichtung der Selbstverpflichtung der Gemeinde zur Einhaltung energetischer und ökologischer 5.000 € (i) 2008 ja Gemeinde Mindeststandards für Neubauten und Sanierungen durch Gemeinderatsbeschluss Energiebuchhaltung Einführung einer einheitlichen webbasierten Energiebuchhaltung für alle Gemeindeimmobilien 20.000 € 2008 „Green office“ Reduktion des Standby-Betriebes in Büros und Schulen durch einfachst handhabbare 25.000 € 2008 ja Abschaltvorrichtungen Erweiterung Volksschule Errichtung unter Einhaltung der beschlossenen Mindeststandards (A+Standard = max. 15 300.000 € 2008/09 ja kWh/m²a) (Mehrkosten Bau) Erweiterung Kindergarten Errichtung unter Einhaltung der beschlossenen Mindeststandards (A+Standard = max. 15 200.000 € 2008/09 45 to Mitterhoferweg kWh/m²a), Schaffung eines „Modellkindergartens“ hinsichtlich Energieversorgung (Mehrkosten (Biomasseheizungsanlage mit solarer Unterstützung, Fotovoltaikanlage) Bau) 100.000 € Heizungssanierung Errichtung einer Biomasseheizungsanlage 50.000 € 2008/09 60 to Pfarrkindergarten Solaranlage Seniorenheim Errichtung einer 180m²-Solaranlage zur Warmwasserbereitung 142.000 € 2008 21 to Energieanalyse Wörgler Durchführung einer gesamthaften energetischen Analyse als Basis für 5.000 € 2008 Wasserwelt Effizienzsteigerungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz Thermische Sanierung Fassadendämmung und Fensteraustausch im Werkstättengebäude der Stadtwerke Wörgl GmbH 20.000 € 2008 ja Stadtwerke Wörgl
DI Helmuth Müller Seite 12 Themenbereich 2b: Bau – sonstige Immobilien Wörgler Immobilienenergie- Erfassung aller Wörgler Gebäude hinsichtlich ihres energie- und klimaschutzrelevanten 20.000 € 2008 datenbank Zustandes als Basis für Statistiken und zur Ableitung von Zielen. Konzeption und Umsetzung in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kufstein „Örtliche Bauvorschriften“ Entwicklung von „örtlichen Bauvorschriften“ für Drittimmobilien in Anlehnung an die 10.000 (i) 2008 ja Mindeststandards der Gemeinde sowie Entwicklung entsprechender Umsetzungstrategien Wärmeversorgung Lenk 2 Errichtung einer Grundwasserwärmepumpe als Basis für die Raumwärmeversorgung von 68 WE 118.000 € 2008 120 to Themenbereich 3: Gewerbe Energiechecks Schaffung eines Anreizsystems für Klein- und Mittelbetriebe zur Durchführung von Energiechecks 10.000 € 2008 in Kooperation mit der Wirtschaftskammer. Startveranstaltung: Energieabend für Unternehmer Energiebuchhaltung Zurverfügungstellung einer einheitlichen webbasierten Energiebuchhaltung für alle Wörgler 10.000 € 2009 Unternehmen nach Abschluss der Pilotprojektes für die Gemeinde „Green office“ Reduktion des Standby-Betriebes in Wörgler Bürobetrieben einfachst handhabbare offen 2009 ja Abschaltvorrichtungen nach Abschluss des Pilotprojektes für die Gemeinde Themenbereich 4: Erzeugung und Verteilung Neue Wasserkraftanlagen Laufende Evaluierung von Möglichkeiten 2008/09 ja Errichtung Fotovoltaik-Mover Errichtung eines Fotovoltaikmovers der Fa. Solon Hilber eventuell in Zusammenhang mit der 60.000 € 2008/09 ja Projekt „Verkehrsleitsystem neu“ oder der Errichtung der „Fußgängerunterführung Stadtmitte“ Abwärmenutzung Untersuchung von Möglichkeiten bei Tirol Milch (Eggerwerk hat für öffentliche Abwärmenutzung offen 2008/09 abgesagt – wird Abwärme selbst verwenden) Biomassevergasung Entwicklungskooperation zur Entwicklung eines Biomassevergasungsprozesses für kleinere und 9.000 € (2008) 2008/09 ja mittlere Leistungsbereiche (Kooperationspartner SYNCRAFT). Keine Feinstaubemissionen. 9.000 € (2009) Themenbereich 5: Mobilität Kommunaler Fuhrpark Durchführung einer detaillierten IST-Zustandsanalyse des kommunalen Fuhrparks und 250.000 € 2008/09 ja Veranlassung des nötigen Austauschprogramms (Erdgas, Biotreibstoffe, geringster Schadstoffausstoß) Förderung alternativer Erlass der Parkgebühren/Zeitbegrenzungen für umweltfreundliche Fahrzeuge (Elektro, Erdgas) 2008 ja Kraftstoffe Citybus-Fuhrpark Evaluierung alternativer Möglichkeiten zum Betrieb der Citybusflotte (Erdgas, Biotreibstoffe, 2008 ja geringster Schadstoffausstoß) und Veranlassung des nötigen Austauschprogramms Verkehrsrechnersystem/ Schaffung einer rechnergestützten Steuerungs- und Beeinflussungsmöglichkeit zur Erhöhung der 500.000 € 2008/09 ja Parkleitsystem Flüssigkeit des motorisierten Individualverkehrs und zur Vermeidung unnötiger Fahrten Mobilitätsmanagement im Verhaltensänderungen der Mitarbeiter der Stadtgemeinde Wörgl in Bezug auf ihr 2008 ja öffentlichen Dienst Mobilitätsverhalten in Zusammenarbeit mit Klimaaktiv Nichtmotorisierter Verkehr Umsetzung der kurzfristigen Maßnahmen des von der LA21 entwickelten Gebrauchswegenetzes 2008/09 ja Sattelfest Sperre Bahnhofstraße für Radfahrer in Kooperation mit Klimabündnis 4.000 € 2008
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