Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR

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Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Praxisbausteine

Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs
sicher mobil
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Praxisbausteine
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
2   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   Praxisbaustein 1
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Inhalt

Vorwort                                                         5

Einleitung                                                      6

Mobilitätsverhalten älterer Menschen                            7

Gründe für das Radfahren bei älteren Menschen                   9

Trend zum Pedelec                                              10

Altersbedingte Herausforderungen                               11

Kompensationsstrategien von älteren Rad Fahrenden              13

Unfälle von älteren Menschen im Straßenverkehr                 14

Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen                   15

Unfallursachen bei älteren Verkehrsteilnehmenden               19

Tipps zum sicheren Radfahren                                   20

Fahrrad- bzw. Pedelecfahren trainieren                         21

Quellen und weitere Informationen                              22

   Praxisbausteine – Module und didaktische Hinweise

   Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine                 26

   Modul 1:     Sicherheitscheck                               28

   Modul 2:     Mein Fahrrad/Pedelec und ich                   32

   Modul 3: 	   Rad-/Pedelecfahren in der Stadt                37

   Modul 4: 	   Rad-/Pedelecfahren auf dem Land                42

   Modul 5: 	   Sicher unterwegs                               48

   Modul 6: 	   Radausflug in die Umgebung                     53

   Modul 7: 	   Vorsicht! Tote Winkel! (Abbiegeunfälle)        59

   Modul 8: 	   Sicher im Dunkeln                              62

   Modul 9:     Gepäck transportieren                          65

   Modul 10:    Fahrrad/Pedelec Parcours                       68

Anlage                                                         75

Inhalt                                                     Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   3
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
4   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   Praxisbaustein 1
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Vorwort
Sehr geehrte Moderatorin,                                  Verkehrssituationen vor Ort, die gemeinsame Erkun-
sehr geehrter Moderator,                                   dung der Verkehrswirklichkeit, die Ableitung sicherer
                                                           Verhaltensstrategien und das Ausprobieren in der Ver-
Veranstaltungen des Programms „sicher mobil“ finden        kehrswirklichkeit können dazu beitragen,
in der Regel in geschlossenen Räumen statt. Im Rah-
men des Erfahrungsaustausches mit aktiven Mode-            •	Gefahren und Risiken im Straßenverkehr
ratorinnen und Moderatoren sowie den Strategiedis-            besser zu erkennen,
kussionen im Team der Referentinnen und Referenten         •	Gefahren- und Risikobewusstsein der
des Programms ist deutlich geworden, dass die heu-            Teilnehmenden weiter auszubauen und
tige Teilnahme am Straßenverkehr eine hochkomple-          •	sicheres Verhalten in der Praxis zu erproben
xe Anforderung für ältere Menschen darstellt und eine         und auszuwerten.
rein theoretische Auseinandersetzung mit sicheren
Verhaltens­strategien sinnvollerweise durch praktische     Grundsätzlich stellen die Praxisbausteine eine Ergän-
Erlebnisse und Erfahrungen ergänzt werden sollte.          zung zu „sicher mobil“-Veranstaltungen dar. Dabei ist
                                                           folgende Voraussetzung zu bedenken:
Mit dem Praxisbaustein „Mit dem Fahrrad oder dem Pe-
delec unterwegs“ werden nun 10 Module zur Verfügung        • D
                                                              ie Teilnehmenden müssen in der Lage sein,
gestellt, die es den Moderatorinnen und Moderatoren          sich umsichtig und sicher im Straßenverkehr zu
des Programms ermöglichen, in Abhängigkeit von den           verhalten. Sicherheit ist das höchste Gebot!
Gesprächsgruppen Veranstaltungen durch praktische
Erprobungen und Erlebnisse zu ergänzen. Dabei sollten      Sollten aufgrund des Verkehrsumfeldes, der Witte-
Sie als Moderatorin oder Moderator Erfahrungen mit         rungsbedingungen oder der Einschätzung der Teil-
einem Fahrrad oder einem Pedelec haben, um zielfüh-        nehmenden Sicherheitsbedenken bestehen, muss auf
rend praktische Module anbieten zu können.                 praktische Übungen verzichtet werden.

Der Praxisbaustein „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec       Vor der Durchführung eines Moduls aus dem Praxis-
unterwegs“ richtet sich ausschließlich an Teilnehmen-      baustein ist es zwingend erforderlich, dass die ver-
de, die selbst über ein eigenes Fahrrad oder ein Pedelec   anstaltungsdurchführenden Moderatorinnen und Mo-
verfügen und sicher Fahrrad bzw. Pedelec fahren kön-       deratoren vorab mit ihrem jeweiligen Umsetzer den
nen. In den Veranstaltungen selbst soll es darum gehen,    Versicherungsschutz für diese Veranstaltungsart klä-
bestehende, auch fahrpraktische, Kenntnisse aufzufri-      ren. Die Moderatorinnen/der Moderator ist darüber hi-
schen, als auch sich mit Neuerungen im Bereich der         naus dazu angehalten, die Teilnehmenden darauf hin-
Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) und der Straßenver-         zuweisen, dass die Teilnahme an Veranstaltungsteilen
kehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) oder der Fahrrad-         im Realverkehr auf eigene Verantwortung erfolgt (siehe
technik vertraut zu machen. Ebenfalls können neue          Durchführungsbestimmungen des DVR).
Situationen wie bspw. der sichere Transport des Enkel­
kindes auf dem Fahrrad oder Pedelec thematisiert wer-      Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass
den. Die Reihenfolge der Module stellt keine Rangfolge     die Module des Praxisbausteins „Mit dem Fahrrad oder
dar. Die Module können einzeln und unabhängig vonei-       dem Pedelec unterwegs“ nur von Moderatorinnen und
nander durchgeführt werden. Es wird empfohlen, mit         Moderatoren durchgeführt werden dürfen, die hierfür
dem Fahrrad/Pedelec Parcours zu beginnen, um die           die Fortbildung absolviert haben.
Fahrfähigkeiten der Teilnehmenden gefahrenlos im
verkehrsfreien Raum einschätzen zu können.                 Wir wünschen Ihnen nun ein gutes Gelingen und er-
                                                           folgreiche Seminare mit dem Praxisbaustein „Mit dem
Situationen im Straßenverkehr sind in der Regel sehr       Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs“.
komplex und von zahlreichen Orts- und Situationsfakto-
ren abhängig. Die unmittelbare Beobachtung konkreter       Ihr „sicher mobil“-Team

Vorwort                                                            Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   5
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Einleitung
Über etwa 73 Millionen Fahrräder verfügen laut Statis-      Je beliebter das Fahrradfahren bzw. Pedelecfahren
tischem Bundesamt die Haushalte in Deutschland. Auch        wird, desto mehr muss auf die Sicherheit geachtet wer-
wenn davon nicht alle Fahrräder regelmäßig genutzt          den. Dabei geht es um ein umsichtiges und rücksichts-
werden, so hat sich das Fahrrad in den letzten Jahren       volles Miteinander im Straßenverkehr genauso, wie um
längst wieder zu einem Mobilitätsgaranten entwickelt.       die Beachtung der grundlegenden Sicherheits- und Ver-
Der von der Bundesregierung geförderte „Fahrrad-Mo-         kehrsregeln. Dennoch kommt es nicht selten zu Prob-
nitor-Deutschland“ zeigt, dass das Rad am häufigsten        lemen und Konflikten bei der Begegnung mit anderen
für Einkäufe, Erledigungen und Ausflüge genutzt wird.       Verkehrsteilnehmenden. Dies führt zu den Schatten-
Attraktive elektrounterstütze Fahrräder verstärken          seiten des Radfahrens, den Unfällen. Insbesondere äl-
diesen Trend zusätzlich.                                    tere Verkehrsteilnehmende sind dabei im Verhältnis zu
                                                            ihrem Anteil an der Bevölkerung unter den ungeschütz-
War das Fahrrad früher oftmals ein „Arme-Leute-Fahr-        ten Opfern tödlicher Verkehrsunfälle deutlich überre-
zeug“, so ist es heute durch fast alle Gesellschafts- und   präsentiert. Dabei können die Unfallrisiken durch eige-
Altersgruppen als modernes und flexibles Verkehrs-          nes Verhalten und ein sicheres Fahrrad oder Pedelec
mittel angesehen. Vor allem in der Stadt ist es eine um-    deutlich verringert werden. Eine aktive Verkehrssicher-
weltfreundliche und attraktive Alternative zum motori-      heitsarbeit muss dazu ihren Beitrag leisten.
sierten Individualverkehr (MIV). Insbesondere Pedelecs
haben in den letzten Jahren zusätzlich dazu beigetra-       Die nachfolgenden Kapitel im ersten Teil des vorlie-
gen, dass auch immer mehr ältere Menschen das Rad           genden Praxisbausteins sollen Ihnen als Hintergrund-
als Verkehrsmittel im Alltag nutzen.                        informationen dienen. Hier finden Sie aktuelle Zahlen
                                                            aus der Unfallstatistik, Informationen zum Mobilitäts-
Aber auch im ländlichen Bereich bietet ein Fahrrad          verhalten älterer Menschen oder typische Herausfor-
oder Pedelec viele Vorteile. Sie sind umweltfreundlich,     derungen und mögliche Kompensationsstrategien älte-
fördern Bewegung und Gesundheit, ermöglichen kos-           rer Verkehrsteilnehmer.
tengünstige Mobilität an der frischen Luft und sind für
kurze, aber auch längere Strecken gut geeignet. Am          Im zweiten Teil des Praxisbausteins finden Sie dann
Wochenende und in der Freizeit fördern Touren das ge-       zehn ganz konkrete Veranstaltungsmodule, die Sie mit
sellige Beisammensein, den Spaß an Sport und Bewe-          Ihren Teilnehmenden durchführen können.
gung und den Aufenthalt in der Natur.

6   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                                           Einleitung
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Mobiltätsverhalten älterer Menschen
Ältere Menschen sind heute aufgrund gesellschaft­                         münden. Mobilität in Form von Reisen, Ausflügen und
lichen Wandels und besserer Gesundheit wesentlich                         Wanderungen – zu Fuß oder mit dem Rad – ist durchaus
aktiver und mobiler als früher. Aufgrund des demogra-                     auch Selbstzweck.
phischen Wandels wird das Thema Mobilität der älteren
Bevölkerung auch künftig weiter an Bedeutung gewin-                       Schaut man sich die Entwicklung der zentralen Mobili-
nen.                                                                      tätsgrößen wie die Wegeanzahl und die Mobilitätsquo-
                                                                          te bei den älteren Verkehrsteilnehmern in den letzten
Mobil zu sein ist ein menschliches Grundbedürfnis und                     Jahrzehnten genauer an, so kann man feststellen, dass
gleichzeitig Bedingung sozialer Teilhabe in der Gesell-                   diese deutlich zugenommen haben (Infas/DLR, Mobili-
schaft. Dies gilt insbesondere für ältere Menschen.                       tät in Deutschland [2008]). Diese Entwicklung verstärkt
Dabei gewinnt die Mobilität mit zunehmendem Alter                         sich dadurch, dass derzeit die ersten Generationen alt
sogar noch an Bedeutung, denn mit dem Ausschei-                           werden, die ihr Leben lang Auto gefahren sind und den
den aus dem Erwerbsleben entstehen neue zeitliche                         eigenen Pkw nicht missen möchten.
Räume, die in einem veränderten Mobilitätsverhalten

  Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Altersgruppen

  100
                      89
   90                      86
                                                     83
                                                          81
   80                           74
   70

   60                                                          58

   50

   40                                                                               35

   30                                                                                    28

   20                                                                                         16

   10
                                                                                                           3,5 3,2 2,3
    0
                   Anteil mobiler                 Unterwegszeit                   Tagesstrecke          durchschnittliche
                   Personen in %                in Minuten pro Tag                   in km              Anzahl der Wege

        L  60- bis 64-Jährige               L  65- bis 74-Jährige               L  über 74-Jährige

  MiD 2008

Aber nicht nur das Auto, sondern auch das Fahrrad und                     In der Altersgruppe der 61–70-Jährigen steigt die
in den letzten Jahren verstärkt das Pedelec gewinnen                      Nutzung des Fahrrades im Vergleich zur Gruppe der
zunehmend an Bedeutung als Verkehrsmittel für ­ältere                     51–60-Jährigen sogar an. Für 14 Prozent ihrer Wege
Menschen. Der Ausstattungsgrad mit Fahrrädern bei                         nutzt diese Altersgruppe das Fahrrad oder Pedelec.
den 70 bis unter 80-Jährigen liegt bei etwa 67 Prozent,                   Erst bei den über 80-Jährigen geht die Nutzung auf
bei den über 80-Jährigen gar noch bei 43 Prozent.                         etwa 8 Prozent der Wege zurück.

Mobilitätsverhalten älterer Menschen                                                  Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   7
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Anteil der Verkehrsmittel an Wegen älterer Menschen

         51–60 Jahre             20 %               10 %                             60 %                                 10 %

          61–70 Jahre              24 %                     14 %                            55 %                            7%

         71–80 Jahre                    29 %                       12 %                     50 %                           9%

    81 Jahre und älter                    32 %                      8%                    47 %                           13 %

                         %       10            20          30             40   50    60            70     80        90           100

                         L  Fuß           L  Fahrrad          L  Motorisierter Individualverkehr          L  ÖPNV

    MOP 2013/2014, KIT

8     Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                             Mobilitätsverhalten älterer Menschen
Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
Gründe für das Radfahren bei älteren Menschen
Allgemeingültige Gründe für das Mobilitätsverhalten      • E
                                                            s reduziert die Gefahr, an Herzkrankheiten,
älterer Menschen lassen sich nicht allzu leicht ausma-     Bluthochdruck, Krebs oder Diabetes zu erkranken.
chen. Denn bei der heutigen älteren Generation handelt   • E
                                                            s verbessert den Schlaf, das Wohlbefinden und
es sich keinesfalls um eine homogene Gruppe, sondern       mindert depressive Symptome.
vielmehr um eine sehr heterogene, die sich in der Art
ihrer individuellen Lebensführung stark unterscheidet.   Einige medizinische Untersuchungen belegen, dass
Insgesamt betrachtet wird das Fahrrad bzw. Pedelec       eine Stunde Radfahren pro Woche die Lebenserwar-
von Seniorinnen und Senioren jedoch hauptsächlich für    tung einer 50-Jährigen Person um bis zu fünf Jahre
Fahrten zum Einkauf, für Strecken im Zusammenhang        verlängern kann. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Rad
mit Dienstleistungen sowie für Freizeitzwecke genutzt.   Fahrende wesentlich länger in guter körperlicher Ver-
Zusammengenommen ergeben sich aus diesen Aktivi-         fassung bleiben als Menschen mit bewegungsarmen
täten etwa 90 Prozent der Wege.                          Lebensstilen (Difu, Forschung Radverkehr – Die Alte-
                                                         rung der Gesellschaft und das Fahrrad, 2011). Ingo Fro-
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge wird das       böse, Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und
Fahrrad bzw. Pedelec von älteren Menschen in erster      bewegungs­orientierte Prävention und Rehabilitation
Linie genutzt, weil es praktisch ist und Spaß macht.     der Deutschen Sporthochschule Köln, betont in sei-
Eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwe-       nem Vorwort zur Studie der Eugen-Otto-Butz-Stiftung
sen (BASt) zum Thema „Ältere Menschen als Radfah-        zu Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Rad-
rer“ (1999) arbeitete weitere Fahrmotive heraus. Dazu    fahrer (2011):
zählten u.a.:
                                                         Mobilität ist speziell im fortgeschrittenen Alter ein „Grund-
•	für kurze Wege praktisch                              bedürfnis“, welches die aktive Teilnahme am gesellschaft-
• Geld sparen                                           lichen Leben überhaupt erst richtig ermöglicht. Sich be-
                                                         wegen und dabei interagieren und kommunizieren mit der
• Auto zu teuer
                                                         Umwelt und innerhalb sozialer Strukturen agieren meint
• weniger Stress als beim Autofahren                    Mobilität. (…) Speziell ältere Menschen haben bezogen auf
• keine Parkplatzprobleme                               die Mobilität ganz besondere Bedürfnisse und Anforde-
• bessere Transportmöglichkeiten                        rungen. Diese leiten sich zum Einen aus den sich verän-
• schlecht zu Fuß                                       dernden biologischen Voraussetzungen, zum Anderen aber
                                                         auch aus sozial und emotional altersangepassten Ressour-
• schneller am Ziel
                                                         cen ab. (…) Der im Alter zunehmende Rad- und Fußverkehr
• Beitrag zum Umweltschutz.                             verlangt nach angemessenen Lösungen und Strukturen,
                                                         die nicht nur unter dem Aspekt der Sicherheit (…), sondern
Ein weiteres wesentliches Argument für die Nutzung       auch unter den Aspekten Komfort, Emotionalität und Par-
des Fahrrades war der Faktor Gesundheit (BASt, Ältere    tizipation gedacht werden müssen. Da Mobilität eben viel
Menschen als Radfahrer [1999]). Regelmäßig ausgeübt,     mehr beinhaltet als nur die Bewältigung von Wegstrecken,
weist es die folgenden Wirkungen auf:                    ist sie ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität in
                                                         der zweiten Lebenshälfte (…).
• E
   s trainiert den Gleichgewichtssinn und verringert
  so das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen.          Die Ermöglichung, der Erhalt und die Verbesserung von
• E
   s sorgt für gesundere Muskeln und stärkere           Mobilität sind entscheidend für eine angemessene Ge-
  Knochen bzw. unterstützt die Ausdauer.                 staltung dieses Lebensabschnittes (Rudinger/Schrei-
                                                         ber, Freizeitmobilität älterer Menschen, 2006). Eine ziel-
• E
   s hilft bei Gelenkschwellungen und Schmerzen
                                                         gruppengerechte Verkehrssicherheitsarbeit kann ein
  im Zusammenhang mit Arthritis.
                                                         Beitrag sein.

Gründe für das Radfahren bei älternen Menschen                    Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs        9
Trend zum Pedelec
Elektrofahrräder liegen im Trend. Im Jahr 2017 wurden      cherweise unterschätzen.“ (M. Geiler, Radeln unter Strom,
720.000 dieser Fahrräder verkauft. Insgesamt sind auf      BGN Akzente, 2014).
Deutschlands Straßen damit laut dem Zweirad-Indust-
rie-Verband (ZIV) zum Jahresanfang 2018 etwa 3,7 Mil-      Mit der wachsenden Verbreitung ergeben sich neue
lionen Elektrofahrräder unterwegs. Mittelfristig geht      Herausforderungen für die Verkehrssicherheit. Ins-
der Verband von einem Anteil von 18 bis 20 Prozent aus,    besondere die Frage, wie sich die potenziell höheren
langfristig rechnet der ZIV mit einem Anteil am Gesamt-    Geschwindigkeiten auf das Fahrverhalten und das Un-
fahrradmarkt von bis zu 30 Prozent.                        fallgeschehen auswirken, war bisher offen. Die Unfall-
                                                           forschung der Versicherer (UDV) untersuchte daher
An erster Stelle stehen dabei die so genannten Pede­       gemeinsam mit der TU Chemnitz die Mobilität, die Ge-
lecs, Fahrräder mit elektronischer Trittunterstützung      schwindigkeit und die Verkehrssicherheit von Elektro-
bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Ein batte-       rad Fahrenden im Vergleich zu Fahrrad Fahrenden. Im
riegetriebener Motor mit einer Leistung von bis zu 250     Ergebnis zeichnet die Studie folgendes Bild: Pedelecs
Watt erleichtert das Vorwärtskommen und ermöglicht         werden gerne von älteren Personen gefahren. Pedelecs
das Zurücklegen größerer Distanzen. Zum Fahren auf         und Fahrräder werden in ähnlichem Umfang und zu
öffentlichen Straßen werden kein Führerschein, keine       ähnlichen Zwecken eingesetzt. Pedelec Fahrende sind
Betriebserlaubnis und kein Versicherungskennzeichen        im Mittel schneller unterwegs als Fahrrad Fahrende.
benötigt.                                                  Der Unterschied ist allerdings nicht sehr groß (etwa
                                                           2 km/h). Ältere Menschen scheinen die Motorunterstüt-
Einige Pedelecs sind mit einer Anfahr- und Schiebe-        zung in erster Linie einzusetzen, um dem Fahrrad ähnli-
hilfe ausgestattet. Bis zu einer Höchstgeschwindigkeit     che Geschwindigkeiten mit geringerem Aufwand zu re-
von 6 km/h ist ein Antrieb ausschließlich mit Motorkraft   alisieren.
möglich. Ziel ist es, das Anfahren oder Schieben zu er-
leichtern. Sie machen zwischen 95 und 99 Prozent aller     Ob mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs, beide
verkauften Elektrofahrräder aus. Besonderer Beliebt-       Nutzergruppen erleben ähnlich häufig kritische Situati-
heit erfreuen sich diese Räder bei Seniorinnen und Se-     onen im Straßenverkehr. Am häufigsten werden für alle
nioren.                                                    Zweiradtypen Konflikte im Längsverkehr, Einbiegen-/
                                                           Kreuzen- oder Abbiege-Konflikte beobachtet. Das Kon-
Für das Fahren mit einem Pedelec gelten dieselben          fliktgeschehen von Pedelec Fahrenden entspricht damit
Verkehrsregeln wie für das Radfahren. Auch hier müs-       dem klassischen Radunfallgeschehen (Gesamtverband
sen benutzungspflichtige Radwege benutzt werden.           der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. – Unfall-
Außerdem gelten für sie dieselben Sicherheitshinwei-       forschung der Versicherer, Neues Risiko Pedelec?, 2014).
se wie für den normalen Radverkehr: sich für andere
Verkehrsteilnehmende gut sichtbar machen, voraus-          Ein Vergleich von Fahrrädern und Elektrofahrrädern
schauend und defensiv fahren und sich stets eindeutig      zeigte, dass Elektrofahrräder per se keinem erhöhten
verhalten. Von abbiegenden Fahrzeugen, insbesondere        oder anders gelagertem Sicherheitsrisiko als Fahrrä-
Lkw und Bussen, gilt es, großen Abstand zu halten. Und     der unterliegen (Gesamtverband der Deutschen Versi-
in Situationen, in denen keine guten Sichtbeziehungen      cherungswirtschaft e. V. – Unfallforschung der Versi-
zwischen Rad- und Autoverkehr bestehen, sollten auch       cherer, Neues Risiko Pedelec?, 2014).
Pedelec Fahrende immer sehr vorsichtig sein.

„Hinzu kommen Besonderheiten des Pedelecs, die bedacht
werden sollten: Pedelecs sind schwerer als normale Fahr-
räder und haben dadurch einen längeren Bremsweg. Man
muss also früher mit dem Bremsen beginnen. Auch sollte
man im Kopf haben, dass andere Verkehrsteilnehmer die
Geschwindigkeit eines herannahenden Pedelecs mögli-

10   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                                  Trend zum Pedelec
Altersbedingte Herausforderungen
Die gerontologische Forschung hat sich eine differen-      • das Nachlassen des Sehvermögens und
zierte Betrachtung des Alterns zu eigen gemacht, in der    • das Nachlassen des Hörvermögens.
Leistungsabbau und Kompetenzverlust nicht in unmit-
telbarer Abhängigkeit vom kalendarischen Alter gese-       Bereits ab dem Alter von 50 Jahren weisen nach Amon
hen werden (Ältere Menschen als Radfahrer, 1999). Denn     S. Cohen (1986) etwa 70 Prozent aller Menschen eine
das kalendarische Alter allein ist heute kein guter In-    Sehstörung auf, bei den 60-Jährigen betrifft dies be-
dikator zur Bewertung der Belastbarkeit, der Leis-         reits mehr als 80 Prozent. Die häufigsten altersbeding-
tungsfähigkeit oder gar des (körperlichen) Aktivitäts-     ten Befunde sind dabei:
potentials eines Menschen mehr. Die Altersgruppe der
65-Jährigen und Älteren ist dafür zu heterogen.            • eine Abnahme der Sehschärfe,
                                                           • e
                                                              ine Verringerung des dynamischen Sehens
Gleichwohl setzen bei den meisten Menschen im ­L aufe        (das Erkennen bewegter Objekte),
des Lebens, bei dem einen früher, bei dem anderen
                                                           • eine Verringerung der Sichtfeldweite,
später, physiologische, sensorische und psychische
Veränderungen ein, die sich auf das Radfahren bzw.         • g
                                                              leichzeitig im Sichtfeld auftretende Objekte in un-
Pedelecfahren auswirken können. Viele Gesundheits-           terschiedlichen Distanzen können nicht mehr aus-
beeinträchtigungen stellen sich dabei meist schlei-          reichend schnell fokussiert werden und
chend ein. Als physiologische Faktoren, die die Verkehr-   • d
                                                              ie Anpassung an sich verändernde
steilnahme älterer Menschen beeinträchtigen können,          Lichtverhältnisse dauert länger.
werden in der Literatur u.a. folgende genannt:
                                                           Neben dem Sehvermögen lässt mit zunehmendem ­Alter
• das Nachlassen der Muskelkräfte,                        auch das Hörvermögen nach. Etwa ab dem 65. Lebens­
• d
   as Nachlassen der Beweglichkeit und                    jahr lassen sich wissenschaftlichen Untersuchungen
  Gelenkigkeit,                                            zufolge u.a. vielfach folgende Einschränkungen beob-
                                                           achten:
• die Instabilität des Herz-Kreislauf-Systems,
• die schnellere Erschöpfung von Kraftreserven und        • E
                                                              inschränkungen bei der Richtungserkennung
• die verringerte Regenerationsfähigkeit.                   von Tönen und
                                                           • Einschränkungen bei der Aufnahme leiser Signale.
In der Folge sinkt mit dem Alter die Bewegungsschnel-
ligkeit und somit die Schnelligkeit der Handlungsaus-      Insbesondere im höheren Alter lassen sich auch psy-
führung. Für das sichere Radfahren bzw. Pedelecfah-        chische Veränderungen nicht leugnen. Ellinghaus u.a.
ren ist dies jedoch eine der wichtigsten Fähigkeiten.      (1990) nennen auf der Grundlage der von ihnen unter-
Auch ist mit zunehmendem Alter damit zu rechnen,           suchten Literatur folgende Abbauerscheinungen:
dass komplexe Leistungen, wie bspw. die Koordination
von Bewegungsabläufen oder die Wiedergewinnung des         • eine verminderte Konzentrationsfähigkeit,
Gleichgewichts beeinträchtigt sein können (Ältere Men-     • S
                                                              chwierigkeiten bei der Bewältigung komplexer
schen als Radfahrer, 1999). Durch Kompensationsstra-         wie auch neuer und ungewohnter Anforderungen,
tegien wie einer risikoarmen Fahrweise, die gewissen-
                                                           • S
                                                              chwierigkeiten bei Entscheidungsprozessen in
hafte Regelbeachtung, die Planung kürzerer Wege oder
                                                             komplexen Situationen und
den Verzicht auf Alkohol gelingt es vielen älteren Men-
schen, diese Defizite auszugleichen.                       • e
                                                              ine Verlangsamung der Informationsverarbei-
                                                             tung und somit Schwierigkeiten bei Aufgaben, die
Hinsichtlich der sensorischen Veränderungen bei äl-          schnelle Entscheidungen und schnelles Handeln
teren Menschen hat eine Vielzahl wissenschaftlicher          erfordern (Ältere Menschen als Radfahrer, 1999).
Untersuchungen eine altersbedingte Verschlechterung
folgender Prozesse nachgewiesen:

Altersbedingte Herausforderungen                                  Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs    11
Zusammengenommen treten alle genannten Defizite
natürlich nicht zwangsläufig gemeinsam auf. Dennoch
ist ab einem bestimmten Lebensalter mit der einen oder
anderen Einschränkung zu rechnen. Das Auftreten ein-
zelner Defizite ist von Individuum zu Individuum unter-
schiedlich und kann keinem bestimmten Lebensalter
zugeordnet werden. Auch kann von der Diagnose einer
Erkrankung nicht eindeutig auf die Fahreignung rück-
geschlossen werden.

Gerade Kompensationsstrategien älterer Radfahrer, ob
verhaltensorientierter oder medizinischer Art, tragen
dazu bei, die Mobilität älterer Menschen langfristig zu
erhalten. Hier kann und muss auch die praktische Ver-
kehrssicherheitsarbeit ihren Ansatz finden. Denn erst
die Kumulation von Einschränkungen kann Auswirkun-
gen auf die Verkehrs- und Fahrtauglichkeit haben. Klar
ist, zum sicheren Radfahren bzw. Pedelecfahren sind
eine Reihe von körperlichen und geistigen Fähigkeiten
nötig (Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Rad-
fahrer, 2011).

12   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs           Altersbedingte Herausforderungen
Kompensationsstrategien von älteren
Rad Fahrenden
Der Mensch ist sein Leben lang entwicklungsfähig und       nach gegeben, wenn eine Person an heißen Tagen Fahr-
in der Lage, sein Schicksal selbst zu gestalten. Dazu      ten, die mit dem Rad oder Pedelec erfolgen sollen, in
kann er sich dreier Strategien bedienen, deren Zusam-      die Morgen- oder Abendstunden verlegt, um so nicht
menspiel eine erfolgreiche lebenslange Entwicklung         der übermäßigen Hitze ausgesetzt zu sein. Bekannt
ermöglicht: der Selektion, der Optimierung und der         ist, dass ältere Verkehrsteilnehmende darum bemüht
Kompensation. Im Hinblick auf die individuelle Mobilität   sind, hohes Verkehrsaufkommen zu meiden und daher
und die Fähigkeit, auch im Alter noch aktiv das Fahrrad    eher außerhalb der Stoßzeiten unterwegs sind oder das
oder Pedelec zu nutzen, bedeutet dies, sich Prioritäten    sie Umwege in Kauf nehmen, um auf weniger belebten
zu setzen. Will man sich die Fähigkeit des Radfahrens      Strecken zu fahren. Natürlich kann auch das Vermeiden
erhalten, kann ab einem bestimmten Alter regelmäßige       des Radfahrens unter widrigen Witterungsbedingungen
Gymnastik dazu beitragen, die notwendige Beweglich-        als eine Kompensationsstrategie betrachtet werden.
keit für das Rad- oder Pedelecfahren aufrechtzuerhal-      Bekannt ist ebenfalls, dass ältere Rad Fahrende Nacht-
ten. Auch kann der Umstieg auf ein neues, altersge-        fahrten meiden. Die Wahl eines anderen Verkehrsmit-
rechtes Fahrrad bzw. Pedelec mit tiefem Durchstieg die     tels (ÖPNV, Pkw, zu Fuß gehen) stellt eine weitere Mög-
Nutzung dieses Verkehrsmittels auch im höheren Alter       lichkeit der organisatorischen Kompensation dar.
ermöglichen. Selektion meint hier also, Prioritäten zu
setzen und Dinge oder Gewohnheiten zu ändern, um           Ältere Rad- oder Pedelec Fahrende brauchen oft mehr
aktiv mobil bleiben zu können.                             Zeit. Sie fahren langsamer und steigen häufiger ab, um
                                                           komplexere Verkehrssituationen schiebend zu bewälti-
Die Möglichkeit der Optimierung in Bezug auf das Rad-      gen. Hierbei spricht man von einer verhaltensmäßigen
fahren meint, jenes auch im Alter weiter zu trainieren.    Kompensation.
An diesem Punkt setzt u.a. der vorliegende Praxisbau-
stein „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs“         Unter einer kognitiven Kompensation versteht man
an.                                                        Veränderungen in geistigen Tätigkeiten, die bspw. für
                                                           die Bewältigung einer Verkehrssituation von Nöten sind
Die Strategie der Kompensation ist nötig, wenn Rad-        wie z. B. eine besondere Aufmerksamkeit und Vorsicht,
oder Pedelecfahren nicht mehr in der gewohnten Form        um die eigene Sicherheit zu verbessern, oder auch eine
bzw. wie in jungen Jahren ausgeführt werden kann. An-      Selbstreflexion der eigenen Stärken und Schwächen.
dere Verhaltensweisen oder Alternativen müssen ein-
gesetzt werden, um dasselbe Ziel zu erreichen. Engeln      Älteren Menschen, die durch funktionale Einschrän-
und Schlag (2008) unterscheiden mehrere verhaltenso-       kungen aufgrund von Erkrankungen oder durch Einbu-
rientierte Kompensationsmöglichkeiten. Dazu zählt u.a.     ßen in der (körperlichen) Leistungsfähigkeit betroffen
die Möglichkeit der Kompensation durch technische          sind, stehen demnach mehrere Kompensationsmög-
Hilfsmittel. Hier ist bspw. das Anbringen eines Rück-      lichkeiten zur Verfügung. Kompensationen können
spiegels (zur Orientierung über den rückwärtigen Ver-      dabei unbewusst als auch bewusst erfolgen. Sie können
kehr bei Einschränkungen im Bewegungsapparat) oder         dort angewendet werden, wo eine bewusste Wahrneh-
der Umstieg auf ein Rad mit tiefem Oberrohr (Damen-        mung relevanter Veränderungen stattgefunden hat. In
rad) oder gar vom Fahrrad auf das Pedelec gemeint.         der Regel werden von allen Menschen Kompensationen
Technische Kompensationsmöglichkeiten können also          bevorzugt, die von der Umgebung möglichst unbemerkt
dazu beitragen, dem Nutzer eine Erleichterung bei ge-      bleiben. Die von älteren Menschen gewählte Kompen-
sundheitlichen Einschränkungen zu verschaffen.             sationsstrategien sollten daher als positive Leistun-
                                                           gen, als Zeichen der Stärke und nicht als Zeichen einge-
Unter organisatorischer Kompensation versteht man          tretener Schwächen verstanden und bewertet werden
u.a. die Möglichkeit der individuellen Wege- und Zeit-     (Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer,
planung. Eine organisatorische Kompensation ist dem-       2011).

Kompensationsstrategien von älteren Rad Fahrenden                 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs    13
Unfälle von älteren Menschen im
Straßenverkehr
Der Anteil älterer Menschen hat in den vergangenen                               dem Vorjahr um +2,4 Prozent auf 1.049 im Jahr 2016.
Jahren nicht nur an der Bevölkerung, sondern auch bei                            Insgesamt betrug der Anteil der Senioren an allen Ve-
den Verkehrsteilnehmenden zugenommen. Der Anteil                                 runglückten 12,6 Prozent, bei den Todesopfern war die-
der Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren an der                             ser mit 32,7 Prozent wesentlich höher.
Gesamtbevölkerung ist dabei in den letzten 20 Jahren
von 15,6 Prozent auf 21,1 Prozent gestiegen. Insgesamt                           Ältere Menschen erleiden im Durchschnitt schwere-
lebten 2015 rund 17,3 Millionen Personen im Alter von                            re Unfallfolgen als jüngere. Darüber hinaus haben die
mindestens 65 Jahren in Deutschland.                                             65-Jährigen oder älteren eine geringere Chance, einen
                                                                                 Verkehrsunfall zu überleben. Hierin spiegelt sich zum
75.552 ältere Menschen waren im Jahr 2016 an Unfäl-                              einen die mit zunehmendem Alter nachlassende physi-
len mit Personenschaden beteiligt, das waren 13,1 Pro-                           sche Widerstandskraft wider, zum anderen ist das hö-
zent aller Unfallbeteiligten. Senioren haben damit im                            here Sterberisiko durch die Art der Verkehrsteilnahme
Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil eine unterpro-                             bedingt. So nehmen ältere Menschen häufiger als – un-
portionale Unfallbeteiligung. Die geringere Unfallbetei-                         geschützte – Fußgänger am Verkehr teil und sind daher
ligung von Senioren dürfte u.a. daran liegen, dass älte-                         einem größeren Risiko ausgesetzt, schwerwiegende
re Menschen nicht mehr täglich zur Arbeit fahren und                             Verletzungen zu erleiden (Verkehrsunfälle – Unfälle von
somit seltener am Straßenverkehr teilnehmen.                                     Senioren im Straßenverkehr, 2017). Ebenso hat der Anteil
                                                                                 der Wege, die mit dem Fahrrad oder Pedelec zurückge-
Im Jahr 2016 verunglückten insgesamt 50.247 ältere                               legt werden, bei den älteren Menschen in den vergan-
Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren im Stra-                               genen Jahren zugenommen. Auch für die Zukunft ist zu
ßenverkehr: das waren 3,2 Prozent mehr als ein Jahr                              erwarten, dass ältere Menschen in größerem Maße das
davor. Davon wurden 36.395 Senioren leicht (+ 3,2 Pro-                           Fahrrad und Pedelec als Verkehrsmittel nutzen werden
zent) und 12.803 schwer verletzt (+ 3,3 Prozent). Gestie-                        (Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer,
gen ist auch die Zahl der getöteten Senioren gegenüber                           2011).

  Straßenverkehrsunfallgeschehen von Senioren im Überblick
                                                                                                                                                         36.395
                                                                                                                              35.267

     40.000
                                                                  30.029

                                                                                           29.363

     35.000
                                       25.485

     30.000
     25.000
     20.000
                                                                                                                                                12.803
                                                                                                                     12.399
                              10.842

                                                         10.752

                                                                                  10.229

     15.000
     10.000
                     1.311

                                                                                                            1.024

                                                                                                                                       1.049
                                                1.162

      5.000
                                                                           910

         0
                             2000                       2005                     2010                               2015                       2016

              L  Getötete             L  Schwerverletzte             L  Leichtverletzte

  www.destatis.de

14     Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                                   Unfälle von älteren Menschen im Straßenverkehr
Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen
Im Jahr 2016 verunglückten 81.274 Rad Fahrende (ein-          trachtet man die bei Straßenverkehrsunfällen getöte­ten
schließlich Pedelecs) im Straßenverkehr, 393 davon            Fahrrad Fahrenden, dann zeigt sich bei der Altersgrup-
tödlich. Unter den getöteten Rad Fahrenden waren 62           pe 65 plus ein deutlicher Anstieg gegenüber jüngeren
Pedelec-Fahrende (16 Prozent). Unter den verunglück-          Rad Fahrenden. Insgesamt waren 59 Prozent der töd-
ten Fahrrad Fahrenden waren 14.144 Senioren, der An-          lich verunglückten Fahrrad Fahrenden mindestens 65
teil verunglückter Senioren bei den Fahrrad Fahrenden         Jahre alt. Dies führt zu dem Schluss, dass die Unfall-
lag somit bei 17 Prozent (www.destatis.de).                   folgen für Senioren häufig besonders gravierend sind.

Gemessen am Bevölkerungsanteil verunglücken Senio-            Die statistischen Unfalldaten von Pedelec Nutzenden
ren als Fahrrad Fahrende etwas seltener als andere Al-        unterscheiden sich von denen der Fahrrad Fahrenden.
tersgruppen. Schaut man sich die Fahrleistung mit dem         Denn mit Pedelecs verunglücken, gemessen am Bevöl-
Fahrrad (MID 2008) an, so zeigt sich bei den über 70-Jäh-     kerungsanteil, mehr ältere als jüngere Personen, was
rigen jedoch ein erhöhtes Unfallrisiko.                       vermutlich mit der Beliebtheit von Pedelecs bei älteren
                                                              Menschen in Zusammenhang steht. Umfragen bestäti-
Die Unfallzahlen selbst zeigen, dass die ab 65-Jährigen       gen, dass sich überwiegend Senioren für Pedelecs ent-
unter den getöteten Rad Fahrenden deutlich überre-            scheiden, weil sie diese trotz körperlicher Einschrän-
präsentiert sind. Dabei bewegen sich viele ältere Rad         kungen nutzen können und damit längere Wege sowie
Fahrende im Straßenverkehr sehr angemessen und                Strecken mit Steigungen bewältigen können. Bei den
vorsichtig und nur sehr wenige risikoreich (Fahrgewohn-       tödlich verunglückten Pedelec Fahrenden handelt es
heiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer, 2011. Be-        sich überwiegend um Senioren.

  Verunglückte Radfahrer 2016 (ohne Pedelec) je 100.000 Einwohner der Altersgruppe

  200
                                             190
                            186
  180

  160

  140                                              138
                                                               121
  120
                                                                         111
  100                                                                             88       92

   80
                                                                                                              70
                       65
   60

   40

   20
             11
    0
        unter 6     6–10     10–15       15–18      18–21   21–25    25–35     35–45   45–55    55–65      65 +

              Fahrräder (ohne Pedelec)

  www.destatis.de

Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen                         Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs    15
Getötete Radfahrer 2016 (ohne Pedelec) je 100.000 Einwohner der Altersgruppe

      12

                                                                                                                                   10
      10

       8

       6

       4
                                                     3                                                           4        4
                                                                 2            2                           2
       2
                            1             1                                                 1
                 0
       0
               unter 6    6–10          10–15     15–18       18–21         21–25         25–35       35–45    45–55   55–65      65 +

                     Fahrräder (ohne Pedelec)

 www.destatis.de

 Unfallentwicklung Fahrrad 2014 bis 2016

     80.000                                                                                 77.373
                                                           75.234

     70.000
                            61.818
     60.000

     50.000

     40.000

     30.000

     20.000
                                 13.898                         13.359                             13.398
     10.000
                                        357                           347                                331
           0
                                 2014                          2015                               2016

           L  Leichtverletzte               L  Schwerverletzte              L  Getötete

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16     Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                               Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen
Verunglückte Radfahrer der Altersgruppe 65+ (ab 2014 inkl. Pedelec) 2011 bis 2016

  15.000

                                                                                                          14.144
  14.000
                                                                                13.545
                                                                                               13.685
  13.000                           12.803
                                                    12.639

  12.000
                                                                 12.138

  11.000

                     10.671
  10.000

   9.000
                     2010          2011             2012          2013          2014           2015           2016

                     Verunglückte 65 +

  www.destatis.de

  Verunglückte Pedelecfahrer 2016 je 100.000 Einwohner der Altersgruppe

   12
                                                                                                                      11

   10

                                                                                                          8
    8

    6

                                                                                                  4
    4

                                                                            2            2
    2
                                              1              1     1
             0           0         0
    0
           unter 6     6–10     10–15       15–18      18–21     21–25    25–35        35–45    45–55   55–65        65 +

                 Pedelec

  www.destatis.de

Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen                              Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs        17
Unfallentwicklung Pedelec 2014 bis 2016

     3.000

                                                                                          2.752
     2.500

     2.000                                                     2.035

     1.500                     1.560

     1.000                                                                                     1.087
                                                                    871
                               624
      500

                                     39                             36                         62
        0
                              2014                           2015                       2016

         L  Leichtverletzte               L  Schwerverletzte              L  Getötete

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18    Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen
Unfallursachen
bei älteren Verkehrsteilnehmern
Ältere Verkehrsteilnehmende haben Schwierigkeiten              mit älteren Menschen ist es notwendig, einen Blick auf
bei der Bewältigung solcher Fahraufgaben, die beson-           die aktuellen Unfallursachen zu werfen. Nach der amt-
dere Anforderungen an Informationsverarbeitung, Re-            lichen Unfallstatistik führt folgendes Fehlverhalten von
aktion, Konzentration und teilweise auch die körperli-         Fahrrad- bzw. Pedelec Fahrenden über 65 Jahre am
che Beweglichkeit stellen. Insbesondere beim Rad- und          häufigsten zu Verkehrsunfällen:
Pedelecfahren hat die körperliche Beweglichkeit eine
herausragende Rolle. Wissenschaftlichen Untersu-               1.	Falsche Straßenbenutzung (z. B. Befahren
chungen zur Folge haben ältere Rad Fahrende verstärkt              eines Radweges in die falsche Richtung)
Probleme mit dem Umdrehen, dem Spurhalten oder                 2.	Vorfahrt/Vorrang
dem Auf- und Absteigen.                                            (z. B. Verletzung Rechts vor Links)
                                                               3.	Abbiegen, Ein- und Anfahren
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Hinweise auf Koor-
                                                                   (z. B. Fehler beim Linksabbiegen)
dinations- und Gleichgewichtsprobleme sowie auf Sta-
bilitätsverluste beim Signalisieren durch Handzeichen.         4. Nicht angepasste Geschwindigkeit
Ebenfalls stellte sich heraus, dass diese instrumentel-        5. Fahren unter Alkoholeinfluss
len Defizite den Älteren durchaus bewusst sind (Ältere
Menschen als Radfahrer, 1999).                                 Jeder fünfte Fahrradunfall mit Personenschaden ist ein
                                                               Alleinunfall. Aber auch die jeweilige Straßenbeschaf-
Zur Vermeidung von Fahrrad- bzw. Pedelecunfällen als           fenheit kann zu Unfällen führen.
auch zur Fokussierung der Verkehrssicherheitsarbeit

  Fehlerverhalten von Rad und Pedelec Fahrenden der Altersgruppe 65plus
  bei Unfällen mit Personenschaden 2016

                                                 16,9 %

                                                             11,0 %

                                                                                    L  Falsche Straßenbenutzung
     51,1 %
                                                                                    L  Vorfahrt/Vorrang

                                                                   11,0 %           L  Abbiegen, Ein- und Anfahren

                                                                                    L  nicht angepasste 
                                                                                        Geschwindigkeit

                                                          11,0 %                    L  Fahren unter Alkoholeinfluss

                                                                                    L  andere Fehler
                                             3,4 %

  www.destatis.de

Unfallursachen bei älteren Verkehrsteilnehmern                              Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   19
Tipps zum sicheren Radfahren
 D
   as Tragen eines Fahrradhelmes sollte normal             D
                                                              as Fahrrad oder Pedelec sollte in regelmäßigen
  sein – auch für Erwachsene. Obwohl ein Fahrrad-            Abständen auf mögliche Schäden kontrolliert wer-
  helm 80 Prozent der Schädelverletzungen verhin-            den! Auch Reifen, Bremsen und Fahrradkette ermü-
  dern kann, tragen nur 19 Prozent (2017) der er-            den mit der Zeit!
  wachsenen Rad Fahrenden einen Helm. Neben der
  Risikoer­höhung für sich selbst wird so ein schlechtes    R
                                                              ad Fahrende haben keine Knautschzone. Bei
  Beispiel für heranwachsende Rad Fahrende gegeben           einem Unfall besteht die erhöhte Gefahr von körper-
  (ACE, Fahrrad-Unfälle, 2010).                              lichen Schäden. Auch wenn Rad Fahrende im Recht
                                                             sind, sollten sie nicht darauf bestehen!
 N
   ach langer Rad-Abstinenz sollte Unsicherheit
  nicht durch allzu forsches Auftreten ausgeglichen           ad Fahrende gehören zwar zu den besonders ge-
                                                            R
  werden. Radfahren verlernt man zwar nicht, doch            fährdeten Verkehrsteilnehmenden, sie sind aber
  können die ungewohnten Bewegungsabläufe die Auf-           nicht die Schwächsten. Rad Fahrende haben sich
  merksamkeit im Straßenverkehr beeinträchtigen.             gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmenden
  Als Gelegenheitsradler langsam anzufangen ist si-          wie Kindern und zu Fuß Gehenden rücksichtsvoll zu
  cherer als auf dem ungewohnten Gefährt auftrump-           verhalten!
  fen zu wollen (ACE, Fahrrad-Unfälle, 2010).
                                                            A
                                                              lkoholkonsum ist mit Straßenverkehr nicht zu ver-
 D
   ie Straßenverkehrsvorschriften sollten jedem             einbaren. Dies gilt auch, wenn man mit dem Fahrrad
  Rad Fahrenden bekannt sein, sofern sich im öffent-         oder Pedelec unterwegs ist.
  lichen Verkehrsraum fortbewegt wird. Rad Fahrende
  müssen sich mit den geltenden Regeln vertraut ma-
  chen und diese auch einhalten!

 B
   ei Dämmerung und Dunkelheit sollte man nur mit
  guter Beleuchtung Rad fahren! So wird man von an-
  deren Verkehrsteilnehmenden besser gesehen und
  kann Wege selbst besser beurteilen und Stürze ver-
  meiden!

20   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                                     Tipps zum sicheren Radfahren
Fahrrad- und Pedelecfahren trainieren
Eine große Zahl der Fahrrad- und Pedelecunfälle von        W
                                                             er sicher auf dem Rad ist, muss dies nicht auch
Seniorinnen und Senioren sind Alleinunfälle ohne die        auf dem Pedelec sein. Ohne Einweisung und Training
Beteiligung von anderen Verkehrsteilnehmenden. Hier         sollten (ältere) Menschen nicht vom Fahrrad auf das
dürfte die Dunkelziffer der Statistiken sehr hoch sein,     Pedelec umsteigen, denn das Unterschätzen der Dy-
denn nicht jeder Unfall wird polizeilich erfasst. Ver-      namik eines Pedelecs kann den Fahrenden in gefähr-
kehrsunfallstatistiken und Statistiken der Krankenkas-      liche Situationen bringen.
sen gehen weit auseinander. Ursachen für solche Unfäl-
le können sein:                                              edelecs erleichtern das Anfahren und gleichen kör-
                                                           P
                                                            perliche Schwächen beim Fahrradfahren aus. Der
   ltere Menschen haben das Radfahren in der Kind-
 Ä                                                         richtige Umgang mit elektronisch unterstützten Rä-
  heit erlernt. Erst im Alter und bei entsprechender        dern muss allerdings geübt werden, z. B. das Anfah-
  Freizeit steigen sie wieder auf das Fahrrad. Die we-      ren, das Bremsen oder die Kurvenfahrt. Auf einem
  sentlichen Bewegungsabläufe sind zwar noch im             Übungsparcours, in dem typische Verkehrssituatio-
  Gedächtnis gespeichert, aber die Handhabung des           nen im Schonraum nachgestellt werden, können Se-
  Fahrrads ist eher unsicher.                               niorinnen und Senioren erproben, wie das Fahrzeug
                                                            reagiert.
 N
   ach langer Radfahrpause stellen sich beim „Wie-
  dereinstieg“ häufig Fehler ein, vor allem beim Auf-        er Entschluss, wieder mehr für die Gesundheit zu
                                                           D
  und Absteigen, Bremsen und Anhalten. Solche Fehler        tun und die Anschaffung eines neuen Fahrrades sind
  entwickeln sich schnell zu schlechten Gewohnheiten,       hoch motivierend. Häufig überschätzen ältere Men-
  wenn sie nicht rechtzeitig korrigiert werden.             schen ihre Fähigkeiten beim Radfahren („Ich kann
                                                            das noch!“) und kommen dann im Straßenverkehr in
   ewegungsabläufe beim Radfahren werden dauer-
 B                                                         gefährliche Situationen, in denen sie nicht schnell
  haft im Gedächtnis gespeichert. Im Alter haben sich       genug oder falsch reagieren.
  aber viele Dinge verändert: Die Wahrnehmung und
  die Reaktionsgeschwindigkeit, die Kraft und die Aus-    Der Praxisbaustein 10 – Fahrrad-Pedelec-Parcours
  dauer, die Balance und die Koordinationsfähigkeit.      bietet die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten und Fer-
  Das Radfahren muss unter den veränderten Voraus-        tigkeiten im Umgang mit unterschiedlichen Fahrrädern
  setzungen erst wieder neu trainiert werden.             (oder Pedelecs) zu erproben und kritisch zu reflektie-
                                                          ren. Der Übungsparcours ist jedoch nicht dazu geeig-
   ahrräder, mit denen die Seniorinnen und Senioren
 F                                                       net, im Schnellverfahren das Fahrradfahren neu oder
  das Radfahren in der Vergangenheit erlernt haben,       wieder zu erlernen oder den sicheren Umgang mit Pe-
  waren anders konstruiert als die heutigen hochtech-     delecs zu trainieren. Werden bei Teilnehmenden Defizi-
  nischen Fahrzeuge. Das betrifft die Schaltung und       te, Schwächen oder Unsicherheiten festgestellt, sollte
  die Bremsen, aber auch die gesamte Konstruktion.        die Moderatorin/der Moderator sie auf entsprechende
  Ein neues Fahrrad muss erst richtig eingestellt und     Angebote der Verkehrswacht (Fit mit dem Fahrrad), des
  im Schonraum erprobt werden, bevor es sicher im         ADFC (Radfahrkurse) oder des örtlichen Fahrradhänd-
  Straßenverkehr genutzt werden kann.                     lers verweisen.

Fahrrad- und Pedelecfahren trainieren                            Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs    21
Quellen und weitere Informationen
Auto Club Europa, Stuttgart (2010):
Fahrrad-Unfälle – eine Studie des ACE Auto Club Europa
https://www.ace.de/fileadmin/user_uploads/Der_Club/Dokumente/ACE_Aktionen/2011_Bike_heroes/Fahrrad_
Unfaelle_Studie.pdf

Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V., München (2015):
Toter Winkel bei Lkw, Bus und Pkw
http://www.berlin-sicher-mobil.de/md/1441026400_file.pdf

Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach (1999):
Ältere Menschen als Radfahrer, Heft M 112

Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach (2016):
Verkehrssicherheit Radfahrern – Analyse sicherheitsrelevanter Motive, Einstellungen und Verhaltensweisen,
Heft M 264

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Berlin (2012):
Nationaler Radverkehrsplan 2020, Den Radverkehr gemeinsam weiterentwickeln
https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/bund/nationaler-radverkehrsplan-nrvp-2020

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin (2017):
Pedelec? Aber sicher!
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/LA/pedelec-flyer.html

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin (2017):
Kurz erklärt Fahrrad
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/K/broschuere-kurz-erklaert-fahrrad.pdf?__
blob=publicationFile

Deutscher Verkehrssicherheitsrat, Bonn (2011):
Sicherheit für den Radverkehr, 2. Auflage

Deutscher Verkehrssicherheitsrat, Bonn (2017):
Sicher Rad fahren mit und ohne Elektroantrieb
https://www.dvr.de/download/broschuere-sicher-rad-fahren-2017.pdf

Deutscher Verkehrssicherheitsrat (2017):
Prüfen Sie Ihr Rad! Checkliste: Das verkehrssichere Fahrrad
https://www.dvr.de/download/flyer-pruefen-sie-ihr-rad-checkliste.pdf

Eugen-Otto-Butz-Stiftung, Hilden (2007):
Mobilitätssicherung älterer Menschen im Straßenverkehr – Forschungsdokumentation
www.butz-stiftung.de

Eugen-Otto-Butz-Stiftung, Hilden (2011):
Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer
www.butz-stiftung.de

22   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                            Quellen und weitere Informationen
Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankurt am Main (2013):
Mobilität älterer Menschen, ISOE-Diskussionspapiere 36

infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH, Bonn & Berlin (2010):
Mobilität in Deutschland 2008, Ergebnisbericht
http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiD2008_Abschlussbericht_I.pdf

Statistisches Bundesamt (destatis), Wiesbaden (2017):
Verkehrsunfälle – Kraftrad- und Fahrradunfälle im Straßenverkehr
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/
UnfaelleZweirad5462408167004.pdf?__blob=publicationFile

Statistisches Bundesamt (destatis), Wiesbaden (2017):
Verkehrsunfälle – Unfälle von Senioren im Straßenverkehr 2016
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/
UnfaelleSenioren5462409167004.pdf?__blob=publicationFile

Unfallforschung der Versicherer, Berlin (2010):
Aktion: Fit mir dem Fahrrad, Das Übungsheft für Zuhause
https://udv.de/de/node/50895

Unfallforschung der Versicherer, Berlin (2014):
Neues Risiko Pedelec? (Heft Nr. 46)
https://udv.de/de/publikationen/unfallforschung-kompakt/neues-risiko-pedelec

Unfallforschung der Versicherer. Berlin (2017):
Verkehrssicherheit von Elektrofahrrädern (Heft Nr. 69)
https://udv.de/download/file/fid/10123

Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Berlin (2010):
VCD Position „Gewinnfaktor Fahrrad“
https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Radverkehr/VCD_Position_
Gewinnfaktor_Fahrrad_2010.pdf

Quellen und weitere Informationen                                 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   23
Uberschrift

24   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   Praxisbaustein 1
Praxisbausteine
Module und didaktische Hinweise

                        Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   25
Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine
Praktische Übungen werden am und mit dem eigenen            Die Praxisbausteine zum Thema Fahrradfahren werden
Fahrrad durchgeführt. Die Moderierenden sollten die         ausschließlich von Moderatorinnen und Moderatoren
Gruppe ihrer Teilnehmenden im Hinblick auf Fähigkei-        durchgeführt, die selbst das Fahrrad nutzen, über eige-
ten und Fertigkeiten im Umgang mit dem Fahrrad gut          ne Erfahrungen verfügen und an der Fortbildung zum
einschätzen können. Niemand soll und darf bei der           Praxisbaustein „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec
Durchführung von Praxisbausteinen gefährdet oder            unter­wegs“ teilgenommen haben.
überfordert werden. Im Zweifelsfall steht die Sicherheit
der Teilnehmenden immer im Vordergrund.                     Die Reihenfolge der Module stellt keine Rangfolge dar.
                                                            Die Module können einzeln und unabhängig voneinan-
Die beschriebenen Bausteine sind als Beispiel und           der durchgeführt werden. Es wird empfohlen, mit dem
Anregung für die Praxis gedacht. Nach ihrem Muster          Fahrrad/Pedelec-Parcours zu beginnen, um die Fahr-
können Moderatorinnen und Moderatoren die Praxis­           fähigkeiten der Teilnehmenden gefahrenlos im ver-
übungen vor dem Hintergrund der jeweiligen Ziel-            kehrsfreien Raum einschätzen zu können.
gruppe (jüngere oder ältere Seniorinnen und Senioren,
­offene oder geschlossene Gruppen) und der konkre-          Praxisbausteine zum Thema Fahrradfahren richten sich
 ten Verkehrsumgebung (Großstadt, Kleinstadt, ländli-       ausschließlich an Teilnehmende, die selbst über ein ei-
 che Umgebung) anpassen, variieren und weiterentwi-         genes Fahrrad verfügen und sicher das Fahrradfahren
 ckeln. Die einzelnen Praxisbausteine können mehr oder      beherrschen. Seniorinnen und Senioren, die ganz neu
 weniger zeit- und organisationsaufwändig durchge-          aufs Rad umsteigen möchten, sollten auf Kursangebote
 führt werden, von einer kurzen praktischen Ergänzung       der Verkehrswacht und des ADFC hingewiesen werden.
 ­einer normalen „sicher mobil“-Veranstaltung bis hin zu
  ­einem Praxisprojekt über einen halben Tag.               Sicherheitshinweise bei jedem Arbeitsauftrag machen
                                                            deutlich, dass jeder Teilnehmende selbst für seine ei-
Eine sinnvolle organisatorische Alternative kann es sein,   gene Sicherheit im Straßenverkehr verantwortlich ist.
die Durchführung von Praxisbausteinen in zwei oder          Zu folgenden Verhaltensweisen sind die Teilnehmenden
mehr Veranstaltungen aufzuteilen. In der Start-Veran-       aufzufordern:
staltung werden Erfahrungen ausgetauscht, die wich-
tigsten Hintergrundinformationen zur Thematik ver-          • Achten Sie auf Ihre Sicherheit im Straßenverkehr!
mittelt und ein Erkundungs- und Arbeitsauftrag für          • Setzen Sie immer einen Fahrradhelm auf!
die Praxis erteilt. Der Arbeitsauftrag wird unterstützt
                                                            • Z
                                                               iehen Sie eine Warnweste zur besseren Sicht­
durch Arbeitsblätter und Checklisten zur Erkundung
                                                              barkeit an!
der eigenen Verkehrsumgebung.
                                                            • F
                                                               ahren Sie hintereinander auf den ausgeschilder-
Zwischen der ersten und zweiten Veranstaltung erkun-          ten Radwegen!
den die Teilnehmenden dann selbstständig ihre Ver-          • H
                                                               alten Sie nur an sicheren Stellen, ohne andere
kehrsumwelt, beobachten Verkehrssituationen und               Verkehrsbeteiligte zu gefährden!
fotografieren Praxisbeispiele mit der Handy- oder Di-       • F
                                                               otografieren Sie die Verkehrssituationen von
gitalkamera, über die sie in der Folgeveranstaltung           einem sicheren Standort aus!
berichten. Selbstverständlich sind die Teilnehmenden
                                                            • W
                                                               ählen Sie eine Sicherheitsbeauftragte/einen
in dieser Praxisphase für ihre Sicherheit im Straßen-
                                                              Sicherheitsbeauftragten!
verkehr selbst verantwortlich. Die Auswertung und
                                                            • D
                                                               ieser achtet darauf, dass niemand gefährdet
Diskussion der Ergebnisse erfolgen dann in der Fol-
                                                              wird!
geveranstaltung. Zum Abschluss werden noch einmal
zusammenfassende Hintergrundinformationen vermit-           Bei den Praxisübungen sollten die Teilnehmenden
telt und Sicherheitstipps erarbeitet.                       grundsätzlich einen Fahrradhelm tragen. Die Bedeu-
                                                            tung des Fahrradhelms für den eigenen Unfallschutz
                                                            sollte in allen Veranstaltungen deutlich angesprochen

26   Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs                        Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine
und betont werden. Günstig wäre es, wenn die Teil-
nehmenden durch eine Warnweste die Sichtbarkeit
im Straßenverkehr erhöhen. Warnwesten mit „sicher
­mobil“-Logo könnten eine gelungene Marketingaktion
 für das Programm sein.

Die Bausteine erheben keinen Anspruch auf Vollstän-
digkeit. Moderierende haben die Möglichkeit, selbst
Übungen für die Praxis zu entwickeln und durchzufüh-
ren und gegebenenfalls in der „Moderatoreninfo“ darü-
ber zu berichten.

  Die 10 Praxisbausteine
  „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs“

  1   Sicherheits-Check

  2    Mein Fahrrad und ich

  3    Radfahren in der Stadt

  4	Radfahren auf dem Land
  5	Sicher unterwegs
  6    Radausflug in die Umgebung

  7    Vorsicht! Toter Winkel!

  8    Sicher im Dunkeln

  9	Gepäck transportieren
  10	Fahrrad – Pedelec – Parcours

Aufbau der Praxisbausteine

Die Praxisbausteine sind – wie die Bausteine zum
Thema „Zu Fuß unterwegs“ – einheitlich aufgebaut.
Sie enthalten jeweils:

• K
   urze Hintergrundinfos für die Moderierenden zur
  jeweiligen Verkehrssituation, Ziele der Praxisübun-
  gen, zentrale zu vermittelnde Sicherheitsbotschaf-
  ten, eine Liste der Materialien und organisatori-
  sche Hinweise,
• e
   inen Leitfaden mit einem Vorschlag für den Ablauf
  und die Methoden für Arbeitsaufträge als auch
  Hinweise auf Materialien,
• e
   ine Abbildung der Folien und Arbeitsblätter
  (auf dem Material USB).

Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine             Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs   27
Sie können auch lesen