Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs - sicher mobil Praxisbausteine - DVR
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Inhalt Vorwort 5 Einleitung 6 Mobilitätsverhalten älterer Menschen 7 Gründe für das Radfahren bei älteren Menschen 9 Trend zum Pedelec 10 Altersbedingte Herausforderungen 11 Kompensationsstrategien von älteren Rad Fahrenden 13 Unfälle von älteren Menschen im Straßenverkehr 14 Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen 15 Unfallursachen bei älteren Verkehrsteilnehmenden 19 Tipps zum sicheren Radfahren 20 Fahrrad- bzw. Pedelecfahren trainieren 21 Quellen und weitere Informationen 22 Praxisbausteine – Module und didaktische Hinweise Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine 26 Modul 1: Sicherheitscheck 28 Modul 2: Mein Fahrrad/Pedelec und ich 32 Modul 3: Rad-/Pedelecfahren in der Stadt 37 Modul 4: Rad-/Pedelecfahren auf dem Land 42 Modul 5: Sicher unterwegs 48 Modul 6: Radausflug in die Umgebung 53 Modul 7: Vorsicht! Tote Winkel! (Abbiegeunfälle) 59 Modul 8: Sicher im Dunkeln 62 Modul 9: Gepäck transportieren 65 Modul 10: Fahrrad/Pedelec Parcours 68 Anlage 75 Inhalt Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 3
Vorwort Sehr geehrte Moderatorin, Verkehrssituationen vor Ort, die gemeinsame Erkun- sehr geehrter Moderator, dung der Verkehrswirklichkeit, die Ableitung sicherer Verhaltensstrategien und das Ausprobieren in der Ver- Veranstaltungen des Programms „sicher mobil“ finden kehrswirklichkeit können dazu beitragen, in der Regel in geschlossenen Räumen statt. Im Rah- men des Erfahrungsaustausches mit aktiven Mode- • Gefahren und Risiken im Straßenverkehr ratorinnen und Moderatoren sowie den Strategiedis- besser zu erkennen, kussionen im Team der Referentinnen und Referenten • Gefahren- und Risikobewusstsein der des Programms ist deutlich geworden, dass die heu- Teilnehmenden weiter auszubauen und tige Teilnahme am Straßenverkehr eine hochkomple- • sicheres Verhalten in der Praxis zu erproben xe Anforderung für ältere Menschen darstellt und eine und auszuwerten. rein theoretische Auseinandersetzung mit sicheren Verhaltensstrategien sinnvollerweise durch praktische Grundsätzlich stellen die Praxisbausteine eine Ergän- Erlebnisse und Erfahrungen ergänzt werden sollte. zung zu „sicher mobil“-Veranstaltungen dar. Dabei ist folgende Voraussetzung zu bedenken: Mit dem Praxisbaustein „Mit dem Fahrrad oder dem Pe- delec unterwegs“ werden nun 10 Module zur Verfügung • D ie Teilnehmenden müssen in der Lage sein, gestellt, die es den Moderatorinnen und Moderatoren sich umsichtig und sicher im Straßenverkehr zu des Programms ermöglichen, in Abhängigkeit von den verhalten. Sicherheit ist das höchste Gebot! Gesprächsgruppen Veranstaltungen durch praktische Erprobungen und Erlebnisse zu ergänzen. Dabei sollten Sollten aufgrund des Verkehrsumfeldes, der Witte- Sie als Moderatorin oder Moderator Erfahrungen mit rungsbedingungen oder der Einschätzung der Teil- einem Fahrrad oder einem Pedelec haben, um zielfüh- nehmenden Sicherheitsbedenken bestehen, muss auf rend praktische Module anbieten zu können. praktische Übungen verzichtet werden. Der Praxisbaustein „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec Vor der Durchführung eines Moduls aus dem Praxis- unterwegs“ richtet sich ausschließlich an Teilnehmen- baustein ist es zwingend erforderlich, dass die ver- de, die selbst über ein eigenes Fahrrad oder ein Pedelec anstaltungsdurchführenden Moderatorinnen und Mo- verfügen und sicher Fahrrad bzw. Pedelec fahren kön- deratoren vorab mit ihrem jeweiligen Umsetzer den nen. In den Veranstaltungen selbst soll es darum gehen, Versicherungsschutz für diese Veranstaltungsart klä- bestehende, auch fahrpraktische, Kenntnisse aufzufri- ren. Die Moderatorinnen/der Moderator ist darüber hi- schen, als auch sich mit Neuerungen im Bereich der naus dazu angehalten, die Teilnehmenden darauf hin- Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) und der Straßenver- zuweisen, dass die Teilnahme an Veranstaltungsteilen kehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) oder der Fahrrad- im Realverkehr auf eigene Verantwortung erfolgt (siehe technik vertraut zu machen. Ebenfalls können neue Durchführungsbestimmungen des DVR). Situationen wie bspw. der sichere Transport des Enkel kindes auf dem Fahrrad oder Pedelec thematisiert wer- Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass den. Die Reihenfolge der Module stellt keine Rangfolge die Module des Praxisbausteins „Mit dem Fahrrad oder dar. Die Module können einzeln und unabhängig vonei- dem Pedelec unterwegs“ nur von Moderatorinnen und nander durchgeführt werden. Es wird empfohlen, mit Moderatoren durchgeführt werden dürfen, die hierfür dem Fahrrad/Pedelec Parcours zu beginnen, um die die Fortbildung absolviert haben. Fahrfähigkeiten der Teilnehmenden gefahrenlos im verkehrsfreien Raum einschätzen zu können. Wir wünschen Ihnen nun ein gutes Gelingen und er- folgreiche Seminare mit dem Praxisbaustein „Mit dem Situationen im Straßenverkehr sind in der Regel sehr Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs“. komplex und von zahlreichen Orts- und Situationsfakto- ren abhängig. Die unmittelbare Beobachtung konkreter Ihr „sicher mobil“-Team Vorwort Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 5
Einleitung Über etwa 73 Millionen Fahrräder verfügen laut Statis- Je beliebter das Fahrradfahren bzw. Pedelecfahren tischem Bundesamt die Haushalte in Deutschland. Auch wird, desto mehr muss auf die Sicherheit geachtet wer- wenn davon nicht alle Fahrräder regelmäßig genutzt den. Dabei geht es um ein umsichtiges und rücksichts- werden, so hat sich das Fahrrad in den letzten Jahren volles Miteinander im Straßenverkehr genauso, wie um längst wieder zu einem Mobilitätsgaranten entwickelt. die Beachtung der grundlegenden Sicherheits- und Ver- Der von der Bundesregierung geförderte „Fahrrad-Mo- kehrsregeln. Dennoch kommt es nicht selten zu Prob- nitor-Deutschland“ zeigt, dass das Rad am häufigsten lemen und Konflikten bei der Begegnung mit anderen für Einkäufe, Erledigungen und Ausflüge genutzt wird. Verkehrsteilnehmenden. Dies führt zu den Schatten- Attraktive elektrounterstütze Fahrräder verstärken seiten des Radfahrens, den Unfällen. Insbesondere äl- diesen Trend zusätzlich. tere Verkehrsteilnehmende sind dabei im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung unter den ungeschütz- War das Fahrrad früher oftmals ein „Arme-Leute-Fahr- ten Opfern tödlicher Verkehrsunfälle deutlich überre- zeug“, so ist es heute durch fast alle Gesellschafts- und präsentiert. Dabei können die Unfallrisiken durch eige- Altersgruppen als modernes und flexibles Verkehrs- nes Verhalten und ein sicheres Fahrrad oder Pedelec mittel angesehen. Vor allem in der Stadt ist es eine um- deutlich verringert werden. Eine aktive Verkehrssicher- weltfreundliche und attraktive Alternative zum motori- heitsarbeit muss dazu ihren Beitrag leisten. sierten Individualverkehr (MIV). Insbesondere Pedelecs haben in den letzten Jahren zusätzlich dazu beigetra- Die nachfolgenden Kapitel im ersten Teil des vorlie- gen, dass auch immer mehr ältere Menschen das Rad genden Praxisbausteins sollen Ihnen als Hintergrund- als Verkehrsmittel im Alltag nutzen. informationen dienen. Hier finden Sie aktuelle Zahlen aus der Unfallstatistik, Informationen zum Mobilitäts- Aber auch im ländlichen Bereich bietet ein Fahrrad verhalten älterer Menschen oder typische Herausfor- oder Pedelec viele Vorteile. Sie sind umweltfreundlich, derungen und mögliche Kompensationsstrategien älte- fördern Bewegung und Gesundheit, ermöglichen kos- rer Verkehrsteilnehmer. tengünstige Mobilität an der frischen Luft und sind für kurze, aber auch längere Strecken gut geeignet. Am Im zweiten Teil des Praxisbausteins finden Sie dann Wochenende und in der Freizeit fördern Touren das ge- zehn ganz konkrete Veranstaltungsmodule, die Sie mit sellige Beisammensein, den Spaß an Sport und Bewe- Ihren Teilnehmenden durchführen können. gung und den Aufenthalt in der Natur. 6 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Einleitung
Mobiltätsverhalten älterer Menschen Ältere Menschen sind heute aufgrund gesellschaft münden. Mobilität in Form von Reisen, Ausflügen und lichen Wandels und besserer Gesundheit wesentlich Wanderungen – zu Fuß oder mit dem Rad – ist durchaus aktiver und mobiler als früher. Aufgrund des demogra- auch Selbstzweck. phischen Wandels wird das Thema Mobilität der älteren Bevölkerung auch künftig weiter an Bedeutung gewin- Schaut man sich die Entwicklung der zentralen Mobili- nen. tätsgrößen wie die Wegeanzahl und die Mobilitätsquo- te bei den älteren Verkehrsteilnehmern in den letzten Mobil zu sein ist ein menschliches Grundbedürfnis und Jahrzehnten genauer an, so kann man feststellen, dass gleichzeitig Bedingung sozialer Teilhabe in der Gesell- diese deutlich zugenommen haben (Infas/DLR, Mobili- schaft. Dies gilt insbesondere für ältere Menschen. tät in Deutschland [2008]). Diese Entwicklung verstärkt Dabei gewinnt die Mobilität mit zunehmendem Alter sich dadurch, dass derzeit die ersten Generationen alt sogar noch an Bedeutung, denn mit dem Ausschei- werden, die ihr Leben lang Auto gefahren sind und den den aus dem Erwerbsleben entstehen neue zeitliche eigenen Pkw nicht missen möchten. Räume, die in einem veränderten Mobilitätsverhalten Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Altersgruppen 100 89 90 86 83 81 80 74 70 60 58 50 40 35 30 28 20 16 10 3,5 3,2 2,3 0 Anteil mobiler Unterwegszeit Tagesstrecke durchschnittliche Personen in % in Minuten pro Tag in km Anzahl der Wege L 60- bis 64-Jährige L 65- bis 74-Jährige L über 74-Jährige MiD 2008 Aber nicht nur das Auto, sondern auch das Fahrrad und In der Altersgruppe der 61–70-Jährigen steigt die in den letzten Jahren verstärkt das Pedelec gewinnen Nutzung des Fahrrades im Vergleich zur Gruppe der zunehmend an Bedeutung als Verkehrsmittel für ältere 51–60-Jährigen sogar an. Für 14 Prozent ihrer Wege Menschen. Der Ausstattungsgrad mit Fahrrädern bei nutzt diese Altersgruppe das Fahrrad oder Pedelec. den 70 bis unter 80-Jährigen liegt bei etwa 67 Prozent, Erst bei den über 80-Jährigen geht die Nutzung auf bei den über 80-Jährigen gar noch bei 43 Prozent. etwa 8 Prozent der Wege zurück. Mobilitätsverhalten älterer Menschen Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 7
Anteil der Verkehrsmittel an Wegen älterer Menschen 51–60 Jahre 20 % 10 % 60 % 10 % 61–70 Jahre 24 % 14 % 55 % 7% 71–80 Jahre 29 % 12 % 50 % 9% 81 Jahre und älter 32 % 8% 47 % 13 % % 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 L Fuß L Fahrrad L Motorisierter Individualverkehr L ÖPNV MOP 2013/2014, KIT 8 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Mobilitätsverhalten älterer Menschen
Gründe für das Radfahren bei älteren Menschen Allgemeingültige Gründe für das Mobilitätsverhalten • E s reduziert die Gefahr, an Herzkrankheiten, älterer Menschen lassen sich nicht allzu leicht ausma- Bluthochdruck, Krebs oder Diabetes zu erkranken. chen. Denn bei der heutigen älteren Generation handelt • E s verbessert den Schlaf, das Wohlbefinden und es sich keinesfalls um eine homogene Gruppe, sondern mindert depressive Symptome. vielmehr um eine sehr heterogene, die sich in der Art ihrer individuellen Lebensführung stark unterscheidet. Einige medizinische Untersuchungen belegen, dass Insgesamt betrachtet wird das Fahrrad bzw. Pedelec eine Stunde Radfahren pro Woche die Lebenserwar- von Seniorinnen und Senioren jedoch hauptsächlich für tung einer 50-Jährigen Person um bis zu fünf Jahre Fahrten zum Einkauf, für Strecken im Zusammenhang verlängern kann. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Rad mit Dienstleistungen sowie für Freizeitzwecke genutzt. Fahrende wesentlich länger in guter körperlicher Ver- Zusammengenommen ergeben sich aus diesen Aktivi- fassung bleiben als Menschen mit bewegungsarmen täten etwa 90 Prozent der Wege. Lebensstilen (Difu, Forschung Radverkehr – Die Alte- rung der Gesellschaft und das Fahrrad, 2011). Ingo Fro- Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge wird das böse, Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und Fahrrad bzw. Pedelec von älteren Menschen in erster bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation Linie genutzt, weil es praktisch ist und Spaß macht. der Deutschen Sporthochschule Köln, betont in sei- Eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwe- nem Vorwort zur Studie der Eugen-Otto-Butz-Stiftung sen (BASt) zum Thema „Ältere Menschen als Radfah- zu Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Rad- rer“ (1999) arbeitete weitere Fahrmotive heraus. Dazu fahrer (2011): zählten u.a.: Mobilität ist speziell im fortgeschrittenen Alter ein „Grund- • für kurze Wege praktisch bedürfnis“, welches die aktive Teilnahme am gesellschaft- • Geld sparen lichen Leben überhaupt erst richtig ermöglicht. Sich be- wegen und dabei interagieren und kommunizieren mit der • Auto zu teuer Umwelt und innerhalb sozialer Strukturen agieren meint • weniger Stress als beim Autofahren Mobilität. (…) Speziell ältere Menschen haben bezogen auf • keine Parkplatzprobleme die Mobilität ganz besondere Bedürfnisse und Anforde- • bessere Transportmöglichkeiten rungen. Diese leiten sich zum Einen aus den sich verän- • schlecht zu Fuß dernden biologischen Voraussetzungen, zum Anderen aber auch aus sozial und emotional altersangepassten Ressour- • schneller am Ziel cen ab. (…) Der im Alter zunehmende Rad- und Fußverkehr • Beitrag zum Umweltschutz. verlangt nach angemessenen Lösungen und Strukturen, die nicht nur unter dem Aspekt der Sicherheit (…), sondern Ein weiteres wesentliches Argument für die Nutzung auch unter den Aspekten Komfort, Emotionalität und Par- des Fahrrades war der Faktor Gesundheit (BASt, Ältere tizipation gedacht werden müssen. Da Mobilität eben viel Menschen als Radfahrer [1999]). Regelmäßig ausgeübt, mehr beinhaltet als nur die Bewältigung von Wegstrecken, weist es die folgenden Wirkungen auf: ist sie ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte (…). • E s trainiert den Gleichgewichtssinn und verringert so das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen. Die Ermöglichung, der Erhalt und die Verbesserung von • E s sorgt für gesundere Muskeln und stärkere Mobilität sind entscheidend für eine angemessene Ge- Knochen bzw. unterstützt die Ausdauer. staltung dieses Lebensabschnittes (Rudinger/Schrei- ber, Freizeitmobilität älterer Menschen, 2006). Eine ziel- • E s hilft bei Gelenkschwellungen und Schmerzen gruppengerechte Verkehrssicherheitsarbeit kann ein im Zusammenhang mit Arthritis. Beitrag sein. Gründe für das Radfahren bei älternen Menschen Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 9
Trend zum Pedelec Elektrofahrräder liegen im Trend. Im Jahr 2017 wurden cherweise unterschätzen.“ (M. Geiler, Radeln unter Strom, 720.000 dieser Fahrräder verkauft. Insgesamt sind auf BGN Akzente, 2014). Deutschlands Straßen damit laut dem Zweirad-Indust- rie-Verband (ZIV) zum Jahresanfang 2018 etwa 3,7 Mil- Mit der wachsenden Verbreitung ergeben sich neue lionen Elektrofahrräder unterwegs. Mittelfristig geht Herausforderungen für die Verkehrssicherheit. Ins- der Verband von einem Anteil von 18 bis 20 Prozent aus, besondere die Frage, wie sich die potenziell höheren langfristig rechnet der ZIV mit einem Anteil am Gesamt- Geschwindigkeiten auf das Fahrverhalten und das Un- fahrradmarkt von bis zu 30 Prozent. fallgeschehen auswirken, war bisher offen. Die Unfall- forschung der Versicherer (UDV) untersuchte daher An erster Stelle stehen dabei die so genannten Pede gemeinsam mit der TU Chemnitz die Mobilität, die Ge- lecs, Fahrräder mit elektronischer Trittunterstützung schwindigkeit und die Verkehrssicherheit von Elektro- bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Ein batte- rad Fahrenden im Vergleich zu Fahrrad Fahrenden. Im riegetriebener Motor mit einer Leistung von bis zu 250 Ergebnis zeichnet die Studie folgendes Bild: Pedelecs Watt erleichtert das Vorwärtskommen und ermöglicht werden gerne von älteren Personen gefahren. Pedelecs das Zurücklegen größerer Distanzen. Zum Fahren auf und Fahrräder werden in ähnlichem Umfang und zu öffentlichen Straßen werden kein Führerschein, keine ähnlichen Zwecken eingesetzt. Pedelec Fahrende sind Betriebserlaubnis und kein Versicherungskennzeichen im Mittel schneller unterwegs als Fahrrad Fahrende. benötigt. Der Unterschied ist allerdings nicht sehr groß (etwa 2 km/h). Ältere Menschen scheinen die Motorunterstüt- Einige Pedelecs sind mit einer Anfahr- und Schiebe- zung in erster Linie einzusetzen, um dem Fahrrad ähnli- hilfe ausgestattet. Bis zu einer Höchstgeschwindigkeit che Geschwindigkeiten mit geringerem Aufwand zu re- von 6 km/h ist ein Antrieb ausschließlich mit Motorkraft alisieren. möglich. Ziel ist es, das Anfahren oder Schieben zu er- leichtern. Sie machen zwischen 95 und 99 Prozent aller Ob mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs, beide verkauften Elektrofahrräder aus. Besonderer Beliebt- Nutzergruppen erleben ähnlich häufig kritische Situati- heit erfreuen sich diese Räder bei Seniorinnen und Se- onen im Straßenverkehr. Am häufigsten werden für alle nioren. Zweiradtypen Konflikte im Längsverkehr, Einbiegen-/ Kreuzen- oder Abbiege-Konflikte beobachtet. Das Kon- Für das Fahren mit einem Pedelec gelten dieselben fliktgeschehen von Pedelec Fahrenden entspricht damit Verkehrsregeln wie für das Radfahren. Auch hier müs- dem klassischen Radunfallgeschehen (Gesamtverband sen benutzungspflichtige Radwege benutzt werden. der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. – Unfall- Außerdem gelten für sie dieselben Sicherheitshinwei- forschung der Versicherer, Neues Risiko Pedelec?, 2014). se wie für den normalen Radverkehr: sich für andere Verkehrsteilnehmende gut sichtbar machen, voraus- Ein Vergleich von Fahrrädern und Elektrofahrrädern schauend und defensiv fahren und sich stets eindeutig zeigte, dass Elektrofahrräder per se keinem erhöhten verhalten. Von abbiegenden Fahrzeugen, insbesondere oder anders gelagertem Sicherheitsrisiko als Fahrrä- Lkw und Bussen, gilt es, großen Abstand zu halten. Und der unterliegen (Gesamtverband der Deutschen Versi- in Situationen, in denen keine guten Sichtbeziehungen cherungswirtschaft e. V. – Unfallforschung der Versi- zwischen Rad- und Autoverkehr bestehen, sollten auch cherer, Neues Risiko Pedelec?, 2014). Pedelec Fahrende immer sehr vorsichtig sein. „Hinzu kommen Besonderheiten des Pedelecs, die bedacht werden sollten: Pedelecs sind schwerer als normale Fahr- räder und haben dadurch einen längeren Bremsweg. Man muss also früher mit dem Bremsen beginnen. Auch sollte man im Kopf haben, dass andere Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit eines herannahenden Pedelecs mögli- 10 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Trend zum Pedelec
Altersbedingte Herausforderungen Die gerontologische Forschung hat sich eine differen- • das Nachlassen des Sehvermögens und zierte Betrachtung des Alterns zu eigen gemacht, in der • das Nachlassen des Hörvermögens. Leistungsabbau und Kompetenzverlust nicht in unmit- telbarer Abhängigkeit vom kalendarischen Alter gese- Bereits ab dem Alter von 50 Jahren weisen nach Amon hen werden (Ältere Menschen als Radfahrer, 1999). Denn S. Cohen (1986) etwa 70 Prozent aller Menschen eine das kalendarische Alter allein ist heute kein guter In- Sehstörung auf, bei den 60-Jährigen betrifft dies be- dikator zur Bewertung der Belastbarkeit, der Leis- reits mehr als 80 Prozent. Die häufigsten altersbeding- tungsfähigkeit oder gar des (körperlichen) Aktivitäts- ten Befunde sind dabei: potentials eines Menschen mehr. Die Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren ist dafür zu heterogen. • eine Abnahme der Sehschärfe, • e ine Verringerung des dynamischen Sehens Gleichwohl setzen bei den meisten Menschen im L aufe (das Erkennen bewegter Objekte), des Lebens, bei dem einen früher, bei dem anderen • eine Verringerung der Sichtfeldweite, später, physiologische, sensorische und psychische Veränderungen ein, die sich auf das Radfahren bzw. • g leichzeitig im Sichtfeld auftretende Objekte in un- Pedelecfahren auswirken können. Viele Gesundheits- terschiedlichen Distanzen können nicht mehr aus- beeinträchtigungen stellen sich dabei meist schlei- reichend schnell fokussiert werden und chend ein. Als physiologische Faktoren, die die Verkehr- • d ie Anpassung an sich verändernde steilnahme älterer Menschen beeinträchtigen können, Lichtverhältnisse dauert länger. werden in der Literatur u.a. folgende genannt: Neben dem Sehvermögen lässt mit zunehmendem Alter • das Nachlassen der Muskelkräfte, auch das Hörvermögen nach. Etwa ab dem 65. Lebens • d as Nachlassen der Beweglichkeit und jahr lassen sich wissenschaftlichen Untersuchungen Gelenkigkeit, zufolge u.a. vielfach folgende Einschränkungen beob- achten: • die Instabilität des Herz-Kreislauf-Systems, • die schnellere Erschöpfung von Kraftreserven und • E inschränkungen bei der Richtungserkennung • die verringerte Regenerationsfähigkeit. von Tönen und • Einschränkungen bei der Aufnahme leiser Signale. In der Folge sinkt mit dem Alter die Bewegungsschnel- ligkeit und somit die Schnelligkeit der Handlungsaus- Insbesondere im höheren Alter lassen sich auch psy- führung. Für das sichere Radfahren bzw. Pedelecfah- chische Veränderungen nicht leugnen. Ellinghaus u.a. ren ist dies jedoch eine der wichtigsten Fähigkeiten. (1990) nennen auf der Grundlage der von ihnen unter- Auch ist mit zunehmendem Alter damit zu rechnen, suchten Literatur folgende Abbauerscheinungen: dass komplexe Leistungen, wie bspw. die Koordination von Bewegungsabläufen oder die Wiedergewinnung des • eine verminderte Konzentrationsfähigkeit, Gleichgewichts beeinträchtigt sein können (Ältere Men- • S chwierigkeiten bei der Bewältigung komplexer schen als Radfahrer, 1999). Durch Kompensationsstra- wie auch neuer und ungewohnter Anforderungen, tegien wie einer risikoarmen Fahrweise, die gewissen- • S chwierigkeiten bei Entscheidungsprozessen in hafte Regelbeachtung, die Planung kürzerer Wege oder komplexen Situationen und den Verzicht auf Alkohol gelingt es vielen älteren Men- schen, diese Defizite auszugleichen. • e ine Verlangsamung der Informationsverarbei- tung und somit Schwierigkeiten bei Aufgaben, die Hinsichtlich der sensorischen Veränderungen bei äl- schnelle Entscheidungen und schnelles Handeln teren Menschen hat eine Vielzahl wissenschaftlicher erfordern (Ältere Menschen als Radfahrer, 1999). Untersuchungen eine altersbedingte Verschlechterung folgender Prozesse nachgewiesen: Altersbedingte Herausforderungen Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 11
Zusammengenommen treten alle genannten Defizite natürlich nicht zwangsläufig gemeinsam auf. Dennoch ist ab einem bestimmten Lebensalter mit der einen oder anderen Einschränkung zu rechnen. Das Auftreten ein- zelner Defizite ist von Individuum zu Individuum unter- schiedlich und kann keinem bestimmten Lebensalter zugeordnet werden. Auch kann von der Diagnose einer Erkrankung nicht eindeutig auf die Fahreignung rück- geschlossen werden. Gerade Kompensationsstrategien älterer Radfahrer, ob verhaltensorientierter oder medizinischer Art, tragen dazu bei, die Mobilität älterer Menschen langfristig zu erhalten. Hier kann und muss auch die praktische Ver- kehrssicherheitsarbeit ihren Ansatz finden. Denn erst die Kumulation von Einschränkungen kann Auswirkun- gen auf die Verkehrs- und Fahrtauglichkeit haben. Klar ist, zum sicheren Radfahren bzw. Pedelecfahren sind eine Reihe von körperlichen und geistigen Fähigkeiten nötig (Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Rad- fahrer, 2011). 12 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Altersbedingte Herausforderungen
Kompensationsstrategien von älteren Rad Fahrenden Der Mensch ist sein Leben lang entwicklungsfähig und nach gegeben, wenn eine Person an heißen Tagen Fahr- in der Lage, sein Schicksal selbst zu gestalten. Dazu ten, die mit dem Rad oder Pedelec erfolgen sollen, in kann er sich dreier Strategien bedienen, deren Zusam- die Morgen- oder Abendstunden verlegt, um so nicht menspiel eine erfolgreiche lebenslange Entwicklung der übermäßigen Hitze ausgesetzt zu sein. Bekannt ermöglicht: der Selektion, der Optimierung und der ist, dass ältere Verkehrsteilnehmende darum bemüht Kompensation. Im Hinblick auf die individuelle Mobilität sind, hohes Verkehrsaufkommen zu meiden und daher und die Fähigkeit, auch im Alter noch aktiv das Fahrrad eher außerhalb der Stoßzeiten unterwegs sind oder das oder Pedelec zu nutzen, bedeutet dies, sich Prioritäten sie Umwege in Kauf nehmen, um auf weniger belebten zu setzen. Will man sich die Fähigkeit des Radfahrens Strecken zu fahren. Natürlich kann auch das Vermeiden erhalten, kann ab einem bestimmten Alter regelmäßige des Radfahrens unter widrigen Witterungsbedingungen Gymnastik dazu beitragen, die notwendige Beweglich- als eine Kompensationsstrategie betrachtet werden. keit für das Rad- oder Pedelecfahren aufrechtzuerhal- Bekannt ist ebenfalls, dass ältere Rad Fahrende Nacht- ten. Auch kann der Umstieg auf ein neues, altersge- fahrten meiden. Die Wahl eines anderen Verkehrsmit- rechtes Fahrrad bzw. Pedelec mit tiefem Durchstieg die tels (ÖPNV, Pkw, zu Fuß gehen) stellt eine weitere Mög- Nutzung dieses Verkehrsmittels auch im höheren Alter lichkeit der organisatorischen Kompensation dar. ermöglichen. Selektion meint hier also, Prioritäten zu setzen und Dinge oder Gewohnheiten zu ändern, um Ältere Rad- oder Pedelec Fahrende brauchen oft mehr aktiv mobil bleiben zu können. Zeit. Sie fahren langsamer und steigen häufiger ab, um komplexere Verkehrssituationen schiebend zu bewälti- Die Möglichkeit der Optimierung in Bezug auf das Rad- gen. Hierbei spricht man von einer verhaltensmäßigen fahren meint, jenes auch im Alter weiter zu trainieren. Kompensation. An diesem Punkt setzt u.a. der vorliegende Praxisbau- stein „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs“ Unter einer kognitiven Kompensation versteht man an. Veränderungen in geistigen Tätigkeiten, die bspw. für die Bewältigung einer Verkehrssituation von Nöten sind Die Strategie der Kompensation ist nötig, wenn Rad- wie z. B. eine besondere Aufmerksamkeit und Vorsicht, oder Pedelecfahren nicht mehr in der gewohnten Form um die eigene Sicherheit zu verbessern, oder auch eine bzw. wie in jungen Jahren ausgeführt werden kann. An- Selbstreflexion der eigenen Stärken und Schwächen. dere Verhaltensweisen oder Alternativen müssen ein- gesetzt werden, um dasselbe Ziel zu erreichen. Engeln Älteren Menschen, die durch funktionale Einschrän- und Schlag (2008) unterscheiden mehrere verhaltenso- kungen aufgrund von Erkrankungen oder durch Einbu- rientierte Kompensationsmöglichkeiten. Dazu zählt u.a. ßen in der (körperlichen) Leistungsfähigkeit betroffen die Möglichkeit der Kompensation durch technische sind, stehen demnach mehrere Kompensationsmög- Hilfsmittel. Hier ist bspw. das Anbringen eines Rück- lichkeiten zur Verfügung. Kompensationen können spiegels (zur Orientierung über den rückwärtigen Ver- dabei unbewusst als auch bewusst erfolgen. Sie können kehr bei Einschränkungen im Bewegungsapparat) oder dort angewendet werden, wo eine bewusste Wahrneh- der Umstieg auf ein Rad mit tiefem Oberrohr (Damen- mung relevanter Veränderungen stattgefunden hat. In rad) oder gar vom Fahrrad auf das Pedelec gemeint. der Regel werden von allen Menschen Kompensationen Technische Kompensationsmöglichkeiten können also bevorzugt, die von der Umgebung möglichst unbemerkt dazu beitragen, dem Nutzer eine Erleichterung bei ge- bleiben. Die von älteren Menschen gewählte Kompen- sundheitlichen Einschränkungen zu verschaffen. sationsstrategien sollten daher als positive Leistun- gen, als Zeichen der Stärke und nicht als Zeichen einge- Unter organisatorischer Kompensation versteht man tretener Schwächen verstanden und bewertet werden u.a. die Möglichkeit der individuellen Wege- und Zeit- (Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer, planung. Eine organisatorische Kompensation ist dem- 2011). Kompensationsstrategien von älteren Rad Fahrenden Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 13
Unfälle von älteren Menschen im Straßenverkehr Der Anteil älterer Menschen hat in den vergangenen dem Vorjahr um +2,4 Prozent auf 1.049 im Jahr 2016. Jahren nicht nur an der Bevölkerung, sondern auch bei Insgesamt betrug der Anteil der Senioren an allen Ve- den Verkehrsteilnehmenden zugenommen. Der Anteil runglückten 12,6 Prozent, bei den Todesopfern war die- der Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren an der ser mit 32,7 Prozent wesentlich höher. Gesamtbevölkerung ist dabei in den letzten 20 Jahren von 15,6 Prozent auf 21,1 Prozent gestiegen. Insgesamt Ältere Menschen erleiden im Durchschnitt schwere- lebten 2015 rund 17,3 Millionen Personen im Alter von re Unfallfolgen als jüngere. Darüber hinaus haben die mindestens 65 Jahren in Deutschland. 65-Jährigen oder älteren eine geringere Chance, einen Verkehrsunfall zu überleben. Hierin spiegelt sich zum 75.552 ältere Menschen waren im Jahr 2016 an Unfäl- einen die mit zunehmendem Alter nachlassende physi- len mit Personenschaden beteiligt, das waren 13,1 Pro- sche Widerstandskraft wider, zum anderen ist das hö- zent aller Unfallbeteiligten. Senioren haben damit im here Sterberisiko durch die Art der Verkehrsteilnahme Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil eine unterpro- bedingt. So nehmen ältere Menschen häufiger als – un- portionale Unfallbeteiligung. Die geringere Unfallbetei- geschützte – Fußgänger am Verkehr teil und sind daher ligung von Senioren dürfte u.a. daran liegen, dass älte- einem größeren Risiko ausgesetzt, schwerwiegende re Menschen nicht mehr täglich zur Arbeit fahren und Verletzungen zu erleiden (Verkehrsunfälle – Unfälle von somit seltener am Straßenverkehr teilnehmen. Senioren im Straßenverkehr, 2017). Ebenso hat der Anteil der Wege, die mit dem Fahrrad oder Pedelec zurückge- Im Jahr 2016 verunglückten insgesamt 50.247 ältere legt werden, bei den älteren Menschen in den vergan- Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren im Stra- genen Jahren zugenommen. Auch für die Zukunft ist zu ßenverkehr: das waren 3,2 Prozent mehr als ein Jahr erwarten, dass ältere Menschen in größerem Maße das davor. Davon wurden 36.395 Senioren leicht (+ 3,2 Pro- Fahrrad und Pedelec als Verkehrsmittel nutzen werden zent) und 12.803 schwer verletzt (+ 3,3 Prozent). Gestie- (Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer, gen ist auch die Zahl der getöteten Senioren gegenüber 2011). Straßenverkehrsunfallgeschehen von Senioren im Überblick 36.395 35.267 40.000 30.029 29.363 35.000 25.485 30.000 25.000 20.000 12.803 12.399 10.842 10.752 10.229 15.000 10.000 1.311 1.024 1.049 1.162 5.000 910 0 2000 2005 2010 2015 2016 L Getötete L Schwerverletzte L Leichtverletzte www.destatis.de 14 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Unfälle von älteren Menschen im Straßenverkehr
Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen Im Jahr 2016 verunglückten 81.274 Rad Fahrende (ein- trachtet man die bei Straßenverkehrsunfällen getöteten schließlich Pedelecs) im Straßenverkehr, 393 davon Fahrrad Fahrenden, dann zeigt sich bei der Altersgrup- tödlich. Unter den getöteten Rad Fahrenden waren 62 pe 65 plus ein deutlicher Anstieg gegenüber jüngeren Pedelec-Fahrende (16 Prozent). Unter den verunglück- Rad Fahrenden. Insgesamt waren 59 Prozent der töd- ten Fahrrad Fahrenden waren 14.144 Senioren, der An- lich verunglückten Fahrrad Fahrenden mindestens 65 teil verunglückter Senioren bei den Fahrrad Fahrenden Jahre alt. Dies führt zu dem Schluss, dass die Unfall- lag somit bei 17 Prozent (www.destatis.de). folgen für Senioren häufig besonders gravierend sind. Gemessen am Bevölkerungsanteil verunglücken Senio- Die statistischen Unfalldaten von Pedelec Nutzenden ren als Fahrrad Fahrende etwas seltener als andere Al- unterscheiden sich von denen der Fahrrad Fahrenden. tersgruppen. Schaut man sich die Fahrleistung mit dem Denn mit Pedelecs verunglücken, gemessen am Bevöl- Fahrrad (MID 2008) an, so zeigt sich bei den über 70-Jäh- kerungsanteil, mehr ältere als jüngere Personen, was rigen jedoch ein erhöhtes Unfallrisiko. vermutlich mit der Beliebtheit von Pedelecs bei älteren Menschen in Zusammenhang steht. Umfragen bestäti- Die Unfallzahlen selbst zeigen, dass die ab 65-Jährigen gen, dass sich überwiegend Senioren für Pedelecs ent- unter den getöteten Rad Fahrenden deutlich überre- scheiden, weil sie diese trotz körperlicher Einschrän- präsentiert sind. Dabei bewegen sich viele ältere Rad kungen nutzen können und damit längere Wege sowie Fahrende im Straßenverkehr sehr angemessen und Strecken mit Steigungen bewältigen können. Bei den vorsichtig und nur sehr wenige risikoreich (Fahrgewohn- tödlich verunglückten Pedelec Fahrenden handelt es heiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer, 2011. Be- sich überwiegend um Senioren. Verunglückte Radfahrer 2016 (ohne Pedelec) je 100.000 Einwohner der Altersgruppe 200 190 186 180 160 140 138 121 120 111 100 88 92 80 70 65 60 40 20 11 0 unter 6 6–10 10–15 15–18 18–21 21–25 25–35 35–45 45–55 55–65 65 + Fahrräder (ohne Pedelec) www.destatis.de Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 15
Getötete Radfahrer 2016 (ohne Pedelec) je 100.000 Einwohner der Altersgruppe 12 10 10 8 6 4 3 4 4 2 2 2 2 1 1 1 0 0 unter 6 6–10 10–15 15–18 18–21 21–25 25–35 35–45 45–55 55–65 65 + Fahrräder (ohne Pedelec) www.destatis.de Unfallentwicklung Fahrrad 2014 bis 2016 80.000 77.373 75.234 70.000 61.818 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 13.898 13.359 13.398 10.000 357 347 331 0 2014 2015 2016 L Leichtverletzte L Schwerverletzte L Getötete www.destatis.de 16 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen
Verunglückte Radfahrer der Altersgruppe 65+ (ab 2014 inkl. Pedelec) 2011 bis 2016 15.000 14.144 14.000 13.545 13.685 13.000 12.803 12.639 12.000 12.138 11.000 10.671 10.000 9.000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Verunglückte 65 + www.destatis.de Verunglückte Pedelecfahrer 2016 je 100.000 Einwohner der Altersgruppe 12 11 10 8 8 6 4 4 2 2 2 1 1 1 0 0 0 0 unter 6 6–10 10–15 15–18 18–21 21–25 25–35 35–45 45–55 55–65 65 + Pedelec www.destatis.de Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 17
Unfallentwicklung Pedelec 2014 bis 2016 3.000 2.752 2.500 2.000 2.035 1.500 1.560 1.000 1.087 871 624 500 39 36 62 0 2014 2015 2016 L Leichtverletzte L Schwerverletzte L Getötete www.destatis.de 18 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Fahrrad- und Pedelecunfälle älterer Menschen
Unfallursachen bei älteren Verkehrsteilnehmern Ältere Verkehrsteilnehmende haben Schwierigkeiten mit älteren Menschen ist es notwendig, einen Blick auf bei der Bewältigung solcher Fahraufgaben, die beson- die aktuellen Unfallursachen zu werfen. Nach der amt- dere Anforderungen an Informationsverarbeitung, Re- lichen Unfallstatistik führt folgendes Fehlverhalten von aktion, Konzentration und teilweise auch die körperli- Fahrrad- bzw. Pedelec Fahrenden über 65 Jahre am che Beweglichkeit stellen. Insbesondere beim Rad- und häufigsten zu Verkehrsunfällen: Pedelecfahren hat die körperliche Beweglichkeit eine herausragende Rolle. Wissenschaftlichen Untersu- 1. Falsche Straßenbenutzung (z. B. Befahren chungen zur Folge haben ältere Rad Fahrende verstärkt eines Radweges in die falsche Richtung) Probleme mit dem Umdrehen, dem Spurhalten oder 2. Vorfahrt/Vorrang dem Auf- und Absteigen. (z. B. Verletzung Rechts vor Links) 3. Abbiegen, Ein- und Anfahren Darüber hinaus gibt es zahlreiche Hinweise auf Koor- (z. B. Fehler beim Linksabbiegen) dinations- und Gleichgewichtsprobleme sowie auf Sta- bilitätsverluste beim Signalisieren durch Handzeichen. 4. Nicht angepasste Geschwindigkeit Ebenfalls stellte sich heraus, dass diese instrumentel- 5. Fahren unter Alkoholeinfluss len Defizite den Älteren durchaus bewusst sind (Ältere Menschen als Radfahrer, 1999). Jeder fünfte Fahrradunfall mit Personenschaden ist ein Alleinunfall. Aber auch die jeweilige Straßenbeschaf- Zur Vermeidung von Fahrrad- bzw. Pedelecunfällen als fenheit kann zu Unfällen führen. auch zur Fokussierung der Verkehrssicherheitsarbeit Fehlerverhalten von Rad und Pedelec Fahrenden der Altersgruppe 65plus bei Unfällen mit Personenschaden 2016 16,9 % 11,0 % L Falsche Straßenbenutzung 51,1 % L Vorfahrt/Vorrang 11,0 % L Abbiegen, Ein- und Anfahren L nicht angepasste Geschwindigkeit 11,0 % L Fahren unter Alkoholeinfluss L andere Fehler 3,4 % www.destatis.de Unfallursachen bei älteren Verkehrsteilnehmern Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 19
Tipps zum sicheren Radfahren D as Tragen eines Fahrradhelmes sollte normal D as Fahrrad oder Pedelec sollte in regelmäßigen sein – auch für Erwachsene. Obwohl ein Fahrrad- Abständen auf mögliche Schäden kontrolliert wer- helm 80 Prozent der Schädelverletzungen verhin- den! Auch Reifen, Bremsen und Fahrradkette ermü- dern kann, tragen nur 19 Prozent (2017) der er- den mit der Zeit! wachsenen Rad Fahrenden einen Helm. Neben der Risikoerhöhung für sich selbst wird so ein schlechtes R ad Fahrende haben keine Knautschzone. Bei Beispiel für heranwachsende Rad Fahrende gegeben einem Unfall besteht die erhöhte Gefahr von körper- (ACE, Fahrrad-Unfälle, 2010). lichen Schäden. Auch wenn Rad Fahrende im Recht sind, sollten sie nicht darauf bestehen! N ach langer Rad-Abstinenz sollte Unsicherheit nicht durch allzu forsches Auftreten ausgeglichen ad Fahrende gehören zwar zu den besonders ge- R werden. Radfahren verlernt man zwar nicht, doch fährdeten Verkehrsteilnehmenden, sie sind aber können die ungewohnten Bewegungsabläufe die Auf- nicht die Schwächsten. Rad Fahrende haben sich merksamkeit im Straßenverkehr beeinträchtigen. gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmenden Als Gelegenheitsradler langsam anzufangen ist si- wie Kindern und zu Fuß Gehenden rücksichtsvoll zu cherer als auf dem ungewohnten Gefährt auftrump- verhalten! fen zu wollen (ACE, Fahrrad-Unfälle, 2010). A lkoholkonsum ist mit Straßenverkehr nicht zu ver- D ie Straßenverkehrsvorschriften sollten jedem einbaren. Dies gilt auch, wenn man mit dem Fahrrad Rad Fahrenden bekannt sein, sofern sich im öffent- oder Pedelec unterwegs ist. lichen Verkehrsraum fortbewegt wird. Rad Fahrende müssen sich mit den geltenden Regeln vertraut ma- chen und diese auch einhalten! B ei Dämmerung und Dunkelheit sollte man nur mit guter Beleuchtung Rad fahren! So wird man von an- deren Verkehrsteilnehmenden besser gesehen und kann Wege selbst besser beurteilen und Stürze ver- meiden! 20 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Tipps zum sicheren Radfahren
Fahrrad- und Pedelecfahren trainieren Eine große Zahl der Fahrrad- und Pedelecunfälle von W er sicher auf dem Rad ist, muss dies nicht auch Seniorinnen und Senioren sind Alleinunfälle ohne die auf dem Pedelec sein. Ohne Einweisung und Training Beteiligung von anderen Verkehrsteilnehmenden. Hier sollten (ältere) Menschen nicht vom Fahrrad auf das dürfte die Dunkelziffer der Statistiken sehr hoch sein, Pedelec umsteigen, denn das Unterschätzen der Dy- denn nicht jeder Unfall wird polizeilich erfasst. Ver- namik eines Pedelecs kann den Fahrenden in gefähr- kehrsunfallstatistiken und Statistiken der Krankenkas- liche Situationen bringen. sen gehen weit auseinander. Ursachen für solche Unfäl- le können sein: edelecs erleichtern das Anfahren und gleichen kör- P perliche Schwächen beim Fahrradfahren aus. Der ltere Menschen haben das Radfahren in der Kind- Ä richtige Umgang mit elektronisch unterstützten Rä- heit erlernt. Erst im Alter und bei entsprechender dern muss allerdings geübt werden, z. B. das Anfah- Freizeit steigen sie wieder auf das Fahrrad. Die we- ren, das Bremsen oder die Kurvenfahrt. Auf einem sentlichen Bewegungsabläufe sind zwar noch im Übungsparcours, in dem typische Verkehrssituatio- Gedächtnis gespeichert, aber die Handhabung des nen im Schonraum nachgestellt werden, können Se- Fahrrads ist eher unsicher. niorinnen und Senioren erproben, wie das Fahrzeug reagiert. N ach langer Radfahrpause stellen sich beim „Wie- dereinstieg“ häufig Fehler ein, vor allem beim Auf- er Entschluss, wieder mehr für die Gesundheit zu D und Absteigen, Bremsen und Anhalten. Solche Fehler tun und die Anschaffung eines neuen Fahrrades sind entwickeln sich schnell zu schlechten Gewohnheiten, hoch motivierend. Häufig überschätzen ältere Men- wenn sie nicht rechtzeitig korrigiert werden. schen ihre Fähigkeiten beim Radfahren („Ich kann das noch!“) und kommen dann im Straßenverkehr in ewegungsabläufe beim Radfahren werden dauer- B gefährliche Situationen, in denen sie nicht schnell haft im Gedächtnis gespeichert. Im Alter haben sich genug oder falsch reagieren. aber viele Dinge verändert: Die Wahrnehmung und die Reaktionsgeschwindigkeit, die Kraft und die Aus- Der Praxisbaustein 10 – Fahrrad-Pedelec-Parcours dauer, die Balance und die Koordinationsfähigkeit. bietet die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten und Fer- Das Radfahren muss unter den veränderten Voraus- tigkeiten im Umgang mit unterschiedlichen Fahrrädern setzungen erst wieder neu trainiert werden. (oder Pedelecs) zu erproben und kritisch zu reflektie- ren. Der Übungsparcours ist jedoch nicht dazu geeig- ahrräder, mit denen die Seniorinnen und Senioren F net, im Schnellverfahren das Fahrradfahren neu oder das Radfahren in der Vergangenheit erlernt haben, wieder zu erlernen oder den sicheren Umgang mit Pe- waren anders konstruiert als die heutigen hochtech- delecs zu trainieren. Werden bei Teilnehmenden Defizi- nischen Fahrzeuge. Das betrifft die Schaltung und te, Schwächen oder Unsicherheiten festgestellt, sollte die Bremsen, aber auch die gesamte Konstruktion. die Moderatorin/der Moderator sie auf entsprechende Ein neues Fahrrad muss erst richtig eingestellt und Angebote der Verkehrswacht (Fit mit dem Fahrrad), des im Schonraum erprobt werden, bevor es sicher im ADFC (Radfahrkurse) oder des örtlichen Fahrradhänd- Straßenverkehr genutzt werden kann. lers verweisen. Fahrrad- und Pedelecfahren trainieren Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 21
Quellen und weitere Informationen Auto Club Europa, Stuttgart (2010): Fahrrad-Unfälle – eine Studie des ACE Auto Club Europa https://www.ace.de/fileadmin/user_uploads/Der_Club/Dokumente/ACE_Aktionen/2011_Bike_heroes/Fahrrad_ Unfaelle_Studie.pdf Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V., München (2015): Toter Winkel bei Lkw, Bus und Pkw http://www.berlin-sicher-mobil.de/md/1441026400_file.pdf Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach (1999): Ältere Menschen als Radfahrer, Heft M 112 Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach (2016): Verkehrssicherheit Radfahrern – Analyse sicherheitsrelevanter Motive, Einstellungen und Verhaltensweisen, Heft M 264 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Berlin (2012): Nationaler Radverkehrsplan 2020, Den Radverkehr gemeinsam weiterentwickeln https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/bund/nationaler-radverkehrsplan-nrvp-2020 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin (2017): Pedelec? Aber sicher! https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/LA/pedelec-flyer.html Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin (2017): Kurz erklärt Fahrrad https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/K/broschuere-kurz-erklaert-fahrrad.pdf?__ blob=publicationFile Deutscher Verkehrssicherheitsrat, Bonn (2011): Sicherheit für den Radverkehr, 2. Auflage Deutscher Verkehrssicherheitsrat, Bonn (2017): Sicher Rad fahren mit und ohne Elektroantrieb https://www.dvr.de/download/broschuere-sicher-rad-fahren-2017.pdf Deutscher Verkehrssicherheitsrat (2017): Prüfen Sie Ihr Rad! Checkliste: Das verkehrssichere Fahrrad https://www.dvr.de/download/flyer-pruefen-sie-ihr-rad-checkliste.pdf Eugen-Otto-Butz-Stiftung, Hilden (2007): Mobilitätssicherung älterer Menschen im Straßenverkehr – Forschungsdokumentation www.butz-stiftung.de Eugen-Otto-Butz-Stiftung, Hilden (2011): Fahrgewohnheiten älterer Radfahrerinnen und Radfahrer www.butz-stiftung.de 22 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Quellen und weitere Informationen
Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankurt am Main (2013): Mobilität älterer Menschen, ISOE-Diskussionspapiere 36 infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH, Bonn & Berlin (2010): Mobilität in Deutschland 2008, Ergebnisbericht http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiD2008_Abschlussbericht_I.pdf Statistisches Bundesamt (destatis), Wiesbaden (2017): Verkehrsunfälle – Kraftrad- und Fahrradunfälle im Straßenverkehr https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/ UnfaelleZweirad5462408167004.pdf?__blob=publicationFile Statistisches Bundesamt (destatis), Wiesbaden (2017): Verkehrsunfälle – Unfälle von Senioren im Straßenverkehr 2016 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/ UnfaelleSenioren5462409167004.pdf?__blob=publicationFile Unfallforschung der Versicherer, Berlin (2010): Aktion: Fit mir dem Fahrrad, Das Übungsheft für Zuhause https://udv.de/de/node/50895 Unfallforschung der Versicherer, Berlin (2014): Neues Risiko Pedelec? (Heft Nr. 46) https://udv.de/de/publikationen/unfallforschung-kompakt/neues-risiko-pedelec Unfallforschung der Versicherer. Berlin (2017): Verkehrssicherheit von Elektrofahrrädern (Heft Nr. 69) https://udv.de/download/file/fid/10123 Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Berlin (2010): VCD Position „Gewinnfaktor Fahrrad“ https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Radverkehr/VCD_Position_ Gewinnfaktor_Fahrrad_2010.pdf Quellen und weitere Informationen Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 23
Uberschrift 24 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Praxisbaustein 1
Praxisbausteine Module und didaktische Hinweise Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 25
Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine Praktische Übungen werden am und mit dem eigenen Die Praxisbausteine zum Thema Fahrradfahren werden Fahrrad durchgeführt. Die Moderierenden sollten die ausschließlich von Moderatorinnen und Moderatoren Gruppe ihrer Teilnehmenden im Hinblick auf Fähigkei- durchgeführt, die selbst das Fahrrad nutzen, über eige- ten und Fertigkeiten im Umgang mit dem Fahrrad gut ne Erfahrungen verfügen und an der Fortbildung zum einschätzen können. Niemand soll und darf bei der Praxisbaustein „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec Durchführung von Praxisbausteinen gefährdet oder unterwegs“ teilgenommen haben. überfordert werden. Im Zweifelsfall steht die Sicherheit der Teilnehmenden immer im Vordergrund. Die Reihenfolge der Module stellt keine Rangfolge dar. Die Module können einzeln und unabhängig voneinan- Die beschriebenen Bausteine sind als Beispiel und der durchgeführt werden. Es wird empfohlen, mit dem Anregung für die Praxis gedacht. Nach ihrem Muster Fahrrad/Pedelec-Parcours zu beginnen, um die Fahr- können Moderatorinnen und Moderatoren die Praxis fähigkeiten der Teilnehmenden gefahrenlos im ver- übungen vor dem Hintergrund der jeweiligen Ziel- kehrsfreien Raum einschätzen zu können. gruppe (jüngere oder ältere Seniorinnen und Senioren, offene oder geschlossene Gruppen) und der konkre- Praxisbausteine zum Thema Fahrradfahren richten sich ten Verkehrsumgebung (Großstadt, Kleinstadt, ländli- ausschließlich an Teilnehmende, die selbst über ein ei- che Umgebung) anpassen, variieren und weiterentwi- genes Fahrrad verfügen und sicher das Fahrradfahren ckeln. Die einzelnen Praxisbausteine können mehr oder beherrschen. Seniorinnen und Senioren, die ganz neu weniger zeit- und organisationsaufwändig durchge- aufs Rad umsteigen möchten, sollten auf Kursangebote führt werden, von einer kurzen praktischen Ergänzung der Verkehrswacht und des ADFC hingewiesen werden. einer normalen „sicher mobil“-Veranstaltung bis hin zu einem Praxisprojekt über einen halben Tag. Sicherheitshinweise bei jedem Arbeitsauftrag machen deutlich, dass jeder Teilnehmende selbst für seine ei- Eine sinnvolle organisatorische Alternative kann es sein, gene Sicherheit im Straßenverkehr verantwortlich ist. die Durchführung von Praxisbausteinen in zwei oder Zu folgenden Verhaltensweisen sind die Teilnehmenden mehr Veranstaltungen aufzuteilen. In der Start-Veran- aufzufordern: staltung werden Erfahrungen ausgetauscht, die wich- tigsten Hintergrundinformationen zur Thematik ver- • Achten Sie auf Ihre Sicherheit im Straßenverkehr! mittelt und ein Erkundungs- und Arbeitsauftrag für • Setzen Sie immer einen Fahrradhelm auf! die Praxis erteilt. Der Arbeitsauftrag wird unterstützt • Z iehen Sie eine Warnweste zur besseren Sicht durch Arbeitsblätter und Checklisten zur Erkundung barkeit an! der eigenen Verkehrsumgebung. • F ahren Sie hintereinander auf den ausgeschilder- Zwischen der ersten und zweiten Veranstaltung erkun- ten Radwegen! den die Teilnehmenden dann selbstständig ihre Ver- • H alten Sie nur an sicheren Stellen, ohne andere kehrsumwelt, beobachten Verkehrssituationen und Verkehrsbeteiligte zu gefährden! fotografieren Praxisbeispiele mit der Handy- oder Di- • F otografieren Sie die Verkehrssituationen von gitalkamera, über die sie in der Folgeveranstaltung einem sicheren Standort aus! berichten. Selbstverständlich sind die Teilnehmenden • W ählen Sie eine Sicherheitsbeauftragte/einen in dieser Praxisphase für ihre Sicherheit im Straßen- Sicherheitsbeauftragten! verkehr selbst verantwortlich. Die Auswertung und • D ieser achtet darauf, dass niemand gefährdet Diskussion der Ergebnisse erfolgen dann in der Fol- wird! geveranstaltung. Zum Abschluss werden noch einmal zusammenfassende Hintergrundinformationen vermit- Bei den Praxisübungen sollten die Teilnehmenden telt und Sicherheitstipps erarbeitet. grundsätzlich einen Fahrradhelm tragen. Die Bedeu- tung des Fahrradhelms für den eigenen Unfallschutz sollte in allen Veranstaltungen deutlich angesprochen 26 Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine
und betont werden. Günstig wäre es, wenn die Teil- nehmenden durch eine Warnweste die Sichtbarkeit im Straßenverkehr erhöhen. Warnwesten mit „sicher mobil“-Logo könnten eine gelungene Marketingaktion für das Programm sein. Die Bausteine erheben keinen Anspruch auf Vollstän- digkeit. Moderierende haben die Möglichkeit, selbst Übungen für die Praxis zu entwickeln und durchzufüh- ren und gegebenenfalls in der „Moderatoreninfo“ darü- ber zu berichten. Die 10 Praxisbausteine „Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs“ 1 Sicherheits-Check 2 Mein Fahrrad und ich 3 Radfahren in der Stadt 4 Radfahren auf dem Land 5 Sicher unterwegs 6 Radausflug in die Umgebung 7 Vorsicht! Toter Winkel! 8 Sicher im Dunkeln 9 Gepäck transportieren 10 Fahrrad – Pedelec – Parcours Aufbau der Praxisbausteine Die Praxisbausteine sind – wie die Bausteine zum Thema „Zu Fuß unterwegs“ – einheitlich aufgebaut. Sie enthalten jeweils: • K urze Hintergrundinfos für die Moderierenden zur jeweiligen Verkehrssituation, Ziele der Praxisübun- gen, zentrale zu vermittelnde Sicherheitsbotschaf- ten, eine Liste der Materialien und organisatori- sche Hinweise, • e inen Leitfaden mit einem Vorschlag für den Ablauf und die Methoden für Arbeitsaufträge als auch Hinweise auf Materialien, • e ine Abbildung der Folien und Arbeitsblätter (auf dem Material USB). Aufbau und Durchführung der Praxisbausteine Mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs 27
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