GEMEINDEBRIEF der Evangelisch-reformierten Bethlehemsgemeinde und Schlosskirchengemeinde in Berlin - Evangelisch-reformierte ...
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GEMEINDEBRIEF der Evangelisch-reformierten Bethlehemsgemeinde und Schlosskirchengemeinde in Berlin Februar und März 2021
Foto: Carolin Springer Von Wegen, Weggefährten und so manchem kleinen und großen Stein Wir haben uns vorgenommen, in unseren von Abraham und Sara, die Gott vertrauten Gemeindebriefausgaben Schwerpunktthe- und mutig einen neuen Weg einschlugen. men zu finden. Für die erste Ausgabe 2021 haben wir uns für „Wege“ entschieden. Ist Ich musste beim Thema „Weg“ an meine es nicht ein wunderbar vielfältiges Thema? Pilgerreise nach Santiago vor einigen Jah- Nicht nur, weil wir auf die Passionszeit zu- ren denken. Und an meinen Stein. Denn gehen, eine Zeit der Vorbereitung und Be- wie alle Pilger auf diesem Weg, hatte auch sinnung hin auf dem Weg zu Karfreitag und ich einen Stein bei mir. Als ob man mit dem Ostern. Wir werden auch noch lesen von Rucksack nicht eh schon genug zu tragen Wegen in die Freiheit vor 450 Jahren, die hat. Aber es ist Tradition: Jeder Pilger trägt mehr als steinig waren. Wir werden mitge- einen Stein mit sich herum. Dieser steht nommen auf einen besonderen Stadtspa- für eine Last im Leben. Es steckt dahinter ziergang in Ostfriesland und eingeladen zu der Gedanke, dass wir alle einen Stein auf einer Gemeindereise nach Usedom. Wir le- dem Lebensweg mit uns tragen. In uns. sen Gebete und Lieder über Wege mit Gott Bei manchen ist eine Last so groß, dass sie und erfahren etwas über den Lebensweg manchmal kaum noch einen Fuß vor den 2
anderen setzen können. Andere haben sich Damit ist, so glaube ich, vielmehr gemeint: vielleicht mit der Last arrangiert. Sind mit Ich sehe, dass du schwer trägst. Deshalb der Zeit kräftiger geworden ... und dennoch, gehe ich mit dir und helfe dir beim Tragen, die Last ist da. soweit ich kann. Wieder andere haben eine klitzekleine Und ist das nicht eine entscheidende Auf- Last, doch auch die ist nicht zu unterschät- gabe von Weggefährten? Beim Pilgern, in zen. Wer schon mal einen kleinen Stein Familien, unter Freunden, in der Gesell- beim Wandern im Schuh hatte, weiß, dass schaft und in der Gemeinde. Einander beim auch etwas derart Unscheinbares reibt und Tragen helfen. Dazu ist es sicherlich wichtig, drückt, bis man schließlich nicht mehr wei- dass wir achtsam miteinander umgehen. terlaufen kann. Und jede und jeder auch achtsam mit sich selbst und den eigenen Kräften. Vielleicht „Tragt einer des anderen Last, so werdet muss dann so mancher Weg entschleunigt ihr das Gesetz Christi erfüllen“ – so heißt werden, vielleicht braucht es dann mehr es im Galaterbrief (6,2). Eine wundervolle Rasten und mehr Zeit zur Stärkung und Anleitung, wie wir einander zu guten Weg- Besinnung. Vielleicht kann die Passionszeit gefährten werden. Damit ist nun aber nicht dazu eine Hilfe sein. Und ja, manchmal gemeint: Ich nehme dir die Last ab und brauchen wir noch viel mehr. Dann möge es breche dann selbst unter der zusätzlichen Gott sein, der uns mit unseren Lasten trägt. Last zusammen. Herzlichst, Ihre Dazu ein Text aus dem Gesangbuch (EG 281,3) Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm sei unserm Gott im Heiligtum, der Tag für Tag uns segnet, dem Gott, der Lasten auf uns legt, doch uns mit unsern Lasten trägt und uns mit Huld begegnet. Sollt ihm, dem Herrn der Herrlichkeit, dem Gott vollkommner Seligkeit, nicht Ruhm und Ehr gebühren? Er kann, er will, er wird in Not vom Tode selbst und durch den Tod uns zu dem Leben führen. 3
Wege in der Passionszeit Einkehr, Umkehr, Besinnung. Eine Zeitlang auf Gewohntes zu verzichten ist mehr als eine alte Tradition. In den Wochen vor Karfreitag erinnern wir Gerichtsprozessen. In diesem Sinne bedeu- uns an das Leiden und Sterben Jesu Christi tet Fasten, Gott gegenüber eine fragende und bereiten uns auf Ostern vor, auf die Bot- Haltung einzunehmen und zu hören, was schaft von der Auferstehung. Die sogenannte er zu sagen hat. Im Verzicht der Fastenzeit Fasten- oder Passionszeit beginnt mit dem lebt die Erinnerung daran, dass wir es nicht Aschermittwoch und endet am Karsamstag. immer allein und selber am besten wis- sen, was gut für uns ist. Probehalber etwas Früher war das ganze Kirchenjahr durchge- anders zu machen – auch wenn es schwer taktet nach Tagen und Wochen des Fastens fällt – kann die Entdeckung mit sich brin- und es gab genaue Speisevorschriften für gen, dass es anders besser sein könnte. So diese Zeiten. Etwa im Mittelalter waren gu- kann das Fasten ein jährlicher kleiner Ent- tes Essen und Musik, der Spaß an Spiel, Tanz wurf sein: Was wäre wenn? Was wäre, wenn und am Feiern nur nach bestimmten Fris- ich nicht jeden Abend auf dem Sofa zu be- ten und Geboten erlaubt. Das Befolgen der wegten Bildern einschlafen würde? Wenn Regeln und die strenge Enthaltsamkeit gal- ich jeden Tag eine neue Begegnung wagen ten als Mittel, Gott zu gefallen – oder dem würde, wenn ich vorwärts schauen würde, Papst, dem Pfarrer oder auch dem Nach- statt zurück? Die Skizze eines anderen All- barn. Mit der Reformation wurden diese tags, der Blick in eine andere Richtung, eine strengen Regeln infrage gestellt. Wer heute Perspektivverschiebung. in der Fastenzeit auf etwas verzichtet, darf nach protestantischem Verständnis selbst Auch heute verlassen wir in der Fastenzeit entscheiden, was ihm gut tut. Inzwischen die bekannten Pfade, wir machen vielleicht knüpft kaum mehr jemand sein Seelenheil einen Bogen um den Kühlschrank, meiden an den Verzicht auf Fleisch oder andere Ge- den Zigarettenautomaten oder gehen über- nüsse in der Fastenzeit. Eher gilt sie als Zeit haupt mal wieder zu Fuß. Wir entziehen uns der Einkehr, der Umkehr und Besinnung. Kalorien, Konsum oder Komfort. Wir bre- chen mit Gewohnheiten, selbstverständli- Schon im Alten Testament begegnen Men- chen Gesten des Alltags, machen etwas an- schen mit Fasten den Übergängen zwi- ders als sonst und bringen damit, leise und schen unterschiedlichen Phasen und Sphä- ohne ruckartige Bewegungen, gewohnte ren. Beim Trauern, in Lebensgefahr, bei Ordnungen durcheinander. Vielleicht läuft weiter geht‘s auf Seite 6 4
auf dem mit vereinten Sinnen und Herzen alles nicht mehr ganz so rund und vorher- rissenes Gelände hinter uns und fasten auf sehbar wie sonst. Vielleicht stolpert man auf einen ständig weiter werdenden Horizont eine heilsame Ordnung einmal im gewohnten Takt. Der Tagesablauf verschiebt sich, Zeit ist da, wo Hetze war. Ru- hin. Dann finden wir danach den Weg in die Gewohnheit vielleicht gar nicht wieder zu- hig und wach hören wir uns selber wieder – rück – und gehen einen neuen. Dann leuch- unter uns aufgerichtet und Gott. Diese Zeit im Kirchenjahr lebt auf tet vom Ende der Fastenzeit her Ostern auf, wollen nich Wirnicht Veränderung und Erneuerung hin. Manch- Wir wollen die Auferstehung, das Leben nach dem Tod. werden kann. mal ist es nur ein kleiner Schritt zur Seite selbstherrl selbstherrlich und es zeigt sich auf einmal etwas anderes, Unerwartetes, lange Übersehenes. Wenn das Beitrag nahezu wortgetreu übernommen aus: 7wochenohne.evangelisch.de/warum-fasten-wir-eigentlich Autorin: Kathrin Althans; Redaktionelle Bearbeitung: gelingt, Aus dem auftreten dann lassenzurwirEmder auftreten Einladungsschreiben und bekanntes u und1571 Synode von um- Katharina Schienbein Vorschriften Vorschriften machen.mac Weg in die Freiheit?! Wir Fluchtpunkt Freiheit – 450 Jahre Emder Synode Wirlediglich wollen / Eine wollen ledig eineneinen Weg Weg filmische Annäherung an die Emder Synode von 1571 450 Jahre ist es her, dass in Emden etwa 30 Vertreter von Flüchtlings- und Untergrundgemeinden zu einer Versamm- lung zusammenkamen, die als „Emder Synode“ in die Ge- aufzeigen, aufzeigen, nicht Wir wollen schichte eingegangen ist. auf mit dem auf demselbstherrlich vereinten mit vere auftreten und Sinnen Die Filmemacher Jürgen Gutowski und Lilian Breuch waren Vorschriften machen. auf Spurensuche. Ihre Neugier galt eben dieser Sinnen Zusammen- und Wir wollenHerzen und Herz lediglich kunft. In ihrer gut zwanzigminütigen Doku beleuchten die einen Weg Journalisten in den Niederlanden, in der Pfalz,eine eine heilsame heilsame am Nieder- aufzeigen, Ordnung O rhein und in der Seehafenstadt Emden die Hintergründe auf dem mit vereinten dieses Treffens, dessen Ziel die Vernetzung von unter Gemeindenunsunter uns aufger eine aufgerichtet Sinnen und Herzen heilsame Ordnung und die Organisation einer „Kirche von unten“ war. Vor dem unter uns aufgerichtet Hintergrund von Verfolgung Andersgläubigerwerden werden kann. haben nie- werden kann. kann. derländische Glaubensflüchtlinge und ihre Abgesandten Aus dem Einladungsschreiben zur Emder Synode von 1571 Aus dem Einladungsschreiben zur Emder Synode von 1571 ein Stück Zeit-, Kultur- und Kirchengeschichte geschrieben, Aus dem Einladungsschreiben zur Emder Synode von 1571 deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen. Der Film kann angesehen werden unter: https://youtu.be/BytkpnoMvWM 6
Ein Spaziergang durch das heutige Emden Von Hanna Gabriel Stadtplan Emden. Georg Braun & Franz Hogenberg, Köln 1576, Groninger Archieven, NL-GnGRA_817_2451 „Reformationsstadt Emden“, dieser Titel wur- das Stadtbild. Nach mehreren kleinen Bom- de der kleinen ostfriesischen Stadt an der bardierungen wurden im September 1944 Nordsee 2013 als erstem Ort in Europa ver- bei einem Angriff 80% der einst schönen liehen, um auf die bedeutende Stätte der Re- Stadt zerstört, die historische Bausubstanz formation hinzuweisen. In diesem Jahr wird ging verloren. Meine Mutter überlebte als an die Emder Synode von 1571 erinnert, junge Frau diesen Angriff in einem Bunker, die bis heute das Selbstverständnis und die von denen noch heute 35 im Stadtbild zu Organisation reformierter Gemeinden prägt. sehen sind. Immer noch wird jedes Jahr an Unser Gemeindebrief wird im Laufe des Jah- dieses furchtbare Ereignis erinnert. res immer wieder darüber berichten. Mein Spaziergang beginnt an der Großen Gibt es im heutigen Emden noch Spuren aus Kirche, die während der Reformation un- vergangenen Zeiten? Vom früher auch als zähligen Glaubensflüchtlingen, vor allem „Venedig des Nordens“ bezeichneten Emden aus den Niederlanden, Zuflucht gab und ist heute nur noch wenig zu sehen. Aber es deshalb als „moederkerk“, als Mutterkirche, durchziehen die Stadt immer noch zahlreiche bezeichnet wird. Die große Kirche wurde im Kanäle. Rote schlichte Klinkerbauten prägen Krieg stark zerstört, die Ruine stand bis in 7
die 1990er Jahre als Mahnmal. Nach sehr 70-jährige Bestehen feiern. Etwa die Hälfte umfangreichen Bauarbeiten beherbergt der Emder Einwohner zählen heute noch sie heute die Johannes-a-Lasco-Bibliothek zur reformierten Kirche, viele lutherische mit einer umfangreichen Sammlung von Christen haben nach der Flucht aus den Literatur zum reformierten Protestantismus. Ostgebieten in Emden eine neue Heimat Auch großen städtischen Ereignissen so- gefunden. Die Emder reformierte Gemein- wie der Gesamtsynode der Reformierten de ist heute in vier Bezirke aufgeteilt, zwei Kirche bietet sie einen würdigen Rahmen. in der Innenstadt, die anderen beiden in Versteckt hinter der Großen Kirche befindet den neuen Stadtteilen. Bis vor Kurzem gab sich die sogenannte „Schweizer Kirche“, die es einen großen Gesamtkirchenrat, man ist 1949 aus den alten Steinen der Großen Kir- aber seit Kurzem dazu übergegangen, den che mit Hilfe von Spendengeldern schwei- einzelnen Bezirken wieder mehr Eigenstän- zerischer reformierter Gemeinden gebaut digkeit zu geben. wurde. Diese, als eine von 39 sogenannten Notkirchen nach einer Planung von Otto Der Gang geht weiter am Otto-Hus vorbei Bartnik aus den Trümmern der Großen Kir- zum Emder Rathaus, das bis 1962 auf den che gebaut, sollte eigentlich nur 20 Jahre Ruinen des alten Rathauses wiederaufge- bestehen, konnte aber im letzten Jahr das baut wurde und das Stadtbild dominiert. Hier beginnt der Ratsdelft, ein zur See- schleuse hin offenes Gewässer, um den ein Spazierweg führt. An dem Ufer haben alte Segelschiffe festgemacht und zeugen von der großen Seefahrertradition. Auf dem Weg um den Delft kommt man durch das kleine noch erhaltene Hafentor, auf dem das Em- der Stadtwappen zu sehen ist, das „Engelke up de Mur“, das Engelchen auf der Mauer. Darunter steht der Spruch „Et pons est Emb- de et portus et aura deus“, Gott ist für Emden Brücke, Hafen und Segelwind. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Hafen, die Kräne der Nordseewerke. Die Emder Werf- Foto: Hanna Gabriel ten, auf denen früher große Schiffe gebaut wurden, konnten der internationalen Kon- kurrenz nicht mithalten. Größter Arbeitgeber in der Region ist heute das VW-Werk. weiter geht‘s auf Seite 10 8
Familienrüstzeit auf Usedom Zinnowitz vom 09.10.2021 – 16.10.2021 Liebe Gemeindemitglieder, liebe Kinder, Die Teilnehmerkosten betragen: für Erwach- liebe Freunde der Gemeinde, sene: 200,00 Euro, für Kinder (ab 3 Jahren)/ Schüler/Auszubildende: 100,00 Euro. nehmt Euch doch vom 09.10.2021 bis 16.10.2021 ganz einfach frei. Denn dann Bitte teilt uns bis zum 23. Mai 2021 mit, ob wollen wir zu unserer Familienrüste aufbre- ihr teilnehmen werdet, selbst anreist oder chen! Ihr seid herzlich eingeladen. die Deutsche Bahn nutzen möchtet. Natürlich ist uns bewusst, dass wir noch mit- Wieder gemeinsam auf Reisen geh’n. ten in einer Pandemie stecken und niemand Nicht nur lang Vertrautes seh’n. weiß, wie sich diese in den nächsten Mona- Mit Euch allen was erleben, ten entwickeln wird. Aber unsere Hoffnungen diese Chance ist gegeben. sind positiv, dass Corona uns diesmal nicht Denn so manches ist geplant. einen Strich durch die Planungen macht. Sicher wird’s auch amüsant. Unsere Reise geht im Oktober 2021 auf die Wer neugierig ist, der schaue einfach mal wunderschöne Ostseeinsel Usedom, in die unter: www.st-otto-zinnowitz.de/ueber- Gemeinde Zinnowitz. Euch erwarten dort uns nach. helle freundliche Zimmer mit eigenem Sa- nitärbereich, teilw. m. Balkon, Radio sowie Wir wünschen Euch allen noch ein vor al- Zimmersafe. Für unsere ganz jungen Teil- lem gesundes Jahr 2021 und mögen sich nehmer:innen (bis 2 Jahre) ist ein Platz im all Eure Wünsche und Hoffnungen erfüllen. Zimmer der Eltern vorgesehen. Parkmöglich- keiten befinden sich direkt auf dem Gelände. Euer Organisationsteam 9
Die einzige noch erhaltene historische Kirche ist die Neue Kirche, die man auf dem Weg durch den Rathausbogen erreicht. Dieses Gebäude ist die erste als reformiertes Got- teshaus gebaute Kirche in Norddeutschland, eine Predigtkirche, die auf die Kanzel aus- gerichtet ist. Als Mitte des 17. Jahrhunderts diese Kirche gebaut wurde, hatte Emden Foto: Hanna Gabriel 20.000 Einwohner, dazu kamen 6.000 (!) Flüchtlinge aus den Niederlanden. Das Ge- bäude, in dem seinerzeit die Emder Synode stattfand, war das Erdgeschoss eines Lager- hauses, in dem die französischsprachige Ge- meinde ihren Gottesdienstraum hatte. Da- liedern bis zu Chorälen. Ich sitze am Delft, von ist nichts mehr zu sehen. Heute hat eine höre eine bekannte alte Melodie und lese bekannte Emder Teefirma dort ihren Sitz. auf dem Handy: „Verleih uns Frieden gnä- diglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist Zurück zum Rathaus kann man alle zwei doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte Stunden einem schönen Glockenspiel lau- streiten, denn du unser Gott alleine.“ schen, das Repertoire reicht von Seemanns- Wie tröstlich in diesen Zeiten! Vertraut den neuen Wegen Von Hanna Gabriel Das Kirchenlied erklang am 4. August 1989 der jährlich stattfindenen Friedensdekade zum ersten Mal bei einer Trauung in der in Jena gesungen und begleitete von da Eisenacher Annenkirche. Der Jenaer Theo- an die Kirchgemeindegruppen während logieprofessor Klaus-Peter Hertzsch (1930– der friedlichen Revolution der DDR. Dieses 2015) hat diesen Text seiner Patentochter eigentlich für den privaten Gebrauch ent- zur Hochzeit mit auf den Weg gegeben, standene Kirchenlied traf die Stimmung aufgeschrieben in einem Hotelzimmer kurz jener aufgewühlten Vorwendezeit mit ihren vor der Trauung. Die an die Hochzeitsgäs- Hoffnungen und Visionen. te verteilten Zettel wurden schnell in den Kirchgemeinden verbreitet. Bereits wenige Klaus-Peter Hertzsch sagte in einem Inter- Tage später wurde das Lied als Abschluss view, dass er in jenen Tagen der friedlichen 10
Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land. Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht. Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit. Revolution eine große Verantwortung ge- Den Böhmischen Brüdern im 16. Jahrhun- spürt hat, seine Studenten wären „hochgra- dert verdanken wir die heutige Melodie dig beteiligt an den politischen Vorgängen“, des Liedes, nämlich „Lob Gott getrost mit aber bei ihm habe sich sehr schnell Enttäu- Singen“. Zuversicht und Gottvertrauen ver- schung eingestellt, weil der Westen nicht binden beide Choräle. Seit 1993 wurde den Erwartungen gerecht werden konnte. „Vertraut den neuen Wegen“ in die Gesang- Für ihn war die Verbesserung der politi- bücher fast aller Kirchen aufgenommen schen und sozialen Bedingungen im ei- und gilt als der meistgesungene Choral der genen Land für alle Gesellschaftsschichten letzten Jahre. Klaus-Peter Hertzsch hat die- wichtig. Seine Hoffnungen für die Zukunft sen Liedtext, seine Dichtungen biblischer beschränkten sich allerdings nicht nur da Geschichten, wie sie auch im Buch: „Der rauf, sondern gingen weit darüber hinaus. ganze Fisch war voll Gesang“ herausgege- Er forderte, sich für die berechtigten Forde- ben wurden, bescheiden als „Gebrauchs- rungen der Menschen in den Entwicklungs- texte“ verstanden. Die Wirkung des Liedes ländern nach menschenwürdigen Lebensbe- strahlt auch nach über dreißig Jahren, durch dingungen einzusetzen. Besonders betonte die hellen, positiven Bilder Zuversicht und er, dass wir eine große Veranwortung für fol- Vertrauen aus und kann immer noch eine gende Generationen haben, ihnen „keine Wegzehrung in eine ungewisse Zukunft ausgebrannte, erschöpfte Erde zu hinterlas- sein, denn: „Er selbst kommt uns entgegen. sen, sondern eine bewohnbare Welt.“ Die Zukunft ist sein Land.“ 11
Liebe Kinder, ein neues Jahr hat längst begonnen und einen Sohn schenken und die beiden zu mit dem neuen Jahr tun sich manchmal einem großen Volk machen. Viele aus der vielleicht auch neue Wege auf. Habt ihr Sippe von Abraham glaubten ihm diese euch etwas für das neue Jahr vorgenom- besondere Erfahrung nicht. Hatte er sich men, vielleicht etwas, was ihr anders ma- das alles vielleicht nur eingebildet? War chen wollt als im letzten Jahr? Oft ist so ein es nicht total gewagt und leichtsinnig, die Jahresbeginn ein Zeitpunkt, an dem sich Sicherheit der großen Gruppe in der alten viele Menschen etwas Besonderes vorneh- Heimat zu verlassen und in die Fremde, in men für die kommende Zeit. Manchmal ein unbekanntes Land zu ziehen? Würden wird man aber einfach auch vor neue Wege sie dort überhaupt willkommen sein? Und gestellt und muss sich entscheiden … was konnte unterwegs nicht alles passieren: Räuber, Wasserknappheit, Sandstürme … In der Bibel werden viele Geschichten er- Aber Abraham vertraute fest auf das, was zählt, die von spannenden Wegen berühm- dieser Gott gesagt hatte, und machte sich ter Menschen handeln: zum Beispiel von mit Sara und einigen Leuten auf den Weg. Abraham und Sara. Die beiden lebten zu- Er wagte etwas Neues und vertraute diesem nächst als Viehhirten im berühmten Zwei- unsichtbaren Gott. Wenn Abraham sich das stromland, dem Land zwischen den beiden nicht getraut hätte, hätte er die wichtigs- großen Flüssen: Euphrat und Tigris. Dort ten Erfahrungen in seinem Leben gar nicht wanderten sie mit ihren Herden und ihrer gemacht und wäre uns heute auch nicht Sippe von Weideplatz zu Weideplatz. In bekannt. Niemand würde mehr über ihn diesem Land verehrte man damals vor fast reden. Aber so, gerade weil er bereit war, 4000 Jahren noch viele verschiedene Göt- sich auf diesen Gott und einen ganz neuen ter – wie auch die allermeisten Völker auf Weg einzulassen, verlief sein Leben ganz der Erde. Doch eines Tages erlebte Abraham spannend und es wird bis heute von ihm etwas, was er nie vergessen würde: Ein den und seinen Erfahrungen erzählt. Viele von Menschen bis dahin noch unbekannter Gott euch kennen seine Geschichte mit all den wandte sich ausgerechnet an Abraham und Überraschungen bestimmt. Das Leben von forderte ihn auf, sein Land, seine Heimat Abraham und Sara zeigt, dass man manch- und seine Sippe zu verlassen und in ein mal alte Wege verlassen muss, etwas Neu- neues Land zu wandern, das dieser Gott ihm es wagen muss und darauf vertrauen darf, zeigen wollte. Dort – so ließ dieser Gott wis- dass Gott mit uns in unserem Leben noch sen – wollte er Abraham und Sara endlich etwas Spannendes vorhat … 12
Das Bild zeigt Abraham auf seinem neuen Weg in die unbekannte Zukunft in das neue Land. Was wünscht ihr ihm und Sara auf die- sem Weg? Schreibt es doch einfach auf den Weg in dieser Zeichnung und bringt Farbe in das Bild! Es grüßt euch ganz herzlich und wünscht euch Gottes Segen auf euren Wegen im neuen Jahr! Euer 13
Gottesdienstplan Bis Ende Februar keine Präsenzgottesdienste! Aufgrund der aktuellen Situation finden in unseren Gemeinden bis vorerst Ende Februar keine Präsenzgottesdienste statt. Nach unseren Informationen (Stand 20.01.) werden in der Französischen Kirche derzeit noch vor Ort Gottesdienste veranstaltet. Dort steht ein entsprechend großer Kirchraum zur Verfügung. Vielleicht haben Sie ja mal Lust, dort mitzufeiern. Oder nutzen Sie unsere Sofagottesdienste und weitere Onlineangebote, die wie immer für Sie auf den Websites bereitstehen: www.schlosskirche-koepenick.de www.bethlehemsgemeinde.de Wir hoffen, dass wir im März wieder bei uns vor Ort gemeinsam Gottesdienste feiern können, eventuell in den Gemeindegärten unter freiem Himmel. Doch bitten wir Sie, sich auf der Homepage über eventuelle kurzfristige Änderungen zu informieren. Gerne können Sie auch anrufen und wir informieren Sie über den aktuellen Stand. 07.03. | 10 Uhr Gottesdienst (SK) — Pfarrerin Springer Okuli 14.03. | 10 Uhr Gottesdienst (BG) — Pfarrerin Springer Laetare 21.03. | 10 Uhr Gottesdienst (SK) — Pfarrerin Springer Judika 28.03. | 10 Uhr Gottesdienst (BG) – Pfarrerin Springer Palmarum Bethlehemsgemeinde Neukölln Schlosskirchengemeinde Köpenick Richardstr. 97, 12043 Berlin Freiheit 14, 12555 Berlin Bis auf Weiteres gelten die Abstands- und Hygieneregelungen bei den Gottesdiensten. Beachten Sie bitte auch, dass medizinische Masken getragen werden müssen (OP-Masken oder FFP2). Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis. 14
Die Gruppen und Kreise wollen wir gerne wieder stattfinden lassen, sobald das die Regelungen zulassen. Derzeit ist es leider nicht möglich. Wenn Sie nicht bereits im Verteiler sind und Interesse am Seniorenkreis, dem Bibelkuchenkreis oder dem Kinderkreis haben, dann wenden Sie sich gerne an uns. Wir informieren Sie, sobald wir sagen können, ob, wann und wie wir uns treffen. Inwieweit es in diesem Jahr ökumenische Veranstaltungen zur Passionszeit geben kann und in welcher Form es eventuell digitale Alternativen gibt, war zur Erstellung des Gemeindebriefs noch nicht klar. Falls es Angebote geben sollte, werden wir Sie kurzfristig auf unseren Websites dazu informieren. Adventsandacht im Garten der Bethlehemsgemeinde. Foto: Brigitta Wortmann Sprachcafé Seit vielen Jahren teilen wir unsere Räume mit der Iranisch-Presbyterianischen Gemeinde und haben doch kaum Kontakt, wissen nur wenig voneinander. Das würden wir gern ändern und planen ab Mitte Februar (regelmäßig oder in loser Folge) ein digitales Sprachcafé, wo wir beim Deutsch-Lernen helfen und uns über unsere Traditionen austauschen wollen. Was hat es zum Beispiel mit dem persi- schen Neujahrsfest auf sich? Wir freuen uns auf alle, die mitmachen! Bitte melden Sie sich unter sprachcafe@bethlehemsgemeinde.de 15
Kontakt & Impressum Pfarrerin Carolin Springer Bethlehemsgemeinde Sprechzeiten nach Vereinbarung Richardstr. 97, 12043 Berlin Tel.: 030 88667506 www.bethlehemsgemeinde.de reformiert@posteo.de Presbyteriumsvorsitzende: Brigitta Wortmann Schlosskirchengemeinde presbyterium@bethlehemsgemeinde.de Gemeindebüro: Tel.: 0179 51 21 858 Freiheit 14, 12555 Berlin Sprechzeiten nach Vereinbarung Iranisch-presbyterianische Gemeinde Tel.: 030 6557 032 Ryan und Alethia White Fax: 030 9170 8955 Tel.: 030 2235 0588 schlosskirche@gmx.de alethia.ryan@gmail.com www.schlosskirche-koepenick.de Presbyteriumsvorsitzender: Kirchenmusiker: Andreas Hetze Norbert Hoffmann Tel: 030 4404 8648 Tel.: 0176 5697 7632 andreas.hetze@web.de Spenden Bankverbindung: Evangelische Bank eG Berlin IBAN DE95 5206 0410 0003 9017 69 BIC GENODEF1EK1 Verwendungszweck „Bethlehemsgemeinde“ oder „Kirchgeld Schlosskirche Köpenick“ Herausgegeben im Auftrag der Presbyterien Redaktionskreis: Carolin Springer, Katharina Schienbein, Hanna Gabriel Gestaltung: Cornelia Agel Abbildungen Titelblatt: Fredrica Särdquist, Friedrich Linke Redaktionsschluss für den nächsten Gemeindebrief ist der 1. März 2021.
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