Sich wandeln Drei Unterbrechungen des Alltags für Jugendliche und junge Erwachsene

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Sich wandeln Drei Unterbrechungen des Alltags für Jugendliche und junge Erwachsene
Sich wandeln
Drei Unterbrechungen des Alltags für Jugendliche
und junge Erwachsene
Anita Zucketto-Debour, Aachen

  Aktionsform: Eine Hinführung und 3 Bausteine zum Hungertuch; offenes Konzept, variable
  Impulse im Blick auf das Hungertuch; die Texte sind als Bausteine zu verstehen, die je nach
  Gruppe und Zeitrahmen verwendet oder ausgelassen werden können. Kombinieren Sie die
  Andachten mit den Bausteinen der Museumspädagogin Ines Amann, DVD 0205 und den
  theaterpädagogischen Elementen von Ben Hergl, DVD 0209.
  Zielgruppe: Jugend-, Firm- und Konfirmanden-Gruppen, Schüler und Schülerinnen
  Zeit: pro Einheit ca. 45 – 60 Minuten
  Vorbereitung: Eventuell Hungertuch, Bildblatt zum Hungertuch mit einführendem Text auf
  der Rückseite (Best.-Nr. 2 104 21). Weitere notwendige Materialien finden Sie bei den
  einzelnen Bausteinen.
  Wenn Sie mehr Infos über die Künstlerin einflechten möchten, finden Sie im Arbeitsheft zum
  Hungertuch, S 12. ein Interview mit Lilian Moreno Sánchez und auf der DVD 05 verschiedene
  Videos. Eine Hinführung zum Hungertuch in Leichter Sprache ist unter 0201 abgelegt.
  Geeignete meditative Musik bieten wir ebenfalls an, 06.
  Meditationen zum Hungertuch von Ricarda Moufang können Sie bestellen, Best.-Nr. 2 118
  21, www.eine-welt-mvg.de . Lieder zum Hungertuch finden Sie hier: DVD 07.

 Corona
 Bitte beachten Sie auch bei diesem Gruppenangebot unbedingt die jeweils geltenden Corona-Schutzmaßnahmen!
 Falls ein persönliches Treffen in geschlossenen Räumen nicht möglich oder angeraten sein sollte, könnten Teile der
 Treffen digital über ein Video-Tool stattfinden, beispielsweise https://zoom.us und auch als App für Android und
 iOS; hier finden Sie weitere Ideen für den Austausch über Messenger, WhatsApp und ähnliche Anbieter, wenn
 Kinder bereits ein Smartphone nutzen:
 https://theonet.de/2020/03/14/gottesdienst-per-whatsapp-ja-es-geht-in-zeiten-des-coronavirus-digitalekirche-
 chatandacht/
 Körperübungen lassen sich gut digital anleiten. Statt eines gemeinsamen Tuches kann jede/r TN ein eigenes kleines
 Laken gestalten. Musik und Lieder zum Einspielen finden Sie jeweils angegeben.

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© Dieter Härtl/MISEREOR

Unterbrechung 1

STAND gewinnen
   Vorbereitung: Sie benötigen einen leeren Raum (circa 40 m 2 oder so groß, dass sich unter
   den Bedingungen der Pandemie eine entsprechend große Gruppe darin aufhalten kann) und
   ein oder mehrere weiße Tücher aus Baumwolle/Leinen (insgesamt circa 3 x 5 m); Graphit-
   Stifte; verschiedene Kreidefarben; Technik zum Abspielen der Musik.

Begrüßung
In unserer Mitte liegt ein weißes Tuch, es soll den Grund bilden für unsere drei Unterbrechungen
in der Fastenzeit. Ich möchte euch/Sie nun bitten, die Schuhe auszuziehen. Dabei erinnern wir
uns an alle, denen der Boden in vielfältiger Form heilig ist:
(Alle stehen noch um das Tuch herum, nun ohne Schuhe)

Gebet
Wenn wir
einem anderen Volk
einer anderen Kultur
einer anderen Religion
begegnen ist es unsere erste Aufgabe
unsere Schuhe auszuziehen
denn der Ort
den wir da betreten
ist heiliger Boden
sonst könnte es sein
dass wir
die Liebe
den Glauben
die Hoffnung
eines anderen zertreten
oder was noch viel schlimmer wäre
vergessen
dass Gott schon
vor unserer Ankunft dort war

Gebet aus Asien; Ideen und Informationen WGT Guyana; Stein S. 117.

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Im Bewusstsein darum, dass unser gemeinsamer Glauben uns Bodenhaftung und einen
Standort in dieser Welt geben möchte, beginnen wir unsere Unterbrechung im Namen dessen,
der uns Boden und Grund sein möchte: im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Hl.
Geistes. Amen.

Nehmen wir nun so auf dem Tuch Platz, dass wir einander gut im Blick haben und doch auch so
viel Platz für uns, dass wir die anderen nur dann erreichen, wenn wir einen Schritt auf sie /ihn
zugehen.

Musik
Instrumental z.B. Satie, Chopin, Bach… oder Musik zum Hungertuch-Film, DVD 06.

Körperübung: Was mich niederdrückt
Manchmal haben wir die Nase voll,
manchmal liegt uns etwas auf dem Magen,
fühlen wir Schmetterlinge im Bauch,
sind wir halsstarrig,
arbeiten wir uns krumm,
engagieren wir uns mit Herz und Hand.
Der Körper ist oft ein Spiegelbild unserer Seele.

Deswegen wollen wir nun mit einer Körperübung unseren inneren Gefühlen nachgehen:
Wir suchen für uns einen guten Stand, indem wir uns so hinstellen, dass die Füße circa 20 cm
auseinander sind. Wir lassen unsere Arme ruhig runterhängen. Wir sind nur bei uns selbst und
hören auf unseren Atem, auf sein langsames Kommen und Gehen, bis wir nur noch bei uns sind.
Nun kann die Körperreise beginnen: wir beugen zunächst nur unseren Kopf und nehmen die
Arme nach vorne und lassen sie ruhig hängen.

Während wir uns nun Wirbel für Wirbel ganz langsam nach vorne beugen,
denken wir darüber nach:

-   Was beugt uns?
-   Welche Lasten drücken uns, die wir uns selbst auferlegt haben?
-   Welche Lasten drücken uns, die uns andere auferlegt haben?
-   Was macht uns niedergeschlagen?
-   Was macht uns klein?
-   Wo machen wir uns selbst klein?

Ganz unten angekommen, spüren wir unserer Beugung noch einmal nach. Dann beginnen wir,
uns ganz langsam Wirbel für Wirbel wieder aufzurichten.

Während des Aufrichtens wird der 1. Psalm-Abschnitt gelesen:
Lesung: Psalm 31,2-6a1
Bei dir, Lebendige, berge ich mich.
Lass mich niemals zugrunde gehen.
In deiner Gerechtigkeit lass mich entrinnen.
Neige mir zu dein Ohr! Rette mich, schnell!
Sei mir ein schützender Fels, ein bergendes Haus, mich zu befreien.
Ja, mein Fels und meine Bergung bist du allein.

1
    Bibel in gerechter Sprache, hrsg. von Dr. Ulrike Bail u.a., 1. Auflage der Taschenausgabe der 4., erweiterten
    und verbesserten Auflage, Gütersloher Verlagsbuchhandlung, 2011 .

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Um deines Namens willen zeige du mir den Weg und begleite mich.
Hole mich aus dem Netz, das sie mir heimlich legten.
Du bist meine Zuflucht.
Deiner Hand vertraue ich meinen Lebensatem an.

Aufrecht stehend spüren wir noch einmal unserer aufgerichteten Wirbelsäule nach und
verabschieden uns dann mit einem tiefen Atemzug von dieser Körperreise.
Wir nehmen nun wieder Platz auf dem Boden, der uns tragen möchte.

Hören wir nun das Lied eingespielt „Sind so kleine Hände“ von Bettina Wegener:

Sind so kleine Hände, winz'ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füsse, mit so kleinen Zeh'n.
Darf man nie drauf treten, könn'sie sonst nicht geh'n.

Sind so kleine Ohren, scharf und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.

Sind so schöne Münder, sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.

Sind so klare Augen, die noch alles seh'n.
Darf man nie verbinden, könn'n sie nichts versteh'n.

Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen, geh'n kaputt dabei.

Ist so'n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.

Grade klare Menschen, wär'n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat, hab'n wir schon zuviel.

Bettina Wegner
https://www.songtexte.com/songtext/bettina-wegner/kinder--sind-so-kleine-hande-5b56d7b0.html

Körperübung: Einander aufrichten
Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass Menschen klein gemacht werden, dass man
versucht, sie zu brechen: denken wir an die Menschen, die weltweit geprügelt, eingesperrt,
gefoltert und getötet werden, weil sie sich für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzen.
Sie brauchen unsere Solidarität, sie brauchen Menschen, die sich für sie einsetzen, die sie nicht
ihrem Schicksal überlassen. Auch wir sind auf Solidarität angewiesen. Das wollen wir nun in
einer Körperübung zum Ausdrucken bringen:

Auf unserem Platz knien wir uns nun hin, beugen uns vorne über und nehmen dabei den Kopf in
unsere Hände, so dass wir vollkommen in uns zurückgezogen sind. In dieser gebeugten Haltung
warten wir darauf, dass eine/r kommt, um uns aufzurichten, uns die Hand auf den Rücken legt
und uns so Gottes bergende Nähe spüren lässt. So berührt richten wir uns auf und gehen dann
zu einem hin, der noch gebeugt am Boden kauert und legen ihm/ihr unsere Hand auf. Wir
richten also einander auf.

Nun geht zunächst die Leitung zu einer Teilnehmerin und berührt sie mit der flachen Hand am
Rücken. Die berührte Teilnehmerin steht auf und geht nun zu einem anderen Teilnehmer, um
ihm die Hand aufzulegen. Alle, die jeweils aufgerichtet sind, richten andere auf, bis alle
aufgerichtet sind.

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Wenn alle einander aufgerichtet haben:
Für einen Moment spüre ich dem Gefühl noch nach, wie es ist,
aufgerichtet worden zu sein und nun wieder Stand zu haben.

So aufgerichtet hören wir weiter Gottes gutes Wort aus Psalm 31:
Lesung: Psalm 31,7b-9
Ich aber, ich vertraue auf die Lebendige.
Ich will jubeln, mich freuen an deiner Freundlichkeit:
Du hast mein Elend gesehen. Du weißt um mein bedrängtes Leben.
Du hast mich nicht in feindliche Hand ausgeliefert.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Körperübung:
Raum gewinnend umhergehen und sich einen persönlichen Platz suchen

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ ist die Gewissheit des Psalmbeters: nach der
Erfahrung von Gefangenschaft und Unterdrückung kommt hier die große Hoffnung zum
Ausdruck, dass Gottes Wille für den Menschen eine neue und andere Perspektive eröffnet.
Diese Hoffnung bringen wir nun damit zum Ausdrucken, dass wir raumgreifend zur Musik auf
dem Tuch unterwegs sein wollen – unser Raum wird dabei nur begrenzt von denen, die
ebenfalls in diesem Raum mit uns unterwegs sind. Wenn die Musik langsam zu Ende geht
(ausfädeln), suchen wir einen persönlichen Platz auf dem Tuch, wo wir Platz nehmen –
unabhängig von den anderen.

Musik
https://www.youtube.com/watch?v=yuAa937BdOY
Pina Bausch FLASHMOB PINA - CLIP OFICIAL
oder: Mercedes Sosa, Solo le pido a Dios, https://youtu.be/SIrot1Flczg

Auf dem Platz angekommen erhält nun jede/r einen Farbausdruck vom Hungertuch mit einem
Link zum Kurzvideo über das Hungertuch. Das Kurzvideo kann auf dem Smartphone angesehen
werden. (Je nach Gruppe, sofern keine Smartphones genutzt werden können, kann das Video
auch über einen Beamer gezeigt werden.) Die Künstlerin verarbeitet in ihrer künstlerischen
Arbeit ihre autobiographischen Erfahrungen:
https://www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/hungertuch

Auch wir sind nun aufgefordert, den Boden, das Tuch auf dem wir sitzen, mit unseren Leid- und
Auferstehungserfahrungen zu gestalten.

Malen wir zwei Fußabdrücke an unserem Platz:

Den einen Fußabdruck mit der Graphitfarbe zu unseren persönlichen Leiderfahrungen:

- Leiden, das mir zugefügt wurde/das ich zugefügt habe (mit Graphit).

Und den zweiten Fußabdruck mit den Erfahrungen oder Wünschen zum Aufstand für das Leben:

- Wofür möchte ich aufstehen, kämpfen (bunte Kreidefarben: Schöpfung erhalten;
  Menschenrechte…).

Sind alle Fußabdrücke gestaltet, so gehen wir noch einmal auf dem nun gestalteten Tuch
umher, um uns die verschiedenen Fußspuren anzuschauen.

Dazu läuft ruhige Instrumental-Musik (beispielsweise Pachelbel-Kanon).

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Nun nehmen wir wieder in der großen Runde am Rande des Tuches Platz und hören auf die Mut
machenden Worte des Psalmbeters:

Lesung: Psalm 31,23b-25
Doch du hörtest mein lautes Flehen, als ich zu dir schrie.
Liebt die Lebendige alle, die ihr in Gott lebt!
Die Lebendige beschützt alle Zuverlässigen
und vergilt übermäßig denen, die hochmütig handeln.
Seid stark und euer Herz sei mutig –
alle, die ihr euch auf die Lebendige verlasst.

Segen
Gestärkt in der Hoffnung auf den Raum, den Gott uns gewährt, um
aufzustehen gegen alles Leid der Welt, bitten wir Gott um seinen
Segen. Dazu stehen wir auf.

Wir blicken auf unsere Füße – segne Herr unsere Füße, dass sie die
kleinen Schritte gehen auf dem Weg in deinen großen Frieden.

Wir blicken zu unseren Nachbarn nach links und nach rechts - segne
Herr, unser Miteinander, dass es geprägt sei vom Geist der Solidarität!

Wir drehen uns nun von der Mitte weg nach außen, um die Welt
draußen in den Blick zu nehmen - segne Herr unseren Weg in die Welt,
dass wir aufrechten Ganges mit offenen Ohren, Augen und Herzen die
Zeichen der Zeit erkennen und uns einsetzen für den Aufstand des
Lebens hier und jetzt!

Dazu segne uns der gute und barmherzige Gott, der uns Vater und
Mutter sein will, der uns in Jesus Bruder und Schwester ist und uns
stärkt mit der Mut machenden Geisteskraft. Amen.

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© Dieter Härtl/MISEREOR

Unterbrechung 2

SALBUNG erfahren
   Vorbereitung: Benötigt wird wieder ein leerer Raum (circa 40 m 2
   oder so groß, dass sich unter den gesetzlichen Bedingungen der
   Pandemie eine entsprechend große Gruppe darin aufhalten kann)
   und das weiße Baumwoll- oder Leinentuch, welches bei der ersten
   Unterbrechung mit Fußspuren aus Graphit und Kreide gestaltet
   worden ist; zudem wird eine Flasche /größerer Flacon mit Olivenöl
   benötigt; Technik zum Abspielen der Musik und des Films zum
   Hungertuch.

Begrüßung
In unserer Mitte liegt das weiße Tuch, welches die Fußspuren unserer ersten Unterbrechung
trägt. Die Fußspuren erinnern uns an Wege des Leidens wie an Wege der Hoffnung und des
Aufbruchs. Diesen menschlich-existentiellen Spuren erweisen wir unseren Respekt, indem wir
uns vor ihnen verbeugen, die Schuhe ausziehen und dann das Tuch betreten.

Alle betreten das Tuch und bilden einen Kreis.

Eröffnung
Im Bewusstsein darum, dass unsere Spuren in dieser Welt zugleich die Spuren Gottes sind,
der alle unsere Wege mitgeht, beginnen wir unsere Unterbrechung im Namen dessen, der
uns Weg und Ziel sein möchte: im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Amen.

Nehmen wir nun so auf dem Tuch Platz, dass wir einander gut im Blick haben und doch auch
so viel Platz für uns, dass wir die anderen nur dann erreichen, wenn wir einen Schritt auf ihn
/sie zugehen.

Musik
Sona Jobarteh – Jarabi (https://www.youtube.com/watch?v=oToZfPGMMBY)

Einführung zur biblischen Lesung
Der Evangelist Lukas erzählt uns heute eine Begegnungsgeschichte, die vielleicht
exemplarisch zeigt, wie Männer und wie Frauen in den Kreis um Jesus aufgenommen
wurden: die Männer über das Wort und die Frauen über eine Körpererfahrung.

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Jesus hat sich in das Haus des Pharisäers Simon einladen lassen. Dann kommt eine Frau
hinzu, die in der Stadt als Prostituierte bekannt ist und damit als unrein gilt. Sie will Jesus
die Füße salben, muss jedoch zunächst, da sie weint, ihre Tränen von den Füßen Jesu
abwischen und nimmt dazu ihre Haare. Dann küsst sie die Füße Jesu und salbt sie mit Öl –
eine intime, ja nahezu erotische Handlung, die Jesus geschehen lässt, was den Pharisäer
Simon empört. Entsprechend kommt es zu einem Lehrgespräch Jesu mit Simon, wobei Jesus
Simon seine Denkweise spiegelt. Die starke körperliche Zuwendung der Frau hingegen
nimmt Jesus als Zeichen ihrer starken Liebe, ein Indiz für ihn, dass sie schon Vergebung
erfahren haben muss. Sie zählt somit schon zu seinen Anhängerinnen.

Lesung: Lukas 7,36

In die Mitte des Tuches wird ein Flacon mit Olivenöl gestellt.

Die Frau, die als Sünderin gilt, bringt ein kostbares Geschenk mit in die Tischgemeinschaft,
eine Alabasterflasche mit Salböl. Wir wollen einen Moment innehalten und uns fragen, was
wir heute als Geschenk in die Tischgemeinschaft einbringen können.

Was sind meine Gaben, die ich zugunsten anderer einbringen kann?
Was erhoffe ich mir selbst von der Gemeinschaft hier und heute?
…..

Lesung: Lukas 7,38

Alle TeilnehmerInnen erhalten ein Hungertuch-Bild A4

Wir betrachten das Hungertuch von Lilian Moreno Sánchez, das den Titel trägt „Du stellst
meine Füße auf weiten Raum“. Das Bild ist ein Triptychon, drei Keilrahmen bespannt mit
Bettwäsche, die aus einem Krankenhaus in Europa und dem ehemaligen Salesianerinnen-
Kloster Beuerberg stammen. Als Grundlage hat die Künstlerin ein Röntgenbild verwendet. Es
zeigt die teils gebrochenen und verdrehten Knochen und Gelenke eines linken Fußes, Ferse
und Teile des Unterschenkels eines Menschen, der bei Demonstrationen im Oktober 2019 in
Santiago de Chile auf dem Platz der Würde verletzt worden ist. Die Bettwäsche trägt zudem
Spuren von Staub, der ebenfalls aus Chile von der Plaza in Santiago stammt. Auch die
gelbliche Verfärbung durch Leinöl und die Faltenwürfe des Stoffes zeigen die Spannung von
Verletzung und heilender Fürsorge.

Bringen wir nun das Bild in dieser Spannung in den Zusammenhang mit unserer biblischen
Geschichte, so wird das Salböl der Frau zum Symbol der Sehnsucht nach ganzheitlicher
Heilung: ihre Tränen zeigen ihr eigenes Verletzt-Sein an und doch gilt ihre Liebe und
Zuneigung in Form der Fußsalbung dem, der doch schon der Gesalbte ist. Verdrehte
Verhältnisse? Wer schon einmal Kranke gepflegt hat, wird wissen, dass sie mehr geben
können, als wir ihnen tun. Salben und gesalbt werden entwickelt eine wechselseitige
Dynamik, wird buchstäblich fließend in den Übergängen. Das wollen wir nun körperlich
nachempfinden, indem wir uns gegenseitig jeweils die rechte Handinnenfläche mit Öl salben.

Dazu wird die Ölflasche aus der Mitte herumgegeben (ggf. bei größerer Teilnehmerzahl
mehrere kleine Fläschchen).

Zur Salbungsaktion Einspielen von meditativer Musik: z. B. Winston, Album December,
„thanksgiving“: https://www.youtube.com/watch?v=f5qGUhWPi6w

Lesung: Lukas 7,39-47

Auslegung
- Die Frau galt in der Stadt als Sünderin – ist sie eine Sünderin ad personam? Vielleicht weil sie
  einen als unrein geltenden Beruf ausübt, weil sie Prostituierte ist?
- Der Name der Frau wird nicht erwähnt, sie bleibt namenlos - steht sie stellvertretend für viele
  Frauen, die in einer männerdominierten Umwelt in prekären Verhältnissen gezwungen sind,
  ihren Körper zu verkaufen?
- Der Pharisäer Simon unterstellt Jesus, dass er um die Situation der Frau nicht wüsste, weil er
  sich sonst nicht von ihr berühren lassen würde. Rührt aber Gott nicht gerade das Schicksal
  derer an, die in den Augen der Menschen als unberührbar gelten?

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- Jesus entlarvt die Schuldner-Logik des Pharisäers Simon: Wer viel Schuldenerlass bekommt,
  wird seinen Herrn mehr lieben als diejenige, die wenig erlassen bekommt - und das, obwohl
  beide in der gleichen Grundproblematik gefangen sind, das Geld/ die Schulden nicht
  zurückzahlen zu können. Sind wir nicht alle angewiesen auf den Schuldenerlass? Ein globales
  Rechenexempel: Der globale Norden fordert Schulden vom globalen Süden zurück; die Älteren
  verbrauchen die Ressourcen des Planeten zuungunsten der Jüngeren…
- Die starke Liebe der Frau, die in der ganzheitlichen Zuwendung und Berührung Jesu ihren
  Ausdruck findet, ist für Jesus ein Indiz, dass sie schon eine starke Vergebung erfahren hat,
  aus der heraus sie lebt – zu dieser Haltung muss Simon noch gelangen. Und wie verhält es
  sich mit uns? Wo sehen wir uns? Können wir uns darauf einlassen, dass wir angewiesen sind
  auf den göttlichen Schuldenerlass?

Körperübung
Wir wollen nachdenken über unsere eigenen Schulden: über das, was wir wissentlich
anderen zugefügt haben; über das, was wir billigend in Kauf genommen haben, über das,
was unversöhnlich geblieben ist. Dem wollen wir mit einer Körperübung nachgehen. Wir
stellen uns aufrecht an unseren Platz. Nun stellen wir uns vor, dass alles, was uns an Schuld
belastet, als Joch auf die Schultern gelegt wird. Dazu beugen wir den Kopf nach vorne. Wir
spüren der Last nach, die nun auf den Schultern lastet. Wir geben der Last nach, indem wir
ganz allmählich in die Knie gehen. Schließlich legen wir das Joch vor uns hin und bitten Gott
um Vergebung mit dem gemeinsamen Gebet zum Schulbekenntnis.

Gemeinsames Schuldbekenntnis

Nimm in deine Hände, barmherziger Gott
meinen fehlenden Blick für den Schmerz anderer.

Nimm in deine Hände, barmherziger Gott
meine Ignoranz gegenüber globalen Zusammenhängen.

Nimm in deine Hände, barmherziger Gott
meine Nachlässigkeit im Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten.

Nimm in deine Hände, barmherziger Gott
meine fehlende Liebe zu mir selbst und allem, was mir geschenkt ist.

Nimm in deine Hände, barmherziger Gott
meine zu geringe Bereitschaft zu verzeihen.

Guter Gott, nimm alles, was falsch war, in deine barmherzigen Hände und erfülle uns neu
mit dem Geist deiner Liebe durch Christus, unseren Herrn.

Amen.

Überleitung zum Musikvideo: Oft sind es Frauen wie hier die salbende Frau beim
Evangelisten Lukas, die uns den Weg weisen zum Aufstand des Lebens, hinaus aus allen
strukturellen und existentiellen Verletzungen, hin zur solidarischen Liebe.
Song mit Musikvideo:
https://www.unwomen.org/en/about-us/about-un-women/un-women-song (4:22)

Als Zeichen unserer Hoffnung auf Heilwerdung für uns und andere wollen wir nun die
Graphit-Fußabdrücke mit Öl umranden und dabei nachdenken über die Verletzungen
anderer, die der Heilung bedürfen.

Musik: Ayub Ogada – Kothbiro (https://www.youtube.com/watch?v=b0Jwf-Y1uww)

Gemeinsames Lied: We shall overcome (Pete Seeger)
https://www.songtexte.com/songtext/joan-baez/weshall-overcome-73c4fab5.html

Segen
Gestärkt in der Hoffnung, dass die Vergebung Gottes uns einen weiten Raum schenkt, den
wir mit unserer Liebe füllen können, bitten wir Gott um seinen Segen. Dabei legen wir die
rechte Hand unserem Nachbarn auf die linke Schulter, während wir unsere linke Hand
geöffnet vor uns halten.

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Segne Herr unsere leeren Hände, sodass sie offen sind für die Gaben deiner Schöpfung, für
die Nöte unserer Mitmenschen und für deine heilende Nähe, mit der du uns stärken willst.

Segne Herr unsere Bereitschaft zur Gemeinschaft, dass wir in jedem Menschen Schwester
und Bruder sehen, global denken und verantwortlich handeln.

Dazu segne uns der gute und barmherzige Gott, der uns Vater und Mutter sein will, der uns
in Jesus Bruder und Schwester ist und uns stärkt mit Mut machender Geisteskraft. Amen.

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© Dieter Härtl/MISEREOR

Unterbrechung 3

Sich wandeln
   Vorbereitung: Benötigt wird wieder ein leerer Raum (circa 40 m 2)
   und das weiße Baumwoll- oder Leinentuch, das bei der ersten Unterbrechung
   mit Fußspuren aus Graphit und Kreide gestaltet und bei der zweiten
   Unterbrechung mit Öl um die Fußspuren getränkt worden ist; zudem werden
   ein großer Krug mit Wasser, eine große Wasserschüssel und Leinentücher (so
   viele wie erwartete TN) für die Fußwaschung benötigt; Stopfnadeln (so viele
   wie erwartete TN ) und Goldfäden (Dekorationsfäden); die DVD mit dem Film
   „Papst Franziskus – ein Mann des Wortes“ oder als Stream; Technik zum
   Abspielen der Musik und des Films.

Begrüßung
In unserer Mitte liegt wieder das weiße Tuch, welches die Spuren unserer ersten und zweiten
Unterbrechung trägt. Die Fußspuren erinnern uns an Wege des Leidens genauso wie an
Wege der Hoffnung, die Ölspuren an Wege der Heilung durch salbende Zuneigung. Diesen
menschlich-existentiellen Spuren erweisen wir unseren Respekt, indem wir uns vor ihnen
verbeugen, die Schuhe ausziehen und dann das Tuch betreten.

Alle betreten das Tuch und bilden einen Kreis.

Eröffnung
Im Bewusstsein darum, dass unsere Spuren in dieser Welt von Gott umfangen und getragen
sind, beginnen wir unsere Unterbrechung im Namen dessen, der sich ganz klein macht, um
uns zu dienen: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.

Nehmen wir nun so auf dem Tuch Platz, dass wir einander gut im Blick haben und doch auch
so viel Platz für uns, dass wir die anderen nur dann erreichen, wenn wir einen Schritt auf
sie/ihn zugehen.

Musik: Alicia Keys „Underdog“ (https://www.youtube.com/watch?v=izyZLKIWGiA)

Einführung der biblischen Lesung
Der Evangelist Johannes berichtet im Kontext des Abschieds Jesu von der Fußwaschung als
dem zentralen Zeichen, das Jesus seinen Schülern und Schülerinnen als sein Vermächtnis
hinterlässt. Da Johannes - anders als die anderen Evangelisten – nicht vom letzten
Abendmahl mit Brot-und Kelchwort Jesu berichtet, hat bei ihm die Fußwaschung eine
gleichrangige Bedeutung. So ist es nicht verwunderlich, dass der Kirchenvater Ambrosius die
Fußwaschung sogar als Sakrament betrachtet. Seit dem 4. Jahrhundert wurde die
Fußwaschung praktiziert: Im Taufritus, in Klöstern bei der Aufnahme von Gästen und vor
allem in der Liturgie des Gründonnerstags.

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Lesung Teil 1: Joh 13,4-5

Aktion „Fußwaschung“
Im Kontext des alten und neuen Testaments und des frühen Judentums kennt man drei
Anlässe von Fußwaschungen: einmal die kultische Fußwaschung vor dem Betreten eines
heiligen Ortes, die man selbst vollzieht; zweitens die hygienische Fußwaschung vor dem
Betreten eines Hauses, da man in der Regel Sandalen trägt und die Füße staubig sind und
schließlich die Fußwaschung aus Gründen der Gastfreundschaft oder der Ergebenheit, die in
der Regel von einem Bediensteten vollzogen wird. Wir wollen uns nun die Füße waschen und
uns dabei gegenseitig helfen. Dazu tun wir uns zu zweit zusammen. Benötigt wird jeweils ein
Leinentuch zum Abtrocknen, der Krug mit frischem Wasser und die große Schüssel zum
Auffangen des Wassers. Der/die eine schüttet dem/der anderen das Wasser über die Füße
und reicht ihr/ihm dann das Leinentuch zum Abtrocknen. Dann wird getauscht. Alle haben
nun ein eigenes Leinentuch, wohingegen die große Schüssel und der große Wasserkrug
weitergegeben werden.

Begleitende Musik: Paul Simon, Bridge over troubled water
https://www.youtube.com/watch?v=WrcwRt6J32o

Lesung Teil 2: Joh 13,6-10
Alle Teilnehmenden erhalten ein Hungertuch-Bild A4.

Hungertuch-Betrachtung
Betrachten wir noch einmal das Hungertuch von Lilian Moreno Sánchez, das den Titel trägt:
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Wir erinnern uns an die Geschichte des Tuches: Es
hat zum einen dokumentarischen Charakter, weil es an einen Menschen erinnert, der bei
Demonstrationen im Oktober 2019 in Santiago de Chile auf der Plaza Italia verletzt worden
ist. Zum anderen nimmt es mit den alten Betttüchern aus Krankenhaus und Kloster
diejenigen Heilungsgeschichten auf, die Menschen über Jahrhunderte hinweg in der Liebe zu
ihren Patienten den Tüchern eingewoben haben. Hier ist Fußwaschung als Dienst am
Nächsten geschehen und hat Spuren hinterlassen, die Hoffnung stiften. Von dieser Hoffnung
auf Heilung und Wandlung des Zerbrochenen erzählt die Künstlerin zudem mit zwei Zeichen:
sie hat goldene Blumen deutlich erkennbar aufgetragen, die das florale Motiv der Bettwäsche
aufnehmen, und sie hat die Nähte mit echtem Goldfaden gesetzt: Zeichen der Heilung,
eingewoben in die Geschichte von Leid und Unterdrückung. Diese goldene Verheißung - so
können wir mit Blick auf die biblische Geschichte erfahren - wird möglich, weil Jesus sagt:
Ich wasche dir die Füße, weil du zu mir gehörst. Da ganz unten, wo du am verletzlichsten
bist, bin ich. Du gehörst zu mir. Hier eröffnet sich ein neuer Raum, der den Blick weitet: hin
auf eine neue Erde und einen neuen Himmel.

Musik: Giora Feidmann, Jerusalem of Gold
https://www.youtube.com/watch?v=UQ_AQx_7uEk

Textlesung

gottgespräch
wir saßen auf der terrasse des cafés
er verrührte langsam den zucker
steilschwarz der dom uns gegenüber

wenn ich gott denke, sagte er
fällt mir die klofrau ein
im untergeschoss
denke ich an das kurze gespräch
an ihre wachen augen

da blickte mich doch gott an
sagte er

oder

Wilhelm Bruners, Am Rande des Tages. Gedichte. Tyrolia, Innsbruck 2020.

                                       MATERIALIEN zum Hungertuch 2021|2022                      12
Lesung Teil 3: Joh 13,12-17

Auszug aus dem Papst-Film: Papst Franziskus – en Mann des Wortes
Kap 4:14:36 bis 23:10 (9 min)

Aktion „Mein Dienst am anderen – Goldfäden ins Tuch weben“
Glücklich seid ihr, wenn ihr entsprechend handelt, wenn ihr euch zu Dienerinnen und Dienern
derer macht, die eurer Zuneigung, eurer Hilfe, eurer Aufmerksamkeit bedürfen. Als Zeichen
dafür, dass wir bereit sind, uns auf den Weg zu einer Welt zu machen, in der aus Herrschaft
und Ausbeutung fairer und respektvoller Umgang miteinander wird, wollen wir goldene Fäden
in unser Tuch einweben, die die Fußspuren miteinander verbinden.

Begleitend wird der Text von W. Willms „Wir spinnen feine Fäden“ vorgelesen:

Wir spinnen feine Fäden, von mir zu dir und weit.
Wir spinnen, spannen Netze im Zirkus Zeit.

Wir   weben   einen Teppich über die Erde hin.
Wir   weben   Weizenfelder, Goldähren drin.
Wir   weben   in den Teppich ganz neue Muster ein.
Wir   weben   schwarzen Hunger, Weißbrot und Wein.

Wir knüpfen eine Brücke in tausend und einer Nacht.
Wir knüpfen nicht ins Blaue, Land zugesagt.

Wir knüpfen eine Brücke über das weite Meer.
So kommen und so geh´n wir, hin und her.

Wir knüpfen eine Freundschaft, die nie mehr enden wird.
Wir geben und wir nehmen, sind Gast und Wirt.

Wilhelm Willms, in: Fest der Hoffnung, Musik Verlag Peter Janssens, Telgte 1976.
Entnommen: Halleluja. Lieder für den Gottesdienst. Hg. Bistum Essen, 1983.

Musik: Joan Baez, God is God
https://www.youtube.com/watch?v=n6k5WZpgVKE

Segen
Gestärkt in der Hoffnung, dass wir einander Bruder und Schwester sein können, dass die
Herrschaft der Herren zu überwinden ist durch ein Bündnis, geprägt von Achtsamkeit und
Respekt füreinander, bitten wir Gott um seinen Segen.

Wir stehen neben den von uns gewebten Goldfäden. Mit der einen Hand weisen wir nach
rückwärts zur Erde hin und die andere Hand strecken wir dem Himmel entgegen.
So bitten wir dich, guter Gott:

Segne unsere Mühen, in Verantwortung für die Erde und füreinander kleine Schritte zu gehen
auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit und Frieden. Lass uns dabei erdverbunden und
pragmatisch bleiben.

Segne zugleich auch unsere Sehnsucht nach dem neuen Himmel und der neuen Erde, die
hier und jetzt aufscheint, wenn wir dir in den Kleinsten und Geringsten begegnen. Lass uns
Träumende bleiben.

Dazu segne uns der gute und barmherzige Gott, der uns Vater und Mutter sein will, der uns
in Jesus Bruder und Schwester ist und uns stärkt mit Mut machender Geisteskraft. Amen.

TIPP
Falls in den drei Unterbrechungen wegen der Corona-Regeln viele kleine Tücher
entstanden sind, werden diese nach Fertigstellung abgegeben und zu einem
großen Laken zusammengefügt und in Kirche, Pfarrheim oder Schule ausgestellt.

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