Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern - Methodensammlung - Wertebündnis ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Eva Feldmann-Wojtachnia (Hrsg.): Democracy matters. Toleranz lernen und vermitteln in der Einwanderungsgesellschaft in Bayern und Israel Methodensammlung München 2018 ISBN 3-933456-51-7
Methodensammlung Inhalt Vorwort – 5 Methodenbausteine – 10 Gemeinsam für Demokratie. Toleranz lernen Israel und Bayern. Auf die Menschen kommt es an! – Ein interkulturelles Theater – 10 Einleitung – 6 Sensibilität und Ähnlichkeiten der Sprachen – 12 Democracy matters. Toleranz Vorurteile, die uns wichtig sind – 16 lernen und vermitteln in der „Schwarzfahrer“ – Mutig sein gegen Rassismus – 18 Einwanderungsgesellschaft Was versteckt sich in einem Wort? – 24 in Bayern und Israel Planspiel: Die Schülerzeitung – 26 Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – 32 Gemeinsame Feiertage – 33 Autofotografie – 35 Denkhüte – 36 Shake Hands! Begrüßungsrituale – 37 Die kulturelle Brille – Besuch auf der Insel Albatros – 38 Das Toleranzbarometer – 40 Bewegung der Relativsätze – Grammatik und Sport verbinden – 46 Partizipation einüben Little Town – Erwachsene bleiben draußen! – 48 Soll ich etwas tun? Zivilcourage in der Schule – 50 Demokratie in der Schule – 53 Nachhaltigkeit vereint – Umweltbewusstsein in der Zuwanderungsgesellschaft – 54 Keine Partizipation in der Schule! – 61 Das gleiche Recht, zu wählen und gewählt zu werden – 62 Freiheit und Sicherheit schätzen Kann uns Massenüberwachung vor Terrorismus schützen? – 70 Die Grenzen des Gehorsams – 74 Das Fadenspiel: Meine Freiheit – Deine Freiheit?! – 75 Zauberstab – 76 Vertrauenslauf – 77 Vertrauenspendel – 78 Mehrheiten und Minderheiten reflektieren Spiel mit geheimen Zeichen – multikulturelle Demokratie – 80 Kugellager – 81 Informeller Fußball?! – 82 Wertschätzendes Erkunden – 84 Wann darf die Mehrheit entscheiden? – 85 Was ich nicht weiß, vermute ich – 86 Literaturverzeichnis – 91 3
Methodensammlung Vorwort Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. D as Wertebündnis-Projekt „Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern.“ hat sich zum Ziel gesetzt, demokratische und pluralistische Werte unter Schüler*in- nen in Israel und in Bayern zu stärken. Die Diese Methodensammlung zielt darauf ab, sich mit Vorurteilen auseinander zu setzen, Perspektivenvielfalt zu erlernen und den Schü- ler*innen zu zeigen, wie sie demokratische Werte in ihrem Umfeld einbringen können. In beiden Länder haben zahlreiche, aber jeweils den Themenbereichen „Toleranz und Vielfalt“, spezifische Erfahrungen bei der Integration „Partizipation“, „Freiheit und Sicherheit“ sowie von Zugewanderten. Es lag deshalb nahe, „Mehrheiten und Minderheiten“ wird Selbst- Erfahrungen auszutauschen und das eigene bestimmung im Einklang mit einer demokrati- Methodenrepertoire gegebenenfalls durch schen Gesellschaft ausgelotet. neue Ansätze zu bereichern. Dazu haben sich Multiplikatoren und Bildungsverantwortliche Mit diesen konkreten Methoden möchten wir im jeweils anderen Land ein Bild von den dort Menschen, die in der schulischen oder außer- beschrittenen Wegen gemacht, um in einem schulischen Bildung tätig sind, ermutigen, sich zweiten Schritt auszuloten, ob man von der ei- des zentralen Themas unseres demokratischen nen oder anderen Idee profitieren könnte. Ein Zusammenlebens in einer pluralistischen Ge- konkretes Projektergebnis ist das vorliegende sellschaft zu widmen. Methodenhandbuch „Democracy matters“ mit Beiträgen aus Israel und Bayern. Jürgen Böhm Sandra Simovich Max Schmidt Arbeitsgemeinschaft Generalkonsulin Vorstandsvorsitzender bayerischer Lehrerverbände des Staates Israel Stiftung Wertebündnis für Süddeutschland Bayern 5
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Einleitung Democracy matters. Toleranz lernen und vermitteln in der Einwanderungsgesellschaft in Bayern und Israel T oleranz ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in der Demokratie. Seit siebzig Jahren unterhalten Deutschland und Israel besondere und vielschichtige impliziert auch die Auseinanderset- zung mit vielen unterschiedlichen Meinungen. In Deutschland bildet dabei das Grundgesetz den Rahmen, in Israel die Unabhängigkeitserklärung Beziehungen, die bis heute von der und die bisher 12 Grundgesetze. Dies Vergangenheit beeinflusst werden. mit Leben zu füllen ist ein Balanceakt, Diese Beziehung basiert auf einer Wer- welcher in einem sicheren Lernkontext tegemeinschaft – ein wichtiger Bereich erfahren werden kann. des bürgerschaftlichen Engagements. Hintergrund für dieses Methoden- Die in diesem Band dargelegten Me- handbuch ist das Wertebündnisprojekt thoden zur Toleranz- und Demokratie- „Gemeinsam für Demokratie. Israel erziehung sind Teil eines Reflexions- und Bayern.“ Dieses hat zum Ziel, prozesses der Projektteilnehmenden. demokratische Werte wie Toleranz Die Zugänge sind vielseitig und setzen und Pluralismus unter der jungen sich zum einen mit Toleranz im priva- Generation in Israel und Bayern zu ten Bereich auseinander. Das Material stärken. Gerade die Schule ist hierbei soll jedoch auch dazu anregen, sich ein wichtiger Ort, an dem das demo- Gedanken über das gesamtgesell- kratische Miteinander eingeübt und schaftliche Leben in einer Demokratie gelebt werden kann. zu machen, in der die unterschied- lichsten Menschen zusammenleben. Ein Anknüpfungspunkt ist hierbei, dass Toleranz betrifft hierbei nicht nur die Gesellschaft sowohl in Deutschland die Akzeptanz und das Bemühen um als auch in Israel einen großen Anteil Verständnis Andersgläubiger und an Menschen mit Migrationshinter- Migrant*innen, sondern auch von grund hat. Einerseits bedeutet Zuwan- Menschen unterschiedlichen Alters, derung ein Anwachsen des kulturellen unterschiedlicher sozialer Herkunft Reichtums, andererseits werden oder auch Menschen mit Behinde- dadurch sowohl die Politik und die rung. Wirtschaft als auch die Gesellschaft vor große Herausforderungen gestellt. Diese Methodensammlung zielt darauf Die Zuwanderung macht Toleranz ab, sich mit Vorurteilen auseinan- nötig, denn zwangsläufig trifft man derzusetzen, Perspektivenvielfalt zu auf andere Lebensentwürfe, andere erlernen und den Schüler*innen und Meinungen und andere Vorstellungen. Schülern zu zeigen, wie sie demokra- Unterschiedliche Überzeugungen tische Werte in ihrem Umfeld einbrin- und Orientierungen, verschiedene gen können. Hierbei sollen vor allem Religionen sollen ihren Platz in einer Diskriminierung in der Sprache und im Demokratie finden und diese so Alltag aufgedeckt und durch Toleranz stärken. Ein demokratisches System und Dialog ersetzt werden. Die Ju- 6
Methodensammlung gendlichen lernen dabei, welche Mög- ihre eigene demokratische Lebenswelt lichkeiten sie haben, die Demokratie darstellen. „Denkhüte“ – hierbei mitzugestalten. Auch lernen sie durch versetzen sich die Jugendlichen in ver- die Methoden den Wert der Selbstbe- schiedene Positionen und Sichtweisen stimmung im Einklang mit einer Ge- hinein und müssen so ihre Perspektive sellschaft, in der jeder Einzelne gerne auf eine Thematik wechseln. „Die und sicher lebt, kennen. Die Übungen kulturelle Brille – Besuch auf der Insel der vorliegenden Methodensammlung Albatros“ soll den Schüler*innen eine sind je nach ihrem Schwerpunkt in die andere Kultur und ihre Gesellschafts- Abschnitte „Toleranz lernen“, „Partizi- strukturen näherbringen. „Shake pation einüben“, „Freiheit und Sicher- Hands! – Begrüßungsrituale“ zeigt den heit schätzen“ und „Mehrheiten und Jugendlichen, dass es viele verschiede- Minderheiten reflektieren“ eingeteilt. ne Arten gibt, sich in einer Gesellschaft zu begrüßen und näher zu kommen. Toleranz lernen Das „Toleranzbarometer“ führt den „Auf die Menschen kommt es an! – Schüler*innen die gesellschaftliche Ein interkulturelles Theater“ zielt und historische Verankerung des darauf ab, dass Schüler*innen anhand Toleranzbegriffs vor Augen. eines Essays darüber reflektieren, wie eine Gesellschaft mit Zuwanderung Partizipation einüben umgehen kann. „Sensibilität und „Little Town – Erwachsene bleiben Ähnlichkeiten der Sprachen“ zeigt draußen!”. Hierbei schlüpfen die den jungen Menschen durch einen Jugendlichen in Rollen und bauen ihre anderssprachigen Text Vielfalt und eigene Stadt, wodurch ihr demokra- deren Bedeutung in einer Demokratie tisches Bewusstsein geweckt werden auf. „Bewegung der Relativsätze“ soll. „Soll ich etwas tun? Zivilcourage erläutert mit den Schüler*innen in in der Schule“ soll den Schüler*innen einem bewegungsaktiven Spiel, wie Zivilcourage näherbringen, ohne die man sich richtig ausdrückt. „Vorurteile, eine demokratische Gesellschaft nicht die uns wichtig sind“ soll zeigen, dass funktionieren kann. „Nachhaltigkeit es wichtig ist, miteinander zu reden, vereint – Umweltbewusstsein in einer um ein friedliches und tolerantes Zuwanderungsgesellschaft“ – das Ziel Leben in einer globalisierten Welt zu hierbei ist es, den Jugendlichen einen ermöglichen. „Schwarzfahrer – Mutig nachhaltigen Lebensstil zu vermitteln, sein gegen Rassismus“ – bei dieser welcher in heutigen Demokratien von Übung setzen sich die Schüler*innen enormer Wichtigkeit ist. „Demokratie durch einen Kurzfilm mit Rassismus in der Schule“ bringt den Schüler*in- auseinander, und lernen, wie sie nen die Thematik der Kommunikation diesem in einer demokratischen in Demokratien näher. Gleichzeitig Gesellschaft entgegenwirken können. erlernen sie den bewussten Gebrauch „Was verstecken wir in einem Wort?“ von modernen Medien in der heutigen bringt den Schüler*innen unterschwel- Gesellschaft. „Das gleiche Recht, lige Bedeutungen von Wörtern näher, zu wählen und gewählt zu werden“ wodurch sie lernen, diese in einen – die Schüler*innen werden hier demokratischen Kontext zu setzen. Die dazu aufgefordert, intensiv über das Planspielübung „Die Schülerzeitung“ demokratische Grundrecht der Wahl zielt darauf ab, dass die Schüler*innen nachzudenken. „Keine Partizipation in in einem ihnen bekannten Umfeld ler- der Schule!“ soll den Schüler*innen nen, demokratisch und diplomatisch vor Augen führen, wie es wäre, wenn miteinander umzugehen. „Ein Bild sagt es keine Demokratie gäbe und so der mehr als 1000 Worte“ setzt sich mit Tendenz entgegenwirken, dass junge den Toleranzgrenzen eines Einzelnen Menschen Demokratie und demokrati- auseinander. „Gemeinsame Feiertage“ sche Werte zu sehr als Selbstverständ- ermöglicht den Schüler*innen, etwas lichkeit sehen. über die unterschiedlichen Festtage verschiedener Kulturen zu lernen und Freiheit und zeigt ihnen deren Bedeutung für die Sicherheit schätzen Vielfalt in der Demokratie auf. „Au- Die Übung „Kann uns Massenüber- tofotografie“ lässt die Schüler*innen wachung vor Terrorismus schützen?“ 7
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. zielt darauf ab, Schüler*innen mit dem geht es darum, das Individuum in der Spannungsfeld zwischen Freiheit und Gesellschaft mit seinen Potentialen Sicherheit in modernen Demokratien wertzuschätzen. vertraut zu machen und anhand des- sen die Positionen zu diesem Thema Das Methodenhandbuch verfolgt das kennenzulernen. „Die Grenzen des Ziel, dass junge Menschen lernen, sich Gehorsams“ versetzt die Schüler*in- in andere Rollen hineinzuversetzen nen in die Lage von Personen, die eine und sich mit anderen Auffassungen wichtige Entscheidung für ihre eigene konstruktiv auseinanderzusetzen. Zukunft, aber auch die anderer treffen Dabei sollen sie spielerisch erfahren, müssen, wodurch ihnen das Prinzip was Toleranz und Demokratie bedeu- des zivilen (Un-)Gehorsams näherge- ten und wie sie selbst ihren Teil dazu bracht wird. Das „Fadenspiel: Meine beitragen können, diese Werte zu Freiheit – Deine Freiheit?!“ lehrt die schützen. Den Jugendlichen werden Jugendlichen, dass die individuelle dabei keine Verhaltensregeln oder Freiheit in einer Gesellschaft manch- Grundsätze aufgezwungen, vielmehr mal eingeschränkt wird, um zugehörig sollen sie selbst reflektiert Probleme zu sein. Der „Zauberstab“ macht den aufdecken und ihren Horizont durch Schüler*innen die Notwendigkeit von eine Vielfalt an Meinungen und Über- Kommunikation in einer demokrati- legungen erweitern. schen Gesellschaft bewusst. „Vertrau- enslauf“ und „Vertrauenspendel“ bau- Die Übungen stärken den Teamgeist en aufeinander auf und fördern das und den Austausch untereinander. Vertrauen unter den Schüler*innen Ebenso sind sie durch anschauliche in der Gemeinschaft. Beispiele und praktische Umsetzungen auf die reale Lebenswelt anwendbar Mehrheiten und Minder- und somit lebensnah gestaltet. heiten reflektieren „Wann darf die Mehrheit entschei- Gerade in Zeiten demokratischer den?“ stellt die Frage, in welchen Herausforderungen sind engagierte Fällen ein Mehrheitsbeschluss in der Bürger*innen wichtig, die die Grund- Demokratie getroffen werden kann. werte und Normen der Demokratie Dadurch setzen sich die Schüler*innen kennen, für diese eintreten, sie schüt- mit einem wichtigen Mechanismus zen und dies bereits in einem jungen der Demokratie auseinander. „Spiel Alter gelernt haben. Allen Teilnehmen- mit geheimen Zeichen – multikul- den des Projekts, die beim Entstehen turelle Demokratie“ zielt darauf ab, dieses Methodenhandbuchs mitge- dass Schüler*innen lernen, wie man wirkt haben und insbesondere den Minderheiten in eine Demokratie und Autor*innen der Methodenbausteine, in den demokratischen Prozess inte- sei herzlich für ihren Beitrag gedankt! griert. „Was ich nicht weiß, vermute ich“, hierbei sollen die Jugendlichen Vorstellungen und Klischees hinterfra- gen, die sie über verschiedene Gesell- schaftsgruppen haben und lernen, wie man Vorurteilen in einer Demokratie entgegenwirken kann. Auch im Sport sind Fair Play und Teamgeist gefragt. Mit der Übung „Informeller Fußball?!“ kann dies in unserer Gesellschaft kritisch hinterfragt werden. Die Ju- gendlichen spielen Fußball, legen aber vorher ihre eigenen demokratischen Regeln fest, wodurch sie die Wichtig- keit dessen für demokratische Staaten ableiten können. Das „Kugellager“ Eva Feldmann-Wojtachnia bietet Möglichkeiten, Perspektiven Centrum für angewandte Politik- und Meinungsvielfalt zu erfahren. forschung der Ludwig Maximilians Beim „Wertschätzenden Erkunden“ Universität München 8
Methodensammlung Toleranz lernen Auf die Menschen kommt es an! – Ein interkulturelles Theater – 10 Sensibilität und Ähnlichkeiten der Sprachen – 12 Vorurteile, die uns wichtig sind – 16 „Schwarzfahrer“ – Mutig sein gegen Rassismus – 18 Was versteckt sich in einem Wort? – 24 Planspiel: Die Schülerzeitung – 26 Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – 32 Gemeinsame Feiertage – 33 Autofotografie – 35 Denkhüte – 36 Shake Hands! Begrüßungsrituale – 37 Die kulturelle Brille – Besuch auf der Insel Albatros – 38 Das Toleranzbarometer – 40 Bewegung der Relativsätze – Grammatik und Sport verbinden – 46 9
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Auf die Menschen kommt es an! Ein interkulturelles Theater Kurz und knapp: Durchführung: Auf Grundlage eines Aus- 1. Die Stunde beginnt mit zwei zen. Sprechen ist nicht erlaubt. schnitts aus dem Essay „Die Übungen der Theaterprobe. Zwei Diese Übung dauert etwa 10 Minu- große Wanderung“ von Hans Schüler*innen sitzen sich gegen- ten, anschließend können die Rollen Magnus Enzensberger sollen über und werden angewiesen, sich getauscht werden, so dass jede*r die Schüler*innen darüber anzuschauen. Nach etwa 30 Se- Schüler*in mitspielt, während der reflektieren, wie eine Ge- kunden sollen sie ihr Gegenüber Rest der Gruppe beobachtet. sellschaft mit Zuwanderung mit Grimassen oder wilden Gesten umgehen kann und ihre verwirren. Diese Übung dauert 5. Die Klasse wird in Sechser-Gruppen Ergebnisse in szenischer etwa eine Minute. eingeteilt. Sie lesen den gegebenen Darstellung umsetzen. Ausschnitt von Enzensbergers Essay 2. Die Schüler*innen bilden zwei und fassen ihn inhaltlich zusammen. Auf einen Blick: Reihen (A und B), sodass jede*r Auf Grundlage des Ausschnitts Schüler*in einem anderen gegen- sollen die Schüler*innen zwei Zeit 90 Minuten übersitzt. Die Lehrkraft fordert die Versionen der Szene entwickeln und Gruppengröße Schüler*innen in Reihe A auf, ihr ausprobieren. In Version A sollen 6 – 30 Teilnehmer*innen Gegenüber auf unterschiedliche sie den Inhalt des Essay-Ausschnitts Alter 15 – 18 Jahre Weise anzusehen: arrogant, selbst- darstellen. In Version B verteidigen bewusst, verrückt, schüchtern, zwei Mitfahrer*innen das Zugabteil Materialien usw. Die Schüler*innen in Reihe B als ihr eigenes Territorium, indem Beigefügtes Arbeitsblatt sollen nicht auf ihre Übungspartner sie Haltungen, Gesten und Sprache Rahmen Ein Klassenraum, reagieren. Mit Klatschen kann nutzen. Die Schüler*innen dürfen Stühle und Tische auf die die Lehrkraft einen Wechsel der sprechen, sollen dies aber nur Seite geräumt Rollen initiieren. Diese Übung kann reduziert tun. Diese Übung dauert Schlagwörter Interkulturel- mehrmals wiederholt werden, etwa 40 Minuten. les Lernen, interkulturelles mindestens zwei Mal sind emp- Theater, Essay über Migra- fohlen. Im Anschluss werden die Auswertung / Reflexion: tion Schüler*innen dazu ermutigt, über Die Schüler*innen sollen ermutigt ihre Wahrnehmung des Spiels zu werden, sich zu folgenden Frage- sprechen. stellungen Gedanken zu machen: Ziele: Die Begegnung mit un- 3. Nun werden die Schüler*innen in Welche Strategien wurden von terschiedlichen Kulturen das Hauptthema der Stunde einge- den zwei Reisenden genutzt, um in szenischer Darstellung führt. Sie spielen unterschiedliche zu verhindern, dass neue Reisende erfahren Rollen von Menschen, die an einer das Zugabteil betreten? Bushaltestelle warten: Gegenseitige Wahr- Eine/n müde/n Angestellte/n, Wie haben die neuen Reisenden nehmung schulen eine/n gelangweilte/n Schüler*in, darauf reagiert? eine zerbrechliche Großmutter, usw. Über Migration, Integra- Es sind keine spezifischen Handlun- In seinem Essay beschreibt Enzens- tion und Toleranz reflek- gen vorgesehen, die Schüler*innen berger eine Form von Ausschluss, tieren sollen sich jedoch nicht zu viel die bei Ausländern*innen und bewegen. Geflüchteten erfahren werden kann. Das Zugabteil ist hierbei eine 4. Neue Personen treffen an der Bus- Metapher für unsere Gesellschaft. haltestelle ein und verhalten sich Wie werden Geflüchtete in diese entweder aggressiv oder freundlich: Gesellschaft integriert? Werden sie Eine Gruppe Schüler*innen, Fuß- als Eindringlinge oder als Bereiche- ball-Hooligans, ältere Menschen, rung wahrgenommen? usw. Das soziale Gefüge der Gruppe ändert sich, da sich Personen wegbewegen oder neue Gruppen formen. Die Schüler*innen sollen Körpersprache und Gesten einset- 10 Autoren: Daniela Arnold (LMU München), Jan Franz (Staffelsee-Gymnasium Murnau)
Gemeinsam MATERIAL/ARBEITSBLATT für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. Auf die Menschen kommt es an! Ein interkulturelles Theater Aufgabe Hans Magnus Enzensberger: Lest in Eurer Gruppe den Ausschnitt Das Eisenbahnabteil von Enzensbergers Essay und fasst ihn inhaltlich zusammen. (…) Zwei Passagiere in einem Eisenbahnabteil. Wir wissen nichts über ihre Vorgeschichte, ihre Auf dieser Grundlage entwickelt Herkunft oder ihr Ziel. Sie haben sich häuslich Ihr zwei Versionen der Szene und probiert diese aus. eingerichtet, Tischchen, Kleiderhaken, Gepäckabla- Version A = Darstellung des Inhalts gen in Beschlag genommen. Auf den freien Sitzen des Essay-Ausschnitts liegen Zeitungen, Mäntel, Taschen herum. Die Tür Version B = zwei Mitfahrer*innen öffnet sich, und zwei neue Reisende treten ein. Ihre verteidigen das Zugabteil offen als ihr eigenes Territorium, indem sie Ankunft wird nicht begrüßt. Ein deutlicher Wider- Haltungen, Gesten und Sprache wille macht sich bemerkbar, zusammenrücken, die nutzen. Dabei ist es erlaubt zu freien Plätze räumen, den Stauraum über den Sit- sprechen, jedoch in reduzierter zen teilen. Dabei verhalten sich die ursprünglichen Form. Fahrgäste, auch wenn sie einander gar nicht ken- nen, eigentümlich solidarisch. Sie treten, den neu Hinzukommenden gegenüber, als Gruppe auf. Es ist ihr Territorium, das zur Disposition steht. Jeden, der neu zusteigt, betrachten sie als Eindringling. Ihr Selbstverständnis ist das von Eingeborenen, die den ganzen Raum in Anspruch nehmen. Diese Auf- fassung lässt sich rational nicht begründen. Umso tiefer scheint sie verwurzelt zu sein. Dennoch kommt es so gut wie nie zu offenen Auseinan- dersetzungen. Das liegt daran, dass die Fahrgäste einem Regelsystem unterliegen, das nicht von ihnen abhängt. Ihr territorialer Instinkt wird ei- nerseits durch ungeschriebene Verhaltensnormen wie die der Höflichkeit gebändigt. Also werden nur Blicke getauscht und die Entschuldigungsformeln zwischen den Zähnen gemurmelt. Die neuen Fahrgäste werden geduldet. Man gewöhnt sich an sie. Doch bleiben sie, wenn auch in abnehmendem Grade, stigmatisiert. Dieses harmlose Modell ist nicht frei von absurden Zügen. Das Eisenbahnabteil ist ein transitorischer Aufenthalt, ein Ort, der nur dem Ortswechsel dient. Die Fluktuation ist seine Bestimmung. Der Passagier ist die Negation des Sesshaften. Er hat ein reales Territorium gegen ein virtuelles eingetauscht. Trotzdem verteidigt er sei- ne flüchtige Bleibe nicht ohne stille Erbitterung. (…) aus: Hans Magnus Enzensberger: Die große Wanderung, Frankfurt/Main 1992, S. 11-13 11
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Sensibilität und Ähnlichkeiten der Sprachen Kurz und knapp: Durchführung: Die Schüler*innen lesen einen Text 1. Zu Beginn der Stunde stellen 5. Abschließend präsentieren die in einer Fremdsprache, z. B. auf sich die Schüler*innen vor, in- Schüler*innen ihre Ergebnisse Türkisch und reflektieren darüber, dem sie sich gegenseitig Fragen und erläutern ihre Entschei- ob es Ähnlichkeiten oder Gemein- über ihren familiären Hinter- dung bezüglich der Zuordnung. samkeiten zu ihrer eigenen Sprache grund stellen (zum Beispiel Abschließend schaffen die Schü- gibt. Während dieser Stunde lernen woher die Eltern kommen und ler*innen einen „Stammbaum“ sie, dass es Ähnlichkeiten zwischen welche Sprachen gesprochen der Weltsprachen in ihrer allen Sprachen gibt. Auch lernen sie werden). Klasse. Sprachfamilien kennen und Eigen- schaften der Sprachen. Zum Schluss 2. Auf der Weltkarte werden die Varianten: schaffen die Schüler*innen einen Geburtsorte der Schüler*innen Die Übung muss sich nicht auf „Stammbaum“ der Weltsprachen. markiert, um der Klasse ihre eine Sprache begrenzen, es Vielfalt zu demonstrieren. kann jede Sprache zum Ver- Auf einen Blick: gleich herangezogen werden. 3. Anschließend wird ein Text in Zeit 90 Minuten einer Sprache der Heimatlän- Gruppengröße der, z. B. ein türkischer Text 3 – 30 Teilnehmer*innen bearbeitet. Zuerst lesen die Alter Ab 13 Jahren Schüler*innen den Text und diskutieren anschließend, ob Materialien Türkischer Text (M1), sie einzelne Wörter davon ver- Englischer Text (M2) und Deutscher stehen können. Ziel ist dabei, Text (M3), DIN A5 Karten, Magne- Empathie für Menschen zu ent- ten / Kreppband, türkischer Text wickeln, die in ein fremdes Land auf einer Folie oder über Beamer, kommen, ohne die Sprache zu Stift für Notizen auf den Karten, verstehen. Auch reflektieren Weltkarte sie über Probleme, welchen Rahmen Blackboard oder Stellwän- sich Menschen stellen müssen, de, Beamer oder Overhead Projek- wenn sie eine Sprache nicht tor, um den Text zu zeigen, Tische sprechen. Die Übersetzung wird für die verschiedenen Gruppen erst am Ende vorgelesen. Schlagwörter Kulturelle Vielfalt, Unterschiede und Gemeinsam- 4. Danach versuchen die Schü- keiten ler*innen, Ähnlichkeiten zwischen fremden Sprachen in der Gruppe und ihrer Mutter- Ziele: sprache zu finden (zum Beispiel Die Bedeutung der eigenen fremdsprachige Wörter, tech- Sprache erkennen nische Begriffe, Wurzeln einer Sprache, die Struktur etc.) und Die Beziehungen zwischen den schreiben diese auf Karten: auf verschiedenen Sprachen kennen- der Vorderseite einen Begriff, lernen Bedeutung und Herkunft auf der Rückseite. Anschließend Verständnis für Nicht-Mutter- ordnen die Schüler*innen diese sprachler entwickeln Karten je nach Begriffen, Spra- chen oder Gemeinsamkeiten. Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen entdecken Autorinnen: Lise Brinkmann (LMU München), Latife Kara (LMU München) Ergänzende Literatur: Tekin, Özlem (2012). Grundlagen der kontrastiven Linguistik 12 in Theorie und Praxis. Tübingen: Stauffenberg Verlag.
Gemeinsam MATERIAL/ARBEITSBLATT für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. Sensibilität und Ähnlichkeit der Sprachen M1 Kaan bebe – cici bebe Türkiye Cumhuriyetinin kurulusu Bir varmis bir yokmus evvel zaman icinde kalbur Birinci dünya savasindan sonra Almanyanin savasi saman icinde Kaan diye bir bebek varmis. Ülke- kaybettikten istifa eden Emperyalisim ülkeler lerin birinde mutlu mesut annesiyle ve babasiyle Osmanli topraklarindan isgal ettiler. Buna karsi ül- beraber yasarmis. Cok usluymus ve hic bir zaman kenin bagimsizligi icin bir adam bagimsizlik savasi onlarin sözünden cikmazmis. Öyle tatliymis ki, her ilan etti ve ilk defa 1923 yilinda Türkiye Cumhuri- gören onu sevmeden veya hos söz birakmadan yetini kurdu. Ardindan yirmi üc nisan 1923 yilini duramazmis. Görünüsünü merak ediyorsan: pa- dünya cocuklar bayrami ilan etti. muk yanakli – kiraz dudakli – ve yesil gözlü bir ay parcasi. Buna ragmen de ondokuz mayisi genclere bayram gününü hak görmüs. Sonra halk dilini ve Kuran Gel zaman git zaman Kaanin ilk bayrami olmus ve yaziyi arapcadan türkceye cevirdi. 1934 yilinda bütün ailesini ziyaretine gitmis. Hediyeler almis, ilk kadinlara secme ve secilme hakkini da verdi bu tatlilarini yemis ve herkese gülücükler atmis. Insan adam. gercekten bakmaya doyamiyormus ya … Bir de tatile gitmez mi? Daha alti aylik olmadan ucakla ta Türkiye Cumhuriyetine ilk defa laikligi getirdi ve bu uzaklara ucup ebeveynleriyle güzel vakit gecirmez durumda din ve devlet islerini birbinden ayirmayi mi? Oralarda cok uslu durup, günesi görüp hep basardi. Söyledigi cok popüler bir söz: „Yurtta baris keyfini cikarmis uslu bebek. Bir de babasinin ona ve dünyada baris.“ söyledigi bir sarki varmis: „Yakiskli bebek, yakisikli bebek, benim kücük bir oglum var yakisikli be- Bu adam Mustafa Kemal Atatürkdir. bek […]“ – bunu duyan Kaan her seferinde sevincle ucarmis. Ama tabi her oldugu gibi Kaani kiskanan ve onun kötülügünü isteyen var. Bunu gecebilirler, cünkü kendisi ve ailesi gibi dürüst insan yoktur. Ve dogruluk her zaman kazanir! Onlar ermis muradi- na biz cikalim kerevetine… 13
MATERIAL/ARBEITSBLATT Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. Sensibilität und Ähnlichkeit der Sprachen M2 Kaan baby – sweet baby The Founding of the Turkish Republic Once upon a time there was a baby named Kaan. The Republic of Turkey was founded on Oktober, In any unknown country he lived happily together 23rd and Turkish and Turkish became official with his parents. He was very well-behaved and language. This was preceeded by the collapse listened always to his parents. He was so sweet, of the Ottoman Empire after World War I., the that everyone who saw him should love him and Turkish War of Independence (1919-1923) and say a lovely word. If you are curious how he looks the removal of Sultan Mehmed VI. like : Cheeks like, lips like cherry and green eyes baby. Also 19. May is the day for young people. Important to see, that he also gave woman And after a time Kaan had his first holiday and he the rights to vote and also be voted. visited his whole family. He got presents, ate his first sweets and laughed whole time. You really Turkish Republic firstly saw the separation of don’t get fed up. Never get boring. And to all of religion and state and got secular. He had a very that he got to his first vacation! Before getting six popular quote : “Freedom in you country and months he flew long way and get very great time freedom for the whole world.” with its parents. He was very kind and spent great time in the sunshine. There was a song sung by This man was Mustafa Kemal Atatürk. his father : “Sweet baby, sweet baby, I have a little baby sweet baby […]” – everytime Kaan hearing this song is happy and confident. But of course there are also bad people who are jealous or wish bad things to Kaan. But that is not a problem for Kaan or his family, because they are honest and natural. Honesty wins always! And they all lived happily everafter… 14
Gemeinsam MATERIAL/ARBEITSBLATT für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. Sensibilität und Ähnlichkeit der Sprachen M3 Kaan – das süße Baby Die Gründung der Türkischen Republik Es war einmal ein kleines Baby, das hieß Kaan. Die Republik Türkei wurde am 29. Oktober 1923 Es lebte glücklich mit seinen Eltern in einem gegründet und Türkisch wurde Amtssprache. unbekannten Land. Kaan war wohlerzogen und Vorausgegangen waren der Zusammenbruch des gehorchte immer seinen Eltern. Er war so süß, Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg, der dass jeder, der ihn sah, ihn lieben und nette Worte türkische Befreiungskrieg (1919-1923) und die sagen musste. Wenn Du neugierig bist, wie er aus- Absetzung Sultan Mehmeds VI. sieht: die Wangen und Lippen kirschrot und grüne Babyaugen. Es gibt auch einen Tag, der der Jugend gewidmet ist. Es ist der 19. Mai. Wichtig zu bemerken, dass Nach einer Zeit besuchte Kaan zum ersten Mal in er den Frauen das Recht gab zu wählen und ge- den Ferien seine Familie. Er bekam Geschenke, wählt zu werden. aß Süßigkeiten und lachte die ganze Zeit. Man konnte nicht genug von ihm kriegen … es wurde Die Türkische Republik führte als erste die Tren- nie langweilig. Darüber hinaus waren es seine nung von Religion und Staat ein und wurde säku- ersten Ferien! Noch bevor er ein halbes Jahr alt lar. Er wird mit dem berühmten Ausspruch zitiert: war, flog er das erste Mal eine lange Strecke und „Freiheit in Deinem Land bedeutet Freiheit in der hatte eine wunderbare Zeit mit seinen Eltern. Er ganzen Welt“. war sehr lieb und verbrachte eine großartige Zeit in Sonnenschein. Sein Vater sang: „Süßes Baby, Dieser Mann war Mustafa Kemal Atatürk. süßes Baby, ich habe ein süßes Baby (…)“ – immer, wenn Kaan das Lied hörte, war er glücklich und zu- frieden. Aber es gibt selbstverständlich auch böse Menschen, die neidisch waren und Kaan Schlech- tes wünschten. Aber das war kein Problem für Kaan und seine Familie, weil sie aufrichtige und wahre Menschen waren. Ehrlichkeit siegt immer! Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich … 15
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Vorurteile, die uns wichtig sind Kurz und knapp: Durchführung: Auf viele Menschen wird in ihrem 1. Erfahren, was es heißt Leben mit dem Finger gezeigt, auf ausgegrenzt zu werden (15 min) manche verbal, auf andere durch Ausgrenzung und Segregation. Vorur- Die Schüler*innen erfahren, wie es ist, wenn jemand teile zu haben ist normal, aber für ein mit dem Finger auf einen zeigt. Alle Schüler*innen friedliches und tolerantes Leben in stellen sich in einem Kreis auf. Die Lehrkraft ruft be- einer globalisierten Welt ist es nötig, stimmte Attribute auf, wie Haar- oder Augenfarbe, Vorurteile als solche zu erkennen Größe, Gewicht, Heimatstadt, Ethnie, Religion, etc. und über diese nachzudenken. Es ist Schüler*innen, die in diese Gruppe hineinfallen, wichtig, miteinander zu reden, nicht müssen sich in die Mitte des Kreises stellen und übereinander. Diese Methode soll alle anderen zeigen auf sie. Um die Situation zu Teenager dazu anregen, über ihre verschärfen, macht die Lehrkraft Kommentare wie eigenen Vorurteile nachzudenken „zu klein“, „zu groß“, „zu arm“, „zu blaue Augen“, und motiviert sie, Informationen zu „einfach anders“, „nicht von hier“… sammeln, anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen, „weil das jeder Diese Übung wird wiederholt, bis jede*r mindestens macht“. einmal im Kreis und einmal außerhalb stand. Die Schüler*innen außerhalb können sich ggf. hinsetzen, Auf einen Blick: um den Kontrast noch größer zu machen. Die Lehr- kraft fragt die Schüler*innen im Anschluss, wie sie Zeit 90 Minuten sich im Kreis und außerhalb gefühlt haben und was Gruppengröße den Unterschied gemacht hat. Die Schüler*innen 10 – 40 Teilnehmer*innen sollen merken, dass die meisten Klassifizierungen Alter 14 – 16 Jahre willkürlich waren und dass sie durch eine Autoritäts- person dazu gezwungen wurden, so zu handeln. Materialien Bunte Präsentations- karten, Stoppuhr und Kleber Rahmen Genug Platz im Raum, um Kommentar: Es hängt von der Klasse und von den sich in einem Kreis aufzustellen, In- individuellen Schüler*innen ab, auf welche Merk- ternetzugang für alle Schüler*innen male sie sensibel reagieren. Die Schüler*innen, Schlagwörter Vorurteile, Kultur, welche bereits Probleme haben, sollten nicht Segregation und Exklusion alleine im Kreis stehen. Falls jemand sich weigert, auf andere zu zeigen, kann diese Person ange- wiesen werden, sich auch in den Kreis zu stellen. Ziele: Diese Erfahrung kann schockierend sein, auch für Ein Gefühl dafür zu bekommen, Erwachsene, weshalb es wichtig ist, über alles zu was es heißt, ausgegrenzt zu reden und klar zu machen, dass es sich nur um werden oder als jemand Fremdes ein Experiment handelt. behandelt zu werden Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche Rolle Segregation und Vorurteile in unserer Gesellschaft spielen Zu erkennen, dass man etwas bewegen kann, wenn man sein eigenes Verhalten ändert und sich Vorurteilen entgegenstellt 16
Methodensammlung Varianten: 2. Die Verbindung zum echten Leben (20 min) Falls mehr Zeit zur Verfügung steht, kann der Rechercheteil auch in ange- Alle Schüler*innen sollen darüber nachdenken, messenem Rahmen erfüllt werden, warum sie jemanden ausgeschlossen haben, warum zum Beispiel durch Ausarbeiten eines sie auf jemanden mit dem Finger gezeigt haben Aufsatzes über das gewählte Thema. oder warum sie auf negative Weise über jemanden Die Themen für die Recherche können geredet haben und wie sie sich dabei gefühlt haben. auch durch die Lehrkräfte vorbereitet Die Antworten werden auf Karten geschrieben und werden, damit verlässliche Quellen von der Lehrkraft an der Tafel gesammelt. Es soll herangezogen werden können. diskutiert werden, warum Menschen so etwas tun und wann so etwas in der Vergangenheit einer gan- zen Gruppe von Menschen passiert ist oder wo es Reflexion: heutzutage immer noch passiert. Welche Unterschiede hast Du zwischen den genutzten Quellen bemerkt? Welchen Quellen ver- Kommentar: Die Präsentation der Karten stellen traust Du und warum? eine Chance dar, anonym zu „gestehen“. Nie- mand muss seine Antwort erklären und über Welche Fragen sind offen niemanden soll geurteilt werden. geblieben? Sammelt Ideen, um Vorurteile 3. Vorurteile in der Gegenwart (35 min) im Leben von Schüler*innen zu verhindern. Brainstorming an der Tafel sammeln: Welche Menschengruppe in Deiner Welt ist mit Vorurteilen Diskutiert, warum „anders“ nicht konfrontiert? Warum? Gruppenbildung von 3 – 5 gleichbedeutend mit „schlecht“ Schüler*innen, welche eines der genannten Themen oder „falsch“ ist. auswählen. Die Schüler*innen recherchieren im Internet und sammeln Informationen für eine kleine Präsentation (Recherche 15 min, Präsentation 1 min pro Gruppe). Kommentar: 15 Minuten Recherchezeit sind sehr knapp, kann aber die Komplexität des Themas verdeutlichen. Nach Möglichkeit sollte für Schritt 3 mehr Zeit gegeben werden, siehe Varianten. Autorin: Sophie Schuhmacher (LMU München) 17
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. „Schwarzfahrer“ – Mutig sein gegen Rassismus Kurz und knapp: Durchführung: Durch die Erarbeitung der we- 1. Arbeitsblatt M1 bitte als Klassensatz kopieren sentlichen Inhalte des Kurzfilms und austeilen. „Schwarzfahrer“ von Pepe Danquart setzen sich die Schüler*innen mit Die Schüler*innen bitten, die Bilder in Ruhe zu be- Erscheinungsformen von Rassismus trachten. Sammlung erster Eindrücke. Anschließend im Alltag auseinander und werden genauer die erkennbare Mimik und Körpersprache auf dessen desintegrierende Wirkung betrachten und versuchen, sich in die dargestellten aufmerksam. Die Erschließung von Personen hineinzuversetzen und ihre möglichen fast ausschließlich nonverbalen Reak- Gedanken (Ich-Perspektive) in die „Wolken“ rund um tionen des Umfeldes auf rassistische die Bilder notieren. Sammlung der Ergebnisse und Äußerungen im Film sensibilisiert Überleitung zur Impulsfrage „Die Personen befinden die Schüler*innen für die Bedeutung sich gerade in …“. körpersprachlicher Äußerungen und ermöglicht ihnen die Einordnung von Die Einstiegssequenz sollte ausreichend Raum für Passivität als wesentlichem Nährbo- eine Erstbegegnung mit dem Medium bieten, um den für Rassismus. Im spielerischen speziell über die aufmerksame Wahrnehmung der Austesten alternativer Verhaltens- in den Bildern dargestellten Personen den Schülern weisen können die Schüler*innen einen identifizierenden Zugang zu ermöglichen. Nur sich bzgl. des Themas „Rassismus“ über einen derartigen empathischen Bezug kann die selbst positionieren und Anregungen angestrebte Werteschulung erreicht werden. für den Mut zu eigener Zivilcourage erhalten sowie Ideen zu deren 2. Abspielen des Videos praktischer Umsetzung entwickeln. (s. Links unter M2) bis Minute 5:47. Auf einen Blick: Arbeitsauftrag, v.a. auf die Äußerungen der im Filmausschnitt auftauchenden älteren Frau und die Zeit 90 Minuten Reaktionen der anderen Personen zu achten. Im Gruppengröße Anschluss erste spontane Eindrucks- / Meinungsäu- 15 – 25 Teilnehmer*innen ßerungen der Schüler*innen. Bearbeiten der Fragen Alter 16 – 18 Jahre 1 – 5 auf dem nun ausgeteilten Arbeitsblatt (M3) in Partnerarbeit. Dann Sammlung und Kontrolle der Materialien Klassensatz Arbeits- Ergebnisse. In Überleitung zum zweiten Teil des blätter (M1 – M3) in Kopie, Inter- Films die Schüler*innen Vermutungen über den netzugang, Beamer, PC weiteren Verlauf äußern lassen. Rahmen Ausreichend Platz für sze- nisches Spiel, Ausweichmöglichkei- ten als Übungsraum für szenisches Spiel Schlagwörter Rassismus, Zivilcourage Ziele: Sensibilisierung für Erscheinungs- formen von Rassismus Auseinandersetzung mit desintegrativer Wirkung von Rassismus Förderung von Zivilcourage 18
Methodensammlung Auswertung / Reflexion: 3. Abspielen des Videos Was sind Kennzeichen (s. Links unter M2) ab Minute 5:47. rassistischen Verhaltens? Arbeitsauftrag v.a. den jungen Mann genau zu Welche Auswirkungen hat beobachten und weiterhin auch die Reaktionen und Rassismus auf Betroffene Verhaltensweisen der anderen Fahrgäste im Blick zu und die ganze Gesellschaft? behalten. Raum geben für spontane Äußerungen im Anschluss. Bearbeiten der Fragen 6 – 8 des Arbeits- Warum sollte man sich gegen blatts (M3). Sammlung und Kontrolle der Ergebnisse. Rassismus engagieren? Überleitung zum anschließenden Arbeitsschritt der Gruppenarbeit. Einteilung der Gruppen (Anzahl ab- Welche Möglichkeiten gibt es, hängig von Teilnehmer*innenzahl; ca. 5 – 6 Personen Zivilcourage zu zeigen? pro Gruppe) und Erläuterung des szenischen Spiels. Tipps: 10 – 15 Minuten Übungszeit für die sich nun räum- Der Kurzfilm befremdet zunächst lich trennenden Gruppen. Präsentation der Ergeb- etwas durch die Darstellung einer nisse über Vorspielen vor der Klasse. Dabei Auftrag deutlich etliche Jahre zurückliegenden an die jeweils zuschauenden Schüler*innen, auf die Lebensrealität. Allerdings rückt durch jeweils gezeigten alternativen Verhaltensweisen der das schwarz-weiß Format mit dem anderen Fahrgäste zu achten. Sammlung der Ergeb- Wechsel ins Innere des Waggons das nisse unter 10. auf dem Arbeitsblatt (M3). zwischenmenschliche Agieren der Personen stärker in den Blick, das 4. Die Schüler*innen fassen wesentliche durchaus auch in der heutigen Lebens- Aspekte der Einheit zusammen. realität angesiedelt sein kann. Eingeleitet durch die Fragen „Ich kann mich anders Die Schüler*innen sollten vor Abspie- verhalten, aber sollte ich das denn auch?“ „Wa- len des Films auf diesen Umstand rum?“ äußern Schüler*innen Gründe für einen aufmerksam gemacht werden mit Einsatz gegen Rassismus, die unter 13. auf dem der Bitte, sich durch die eingangs Arbeitsblatt (M3) gesichert werden. gezeigten Szenen bzw. deren ggf. etwas ungewohnte Optik nicht unnötig ablenken zu lassen. Autorin: Daniela Matheis (Staatliches Berufliches Schulzentrum Neusäß) Literatur: Danquart, Pepe (1992). Schwarzfahrer. [Kurzfilm]. Verfügbar auf https://www.youtube.com/watch?v=il2wnw5CgLI (30.08.18). Albrecht, Christine & Hörwick, Meinrad (2006). [Materialien zur Distriktkonferenz Berufsbildende Schulen im Herbst 2006]. Bayern: Bistum Augsburg. 19
MATERIAL/ARBEITSBLATT Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. „Schwarzfahrer“ – Mutig sein gegen Rassismus M1 Arbeitsaufträge: Was fällt Dir an diesen Personen auf? Beschreibe Deine Eindrücke! Woran könnten sie Deiner Meinung nach gerade denken? Ergänze ihre Gedanken in die Gedankenblasen! Wo könnten sie sich befinden? Mache einen/ mehrere Vorschläge! 20
Gemeinsam MATERIAL/ARBEITSBLATT für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. „Schwarzfahrer“ – Mutig sein gegen Rassismus M2 LINK Kurzfilm „Schwarzfahrer“ auf Youtube https://www.youtube.com/watch?v=il2wnw5CgLI (deutsche Version) LINK Kurzfilm „Schwarzfahrer“ auf Youtube https://www.youtube.com/watch?v=XFQXcv1k9OM (deutsche Version mit englischen Untertiteln) (etwas kürzer durch fehlenden Vorspann) Grafik s. http://clipartstation.com/video-clipart-3-2 21
MATERIAL/ARBEITSBLATT Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. „Schwarzfahrer“ – Mutig sein gegen Rassismus M3 1. Welche „Argumente“ bringt die ältere Frau im Verlauf der Fahrt vor? Nenne drei! 2. Welche Zeit beschwört die ältere Frau, wenn sie sagt: „Das wäre früher nicht passiert, dass alle rein dürfen zu uns!“ 3. Wie nennt man die Haltung/Einstellung der älteren Frau? 4. Erkläre die Einstellung aus Frage 3 mit eigenen Worten! 5. Wie würdest Du die Atmosphäre in diesem Straßenbahnwaggon beschreiben? 6. Was fällt Dir am Verhalten der anderen Fahrgäste auf? Notiere Deine Eindrücke! 7. Warum verhalten sie sich so? Nenne zwei Gründe für das Verhalten! 22
Gemeinsam MATERIAL/ARBEITSBLATT für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. 8. Wie fühlt sich der junge Mann angesichts des Verhaltens der anderen Fahrgäste? 9. Welche Lösung findet der junge Mann? 10. Welche Erfahrung macht die ältere Frau infolge dieses Vorgehens des jungen Mannes? 11. Gruppenarbeit: Verteilt die Rollen einzelner Fahrgäste auf die Gruppenmitglieder! Spielt die Fahrt kurz nach! Lasst die Mitfahrer*innen anders agieren als im Film! 12. Welche Vorschläge für ein anderes Verhalten wurden in den einzelnen gespielten Szenen deutlich? 13. Mut zeigen ist wichtig, weil … Grafik s. http://clipartstation.com/ wp-content/uploads/2017/11/ rollenspiel-clipart-7.jpg 23
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Was versteckt sich in einem Wort? Kurz und knapp: Durchführung: Die Schüler*innen sollen 1. Die Lehrkraft verteilt das Arbeits- 4. Die Schüler*innen suchen (ggf. erkennen, dass jede Sprache blatt „Heimliche Botschaften“. Die als Hausaufgabe) „Heimliche Bot- unterschwellig Nebenbe- Schüler*innen werden gebeten, die schaften“ heraus, die in Zeitungen, deutungen transportiert. Bilder und Klischees zu bestimmen, Zeitschriften, Anzeigen, Büchern, Sie sollen die Fähigkeit ent- die bei diesen Wörtern assoziiert Fernseh- und Radioprogrammen wickeln, Einseitigkeiten zu werden. Sie sollen anschließend oder in Unterhaltungen mit ihren überdenken und zu überar- möglichst viele der Wörter oder Freunden oder in der Familie ver- beiten, indem sie allgemein Redewendungen ändern. wendet werden. gebräuchliche Wörter und Redewendungen mit weite- 2. Nach Beendigung der Übung 5. Nachdem die Schüler*innen nach ren Bedeutungen sammeln werden die Schüler*innen in kleine einiger Zeit die Ergebnisse in Klein- und umformulieren. Gruppen eingeteilt. Die Antworten gruppen oder in der Klasse mittei- werden besprochen und fünf len, werden Voreingenommenheit Auf einen Blick: weitere Beispiele für „Heimliche und Klischees besprochen, die in Botschaften“ – Worte oder Rede- dem Material vorkommen. Zeit zweimal 45 Minuten, wendungen, die die Schüler*innen ggf. länger gehört oder benutzt haben – 6. Die Schüler*innen formulieren Gruppengröße werden gesucht. einen Artikel des Gruppenmaterials 20 – 30 Teilnehmer*innen sowie einige Redewendungen, die Alter 10 – 14 Jahre 3. Die Gruppe bespricht die Antwor- sie mitgebracht haben, neu, sodass ten mit der Klasse. Folgende Fragen „Heimliche Botschaften“ oder Bilder Materialien Beigefügtes sind hilfreich für die Diskussion: darin nicht mehr vorkommen. Arbeitsblatt „Heimliche Botschaften“; Zeitungen, • Wie gebräuchlich sind diese 7. Einige Schüler*innen werden Zeitschriften, Bücher Wörter oder Redewendungen gebeten, ihre umformulierten Rahmen Keine Besonder- in den Medien? Artikel vorzulesen. heiten Schlagwörter Rassismus, • Warum, glaubst Du, wurden diese 8. Nachdem die Schüler*innen ihre Sexismus, sensibler Ausdrücke ursprünglich geprägt? Texte vorgetragen haben, folgt Umgang mit Sprache die Auswertung. • Welche Bilder lassen diese Ausdrücke erkennen? Auswertung / Reflexion: Ziele: Inwieweit wurde durch das Um- Die wahre Bedeutung • Ist es überhaupt vertretbar, formulieren des ursprünglichen rassistischer und sexisti- „Heimliche Botschaften“ zu Ausdrucks / Textes die Grundbedeu- scher Wörter und Rede- senden? tung oder Absicht verändert? wendungen aufdecken • Welche Mythen werden durch Haben sich Einstellungen nach der Den Gebrauch dieser Wör- diese „Heimlichen Botschaften“ Überarbeitung geändert, wenn ja, ter und Redewendungen gefestigt? inwiefern? in den Medien analysieren • Was bedeutet es, wenn diese Wie kann die Wahl von Wörtern Verstehen, wie man von Ausdrücke von anerkannten oder Redewendungen die Art Sprache beeinflusst wird Autoritäten benutzt werden? und Weise beeinflussen, wie die Öffentlichkeit Personen, Orte oder Ereignisse betrachtet? Quelle: Mattenson, Pearl T. (1994). A World of Difference Institute: Elementary Study Guide. 24 New York: Anti-Defamation League.
Gemeinsam MATERIAL/ARBEITSBLATT für Demokratie. Israel und Bayern. Methodensammlung. Was versteckt sich in einem Wort? Heimliche Botschaften Suche mit Deiner Gruppe aus der Sammlung einige Begriffe heraus. Wie lauten die „Heimlichen Botschaften“? Versuche, einen neutralen Begriff zu finden. Suche Begriffe, die keine „Heimliche Botschaft“ enthalten. Heimliche Botschaft Neutrale Bezeichnung Heimliche Botschaft Neutrale Bezeichnung Unser bester Mann Ossi/ Wessi Softie Bürohengst Herumzigeunern Eingeborene Bananenrepublik Der schwarze Kontinent Das schwache Geschlecht Krüppel Frauenarbeit Unterentwickelt Alte Oma Ghetto Asylanten Tiefstes Afrika 25
Gemeinsam für Demokratie. Israel und Bayern. Planspiel: Die Schülerzeitung Kurz und knapp: Durchführung: Es handelt sich um ein ein- 1. Anfangs werden die Methode, wird abgestimmt, das Ergebnis fach strukturiertes Planspiel, das Szenario und der Ablauf der bekannt gegeben und die Sitzung das speziell für das Schul- Simulation grundsätzlich erklärt. Die geschlossen. Für diesen Teil sollten umfeld entwickelt wurde. Aufgaben und das Ziel sollen den etwa 90 Minuten eingeplant wer- Das Szenario beschreibt Schüler*innen vermittelt werden. Je den. einen Streit um die exklusive nach Vorwissen und Reflexionsgrad Gestaltung einiger Seiten der Gruppe folgt eine mehr oder Auswertung / Reflexion: in der Schülerzeitung in weniger ausführliche Einführung Anschließend folgt die gemeinsame fremder Sprache. Simuliert in die Regeln der Versammlung. Auswertung der Versammlung. Die wird eine Redaktionssitzung, Die Schüler*innen werden auch Auswertung ist integraler Bestandteil auf der das Problem gelöst angewiesen, sich fiktive Namen zu des Planspiels, ihr sollte ausreichend werden soll. geben. Zeit gewidmet werden. Sie hat die Funktion, die Spielenden aus der Rolle Auf einen Blick: 2. Die Schüler*innen haben 20 Mi- zu führen, das Erlebte zu reflektieren nuten Zeit, sich in ihre Rolle und die dort gewonnenen Erkennt- Zeit 3 Stunden einzulesen, sich eine Strategie und nisse zu verstetigen. Gruppengröße einen Namen zu überlegen. Die 18 Teilnehmer*innen Kommunikation erfolgt nun schon Varianten / Anmerkungen: Alter 15 – 18 Jahre in den Rollen, welche jedoch nicht Bei der Einführung ist es wichtig zu den Mitspielern*innen gezeigt betonen, dass es Rollen sind, die die Materialien pro Person werden dürfen. Es wird ein*e „Chef- Schüler*innen übernehmen, und dass Je ein Szenario / individuel- redakteur*in“ gewählt, der/die die es beim Planspiel kein „richtig“ oder les Rollenprofil / Namens- Sitzung leitet. Die Schüler*innen „falsch“ gibt. Die Rollen stellen keine schild haben die Möglichkeit ihn/sie abgeschlossene Position dar, sondern Rahmen Großer Raum abzuwählen, wenn die Mehrheit dienen lediglich als Anhaltspunkt. Es für die Sitzung, eventuell sich nicht fair behandelt fühlt. Die ist sehr wichtig, dass sich die Lehrkraft kleinere Räume für die Lehrkraft sollte die Schüler*innen während des Spiels zurückhält und nur Arbeitsgruppen bitten, sich bei Beiträgen zunächst falls nötig eingreift (falls die Integrität Schlagwörter Mehrheit, vorzustellen, damit die anderen die der Schüler*innen angegriffen wird). Minderheit, sprachliche Charaktere kennen lernen. Zum Beispiel kann die Lehrkraft die und kulturelle Vielfalt Rolle der Schulleitung übernehmen. 3. Die Teilnehmenden versammeln sich im Sitzungssaal und die Ziele: Lehrkraft eröffnet die Sitzung. Rollenverteilung: Auf spielerische Weise mit Anschließend werden die Positio- Die Rollen werden nach dem wesentlichen Positionen nen dargelegt und die Diskussion Zufallsprinzip zugelost – je nach der Integrationsdebatte, darüber eröffnet. Die Schüler*innen Schülerzahl ggf. mehrfach und deren Begründungen und loten die anderen Positionen aus möglichst gleich gewichtet. Sie Grenzen vertraut werden und suchen Übereinstimmungs- dienen zur Orientierung als Ver- punkte für eventuelle Kompromisse handlungsgrundlage und sollen Selbstständig die Argu- und bilaterale Verhandlungen zur im Laufe des Planspiels von den mente und Positionen Mehrheitsfindung. Anschließend Schüler*innen weiterentwickelt vertiefen wird die Sitzung unterbrochen und und ausgestaltet werden. die Schüler*innen treffen sich in Politische Basiskompe- Arbeitsgruppen, um Anträge zu tenzen üben, wie zum formulieren und auszuhandeln. In Beispiel die Fähigkeit, einer zweiten Sitzung werden diese Standpunkte zu formulie- vorgestellt und diskutiert. Anschlie- ren und zu vertreten ßend können Änderungsanträge eingebracht werden. Schließlich Quelle: Ulrich, Susanne & Wenzel, Florian (2006). Praxishandbuch. Sprache macht Demokratie. Schwalbach am Taunus: Wochenschau Verlag; hier etwas bearbeitet 26 und gekürzt wiedergegeben.
Sie können auch lesen