WIRKUNGSBERICHT 2020 / GEMÜSEKLASSE - GEMÜSEACKERDEMIE - HIER WÄCHST WISSEN.
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Wer wir sind Was wir machen Ackerdemia e. V. ist ein gemeinnütziges Sozialun- Ackerdemia entwickelt Bildungsprogramme und ternehmen, das im Jahr 2014 gegründet wurde Konzepte, um eine nachhaltige Wirkung zu erzie- Vision und an der Schnittstelle von Bildung, Landwirt- len. Im Zentrum unserer Arbeit steht das ganzjäh- schaft, Umwelt und Ernährung arbeitet. Wir beste- rige Bildungsprogramm GemüseAckerdemie für Mehr Wertschätzung hen aus mehr als 100 Mitarbeiter*innen, die sich Kitas und Schulen in dem Kinder und Schüler*in- für Natur und in den letzten sieben Jahren zusammengefunden nen erleben, wo Lebensmittel herkommen und haben, um die Welt zu verändern. Unser Ziel ist es, wie diese angebaut werden. Kita-Kinder errei- Lebensmittel! die Wertschätzung für Lebensmittel in der Gesell- chen wir mit dem Progamm AckerKita und Schü- schaft zu steigern, ein gesundes Ernährungsver- ler*innen über die Programme AckerSchule und halten zu verankern und der voranschreitenden GemüseKlasse. Mit den zusätzlichen Angeboten Naturentfremdung entgegenzuwirken. Wir sind Black Turtle, Ackerpause oder dem Bohnenaben- Mission Bildungsenthusiast*innen, Landwirtschaftsprofis, teuer erreichen wir mit unserer Botschaft Privat- Digital Natives, Organisationsgenies, Improvisa- haushalte und Unternehmen. Wir ermöglichen tionstalente und Wirkungsfreaks. Allesamt sind einzigartige wir Anpacker*innen und Gemüsefans durch und durch. Wir brennen für das, was wir tun und ha- Was wir bewirken Erlebnisse rund ben Spaß daran, Dinge zu verändern, die als un- um Lebensmittel! veränderlich gelten. Wir bewirken, dass Kinder und Jugendliche ein grundlegendes Verständnis für die Lebensmit- telproduktion und landwirtschaftliche Zusam- Was wir verändern wollen menhänge erhalten sowie ein bewusstes und nachhaltiges Konsumverhalten entwickeln. Die Ziel Kinder und Jugendliche haben sowohl zu Hau- teilnehmenden Kinder erwerben neues Wissen se als auch in der Kita und Schule immer weni- rund um Lebensmittel, ernähren sich gesünder Eine Generation, ger Kontakt zur Natur. Naturerfahrungsräume und bewegen sich mehr in der Natur. Ackerdemia die weiß, was sie isst! wie naturnahe Freiflächen, Brachen oder Gärten arbeitet vom ersten Spatenstich an wirkungsori- verschwinden immer mehr aus ihrem Lebensum- entiert: Unsere Arbeit dient keinem Selbstzweck, feld. Landwirtschaftliche Prozesse werden zuneh- sondern soll eine positive Veränderung bei unse- mend industrialisiert: Wo unsere Lebensmittel ren Zielgruppen bewirken – und dies möglichst herkommen, ist vielen Kindern und Jugendlichen ganzheitlich und nachhaltig! daher gar nicht mehr verständlich. Wir denken, dass alle Kinder ein Anrecht auf einen Lernort in der Natur haben, an dem sie erleben, wie unsere Lebensmittel entstehen. Diesen Lernort in Form eines Ackers machen wir dauerhaft verfügbar.
Gegenstand des Berichts Inhalt In der GemüseKlasse bauen Schüler*innen direkt im Klassenzimmer Gegenstand des Berichts ................................................................................................................................................ 04 ihre eigenen Kräuter und Gemüse an. In kleinen Teams übernehmen Die gesellschaftliche Herausforderung ........................................................................................................... 06 sie Verantwortung für ihre Klassenbeete und pflegen die Gemüse- pflanzen eigenständig. Dabei lernen sie Wachstumsprozesse kennen Die Indoor-Lösung: Das Bildungsprogramm GemüseKlasse ................................................. 08 und erleben, wie aus kleinen Samen Gemüse wird. Das Bildungspro- Wirkungsorientierung ......................................................................................................................................................... 14 gramm GemüseKlasse wurde von Ackerdemia mit Unterstützung der Initiative IN FORM von 2017 bis 2019 entwickelt und pilotiert. Das Wirkungslogik der GemüseKlasse ........................................................................................................................ 16 Pilotprogramm war auf die Dauer eines Schulhalbjahres mit circa Datenerhebung .......................................................................................................................................................................... 18 18 Wochen ausgerichtet. Im Rahmen einer Folgeförderung wurde die GemüseKlasse 2020 überarbeitet und erweitert. Ab 2021 bietet Einschätzung des Bildungsprogramms durch die Lehrer*innen ...................................... 19 Ackerdemia die GemüseKlasse als ganzjähriges Bildungsprogramm Ergebnisse der Wirkungsanalyse ........................................................................................................................... 22 an. Der vorliegende Bericht untersucht die Wirkung des halbjährigen Pilotprogramms auf Einstellungen und Verhalten der teilnehmenden Wirkungsfeld Wissen und Verständnis für Naturzusammenhänge ............. 24 Schüler*innen und deren Umfeld. Wirkungsfeld Teamfähigkeit ................................................................................................................ 27 Wirkungsfeld Selbstwirksamkeit und Verantwortungsbewusstsein .... 28 Wirkungsfeld Naturbezug ........................................................................................................................... 29 Wirkungsfeld Nachhaltiger Konsum ............................................................................................... 32 Wirkungsfeld Ernährung ............................................................................................................................... 34 Fazit & Ausblick .......................................................................................................................................................................... 37 Partner, Förderer & Unterstützer ........................................................................................................................... 38
06 Die gesellschaftliche Herausforderung Immer seltener haben Kinder und Jugendliche bis 17-Jährigen essen die vom Forschungsinsti- die Möglichkeit, die natürliche Produktion von Le- tuts für Kinderernährung empfohlene Menge an bensmitteln zu erleben und zu verstehen. Dies trifft Gemüse am Tag.3 Das fehlende oder falsche Wis- sowohl auf das private als auch auf das schulische sen über Nahrungsmittel führt nachweislich zu Umfeld zu. Selbst der Sachkunde- oder Biologieun- ungesundem Ernährungsverhalten und Folgeer- terricht findet vor allem in der Theorie statt. Pflan- krankungen wie Adipositas oder Herz-Kreislauf- zenwachstum und die dafür benötigten Ressour- störungen.4 Die Hauptursache für die steigende cen werden anhand von Grafiken in Büchern statt Anzahl übergewichtiger Kinder wird in der Kom- an echten Pflanzen gezeigt. Dies führt dazu, dass bination aus Fehlernährung, wie beispielsweise immer weniger Kinder praktisch erlebt haben, wie dem hohen Konsum gesüßter Getränke und dem Pflanzen und Lebensmittel wachsen und entste- geringen Verzehr von Obst und Gemüse, und hen.1 Diese Entfremdung der Verbraucher*innen mangelnder Bewegung gesehen. von natürlichen Lebensmitteln hat weitreichende Konsequenzen. Sie führt zu fehlender Wertschät- Die Schule ist neben dem Elternhaus inzwischen zu zung für unsere natürlichen Ressourcen und Le- einem wichtigen Ort sowohl der theoretischen als bensmittel und hat ungesunde Ernährungsweisen auch der praktischen Ernährungsbildung gewor- zur Folge. Weltweit wird etwa ein Drittel aller Le- den. Sie ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendli- bensmittel weggeworfen, über 40 Prozent davon che vom Frühstück über den Pausensnack bis zum sind Obst und Gemüse. In Deutschland werden Mittagessen zum Teil täglich mehrere Mahlzeiten rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Jahr zu sich nehmen. Die GemüseKlasse hat die Chan- weggeworfen. Rund 52 Prozent, und damit der ce, genau in diesen Bereichen durch das direkte Er- Großteil der Lebensmittelabfälle, entsteht in priva- leben, Probieren und Schmecken ein Bewusstsein ten Haushalten – das sind etwa 75 Kilogramm pro für das eigene Essverhalten und die eigenen Er- Person. Etwa die Hälfte der Lebensmittelabfälle nährungsgewohnheiten anzustoßen und Gewohn- sind theoretisch vermeidbar.2 heiten durch neue Impulse zu verändern. Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren essen heute wesentlich weniger Gemüse als noch vor zehn Jahren. Nur 1,5 Prozent der sechs bis elfjährigen und 12,5 Prozent der zwölf 1 Brämer, R., Koll, H., Schild, H.-J. (2016): 7. Jugendreport Natur 2016 – Natur Nebensache? Verfügbar unter: https://www.wanderforschung.de/files/jugendreport2016-web-final-160914-v3_1903161842.pdf 2 Hafner, G., Leverenz, D., Schmidt, T., Schneider, F. (2019): Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015. Thünen Re- port (Vol. 71, p. 107). Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut. https://doi.org/DOI:10.3220/REP1563519883000 3 Krug, S., Finger, J. D., Lange, C., Richter, A., Mensink, G. B. M. (2018): KiGGS Welle 2 - Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Journal of Health Monitoring. 2/2018. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonito- ring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_02_2018_KiGGS-Welle2_Gesundheits- verhalten.pdf?__blob=publicationFile 4 Robert Koch-Institut (Hrsg.). (2013): KiGGS - Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland - 2013. Verfügbar unter: https://www.kiggs-studie.de/fileadmin/KiGGS-Dokumente/kiggs_tn_broschuere_web.pdf
08 09 Die Indoor-Lösung: Das Bildungsprogramm GemüseKlasse In der GemüseKlasse bauen Schüler*innen über von 45 Minuten erweitern die Kinder ihr Wissen Wie läuft das Programm ab? zwei Schulhalbjahre direkt im Klassenraum ihre über Naturzusammenhänge, Lebensmittelpro- eigenen Kräuter und Gemüse in Hochbeeten an. duktion und gesunde und nachhaltige Ernäh- Die GemüseKlasse startet mit dem Pflanztermin. sogenannten Checks organisiert. Die Schüler*in- Die Schüler*innen säen aus, pflegen, ernten und rung. Die Inhalte der GemüseKlasse knüpfen an Dafür kommt ein Team von Ackerdemia e. V. in die nen werden für die Checks in feste Teams eingeteilt, erleben so, wie sich Gemüse vom Saatgut zum die Lehrpläne für den Sachunterricht der 3. und 4. Schule und baut die Beete gemeinsam mit den die wöchentlich rotierende Aufgaben zur Pflanzen- essbaren Produkt entwickelt. In kleinen Teams Klasse an. Methodisch-didaktisch werden dabei Schüler*innen auf, füllt sie mit Erde und sät Ge- pflege übernehmen und zum Beispiel dafür sorgen, übernehmen sie Verantwortung für ihre Klassen- Kriterien einer Bildung für eine nachhaltige Ent- müse und Kräuter aus. Damit alles gut wächst, dass die Pflanzen die richtige Menge Wasser be- beete und pflegen die Gemüsepflanzen eigenstän- wicklung (BNE) berücksichtigt. ist die Pflege in den darauffolgenden Wochen in kommen oder der Boden gut gelockert ist. dig. In den wöchentlichen Unterrichtseinheiten Der Programmverlauf der GemüseKlasse Start Februar/ September: 1. Halbjahr Woche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Im Anschluss: 2. Halbjahr Woche 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 GemüseStunde Wöchentliche GemüseStunde mit Bildungsmaterialien und Aufträgen für zu Hause Aufbau und Bepflanzung Set 1. Halbjahr GemüseWachstum GemüseTalente GemüseRespekt der Beete mit dem Team der GemüseKlasse Set 2. Halbjahr GemüseHandel GemüseGenuss GemüseKultur Zwei Sets Bildungsmaterialien für wöchentliche GemüseStunde und Aufträge für zu Hause. Beete WasserCheck SprühCheck BodenCheck PflanzenCheck CheckCheck KULTURAUSWAHL: Salat Bohnen Dill Petersilie Basilikum Ankunft Koriander Pakete mit Mangold* Beeten und GemüseKlasse Bildungs- Tomaten* materialien KEIMUNAG WACHSTUM ERNTE SAATGUTGEWINNUNG *ab dem 2. Halbjahr Unser Service Zweiwöchentliche Informationen zur Pflanzenpflege per Mail (GemüsePost) Einführung in Zugang zur digitalen Wissensplattform Abschluss- die Materialien per gespräch GemüseClip Telefonischer Service durch unser GemüseKlasse-Team (GemüseHotline)
10 11 Klassenbeete, Kulturen & Erde 1. GemüseWachstum Jede GemüseKlasse bekommt ein Set, das aus Erde, um die Beete zu befüllen sowie Saatgut ver- Die Schüler*innen vertiefen die Beobachtungen nachhaltigere Vermarktungswege und/oder Er- drei bis fünf Hochbeeten sowie einem Pflege- schiedener Gemüsekulturen und Kräuter, die den der Pflanzen, dokumentieren sie und befassen nährungsweisen (zum Beispiel regional/saiso- set aus Sprühflaschen, Gießkannen und Lupen Schüler*innen eine Auswahl an unterschiedlichen sich verstärkt mit den Bedürfnissen und dem Le- nal)? Die Schüler*innen reflektieren und bewer- besteht. Die Beete lassen sich auf einfache Wei- Geschmackserlebnissen bieten. Dazu gehören benszyklus von Pflanzen. Ein besonderer Fokus ten ihr Konsumverhalten und erkennen, dass sie se mittels Stecksystem aufbauen und enthalten zum Beispiel Bohnen, Asia-Salat, Mangold, Toma- liegt auf den Themen Boden, Vermehrungsarten mit ihrem Einkauf direkten Einfluss auf die Pro- eine integrierte Lampe, die das Wachstum der ten und eine Auswahl an Kräutern wie Basilikum, und der Bedeutung von Bienen. duktionsweisen und die Umwelt haben. Pflanzen unterstützt. Zum Set gehört außerdem Dill oder Koriander. 2. GemüseTalente 5. GemüseGenuss Hier befassen sich die Schüler*innen mit gesun- Hier befassen sich die Schüler*innen mit unter- der Ernährung. Sie lernen verschiedene Varianten schiedlichen Ernährungsgewohnheiten und Ge- der Ernährungspyramide kennen und setzen sich schmäckern von früher und heute. Während in der mit ihrem Lieblingsessen und ihren Essgewohn- Vergangenheit viel mehr unverarbeitete Lebens- heiten zu Hause sowie in der Schule auseinander. mittel gegessen wurden, sind heute stark wei- Gemüse spielt dabei eine zentrale Rolle, denn es terverarbeitete Produkte mit teils gesundheits- hat viele Talente, uns gesund, konzentrationsfä- schädigenden Inhaltsstoffen Teil unseres Alltags. hig und fit zu halten. Unsere Geschmacksnerven sind beispielsweise an viel Salz, Fett, Zucker und Geschmacksverstär- ker gewöhnt. Auch unsere Essgewohnheiten ha- 3. GemüseRespekt ben sich verändert: Während es früher selbstver- … und fertig! ständlicher war, sich genussvoll Zeit für das Essen Was über Wochen bis zur Erntereife gepflegt wer- zu nehmen, geschieht dies heute oft im Nebenbei den muss, verdient Respekt. Aber warum landen oder unterwegs. Die Schüler*innen interviewen dann so viele Lebensmittel, vor allem Gemüse Vertreter*innen älterer Generationen und reflek- und Obst, im Müll? Und verschwenden wir mit tieren ihre eigenen Essgewohnheiten. den Lebensmitteln nicht auch knappe Ressour- cen wie Ackerland und Wasser? Die Schüler*innen befassen sich mit der Verfügbarkeit von Ressour- 6. GemüseKultur cen und erarbeiten Ideen, wie sie Lebensmittelab- fälle vermeiden können. Die Schüler*innen werfen einen Blick in unter- schiedliche Kulturen und Gesellschaften und re- Gemüsestunde flektieren dadurch ihre „Eigenarten“ und Ver- 4. GemüseHandel haltensweisen bezüglich ihres Umgangs mit In der wöchentlichen GemüseStunde erarbei- lernen Schüler*innen so, wie Gemüse wächst Lebensmitteln. Im Fokus stehen dabei die unter- ten die Schüler*innen weitere Themen rund um und sich vermehrt, welche Nahrungsmittel den Was passiert eigentlich mit dem Gemüse nach- schiedlichen Grundnahrungsmittel in den Kultu- Gemüse und eine gesundheitsförderliche Er- Körper fit machen, was alles in verarbeiteten Le- dem es geerntet wurde? In dieser Themeneinheit ren sowie der Mehrwert von sowohl ökologischer nährung anhand der mitgelieferten Bildungs- bensmitteln steckt oder wie eine Ernährung der lernen die Schüler*innen die Wertschöpfungsket- als auch kultureller Vielfalt. Gibt es in den eigenen materialien. Die Klassenbeete dienen dabei als Zukunft aussehen könnte. Die Stationen des Ge- te von Gemüse kennen. Welche Rolle spielt der Familien besondere Lieblingsgerichte oder spezi- naturnahe Anschauungsobjekte, die eine praxis- müses vom Acker bis zum Teller werden ebenso Großhandel? Gibt es möglicherweise direktere, elle Gewohnheiten bei der Esskultur? orientierte Vermittlung von Inhalten und Kom- thematisiert wie der wertschätzende Umgang mit petenzen fördern. In sechs Themeneinheiten Lebensmitteln.
12 13 b a Programmeigene Bildungsmaterialien GemüseKlasse 1. Halbjahr für Schülerinnen und Schüler für Lehrerinnen und Lehrer 1.1.Halbjahr Halbjahr Die Bildungsmaterialien der GemüseKlasse ermög- Dieses Heft gehört: www.in-form.de lichen einen spielerischen und kreativen Zugang www.gemueseackerdemie.de www.in-form.de www.gemueseackerdemie.de zu den verschiedenen Themen. Sie bestehen aus folgenden Elementen: a Schüler*innen-Heft c CheckPoster & CheckHeft Das Heft für Schüler*innen enthält Lern- Das CheckPoster und das CheckHeft mo- Heute schon gecheckt? GemüseKlasse spiele, Experimente, Forschungsaufträge tivieren und unterstützen die Schüler*in- und Übungen zur Wissensfestigung. Aufgelo- nen bei der täglichen Pflege der Kulturen in ckert wird es mit kindgerechten Elementen, ihren Beeten. Die einfache Aufgabenüber- DER WASSERCHECK ck Po st er DER PFLANZENCHECK e Ch PF LA N Helft euren Gemüsepflanzen beim Wachsen und habt wie den fünf GemüseCharakteren. Damit sicht zum Abstempeln pro Check-Team und Eure Gemüsepflanzen brauchen Wasser, um mit den Wurzeln Nährstoffe aufzunehmen und zu wachsen. rd as CHEC K ZEN immer ein Auge auf sie. Stehen die Pflanzen zu eng beieinander? Sind einzelne Pflanzen abgeknickt? SE R gd er Linie ausschneide Entlan Aber Achtung: Wenn die Erde zu nass ist, faulen die ü n ... ef Brauchen manche Pflanzen eine Rankhilfe oder findet Wurzeln und es können sogar Pilze wachsen. Macht ihr sogar Schädlinge? Checkt auch, ob das Gemüse b ei alle Schüler*innen in ihrem eigenen Tempo die CheckUhr auf dem Poster befähigen die deswegen immer erst die Fingerprobe und prüft, ob h vielleicht schon geerntet werden kann. CHE eure Pflanzen wirklich Wasser brauchen. sc WAS eh Dr Für das Gießen nutzt ihr am Anfang die Sprühflasche Das CheckCheck-Team hat CK und später die Gießkanne. arbeiten können, gibt es je nach Bedarf Auf- Schüler*innen dazu, selbstständig zu agie- Tipps für euch! Fragt das CheckCheck-Team nach genaueren Infos! gaben mit unterschiedlichen Schwierigkeits- ren und ihre Pflegeaufgaben auszuführen. B O D E N N CH Ü H CH EC K graden. Die Bohne am oberen Heftrand zeigt DER SPRÜHCHECK un mi d den Fortschritt in der Themeneinheit an. Im tK SPR la m ECK m er au fd DER BODENCHECK em Ch ec Pflanzen schwitzen ähnlich wie wir – jedoch nicht kP ost er b nur bei heißer, sondern auch bei trockener Luft. Durch hinteren Teil des Heftes befinden sich kleine efes C H E C KC H E C K tigen . regelmäßiges Einsprühen der Blätter mit Wasser erhöht d Die obere Erdschicht der Beete kann durch den ihr die Luftfeuchtigkeit an den Pflanzen. So verdunstet häufigen Wechsel von feucht zu trocken fest werden. weniger Wasser und eure Pflanzen wachsen besser. GemüsePost & digitale Lernplattform Ein fester Boden nimmt Wasser schlechter auf und Bastelanleitungen und Postkarten, die aus- Pflanzen können ihre Wurzeln nur mühsam ausbreiten. Lockert den Boden regelmäßig, sobald die Pflänzchen ungefähr 2 cm groß sind. Wenn es draußen nicht zu kalt ist, hilft regelmäßiges Lüften, denn die Luft ist draußen meist feuchter als drinnen. Habt außerdem ein Auge auf das Bodenleben und geschnitten und gemeinsam mit der Familie kümmert euch um ungebetene Gäste in der Erde, wie zum Beispiel Unkräuter oder Schädlinge. Mehr dazu weiß das CheckCheck-Team! genutzt werden können. Die GemüsePost ist ein Newsletter, den die Fragt das CheckCheck-Team, wie es geht! Lehrer*innen im zweiwöchentlichen Rhyth- DER CHECKCHECK Ihr seid das Checker-Team! Helft den anderen Teams an den Klassenbeeten und behaltet den Überblick. Stempelt die mus erhalten. Sie enthält Informationen zu erledigten Aufgaben der anderen im CheckHeft ab b und unterstützt die Teams, wenn sie Fragen haben. Lehrer*innen-Heft den angebauten Kulturen sowie Pflegehin- Im Lehrer*innen-Heft sind drei Themen pro weise, didaktische Tipps und Einblicke in andere GemüseKlassen. Auf der digitalen c Halbjahr, die in jeweils sechs Unterrichtsein- Lernplattform befinden sich außerdem de- GemüseKlasse heiten (jeweils 45 Minuten) unterteilt sind. taillierte Informationen zu den einzelnen Einfache Symbole, die die Aufgabenart an- Kulturen und Video-Clips zum Vereinzeln der zeigen und eine enge Verknüpfung von Hin- tergrundwissen und Methoden für jede Un- jungen Pflanzen, zum Wässern oder Ernten. d terrichtsstunde ermöglichen eine intuitive für Schülerinnen www.in-form.d und Schüler e | www.ge 1. Halbjahr mueseackerdem ie.de Handhabung. Ergänzende Kopiervorlagen zum Ausschneiden verkürzen die Vorberei- tungszeit.
14 15 Wirkungsorientierung Die Entwicklung des Bildungsprogramms und sei- orientieren wir uns an der iooi-Methode, die am ne erwünschte Wirkung bei Schüler*innen wurden besten durch die Wirkungstreppe von Phineo dar- von Anfang an zusammengedacht. Mit dem Bil- gestellt wird. Die iooi-Methode beschreibt den Zu- dungskonzept wurden initiale Wirkungsziele for- sammenhang zwischen Input (was wir in das Pro- muliert und im Laufe der Pilotierung kontinuierlich gramm investieren), Output (was wir leisten und überprüft und angepasst. Wirkung heißt Verände- wen wir erreichen), Outcome (was wir bei der Ziel- rung und das möglichst ganzheitlich, nachhaltig gruppe bewirken) und Impact (unser Beitrag zu und dauerhaft in positiver Weise. Die Wirkung ist gesellschaftlichen Veränderungen). Unser Fokus das Ergebnis einer erbrachten Leistung, die unmit- liegt zunächst auf Outcome (siehe Wirkungstrep- telbar bei den Zielgruppen, in deren Lebensum- pe Stufen 4 bis 6) bevor wir perspektivisch einen feld oder in der Gesellschaft erreicht werden kann. gesellschaftlichen Wandel in der Naturwahrneh- Um die Wirkung unserer Programme zu messen, mung erreichen möchten (Stufe 7). 7. Gesellschaft verändert sich 6. Lebenslage der Zielgruppen ändert sich 5. Zielgruppen ändern ihr Handeln Ab dieser Stufe spricht 4. Zielgruppen verändern Bewusstsein bzw. Fähigkeiten man von Wirkung 3. Zielgruppen akzeptieren Angebote 2. Zielgruppen werden erreicht 1. Aktivitäten finden wie geplant statt Impact Outcome Output Wirkungstreppe nach Phineo, Kursbuch Wirkung (2017)
Wirkungslogik der GemüseKlasse IMPACT Die Wirkungslogik der GemüseKlasse verbildlicht den Kreislauf unseres Was wir erreichen wollen Handelns und stellt die gesamte Wirkungskette des Programms dar. • Eine nachhaltig konsumierende Angefangen von der gesellschaftlichen Ausgangslage über unsere Inves- und produzierende Gesellschaft titionen, unsere Leistungen und den Wirkungen bei den Schüler*innen bis hin zur gesellschaftlichen Veränderung, die wir erreichen wollen. • Wertschätzung für Natur und Lebensmittel • Verankerung einer gesunden Ernährungsweise GESELLSCHAFTLICHE PROBLEME Was uns bewegt • Entfremdung von Landwirtschaft und Lebensmitteln: 30 Prozent der Lebensmittel werden weggeworfen • Mangelnder Naturkontakt: Wissens-, Kompetenz- und Bezugsverlust zu Natur und OUTCOME Lebensmittelproduktion Was wir bewirken • Ungesunde Ernährungsweise: Zunahme an Krankheiten wie Schüler*innen: Übergewicht und Diabetes • Erwerben Wissen & Verständnis zu Natur- zusammenhängen • Entwickeln Selbstwirk- samkeit & Verantwortungs- bewusstsein • Ernähren sich gesünder und INPUT konsumieren nachhaltiger Was wir investieren • Interdisziplinäres Team OUTPUT • Expertise & Erfahrung • Netzwerke Was wir leisten • Sach- & Finanzmittel Schüler*innen bauen ein Jahr lang Kräuter • Spaß, Motivation & Leidenschaft und Gemüse direkt im Klassenzimmer an und erarbeiten im Unterricht Themen rund um Gemüse und Ernährung.
18 19 Einschätzung des Bildungsprogramms Datenerhebung durch die Lehrer*innen Zwischen 2017 und 2019 wurde die Gemüse- Die Wirkungsanalyse des halbjährigen Pilotpro- Damit das Bildungsprogramm seine volle Wir- integrieren. Sie geben an, dass die Themen sehr Klasse bundesweit an 87 Schulen erfolgreich gramms wurde von 2018 bis 2020 bundesweit kung entfalten kann, muss es von Lehrer*innen gut in den Rahmenlehrplan der 3. und 4. Klas- umgesetzt. In insgesamt 122 Klassen haben durchgeführt. Die Schüler*innen und Lehrer*in- und Schüler*innen positiv angenommen wer- senstufe passen. Besonders positiv erwähnt wird, Schüler*innen und Lehrer*innen Samen ge- nen der GemüseKlassen wurden interviewt sowie den. Im Folgenden werden die Ergebnisse der dass die Lehrer*innen mit den vorhandenen Ma- sät, die heranwachsenden Pflanzen beobachtet Eltern der Schüler*innen befragt. Abschlussgespräche mit 59 Lehrer*innen präsen- terialien „wenig Vorbereitungsstress“ haben und und gepflegt, Gemüse geerntet und gegessen. tiert, die ihr Feedback zum Gesamtprogramm die vorgegebene Struktur zur Durchführung ger- und den einzelnen Programmelementen gegeben ne genutzt wird. Der zeitliche Arbeitsaufwand be- haben. Ergänzt werden die Ergebnisse der Um- findet sich dadurch in einem angemessenen Rah- frage mit Feedback von Lehrer*innen und Schü- men und die Themen der GemüseKlasse können Mit 162 Schüler*innen aus 10 Klassen haben wir ler*innen, welches wir in den letzten drei Jahren sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden. leitfadengestützte Fokusgruppengespräche geführt. erhalten haben. Die Beurteilung: 72 Prozent der Lehrer*innen und 86 Prozent der Schüler*in- nen bewerten ihre Zufriedenheit mit dem Pro- Bildungsmaterialien gramm GemüseKlasse insgesamt als „sehr gut“ Mit 59 Lehrer*innen haben wir leitfadengestützte oder „gut“. „Ich habe gerne die Hefte in Vorbereitung Abschlussgespräche per Telefon geführt. gelesen, anregend [war zum Beispiel die] Hausaufgabe mit Plastikmüll, dass man Pflanz-Workshops selbst überlegt, wie man die Schüler*innen auf eine andere Art und Weise dazu bringt, „Ich fand einpflanzen vorher irgendwie Wir haben 34 Gemüsezeichnungen von Schüler*innen über Themen nachzudenken, weil der Be- doof, aber jetzt finde ich das total cool.“ vor und nach der Teilnahme am Programm ausgewertet. (Schüler*in) zug da ist.“ (Lehrer*in) Zum Auftakt der GemüseKlasse wird ein Pflanz- Workshop durchgeführt: Gemeinsam mit einem Materialien Lehrer*innen 13 Eltern haben an einer Online-Umfrage Team von Ackerdemia werden die Beete aufge- teilgenommen und mit 23 Eltern haben wir ein baut, mit Erde gefüllt und bepflanzt. Die in Teams 80 Prozent der Lehrer*innen bewerten das Heft eingeteilten Schüler*innen lernen ihre neuen Auf- als „sehr gut“ und „gut“. Telefoninterview durchgeführt. gaben und Materialien spielerisch kennen. Die Leh- rer*innen beschreiben die Pflanzungen als „außer- Fast 80 Prozent der Lehrer*innen arbeiten gerne gewöhnlich und besonders für die Kinder“ und die oder sehr gerne mit den Bildungsmaterialien. Sie Teams von Ackerdemia als „super motiviert“. beurteilen sie als „schön gestaltet und schön ge- macht“. Die Lehrer*innen geben an, dass die Kin- „Das war die beste Unterrichtsstunde, die der ihr Arbeitsheft sehr gerne mögen und Spaß ich jemals hatte.“ (Schüler*in) an den ihnen zugeteilten Aufgaben haben. Das Niveau der Bildungsmaterialien erklären die Leh- rer*innen für das Alter angemessen und die Schü- Integration in den ler*innen genießen die Vielfalt der Aufgaben. Die Check-Materialien werden von fast allen Leh- Sachunterricht rer*innen genutzt und als hilfreich empfunden, um damit die Pflegemaßnahmen für die Beete zu Allen befragten Lehrer*innen gelingt es, die Ge- koordinieren. müseKlasse gut in den Sachkundeunterricht zu
20 EINSCHÄTZUNG 21 Materialien Schüler*innen stück des Bildungsprogramms. Die GemüseKlasse hebt sich positiv als eine „andere Art von Unterricht“ 80 Prozent der Schüler*innen bewerten das im Gegensatz zum „normalen Unterricht“ hervor. Heft als „sehr gut“ und „gut“. „Allein die Erfahrung, Salat einfach auf das „Dieses Heft macht mehr Spaß als andere Hefte, Brot zu legen, war schon besonders. Und weil das bunter ist, mehr Leben sozusagen drin das können sie nun jeden Tag machen.“ ist”, erzählt ein*e Schüler*in. Die große Mehrheit (Lehrer*in) der Schüler*innen arbeiten sehr gerne mit dem Heft. Ihnen gefällt die kindgerechte Gestaltung mit Wir wollten von den Lehrer*innen wissen, was den GemüseCharakteren. Besonders auch der Zu- ihre Highlights des Programms waren. Hierbei sammenhang zwischen der praktischen Arbeit am konnten sie drei Aspekte nennen, die ihnen be- Beet und der Theorie wird als positiv empfunden. sonders gut gefielen. Auf Platz 1 fiel die Ernte, das Probieren und Zubereiten des Klassengemüses. Gelegentlich gingen Samen nicht auf oder Pflan- GemüseStunde zen vertrockneten, doch in der Regel gab es im- mer etwas, das probiert werden konnte. Meistens In der GemüseStunde beschäftigen sich die Schü- wurde darauf geachtet, dass die Ernte gerecht ler*innen wöchentlich mit ihren Pflanzen sowie verteilt wird. Weitere Highlights waren die Pflan- den weiterführenden Themen rund um Gemüse zungen sowie die hohe Begeisterung der Schü- und Ernährung. Die GemüseStunde ist das Herz- ler*innen für das Programm. Platz 1 Ernte, das Probieren und Zubereiten des Platz 2 Klassengemüses Platz 3 Pflanzung Neugier, Motivation, Begeisterung der Schüler*innen
22 23 Ergebnisse der Wirkungsanalyse Die Ergebnisse der Wirkungsanalyse beziehen sich auf das halbjährige Pilotprogramm, das von Herbst 2018 bis Frühjahr 2020 umgesetzt wurde. Insgesamt konnten wir sechs Wirkungsfelder (Bereiche, in denen wir posi- tive Veränderungen feststellen) bei den Schüler*innen nach der Teilnahme am Bildungsprogramm identifizieren. Natürlich gibt es noch viele andere Einflussfaktoren außer der GemüseKlasse, die eine positive Entwicklung der Schüler*innen in den verschiedenen Wirkungsfeldern fördern können. Das familiäre Umfeld, der Einfluss von Freunden, Medien und der weitere Schul- unterricht haben einen großen Einfluss darauf, wie die Schüler*innen ihre Umwelt wahrnehmen, erleben und verstehen. Mit den folgenden Ergebnissen können wir jedoch zeigen, dass die GemüseKlasse einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Wissen rund um Gemüseanbau und zur Wertschätzung von Lebensmitteln leistet. Die GemüseKlasse schafft einen Erlebnisraum, in dem Schüler*innen selber anpacken, experimentieren, probieren und mit allen Sinnen lernen können. Das ist die besondere Stärke des Bildungspro- gramms, die sich in den folgenden Zahlen und Anekdoten widerspiegelt. Wissen & Selbstwirksamkeit Verständnis zu & Verantwortungs- Teamfähigkeit Naturzusammen- bewusstsein hängen Nachhaltiger Naturbezug Ernährung Konsum
24 WIRKUNG 25 Wirkungsfeld Wissen und Verständnis Kinder zeichnen Gemüse für Naturzusammenhänge vor und nach der AckerSaison „Bei den Checks wurden sie immer besser nur selten ein Samen identifiziert werden konnte. Eine Schulklasse hat vor und nach der AckerSaison und haben immer genauer hingesehen. Sie Die Schüler*innen haben insgesamt eine bessere einige der angebauten Gemüse gezeichnet. Es zeigt konnten die Dinge, die vor sich gehen, im- Vorstellung von ihren Pflanzen. In Zeichnungen sich: Ackern schafft Wissen! mer besser beschreiben.“ (Lehrer*in) der Schüler*innen sind die angebauten Gemüse und Kräuter nach Programmende realistischer, Mehr Wissen führt nicht unmittelbar zur Verän- vielfältiger und detailgetreuer dargestellt: derung von Verhalten oder Handeln. Doch das Wissen über die Natur oder die Bedeutung einer gesunden Ernährung ist eine notwendige Vor- Vorher-Nachher-Bilder aussetzung für das Handeln5 im Sinne der Um- von Gemüse welt oder der eigenen Gesundheit. Um die Natur schützen zu können, muss man wissen, warum Vor der GemüseKlasse zeichneten 17 Prozent der und wie man sie schützt. Soll man sich gesund er- Schüler*innen gar kein Gemüse beziehungswei- nähren, muss man verstehen, was eine gesunde se keine Kräuter, nach der GemüseKlasse waren Ernährung ausmacht und warum sie so entschei- es nur noch 3 Prozent. Vor der GemüseKlasse wa- Die dend ist für das eigene Wohlbefinden und die Ge- ren die Zeichnungen von lediglich 9 Prozent der gefiederten sundheit. Schüler*innen realistisch, detailliert und vielfäl- Blätter der Vor der tig. Nach der GemüseKlasse hatten 32 Prozent Petersilie sind GemüseKlasse malt Die Wirkungsmessung zeigt, dass die Schüler*in- der Schüler*innen eine genaue Vorstellung von erkennbar. kein Kind Mangold, doch nen durch die GemüseKlasse ein Verständnis für ihren Pflanzen und konnte diese in einer Zeich- nach der GemüseKlasse Naturzusammenhänge entwickeln. Sie können nung darstellen.6 erstrahlt er in seinen die Wachstumsvoraussetzungen der Pflanzen be- typischen Regen- nennen und verstehen genau, was Pflanzen zum Die Nachher-Bilder sind vielfältiger, genauer und bogenfarben. Wachsen brauchen. Veränderungen, die durch die weisen mehr Details auf. Phantasievolle Vorher- GemüseKlasse angestoßen werden, äußern sich Zeichnungen zeigen zunächst das Unwissen der zunächst in direkt abrufbarem Wissen. Die Schü- Schüler*innen und werden zu echten, erkenn- Vor der ler*innen können einzelne Wachstumsschritte baren Gemüse- und Kräuterpflanzen. Zusätz- GemüseKlasse sind differenziert und detailliert beschreiben und er- lich werden blühende Pflanzen, Saatgut, Trauer- Buschbohnen ein Busch weitern dabei ihren Wortschatz. Sie erwerben spe- mücken, Beetlampen oder das Hochbeet in das mit rechteckigen Bohnen. zifisches Pflanzenwissen. So können sie beispiels- künstlerische Repertoire aufgenommen. Nach der GemüseKlasse weise Form, Farbe und Größe der Samen, die sie werden Blätter und zu Beginn gesät haben, nach Abschluss des Pro- Hülsen realistisch gezeichnet. gramms erstaunlich präzise beschreiben: „Man- goldsamen sehen aus wie kleine Tannenzapfen.“ Auch die Keimlinge von Bohnen, Basilikum oder Koriander erkennen die meisten Schüler*innen nach der GemüseKlasse wieder, während vorher 5 Roczen, N., Kaiser, F. G., & Bogner, F. X. (2010): Umweltkompetenz–Modellierung, Entwicklung und Förderung. Projekt Umweltkompetenz. In: Kompetenzmodellierung. Zwischenbilanz des DFG-Schwerpunktprogramms und Perspektiven des Forschungsansatzes (pp. 126 – 134). 6 Insgesamt wurden 68 Bilder ausgewertet, davon wurden 34 vor und 34 nach dem Programm gezeichnet.
26 27 Wirkungsfeld Teamfähigkeit „Ich wollte sogar dem Direktor vorschlagen, Sie sind durch die GemüseKlasse enger zusam- dass die Gruppe ausgezeichnet wird, da die mengewachsen und arbeiten auch in anderen Schüler*innen so gut zusammengearbeitet Fächern besser in Gruppen zusammen. Die Schü- haben. Sie waren sehr gewissenhaft und ler*innen fühlen sich im Team verantwortlich für ihre Aufgaben. In einigen Schulen wirkt sich die aufmerksam.“ (Lehrer*in) Erweiterung Gemüsewissen Durch die Dauer des Programms über mehrere Teamarbeit und die Übernahme von Verantwor- Wochen erleben die Schüler*innen den Kreislauf In der GemüseKlasse arbeiten die Schüler*innen tung positiv auf andere Aufgaben in der Schule Darüber hinaus lernen die Schüler*innen die Ar- und die Zusammenhänge in der Natur unmittel- von Anfang an in verschiedenen Teams zusam- aus wie den Stuhldienst, den Aufräumdienst oder tenvielfalt von Gemüse kennen. Viele Schüler*in- bar von der Aussaat, über das Wachstum und die men, tauschen sich aus und sprechen sich ab. den Tafeldienst. nen hören beispielsweise zum ersten Mal etwas Ernte bis zur Saatgutgewinnung und die Schü- Für einige Klassen war es das erste Mal, dass sie von Schwarzwurzeln, ernten violette Buschboh- ler*innen bekommen mit der Zeit ein Gefühl dafür, im Team zusammenarbeiten und das über einen Fragt man die Schüler*innen, was sich durch die nen, die beim Kochen grün werden oder probie- was ihre Pflanzen zum Wachsen brauchen. verhältnismäßig langen Zeitraum von mehreren GemüseKlasse in ihrer Klassengemeinschaft ver- ren Asia-Salat und erweitern damit ihr Gemüse- Wochen. Das hinterlässt sowohl Spuren im Zu- ändert hat, so antworten sie, dass einige vorher wissen. Die Schüler*innen beobachten, probieren Rund 71 Prozent der Lehrer*innen geben an, sammenhalt der Klassen insgesamt als auch bei nur „[...] rumgesessen sind und eigentlich kaum aus und verstehen, warum Pflanzen eingehen dass alle ihre Schüler*innen am Ende der Ge- einzelnen Schüler*innen. Die Lehrer*innen be- was mit anderen zusammen gemacht haben.“ und unter welchen Bedingungen sie gut gedeihen. müseKlasse wissen, was Pflanzen zum Wach- richten von mehr Teamgeist und positiven Verän- Durch die Arbeit in den Teams arbeiten sie mehr Der Anbau von Gemüse und Kräutern im Klas- sen brauchen.7 derungen im Klassenzusammenhalt durch die re- zusammen und „jeder hat an den anderen ge- senzimmer ist komplex und erfordert viel Geduld gelmäßigen Aufgaben und ein gemeinsames Ziel. dacht“. Selbst die Eltern berichten von positiven und Fingerspitzengefühl und kann auch zu Rück- „Das mit den Bienen war wichtig für die Sie beobachteten ein stärkeres Miteinander in der Veränderungen in der Klasse. schlägen führen, die das Verstehen von Ursache Schüler*innen, das wussten sie bis dahin Klasse. Die Schüler*innen erinnern sich gegensei- und Wirkung fördern. Die Buschbohnen gehen ein, tig respektvoller und wertschätzender an ihre Auf- Die Eltern gaben an, dass sich bei 22 Prozent noch nicht, dass die Bienen so wichtig sind.“ weil sie zu wenig gewässert wurden, die Kräuter gaben. Sie sind insgesamt hilfsbereiter als vorher. der Kinder die Teamfähigkeit durch die Gemüse- (Lehrer*in) knicken um, weil sie zu viel gewässert wurden. Klasse erhöht hat.8 7 Auf die Frage „Wie viele Schüler*innen haben durch die GemüseKlasse gelernt, was Pflanzen zum Wachsen (z. B. Wasser, 8 Die Aussage „Durch die GemüseKlasse hat mein Kind seine Selbst- und Sozialkompetenzen erhöht.“ bestätigen 14 Prozent Erde, Licht etc.) brauchen?“ antworteten 71 Prozent „Alle Schüler*innen“, 26 Prozent „Der Großteil“, 3 Prozent „Die Hälfte“ mit „trifft eher zu“ und 8 Prozent mit „trifft zu“ (11 von insgesamt 36 befragten Eltern). und 0 Prozent „Die wenigsten“ bzw. „Keiner“ von insgesamt 31 befragten Lehrer*innen. „Ein Schüler, der eher zu- rückhaltend, unauffällig und sehr passiv ist, war bei der GemüseKlasse immer der erste, der die Pflanzen mit der Lupe untersucht hat.“ (Lehrer*in)
28 29 Wirkungsfeld Naturbezug Neben dem Wissen und Verstehen ist die Verbun- Pflanzen am Wochenende, machen sich Sorgen, Wirkungsfeld Selbstwirksamkeit und denheit mit der Natur entscheidend für umwelt- dass sie in der Zeit von Fliegen „angegriffen“ wer- bewusstes beziehungsweise nachhaltiges Verhal- den und sind traurig, wenn einzelne Pflanzen Verantwortungsbewusstsein ten.11 Ein positiver Bezug zur Natur entsteht durch „sterben“. Eine Klasse aus Brandenburg schlägt positive Erlebnisse in und mit der Natur. der Lehrerin vor, eine Videokamera am Beet zu in- stallieren, um ihre Pflanzen auch am Wochenen- Selbstwirksamkeit ist das Vertrauen in die eige- In der GemüseKlasse entwickeln die Schüler*in- „Ich hatte am Anfang Angst, dass das irgend- de beobachten zu können. nen Fähigkeiten und das Vermögen, neue oder nen eigene Strategien, um aufkommende Prob- wann aufhört, ich dachte, das ist nur die schwierige Aufgaben bewältigen, Probleme lösen leme zu lösen: Trauermücken werden mit Sand, anfängliche Euphorie, aber sie haben wirk- Rund 53 Prozent der Eltern nahmen bei ihren und Herausforderungen meistern zu können. Ein- Nematoden oder dem Einfangen der Fliegen von Kindern seit der Teilnahme an der GemüseKlas- lich an den Pflanzen gehangen, jede Ver- fluss auf die Selbstwirksamkeit haben beispiels- den Beeten ferngehalten. Wachsen die Pflanzen se einen stärkeren Bezug zu Pflanzen wahr.12 weise Erfolgserlebnisse.9 Selbstwirksamkeit ist nach der Ernte nicht mehr richtig, wird die Ern- änderung kommentiert und sich schön auf die Basis für das Verantwortungsbewusstsein. temethode verändert oder die Wassermenge an- das Thema eingelassen.“ (Lehrer*in) Die Schüler*innen gehen mit den Pflanzen acht- Nur wer selbst die Erfahrung macht, dass das ei- gepasst. Gehen Pflanzen ein, werden von zu Hau- sam und fürsorglich um. In den Pausen geht es gene Handeln und Verhalten wirksam ist, ist über- se neue Samen mitgebracht. Sogar in den Ferien Eine deutliche Wirkung lässt sich im Bezug der deutlich vorsichtiger zu. Die Beete, die im Klas- haupt fähig und bereit, Verantwortung zu über- übernahmen die Schüler*innen die Verantwor- Schüler*innen zu ihren Pflanzen beobachten. Sie senzimmer stehen, wirken sich nicht nur positiv nehmen.10 tung für ihre Pflanzen. Es wurden verschiedene sind motiviert, sich täglich über einen langen Zeit- auf einzelne Schüler*innen aus, sondern verän- Bewässerungsanlagen gebaut und getestet oder raum um ihre Pflanzen zu kümmern und assoziie- dern auch den Klassenraum und die Atmosphäre Zu Beginn der GemüseKlasse legt jedes Kind meh- eigenständig Ferienbetreuungen organisiert. ren positive Erlebnisse mit ihnen. So entwickeln insgesamt. rere Samen behutsam in die Erde. Sobald die die Schüler*innen eine emotionale Verbunden- Pflanzen keimen und die täglichen Fortschritte Irgendwann zeigt die stetige Pflege sichtbare Er- heit zu ihren Gemüsepflanzen. Das aufregendste „Ich glaube schon, dass sich die Klasse um und Erfolge der eigenen Arbeit sichtbar werden, folge: Die zu Beginn winzigen Samen keimen und Erlebnis ist die Keimung der Pflanzen ganz zu Be- etwa 20 Prozent verglücklicht hat. Weil es wächst das Verantwortungsbewusstsein von Tag wachsen zu erntereifen Pflanzen heran. Die Schü- ginn und die enormen Wachstumsschübe in den eine schöne Atmosphäre ist, die Pflanzen zu Tag. Es gibt Schüler*innen, die morgens früher ler*innen erleben, dass ihre Arbeit und Pflege Wir- ersten Tagen und Wochen. Auch das Blühen der zu haben und dass man mal ein bisschen zur Schule kommen, um die Pflanzen zu versor- kung zeigt. Und sie werden sich bewusst, dass Bohnen war ein besonders emotionaler Moment: Essen im Raum hat.“ (Schüler*in) gen und zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Ein*e diese Wirkung mit ihren Fertigkeiten und Fähig- „Als die Buschbohnen geblüht haben, hat die kom- Schüler*in erzählt: „Ich habe viel mehr darüber keiten zusammenhängt. plette Klasse gebrüllt“, (Schüler*in). erfahren wie schwierig es eigentlich ist, das gan- Die Lehrer*innen berichten darüber hinaus von ze am Laufen zu halten. Dass man die Pflanzen „Ich fand den Moment, wo dann wirk- Die Schüler*innen machen „Pflanzenselfies“, Veränderungen in der Beziehung der Schüler*in- regelmäßig gießt und [den Boden] ein bisschen lich was aus der Erde kam, wo man dann stürmen morgens als erstes direkt zu den Beeten nen zur Natur im Allgemeinen. Es hat sich „der auflockert und auch ein bisschen guckt, dass da wirklich wusste, wir haben was geschafft, oder setzen sich mit ihren Stühlen vor die Bee- Blick für die Natur“ verändert, sie gehen achtsa- keine Parasiten sind. Und deshalb ist meine Ver- te, um dort ihre Pausenbrote zu essen und dabei mer und vorsichtiger mit ihr um und nehmen sie wir haben Leben erschaffen, besonders. antwortung gewachsen.“ die Pflanzen zu beobachten. Sie begrüßen und bewusster wahr. „Ein Mädchen hat den einzigen Und das ist ein toller Moment, wenn man verabschieden sie täglich oder singen ihnen vor: Krokus vor dem Schulhof gepflückt und da gab es weiß, dass man sowas selbst gemacht hat.“ „Wir haben sie ja am Donnerstag gepflanzt. Und einen Aufschrei, wieso sie diese Pflanze da jetzt „Es ist schön, wenn man sieht, dass das (Schüler*in) dann haben wir ihnen immer ein Geburtstagslied einfach pflücken kann. Das Bewusstsein, wie be- alles weiterwächst. Dann sieht man, dass vorgesungen. Jeden Donnerstag, erzählt ein*e deutsam Pflanzen sind, und dass da Arbeit hinter man selber auf sich stolz sein kann, weil Schüler*in. Die Schüler*innen vermissen ihre steckt, ist gewachsen“, berichtet ein*e Lehrer*in. es klappt und wir uns gut um die Pflanzen kümmern.“ (Schüler*in) 11 Roczen, N., Kaiser, F. G., & Bogner, F. X. (2010): Umweltkompetenz–Modellierung, Entwicklung und Förderung. Projekt Um- weltkompetenz. In Kompetenzmodellierung. Zwischenbilanz des DFG-Schwerpunktprogramms und Perspektiven des For- 9 Bandura, A. (1977): Self-efficacy: Toward a Unifying Theory of Behavioral Change. Psychological Review, 84 (2), S. 191 – 215. schungsansatzes (S. 126 – 134). 10 Edelstein, W. (2007): Erziehung zu Demokratie und Verantwortung. In: Einführungsvortrag zum Workshop „Demokratische 12 Die Aussage „Seit der Teilnahme an der GemüseKlasse hat mein Kind einen stärkeren Bezug zu Pflanzen entwickelt.“ be- Schule–Schule in der Demokratie“, Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin (Vol. 5, p. 2007). stätigten 36 Prozent mit „trifft eher zu“ und 17 Prozent mit „trifft zu“ (19 von 36 befragten Eltern).
30 Großes Bohnendrama an einer Berliner Schule „Mein Vater kennt sich noch nicht so gut Insgesamt 58 von 66 befragten Schüler*innen aus, ich muss manchmal noch helfen, denn waren motiviert, zu Hause Gemüse anzubauen beziehungsweise bauen bereits Gemüse an. „Als die einzige Bohne, die gekommen „Viele, die sich eigentlich nicht mehr für ich weiß viel mehr über Pflanzen als er.“ Rund 37 Prozent der Eltern berichteten, dass ist, abgeknickt wurde, haben sie mit die Schule interessieren, haben sich für (Schüler*in) ihre Kinder durch die GemüseKlasse begonnen Schreien und Tränen gesagt‚ ich verlas- die Pflanzen interessiert und wollten Die Erlebnisse der GemüseKlasse finden auch den haben, auch zu Hause Gemüse anzubauen.13 se die Schule und komme nie wieder‘.“ unbedingt auch pflanzen.“ (Lehrer*in) Weg ins Elternhaus der Schüler*innen. Während (Lehrer*in) der GemüseKlasse erzählen die Schüler*innen zu Die Schüler*innen werden zu Pflanzenexpert*in- Sie sind neugierig und bringen sich aktiv ein, was Hause fast täglich, was sich in den Beeten tut. Die nen und geben das, was sie lernen, an ihre Eltern Berlin, Sommer 2019. Die Beete der GemüseKlas- bei diesen Schüler*innen dazu führt, dass sich ihr meisten Eltern sind interessiert und fragen oft bei weiter. Viele Schüler*innen sind durch die Gemüse- se stehen in einem langen Flur der Schule. In je- Interesse für die Schule über die Beschäftigung ihren Kindern nach. Die GemüseKlasse ist Thema Klasse motiviert, auch zu Hause Gemüse oder der Pause versammeln sich dort eine große Grup- mit den Pflanzen wieder steigert. in Elterngesprächen, wird auf manchen Eltern- Kräuter anzubauen und stecken ihre Eltern an. Es pe von Schüler*innen. Sie wollen gießen, sprühen abenden oder beim Klassenfest vorgestellt und werden Hochbeete aufgebaut, Kräuterecken be- oder beobachten, wie schnell die Pflanzen schon „Auch Sechstklässlerinnen, die sich ge- einige Eltern machen sich sogar selbst vor Ort ein pflanzt oder Bewässerungsanlagen für zu Hause gewachsen sind. rade eigentlich nur fürs Schminken in- Bild von den Klassenbeeten. gebaut: teressieren, waren begeistert von den „Hier war immer ordentlich was los in Pflanzen.“ (Lehrer*in) „Sie hat erzählt, dass Beete mit Bohnen an- „Besonders viel Spaß hat ihr in der Gemü- der Pause!“ (Lehrer*in) gelegt wurden. Und sie sollten mal Regen- seKlasse der Bau der Bewässerungsanlage würmer mitbringen. Eines sonntagabends gemacht. Zumindest hat sie unsere Pflan- Viele übernehmen eigenständig die Verantwor- Trotz der Bemühungen keimt allerdings nur eine tung für die Pflanzen, erklären Mitschüler*innen, von sechs Bohnen und wächst. Sie wird täglich ge- haben wir halb Waldstadt nach Regenwür- zen während des Urlaubs damit gerettet.“ wie man richtig gießt oder den Boden lockert. Es pflegt und gehegt, die Schüler*innen freuen sich mern umgegraben.“ (Elternteil) arbeiten Schüler*innen zusammen, die im Schul- über jeden Wachstumsschritt. Ein paar Tage spä- (Elternteil) alltag nur streiten oder nichts miteinander zu tun ter kommt es zum Bohnendrama: Diese einzige haben. Den Schüler*innen zugeschriebene Rollen Bohne wird am Morgen abgeknickt vorgefunden, 13 Die Frage „Wurde dein Kind durch die GemüseKlasse angeregt, auch zu Hause Gemüse anzubauen?“ beantworteten werden aufgebrochen: worauf die Schüler*innen mit lautem Schreien 37 Prozent von 35 Eltern mit „Ja, mein Kind baut jetzt auch zu Hause Gemüse an.“, 43 Prozent antworteten „Mein Kind hat und unter Tränen verkünden, dass sie die Schule bereits vorher schon zu Hause Gemüse angebaut.“ und 20 Prozent antworteten mit „Nein“. „Zwei, die eigentlich als Außensei- verlassen und nie wiederkommen wollen. ter*innen gesehen werden, haben dem Mädchen, unter dem sie leiden, erklärt, wie sie selbst einen Tetrapack bepflan- zen kann.“ (Lehrer*in) Die GemüseKlasse motiviert dazu, zusätzlich To- maten auf den Fensterbänken anzuziehen. Ein Junge, der sonst sehr still und zurückhaltend ist, hat die größte von allen Tomatenpflanzen. Die anderen Kinder sind begeistert.
32 33 Wirkungsfeld Nachhaltiger Konsum „Ich glaube generell, das Umweltdenken Insbesondere die Plastikproblematik löst starke zu transportieren, schlagen sie zum Beispiel einen hat sich bei ihr verändert. Das war eine an- Emotionen bei den Schüler*innen aus. Beispiels- Transport mit Segelbooten vor. An einer Schule strengende Zeit, weil viel gefragt wurde, weise sammelt ein Teil der Klasse eine Woche wollen die Schüler*innen auf dem Pausenhof auf warum wir dies und jenes kaufen und war- lang den Plastikmüll, der zu Hause anfällt und einem „riesengroßen Beet“ Salat, Karotten oder präsentiert den entsprechenden Müllberg den Kartoffeln für das tägliche Essen in der Mensa an- um wir Dinge nicht anders machen. Das ist Mitschüler*innen. Der Großteil ist überrascht, bauen, um die Transportwege zu reduzieren. auch tatsächlich anhaltend.“ (Elternteil) über die Menge an Plastik, die in nur einer Woche anfällt. „Es gibt jetzt nur noch zwei Kinder, die „Nur, weil es krumm ist muss man es nicht In der GemüseKlasse reflektieren die Schüler*in- mit Einwegflaschen kommen, alle anderen sind nen ihren Konsum. Sie beschäftigen sich damit, auf Mehrwegflaschen umgestiegen“, berichtet gleich wegwerfen, es schmeckt ja genauso wo ihre Lebensmittel herkommen, wie weit man- ein*e Lehrer*in. Die Schüler*innen werden sich gut.“ (Schüler*in) che Gemüsearten, die im Supermarktregal liegen, den Auswirkungen auf die Umwelt bewusst. Statt gereist sind, wie viel Gemüse in Plastik verpackt Plastiktüten für das Pausenbrot, beschließen ei- Über den eigenen Anbau von Gemüse entwi- ist oder wie viele Lebensmittel weggeworfen wer- nige Brotboxen zu verwenden, Gemüse und Obst ckeln die Schüler*innen mehr Wertschätzung den. Die Schüler*innen lernen, wie sie Lebensmit- sollen in wiederverwendbaren Netzen gekauft für Lebensmittel. Sie erfahren, wie viel Arbeit es telabfälle vermeiden können und reflektieren ih- oder Tüten mehrmals benutzt werden. Die Eltern macht, bis aus einem Bohnensamen eine Hand- ren Plastikkonsum und den ihrer Familie. Das regt berichten, dass das Problembewusstsein und die voll Bohnen geerntet werden kann. Jedes einzel- Diskussionen an, wie Plastikmüll vermieden wer- Lösungsbereitschaft noch lange nach der Gemü- ne Salatblatt ist wertvoll. Insgesamt werfen die den kann und was geeignete Handlungsalterna- seKlasse anhalten. Schüler*innen weniger Lebensmittel weg. Brau- tiven sein können. Ideen sind, statt Plastiktüten, ne Stellen an Obst oder Gemüse werden weg- wiederverwendbare Netze oder Stofftaschen zu „Die Schüler*innen haben erzählt, dass sie geschnitten, statt die ganze Frucht wegzuwer- verwenden, Milch beim Bauern in der Glasflasche fen. Kartoffeln, die zusammengewachsen sind, auch mit ihren Eltern geschimpft haben, statt im Supermarkt im Tetrapack zu kaufen oder schmecken sogar leckerer als „normale“ Kartof- wenn dann da Chile oder Peru auf der Ver- Verpackungen wiederzuverwenden. Ein Schü- feln und zu Hause stellen sie angefangenes Essen ler*in erzählt: „Ich habe beim Einkaufen zu mei- packung stand.“ (Lehrer*in) in den Kühlschrank für später. ner Mutter gesagt ‚Und schon wieder nehmen wir hunderte Beutel mit!‘ und dann sagt meine Mama Die Schüler*innen beschäftigen sich auch damit, ‚Ja, was sollen wir denn anders machen? So klei- was regionales Einkaufen bedeutet und wie lange ne Tomaten kann man auch nicht einzeln in den manches Gemüse oder Obst unterwegs ist, bis es Korb werfen.‘ Dann habe ich gesagt ‚Wir können auf ihren Tellern landet. Sie verstehen nicht, war- ja diese zwei Netze kaufen.‘ Also haben wir sie ge- um beispielsweise Dill aus Holland kommt, da sie kauft und da tun wir jetzt immer das Gemüse rein.“ nun selbst wissen, wie man ihn in Deutschland anbaut. Die Schüler*innen berichten, dass sie zu Insgesamt 58 Prozent der Lehrer*innen bestä- Hause nicht mehr so viel Gemüse „aus anderen tigen, dass die Schüler*innen durch die Gemü- Ländern“ einkaufen. Insgesamt achten sie mehr seKlasse ihren Konsum zum Beispiel von Le- auf Regionalität und die Herkunft von Gemüse. bensmitteln oder Verpackungen nun häufiger Statt das Gemüse mit Schiffen oder Flugzeugen reflektieren.14 14 Der Aussage „Die Schüler*innen reflektieren ihren Konsum (z. B. Lebensmittel oder Verpackungen) nun häufiger.“ stimm- ten 8 von 31 Lehrer*innen „voll und ganz zu“ und 10 „eher zu“. 10 Lehrer*innen wählten die Option „teil-teils“.
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