Gemeinsam sind sie stark - INDUSTRIEROBOTIK SONDERAUSGABE - Digital Manufacturing Magazin
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2022 www.digital-manufacturing-magazin.de SO N D E R AU S GABE INDUSTRIEROBOTIK Eine Publikation der WIN-Verlag GmbH & Co. KG ROBOTIK- UND CNC-PROGRAMMIERUNG AUF EINER PLATTFORM Gemeinsam sind sie stark
DIGITAL MANUFACTURING Podcasts UNERHÖRT informativ www.digital-manufacturing-magazin.de/podcast Bildnachweis: BABAROGA / Shutterstock.com
R I A L EDITO Herz der intelligenten Produktion Liebe Leserinnen und Leser, der Robotik-Markt wächst und wächst: Mit rund drei komplette Ökosysteme anzubieten, schafft für den Millionen Einheiten hat der weltweite Bestand an Industriekunden einen großen Mehrwert, denn Industrie-Robotern Ende 2020 einen neuen Rekord Aufwand und Zeit bis zur Inbetriebnahme lassen erreicht – das durchschnittliche jährliche Wachs- sich so spürbar reduzieren. tum lag in den Jahren 2015 bis 2020 bei 13 Prozent. Dies zeigen die Zahlen der International Federation Leistungsfähige Roboter stellen aus gutem Grund of Robotics (IFR). Die Automatisierung mit Robotern den Kern einer hochautomatisierten Produktion dar erreicht auch neue Einsatzbereiche. Ein sich wandeln- und sind zweifelsfrei zu einem wichtigen Wettbe- des Konsumverhalten erhöht die Nachfrage nach werbsfaktor geworden. personalisierten Produkten und Lieferungen, und dem versuchen die Unternehmen gerecht zu werden. Mehr über die Einsatzmöglichkeiten von Robotik- Lösungen in der modernen Industrie erfahren Sie Wer sich bei den Robotik-Anbietern umsieht, kann in diesem Sonderheft. Wir haben für Sie hochaktu- einige Trends in diesem Bereich erkennen wie ein- elle Anwenderberichte und Technologiebeiträge fache Bedienung, Low-Cost-Lösungen oder künst- zusammengetragen. Außerdem lesen Sie in unse- liche Intelligenz, um nur ein paar Entwicklungen rer Expertenumfrage auf den Seiten 8 bis 13, wel- zu nennen. Ein wichtiges Ziel beim Einsatz von che Trends die befragten Robotik-Fachleute sehen BESUCHEN SIE DIGITAL Industrierobotern ist sicherlich eine einfache Bedie- und welche Rolle die Robotik für eine nachhaltige MANUFACTURING AUCH AUF nung. Der Trend geht zu neuen, intuitiven Benut- Produktion spielt. FACEBOOK, TWITTER, XING zeroberflächen. Roboterhersteller bündeln zudem UND LINKEDIN. Hard- und Softwarepakete, um die Implementie- Viel Spaß beim Lesen! rung für den Anwender zu vereinfachen. Der Trend, Rainer Trummer, Chefredakteur Elektrische Aktuatoren automatica (München, 21. - 24.6.) Halle B5, Stand 324 und all about automation (Hamburg, 29. - 30.6.) Stand 300 im OG für Ihre Automation Elektrische Zylinder Elektrische Schlittenachsen Elektrische Greifer mit Elektrische Rotationsachsen Schritt- Tisch-Roboter motoren Kartesische Roboter » SCARA-Roboter Steuerungen IAI Industrieroboter GmbH • Ober der Röth 4 • 65824 Schwalbach/ Taunus Tel.: 06196/8895 - 0 • Fax: - 24 • E-Mail: info@iai-automation.com • www.iai-automation.com
INHALT 16 WERKZEUGMASCHINEN AUTOMATISIEREN Für hochspezialisierte Her- steller und Zulieferer des Maschinenbaus birgt die Automation von Werkzeug- maschinen große Effizi- enzpotenziale. Vor diesem Hintergrund machte nun auch Mahlo den Schritt in Richtung Robotik. Bild: Yaskawa TITELSTORY Welche Vorteile bringt das Zusammenwachsen von Robotik und CNC-Bearbeitungszentren, wenn die Roboterprogram- mierung über G-Codes direkt im CNC-Bearbeitungszentrum erfolgen kann? SEITE 6 TITELANZEIGE: Gemeinsam sind sie stark MITSUBISHI ELECTRIC Titelstory: Robotik- und CNC-Programmierung auf einer Plattform 6 Expertenumfrage Robotics GEMEINSAM STARK Was sind die Trends in der Branche und welche Rolle spielt die Robotik Sowohl die Robotik als auch der CNC-Bereich blickt auf für eine nachhaltige Produktion? 8 fast sechs Jahrzehnte Entwicklung und Fortschritt zurück. Schneller zum gewünschten Ergebnis Nun wachsen diese beiden Technologien zusammen. Aber Digitaler Zwilling optimiert Roboterzelle welchen Mehrwert bringt die Zusammenführung? Ganz in wenigen Stunden 14 klar: Wettbewerbsvorteile für Maschinenbauern und OEMs Einfach und effizient bei der Konstruktion von CNC-Bearbeitungszentren. Denn Handling-Roboter automatisiert Werkzeugmaschine 16 durch die Integration von Robotern in Werkzeugmaschinen Gemeinsam Großes bewegen können die Vorteile der Automatisierung voll ausgeschöpft Antriebe für tonnenschwere Lasten 18 werden und tragen zur Produktivitätssteigerung bei. Zur Einfaches Tool sorgt für besseres Verständnis Vereinfachung wurde in diesem Zusammenhang eine Volvo steigert Produktivität mit Augmented-Reality-App 22 einheitliche Programmierumgebung für beide Technologien entwickelt. Damit erschließen sich ungeahnte Möglichkei- Wie die Integration gelingt ten. Denn Direct Roboter Control kann der Roboter über Palettierung mit kollaborierenden Robotern 24 G-Codes im CNC-Bearbeitungszentrum selbst programmiert Autonom und flexibel werden und ist somit Teil des Bearbeitungsauftrages. In Zei- Leichtgewichtsroboter für mobile Plattformen 26 ten von Fachkräftemangel wird durch die Verwendung von Auf dem Weg in die „Dark-Factory“? nur einer Programmiersprache die Integration der Robotik Das Potenzial der Robotik und Automatisierung 28 in ihre CNC-Maschinenkonstruktionen stark vereinfacht. Vollständig autonom Materialversorgung mit mobilem Roboter 30 Mitsubishi Electric Europe B.V. Mitsubishi-Electric-Platz 1 40882 Ratingen, Deutschland EDITORIAL 3 E-Mail: mitsubishi-automation@meg.mee.com IMPRESSUM29 Web: https://de.mitsubishielectric.com/fa 4 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
INHALT 30 MOBILE ROBOTER BRINGEN DAS MATERIAL Ein mobiler Roboter automatisiert bei MAN die Materialversorgung zwischen Lager und Montagelinie. Wie der Pilotbetrieb am Standort Nürnberg in der Motorenfertigung für Nutzfahrzeuge läuft, zeigt dieser Bericht. Bild: Magazino 22 VR-APP BEI VOLVO Eine VR-App vereinfacht die Arbeit der Anlagenplaner im Volvo-Werk Curitiba bei der Inbetriebnahme von Roboter zellen. Doch die Smartphone- und Tablet-App bietet noch weitere Vorteile. Bild: ABB REDAKTIONELL ERWÄHNTE INSTITUTI- ONEN, ANBIETER UND VERANSTALTER ABB Robotics S. 8, 22, ArtiMinds S. 9, Bosch Rexroth S. 10, Cenit S. 14, Datentechnik Reitz S. 10, Fanuc S. 26, Festo Robotics S. 10, Hahn Ruhrbotics S. 11, IAI Industrieroboter S. 11, Lorch Schweißtechnik S. 11, Magazino S. 30, Mitsubishi Electric S. 6, 12, Omron S. 12, 28, SEW Eurodrive S. 18, Toolcraft S. 12, Universal Robots S. 13, 24 Yaskawa S. 13, 16 www.digital-manufacturing-magazin.de
TITELSTORY: ROBOTIK- UND CNC-PROGRAMMIERUNG AUF EINER PLATTFORM Gemeinsam sind sie stark Die Zusammenführung von Robotik und CNC-Technologie bringt Einen neuen Ansatz brachten die 1980er Jahre in der Robotik: Die Universität Yamanashi in Japan leistete mit der Roboter- klare Wettbewerbsvorteile für Maschinenbauer und OEMs bei technologie Scara (Selective Compliance Articulated Robot) der Konstruktion von CNC- Bearbeitungszentren. Und mit der Pionierarbeit. Ein Arm mit nur vier Gelenken, der sich nur in den drei Richtungen X, Y und Z bewegt. Auch wenn er damit Entwicklung einer einheitlichen Programmierumgebung als „selektiv nachgiebig“ gilt, bietet er doch Vorteile in Sachen schafft Mitsubishi Electric eine direkte Robotersteuerung, mit Geschwindigkeit, Platzbedarf und Preis gegenüber den kom- der die Roboterprogrammierung über G-Codes direkt im plexeren 6-Achsen-Roboterarmen. Mitsubishi Electric war eines der Unternehmen, die diese Technologie auf den Markt brach- CNC-Bearbeitungszentrum erfolgen kann. VON BARRY WELLER ten. Kurz darauf folgte ein kompakter 6-Achs-Roboter, der mehr Flexibilität in komplexen Montageprozessen bot. 14 Generationen in 40 Jahren D ie Robotik und CNC-Bearbeitung sind zwei gute Bei- Mitsubishi Electric hat in den letzten 40 Jahren 14 Generatio- spiele für die sinkende Halbwertszeit von State-of-the- nen Roboterarme weiterentwickelt. Einen großen Fortschritt Art-Technologie. Während die CNC-(Computer Numeri- brachte die Verkürzung der Roboter-Zykluszeiten. Ein heutiger cal Control)-Technologie auf die Programmierung von Roboter ist sechsmal schneller als ein Modell von 1998. Maschinen mit Lochkarten in den 1950er Jahren zurückgeht, Nicht nur die Grundgeschwindigkeit der Roboterarme hat kann man mit den CNC-Maschinen der Gegenwart mehrachsig, sich verbessert, die intelligente Robotersteuerung gestattet vollautomatisch und computergesteuert Bearbeiten und Fräsen. zudem sanfte Bewegungen und hohe Beschleunigungen. Die Erste Industrieroboter wurden in den späten Zykluszeiten verbessern sich damit drastisch. 1950er Jahren entwickelt. Der Unimate von Uni- Die Anzahl der Robotermodelle von Mitsu SOFTWARE-TOOLS VEREIN- mation war 1961 der erste kommerzielle Indus bishi Electric ist von weniger als zehn auf trieroboter, der heiße Metallteile an einem Fließ- FACHEN DEN PROZESS DER heute über 160 gestiegen – für jede Branche band von General Motors in New Jersey, USA, ROBOTERPROGRAMMIE- verschiedene Versionen mit speziellen Merk- anhob und stapelte. 1969 stellte die Stanford RUNG SELBST BEI HOCH- malen und Modulen. University den ersten vollelektrischen 6-Achsen- Auch bei der Sicherheit hat sich viel ge- Gelenkroboter vor. KOMPLEXEN AUFGABEN. tan. Ursprünglich benötigten Industrierobo- Die 1970er waren die Geburtsstunde der Robo- ter feste Schutzvorrichtungen. Heute sind sie terarme: Die nur mit Drehgelenken ausgestatteten Puma-Arme mit Sicherheitsschnittstellen ausgestattet, die das nicht mehr (Programmable Universal Machine for Assembly) erhöhten die erfordern. Als Cobots können sie sogar eng mit dem Menschen Beweglichkeit des Arms. Parallel kam es zur Einführung der ele- zusammenarbeiten. Der neue Melfa Assista setzt hier Maßstäbe mentaren Datenverarbeitung zur Steuerung der Armposition. im modernen Fertigungsprozess. 6 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
TITELSTORY: ROBOTIK- UND CNC-PROGRAMMIERUNG AUF EINER PLATTFORM Diese Datenverfügbarkeit eröffnet neue Und Software ist das Herzstück der Möglichkeiten, um die Produktivität und jüngsten Innovation: Selbstgesteuerte Rendite von Anlagen zu erhöhen. Infor- Roboter scannen mittels Sensorik ihre mationen über Leistung und Laufzeit Umgebung und planen ihre Bewegung, Robotik und CNC sind in einzelner Komponenten innerhalb des um Hindernissen auszuweichen – und einer einzigen Roboters lassen sich für die vorausschau- zwar in Echtzeit. Selbst wenn mehrere Robotersteue- ende Wartung nutzen. Dadurch kann man Menschen und Roboter wie Cobots im rung vereint. Maschinenstillstände vermeiden und Aus- selben Raum arbeiten, können Roboter fallzeiten reduzieren. Überträgt man die ohne Überwachung tätig sein. Daten in eine Cloud, lassen sich Roboter an unterschiedlichen Standorten verwal- Robotik und CNC vereint ten oder vergleichen. So können Anwen- Um den Gesamtdurchsatz signifikant zu der sehen, wie sie sich verhalten. steigern, hat man in den letzten Jahren die Robotertechnik verstärkt in der Ma- Einfache Integration von Sensoren schinenbeschickung zur effizienten Be- Auch periphere Technologien wurden und Entladung von Bearbeitungszentren weiterentwickelt. So erkennen Senso- eingesetzt. Dies verkürzt die Zykluszeiten ren am Ende eines Roboterarms die aus und steigert die Effizienz des gesamten geübte Kraft und geben Rückmeldung Produktionsprozesses. So können grö- an die Robotersteuerung, wenn zum ßere Chargen eigenständig über Nacht Beispiel ein Roboter ein Teil in ein an- laufen. Bisher gab es allerdings eine gro- deres einführt. Die Steuerung der opti- ße Herausforderung: Die Programmier malen Kraft verbessert die Qualität der sprache moderner Roboter unterscheidet Werkstücke. Auch Sensoren zur Bildver- sich stark von der Programmiersprache arbeitung sind in Industrierobotern all- G-Code, die bei der Programmierung von CNC-Steuerungen angewandt wird. Zwar ließ sich über die Programmierung mit G-Code ein Bearbeitungszentrum schnell einrichten, doch ging dieser Geschwin- digkeitsvorteil verloren, wenn der Maschi- nenbediener zusätzlich die skriptbasierte Programmiersprache für Roboter lernen musste. Mit der neuen Robotersteue- rung Direct Robot Control hat Mitsubishi Electric die bisher getrennten Automa- tisierungstechnologien für seine Melfa- Roboterfamilie zusammengeführt. Robo- tersteuerung und SPS der CNC-Maschine werden hier nicht mehr separat program- miert. Vielmehr lässt sich der Roboter KI hält Einzug in die modernen über G-Codes im CNC-Bearbeitungszent- Produktionsprozesse. täglich geworden. Über sie lässt sich der rum selbst programmieren und ist Teil des Bilder: Mitsubishi Electric Europe B.V. Roboter an die gewünschte Position füh- Bearbeitungsauftrags. ren. Wichtig ist, dass sich solche Sensoren Durch die neue Robotersteuerung kön- oder Kameras einfach und praktisch inte- nen Erstausrüster die Robotik leichter in Technologien zur Robotersteuerung grieren und programmieren lassen. ihre-CNC Maschine einbinden. Der Einzug der Computer machte die Die vielleicht wichtigste Entwicklung be- Und die Entwicklung geht weiter. Tech- CNC-Maschinen leistungsfähiger, und die trifft die Programmierung. Software-Tools nologien wie KI werden in die Automa- Fortschritte bei der Roboterprogrammie- vereinfachen den Prozess der Roboterpro- tisierungskomponenten Einzug halten, rung veränderten die Applikationen von grammierung selbst bei hochkomplexen und maschinelles Lernen sorgt dafür, Robotern. Frühe Konstruktionen basier- Aufgaben. Denn sie gestatten die vollstän- dass das robotergestützte Bearbeitungs- ten auf digitalen Signalen als Schnittstelle dige Simulation der Systeme. Hardware- zentrum effizienter wird. Auch hier ist Mit- zwischen Roboter- und Maschinensteu- Fehlkäufe lassen sich so bereits im Vorfeld subishi Electric mit seiner unternehmens erung. Heute lassen sich Robotersteu- sicher ausschließen. Das gibt Entwicklern eigenen KI-Technologie Maisart (Mitsubishi erung und speicherprogrammier bare und Kunden die Garantie, dass ein System Electric‘s AI creates the State-of-the-Art in Steuerung (SPS) der Maschine in eine wie geplant funktioniert. Die Oberfläche technology) federführend. RT Plattform integrieren. Das erhöht die Men- wird immer bedienerfreundlicher, wie bei ge der zu übertragenden Daten sowie die der Drag & Drop-Software zur Roboter- BARRY WELLER Geschwindigkeit der Datenübertragung. Programmierung RT-Visualbox. ist Produktmanager bei Mitsubishi Electric. www.digital-manufacturing-magazin.de Industrierobotik 2022 7
Herz der automatisierten Produktion Industrieroboter sind zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor industrieller Fertigungsprozesse geworden. Schon heute automatisieren Großunternehmen und mittelständische Firmen erfolgreich ihre Produktion mit Robotik-Systemen. Was sind aber die Trends in dieser Branche und welche Rolle spielt die Robotik für eine nachhaltige Produktion? Die Antworten geben Ihnen 13 Experten. niveau wirtschaftlich produzieren und Transportwege verkür- UNSERE FRAGEN AN DIE EXPERTEN zen oder vermeiden. So sind sie weniger anfällig für gerissene 1 D ie aktuellen Krisen wie die noch andauernde Pandemie und der Krieg Lieferketten und bleiben gleichzeitig wettbewerbsfähig. in der Ukraine verursachen Probleme in den Lieferketten oder führen zu steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Wie wirkt sich das auf die Robotik-Branche aus? 2. Einfachheit und Flexibilität gehören zu den wichtigsten Robotik-Trends. Da für die Inbetriebnahme bei vielen Robotern keine Programmierkenntnisse notwendig sind, hal- 2 Was sind die wichtigsten Trends in der Industrierobotik? ten Roboter Einzug in immer mehr Geschäftsfelder, etwa den 3 Welche Rolle spielt die Robotik für eine nachhaltige Produktion? Einzelhandel, das Gesundheitswesen oder die Logistik. Beson- ders die intuitiv bedienbaren Cobots eröffnen KMU den Weg in die Robotik. Auch müssen Roboter flexibel für verschiedene Produktvarianten einsetzbar sein. In der Automobilindustrie teilen sich beispielsweise Verbrenner- und E-Fahrzeuge häu- Jörg Rommelfanger fig eine Fertigungslinie. Darüber hinaus fragen Kunden immer Leiter der Robotics-Division mehr individualisierte Produkte nach. Auf diese geänderten von ABB in Deutschland Anforderungen müssen Roboter schnell umprogrammiert werden können. 1. Von diesen Krisen bleiben auch wir nicht verschont. Je- doch ist Robotik eine Antwort darauf: Roboter arbeiten rund um die Uhr und steigern gleichzeitig die Produktivität. 3. In der Produktion arbeiten Roboter wiederholgenau, was fehlerhafte Produkte und Abfälle deutlich verringert. Nehmen wir als Beispiel die Fahrzeuglackierung. Das mehrfache Dadurch können Unternehmen in Ländern mit hohem Lohn- Maskieren und Demaskieren verbraucht viel Energie. Durch 8 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
EXPERTENUMFRAGE: INDUSTRIEROBOTIK die präzise Lackierung mit PixelPaint von ABB hingegen wird Montage und Werkstückbearbeitung umgesetzt. Die Industrie- der sorgfältig dosierte Lack in einem einzigen Lackierdurchgang robotik beginnt sowohl mit Cobots als auch klassischen Indus aufgetragen. Auch verbrauchen moderne Steuerungen dank trierobotern breiter in Industrie-Segmenten Einzug zu halten, in energiesparender regenerativer Technologie und Bremsenergie- denen sie bis dato nur ein Nischendasein fristete. rückgewinnung bis zu 20 Prozent weniger Energie. Dies hilft pro- duzierenden Unternehmen, ihren Gesamtenergieverbrauch zu verringern und den ökologischen Fußabdruck zu verbessern. 3. Robotik ermöglicht eine Standortwahl, die unab- hängiger von reinen Arbeitskosten ist, wodurch sich Lieferwege stark verkürzen lassen. Zukünftig wird mit Indus- trierobotik auch das Thema Refabrikation an Bedeutung ge- winnen, welches für Material- und Energieersparnis neue Dr.-Ing. Sven R. Schmidt-Rohr Maßstäbe setzen kann. Geschäftsführer & Mitgründer von ArtiMinds Robotics 1. Die Rückverlagerung der Produktion nach Bild: xiaoliangge/Adobestock Europa wird von einem stra- THE FACTORY AUTOMATION COMPANY tegischen Zielthema zu ei- nem operativ drängenden Thema für produzierende Unternehmen. Statt nur einen abstrakten Zukunftstrend zu bedienen, haben Unter- nehmen mit heimischer Pro- The new era of collaborative duktion nun teilweise massi- ve Liefervorteile gegenüber technology continues Mitbewerbern, die erst noch rückverlagern müssen. Sol- che Ansiedlungen kollidieren allerdings stärker denn je mit dem allgemeinen Arbeits- kräftemangel. D adurch er- höht sich selbstverständlich die Nachfrage nach flexiblen Robotik-Lösungen, während in deutlich geringerem Maße als früher das Schreckge- spenst Arbeitsplatzvernich- tung eine Umsetzungshürde darstellt. 2. Flexibilität von Syste- men, schnelle Amor- tisation durch schlankes Kapitalinvestment, einfache Bedienung sowie hohe An- passungsfähigkeit und Inter- operabilität bleiben die wich- tigsten Trendeigenschaften von Systemen und Lösungen der Industrierobotik. Auf der Anwendungsseite werden so- wohl weiterhin einfache An- Reach Payload Axis wendungen wie Pick & Place oder Maschinenbeladen in 994 - 1889 mm 5 kg - 25 kg 6 der Breite ausgerollt als auch verstärkt anspruchsvollere An- wendungen in den Bereichen WWW.FANUC.EU www.digital-manufacturing-magazin.de Industrierobotik 2022 9
EXPERTENUMFRAGE: INDUSTRIEROBOTIK UNSERE FRAGEN AN DIE EXPERTEN 1 D ie aktuellen Krisen wie die noch andauernde Pandemie und der Krieg in der Ukraine verursachen Probleme in den Lieferketten oder führen Volker Hartmann zu steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Wie wirkt sich das auf die Leiter Sales & Engineering Intralogistik Robotik-Branche aus? und Robotik bei Bosch Rexroth Bild: Bosch Rexroth AG 2 Was sind die wichtigsten Trends in der Industrierobotik? 3 Welche Rolle spielt die Robotik für eine nachhaltige Produktion? 1. In Anbetracht der Materialknappheit bei gleichzeitig hohem Nachfragevolumen ist die Stabilisierung der Lieferketten derzeit eine der größten Herausforderungen. Dank unseres internationalen Produktionsnetzwerks und langjährig gewachsener lokaler Lieferketten ist uns das gut gelungen. Die Sicherstellung der Supply Chains wird die ge- Andreas Reitz samte Industrie auch über 2022 hinaus intensiv beschäftigen Geschäftsführer und fordern. von Datentechnik Reitz 2. Anwender in Industrie und Logistik finden aktuell kaum noch Personal für einfache Tätigkeiten, beispielsweise die 1. Unser Unternehmen beschäftigt sich vor allem mit dem Thema Software. Somit bekommen wir die aktuelle Situ ation nur von unseren Kunden mit. Zweifelsfrei sind die Liefer- Kommissionierung. Das erhöht die Nachfrage nach Leichtbau- robotern. Entscheidend ist aber auch das Zusammenspiel von Robotik und kostengünstiger Sensorik, unterstützt durch den zeiten der Robotersysteme und der Peripherie gestiegen. Viele Einsatz von künstlicher Intelligenz – etwa für die Algorithmik Kunden greifen auf den Gebrauchtroboter-Markt zurück. Wir zur Bildverarbeitung. Mit künstlicher Intelligenz arbeitet zum hoffen, dass sich die Lage in den nächsten Wochen und Mona- Beispiel das Smart Item Picking von Bosch Rexroth: Die Lösung ten entspannt. erkennt modellfrei eine theoretisch unbegrenzte Zahl an For- men, passt die Greiferbewegung darauf an und übernimmt 2. Wir stellen fest, dass die Möglichkeiten des Roboters immer mehr ausgeschöpft werden. Waren es vor eini- gen Jahren lediglich Handling-Aufgaben, erhalten wir jetzt eigenständig die Bahnplanung. Damit können bislang manu- elle Kommissionsplätze wirtschaftlich automatisiert werden. Weitere Trends sind kollaborative Roboter, die ohne Schutzein- vermehrt Anfragen hinsichtlich komplexer Bahnplanungs- hausung direkt neben Menschen arbeiten, aber auch die Kom- Software für die Bereiche Fräsen, Drucken, Schneiden, Kleben, bination dieser Cobots mit mobilen Fahrsystemen wie autono- Schweißen, Lackieren usw. Wichtig ist hier eine perfekt ausge- men mobilen Robotern (AMR). Anwender können sie flexibel arbeitete Bahnplanung. Unsere Software erstellt dazu Werk- und ohne Engineering-Aufwand an unterschiedlichen Stellen zeugwege, welche der Roboter abarbeiten kann. Auch kom- in der Fertigung einsetzen. plexe Wege lassen sich so realisieren. Der Roboter nähert sich somit immer mehr einer CNC-Maschine an. Auch wenn hier Bearbeitungsmaterialien und Genauigkeit derzeit noch nicht vergleichbar sind. Die Tendenz in diese Richtung ist aber klar zu 3. Robotik steigert die Nachhaltigkeit gleich mehrfach: Sie entlastet Menschen von gefährlicher, körperlich an- strengender und eintöniger Arbeit. Durch die geringere Fehler- erkennen. Auf der Automatica in München stellen wir beispiels- quote und die höhere Reproduzierbarkeit der Arbeitsschritte weise erstmals einen Zusatz zu unserem Programmiersystem verringern Roboter den Ausschuss und reduzieren damit den Sprutcam vor, mit dem der Anwender komplexe 3D-Druckteile Ressourcenverbrauch. bearbeiten kann. Ohne Support-Material und mit acht Achsen gleichzeitig wird dies ein Zukunftsmarkt sein. 3. Der Roboter ist in der Lage, verschiedene Technologien zu vereinen. So ist es möglich, einen Roboter für Pick & Place-Aufgaben einzusetzen und den gleichen Roboter auch Michael Hartmannsgruber Leiter Strategy, Market and Technology bei Festo Robotics für Fräsarbeiten, 3D-Druckarbeiten oder Schleifarbeiten zu verwenden. Der Roboter passt sich dabei seinen Anforde- rungen an. Lediglich die angesteuerte Technik am Roboter- kopf ändert sich. Mit der richtigen Software ist es problemlos möglich, den Roboter für alle Technologien einzusetzen, ohne 1. Momentan gehen wir – was die Produktion unseres Cobots betrifft – von keinen Engpässen aus. Die letzten Jahre haben jedoch gezeigt, wie sensibel und dynamisch die unterschiedliche Programmierwerkzeuge verwenden zu müs- weltweiten Lieferketten reagieren können. sen. Unsere Software Sprutcam wird zum Beispiel eingesetzt, um die Bahnen zu berechnen und direkt Singularitäten, Achs- begrenzungen oder Kollisionen zu erkennen. Die erkannten Problembereiche werden von der Software erkannt, und die 2. Wir setzen künftig auf eine zunehmende Mensch- Roboter-Kollaboration – vor allem auch in kleinen und mittleren Unternehmen, wo heute noch viele beschwerliche Bahnplanung wird optimiert. Arbeitsschritte rein manuell ausgeführt werden. Um Roboter 10 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
EXPERTENUMFRAGE: INDUSTRIEROBOTIK auch dort zu etablieren, ist es wichtig, dass ein Cobot ‚einfach‘ zu bedienen ist – in der Inbetriebnahme und vor allem auch in der Programmierung. Zudem ist Flexibilität ein wichtiges Kri- terium: Sobald sich ein Cobot schnell für verschiedene Aufga- Stefan Ziemba ben einsetzen lässt, wird die Anschaffung auch für kleine und Manager Vertrieb und Marketing DACH mittlere Unternehmen wirtschaftlich und somit interessant. bei IAI Industrieroboter Unser Festo Cobot wird dieser Anforderung gerecht: Er hat ein Gewicht von nur rund 17 Kilogramm und – als erster auf dem Markt – einen integrierten Schaltschrank. Das leichte Gewicht und der geringe Platzbedarf machen ihn, was den Einsatzort betrifft, maximal flexibel. Die einfache Programmierung sorgt 1. Zum Alltag gehören bereits Produktionsausfälle, ver- ursacht durch die globalen Lieferengpässe. Wer da- von noch nicht betroffen ist, sieht sich jedoch durch die stark dann dafür, dass er an den verschiedenen Einsatzorten auch steigenden Energiepreise unter Druck gesetzt. Diesen Pro schnell für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden kann. blemen kann sich auch die Roboterbranche nicht länger ent- ziehen. Noch gelingt es uns bei IAI, die Preise stabil zu halten 3. In Bezug auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit leistet un- ser ‚Festo Cobot‘ unter anderem einen Beitrag zur ‚sozia- len Säule‘: Entlastung bei kräftezehrenden, gefährlichen oder und auch für die meisten unserer Produkte die Standardlie- ferzeiten anzubieten. Analysten gehen davon aus, dass die aktuellen Probleme noch bis weit ins nächste Jahr anhalten ergonomisch ungünstigen Tätigkeiten. Das ist vor dem Hinter- werden. Sollte dass der Fall sein, werden auch wir die Prei- grund des demografischen Wandels ein wichtiger Aspekt. se anpassen müssen und nicht mehr alle Produkte kurzfristig bereitstellen können. Christopher Drewer 2. Trends sind vor allem die Integration von KI und, damit einhergehend, lernende Roboter (unterstützt durch Bildverarbeitung) sowie auch weiterhin die Mensch-Robo- CEO von Hahn Ruhrbotics ter-Kollaboration. Dominierend bei uns im Hause ist jedoch das Thema Energieeffizienz. Dabei kommt uns zugute, dass wir bereits seit Jahrzehnten ausschließlich energiesparende 1. Für die Robotik-Branche ist die aktuelle Liefersituation eine logistische Herausforderung. Anlagenbauer kön- nen keine kurzen Lieferzeiten mehr garantieren, Kunden müs- elektrische Aktuatoren entwickeln und produzieren. Weiter- hin sind die anhaltende Entwicklung zu immer kleineren Los größen, die immer kürzeren Produktionszyklen vieler Produk- sen leider vielfach auf ihre Investition warten. Bei jedem Projekt te sowie IIoT zu nennen. gilt es nun, kreative Lösungen zu finden. Teilweise tauschen wir Lieferanten und auch Technologie-Bausteine aus. Dies gibt vie- len kleineren Marktbegleitern eine Chance, sich zu beweisen. 3. Moderne Industrieroboter helfen ressourcenschonend zu produzieren, den Produktionsausschuss zu verrin- gern und dadurch auch in Hochlohnländern eine wirtschaftli- 2. Komplexitätsreduktion und Flexibilität sind künftig die größten Herausforderungen der industriellen Fertigung, denen sich die Automation stellen muss. Vereinfachte Program- che und energieschonende mehrschichtige Fertigung zu reali- sieren. Ein verstärkter Robotereinsatz unterstützt Unternehmen dabei, die eigene CO2-Bilanz positiv zu beeinflussen und eine mierung der Roboter und Bedienkomfort der Anlagen sind hier energiesparende Vor-Ort-Produktion zu realisieren. Dies ver- aus heutiger Sicht als zentrale Maßnahmen zu nennen. Mit je- kürzt wiederum die Transportwege zum Endverbraucher und der Software-Version wird die Bedienung intuitiver, so dass es entlastet so die Umwelt. schon jetzt meist nur noch kurzer Personalschulungen bedarf. Darüber hinaus ergeben sich gerade bei Cobots durch ständige Weiterentwicklungen bei Traglasten, Reichweiten und Bedie- nung permanent neue Lösungsansätze. Neue Konfigurationen Caren Dripke in der kollaborativen Robotik eröffnen vielfältige Konzepte. Ap- Leitung Entwicklung Robotik bei Lorch Schweißtechnik plikationen, die zuvor nicht wirtschaftlich lösbar waren, müs- Foto: Ludmilla Parsyak, Fraunhofer IAO sen aufgrund veränderter Setups regelmäßig neu bewertet werden. Zudem steigt die Attraktivität kleiner Industrieroboter und Cobots für das Handwerk. Aber auch die Gastronomie ist ein für die Robotik junger Markt, der mit innovativen Lösungen von uns bedient werden kann. 1. Erhöhte Energie- und Rohstoffkosten betreffen viele Pro- duktionsbetriebe: Materialpreise ändern sich tagesaktuell, und es müssen teils hohe Zuschläge bezahlt werden, um Materi- al überhaupt zu beschaffen. Die zusätzlich schwere Planbarkeit 3. Die Robotik ermöglicht eine höhere Präzision und damit Verbesserung der Qualität. Hierdurch wird mit deutlich weniger Ausschuss und letztlich nachhaltiger pro- von Lieferketten und Pandemie schreckt manch einen von einer Roboter-Neuinstallation ab. Dabei ermöglicht eine automati- sierte, roboterunterstützte Produktion flexibel auf Produktions- duziert. Die mit der flexiblen Automation einhergehende hö- bedarfe zu reagieren und auch Kleinserien effizient zu fertigen. here Effizienz führt zu einer deutlichen Reduzierung der Pro- Deshalb gibt es vielfach die Entscheidung, gerade jetzt in die duktions- und Energiekosten. Automatisierung zu investieren, zum Beispiel in Komplett www.digital-manufacturing-magazin.de Industrierobotik 2022 11
EXPERTENUMFRAGE: INDUSTRIEROBOTIK UNSERE FRAGEN AN DIE EXPERTEN Ein wichtiger Trend sind außerdem digitale Schnittstellen zur Programmierung. 1 D ie aktuellen Krisen wie die noch andauernde Pandemie und der Krieg 3. in der Ukraine verursachen Probleme in den Lieferketten oder führen Ein Industrieroboter ist per Definition als ‚universelle, zu steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Wie wirkt sich das auf die programmierbare Maschine zur Handhabung, Montage Robotik-Branche aus? oder Bearbeitung von Werkstücken‘ flexibel. Im Kern kann so 2 Was sind die wichtigsten Trends in der Industrierobotik? die Rolle für die nachhaltige Produktion herausgestellt werden. Welche Rolle spielt die Robotik für eine nachhaltige Produktion? Für eine flexible Fertigung werden immer häufiger Roboter ein- 3 gesetzt, um auf sich ändernde Bedingungen reagieren zu kön- nen. So überleben Roboter schon heute viele Produktionsän- systeme mit geringen Projektaufwänden, die bestenfalls sogar derungen und sind – soweit ich das über die Melfa-Roboter von mit vergleichbar kurzen Lieferzeiten verfügbar sind. Mitsubishi Electric sagen kann – durch ihre Langlebigkeit ein nachhaltiges Element in der Produktion. 2. Ein klarer Trend ist die Demokratisierung der Robotik- Programmierung. Industrieroboter bekommen durch die kollaborative Robotik deutlich mehr Zugang in verschie- densten Segmenten. Dies betrifft nicht nur die Vereinfachung Andreas Bauer der Programmierung und Interaktion, sondern auch die Flexi- Bereichsleiter Robotik bilität von Roboterinstallationen selbst. Der Fokus liegt nicht bei Toolcraft mehr nur auf Großserien, sondern die Anwender sollen selbst- ständig neue Mittel- oder Kleinserien auf den Anlagen projek- tieren können. 1. Wie jede Branche, kämpfen auch wir aktuell mit sehr langen Lieferterminen und steigenden Rohstoffkosten. 3. Robotik-Systeme sind sehr wandlungsfähig, sodass sie sich auch bei schnell wechselnden Produktionen einset- zen lassen. Vernetzung und Monitoring ermöglichen es zusätz- Durch frühzeitige Planung und eine große eigene Wertschöp- fungskette können wir einiges ausgleichen. Dennoch ist eine hohe Dynamik in Projekten und Angeboten wahrnehmbar, mit lich, Abläufe effektiv zu gestalten und schaffen bessere Plan- der wir täglich umgehen müssen. barkeit und schnellere Fehlerbehebung. Außerdem ermöglicht die Automatisierung ein Maß an Prozessqualität, das den Um- fang der notwendigen Nacharbeit deutlich senkt. 2. Der Bedarf an Verbrauchsgütern steigt stark an und so auch die damit verbundene Produktion. Besonders im Möbelbereich ist dies spürbar, wodurch Kapazitäten über Roboter lösungen weiter ausgebaut werden. Gerade in diesem Bereich wirkt sich der Fachkräftemangel deutlich aus, weshalb immer Michael Finke mehr Roboteranlagen auch im Mittelstand und in kleinen Hand- Product Manager Robots werksbetrieben sinnvoll und wirtschaftlich eingesetzt werden. bei Mitsubishi Electric Europe Ein weiterer wichtiger Trend in der Industrierobotik ist das Nachbearbeiten und Finishen von individuellen Präzisionsbau- teilen. 1. In der Produktion und in vielen unserer Niederlassun- gen nutzen wir eigene Technologien für das Energie- management, um Ressourcen und somit auch Kosten einzu- 3. Roboter spielen in vielerlei Hinsicht eine wichtige und ausschlaggebende Rolle in Bezug auf die Nachhaltig- sparen. In unserem Headquarter in Ratingen zum Beispiel, keit. Prozesszeiten werden optimiert, Ausbringmengen erhöht, haben wir die höchste LEED-Zertifizierung in Platin erhalten, Ausschusszahlen minimiert und nach Möglichkeit effizientere unter anderem wegen der intelligenten Klimatisierung. Für Technologien eingesetzt. Durch all diese Anpassungen und den Robotik-Markt sind die sich schnell ändernden Produk- Optimierungen lassen sich indirekt und direkt Energiekosten tionsprozesse ein wichtiges Argument. Für eine flexible Fer- einsparen. Hinzu kommt, dass Roboterlösungen sehr flexibel tigung werden immer häufiger Roboter eingesetzt, um auf sind und somit auch mit langen Nutzungszeiten zu einer nach- die sich ändernde Bedingungen reagieren zu können. Zudem haltigen Produktion beitragen. wird das Ökosystem um die Roboterkinematik, zum Beispiel bei Greifsystemen, mobilen Roboterplattformen und KI-gestützter Bilderkennung, immer innovativer. Peter Lange 2. Trendthemen in der Robotik beziehen sich seit längerem Business Development Manager, European Fixed Robotic Team auf das Robotik-Umfeld und physikalische oder daten- bei Omron Electronics technische Schnittstellen. Roboter bilden hier den Mittelpunkt auf der Spielwiese der Automatisierungstechnik. Weitere The- men sind kollaborative Roboter, KI-Einbindung bei der Bild erkennung bis hin zur Fahrwegsplanung, sowie mobile Robotik und die mit der Robotik verknüpfte Massenpersonalisierung. 1. Die aktuellen Krisen führen zu einem Umdenken vie- ler Unternehmen hin zu globalem Planen und lokaler Produktion. Aktuelle Beispiele sind der Bau des Tesla-Werks in 12 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
EXPERTENUMFRAGE: INDUSTRIEROBOTIK Grünheide und die Errichtung von zwei neuen Chip-Fabriken Software ausgestattet werden, in Echtzeit auf Varianzen re- durch Intel in Deutschland. Um diese Werke herum wird sich agieren, zum Beispiel hinsichtlich der Lage oder Form eines zudem Zulieferindustrie ansiedeln. Viele Prozesse in diesen Werkstücks. lokalen Produktionsstätten erfordern den Einsatz von Robo- tik aufgrund von Zykluszeit, Genauigkeit, Nachverfolgbarkeit und Flexibilität. Roboter können zudem problemlos in einem Umfeld und bei Prozessen eingesetzt werden, in welchen der 3. Robotik ist ein wichtiger Treiber für nachhaltiges Pro- duzieren. Zum einen sind kollaborierende Roboter so programmiert, dass sie ressourcenschonend arbeiten, indem Mensch sicherheits- und gesundheitstechnisch gefährdet ist. sie beispielsweise den Dosieraufwand eines zu applizieren- den Klebstoffs genau einschätzen. Zum anderen können Sie 2. Die Industrierobotik wird immer intelligenter. Hier pro- fitiert die Robotik zum großen Teil von anderen Kom- ponenten und Funktionen wie intelligenten Sensoren, neu- die Qualität der Produkte durch ihr genaues Arbeiten erhöhen. Das spart wertvolle Materialien und kommt damit nicht zuletzt auch dem Geldbeutel eines Unternehmens zugute. Robotik en Bildverarbeitungssystemen, schnellen Algorithmen zum kann Unternehmen zudem dabei unterstützen, vor Ort produ- Auswerten von Daten und natürlich KI. Dadurch sind Kunden zieren zu können und nicht aufgrund des Arbeitskräftemangels in der Lage, ihre Produktionsprozesse zu optimieren, Abwei- in Niedriglohnländer ausweichen zu müssen. chungen der Qualität früh zu erkennen und durch Anpas- sung von Prozessparametern ohne Stillstand zu beseitigen. Ein weiterer wichtiger Trend ist die Kollaboration zwischen Roboter und Mensch. Cobots entlasten den Menschen von Dr. Michael Klos monotonen und körperlich anstrengenden, aber notwendi- General Manager Business Development – Robotics Division gen Nebentätigkeiten. bei Yaskawa Europe 3. Roboter sind in der Lage, Tätigkeiten dauerhaft mit einer konstanten Qualität bei höchster Flexibilität auszufüh- ren. Dies führt in vielen Applikationen zu einer Erhöhung der 1. Wie überall in der Industrie spüren auch wir bei Yaskawa die Auswirkungen der aktuellen Lage, insbesondere hin- Qualität des Produktes. Damit reduzieren sich die Transport- sichtlich der beiden Faktoren Liefertreue und steigende Preise. wege für reklamierte Produkte, Nacharbeiten und natürlich Die Lieferkette unserer eigenen Produkte (Roboter und Robo- der Rohstoffverbrauch. Die Nachhaltigkeit liegt hier also gar tersteuerungen) haben wir glücklicherweise, auch dank unse- nicht direkt bei der Robotik, aber bei den Auswirkungen des rer wachsenden lokalen Produktion in Europa, gut im Griff, so Einsatzes von Robotik. dass die Lieferzeiten und Liefertreue unserer eigenen Kernpro- dukte noch recht passabel sind. Andrea Alboni General Manager Western Europe 2. Ein anhaltender Trend ist es, die Bedienung, die Inbe- triebnahme von Robotersystemen und den Zugriff auf Robotik-Know-how grundsätzlich einfacher zu machen. Es wer- bei Universal Robots (Germany) den vermehrt alternative Möglichkeiten angeboten, Roboter intuitiver zu programmieren. Auch im Sinne eines möglichst einfachen Aufbaus von Robotik-Anwendungen werden Pro- 1. Die gesamte Robotik-Branche hat 2020 einen Einbruch erlebt, den wir bis heute spüren. Im Jahr 2021 konnten wir aber schon wieder deutlich aufholen, und im ersten Quartal dukt-Ökosysteme und Hersteller-Partnerschaften zunehmen. In der Logistik findet man verstärkt ‚intelligente Roboter‘, also Roboter mit Sensorik/Bildverarbeitung, um so anspruchsvol- 2022 erlebten wir bei Universal Robots herausragende Umsatz- le Tätigkeiten wie das Stapeln von Paketen in Gitterboxen, das zahlen. Das stimmt uns trotz aller immer noch bestehenden Kri- Beladen von gemischten Paletten oder das Handhaben unter- sen und Unsicherheiten positiv. Dennoch: Die Lieferketten und schiedlichster Warentypen umsetzen zu können. der gleichzeitig im eigenen Land herrschende Arbeitskräfte- mangel sind große Herausforderungen. Mit unseren Cobots er- möglichen wir aber immer mehr Unternehmen, ihre Fertigung effizienter, flexibler und zuverlässiger zu machen. 3. Roboter sind als modulares, vielseitig verwendbares, schnell umrüstbares Automatisierungsmittel schon vom Konzept her für eine flexible und damit nachhaltige Produktion geeignet. Robotik ist eine Kerntechnologie zum effizienten Re- 2. Viele Menschen haben immer noch Vorbehalte gegen- über der Robotik. Ein anhaltender Trend ist daher die direkte und sichere Zusammenarbeit von Mensch und Ma- Shoring von Lieferketten, das bedeutet das Zurückholen von Produktionen aus globalisierten, risikoreichen Lieferketten. Da- mit lassen sich wertvolle Logistik- und Transport-Ressourcen schine. Unser Ansatz ist es, Mitarbeitende von anstrengenden einsparen. Energieeffiziente Roboter besitzen technologische und monotonen Tätigkeiten zu entlasten und sie stattdessen Komponenten zur Rekuperation (Rückeinspeisung und Wie- für wertigere Aufgaben einzusetzen oder gar zu befähigen, derverwendung) von Bremsenergie. Dies ermöglicht eine in- den Cobot zu bedienen. Die meisten von uns wissen, wie ein telligente Abschaltung bei Produktionspausen. Und über die Smartphone funktioniert, und genauso intuitiv sollte die Be- zunehmenden Industrie-4.0-Umsetzungen und Digitalisierung dienung von Robotern sein. Ein zweiter Trend ist die Schlüs- der Kommunikation erleichtern Roboter nachhaltige Lebenszy- seltechnologie KI. So können Cobots, die mit KI-basierter klen und verringern Kosten. RT www.digital-manufacturing-magazin.de Industrierobotik 2022 13
DIGITALER ZWILLING OPTIMIERT ROBOTERZELLE IN WENIGEN STUNDEN Schneller zum gewünschten Ergebnis Ein digitaler Simulationszwilling sollte dem Systemintegrator Robolution helfen, komplette Fertigungszellen zu programmieren und zu validieren. Mit Fastsuite Edition 2 von Cenit fand das Unternehmen eine passende Softwarelösung. Damit konnte man Zeit bei der Inbetriebnahme einsparen. VON BOGDAN NECHITA N ach den Angaben des Kraftfahrt- – das alles wartet auf mehrere Hundert dem jeweiligen Robotersystem zusam- Bundesamtes (KBA) wurden in Blechteile, wenn sie aus dem Presswerk menarbeiten können, mussten wir bisher Deutschland im Jahr 2021 rund kommen. verschiedene Systeme für die Simulation 2,62 Millionen Pkw neu zuge- Die entsprechenden Schweißvorrich- und Programmierung einsetzen oder die lassen. Seit Ford mit dem Model T die tungen liefern dabei Systemintegra- Roboter manuell teachen“, beschreibt Fließbandproduktion in der Automobil toren wie das in Weiterstadt ansässige Marco Boywitt, Simulationstechniker bei industrie eingeführt hat, hat sich an den Unternehmen Robolution. Die Spezialis- Robolution, das Problem. Grundprinzipien der Autoherstellung ten für Roboterautomation mit Schwer- Auf der Suche nach einer Lösung für allerdings wenig geändert. Die Monta- punkt Schweißen fügen etwa Sitz- oder diese Herausforderung wandte sich der ge des Automobils ist in einzelne Schrit- Fahrwerkskomponenten im Lichtbogen- Automatisierungsintegrator an das IT- te zerlegt. Bei den körperlich schwe- schweißverfahren zusammen. Darüber hi- Beratungs- und Softwareunternehmen ren Aufgaben unterstützen aber schon naus erfolgen auch automatisierte Prüf-, Cenit. Das IT-Haus mit Hauptsitz in Stutt- längst Roboter und haben im Wortsinn Füge- und sonstige Handling-Aufgaben gart zeichnet sich unter anderem durch die schweißtreibende Arbeit weitgehend – meist im Nachgang an die Schweißauf- eine seine Expertise auf dem Gebiet der übernommen: Schweißen, Löten, Pres- gabe, aber auch Stand-alone. Digitalen Fabrik aus. Gemeinsam wollte sen, Bördeln, Kleben, Nieten, Schrauben man nach passenden Wegen für Robo- Roboter von vier lution suchen. Daraus hat sich eine nun verschiedenen Herstellern schon mehrjährige Zusammenarbeit In die Anlagen von Robolution werden entwickelt: „Robolution und Cenit ver- hauptsächlich Roboter der Marken ABB, bindet eine langjährige Partnerschaft“, Wir simulieren mit Fastsuite Fanuc, Kuka und Yaskawa verbaut. Zu ei- erzählt Boywitt „Wir haben zum Beispiel Edition 2 die kompletten ner der größten Herausforderungen zähl- unsere technologischen und praktischen Roboterbewegungen mit te es für das Unternehmen früher, die je- Erfahrungen vereint, um die asynchrone weiligen Schweißvorrichtungen auf das und synchrone Zusammenarbeit von Ro- An- und Abfahrpositionen. Robotersystem anzulernen. „Damit un- botern zu entwickeln und zu testen.“ MARCO BOYWITT, sere Schweißvorrichtungen samt Zube- SIMULATIONSTECHNIKER BEI ROBOLUTION hör wie Schweißbrenner oder Sockel mit Mit einer Software effizient simulieren, programmieren und optimieren Ein weiterer wichtiger Meilenstein der Partnerschaft zielte zudem darauf ab, den Aufwand beim Programmieren und Validieren von neuen Zellen zu vermin- dern – und zwar unabhängig davon, von welchem Hersteller die eingesetzten Roboter stammen. „Wir freuen uns, gemeinsam mit Ro- bolution diesen Lösungsweg einzu- schlagen und haben dafür mit Fastsuite Edition 2 die richtige Soft- ware“, sagt Heiko Obmann, Synchronisation Senior Account Manager zwischen Robotern in bei Cenit. „Mit unserer 3D- Fastsuite Edition 2. Bilder: Cenit Simulationsplattform kön- nen Unternehmen den gesamten Lebenszyklus ei- nes Fertigungssystems abdecken – vom frühen Konzeptentwurf über die Pro- 14 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
DIGITALER ZWILLING OPTIMIERT ROBOTERZELLE IN WENIGEN STUNDEN Auch für die Anlagenbetreiber bietet die Softwareplattform attraktive Perspektiven. bindung in die PLM-Systeme bis hin zur virtuellen Inbetriebnahme. Mit dem ro- boterneutralen Bedienkonzept lässt sich unsere Softwarelösung schnell erler- nen und erhöht damit die Flexibilität im Unternehmen. Dabei eignet sich die Lö- sung sowohl für kleine Firmen der Zulie- ferindustrie, die beispielsweise nur eine Roboterzelle programmieren möchten, Punktschweißen mit als auch für große Unternehmen, die per- einem Fanuc-Roboter in mit An- und Abfahrpositionen. Das Ro- spektivisch eine gesamte digitale Fabrik Fastsuite Edition 2. boterprogramm auf diese Weise zu erstel- abbilden wollen“, verrät Obmann. Um len, spart viel Zeit in der Inbetriebnahme- die Software einzusetzen, wird laut dem Phase: Wir haben in der Simulation bereits Cenit-Experten nur ein CAD-Rechner und zessdetaillierung bis hin zur virtuellen alles so optimiert, dass wir nur noch mini- ein Anwender benötigt, der idealerweise Inbetriebnahme und dem Betrieb“, führt male Korrekturen vornehmen müssen“, bereits Erfahrung im Aufbau von Robo- er weiter aus. beschreibt Boywitt den Mehrwert. teranlagen hat. Die Lösung selbst ist da- Durch die softwareseitige Unterstüt- bei kompatibel mit allen gängigen Robo- zung gelingt es Robolution, die Ferti- Roboterneutrales Bedienkonzept ter-Steuerungen. gungszellen mit Hilfe eines digitalen auch für Anlagen-Betreiber Für Unternehmen in der Automobil- Simulationszwillings frühzeitig zu un- Die Fastsuite Edition 2 verbessert die Pro- fertigung bedeutet dies, dass sie schnel- tersuchen und zu validieren. Der digi- duktivität nicht nur beim Automatisie- ler zum gewünschten Ergebnis kommen tale Zwilling der Roboterzelle macht es rer Robolution, betont Obmann. Auch – mit einem geringeren Aufwand. Dies möglich, das Design der Spannvorrich- für die Anlagenbetreiber bietet die Soft- wirkt sich auch positiv auf den Return on tung und das Zellenlayout von Anfang wareplattform attraktive Perspektiven. Investment (ROI) aus. RT an – und zwar vor der Konstruktionsfrei- Die 3D-Simulationsplattform passt sich gabe – zu überprüfen und zu optimieren. in die vorhandene Software-Infrastruktur „Wir simulieren mit Fastsuite Edition 2 ein und optimiert das bestehende Sys- BOGDAN NECHITA die kompletten Roboterbewegungen tem. „Das beginnt bereits mit der Ein- ist Presales Consultant bei Cenit. C-Gate IoT Platform Digitalisierung in der Schweißtechnik Die Digitalisierungsplattform C-Gate IoT Platform ermöglicht ein bedarfsorientiertes Management von Schweiß- und Roboterdaten. Mit dem ganzheitlichen Informations- und Kommunikationstool visualisieren Sie die Performance Ihrer Schweißgeräte und Roboteranlagen, lokalisieren Sie Engpässe und steigern Sie die Effizienz Ihrer Schweißfertigung. Weld your way.
HANDLING-ROBOTER AUTOMATISIERT WERKZEUGMASCHINE Einfach und effizient Gerade für kleinere, hochspezialisierte Hersteller in Maschinenbau und Zulieferindustrie birgt die Automation von Werkzeugmaschinen große Effizienzpotenziale. Vor diesem Hintergrund machte nun auch Mahlo den Schritt in Richtung Robotik: mit einer mobilen Be- und Entladezelle von RILE Roboter und Anlagentechnik und einem Motoman- Handling-Roboter von Yaskawa. VON JÜRGEN RIEDINGER R ohling in eine Ausrichtstation oder maschine zu steigern. Fündig wurden sie Zwischenablage legen, dann ein- ganz in der Nähe: beim Sondermaschi- Der Roboter Motoman GP von Yaskawa ist auf setzen in die Hauptspindel der nenbauer RILE Roboter und Anlagentech- einem geneigten, stabilen Sockel direkt an der Drehmaschine, nach der Drehbe- nik in Deggendorf, nur rund 100 Kilome- Zelle montiert, was eine perfekte Arbeitsposition arbeitung wieder von der Gegenspindel ter vom Mahlo-Firmensitz entfernt. garantiert. entnehmen, ins Waschbecken tauchen und durch einen Abblasbehälter ziehen, Mobile Be- und Entladezelle von RILE zum Schluss das fertige Werkstück sau- RILE setzt die Aufgabe mit einer mobilen nen Drehtisch, der hauptzeitparallel ma- ber und trocken ablegen – und das viele Beladezelle samt integriertem Roboter nuell zu beladen ist, möglichst flexible hundert Mal am Tag: Was an dieser CNC- um. Seit der Markteinführung 2017 zei- Werkstückträger sowie einen leistungs- Drehmaschine, einer Quick Turn 250 MSY gen die Deggendorfer Anlagenbauer mit fähigen Industrieroboter. „Wir haben uns von Mazak, passiert, ist ein für das End- dieser Eigenentwicklung, wie einfach und beim Bau der Zelle auf das Wesentliche produkt sehr wichtiger Vorgang. gleichzeitig hochflexibel die automatische konzentriert und die Anzahl an Kompo- Beschickung von Werkzeugmaschinen nenten so weit wie möglich reduziert“, heute sein kann. „Tatsächlich steckt in die- beschreibt Michael Füller das Konstruk ser scheinbar einfachen Lösung eine Men- tionskonzept. „Wir verzichten auf den ge Arbeit und Know-how“, blickt Michael Einsatz eines Vision-Systems, begren- Roboter und Zelle bilden eine kom- Füller, Verkaufsgebietsleiter bei der RILE zen die Verwendung von Sensoren und plette mobile Einheit, die sich mit Management und Vertriebs GmbH, zu- sonstiger Elektronik auf das Nötigste und rück. „Deshalb ist die Zelle von Anfang gönnen noch nicht einmal dem Dreh dem Hubwagen an jede beliebige an eine Erfolgsgeschichte; viele zufrie- teller einen eigenen Antrieb. Diese Auf- CNC-Maschine andocken lässt. dene Kunden setzen sie inzwischen gabe haben wir dem Roboter übertra- zur Be- und Entladung ihrer Werkzeug gen. Mit diesem minimalistischen Prinzip Das weiß man auch bei der Mahlo, einem maschinen ein.“ erreichen wir eine Verfügbarkeit von an- der weltweit führenden Hersteller von Die solide, fahrbare Anlage kombi- nähernd 100 Prozent – genau das schät- Mess-, Regel- und Automatisierungssys- niert einen stabilen Grundrahmen, ei- zen unsere Kunden.“ temen für die Textil- und Veredelungs industrie sowie den Beschichtungs-, Foli- en- und Papierbereich. Dort, genauer am Hauptsitz im niederbayrischen Saal an der Donau, ist das Mazak-Bearbeitungs- zentrum schon länger bei der Kompo- nentenfertigung im Einsatz. Die Be- und Entladung erfolgte von An- fang an manuell. Was hier zunächst eintö- nig erscheint, ist aus technischer Sicht ein so komplexer Prozess, dass seine Auto- matisierung lange schwerfiel. „Mit Robo- tern hatten wir bisher nicht viel am Hut“, gibt Robert Schottenhammer, bei Mahlo zuständig für die mechanische Teileferti- gung, offen zu. Dennoch machte sich das Traditionsunternehmen 2021 auf die Su- che nach einer geeigneten Lösung, um die Effizienz bei der Bestückung der Dreh- Der Drehteller mit Rohlingen (rechts) und Fertigteilen (links). Bilder: Yaskawa 16 Industrierobotik 2022 www.digital-manufacturing-magazin.de
sich einfach mit dem Hubwagen an jede cnc-technik.de beliebige CNC-Maschine andocken lässt. Über Referenzbohrungen im Hallen boden vor den jeweiligen Maschinen lässt sich sicherstellen, dass die Beladezelle Perfstrasse 2 - 35216 Breidenstein Tel.: 064617593437 stets exakt positioniert ist. Diese einfache Lösung gewährleistet den Plug&Play-Be- trieb an jeder Werkzeugmaschine ohne immer wiederkehrendes Einmessen. Die hochwertige Ausführung der Zel- le zeigt sich auch in Details: angefan- Programmier- software für gen beim großzügig dimensionierten Beladeteller aus Edelstahl über einen Bereichsscanner, der einen Schutzzaun Roboter Motoman GP25 von Yaskawa überflüssig macht, bis hin zu einer mo- dernen, bedienerfreundlichen Anlagen- Roboter und CNC visualisierung, die auf der Robotersteue- In der RILE-Zelle kommt standardmä- rung YRC1000 von Yaskawa aufsetzt. „Die ßig ein Handling-Roboter aus der Serie Beladezelle lässt sich nach kurzer Einlern- Motoman GP von Yaskawa zum Einsatz – je nach Anwendungsfall ein GP12 mit 12 Kilogramm maximaler Tragkraft oder, wie zeit auch ohne Roboterkenntnisse ein- fach über den Touchscreen bedienen. Das gilt auch für das Einlernen von Neu- Maschinen bei Mahlo, ein GP25 mit 25 Kilogramm teilen, bei denen der Bediener Schritt für Tragkraft. „GP“ steht für „General Purpo- Schritt durch ein selbsterklärendes Menü se“ und damit für vielfältige Einsatzmög- geführt wird. Falls die Werkzeugmaschi- lichkeiten. ne über ein Bussystem verfügt, lassen sich sogar deren Parameter über die Visualisierung darstellen. Einfacher kann die Anlagenbedienung heute nicht sein“, Die Beladezelle lässt sich nach verspricht Michael Füller von RILE. Ein weiterer großer Vorteil der Zelle: kurzer Einlernzeit auch ohne Sie kommt mit einem Minimum an Platz- Roboterkenntnisse bedienen.“ bedarf aus. Mit ihren Dimensionen von 1.600 x 1.500 x 2.400 Millimetern findet MICHAEL FÜLLER, RILE sich auch unter beengten Raumverhält- nissen ein geeigneter Aufstellplatz. Die 6-Achser der Serie sind in der hohen Schutzklasse IP67 ausgeführt (besonders Praxiserfahrungen bei Mahlo geschützt gegen Eindringen von Flüssig- Die Zelle von RILE Roboter und An- keiten und Stäuben). Sie lassen sich damit lagentechnik arbeitet seit Ende 2021 unter rauen Arbeitsbedingungen einset- erfolgreich bei Mahlo im Realbetrieb – zen und sehr leicht reinigen. Dank ihrer „problemlos und störungsfrei“, wie Werk- schlanken Bauweise und der innerhalb stattleiter Schottenhammer bestätigt: des Arms geführten Medienleitungen „Wir sind bisher alle sehr zufrieden“. Und verfügen die GP-Roboter auch unter be- auch vom Roboter selbst ist der Praktiker engten Platzverhältnissen über eine aus- nach den ersten Praxiserfahrungen über- gezeichnete Bewegungsfreiheit und kön- zeugt: „Der Motoman GP25 wirkt sehr nen ohne Einschränkungen in beliebiger solide. Und speziell auch seine Genau- Einbaulage arbeiten. Die integrierte Me- igkeit und Flexibilität schätzen wir sehr“, dienversorgung sorgt zudem für höchste so Schottenhammer, der den Roboter zu- Zuverlässigkeit im späteren Betrieb. sammen mit einem Kollegen program- miert: „Wir haben immer wieder neue Tei- Intelligente Konstruktionsdetails le zu fertigen und die Programmierung Der Roboter ist auf einem geneigten, beziehungsweise Umrüstung stellt sich stabilen Sockel direkt an der Zelle mon- bis jetzt als relativ einfach dar.“ RT tiert, was eine perfekte Arbeitsposition des 6-Achsers für das Be- und Entladen garantiert. Zudem bilden Roboter und JÜRGEN RIEDINGER ist Senior Sales Manager Zelle eine komplette mobile Einheit, die GI Robots & Products bei Yaskawa Europe, Allershausen. www.digital-manufacturing-magazin.de Halle 4, Stand 238 17 Industrierobotik 2022
Sie können auch lesen