WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe

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WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe
1/2019

Das Magazin der       für Gesundheit und Soziales

Patientensicherheit
LOTSEN IN DER
WELT DER ARZNEIEN

KÜNSTLICHE GELENKE

WIEDER
MOBIL

                          EINE VERLÄSSLICHE
                          ANLAUFSTELLE
                          20 Jahre GPBZ Hermeskeil
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inhalt

                                                                         6 24
12
Frühjahrsmüdigkeit?
                                        6
                                       Mobil und schmerzfrei                        Verlässliche Anlaufstelle
Nein danke!                            Ihr künstliches Hüftgelenk bereitete Doris   Mit einer Festveranstaltung und einem Tag
Wir haben die dunkle Jahreszeit        Weigand schon bald nach der OP Probleme.     der offenen Tür feierte das GPBZ Hermeskeil
überwunden. Trotzdem fühlen sich       Die spezialisierten Orthopäden im Caritas-   – eine Einrichtung der Barm­herzigen Brüder
viele antriebslos und müde. Mehr       Krankenhaus Bad Mergentheim tauschten        Schönfelderhof – sein 20-jähriges Bestehen.
Bewegung an der frischen Luft hilft.   die defekte Prothese gegen eine neue aus.

                                       kurz&knapp                                   patientensicherheit
                                        4 Nachrichten aus der BBT-Gruppe            14 Lotsen in der Welt der Arzneien

                                       medizin                                      standpunkt
                                        6 Wieder mobil und schmerzfrei              18		 In der Krankenhausfabrik
                                       11 Gebündelte Kompetenz
                                                                                    nahdran
                                       gesund&fit                                   20 Nachrichten aus den Einrichtungen
                                       12 Frühjahrsmüdigkeit? Nein danke!           		 im Raum Trier, Saarbrücken und der Eifel

                                   14  LOTSEN IN DER WELT
                                       DER ARZNEIEN
                                       Chefapotheker Burkhard Back-
                                       haus und sein Team vom paderlog
                                       Zentrum für Krankenhauslogistik
                                       und Klinische Pharmazie setzen
                                       sich dafür ein, unerwünschte
                                       Arzneimittelwirkungen zu ver-
                                       meiden und die Behandlung mit
                                       Arzneimitteln zu verbessern.

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editorial
                                                                            Werner Schmitz
                                                                            Hausoberer
                                                                            Barmherzige Brüder Schönfelderhof

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Mit allen Sinnen                                  Liebe Leserinnen und Leser,
Ob ätherische Öle, Handmassagen oder Hun-         „In Rheinland-Pfalz passiert 2018 etwas Merkwürdiges: Posthum konkur-
debesuch – die Pflegerinnen und Betreuerin-       rieren zwei Männer um Aufmerksamkeit, die beide vor 200 Jahren geboren
nen der Seniorenzentren in Münstermaifeld         wurden und keine 200 Kilometer voneinander entfernt aufwuchsen. Beide
und Plaidt lassen sich viel einfallen, um das     veränderten die Welt mit ihren Ideen. Karl Marx und Friedrich Wilhelm
Wohlbefinden der Bewohner zu steigern.            Raiffeisen“, schreibt Deutschlandfunk Kultur.

                                                  Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gedachte man dieser bedeutenden
blickpunkt                                        Männer mit ihren jeweiligen Antwortversuchen auf die drängende Not
                                                  und Ungerechtigkeit ihrer Zeit. Dauerhaft ziert eine Karl-Marx-Statue
24 Eine verlässliche Anlaufstelle
                                                  den Simeonstiftplatz in Trier, und die von Raiffeisen initiierte Genossen-
senioren                                          schaftsidee hat es sogar in die Liste des immateriellen UNESCO-Welterbes
                                                  geschafft.
26 Mit allen Sinnen

momentmal                                         In wenigen Wochen kommt ein weiterer 200. Geburtstag eines „Weltver-
                                                  besserers“ aus unserer Region dazu: Peter Friedhofen, der Gründer der
30 Impuls
                                                  Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf. Ich finde es absolut angemessen,
rätsel&co.                                        Peter Friedhofen, den Gründer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf,
                                                  in einem Atemzug mit den beiden genannten Sozialreformern zu nennen.
32		 Kinderseite
                                                  Alle drei sind Kinder des frühen 19. Jahrhunderts, das kaum zu überblickende
33		 Kreuzworträtsel                              Umwälzungen in Wirtschaft und Gesellschaft mit sich brachte.
service                                           Peter Friedhofen fand in dieser Zeit seine Berufung. Als Schornsteinfeger
34 Veranstaltungstipps und Kontakt                kam er in die Häuser und erlebte den Schmutz und das Elend, dem gerade
                                                  die Kranken ausgesetzt waren. In den Häusern gab es weder fließendes
                                                  Wasser noch Toilette, geheizt war meist nur ein Raum. Die Kranken blie-
                                                  ben allein. Gerade in diesen erkannte der junge Schornsteinfeger seine
                                                  Berufung: Er wollte einen Männerorden gründen, der sich den Kranken
                                                  widmet. Ihnen sozusagen die frohe Botschaft bringt, dass sie nicht alleinge-
                                                  lassen werden. Der Weg zur Anerkennung seiner Berufung und der Grün-
                                                  dung eines neuen Ordens war lang und steinig. Was klein wie ein Senfkorn
                                                  begann, hat sich zu einem großen christlichen Anbieter von Gesundheits-,
                                                  Senioren- und Sozialdiensten entwickelt: der BBT-Gruppe. 12.000 Men-
                        Haben Sie Fragen          schen arbeiten heute in ihren Einrichtungen und tragen so die Idee des
                        oder Anregungen?          Gründers weiter.
                        Schreiben Sie uns
                        unter info@bk-trier.de,   Es grüßt Sie herzlich einer von 12.000
                        info@bb-rilchingen.de
                        oder info@
                                                  Ihr
                        bb-schoenfelderhof.de

                                                  Werner Schmitz
BBT-Magazin 1/2019
                                                                                                                      3
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Foto: istockphoto
                            kurz&knapp

                                LORENZ-WERTHMANN-PREIS

                                Mehr als
                                medizinische
                                Versorgung                                                                       ZU WENIGE REANIMATIONEN VON LAIEN

                                Im Oktober 2018 verlieh der Deutsche Caritasverband in                           „Staying alive“
                                Osnabrück den mit 5.000 Euro dotierten Lorenz-Werth-
                                mann-Preis an Professor Dr. theol. Ingo Proft. In seiner                         Wenn eine Person gar nicht mehr oder nicht mehr normal at-
                                Habilitation befasste sich der Preisträger mit dem Thema                         met, kann eine Wiederbelebung Leben retten. In Deutschland
                                „Epikie. Ein integratives Handlungsprinzip zur Verlebendi-                       trauen sich nur sehr wenige Laien eine Herzdruckmassage zu.
                                gung von Leitbildern in konfessionellen Krankenhäusern“.                         Notärzte weisen darauf hin, wie wichtig die Maßnahme bei
                                    Dr. Peter-Felix Ruelius, Leiter des Zentralbereichs                          Atem- und Herzstillstand ist, denn ohne Sauerstoff kann das
                                Christliche Unternehmenskultur und Ethik, kommentierte                           menschliche Gehirn höchstens fünf Minuten überleben.
                                die Bedeutung der Arbeit für die BBT-Gruppe: „Ich freue                             Die drei Schritte zur erfolgreichen Reanimation sind:
                                mich, dass der Preis dieses Jahr für eine Arbeit vergeben                        „Prüfen“: Den Patienten ansprechen und behutsam rüt-
                                wurde, die sich damit auseinandersetzt, wie der christli-                        teln. „Rufen“: Andere Helfer auf die Situation aufmerksam
                                che Auftrag lebendig gestaltet wird. Eine Fragestellung,                         machen und die Notrufnummer 112 wählen. „Drücken“:
                                die uns jeden Tag beschäftigt.“ Kirchliche Träger unter-                         Den Ballen der einen Hand auf die Mitte des Brustbeins set-
                                scheiden sich auf dem Gesundheitsmarkt vor allem durch                           zen. Den Ballen der anderen Hand darauf legen. Dann 100-
                                ihr Leitbild: Proft spricht von einer gelebten Kultur der                        mal pro Minute den Brustkorb mindestens fünf Zentimeter
                                Menschlichkeit in konfessionellen Krankenhäusern, die                            hinunterdrücken, am besten im Takt zu „Staying alive“ der
                                über die reine medizinische Versorgung hinausgehe.                               Bee Gees. Geschulte Helfer sollten die Mund-zu-Mund-Be-
                                    Der Name des Preises geht auf den Gründer des Deut-                          atmungen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei
                                schen Caritasverbandes, Lorenz Werthmann, zurück. Alle                           Beatmungen durchführen.
                                zwei Jahre werden Dissertationen, Habilitationsschriften
                                oder Arbeiten ausgezeichnet, die sich in seinem Sinne mit
                                theologischen und ethischen Fragen beschäftigen.
                                                                                                                 VIRTUELLES LEBEN

                                                                                                                 Smartphone-Sucht
                                                                                                                 Man sieht sie überall, die sogenannten „Smombies“, sie laufen
                                                                                                                 mit gesenkten Köpfen, das Smartphone in der Hand, durch die
                                                                                                                 Gegend. Was früher belächelt wurde, ist heute eine anerkann-
                                                                                                                 te Krankheit: die Computer- und Internetsucht. Sie geht unter
                                                                                                                 anderem einher mit Aufmerksamkeitsstörungen, Depressionen,
                                                                                                                 Bewegungsmangel, Übergewicht und Haltungsschäden. Zudem
Foto: DCV/Uwe Lewandowski

                                                                                                                 erhöht sich generell das Suchtverhalten. Vor allem Kinder und Ju-
                                                                                                                 gendliche sind von diesen Risiken stark betroffen, da die normale
                                                                                                                 Gehirnentwicklung gestört wird. Laut dem Ärztlichen Direktor
                                                                                                                 der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III in Ulm, Professor
                                                                                                                 Dr. Dr. Manfred Spitzer, besteht ein Missverhältnis zwischen dem
                                                                                                                 Bedarf und der Anzahl an Therapieplätzen. Eine Mannheimer
                                                                                                                 Studie habe ergeben, dass von 500 befragten Kindern (acht bis
                                Die BBT-Gruppe sieht in der Arbeit des diesjährigen                              14 Jahre) acht Prozent gefährdet oder schon süchtig seien. Sei-
                                Lorenz-Werthmann-Preisträgers wichtige Impulse für                               ner Meinung nach sollten Smartphones ohne Aufsicht erst ab
                                christliche Träger von Krankenhäusern und Sozialeinrich-                         18 erlaubt sein.
                                tungen.

                                                                                                                                                          BBT-Magazin 1/2019
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WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe
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                          ORGANSPENDE IN DEUTSCHLAND

                          Ohne Zustimmung
                          2017 spendeten lediglich 797 Menschen ihre Organe in
                          Deutschland – alarmiert durch diese Zahl plädieren Kanz-
                          lerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens
                          Spahn für die Einführung einer Widerspruchslösung. Bisher
                          gilt eine erweiterte Zustimmungslösung: Eine Organent-
                                                                                                           KRANKE ANGEHÖRIGE PFLEGEN
                          nahme ist nur möglich, wenn der Verstorbene oder seine
                          Angehörigen der Entnahme ausdrücklich zustimmen, zum
                          Beispiel durch einen Organspende-Ausweis.                                        Finanzielle Hilfen
                              Bei der Widerspruchslösung hingegen gilt: Hat der Ver-
                          storbene zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen,
                          beispielsweise in einem Widerspruchsregister, können sei-
                                                                                                           für Pflegende
                          ne Organe entnommen werden. Auch die Angehörigen
                                                                                                           Die Pflege kranker Angehöriger ist anspruchsvoll und belastend,
                          könnten widersprechen, zum Beispiel bei Einführung einer
                                                                                                           da kann es schnell zu einer Überforderung kommen. Unter
                          doppelten Widerspruchslösung. Neu ist dieser Vorschlag
                                                                                                           anderem können kostenlose Pflegeberatung oder Schulungs-
                          nicht, Kritiker halten ihn für verfassungswidrig und kontra-
                                                                                                           kurse helfen. Als Pflegeperson gilt, wer mindestens eine Person
                          produktiv, weil er das Misstrauen in die Transplantationsme-
                                                                                                           (Pflegegrad zwei bis fünf) in ihrer häuslichen Umgebung ab
                          dizin erhöhen könnte. Auch für die katholische Kirche ist er
                                                                                                           zehn Stunden in der Woche regelmäßig pflegt. Daraus ergeben
                          nicht akzeptabel. Gerade weil Organspende ein „Akt der
                                                                                                           sich finanzielle Ansprüche:
                          Nächstenliebe“ sei, müsse die Entscheidung dazu „frei von
                                                                                                               An den Pflegebedürftigen wird Pflegegeld ausgezahlt,
                          allem sozialen und moralischen Druck bleiben“, sagte der
                                                                                                           welches er der Pflegeperson weitergeben kann. Bei verminder-
                          Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten. In einem
                                                                                                           ter Erwerbstätigkeit durch den Pflegefall zahlt die Pflegeversi-
                          sind sich Gegner und Befürworter der Widerspruchslösung
                                                                                                           cherung die Beiträge zur Rentenversicherung. Zudem ist man
                          einig: Eine gute und regelmäßige Aufklärung zum Thema
                                                                                                           beitragsfrei gesetzlich unfallversichert. Für Berufsaussteiger
                          Organspende ist entscheidend. Aber auch die Rahmenbe-
                                                                                                           bezahlt die Pflegeversicherung die Beiträge zur Arbeitslosen-
                          dingungen in den Krankenhäusern müssten verbessert und
                                                                                                           versicherung. Ist der Pflegende wegen Urlaub oder Krankheit
                          transparenter gestaltet werden. Die gute Nachricht zum
                                                                                                           verhindert, zahlt die Pflegekasse bis zu sechs Wochen eine
                          Schluss: Bis Mitte November 2018 war die Zahl der Organ-
                                                                                                           notwendige Ersatzpflege.
                          entnahmen auf 832 leicht gestiegen.
                                                                                                               Diejenigen, die einen nahen Angehörigen in der (außer-)
                                                                                                           häuslichen Pflege in seiner letzten Lebensphase begleiten,
Foto: BZgA/Hardy Welsch

                                                                                                           erhalten bis zu sechs Monate eine sozialversicherte, vom Ar-
                                                                                                           beitgeber nicht bezahlte vollständige oder teilweise Freistellung.
                                                                                                           Auch wer nicht selbst pflegt, kann der Arbeit bis zu zehn Tage
                                                                                                           fernbleiben, wenn er kurzfristig eine bedarfsgerechte Pflege
                                                                                                           organisieren muss. Finanziellen Ausgleich sichert ein Pflegeun-
                                                                                                           terstützungsgeld.

                                                                                                           In vielen Bundesländern haben Kommunen und Pflegekassen
                                                                                                           Pflegestützpunkte eingerichtet. In einigen Kommunen gibt
                                                                                                           es Senioren- oder Pflegeberatungsstellen, die weiterhelfen.
                                                                                                           Broschüren der Verbraucherberatung informieren ebenfalls zum
                                                                                                           Thema.

BBT-Magazin 1/2019
                                                                                                                                                                        5
WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe
medizin

Wegen schwerer Arthrose in der
rechten Hüfte entschied sich Doris
Weigand für eine Endoprothese.
Doch das künstliche Hüftgelenk
machte schon bald Probleme.
Eine ungewöhnliche Komplikation,
aber kein Grund zu verzweifeln.
Die spezialisierten Orthopäden und
Unfallchirurgen im Caritas-Kranken-
haus Bad Mergentheim tauschten
die defekte Prothese gegen eine
neue aus. Mit ihrem dritten Gelenk
in der rechten Hüfte kann Doris
Weigand endlich wieder schmerzfrei
ihrem geliebten Hobby nachgehen.

WIEDER MOBIL
UND SCHMERZFREI

                                      BBT-Magazin 1/2019
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WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe
TEXT: JAN D. WALTER | FOTOS: ANDRÉ LOESSEL

                     I  m Schatten ist es kühl, aber da, wo
                        die Sonne das Taubertal in ihr golde-
                        nes Licht taucht, wärmt sie Haut und
                        Gemüt. „Bei solch einem Wetter mit
                     meinen Stöcken in der Natur zu sein, ist
                     einfach wunderschön“, sagt Doris Wei-
                                                                    älter als 50 Jahre. Besonders häufig sind
                                                                    Hüft- und Kniegelenke betroffen.

                                                                                Einer von drei Männern
                                                                          und mehr als jede zweite Frau
                                                                           erkranken in Deutschland im
                     gand und nimmt einen tiefen Zug der
                     klaren Luft. Die 68-Jährige ist unterwegs
                                                                            Laufe ihres Lebens an einer
                     auf einem Wanderweg am Rande des                             Arthrose. Zwei Drittel
                     Kurorts Bad Mergentheim im äußersten                        der Arthrose-Patienten
                     Nordosten Baden-Württembergs. Ihre                          sind älter als 50 Jahre.
                     „Stöcke“ gehören zur Nordic-Walking-
                     Ausrüstung, mit der sie keineswegs nur         Bei leichter Arthrose treten die Schmerzen
                     bei gutem Wetter unterwegs ist: „Drau-         eher sporadisch auf und können mit Medi-
                     ßen fühle ich mich eigentlich immer            kamenten gut behandelt werden. Schwe-
                     wohl“, stellt sie klar, „wenn es geht, drehe   re Arthrose dagegen führt fast immer zu
                     ich jeden Tag eine Runde – bei Wind und        chronischen Gelenkschmerzen. Dann hilft
                     Wetter.“ Seit einem guten Jahr kann sie        meist nur die Implantation einer Gelenk-
                     das wieder. Davor aber durchlebte Doris        prothese. Und auch Doris Weigand ent-
                     Weigand eine Zeit, in der sie ihrem Hob-       schied sich für eine Totalendoprothese, im
                     by kaum nachgehen konnte. Zeitweise            Volksmund: künstliche Hüfte.
                     musste sie ihre Stöcke wochenlang ste-
                     hen lassen oder sogar gegen medizini-          Die erste künstliche Hüfte
                     sche Gehhilfen tauschen.
                                                                    Bei dieser Operation wird sowohl die
                     Diagnose: schwere Arthrose                     Gelenkpfanne im Beckenknochen als
                                                                    auch der Hüftkopf am Oberschenkel-
                     Wann genau ihr Leidensweg begann,              knochen durch Prothesen ersetzt, die
                     kann sie nicht mehr sagen. Anfangs ka-         heute meist aus einer Kombination spe-
                     men und gingen die Schmerzen. Erst             zieller Metalllegierungen und hochfes-
                     allmählich wurden sie heftiger und häu-        ter Keramik bestehen. Weit über 200.000
                     figer. „Und irgendwann ging gar nichts         solcher Operationen werden jährlich in
                     mehr“, erzählt Doris Weigand. „Die rech-       Deutschland durchgeführt. Die meisten
                     te Hüfte tat so weh – ich konnte nicht         Patienten können bereits am Tag nach
                     mehr stehen und nicht mehr laufen. Am          der Operation unter krankengymnasti-
                     Ende konnte ich kaum noch schlafen,            scher Anleitung aufstehen. Nach etwa
                     weil es sogar im Liegen wehtat.“ Die Di-       einer Woche im Krankenhaus und ein
                     agnose ihres Orthopäden war eindeutig:         bis zwei weiteren in einer Rehaklinik
                     Arthrose. Eigentlich keine Seltenheit in       werden sie nach Hause entlassen. Rund
                     Deutschland: Fast jeder zweite Mensch          drei Monate nach dem Eingriff ist eine
                     erleidet im Laufe seines Lebens Knorpel-       Rückkehr in den ganz normalen Alltag
                     schäden. Zwei Drittel der Erkrankten ist       – mit Hobbys und Beruf – zu erwarten.

BBT-Magazin 1/2019
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WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe
medizin

2017 wurden in Deutschland                           Tage geholfen. „Ich bin ja ein positiv den-    aber schon heute deutlich länger. „Es
                                                     kender Mensch, aber in der Situation war       gibt zahlreiche bewährte Prothesen, bei
rund 448.000 endoprothetische
                                                     ich wirklich frustriert.“ Mut machte ihr in    denen nach 20 bis 25 Jahren immer
Operationen durchgeführt.                            dieser Zeit – wieder einmal – ihr Ehemann      noch 90 bis 95 Prozent aller Implantate
251.000 davon betrafen die                           Paul. Er war es auch, der vorschlug, sich      ohne Probleme ihren Dienst tun“, erklärt
Hüfte, 197.000 das Knie. Von                         an das Caritas-Krankenhaus zu wenden:          Chefarzt Eingartner. Zudem würden so-
                                                     „Mein Bruder hatte in Bad Mergentheim          wohl Operationstechniken als auch die
den knapp 17 Millionen jährlich
                                                     eine Hüftprothese bekommen und war             Prothesen selbst kontinuierlich weiter-
in Deutschland durchgeführten                        äußerst zufrieden mit der Behandlung,          entwickelt, sodass in Zukunft noch län-
Operationen war jede 40. eine sol-                   den Menschen dort und nicht zuletzt mit        gere Standzeiten zu erwarten seien.
che Endoprothesenimplantation.                       dem Ergebnis“, sagt Paul Weigand. Und
                                                     auch für seine Ehefrau sollte es fortan gut    Kein Grund zur Sorge
                                                     laufen. Wenige Tage später hatte sie einen
     Genauso lief es zunächst auch bei Doris         Termin im Caritas-Krankenhaus.                 Die Statistik des Endoprothesenregisters
     Weigand: Im Frühjahr 2016 wurde sie                  „Bei Frau Weigand hatte sich der Pro-     Deutschland (EPRD) untermauert Ein-
     operiert, wenige Tage später durfte sie be-     thesenschaft im Oberschenkelknochen            gartners langjährige Erfahrungswerte
     reits kurze Strecken ohne Gehhilfen zu-         gelockert, dadurch kommt es zu schmerz-        mit ersten Daten aus Deutschland. Dem-
     rücklegen, erinnert sie sich: „Im Sommer        haften Mikrobewegungen und zuneh-              nach benötigen in den ersten fünf Jah-
     konnte ich schon wieder mit den Stöcken         mendem Knochenverlust“, sagt Professor         ren nach Implantation eines künstlichen
     raus. Nicht gleich die gewohnten zehn Ki-       Dr. Christoph Eingartner, Chefarzt der Or-     Hüft- oder Kniegelenks 3,2 Prozent der
     lometer, aber fünf habe ich gut geschafft.“     thopädie. „Wir wissen, dass solche Locke-      Patienten eine Wechseloperation. „Bei
                                                     rungen nach vielen Jahren auftreten kön-       uns im Caritas-Krankenhaus sind es so-
     Unerwartete Komplikationen                      nen. Aber so kurz nach der Implantation        gar nur halb so viele Patienten, nämlich
                                                     ist das wirklich äußerst ungewöhnlich.“        1,6 Prozent“, berichtet Professor Eingart-
     Doch gegen Ende des Jahres begann die-               Gelegentlich müssen Hüft- oder            ner. Ein sehr großer Teil der Patienten,
     selbe Hüfte erneut wehzutun. Zunächst           Knieendoprothesen, also künstliche             die heute eine Endoprothese bekom-
     ging Doris Weigand zur Krankengymnas-           Gelenke, bereits nach 15 bis 20 Jah-           men, dürften damit also ihr Leben lang
     tik, aber die habe immer nur für wenige         ren ausgetauscht werden. Viele halten          zurechtkommen. Und selbst im Fall der

         Das Team vom zertifizierten EndoProthetikZentrum im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim setzt pro Jahr rund 600 Hüft- und Knieprothe-
         sen ein.

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Wie gut Doris Weigand mit ihrem neuen
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                                                                                            Sie im Video auf www.bbtgruppe.de/leben

                                                                                            bester Ordnung ist. Und wenn Doris
                                                                                            Weigand weiter ihrem Hobby nach-
                                                                                            geht, sagt Chefarzt Christoph Eingart-
                                                                                            ner, stünden die Chancen auch gut,
                                                                                            dass das noch lange so bleibt: „Re-
                                                                                            gelmäßige Bewegung und Sport wie
                                                                                            Schwimmen, Radfahren oder eben
                                                                                            Nordic Walking eignen sich hervor-
                                                                                            ragend, um Gelenke – künstliche und
                                                                                            logischerweise auch natürliche – lan-
                                                                                            ge in Schuss zu halten.“
                                                                                                Das hat Doris Weigand ohnehin
                                                                                            vor. Und inzwischen kann sie auch ih-
                                                                                            ren Mann Paul immer häufiger über-
                                                                                            zeugen, sie beim Nordic Walking zu
                                                                                            begleiten. ■
    Eine wichtige Stütze für Doris Weigand während der Behandlung und auch noch heute ist
    Ehemann Paul.

Fälle, sagt der Orthopäde und Unfallchi-      mal mehr als ein halbes Jahrhundert
rurg, gebe es überhaupt keinen Grund          OP-Erfahrung am Tisch steht.“
                                                                                              ENDOPROTHESENREGISTER
zur Sorge: „Egal, aus welchem Grund               Bei Doris Weigand, berichtet Ein-           DEUTSCHLAND
eine Wechseloperation nötig wird – in         gartner, sei das nicht nötig gewesen.
                                                                                              Das Endoprothesenregister Deutschland
spezialisierten Kliniken wie dem Cari-        Nach der üblichen mikrobiologischen
                                                                                              (EPRD) erfasst seit 2012 anonymisierte Daten
tas-Krankenhaus finden die Ärzte ei-          Untersuchung einer Gewebeprobe
                                                                                              über in Deutschland eingesetzte Hüft- und
gentlich immer eine Lösung.“                  war klar: Eine Infektion lag nicht vor.
                                                                                              Knieprothesen. Ziel ist es, Probleme rechtzei-
     Selbstverständlich bringe jede Opera-    Zudem war genug Knochensubstanz
                                                                                              tig zu erkennen, die besten Methoden und
tion gewisse Risiken mit sich, insbesonde-    erhalten, sodass der gelockerte Prothe-
                                                                                              Materialien zu identifizieren und damit die
re bei sehr alten Menschen oder Patienten     senschaft entnommen und durch einen
                                                                                              Versorgung kontinuierlich zu verbessern. 2017
mit Vorerkrankungen. Umso wichtiger           neuen, etwas größer dimensionierten
                                                                                              wurden hier fast zwei Drittel der endoprothe-
sei es dann, rät Eingartner, sich in einem    Schaft ersetzt werden konnte.
                                                                                              tischen Operationen in Deutschland aufge-
Krankenhaus mit allen wichtigen Fachab-
                                                                                              zeichnet. Die Auswertung der Daten ergibt ein
teilungen operieren zu lassen: „Wir in Bad    Zurück in der Natur
                                                                                              klares Bild über erfolgreiche Operationsmetho-
Mergentheim können je nach Bedarf ein
                                                                                              den und die Qualität von Prothesen. Inzwi-
interdisziplinäres Team innerhalb des         Das ist nun fast eineinhalb Jahre her.
                                                                                              schen sind die Datensätze von einer Million
Hauses zusammenstellen, um unsere Pa-         Und Doris Weigand ist längst mit ihren
                                                                                              Patienten erfasst und der weitere Verlauf wird
tienten mit der Expertise aller benötigten    Stöcken zurück in der Natur. „An mei-
                                                                                              beobachtet. Hierzu werden auch die Daten der
Fachrichtungen zu versorgen.“                 ne Hüfte denke ich inzwischen fast gar
                                                                                              Krankenkassen herangezogen, sodass keine
                                              nicht mehr“, sagt sie, „erst recht nicht,
                                                                                              Wechseloperation der Erfassung entgeht. Pati-
Die Lösung: eine Wechseloperation             wenn ich an der frischen Luft bin.“
                                                                                              enten und Operateure profitieren davon, weil
                                                   An diesem Morgen ist sie noch
                                                                                              sich immer deutlicher zeigt, wie erkrankte Ge-
Im Falle von Doris Weigand genügte al-        einmal zur Nachuntersuchung ins Ca-
                                                                                              lenke optimal ersetzt werden können. Dabei
lerdings die übliche Beratung im Kreis        ritas-Krankenhaus gekommen – wie
                                                                                              ist das EPRD auf die Kooperation der Patienten
der Orthopäden und Unfallchirurgen:           immer in Begleitung ihres Ehemannes
                                                                                              angewiesen: Ohne ihre Einwilligung dürfen
„Wir schauen uns jeden Fall in unse-          Paul: „Ich hab’s einfach gern, wenn er
                                                                                              keine Operationsdaten übermittelt werden.
ren Endoprothesenkonferenzen an und           dabei ist“, sagt Doris Weigand. „Er hat
diskutieren ihn“, sagt der Chefarzt. „Bei     mich die ganze Zeit unterstützt.“ So-
                                                                                              Als Endoprothesenpatient können Sie sich
besonders schwierigen Fällen operieren        wohl ihr Gangbild als auch die Rönt-
                                                                                              im Internet auf www.eprd.de informieren.
wir gemeinsam, sodass dann manch-             genaufnahme bestätigen, dass alles in

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                                                                                                                                     9
WIEDER MOBIL KÜNSTLICHE GELENKE - LOTSEN IN DER WELT DER ARZNEIEN - BBT-Gruppe
medizin

ENDOPROTHESEN: DIE WICHTIGSTEN ANTWORTEN IN KÜRZE

                                                                                              Was passiert, wenn eine Endoprothese
                                                                                              ausgewechselt werden muss?
                                                                                              Wechseloperationen können etwas kompli-
                                                                                              zierter sein als Erstimplantationen, da weni-
                                                                                              ger Knochensubstanz vorhanden ist. Genau
                                                                                              deshalb haben sich manche Kliniken wie
                                                                                              das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim
                                                                                              auf solche Operationen spezialisiert. Auch
                                                                                              wer bereits in relativ jungen Jahren eine En-
                                                                                              doprothese bekommt, muss sich also keine
                                                                                              Sorgen wegen eines etwaigen Wechsels
                                                                                              viele Jahre später machen.
Wer braucht eine Gelenkprothese?                Wie sind die Erfolgsaussichten?
Wenn Gelenkverschleiß (Arthrose) starke         Künstliche Gelenke haben sich über Jahr-      Wie hält man ein künstliches Gelenk
chronische Schmerzen verursacht, ist ein        zehnte bewährt. Außerdem operiert man         gesund?
künstliches Gelenk oft die einzige Möglich-     inzwischen mit kleineren Schnitten, um        Jeder fünfte Prothesenwechsel wird auf-
keit, die Mobilität eines erkrankten Gelenks    umliegende Muskeln zu schonen. Dadurch        grund einer Infektion nötig; von ihnen ist
dauerhaft zu erhalten. Ob der Nutzen einer      können die meisten Patienten bereits am       nur ein Bruchteil auf den Eingriff selbst
solchen Endoprothese die damit verbun-          Tag nach dem Eingriff aufstehen; ein nor-     zurückzuführen. Untersuchungen zeigen,
denen Risiken überwiegt, muss in jedem          maler Alltag ist nach etwa drei Monaten zu    dass die Auslöser meist körpereigene Kei-
Einzelfall individuell eingeschätzt werden.     erwarten. Die individuelle Prognose hängt     me sind. Träger von Endoprothesen sollten
Für eine Operation sollte sich der Patient      gleichwohl von vielen Faktoren wie Lebens-    deshalb Entzündungen im ganzen Körper
nur dann entscheiden, wenn er – nach Be-        alter, Vorerkrankungen und der muskulären     vorbeugen und gegebenenfalls entschieden
ratung durch den Arzt – zu dem Schluss          Situation rund um das betroffene Gelenk ab.   bekämpfen. Dazu gehört zum Beispiel auch
kommt, dass eine Implantation seine Le-                                                       die Zahnpflege.
bensqualität erheblich steigert.                Wie lange hält eine Endoprothese?                 Ein weiterer Faktor ist die Fitness: Fast
                                                Internationale Erhebungen zeigen, dass        ein Viertel aller Folgeeingriffe an Endopro-
Gibt es Erfahrungswerte?                        20 bis 25 Jahre nach der Implantation         thesen wird aufgrund von Knochenbrüchen
Die Implantation einer Endoprothese ge-         zwischen 90 und 95 Prozent der künstli-       nötig. Gezielter Muskelaufbau und Koor-
hört in Deutschland zu den häufigsten Ope-      chen Gelenke noch intakt sind. Frühzeitige    dinationsübungen sowie Sport und Bewe-
rationen überhaupt. 2017 waren es fast          Komplikationen sind selten. Nach aktuel-      gung im Allgemeinen helfen, auch im Alter
450.000. Seit einigen Jahren werden mehr        len Zahlen des EPRD müssen innerhalb der      sicher unterwegs zu sein und Stürzen vor-
als die Hälfte dieser Operationen ausführ-      ersten fünf Jahre 3,2 Prozent aller Endo-     zubeugen. Dabei eignen sich Hobbys wie
lich im Endoprothesenregister Deutschland       prothesen gewechselt werden. Je jünger        Schwimmen, Tanzen oder Radfahren besser
(EPRD) dokumentiert und nachverfolgt. Da-       ein Mensch ist, wenn er ein künstliches       als gelenkbelastende Sportarten wie Tennis
durch lässt sich ermitteln, welche Materiali-   Gelenk bekommt, umso wahrscheinlicher         oder alpines Skifahren. Wer Übergewicht
en und Methoden die besten und nachhal-         ist es, dass er im Laufe seines Lebens eine   vermeidet, entlastet seine Gelenke – künst-
tigsten Ergebnisse erzielen.                    neue Endoprothese benötigt.                   liche wie natürliche.

                                                                                                               BBT-Magazin 1/2019
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Gebündelte
Kompetenz
Das zertifizierte EndoProthetikZentrum
des Brüderkrankenhauses Trier führt
jährlich rund 600 Gelenkersatzoperatio-
nen durch.

Die Arthrose gilt als die weltweit häu-
figste Erkrankung der Gelenke. Von
dem meist infolge von Überbeanspru-
chung entstandenen Verschleiß wird
laut Robert Koch-Institut fast jeder
fünfte Deutsche im Laufe seines Lebens     kranke Gelenk zu behandeln und zu er-      lungsprozess unter die Lupe genom-
einmal betroffen sein. Die Wahrschein-     setzen. Wir haben immer den ganzen         men“, erklärt Professor Hopf.
lichkeit einer Arthrose nimmt mit stei-    Patienten im Blick und werden hier-             Der Chefarzt und sein Team füh-
gendem Lebensalter zu. Somit dürfte        bei von hoch spezialisierten Experten      ren jährlich etwa 600 endoprothetische
die Gruppe derjenigen wachsen, für die     anderer medizinischer Abteilungen          Eingriffe durch, darunter sind rund 90
über kurz oder lang an einem Gelenker-     unterstützt.“ Der Oberarzt verweist        Wechsel des Hüft- oder Kniegelenks,
satz kein Weg mehr vorbeiführen wird.      exemplarisch auf die Zusammenar-           wie Professor Hopf beziffert. Die auf die
Mehr noch: Da die Menschen immer           beit mit anderen Experten des Brüder-      Endoprothetik spezialisierten Opera-
älter werden, werden manche Patien-        krankenhauses, etwa mit Kardiologen        teure nehmen zudem jährlich mehr als
ten einen Ersatz für ihren Gelenkersatz    und Nephrologen. Hierdurch sei eine        100 primäre und Revisionseingriffe vor.
benötigen. Denn die Lebensdauer einer      reibungslose Versorgung von nieren-        Dank einer Fortentwicklung bei den
Endoprothese ist endlich.                  und herzkranken Patienten, die einen       Verfahren und Materialien ist der Or-
     Da es bereits beim ersten Gelenk­     Gelenkersatz benötigen, garantiert, so     thopäde überzeugt: „Für fast jeden Pati-
ersatz – ob für Hüfte oder Knie – allein   der Mediziner.                             enten gibt es eine individuelle Lösung,
mit dem operativen Eingriff nicht ge-                                                 die ihn zufriedenstellt.“
tan sei, komme es entscheidend darauf      Viele Kontrollen
an, dass sämtliche der beteiligten Ak-
teure Hand in Hand zusammenarbei-          Dafür, dass bei der Behandlung zu je-
ten, erklärt Professor Dr. Thomas Hopf,    der Zeit die höchsten Standards einge-
Chefarzt der Orthopädie im Kranken-        halten werden, bürgt die regelmäßige
haus der Barmherzigen Brüder Trier.        Überprüfung durch die ClarCert GmbH.
Seine Abteilung wurde 2013 erstmals        Die Zertifizierung als Endoprothesen-
als EndoProthetikZentrum der Maxi-         zentrum (Endocert) geht auf eine Initi-
malversorgung ausgezeichnet – zu die-      ative der Deutschen Gesellschaft für Or-
sem Zeitpunkt als drittes Krankenhaus      thopädie und Orthopädische Chirurgie       Ansprechpartner:
in Rheinland-Pfalz; 2017 erfolgte die      (DGOOC) zurück. Durch diese externe
                                                                                      Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier
Rezertifizierung.                          Kontrolle wird eine qualitativ hochwer-
     Das Brüderkrankenhaus Trier kann      tige Durchführung aller endoprothe-                          Prof. Dr. Thomas Hopf
eine jahrzehntelange Erfahrung und         tischen Eingriffe sichergestellt. „Dabei                     Chefarzt Abteilung für Orthopädie
Expertise bei der endoprothetischen        wird nicht nur die vorgehaltene Struk-                       Tel.: 0651/208-2641/2645
Versorgung vorweisen, doch betont          tur, also die baulichen und technischen                      www.bk-trier.de
Oberarzt Dr. Stefan Licht, einer von       Möglichkeiten eines Krankenhauses
drei Senior-Hauptoperateuren, auch:        oder die Erfahrung des Operateurs be-
„Bei uns geht es nicht nur darum, das      urteilt, sondern der gesamte Behand-

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                                                                                                                              11
gesund&fit

Frühjahrsmüdigkeit? Nein danke!

                                                                                                   Foto: istockphoto
Wir haben die dunkle Jahreszeit überwunden, die Tage     „Ich fühle mich heute schlapp und
werden länger und die Sonne kommt hervor. Ein Grund      schläfrig“, so äußert sich manch einer,
                                                         wenn die dunklere Jahreszeit dem
zur Freude! Trotzdem fühlen sich viele antriebslos und   Frühjahr weicht und die Temperatu-
müde. Woher das kommt? Dr. Joachim Vogt hat Antwort      ren erst langsam wieder steigen. Aber
und Lösung: Mehr Bewegung an der frischen Luft, zum      warum fühlen sich manche mit dem
Beispiel mit Functional Fitness im Park um die Ecke.     Beginn des Frühjahrs antriebslos oder
                                                         abgeschlagen? Theorien dafür, wes-
                                                         halb einige Menschen circa ein bis zwei
                                                         Wochen Probleme damit haben, „in die
                                                         Gänge zu kommen“, gibt es, wissen-
                                                         schaftlich belegte Erklärungen bisher
                                                         allerdings eher nicht.
                                                              Dr. Joachim Vogt, Chefarzt der Ab-
                                                         teilung für Innere Medizin III/Pneu-

                                                                        BBT-Magazin 1/2019
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mologie im Krankenhaus der Barm-
  herzigen Brüder Trier, erklärt: „In den      VIER ÜBUNGEN FÜR EINSTEIGER
  Wintermonaten produziert der Körper
  aufgrund der Dunkelheit vermehrt das

                                                                                                                           Illustrationen: istockphoto
  Schlafhormon Melatonin. Das könnte            Kniebeuge
  in Verbindung mit einem Mangel des            Ausgangsposition ist der hüftbreite Stand. Den gesamten Ober-
  ,Gute-Laune-Hormons‘ Serotonin eine           körper anspannen und die Knie beugen, bis die Oberschenkel
  Rolle spielen.“ Serotonin produziert das      parallel zum Boden sind. Die Knie müssen hinter den Fußspitzen
  Gehirn, wenn Tageslicht auf die Netz-         bleiben. Diese Stellung einen kleinen Moment halten, und danach
  haut im Auge trifft. Durch die länger         aus der Kraft der Beine wieder in eine aufrechte Position stem-
  werdende Helligkeitsphase im Frühling         men. Den Rücken während der gesamten Übung gerade halten.
  steigt der Serotoninspiegel und mit ihm
  die Stimmung. Ähnlich einem Jetlag
  müsse sich der Körper erst an den geän-       Ausfallschritt
  derten Hormonspiegel gewöhnen, dies           Ausgangsposition ist auch hier der hüftbreite Stand, die Hände
  benötige Zeit. „Diese Einschränkung           werden locker oberhalb der Hüfte aufgestützt. Bauch-, Rücken-
  der Leistungsfähigkeit empfinden wir          und Pomuskulatur fest anspannen. Mit dem Einatmen einen
  als Frühjahrsmüdigkeit“, so Dr. Vogt.         großen Schritt nach hinten machen, dabei nur die Spitze des
       Neben Hormonschwankungen wer-            hinteren Fußes aufsetzen und das hintere Knie in Richtung Boden
  den durch zu wenig Sonnenlicht beding-        senken – aber nur bis zu einem Winkel von 90 Grad, um das Knie
  ter Vitamin-D-Mangel sowie die Zeitum-        zu schonen. Beim Ausatmen das hintere Bein wieder nach vorne
  stellung von Winter- auf Sommerzeit als       in die Grundstellung bringen. Danach mit dem anderen Bein die
  Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit dis-          Übung wiederholen. Auch hier bleibt der Oberkörper die gesamte
  kutiert. Wenn sie nicht nach spätestens       Zeit gespannt.
  vier Wochen verflogen sei, sollte man im
  Gespräch mit dem Arzt eine andere Ur-
  sache für ein bedeutsam beeinträchtig-        Kreuzheben
  tes Allgemeinbefinden abklären lassen.        Die Beine etwas breiter als hüftbreit aufstellen. Die Fingerspitzen
       Die Behandlung der Frühjahrsmü-          berühren den Kopf knapp hinter den Ohren, die Ellbogen sind an-
  digkeit ist einfach: „Genießen Sie das        gewinkelt. Mit Spannung in Rücken, Bauch und Po den Oberkörper
  Sonnenlicht, wann immer Sie die Mög-          langsam nach vorne beugen. Die Bewegung kommt aus dem Rü-
  lichkeit dazu haben. Bewegen Sie sich         cken, nicht aus den Beinen. Das Körpergewicht liegt auf den Fersen.
  im Freien, treiben Sie Sport oder ruhen       Danach den Oberkörper langsam wieder aufrichten.
  Sie sich auch nur einmal in der Früh-
  lingssonne aus. Ihr Körper wird es Ih-
  nen danken“, rät der Mediziner.               Bank-Dips
       Da bietet sich Training in der freien    Hier rücklings zu einer Parkbank stellen. Auf dieser mit beiden
  Natur an, der neue Trend im Fitnessbe-        Händen abstützen. Die Beine etwa schulterbreit gerade vor dem
  reich. Der Park löst das Fitnessstudio ab,    Körper ausstrecken. Nun den Oberkörper herabbeugen, bis sich
  das haben bereits viele Städte erkannt:       die Schulter unterhalb des Ellenbogens befindet. Anschließend in
  Sie frischen alte Trimm-Dich-Pfade wie-       die Ausgangsposition zurückdrücken.
  der auf oder installieren Sportgeräte in
  den Parks. Und wenn nicht, wird mit et-
  was Kreativität jede Parkbank zum Trai-       Tipp:
  ningsutensil. Auch das Training mit dem       Einsteiger trainieren am besten mit einem Partner, denn so
  eigenen Körpergewicht, Functional Fit-        kann man sich gegenseitig kontrollieren, korrigieren und
  ness genannt, ist effektiv und kann all-      optimieren. Außerdem macht es in einer Gruppe viel mehr Spaß.
  tagsnah gestaltet werden. Joggen Sie ein-
  fach zum nächsten Park und probieren          Welche Locations in Ihrer Nähe zum Trainieren einladen,
  Sie die Übungen auf der rechten Seite.        finden Sie unter: www.bbtgruppe.de/leben

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                                                                                                                      13
patientensicherheit

LOTSEN IN DER WELT
DER ARZNEIEN

                      BBT-Magazin 1/2019
14
TEXT: JORIS HIELSCHER | FOTOS: ANDRÉ LOESSEL

                     Wenn Menschen mehrere Medikamente gleichzeitig neh-
                     men oder die Dosis nicht stimmt, kann es zu unerwünschten
                     Arzneimittelwirkungen kommen – Hunderttausende sind
                     jährlich davon betroffen. Chefapotheker Burkhard Backhaus
                     und sein Team vom paderlog Zentrum für Krankenhauslo-
                     gistik und Klinische Pharmazie setzen sich dafür ein, solche
                     Ereignisse zu vermeiden und die Behandlung mit Arzneimit-
                     teln zu verbessern.

                     H
                              ier haben wir angefangen, ganz        mittel-Experten“, erklärt Backhaus. So
                              bescheiden“, erzählt Burkhard         beraten die 14 Apotheker des pader-
                              Backhaus mit einem Lächeln,           log Ärzte und Pflegekräfte umfassend
                              während er den Blick über das         zu Arzneimitteltherapien, informie-
                     Büromobiliar schweifen lässt. In drei          ren über Wechselwirkungen zwischen
                     Büroräumen kümmerte er sich zu-                Wirkstoffen und verfolgen die neuesten
                     sammen mit acht Mitarbeitern um die            wissenschaftlichen Erkenntnisse. Der
                     Beschaffung von Medikamenten für               Chefapotheker hat vieles in Gang ge-
                     das Brüderkrankenhaus St. Josef und            setzt, damit Patienten mit den richtigen
                     das St. Johannisstift in Paderborn. Aus        Medikamenten behandelt werden. „Un-
                     den drei Zimmern ist mittlerweile ein          ser Hauptziel ist es, die Arzneimittelthe-
                     moderner dreistöckiger Logistikkom-            rapie sicher und wirksam zu gestalten“,
                     plex geworden, mit Büros, hochspezi-           sagt Backhaus.
                     alisierten Laboren und einem großen
                     Hochregal-Lager, an dem gleichzeitig           Apotheker beraten
                     sechs LKWs beladen werden können.              zum Medikamentenmix
                     Anstatt zwei Kliniken versorgen nun-
                     mehr 76 Mitarbeitende 21 Krankenhäu-           Das geschieht unter anderem in einem
                     ser in Ost-Westfalen, im Münsterland           Aufnahmebüro, das zwischen der Emp-
                     und im Sauerland mit Arzneimitteln,            fangshalle des Brüderkrankenhauses St.
                     Medizinprodukten sowie Büro- und               Josef und der zentralen Aufnahme liegt.
                     Haushaltswaren. „Mit allem, was im             Der Standort ist gut gewählt: Bevor Pa-
                     Krankenhaus gebraucht wird“, erklärt           tienten zur Behandlung auf die Station
                     der Chefapotheker. Es ist das Lebens-          kommen, werden ihre Medikamente
                     werk des 64-Jährigen, der vor 35 Jahren        hier systematisch erfasst. Eine Apothe-
                     die Krankenhausapotheke gegründet              kerin achtet auf Wechselwirkungen zwi-
                     hat und sie seitdem leitet. Doch das pa-       schen den Wirkstoffen und darauf, dass
                     derlog Zentrum für Krankenhauslogis-           wichtige Besonderheiten bei geplanten
                     tik und Klinische Pharmazie versorgt           Therapien berücksichtigt werden.
                     nicht nur Krankenhäuser, sondern setzt             „Das ist gerade bei Patienten sehr
                     sich auch intensiv für die Patientensi-        wichtig, die viele Medikamente bekom-
                     cherheit ein. „Apotheker sind Arznei-          men“, erklärt Backhaus. Wenn diese

BBT-Magazin 1/2019
                                                                                                           15
patientensicherheit

nicht aufeinander abgestimmt sind, ein     die Stationen von neun Krankenhäu-          nen schickt, sind Stationsapotheker in
neues Präparat dazukommt oder die          sern, zumeist auf geriatrische, onkologi-   Deutschland eher unüblich. Denn sie sind
Dosis falsch eingestellt ist, können un-   sche und Intensiv-Stationen. „Jedes Jahr    derzeit gesetzlich nicht vorgeschrieben
erwünschte Arzneimittelwirkungen die       schauen sich unsere Stationsapotheker       und ihre Tätigkeit wird von den Kranken-
Folge sein. „Laut Studien werden pro       rund 30.000 Patienten an“, erzählt Back-    kassen nicht vergütet. Dabei kostet ein
Jahr rund eine halbe Million Menschen      haus, „und bei rund einem Drittel wer-      Stationsapotheker ungefähr so viel wie
aus diesem Grund ins Krankenhaus           den sie aktiv.“ In Absprache mit den be-    ein Assistenzarzt. „Die Qualität unserer
eingewiesen“, sagt der Apotheker. „Es      handelnden Ärzten wird die Medikation       Beratung muss also so wertvoll sein wie
ist daher fundamental wichtig, dass wir    geändert, oder die Apotheker prüfen un-     ein zusätzlicher Arzt“, erläutert Backhaus.
vor der Behandlung genau wissen, wel-      klare Angaben zur Therapie.                 „Wir haben es geschafft, zusammen mit
che Medikamente ein Patient nimmt.“                                                    den Ärzten Apotheker für die Sicherheit
     Doch nicht nur vor der Behandlung,    Unterwegs auf den Stationen                 der Patienten auf die Stationen zu brin-
auch währenddessen stehen Backhaus                                                     gen“, erzählt er nicht ohne Stolz.
Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite.     Während Backhaus schon seit zehn                 Damit ausreichend derartig qualifi-
Insgesamt zehn Apotheker gehen auf         Jahren seine Mitarbeiter auf Statio-        zierte Mitarbeiter auf den Stationen ein-
                                                                                       gesetzt werden können, hat das paderlog
                                                                                       eine intensive Fortbildung konzipiert.
                                                                                       Denn eine gesetzlich vorgeschriebene
                                                                                       Ausbildung zum Stationsapotheker exis-
                                                                                       tiert in Deutschland nicht. Zur Vorberei-
                                                                                       tung auf die Stationsarbeit werden die
                                                                                       Apotheker im paderlog zwölf Monate
                                                                                       intensiv geschult. Und auch später besu-
                                                                                       chen sie weiter Fortbildungen, schwie-
                                                                                       rige Fälle werden regelmäßig auch in
                                                                                       Videokonferenzen im Team besprochen.
                                                                                       „Die hohe geforderte Qualität unserer Be-
                                                                                       ratungsleistung im Rahmen der intensi-
                                                                                       ven Zusammenarbeit mit den Ärzten vor
                                                                                       Ort stellt uns vor hohe Anforderungen“,
                                                                                       erklärt Backhaus.

                                                                                       Anfragen rund um Arzneimittel

                                                                                       Von dem geballten Fachwissen profitie-
                                                                                       ren nicht nur Patienten auf den jewei-
Burkhard Backhaus                                                                      ligen Stationen, sondern deutlich mehr
hat ein Zentrum für                                                                    Menschen. Backhaus und sein Team
Logistik und Fach­                                                                     haben mit der Arzneimittelinformati-
wissen aufgebaut.
                                                                                       onsstelle eine zentrale Anlaufstelle aller
Im paderlog sorgen
                                                                                       Fragen rund um das Thema aufgebaut.
rund 80 Mitarbei­
tende für einen
                                                                                       Sie beantworten im Jahr mehr als 2.000
sicheren Umgang                                                                        Anfragen vom ärztlichen und pflegeri-
mit Arzneien.                                                                          schen Dienst unserer Krankenhäuser
                                                                                       bei schwierigen Fällen. Dabei greifen die
                                                                                       Apotheker auf ein umfangreiches Archiv
                                                                                       und internationale Datenbanken zurück.
                                                                                       „Wir müssen auf dem neuesten Stand der
                                                                                       Forschung sein und bei der Beantwor-
                                                                                       tung immer den Patienten im Blick ha-
                                                                                       ben“, erklärt Backhaus. Außerdem erar-

                                                                                                        BBT-Magazin 1/2019
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Sehen Sie Burkhard Backhaus und sein Team
                                                                                              im Video: www.bbtgruppe.de/leben

beiten sie Therapiestandards und beraten
im richtigen Umgang mit Antibiotika, um                                                          VON A BIS Z: ALLES FÜR
Resistenzen zu vermeiden.
    Burkhard Backhaus hat in seiner                                                              DIE SICHERE ARZNEIGABE
Karriere viel erreicht: Nach dem Stu-
dium in Münster baute er mit gerade                                                              Antibiotika sind die wichtigste Waffe
einmal 28 Jahren die Krankenhausapo-                                                             bei der Behandlung bakterieller Infektio-
theke auf. In 35 Jahren hat er sie zum                                                           nen. Doch durch den wahllosen Einsatz
Zentrum nicht nur für Logistik, sondern                                                          von Arzneimitteln beispielsweise in der
auch für hochspezialisiertes Fachwissen                                                          Landwirtschaft haben sich bakterielle
weiterentwickelt. „Besonders stolz bin                                                           Krankheitserreger gebildet, die gegen-
ich auf meine Mitarbeiter, die diesen                                                            über Antibiotika weniger empfindlich
hohen Grad an Sicherheit in der Bera-                                                            oder sogar völlig resistent geworden sind.
tungsleistung erreicht haben“, sagt er.                                                          Das ist ein großes Problem in der Arznei-
                                              Bei allen Fragen rund um Medikamente               mitteltherapie. Aus diesem Grund haben
Zeit für andere Dinge                         haben die Apotheker stets den Patienten            Apotheker des paderlog eine Ausbildung
                                              im Blick.                                          zu sogenannten ABS-Experten (Antibiotic
Noch ein Jahr arbeitet Backhaus, dann                                                            Stewardship) absolviert. Die ABS-Experten
geht es für ihn in den Ruhestand. „Ich                                                           beraten behandelnde Ärzte im richtigen
werde mein Team vermissen, gleichzei-                                                            Umgang mit Antibiotika, um solche Resis-
tig freue ich mich, viel Zeit für meine Fa-                                                      tenzen zu vermeiden. Sie achten außer-
milie zu haben“, erzählt er. Die Zeit kann                                                       dem auf die Einhaltung neuer Therapie-
er gut gebrauchen, seine Familie ist eine                                                        richtlinien und schulen Kollegen.
richtige Großfamilie: Er hat vier Kinder
und acht Enkel. Außerdem kümmern                                 Entschieden                     Zudem hat eine Antibiotikakommissi­
seine Frau und er sich um zwei Pflege-                           für Menschen                    on aus Ärzten und Apothekern am Brü-
kinder aus Afghanistan. Auch für viele                           200 Jahre Peter Friedhofen      derkrankenhaus St. Josef einen Online-
seiner jungen Mitarbeiterinnen ist es                                                            Leitfaden entwickelt, der permanent
nicht immer einfach, Beruf und Fami-                                                             auf den neuesten Stand gebracht wird.
lie unter einen Hut zu bringen, weiß er,        DAMALS WIE HEUTE                                 Dieser Leitfaden, der eine Auswahl der
„gerade bei unseren hohen Ansprüchen                                                             häufigsten bakteriellen und parasitären
                                                2019 feiern der Orden der Barmher-
an unsere Tätigkeiten für die Sicherheit                                                         Infektionen sowie wichtige Informatio-
                                                zigen Brüder von Maria-Hilf und die
unserer Patienten.“ Ihm liegt die Verein-                                                        nen zu den eingesetzten Arzneimitteln
                                                BBT-Gruppe gemeinsam in einem Ju-
barkeit von Arbeit und Familie am Her-                                                           beinhaltet, hilft Ärzten bei der Auswahl
                                                biläumsjahr den 200. Geburtstag des
zen, das paderlog bietet einiges in die-                                                         des geeigneten Medikaments und bei
                                                Ordensgründers, des Seligen Bruders
sem Bereich. „Wir geben uns viel Mühe                                                            Art und Dauer der Dosierung.
                                                Peter Friedhofen. Dabei geht es nicht
familienfreundliche Arbeitsmodelle zu
                                                nur um einen Rückblick: Was bedeu-
etablieren. Denn wir brauchen sehr gut                                                           Das paderlog Zentrum für Krankenhaus-
                                                tet es heute, in der Tradition Peter
ausgebildete und hochmotivierte Mitar-                                                           logistik und Klinische Pharmazie kauft
                                                Friedhofens zu arbeiten? Entschieden
beiter.“ Mit ihrem Wissen helfen sie mit,                                                        nicht nur Arzneimittel ein, sonders stellt
                                                für Menschen trat der Ordensmann
die Behandlung mit Arzneien sicherer zu                                                          auch selbst welche her. Es handelt sich
                                                im 19. Jahrhundert sein Werk an,
machen und auf diese Weise unnötige                                                              größtenteils um sogenannte Zytostatika,
                                                wozu heute mehr als 80 Einrichtun-
Leiden für die Patienten zu verhindern.                                                          Sub­stanzen, die das Zellwachstum bezie-
                                                gen zählen. Mehr als 12.000 Mitar-
      „Warum wir solchen Aufwand be-                                                             hungsweise die Zellteilung hemmen. Sie
                                                beitende stehen als Dienstgemein-
treiben?“, fragt der 64-Jährige. „Ich stel-                                                      werden in erster Linie in der Chemothera-
                                                schaft in seiner Nachfolge. „Leben!“
le mir immer vor, meine Mutter, mein                                                             pie bei einer Krebserkrankung eingesetzt.
                                                stellt in diesem Jahr in jeder Ausgabe
Kind oder meine Frau würden im Pa-                                                               Rund 30.000 anwendungsfertige Zube-
                                                Menschen vor, die diese Leitidee Tag
tientenbett liegen – was würde ich in                                                            reitungen produzieren die Mitarbeitenden
                                                für Tag in ihrem Beruf umsetzen.
dieser Situation erwarten? Das nehme                                                             jährlich.
ich als Maßstab für meine tägliche Ar-
beit.“ ■

BBT-Magazin 1/2019
                                                                                                                                      17
standpunkt

                                                                                            Der Plot: Seitdem die Kosten für die Be-
                                                                                            handlung von Patienten nach einem ein-
                                                                                            heitlichen Abrechnungssystem erfolgen,

In der
                                                                                            müssen Krankenhäuser wie Unternehmen
                                                                                            wirtschaften. Damit verbunden sind Einspa-
                                                                                            rungen beim Personal und die Konzentra-

Krankenhausfabrik
                                                                                            tion auf lukrative Fälle. Zu Wort kommen
                                                                                            Ärzte, Pflegefachkräfte, Geschäftsführer
                                                                                            und Patienten, die aus ihrer Perspektive
                                                                                            die „fatalen Folgen“ einer zunehmenden
Anfang November 2018 kam der Dokumentarfilm                                                 Ökonomisierung im Gesundheitswesen be-
                                                                                            schreiben. Die beiden Filmemacher Leslie
„Der marktgerechte Patient“ in die deutschen                                                Franke und Herdolor Lorenz sind klug ge-
Kinos. „Leben!“-Chefredakteur Martin Fuchs hat                                              nug, die Worte und Bilder für sich sprechen
sich den Film über die „Ursachen und fatalen                                                zu lassen. Obwohl „ein Film von unten“, so
Folgen der Fallpauschalen“, wie der Pressetext                                              der Pressetext, ersparen sie dem Zuschauer
                                                                                            die Plattitüden eines „Team-Wallraff-Un-
formuliert, angeschaut. Eine Filmkritik.                                                    dercover-Reportagen-Spektakels“.

                                                                                            Vom Patienten zum Kunden

                                                                                            „Es wurde bewusst ein ökonomisches Den-
                                                                                            ken befördert, in dem ein Krankenhaus letzt-
                                                                                            lich auch ein Unternehmen wurde. Was im-
                                                                                            plizit dazu geführt hat, dass der Patient nicht
                                                                                            mehr als ‚homo patiens‘, also als ‚leidender
                                                                                            Mensch‘, sondern als Kunde oder Klient ge-
                                                                                            sehen wird“, beschreibt Professor Dr. Chris-
                                                                                            toph Klein, Chefarzt in der Kinderklinik der
                                                                                            Universität München, die Situation.
                                                                                                Dass es auch anders geht, zeigt „Der
                                                                                            marktgerechte Patient“ am Beispiel des
                                                                                            Städtischen Klinikums Dortmund. Vor fünf
                                                                                            Jahren wies die Krankenhausleitung Un-
                                                                                            ternehmensberatern die Tür und besann
                                                                                            sich auf die eigene Lösungskompetenz. Ein
                                                                                            Verweildauermanagement-System, das an-
                                                                                            zeigt, ab wann ein Patient „unwirtschaft-
                                                                                            lich“ ist, wurde gar nicht erst eingeführt.
                                                                                            Die Management-Losung „am Bett des
                                                 Illustration: Markus Grolik/toonpool.com

                                                                                            Patienten wird nicht gerechnet“ hat sich
                                                                                            dennoch bezahlt gemacht. Nicht nur in der
                                                                                            Motivation der Mitarbeitenden.

                                                                                            Lösung: Abschaffung des DRG-Systems

                                                                                            Doch dies sei eher die Ausnahme, denn
                                                                                            die Regel. „Der marktgerechte Patient“

                                                                                                              BBT-Magazin 1/2019
18
plädiert in seinen Lösungsvorschlägen          munale Steuergelder dienen nicht der Sub-      Dramaturgie und Protagonisten sind au-
für eine Veränderung der Rahmenbedin-          vention von Krankenhausdefiziten.              thentisch und verzichten auf unnötige
gungen. Dazu gehört mehr Personal und                                                         Effekte. Das ein und andere Klischee wird
ein neues Finanzierungssystem. So ver-         Zu kurz gedacht                                zwar bedient, führt aber nicht dazu, dass
wundert es nicht, wenn in der Schlussse-                                                      der Film die Wirklichkeit überzeichnet.
quenz die Gesamtbetriebsratsvorsitzende        Mit seinem Plädoyer für die Abschaffung        Schade ist, dass der Zuschauer mit einer
der Städtischen Kliniken München, Ingrid       des DRG-Systems macht es sich der Film         gewissen Hilflosigkeit zurückgelassen
Greif, das letzte Wort behält: „Nach all       ein wenig zu einfach. Die Folgen des de-       wird. Denn mit Unterschriftensammlun-
den Erfahrungen glaube ich nicht, dass es      mografischen Wandels, die Chancen, die         gen und Streiks für mehr Personal allein
hilft, das DRG-System zu ändern; ich glau-     der medizinische und technologische Fort-      wird es nicht getan sein. Vielmehr sollte es
be, es muss abgeschafft werden.“               schritt bieten, bleiben ebenso unerwähnt       doch darum gehen, strukturelle Lösungs-
                                               wie die Vorteile einer in der Tat komplexen    möglichkeiten aufzuzeigen, Verantwor-
Es geht auch anders                            Krankenhausfinanzierung, die auf gerech-       tung zu übernehmen, statt die Schuld nur
                                               te Marktbedingungen für alle Kranken-          in der Politik oder dem Fallpauschalen-Sys-
Ein Film wie „Der marktgerechte Patient“       häuser in Deutschland zielt. Ein Beispiel:     tem zu suchen. Hier habe ich weitere Bei-
darf und muss ein wenig Schwarz-Weiß-          Ja, man kann, wie im Film Dieter Reiter,       spiele, wie aus dem Klinikum Dortmund,
Malerei betreiben. Schade ist, dass sich       Oberbürgermeister der Stadt München,           vermisst. Sollte es also eine Fortsetzung
                                                                                              geben, dann sollte es ein Film sein, der

    Mit Unterschriftensammlungen
                                                                                              zeigt, wie die freigemeinnützigen Kran-
                                                                                              kenhäuser in Deutschland ihren Versor-
                                                                                              gungsauftrag wirtschaftlich und im Dienst
  und Streiks für mehr Personal allein                                                        für Menschen gestalten.

    wird es nicht getan sein.
die Beispiele ausschließlich auf öffentlich-   bedauern, dass das EU-Kartellrecht die
rechtliche und privatwirtschaftlich geführ-    Subventionierung von öffentlichen Kran-         Der marktgerechte Patient
te, nicht auf freigemeinnützige Kranken-       kenhäusern einschränkt. Andererseits, wie       Ein Film von unten
häuser beziehen. Denn das würde das Bild       sähe dann wohl die Krankenhausland-             von Leslie Franke & Herdolor Lorenz
deutlich verändern. Auch freigemeinnüt-        schaft in Deutschland aus? Gute Versor-         DE 2018, 82 Min., deutsche OF
zige Krankenhäuser, die mit 673, davon         gung in reichen, schlechte Versorgung in        www.der-marktgerechte-patient.org
über 500 konfessionellen Häusern, die          armen Kommunen und Städten? Dass sich
zweitgrößte Gruppe der 1.951 Kranken-          so keine flächendeckende Versorgung si-
häuser in Deutschland (2016) bilden, müs-      cherstellen lässt, liegt auf der Hand.
sen wirtschaftlich arbeiten. Aber sie sind,
vereinfacht gesagt, gesetzlich verpflichtet,   Mein Fazit
Gewinne zu reinvestieren.
   Denn auch freigemeinnützige Häu-            „Der marktgerechte Patient“ mag didak-
ser müssen aus Personalmangel „Betten          tisch – filmisch auf jeden Fall – ein wenig
schließen“, wenn die Versorgung von Pa-        altbacken wirken. Aber sein Plädoyer, dass
tienten nicht mehr sichergestellt werden       Gesundheit kein Wirtschaftsgut ist, son-
kann. Auch freigemeinnützige Häuser            dern dass das Wohl und die Gesundheit
rechnen nach Fallpauschalen ab. Aber,          der Patienten am Anfang aller Wertschöp-       Martin Fuchs
ähnlich wie es am Beispiel des Städtischen     fungsketten stehen müssen, ist berechtigt.     ist „Leben!“-
Klinikums Dortmund gezeigt wird, ist die       Dafür braucht es ausreichend Personal und      Chefredakteur und
Perspektive eine andere: Hier profitiert der   eine Politik, die dies gesetzlich regelt und   Pressesprecher der
Patient, nicht der Aktionär. Und auch kom-     sicherstellt. Drehbuch, Kameraführung,         BBT-Gruppe.
                                                                                                                                             Foto: Privat

BBT-Magazin 1/2019
nahdran
BRÜDERKRANKENHAUS TRIER INVESTIERT IN VERBESSERUNG DER PATIENTENVERSORGUNG

Grundsteinlegung für ein neues Bettenhaus
Auf dem Gelände des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder                  Im ersten Obergeschoss sind moderne Endoskopie-Untersu-
Trier wurde der Grundstein für ein neues Bettenhaus gelegt. Die-        chungsräume für die Abteilung für Innere Medizin I geplant mit
ses wird zukünftig den Namen St. Martinus tragen und parallel           den dazugehörigen Räumen des klinischen Arztdienstes. Die Bet-
neben dem Gebäude St. Johann errichtet. Es soll über Brücken-           tenstationen befinden sich im zweiten bis vierten Obergeschoss,
und Tunnelsysteme an Krankenhauslogistik und -verkehrswege              Im fünften Stock ist ein Technikgeschoss vorgesehen. Insgesamt
angebunden werden.                                                      hat das neue Gebäude eine Bruttogesamtfläche von 13.801 Qua-
    „Damit beginnt ein weiteres großes Bauvorhaben auf dem Ge-          dratmetern. Nach Abschluss der Baumaßnahmen erfolgt eine
lände des Brüderkrankenhauses zur langfristigen Verbesserung            Neugestaltung und Begrünung der während der Bauphase als
der Patientenversorgung und Sicherstellung unseres Versorgungs-         Behelfszufahrt und Baustelleneinrichtung genutzten Parkanlage.
auftrags für die Region“, sagt Bruder Peter Berg, Regionalleiter           Neben dem neuen Bettenhaus ist auch die Erweiterung der
der BBT-Gruppe in der Region Trier anlässlich der Grundsteinle-         Intensivstation in Planung. Die Sanierung der alten OP-Räumlich-
gung. Das erhöhte Patientenaufkommen in den letzten Jahren              keiten soll Ende 2019 abgeschlossen werden. Das neue Bildungs-
und die gewachsenen Ansprüche an eine zeitgemäße Patienten-             institut wurde zum Jahresende 2018 fertiggestellt.
unterbringung haben diese Maßnahme notwendig werden las-
sen. Regionalleiter Christian Weiskopf ergänzt: „Die Investitionen
                                                                        Feierliche Grundsteinlegung (v. li.): Krankenhauspfarrer Hans
in das neue Bettenhaus sind ein weiterer Schritt im Modernisie-
                                                                        Edmund Kieren-Ehses, Kaufmännischer Direktor Stefan Uhl,
rungsplan des Brüderkrankenhauses. Die Fertigstellung des Ge-           Pflegedirektor Jörg Mogendorf, Hausoberer Markus Leineweber,
bäudes ist bis voraussichtlich Ende 2021 vorgesehen. Dann wer-          Bürgermeisterin Elvira Garbes, Ortsvorsteher Trier-Nord Christian
den auf drei Etagen insgesamt 119 Patientenbetten in Dreibett-,         Bösen, Ärztlicher Direktor Prof. Winfried A. Willinek, Regionalleiter
Zweibett- und Einbettzimmern zur Verfügung stehen.“ Insgesamt           Christian Weiskopf, Aufsichtsratsvorsitzender Bruder Alfons Maria
wird die Baumaßnahme 53,7 Millionen Euro kosten.                        Michels und Regionalleiter Bruder Peter Berg.
    Im Untergeschoss sind diagnostische Räumlichkeiten vorgesehen,
zum Beispiel für die Computertomografie sowie eine Strahlenthera-
pie, die von der überörtlichen Gemeinschaftspraxis Xcare – Gruppe Ra-
diologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie betrieben wird. Im
Erdgeschoss wird in Kooperation mit dem Kuratorium für Dialyse
und Nierentransplantation (KfH) eine 28 Plätze umfassende neue
Dialysestation eingerichtet mit den dazugehörigen administrativen
Flächen sowie eine CAPD-Ambulanz für die Bauchfelldialyse.

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